Heute Nachmittag beschäftigen wir uns im Rahmen einer Einführung mit dem Buch des Propheten Hosea.
Bevor wir damit beginnen, möchte ich jedoch eine kurze allgemeine Einführung in die zwölf kleinen Propheten geben. Hosea ist das erste Buch der zwölf kleinen Propheten.
Im Verlauf der Bibelstudientage werden wir nun nacheinander alle diese Prophetenbücher durchnehmen.
Überblick über die zwölf kleinen Propheten und ihre Bedeutung
Nun einige Vorbemerkungen zu den zwölf kleinen Propheten im Allgemeinen.
Die Rabbiner im alten Judentum bezeichneten diese Bücher als „Schneemassar“, was auf Hebräisch „die Zwölf“ bedeutet, gemeint sind die zwölf Propheten. Sie nannten diese Bücher auch „Ketanim“, was so viel heißt wie „die Kleinen“, natürlich im Sinne von „die Kurzen“, klein im Hinblick auf die Kürze der Bücher. Das hat jedoch nichts damit zu tun, dass sie weniger wert wären als die großen, also die langen Prophetenbücher wie Jesaja, Hesekiel oder Jeremia.
Es ist wichtig, eine Übersicht über all diese Prophetenbücher zu haben und den Charakter jedes Buches, seine Blickrichtung und sein Hauptthema zu kennen. Erst dann kann man wirklich über biblische Prophetie und die Endzeit sprechen.
Manche sagen: „Ach, was soll diese ganze Endzeit-Prophetie-Betrachtung, das ist ja sowieso nur Spekulation.“ Doch wenn man genauer nachfragt, erkennt man oft, dass es Leute sind, die nie zum Beispiel die zwölf kleinen Propheten gründlich studiert haben. Wenn man keine feste Basis in den biblischen Prophetenbüchern hat, erscheint alles spekulativ.
Auf der anderen Seite gibt es auch solche, die viel über Prophetie sprechen, aber nie gründlich all diese Prophetenbücher studiert haben. Dass dann viel Spekulation hereinkommt, ist kein Wunder.
Kurz gesagt: Das Studium der Prophetie ist ganz wichtig, um eine solide biblische Basis zu haben, auch bei der Anwendung auf künftige Dinge. Man kann nicht ohne großen Verlust die prophetischen Bücher der Bibel ignorieren.
Wir lesen ja in 2. Petrus 1, Vers 19:
„Und so besitzen wir das prophetische Wort befestigt, auf welches ihr wohltut zu achten, als auf eine Lampe, welche an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen, indem ihr dies zuerst wisst: dass keine Weissagung der Schrift von eigener Auslegung ist.“
Man kann einen Prophetentext also nicht isoliert betrachten und denken, man habe die Prophetie verstanden. Ein Abschnitt erläutert den anderen. Wir brauchen alle Prophetenbücher zusammen und letztlich alle Bücher der Bibel, um zu den richtigen Schlüssen zu kommen. Bibelwort erklärt Bibelwort.
Nochmals: Das betont, wie wichtig es ist, die zwölf kleinen Propheten nicht wegen ihrer Kürze zu vernachlässigen.
Vers 21 sagt:
„Denn die Weissagung oder die Prophetie wurde niemals durch den Willen des Menschen hervorgebracht, sondern heilige Männer Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geist.“
Das unterstreicht die Wichtigkeit dieses Bibelstudiums.
Die zwölf kleinen Propheten waren im Judentum schon in vorchristlicher Zeit zu einer Buchrolle zusammengefasst. In den Höhlen von Qumran wurden sieben kleine Prophetenrollen gefunden, eigentlich acht – sieben in Höhle vier, der berühmten Höhle, die man auf den meisten Bildern sieht. Wenn man auf dem Plateau von Qumran steht und darüber schaut, sieht man die Höhle Nummer vier. Sie war die reichste aller Qumran-Höhlen mit Zehntausenden von Fragmenten. In Höhle fünf wurde auch noch eine Rolle gefunden.
Alle diese sieben Rollen stammen aus der Zeit von 150 bis 25 v. Chr. Das zeigt, dass diese kleinen Propheten schon damals zu einer Einheit zusammengefasst wurden.
Man muss sich darüber im Klaren sein, dass die Prophetenbücher in dieser Reihe der zwölf nicht in zeitlicher Reihenfolge zusammengestellt sind. Das Buch Hosea steht an der Spitze, ist aber nicht das älteste. Wir werden noch sehen, dass das Buch Obadja älter ist.
Trotzdem erkennt man in der Abfolge eine Einordnung nach geschichtlichen Gesichtspunkten:
Erstens die assyrische Zeit, als Assyrien Weltmacht war. Dorthin fallen die Bücher Hosea bis Nahum. Nahum prophezeit den Untergang von Ninive, der Hauptstadt Assyriens.
Zweitens die babylonische Zeit, in der Babylon nach dem Sturz von Ninive im Jahr 612 v. Chr. zur Weltmacht aufstieg. Nach drei Jahren Krieg war 609 Babylon die Weltmacht. In diese Zeit fallen die Bücher Habakuk und Zephanja.
Drittens die nachexilische Zeit, die Zeit nach der babylonischen Gefangenschaft der Juden, als sie zurückgekehrt waren. In diese Zeit fallen die letzten drei der zwölf Propheten: Haggai, Sacharja und Maleachi.
Man kann also sagen, dass die Bücher in Blöcken nach zeitlichen Kriterien angeordnet sind.
Im Talmud, dem wichtigsten theologischen Werk im Judentum, heißt es im Traktat Sanhedrin, dass mit dem Tod der Propheten Haggai, Sacharja und Maleachi der Heilige Geist von Israel wich.
Im Judentum war die Gewissheit allgemein verbreitet, dass mit Maleachi, dem letzten Buch des Alten Testaments, die Zeit der Schriftpropheten vorüber war. Man kannte keinen mehr, der nach Maleachi aufgestanden wäre und die Autorität eines Schriftpropheten besessen hätte.
Es entstanden natürlich noch andere Bücher nach Maleachi, zum Beispiel die Apokryphen wie die Bücher der Makkabäer, Judith, Tobias usw. Diese wurden im Judentum jedoch nie als Heilige Schrift anerkannt, weil es keine Schriftpropheten mehr gab.
In 1. Makkabäer 2, wird die traurige Zeit im zweiten Jahrhundert vor Christus beschrieben: „Es war eine solche Trübsal in Israel wie nie gewesen, seitdem man keine Propheten mehr hat.“ Selbst in den Apokryphen findet man das Bewusstsein, dass es keine inspirierten Propheten mehr gibt, die der Heiligen Schrift etwas hinzufügen könnten.
So hat das Judentum alle diese Bücher abgelehnt, und es wird verständlich, dass das Konzil von Trient im sechzehnten Jahrhundert, im Zuge der Gegenreformation, zu spät kam, als es festschreiben wollte, dass wer die Apokryphen leugnet, als Gottes Wort, verflucht sei.
Im Judentum war das klar: Sie gehören nicht dazu. Der letzte der kleinen Propheten war der letzte Schriftprophet des Alten Testaments überhaupt.
Warum steht Hosea an der Spitze der zwölf Propheten, obwohl er nicht das älteste Buch ist? Hosea ist das längste und umfassendste Buch der kleinen Propheten, deshalb wurde es an die Spitze gesetzt. Es gibt die größte allgemeine Übersicht über die Zukunft Israels, sowohl des Nordreiches Israel als auch des Südreiches Juda.
Das Buch Obadja ist, wie wir später sehen werden, das älteste, aber zugleich das kürzeste Buch. Darum kam es nicht an die Spitze. Es ist sehr spezifisch, denn die Prophetie umfasst nur Edom, das Gebiet von Südjordanien. Daher war es nicht passend, dieses spezialisierte, kürzeste Buch an die Spitze zu stellen.
Man kann weiter feststellen, dass eine interessante Paaranordnung besteht: Immer ein Prophet des Nordreiches (die zehn Stämme) wird gefolgt von einem Propheten des Südreiches. Diese Paaranordnung ist ein weiteres Kriterium in der Reihenfolge der Bibelbücher.
So haben wir zunächst Hosea, einen Propheten aus dem Nordreich, dann Joel, einen Propheten des Südreiches. Weiter Amos aus dem Nordreich Israel, dann Obadja aus dem Südreich. Jonah aus Gad Hefer in Galiläa, also Nordreich, während Micha aus dem Südreich war. Nahum wirkte im Nordreich, Habakuk aus dem Südreich. Diese Paaranordnung ist sehr bedeutsam.
Nach dem Untergang des Nordreiches gibt es diese Paaranordnung nicht mehr; es sind dann nur noch Propheten des Südreiches.
Weitere Kriterien bei der Anordnung spielen eine Rolle, wie zum Beispiel in Joel 4, Vers 16 (in der alten Elberfelder anders gezählt als Joel 3, Vers 16):
„Und der Herr brüllt aus Zion und lässt aus Jerusalem seine Stimme erschallen, und Himmel und Erde erbeben.“
Im nächsten Buch, Amos, findet sich eine Wiederaufnahme dieses Leitmotivs. Wie in der Musik gibt es Leitmotive, die immer wieder auftauchen.
Amos 1, Vers 2 lautet:
„Der Herr wird aus Zion brüllen und aus Jerusalem seine Stimme erschallen lassen, und die Auen der Hirten werden trauern, und der Gipfel des Kamel wird verdorren.“
Es besteht also ein interessanter Anschluss.
Weiter gibt es einen Übergang von Amos zu Obadja in Amos 9, Vers 12:
„... auf dass sie den Überrest Edoms und alle Nationen in Besitz nehmen, über welche mein Name genannt werden wird.“
Hier wird über ein besonderes Gericht in der Endzeit von Israel über Edom gesprochen. Das ist genau das Thema, das im nächsten Buch, Obadja, aufgenommen und zum Hauptthema wird.
Das Buch Obadja beginnt mit:
„Vision Obadjas: So spricht der Herr, der Ewige, von Edom.“
Es geht um die Zukunft Edoms und Israels Gericht an Edom in der Endzeit.
Wir sehen also, dass verschiedene Faktoren bei der Anordnung der Bibelbücher mitgespielt haben, wie man sie schon vorchristlich in Qumran findet: grobe Zeitblöcke (assyrische, babylonische, nachexilische Zeit), Paarordnung (Nordreich, Südreich, Nordreich, Südreich) und inhaltliche Motive (Joel 3, Amos 1, Amos 9, Obadja 1).
Die chronologische Reihenfolge ist etwa: Obadja, Joel, wahrscheinlich Joel als nächstes (nicht genau beweisbar), dann die Zeit mit Jona, Amos, Hosea, weiter Micha, Nahum, Habakuk, Zephanja (gleichzeitig), und schließlich Zephanja, Haggai, Sacharja, Maleachi.
Nach diesen Vorbemerkungen wenden wir uns dem Buch des Propheten Hosea zu.
Wie man sieht, ist das Skript diesmal etwas ausführlicher geworden mit seinen zwölf Seiten. Ich habe nämlich neben den Notizen Kurznotizen und den ganzen Text Hoseas in einer Übersetzung von mir mitgeliefert. Vor einiger Zeit wurde ich gebeten, alle zwölf Propheten ganz wörtlich zu übersetzen, noch wörtlicher als die alte Elberfelder Übersetzung, für eine Studienreihe von Heer de Koning auf Holländisch. Das erste Buch, „Rosea actuel, chods liefte en trol“, wurde als Beispiel genutzt. Nach und nach sollen alle zwölf Propheten so auf Holländisch erscheinen, hier auf Deutsch ist es leichter.
Eine Besonderheit ist, dass ich darauf geachtet habe, dass die Poesie klarer herauskommt als in manchen Übersetzungen. Es sollte ersichtlich werden, wie die Verszeilen im Hebräischen sind.
Ein Problem ist, dass ich eigentlich nicht zwei Spalten hätte benutzen sollen, sondern nur eine. Dann gäbe es keinen Umbruch bei zu langen Zeilen. Man merkt es sofort, wenn ein Umbruch nur wegen eines Wortes stattfindet, denn das gehört noch auf dieselbe Zeile im Grundtext.
Das meiste in Hosea, wie auch in den übrigen elf kleinen Propheten, ist poetisch, also in Gedichtsform. Dort, wo keine Verszeilen sind, haben wir Fließtext, zum Beispiel Kapitel 3.
Dort steht:
„Und der Herr sprach zu mir: Geh nochmals hin, liebe eine Frau, von ihrem Freund geliebt, aber Ehebruch treibend, gleichwie der Herr die Söhne Israels liebt, obwohl sie sich zu anderen Göttern hinwenden und Traubenkuchen lieben.“
In Kapitel 1 merken wir gleich, wo die Poesie beginnt. Zunächst gibt es eine Einführung in Prosa:
„Das Wort des Herrn, das zu Hosea, dem Sohn Be'eris, geschah in den Tagen Usias, Jothams, Ahas, Hiskias, der Könige von Juda, und in den Tagen Jerobams, des Sohnes Joas, des Königs von Israel.“
Nun beginnt die Poesie, das Reden des Herrn zu Hosea:
„Da sprach der Herr zu Hosea: Geh, nimm dir eine Frau von Hurereien und Kinder von Hurereien, denn das Land treibt Hurerei, Hurerei weg von der Nachfolge des Herrn.“
Das ist Poesie. Dann folgt wieder etwas Prosa:
„Da ging er hin und nahm sich Gomer, die Tochter Diblaims, und sie wurde schwanger und gebar ihm einen Sohn.“
Nun wieder Poesie:
„Da sprach der Herr zu ihm: Nenne seinen Namen Jisrael, denn noch ein wenig, und ich werde die Blutschuld von Israel heimsuchen am Haus Jehus, und ich werde dem Königtum des Hauses Israels ein Ende setzen. Und es wird geschehen an jenem Tag, da werde ich den Bogen Israels zerbrechen in der Talebene von Israel.“
Das war die zweite Botschaft an Hosea in Poesie.
Dann wieder Prosa:
„Und sie wurde wieder schwanger und gebar eine Tochter. Da sprach er zu ihm: Nenne ihren Namen Loruchama, denn ich fahre nicht mehr fort, mich über das Haus Israels zu erbarmen, dass ich ihnen vergebend vergebe, doch des Hauses Judas werde ich mich erbarmen, so dass ich sie retten werde durch den Herrn, ihren Gott, und nicht werde ich sie retten durch Bogen und durch Schwert und durch Krieg und durch Pferde und durch Reiter.“
Diese poetische Botschaft ist fertig, dann folgt wieder Prosa:
„Und sie entwöhnte die Loruchama. Da wurde sie schwanger und gebar einen Sohn. Da sprach er: Nenne seinen Namen Lo Ami, denn ihr seid nicht mein Volk, und ich bin nicht euer.“
Wir haben also in Vers 1 die Angaben über die Entstehung des Buches zur Zeit der Könige Usia, Jotham, Ahas und Hiskia. Dank der Chronologie in den Büchern der Könige und Chronika können wir das auf 787 bis 686 v. Chr. datieren. Es wird aber auch nach einem König im Nordreich datiert, Jerobam II., 782 bis 753 v. Chr. Diese Angaben helfen uns zu sehen, dass das Buch Hosea in den Jahrzehnten des Untergangs des Nordreiches entstand, also in der Zeit davor und darüber hinaus. Im Jahr 722 v. Chr. ging das Nordreich unter.
Hosea wirkte also besonders vor dem Untergang des Nordreiches von 787 bis 722 v. Chr. Ein zentrales Thema ist der Untergang des Nordreiches im Jahr 722 v. Chr., prophetisch angekündigt, was sich wortwörtlich erfüllt hat.
Darum wurde das Buch Hosea im Judentum als von Gott kommend anerkannt, weil es sich erfüllt hat. Die erfüllte Kurzzeitprophetie war die Garantie dafür, dass hier ein echter Prophet gesprochen hat. Er durfte sich nie in einem Punkt irren. Ein Irrtum in Kurzzeitprophetie hätte den Tod des Propheten gekostet, gemäß 5. Mose 18.
Hosea erfüllte die Kriterien für einen wahren Propheten und konnte daher als Heilige Schrift angenommen werden.
Das Thema des Buches ist kurz zusammengefasst: Gottes Liebe und Israels Untreue. Der Ewige ist mit Israel einen Ehebund eingegangen. Israel beging Ehebruch durch Götzendienst. Gottes Liebe macht das Unglaubliche möglich: Ein durch und durch verdorbenes Volk kann durch Buße und Glauben am Ende der Zeit, also in der Endzeit, wenn das jüdische Volk aus allen Kontinenten ins Land der Väter zurückkehren soll, eine völlige Heilung und Erneuerung erleben.
Das ist das mutmachende Thema des Buches.
Praktische Lehren aus Hosea sind:
- Gottes Liebe ist unbegreiflich.
- Bei Gott gibt es selbst für sogenannte hoffnungslose Fälle Hoffnung. Das macht Mut im Blick auf Menschen, für die wir vielleicht Jahrzehnte beten und bei denen sich noch nichts bewegt hat.
- Buße und Reue führen zu völliger Wiederherstellung. Gott ist nicht ein Gott, der einfach so wiederherstellt. Die absolute Basis ist Buße, Umkehr. Der Mensch muss bereuen, seine Schuld bekennen und zu Gott umkehren. Dann kann es Heilung und Erneuerung geben – eine frohe Botschaft!
Im ersten Vers lesen wir, wie der Prophet Hosea seinen Namen nennt. Hosea heißt auf Hebräisch Hoshea und bedeutet Rettung, Heil. Das ist auch das Thema des Buches: Gott schenkt Rettung, Wiederherstellung für Israel in der Endzeit. Gott ist ein rettender Gott. Sein Name ist Programm.
Im ersten Kapitel lesen wir, wie Gott über das Haus Israel spricht, zum Beispiel Vers 4 am Ende:
„Und ich werde dem Königtum des Hauses Israels ein Ende setzen.“
Israel meint im Buch Hosea meistens, aber nicht immer, die zehn Stämme im Norden. Die zehn Stämme fasste man nominell als Israel zusammen. Das Südreich mit den Stämmen Juda und Benjamin wurde Juda genannt, hier zum Beispiel in Kapitel 1, Vers 7:
„Doch des Hauses Judas werde ich mich erbarmen.“
Diese zwei und zehn Stämme waren ursprünglich ein Königreich, vereinigt unter David und Salomo. Wegen Salomos Götzendienst am Ende seines Lebens hat Gott als Zucht über sein Volk die Spaltung der Nation zugelassen, sodass es zum Abfall der zehn Stämme im Norden kam, die sich vom Südreich mit der Hauptstadt Jerusalem trennten.
Es gab in der Zeit nach Salomo bis zum Untergang des Nordreiches 722 v. Chr. keinen einzigen gottesfürchtigen König im Nordreich. Sie waren alle abgefallen.
Der erste König im Nordreich war Jerobeam I., um ihn von Jerobeam II. zu unterscheiden. Jerobeam I. richtete Götzenstädte in Dan ganz im Norden und im Süden seines Nordreiches in Bethel ein. Dort wurden goldene Kälber aufgestellt, und er sagte den zehn Stämmen, sie müssten nicht mehr nach Jerusalem zum Tempel gehen. Er hatte Angst, dass sie sonst wieder dem Südreich anschließen würden.
So bot er eine Alternative an, die man in den Büchern Könige und Chroniken nachlesen kann. Es war im Prinzip ein Abis-Stier-Kult aus Ägypten. Jerobeam war geflohen vor Salomo und hatte Exil in Ägypten bekommen. Dieser Ägyptenaufenthalt hinterließ Spuren.
Als er zurückkam und König wurde, führte er den Abis-Stier-Kult in Israel ein. Es war eine Religionsvermischung: Er verband Elemente des wahren biblischen Glaubens mit ägyptischer Religion. Das ist das Prinzip des Synkretismus, der Religionsvermischung.
Das ist heute auch ein Thema: Unsere Gesellschaft ist nicht prinzipiell gegen Religion, aber gegen einen ausschließlichen Weg. Man will alles irgendwie zusammenbringen, und letztlich ist ja doch alles irgendwie dasselbe – Hans Küng und Weltethos als Stichwort.
Synkretismus ist uralt und steckt tief im sündigen Fleisch des Menschen. Wenn man die Religionen der Welt anschaut, sieht man überall die Tendenz zur Vermischung.
Die alten Römer zum Beispiel eroberten Länder und nahmen deren Götter in ihr Pantheon auf, benannten sie um oder integrierten sie.
Der Hinduismus ist ein Paradebeispiel für Synkretismus. Er begann um 1500 v. Chr. mit etwa dreißig Göttern, heute sind es Millionen. Ständig wurden neue aufgenommen, kein Problem. Jesus kann man auch aufnehmen, aber wehe, jemand sagt, er sei der Weg, die Wahrheit und das Leben – das geht nicht.
Unsere Gesellschaft liebt diese multikulturelle Situation, in der alles zusammengebracht und vermischt wird. Das hat das Nordreich schon lange gemacht und deswegen kam es zum Untergang 722 v. Chr.
Das ist ein biblisches Warnzeichen für alle, die Religionsvermischung betreiben.
Zur Zeit Ahab war die Situation entscheidend. Ahab heiratete eine Tochter eines libanesischen Hohenpriesters und Königs, Jezebel, die den Baals- und Aschera-Kult in Israel einführte. Das führte zu einer totalen Perversion im Nordreich.
Hosea geißelt diesen Baalskult besonders.
Baal war ein Blitz- und Regengott der Kanaaniter, ein Fruchtbarkeitsgott. Der Glaube war, dass Baal im Hochsommer stirbt und ins Totenreich geht, um im Frühjahr wieder aufzuerstehen, wenn die Vegetation zurückkehrt.
Die Kanaaniter glaubten an das magische Prinzip der Analogie, ähnlich wie bei Voodoo: Durch symbolische Handlungen werden reale Ereignisse beeinflusst.
Sie glaubten, dass kultische Prostitution Baal dazu bringt, Fruchtbarkeit zu schenken.
Diese Prostitution zerstörte Israel moralisch.
Man kann sagen, durch Jezebel und Ahab kam es zu einer sexuellen Revolution im Nordreich, und dieser Götzendienst wird in Hosea besonders ins Visier genommen.
Hurerei bedeutet in Hosea tatsächliche Unzucht verbunden mit Götzendienst. Gott bezeichnet Götzendienst immer als Hurerei, denn er hat mit Israel einen Bund geschlossen am Sinai.
In diesem Bund, in diesem Ehevertrag, hat Gott in den Zehn Geboten festgelegt: „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Das heißt auch, wenn ein Mann und eine Frau die Ehe schließen, sagen sie zueinander „Ja“ und gleichzeitig zu allen anderen „Nein“. Das ist bei Hochzeiten wichtig zu betonen.
Götzendienst ist Ehebruch und geistliche Hurerei.
Das schreckliche Wort werden wir viele Male in Hosea finden. Man muss immer an beides denken: geistlichen und wörtlichen Ehebruch.
Im Südreich gab es zwar immer wieder Erweckungen. Es gab Könige, die Reformationen erlebt haben, zum Beispiel Joas, Josafat, Hiskia, Asa.
Josafat war verschwägert mit dem Königshaus im Norden, ein Sohn Josafats heiratete eine Tochter von Jezebel. Diese Verschwägerung führte dazu, dass der Baalskult auch im Südreich eingeführt wurde.
Das war schrecklich! Ein gottesfürchtiger König, aber nicht konsequent genug. Er hätte dem Sohn widerstehen müssen. Das Prinzip des ungleichen Jochs ist absolut unakzeptabel (2. Korinther 6).
Die Familie Josafats übertrat dieses Prinzip, und so kam der abscheuliche Baalskult ins Südreich und zerstörte dort die Moral.
Diese Bemerkungen helfen uns, Kapitel 1 besser zu verstehen.
Ich lese nochmals Kapitel 1, Vers 2:
„Beginn des Redens des Herrn zu Hosea. Da sprach der Herr zu Hosea: Nimm dir eine Frau von Hurereien (in der Fußnote: eine von Hurerei gebrandmarkte Frau) und Kinder von Hurereien (Fußnote: gebrandmarkte Kinder).“
Die Kinder waren noch nicht da, aber er sollte von dieser wirklich unzüchtigen Frau Kinder bekommen, die gewissermaßen durch ihre schlimme Mutter schon so gezeichnet waren.
„Nimm dir eine Frau von Hurereien und Kinder von Hurereien, denn das Land treibt Hurerei, Hurerei (wörtlich, in der Fußnote: das Land hat sich der Hurerei völlig hingegeben), weg von der Nachfolge des Herrn.“
Was wird hier verlangt? Gott sagt zu Hosea, er soll eine unzüchtige Frau heiraten. Das war ungewöhnlich, schockierend, abstoßend. Aber Gott wollte Israel durch dieses Beispiel schockieren.
Sie konnten kaum hören, was Hosea sagte: „Du, ein Prophet, und dann eine solche Frau!“ Wir sind alle geschockt.
Dann konnte er sagen: Gott ist noch mehr entsetzt über das, was ihr tut. Ihr seid das Volk Gottes und lebt so in Abgötterei und Unmoral.
Ein ungewöhnlicher Weg, ohne Parallele in der Bibel. Aber es war eine Israelitin, keine Heidin, die Ehe sollte schockieren, weil die Leute nicht mehr auf die Propheten hörten.
Vers 3 zeigt, wie Hosea gehorsam war:
„Da ging er hin und nahm sich Gomer, die Tochter Diblaims (Diblaim heißt doppelte Umarmung, zeigt schon etwas Zweideutiges), nahm sich Gomer (nehmen im Hebräischen lakach bedeutet zur Ehefrau nehmen), also er hat sie geheiratet, einen Ehebund geschlossen. Sie wurde schwanger und gebar ihm einen Sohn.“
Da sprach der Herr zu ihm:
„Nenne seinen Namen Jisrael, denn noch ein wenig, und ich werde die Blutschuld von Israel heimsuchen am Haus Jehus, und ich werde dem Königtum des Hauses Israels ein Ende setzen.“
Israel ist der Name einer riesigen Ebene im Norden Israels, im Hinterland von Haifa. Israel heißt „Gott sät“ oder „Gott wird säen“. Es ist eine fruchtbare Ebene, heute besonders landwirtschaftlich genutzt.
Der erste Sohn Hoseas trägt diesen Namen.
Gott erklärt, das hat prophetische Bedeutung: Noch ein wenig, und ich werde die Blutschuld von Israel heimsuchen am Haus Jehus.
Jehu war König, man kann das in Chroniken und Königsbüchern nachlesen.
Gott salbte diesen Propheten (1. Könige 19):
„Und der Herr sprach zu ihm: Gehe zurück nach der Wüste von Damaskus. Wenn du angekommen bist, salbe Hazael zum König über Syrien, und Jehu, den Sohn Nimsis, zum König über Israel, und Elisa, den Sohn Safats, zum Propheten in deiner Stadt.“
Jehu sollte die Dynastie Ahabs ausrotten als Gericht über den Baalskult. Das tat er eifrig, aber er überschritt das göttliche Maß und mordete auch Unschuldige (2. Könige 9 und 10).
Diese Geschichte steht eng im Zusammenhang mit der Ebene Israel.
Gott hat diese Mordereien von Jehu nicht vergessen, es gibt kein Verjähren. Gott nimmt die Ungerechtigkeit des Menschen wahr und zieht auch später zur Rechenschaft.
Jehu wurde versprochen, vier Generationen auf dem Thron zu sitzen, dann kam das Gericht, und die Dynastie Jehus endete. Das erfüllte die Prophetie: „Ich werde die Blutschuld von Israel heimsuchen am Haus Jehus.“
Gott geht weiter:
„Ich werde dem Königtum des Hauses Israels ein Ende setzen.“
Nicht nur die Dynastie Jehus, sondern das Königtum im Nordreich wird enden.
Das kündigt 722 v. Chr. an, als die Hauptstadt Samaria unter dem Ansturm der assyrischen Truppen fiel. Die Nordreich-Bewohner wurden deportiert ins assyrische Reich.
Vers 5:
„Und es wird an jedem Tag geschehen: Ich werde den Bogen Israels zerbrechen in der Talebene von Israel.“
Diese Ebene war ein beliebter Kampfplatz im Altertum. Viele Schlachten fanden dort statt, weil das Gebiet übersichtlich ist. Auf einem erhöhten Ort, Megiddo, hatte Salomo eine Festung und Militäranlage.
Wer Megiddo besaß, hatte strategischen Vorteil.
Auch im Ersten Weltkrieg war diese Ebene wichtig, genannt Harmageddon (Berg von Megiddo). Dort fand eine entscheidende Schlacht gegen das türkische Großreich statt, was später zur Eroberung Jerusalems führte.
Die Prophetie zeigt, dass in der Endzeit eine große Schlacht in Harmageddon stattfinden wird (Offenbarung 16).
Wenn das wiedererstandene römische Reich seine Truppen in den Nahen Osten verschiebt, werden sie in Harmageddon aufmarschieren. Der Herr Jesus wird dann zurückkehren und diese Heere vernichten.
Offenbarung 16, Vers 13 und folgende:
„Und ich sah aus dem Mund des Drachen (Satan), aus dem Mund des Tieres (dem kommenden Diktator Europas) und aus dem Mund des falschen Propheten (dem Antichristen) drei unreine Geister wie Frösche ausgehen, Geister von Dämonen, die Zeichen tun, um die Könige der ganzen Erde zu versammeln zu dem Krieg des großen Tages Gottes des Allmächtigen.“
Er versammelte sie an den Ort, der auf Hebräisch Harmageddon heißt.
Jesus wird mit dem Lamm Krieg führen und überwinden, denn er ist Herr der Herren und König der Könige, und die mit ihm sind die entrückten Gläubigen, Berufene, Auserwählte und Treue.
Diese Schlacht wird auch in Offenbarung 19, Verse 11-21 beschrieben.
Die Ebene Israel ist von großer geschichtlicher Bedeutung.
Weiter in Hosea 1, Vers 6:
„Sie wurde wieder schwanger und gebar eine Tochter. Da sprach er zu ihm: Nenne ihren Namen Lo-Ruchama (die nicht Erbarmen erlangt hat).“
Lo ist die Verneinung, Ruchama heißt „die Erbarmen erhält“. Lo-Ruchama heißt also „die nicht Erbarmen erhält“.
„Denn ich fahre nicht mehr fort, mich über das Haus Israels zu erbarmen, dass ich ihnen vergebend vergebe. Doch des Hauses Judas werde ich mich erbarmen, so dass ich sie retten werde durch den Herrn, ihren Gott. Nicht werde ich sie retten durch Bogen, Schwert, Krieg, Pferde und Reiter.“
Loruchama soll ausdrücken, dass Gott mit Israel, dem Nordreich, endgültig Schluss macht. Sie sollen nicht mit einer schnellen Wiederherstellung rechnen.
Die zehn Stämme wurden 722 v. Chr. in Phasen deportiert nach Assyrien und haben ihre Identität verloren.
Heute behaupten verschiedene Völker, Nachkommen der zehn Stämme zu sein, doch man sieht das in Israel mit großer Vorsicht, denn es sind mündliche Überlieferungen.
Zum Sohn Israel und zur Tochter Loruchama haben wir also prophetische Aussagen zum Schicksal des Nordreiches.
Kapitel 1, Vers 7:
„Doch des Hauses Judas werde ich mich erbarmen, so dass ich sie retten werde durch den Herrn, ihren Gott. Nicht werde ich sie retten durch Bogen, Schwert, Krieg, Pferde und Reiter.“
Sie entwöhnte die Loruchama. Da wurde sie schwanger und gebar einen Sohn.
Gott sagt also: Das Nordreich bekommt keine Gnade, aber das Südreich wird Erbarmen erhalten und gerettet werden.
Das erklärt, warum das Südreich, das ja auch deportiert wurde (605 bis 582 v. Chr.), nach 70 Jahren Gefangenschaft von Babylon zurückkehren durfte.
Die Babylonier zerstörten das Südreich unter Nebukadnezar, führten die Juden nach Babylon (heutiger Irak).
Nach 70 Jahren Herrschaft Babylons (609 bis 539 v. Chr.) eroberten die Perser das babylonische Reich.
Die Perser erlaubten den Juden, zurückzukehren ins Land der Väter, genau wie Jeremia in den Kapiteln 25 und 29 vorausgesagt hatte.
So erlangte das Haus Juda Erbarmen und durfte zurückkehren. Man kann sich fragen, warum das so war.
Man könnte sagen, weil es Reformationen unter Josia, Joas, Hiskia gab. Doch Jeremia 7 sagt, dass das Südreich sich noch mehr verdarb als das Nordreich.
Trotzdem durften sie aus Gnade zurückkehren.
Ein besonderer Grund ist, dass Vater Jakob schon vor über tausend Jahren prophezeit hatte, dass der Messias aus Juda kommen wird.
Vers 8:
„Nicht wird weichen das Zepter von Juda, noch der Herrscherstab von zwischen seinen Füßen, bis das Schilo kommt, und ihm werden die Völker gehorchen.“
Das Königreich Juda ging zwar unter durch den babylonischen Krieg, aber sie blieben eine gewisse nationale Einheit in der Gefangenschaft.
Sie hatten eigene Älteste (Ezekiel 8, Vers 1).
Sie durften zurückkehren und hatten wieder einen halbautonomen Staat.
Das Zepter, der Herrscherstab, sollte nicht von Juda weichen, im Gegensatz zu den zehn Stämmen, die ihre nationale Verwaltung bald verloren.
„Bis das Schilo kommt“ – Schilo bedeutet der Friedeschaffende, der Ruhebringende, der Messias.
Ihm werden die Völker gehorchen, das heißt, auch die Heiden werden sich ihm anschließen.
Der Herr Jesus trat im ersten Jahrhundert in Juda auf. Erst im Jahr 70 n. Chr. ging das Staatswesen unter.
Das Zepter war dann völlig gewichen.
Gott erbarmte sich Juda, damit der Messias ihnen begegnen konnte.
Der Messias hätte ja auch im Irak auftreten können, in Babylon, aber das ging nicht, denn der Prophet Micha hatte im achten Jahrhundert v. Chr. gesagt, dass er in Bethlehem geboren wird (Micha 5,1):
„Und du, Bethlehem Ephrata, klein unter den Tausenden von Juda, aus dir wird mir hervorgehen, der Herrscher in Israel sein soll, und seine Ausgänge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her.“
Die Stämme Juda und Benjamin sollten aus Gnade zurückkehren, um dem Messias zu begegnen, der zum Segen für die Völker werden sollte.
Seither haben sich Millionen in allen fünf Kontinenten dem Messias Jesus Christus geöffnet und die frohe Botschaft angenommen.
Wir sehen die heilsgeschichtliche Tragweite dieser Hosea-Verse, und wir sind erst in Kapitel 1, noch 13 Kapitel vor uns.
Nun betrachten wir ein drittes prophetisches Kind in Vers 8:
„Da wurde sie schwanger und gebar einen Sohn. Da sprach er: Nenne seinen Namen Lo Ami.“
Am heißt auf Hebräisch „Volk“, das I angehängt bedeutet „mein“. Ami heißt „mein Volk“, Lo Ami heißt „nicht mein Volk“.
Ich habe das übersetzt mit:
„Nenne seinen Namen Lo Ami, denn ihr seid nicht mein Volk.“
Im Hebräischen heißt es:
„Nenne sie Lo Ami, denn sie sind Lo Ami, und ich bin nicht euer.“
Hier wird nicht eingeschränkt, dass sich diese Aussage nur auf das Nordreich bezieht. Hier bezieht sich das göttliche Urteil allgemein auf Nord- und Südreich.
Das ist eine ganz wichtige Hilfe, Israel heute biblisch richtig einzuordnen.
Gott sagt:
„Nun kündige ich auf. Ich habe euch als mein Volk angenommen beim Sinai, aber ihr habt alles durch Ehebruch zerstört. Nun erkenne ich euch nicht mehr als mein Volk an.“
Die Leute aus dem Südreich, die Juden, kamen zurück aus der babylonischen Gefangenschaft, bauten den Tempel (Buch Esra), bauten die Stadt wieder auf (Buch Nehemia).
Aber Israel war Lo Ami, das jüdische Volk war Lo Ami, auch im Land, obwohl sie noch das Zeugnis Gottes trugen.
Das zeigt sich an verschiedenen Dingen:
Sie bauten zuerst in Esra 3 den Altar auf dem Tempelplatz, und dann geschah etwas, das eigentlich hätte geschehen müssen.
Als Mose den Brandopferaltar der Stiftshütte errichtete, wurde ein Opfer aufgelegt, und ein Blitz vom Himmel verzehrte das Opfer. Dieses Feuer wurde ständig auf dem Brandopferaltar erhalten als ein ewig brennendes Feuer (3. Mose 6).
Alle Opfer in der Stiftshütte brannten durch dieses Feuer Gottes, genannt „Esch Elohim“ – Feuer Gottes.
Später baute Salomo den ersten Tempel in Jerusalem. Als alles fertig war, wurde ein Opfer aufgelegt (1. Könige 8), und Feuer vom Himmel verzehrte es. Dieses Feuer wurde auf dem Brandopferaltar bis zur Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar erhalten.
Als die Juden zurückkamen (Esra 3), opferten sie, aber sie zündeten das Feuer selbst an. Es war kein Feuer Gottes mehr.
Darüber wird im Talmud und in der rabbinischen Literatur gesprochen: Kein „Esch Elohim“, kein Feuer Gottes.
Zweitens: Die Schechina, die Gottes Gegenwart im Alten Testament anzeigte, ruhte über der Stiftshütte jahrhundertelang (2. Mose 40).
Bei der Einweihung des Salomontempels (1. Könige 8) kam die Herrlichkeit des Herrn in einer Feuersäule über den Tempel.
Man konnte nachts das Feuer über dem Tempel sehen, eindrucksvoll Gottes Gegenwart.
Als die Juden den zweiten Tempel bauten, hatten sie die Schechina nicht mehr. Hesekiel 8 bis 11 beschreibt, wie die Schechina in Phasen den Tempel verließ, zuletzt über das Osttor auf den Ölberg ging und nie zurückkehrte.
Das war eine Demütigung.
Im Frauenvorhof des zweiten Tempels wurden 26,5 Meter hohe Leuchter mit mehreren Lampen aufgestellt und mit Priestergewändern als Docht entzündet, als Erinnerung an die Feuersäule bei der Einweihung des Salomontempels am Laubhüttenfest.
Aber die Schechina war nicht mehr da.
Drittens: In der Stiftshütte war die Bundeslade im Allerheiligsten (2. Mose 25), die Tafeln des Gesetzes enthielt und den Bund symbolisierte.
Später wurde die Bundeslade in den Salomontempel gebracht.
Als die Juden aus Babylon zurückkehrten und den zweiten Tempel bauten, brachten sie die Bundeslade nicht mehr ins Allerheiligste. Das Allerheiligste war ein leerer Raum.
Das Zeichen des Bundes war nicht mehr da, was zeigte: Ihr seid Lo Ami, nicht mein Volk.
Im Talmud wird erklärt, dass die Bundeslade schon zu Josias Zeiten in den Tempelberg gebracht wurde, in eine Kammer, die Salomo für Zeiten der Gefahr errichtet hatte.
Man holte die Bundeslade nicht mehr hervor, weil man unter Fremdherrschaft stand (Perser, Griechen, Römer).
Es war gefährlich, dass die Bundeslade gestohlen werden konnte, wie damals durch die Philister (1. Samuel).
So blieb das Allerheiligste leer, und Israel war Lo Ami.
Im Jahr 63 v. Chr. marschierten die Römer in Jerusalem ein, um die Macht zu übernehmen.
Der Feldherr Pompeius ging ins Allerheiligste, obwohl man ihn bat, das nicht zu tun.
Er wollte den Gott Israels sehen, da die Heiden behaupteten, sie würden einen Gott mit Eselskopf anbeten, aber Israel zeigte ihren Gott nie, im Gegensatz zu den Heiden, die ihre Götter an vielen Orten aufstellten.
Pompeius sah einen leeren Raum. Ein römischer Geschichtsschreiber berichtet, wie beeindruckt er von der Schlichtheit war.
Der Gott Israels sei nicht wie die Götter der Heiden auf ein paar Quadratmeter einzuschließen.
Als Jerusalem 70 n. Chr. zerstört wurde, drangen die Römer erneut ins Allerheiligste ein – es war leer, das Zeichen des Bundes fehlte.
„Nenne seinen Namen Lo Ami, denn ihr seid nicht mein Volk, und ich bin nicht euer.“
So ist Israel bis heute Lo Ami.
Nun müssen wir das Neue Testament aufschlagen.
Im 1. Petrusbrief schreibt der Apostel Petrus, der besonders für die Juden zuständig war.
Die zwölf Apostel wurden von Jesus speziell im Blick auf Israel eingesetzt, entsprechend den zwölf Stämmen Israels.
Paulus wurde von Gott als Apostel der Heiden eingesetzt (Galater 2).
Petrus wirkte für die jüdischen Christen.
Er schreibt in 1. Petrus 1, Vers 1:
„Petrus, Apostel Jesu Christi, an die Fremdlinge der Zerstreuung in Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien, erwählt nach Vorkenntnis Gottes des Vaters durch Heiligung des Geistes zum Gehorsam und zur Blutbesprengung Jesu Christi. Gnade und Friede sei euch vermehrt.“
Der Ausdruck Zerstreuung (Diaspora) ist der Fachausdruck für Juden im Ausland.
Er schreibt an jüdische Christen in verschiedenen Provinzen der heutigen Türkei.
In 1. Petrus 2, Vers 9 sagt er:
„Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht, die ihr einst nicht ein Volk wart, jetzt aber ein Volk Gottes seid, die ihr nicht Barmherzigkeit empfangen hattet, jetzt aber Barmherzigkeit empfangen habt.“
Petrus spielt hier auf Hosea 1 an und sagt den israelitischen Gläubigen: Ihr wart einst nicht ein Volk (Lo Ami), jetzt seid ihr ein Volk Gottes (Ammi). Ihr habt Barmherzigkeit empfangen (Ruchama).
Zehntausende Juden erkannten den Messias, taten Buße, erhielten Vergebung und wurden wieder Gottes anerkanntes Volk, Teil der Gemeinde des himmlischen Volkes Gottes.
Paulus schreibt in Galater 3, Vers 28:
„Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“
Das neue Volk Gottes besteht aus bekehrten Juden und bekehrten Heiden, eine neue Einheit, die Gott heute als Ammi, sein Volk, anerkennt.
In Hosea wurde das göttliche Urteil ausgesprochen: Ihr seid nicht mein Volk. Trotzdem durfte Juda zurückkehren, um dem Messias zu begegnen.
Die Masse erkannte den Messias nicht, verworfen wurde er, und so wurde das jüdische Volk unter alle Völker zerstreut.
Die Zehntausenden, die sich bekehrten, wurden Volk Gottes, Teil der Gemeinde.
Manche hören hier auf und sagen: Israel ist abgeschrieben, die Gemeinde hat alles geerbt. Den Segen hat die Gemeinde, den Fluch Israel.
Das ist unlogisch, denn das Alte Testament spricht über Fluch und Segen, die Israel betreffen.
Man spaltet hier: Fluch bleibt Israel, Segen hat die Gemeinde.
Doch das Neue Testament zeigt, dass die Gemeinde befristet ist.
Sie begann am Pfingsttag (Apostelgeschichte 2, 32 n. Chr.) und endet am Tag der Entrückung, wenn der Herr Jesus die Gemeinde heimführt.
Dann bekommt Israel wieder seinen besonderen Platz.
Das wird deutlich in Offenbarung 6 und folgenden Kapiteln.
In Offenbarung 7 sind die Erstlinge aus Israel, versiegelt aus allen zwölf Stämmen.
Gott hat sein Volk nicht vergessen.
Nun zu Kapitel 2, Vers 1:
„Und die Zahl der Söhne Israels wird sein wie der Sand des Meeres, der nicht gemessen und nicht gezählt wird. Und es wird geschehen: Anstatt dass zu ihnen gesagt wurde: ‚Nicht mein Volk seid ihr‘ (Lo Ami), wird zu ihnen gesagt werden: ‚Ihr seid Söhne des lebendigen Gottes‘ (Benei El Chai).“
Sie werden sich versammeln, Kinder Judas und Kinder Israels zugleich, und sich ein Haupt setzen und aus dem Land hinaufziehen, denn groß ist der Tag Israels.
Sagt zu euren Brüdern: Mein Volk, und zu euren Schwestern, die Erbarmen erlangt haben.
Das ist die endzeitliche Umkehr. Gott wird eine Wende herbeiführen.
Es gibt Übersetzungen, die sagen: „Dort, wo zu ihnen gesagt wurde ‚Ihr seid nicht mein Volk‘, wird gesagt werden ‚Ihr seid Söhne des lebendigen Gottes‘.“
Ich habe übersetzt:
„Und es wird geschehen, anstatt das zu ihnen gesagt wurde.“
Bimkom heißt auf Hebräisch „an der Stelle“ oder „in der Stadt“. Also „an der Stelle“ ist besser.
Früher galt Lo Ami, aber nicht für immer.
Die Wende kommt an der Stelle, wo Lo Ami gesagt wurde, und dann wird gesagt Benei El Chai, Söhne des lebendigen Gottes.
Das heißt, in der Endzeit wird es eine Wende geben für alle zwölf Stämme: Kinder Judas (Südreich) und Kinder Israels (Nordreich).
Sie werden sich ein Haupt setzen. Wer ist dieses Haupt? Der Herr Jesus Christus, der Messias.
Unter den heutigen Juden gibt es Blut aus allen zwölf Stämmen.
Als das Nordreich noch bestand, gab es viele Überläufer aus dem Norden nach Süden (2. Chronik 15, 30, 31).
Das führte dazu, dass zur Zeit Jesu Leute aus allen zwölf Stämmen im Land waren.
Darum spricht Lukas 2 von der Prophetin Hanna im Tempel, die auf den Messias wartete. Sie war aus dem Stamm Asser (Nordreich).
Paulus sagt in seiner Rede vor König Agrippa (Apostelgeschichte 26), dass unser zwölfstämmiges Volk dient.
Jakobus schreibt seinen Brief an die zwölf Stämme der Diaspora.
Das zeigt, dass alle zwölf Stämme vertreten waren.
Unter den Juden, die seit 1882 aus allen fünf Kontinenten ins Land zurückgekehrt sind, gibt es Blut aus allen zwölf Stämmen.
In Jesaja 11 wird Gott eine besondere Sammlung derjenigen aus der assyrischen Zerstreuung herbeiführen, die noch kommen werden.
Interessant sind die schwarzen Falascha aus Äthiopien, die sich mit dem Stamm Dan verbinden.
Es gibt auch Leute aus Indien, die sich traditionell als Manasse bezeichnen.
In der Zukunft wird noch mehr geschehen, sogar über die Wiederkunft Christi hinaus.
Am Anfang des Tausendjährigen Reiches wird der Herr offenbar machen, wer zu den zehn Stämmen gehört, und sie zurückführen.
Man lese Jesaja 11, Vers 11, wo von der Sammlung aus Juda und den zehn Stämmen gesprochen wird.
Sie werden gemeinsam den Messias als Haupt über sich setzen.
„Groß ist der Tag Israels“ – dazu mehr später.
Vor der Pause beschäftigten wir uns mit Hosea 2, Vers 2, der Umkehr Israels in der Endzeit.
Sie werden sich ein Haupt setzen, ganz parallel zu Hesekiel 37, wo die endzeitliche Wiederherstellung Israels prophezeit wird.
In Hesekiel 37, Verse 15 ff. wird gezeigt, wie das zwölfstämmige Volk wieder zusammengestellt wird.
Vers 22:
„Ich werde sie zu einer Nation machen im Lande auf den Bergen Israels, und sie werden einen König haben, und sie werden nicht mehr zwei Nationen sein und sich nicht mehr teilen.“
Gott wird sie reinigen, sie werden sein Volk, und er wird ihr Gott sein.
Mein Knecht David wird König über sie sein, und sie werden einen Hirten haben.
Sie werden in meinen Rechten wandeln und meine Satzungen bewahren.
Gott wird sein Heiligtum in ihre Mitte setzen (Vers 26).
Im Judentum verstand man, dass dieser Knecht David der Messias ist, das eine Haupt.
Hesekiel beschreibt ab Kapitel 40, wie dieses Heiligtum sein wird.
In Kapitel 43 kehrt die Schechina, die Herrlichkeit Gottes, durch das Osttor in den Tempel zurück.
Im dritten Tempel wird die Schechina sichtbar machen, dass Israel nun Ammi, mein Volk, ist.
Das hat große Bedeutung für die Sicht auf Israel heute.
Gott führt sein Volk aus allen Kontinenten zurück ins Land der Väter (Hesekiel 36).
Er bringt sie zurück in unreinem Zustand.
Israel ist heute zu 80 % gottlos, viele Agnostiker.
Nur 20 % bezeichnen sich als orthodox.
In der Zukunft wird es eine Umkehr geben durch die größte Not der großen Drangsal, dreieinhalb Jahre vor der Wiederkunft Jesu.
Sacharja 13, Vers 8:
„Im ganzen Land wird der Herr zwei Drittel ausrotten, aber der dritte Teil wird übrig bleiben. Ich werde den dritten Teil ins Feuer bringen und sie läutern wie Silber, prüfen wie Gold. Sie werden meinen Namen anrufen, und ich werde ihnen antworten: ‚Ich bin dein Volk‘ (Ammi), und sie werden sagen: ‚Der Herr ist mein Gott‘ (Elohai).“
Die Propheten ergänzen sich wunderbar.
Diese Umkehr wird erst nach der Entrückung stattfinden.
Die Gemeinde ist heute das himmlische Volk Gottes mit dem Auftrag des Zeugnisses auf Erden.
Mit der Entrückung endet das.
Gott führt sein Volk seit 1882 zurück und wird es durch die Drangsal reinigen.
Dann wird Israel wieder Ammi, mein Volk, sein.
Man muss Israel heute so sehen: Es ist Gottes auserwähltes Volk, aber noch nicht Ammi.
Wir dürfen es nicht behandeln, als wäre die Nation schon bekehrt.
Nur ein Drittel wird sich bekehren, zwei Drittel werden im Gericht der großen Drangsal umkommen.
Wir müssen klar unterscheiden zwischen Gemeinde (himmlisches Volk Gottes bis zur Entrückung) und dem Überrest Israels danach, der Ammi wird.
Wir fahren fort mit Hosea 2, Vers 4, wo Israel aufgerufen wird, sich Gedanken über seine Vergangenheit zu machen und den Ehebruch zu erkennen.
Hier ist die Frau nicht die von Hosea, sondern das ehebrecherische Israel, symbolisiert durch Gomer.
Vers 4:
„Rechtet mit eurer Mutter, rechtet, denn sie ist nicht meine Frau, und ich bin nicht ihr Mann, damit sie ihre Hurereien von ihrem Angesicht entferne und ihre Ehebrechereien von ihrem Busen.“
Israel wird als Mutter gesehen, von der die heutigen Israeliten abstammen.
Vers 5:
„Damit ich sie nicht nackt ausziehe und sie hinstelle wie am Tag ihrer Geburt, und ich sie mache wie die Wüste, wie ein Trockenland, und sie sterben lasse vor Durst, und ihre Söhne werde ich nicht erbarmen, denn sie sind Söhne von Hurerei.“
„Denn ihre Mutter hat gehurt, Schande getrieben ihre Gebärerin, denn sie sagte: Ich will gehen hinter meinen Freiern her.“
Im Hebräischen steht wörtlich: „Hinter denen her, die Liebe mit mir machen.“
Das ist die Pielform von Ahav, „lieben“, und bedeutet hier schäbig.
Der Ausdruck wurde besonders in den 1960er Jahren in der Vietnamkriegszeit bekannt („Make love, not war“).
Vers 6:
„Die Geber meines Brotes und meines Wassers, meiner Wolle und meines Flachs, meines Öles und meines Getränks.“
Das Nordreich suchte Zuflucht bei ausländischen Nationen, die hier als Buhler Israels beschrieben werden.
Anstatt bei Gott Zuflucht zu suchen, suchte Israel sie bei Götzendienern.
Vers 7:
„Sie sagt: Ich verzäune deinen Weg mit Dornen und maure ihre Mauer, damit sie ihre Pfade nicht finden kann, und sie wird ihren Freiern nachjagen, wird sie aber nicht erreichen, und sie wird sie suchen, aber nicht finden.“
Vers 8:
„Sie wird sagen: ‚Ich will zu meinem ersten Mann zurückkehren, denn damals ging es mir besser als jetzt.‘“
Gott wird Israel züchtigen, damit sie merken, dass der Götzendienst nichts gebracht hat, und dass es früher besser war, als Israel eine Beziehung zu Gott hatte.
Vers 9:
„Sie hatte nicht erkannt, dass ich ihr Korn, Most und Öl gab, und dass ich ihr Silber und Gold mehrte, das sie für Baal vertan hat.“
In der Zeit Jerobams II. gab es einen wirtschaftlichen Aufschwung, den Gott aus Gnade schenkte, um Israel zur Umkehr zu bewegen.
Doch Israel nutzte den Aufschwung, um im Luxus zu schwelgen.
Der Prophet Amos geißelt das in Kapitel 6.
Das hat eine Parallele zu unserer Geschichte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es das Wirtschaftswunder, doch Europa wurde gottloser.
Viele sagen: „Warum soll ich mich bekehren, mir geht es doch gut.“
Das ist nicht der Grund zur Umkehr. Man muss sich bekehren, weil Gott zur Umkehr ruft.
Vers 11:
„Darum nehme ich mein Korn zurück zu seiner Zeit, meinen Most zu seiner Frist, entreiße meine Wolle und meinen Flachs, die ihre Blöße bedecken sollten.“
Das wird auch in Europa geschehen, wenn die ersten Siegelgerichte in Offenbarung 6 schwere wirtschaftliche Rückschläge bringen.
Vers 12:
„Ich werde ihre Scham vor den Augen ihrer Freier enthüllen, und niemand wird sie retten aus meiner Hand. Ich setze ein Ende all ihrer Freude, ihrem Fest, Neumond, Sabbat und ihren bestimmten Feierzeiten.“
Vers 13:
„Ich werde ihren Weinstock und Feigenbaum verwüsten, von denen sie sagte: ‚Mein Lohn sind diese, die mir meine Freier gegeben haben.‘ Ich werde sie zu einem Wald machen, und die Tiere des Feldes sollen sie abfressen.“
Gott wird den Götzendienst Israels bestrafen, für Nord- und Südreich.
Baal ist hier in der Mehrzahl, Baalim oder Baale.
Im Alten Testament werden verschiedene Götter unter dem Namen Baal verehrt, regional verschieden.
Man vergleiche die verschiedenen Madonnen des Marienkultes, die regional verschieden sind.
Vers 16:
„Siehe, ich werde sie locken und in die Wüste führen und zu ihrem Herzen reden. Ich will ihr von dort ihre Weinberge geben und die Talebene Achor zu einer Tür der Hoffnung, dass sie dort singen soll wie in den Tagen ihrer Jugend.“
Vers 17:
„An jenem Tag wirst du mich ‚mein Mann‘ nennen und nicht mehr ‚mein Baal‘.“
Es wird eine Erneuerung der Beziehung geben.
Israel wird wieder so sein wie in der Jugend, als es aus Ägypten zog.
Die Nation sang beim Durchzug durchs Rote Meer (2. Mose 15) und schloss den Ehebund am Sinai.
Gott sagt, es wird eine Erneuerung geben, dann wirst du mich „mein Mann“ (ischi) nennen, nicht mehr „mein Baal“ (Baali).
Baali erinnert an den Baalskult, der mit dem Kult des wahren Gottes vermischt wurde.
Das war totale Religionsvermischung.
Vers 18:
„Ich werde die Namen der Baale aus ihrem Mund hinwegtun, man wird ihres Namens nicht mehr gedenken.“
Vers 19:
„Ich werde einen Bund schließen an jenem Tag mit den Tieren des Feldes, Vögeln des Himmels, wimmelnden Tieren des Erdbodens.“
Vers 20:
„Krieg, Schwert, Bogen werde ich zerbrechen und vertilgen aus dem Land. Ich werde sie in Sicherheit wohnen lassen.“
Das geht auf das tausendjährige Friedensreich zu, wenn der Herr Jesus für Israel kommt.
Dann wird Israel in Sicherheit wohnen.
Politik, die heute „Friede und Sicherheit“ verspricht, bringt keine Sicherheit.
1. Thessalonicher 5 warnt:
„Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit, dann kommt plötzliches Verderben.“
Vers 21:
„Ich will dich mir verloben auf ewig, in Gerechtigkeit, Recht, Güte und Erbarmen, in Treue, und du wirst den Herrn erkennen.“
Das ist eine alttestamentliche Erklärung des Hohen Liedes.
Prophetisch stellt das Liebeslied die zukünftige Beziehung zwischen Gott und Israel dar.
Die Verlobung wird beschrieben als ewig, in Gerechtigkeit, Recht, Güte (Chesed: Bundestreue), Erbarmen und Treue.
Das war das große Problem Israels: Sie blieben dem Bund untreu.
Gott will in Treue (Chesed) und Erbarmen mit Israel verbunden sein.
Vers 23-24:
„An jenem Tag werde ich antworten (oder erhören). Ich werde antworten dem Himmel, und der Himmel wird antworten der Erde, die Erde dem Korn, Most und Öl, und sie werden Israel antworten, und ich werde sie mir im Land ansäen.“
Das Volk wird neu gesät im verheißenden Land.
Ich werde mich über Loruchama erwärmen.
Auch für die zehn Stämme ist nicht alles verloren.
Lo Ruchama soll Gnade bekommen und zu Lo Ami sagen: „Du bist Ammi, mein Volk“, und es wird sagen: „Mein Gott, Elohai.“
Nun zu Kapitel 3, einem Prosa-Kapitel mit besonderer Bedeutung.
Das Buch Hosea besteht aus zwei Hauptteilen:
I. Die prophetische Botschaft durch Hoseas Ehe und Familie (Kapitel 1, Vers 2 bis Kapitel 3).
II. Gottes unbegreifliche Liebe führt aus dem Sumpf der Sünde hin zum herrlichsten Segen (Kapitel 4 bis 14).
Teil II lässt sich unterteilen in:
- Israels moralischer Niedergang und Wiederherstellung durch Buße (Kapitel 4, Vers 1 bis 6, Vers 3).
- Israel muss gerichtet werden – nur Gottes Gnade kann Wiederherstellung möglich machen (Kapitel 6, Vers 4 bis 11, Vers 11).
- Trotz völliger Verderbtheit kann Gott völlige Heilung bewirken (Kapitel 12, Vers 1 bis 14).
Wir schauen uns nun Teil I genauer an, insbesondere Kapitel 3.
Vers 1:
„Der Herr sprach zu mir: Geh nochmals hin, liebe eine Frau, von ihrem Freund geliebt, aber Ehebruch treibend, gleichwie der Herr die Söhne Israels liebt, obwohl sie sich zu anderen Göttern hinwenden und Traubenkuchen lieben.“
Hosea hatte Gomer geheiratet, doch das änderte ihren Lebensstil nicht.
Sie hatten Kinder mit prophetischer Bedeutung, aber die Frau ging anderen Männern nach.
Für Hosea war das schrecklich und sollte Israel zeigen, wie Gott leidet unter dieser zerstörten Ehebeziehung.
Gott sagt: Hol sie wieder, die Gomer.
Die Ehe war vor Gott gültig, obwohl Ehebruch vorlag.
Vers 2:
„Sie war von ihrem Freund geliebt, aber Ehebruch treibend.“
Die Ehe besteht weiter, auch wenn der Bund verletzt ist.
Gomer trieb fortdauernd Ehebruch, hatte einen Freund.
Vers 3:
„Ich sprach zu ihr: Viele Tage sollst du mir so bleiben, du sollst keine Hurerei begehen, und du sollst keines Mannes sein, und auch ich werde so sein gegen dich.“
Hosea hat sie zurückgekauft aus der Sklaverei, hat ein doppeltes Anrecht auf sie.
Sie sollen eine lange Zeit keine geschlechtliche Beziehung haben.
Das ist schockierend und unnatürlich.
Vers 4:
„Denn viele Tage werden die Söhne Israels ohne König und Fürsten sein, ohne Schlachtopfer, Bildsäule, Ephod und Hausgötzen.“
Nach dieser Zeit werden sie umkehren und den Herrn suchen.
Vers 5:
„Sie werden den Herrn ihren Gott suchen und David ihren König, und sie werden zitternd zum Herrn sich hinwenden und zu seiner Güte am Ende der Tage.“
Israel wird gekauft, dann eine lange Zeit ohne Beziehung zu Gott und Messias leben.
Erst am Ende der Tage wird eine Wende kommen.
Der Herr Jesus kam vor 2000 Jahren, starb am Kreuz und bezahlte auch für Israels Schuld.
Doch die Masse erkannte ihn nicht und wurde zerstreut.
2000 Jahre waren geprägt von Staatenlosigkeit, ohne Opfer und Fürsten.
Heute gibt es wieder Fürsten seit 1948.
Der Opferdienst endete 70 n. Chr. mit der Tempelzerstörung.
Juden können nicht opfern, weil der Tempelplatz nicht in ihrer Hand ist.
Sie beten täglich um Wiederherstellung des Tempels, doch der Platz fehlt.
Bildsäulen und Hausgötzen sind nicht mehr vorhanden.
Israel hat in den letzten 2000 Jahren keine Götzenbilder verehrt, sondern orthodoxe Rechtgläubigkeit ohne Messias.
Ein Rabbi schrieb kürzlich, dass im Judentum eine lebendige Beziehung zu Gott fehlt.
Vers 6:
„Ohne Ephod (priesterliches Schulterkleid) viele Tage.“
Das Hohepriesteramt endete 70 n. Chr.
Heute werden Priesterkleider wiederhergestellt und ein dritter Tempel vorbereitet.
Der Antichrist wird ein Götzenbild herstellen und die Menschen zwingen, es anzubeten.
Israel wird in der Endzeit wieder in den Götzendienst fallen, aber der Überrest wird widerstehen.
Jesus sagt in Matthäus 24, Vers 15:
„Wenn ihr den Gräuel der Verwüstung stehen seht an heiligem Ort, dann flieht auf die Berge.“
All diese Dinge sind für viele Tage, nicht für immer.
Das vergangene Judentum war nicht durch Götzendienst gekennzeichnet, sondern durch Orthodoxie ohne Messias.
Die Christenheit hat Götzenbilder in die Kirchen geholt, was Juden schockiert.
Das abgefallene Christentum ist für Juden oft ein Grund, nicht Christ zu werden.
Wir müssen klarstellen: Es geht um die Heilige Schrift und den Gott der Bibel, den Messias des Alten und Neuen Testaments.
Kapitel 3, Vers 5:
„Danach werden die Söhne Israels umkehren und den Herrn ihren Gott suchen und David ihren König.“
Der rabbinische Kommentar Mezudat David erklärt, dass David hier den Messias meint.
Das zeigt, dass Israel in der Endzeit zum Messias umkehren wird.
Die vergangenen 2000 Jahre waren wie das Verhältnis von Hosea und Gomer: gekauft, aber nicht zusammen.
Die Wende kommt in der Endzeit.
Hosea wird seine Frau wieder in die Arme nehmen.
Die Ehe ist ein prophetisches Bild.
Nun zu einigen Perlen aus den Kapiteln 4 bis 6.
Kapitel 4, Vers 6:
„Zugrunde geht mein Volk, weil keine Erkenntnis da ist, denn du hast die Erkenntnis verworfen, darum werde ich dich verwerfen, mir Priester zu sein. Du hast das Gesetz deines Gottes vergessen, darum werde ich deine Söhne vergessen.“
Das Grundproblem von Israels Abfall war das Fehlen von Erkenntnis.
Das ist heute noch aktuell.
Untersuchungen zeigen, dass Studenten aus säkularen Familien in den 1950er Jahren mehr Bibelkenntnis hatten als junge Leute heute in evangelikalen Gemeinden.
Erkenntnis bläht nicht auf, sondern führt zu Demut und Gottesfurcht.
Ohne biblische Erkenntnis ist man anfällig für Verführung und Verfall.
Kapitel 4, Vers 12:
„Mein Volk befragt sein Holz, und sein Stab tut es ihm kund, denn der Geist der Hurereien hat es irregeleitet.“
Das ist eine Art Wahrsagerei, eine direkte Parallele zum Wünschelrutengehen.
Wer sich auf okkulte Dinge einlässt, wird im Denken verdunkelt und irregeleitet.
Kapitel 4, Vers 14 und 13:
„Darum huren eure Töchter und eure Schwiegertöchter brechen die Ehe. Ich werde es an euren Töchtern nicht heimsuchen, dass sie huren, und an euren Schwiegertöchtern, dass sie die Ehe brechen, denn sie gehen mit Huren abseits und opfern mit Tempeldirnen, und das Volk versteht nichts, kommt zu Fall.“
Kapitel 5 zeigt, wie Gott ein solches Israel bestrafen muss.
Vers 14:
„Ich werde weggehen und zurückkehren an meinen Ort, bis sie ihre Schuld gebüßt haben. In ihrer Drangsal werden sie mich ernstlich suchen.“
Gott ist da, aber er geht zurück, bis Israel umkehrt.
Jesus sagte kurz vor der Kreuzigung in Matthäus 23, Vers 37:
„Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die, die zu dir gesandt sind. Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt. Euer Tempel wird euch wüst gelassen werden.“
Jesus sagte:
„Ihr werdet mich nicht sehen, bis ihr sprecht: Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn.“
Das ist der Messiasgruß aus Psalm 118, Vers 26.
Jesus geht an seinen Ort und kommt zurück, wenn Israel ihn ernstlich sucht.
Kapitel 6, Vers 1:
„Kommt, lasst uns umkehren zum Herrn! Er hat zerrissen, aber er wird uns heilen. Er hat zerschlagen, aber er wird uns verbinden. Er wird uns lebendig machen nach zwei Tagen, am dritten Tag wird er uns auferwecken, und wir werden leben vor seinem Angesicht.“
Ein wunderbarer Bußaufruf.
Gott richtet, aber bringt Heilung.
Die Neuauferstehung Israels geschieht am dritten Tag.
Das ist das Gleiche wie bei Jesus, der am dritten Tag auferstanden ist.
Die Auferstehung Jesu ist die Basis, dass Israel auferstehen kann, wie in Hesekiel 37 beschrieben.
Israel wird auferstehen, die Leichname werden zusammenkommen, und der Geist des Lebens wird in sie eingehen.
Israels Wiederherstellung gleicht einer Auferstehung.
Israel wird sagen können: Wir sind mit Christus gestorben und auferstanden.
Der dritte Tag nach zwei Tagen ist Karfreitag, Schabbat, Sonntag – der Auferstehungstag.
Das ist die Basis für uns heute.
Paulus sagt in Galater 2, Vers 20:
„Ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir, der am dritten Tag auferstanden ist.“
Israel wird sagen:
„Er wird uns lebendig machen nach zwei Tagen, am dritten Tag wird er uns auferwecken, und wir werden leben vor seinem Angesicht.“
Sie wollen Erkenntnis suchen, aber wahre Erkenntnis.
Vers 7:
„So lasst uns erkennen, lasst uns jagen nach der Erkenntnis des Herrn!“
Vers 8:
„Wie die Morgenröte ist sicher sein Hervortreten, und er wird kommen wie der Regenguss für uns, wie der Spätregen, der das Land befeuchtet.“
Der Herr Jesus wird wiederkommen als Segen für Israel.
Das ist der erste Teil von Teil II.
Dann folgt Kapitel 6, Vers 4 bis 11, Vers 11:
Israel muss gerichtet werden, aber Gottes Gnade ermöglicht Wiederherstellung.
Hosea beschreibt Israels Untreue unruhig, was Hoseas innere Unruhe wegen seiner untreuen Frau widerspiegelt.
Kapitel 11 zeigt, wie Gott Israel als sein Kind sieht:
„Als Israel ein Junge war, da liebte ich ihn, und aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“
Dieser Vers wird im Neuen Testament in Matthäus 2 auf den Messias bezogen.
Israel hat versagt, aber Jesus nahm seinen Platz ein.
Vers 3:
„Ich lehrte Ephraim gehen. Ich nahm sie auf meine Arme, aber sie erkannten nicht, dass ich sie heilte. Mit Menschenbanden zog ich sie, mit Stricken der Liebe.“
Gott war sanft und liebevoll, wie ein Bauer, der das Joch leichter macht (Matthäus 11).
Vers 8:
„Wie sollte ich dich dahingeben, Ephraim? Wie sollte ich dich preisgeben, Israel? Mein Herz hat sich umgewendet, mein Mitgefühl ist erregt. Ich will nicht ausführen die Glut meines Zorns.“
Sehr ergreifend ist Gottes Liebe für eine abgefallene Nation.
Kapitel 12-14 erinnern an Jakob, den Stammvater Israels, der ein hinterlistiger Mensch war.
Vers 3:
„Einen Rechtsstreit hat der Herr mit Juda, er muss Jakob heimsuchen nach seinen Wegen. Im Mutterleib hielt er die Verse seines Bruders.“
Vers 8:
„Ein Händler ist er, in seiner rechten Hand eine Waage des Betrugs. Zu übervorteilen liebt er.“
Jakobs Charakter zeigt die Natur Israels.
Wie kann ein verdorbener Mensch neu werden? Das wird in den weiteren Kapiteln gezeigt: Gott erneuert das Volk durch Wiedergeburt.
Das Buch endet mit einer wunderbaren Wiederherstellung Israels und Erneuerung des Charakters durch Wiedergeburt.
Kapitel 14, Vers 9:
„Ephraim wird sagen: Was soll ich weiterhin mit Götzen zu schaffen haben? Ich habe ihn erhört und auf ihn geblickt. Ich bin wie eine grüne Zypresse, aus mir ist Frucht hervorgegangen.“
Die Sprecher wechseln: Israel sagt: „Ich bin wie eine grüne Zypresse“, Gott sagt: „Die Frucht kommt aus mir heraus“ (Johannes 15).
Ohne Christus kann niemand Frucht bringen.
Das Buch schließt mit dem Aufruf:
„Wer ist weise, dass er diese Dinge verstehe? Die Wege des Herrn sind gerade, und Gerechte wandeln auf ihnen, die Untreuen aber straucheln.“
Das erste Buch der zwölf kleinen Propheten gibt eine wunderbare Übersicht über Gottes Wege mit ganz Israel.
Es gilt, diese Wege zu erkennen und die Weisheit Gottes zu erlangen.
Wir wollen zum Schluss beten.
Die Stellung Hoseas an der Spitze der zwölf kleinen Propheten
Nun, warum steht Hosea an der Spitze der zwölf Propheten, obwohl es nicht das älteste Buch ist? Hosea ist das längste und umfassendste Buch der kleinen Propheten. Deshalb wurde es an die Spitze gesetzt. Hier wird die größte allgemeine Übersicht über die Zukunft Israels gegeben, sowohl des Nordreiches Israel als auch des Südreiches Juda.
Das Buch Obadja ist, wie wir später bei der Behandlung dieser Perle sehen werden, das älteste, aber zugleich das kürzeste Buch. Deshalb kam es nicht an die Spitze. Zudem ist es sehr spezifisch, denn die Prophetie umfasst nur Edom, das Gebiet von Südjordanien. Daher war es nicht passend, dass dieses spezialisierte, kürzeste Buch an die Spitze gesetzt wurde.
Weiterhin lässt sich eine interessante Paaranordnung feststellen: Es wechselt immer ein Prophet des Nordreiches, der zehn Stämme, mit einem Propheten des Südreiches ab. Diese Paaranordnung ist ein weiteres Kriterium für die Reihenfolge dieser Bibelbücher.
Zunächst haben wir Hosea, einen Propheten aus dem Nordreich, gefolgt von Joel, einem Propheten des Südreiches. Danach kommt Amos, der im Nordreich wirkte, und anschließend Obadja, ein Prophet des Südreiches. Weiter folgt Jona aus Gad Hefer in Galiläa, also ein Prophet des Nordreiches, während Micha ein Prophet aus dem Südreich war. Nahum wirkte wieder im Nordreich, Habakuk hingegen war ein Prophet aus dem Südreich. Diese Paaranordnung ist sehr bedeutsam.
Nach dem Untergang des Nordreiches gibt es diese Paaranordnung nicht mehr. Danach sind nur noch Propheten des Südreiches vertreten, die später kamen.
Weitere Kriterien, die bei der Anordnung eine Rolle spielen, zeigen sich offensichtlich in den Texten. In Joel 4,16 (in der alten Elberfelder Übersetzung anders gezählt: Joel 3,16) heißt es: „Und der Herr brüllt aus Zion und lässt aus Jerusalem seine Stimme erschallen, und Himmel und Erde erbeben.“
Wenn wir zum nächsten Buch Amos weitergehen, finden wir eine Wiederaufnahme dieses Leitmotivs. Es ist wie in der Musik, wo Leitmotive immer wieder auftauchen. Dieses Leitmotiv wird gleich zu Beginn im Buch Amos aufgegriffen, was einen interessanten Anschluss an das Ende von Joel darstellt.
In Amos 1,2 heißt es: „Und er sprach: Der Herr wird aus Zion brüllen und aus Jerusalem seine Stimme erschallen lassen, und die Auen der Hirten werden trauern, und der Gipfel des Karmel wird verdorren.“
Auch der Übergang von Amos zu Obadja ist interessant. In Amos 9,12 heißt es im Zusammenhang mit der Wiederherstellung Israels in der Endzeit: „Jetzt geht es darum, dass sie den Überrest Edoms und alle Nationen in Besitz nehmen, über welche mein Name genannt werden wird.“ Hier spricht der Herr, der dieses tun wird.
In diesem Vers wird also ein besonderes Gericht in der Endzeit Israels über Edom erwähnt. Dieses Thema ist genau das Leitmotiv, das im nächsten Buch aufgegriffen und zum Hauptthema wird.
Das Buch Obadja beginnt mit den Worten: „Vision Obadjas. So spricht der Herr, der Ewige, von Edom:“ und behandelt die Zukunft Edoms sowie Israels Gericht an Edom in der Endzeit.
Wir sehen also, dass verschiedene Faktoren bei der Anordnung der Bibelbücher eine Rolle gespielt haben. Diese Reihenfolge findet man bereits vorchristlich in Qumran. Die Bücher sind grob nach Zeitblöcken geordnet: assyrische Zeit, babylonische Zeit, nachexilische Zeit.
Dazu kommt die Paarordnung: Nordreich, Südreich, Nordreich, Südreich. Schließlich spielen auch bestimmte inhaltliche Motive eine Rolle, wie man sie in Joel 3, Amos 1, Amos 9 und Obadja 1 findet.
Die chronologische Reihenfolge ist ungefähr folgende: Obadja, wahrscheinlich dann Joel (das lässt sich nicht genau beweisen), danach Jona, Amos, Hosea, weiter Micha, Nahum, Habakuk, Zefanja (diese Propheten wirkten etwa gleichzeitig), und schließlich Zefanja, Haggai, Sacharja, Maleachi.
Nach diesen Vorbemerkungen wenden wir uns nun dem Buch des Propheten Hosea zu.
Einführung in das Buch Hosea und seine Übersetzung
Wie man sieht, ist das Skript diesmal mit seinen zwölf Seiten etwas ausführlicher geworden. Ich habe nämlich neben den Kurznotizen den gesamten Text des Buches Hosea mitgeliefert – in einer von mir angefertigten Übersetzung.
Vor einiger Zeit wurde ich gebeten, alle zwölf Propheten zu übersetzen. Dabei sollte die Übersetzung ganz wörtlich sein, sogar noch wörtlicher als die alten Elberfelder Übersetzungen. Dies geschieht im Rahmen einer Studienreihe, die über alle zwölf Propheten erscheinen soll. Herausgeber ist Heer de Koning, und die Reihe wird auf Holländisch veröffentlicht.
Als Beispiel wurde das erste Buch, „Rosea actuel, chods liefte en trol“, verwendet. Darin wurde dann diese holländische Übersetzung genutzt. Nach und nach sollen also alle zwölf Propheten auf Holländisch erscheinen. Hier aber ist die Übersetzung auf Deutsch, was die Lesbarkeit verbessert.
Eine weitere Besonderheit ist, dass ich darauf geachtet habe, die Poesie klarer herauszustellen als in manchen anderen Übersetzungen. Es sollte also erkennbar sein, wie die Verszeilen im Hebräischen aufgebaut sind.
Ein Problem ist jedoch, dass ich zwei Spalten verwendet habe. Eigentlich hätte ich nur eine Spalte nutzen sollen, denn so gibt es Umbrüche bei Zeilen, die etwas zu lang sind. Man erkennt aber sofort, wo ein Umbruch nur wegen eines einzelnen Wortes stattfindet. Diese Worte gehören eigentlich noch zur gleichen Verszeile im Grundtext.
Der Großteil des Buches Hosea, wie auch der übrigen elf kleinen Propheten, ist poetisch verfasst und steht in Gedichtsform. Dort, wo keine Verszeilen zu erkennen sind, liegt Fließtext vor. Zum Beispiel ist Kapitel 3 ganz klar Fließtext, dort sieht man keine Verszeilen.
Dort heißt es: „Und der Herr sprach zu mir: Geh nochmals hin, liebe eine Frau, die von ihrem Freund geliebt wird, aber Ehebruch treibt, gleichwie der Herr die Söhne Israels liebt, obwohl sie sich zu anderen Göttern wenden und Traubenkuchen lieben.“
In Kapitel 1 erkennen wir sofort, wo die Poesie beginnt. Zunächst haben wir eine Einführung in Prosa: „Das Wort des Herrn, das zu Hosea, dem Sohn Be'eris, geschah, in den Tagen Usias, Jothams, Ahas und Hiskias, der Könige von Juda, und in den Tagen Jerobiams, des Sohnes Joas, des Königs von Israel.“
Nun beginnt die Poesie mit dem Reden des Herrn zu Hosea: „Da sprach der Herr zu Hosea: Geh, nimm dir eine Frau von Hurereien und Kinder von Hurereien! Denn das Land treibt Hurerei, es treibt Hurerei weg von der Nachfolge des Herrn.“
Das ist Poesie. Danach folgt wieder Prosa: „Da ging er hin und nahm sich Gomer, die Tochter des Blaims. Sie wurde schwanger und gebar ihm einen Sohn.“
Jetzt kommt wieder Poesie: „Da sprach der Herr zu ihm: Nenne seinen Namen Jisrael, denn noch ein wenig, und ich werde die Blutschuld von Israel heimsuchen. Ich werde dem Königtum des Hauses Israels ein Ende setzen. Und es wird geschehen an jenem Tag, da werde ich den Bogen Israels zerbrechen in der Talebene von Israel.“
Das war die zweite Botschaft an Hosea in Poesie.
Nun folgt wieder Prosa: „Sie wurde wieder schwanger und gebar eine Tochter. Da sprach er zu ihm: Nenne ihren Namen Loruchama, denn ich fahre nicht mehr fort, mich über das Haus Israels zu erbarmen, dass ich ihnen vergebe. Doch des Hauses Judas werde ich mich erbarmen, so dass ich sie retten werde durch den Herrn, ihren Gott, und nicht durch Bogen und Schwert, nicht durch Krieg, Pferde und Reiter.“
Diese poetische Botschaft ist abgeschlossen. Dann folgt wieder Prosa: „Sie entwöhnte die Loruchama. Da wurde sie schwanger und gebar einen Sohn.“
Da sprach er: „Nenne seinen Namen Lo Ami, denn ihr seid nicht mein Volk, und ich bin nicht euer.“
Wir haben also in Vers 1 die Angaben zur Entstehung des Buches zur Zeit der Könige Usia, Jotham, Ahas und Hiskia. Dank der Chronologie in den Büchern der Könige und Chronika können wir das auf die Jahre 787 bis 686 v. Chr. datieren.
Es wird aber auch nach einem König im Nordreich datiert: Jerobiam II., das wäre 782 bis 753 v. Chr. Diese Zeiträume überschneiden sich.
Diese Angaben helfen uns zu erkennen, dass das Buch Hosea in den Jahrzehnten vor und während des Untergangs des Nordreiches entstand. Denn im Jahr 722 v. Chr. ging das Nordreich unter.
Hosea wirkte also ganz speziell in dieser Zeit, besonders vor dem Untergang des Nordreiches, also von 787 bis 722 v. Chr.
Ein zentrales Thema ist der Untergang des Nordreiches im Jahr 722 v. Chr., der prophetisch angekündigt wurde und sich dann wortwörtlich erfüllte.
Darum wurde das Buch Hosea im Judentum als von Gott kommend anerkannt, weil es sich erfüllte. Die erfüllte Kurzzeitprophetie war die Garantie dafür, dass hier ein echter Prophet gesprochen hatte. Ein Irrtum in einer Kurzzeitprophetie hätte den Tod des Propheten bedeutet, gemäß 5. Mose 18.
Hosea erfüllte die Kriterien für einen wahren Propheten, und deshalb konnte dieses Buch auch als Heilige Schrift angenommen werden.
Das zentrale Thema des Buches Hosea
Das Thema des Buches lässt sich kurz zusammenfassen: Es geht um Gottes Liebe und Israels Untreue.
Der Ewige ist mit Israel ein Ehebündnis eingegangen. Doch Israel beging Ehebruch durch Götzendienst. Gottes Liebe macht das Unglaubliche möglich: Ein durch und durch verdorbenes Volk kann durch Buße und Glauben am Ende der Zeit – also in der Endzeit, der Zeit, in der das jüdische Volk aus allen Kontinenten ins Land der Väter zurückkehren soll – eine völlige Heilung und Erneuerung erleben.
Das ist das mutmachende Thema des Buches. Man könnte also sagen: Als praktische Lehren aus Hosea lernen wir, dass Gottes Liebe unbegreiflich ist. Zweitens zeigt sich, dass es bei Gott selbst für sogenannte hoffnungslose Fälle Hoffnung gibt. Das macht Mut im Blick auf Menschen, für die wir vielleicht schon Jahrzehnte beten, ohne dass sich bisher etwas bewegt hat.
Das Buch Hosea zeigt, wie Gott schließlich mit einem störrischen, widerspenstigen, rebellischen und götzendienerischen Volk doch zum Ziel kommen wird. Eine dritte praktische Lehre aus dem Buch lautet: Buße und Reue führen zu einer völligen Wiederherstellung. Gott ist also kein Gott, der einfach so wiederherstellt. Die absolute Basis, wie wir in Hosea sehen, ist die Buße, die Umkehr. Der Mensch muss bereuen, seine Schuld bekennen und zu Gott umkehren. Dann aber kann es wirklich eine völlige Heilung und Erneuerung geben.
Das ist eine frohe Botschaft!
Die Namensbedeutung Hoseas und die historische Einordnung
Wir haben im ersten Vers bereits gelesen, wie der Prophet Hosea seinen Namen nennt. In der Fußnote im Bibeltext wird erklärt, dass Hosea im Hebräischen „Hoshea“ heißt, was Rettung oder Heil bedeutet. Das ist auch das Thema dieses Buches: Gott schenkt Rettung und Wiederherstellung für Israel in der Endzeit. Gott ist ein rettender Gott. Sein Name ist also gleich Programm.
Im ersten Kapitel haben wir bereits gelesen, wie Gott über das Haus Israel spricht, zum Beispiel in Vers 4 am Ende: „Und ich werde dem Königtum des Hauses Israels ein Ende setzen.“ Israel meint im Buch Hosea meistens, aber nicht ganz immer, die zehn Stämme im Norden. Die zehn Stämme fasste man nominell zusammen als Israel, während das Südreich mit den Stämmen Juda und Benjamin Judah genannt wird. Hier zum Beispiel in Kapitel 1, Vers 7: „Doch des Hauses Judas werde ich mich erbarmen.“
Diese zwei und zehn Stämme waren ursprünglich ein Königreich, vereinigt unter David und Salomo. Aber wegen Salomos Götzendienst am Ende seines Lebens hat Gott als Zucht über sein Volk die Spaltung der Nation zugelassen. So kam es zum Abfall der zehn Stämme im Norden, die sich vom Südreich mit der Hauptstadt Jerusalem trennten.
In der ganzen Zeit nach Salomo bis zum Untergang des Nordreiches im Jahr 722 v. Chr. gab es keinen einzigen gottesfürchtigen König im Nordreich. Sie waren alle böse und abgefallen. Der erste König im Nordreich war Jerobeam, wir sagen Jerobeam I., um ihn von Jerobeam am Dain zu unterscheiden (Hosea 1). Er richtete Götzenstädte ein, im Norden in Dan und im Süden des Nordreiches in Bethel. Dort wurden goldene Kälber aufgestellt, und er sagte den zehn Stämmen, sie müssten nicht mehr nach Jerusalem zum Tempel gehen. Er hatte Angst, würden sie weiterhin die Feste in Jerusalem feiern, könnten sie sich wieder dem Südreich anschließen. So bot er eine Alternative an. Das kann man in den Büchern Könige und Chroniker nachlesen.
Es war im Prinzip ein Abgötterkult aus Ägypten. Jerobeam musste vor Salomo fliehen und hatte im Exil in Ägypten Asyl bekommen. Dieser Ägyptenaufenthalt hat Spuren hinterlassen. Als er zurückkam und König wurde, führte er den Abgötterkult in Israel ein. Es war eine Religionsvermischung, denn er verband Elemente des wahren biblischen Glaubens mit ägyptischer Religion. Das ist das Prinzip des Synkretismus, der Religionsvermischung.
Das ist auch das, was unsere Gesellschaft heute wünscht. Unsere Gesellschaft ist nicht prinzipiell gegen Religion, aber gegen einen ausschließlichen Weg. Man muss alles irgendwie zusammenbringen, und letztlich ist doch alles irgendwie dasselbe. Hans Küng, Weltethos und so weiter als Stichwort. Das ist heute in, aber Synkretismus ist uralt und überhaupt nicht modern. Es steckt tief im sündigen Fleisch des Menschen.
Wenn man die Religionen dieser Welt betrachtet, sieht man überall die Tendenz zur Vermischung. Zum Beispiel die alten Römer: Sie eroberten ein Land, zerstörten eine Stadt und gliederten sie in ihr Reich ein. Sie schauten genau hin, welche Götter dort verehrt wurden. Wenn es Götter gab, die den bereits von den Griechen übernommenen ähnlich waren, gaben sie ihnen neue lateinische Namen. Waren es andere Götter, nahmen sie diese ebenfalls in ihr Pantheon auf. Das war sehr integristisch, man konnte alles integrieren.
Übrigens ist der Hinduismus ein Paradebeispiel für Synkretismus. Ich habe in Religionsgeschichte gelernt, dass der Hinduismus eigentlich ein Religionsmuseum ist. Er begann um 1500 v. Chr. mit etwas mehr als dreißig Göttern, heute sind es Millionen. Ständig wurden neue Götter aufgenommen, kein Problem. Jesus kann man auch im Hinduismus aufnehmen, kein Problem. Nur wehe, jemand sagt, er sei der Weg, die Wahrheit und das Leben – das geht dort nicht, sehr integristisch.
Das ist, was unsere Gesellschaft liebt: multikulturelle Situationen, in denen alles miteinander vermischt werden kann. Aber das hat das Nordreich schon längst gemacht, und deswegen kam es 722 zum Untergang. Das ist ein biblisches Warnzeichen für alle, die Religionsvermischung betreiben.
Zum Nordreich ist noch zu sagen: Die Zeit von Ahab war ganz entscheidend. Ahab heiratete eine Tochter eines libanesischen Hohenpriesters und Königs, Jezebel, also eine kanaanitisch-phönizische, libanesische Hohepriesterin. Jezebel führte den Baalskult und den Aschera-Kult im Nordreich ein, was zu einer totalen Perversion führte. Hosea geißelt diesen Baalskult besonders, wie wir noch sehen werden.
Baal war ein Blitz- und Regengott der Kanaaniter, ein Fruchtbarkeitsgott. Der kanaanitische Glaube besagte, dass Baal im Hochsommer, wenn alles vertrocknet, stirbt und ins Totenreich geht, um im Frühjahr wieder aufzuerstehen, wenn die Vegetation zurückkehrt. Wie üblich in der Magie glaubten sie an das magische Prinzip der Analogie.
In der Magie zum Beispiel nehmen Voodoo-Okkultisten eine Puppe und durchstechen sie. Sie sagen, das symbolisiert eine Person, und die Person wird dann sterben. Quasi das Parallele geschieht dann mit der wirklichen Person.
Die Kanaaniter glaubten, wenn sie sich an den Baalskultplätzen prostituieren, wird Baal Fruchtbarkeit schenken im nächsten Frühjahr. Diese kultische Prostitution zerstörte Israel moralisch völlig. Man könnte sagen, durch Jezebel und Ahab kam es zu einer sexuellen Revolution im Nordreich. Dieser Götzendienst und diese Unzucht werden in Hosea besonders ins Visier genommen.
Hurerei bedeutet in Hosea wirkliche Unzucht, verbunden mit Götzendienst. Gott bezeichnet das in der Bibel immer als Hurerei, denn Gott hat mit Israel einen Bund am Sinai geschlossen. In diesem Bund, in diesem Ehevertrag, hat Gott in den Zehn Geboten festgelegt: „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Das heißt auch, wenn Mann und Frau die Ehe schließen, sagen sie zueinander Ja und gleichzeitig zu allen anderen Nein.
Es ist wichtig, bei Hochzeiten zu betonen, dass das Ja hier ein Nein der Frau zu allen anderen Männern ist und ein Nein des Mannes zu allen anderen Frauen. Götzendienst, wenn Israel andere Götter begann zu verehren, war Ehebruch und damit geistliche Hurerei. Dieses schreckliche Wort finden wir sehr oft in Hosea. Wir müssen immer an geistlichen und wörtlichen Ehebruch denken.
Im Südreich gab es zwar immer wieder Erweckungen. Es gab eine ganze Reihe von Königen, die Reformen durchführten, zum Beispiel König Joas, Josaphat, Hiskia und Asa – nicht der Reihe nach. Josaphat, ein guter König, verschwägerte sich mit dem Königshaus im Norden. Ein Sohn Josaphats heiratete eine Tochter von Jezebel.
Diese Verschwägerung kann man in Zweiter Chronik und den Königsbüchern nachlesen. Sie führte dazu, dass der Baalskult auch massiv im Südreich eingeführt wurde – ganz schrecklich! Ein gottesfürchtiger König, aber nicht konsequent genug; er hätte dem Sohn widerstehen müssen. Das Prinzip des ungleichen Jochs ist absolut unakzeptabel (2. Korinther 6). Die Familie Josaphat hat das übertreten, und so kam der abscheuliche Baalskult ins Südreich und zerstörte die Moral dort.
Diese Bemerkungen helfen uns, Kapitel 1 besser zu verstehen. Ich lese nun nochmals Kapitel 1, Vers 2: „Beginn des Redens des Herrn zu Hosea. Da sprach der Herr zu Hosea: Nimm dir eine Frau von Hurerei“ – in der Fußnote steht, das heißt eine von Hurrei gebrandmarkte Frau – „und Kinder von Hurerei“, also Kinder, die von Hurrei gebrandmarkt sind. Die Kinder waren noch nicht da, aber er sollte von dieser wirklich unzüchtig gebrandmarkten Frau Kinder bekommen, die durch ihre schlimme Mutter schon so gezeichnet waren.
Gott sagt: Nimm dir eine Frau von Hurerei und Kinder von Hurerei, denn das Land treibt Hurerei – so wörtlich. In der Fußnote heißt das, das Land hat sich der Hurerei völlig hingegeben. Das ist ein typischer hebräischer Ausdruck für das Weggehen von der Nachfolge des Herrn.
Was wird hier verlangt? Gott sagt zu Hosea, er soll eine unzüchtige Frau heiraten. Das war sehr ungewöhnlich, schockierend und abstoßend. Gott wollte durch dieses ungewöhnliche Beispiel Israel schockieren. Die Leute konnten kaum hören, dass Hosea, ein Prophet, eine solche Frau hat. Wir wissen alle, was das für eine Frau ist, und sind geschockt. Dann konnte Hosea sagen: Gott ist noch mehr entsetzt über das, was ihr tut. Ihr seid das Volk Gottes und lebt so in Abgötterei und Unmoral.
Ein ganz ungewöhnlicher Weg, sonst gibt es keine Parallele in der Bibel. Es war aber eine Israelitin, also keine Heidin. Die Ehe war ein Schock und sollte auch schockieren, weil die Leute nicht mehr auf das Rufen der Propheten hörten. Sie sollten durch Schock aufgerüttelt werden.
Vers 3 zeigt, wie Hosea gehorsam war: „Da ging er hin und nahm sich Gomer, die Tochter Diblaims.“ Diblaim heißt „doppelte Umarmung“ und zeigt auch schon etwas Zweideutiges durch den Namen. „Nehm sich Gomer“ – im Hebräischen „lakach“ bedeutet „zur Ehefrau nehmen“, also er hat sie geheiratet, einen Ehebund geschlossen. Gomer wurde schwanger und gebar einen Sohn.
Da sprach der Herr zu ihm: „Nenne seinen Namen Jisrael, denn noch ein wenig, und ich werde die Blutschuld von Jisrael heimsuchen am Haus Jehus, und ich werde dem Königtum des Hauses Israels ein Ende setzen.“ Israel ist der Name einer riesigen Ebene im Norden Israels, im Hinterland von Haifa. Israel heißt „Gott sät“ oder „Gott wird säen“. Es ist eine sehr fruchtbare Ebene, die auch heute landwirtschaftlich genutzt wird.
Der erste Sohn Hoseas hat diesen Namen. Gott erklärt, dass das prophetische Bedeutung hat: Noch ein wenig, und ich werde die Blutschuld von Israel am Haus Jehus heimsuchen. Jehu war König, man kann das in Chroniken und Königsbüchern nachlesen. Gott salbte diesen Propheten, wie wir kurz aufschlagen können: 1. Könige 19, Vers 15. Es war die Zeit von Elija, der sagte, er sei allein übrig geblieben. Dann bekommt er den Auftrag: „Gehe zurück auf deinem Weg nach der Wüste von Damaskus. Wenn du angekommen bist, so salbe Hasael zum König über Syrien, und Jehu, den Sohn Nimsi, sollst du zum König über Israel salben, und Elisa, den Sohn Safats von Abelmeholah, sollst du zum Propheten salben an deiner Stadt.“
„Es soll geschehen: Wer dem Schwert Hasaels entrinnt, den wird Jehu töten, und wer dem Schwert Jehus entrinnt, den wird Elisa töten.“ Das ist der einzige König im Nordreich, den Gott ausdrücklich salben ließ: Jehu. Er bekam den Auftrag, die Dynastie Ahabs auszurotten, als Gericht über den Baalskult.
Das hat er mit höchstem Eifer getan, wie man in 2. Könige nachlesen kann. Er hat die ganze Dynastie ausgerottet, aber er ging über das göttliche Maß hinaus (2. Könige 9 und 10) und mordete auch Leute, die nicht hätten getötet werden dürfen.
Diese ganze Geschichte um das Haus Ahabs, das ausgerottet wird, und Jehu, der die göttliche Rache vollziehen sollte, steht in engem Zusammenhang mit der Ebene Israel. Darum wird sie hier genannt. Die Blutschuld von Israel soll am Haus Jehus heimgesucht werden, obwohl das schon etwa 80 Jahre zurücklag. Gott hat diese Mordereien von Jehu nicht vergessen. Das zeigt, es gibt kein Verjähren. Gott nimmt die Ungerechtigkeit der Menschen wahr und zieht sie auch später zur Rechenschaft.
Gott hatte Jehu versprochen, vier Generationen würden auf dem Thron sein, dann kam das Gericht, und die Dynastie Jehus musste enden. Das war die Erfüllung dieser Prophetie: „Ich werde die Blutschuld von Israel heimsuchen am Haus Jehus.“ Nach vier Generationen endete die Königsherrschaft dieser Dynastie.
Gott geht noch weiter und sagt: „Und ich werde dem Königtum des Hauses Israels ein Ende setzen.“ Er wird nicht nur die Dynastie Jehus beseitigen, sondern schließlich dem Königtum der Dynastien im Nordreich ein Ende machen. Das ist die Ankündigung von 722, als die Hauptstadt Samaria unter dem Ansturm der assyrischen Truppen fiel. Die Leute aus dem Nordreich wurden deportiert nach Nordirak, ins assyrische Reich.
Vers 5: „Und es wird an jedem Tag geschehen, dass ich den Bogen Israels zerbrechen werde in der Talebene von Israel.“ Diese Ebene Israel war ein beliebter Kampfplatz im Altertum. Viele Schlachten fanden dort statt, weil das Gebiet übersichtlich ist. Es gab einen erhöhten Ort namens Megiddo. Dort hatte König Salomo, wie man in 1. Könige 9 nachlesen kann, eine Festung und Militäranlage.
Wer Megiddo besaß, hatte die größte Chance bei Kämpfen in der Ebene Israel. Von dort aus konnte der Feldherr die Truppen gut dirigieren. Diese Ebene spielte durch die ganze Geschichte hindurch eine wichtige Rolle bei Kämpfen, so auch im Zusammenhang mit dem Untergang des Nordreiches.
Zuletzt war sie im Ersten Weltkrieg eine wichtige Ebene. Sie wird auch Harmageddon genannt, was „Berg von Megiddo“ bedeutet. Das ist der gleiche Ort in der Israel-Ebene. Die Engländer gewannen dort eine entscheidende Schlacht gegen das türkische Großreich, was später zur Eroberung Jerusalems und ganz Palästinas führte.
Auch im Ersten Weltkrieg war Harmageddon wichtig. Die Prophetie zeigt uns in der Bibel, dass eine wichtige Endzeitschlacht (Offenbarung 16) noch in Harmageddon stattfinden wird. Wenn das wiedererstehende römische Reich seine Truppen in den Nahen Osten verlegt, werden sie dort in Harmageddon aufmarschieren. Der Herr Jesus wird zurückkehren und diese Heere vernichten.
Ich lese aus Offenbarung 16, Vers 13: „Und ich sah aus dem Mund des Drachen, das heißt Satan, und aus dem Mund des Tieres, das der kommende Diktator über das neue Europa ist, und aus dem Mund des falschen Propheten, das der Antichrist ist, drei unreine Geister kommen wie Frösche. Denn es sind Geister von Dämonen, die Zeichen tun, welche zu den Königen des ganzen Erdkreises ausgehen, griechisch oikumene, der Fachausdruck für das römische Gebiet, das Gebiet des römischen Reiches. Sie versammeln sie zu dem Krieg jenes großen Tages Gottes des Allmächtigen.“
„Siehe, ich komme wie ein Dieb. Glückselig ist, der da wacht und seine Kleider bewahrt, auf dass er nicht nackt wandle und man seine Schande sehe. Und er versammelte sie an den Ort, der auf Hebräisch Harmagedon heißt.“ Dort wird Jesus Christus erscheinen (Offenbarung 17,14) zum Gericht. Er wird mit dem Lamm Krieg führen, und das Lamm wird sie überwinden, denn er ist Herr der Herren und König der Könige. Die mit ihm sind, sind die entrückten Gläubigen, Berufene, Auserwählte und Treue.
Diese Schlacht wird auch in Offenbarung 19, 11-21 beschrieben. Die Ebene Israel ist von gewaltiger geschichtlicher Bedeutung.
Ich lese weiter in Hosea 1, Vers 6: „Sie wurde wieder schwanger und gebar eine Tochter. Er sprach zu ihm: Nenne ihren Namen Lo-Ruchama.“ Die Fußnote erklärt: „die nicht Erbarmen erlangt hat.“ „Lo“ ist die Verneinung, heißt „nein“ oder „nicht“. „Ruchama“ heißt „die Erbarmen bekommt“. Lo-Ruchama heißt also „die nicht Erbarmen erlangt hat.“
Denn ich fahre nicht mehr fort, mich über das Haus Israel zu erbarmen, ihnen vergebend zu vergeben. Das heißt, dass Gott nicht mehr vergeben wird. Ein prophetisches Kind, diesmal ein Mädchen. Lo-Ruchama soll ausdrücken, dass Gott nun wirklich ein Ende mit Israel, dem Nordreich, macht. Sie sollen nicht mit einer schnellen Wiederherstellung rechnen. Es ist Schluss.
So sind die zehn Stämme im Jahr 722 in Phasen deportiert worden nach Assyrien. Diese Stämme haben sich ausgebreitet, und im weiteren Verlauf verliert sich ihre Identität. Heute gibt es verschiedene Völker, die behaupten, Nachkommen der zehn Stämme zu sein. In Israel genießt man das mit großer Vorsicht, denn es sind mündliche Überlieferungen. Würde man das anerkennen, kämen Millionen nach Israel, die dort wohnen wollen. Das wäre ein Problem.
Das zu den zehn Stämmen. Wir sehen also, der Sohn Israel und die Tochter Lo-Ruchama haben prophetische Bedeutung im Blick auf das Schicksal des Nordreiches.
Nun kommt Kapitel 1, Vers 7: „Doch des Hauses Judas werde ich mich erbarmen, so dass ich sie retten werde durch den Herrn, ihren Gott. Und nicht werde ich sie retten durch Bogen, Schwert, Krieg, Pferde und Reiter.“ Sie wurde wieder schwanger und gebar einen Sohn.
Gott sagt, das Nordreich bekommt keine Gnade, aber Kapitel 1, Vers 7 macht deutlich, dass das Südreich Erbarmen bekommt. Gott wird das Südreich retten. Das erklärt, warum das Südreich, das ja auch deportiert wurde, in den Jahren 605 bis 582 v. Chr. von den Babyloniern unter Nebukadnezar zerstört wurde. Die Juden wurden in die Gefangenschaft nach Babylonien, dem heutigen Irak, geführt.
Nach 70 Jahren Herrschaft Babylons, von 609 (dem Fall Assyriens) bis 539, als die Perser das babylonische Reich eroberten, endete die babylonische Gefangenschaft. Die Perser erlaubten den Juden, zurückzukehren ins Land der Väter. Exakt siebzig Jahre, wie Jeremia Kapitel 25 und 29 vorausgesagt hatte.
So hat das Haus Juda Erbarmen erlangt und durfte zurückkehren. Man kann sich fragen: Warum haben sie eine Ausnahme bekommen? Man könnte sagen, sie hatten viele Reformen erlebt unter Josia, Joas, Hiskia usw. Aber in Jeremia 7 steht, dass das Südreich sich noch mehr verdarb als das Nordreich. Trotzdem durften sie aus reiner Gnade zurückkehren.
Es gibt einen besonderen Grund: Vater Jakob hatte schon lange, über tausend Jahre zuvor, prophezeit, dass der Messias, der verheißene Erlöser, aus Juda kommen wird. In Vers 8 heißt es: „Nicht wird das Zepter von Juda weichen, noch der Herrscherstab zwischen seinen Füßen vergehen, bis Shilo kommt, und ihm werden die Völker gehorchen.“
Das Königreich Juda ging zwar durch den babylonischen Krieg unter, aber die Deportierten blieben eine gewisse nationale Einheit. Sie hatten eigene Älteste, zum Beispiel in Hesekiel 8, Vers 1. Sie durften zurückkehren und hatten wieder einen halbautonomen Staat.
Das Zepter, der Herrscherstab, sollte nicht von Juda weichen. Das kann man bei den zehn Stämmen, die nach Assyrien gingen, nicht sagen. Dort ging die nationale Verwaltung bald verloren. Aber bei Juda sollte das nicht sein. Das Zepter sollte nicht weichen, bis Shilo kommt.
Shilo bedeutet auf Deutsch „der Friedenschaffende“, „der Ruhebringende“. Das ist der Messias, dem die Völker gehorchen werden. Tatsächlich trat Jesus im ersten Jahrhundert in Israel, in Juda, auf. Erst im Jahr 70 n. Chr. ging das Staatswesen unter. Da war der Herrscherstab und das Zepter völlig gewichen.
So musste der Messias vor dem Jahr 70 kommen. Gott erbarmte sich Judas, damit der Messias ihnen begegnen konnte. Der Messias hätte ja auch im Irak, in Babylon, auftreten können. Nein, das ging nicht. Der Prophet Micha sagte im 8. Jahrhundert v. Chr., dass der Messias in Bethlehem geboren wird (Micha 5,1): „Und du, Bethlehem Efrata, klein unter den Tausenden Judas, aus dir wird mir hervorgehen, der Herrscher in Israel sein soll, und seine Ausgänge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her.“
Der Stamm Juda und Benjamin sollte aus reiner Gnade Gottes zurückkehren, um dem Messias zu begegnen, der zum Segen für die Völker werden sollte. Seither haben sich Millionen Menschen auf allen fünf Kontinenten dem Messias Jesus Christus geöffnet und die frohe Botschaft angenommen.
Wir sehen also die heilsgeschichtliche Tragweite dieser Hosea-Verse. Wir sind immer noch bei Kapitel 1 und haben noch 13 Kapitel vor uns.
Wir haben zwei prophetische Kinder betrachtet, nun kommt noch ein drittes in Vers 8: „Da wurde sie schwanger und gebar einen Sohn. Da sprach er: Nenne seinen Namen Lo-Ami.“ „Am“ heißt auf Hebräisch „Volk“. Das „i“ angehängt bedeutet „mein“. „Ami“ heißt „mein Volk“. „Lo Ami“ heißt „nicht mein Volk“. „Lo Ruchama“ heißt „nicht Begnadigte“. Nenne seinen Namen Lo-Ami, denn ihr seid Lo-Ami.
Ich habe das übersetzt mit: „Nenne seinen Namen Lo-Ami, denn ihr seid nicht mein Volk.“ Im Hebräischen heißt es: „Nenne ihn Lo-Ami, denn sie sind Lo-Ami, und ich bin nicht euer.“
Hier wird nicht eingeschränkt, dass diese Aussage nur das Nordreich betrifft, wie bei Israel und Lo-Ruchama. Hier wird allgemein gesagt, dass dieser göttliche Ausspruch sich auf das Nordreich und das Südreich bezieht.
Das hilft uns, Israel heute biblisch richtig einzuordnen. Gott sagt: „Nun kündige ich auf. Ich habe euch als mein Volk angenommen beim Sinai, aber ihr habt alles durch Ehebruch zerstört. Nun anerkenne ich euch nicht mehr als mein Volk.“
Die Leute aus dem Südreich, die Juden, kamen nach der babylonischen Gefangenschaft zurück. Sie bauten den Tempel wieder (Buch Esra), die Stadt wurde wieder aufgebaut (Buch Nehemia). Aber Israel war Lo-Ami, das jüdische Volk war Lo-Ami, auch im Land, obwohl sie noch das Zeugnis Gottes trugen.
Das zeigte sich an verschiedenen Dingen:
Erstens bauten sie unter Esra III den Altar auf dem Tempelplatz. Dann geschah etwas nicht, was hätte geschehen müssen: Als Mose den Brandopferaltar der Stiftshütte errichtete, wurde ein Opfer aufgelegt, und ein Blitz vom Himmel verzehrte das Opfer. Dieses Feuer wurde ständig auf dem Brandopferaltar erhalten, als ein ewig brennendes Feuer (3. Mose 6).
Alle Opfer in der Stiftshütte brannten durch dieses Feuer Gottes, „Esch Elohim“ – Feuer Gottes. Später baute Salomo den ersten Tempel in Jerusalem. Die Zeit der Stiftshütte war vorbei, nun begann die Zeit des ersten Tempels.
Als alles fertig war, wurde ein Opfer aufgelegt, und ein Blitz vom Himmel verzehrte es (1. Könige 8). Dieses Feuer wurde auf dem Brandopferaltar bis zur Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar erhalten.
Als die Juden zurückkamen (Esra 3), opferten sie, aber sie zündeten das Feuer selbst an. Es war kein Feuer Gottes mehr. Darüber wird auch im Talmud und in der rabbinischen Literatur gesprochen – kein „Esch Elohim“, kein Feuer Gottes.
Zweitens die Wolken- und Feuersäule, die Gottes Gegenwart im Alten Testament anzeigte, die Herrlichkeit des Herrn, ruhte über der Stiftshütte ab 2. Mose 40. Bei der Einweihung des Salomontempels (1. Könige 8) kam diese Rauch- und Feuersäule wieder, die Herrlichkeit des Herrn erfüllte den Tempel. Man konnte nachts über dem Salomontempel das Feuer sehen – ein eindrucksvolles Zeichen von Gottes Gegenwart.
Als die Juden im Buch Esra den Tempel wieder aufbauten, hatten sie die Schechina nicht mehr. Sie kam nie zurück. Hesekiel 8 bis 11 beschreibt, wie die Schechina in Phasen den Tempel verließ: zuerst den Vorhof, dann das Osttor (heute das Goldene Tor), dann ging sie auf den Ölberg (Hesekiel 11). Sie kam nie mehr zum Tempel zurück. Das war eine Demütigung.
Im Frauenvorhof des zweiten Tempels stellte man 26,5 Meter hohe Leuchter mit je vier Lampen auf, gefüllt mit Öl und Dochten aus abgenutzten Priestergewändern. Diese wurden am Laubhüttenfest nachts entzündet, als Erinnerung an die Feuersäule bei der Einweihung des Salomontempels am Laubhüttenfest. Aber die Schechina war nicht mehr da.
Warum? Schauen wir, was fehlte: In der Stiftshütte war die Bundeslade (2. Mose 25) im Allerheiligsten. Darin waren die Gesetzestafeln, die den Bund Gottes mit Israel symbolisierten.
Später wurde die Bundeslade in den Salomontempel gebracht und symbolisierte, dass Gott mit Israel verheiratet ist und den Bund geschlossen hat. Als die Juden aus Babylon zurückkehrten und den zweiten Tempel bauten, brachten sie die Bundeslade nicht mehr ins Allerheiligste. Das Allerheiligste war ein leerer Raum. Das Zeichen des Bundes fehlte – das Zeichen, das zeigte: Ihr seid Ammi, mein Volk, war nicht mehr da.
Im Talmud wird an einer wichtigen Stelle erklärt, dass die Bundeslade schon zu Josias Zeiten in eine Kammer auf dem Tempelberg gebracht wurde, die Salomo für Zeiten der Gefahr errichtet hatte. Es scheint, man holte die Bundeslade nicht mehr hervor. Sie war in Gefahr, gestohlen zu werden, wie damals durch die Philister (1. Samuel).
Die Bundeslade kam nie mehr ins Allerheiligste. Das Allerheiligste war ein leerer Raum, was demonstrierte: Israel ist Lo-Ami, nicht mein Volk.
Das hatte auch gute Gründe: Im Jahr 63 v. Chr. marschierten die Römer in Jerusalem ein, um die Macht zu übernehmen. Der Feldherr Pompeius ging ins Allerheiligste, obwohl man ihn bat, diesen Frevel nicht zu begehen. Er wollte den Gott Israels sehen, weil Heiden behaupteten, sie würden einen Gott mit Eselskopf anbeten. Im Gegensatz zu Heiden zeigten die Juden ihren Gott nie.
Pompeius sah einen leeren Raum. Ein römischer Geschichtsschreiber berichtet, wie beeindruckt er von der Schlichtheit des Raums war. Das machte ihm klar, dass Gott Israel nicht auf ein paar Quadratmeter einzuschließen ist. Die Götter der Heiden kann man in kleinen Tempeln unterbringen, aber nicht den Gott Israels, der allgegenwärtig ist und sich nicht durch ein Bild darstellen lässt.
Als Jerusalem im Jahr 70 zerstört wurde, drangen die Römer wieder ins Allerheiligste ein. Es war ein leerer Raum, das Zeichen des Bundes war nicht da. „Nenne seinen Namen Lo-Ami, denn ihr seid nicht mein Volk, und ich bin nicht euer.“ So ist Israel bis heute Lo-Ami.
Nun müssen wir das Neue Testament aufschlagen. Im ersten Petrusbrief schreibt der Apostel Petrus, der führende Apostel für die Juden. Die zwölf Apostel wurden vom Herrn Jesus speziell für Israel eingesetzt. Die zwölf Apostel entsprechen den zwölf Stämmen Israels.
Der Apostel Paulus wurde von Gott als Apostel für die nichtjüdischen Heidenvölker eingesetzt, wie man in Galater 2 sieht: Petrus für die Beschneidung, Paulus für die Heiden, die Unbeschnittenen.
Petrus diente besonders den jüdischen Gläubigen. So schreibt er in 1. Petrus 1,1: „Petrus, Apostel Jesu Christi, an die Fremdlinge der Diaspora in Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien.“ Diaspora heißt Zerstreuung, der Fachausdruck für Juden im Ausland. Er schrieb an jüdische Christen in verschiedenen Provinzen der heutigen Türkei.
Was sagt er diesen Juden? 1. Petrus 2,6: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.“
„Ihr, die ihr einst nicht ein Volk wart, jetzt aber ein Volk Gottes seid; die ihr nicht Barmherzigkeit empfangen hattet, jetzt aber Barmherzigkeit empfangen habt.“
Petrus spielt hier auf Hosea 1 an und sagt den israelitischen Gläubigen: Ihr wart einst nicht ein Volk – das heißt Lo-Ami. Jetzt seid ihr ein Volk Gottes, Am Elohim oder Am El. Ihr wart Lo-Ruchama, jetzt habt ihr Barmherzigkeit empfangen, seid Ruchama.
Zehntausende Juden erkannten den Messias, taten Buße über ihre Schuld und empfingen Vergebung. Sie wurden wieder Gottes anerkanntes Volk, aber als himmlisches Volk, denn diese bekehrten Juden wurden nach Pfingsten Teil der Gemeinde, des himmlischen Volkes Gottes. Sie wurden mit den bekehrten Heiden vereint.
Der Apostel Paulus schreibt, dass diese Einheit etwas ganz Neues ist. Galater 3,28: „Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“ Dieses neue Volk Gottes, bestehend aus bekehrten Juden und Heiden, ist nun eine neue Einheit, die Gott heute als Ammi, mein Volk, anerkennt.
In Hosea wurde dieses göttliche Urteil ausgesprochen: Ihr seid nicht mein Volk. Trotzdem durfte Juda zurückkehren, um dem Messias zu begegnen. Die Masse erkannte ihn nicht und verworf ihn. So wurde das jüdische Volk zerstreut.
Die Zehntausenden, die sich bekehrten, wurden Volk Gottes, Teil der Gemeinde, des himmlischen Volkes.
Manche hören hier auf und sagen, Israel sei auf die Seite gestellt, habe als Nation keine Hoffnung mehr, die Gemeinde habe alles geerbt. Was hat die Gemeinde geerbt? Den Segen. Und was ist mit dem Fluch? Den hat Israel behalten.
So wird argumentiert, dass Israel nur Segen erlangen kann, wenn es zur Gemeinde kommt. Aber das ist unlogisch, denn das Alte Testament spricht über Fluch und Segen, die Israel betreffen.
Man spaltet das: Den Fluch kann Israel behalten, den Segen hat die Gemeinde. Wir wissen aber aus dem Neuen Testament, dass die Gemeinde befristet ist in ihrer Aufgabe auf Erden. Sie begann am Pfingsttag (Apostelgeschichte 2, im Jahr 32 n. Chr.) und wird enden am Tag der Entrückung, wenn Jesus kommt, um alle wahren Gläubigen heimzuführen.
Dann wird Israel wieder seinen besonderen Platz bekommen. Das wird in Offenbarung 6 und folgenden Kapiteln deutlich. Dort kommen die Endzeitgerichte. Bereits in Offenbarung 7 sehen wir die Erstlinge aus Israel, versiegelt aus allen zwölf Stämmen. Gott hat sein Volk nicht vergessen.
Nun zu Kapitel 2, Vers 1: „Und die Zahl der Söhne Israels wird sein wie der Sand des Meeres, der nicht gemessen und nicht gezählt wird. Und es wird geschehen, anstatt dass zu ihnen gesagt wurde: ‚Nicht mein Volk seid ihr‘ (hebräisch Lo-Ami), wird zu ihnen gesagt werden: ‚Ihr seid Söhne des lebendigen Gottes‘ (hebräisch Benei El Chai).“
„Und versammeln werden sich die Kinder Judas und die Kinder Israels zugleich, und sie werden sich ein Haupt setzen und aus dem Land hinaufziehen, denn groß ist der Tag Israels. Sagt zu euren Brüdern: ‚Mein Volk‘, und zu euren Schwestern, die Erbarmen erlangt haben.“
Nun will die endzeitliche Umkehr kommen. Ganz wichtig: Es gibt Übersetzungen, die sagen: „Dort, wo zu ihm gesagt wurde: ‚Ihr seid nicht mein Volk‘, wird zu ihm gesagt werden: ‚Söhne des lebendigen Gottes‘.“
Ich habe übersetzt: „Und es wird geschehen, anstatt das zu ihm gesagt wurde.“ „Bimkom“ heißt auf Hebräisch „an der Stelle“ oder „an der Stadt“. Also „an der Stadt“ ist besser.
Früher galt „Lo-Ami“, aber nicht für immer. Die Wende kommt an der Stelle, wo „Lo-Ami“ gesagt wurde, und es wird gesagt: „Benei El Chai“, Söhne des lebendigen Gottes.
Das heißt, in der Endzeit wird es eine Wende geben, und zwar für alle zwölf Stämme: Die Kinder Judas, das Südreich, und die Kinder Israels, das Nordreich. Sie werden sich ein Haupt setzen. Wer ist dieses Haupt? Der Herr Jesus Christus, der Messias.
In der Endzeit wird Israel den Messias erkennen, und Gott wird das zwölfstämmige Volk wiederherstellen.
Unter den Juden, die wir heute nennen, gibt es Blut aus allen Stämmen Israels. Als das Nordreich noch bestand, gab es viele Überläufer aus Norden nach Süden. Das kann man in 2. Chronik 15 unter Asa und 2. Chronik 30, 31 unter Hiskia nachlesen. Dort werden verschiedene Stämme erwähnt, die nach Süden überliefen.
Das führte dazu, dass zur Zeit Jesu tatsächlich Leute aus allen zwölf Stämmen im Land waren. So versteht man, warum Lukas 2 über die Prophetin Hanna im Tempel spricht, die auf den Messias wartete. Sie war aus dem Stamm Asser, einem Nordreichsstamm.
Paulus sagt in seiner Rede vor König Agrippa (Apostelgeschichte 26): „Unser zwölfstämmiges Volk dient Gott Tag und Nacht im Tempel.“ Jakobus schreibt seinen Brief an die zwölf Stämme in der Diaspora.
Das zeigt, dass alle zwölf Stämme vertreten waren.
Man kann sagen, unter den Juden, die seit 1882 aus allen fünf Kontinenten ins Land zurückgekehrt sind, gibt es Blut aus allen zwölf Stämmen.
In Jesaja 11 wird beschrieben, dass Gott in der Endzeit auch die Zerstreuten aus der assyrischen Zerstreuung sammeln wird. Interessant sind die schwarzen Falascha aus Äthiopien, die sich mit dem Stamm Dan verbinden, einem Nordreichsstamm. Es gibt auch Leute aus Indien, die sich traditionell als Manasse bezeichnen.
In der Zukunft wird noch mehr geschehen, sogar über die Wiederkunft Christi hinaus. Am Anfang des Tausendjährigen Reiches wird der Herr offenbar machen, wer zu den zehn Stämmen gehört, und sie ins Land zurückführen.
Man lese Jesaja 11, Vers 11, wo von der Sammlung aus Juda und den zehn Stämmen die Rede ist. Sie werden gemeinsam den Messias als Haupt haben, und „groß ist der Tag Israels.“
Wir haben uns vor der Pause mit Hosea 2, Vers 2 beschäftigt: Die Umkehr Israels in der Endzeit. Sie werden sich ein Haupt setzen. Das ist parallel zu Hesekiel 37. Dort wird die endzeitliche Wiederherstellung Israels prophezeit.
In Hesekiel 37, Vers 22 heißt es: „Ich werde sie zu einer Nation machen im Land auf den Bergen Israels, und sie werden einen König haben. Sie sollen nicht mehr zwei Nationen sein und nicht mehr in zwei Königreiche geteilt werden. Ich werde sie nicht mehr verunreinigen durch ihre Götzen und Übertretungen. Ich werde sie retten aus allen Wohnsitzen, in denen sie gesündigt haben. Ich werde sie reinigen, sie werden mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein.“
„Mein Knecht David wird König über sie sein, und sie werden einen Hirten haben. Sie werden in meinen Rechten wandeln und meine Satzungen bewahren und tun. Ich werde mein Heiligtum in ihre Mitte setzen.“
Im Judentum versteht man, dass dieser Knecht David der König-Messias ist, der große Sohn Davids. Er ist das eine Haupt.
Hesekiel zeigt ab Kapitel 40, wie dieses Heiligtum sein wird. In Kapitel 43 wird beschrieben, wie die Schechina, die Herrlichkeit Gottes, zurückkehrt, von Osten her durch das Osttor in den Tempel.
Im dritten Tempel wird die Schechina sichtbar machen, dass Israel wieder Ammi, mein Volk, ist. Das hat große Bedeutung für die Sicht auf Israel heute.
Wir sehen, wie Gott sein prophetisches Wort erfüllt und nach Hesekiel 36, Vers 24 sein Volk aus allen Kontinenten ins Land der Väter zurückführt.
Hesekiel 36 macht aber auch deutlich, dass sie unreinen Zustands zurückkehren. Israel heute ist zu 80 Prozent gottlos, Agnostiker, die sagen, man könne nichts über Gott wissen. Nur 20 Prozent bezeichnen sich als orthodox.
In der Zukunft wird es eine Umkehr geben durch die größten Nöte der großen Drangsal, dreieinhalb Jahre vor der Wiederkunft Jesu.
Sacharja 13, Vers 8: „Es wird geschehen im ganzen Land, spricht der Herr: Zwei Drittel werden ausgerottet und sterben, aber der dritte Teil wird übrig bleiben. Ich werde den dritten Teil ins Feuer bringen und wie Silber läutern, wie Gold prüfen. Er wird meinen Namen anrufen, ich werde ihm antworten, ich werde sagen: ‚Es ist mein Volk‘ (Ammi), und er wird sagen: ‚Der Herr ist mein Gott‘ (Elohai).“
Die Propheten ergänzen sich wunderbar. Diese Umkehr wird erst nach der Entrückung stattfinden.
Die Gemeinde ist heute das himmlische Volk Gottes, das den Auftrag des Zeugnisses auf Erden hat. Mit der Entrückung endet das.
Gott führt seit 1882 sein Volk zurück aus allen Kontinenten ins Land, um es nach der Entrückung durch die Nöte hindurch zu reinigen. Dann wird Israel wieder Ammi, mein Volk, werden.
So muss man Israel heute sehen: Es ist Gottes auserwähltes Volk, das er zurückführt, aber es ist noch nicht Ammi. Wir dürfen es nicht behandeln, als sei die Nation heute schon bekehrt.
Nur ein Drittel wird sich bekehren, zwei Drittel werden im Gericht der großen Drangsal umkommen.
Wir müssen diesen biblischen Blick haben: Israel ist Gottes auserwähltes Volk, aber noch nicht öffentlich anerkannt als Ammi, als Zeugnisträger.
Das ist weiterhin die Gemeinde, das himmlische Volk Gottes bis zur Entrückung. Danach wird Gott den Überrest Israels erwecken, der dann das Zeugnis „Ammi – ihr seid mein Volk“ oder „Benei El Chai – Söhne des lebendigen Gottes“ erhält.
Die Aufforderung zur Umkehr und die Erneuerung Israels
Wir fahren weiter in Hosea 2, Vers 4, wo Israel aufgerufen wird, über seine Vergangenheit nachzudenken, insbesondere darüber, wie es Ehebruch begangen hat. Nun wird eine Frau beschrieben, die jedoch nicht die Frau von Hosea ist, sondern das ehebrecherische Israel, symbolisiert durch Gomer.
Es heißt: „Rechtet mit eurer Mutter, rechtet, denn sie ist nicht meine Frau, und ich bin nicht ihr Mann, damit sie ihre Hurereien von ihrem Angesicht entferne und ihre Ehebrechereien zwischen ihrem Busen weg.“ Eure Mutter ist Israel. Israel wird hier als Mutter derer gesehen, die vom alten Israel abstammen, mit dem Gott den Bund, den Ehebund, geschlossen hat.
Ich lese weiter in Vers 5: „Damit ich sie nicht nackt ausziehe und sie hinstelle wie am Tag ihres Geborenwerdens, und ich sie mache wie die Wüste und ich sie zurichte wie ein Trockenland und sie sterben lasse vor Durst; und ihre Söhne werde ich mich nicht erbarmen, denn Söhne von Hurereien sind sie. Denn gehurt hat ihre Mutter, Schande getrieben hat ihre Gebärerin, denn sie sagte: Ich will gehen hinter meinen freien Heer.“
Im Hebräischen steht hier wörtlich, wie ich in der Fußnote erklärt habe: „hinter denen her, die Liebe mit mir machen“. Das ist die Pielform von „Ahav“, lieben. Dieses Wort wurde besonders seit den sechziger Jahren im schäbigen Sinn verwendet, etwa im Motto „Make love, not war“ während der Vietnamkriegszeit – „Macht Liebe, nicht Krieg“, als ob das das Gegenteil wäre. Doch dieser Ausdruck wird hier benutzt.
Es folgt: „Den Gebern meines Brotes und meines Wassers, meiner Wolle und meines Flachs, meines Öles und meines Getränks.“ Das Nordreich hat also Zuflucht bei ausländischen Nationen gesucht. Diese werden hier als die Buhler Israels beschrieben. Anstatt bei Gott Zuflucht zu suchen, hat Israel bei Götzendienern Schutz gesucht.
Darum heißt es weiter: „Siehe, wer sagt, ich verzäune deinen Weg mit Dornen und maure ihre Mauer, so dass sie ihre Pfade nicht finden kann. Sie wird ihren Freien nachjagen, wird sie aber nicht erreichen, und sie wird sie suchen, aber nicht finden. Da wird sie sagen: Ich will doch zu meinem ersten Mann zurückkehren, denn damals ging es mir besser als jetzt.“
Gott sagt, er will Israel züchtigen, damit sie merkt, dass all der Götzendienst und die Untreue ihr nichts gebracht haben. Sie soll erkennen, wie schön es damals war, als Israel noch eine echte Beziehung zu Gott hatte. Israel hatte jedoch nicht erkannt, dass Gott ihr Korn, Most und Öl gab und ihr Silber und Gold mehrte, die sie für den Baal vertan hat.
Wenn Israel sagen konnte, dass es Zeiten von Aufschwung und wirtschaftlichem Wohlstand gab – besonders in der Zeit von Jerobeam II., zu dessen Zeit Hosea prophezeite –, dann war das ein massiver Aufschwung. In 2. Könige ist zu lesen, dass Gott sich über Israel erbarmte und aus reiner Gnade einen Aufschwung schenkte.
Doch Israel nutzte diesen Luxus, um sich zu vergnügen. Der Prophet Amos geißelt dies in Kapitel 6. Man kann eine Parallele zu unserer Geschichte ziehen: Nach dem Zweiten Weltkrieg war man froh, wenn man Brot und Wasser hatte, vielleicht auch etwas Butter. Dann kam das Wirtschaftswunder – nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa und den Westen.
Europa wurde jedoch nicht christlicher oder gottesfürchtiger, sondern immer gottloser, trotz dieses nie dagewesenen Aufschwungs. Dieser Aufschwung war eine Gnade Gottes, wirtschaftlich, damit sie durch Güte zur Umkehr gebracht würden. Doch Zeitgenossen sagen oft: „Wieso soll ich mich bekehren? Mir geht es doch gut.“ Das ist jedoch nicht das Argument.
Es geht nicht darum, dass man sich bekehrt, um es besser zu haben. Natürlich darf man Gottes Hilfe im Leben erfahren, aber der Grund für die Umkehr ist, dass Gott uns dazu aufruft. So sollte man den Überfluss nach dem Zweiten Weltkrieg als Gabe Gottes sehen. Doch was wurde daraus gemacht? Wie damals vertut unsere Gesellschaft es im Götzendienst und in der Verwirklichung des eigenen Ichs.
Man sieht das bei langen Kolonnen vor dem Mediamarkt: Menschen um die dreißig oder vierzig, mit viel Geld, tollen Autos, unverheiratet, die das Leben genießen, um immer das nächste bessere Elektrogerät zu kaufen.
In Vers 10 heißt es erneut: „Sie hatte aber nicht erkannt, dass ich ihr gab den Korn, den Most und das Öl, und dass ich ihr mehrte Silber und Gold, dass sie für den Baal vertan haben.“ Hier gibt es ein Wortspiel: Das Wort „Baal“ bedeutet im Hebräischen „Herr“ und auch „Ehemann“. Es ist das normale Wort für Ehemann, auch heute noch im modernen Hebräisch als „Ba’li“ – „mein Mann“, „mein Ehemann“. Gleichzeitig sagt jede jüdische Frau damit „Er ist mein Herr“. Das Haupt wird also anerkannt.
Israel wird hier als Frau Gottes gesehen, die ihrem Mann untreu wurde und sich dem Baal zuwandte. „Baal“ heißt nicht nur „Herr“, sondern auch „Ehemann“ – allerdings der falsche. Vers 11 lautet: „Darum werde ich wieder zurücknehmen mein Korn zu seiner Zeit und meinen Most zu seiner Frist und entreißen meine Wolle und meinen Flachs, die ihre Blöße bedecken sollten.“
Das wird auch in Europa geschehen. Wenn man die ersten Siegelgerichte in Offenbarung 6 betrachtet, wird es schwere wirtschaftliche Rückschläge für den Westen geben. Das wird schließlich zur Diktatur der Endzeit führen. Gott wird diesen Luxus wieder wegnehmen, weil er ja nicht zur Buße geführt hat.
Ich lese weiter in Vers 12: „Und nun werde ich enthüllen ihre Scham vor den Augen ihrer Freier, und niemand wird sie retten aus meiner Hand. Ich setze ein Ende all ihrer Freude, ihrem Fest, ihrem Neumond, ihrem Sabbat und all ihren bestimmten Feierzeiten. Ich werde verwüsten ihren Weinstock und ihren Feigenbaum, von denen sie sagte: ‚Mein Lohn sind diese mir, den mir meine Freier gegeben haben.‘ Aber ich werde diese zu einem Walde machen, und die Tiere des Feldes sollen sie abfressen.“
Die Natur soll völlig verwildern. „Ich werde an ihr die Tage der Baale heimsuchen, an denen sie ihnen geräuchert hat und dabei ihren Nasenring und ihren Schmuck angelegt hat, nachgegangen ist hinter ihren Freiern her, mich aber hatte sie vergessen“, so der Spruch des Herrn.
Gott wird diesen Götzendienst an Israel bestrafen, für das Nord- und Südreich. Hier haben wir „Baale“ im Plural, während es in Vers 10 noch im Singular steht. Das erklärt sich so: Im Alten Testament werden an verschiedenen Stellen die „Ba'alim“ oder „Ba'ale“ erwähnt.
Ich habe in der Fußnote 19 geschrieben, dass der Plural „Ba'ale“ beziehungsweise „Ba'alim“ sich regional erklärt. Verschiedene Götter wurden unter dem Namen Baal verehrt, zum Beispiel Baal Peor oder der Baal von einem bestimmten Ort.
Ich habe zudem geschrieben: Man kann das vergleichen mit den verschiedenen Madonnen des Marienkultes, die von Ort zu Ort verschieden sind. Es gibt die Madonna von dort, die Madonna von da. Im Prinzip ist es dieselbe Göttin, die verehrt wird, aber regional verschieden. Regional sind es auch verschiedene Dämonen, die sich hinter diesen Bildern verbergen.
In Vers 16 heißt es: „Darum siehe, ich werde sie locken und sie in die Wüste führen, und ich werde zu ihrem Herzen reden, und ich will ihr von dort aus ihre Weinberge geben und die Talebene Achor zu einer Tür der Hoffnung, dass sie dort singen soll wie in Tagen ihrer Jugend.“
Ja, wie am Tag ihres Hinaufziehens aus dem Land Ägypten. „Und es wird geschehen an jenem Tag“, Spruch des Herrn, „da wirst du mich nennen: Mein Mann, und nicht mehr wirst du mich nennen: Mein Baal.“
Gott sagt, es wird eine Zeit kommen, da wird er Israel zu sich ziehen und die Beziehung erneuern. Dann wird Israel wieder so sein wie damals in der Jugend, als sie aus Ägypten hinausgezogen waren. Die ganze Nation hat beim Durchzug durchs Rote Meer gesungen (2. Mose 15). Sie sollen singen wie in den Tagen ihrer Jugend, als sie Gott wirklich erlebt und den Bund, den Ehebund am Sinai, geschlossen hatten.
Gott sagt, in der Endzeit wird es eine Erneuerung geben. Dann wirst du mich „mein Mann“ nennen. Hier steht im Hebräischen „ischi“, ein anderer Ausdruck für Mann. „Isch“ heißt Mann, „ischi“ mein Mann. Es gibt also zwei Ausdrücke: „ischi“ und „ba'ali“. Gott sagt, du wirst nicht mehr sagen „ba'ali, mein Mann“, weil dieses Wort immer an den Baalskult erinnert und daran, wie sie den Baalskult mit dem Kult des wahren Gottes vermischt hatten. Der wahre Gott wurde quasi mit Baal bezeichnet. Das ist die totale Religionsvermischung, ähnlich wie beim Auszug aus Ägypten mit dem goldenen Kalb.
Die Israeliten sagen in 2. Mose 33, dass es Yahweh ist, der sie aus Ägypten herausgeführt hat. Dabei wurde der Abis-Stierkult mit der Anbetung des wahren Gottes abscheulich vermischt.
Das ist der tiefe Grund hier: „Du wirst mich nennen ‚ischi‘, mein Mann, und nicht mehr wirst du mich nennen ‚mein Baal‘. Ich werde die Namen der Baale aus ihrem Mund hinwegtun, und man wird ihres Namens nicht mehr gedenken. Ich werde für sie einen Bund schließen an jenem Tag mit den Tieren des Feldes und mit den Vögeln des Himmels und mit den wimmelnden Tieren des Erdbodens. Den Krieg und das Schwert und den Bogen und den Krieg werde ich zerbrechen und vertilgen aus dem Land, und ich werde sie in Sicherheit wohnen lassen.“
Das bezieht sich auf das tausendjährige Friedensreich, wenn der Herr Jesus für Israel, den Überrest, der überlebt, kommen wird. Dann sagen wir „Elohai“ – mein Gott – und Gott wird ihnen sagen „Ami“. Israel wird endlich in Sicherheit wohnen, was heute unmöglich ist.
Jede Politik, die heute sagt, „wir machen Politik für Friede und Sicherheit“, bringt keine Sicherheit für Israel. Wie es in 1. Thessalonicher 5 heißt: „Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit, dann wird plötzliches Verderben über sie kommen.“
Das ist sehr ernst, wenn heute so viel über Friede und Sicherheit gesprochen wird. Es ist die Ruhe vor dem großen Sturm. Aber wenn der Herr Jesus zurückkehrt und Israel wieder als „Ami“, mein Volk, anerkennt, dann wird der Krieg aufhören, und Gott wird sie in Sicherheit wohnen lassen.
Vers 21: „Und ich will dich mir verloben auf ewig, und ich will dich mir verloben in Gerechtigkeit und Recht und in Güte und in Erbarmen, und ich will dich mir verloben in Treue, und du wirst den Herrn erkennen.“
Gott nimmt Israel wieder neu an als seine Frau. Hier haben wir eine schöne alttestamentliche Erklärung des Hohen Liedes, in dem es um Salomo und Sulamit geht. Prophetisch stellt dieses Liebeslied die zukünftige neue Beziehung zwischen Gott und Israel, dem gläubigen Israel, dem Überrest, dar.
So wunderbar wird hier die Verlobung beschrieben: verlobt auf ewig, in Gerechtigkeit und Recht, in Güte und in Erbarmen. Bei „Güte“ habe ich in der Fußnote erklärt, dass das Wort „Chesed“ bedeutet – Güte im Sinne von Bundestreue. Man hält sich an die Abmachungen, ist loyal und treu.
Gerade das war das Hauptproblem Israels: Sie sind dem Bund nicht treu geblieben, haben Ehebruch begangen. Gott sagt: „Ich will dich mir verloben in Chesed“, also in Treue und Bundestreue, und in Erbarmen. „Ich will dich mir verloben in Treue, und du wirst den Herrn erkennen.“
Vers 23: „Und es wird geschehen an jenem Tag: Ich werde antworten“, so der Spruch des Herrn. Ich habe bei „antworten“ in der Fußnote geschrieben, dass man es auch mit „ich werde erhören“ übersetzen kann. So kommt es fünfmal in den Versen 23 bis 24 vor.
Gott erhört Gebet: „Ich werde antworten dem Himmel, und er wird antworten der Erde, und die Erde wird antworten dem Korn und dem Most und dem Öl, und sie werden Israel antworten, und ich werde sie mir im Land ansäen.“
Das Volk wird also wieder neu im verheißenen Land gesät, das ihm gehören soll. „Und ich werde mich über Lo-Ruchama erwärmen.“ Wir sehen, es ist also auch für die zehn Stämme nicht endgültig. Lo-Ruchama soll Gnade bekommen und wird zu Lo-Ami sagen: „Du bist Ami, du bist mein Volk.“ Und es wird sagen: „Mein Gott, Elohai.“
Kapitel 3: Die prophetische Bedeutung von Hoseas Ehe
Jetzt kommen wir zu Kapitel drei. Dieses Kapitel ist ein Prosakapitel und hat einen ganz besonderen Platz im Buch Hosea. Wenn wir uns auf Seite zwei den Aufbau des Buches anschauen, sehen wir, dass das Buch Hosea aus zwei Hauptteilen besteht.
Römisch I umfasst die prophetische Botschaft durch Hoseas Ehe und Familie. Das geht vom Titel I, Vers I, über alle Verse von Kapitel 1, Vers 2 bis einschließlich Kapitel 3. Hier geht es also um Hosea, Gomer und ihre Kinder. Diese Familie gibt die Botschaft für die Geschichte Israels, die Prophetie Israels.
Dann folgt Römisch II, das ich überschreibe mit „Gottes unbegreifliche Liebe führt aus dem Sumpf der Sünde hin zum herrlichsten Segen“. Kapitel 4, Vers 14 beschreibt das. Diesen großen Teil können wir wiederum unterteilen: Erstens Israels moralischer Niedergang und seine Wiederherstellung durch Buße und Umkehr (Kapitel 4, Vers 1 bis 6, Vers 3). Zweitens: Israel muss gerichtet werden. „Nur Gottes Gnade kann eine Wiederherstellung möglich machen.“ Das ist Kapitel 6, Vers 4 bis 11, Vers 11. Und schließlich drittens: Trotz der völlig verdorbenen Natur Israels kann Gott völlige Heilung bewirken (Kapitel 12, Vers 1 bis einschließlich 14).
Nun wird uns deutlich, dass wir uns jetzt etwas genauer den Teil Römisch I, die erste Hälfte von Hosea, anschauen. Darum wollen wir auch Kapitel 3 etwas gründlicher betrachten.
Der Herr sprach zu mir: „Geh nochmals hin, liebe eine Frau, die von ihrem Freund geliebt, aber Ehebruch treibend ist, gleich wie der Herr die Söhne Israels liebt, obwohl sie sich zu anderen Göttern hinwenden und Traubenkuchen lieben.“
Was heißt das? Hosea hatte Gomer geheiratet, aber das war von Anfang an ein Risiko. Durch eine Heirat ändert sich nicht plötzlich der Lebensstil. Sie bekamen Kinder, die alle prophetische Bedeutung haben. Doch diese Frau ging wieder anderen Männern nach. Für Hosea war das eine schreckliche Erfahrung und ein Leiden in dieser zerstörten Ehebeziehung. Dieses Leiden sollte Israel zeigen, wie Gott unter der zerstörten Ehebeziehung mit Israel leidet.
Nun sagt Gott: Hol sie wieder, die Gomer! „Geh nochmals hin, liebe eine Frau, die von ihrem Freund geliebt, aber Ehebruch treibend ist.“ Wir sehen, die Ehe war immer noch vor Gott gültig, obwohl Ehebruch vorlag. Sie war weiterhin ehebruchtreibend. Niemand kann also sagen: „Wenn jemand verheiratet ist und Ehebruch begeht, dann ist die Ehe damit aufgelöst.“ Nein, die Ehe besteht weiter. Der Bund ist im Grundsatz verletzt, aber die Ehe besteht noch.
Gomer hatte wieder einen Freund und trieb fortdauernd Ehebruch, aber die Ehe war noch da. Dann wird erklärt: Gleich wie der Herr Israel liebt, die Söhne Israels, obwohl sie sich zu anderen Göttern hinwenden und Traubenkuchen lieben.
Ich habe in der Fußnote erklärt, dass diese Kuchen als Opfergaben im abgöttischen Kultus verwendet wurden. Es war gewissermaßen ein Speisopfer für die kanaanitischen Götter.
In Kapitel 3, Vers 2 heißt es: „Da erwarb ich sie mir um fünfzehn Silberschäkel und um einen Homer Gerste und ein Maß Gerste.“ Gomer hat sich gewissermaßen als Sklavin verkauft, und Hosea ging hin und kaufte sie aus der Sklaverei zurück.
In Kapitel 3, Vers 3 spricht Hosea zu ihr: „Viele Tage sollst du mir so bleiben, du sollst keine Hurerei begehen und du sollst keines Mannes sein, und auch ich werde so sein gegen dich.“
Hosea hat also seine Frau zurückgeholt und gekauft. Jetzt hat er ein doppeltes Anrecht auf sie, weil er ja sowieso mit ihr verheiratet war und sie nun auch als Sklavin aus der Sklaverei gekauft hatte. Dann sagte er: „Jetzt machen wir eine lange Zeit, in der wir keine geschlechtliche Beziehung haben. Aber du sollst nie mehr zu einem anderen Mann gehen.“ Du bist wieder da, aber es besteht ein Abstand zwischen uns. Das ist wieder sehr schockierend.
Warum das? Das sollte ein prophetisches, schockierendes Bild für Israel sein. Das ist doch eigentlich unnatürlich und widerspricht der Ehebeziehung vollständig. Denn Mose erklärt ja nach der Erschaffung von Adam und Eva am Schluss von Genesis 2: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein.“ Das ist ganz normal für die Ehebeziehung.
Aber Hosea sagt: Wir haben Abstand, keine Beziehung für viele Tage. Vers 4 erklärt: „Denn viele Tage werden die Söhne Israels ohne König und ohne Fürsten bleiben und ohne Schlachtopfer und ohne Bildsäule und ohne Ephod und Hausgötzen. Danach werden die Söhne Israels umkehren oder zurückkehren – man kann es auch so übersetzen – und den Herrn, ihren Gott, suchen und David, ihren König. Sie werden zitternd zum Herrn sich hinwenden und zu seiner Güte am Ende der Tage.“
Also Israel wird gekauft, dann folgt eine lange Zeit, in der Israel keinen Götzendienst betreibt, aber trotzdem ohne Beziehung zu Gott und zu seinem Messias lebt. Erst nach dieser langen Periode, am Ende der Tage, in der Endzeit, soll eine Wende kommen. Die Söhne Israels werden zurückkehren, umkehren oder zurückkehren ins Land. Dann werden sie den Herrn, ihren Gott, suchen und David, ihren König – das ist der Messias.
Nun, wie war das? Der Herr Jesus ist vor zweitausend Jahren gekommen. Er ist als das Lamm Gottes ans Kreuz gegangen, hat für unsere Schuld bezahlt und auch für Israels Schuld. Man kann sagen, durch das Werk am Kreuz hat der Messias Israel gekauft. Aber was ist dann gefolgt? Die große Masse hat ihn gar nicht als Messias angenommen. So wurden sie ab dem Jahr 70 in einem jahrhundertelangen Prozess auf alle fünf Kontinente zerstreut.
Darum waren die vergangenen zweitausend Jahre geprägt vom heimatlosen Juden, der von Ghetto zu Ghetto wanderte, gehasst, geächtet und verfolgt. Das entspricht den „vielen Tagen“, denn viele Tage werden die Söhne Israels ohne König und ohne Fürsten bleiben. Also ohne Staat. Jetzt haben sie wieder Fürsten, seit 1948. Das Wort „Sar“ (hebräisch für Fürst) ist heute das Wort für Minister in der Regierung. Sie haben wieder „Sarim“. Aber das war viele Tage lang nicht so.
Die vergangenen 2000 Jahre waren durch Israels Staatenlosigkeit gekennzeichnet. Weiterhin ohne Schlachtopfer. Im Jahr 70 wurde der Tempel in Jerusalem zerstört. Weil das Gesetz Mose, die Tora, sagte, dass nur an dem auserwählten Ort geopfert werden darf (5. Mose 12,13-14), konnten die Juden ab dem Jahr 70 nicht mehr opfern. Sie hatten den Tempelplatz nicht mehr in ihrer Hand. Die Römer herrschten dort, später die Muslime bis heute. Darum können Juden auch heute noch nicht opfern, weil der Islam mit den Moscheen im Weg steht.
Also viele Tage ohne Schlachtopfer bis heute, vom Jahr 70 an. Obwohl man nach dem Gesetz täglich opfern sollte, hat der ganze Opferdienst aufgehört. Im Judentum wird seit alter Zeit dreimal täglich gebetet um die Wiederherstellung des Tempels. Doch dies ist nie in Erfüllung gegangen, weil sie den Tempelplatz nicht mehr hatten. An einem anderen Ort darf man nicht opfern.
Weiterhin ohne Bildsäule und ohne Ephod und Hausgötzen.
Zur Erklärung: Bildsäule (Fußnote 33) ist ein für Götzendienst verwendeter Gedenkstein. Viele solcher Gedenksteine aus der götzendienerischen Zeit Israels wurden gefunden. Einige Originale kann man im Israel Museum in Jerusalem sehen. Hausgötzen (Fußnote 35) sind hebräisch Therafim, Götzenbilder zur Ahnenverehrung.
Obwohl Israel als Nation den Messias im ersten Jahrhundert nicht erkannt hat, blieb die Nation dennoch dem Götzendienst fern. Die vergangenen zweitausend Jahre waren nicht dadurch gekennzeichnet, dass Israel Götzenbildern diente, was früher häufig war – seit dem Auszug aus Ägypten, als das goldene Kalb entstand. Dann kamen sie ins Land und begannen sofort, kanaanitische Götter zu übernehmen. Danach kam die Sache mit Salomo, der in Götzendienst verfiel, dann das Nordreich, das völlig in den Kälberkult verfiel, dann in den Baalskult, auch das Südreich. Das zog sich durch die Geschichte Israels hindurch.
Aber die vergangenen zweitausend Jahre waren durch Orthodoxie ohne Messias gekennzeichnet. Durch messiaslose Orthodoxie, Rechtgläubigkeit. Die Bibel wurde als verbindlich angesehen, aber die Augen für den Messias waren für die Mehrheit verschlossen.
Also ist diese Beziehung kein Götzendienst, keine Hurerei mit Götzen, und trotzdem keine wirkliche Beziehung mit Gott. Ich habe vor kurzem gelesen, wie ein Rabbi sehr offen schrieb: „Was uns fehlt im Judentum, ist eine lebendige Beziehung zu Gott.“ Das ist ein wichtiges Wort.
Viele Tage, und auch ohne Ephod. Ephod (Fußnote 34) ist ein priesterliches Schulterkleid des Hohenpriesters (2. Mose 28,4). Mit dem Untergang des Tempels im Jahr 70 endete das Hohepriesteramt, und so gab es kein Ephod mehr. Erst in jüngster Vergangenheit hat das Tempelinstitut, das Mechon Hamikdash in Jerusalem, die hohen priesterlichen Kleider mit dem Ephod und den zwölf Edelsteinen wiederhergestellt. Einer dieser Edelsteine kostete eine Million Dollar, die Kleider ohne die Edelsteine 450 Dollar. Ich habe es gesehen – sie haben es wieder.
Der Text sagt nicht „für immer kein Ephod“, sondern „viele Tage“. Das war schon ziemlich viel bis jetzt, vom Jahr 70 an. Und wir sehen: Ohne König, ohne Fürsten – das war auch lange ohne Fürsten bis 1948. Ohne Bildsäule und ohne Hausgötzen.
Wichtig: Die Bibel sagt hier „Jamim Rabbim“, viele Tage, nicht ewig. Wenn die Bibel von ewiger Pein spricht, meint sie wirklich ewige Pein. Aber wenn sie von vielen Tagen spricht, meint sie wirklich viele Tage.
Mit anderen Worten: Es soll wieder ein Staat entstehen, es soll wieder Schlachtopfer geben, ein dritter Tempel muss gebaut werden. Darauf wird ja hingearbeitet. Nicht nur mit den hohen priesterlichen Kleidern. Ich habe auch den goldenen Räuchertaltaar gesehen, den goldenen Schaubrotisch, die goldene Menorah. Priester werden ausgebildet, der dritte Tempel wird vorbereitet. Das soll kommen, die Schlachtopfer auch.
Und auch Götzenbilder werden wiederkommen. Der Antichrist, der größte falsche Messias, der nach der Entrückung in Israel auftreten wird und die Masse durch seine esoterischen Wunder verführen wird, so dass er Feuer vom Himmel herunterkommen lässt. Er wird ein Götzenbild herstellen und die Menschen dazu bringen, das Götzenbild anzubeten. Israel wird in der Endzeit in den Götzendienst zurückfallen, die Gottlosen. Aber der Überrest wird dem widerstehen.
Der Herr Jesus sagt in Matthäus 24, Vers 15: „Wenn ihr den Gräuel der Verwüstung, also das gräuliche Götzenbild, stehen seht an heiligem Ort, dem Tempelplatz, dann sollen die, die in Judäa sind, auf die Berge fliehen. Denn es wird eine große Drangsal sein, wie sie nicht gewesen ist seit Anfang der Welt.“
Alle diese Dinge sind für viele Tage. Aber das vergangene Judentum war gekennzeichnet durch keine Götzenbilder. Und das Judentum hat in der Vergangenheit eine große Abscheu vor Götzenbildern entwickelt, während die Christenheit die Götzenbilder eins nach dem anderen in die Kirchen geholt hat.
Man muss sich darüber im Klaren sein: Das ist ein wichtiger Grund, warum Juden im Allgemeinen so schockiert und abgestoßen vom Christentum sind, denn das ist ja auch ein abgefallenes Christentum. Die Christenheit hat dasselbe gemacht wie Israel, aber das hat das orthodoxe Judentum so abgestoßen. Oft wurde ihnen das Bild gebracht: „Christenheit? Was sehen Sie in Jerusalem? Die Grabeskirche ist voll Götzenbilder.“ Das ist so widerlich und abstoßend, dass viele Juden sagen: „Nie Christ werden, denn das wäre ja Götzendienst.“ Das ist so schrecklich. Wir müssen erklären: Das hat nichts mit Christentum zu tun. Es widert uns genauso an wie euch. Es geht uns wirklich um die Heilige Schrift allein, um den Gott der Bibel, um den Messias des Alten Testaments und den Messias des Neuen Testaments.
Kapitel 3, Vers 5 sagt: „Danach werden die Söhne Israels umkehren und den Herrn, ihren Gott, suchen und David, ihren König.“
In dem berühmten rabbinischen Kommentar zum Alten Testament, Mezudat David, steht zur Betrachtung des Buches Hosea, zu diesem Vers: „Das ist der König Messias. David, ihr König, das ist der Messias.“
Gut, nehmen wir das ernst, diesen Kommentar aus dem Mittelalter. Wenn hier steht, dass Israel in der Endzeit zum Herrn und zum Messias umkehren wird, dann heißt das, dass sie in der Zeit vor der Endzeit ein Problem mit dem Messias hatten, oder? Die Endzeit ist immer die Zeit, in der Israel zurückkehrt ins Land der Väter (Ezechiel 38, Vers 8 zum Beispiel).
Gut, dann heißt das also, die vergangenen zweitausend Jahre waren genau das Verhältnis von Hosea und Gomer. Sie war gekauft, aber sie waren doch nicht wirklich zusammen für lange Zeit. Und dann soll die Wende kommen. In der Endzeit soll die Wende kommen.
So hat schließlich Hosea seine geliebte Frau wieder richtig in die Arme genommen. Aber seine ganze Ehe sollte ein prophetisches, aufrüttelndes und aufwühlendes Bild sein.
Damit haben wir den ersten Teil von Hosea so detailliert betrachtet. Jetzt wollen wir noch einige Rosinen herausnehmen, oder besser gesagt Perlen.
In Kapiteln vier bis sechs wird Israels moralischer Niedergang beschrieben und dann die Wiederherstellung. Ein wichtiger Kernvers ist Kapitel 4, Vers 6: „Zugrunde geht mein Volk, weil keine Erkenntnis da ist, denn du hast die Erkenntnis verworfen; darum werde ich dich verwerfen, mir Priester zu sein. Du hast das Gesetz deines Gottes vergessen, darum werde ich auch deine Söhne vergessen.“
Also das Grundproblem von Israels Abfall war das Fehlen von Erkenntnis. Das ist auch heute ein ganz aktuelles Wort, denn wir sehen, wie unter dem Volk Gottes im Allgemeinen die Erkenntnis Gottes und seines Wortes immer mehr verloren geht.
Es ist schrecklich: Man hat eine Untersuchung gemacht in Nordamerika, die wohl genau so für Europa gilt. Man hat festgestellt, dass Studenten aus weltlichen Familien in den 1950er Jahren etwa so viel mehr Bibelkenntnis aufwiesen wie junge Leute heute in evangelikalen Gemeinden. Das ist ein Schock.
Natürlich sagt man dann: „Ja gut, Erkenntnis bläht auf, Liebe aber erbaut“ (1. Korinther 8). Aber gerade dort sagt der Apostel Paulus: Wenn man stolz wird bei der Erkenntnis, dann hat man gerade nicht richtig erkannt, wie man erkennen soll. Das ist nicht die biblische wahre Erkenntnis.
Wahre Erkenntnis führt zu Demut und Gottesfurcht. Und Gott sagt im Blick auf diese wahre Erkenntnis: „Zugrunde geht mein Volk, weil keine Erkenntnis da ist, denn du hast die Erkenntnis verworfen.“
Also liegt ein Grundproblem darin, dass ohne biblisch gesunde Lehre und Erkenntnis man nicht mehr gegen alle Arten von Verführung und Verfall gefeit ist.
Noch ein Vers herausgegriffen in diesem Zusammenhang: Kapitel 4, Vers 12: „Mein Volk befragt sein Holz, und sein Stab tut es ihm kund; denn der Geist der Hurerei hat es irregeleitet, und sie hurten unter ihrem Gott hinweg.“
Hier wird eine Art Wahrsagerei erwähnt, mit dem Holz und dem Stab. Eine direkte Parallele zum Wünschelrutengehen. Ich sage das, weil die Frage immer wieder aufkommt: Wie ist das mit Wünschelrutengehen? Ist das etwas Schlechtes? Hosea 4, Vers 12 hat die Wünschelrute – ein Holz, das Wahrsagerei Auskunft gibt.
Es wird gleich erklärt: „Denn der Geist der Hurerei hat es irregeleitet.“ Wer sich also auf okkulte Dinge einlässt, wird dadurch im Denken verdunkelt und irregeleitet.
Dann sehen wir den Baalskult so schrecklich beschrieben in Vers 14 und Vers 13 am Schluss: „Darum huren eure Töchter und eure Schwiegertöchter brechen die Ehe. Ich werde es an euren Töchtern nicht heimsuchen, dass sie huren, und an euren Schwiegertöchtern, dass sie die Ehe brechen; denn sie selbst gehen mit Huren abseits, und mit Tempeldirnen opfern sie, und das Volk versteht nichts, kommt zu Fall.“
Schrecklich, wie es hier beschrieben wird. Dann gehen wir weiter zu Kapitel 5.
Dort zeigt Gott, wie er ein solches Israel bestrafen und richten muss. Lesen wir Kapitel 5, Vers 14: „Gott sagt, ich werde weggehen, zurückkehren an meinen Ort, bis sie ihre Schuld gebüßt haben und mein Angesicht suchen. In ihrer Drangsal werden sie mich ernstlich suchen.“
Gott sagt: „Ich bin da, aber ich gehe wieder zurück zu meinem Ort, und das bis Israel eine Umkehr erlebt.“ Jesus war hier, aber die Masse hat ihn nicht erkannt. Er trat in Israel auf und kurz vor der Kreuzigung sagte er in Matthäus 23, Vers 37: „Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die, die zu dir gesandt sind. Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Kücken unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt. Siehe, euer Haus, euer Tempelhaus wird euch wüst gelassen (im Jahr 70 nach Christus). Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: ‚Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn.‘“
Das ist der Messiasgruß aus Psalm 118, Vers 26: Baruch haba b'schem Adonai – „Gepriesen oder willkommen sei der, der da kommt im Namen des Herrn.“ Jesus sagt: „Gut, jetzt gehe ich weg an meinen Ort und komme erst dann zurück, wenn Israel mich eifrig suchen wird in der Drangsal.“
So muss Israel in Zukunft durch diese schwerste Not nach der Entrückung gehen, und dann wird der Herr Jesus wiederkommen. „In ihrer Drangsal werden sie mich ernstlich suchen.“
Nun kommt Kapitel 6, Vers 1. Dort hört man die Stimme des Überrestes nach der Entrückung: „Kommt, wir wollen umkehren zum Herrn, denn er hat zerrissen, aber er wird uns heilen; er hat zerschlagen, aber er wird uns verbinden. Er wird uns lebendig machen nach zwei Tagen, am dritten Tag uns auferwecken; so werden wir leben vor seinem Angesicht. So lasst uns erkennen, lasst uns jagen nach der Erkenntnis des Herrn! Wie die Morgenröte ist sicher sein Hervortreten, und er wird kommen wie der Regenguss für uns, wie der Spätregen, der das Land befeuchtet.“
Ein wunderbarer Bußaufruf. Dann wird erklärt: Gott hat uns gerichtet, aber er wird Heilung bringen. Diese Neuauferstehung Israels geschieht am dritten Tag.
Es sind zwei parallele Verszeilen in der Poesie: „Er wird uns lebendig machen nach zwei Tagen.“ Wann ist das? Am dritten Tag. Das bedeutet dasselbe wie „Am dritten Tag wird er uns auferwecken.“
Der Herr Jesus Christus, der Messias, ist gestorben, auch für Israel, im Blick auf die Wiederherstellung Israels. Er hat den Preis bezahlt (Hosea 3). Er ist am dritten Tag auferstanden. Seine siegreiche Auferstehung ist die Basis, dass Israel in der Zukunft aus den Toten auferstehen kann, wie eindrücklich in Ezechiel 37 beschrieben.
Israel wird in der Endzeit auferstehen. Die Totengebeine rücken zusammen, Haut, Sehnen und Fleisch kommen darüber. Äußerlich ist alles da, aber kein Leben. Dann kommt nach der Entrückung der Geist des Lebens in sie hinein, und sie stehen auf und leben.
Israels zukünftige Wiederherstellung gleicht einer Auferstehung. Israel wird sagen können: „Wir sind mit Christus gestorben und mit Christus auferstanden.“ So ist der dritte Tag nach zwei Tagen: Karfreitag, Schabbat, Yom Rishon, der erste Tag der Woche – der Auferstehungstag.
Das ist die Basis nicht nur für uns heute. Wir können mit Paulus sagen (Galater 2, Vers 20): „Ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir, der am dritten Tag auferstanden ist.“
Und Israel wird sagen: „Er wird uns lebendig machen nach zwei Tagen, am dritten Tag uns auferwecken, so werden wir leben vor seinem Angesicht in Gemeinschaft mit Gott. Jetzt wollen wir Erkenntnis suchen, aber wahre Erkenntnis. So lasst uns erkennen, lasst uns jagen nach der Erkenntnis des Herrn!“
Dann sehen wir: Jetzt kommt er, die Sonne der Gerechtigkeit, wie Maleachi den Messias im letzten Kapitel nennt. „Wie die Morgenröte ist sicher sein Hervortreten, und er wird kommen wie der Regenguss für uns, wie der Spätregen, der das Land befeuchtet.“ So wird der Herr Jesus wiederkommen als Segen für Israel.
Das ist nun der erste Unterteil von Römisch II. Dann kommt zweitens: Israel muss gerichtet werden. „Nur Gottes Gnade kann eine Wiederherstellung möglich machen“ (Kapitel 6, Vers 4 bis 11, Vers 11).
Darum beschreibt Hosea wieder in sehr unruhiger Weise den Abfall Israels, die Untreue. Das Unruhige im Text ist der Ausdruck von Hoseas Unruhe, die er wegen seiner untreuen Frau erlebte.
Schließlich wird uns in Kapitel 11 gezeigt, wie Gott Israel als sein Kind sieht: „Als Israel ein Junge war, da liebte ich ihn, und aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“
Hier wird gezeigt, dass Israel nicht nur die Frau Gottes war, sondern auch der erstgeborene Sohn Gottes. Dieser Vers wird im Neuen Testament in Matthäus 2 auf den Messias bezogen, der aus Israel gekommen ist.
Israel hat versagt, aber der Herr Jesus hat den Platz eingenommen, den Israel hätte einnehmen müssen. Darum wird von ihm gesagt: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“ Die Eltern flohen nach Ägypten und kamen dann wieder zurück ins Land. Der Vers hat eine Doppelbedeutung für Israel und für den Herrn Jesus.
Es wird schön beschrieben, wie Gott Israel liebt, wie ein Vater seinen Sohn liebt. Schauen wir Vers 3: „Und ich, ich lehrte Ephraim gehen.“ Ephraim war der führende Stamm unter den zehn Stämmen, und darum wird oft Ephraim für die zehn Stämme benutzt. Jerobeam I. nach der Reichsteilung kam aus dem Stamm Ephraim.
Ist das nicht schön, wie ein Vater sein kleines Baby gehen lehrt? So hat sich Gott um Israel gekümmert: „Ich lehrte Ephraim gehen, ich nahm sie auf seine Arme, aber sie erkannten nicht, dass ich sie heilte. Mit Menschenbanden zog ich sie, mit Stricken der Liebe, und wurde ihnen wie ein Emporheber des Joches auf ihren Kinnbacken, und sanft gab ich ihnen zu essen.“
Ein anderes Bild: Da wird Ephraim wie ein Ochse gesehen, der ziehen muss, aber das Joch schmerzt ihn. Dann kommt der Bauer und hebt ein bisschen das Joch, um es zu einem leichten Joch zu machen. Das erinnert an Matthäus 11, wo der Herr Jesus sagt: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“
Ja, Jesus hilft, das Joch zu tragen, und so wird das Joch sanft und leicht.
Sehr schön beschrieben in Vers 8: „Wie sollte ich dich dahingeben, Ephraim? Wie sollte ich dich preisgeben, Israel? Wie sollte ich dich dahingeben?“
Schließlich: „Mein Herz hat sich in mir umgewendet, allzumal sind erregt meine Mitgefühle. Nicht will ich ausführen die Glut meines Zornes, nicht will ich wiederum Ephraim verderben; denn ich bin Gott und nicht ein Mensch.“
Sehr ergreifend ist diese Liebe, dieses innige Mitgefühl, das Gott für eine abgefallene Nation hat.
Dann kommt der letzte Teil, Kapitel 12, Vers 1-14. Da erinnert Gott Israel an ihren Stammvater Jakob, der ein hinterlistiger Mensch war. Das war wirklich ein sehr hinterlistiger Mensch, sein Name Jakob sagt es ja schon.
Schauen wir Vers 3: „Einen Rechtsstreit hat der Herr mit Juda; er muss Jakob heimsuchen nach seinen Wegen, nach seinen Taten wird er ihm vergelten. Im Mutterleib hielt er die Verse seines Bruders.“
Auf Hebräisch heißt „halten“ gleichzeitig auch „überlisten“. Er hat also die Verse des Zwillingsbruders im Mutterleib noch gehalten. In seiner Manneskraft kämpfte er mit Gott, ja, er kämpfte mit dem Engel und hatte Sieg. Er weinte und flehte ihn an. Zu Bethel traf er ihn an, und dort redete er mit uns.
Dann wird erklärt, dass der Charakter Israels der natürliche Charakter Jakobs ist. Vers 8: „Ein Händler ist er, in seiner Rechten ist eine Waage des Betrugs; zu übervorteilen liebt er.“ Der betrügerische Händler – das hat auch Bedeutung in der Vergangenheit. Das ist die Natur Jakobs.
Da fragt man sich: Wie kann ein verdorbener Mensch neu werden? Das wird uns in den weiteren Kapiteln gezeigt, wie Gott ein durch und durch verdorbenes Volk völlig erneuert – durch Wiedergeburt, Neugeburt, durch Bekehrung.
So endet dieses Wort mit einer wunderbaren Wiederherstellung Israels und einer Erneuerung des Charakters dieses Volkes durch Wiedergeburt.
Ich möchte schließen mit Kapitel 14, Vers 9 und 10: „Ephraim wird sagen: Was soll ich weiterhin mit Götzen zu schaffen haben? Ich habe ihn erhört und habe auf ihn geblickt. Ich bin wie eine grünende Zypresse, aus mir heraus ist Frucht gefunden worden.“
Merken wir, die Sprecher wechseln. Israel sagt: „Ich bin wie eine grünende Zypresse.“ Und dann sagt Gott: „Dass du Frucht bringen kannst, das ist aus mir heraus, so wie in Johannes 15, wo der Herr Jesus sagt in Verbindung mit dem Weinstock: ‚Ohne mich könnt ihr nichts tun.‘ Nur aus ihm heraus kann der Mensch Frucht bringen für Gott.“
So schließt das Buch: „Wer ist weise, dass er diese Dinge verstehe, einsichtig, dass er sie erkennen könnte? Ja, gerade sind die Wege des Herrn, und die Gerechten wandeln auf ihnen, aber die Untreu gewordenen werden straucheln auf ihnen.“
Also das erste Buch der zwölf kleinen Propheten gibt eine wunderbare Übersicht über Gottes Wege mit ganz Israel. Es gilt, diese Wege, diese geraden Wege des Herrn zu erkennen und diese Weisheit von Gott sich schenken zu lassen.
Wir wollen noch beten zum Schluss.
Die Wiederkehr Israels und die Hoffnung auf Heilung
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