Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Freunde,
ich freue mich, heute Abend über das Thema „Die Symbolik des Zweiten Tempels im Licht des Neuen Testaments“ sprechen zu können. Ich lade Sie ein, mit mir eine Reise nach Jerusalem zu unternehmen – allerdings nicht in das heutige Jerusalem, sondern in das Jerusalem von vor ungefähr zweitausend Jahren.
Hier sehen Sie einen Stadtplan von Jerusalem im Jahr 30. Bereits auf den ersten Blick erkennt man, dass das Stadtbild damals vom Tempelplatz geprägt war. Er war das größte Heiligtum der damaligen alten Welt.
Mit seinen 140.000 Quadratmetern war der Tempel so groß, dass man, wie gestern schon angedeutet, alle Kathedralen Englands darin unterbringen könnte und noch Raum übrig hätte. Er war einzigartig, majestätisch und viel größer als der einstige salomonische Tempel, der sprichwörtlich herrlich war.
Geografische Orientierung und historische Einordnung
Ein paar weitere geografische Angaben:
Im Osten der Stadt finden Sie den Ölberg und das Kidron-Tal. Im Norden, ganz in der Nähe des Tempels, befinden sich die beiden Bethesda-Teiche, die auch im Neuen Testament erwähnt werden.
Hier finden Sie den Hasmonäer-Palast, ganz in der Nähe des einstigen aristokratischen Priesterquartiers. Dort residierte der König Herodes – nicht der Herodes, der als Kindermörder von Bethlehem bekannt ist, sondern ein Nachkomme zur Zeit der Kreuzigung.
In der Nähe des heutigen Jaffatores liegt das römische Prätorium. Dort residierte zur Zeit der Kreuzigung Pontius Pilatus.
Sie sehen hier das Gennad-Tor, auch Gartentor genannt. Draußen vor der Stadt befand sich ein ausgedienter Steinbruch. An dieser Stelle lag Golgatha, die Kreuzigungsstätte des Messias Jesus.
Im Süden der Stadt sehen Sie ein öffentliches Ritualbad, ein Bathaus. Dort befand sich der Siloah-Teich.
Diese Angaben sollen uns helfen, uns in der Zeit der Evangelien in Jerusalem besser zurechtzufinden.
Der zweite Tempel im Licht des Neuen Testaments
Ein erster Blick auf den zweiten Tempel zur Zeit Jesu Christi zeigt interessante Details. Ich präsentiere Ihnen Bilder von verschiedenen, recht neuen Modellen, die auf den jüngsten Ausgrabungen und archäologischen Forschungen des Tempelberges basieren.
Was bedeutet der Tempel damals im Licht des Neuen Testaments? Zunächst einmal war der Herr Jesus Christus sehr oft im Tempel. Er liebte diesen Tempel und nannte ihn „das Haus meines Vaters“ im Evangelium nach Johannes. Dieser Ausdruck „das Haus meines Vaters“ kommt zweimal im Neuen Testament vor, und zwar ausgerechnet im gleichen Evangelium, nämlich in Johannes 14. Dort, am Vorabend der Kreuzigung, als die Schatten von Golgatha bereits auf den Erlöser gefallen waren, sprach Jesus zu den Jüngern: „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, würde ich es euch gesagt haben.“
Beim Lesen merkt man sofort, dass er hier nicht mehr vom Tempel in Jerusalem spricht, wie in Johannes 2. Wovon sprach er dann? Von dem Tempel im Himmel. Tatsächlich gibt es im Alten Testament viele Stellen, und auch im Neuen, die dies bezeugen. Offenbarung 11,19 spricht sogar ausdrücklich über den Tempel. Daraus erkennen wir, dass im Himmel ein Archetyp, ein Urbild existiert, von dem der Tempel in Jerusalem nur ein irdisches Abbild war.
Johannes 14 macht deutlich, dass das Haus des Vaters eigentlich die Hoffnung der Christen für die Zukunft ist, dass sie dorthin kommen werden. Wer also mehr über die christliche Hoffnung wissen möchte, sollte sich auch intensiver mit dem jüdischen Tempel in Jerusalem beschäftigen. Dies ist ein erster Zugang im Licht des Neuen Testaments.
Zweitens, in Johannes 2, als Jesus im Tempel war, sagte er: „Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.“ Johannes erklärt dort, dass Jesus nicht vom Tempelgebäude sprach, sondern vom Tempel seines Körpers, seines Leibes.
In Jesus Christus war der ewige Gott, der dreieinige Gott, gegenwärtig unter den Menschen. Das bedeutet, dass der Tempel in Jerusalem eigentlich ein symbolischer Hinweis auf die Person des Messias war. In Jesaja 8,14, wo der Messias angekündigt wird, heißt es sogar, er werde „zum Heiligtum sein“, zum „Migtasch“. Somit war auch alttestamentlich klar, dass der Tempel in seinen Details ein Hinweis auf die Person des verheißenden Erlösers war.
Ein dritter Zugang: Paulus spricht in 1. Korinther 3,16 zur Gemeinde in Korinth und sagt: „Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ Hier wird deutlich, dass der jüdische Tempel ein symbolischer Hinweis auf die Kirche, die Gemeinde, sein sollte.
Wenn Sie mehr über den Gemeindebau nach dem Neuen Testament wissen möchten, sollten Sie sich unbedingt mit dem jüdischen Tempel beschäftigen.
Man könnte noch weiter in diese Thematik eintauchen, doch ich denke, die angesprochenen Ebenen sind heute Abend sehr wichtig, um alles Weitere biblisch und neutestamentlich einordnen zu können.
Aufbau und Architektur des Tempels
Hier sehen Sie eine Übersicht des damaligen Tempels. Ganz zentral befindet sich das eigentliche goldene Haus, der eigentliche Tempel, umgeben von inneren Vorhöfen. Darauf wird im Detail noch eingegangen.
Umgeben war das Ganze von gewaltigen Säulenhallen. Die großartigste und herrlichste davon lag im Süden und wurde als königliche Säulenhalle bezeichnet. Von Süden her führte auch der Hauptzugang für das Volk zum Tempel.
Wir haben hier jedoch einen Blick von Osten, gewissermaßen vom Ölberg her, hinüber zum Tempel. In der Ostmauer sehen Sie das berühmte Osttor. Heute befindet sich dort das sogenannte goldene Tor, ein zugemauertes Tor.
Was Sie ebenfalls sehen können: Damals gab es hier noch eine vorgelagerte Stadtmauer. Diese ist heute nicht mehr sichtbar, konnte aber archäologisch belegt werden. Hier sehen Sie das Tor Mifkat, zu dem ich später noch sprechen werde.
In der Nordwestecke befindet sich die Burg Antonia. Diese war eigentlich eine Art „Faust aufs Auge“. Denn es handelte sich um eine römische Burg, in der stets ein Kontingent von Legionären stationiert war. Von den Türmen aus hatten sie die Übersicht über den Tempelplatz und konnten bei Revolten oder Problemen im Tempelbezirk sofort mit einem Schnelleingreiftrupp eingreifen.
Das war zunächst einmal zur Übersicht. Nun schauen wir uns den Tempelplatz heute ebenfalls von Osten her an. Sie sehen hier den Bereich der einstigen 144 Quadratmeter großen Anlage. Dort erkennen Sie die Ostmauer mit dem zugemauerten goldenen Tor.
An dieser Stelle befand sich schon das Osttor des einstigen Tempels, mit der vorgelagerten Stadtmauer und dem Tor Mifkat. Im Süden, wo Sie auch die El-Aqsa-Moschee sehen, lag die königliche Säulenhalle.
Genau an der Stelle des Felsendoms, der Oma-Moschee, befand sich das eigentliche Tempelhaus mit dem Allerheiligsten direkt auf dem Felsen. In der Nordwestecke, exakt an dieser Stelle, stand die Burg Antonia.
In dieser Übersichtszeichnung sehen wir sehr schön den südlichen Zugang zum Tempel. Wie gesagt, das gewöhnliche Volk nutzte diesen Eingang. Stellen wir uns vor, wir sind ganz gewöhnliche Juden. Wir alle gehen zu den großen jährlichen Festen hier nach Jerusalem: zum Passafest, zum Pfingstfest und im Herbst zum Laubhüttenfest. Das waren die obligatorischen Feste, zu denen man aus dem ganzen Land nach Jerusalem kommen musste.
Im Süden gab es das Dreifachtor für die Priester und das Doppeltor, die sogenannte schöne Pforte, mit dem Zugang für das Volk.
Zugang und rituelle Reinigung am Tempel
Im Modell betrachten wir das nun noch einmal, diesmal von der anderen Seite: das Dreifachtor für die Priester.
Es fällt Ihnen vielleicht auf, dass die Treppe hier viel schmaler ist als die zum Zweifachtor, dem Doppeltor. Diese Treppe war 64 Meter breit – nicht schlecht, oder? Es gab einen großen Vorplatz, um Tausende von Festbesuchern zu empfangen.
Sie sehen auch, dass es zu beiden Seiten dieser Zugänge kleine Shops gab, Einkaufsläden, in denen man alles Mögliche kaufen konnte, was man nach einer langen Reise, zum Beispiel von Galiläa nach Jerusalem, brauchte.
Nun stehen wir vor der Treppe des Zweifachtors, der schönen Pforte, die ausdrücklich in Apostelgeschichte 3 erwähnt wird. Neben dieser Treppe sehen Sie ein öffentliches Ritualwarthaus.
Das Gesetz Mose zeigte, wie man auf verschiedene Weise rituell unrein werden konnte, zum Beispiel durch einen Erguss beim Mann oder durch die Menstruation bei der Frau – und viele andere Dinge. In diesem Zustand durfte niemand in die Gegenwart eines heiligen Gottes treten. Man musste sich zuerst rituell reinigen.
Darum gehörte die rituelle Reinigung zum ABC des Judentums. Im Neuen Testament wird dies ebenfalls erwähnt, zum Beispiel im Hebräerbrief Kapitel 6, wo von den Anfangsgründen des Judentums die Lehre von den Waschungen genannt wird.
Hier in Jerusalem, gerade an der Stelle, wo einst dieses öffentliche Ritualbadhaus stand, sehen Sie heute noch ein solches Ritualbad.
Auf dem schmalen Weg ging man nach unten, man musste sich dreimal untertauchen. Dann ging man auf dem breiten Weg weiter und auf dem schmalen Weg wieder nach oben.
Jesus erklärt ja in der Bergpredigt: Der breite Weg führt ins Verderben, und der schmale Weg führt zum Leben. So konnte jeder Jude hier immer wieder die Erfahrung machen, dass es auf dem breiten Weg abwärts geht.
Wenn ich Gott begegnen will, muss ich eine Umkehr von 180 Grad erleben und auf den schmalen Weg wechseln. Ich muss mich untertauchen. Die Bibel vergleicht sich selbst in Epheser 5 mit einem Ritualbad, das reinigt.
Wenn Sie die Bibel lesen, zeigt sie Ihnen Ihre Sünden und Ihre Schuld vor Gott auf. Wenn Sie diese reuig Gott bekennen, ist Ihnen die Vergebung sicher zugesagt.
Das steht zum Beispiel in 1. Johannes 1,9. Ich habe das auch gestern erklärt, in Verbindung mit den Ritualbädern in Qumran: Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit.
Das Wort „reinigen“, das Johannes in seinem ersten Brief verwendet, war im Griechischen das technische Wort für eine rituelle Waschung.
Es gehört also zum ABC eines jeden Juden: Wenn ich Gott begegnen will, muss ich mich immer wieder neu reinigen.
Das gehört auch zum ABC des Christen: Wenn ich mit Gott Gemeinschaft pflegen will, muss ich immer wieder die Dinge in meinem Leben in Ordnung bringen – ganz normal, ganz regelmäßig, immer wieder neu.
Darüber muss man gar nicht groß diskutieren, das ist selbstverständlich: Die Dinge werden immer wieder neu geordnet, und dann kann man eine glückliche Begegnung mit Gott immer wieder neu erleben.
Begegnung mit dem Messias am Tempel
Nun gehen wir wieder die Treppen hinauf zur schönen Pforte. In Apostelgeschichte 3 wird erzählt, wie Petrus und Johannes am Nachmittag um drei Uhr zum Abendbrandopfer zum Beten hinaufgingen. Tag für Tag wurde hier ein Gelähmter hingestellt, der von den Vorübergehenden Geld erbettelte.
Petrus schaut ihn an und sagt: „Was siehst du mich an? Gold und Silber habe ich nicht, aber was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu, des Messias, steh auf und wandle!“ Der Mann steht auf und springt umher. Das ist beeindruckend. Wir müssen uns vorstellen, was dort geschehen ist.
Dieser Gelähmte ist ein wunderbares Symbol für uns alle. Wir sind in Bezug auf Gott wie er gelähmt. Niemand von uns hat wirklich die Kraft, Gottes Gebote zu erfüllen, danach zu wandeln oder zu lieben. Wir sind gelähmt.
Dieser Gelähmte konnte nicht in den Tempel gehen. Er war gewissermaßen – um einen Titel aus der deutschen Literatur zu verwenden – draußen vor der Tür. So waren oder sind wir alle von Natur aus draußen vor der Tür. Nur durch die Begegnung mit dem Messias Jesus konnte dieser Mensch zum Gehen gebracht werden.
So ist es auch heute: Wenn ein Mensch eine existenzielle, echte Begegnung mit Jesus Christus im Gebet hat, dem Auferstandenen, erhält er von Gott die Kraft, seine Gebote zu erfüllen. Er kann gehen und nach Gottes Gedanken leben.
Schauen Sie, der Mann sprang hier herum und ging dann mit den Aposteln hinein zur Begegnung mit dem einen Gott.
Nun hat die Geschichte noch eine kleine Pointe: Sehen Sie hier diese Treppen? Sie sind ganz unterschiedlich lang. Die Architekten haben sie damals absichtlich so gebaut, damit man nicht hochspringen konnte, sondern in würdigem Schritt zum Haus Gottes ging.
Das ist natürlich eine Pointe in Apostelgeschichte 3: Dieser Gelähmte sprang hier umher, obwohl man das eigentlich nicht tun sollte. Aber wir verstehen: Wenn ein Mensch Jesus Christus begegnet, dem Messias, und Kraft bekommt, nach seinen Gedanken und Geboten zu leben, dann hat er wirklich Grund, vor Freude herumzuspringen.
Archäologische Funde und persönliche Eindrücke
Jetzt stehen wir heute an der Stelle der schönen Pforte. Nach dem Sechstagekrieg konnten hier großartige Ausgrabungen gemacht werden, bei denen diese Monumentaltreppe zur schönen Pforte ans Licht kam.
Sie sehen hier natürlich nur noch einen Teil der schönen Pforte. Der andere Teil ist durch ein Gebäude aus byzantinischer Zeit verdeckt. Die Treppe führte ursprünglich weiter. Am liebsten würde ich dieses Gebäude abreißen, aber das würde in Jerusalem wieder zu weiteren Problemen führen – und davon gibt es ja schon genug. Also begnügen wir uns mit dieser Kleinigkeit hier.
Ich war mit meiner Tochter Tirza, die auf dem Bild noch sechs Jahre alt war, in Jerusalem. Ich nehme immer wieder ein Kind mit und gehe mit ihm speziell die Orte anschauen. Sie war sehr interessiert an Tempelarchäologie. Hier steht sie auf den originalen Treppen zur schönen Pforte.
Man erkennt unschwer, dass die Treppen ergänzt wurden, um einen Gesamteindruck zu vermitteln. Aber an dieser Stelle steht sie original da, wo einst der Messias, Jesus, und auch die Jünger immer wieder zum Tempel gegangen sind. Das ist schon eindrücklich und ganz eindeutig – das war hier.
Dann habe ich Tirza gesagt: „Spring mal die Treppe hoch!“ Sie hat es versucht und dann gesagt: „Es geht nicht.“ Ich habe ihr erklärt, warum es nicht geht – eben weil die Tempelarchäologen das so eingerichtet hatten. So kann man Kinder spielerisch in biblische Archäologie einführen.
Hier sehen Sie eine schöne Rekonstruktionszeichnung der schönen Pforte. Schauen Sie mal, Lane Rittmeier hat auch noch die wunderbaren Kuppelbauten eingezeichnet, die in der Struktur heute noch unterhalb der El-Aqsa-Moschee zu sehen sind.
Allerdings werden Nicht-Moslems wohl in ihrem ganzen Leben nie Gelegenheit haben, diese anzuschauen. Ich möchte damit einfach zeigen, wie viel dort noch vorhanden ist. Diese Art von Kuppelbauten findet man in der Antike erstmals hier in Jerusalem. Darum erhielt die Pforte ihren Namen, die schöne Pforte.
Man ging rechts hinein und kam links wieder heraus – außer, man hatte Probleme. Dann konnte man auch links hineingehen. Warum? Damit die Leute wussten, dass man Probleme hat. Dann fragten sie: „Wie geht es dir?“ Man konnte auspacken mit den Problemen, und die Leute trösteten einen, zum Beispiel mit den Worten: „Möge der, der in diesem Haus wohnt, dich trösten!“
So hat das jüdische Volk an sich selbst Seelsorge betrieben. Sie verstehen, sie brauchten natürlich nicht so viele Psychotherapeuten wie unsere Gesellschaft heute. Genau das findet man auch im Neuen Testament als normal für die Gemeinde.
In 1. Thessalonicher 5 sagt Paulus, dass die Geschwister in der christlichen Gemeinde sich gegenseitig ermuntern sollen – also Seelsorge aneinander. Das ist etwas ganz Normales in der christlichen Gemeinde, in der Kirche. Und das finden wir schon längst hier im Tempel von Jerusalem.
Man kann also sogar mit biblischer Archäologie etwas über Seelsorge lernen. Wenn das mehr praktiziert wird, kommt es in vielen Fällen gar nicht erst zu ganz schweren Seelsorgefällen.
Seelsorge ist in erster Linie nicht die Sache von Spezialisten, sondern das normale Unter-Christen. Spezialisten sollten erst dann zum Zug kommen, wenn es um ganz schwere Seelsorgesituationen geht.
Sie sehen, am Ende des Tunnels geht es plötzlich die Treppen hoch auf den Tempelplatz hinauf. Jetzt gehen wir da rein – rechts natürlich. Außer Sie haben Probleme, dann gehen Sie links rein. Wir treffen uns wieder oben.
Also hier hinein, unter der Königin-Säulenhalle durch und dann über die Treppe hoch auf den Tempelplatz. Jetzt sind wir schon da. Hier ist der Aufgang von der schönen Pforte, hier der Aufgang vom Dreifachtor für die Priester.
Falls Sie Kohen heißen oder Kohan, Kahane usw., stammen Sie aus priesterlichem Geschlecht, oder Lewi, Lewinsky usw., dann können Sie hier hochkommen.
Schon hier gibt es wieder eine Abschrankung. Das ist die Abschrankung des heiligen 500-Ellen-Quadrats. Ich muss erklären: Der salomonische Tempel war auf einem 500-Ellen-Quadrat gebaut.
In den Jahren vor Christi Geburt wurde der Tempel massiv ausgebaut – auf die doppelte Größe. Dennoch war ganz klar der Bezirk, der zum einstigen salomonischen Tempel gehörte, das heilige 500-Ellen-Quadrat.
Dort gab es Leviten, die Wache hielten und kontrollierten, ob die Leute sich im Ritualbad gereinigt hatten. Sie ließen die Leute zu oder nicht zu.
Auch in der christlichen Gemeinde im Neuen Testament gibt es nicht nur eine persönliche Verantwortung, dass der einzelne Christ sein Leben immer wieder neu vor Gott ordnet. Es gibt auch eine kollektive Verantwortung.
1. Korinther 5 zeigt das sehr eindrücklich. Aber das wusste man schon längst vom jüdischen Tempel hier, vom Alten Testament, wo es schon vorgeschattet war.
Jetzt gehen wir hinein in das 500-Ellen-Quadrat. Diese Rekonstruktionszeichnung zeigt Ihnen den Tempelberg, den Berg Moria oder Berg Zion, in seiner ganzen architektonischen Geschichte.
Schauen Sie mal: Hier ist der Felsen, der höchste Punkt des Berges. Darauf baute Salomo exakt das Allerheiligste. Der salomonische Tempel war hier von einem 500-Ellen-Quadrat umgeben.
Später, in der Zeit der Makkabäer, in der Zeit des zweiten Tempels, wurde dieses Quadrat nach Süden erweitert – in diesen Bereich hier. In der Zeit von Herodes, dem Kindermörder von Bethlehem, wurde der Tempel noch weiter vergrößert.
Herodes wollte sich bei den Juden beliebt machen und stellte von seinem immensen Reichtum Geld zur Verfügung, um den Tempel auszubauen. Man baute nach Süden noch weiter nach unten, auch nach Westen und massiv nach Norden.
Sie sehen, das Bezettal wurde künstlich aufgeschüttet. Es ist unvorstellbar, was man dort geleistet hat.
Übrigens für Israelreisende: Die Klagemauer ist ein originaler Überrest dieses Bereiches hier von der Westerweiterung. Sie hat also nichts mit dem salomonischen Tempel zu tun, aber sehr viel mit dem zweiten Tempel zur Zeit der Evangelien, in diesem Bereich hier.
Nun sind wir durch den Tunnel gegangen. Können Sie sich besser orientieren? Das ist der Ölberg, und das ist der Nordwesthügel von Jerusalem, wo sich auch Golgatha befindet.
Jetzt sind wir auf dem Tempelplatz heute, vor der El-Aqsa-Moschee. Sie sehen hier diesen Aufgang – das ist in der Struktur noch derselbe Aufgang von der schönen Pforte.
Noch detaillierter: Gleich nach dem Aufgang hier kam die Abschrankung für das heilige 500-Ellen-Quadrat.
Die Zwischenwand der Umzäunung und ihre Bedeutung
Jetzt machen wir einen Flug über den zweiten Tempel. Sie sehen also den Tempelplatz von oben. Wir sind hier hochgekommen und sind nun in das heilige 500 Ellen große Quadrat eingetreten.
Sie sehen deutlich nochmals das 500 Ellen große Quadrat. Wenn wir hier weitergehen, stoßen wir plötzlich auf eine neue Abschrankung. Sie sehen sie, aber sie ist ganz niedrig. Was war das? Das war die Zwischenwand der Umzäunung. So klein sie war, so wichtig war sie.
Diese Zwischenwand bestand aus einem kleinen Mäuerchen, etwa fünfzig Zentimeter hoch, und darauf war ein etwa ein Meter hoher Holzzaun. Das war die totale Trennung zwischen Juden und Nichtjuden. Als Nichtjude durften Sie zwar auch nach Jerusalem kommen, sie waren herzlich willkommen. Natürlich sollten sie sich in einem Ritualbad reinigen, das ist klar. Aber sie durften nur bis in den Vorhof der Heiden kommen. Alles, was außerhalb der Zwischenwand der Umzäunung lag, war für Heiden zugänglich.
Sie sollten hierher kommen, um den einen wahren Gott kennenzulernen. Aber sie durften nicht über diesen Zaun hinausgehen. Es gab in Abständen Aufschriften, die die Heiden in Latein und Griechisch warnten: Wer hier weiterschreitet, wird des Todes sterben. Die Römer gaben hier ausnahmsweise den Juden eine Spezialbewilligung, die Todesstrafe auszuüben – und zwar ohne Gerichtsverhandlung sofort vor Ort.
Sie sehen also hier die totale Abgrenzung zwischen Juden und Nichtjuden. Nun ist Folgendes interessant: Im Epheserbrief, den Paulus aus dem Gefängnis in Rom um 62 nach Christus schrieb, heißt es, dass Christus die Zwischenwand der Umzäunung durch sein Kreuz abgebrochen hat.
Er hat die beiden, das heißt gläubige Menschen – Messias-gläubige Menschen aus den Heiden und Messias-gläubige Juden – zusammengefügt zu einem neuen Menschen, zu einer neuen Einheit. Diese Trennung ist in Christus aufgehoben.
Man könnte sagen, das ist ja schon gewagt. Damals war diese Zwischenwand der Umzäunung ja noch voll intakt. Ja, aber das war eine Prophetie. Acht Jahre später, im Jahr 70, kamen die römischen Legionen und haben Jerusalem dem Erdboden gleichgemacht. Den Tempel verwüsteten sie, natürlich wurde auch die Zwischenwand der Umzäunung zerstört.
Die Geschichte hat es dem jüdischen Volk bis heute nicht mehr erlaubt, den Tempel wieder aufzubauen oder die Zwischenwand der Umzäunung wieder aufzurichten. Das war durch all die Jahrhunderte hindurch nicht mehr möglich, obwohl im Judentum seit dem Jahr 70 Tag für Tag gebetet wird, dass der Herr es schenken möge, den Tempel schnell in unseren Tagen wieder aufzubauen. Dieses Gebet ist bis heute nie erhört worden.
Aber schauen Sie: Die letzten zweitausend Jahre sind die Zeit der Gemeinde nach dem Neuen Testament, in der Millionen von Nichtjuden den jüdischen Messias Jesus als Erlöser erkannt haben. Sie sind zusammen mit all den Juden, die in den Jahrhunderten bis heute zum Glauben an den Messias Jesus gekommen sind – heute gibt es vielleicht etwa 300 Juden, die an den Messias Jesus glauben – zu einer Einheit verbunden.
Das ist die Gemeinde, die Kirche. Diese Trennung gibt es nicht mehr, und diese Zwischenwand durfte auch nie wieder aufgebaut werden. Das ist schon eindrücklich, meine ich.
Aber wenn man sich das so überlegt, ist es doch traurig auf der anderen Seite zu sehen, wie oft in der Kirchengeschichte bis heute Christen doch eine Zwischenwand errichtet haben zwischen wahren Gläubigen, die dem Herrn wirklich von Herzen nachfolgen wollen.
Das ist eine schwere Sünde, denn es ist eigentlich ein Angriff auf Christi Kreuz. Es heißt in Epheser 2, dass der Herr Jesus durch sein Werk am Kreuz diese Zwischenwand abgebrochen hat – nicht zwischen Ungläubigen und Gläubigen, sondern zwischen umgekehrten Heiden und umgekehrten Juden.
Also ist es eine sehr schwere Sache, wenn diese Zwischenwand zwischen Heiligen errichtet wird.
Hier noch einmal ein Blick im Modell auf die Zwischenwand der Umzäunung. Ich hoffe, dass wir das nie vergessen. Der Ausdruck ist so genau in Epheser 2: Zwischenwand. Es war ein Mäuerchen der Umzäunung. Darauf war ein Holzzaun von 1,50 Metern Höhe, sehr niedrig, damit alle den Blick auf das Tempelhaus, auf das eine Tempelhaus als Zeugnis für den einen wahren Gott, hatten.
Hier eine Inschrift: Man hat zwei Inschriften von der Zwischenwand der Umzäunung gefunden. Sie können das auf Griechisch lesen. Es verbietet allen Nichtjuden den Zutritt über diese Abschrankung. Wer nicht gehorcht, acolutein thanaton – dem wird der Tod folgen.
Die königliche Säulenhalle und Jesu Tempelreinigung
Nun haben wir diese Zwischenwand besprochen. Nun schauen wir nochmals zurück zur königlichen Säulenhalle. Diese ist ja so prächtig, nicht wahr?
Der Herr Jesus ist am Anfang seines öffentlichen Dienstes hierher nach Jerusalem gekommen. Dann ist er in diese Halle eingetreten und hat die Händler hinausgeschmissen. Diese hatten hier Opfertiere verkauft – und zwar, wie man sehr genau weiß, zu überhöhten Preisen.
Es war praktisch, wenn man von Galiläa kam, musste man den Stier nicht die ganze Reise mitnehmen, sondern konnte ihn in Jerusalem kaufen. Das war ja praktisch. Doch die Händler haben sich schamlos bereichert durch übertriebene Preise. Das war eine Schande für das Haus Gottes. Deshalb ist Jesus Christus hier so massiv eingegriffen und hat gesagt: „Geht weg von hier! Macht nicht das Haus meines Vaters zu einem Kaufhaus!“
Der Ausdruck Kaufhaus ist hochinteressant. Im Talmud, dem jüdischen Talmud, wird diese Halle Chanujot genannt, das heißt Kaufhaus. Und der Herr Jesus sagt in Johannes 2, mache das nicht zu einem Chanujot, dem Haus meines Vaters.
Es war eine königliche Säulenhalle, eine Basilika. Das hat große Bedeutung. Man kennt ja aus verschiedenen Städten Basilikas, die die Römer gebaut haben. Was war in einer Basilika? Wenn ein König oder ein Unterkönig in einer Stadt einen pompösen Auftritt machen wollte, dann kam er in die Basilika der Stadt und machte dort seinen Auftritt.
Der Herr Jesus ist am Anfang seines Dienstes hier eingetreten. Auch ganz am Schluss seines Dienstes hat er das noch einmal gemacht: die Tempelreinigung. Er ist da eingetreten und hat sich damit als der Messiaskönig für Israel dargestellt.
Doch dabei stieß er auf massiven Widerstand. Der Hohe Rat hatte erlaubt, dass man diesen Verkauf startete. Sogar der Hohepriester kam vorbei und fragte: „In welchem Recht tust du das?“ Da stellte Jesus eine Gegenfrage: „Die Taufe von Johannes, war sie von Gott oder von den Menschen?“ Daraufhin wich der Hohe Rat aus und sagte: Wenn wir sagen, die Taufe von Johannes sei von Gott, dann fragt er: „Warum habt ihr euch nicht taufen lassen? Warum habt ihr nicht geglaubt?“ Wenn wir sagen, sie sei von Menschen, dann wird die Volksmenge auf uns loskommen, denn sie glauben, dass Johannes ein Prophet war.
So antworteten sie: „Wir wissen es nicht.“ Darauf sagte Jesus: „Dann sage ich euch auch nicht, in welchem Recht ich dies tue.“ Sie taten ihm nichts.
Aus dem jüdischen Talmud wissen wir, dass er, wäre er ein ordinierter Rabbi gewesen, die Todesstrafe hätte erhalten können. Aber er war kein ordinierter Rabbi, und deshalb geschah nichts.
Interessant ist: Dieser Mann aus Galiläa, nicht in der Reihe der ordinierten Rabbis, offenbarte eine Autorität. Wer offene Augen haben wollte und wahrhaftig sein wollte, konnte ihn als den Messias König Israels erkennen.
Die königliche Säulenhalle im Detail und das Synedrium
Jetzt schauen wir uns diese Halle noch einmal genau an. Es gab drei große Schiffe mit 162 Säulen. Jede Säule war etwa 15 Meter hoch und bestand aus einem Stück Stein, einem Monolithen. Es brauchte drei Männer mit ausgestreckten Armen, um eine Säule umfassen zu können. Es war wirklich grandios.
Schauen Sie sich diese Zederndecken hier an. Wir befinden uns jetzt in der mittleren Halle und blicken nach Osten. Dort findet eine Versammlung statt. Das interessiert uns, weil wir ja zum ersten Mal zusammen in Jerusalem sind, im Tempel. Dort gehen wir hin.
Was ist das? Seit dem Jahr 30 war der oberste Gerichtshof von Israel das Synedrium hier in der königlichen Säulenhalle. Es bestand aus zweiundsiebzig Männern, der Vorsitz lag beim Hohenpriester. Im Jahr 32 stand der Messias Jesus hier vor dem Hohenpriester und wurde von ihm im Tempel zum Tod verurteilt.
So hat der oberste Priester Israels das wahre Opfer, das alle Tieropfer des Tempels erfüllen sollte, den Messias hier zum Tod verurteilt. Nicht irgendwo, das geschah im Tempel, und nicht von irgendwem, sondern vom Hohenpriester selbst.
Hier sitzen die Studenten, die bei solchen Verhandlungen zuhören. Auch Paulus saß gelegentlich hier unter den Studenten, denn er war ein Schüler des Rabbi Gamaliel, der Mitglied des Hohen Rates war.
Verurteilung Jesu und Weg zur Kreuzigung
Jetzt schauen wir uns den Tempelplatz heute aus dem Flugzeug an. Hier befand sich die königliche Säulenhalle, und in dieser Ecke war der Hohe Rat. Wir können also heute sehr genau lokalisieren, wo Jesus Christus durch den Hohen Priester im Tempel zum Tod verurteilt wurde.
Ich denke, wenn man das so sieht, mit ganz neuen Augen, dann ist das schon sehr bewegend. Hier ist der Zugang zur schönen Pforte. Aus der königlichen Säulenhalle wurde der Messias Jesus hinausgeführt, hinausgeworfen. Er kam dann zu Herodes ins Prätorium, um schließlich durch den Präfekten nach Golgatha geführt zu werden.
Nun schauen Sie: Der Stadtplan hilft. Was ist der direkte Weg aus der königlichen Säulenhalle zu Pilatus? Ja, der führt hier über diese gewaltige Brücke im Westen hinaus. Einverstanden? Ich habe doch erklärt, dass hier im Westen dieser Bereich heute die Klagemauer ist. Genau dort wurde der Messias aus dem Tempel hinausgeworfen.
Schauen wir uns das noch genauer an. Hier im Modell sehen Sie den Bereich der Klagemauer. Dort beten die Männer. Dieser Bogen ist in der Struktur heute noch erhalten, das ist der Robinson-Bogen. Dort beten Juden unten, und da beten die Frauen. Diese Oberschwelle hier ist bei den Frauen noch zu sehen, wenn man weiß, wo man schauen muss.
Kommen Sie mit mir im Oktober nach Israel, dann zeige ich Ihnen das alles. Dort wurde der Messias hinausgeworfen und verworfen, um außerhalb der Stadt des Friedens zu sterben.
Nun sehen Sie die Klagemauer heute. Geht man unter diesen Bogen, dann sieht man den Robinson-Bogen, den ich Ihnen vorhin gezeigt habe. Dort beten die Männer, und jenseits der Abschrankung beten die Frauen.
Dort, wo der Messias aus dem Tempel verworfen wurde, klagt heute, nach zweitausend Jahren, noch das jüdische Volk und bittet Gott endlich um Frieden. In einer Welt, in der es bis heute bedrückt, verachtet und gehasst wird.
Der Antisemitismus ist nicht tot, und viele haben nicht bemerkt, dass es noch eine andere Art von Antisemitismus gibt – sogar von solchen, die gegen Antisemitismus reden. Das ist der Anti-Israelismus.
Schauen Sie mal in die Medien: Sogar die Linken, die große Parolen gegen die Rechten und gegen Antisemitismus machen, sind geprägt von Anti-Israelismus. Das ist eine andere Form von Antisemitismus.
Gebet unter dem Robinson-Bogen und biblische Symbolik
Jetzt sind wir unter diesem Bogen, dem Robinson-Bogen. Sie sehen dort die Männer, die hier beten. Das ist ein wichtiges Bild für die Frauen, denn sie können hier nie herkommen – auch bei der nächsten Israelreise nicht. Darum sollten sie dieses Bild einmal gesehen haben.
Hier war ich und habe ein Bild gemacht, das sehr bewegend ist. Ich habe diesen jüdischen Mann beim Beten unter dem Robinson-Bogen fotografiert. Schauen Sie, er hat den Talit, den Gebetsmantel, über den Kopf gezogen.
Paulus, der einstige Rabbinerschüler von Gamaliel, sagt in 2. Korinther 3, dass bei den Juden, die den Messias nicht erkennen, heute eine Decke auf ihrem Gesicht liegt, wenn sie die Bibel lesen. Dadurch sind sie blind. Doch wenn sie zum Herrn umkehren, wird diese Decke weggenommen, und sie können die Herrlichkeit des Herrn sehen.
Ist das nicht bewegend? Dieser Mann betet genau unter der Brücke, wo der Messias vor zweitausend Jahren hinausgeworfen wurde, und sein Gesicht ist vollkommen zugedeckt. Aber wenn er zum Messias umkehrt, wie viele Hunderttausende von Juden es getan haben, wird die Decke weggenommen und er kann sehen.
Interessant ist Folgendes: Paulus sagt in 1. Korinther 11 – das war eigentlich ganz gegen die damalige Kultur –, dass ein Mann, der an den Messias glaubt, beim Beten nichts auf dem Kopf haben soll. Doch man muss die Symbolik verstehen.
Pause und weitere Betrachtungen zum Tempel
Es ist Zeit, eine Pause zu machen. Wir legen etwa eine Viertelstunde Pause ein und fahren dann mit dem Thema fort.
Wir kehren zurück zum Tempel und betrachten den höchsten Punkt der äußeren Vorhof-Säulenhallen. Diese Südostecke wurde „die Zinne des Tempels“ genannt. Aufmerksame Leser der Evangelien kennen diesen Ausdruck. In der Versuchungsgeschichte wird berichtet, dass der Messias Jesus auf die Zinne des Tempels kam und von Satan versucht wurde, sich von dort herunterzuwerfen. Denn es steht ja schließlich in den Psalmen: „Er wird seinen Engeln befehlen, dich auf den Händen zu tragen, damit du dich nicht an einem Stein stößt.“
Der Herr Jesus antwortete darauf mit einem Bibelwort aus 5. Mose, dem Buch des Gehorsams: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.“ Hier haben wir das Thema „Der Teufel im Tempel“. Ist das möglich? Ja, natürlich. Wenn der Teufel im Tempel, im Haus Gottes, auftritt, dann kommt er mit der Bibel unter dem Arm. Was soll man dann tun?
Die Bibel wird in Epheser 6 als das Schwert des Geistes beschrieben. Aber was kann man tun, wenn der Teufel mit dem Schwert des Geistes kommt? Nun, man schlägt mit der gleichen Waffe zurück – aber besser. Der Herr Jesus hat nämlich im Gegensatz zum Teufel nicht einen Bibelvers aus dem Zusammenhang gerissen, sondern einen Bibelvers so zitiert, dass er mit dem Gesamtzeugnis der Bibel in Einklang stand.
So hat er gesiegt, um uns ein Beispiel zu geben. Wenn es zu einer Konfrontation kommt, müssen wir die Bibel so einsetzen, dass wir wissen, was das einzelne Zitat zu bedeuten hat. Es ist also sehr gut, wenn man Hunderte von Bibelversen auswendig kann. Das sollte man sich unbedingt aneignen – mehr und mehr. Aber ebenso wichtig ist es, sich Mühe zu geben, zu lernen, in welchem Zusammenhang das Zitat steht, damit man es auch richtig anwenden kann. Dann haben wir den Sieg.
Etwas Interessantes nebenbei: In der rabbinischen Literatur findet man den Hinweis, dass, wenn der Messias kommt, er sich auf dem Dach des Tempels offenbaren würde. In diesem Gesichtspunkt ist es hochinteressant, dass der Herr Jesus damals noch nicht öffentlich als Messias in Israel aufgetreten war. Und da sagt der Teufel zu ihm: „Spring hier herunter!“ Er sollte sich durch eine Show als Messias vom Dach des Tempels offenbaren.
Doch der Herr Jesus lehnte ab. Er wollte keine Show abziehen, sondern ging in den Norden, ins verachtete Galiläa, und begann dort zu predigen.
Hier nochmals die Zinne des Tempels: Wir sehen sehr eindrücklich, dass sie hier herunterging. Der Blick führt direkt ins Kidron-Tal, das sehr tief und steil eingeschnitten ist. Dort sollte er herunterspringen – aber das hat er nicht getan.
Heute sind wir beim Tempelplatz, an dieser Südostecke. Sie sehen, diese Steine sind noch originale Steine von diesem Turm, auf dem oben auch die Zinne des Tempels war. So konkret können wir den Spuren Jesu heute noch folgen.
Wie gesagt, der Herr Jesus ging nach Galiläa, denn der Prophet Jesaja hatte bereits vorausgesagt (Jesaja 9), dass das Licht des Messias beim Segen Ezzaret im Land Sebulon und Nephthali aufgehen würde. Nicht in der Hochburg Jerusalem sollte er beginnen, sich als Messias zu offenbaren, sondern im verachteten Galiläa, hier am Segen Ezzaret.
„Das Volk, das im Finstern wandelt, hat ein großes Licht gesehen.“ Hier begann er zu predigen – ohne Show, ein herrliches Evangelium.
Das Schaftor und die Tür der Schafe
Wir kehren zurück zum Tempel und wollen uns nun nicht mehr die eine Ecke, sondern die Nordostecke näher anschauen.
Sie sehen, im Norden gab es ein Tor, das man das Schaftor nannte. Hier wurden die Opfertiere auf den Tempelplatz geführt – nur durch dieses Tor durften Schafe, Ziegen und Stiere hineingehen.
Das ist der Israel-Teich. Er diente dazu, die Opfertiere zuerst zu waschen. Danach wurden sie in reinigendem Zustand durch das Schaftor hineingeführt. So entstand ein schönes Bild auf den reinen Messiaserlöser.
Hier sehen Sie nochmals das Osttor, von dem später noch die Rede sein wird.
Dieses Schaftor wird in Johannes 5 erwähnt und kommt noch einmal in Johannes 10 vor. Dort sagt der Herr Jesus im Tempel: „Ich bin die Tür der Schafe. Ich bin die Tür; wer durch mich eingeht, wird errettet werden.“
Sie sehen, das ist genau aus der Welt der Jünger gegriffen. Die wussten, was die Tür der Schafe war. Das war das Tor, durch das gewissermaßen der schuldige Mensch das unschuldige Opfer einführte.
Auf dieser Grundlage, vor dem Tempelhaus beim Altar, konnte der Mensch durch den Tod eines unschuldigen Stellvertreters Vergebung und Gnade von Gott erhalten.
Wenn der Herr Jesus sagt: „Ich bin die Tür der Schafe, wer durch mich eingeht, wird errettet werden“, dann erklärt er damit, dass das Heil im Messias durch sein stellvertretendes Opfer geschieht.
So werden Jesu Worte aus den Evangelien plötzlich ganz neu lebendig – in ihrem eigentlichen Kontext und in ihrem Sitz im Leben.
Historische Bilder und heutige Situation
Das ist ein ganz besonderes Bild aus dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Damals war der Israel-Teich noch offen zu sehen. Die Struktur ist noch vorhanden, obwohl er später zugeschüttet wurde. Heute ist dort ein Parkplatz, aber die ursprüngliche Anlage existiert noch.
All diese Dinge sind noch da. Arafat sagt, hier habe es noch nie einen jüdischen Tempel gegeben, und man habe noch nie irgendetwas von einem jüdischen Tempel hier ausgegraben.
Ein Luftbild zeigt die Umgebung. Ich bin mit meiner Tochter Tirza hier herumgeflogen, damit sie den Tempel auch von oben kennenlernen konnte. Dabei habe ich im Flugzeug das Fenster geöffnet und fotografiert, damit keine Reflexe auf den Bildern sind. Zum Leidwesen meiner Tochter, die hinten saß, ging der ganze Fahrtwind ihr ins Gesicht. Inzwischen ist diese Unstimmigkeit längst bereinigt worden.
Sie sehen hier den Parkplatz, wo früher der Israel-Teich war, die Burg Antonia und dazwischen die Tür der Schafe, das Osttor.
Jetzt sind wir beim Osttor. Dieses Tor war einmal im Jahr, am Jom Kippur, dem großen Versöhnungstag, von besonderer Bedeutung. An diesem Tag wurde das größte Opfer des Jahres dargebracht. Der Hohepriester musste den Sündenbock mit der Schuld des gesamten Volkes Israel aus dem vergangenen Jahr beladen. Mit Handauflegung wurde symbolisch die Schuld auf den Kopf des Sündenbocks gelegt.
Daraufhin wurde der Sündenbock durch das Osttor hinausgeführt zum Ölberg, um in die dahinterliegende Wüste Judäa gejagt zu werden, bis er starb. So wurde die Schuld der Menschen für immer und endgültig weggetragen.
Israel hat Jahr für Jahr erlebt, wie der Weg der Vergebung aussieht: Ein Unschuldiger muss stellvertretend eintreten. Er muss aus der Stadt Jerusalem hinausgeführt und aus dem Tempel hinausgeworfen werden, um die Schuld für immer wegzutragen.
Das Evangelium wurde so vorbereitet. Wenn man dieses Tor ansieht, erkennt man die Stelle, an der der Sündenbock hinausgeführt wurde. Das eigentliche Tor lag etwas tiefer als das heutige. Von dort wurde der Sündenbock zum Ölberg gebracht, wo er die Schuld des Volkes wegtrug.
Schon eindrücklich. Im Modell sehen Sie das noch einmal: Der Sündenbock ging die Treppe hinunter durch das Osttor, dann weiter die Treppen hinab und durch das vorgelagerte Tor Mifkat. Von dort ging es rüber zum Ölberg.
Mifkat heißt „Vergeltung“. Das Tor der Vergeltung. Auch der Erlöser ging durch ein Tor hinaus aus Jerusalem, um die Vergeltung Gottes für unsere Schuld stellvertretend auf sich zu nehmen.
Ich finde das so ergreifend. Der Heilsweg wird hier auf eine sehr konkrete und greifbare Weise in diesen symbolischen Darstellungen sichtbar.
Schauen Sie: Der Sündenbock ging über den Ölberg und dann in die dahinterliegende Wüste, um die Schuld ewig wegzutun.
Das ist die frohe Botschaft: Es gibt eine Möglichkeit, dass unsere Schuld in unserem Leben – all das, was wir getan haben, was gegen Gottes Gebote verstößt und unsere Beziehung zu Gott belastet und zumauert – weggetan werden kann. Und zwar ohne dass wir etwas leisten müssen, denn Jesus Christus hat alles schon getan. Durch sein Opfer vor bald zweitausend Jahren, vor den Toren Jerusalems draußen.
Priesterwohnungen und himmlische Wohnungen
Hier sehen Sie nochmals die Burg Antonia. Nun, bei den inneren Vorhöfen möchte ich schon ein wenig mit diesem Gebäude hier im Nordwesten beginnen. Es war etwas ganz Besonderes.
Wenn ich es betrachte, bewegt mich das sehr. Denn dort befanden sich die Priesterwohnungen. Die Priester, die im Tempel Dienst hatten, schliefen nachts in diesem Gebäude.
Nun verstehen Sie besser, warum der Herr Jesus in Johannes 14 vom himmlischen Tempel spricht: „In dem Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, würde ich es euch gesagt haben. Ich gehe hin, um euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe, euch eine Stätte zu bereiten, so komme ich wieder und nehme euch zu mir, damit auch ihr da seid, wo ich bin.“
Das ist ein Vorgeschmack auf die Priesterwohnungen im Himmel, im Haus des Vaters. Schauen Sie mal: Dieses Gebäude liegt in unmittelbarer Nähe zum Allerheiligsten.
Einen weiteren Blick werfen wir jetzt auf die Ostsäulenhalle. Sie wurde die Säulenhalle Salomos genannt – und das passt sehr gut. Sie wissen ja, dass der Zweite Tempel im Norden, Westen und Süden erweitert wurde. Nach Osten jedoch konnte man die Mauer nicht verschieben, wegen des steil abfallenden Kidrontals. Dieses Tal konnte nicht aufgeschüttet werden.
So blieb diese Linie seit Salomo immer dieselbe. Daher passt der Name „Säulenhalle Salomos“ sehr gut.
In Johannes 10 lesen Sie, wie der Herr Jesus am Chanukka-Fest, dem Tempelweihfest in Jerusalem, im Dezember dort war. Es kann empfindlich kalt sein im Winter, es kann sogar Schnee auf dem Tempelplatz liegen. Dort heißt es, dass der Herr Jesus in der Säulenhalle Salomos hin und her wandelte.
Hier begegnen wir dem Thema „Kälte im Haus Gottes“. Gibt es das? Ja, und der Herr ist da und geht hin und her.
Dann kamen Führer des Volkes zu ihm und fragten: „Bist du der Messias oder nicht?“ Er antwortete: „Wenn ich es euch sage, würdet ihr doch nicht glauben. Ihr seid nicht von meinen Schafen. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren, ewiglich. Niemand wird sie aus meiner Hand rauben.“
Das hat er hier verkündet, in der Säulenhalle Salomos. Er verkündete Sicherheit und Gewissheit.
Nun ist es bewegend, dass in der Apostelgeschichte, nachdem die Gemeinde, die Urgemeinde, am Pfingsttag entstanden war – in Apostelgeschichte 2 heißt es –, dass sich die ersten Christen, diese Tausenden von Juden, die zum Glauben kamen, einmütig täglich in der Säulenhalle Salomos versammelten.
Wo hätten diese Tausende sonst Platz gehabt? In welchem Haus in Jerusalem? Sie gingen hierher und schämten sich nicht. Sie zogen sich nicht irgendwo in einen Winkel zurück. Sie suchten die Konfrontation mit der Gesellschaft.
Dazu hatten sie noch ein kostenloses Versammlungslokal, 250 Meter lang, in diesem Bereich. Nicht schlecht, mit Zedeldecke, schön. Es war genau an der Stelle, wo ihr Erlöser einige Zeit zuvor gesagt hatte: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren, ewiglich. Niemand wird sie aus meiner Hand rauben.“
Man kann sagen, dass sie gewissermaßen noch den Klang der Stimme des Erlösers in der Säulenhalle Salomos hörten, als sie sich dort einmütig versammelten.
Salomo bedeutet übrigens Frieden. Es ist die Säulenhalle des Friedens. Sie war nicht zerspalten, zersplittert oder zerstritten. Im Frieden waren sie hier zusammen – ein eindrückliches Zeugnis.
Das ist der Ursprung des Christentums. Sie sehen, die Gemeinde, die Kirche, entstand im symbolischen Tempel, in der Erfüllung im Symbol.
Luftbild und archäologische Details
Ein Luftbild – jetzt sehen Sie diese Seite hier, diese Ostseite ganz anders. Das ist die exakte Stelle für die Säulenhalle Salomos. Dort begann das Christentum. Und da drüben ist der Ölberg, der Ort, an dem der Erlöser verheißungsvoll angekündigt hat, in der Endzeit zurückzukehren – als Richter der Welt.
Sie waren dort, um die Gnade, die frohe Botschaft zu verkünden, bis der Richter eines Tages kommen sollte. Das ist so geladen von Symbolik, nicht wahr? Hier sehen Sie den Bereich der Klagemauer. Ich habe vorhin nochmals den exakten Ort der Burg Antonia angedeutet. Sie war auf diesem Felsen gebaut.
Sehen Sie hier im Felsen dieses Loch? Auch hier sind es exakte Löcher, in denen die Holzbalken montiert waren für die Säulenhalle, die hier vom Tempel durchging. Man kann sie heute noch erkennen.
Vielleicht kennen Sie die Geschichte aus der Apostelgeschichte 21. Paulus kam nach Jerusalem und wurde dort verleumdet. Als er im Tempel war, sagten Juden aus dem Ausland: „Schaut, das ist der Mann, der überall in der Welt falsche Dinge verkündet.“
Daraufhin stürzten sie sich auf ihn und wollten ihn umbringen. Man verleumdete ihn auch damit, dass er Heiden in den Tempel, also in den heiligen Bereich, hineingeführt habe. Das war eine reine Lüge. Doch im Eifer für die Heiligkeit des Hauses Gottes war man bereit zu lügen.
Sofort kam ein Eingreiftrupp die Treppe von der Burg Antonia herunter. In letzter Sekunde konnten sie Paulus noch entreißen. Sie zogen ihn mit sich die Treppe hoch zur Burg Antonia.
Auf der Treppe sagte Paulus zu dem hohen Offizier: „Darf ich zum Volk sprechen?“ Der Offizier antwortete: „Ach so, du bist nicht dieser Terrorist, von dem wir vorher sprachen! Du sprichst ja Griechisch!“ Paulus erwiderte: „Nein, ich bin kein Terrorist, aber ich bin römischer Bürger!“
Sofort erlaubte der Offizier es ihm. Paulus stand dann hier auf der Treppe zur Burg Antonia, winkte mit der Hand, und das ganze Volk wurde still und hörte zu, weil er sie auf Hebräisch ansprach: „Anna Schimachim, Männer, Brüder.“
Er erzählte sein Zeugnis, wie er zum Glauben an den Messias gekommen war. Er sagte: „Ich war auch so fanatisch wie ihr.“ Sehr fein formuliert, er sagte: „Ich war auch einmal so eifrig wie ihr.“ Dann habe er den Messias kennengelernt.
Der Messias habe ihm schließlich gesagt: „Geh weit weg von hier. Hier hören sie nicht auf dein Zeugnis, aber geh zu den Heiden, sie werden hören.“
In dem Moment, als er das sagte, fingen sie an zu schreien: „Er ist tot!“ Daraufhin wurde Paulus in die Burg Antonia evakuiert.
Nun sehen Sie, wo das Geschehen stattfand. Es war genau im Bereich des Vorhofes der Heiden, den man extra hier gebaut hatte, damit die Heiden den einen Gott kennenlernen konnten.
Dort sagte Paulus, der Messias habe ihn weit weg zu den Heiden geschickt, weil sie hören würden. Aber hier hörten sie nicht. Und dann wollten sie ihn umbringen. Welch ein Widerspruch – hier im Vorhof der Heiden! Andererseits war man so gegen Mission und zerstörte sie.
Hier noch einmal ein Luftbild über den Zweiten Tempel. Das ist schon gewaltig, nicht wahr? Julius Caesar hatte noch keine Flugzeuge. Und trotzdem können wir heute über den Zweiten Tempel fliegen – im Modell.
Die Vorhöfe des Tempels und ihre Bedeutung
Jetzt sehen Sie hier den ersten inneren Vorhof, den Vorhof der Frauen. Er hieß so, weil Frauen hier ohne besondere Voraussetzungen eintreten konnten. Aber auch Männer und Kinder durften diesen Bereich betreten.
Dieser Vorhof war eigentlich die Synagoge im Tempel unter freiem Himmel. Hier fanden die großen Gottesdienste Israels an den Festen statt.
Dann sehen Sie einen weiteren Vorhof, den Vorhof der Männer. Männer durften durch das Nikanortor eintreten, ebenfalls ohne besondere Voraussetzungen. Danach folgte jedoch eine Abschrankung.
Hier sehen Sie den Vorhof der Priester. Männer und Frauen durften diesen Bereich nur betreten, wenn sie ein Opfer brachten. Das war der Platz für die Priester am Altar.
Dann folgt das eigentliche Tempelhaus. Natürlich gäbe es noch viel zu erklären: all diese Vorhöfe, die Gebäude und ihre Bedeutung. Aber wir können nicht alles behandeln.
Ich hoffe, dass nächstes Jahr meine Station, an der ich noch arbeite, als großformatiger Bildband mit farbigen Bildern erscheint.
Der Vorhof der Frauen und die Musik im Tempel
Jetzt befinden wir uns im Vorhof der Frauen. Dort gab es vier Leuchter, jeweils etwa fünfundzwanzig Meter hoch, die aus Gold gefertigt waren. Außerdem gab es hier fünfzehn kreisförmige Treppen. Diese bildeten die Tribüne für den Priesterchor und das professionelle levitische Orchester im Tempel. Dort wurden die Psalmen aufgeführt – das war sehr bewegend.
Man sollte bedenken, dass in den Synagogen in ganz Israel im Gottesdienst immer ohne Instrumente gesungen wurde. Man legte großen Wert darauf, dass das Wort im Mittelpunkt stand. Es war logozentrisch, das Wort war zentral. Im Tempel hingegen war das anders. Dort war das Wort zwar auch im Mittelpunkt, aber zusätzlich gab es Instrumente.
Diese Anordnung sollte keine Konkurrenz zum Tempel darstellen. Im Tempel gab es nicht nur Musik, sondern einen professionellen Priesterchor und ein Orchester. Das waren Höhepunkte des Jahres in Jerusalem.
Die Osttreppe zur heutigen Moslemplattform entspricht genau jener Stelle, an der früher die fünfzehn kreisförmigen Treppen des Priesterchors standen. Dort wurden die Psalmen aufgeführt. Die fünfzehn Treppen erinnern an die fünfzehn Stufenlieder in den Psalmen, die Lieder der Hinaufzüge für die großen Feste wie Pessach, Pfingsten und die Laubhüttenfeste.
Im Tempel wurde viel Musik gemacht. Zum Beispiel wurden jeden Tag zu sieben Gelegenheiten die silbernen Posaunen geblasen. Die Rabbiner erklärten, dass die sieben Posaunen auf das kommende Gericht Gottes über diese Welt hinweisen, auf die Vorsehung Gottes und auf das anschließende Reich Gottes.
Deshalb erscheinen in der Offenbarung die sieben Posaunen, die als Zeichen der göttlichen Vorsehung über diese Welt dargestellt werden. Darauf folgen die Wiederkunft Christi und das tausendjährige Reich, das Reich Gottes auf Erden.
All diese Bilder stammen aus der Welt der Jünger. Es ist wichtig, dass wir uns heute bemühen, in diese Welt zurückzukehren. So können wir diese Dinge besser verstehen und innerlich erfassen.
Das Laubhüttenfest und Jesu Licht der Welt
Am Laubhüttenfest, dem letzten der sieben Feste des Herrn aus 3. Mose 23, war das größte Freudenfest. Das Gesetz Mose, die Tora, schrieb vor, dass man sich an diesem Fest nur freuen soll.
Wieso konnte man sich da so freuen? Einige Tage vorher war Jom Kippur, der große Versöhnungstag. An diesem Tag musste jeder im Volk seine Schuld bekennen und in Ordnung bringen. Wenn man das tut, im Volk Gottes, dann kann man sich danach richtig unbeschwert freuen.
Im Christentum gibt es zwar keinen Jom Kippur, aber manchmal fragt man sich, ob es nicht wenigstens einen Tag im Jahr geben könnte, an dem das ganze Volk Gottes – alle, die sich zu Christus bekennen und ihm nachfolgen wollen – richtig aufräumen. Dann könnte man ein großes Fest feiern, richtig unbeschwert.
Dieses Fest war zudem ungewöhnlich, weil es auch nachts gefeiert wurde. Vierundzwanzig Stunden am Tag, eine ganze Woche lang. Man konnte nachts schlafen gehen, aber wenn man wollte, durfte man auch bleiben. Der Priesterchor sang, das levitische Orchester begleitete, und die alten Männer vom Synedrium, dem Hohen Rat, führten Tänze mit Fackeln in den Händen auf.
Stellen Sie sich vor: Wenn die alten Brüder tanzen, ist das schon etwas ganz Besonderes – ein Reigen wurde aufgeführt. Jungpriester mussten hinaufgehen, 25 Meter hoch, um die goldene Leuchte anzuzünden. Jeder Leuchter hatte neun Viertelliter Olivenöl. Als Docht verwendete man abgetragene Priestergewänder. Recycling ist also gar nichts Neues; das kommt wahrscheinlich aus dem Judentum.
Es wird berichtet, dass dieses Licht vom Tempelplatz in Jerusalem so hell strahlte, dass man es in den dunklen Gässchen Jerusalems sehen konnte. Den Freudenschall hörte man natürlich auch vom Tempel her.
Ausgerechnet an diesem Fest war der Herr Jesus in Jerusalem (Johannes 7). In Johannes 8,12 sagt er: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Gewaltig!
Wir leben in einer dunklen, orientierungslosen Gesellschaft. Aber Jesus Christus will uns Orientierung und Licht sein. Er erklärt, dass dieses Licht auf ihn hinweist. Wer ihm nachfolgt, soll nicht in der Finsternis wandeln.
Das wünsche ich jedem, der hier ist. Nehmen Sie wenigstens, wenn Sie alles von heute Abend vergessen, dieses Bild mit – und Johannes 8,12 – dann sind Sie gut bedient.
Opferstöcke und das Vertrauen der Witwe
Es gab auch Säulenhallen im Frauenvorhof, in denen dreizehn Opferstöcke standen. Dort konnte man Geld für verschiedene Zwecke einwerfen. In Markus 12 wird berichtet, wie der Herr Jesus bei einem solchen Opferstock saß und zuschaute, wie die Leute Geld einlegten. Da kam eine Witwe und legte zwei Lepter ein – ein Schärflein, das waren die kleinsten Münzen der damaligen Zeit, praktisch nichts wert.
Der Herr sagt, diese Witwe habe mehr eingelegt als alle anderen, weil sie ihren ganzen Lebensunterhalt gegeben habe. Wenn man das so liest, könnte man denken: Ja, aber diese Witwe war vielleicht nicht so bewandert in Mathematik. Zwei Lepter waren ihr ganzes Vermögen. Sie hätte ja teilen können – einen Lepter geben und den anderen für sich behalten. Das wäre immerhin noch die Hälfte ihres Vermögens gewesen, oder?
Doch das wäre nicht richtig. Es gab ein Tempelgesetz, das besagte, dass der Mindesteinwurf zwei Lepta war. Sie konnte also nur alles oder nichts einwerfen. Diese Frau hat sich gesagt: Dann gebe ich lieber alles und vertraue für morgen auf den Herrn. Das ist sehr eindrücklich.
Hier haben wir das Thema Geld und Geist. Dieses Beispiel wird oft in Verbindung mit der Tempelreinigung gebracht: Ein Geldskandal im Haus Gottes und hier eine Witwe, die alles gibt. Ein tiefes Vertrauen in Geldfragen auf Gott ehrt Gott.
Schauen Sie auch auf das Schweizer Fünffrankenstück. Auf dem Rand steht: Dominus providebit – Der Herr wird sorgen. So fromm war einmal die Schweiz. Heute ist das fast vergessen, und man findet diesen Satz nur noch auf der Münze. Aber es ist eine wunderbare Botschaft: Wenn es ums Geld geht, soll man auf Gott vertrauen, denn er enttäuscht nicht. Das können wir, zumindest das, von der Witwe aus Markus 12 lernen.
Übrigens: Haben Sie gesehen, dass diese Opferkästen eine Form hatten, die an Schofarhörner mit Trompeten erinnert? Der Herr Jesus spielt darauf in der Bergpredigt an, wenn er sagt, man solle beim Almosengeben nicht vor sich herposaunen wie die Heuchler – eine Anspielung auf die Form der Opferkästen im Tempel.
Der Israelvorhof und die Bedeutung der Opfer
Jetzt, meine Damen und Herren, gehen wir hinein zum Israelvorhof, der hier eine Abschrankung hatte, und zum Priestervorhof mit dem Altar.
Hier wurden tagtäglich die Opfer dargebracht. Israel lernte hier Tag für Tag, dass es möglich ist, mit dem heiligen Gott, dessen Majestät für uns unfasslich ist, Gemeinschaft zu haben – aber nur auf der Grundlage des stellvertretenden Opfers.
Und hier flossen Ströme von Blut, Tag für Tag, bei den Opfern. Israel lernte: Ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung. Sie sehen, das ist der Grundsatz des Evangeliums. Gemeinschaft mit Gott ist nur möglich durch das Blut des Herrn Jesus Christus, das am Kreuz geflossen ist.
Und wir können jetzt deutlich sagen, was in 1. Johannes 1,7 steht: Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde. Das lernen wir alles hier.
Wir ziehen hier den Tempel nochmals aus der Nähe. Es gäbe so viel zu erzählen, aber ich muss mich beeilen, denn Sie wollen ja auch wieder nach Hause heute Abend.
Der goldene Weinstock und die Verbindung zu Christus
Jetzt gehen wir die Treppen hinauf zum Eingang des Tempels. Dort sieht man, dass der Eingang durch einen goldenen Weinstock geschmückt ist. Der Wuchs dieses Weinstocks ist schon bemerkenswert. Jedes Mal, wenn man dem Tempel etwas schenken wollte, konnte man Geld geben. Dann wurden neue goldene Trauben oder Blätter hinzugefügt.
Der Herr Jesus nimmt in Johannes 15 darauf Bezug und sagt: „Ich bin der wahre Weinstock.“ Den Jüngern sagt er: „Ihr seid die Reben.“ Er erklärt dort, dass wer in organischer Verbindung ist wie die Reben mit dem Weinstock, Frucht bringen kann für Gott, den Vater. Goldene Frucht.
So lernen wir, was Christentum bedeutet. Christentum ist nicht, dass wir einen Tauchschein haben oder Mitglied einer Gemeinschaft sind. Christentum ist eine lebendige Verbindung mit Jesus Christus. Er sagte in Johannes 15: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Das ist Christentum.
Die Jungpriester durften hinaufsteigen und diesen goldenen Weinstock bewundern. In Lukas 21 hat der Herr Jesus mit seinen Jüngern diesen Weinstock, dieses Weingeschenk, näher angeschaut.
Das Heiligtum und das Allerheiligste
Jetzt betreten wir das Heiligtum. Ich fasse mich kurz: Hier sehen Sie zum Beispiel den Priester Zacharias aus Lukas 1 beim Räuchern. Das war normalerweise nur einmal im Leben möglich. Es gab so viele Priester, die diesen Dienst verrichten wollten – Tausende. Deshalb musste ausgelost werden. Wenn man einmal das Los gezogen hatte, durfte man nicht noch einmal teilnehmen.
Der alte Zacharias war schon älter. Er hatte es immer wieder versucht, aber nie das Los bekommen. Dann, in seinem hohen Alter, durfte er hineingehen in den Tempel des Herrn, um zu räuchern. Damals gab es auch die Meinung, dass derjenige, der diesen Dienst tun darf, von Gott ganz besonders gesegnet wird.
Er geht hinein, alle anderen Priester mussten draußen bleiben. Er war ganz allein. Er war erschrocken. Beim goldenen Altar sieht er eine andere Person. Diese sagt: "Ani Gabriel, Sheomed Lifnea Elohim" – ich bin Gabriel, der vor Gott steht. Der Engel sagt ihm, dass sein Gebet erhört worden ist. Elisabeth wird einen Sohn bekommen. So wurde Johannes der Täufer hier angekündigt.
Das gehört zu den Ursprüngen des Christentums im Tempel in Jerusalem.
Wir sehen hier einen Querschnitt: die Vorhalle mit dem goldenen Weinstock, dann das Heiligtum und das Allerheiligste. Sie sehen, dass das Allerheiligste auf diesem Felsen gebaut war, der heute in der Al-Aqsa-Moschee zu sehen ist. Diese Vertiefung ist die Stelle für die Bundeslade. Im zweiten Tempel wurde dieses Felsfundament im Heiligen erhöht, fast so hoch wie der Felsen hier im Allerheiligsten.
Das Allerheiligste und der zerrissene Vorhang
Jetzt wollen wir uns mit dem Allerheiligsten beschäftigen. Zunächst betrachten wir nochmals den Vorhang mit den Cherubimgestalten davor. Cherubim sind nach 1. Mose Engel, die besonders Gottes Heiligkeit bewachen. Niemand durfte hier hineingehen, nicht einmal die Priester. Einmal im Jahr, am Jom Kippur, durfte der Hohepriester ausnahmsweise eintreten.
Das sollte Israel zeigen: Eigentlich besteht durch den Sündenfall eine Trennung zwischen Gott und dem Menschen, verursacht durch unsere Sünde. Doch das Matthäusevangelium, Kapitel 27, berichtet, dass im Moment des Todes Jesu der Vorhang von oben nach unten zerrissen wurde. Dies macht deutlich: Jetzt ist der Zugang zu Gott offen.
Das Judentum verehrt den verborgenen Gott hinter dem Scheidevorhang. Das Christentum ist die Erfüllung des Judentums und richtet den Blick auf den geoffenbarten Gott in einem geöffneten Heiligtum.
Man sieht den Hohenpriester mit ehrfürchtigem Gesicht vor der Majestät Gottes, wenn er einmal im Jahr durch den Scheidevorhang eintrat – mit dem Blut des Opfers und immer barfuß. Wo stand er? Auf dem Felsen in der Gegenwart Gottes. Das Allerheiligste war auf diesem Felsen gegründet.
Sie befinden sich jetzt in der Moschee und sehen den Felsen von oben. Die Südmauer des Allerheiligsten war auf dem Felsen gegründet, während die West- und die Nordmauer entlang der natürlichen Böschung des Felsens verliefen. Dieser Fels war zugleich Eckstein und Fundament. Die Steine im Süden waren auf dem Felsen gebaut, und die Ausrichtung nach Westen und Norden wurde durch die Stellung des Felsens bestimmt. Alle weiteren Gebäude des Tempels wurden nach diesen Linien ausgerichtet.
Der Herr Jesus sagte in Matthäus 16: „Auf diesem Felsen werde ich meine Kirche bauen.“ Er selbst, Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, ist dieser Felsen. In Epheser 2 wird gesagt, dass Jesus Christus in diesem Tempel selbst der Eckstein ist.
Der Eckstein ist der Stein, der alle Mauerrichtungen bestimmt. Was ist die Kirche, was ist die Gemeinde? Sie ist gegründet auf dem Fundament – nicht auf Petrus, sondern auf Christus. Die Kirche richtet sich nur an Jesus Christus aus. Nicht Konzilien, nicht Brüderbeschlüsse, nicht Päpste sind entscheidend, sondern allein Christus selbst. Was im Widerspruch zu Christus steht, hat keine Autorität.
Schauen Sie noch etwas Schönes: Der Hohepriester ging durch den Scheidevorhang hinein und musste dann das Blut siebenmal auf den Boden sprengen. Er stand auf dem blutbesprengten Felsen.
Jetzt verstehen Sie, warum im Alten Testament Gott wiederholt genannt wird: „Der Fels meines Heils“, der blutbesprengte Fels. Das ist das Fundament für den Glauben.
Ich weiß als Gläubiger: Vor Gott kann ich nicht bestehen, wenn ich so, wie ich bin, vor ihn treten würde. Dann müsste er mich vernichten. Aber ich weiß, ich darf zu Gott kommen – im Vertrauen auf Christus, der in 1. Korinther 10 der Fels genannt wird. Er ist der blutbesprengte Fels, und darum kann ich vor Gott stehen und bestehen. Nicht aus eigenem Verdienst, sondern weil ich gewissermaßen barfuß auf dem Felsen Christus stehe.
Das ist schon Gewalt: ohne Angst vor Gott, aber mit Ehrfurcht vor seiner Majestät.
Es gibt ein böses Wort für Christen, die der Bibel voll vertrauen: Fundamentalisten. Ich freue mich sehr über dieses Wort. Ich finde es toll und bin froh, ein Fundamentalist zu sein. Denn das ist ein Mensch, der auf dem Fundament Christus vor Gott tritt und weiß: Ohne dieses Fundament, ohne den blutbesprengten Felsen, gäbe es keine Chance.
Weil das Blut des Herrn Jesus auf dem Felsen Golgatha vergossen wurde, kann ich vor Gott stehen. Herrlich! Das ist das Evangelium.
Gemeindebau und die Zerstörung des Tempels
Und jetzt kommen wir zum Schluss. Keine Angst, ich mache es nicht wie Paulus in Apostelgeschichte 20 bis zum Morgen. Aber zum Schluss möchte ich noch ein paar Gedanken zum Bau des Zweiten Tempels sagen. Das ist ein Thema, das Christen heute im Allgemeinen sehr beschäftigt: das Thema Gemeindebau. Darf ich noch ein paar Minuten überziehen?
Zunächst negativ: Die Römer haben den Tempel im Jahr siebzig zerstört – mit einer unvorstellbaren Technik und schweren Waffen, die eine Wirkung hatten, die an moderne Waffen erinnert. Sie sehen etwas davon.
In 1. Korinther 3,17 sagt Paulus, nachdem er erklärt hat, die Gemeinde sei Gottes Tempel: Wenn jemand den Tempel Gottes verwirrt oder zerstört, den wird Gott zerstören. Und das ist nicht die Frage, ob jemand gläubig ist oder nicht gläubig. Dann kommt das zeitliche Gericht auch. Wer die Gemeinde trennt oder zerstört, der muss mit dem Gericht Gottes in seinem Leben rechnen. Ganz, ganz ernst – ganz ernst.
Aber wir wollen jetzt noch etwas über Gemeindebau sagen. Schauen Sie: Im Norden, höher gelegen als der Berg Zion, der Tempelberg, gab es einen Steinbruch. Dort wurden die Steine für den Zweiten Tempel hergeholt. Sie sehen etwas von den Techniken. Man hat die Steine so vorgeformt und dann Holzblöcke dazwischen gelegt. Diese wurden mit Wasser übergossen. Das Wasser dehnte sich aus und führte zu einer Explosion, sodass die Steine herausgesprengt wurden.
Das ist evangelistische Arbeit: Menschen, die in dieser Welt in der Sünde gebunden sind, werden durch die Verkündigung des Evangeliums – und da braucht es Zusammenarbeit und den Einsatz aller Begabungen – hier herausgeholt. Aber dann müssen sie auch zum Tempel transportiert werden. Das heißt, wenn Menschen zum Glauben kommen, müssen sie auch in den örtlichen Gemeinden integriert werden. Hauskreis allein – das geht nicht.
Schauen Sie mal: Da hat man den größten Baustein gefunden, bisher. Die zwei Jungs zeigen den Anfang und das Ende. Zwölfeinhalb Meter lang, dreieinhalb Meter hoch, viereinhalb Meter breit, bereits auf einer ersten Lage hier aufgelegt. Er wiegt etwa fünfhundertachtzig Tonnen, dieser Stein. Erklären Sie mir mal, wie sie den hierher gebracht haben!
Und schön platziert, zwei Zentimeter zurückversetzt hier, exakt. Ja, das ist die große Frage: Wie kann man schwere Jungs in eine Gemeinde integrieren? Tja.
Nun, wie haben sie das damals geschafft? Sie haben alle möglichen Techniken angewandt: gewaltige Ochsengespanne mit Rollblöcken, Flaschenzüge. Aber auch dann ist es schwierig zu verstehen, wie sie das alles geschafft haben. Aber sie haben es geschafft. Sie haben zusammengearbeitet, sie haben sich eingesetzt für die Ehre Gottes. Das war das Ziel: die Ehre Gottes. Darum wollte man das ausführen, und es gelang der ewige Grab gelingen.
Sie sehen hier im Modell – das Modell ist so genau, dass diese Stelle, wieder gerade beim wildesten Bogen, sogar die größten Steine, das ist der größte, der noch gefunden wurde, sogar noch abbildet. Sie sehen gewaltige Blöcke und dann kleine Steine, aber alles wohl zusammengefügt und verbunden, wie das Neue Testament das so nennt.
Es gibt nicht eine Gemeinde für schwere Jungs und dann solche für ältere Leute und solche für Leute, die gerne Rockmusik haben. Nein! Die Gemeinde ist die Gemeinde, wo alt und jung und auch verschiedene Berufe zusammengefügt sind. Die sozialen Unterschiede spielen keine Rolle. Sie sind wohl zusammengefügt zur Ehre Gottes.
Vor einigen Jahren hat man in Jerusalem diesen Sarkophag gefunden. Und da steht eine interessante Inschrift: Simon Banai Hechla, aramäisch Simon, der Erbauer des Tempels. Man kannte Simon nicht. Und jetzt hat man seinen Sarg und weiß, dass er irgendwie beim Zweiten Tempel eine wichtige Rolle gespielt hat.
Ich habe mir so überlegt: Ha! Wenn einmal von unserem Leben alles vergessen ist, alles vergessen, und vor Gott einmal nur das stehen würde: Das war jemand, das war Simon, und er hat am Haus Gottes gebaut, er hat Gemeinde aufgebaut, nicht zerstört, aufgebaut – wäre das nicht ein herrliches Zeugnis?
Wir wissen nichts, brauchen nichts zu wissen, wir wissen Simon, aber wir wissen, er hat am Haus Gottes gebaut. Das hat mir gesagt. Das wäre doch wunderbar, wenn ich dieses Zeugnis einmal bekommen dürfte: Simon Banai Hechla!
Schlussgedanken: Das Licht der Welt und unsere Berufung
Und ich schließe mit diesem Bild: Jesus hat gesagt, ich bin das Licht der Welt. Aber in der Bergpredigt hat er auch gesagt: Ihr seid das Licht der Welt.
Christen, die ihn, den Erlöser, das eine Opfer, kennengelernt haben – die Tür der Schafe, das Licht der Welt, den wahren Weinstock – sind berufen, gemeinsam ein Zeugnis zu sein für die Ehre und Majestät des einen wahren Gottes.
Wir sind ein Licht in einer dunklen Welt ohne Orientierung. Dieses Licht macht Menschen Mut und zieht sie an, diesen einen Gott kennenzulernen. Es lädt dazu ein, auf dem Fundament des blutbesprengten Felsens Gemeinschaft mit ihm zu pflegen – als Abba Vater.
Im Judentum durfte man Gott „unser Vater“ nennen, Avinu Sche Bechemayim, unser Vater, der in den Himmeln ist. Aber man durfte ihn eigentlich nicht „Abba“, also „Papa“, nennen.
Das Neue Testament sagt: Eben weil der Vorhang jetzt offen ist, dürfen wir im Glauben den ewigen Gott so tief ansprechen. Wir dürfen eine so enge Beziehung zu dem Ewigen haben.
Und das wünsche ich jedem, der hier ist – falls er das noch nicht kennt –, dass er heute Abend diese Beziehung durch Jesus Christus in Anspruch nimmt.
