Das Schuldopfer
Wir haben die Bedeutung des Brand-, Friedens- und Sündopfers bereits gesehen. Wir kommen jetzt zum Schuldopfer. Wenn man in 3. Mose 4 und 5liest, stellt man fest, wie eng diese beiden Opfer, Sünd- und Schuldopfer, behandelt werden. Und zwar merkt man fast nicht, wo jetzt eigentlich der Übergang kommt vom Sünd- zum Schuldopfer. Wir werden auch gleich sehen, diese beiden Opfer hängen sehr stark miteinander zusammen. Und trotzdem ist es nicht dasselbe. Das Schuldopfer heißt auf Hebräisch «ascham». Das heißt übrigens auch einfach Schuld. Da steckt nicht das Wort Opfer drin. «ascham» ist Schuld oder Schuldopfer, wie wir das schon gesehen haben beim Sündopfer. Es heißt je nach Zusammenhang Schuld oder eben Schuldopfer. In 3. Mose 5, 16 haben wir diesen Ausdruck Schuldopfer, «ascham». Was ist der Unterschied zwischen diesen beiden blutigen Opfern? Man kann das so erklären: Das Schuldopfer wird da aufgeführt, wo ein bestimmter Schaden entstanden ist, der wieder gutgemacht werden muss. Also wenn jemand gestohlen hat und zur Einsicht und zur Reue kommt, dann musste er eben nicht ein Sündopfer bringen, sondern ein Schuldopfer. Natürlich ist Stehlen eine Sünde, aber beim Stehlen entsteht einer Person gegenüber ein konkreter Schaden. Und beim Schuldopfer musste man nicht nur einfach die Sünde bekennen, sondern dem Geschädigten das Geld, den Wert, zurückgeben plus 20 Prozent darüber hinaus, ein Fünftel dazugeben. So werden in 3. Mose 5verschiedene Fälle behandelt, wo eben Schaden entsteht und dieser Schaden muss in Ordnung gebracht werden eben mit zwanzig Prozent darüber. Diese Wiedergrutmachung gehört mit zum Schuldopfer. Und so sehen wir, dass es beim Sündopfer um die Sünde als böse Tat an sich geht, während es beim Schuldopfer mehr darum geht, welche Auswirkungen die Sünde anrichtet, schädigt und zerstört. Man kann sagen, das Sündopfer steht mehr in Beziehung zur Quelle der Sünde, nämlich zur Sünde in uns, die dann im Neuen Testament grad mit dem Wort in der Einzahl Sünde bezeichnet wird. Gerade im Römerbrief taucht dieser Begriff immer wieder auf: die in mir wohnende Sünde etc. Das Sündopfer hat also mehr diesen Bezug zu dieser bösen Quelle, während das Schuldopfer mehr einen Bezug hat zur Auswirkung der Sünde, was die Sünde anrichtet. Aber der Herr Jesus ist eben das vollkommene Sünd- und Schuldopfer. Mit Psalm 69 haben wir einen messianischen Psalm vor uns, der im Neuen Testament ausdrücklich auf den Erlöser bezogen wird. Dort sagt der Herr Jesus in Vers 4, bzw. 5 je nach Verszählung: «Mehr als die Haare meines Hauptes sind derer, die ohne Ursache mich hassen, mächtig sind meine Vertilger, die ohne Grund mir feind sind; was ich nicht geraubt habe, muss ich alsdann erstatten.» Hier wird ganz klar auf das Schuldopfer Bezug genommen. Das, was der Herr Jesus nicht verschuldet hat, was er nicht geraubt hat, das muss er durch sein Opfer wieder gut machen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich grad den nächsten Vers noch erklären. Vers 5: «Du, o Gott, weißt um meine Torheit, und meine Vergehungen sind dir nicht verborgen.» Da ist man entsetzt. Ja, aber das kann sich doch nicht auf Christus beziehen, der Sündlose. Und trotzdem! Im Neuen Testament wird Psalm 69 vom Heiligen Geist ganz direkt auf den Herrn Jesus Christus bezogen. Nun, man muss das richtig verstehen. Der, der hier spricht, ist unschuldig, denn in Vers 4 sagt er ja: «Mehr als die Haare meines Hauptes sind derer, die ohne Ursache mich hassen, die ohne Grund mir feind sind.» Es gibt keinen Grund, ihn zu hassen. Und im nächsten Vers sagt er: «meine Torheiten, meine Vergehungen». Da identifiziert sich der Herr Jesus mit unseren Sünden. Also, am Kreuz, als er von Gott beladen wurde mit unseren Tatsünden, hat er unsere Sünden auf sich genommen, als hätte er sie selbst begangen. Und darum sagt er hier: «Du, o Gott, weißt um meine Torheit – also es geht um unsere Torheit – und meine Vergehungen – da geht es um unsere Vergehungen – sind dir nicht verborgen.» Das exakt Gleiche findet man übrigens auch in Psalm 40, wo wir ja schon gesehen haben, dass es dort um das Opfer des Messias geht, der Brand-, Speis- und Sündopfer erfüllen sollte. Da steht doch in Vers 12, bzw. 13: «Denn Übel bis zur Unzahl haben mich umgeben, meine Ungerechtigkeiten haben mich erreicht, dass ich nicht sehen kann; zahlreicher sind sie als die Haare meines Hauptes, und mein Herz hat mich verlassen.» Auch dort geht es um den Vollkommenen, der sich mit unseren Sünden so identifiziert hat. Also der Herr Jesus hat erstattet, was er nicht geraubt hat. Und so können wir sagen, das Sündopfer lehrt, Christus litt wegen unseren Sünden und wegen der Sünde in uns. Und das Schuldopfer lehrt, das Werk Christi macht allen Schaden wieder gut.
Natürlich, wenn jemand zum Glauben kommt, versucht er auch angerichteten Schaden in Ordnung zu bringen. Das sehen wir ja bei Zachäus, der ganz spontan dem Herrn sagt: «Da wo ich gestohlen habe, zu viel verlangt habe, will ich das zurückgeben und ich will auch von meinem Besitz den Armen geben.» Aber es gibt so viele Dinge, die können wir nie mehr wieder gut machen. Das kann manchmal Gläubige sehr schwer belasten, aber wenn man das Schuldopfer wirklich verstanden hat, kommt man auch da zur Ruhe. Natürlich hat die Sünde in diesem Leben Schaden angerichtet und man merkt z. B. nach der Bekehrung: Mein Gehirn wird nicht besser. Das was der Alkohol zerstört hat, hat er zerstört. Aber wir werden einmal sehen, aufgrund des Opfers des Herrn Jesus wird Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen und alle Spuren der Sünde und ihre Folgen werden verschwunden sein. Der Herr Jesus hat eigentlich durch sein Opfer am Kreuz mehr wieder gut gemacht, als was wir durch die Sünde verdorben haben. Und so ist er eben das vollkommene Opfer, das nicht nur einfach gut macht, sondern, wie beim Schuldopfer noch 20 Prozent dazugegeben werden musste, so macht der Herr Jesus durch sein Opfer mehr gut, als was wir überhaupt zerstören konnten.
Im Matthäusevangelium geht es ganz speziell um das Schuldopfer. Nur dort ruft das Volk vor Pilatus, indem sie selbstherrlich die ganze Verantwortung auf sich nehmen: «Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder!» (Matthäus 27, 25). Sie sagen also: Wir nehmen die Konsequenzen auf uns. Sie haben quasi die Schuld ihrer Handlung auf sich genommen. Aber das kann ja niemand tragen. Und indem Jesus, nach dem Matthäusevangelium, am Kreuz gestorben ist, nachdem Gott ihn verlassen hat, ist er gleichzeitig das Schuldopfer geworden, um Israel diese Schuld einmal abzunehmen. Der letzte Vers des Propheten Joel ist ganz erstaunlich. Aber es ist wichtig, dass man da gut übersetzt. Da geht es letztendlich um das tausendjährige Reich, wenn der Herr Jesus als König wiederkommen wird. Joel 4, 20-21: «Aber Juda soll ewiglich bewohnt werden, und Jerusalem von Generation zu Generation. Und ich werde sie von ihrem Blute reinigen, von dem ich sie nicht gereinigt hatte. Und der HERR wird in Zion wohnen.» Also wenn die Übersetzung da sinngemäß abweicht, kann man es vergessen. Dann ist die Übersetzung falsch. Richtig übersetzt ist wirklich: «Ich werde sie von ihrem Blute reinigen, von dem ich sie nicht gereinigt hatte.» Diese Blutschuld des jüdischen Volkes ging weiter von Generation zu Generation. Denn jede Generation musste sich wieder neu entscheiden: War Jesus ein falscher Messias? Oder war er der wahre Messias? Und jeder Jude, der in seiner Generation sich sagte, Jesus ist ein falscher Messias, nahm die Schuld wieder auf sich, die die damalige Generation auf sich und ihre Kinder genommen hatte. Aber jeder Jude, der durch die Jahrhunderte hindurch zum Glauben gekommen war, dem wurde sofort diese Schuld abgenommen. Und Gott wird Israel zum Ziel führen, den Überrest aus Israel und wird ihn schließlich offiziell reinigen von diesem Blut, von dieser Blutschuld. Der Herr Jesus starb also auch gerade, um diese Sünde auf sich zu nehmen.
Im Markusevangelium haben wir das Sündopfer. Dort geht es ja ganz speziell um den Diener. Darum wird im Markusevangelium auch keine Geburtsgeschichte erzählt, sondern nach einer kurzen Einleitung beginnt Markus bereits mit dem Dienst des Herrn und beschreibt grad einen Tagesablauf, wie der Jesus bis spät abends dient. Und dann am nächsten Morgen, als es noch dunkel ist, geht er hinaus und betet, um den Tag des Dienstes neu vorzubereiten. Und so sieht man im Markusevangelium den vollkommenen Diener, der den Menschen nur Gutes tut. Im Markusevangelium – ich habe mal alle Verse ausgezählt – findet man am wenigsten Verse, wo der Herr Jesus spricht. Der Akzent ist gelegt auf seine Taten. Und am Schluss von Markus 7 finden wir einen Abschnitt, der nur im Markusevangelium vorkommt. Das ist etwas Spezielles. Denn es ist so, dass man den größten Teil des Markusevangeliums auch in den anderen Evangelien wiederfindet. Aber dieser Abschnitt, wo die Menschen sagen: «Er hat alles wohl gemacht!», das ist der Schlüsselvers vom Markusevangelium. Und dieser treue Knecht, der so dient und nur Gutes tut, wird am Schluss verworfen und ermordet. So zeigt das Markusevangelium damit umso mehr, wie verdorben der Mensch ist, so dass er bereit ist seinen Schöpfer, der Diener geworden ist, zu ermorden. Aber indem Markus das Opfer des Herrn Jesus am Kreuz beschreibt, will er gleich damit sagen: Gerade für diese Verdorbenheit des Menschen ist der Herr Jesus gestorben - das wahre Sündopfer.
Das Speisopfer
Das Speisopfer spricht besonders von dem Leben des Herrn Jesus. In 3. Mose 2 wird erklärt, dass es aus Mehl hergestellt werden muss, aber immer ohne Sauerteig. Man muss sich das merken: Überall in der Bibel, im Alten und im Neuen Testament, ist der Sauerteig immer ein Bild von der Sünde. Es gibt da keine Ausnahme. Und zwar ist der Sauerteig eigentlich ein Lügner. Er gibt vor, als wäre mehr da, als wirklich da ist. Der Sauerteig wirkt wie Hefe, damit der Teig aufgeht, sich aufbläht und das ist Brot der Lüge. Aber ungesäuertes Brot ist Brot der Wahrheit und darum sagt Paulus auch in 1. Korinther 5, 8: «Darum lasst uns Festfeier halten, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Lauterkeit und Wahrheit.» Ungesäuertes Brot ist Brot der Lauterkeit und Wahrheit, weil es nicht mehr vorgibt, als da ist. Das gesäuerte Brot wird hier bezeichnet als Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit. Also die Speisopfer durften nie mit Sauerteig durchmengt werden, weil es ein Bild sein sollte von dem Herrn Jesus als dem Sündlosen. Warum Mehl? Nun, der Herr Jesus wird in Jesaja 4, 2 die Frucht der Erde genannt. Er wurde ein wirklicher Mensch und so wie der Getreidehalm aus der Erde herauswächst, ist der Herr Jesus ein wirklicher Mensch geworden, wie es in Jesaja 53, 2 steht: «Und er ist wie ein Reis vor ihm aufgeschossen, und wie ein Wurzelspross aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und keine Pracht; und als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir seiner begehrt hätten.» Nun, um Mehl zu bekommen nimmt man die Körner, zermahlt sie fein und durch das Zermahlen wird alles sichtbar, was darinnen ist. Und es wird deutlich, da ist keine Unreinigkeit. Das reine Material der Körner wird gewissermaßen aufgedeckt. So spricht eben dieses Feinmehl von der Vollkommenheit des Herrn Jesus als Mensch. Ungesäuert, ohne Sünde, aber durchmengt mit Öl. Öl, der Heilige Geist. Durchmengt mit Öl bedeutet, der Herr Jesus ist gezeugt durch den Heiligen Geist. Und dann findet man aber auch, wie das Speisopfer gesalbt wurde mit Öl. Und das weist ihn aus als den Christus, oder, auf Hebräisch, den Messias, der Gesalbte. Und so spricht das Speisopfer von dem Herrn Jesus als Mensch, ohne Blut. Es betont ganz besonders sein Leben hier auf Erden. Aber auch in seinem Leben auf Erden hat der Herr Jesus gelitten. Das Speisopfer wird offen, im Napf, gebacken oder auch ganz verborgen im Ofen. Es gibt verschiedene Speisopfer. Und so gibt es Leiden, die ganz offensichtlich sind im Leben des Herrn. Wenn man denkt, der Herr war am Predigen und dann kommen seine Angehörigen und sagen: «Er ist von Sinnen.» Im Markusevangelium zum Beispiel. Das sind Leiden, die erkennt jeder. Aber es gibt Leiden, die viel verborgener sind im Leben des Herrn Jesus. Wenn wir denken, der Herr Jesus am Grab von Lazarus, und er weint. Ja, sterben muss ja jeder Mal. Oder? Aber wir realisieren dann zu wenig, dass der Herr Jesus weint, weil er die ganze Tragik des Sündenfalls, der den Tod als einen Feind in diese Welt gebracht hat, der völlig unnatürlich ist, sieht. Menschen sagen: Sterben ist natürlich. Aber das ist völlig unnatürlich. Und der Herr Jesus empfindet das viel tiefer als wir, weil er in seinen Empfindungen nicht durch die Sünde verhärtet worden ist wie wir. Wir können gar nicht in dieser Feinheit empfinden, wie der Herr Jesus als Mensch empfunden hat. Und auch diese verborgenen Leiden findet man dargestellt im Speisopfer. Es wird dann allerdings ein Speisopfer erwähnt, welches gesäuert werden musste. Das ist eine ganz spezielle Ausnahme. Das war das Speisopfer, das an «Schawuot», am Fest der Wochen dargebracht wurde. Von dem aber später, erst in Kapitel 23.
Schlussgedanken zu 3. Mose 1-7
Also jetzt haben wir die Opfer in der Übersicht gesehen (Kapitel 1-7). Die werden hier grundsätzlich behandelt, aber wenn wir die weiteren Bücher Mose lesen, sehen wir, dass es natürlich ganz bestimmte Brandopfer gibt in diesem Zusammenhang. Und es gibt ganz bestimmte Sündopfer in einem bestimmten Zusammenhang usw. So kann man das also noch viel komplizierter machen. Aber hier haben wir mal die Grundlage gelernt. Es gibt grundsätzlich diese vier blutigen Opfer und dann das Speisopfer, das eben normalerweise die Blutigen begleitet. Und wenn man das begriffen hat, dann kann man all die Spezialfälle viel besser verstehen. Es wäre also nützlich, wenn man sich das so einprägen würde, dass man auswendig weiß, was das charakteristische von jedem blutigen Opfer, Brand-, Friedens-, Sünd- und Schuldopfer ist.
Übrigens, ist Ihnen aufgefallen, dass die Reihenfolge gerade umgekehrt ist, wie die Evangelien im Neuen Testament? Also die Reihenfolge im Neuen Testament ist absolut begründet, denn es entspricht auch der zeitlichen Reihenfolge, in der sie verfasst wurden. In der liberalen Theologie sagt man immer, Markus sei das älteste Evangelium. Das stimmt aber überhaupt nicht. Das kann man gleich vergessen. Die frühchristliche Überlieferung sagt etwas ganz anderes. Augustin, um 400 n. Chr., sagt, Matthäus wurde zuerst geschrieben, dann Markus, dann Lukas und dann Johannes ganz am Ende des ersten Jahrhunderts. Aber die Evangelien zeigen eigentlich die Reihenfolge der Opfer, wie wir Menschen sie verstehen. Das erste, was ein Mensch wirklich einsieht in Verbindung mit seinen Sünden, ist: Was habe ich angerichtet? Ich habe vor kurzem mit jemandem ein Taufgespräch gehabt und dann hat diese Schwester ihren Werdegang erzählt, wie es zur Bekehrung gekommen ist. Da hat sie gesagt: Ich habe so viel Mist angerichtet. Damit kommt zum Ausdruck: Welchen Schaden habe ich angerichtet?! Aber dann erkennt man, der Herr Jesus ist das Schuldopfer. Er hat auch die Folgen auf sich genommen. Und ein nächster Schritt ist, dass jemand erkennt, wie böse eigentlich sein Herz ist. Und dann merkt man, aha, der Herr Jesus ist nicht nur für das gestorben, was ich getan habe, sondern auch für das, was ich von Natur aus bin. Das ist das Sündopfer. Und dann versteht man als nächsten Schritt, dass der Herr Jesus es möglich gemacht hat, dass ich jetzt mit Gott Gemeinschaft haben kann. Das ist das Friedensopfer. Und da muss ich noch ergänzend sagen: Beim Friedensopfer durfte der Opfernde einen Teil des Fleisches essen. Und ein anderer Teil wurde für Gott verbrannt. Also der Opfernde teilt das Opfer mit Gott. Und Gemeinschaft ist: Freude am Gleichen haben. Beim Friedensopfer durfte man auch andere einladen. Man denke an Elkana, 1. Samuel 1, 3 der mit seiner ganzen Familie nach Silo kommt. Alle essen Fleisch, aber Hanna bekommt den doppelten Teil Fleisch. Das war das Friedensopfer, wo Menschen untereinander und mit Gott Gemeinschaft haben, wegen des Opfers des Herrn Jesus. Also das wird als nächster Schritt klar, die Gemeinschaft mit Gott, Frieden mit Gott, gerechtfertigt durch den Glauben. Und es braucht dann noch mehr bis man dann als Erlöster realisiert: Der Herr Jesus ist zur Ehre Gottes gestorben. Und man beginnt plötzlich festzustellen, was das Opfer für den Vater bedeutet. Nicht nur für mich. Dann realisiert man eine Tiefe in dem Opfer des Herrn Jesus, die uns Menschen völlig übersteigt. Wir können gar nicht richtig erfassen, was der Herr Jesus in seinen Leiden für Gott war. Und er hat nicht nur einfach alles in völligem Gehorsam getan, was der Vater ihm gesagt hat. Wenn man in den Evangelien die Gebete des Herrn im Garten Gethsemane liest, muss man mal drauf achten. An einer Stelle sagt er: «Nicht was ich will, sondern was du willst». Und an einer anderen Stelle sagt er: «Nicht wie ich will, sondern wie du willst». Der Herr Jesus hat nicht nur getan was der Vater wollte, ganz genau, in völligem Gehorsam, sondern auch die Art und Weise, wie er sich hingegeben hat, war für Gott so herrlich. Und so beginnen wir zu sehen, was der Herr Jesus war, welche Herrlichkeit er hatte, für Gott. Eben in dem Sinn, wie es in Epheser 5, 2 steht, dass der Herr Jesus sich hingegeben hat als Gabe und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch. Da haben wir eben auch die Bedeutung des Brandopfers für Gott. In 3. Mose wird eigentlich die Seite Gottes beleuchtet. Wenn jemand mir ein Opfer darbringen will, dann kann er mir ein Brandopfer bringen. Das ist das, was Gott zuerst wünscht. Dann kommt die Seite der Gemeinschaft und dann kommt die Seite der Sünde und der Schuld. Das ist also die Sicht, wie Gott die Dinge sieht. Und die Evangelien zeigen, wie der Mensch sie sieht und daran herangeht.
Jetzt bilden also diese ersten sieben Kapitel in sich einen geschlossenen Teil. Wichtig: Diese Kapitel sind ab dem Jahr 70 n. Chr. nicht mehr praktiziert worden. Im Jahr 70 haben die Römer den zweiten Tempel in Jerusalem zerstört. Und weil nach 5. Mose 12, 13-14 nur an diesem auserwählten Ort Opfer dargebracht werden durften, war es den Juden von da an nicht mehr möglich, diesen Opferdienst auszuführen. Die Römer haben ihnen ja den Tempelberg weggenommen. Und später kamen die Muslime, nach dem Tod von Muhammad, aus Saudi-Arabien und haben Jerusalem erobert und anschließend den Felsendom auf den Ort des Allerheiligsten gebaut. Und von da an war es auch weiterhin nicht möglich für Juden zu opfern. Das ist bis heute so. Gott hat dem Judentum die Opfer weggenommen. Aber das hat zu einem Konflikt geführt. Ein Drittel der Thora konnte nicht mehr praktiziert werden ab dem Jahr 70, weil ein Drittel der Gebote mit der Existenz des Tempels verbunden sind. Das war, als hätte man dem Judentum dasn Herz herausgeschnitten. Und das hat bei ganz ernsthaften Menschen zu großen Konflikten geführt. Es gibt z.B. eine Bekehrungsgeschichte aus dem 19. Jahrhundert von einem russischen Juden. Der beschreibt, wie er jede Woche sieben Kapitel durchgelesen hat auf hebräisch. Danach hat er gebetet: Herr, rechne mir das Lesen dieser Kapitel zu, wie wenn ich diese Opfer wirklich darbringen würde. Später hat er dann realisiert, dass der Herr Jesus diese Opfer bereits erfüllt hat.
Heiligkeit in der Priesterfamilie (3. Mose 8-10)
In 3. Mose 8 geht es um die Einweihung des Hohenpriesters Aaron und seiner vier Söhne. In Hebräer 10, 19 wird nun das neutestamentliche Gegenstück aufgezeigt. Dort wird klargemacht, jetzt neutestamentlich in der Erfüllung sind die Erlösten, die zur Gemeinde gehören, die Priesterfamilie. Hebräer 10, 19-22: «Da wir nun, Brüder, Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu, auf dem neuen und lebendigen Wege, welchen er uns eingeweiht hat durch den Vorhang hin, das ist sein Fleisch, und einen großen Priester über das Haus Gottes, so lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in voller Gewißheit des Glaubens, die Herzen besprengt und also gereinigt vom bösen Gewissen, und den Leib gewaschen mit reinem Wasser.» Also der Text sagt, wir sind die Priesterfamilie und wir haben einen großen Priester. Dieser Hohepriester ist der Herr Jesus. Übrigens ganz wörtlich: Der Hohenpriester auf Hebräisch heißt «kohen gadol», das heißt: Priester groß. Ja, viele wissen, dass man Hebräisch rückwärts liest. Aber dass man Hebräisch auch rückwärts spricht, das wissen noch nicht so viele. Also Priester großer. Also ein großer Priester, das ist der Hohepriester. Und nun wird von uns gesagt, wir sollen da ins Haus Gottes hineinkommen, was ja nur Priester dürfen. Weiter wird dann gesagt, die Herzen besprengt, das heißt mit Blut. In 3. Mose 8 sehen wir wie das Blut auf die Priester angewendet wird: Auf das Ohrläppchen, auf den Daumen und auf die Zehe. Das heißt, der Gehorsam wird durch das Blut Jesu ermöglicht. Durch die Erlösung durch das Blut werden wir zu Menschen, die gehorchen können. Drum das Blut ans Ohrläppchen. Und dann der Daumen an der rechten Hand. Das spricht davon, was wir mit unseren Händen tun. Ebenso das gereinigt und geheiligt durch das Blut Jesu. Und wohin gehen wir? Davon sprechen unsere Füße. Auch auf sie wird das Blut angewendet. Dann wird weiter berichtet in 3. Mose 8, dass die Priester ein Ritualbad nehmen mussten. Sie mussten sich ganz in Wasser baden. Das wird hier in Hebräer 10 auch erwähnt: «... und den Leib gewaschen mit reinem Wasser». Das Ritualbad spricht von dem Bad der Wiedergeburt, wie das in Titus 3,5 genannt wird. Also das Reinigungsbad der Wiedergeburt. Das hat also nichts mit der Taufe zu tun, sondern da geht es eben um die Übertragung dieses Ritualbades der Priester bei der Einweihung. Neutestamentlich, haben wir ja bereits gesehen, dass wir ein heiliges Priestertum sind, um Gott geistliche Schlachtopfer darzubringen (1. Petrus 2, 5). Dann müssen wir noch dazu Offenbarung 1, 5 aufschlagen: «und von Jesus Christus, welcher der treue Zeuge ist, der Erstgeborene der Toten und der Fürst der Könige der Erde! Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blute, und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater, Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.» Zu Priestern gemacht durch das Blut. Das ist genau das, was wir in 3. Mose 8 finden.
In 3. Mose 9 geht es dann um den Beginn des levitischen Priesterdienstes. Und da erscheint die «Schechina», diese geheimnisvolle Wolkensäule, die die Gegenwart Gottes anzeigte, und nachts als Feuersäule erschien. Gott bestätigt also diesen Priesterdienst, indem die «Schechina» in besonderer Weise dort erscheint und das erste Opfer durch einen Blitz vom Himmel entzündet wird. Dieses Feuer musste von da an ständig auf dem Altar erhalten bleiben, weil es Feuer Gottes war. Dieses beständige Feuer wird zum Beispiel ausdrücklich erwähnt im Gesetz des Brandopfers. 3. Mose 6, 5: «Und das Feuer auf dem Altar soll auf demselben in Brand erhalten werden, es soll nicht erlöschen; und der Priester soll Holz auf ihm anzünden, Morgen für Morgen.» Damit hat Gott bestätigt, dass dieser Priesterdienst und dieser Opferdienst von ihm gewollt ist. Wo finden wir das nochmals, dass Gott Feuer gibt vom Himmel? Natürlich bei Elia, 1. Könige 18. Dort war dieses Zeichen aus folgendem Grund ganz besonders wichtig. Die zehn Stämme waren abgefallen in den Baalsdienst. Und Baal war der Blitz- und Regengott der Kanaaniter. Die Baalpriester sollten Baal bitten, dass er Feuer vom Himmel gibt und ihr Opfer entzündet. Aber das hat nicht funktioniert. Was ist das für ein Blitzgott, der nicht einmal einen Blitz machen kann? Dann betet Elia ganz schlicht, ohne sich da aufzupuschen, wie das die Baalpriester gemacht haben. Und es kam Feuer als Blitz vom Himmel und ganz Israel erkennt: Der HERR ist Gott, der HERR ist Gott. Wir sehen dann später beim Salomotempel auch, wie Feuer vom Himmel kam und das erste Opfer entzündet hat. Und so wurde auch dieses im Salomotempel, nicht nur in der Stiftshütte (3. Mose 10), im ersten Tempel erhalten. Aber als die Juden zurückkehrten aus der Gefangenschaft in Babylon und den zweiten Tempel bauten (Esra 3) – zuerst haben sie ja den Altar gebaut und erst im Jahr darauf das Tempelhaus – und mit dem Priesterdienst wieder begannen, kam kein Feuer vom Himmel. Das war eine tiefe Demütigung, dass im zweiten Tempel viele Dinge, die man früher hatte, fehlten. Es gab nicht mehr das Feuer vom Himmel. Und auch die «Schechina» gab es nicht mehr. Die «Schechina» verließ den Tempel grad kurz vor der Zerstörung durch Nebukadnezar. Das kann man nachlesen in Hesekiel 8, 11. So phasenweise geht sie hin, dann durch das Osttor hinaus, dort wo heute das goldene Tor ist, dann über das Kidrontal zum Ölberg und dann verschwindet sie. Die «Schechina» ist nie mehr zurückgekehrt zum Tempel. Der zweite Tempel hatte keine «Schechina» und kein, wie die Rabbiner sagten, «esch meschamajim», Feuer vom Himmel. Doch es fehlte noch mehr. Sie hatten auch nicht mehr die «Urim» und die «Thummim», die im Brustschild des Hohenpriesters untergebracht wurden, mit dem man den Willen Gottes erfragen konnte, wie bei einem Los. Das gab es nicht mehr. Man hatte auch das Salböl von Mose nicht mehr. Das Öl, womit noch der Hohenpriester Aaron gesalbt wurde, gab es auch später noch im ersten Tempel. Alle Hohenpriester waren durch dieses Salböl gesalbt worden. Aber als man zurückkehrte und den zweiten Tempel gebaut hatte – Der erste Hohenpriester im zweiten Tempel war Jeschua, der Sohn Jozadaks. – wurde Jeschua nicht mehr mit diesem Öl gesalbt. Von da an waren alle Hohenpriester keine gesalbten Hohenpriester mehr. Sie waren nur Priester durch Investur, also indem sie die hohenpriesterlichen Kleider trugen. So gab es noch mehr solche Dinge, die im zweiten Tempel fehlten, was sehr demütigend war. Aber dieser zweite Tempel wurde dann plötzlich geehrt, in einer ganz ungewöhnlichen Weise, indem nämlich Gott Mensch wurde und in den zweiten Tempel kam. Und zwar zuerst völlig unbemerkt. Etwa einen Monat nach der Geburt kamen die Eltern mit dem Kind zum Tempel und nur wenige haben realisiert wer das ist. Die Prophetin Hanna und dieser Simon, der offensichtlich ein Priester war. Dieser hat dann auch das «pidyon-ha'ben»-ritual, den Freikauf des Erstgeborenen, durchgeführt. Das wird grad in Lukas 2 ganz typisch beschrieben, wie der Priester das macht. Er nimmt das Kind auf die Arme und – eigentlich sollte er es segnen – aber er hat die Eltern gesegnet. Er konnte nicht das Kind segnen, denn der Segnende ist immer größer als der, der gesegnet wird, Hebräer 5. Und so konnte er eben den Messias nicht segnen, aber die Eltern. Er hat also dieses Ritual durchgeführt. Aber da war der Messias im Tempel. Und auch später der 12-Jährige und dann Jahr für Jahr konnte man den Herrn Jesus im Tempel zu Jerusalem erleben und er nannte den Tempel: «Das Haus meines Vaters» (Johannes 2). So hat Gott diesen Tempel ganz speziell geehrt durch das Kommen seines Sohnes. Aber als dieser verworfen wurde, war die Zerstörung besiegelt. Das sagt der Herr Jesus selber in Matthäus 23: «Euer Haus wird euch wüst gelassen werden». Und so kam die Verwüstung des zweiten Tempels, der nie mehr aufgerichtet wurde bis heute. Aber ein dritter Tempel wird kommen. In Daniel 9 wird gesagt, dass nach den 70 Jahrwochen ein Heiligtum gesalbt werden wird. Das ist ein Schlüsselbegriff. Ein Heiligtum, das gesalbt wird. Der zweite Tempel war eben nicht gesalbt. Die Stiftshütte wurde mit dem Salböl von Mose gesalbt und auch die Hohenpriester. Der erste Tempel von Salomo wurde mit Öl gesalbt und auch die Hohenpriester. Und der zweite Tempel selber wurde auch nicht gesalbt. Aber Daniel 9 spricht von einem zukünftigen Tempel, der gesalbt sein wird. Das ist der dritte Tempel, der noch kommen wird. Der wird dann wieder gesalbt werden. Das nur so, um es in einen größeren Zusammenhang zu stellen und die Bedeutung des Feuers vom Himmel klarzumachen.
Jetzt kommt in 3. Mose 10 eine Katastrophe. Zwei Söhne Aarons sterben. Der Tod Nadabs und Abihus wegen eigenwilligem und unnüchternem Gottesdienst mit fremdem Feuer. Sie haben beim Opferdienst, also beim Priesterdienst, fremdes Feuer genommen. Was ist damit gemeint? Für alle Zwecke, beim Opfern und auch beim Räuchern, musste man immer Feuerkohlen vom Brandopferaltar nehmen. Das war das Feuer, das Gott entzündet hatte. Aber die beiden Söhne Aarons haben gedacht: Ach, wir können ja auch von einer anderen Feuerstelle die Kohlen holen. Gott hat sie dafür beide getötet. Das war ein Schlag. Sie erinnert ganz an die Geschichte von Ananias und Saphira. Auch das war Sünde zum Tode. Das heißt, zwei Menschen mussten frühzeitig sterben durch Gottes Gericht. Es sagt nichts aus über das ewige Verlorensein, aber vorzeitiger Tod hier auf Erden, ist die größte Strafe, die ein Gläubiger als eine Zucht von Gott erleben kann. Wie auch viele der Korinther, die das Abendmahl unwürdig genommen haben, gestorben oder krank waren (1. Korinther 11). Zucht Gottes, aber eben nicht verloren. Paulus sagt in 1. Korinther 11: «Damit sie nicht mit der Welt verurteilt werden». Das war ein irdisches Gericht und so auch bei Nadab und Abihu. So wie Nadab und Abihu Gottes Eingreifen durch frühzeitigen Tod erlebten am Anfang der Geschichte des Volkes Israel, so erlebten Ananias und Saphira Gottes Eingreifen ganz am Anfang der Geschichte der Gemeinde, indem Gott dieses lügenhafte Handeln durch frühzeitigen Tod bestrafte, Apostelgeschichte 5.
Interessant ist aber, dass grad im Anschluss Anweisungen über Alkohol bzw. den Umgang mit Alkohol kommen. 3. Mose 10, 8: «Und der HERR redete zu Aaron und sprach: Wein und starkes Getränk sollst du nicht trinken, du und deine Söhne mit dir, wenn ihr in das Zelt der Zusammenkunft hineingeht, dass ihr nicht sterbet, – eine ewige Satzung bei euren Geschlechtern – und damit ihr unterscheidet zwischen dem Heiligen und dem Unheiligen und zwischen dem Reinen und dem Unreinen, und damit ihr die Kinder Israel lehret alle die Satzungen, die der HERR durch Mose zu euch geredet hat.» Grad im Anschluss wird der Umgang mit Alkohol geklärt. Also wenn Priester Dienst haben, dann dürfen sie in dieser Zeit auch nicht ein bisschen Wein trinken. Der Missbrauch von Alkohol wird ja im ganzen Alten Testament ganz stark verurteilt, so wie auch das Neue Testament das ganz massiv verurteilt. Aber sowohl das Alte wie auch das Neue Testament enthalten kein völliges Alkoholverbot. In Verbindung mit dem Priesterdienst war es allerdings vollständig verboten, Alkohol zu sich zu nehmen. Was will das sagen? Offensichtlich hatten Nadab und Abihu Wein oder starkes Getränk genossen und waren nicht mehr wirklich nüchtern. So kamen sie wohl auf die Idee anderes Feuer zu nehmen. Das ist natürlich hoch aktuell: Gottesdienst und Unnüchternheit und wie Gott darüber denkt. Er hat sie weggenommen durch Tod. So schlimm ist es für Gott, wenn wir zur Anbetung in seine Gegenwart kommen in unnüchternem Zustand. Was wir heute erleben als eine gewaltige Bewegung, die übrigens etwa 600 Millionen Christen umfasst, das ist die charismatische Bewegung. Das ist eine Bewegung, wo die Menschen gepuscht werden bis zur Unnüchternheit. Und dann wird gesagt, das ist worship, das ist Anbetung, also Priesterdienst. Aber da haben wir eine ganz ernste Warnung in 3. Mose 10vor uns. Ich möchte dazu noch einen Vers lesen aus dem Neuen Testament. Die Afrikaner wussten seit Urzeiten, dass man Unnüchternheit nicht nur mit Alkohol, sondern auch grade durch einen ständigen, gleichschlagenden Rhythmus erreichen kann. Und gerade das wird so wichtig im 20ten und 21ten Jahrhundert im Zusammenhang mit Anbetung. 2. Timotheus 4, 5: «Du aber sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tue das gute Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst.» Also, du aber sei nüchtern, vollführe deinen Dienst. Nun, Timotheus hatte kein Alkoholproblem. In 1. Timotheus 5, 23muss Paulus ihm sogar sagen: «Trinke nicht länger nur Wasser, sondern gebrauche ein wenig Wein, um deines Magens und deines häufigen Unwohlseins willen.» Wörtlich steht sogar im Griechischen: sei nicht länger nur ein Wassertrinker. Und jetzt sagt Paulus, sei nüchtern in allem. Also in jeder Beziehung und das Wort für nüchtern sein, griechisch «nepho», wird im Standardwörterbuch von Walter Bauer zum griechischen Neuen Testament wie folgt umschrieben: 'Nepho ist die Abwesenheit von jeglicher geistigen und seelischen Trunkenheit, Überstürztheit, Exaltiertheit.' Du aber sei nüchtern. Man findet diese Aufforderung elf Mal im Neuen Testament.
Heiligkeit im Alltag (3. Mose 11-22)
Speisevorschriften (3. Mose 11)
Jetzt geht es nicht nur um die Priester, die heilig leben sollen, sondern überhaupt um das gesamte Volk Israel. Dies beginnt mit den Speisevorschriften in 3. Mose 11. Dort werden die reinen und unreinen Tiere vorgestellt. Also Fleischgenuss ist grundsätzlich erlaubt für Israel, so wie Gott das ja seit der Sintflut unter Noah mit Ausnahme des Blutgenusses erlaubt hatte. Hier wird jetzt erklärt, was reine Tiere sind, nämlich alle wiederkäuenden Spalthufer. Aber es wird genau erklärt, wie man da unterscheiden muss. Wie ist das zum Beispiel beim Schwein? Das ist ein Spalthufer, aber es wiederkäut nicht und darum ist es unrein. Und dann werden noch andere Zweifelsfälle aufgeführt. Der Hase wiederkäut, aber er hat natürlich keine gespaltenen Hufe und darum darf man kein Hasenfleisch essen als Israelit. Von den Säugetieren dürfen also nur die wiederkäuenden Spalthufer gegessen werden. Bei den Fischen oder überhaupt bei den Lebewesen im Wasser, dürfen nur Tiere mit Flossfedern und Schuppen gegessen werden. Also z. B. der Aal dürfte nicht gegessen werden. War aber auch im See Genezareth kein Problem, denn in antiker Zeit hat es den Aal dort nicht gegeben. Aber es gibt eine Fischart im See Genezareth, die eben keine Schuppen hat, und die durfte man nicht essen. Darauf spielt der Herr Jesus an in Matthäus 13, wo im Gleichnis erzählt wird, wie das Schleppnetz ausgeworfen wird und sie gute und faule Fische zusammensammeln. Später werden die Faulen wieder rausgeworfen. Das ist genau eine Anspielung auf diese Fischart im See Genezareth, die eben nicht koscher war. Dann wird von den Insekten die Heuschrecke als rein erklärt und durfte somit gegessen werden. Und bei den Flugtieren werden viele Vögel aufgezählt und auch die Fledermaus. Es ist noch wichtig zu erwähnen: Wenn es heißt in 3. Mose 11, 13: «diese sollt ihr verabscheuen von den Vögeln», hebräisch «of», dann meint das einfach Flugtiere. Und deshalb kann eben auch die Fledermaus darunter fallen. Bei der Auflistung fällt auf, dass dies alles Raubvögel sind wie der Adler, oder Nachtvögel wie die Eule, oder Aasfresser wie der Geier und Allesfresser wie der Storch. Alle diese dürfen nicht gegessen werden. Dann eben auch die Fledermäuse nicht, keine Mäuse, Echsen, Chamäleons oder auch ganz allgemein Aasfresser.
Der Schlüsselvers von diesem Kapitel ist 11, 44-45: «Denn ich bin der HERR, euer Gott, so heiligt euch – also sondert euch ab zu mir hin – und seid heilig, denn ich bin heilig. Und ihr sollt euch selbst nicht verunreinigen durch irgendein Gewürm, das sich auf der Erde regt. Denn ich bin der HERR, der euch aus dem Lande Ägypten heraufgeführt hat, um euer Gott zu sein: so seid heilig, denn ich bin heilig.» Ja, was hat das für uns zu sagen? Nun, die reinen Tiere weisen eigentlich alle auf den Herrn Jesus hin. Eben, bei den Säugetieren waren die wiederkäuenden Spalthufer rein. Das heißt, alle Tiere, die für die Opfer verwendet werden durften, waren auch rein: Schaf, Stier, Ziege usw., alles was auf den Herrn Jesus hinweist ist rein. Aber das Schwein ist gerade ein Kontrast. Die Spalthufer haben ja die Eigenschaft, dass durch die gespaltenen Hufe die Oberfläche vergrößert werden kann, je nachdem wo sie stehen. Was dann ein Hindernis beim Einsinken in den Sumpf, in den Morast ist. Und so sprechen die gespaltenen Hufe eigentlich von einem gottgemäßen Lebenswandel, der dadurch gekennzeichnet ist, dass man nicht in den Dreck einsinken möchte. Das neue Leben möchte nicht einsinken. Und das Wiederkäuen spricht eigentlich davon, dass man die bereits gegessene Nahrung nochmals durchkaut. In Jeremia 15 sagt der Prophet: «Deine Worte waren vorhanden und ich habe sie gegessen. Und sie waren mir zur Wonne und zur Freude meines Herzens.» Aber wir wissen, wenn wir mal etwas gehört haben, nicht nur im SBS, dann muss man das Wiederkäuen. Erst dann hat man den wirklichen Gewinn. Sonst geht so vieles einfach wieder verloren. Desshalb ist also das Wiederkäuen eine sehr wichtige Sache. Aber es muss kombiniert sein. Das Schwein gibt vor, es würde einen Gott gemäßen Wandel führen, aber in Wirklichkeit ist es ein Tier, das eben nicht wiederkäut und das es liebt, nicht nur im Dreck einzusinken, sondern sich darin zu wälzen. So kann man übrigens von all diesen Tieren, die da erwähnt werden als rein oder unrein, wunderbare praktische Übertragungen für das Leben machen. Zum Beispiel bei den Vögeln. Die Raubvögel sind unrein. In Galater 5, 15 sagt der Apostel Paulus: «Wenn ihr aber einander beißet und fresset, so sehet zu, dass ihr nicht voneinander verzehrt werdet.» Die Galater haben sich aufgeführt wie unreine Raubvögel. Und dann der Geier, um einen Aasfresser zu nennen. Was lieben die? Die lieben das Verdorbene. Das, was schon so hässlich stinkt, ist für sie Genuss. Das spricht also von den Menschen, die an der Sünde in ihrer hässlichsten Erscheinung sogar noch Freude finden. Und die Nachtvögel, da ist sowieso klar, was gemeint ist. Das sind die, die das Licht scheuen, wie der Herr Jesus sagt in Johannes 3von den Menschen, die nicht an das Licht kommen, damit ihre Werke nicht offenbar werden. Und sie lieben auch das Nachtleben. Und weiter haben wir Fledermäuse. Es ist ja so schwierig, sie unterzubringen. Ist es eine Maus oder ist es ein Vogel? Wir würden sagen, weder Fisch noch Vogel. Und so gibt es auch Leute, da fragt man sich: Ja, ist der gläubig? Ja, könnte sein. Weder Fisch noch Vogel, unrein.
Und so hat also das ganze Kapitel eine unglaublich praktische Bedeutung, wenn man das eben überträgt und sich überlegt: Alles was ich aufnehme, eben auch über Ohren und Augen, das hat einen Einfluss auf mich. Der Mensch ist, was er isst. Also wer sich ständig mit Landwirtschaft beschäftigt, dem sieht man plötzlich an, dass er ein Bauer ist. Und jemand, der sich ständig mit Kunst auseinander setzt, da sieht man, das ist ein Künstlertyp. Das was uns beschäftigt, das prägt uns auch. Und wenn wir uns eben ernähren von DVD's und Büchern und Zeitschriften, die eben nach 3. Mose 11 unrein sind, werden wir selber auch unrein. Aber wenn wir uns mit dem Herrn Jesus beschäftigen und wenn er unsere geistliche Nahrung ist, dann werden wir ihm ähnlich und auch seine Lammesart wird unsere Art.