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Warnung vor falscher Sicherheit

19.10.20251. Korinther 10,1-13

Ein gefährlicher Mythos und seine Folgen

Als die Titanic 1912 zu ihrer Jungfernfahrt auslief, hatte sich in den Medien längst ein Mythos über sie verbreitet: Sie sei unsinkbar. Es war das größte Schiff der damaligen Zeit, gebaut nach den modernsten Standards. Die Reederei hatte von vornherein weniger Rettungsboote eingeplant, als eigentlich nötig gewesen wären für die vielen Passagiere.

Man dachte, diese Rettungsboote würden eh nie gebraucht, und es sei besser, etwas mehr Platz an Deck zu haben, um die schöne Fahrt zu genießen. Niemand rechnete ernsthaft damit, dass auf der Fahrt in die USA wirklich etwas Schlimmes passieren könnte. Doch es kam ganz anders. Dieses gewaltige Schiff kollidierte mit einem Eisberg, und es dauerte keine drei Stunden, bis die Titanic Geschichte war. Über 1500 Menschen verloren ihr Leben in den eisigen Fluten des Nordatlantiks.

Was diese Geschichte zusätzlich tragisch macht, ist, dass man mehr hätte retten können, als tatsächlich gerettet wurde. Zwar gab es nur etwa 1100 Plätze in den Rettungsbooten, doch davon blieben immer noch 400 leer. Das lag auch daran, dass manche auf der Titanic sagten: „Ich steige doch nicht in so ein Rettungsboot, ich bleibe lieber hier auf diesem Schiff, das ist doch unsinkbar.“ Sie glaubten dem Mythos, vertrauten dem Schiff – und das erwies sich als ein schlimmer Irrtum. Sie ertranken jämmerlich. Was für eine falsche Sicherheit!

Unser Predigttext zeigt uns heute, dass es auch eine solche falsche Sicherheit im Blick auf Gott gibt. Das ist ein sehr herausforderndes Wort an diesem Tag. Du kannst überzeugt sein, dass du zu Gott gehörst und sicher bei ihm bist – und dennoch in Wahrheit gar nicht sicher sein. Du kannst deine Situation völlig falsch einschätzen, so wie die Menschen auf der Titanic, mit ganz bitteren Folgen.

Es gibt Bibeltexte, die unseren Glauben wirklich auf den Prüfstand stellen. 1. Korinther 10 ist so ein Text. Ich bin überzeugt, dass Gott ihn uns nicht gibt, um uns Angst und Panik zu machen, sondern als ein Wort, das Leben retten soll. Ein Wort von einem liebenden und barmherzigen Gott, der uns warnt und uns ins Leben spricht: Vorsicht vor falscher Sicherheit! Finde echte Sicherheit, finde wahre Rettung bei mir.

Ich lese uns diese Worte aus 1. Korinther 10, die Verse 1 bis 13:

Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth:
„Ich will euch aber, liebe Brüder, nicht in Unwissenheit darüber lassen, dass unsere Väter alle unter der Wolke gewesen und alle durchs Meer gegangen sind, und alle sind auf Mose getauft worden durch die Wolke und durch das Meer. Sie haben alle dieselbe geistliche Speise gegessen und alle denselben geistlichen Trank getrunken. Sie tranken nämlich von dem geistlichen Felsen, der ihnen folgte. Der Fels aber war Christus. Aber an den meisten von ihnen hatte Gott kein Wohlgefallen, denn sie wurden in der Wüste erschlagen. Das ist aber geschehen, uns zum Vorbild, damit wir nicht am Bösen unsere Lust haben, wie jene sie hatten. Werdet auch nicht Götzendiener, wie einige von ihnen es wurden, wie geschrieben steht: ‚Das Volk setzte sich nieder, um zu essen und zu trinken, und stand auf, um zu tanzen.‘ Auch lasst uns nicht Hurerei treiben, wie einige von ihnen Hurerei trieben, und an einem einzigen Tag kamen 23 um. Lasst uns auch nicht Christus versuchen, wie einige von ihnen versuchten und wurden von den Schlangen umgebracht. Mordet auch nicht, wie einige von ihnen mordeten und wurden umgebracht durch den Verderber. Dies wieder vor euch als ein Vorbild. Es ist aber geschrieben, uns zur Warnung, auf die das Ende der Zeiten gekommen ist. Darum: Wer meint, er stehe, mag zusehen, dass er nicht falle. Bisher hat euch nur menschliche Versuchung getroffen; aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr es ertragen könnt.“

Vater im Himmel, wir danken dir für dein Wort, ein Wort, das Leben rettet. Du kennst jeden Einzelnen von uns, du weißt, wo wir stehen in der Beziehung zu dir, du weißt, ob wir wirklich sicher sind in dir oder ob wir in Gefahr sind. Wir beten, dass wir alle diese Warnungen hören und verstehen. Dass sie uns zum Leben dienen, uns helfen, in der Beziehung zu dir wegzugehen von dem, was gefährlich ist, von dem, was uns von dir wegführt, hin zu dir zu fliehen, hin zu Christus zu fliehen. Bitte sprich du zu uns und hilf uns, deine Stimme zu hören und zu verstehen. Amen.

Paulus warnt die Korinther hier sehr eindringlich: Vorsicht vor falscher Sicherheit! Die Botschaft besteht aus drei Teilen: Zuerst eine Erinnerung – schaut, was mit Israel auf der Wüstenwanderung geschehen ist. Dann eine Ermahnung – haltet euch fern vom Bösen, meidet es! Und schließlich eine Ermutigung – findet wahre Sicherheit bei Gott.

Das sind die drei Punkte, über die ich mit euch nachdenken möchte. Wir beginnen mit der Erinnerung in den Versen 1 bis 5: Seht, was mit Israel geschah.

Was Paulus hier am Anfang macht, ist, dass er an die wunderbare Rettung Israels aus der Sklaverei in Ägypten erinnert und wie Gott sein Volk auf der Wüstenwanderung geführt und versorgt hat. Er betont, dass er das nicht nur für ein paar Auserwählte getan hat, sondern für alle – für das ganze Volk. Das ist ein Schlüsselwort in den ersten Versen: Diese Rettung war für alle da, Gott hat sie alle reich gesegnet.

Paulus erzählt die Geschichte so, dass er Parallelen von der Situation Israels zur Gemeinde und zu uns zieht. Er sagt, sie waren alle getauft – nicht auf Christus wie wir, aber getauft auf Mose. Die Ähnlichkeiten dieser Taufe sind auffällig im Vergleich zu unserer christlichen Taufe. Sie wurden durch das Wasser hindurch von Gott geführt in ein neues Leben. Er versenkte ihre Feinde, die Ägypter, in den Fluten, befreite sie aus der Sklaverei und führte sie in die Freiheit.

Das ist genau das, was die christliche Taufe symbolisiert: Wir sind gerettet zu einem neuen Leben, durch das Wasser hindurch in die Freiheit geführt. Unsere Sklavenidentität, unsere Knechtschaft und Abhängigkeit von der Sünde sind gebrochen. Wir sind befreit durch Christus; unsere Feinde, die Sünde, der Tod und der Teufel, sind besiegt. Wir sind neu.

Paulus will, dass sie diese Parallele erkennen. Israel hatte auch eine geistliche Speise und einen geistlichen Trank – so wie ihr, liebe Korinther, ihr habt das Abendmahl, eine geistliche Speise und einen geistlichen Trank.

Ihre geistliche Speise damals war das Manna, das Brot in der Wüste, das Gott gab, um sein Volk zu versorgen, und das Wasser aus dem Felsen. Paulus sagt, dieser Fels war Christus. Das ist erstaunlich und gar nicht so leicht vorstellbar: Gott versorgte sein Volk auf der Wüstenwanderung durch diesen Felsen, Christus, der mit dem Volk war, mit Wasser.

Wir sehen dieses Wunder in 2. Mose 17, als aus dem Felsen Wasser kam. Paulus zeigt, dass es viel mehr war, als nur leibliche Versorgung mit Brot und Wasser. Es war geistliche Speise und geistlicher Trank. Gott stärkte sie durch die Beziehung zu sich, er begegnete ihnen, er war mit ihnen in Christus.

Erstaunlich, oder? Christus ist nicht erst im Neuen Testament die Quelle des Lebens, sondern schon im Alten Testament für sein Volk der Weg zum Leben, die Quelle des Lebens. Paulus sagt das bewusst, um den Korinthern zu zeigen: Seht, wie gesegnet sie waren! Gott hat sie gerettet, versorgt und geführt in Gestalt der Wolke. Christus war bei ihnen, er gab ihnen zu essen und zu trinken, er sorgte geistlich für sie – so wie er auch für euch sorgt, liebe Korinther, so wie er für uns sorgt, liebe FWG Münchenmitte.

Dann kommt Vers 5, und er wirkt wie ein Hammer: Paulus sagt, an den meisten von ihnen hatte Gott kein Wohlgefallen, denn sie wurden in der Wüste erschlagen. Offensichtlich waren all diese Segnungen kein Beweis dafür, dass dieses Volk wirklich eine intakte Beziehung zu Gott hatte. Das Gegenteil war der Fall. An den meisten hatte Gott kein Wohlgefallen.

Deshalb hat kaum einer dieser Generation, die aus Ägypten befreit wurde, das verheißene Land gesehen. Tatsächlich durften nur zwei Männer das verheißene Land betreten: Josua und Kaleb. Die anderen starben in der Wüste.

Paulus sagt in Vers 6, dass das uns zum Vorbild geschehen ist. Das ist nicht einfach eine Geschichte aus alten Zeiten, sondern wir sollen das Alte Testament so lesen, dass wir daraus lernen, klug werden, Gott mehr erkennen und auch uns selbst besser begreifen. Wir kommen in dieser Geschichte vor, sie hat uns etwas zu sagen.

Was sollen wir lernen? Vor allem das: Sicher bei Gott bist du nicht einfach durch deine Zugehörigkeit zu einer Gruppe, einer Gemeinde oder durch bestimmte Erfahrungen. Das Volk Israel machte grandiose Erfahrungen mit Gott, doch er hatte an vielen kein Wohlgefallen.

Auch nicht durch Lippenbekenntnisse. Du kannst in eine christliche Familie hineingeboren sein – viele unserer Kinder und Jugendlichen sind das – doch das garantiert keine heile Beziehung zu Gott. Du kannst bei einer Evangelisation nach vorne gegangen sein, emotional berührt, vielleicht ein Übergabegebet gesprochen, eine Karte ausgefüllt haben: „Ja, ich will Rettung von Jesus.“ Es kann sein, dass das dich nicht wirklich rettet.

Vielleicht bist du getauft, feierst das Abendmahl, besuchst Gottesdienste, bist Teil eines Hauskreises – und dennoch kann es sein, dass Gott kein Wohlgefallen an dir hat und du nicht sicher bei ihm bist. Weil dir das Entscheidende fehlt: eine echte, lebendige Beziehung zu Jesus Christus.

Ich weiß, dass man das falsch verstehen kann und dass manche sehr sensibel darauf reagieren, auch solche, die wirklich eine lebendige Beziehung zu Jesus haben. Deshalb ein kleiner Einschub: Dieses Wort richtet sich nicht an diejenigen, die, um das Bild von der Titanic zu gebrauchen, im Rettungsboot sitzen, um sie zu verunsichern. Vielleicht war es doch eine dumme Idee, in das Boot zu steigen – vielleicht hättest du auf dem Schiff bleiben sollen.

Nein, es ist kein Wort, um deine Beziehung zu Christus infrage zu stellen, wenn du eine hast. Aber es ist ein Wort für jeden von uns, dass wir uns prüfen lassen: Haben wir diese Beziehung? Gott will uns wachrütteln, Paulus will uns wachrütteln mit dieser dramatischen Geschichtslektion.

Du kannst so nah bei Gott sein wie das Volk Israel, das aus Ägypten ausgezogen ist und so viele Wunder erlebte – und doch seine Rettung verpassen, weil dein Herz nicht Jesus gehört.

Wie kannst du prüfen, ob dein Herz wirklich Jesus gehört? Die herausfordernde Antwort in den Versen 6 bis 12 lautet: Es zeigt sich daran, wie du lebst. Rettender Glaube zeigt sich in einem veränderten, neuen Leben.

Paulus greift hier einige der schlimmsten Geschichten aus Israels Geschichte auf, um deutlich zu machen: Wenn deine Zugehörigkeit zu Gottes Volk – oder zur Gemeinde – nicht zu einem neuen Leben führt, dann ist sie nichts wert. Dann bist du in großer Gefahr.

Das ist der zweite Punkt: Eine Ermahnung – meidet das Böse! Die Verse 6 bis 12 geben einige Beispiele aus Israels Geschichte.

Das erste Negativbeispiel ist das, was wir gerade gehört haben: die Geschichte vom goldenen Kalb. Paulus sagt in Vers 7: „Werdet auch nicht Götzendiener, wie einige von ihnen es wurden, wie geschrieben steht: ‚Das Volk setzte sich nieder, um zu essen und zu trinken, und stand auf, um zu tanzen.‘“

Er greift diese Geschichte auf: Das Volk erlebte die wundersame Rettung aus der Sklaverei, doch als Mose weg war, machten sie sich ein goldenes Kalb und sagten: „Das ist unser Gott, der uns aus Ägyptenland gerettet hat.“ Was für ein furchtbarer Bruch mit Gott, was für ein Hohn!

Paulus warnt: Macht das nicht! Kein Götzendienst! Die Gefahr war real, auch in Korinth. Dort gab es viele Tempel für andere Götter, zum Beispiel den großen Tempel für Apollo, weitere für Zeus, Hera und viele andere.

Die Versuchung war groß: Wenn Jesus meine Gebete nicht erhört, mein Leben nicht so läuft, wie ich es mir vorstelle, dann probiere ich eben auch andere Götter aus. Ich gehe in andere Tempel und mache mir meine eigene Religion. Patchwork-Religion gibt es nicht erst heute, sondern auch damals schon.

Paulus zeigt, dass Götzendienst nichts Harmloses ist. Es ist etwas zutiefst Böses. „Habt keine Lust am Bösen“, sagt er. Nur einer verdient unsere Ehre und Anbetung: der lebendige Gott, Schöpfer der Welt, unser Schöpfer. Er teilt diese Position mit niemandem.

Israel musste diese Lektion schmerzlich lernen. Nach dem goldenen Kalb wurden dreitausend Männer erschlagen. Aber wie ist es bei uns? Götter, Tempel und Götzenbilder sind nicht unser Thema, die meisten von uns haben damit wenig oder keine Berührungspunkte.

Doch Götzendienst ist auch heute eine echte Gefahr, denn es geht nicht um Bilder oder Tempel, sondern um unser Herz. Die Frage lautet: Worauf richtest du dein Herz? Wovon hängt dein Leben ab? Was betest du an? Was gibt dir Sicherheit? Wovon versprichst du dir Glück und Erfüllung?

Das kann alles Mögliche sein: Beziehungen, Familie, Sexualität, Geld, Einfluss, Hobbys, Freizeit, Spaß. All das kann dir zum Gott oder Götzen werden.

Der Reformator Johannes Calvin sagte einmal: „Unsere Herzen sind eine Götzenfabrik.“ Wir sind gut darin, unsere Anbetung auf alles Mögliche zu richten – nur nicht auf den lebendigen Gott.

Nicht nur Israel konnte schlimm abirren, wir sind es auch. Deshalb brauchen wir diese Warnung so sehr: Werdet nicht zu Götzendienern! Es ist böse, nicht neutral. Habt keine Lust am Bösen!

Das zweite Negativbeispiel ist die Hurerei, also die Unzucht Israels. Das greift Paulus als Nächstes auf, in Vers 8: „Auch lasst uns nicht Hurerei treiben, wie einige von ihnen Hurerei trieben, und an einem einzigen Tag kamen 23 um.“

Paulus bezieht sich hier auf 4. Mose 25, wo die Männer Israels moabitische Frauen nahmen und Sex außerhalb der Ehe hatten. Das war schon problematisch, weil Gott seinem Volk gesagt hatte, sich nicht mit anderen Völkern zu vermischen, da sie wegführen würden vom Glauben.

Doch Paulus thematisiert hier vor allem die sexuelle Beziehung außerhalb der Ehe, die die Bibel als Unzucht bezeichnet. Auch dieses Beispiel sprach die Situation der Korinther an. Paulus spricht immer wieder das Thema in seinem ersten Korintherbrief an und ermahnt sie, auf den rechten Weg zurückzukehren.

Er kritisiert, dass sie Unzucht in der Gemeinde dulden, zum Beispiel einen Mann, der ein Verhältnis mit der Frau seines Vaters, seiner Stiefmutter, hatte. Das wurde toleriert, niemand wies ihn zurecht.

Auch heute ist das ein Thema. Der Pastor Kent Hughes zitiert in seinem Buch „Mann mit Profil“ eine Umfrage des Magazins „Christianity Today“ unter evangelikalen Christen. Dort gaben 23 % an, außerehelichen Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Fast jeder Vierte sagt also: Ja, ich habe auch Unzucht getrieben. 45 % gaben an, etwas getan zu haben, was sie als sexuell unangebracht ansehen. Jeder Zweite hat also damit zu kämpfen.

Hughes zieht daraus den Schluss, dass weite Teile der heutigen evangelikalen Gemeinden in ihrem Kern korinthisch sind – sie „schmoren im Saft ihrer eigenen Lust“. Er sieht sexuelle Lust als das größte Hindernis zur Gottesfurcht, vor allem bei Männern, vielleicht auch bei manchen Frauen.

Es ist ein Thema, das verheerenden Schaden anrichtet – persönlich, privat und in der Gemeinde. Es ist nicht neutral. Paulus weist auf die verheerenden Folgen hin: An einem einzigen Tag starben 23 Menschen durch Gottes Gericht wegen ihrer Unzucht.

Das ist keine Kleinigkeit, kein Laster, keine Schwäche, sondern etwas Böses. Ich will nicht sagen, dass es einfach ist, gegen sexuelle Versuchungen anzukämpfen. Es ist ein großer Kampf, und es gibt Versuchungen. Aber wir dürfen sie nicht verharmlosen, keine Kompromisse eingehen, nicht verniedlichen.

Das dritte und vierte Negativbeispiel drehen sich um unsere Gedanken, Worte und unsere Haltung gegenüber Gott. In den Versen 9 und 10 heißt es: „Lasst uns auch nicht Christus versuchen, wie einige von ihnen ihn versuchten und wurden von den Schlangen umgebracht. Mordet auch nicht, wie einige von ihnen murrten und wurden umgebracht durch den Verderber.“

Es zeigt sich ein Muster in Israels Geschichte: Sie klagten ständig ihre Leiter an, prangerten ihre Umstände an und letztlich auch Gott. Sie fragten: „Warum hast du uns aus Ägypten geführt? Dort war es doch viel besser. Wir hatten jeden Tag zu essen, einen Job, es ging uns gut.“

Sie verklärten die Vergangenheit, vergaßen schnell, wie schlimm es in Ägypten wirklich war. Sie murrten und setzten Gott auf die Anklagebank. Das ist gefährlich. Es ist ein schmaler Grat zwischen ehrlicher Klage und Anklage Gottes.

Auch Christen können das tun, auch in der Gemeinde sagen: „Als ich noch kein Christ war, war mein Leben besser.“ Das ist gefährlich und sollte nicht verharmlost werden.

Gott bestrafte den Undank Israels mit giftigen Schlangen. Immer wieder bestrafte er sein Volk für Undank und Murren. Vielleicht fragst du dich: Ist das nicht zu hart? Goldenes Kalb, Unzucht, Murren – Menschen sterben dafür. Ist das nicht kleinlich?

Diese Frage zeigt, dass wir oft zu klein über Sünde denken, nicht verstanden haben, wie schlimm Sünde wirklich ist. Paulus sagt in Römer 6,23: „Der Lohn der Sünde ist der Tod.“ Die Rebellion gegen Gott, das Nichtbefolgen seines Willens, hat als gerechtes Urteil den Tod zur Folge.

Das darf tief in unser Herz sinken: Das ist der gerechte Lohn für Sünde.

Erst wenn wir das begreifen, erkennen wir, dass es nicht erstaunlich ist, dass Menschen in Israel starben. Das Erstaunliche ist, dass Gott Menschen verschont, dass Jesus als Sohn Gottes Mensch wurde, um diesen Lohn für uns zu bezahlen.

Jesus ging ans Kreuz von Golgatha, gab sein reines Leben, nahm unsere Schuld und unser Gericht auf sich. Er trug den Zorn Gottes und starb unseren Tod.

Glaubst du das? Glaubst du, dass Sünde so schlimm ist, dass nur der Sohn Gottes sie ausradieren und bezahlen kann?

Die Bibel sagt: Ohne Christus bist du auf dem sinkenden Schiff, dem Tod geweiht. Nur er kann dich retten. Jesus ruft uns vom Kreuz zu: Lasst euch versöhnen mit Gott!

Wenn du das glaubst, wie kannst du dann noch klein über Sünde denken? Wir können das nicht. Es verändert unseren Blick auf Sünde radikal.

Wir singen und bekennen: Für meine Sünden hing er dort, sie brachten ihn ums Leben. Mein Götzendienst, meine Unzucht, mein Murren gegen Gott und alles andere – dafür hat er den Preis bezahlt.

So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er uns nicht zur Rechenschaft zieht, sondern Jesus sein Leben für Sünder gab.

Das verändert deinen Blick nach vorne, es verändert, wie du lebst, wenn du das wirklich verstanden hast. Manche verstehen Jesu Tod als Risikolebensversicherung – etwas, das man in der Schublade hat und hoffentlich nie braucht.

So ist es nicht. Rettender Glaube sieht anders aus. Wenn du wirklich verstanden hast, was Jesus für dich getan hat und wie sehr er dich liebt, willst du dich verändern.

Du möchtest mit der Führung des Heiligen Geistes das Böse in deinem Leben bekämpfen. Wenn du diesen Kampf nicht kennst, ist Vorsicht geboten – Vorsicht vor falscher Sicherheit. Es kann bedeuten, dass du Jesus noch gar nicht wirklich kennst.

Die Bibel macht klar: Heiligung gehört zwingend zu einem wirklich geretteten Leben. Heiligung ist die Folge der Beziehung zu Jesus, Veränderung deines Lebens.

Wir alle brauchen die Ermahnung, die Paulus an die Gemeinde in Korinth richtet. Wir alle brauchen sie, denn die Versuchung zum Bösen ist immer noch da. Sie ist eine reale Gefahr.

Paulus warnt besonders diejenigen in Vers 12, die meinen, das betrifft sie nicht: Sie sagen, Götzendienst kenne ich nicht, sexuelle Unmoral auch nicht, murren über Gott tue ich nicht, ich singe jeden Tag Danklieder, ich bin nicht in Gefahr.

Paulus sagt: Wer meint, er stehe, mag zusehen, dass er nicht falle. Wie viele haben überheblich auf andere herabgeschaut und sind selbst schwer gefallen!

Es gibt viele Beispiele dafür. Wie schnell können veränderte Umstände dazu führen, dass wir anders über Gott denken, ihn vielleicht anklagen und murren.

Wenn du jemanden siehst, der sündigt, ist das nicht die Zeit, ihn zu verurteilen oder herabzuschauen, sondern komm an seine Seite als Bruder oder Schwester. Hilf ihm, wenn es geht, mit Liebe und Barmherzigkeit.

Sei dir deiner eigenen Sache nie zu gewiss. Das ist ein wichtiges Wort für uns alle.

Salomo sagt in den Sprüchen, die wir heute noch kennen: „Hochmut kommt vor dem Fall“ (Sprüche 16,18). Erstaunlich ist, dass dieses Sprichwort von einem Mann stammt, der selbst tief gefallen ist. Im Alter hing sein Herz an Frauen aus anderen Völkern, mit denen er Götzendienst betrieb.

Das soll uns warnen und ermahnen: Wer meint, er stehe, sehe zu, dass er nicht falle.

Kann ich mir dann überhaupt sicher sein, dass ich wirklich ans Ziel komme? Diese Frage kann dich verunsichern.

Ich möchte dir sagen: Ja, du kannst dir sicher sein. Du kannst sicher sein, dass du den Weg bis ans Ziel machst.

Wir haben letzte Woche über den Lauf des Glaubens nachgedacht. Es gibt viel zu gewinnen und eine Sicherheit, die wir haben dürfen. Wir finden sie nicht in uns, sondern in Christus.

Jesus sagt im Johannesevangelium 10: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben. Und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.“

Sicherer geht es nicht. Ein Versprechen von Jesus Christus für jeden, der zu ihm gehört: Niemand wird dich aus meiner Hand reißen. Ich bin dein guter Hirte.

Doch auf dem Weg sorgt dieser gute Hirte für seine Schafe und warnt vor Gefahren. Seine liebende Stimme sagt: Es gibt Abwege, Wege, die in den Abgrund führen. Folge mir weiter nach, halte den Blick auf mich, richte ihn auf Jesus.

Paulus greift das auf und ermutigt: Findet Sicherheit bei Gott!

Wir lesen in Vers 13: „Bisher hat euch nur menschliche Versuchung getroffen; aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr es ertragen könnt.“

Du bist wirklich sicher bei Gott, weil Gott treu ist – auch wenn wir untreu sind. Er ist treu, auch wenn du untreu bist.

Wir alle haben Geschichten, in denen wir Gott untreu waren. Aber Gott ist treu.

Die Geschichte Israels zeigt nicht nur, wie er Sünde bestraft hat, sondern auch, wie er Neuanfänge schenkt, immer wieder neue Chancen gibt und zu seinem Volk steht – auch in Zeiten schlimmster Verirrungen.

Gott ist treu. Er bestraft Sünde, aber er ist langmütig und barmherzig, sieht über viele Verfehlungen hinweg und schenkt immer wieder Neuanfänge.

Das ist ein Spannungsfeld, in dem wir als Christen stehen: Auf der einen Seite ist unser Leben nicht egal. Wenn wir Lust am Bösen haben, kann das ein Beweis sein, dass wir Gott nicht kennen.

Auf der anderen Seite sind Gottes Arme weit ausgebreitet für alle, die versagt haben, untreu geworden sind. Wenn du erkennst, dass du falsche Wege gegangen bist, darfst du zurückkommen, neu zu ihm kommen, dich auf seine Gnade berufen.

Jesus sagt: Alles ist bezahlt. Alle deine Schuld hat er am Kreuz getragen – nicht nur manche, alles ist bezahlt.

Gott ist treu.

Der letzte Vers zeigt auch, dass Gott mehr tut, als uns immer wieder neue Chancen zu geben: Er hilft uns, dem Bösen zu widerstehen und dagegen zu kämpfen.

Paulus sagt: „Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr es ertragen könnt.“

Gott ist präsent, mitten in Versuchungen. Er lenkt uns und auch die Versuchungen so, dass wir sie tragen können.

Das ist eine Herausforderung, denn manchmal fühlen wir: Das ist zu viel, ich kann nicht widerstehen.

Darum ist es wichtig, dieses Wort tief zu verinnerlichen und zu glauben, dass es einen anderen Weg gibt.

Vielleicht denkst du in Versuchung: Ich kann nicht anders, ich muss nachgeben. Das kann eine sexuelle Versuchung sein oder jede andere, bei der du versucht bist, etwas zu tun, was vor Gott nicht okay ist – was böse ist.

Die Herausforderung und Ermutigung von Gottes Wort ist: Doch, du kannst! Kind Gottes, du kannst!

Du kannst den Film ausschalten, den du nicht sehen solltest. Du kannst die Internetseite wegklicken, auf der du nichts verloren hast. Du kannst Filter installieren. Du kannst dich mit Freunden zusammentun und gemeinsam gegen Versuchungen kämpfen.

Das war jetzt stark auf sexuelle Versuchungen bezogen, aber es gilt für alle Versuchungen.

Du kannst deine Sünde bekennen, ans Licht bringen, gemeinsam beten und Pläne machen, wie ihr den Kampf gegen das Böse aufnehmt. Keine Kompromisse mit der Sünde!

Du kannst dich mit Gutem füllen, indem du mehr die Bibel liest, geistliche Bücher, die Gott groß machen und zeigen, wie das Leben als Christ gelingt.

Wenn du das tust, ist das ein Zeichen geistlicher Lebendigkeit. Wenn du den Kampf mit dem Bösen aufnimmst, darf das dir Sicherheit und Gewissheit geben.

Echte Sorgen muss sich nur machen, wer den Kampf nicht kennt.

Noch einmal: Vorsicht vor falscher Sicherheit! Israel ist uns eine Warnung.

Für die Menschen auf den Rettungsbooten der Titanic brachen bange Stunden an, als das Schiff unterging. Sie hörten Schreie von Ertrinkenden, waren in der Eiseskälte und Dunkelheit des Nordatlantiks über Stunden auf kleinen Booten.

Doch in den Morgenstunden kam Hilfe. Große Schiffe nahmen sie auf und brachten sie in Sicherheit.

Lieber Christ, vielleicht fühlst du dich in deinen Kämpfen gerade sehr allein. Vielleicht bist du verzweifelt und fragst dich: Schaffe ich das? Werde ich durchhalten? Werde ich bei Gott bleiben?

Gott ist treu. Er hält dich mitten in deinen Kämpfen und Versuchungen. Er hat dir seinen Heiligen Geist gegeben, die Kraft, die du brauchst, um durchzukommen.

Er hält sogar die Versuchungen in seiner Hand, lenkt sie und macht es so, dass du es ertragen kannst.

Es wird ein Ende geben: den Kampf, die Versuchungen. Der Morgen wird kommen, an dem Jesus Christus wiederkommt.

In seiner neuen Welt gibt es nichts Böses mehr. Da endet der Kampf. Da gibt es keine Versuchung mehr, die uns von Gott weglockt.

Wir werden mit ihm sein in einer heilen, reinen Beziehung.

Bis dahin möchte ich dir das zurufen, was dieser Text uns sagt: Halte durch! Kämpfe den guten Kampf! Es lohnt sich!

Leb jeden Tag mit dem Blick auf Jesus Christus, deinen guten Hirten. Er ist treu und führt dich sicher ans Ziel.

Lasst uns beten:

Jesus Christus, wir danken dir, dass du der gute Hirte bist, der treu für seine Herde sorgt, auch durch Worte, die uns herausfordern und ermahnen.

Danke, dass du uns Orientierung gibst und die Augen öffnest für das, was wirklich böse ist – die Sünde vor dir.

Danke, dass du für unsere Sünde am Kreuz von Golgatha bezahlt hast und uns so freigemacht hast vom Lohn der Sünde, vom Tod.

Wir beten um deine Veränderung: Hilf uns durch deinen Geist, dir immer ähnlicher zu werden, uns vom Bösen loszusagen und dagegen zu kämpfen.

Hilf uns, gemeinsam als Gemeinde das Böse zu überwinden.

Danke, dass du dieses Werk in uns angefangen hast und es auch vollenden wirst.

Wir loben dich dafür, in deinem Namen, Jesus. Amen.

Die Erinnerung an Israels Geschichte als Warnung

Ich lese euch diese Worte aus 1. Korinther 10, Verse 1 bis 13 vor. Paulus schreibt dort an die Gemeinde in Korinth:

„Ich will euch aber, liebe Brüder, nicht in Unwissenheit darüber lassen, dass unsere Väter alle unter der Wolke gewesen und alle durchs Meer gegangen sind, und alle sind auf Mose getauft worden durch die Wolke und durch das Meer. Und haben alle dieselbe geistliche Speise gegessen und haben alle denselben geistlichen Trank getrunken. Sie tranken nämlich von dem geistlichen Felsen, der ihnen folgte. Der Fels aber war Christus. Aber an den meisten von ihnen hatte Gott kein Wohlgefallen, denn sie wurden in der Wüste erschlagen. Das ist aber geschehen, uns zum Vorbild, damit wir nicht am Bösen unsere Lust haben, wie jene sie hatten. Werdet auch nicht Götzendiener, wie einige von ihnen es wurden, wie geschrieben steht: ‚Das Volk setzte sich nieder, um zu essen und zu trinken, und stand auf, um zu tanzen.‘ Auch lasst uns nicht Hurerei treiben, wie einige von ihnen Hurerei trieben, und an einem einzigen Tag kamen 23 um. Lasst uns auch nicht Christus versuchen, wie einige von ihnen versuchten und wurden von den Schlangen umgebracht. Mordet auch nicht, wie einige von ihnen mordeten und wurden umgebracht durch den Verderber. Dies ist wieder vor euch als ein Vorbild. Es ist aber geschrieben, uns zur Warnung, auf die das Ende der Zeiten gekommen ist. Darum: Wer meint, er stehe, mag zusehen, dass er nicht falle. Bisher hat euch nur menschliche Versuchung getroffen, aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr es ertragen könnt.“

Vater im Himmel, wir danken dir für dein Wort, ein Wort, das Leben rettet. Du kennst jeden Einzelnen von uns. Du weißt, wo wir stehen in der Beziehung zu dir. Du weißt, ob wir wirklich sicher sind in dir oder ob wir wirklich in Gefahr sind. Und wir beten, dass wir alle diese Warnungen hören und verstehen und dass sie uns zum Leben dienen. Dass sie uns helfen, in der Beziehung zu dir wegzugehen von dem, was gefährlich ist, von dem, was uns wegbringt von dir, hin zu dir zu fliehen, hin zu Christus zu fliehen. Bitte sprich du zu uns und hilf uns, deine Stimme zu hören und zu verstehen. Amen.

Paulus warnt die Korinther hier sehr eindringlich vor falscher Sicherheit. Die Botschaft besteht aus drei Teilen: Zuerst aus einer Erinnerung – schaut, was mit Israel geschehen ist auf der Wüstenwanderung. Dann geht es noch ein bisschen tiefer hinein, eine Ermahnung: Haltet euch fern von dem Bösen, meidet das! Und schließlich eine Ermutigung, die wahre Sicherheit bei Gott zu finden.

Das sind die drei Punkte, über die ich mit euch nachdenken möchte. Wir fangen an mit dieser Erinnerung in den Versen 1 bis 5: Seht, was mit Israel geschah.

Was Paulus hier am Anfang macht, ist, dass er an diese wunderbare Rettung Israels aus der Sklaverei in Ägypten erinnert und wie Gott sein Volk dann geführt hat auf der Wüstenwanderung. Wie er es versorgt hat, wie er sich um Israel gekümmert hat. Und das hat er nicht für ein paar Auserwählte getan, das betont Paulus hier. Das hat er für alle getan, für dieses ganze Volk. Das ist das Wort, das in den ersten Versen wirklich ein Schlüsselwort ist: Immer wieder betont er, das war für alle da. Diese Rettung war für alle da, Gott hat sie alle reich gesegnet.

Paulus erzählt die Geschichte so, dass er Parallelen zieht von dieser Situation, vom Volk Israel hin zur Gemeinde, hin zu uns. Er sagt, sie waren alle getauft – sie waren getauft, nicht auf Christus wie wir, aber getauft auf Mose. Und die Ähnlichkeiten dieser Taufe sind sehr auffällig zu dem, was auch unsere Taufe, die christliche Taufe aussagt.

Sie waren gerettet. Durch das Wasser hindurch hat Gott sie geführt in ein neues Leben. Er hat ihre Feinde, die Ägypter, in den Fluten versenkt. Er hat sie befreit aus der Sklaverei in Ägypten und geführt in die Freiheit. Das ist genau das, was die christliche Taufe auch symbolisiert, was sie zeigt. Wir sind gerettet zu einem neuen Leben, durch das Wasser hindurch in die Freiheit geführt. Unsere Sklavenidentität, unsere Knechtschaft, unsere Abhängigkeit von der Sünde ist gebrochen. Wir sind befreit durch Christus. Unsere Feinde sind besiegt – unsere Feinde, die Sünde, der Tod und der Teufel sind besiegt. Wir sind neu.

Paulus will, dass sie diese Parallele erkennen. Und Paulus sagt, Israel hatte auch eine geistliche Speise und einen geistlichen Trank – so wie ihr, liebe Korinther, ihr habt das Abendmahl, so wie wir das Abendmahl feiern: eine geistliche Speise, ein geistlicher Trank. Ihre geistliche Speise damals war das Manna, das Brot in der Wüste, das Gott gegeben hat, um sein Volk zu versorgen, und das Wasser aus dem Felsen. Er sagt, dieser Fels war Christus. Das ist ganz erstaunlich.

Und es ist gar nicht so einfach. Wie müssen wir uns das vorstellen, dass Gott sein Volk auf dieser ganzen Wüstenwanderung versorgt hat durch diesen Felsen Christus, der mit dem Volk war und sie mit Wasser versorgte? Er sagt uns hier, es war so. Wir sehen dieses Wunder in 2. Mose 17, dass aus dem Felsen Wasser kam.

Paulus zeigt uns hier, es war viel mehr als dass Gott einfach für das leibliche Wohl seines Volkes gesorgt hat, dass er sie mit Brot und Wasser versorgt hat. Denn es war geistliche Speise und geistlicher Trank. Er hat sie gestärkt durch die Beziehung zu sich. Er ist ihnen begegnet. Er war mit ihnen in Christus. Erstaunlich, oder? Christus ist nicht erst im Neuen Testament die Quelle des Lebens, im Alten Testament schon für sein Volk der Weg zum Leben, die Quelle des Lebens.

Und er sagt das ganz bewusst, um den Korinthern zu zeigen: Seht ihr, wie sie gesegnet waren? Sie hatten all das. Gott hat sie gerettet, er hat sie versorgt, er hat sie geführt in Gestalt dieser Wolke. Er war bei ihnen. Christus war bei ihnen. Er hat ihnen zu essen gegeben und zu trinken. Er hat geistig für sie gesorgt, so wie er für euch sorgt, liebe Korinther, so wie er für uns sorgt, liebe FWG Münchenmitte.

Und dann kommt Vers 5, und er ist wie ein Hammer. Paulus sagt: „Aber an den meisten von ihnen hatte Gott kein Wohlgefallen, denn sie wurden in der Wüste erschlagen.“ Offensichtlich waren all diese Segnungen, die Israel erlebt hat, kein Beweis dafür, dass dieses Volk wirklich eine intakte Beziehung zu Gott hatte. Das Gegenteil war der Fall. An den allermeisten hatte Gott kein Wohlgefallen. Deshalb hat kaum einer von dieser Generation, die aus Ägypten befreit wurde, jemals das verheißene Land gesehen. Tatsächlich durften nur zwei Männer das sehen und in das verheißene Land einziehen: Joshua und Kaleb. Die anderen sind alle in der Wüste gestorben.

Die Lehre aus Israels Geschichte: Wachsamkeit und echte Beziehung

Paulus sagt in Vers 6, dass es euch, dass es uns zum Vorbild geschehen soll. Das ist nicht einfach nur eine Geschichte aus alten Zeiten oder eine interessante Erzählung darüber, wie es in Israel war. Vielmehr sollen wir das Alte Testament und die Geschichte Israels so lesen, dass wir daraus lernen, klug werden, Gott besser erkennen und uns selbst mehr begreifen. Wir kommen in dieser Geschichte vor, sie hat uns etwas zu sagen, und wir sollen daraus lernen.

Was sollen wir aus dieser Geschichte lernen? Vor allem das Sicher: Bei Gott bist du nicht einfach durch deine Zugehörigkeit zu einer Gruppe, durch deine Zugehörigkeit zu einer Gemeinde oder durch bestimmte Erfahrungen, die du gemacht hast, sicher. Das Volk Israel hat grandiose Erfahrungen mit Gott gemacht, doch Gott hatte kein Wohlgefallen an vielen von ihnen.

Auch nicht durch Lippenbekenntnisse bist du sicher. Du kannst in eine christliche Familie hineingeboren sein – das ist bei vielen unserer Kinder und Teenager so. Doch das wird dir keine heile Beziehung zu Gott geben. Du kannst irgendwann mal bei einer Evangelisation nach vorne gegangen sein, weil dich das so emotional angerührt hat. Vielleicht hast du sogar ein Übergabegebet gesprochen und eine Karte ausgefüllt mit dem Wunsch: „Ja, das will ich auch, Rettung durch Jesus.“

Es kann sein, dass dich das nicht wirklich rettet. Vielleicht hast du sogar eine Taufe erhalten, feierst das Abendmahl, besuchst einen Gottesdienst, bist Teil eines Hauskreises und vieles mehr. Dennoch kann es sein, dass Gott kein Wohlgefallen an dir hat und dass du deshalb auch nicht sicher bist bei ihm, weil dir das Entscheidende fehlt: eine echte, lebendige Beziehung zu Jesus Christus.

Ich weiß, dass man das falsch verstehen kann und dass manche sehr sensibel darauf reagieren – auch solche, die wirklich eine lebendige Beziehung zu Jesus haben. Deshalb an dieser Stelle ein kleiner Einschub: Dieses Wort ist nicht an diejenigen gerichtet, die, um noch einmal das Bild von der Titanic zu benutzen, im Rettungsboot sitzen, um sie zu verunsichern. Es soll nicht sagen: Vielleicht war es doch eine dumme Idee, in dieses Boot zu steigen. Vielleicht hättest du doch auf dem Schiff bleiben sollen.

Es ist kein Wort, um deine Beziehung zu Christus in Frage zu stellen, wenn du eine hast. Aber es ist ein Wort für jeden von uns, damit wir uns prüfen lassen: Haben wir diese Beziehung? Gott will uns wachrütteln, und Paulus will uns hier mit dieser dramatischen Geschichtslektion wachrütteln.

Du kannst so nah bei Gott sein wie das Volk Israel, das aus Ägypten herausgegangen ist und so viele Wunder mit ihm erlebt hat. Und dennoch kannst du seine Rettung verpassen, weil dein Herz nicht Jesus gehört.

Die Ermahnung: Meidet das Böse

Wie kann ich aber prüfen, ob mein Herz wirklich Jesus gehört? Die herausfordernde Antwort in den Versen 6 bis 12 lautet: Es zeigt sich daran, wie du lebst. Rettender Glaube zeigt sich in einem veränderten Leben, einem neuen Leben.

Paulus greift hier einige der schlimmsten Geschichten aus Israels Geschichte auf, um deutlich zu machen: Wenn deine Zugehörigkeit zu Gottes Volk – und du kannst auch sagen, deine Zugehörigkeit zur Gemeinde – nicht zu einem neuen Leben führt, dann ist sie nichts wert. Dann bist du in großer Gefahr.

Das ist der zweite Punkt: Eine Ermahnung, das Böse zu meiden. In den Versen 6 bis 12 nennt Paulus einige Beispiele aus Israels Geschichte.

Das erste Negativbeispiel, das Paulus hier bringt, ist das, was wir gerade in der Textlesung gehört haben: die Geschichte vom goldenen Kalb. Er sagt in Vers 7: „Werdet auch nicht Götzendiener, wie einige von ihnen es wurden, wie geschrieben steht: Das Volk setzte sich nieder, um zu essen und zu trinken, und stand auf, um zu tanzen.“

Paulus greift hier diese Geschichte auf: Das Volk, das diese wundersame Rettung aus der Sklaverei erlebt hatte, machte sich, als Mose weg war, ein goldenes Kalb. Sie sagten: „Das ist unser Gott, der uns aus Ägyptenland gerettet hat.“ Was für ein furchtbarer Bruch mit Gott, was für ein Hohn gegenüber Gott, was für eine schlimme Geschichte!

Paulus sagt: Macht das nicht, kein Götzendienst! Die Gefahr war real, auch in Korinth. Die Korinther hatten es zuerst geschrieben. In Korinth gab es viele Tempel für andere Götter, der berühmteste war der große Tempel für Apollo. Weitere gab es für Zeus, Hera und viele andere Götter.

Die Versuchung muss groß gewesen sein für manche: Wenn Jesus mein Gebet nicht erhört, wenn mein Leben nicht so läuft, wie ich mir das vorstelle, dann versuche ich eben auch mal, noch ein bisschen andere Götter auszuprobieren. Ich gehe in andere Tempel und mache mir so meine eigene Religion. Patchwork-Religion ist nichts, was es erst heute gibt – es gab sie damals schon.

Paulus zeigt jedoch, dass es nichts Harmloses ist, Götzen anzubeten. Das ist tatsächlich etwas zutiefst Böses. „Habt keine Lust am Bösen“, sagt er. Nur einer verdient es, dass wir ihn als Gott ehren, nur einer verdient es, dass wir ihn anbeten – und das ist der lebendige Gott selbst, der Schöpfer dieser Welt, unser Schöpfer.

Er teilt diese Position mit nichts und niemandem. Israel musste diese Lektion auf sehr schmerzhafte Weise lernen, auch nach dem goldenen Kalb, nach diesem Götzendienst, den sie betrieben haben. Wenn wir in 2. Mose 32 weiterlesen, sehen wir, dass in der Folge dreitausend Männer erschlagen wurden wegen des Götzendienstes – dreitausend Männer starben.

Aber wie ist es bei uns? Götter, Tempel und Götzenbilder sind ja nicht zwangsläufig unser Thema. Die meisten von uns hatten damit in ihrem Leben wenig oder gar keine Berührungspunkte. Trotzdem ist Götzendienst für uns eine echte Gefahr, denn im Kern geht es nicht um diese Bilder. Es geht nicht um Tempel oder Statuen, sondern um unser Herz.

Es geht um die Frage: Worauf richtest du dein Herz? Worum dreht sich dein Leben? Was betest du an? Was ist deine größte Freude im Leben? Was gibt dir Sicherheit? Wovon versprichst du dir Glück? Was ist deine Erfüllung?

Es kann alles Mögliche sein: Beziehungen, Familie, Sexualität – die dein Antrieb im Leben ist. Es kann Geld sein, Einfluss, den du im Leben anderer hast. Es können Hobbys, Freizeit, Spaß sein. Wirklich alles kann dir in deinem Leben zum Gott und zum Götzen werden.

Der Reformator Johannes Calvin hat einmal über unser Herz gesagt: „Unsere Herzen sind eine Götzenfabrik.“ Wir sind so gut darin, unsere Anbetung auf alles Mögliche zu richten. Unser Herz hängt an allem Möglichen außer am lebendigen Gott.

Nicht nur Israel war dazu in der Lage, schlimm abzuirren – wir sind es auch. Wir kommen in dieser Geschichte vor. Deshalb brauchen wir diese Warnung genauso dringend. Wir brauchen sie so sehr: Werdet nicht zu Götzendienern! Es ist etwas Böses, es ist nicht neutral, es ist etwas Böses, sagt Paulus. Habt keine Lust am Bösen!

Das zweite Negativbeispiel ist die Hurerei – oder man kann auch sagen die Unzucht Israels. Das greift Paulus als Nächstes auf, in Vers 8: „Auch lasst uns nicht Hurerei treiben, wie einige von ihnen Hurerei trieben, und an einem einzigen Tag kamen 23.000 um.“

Paulus nimmt hier Bezug auf den Bericht aus 4. Mose 25. Dort wird erzählt, wie die Männer Israels moabitische Frauen nahmen und mit ihnen Sex außerhalb der Ehe hatten. Die Beziehung war schon an sich ein Problem, weil Gott seinem Volk gesagt hatte: Vermischt euch nicht mit anderen Völkern! Die werden euch wegkehren von mir, sie werden euch in den Götzendienst bringen.

Aber das, was Paulus hier thematisiert, ist diese sexuelle Beziehung, die sie mit Frauen aus anderen Völkern außerhalb der Ehe hatten. Das ist das, was die Bibel als Unzucht beschreibt: Sex außerhalb des von Gott gegebenen Rahmens, zwischen einem Mann und einer Frau.

Auch dieses Beispiel sprach voll in die Situation der Korinther hinein. Paulus spricht das immer wieder im ersten Korintherbrief an. Er ermahnt sie und weist sie auf den rechten Weg.

Er sagt: Bei euch ist Unzucht in der Gemeinde. Das schlimmste Beispiel ist sicher der Mann, den sie da tolerierten, der ein Verhältnis mit der Frau seines Vaters, seiner Stiefmutter, hatte. Sie ließen das laufen, niemand wies ihn zurecht. Paulus sagt: Das geht doch nicht! Ihr toleriert die Unzucht bei euch, ihr duldet dieses Böse.

Paulus spricht auch in unserer Zeit. Der Pastor Kent Hughes zitiert in seinem Buch „Mann mit Profil“ eine Umfrage des Magazins „Christianity Today“ unter evangelikalen Christen – also denen, die den Glauben und die Beziehung zu Jesus eigentlich ernst nehmen.

Das Ergebnis war, und ich zitiere: 23 % der Befragten gaben zu, außerehelichen Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Jeder Vierte sagt in dieser Umfrage also: Ja, das hatte ich auch, ich habe Unzucht getrieben. 45 % ließen erkennen, dass sie etwas getan hatten, was sie als sexuell unangebracht ansahen. Jeder Zweite sagt also, dass das ein Thema in seinem Leben ist.

Hughes zieht daraus den Schluss in seinem Buch: Weite Teile der heutigen evangelikalen Gemeinden sind in ihrem Kern korinthisch – sie schmoren im Saft ihrer eigenen Lust. Er geht so weit, dass er sexuelle Lust als das größte Hindernis zur Gottesfurcht unter Männern ausmacht.

Das Buch ist für Männer geschrieben. Er sagt, es ist das größte Hindernis für Männer. Ich glaube, es ist auch für manche Frauen – vielleicht sogar für einige Frauen – ein Hindernis, in der Gottesfurcht zu wachsen. Aber für Männer ist es auf jeden Fall so. Es ist etwas, das verheerenden Schaden anrichtet – in unserem Leben, ganz persönlich und privat, aber auch in der Gemeinde.

Es ist nicht neutral. Paulus sagt: Schaut euch die verheerenden Folgen an, die die Unzucht Israels damals hatte! An einem einzigen Tag sind 23.000 Menschen gestorben, von Gott gerichtet für ihre Unzucht. Das ist nicht neutral, keine Lappalie, kein einfaches Laster, keine Schwäche – es ist etwas Böses.

Ich will überhaupt nicht sagen, dass es einfach ist, gegen sexuelle Versuchungen anzukämpfen. Für viele ist es tatsächlich ein großer Kampf, es ist nicht leicht. Und es gibt diese Versuchungen. Aber wir dürfen sie nicht verharmlosen. Das ist das Wort hier: Verharmlost es nicht! Keine Kompromisse damit, nicht verniedlichen!

Das dritte und das vierte Negativbeispiel aus der Geschichte Israels drehen sich beide um unsere Gedanken und Worte, um unsere Einstellung gegenüber Gott. Das heißt in den Versen 9 und 10: „Lasst uns auch nicht Christus versuchen, wie einige von ihnen ihn versuchten und wurden von den Schlangen umgebracht. Mord auch nicht, wie einige von ihnen murrten und wurden umgebracht durch den Verderber.“

Es zieht sich wie ein Muster durch die Geschichte Israels, dass sie immer wieder ihre Leiter angeklagt, ihre Umstände angeprangert und letztlich Gott damit angeklagt haben: „Gott, warum hast du uns eigentlich aus Ägypten rausgerettet? Da war es doch eigentlich viel besser. Da hatten wir jeden Tag was zu essen, da hatten wir nicht den besten Job, aber wir hatten einen Job, da ging es uns doch eigentlich wirklich gut.“

Sie verklärten die Vergangenheit und vergaßen schnell, wie schlimm es in Ägypten wirklich war. Sie murrten und setzten Gott auf die Anklagebank. Das ist das Schlimme.

Es ist ein schmaler Grat zwischen „Ich klage Gott meine Not“ – denn es gab Zeiten der Not in der Wüste – und „Ich sage Gott, dass mich das bedrückt, dass mir das wehtut“ und dem Übergang zu „Gott, du bist mir etwas schuldig, du hast einen Fehler gemacht, meine Umstände sind nicht gut, Gott, du hast versagt. Warum hast du mich überhaupt rausgeholt aus diesem alten Leben?“

Das kannst du auch als Christ tun. Du kannst auch in der Gemeinde sein und sagen: „Als ich noch kein Christ war, war mein Leben viel besser.“ Und es ist gefährlich, das zu tun. Es ist nichts, was wir verniedlichen sollten.

Hier bestraft Gott den Undank Israels mit giftigen Schlangen. Auch in anderen Situationen hat Gott sein Volk immer wieder für diesen Undank und für das Hadern und Murren ihm gegenüber bestraft.

Die Härte der göttlichen Strafen und die Bedeutung der Sünde

Vielleicht fragst du dich: Ist das nicht ein bisschen hart? Goldenes Kalb hin oder her – müssen wirklich dreitausend Menschen sterben? Findet Gott Unzucht so schlimm, dass er an einem Tag zweiundzwanzigtausend Menschen sterben lässt? Dass Menschen für ihr Murren gegen Gott ihr Leben lassen? Ist das nicht zu kleinlich und hart?

Ich merke, wenn ich diese Berichte lese, dass ich manchmal denke: Boah, das ist echt hart. Warum bestraft Gott diese Menschen so streng? Aber weißt du, was diese Frage eigentlich zeigt? Sie offenbart, dass ich – und wenn du auch so denkst, dann du – viel zu klein über Sünde denken. Wir haben noch nicht richtig verstanden, wie schlimm Sünde wirklich ist, wie böse sie wirklich ist.

Paulus sagt in Römer 6,23: „Der Lohn der Sünde ist der Tod.“ Der Lohn für die Rebellion der Menschen gegen Gott, für das Nichtbefolgen seines Willens, des Willens des Schöpfers, der uns gemacht hat und diese ganze Welt erschaffen hat. Der, der einen Plan für unser Leben hat. Und wir sagen: Ich habe einen besseren Plan. Der Lohn für unseren Aufstand gegen Gott ist, dass wir sterben müssen, dass er uns richtet. Das ist gerecht vor Gott. Das darf tief in unser Herz sinken: Das ist der gerechte Lohn für Sünde.

Erst wenn wir das wirklich begreifen, merken wir: Das Erstaunliche ist nicht, dass diese Menschen in Israel sterben mussten und von Gott bestraft wurden. Das wirklich Erstaunliche ist, dass Gott Menschen sagt: Ihr müsst nicht sterben. Ich verschone euch in meinem Gericht. Ich nehme euch diese Strafe ab.

Dazu ist Jesus in diese Welt gekommen. Dazu ist der Sohn Gottes Mensch geworden, um einen Weg zu schaffen – und er ist erstaunlich – einen Weg zu schaffen, auf dem nicht wir den Lohn für unsere Sünde bezahlen müssen. Nicht wir sterben müssen.

Jesus ist ans Kreuz von Golgatha gegangen. Er hat sein reines und perfektes Leben gegeben. Er hat unsere Schuld auf sich genommen, unser Gericht, das wir verdient hätten, unseren Tod. Er ist am Kreuz gestorben, hat seinen Leib dahingegeben. Aber er hat auch mit seiner Seele den Zorn Gottes auf sich genommen, getragen und dort deinen und meinen Tod gestorben.

Möchte ich dich fragen: Glaubst du das? Glaubst du, dass Sünde so schlimm ist, dass der Sohn Gottes allein sie ausradieren und bezahlen kann? Am Kreuz von Golgatha fordert Sünde die Todesstrafe.

Die Bibel ruft uns das zu: Ohne Christus bist du verloren. Wir hatten es vorhin vom Schiff, von der Titanic. Du bist auf dem sinkenden Schiff, dem Tod geweiht. Nur er kann dich retten. Und sie lädt uns auch ein: Jesus ruft es uns vom Kreuz zu: Lasst euch versöhnen mit Gott.

Wenn du dir das aber schenken lässt, wenn du glaubst, dass jemand anders für dich bezahlt hat, wie kannst du dann noch klein über Sünde denken? Wir können das nicht. Es verändert unseren Blick radikal auf Sünde.

Wir erkennen das, wenn wir in dem Lied singen und bekennen: „Für meine Sünden hing er dort, sie brachten ihn ums Leben.“ Mein Götzendienst, meine Unzucht, mein Murren und Klagen gegen Gott – und alles andere, was da an Sünde in meinem Leben ist – dafür hat er dort den Preis bezahlt.

So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er uns nicht zur Rechenschaft zieht, sondern dass Jesus sein Leben gibt für Sünder. Und das verändert deinen Blick nach vorne. Es verändert, wie du lebst, wenn du das wirklich verstanden hast.

Manche verstehen das, was Jesus am Kreuz getan hat, wie eine Risikolebensversicherung. So etwas, das du irgendwo in der Schublade hast oder in einem Ordner im Büro abheftest, und denkst: Hoffentlich brauche ich das nicht so bald oder am besten nie. Aber wenn ich dann sterbe, bin ich abgesichert, weil Jesus für mich bezahlt hat.

So ist das nicht. So sieht rettender Glaube nicht aus.

Nein, wenn du wirklich verstanden hast, was Jesus für dich getragen hat und wie sehr er dich liebt, dann willst du dich verändern. Du möchtest mit der Führung des Heiligen Geistes das Böse in deinem Leben bekämpfen.

Wenn du auf der anderen Seite diesen Kampf gar nicht kennst, dann ist Vorsicht angesagt. Vorsicht vor falscher Sicherheit. Es kann bedeuten, dass du Jesus noch gar nicht wirklich kennst.

Die Bibel ist da ganz klar: Heiligung gehört zwingend zu einem Leben, das wirklich gerettet ist. Heiligung ist die Folge aus der Beziehung zu Jesus, die Veränderung deines Lebens.

Und wir alle brauchen diese Ermahnung, die Paulus hier an die Christen in Korinth richtet – an die Gemeinde in Korinth. Wir alle brauchen sie, weil wir die Versuchung zum Bösen ja immer noch kennen. Die ist ja immer noch da. Niemand soll sagen, dass wir diese Versuchung nicht mehr haben in unserem Leben.

Paulus müsste nicht davor warnen, wenn das nicht eine echte Versuchung wäre – dass wir uns wieder ans Böse hängen und von Gott abirren.

Ganz besonders ermahnt er diejenigen in Vers zwölf, die meinen, das habe alles nichts mit ihnen zu tun. Die sagen: Götzendienst, das ist mir fremd. Sexuelle Unmoral kenne ich nicht. Wir haben nur andere, die ein Problem damit haben. Murren über Gott? Ich nicht, ich singe jeden Tag meine Danklieder. Ich bin da nicht in Gefahr.

Paulus sagt: Pass auf! Wer meint, er stehe, mag zusehen, dass er nicht falle.

Wie viele Menschen haben überheblich auf andere herabgeschaut – auf ihre Sünden, auf ihre Schuld – und sind dann selbst schwer gefallen. Es gibt so viele Beispiele in der Geschichte.

Wie schnell können veränderte Umstände in meinem Leben dazu führen, dass ich ganz anders über Gott denke und ihn vielleicht sogar anklage und murre.

Deshalb: Wenn du jemanden siehst, der sündigt, ist das nicht die Zeit, ihn zu verurteilen und auf ihn herabzuschauen. Sondern komm an seine Seite – als Bruder, als Schwester – und hilf ihm zur Rechtleitung, wenn das geht, mit Liebe und Barmherzigkeit.

Und sei dir deiner eigenen Sache nie zu gewiss. Das ist ein ganz wichtiges Wort für jeden von uns.

Salomo sagt das in den Sprüchen, ein Sprichwort, das wir heute noch in unserer Sprache haben: „Hochmut kommt vor dem Fall“ (Sprüche 16,18). Es ist umso erschreckender, dass dieses Sprichwort von einem Mann kommt, der selbst tief gefallen ist. Der im Alter sein Herz an Frauen aus anderen Völkern hing, der mit ihnen Götzendienst betrieben hat.

Das soll uns eine Warnung sein, eine große Ermahnung: Wer meint, dass er stehe, sehe zu, dass er nicht falle.

Die Ermutigung: Wahre Sicherheit bei Gott finden

Kann ich mir dann überhaupt sicher sein, dass ich wirklich ans Ziel komme? Es ist ja doch eine große Verunsicherung, die in dein Leben kommen kann, wenn du diese Verse liest. Und ich möchte dir Folgendes sagen: Ja, du kannst dir sicher sein. Du kannst dir sicher sein, dass du wirklich den Weg bis ans Ziel machst.

Wir haben letzte Woche über diesen Lauf des Glaubens nachgedacht. Es gibt viel zu gewinnen, und es gibt eine Sicherheit, die wir haben dürfen. Diese Sicherheit finden wir nicht in uns, sondern in Christus.

Jesus Christus sagt im Johannesevangelium Kapitel 10: Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben. Und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Sicherer geht es nicht, oder? Ein Versprechen von Jesus Christus für jeden, der zu ihm gehört: Niemand wird dich aus meiner Hand reißen. Ich bin dein guter Hirte.

Ein Weg wie dieser. Der gute Hirte sorgt für seine Schafe. Ganz wichtig ist auch, dass er uns vor den Gefahren warnt, die es auf dem Weg gibt. Es ist seine liebende Stimme, die wir hier hören. Er sagt, es gibt Abwege, es gibt Wege, die nicht in die richtige Richtung führen, die sogar in den Abgrund führen. Und er korrigiert uns hier heilsam mit seinem Wort. Er sagt: Geht da nicht hin, folgt mir weiter nach, halte den Blick auf mich, richte den Blick ganz auf Jesus.

Paulus greift genau das auf: dass wir sicher sind in der Beziehung zu Gott. Das ist der dritte und letzte Punkt, eine Ermutigung: Findet Sicherheit bei Gott. Wir lesen in Vers 13: Bisher hat euch nur menschliche Versuchung getroffen, aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr es ertragen könnt.

Du bist wirklich sicher bei Gott, weil Gott treu ist. Er ist treu, auch wenn wir untreu sind. Er ist treu, auch wenn du untreu bist. Wir haben alle Geschichten zu erzählen, da bin ich mir sicher, in denen wir Gott untreu waren. Aber Gott ist treu.

Auch dazu ist uns die Geschichte Israels ein Vorbild. Wir lesen nicht nur davon, wie er die Sünde gestraft hat, sondern auch davon, wie Gott Neuanfang um Neuanfang, neue Chance um neue Chance seinem Volk geschenkt hat. Wie er zu Israel gestanden ist, auch durch Zeiten schlimmster Verirrungen, und wie er sein Volk bewahrt hat. Gott ist treu.

Ja, er hat die Sünde bestraft, aber gleichzeitig war er so langmütig und barmherzig. Er hat über viele Verfehlungen hinweggesehen und hat immer wieder diese Neuanfänge geschenkt.

Wenn wir darüber nachdenken, merken wir, dass es wirklich ein Spannungsfeld ist, in dem wir als Christen stehen. Auf der einen Seite ist es nicht egal, wie du lebst. Alles andere als das. Wenn wir Lust am Bösen haben, dann kann das sogar ein Beweis dafür sein, dass wir Gott gar nicht kennen.

Auf der anderen Seite sind Gottes Arme weit ausgebreitet für die, die versagt haben, die ihm untreu geworden sind. Wenn du sagst, ich bin wirklich falsche Wege gegangen, wenn du das erkennst, dann darfst du wiederkommen. Du darfst neu zu ihm kommen, dich neu auf seine Gnade berufen, seine Gnade stellen. Denn Jesus Christus sagt: Alles ist bezahlt. Alle deine Schuld habe ich am Kreuz getragen – nicht nur manche, alles ist bezahlt.

Gott ist treu. Aber dieser letzte Vers zeigt uns auch, dass Gott viel mehr tut, als uns immer wieder neue Chancen zu schenken und uns immer wieder anzunehmen, wenn wir der Versuchung nachgegeben haben. Er hilft uns auch wirklich, dem Bösen zu widerstehen und dagegen zu kämpfen.

Paulus sagt: „Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr es ertragen könnt.“ Das heißt, Gott ist präsent, er ist da mitten in diesen Versuchungen. Er lenkt uns darin, aber er lenkt sogar diese Versuchungen. Er macht das so, er macht unsere Umstände so, dass wir sie tragen können.

Es ist eine Herausforderung, weil sich das für uns manchmal anders anfühlen kann. Wir sagen dann: Das ist eine zu große Versuchung. Deshalb ist es wichtig, dass wir dieses Wort tief verinnerlichen, dass wir es wirklich glauben, dass es einen anderen Weg gibt.

Vielleicht denkst du in Versuchung: Ich kann nicht anders, ich muss der Versuchung einfach nachgeben. Lass es eine sexuelle Versuchung sein, du kannst aber auch jede andere Versuchung nehmen, bei der du versucht bist, etwas zu tun, was vor Gott nicht okay ist – oder noch drastischer ausgedrückt, wie es Paulus hier tut: was böse ist vor Gott, was falsch ist.

Und du denkst: Ich weiß, dass es falsch ist, aber ich habe einfach nicht die Kraft, ich kann nicht widerstehen. Hier liegt die Herausforderung, aber auch die große Ermutigung von Gottes Wort: Doch, du kannst! Kind Gottes, du kannst!

Du kannst den Film ausmachen, den du nicht sehen sollst. Du kannst die Internetseite wegklicken, auf der du nichts verloren hast. Du kannst dir Filter zulegen. Du kannst dich zusammentun mit Freunden und gegen Versuchungen in deinem Leben ankämpfen.

Das war jetzt sehr stark auf sexuelle Versuchungen bezogen, aber es geht um alles. Du kannst dich zusammentun, deine Sünde bekennen, ans Licht bringen, und ihr betet gemeinsam um Veränderung. Ihr macht euch Pläne und überlegt, wie ihr wirklich den Kampf gegen dieses Böse aufnehmen könnt, euch nicht damit anfreundet und keine Kompromisse mit der Sünde eingeht.

Du kannst dich mit Gutem füllen, indem du mehr die Bibel liest, indem du geistliche Bücher liest, die dir Gott groß machen und dir zeigen, wie das Leben als Christ aussieht und wie es gelingt.

Wenn du das machst, ist das tatsächlich ein Zeichen für geistliche Lebendigkeit: wenn du den Kampf mit dem Bösen aufnimmst, wenn das dein Leben kennzeichnet. Es darf dir Sicherheit und Gewissheit geben, wenn du das tust – aus der Liebe zu Christus heraus, in der Beziehung zu ihm.

Du sagst: Herr, du hast so viel bezahlt am Kreuz für meine Schuld, ich will wirklich abkehren von der Sünde.

Echte Sorgen machen muss sich nur jemand, der den Kampf nicht kennt. Nochmal: Vorsicht vor falscher Sicherheit. Israel ist uns eine Warnung.

Hoffnung und Ermutigung für den Glaubensweg

Für die Menschen damals auf den Rettungsbooten der Titanic brachen bange Stunden an, als das Schiff unterging. Es war noch nicht vorbei. Sie hörten weiterhin Schreie von Menschen, die ertranken. In der Eiseskälte und Finsternis des Nordatlantiks verbrachten sie Stunden auf den kleinen Rettungsbooten.

Doch in den Morgenstunden kam Hilfe. Große Schiffe erschienen, nahmen sie alle auf und brachten sie in Sicherheit.

Vielleicht fühlst du dich in deinen Kämpfen gerade sehr allein. Vielleicht bist du sogar verzweifelt und fragst dich: Schaffe ich das? Werde ich durchhalten? Werde ich bei Gott bleiben?

Gott ist treu. Er hält dich mitten in deinen Kämpfen und Versuchungen. Er hat dir seinen Heiligen Geist gegeben – die Kraft, die du wirklich brauchst, um durchzukommen. Er hält sogar die Versuchungen in seiner Hand, lenkt sie und sorgt dafür, dass du sie ertragen kannst.

Doch dieser Kampf wird ein Ende haben. Es wird ein Ende geben mit aller Versuchung. Der Morgen wird kommen, an dem Jesus Christus wiederkehrt. In seiner neuen Welt gibt es nichts Böses mehr. Dann hört der Kampf auf. Es wird keine Versuchung mehr geben, die uns von Gott weglockt. Wir werden mit ihm sein in einer heilen, reinen Beziehung.

Bis dahin möchte ich dir aus diesem Text zurufen: Halte durch! Kämpfe den guten Kampf – es lohnt sich! Lebe jeden Tag mit dem Blick auf Jesus Christus, deinen guten Hirten. Er ist treu und führt dich sicher ans Ziel.

Schlussgebet

Lasst uns beten!

Jesus Christus, wir danken dir, dass du wirklich der gute Hirte bist und treu für deine Herde sorgst. Auch durch ein Wort, das uns herausfordert und ermahnt, danken wir dir. Du gibst uns damit die Orientierung, die wir brauchen, und öffnest uns die Augen für die Dinge, die wirklich böse sind, die Sünde vor dir.

Danke, dass du für unsere Sünden am Kreuz von Golgatha bezahlt hast und uns so vom Lohn der Sünde und vom Tod freigemacht hast.

Wir wollen auch um deine Veränderung beten. Hilf uns durch deinen Geist, dir immer ähnlicher zu werden, uns vom Bösen loszusagen und dagegen zu kämpfen. Lass uns gemeinsam als Gemeinde das Böse überwinden.

Danke, dass du dieses Werk in uns angefangen hast und es auch vollenden wirst. Wir loben dich dafür, in deinem Namen, Jesus. Amen.