Überblick über die Zeichen der Endzeit und das erste Zeitfenster
Wir haben gesehen, dass sich die Revolutionen ganz eindrücklich als das zweite der fünf ersten Zeichen erfüllt haben. Wenn wir dabei weiterhin dieses erste Zeitfenster von 40 Jahren betrachten, also von 1882 bis 1922, in dem die Sowjetunion entstand, können wir festhalten: In diesem Zeitraum gab es den Ersten Weltkrieg und elf sehr einschneidende, große Revolutionen und Aufstände.
Nun wenden wir uns dem nächsten Zeichen zu, nämlich den Hungersnöten. Man könnte sagen, Hungersnöte hat es schon immer gegeben. Dennoch wird das 20. Jahrhundert als das Jahrhundert der Hungersnöte bezeichnet, in dem Hunderte von Millionen Menschen an chronischem Hunger litten. Chronischer Hunger bedeutet, dass Menschen ständig zu wenig zu essen haben – und zwar Hunderte von Millionen!
Zur Zeit des Ölbergfriedens im ersten Jahrhundert schätzte man die Weltbevölkerung auf etwa 300 Millionen. Doch im zwanzigsten Jahrhundert lag die Zahl der Hungernden um ein Vielfaches höher. Dabei muss man bedenken: Im Jahr 1900 gab es 1,6 Milliarden Menschen, im Jahr 2000 bereits 6,5 Milliarden, und im Jahr 2023 schätzt man die Weltbevölkerung auf 8 Milliarden.
Das bedeutet, dass es im 20. Jahrhundert eine Bevölkerungsexplosion gab, wie sie die Menschheitsgeschichte noch nie erlebt hatte – von 1,6 Milliarden auf 6,5 Milliarden Menschen. Dies erklärt natürlich auch, warum es in dieser Zeit zu so großem Hunger kam, unter dem jeweils gegen eine Milliarde Menschen litten.
Im zwanzigsten Jahrhundert haben wir uns von Kindesbeinen an daran gewöhnt, dass jährlich etwa acht Millionen Menschen an Hunger sterben – Jahr für Jahr. Das ist wirklich etwas Unvorstellbares, was in dieser Zeit eingetreten ist, und zwar genau parallel zu den ersten beiden Zeichen, die wir bereits betrachtet haben.
Hinzu kommt, dass es nicht nur viel chronischen Hunger gab, sondern auch akuten Hunger, also Hungersnöte, bei denen die Menschen praktisch nichts mehr zu essen hatten.
Hungersnöte und ihre Auswirkungen im Zeitraum 1882–1922
Schauen wir uns einmal dieses Zeitfenster von vierzig Jahren genauer an. Ich werde gleich noch erklären, warum das Jahr 1882 als Beginn der ersten Masseneinwanderung der Juden gilt und ein grundlegendes Zeichen der Endzeit darstellt. Doch warum betone ich das Jahr 1922 so sehr? Das werde ich ebenfalls noch erläutern, insbesondere im Zusammenhang mit Matthäus 24.
Der Beginn der Sowjetunion markiert einen sehr wichtigen Zeitpunkt in dieser Zeitspanne. Zwischen 1892 und 1894 gab es in China eine Hungersnot, bei der etwa eine Million Menschen starben. Von 1896 bis 1897 folgte eine weitere Hungersnot mit fünf Millionen Toten. Im Jahr 1920 bis 1921 ereignete sich in Nordchina erneut eine Hungersnot, bei der rund eine halbe Million Menschen ums Leben kamen.
In Russland gab es in der gleichen Epoche ebenfalls schwere Hungersnöte. Im Jahr 1891 starben etwa zwei Millionen Menschen an Hunger, und 1921 waren es sogar fünf Millionen.
Ich weiß, dass man solche Informationen leicht wieder vergisst. Es lohnt sich jedoch, diese Ereignisse zusammenzustellen. In meinem Buch „Wir leben wirklich in der Endzeit“ führe ich 180 erfüllte Prophezeiungen im Detail an. Dort findet man auch Links zu über 330 Revolutionen und weiteren Ereignissen, die man gut belegen kann. Es geht einfach darum, dass man diese Fakten einmal gehört hat, auch wenn man sie später wieder vergisst – ähnlich wie bei einer Demenz, was ganz normal ist.
Dennoch ist es wichtig, was im Moment erlebt wurde. Das Wohlbefinden einer Person hängt stark davon ab, wie man mit ihr umgeht, wenn sie ihr Gedächtnis verloren hat. Man darf nicht denken, dass es egal sei, ob man lieb oder geduldig war, nur weil die Person alles vergessen hat. Das stimmt nicht.
Genauso ist es, wenn wir diese historischen Ereignisse hören: Dann wird uns klar, dass wir in der Endzeit leben. Die Fakten sind vorhanden, auch wenn man nicht alles sofort abrufen kann. Wichtig ist, zu wissen, wo man diese Informationen findet, wenn man sie benötigt.
Darüber hinaus gab es im Libanon zwischen 1916 und 1918 eine schreckliche Hungersnot mit etwa hunderttausend Todesopfern in diesem kleinen Land. Auch in Indien kam es 1896 und in den folgenden Jahren zu einer großen Hungersnot, die hundert Millionen Menschen betraf und bis zu elf Millionen Tote forderte.
In Afrika führte die Hungersnot von 1899 in Zentral-Kenia dazu, dass etwa 50 bis 90 Prozent der Bevölkerung starben. Allein in diesen vierzig Jahren summiert sich die Zahl der Hungertoten auf mehr als 26 Millionen.
Wir können dieses Zeitfenster von 1882 bis 1922 also wie folgt zusammenfassen: Erster Weltkrieg, elf Revolutionen und neun akute, gewichtige Hungersnöte. Doch all dies ist nur der Anfang, denn diese Ereignisse sind wie Wehen, die bis zum Ende andauern werden.
Seuchen als weiteres Endzeitzeichen
Ja, jetzt haben wir den nächsten Punkt: Seuchen, Matthäus 24,7. Man kann sagen, dass es Seuchen und Krankheiten schon immer gegeben hat, das ist korrekt. Aber jetzt, einmal in diesem Zeitfenster von vierzig Jahren, das der Herr Jesus hier nennt – der Anfang der Wehen, Matthäus 24,8 – ist das nur der Anfang.
Die russische Grippe von 1890 forderte eine Million Todesopfer. Dann, 1896, kam es zur sogenannten dritten Pestpandemie. Diese setzte sich bis 1945 fort. In der Geschichte werden diese Pestpandemien durchnummeriert: Die dritte forderte zwölf Millionen Tote.
Die sechste Choleraepidemie, ebenfalls durchnummeriert, dauerte von 1899 bis 1923 und forderte fast eine Million Todesopfer. Danach kam die russische Typhus-Epidemie von 1918 bis 1922 mit 25 Millionen Betroffenen und 3,5 Millionen Toten.
Und schließlich die Spanische Grippe von 1918 bis 1920. Niemand weiß es genau, aber die Schätzungen liegen zwischen 50 und 100 Millionen Toten. Das war eine der schwersten Epidemien der Weltgeschichte.
Diese Ereignisse lösten in den folgenden Jahrzehnten Panik aus, weil man fürchtete, jederzeit könnte wieder eine solche Virusepidemie in ähnlichem Umfang auftreten.
Jetzt können wir also diese vierzig Jahre vervollständigen: Erster Weltkrieg, elf Revolutionen, neun Hungersnöte, fünf schwere Seuchen. Wirklich, jedes Wort ist gewichtig und nachvollziehbar – der Anfang der Wehen.
Fortsetzung der Zeichen bis in die Gegenwart
Aber natürlich können wir dann weitergehen über die weiteren Jahrzehnte bis heute. Ich erinnere an die asiatische Grippe von 1956 bis 1958. Man weiß auch nicht genau, aber es gab ein bis vier Millionen Tote. Die Hongkong-Grippe von 1968 bis 1970 forderte eventuell bis zu zwei Millionen Tote. Die russische Grippe 1977/78 verursachte etwa 700 Tote. Und der Aids-Virus ab 1981 hat über 37 Millionen Tote gefordert. Das ist unglaublich. Man muss mit über 30 Millionen Kranken rechnen und ständig gibt es jedes Jahr viele Neuinfizierte.
Das gehört auch in diese ganze Serie hinein und zwar sehr gewichtig weltweit. Die Pockenkrankheit im zwanzigsten Jahrhundert – viele denken gar nicht mehr daran – war so schlimm, dass man mit 300 bis 500 Millionen Toten rechnet, also einer halben Milliarde. Dann kam die Impfung, und in den 1980er Jahren wurde die Pockenkrankheit eigentlich ausgerottet. Da muss man sagen, dass die Impfung einen unglaublichen Erfolg erlebt hat.
Natürlich war diese Pockenimpfung gefährlich. Das war nicht einfach so: „Mach mal diese Impfung!“ Das weniger Schlimme war ja die Narbe, die man davon trug. Es gibt viele Gekennzeichnete. Aber die Impfung war gefährlich. Wenn man jedoch bedenkt, was dadurch gestoppt wurde – dass Hunderte von Millionen Menschen an dieser Krankheit starben –, muss man das alles in Relation setzen.
Heute kann man fast nicht mehr über das Thema Impfung sprechen, ohne dass es Streit gibt. Davon müssen wir uns einfach distanzieren, das wollen wir recht.
Die Tuberkulose im zwanzigsten Jahrhundert forderte hundert Millionen Tote. Auch hier hat die Impfung enorm viel geleistet, nicht wahr? Und Masern von 1870 bis 2011 haben zweihundert Millionen Todesopfer gefordert. Heute impft man einfach so die kleinen Kinder gegen Masern, aber das hat schon seine Bedeutung.
Niemand sagt, Impfungen seien kein Problem. Ich habe einen Cousin, der wollte seine Tochter in Saudi-Arabien besuchen. Da musste er sich gegen Hepatitis A impfen lassen. Seither ist er gelähmt. Das ist schrecklich. Es war eine kombinierte Situation: Er hat ein bestimmtes Joghurt gegessen, und darin war ein Bakterium, das bei ihm eine Autoimmunkrankheit ausgelöst hat. In Verbindung mit der Impfung wurde das zum Problem.
Für viele ist die Hepatitis-A- und B-Impfung kein Problem, aber sie kann ein riesiges Problem sein. Die Frage ist eben, was dadurch insgesamt verbessert wird. Es geht auch um Hepatitis B und C. 2011 hat man weltweit etwa eine halbe Milliarde Erkrankte gezählt, mit über einer Million Toten pro Jahr.
Das sind unglaubliche Schmerzen. Es macht weh, es ist alles schmerzhaft. Vielleicht habe ich diese Zahlen bisher zu kalt präsentiert, aber es ist eigentlich furchtbar. Jeder einzelne Tote ist ein Einzelschicksal.
Dann kommt noch dazu, dass die Nikotinsucht im zwanzigsten Jahrhundert gemäß der WHO etwa hundert Millionen Todesopfer gefordert hat. Das sind erschreckende Schmerzen, und das gab es früher nicht.
So müssen wir also sagen: Es hat sich alles ganz, ganz eindrücklich erfüllt.
Erdbeben als weiteres Endzeitzeichen
Und dann sagt der Herr: Erdbeben. In Lukas 21 sind große Erdbeben angekündigt. Wenn wir nun dieses Zeitfenster von vierzig Jahren betrachten, kehrten die Juden in das Osmanische Reich zurück, ins Land ihrer Väter.
Im Jahr 1883 gab es ein Erdbeben im Osmanischen Reich mit 15 Toten, und im Iran 1893 starben 18 Menschen. 1885 ereignete sich ein Erdbeben in Japan mit 11 Toten, 1896 in Indien mit 27 Toten. 1905 und 1908 gab es in Messina, Sizilien und Kalabrien ein Erdbeben, das mit einem Tsunami einherging und insgesamt 72 Tote forderte. Auch Italien wurde 1915 von einem Erdbeben heimgesucht, bei dem 30 Menschen ums Leben kamen. China erlebte 1920 ein Erdbeben mit etwa 200 Toten, kurz nach dem Ersten Weltkrieg.
Diese schreckliche Serie von Erdbeben könnte man noch weiter fortsetzen. Besonders erwähnenswert ist das Erdbeben in China 1976, das zu den schlimmsten der Weltgeschichte zählt und schätzungsweise 800.000 Tote forderte. Es folgten viele weitere verheerende Erdbeben, wie das in China 2008 mit 80 Toten und in Haiti 2010 mit 316 Toten. Auch in jüngerer Zeit, in der Türkei, gab es schwere Erdbeben.
Über die gesamte Zeit hinweg, also im zwanzigsten Jahrhundert, kann man sagen, dass es mehr als 140 schwere Erdbeben mit insgesamt über zwei Millionen Toten gab.
Wenn wir das Zeitfenster von 1882 bis 1922 betrachten, gab es acht schwere Erdbeben allein in diesem Zeitraum. Zudem brachte der Erste Weltkrieg elf Revolutionen, neun Hungersnöte und fünf schwere Seuchen mit sich. Alle fünf Zeichen traten ein, wie der Herr es angekündigt hat. Er sagt: Dies ist der Anfang der Wehen.
Die Drangsal und Verfolgung der Christen
Und was folgt dann? Ja, das Wort „dann“. Vers neun lautet: „Dann werden sie euch der Drangsal überliefern und euch töten, und ihr werdet von allen Nationen gehasst werden um meines Namens willen.“
Nachdem diese fünf Zeichen so eindrücklich in der Anfangszeit der Heimkehr der Juden sich ereignet hatten, von 1882 bis 1922, wurde die Sowjetunion gegründet. Die Sowjetunion hatte von Anfang an das Staatsprogramm der Gottlosigkeit und die Vernichtung des Christentums als Ziel.
Es entstand eine Leidenszeit für die Christen, die man über Jahrzehnte hinweg einfach totgeschwiegen hat, bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1989. Millionen wurden von den Kommunisten umgebracht, einfach weil sie sich zum Christentum bekannten. Das reichte.
Wirklich, der Herr sagt: „Dann werden sie euch der Drangsal überliefern und euch töten.“ Genau so ist es nach diesen fünf Zeichen geschehen. Ihr werdet von allen Nationen gehasst werden um eines Namens willen.
Ich habe gesagt, über diese Jahrzehnte hinweg bis 1989: Wo hat sich die Politik im Westen wirklich für die Christen eingesetzt? Man hat weggeschaut. Und wenn man wegschaut, dann ist das eine Art, eine Form von Hass. Es waren ja nur Christen.
Massenabfall vom Glauben und gegenseitige Feindschaft
Und der Herr sagt dann in Vers zehn: „Und dann merkt man wieder diese zeitliche Angabe: Viele werden zu Fall kommen.“ Wörtlich erklärt die Fußnote, dass in der Elberfelder Übersetzung „Anstoß nehmen“ bedeutet, sich am Glauben zu ärgern und abzufallen. Abfallen heißt hier, vom Glauben abzufallen und einander zu überliefern und zu hassen.
Nun sagt der Herr hier, dass diese Verfolgung der Gläubigen nach den fünf Zeichen zu einem Massenabfall führen wird. Genau das ist in der Sowjetunion und im kommunistischen Osteuropa geschehen. Die Menschen wurden gezwungen, sich vom Christentum zu lösen und den Atheismus zu akzeptieren. Millionen von bekennenden Christen sind vom christlichen Glauben abgefallen.
Abfall bedeutet in der Bibel übrigens nicht zwingend, dass jemand, der wiedergeboren ist, vom Glauben wegkommt. Vielmehr fällt jemand ab, der sich zum Christentum bekennt und sich dann davon löst. Er fällt ab von seinem Bekenntnis, von seinem Glaubensbekenntnis. Und das geschah dort ganz massiv.
Das war ganz anders in den ersten drei Jahrhunderten. Bis zur konstantinischen Wende im Jahr 311 wurden die Christen unter zehn römischen Kaisern verfolgt, manchmal lokal, manchmal im ganzen Reich. Typisch war, dass sich durch diese Christenverfolgung das Christentum erst recht ausbreitete. Das Zeugnis der vielen Märtyrer, die wegen ihres Glaubens umgebracht wurden, war so überzeugend, dass das Evangelium wahr sein musste. Sonst hätte sich niemand einfach so hingeben können. Das führte dazu, dass viele Heiden im römischen Reich Christen wurden.
So konnte Tertullian, ein bekehrter Rechtsanwalt um das Jahr 200, sagen: „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche.“ Aber der Herr sagt voraus, dass es für diese endzeitliche Verfolgung und den endzeitlichen Abfall so sein wird, dass sich Massen vom Glauben lossagen werden. Und der Herr sagt: „Sie werden einander überliefern und einander hassen.“ (Vers 10)
Sieht man das? Ja, das sind alles einzelne prophetische Aussagen, also Endzeitzeichen. Die Geheimdienste der Kommunisten in der Sowjetunion, wie der KGB, in Rumänien, in Ostdeutschland die Stasi und andere, haben sich entschieden, mit der Bevölkerung zusammenzuarbeiten. Es wurde ein System der Bespitzelung aufgebaut. Das war so schrecklich, dass man nie wissen konnte, ob nicht selbst ein freundlicher Nachbar mit der Stasi oder dem KGB zusammenarbeitete.
Manche wollten später ihre Akten einsehen und haben gesehen, was dort vermerkt war. Sie sagten: „Das hätte ich nie gedacht.“ Dort wurden die Bespitzelungen festgehalten. Und genau das sagt der Herr hier: „Sie werden einander überliefern und einander hassen.“ Durch dieses Klima der Bespitzelung entstand ein Klima des Hasses. Man konnte den Menschen nicht mehr einfach so vertrauen.
Falsche Propheten und ihre Verführung
Und dann sagt der Herr weiter. In Vers elf liest du: „Und viele falsche Propheten werden aufstehen und viele verführen.“ Also, das reicht schon mal als nächstes Zeichen. In dieser Endzeit sollte es ganz viele Propheten geben, nicht nur einige wenige.
Wenn man die kirchliche Geschichte betrachtet, gab es immer wieder falsche Propheten, ja, aber eine richtige Prophetenbewegung? Wo gibt es die in der kirchlichen Geschichte? Im zwanzigsten Jahrhundert wurde daraus eine weltweite Bewegung in der Christenheit. Heute glauben etwa sechshundert Millionen Menschen an Neuprophetie.
Wir haben die Prophetie in der Bibel. Am Schluss der Bibel, in Offenbarung 22, heißt es: Wer zu diesem prophetischen Buch, das die Bibel abschließt, noch Prophetisches hinzufügt, dem wird Gott Plagen aus diesem Buch hinzufügen. Aber ab 1901 gab es an einer Bibelschule in Kansas, der Topeka Bibelschule, plötzlich einen Aufbruch. Die Dozenten dort sagten, der Heilige Geist sei ausgegossen worden, endzeitlich.
Das wurde immer wieder in Verbindung gebracht mit Joel 3, wo von einer endzeitlichen Geistesausgießung gesprochen wird. Aber man beachte: In Joel 3 heißt es „nach diesem werde ich meinen Geist ausgießen“. Und was ist vorher? Joel 2. Dort wird der Feldzug von Norden beschrieben, eine riesige Armee, bei der das ganze Land Israel, das vor der Armee wie der Garten Eden ist, verwüstet wird. Das ist der König des Nordens.
Diese Prophetie ist in der Vergangenheit noch nie erfüllt worden, aber sie wird sich in der Zukunft erfüllen. Nämlich in der großen Drangsalzeit, das sind die letzten dreieinhalb Jahre vor dem Kommen des Herrn. Erst dann wird sich Joel 3 erfüllen.
Auch aus einem anderen Grund: Das letzte Buch der Bibel, Offenbarung 22, sagt, der Geist und die Braut sagen „Komm!“, und wer es hört, spreche „Komm!“. Wenn der Geist und die Braut zusammen sind, weil der Geist in der Braut wohnt und die Braut hier auf der Erde noch ist, dann kann der Geist Gottes nicht schon noch einmal ausgegossen sein.
Der Geist Gottes wohnt seit Pfingsten auf der Erde und ist nie weggegangen, zumindest nicht in dieser besonderen Form des Wohnens. Wenn man also sagt, jetzt wird der Heilige Geist wieder ausgegossen, ist das eine Beleidigung des Heiligen Geistes, der da ist und wirkt. Das geht überhaupt nicht.
Ich will nur sagen: Eben diese Ereignisse an der Topeka Bibelschule. Da begannen Schüler plötzlich in Zungen zu reden, und man sagte, jetzt sei die Endzeit da, mit Joel 3 quasi. Die Dozenten sagten: „Jetzt müssen unsere Schüler nicht mehr Sprachen lernen, wenn sie in die Mission gehen. Jetzt können sie in Sprachen reden.“ Gesagt, getan.
Aber die armen Angekommenen verstanden wirklich nichts. Es war ein Lallen. Das wäre noch eine Chance gewesen zu sagen: „Oh, wir haben uns geirrt, jetzt kehren wir um.“ Aber dann wurde ein Trick angewendet. Man sagte: „Nein, es gibt zwei Arten von Zungenreden. Es gibt das Lallen, das niemand versteht, und das mit den richtigen Sprachen wie an Pfingsten.“
Das ist einfach. Das konnten wir als Kinder auch. Wir haben Fremdsprachen gespielt und konnten so Fremdsprachen nachahmen. Aber wirklich plötzlich Arabisch oder Elamitisch zu sprechen, das geht nicht so. Also sagt man, es gibt zwei Formen: eine einfache und eine schwierige.
Heute kann man mal zehn Beispiele nehmen und sie einem Tamilen bringen. Wenn der Tamile das versteht, okay, er hat es verstanden. Aber meistens wird er nichts verstehen, so wie damals. Das ist ein Trick. Es gibt nicht zwei Arten.
Das, was in Apostelgeschichte 2 beschrieben wird, war das, was der Herr angekündigt hat: Ihr werdet in neun Sprachen sprechen, neue Sprachen für die Sprechenden. Das sollten wirkliche Sprachen sein. Der erste Korintherbrief 14 macht auch klar, dass auf Jesaja 28 verwiesen wird, wo Gott im Alten Testament verheißt, er werde einmal zu Israel durch andere Sprachen sprechen. Das wurde im Neuen Testament erfüllt.
Man hätte sagen können: „Oh, da ist etwas ganz, ganz schiefgelaufen.“ Aber nein, man fuhr weiter fort. Diese Bewegung breitete sich dann aus, nach Los Angeles. An der Azusa Street gab es den Ausbruch im Jahr 1906. Dann kam das von Amerika nach Europa.
Das war quasi die erste Welle der charismatischen oder pfingstlichen Bewegung. Am Anfang war sie schon geprägt durch viel Falschprophetie, zum Beispiel die Behauptung, Jesus Christus werde nach diesem Winter kommen.
5. Mose 18 sagt: Wenn sich ein Prophet einmal irrt, war er kein Prophet des Herrn. Aber diese Konsequenz zog man nicht. Die Bewegung breitete sich weiter aus. 1960 kam die charismatische Erneuerungsbewegung, und dann in den 1980er Jahren die dritte Welle mit Power Evangelism, also Vollmachtsevangelisation.
Die ganze Welt und fast alle Kirchen wurden von dieser Bewegung betroffen. Viele sagen heute, sie hätten Visionen, Eindrücke und könnten die Zukunft voraussagen. Genau das, was der Herr Jesus sagt: Viele falsche Propheten werden aufstehen und viele verführen.
Es hätte sein können, dass viele falsche Propheten kommen, aber niemand folgt ihnen. So ähnlich wie Bertolt Brecht sagt: „Stell dir vor, es wäre Krieg und keiner geht hin.“ Aber leider war es nicht so.
Heute hören etwa 600 Millionen Christen auf neue Propheten, die von Falschprophetie geprägt sind. Führende Köpfe dieser Bewegung haben für das Jahr 2000 die größte Erweckung aller Zeiten in Europa und Nordamerika vorausgesagt. Wenn wir 2023 zurückblicken, können wir sagen: Es waren alles falsche Propheten.
Aber wo sind die Massen, die jetzt aufstehen und sagen: Das war falsch, und wir müssen uns beugen? Der Herr sagt: Viele falsche Propheten werden aufstehen und viele verführen.
Gesetzlosigkeit und erkalte Liebe
Und dann sagt er, du liest weiter Vers 12: „Und weil die Gesetzlosigkeit Überhand nimmt, wird die Liebe der meisten erkalten.“
Ja, das ist nun ein ganz schreckliches Zeichen. Gesetzlosigkeit, im Griechischen anomia, bedeutet Verachtung von Recht und Ordnung. Es ist also genau der Ausdruck dessen, wie besonders seit der 1968er-Bewegung, die das ganze Abendland erfasst hat und darüber hinaus auch in die Dritte Welt ausgegangen ist, eine Entwicklung zu beobachten ist.
In dieser Bewegung wurde gesagt, dass alle diese moralischen Maßstäbe der Bibel nicht gelten. Man hat regelrecht Reklame gemacht für Unmoral, nämlich unverheiratetes Zusammenleben im Konkubinat. Partnerwechsel sei normal, ebenso Ehebruch, Homosexualität und Pornografie.
Doch das hat noch zusätzlich zu einer steigenden Gewaltbereitschaft geführt und auch zu der Forderung nach Abtreibung, als ob es ein Recht sei, Kinder abzutreiben. Die WHO sagt, dass heute jährlich über vierzig Millionen Babys abgetrieben werden. Das sind Zahlen, die nur Horror auslösen.
Das heißt also: Seit der 68er-Bewegung bis heute sind weit über eine Milliarde Babys durch Abtreibung getötet worden. Und der Herr sagt, wegen des Überhandnehmens der Gesetzlosigkeit ist genau das geschehen.
Heute geht es sogar so weit, dass alle Schöpfungsordnungen aufgelöst werden. Das ist die Erfüllung dessen. Denn das biblische anomia meint, dass verbindliche Maßstäbe und Ordnung abgelehnt und verachtet werden.
Dann sagt der Herr: Deswegen wird die Liebe der Vielen erkalten. Und es ist so, diese Dinge führen dazu, dass natürliche Empfindungen, die Gott uns gegeben hat, zerstört und kaputtgemacht werden.
Erweckungen und die Erwartung an Gott heute
Christoph, möchtest du noch etwas sagen?
Ich wollte noch etwas zum Thema Erweckungen sagen. Du hast erwähnt, dass wir uns bei der Charismatik und in manchen Kreisen befinden, in denen Falschprophetie und Heilgeist ausgegossen werden. Aber was können wir heute von Gott erwarten, wenn es um Erweckung geht? Denn wir beten sehr wenig dafür, dass heute noch Erweckung geschieht.
Sehr gut. Du fragst also, was wir im Gegensatz zu schwarmgeistigen Bewegungen in Bezug auf Erweckung erwarten können. Das führt uns direkt zum nächsten Punkt. Kannst du bitte noch die Verse 13 und 14 vorlesen?
„Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden. Und dieses Evangelium des Reiches wird auf dem ganzen Erdkreis allen Nationen zu einem Zeugnis gepredigt werden, und dann wird das Ende kommen.“
Sehr gut. Hier kündigt Jesus als Zeichen der Endzeit an, dass das Evangelium auf der ganzen Erde gepredigt wird.
Um 1800 war die Bibel in etwa siebzig Sprachen übersetzt – das war nicht gerade viel. Dann kam die Erweckungszeit in Europa, insbesondere in Nordeuropa und Nordamerika im 19. Jahrhundert. Dort wurde das klare Evangelium an vielen Orten verkündigt, und viele Menschen kamen zum Glauben. Man entdeckte neu, dass der Herr einen Missionsauftrag gegeben hat – nicht nur für Europa und Nordamerika, sondern für alle Nationen!
Das führte zu einem richtigen Aufbruch in der Weltmission. Man muss sich vorstellen: 1870 war die Bibel in 70 Sprachen verfügbar, 1830 bereits in 157 Sprachen. Was in diesen 30 Jahren geschehen ist, ist unglaublich!
Heute haben wir Bibelteile in ungefähr 3000 verschiedenen Sprachen. Außerdem gibt es Botschaften auf digitalen Trägern in über 6000 Sprachen und Dialekten. Was da möglich geworden ist, entspricht genau dem, was der Herr Jesus sagt: Alle Nationen der ganzen Erde werden mit dem Evangelium erreicht.
Wichtig ist dabei: Der Herr sagt nicht, dass alle Menschen erreicht werden. Er sagt auch nicht, dass alle Stämme oder alle Völker erreicht sind. Es gibt etwa zehntausend Völker. Das griechische Wort, das hier verwendet wird, ist „Laos“.
Aber hier steht, wie gesagt, „alle Nationen“ – das griechische Wort ist „Ethnos“. Das ist die größte Einheit in der griechischen Sprache. Russland ist zum Beispiel eine Nation („Ethnos“), die aber aus ganz verschiedenen Stämmen besteht. Dort gibt es nicht nur Slawen, sondern viele verschiedene Völker und Stämme. Das sind die „Ethnos“.
Der Herr sagt, dass alle Nationen erreicht werden. Weltweit gibt es ungefähr 200 Nationen, und diese sind alle erreicht.
Man kann jedoch nicht sagen, dass alle Stämme erreicht sind, und schon gar nicht alle Menschen. Aber der Herr sagt, dass alle Nationen erreicht werden, und dann wird das Ende kommen.
Das ist sehr wichtig, denn über Wycliffe, die sich sehr für die Bibelübersetzung in möglichst alle Sprachen einsetzen, wird oft verbreitet, dass der Herr gar nicht kommen könne, solange nicht wirklich alle Völker erreicht sind.
Der Herr sagt das jedoch nicht. Er sagt „alle Nationen“, und das ist heute geschehen. Das ist eine Tatsache.
Noch ganz wichtig: Der Herr sagt nicht, dass er erst dann kommen könne, wenn alle Völker erreicht sind, sondern dass er dann nicht kommen könne, um die Entrückung zu bringen. Darum geht es in Matthäus 24.
Das werden wir später noch genauer betrachten. Jetzt müssen wir langsam zum Schluss kommen.
Das Ende und die grosse Drangsal
Aber was mir wichtig ist, ist Folgendes: Dann sagt der Herr: „Und dann wird das Ende kommen.“ Was ist das Ende?
Wir haben gesehen, die fünf Anfangszeichen – das war der Anfang, der der Wehen versagt. Hier spricht der Herr Jesus über das Ende. Jetzt sehen wir, die Endzeit wird hier ebenfalls als eine Epoche dargestellt. Von heute aus betrachtet reicht diese Epoche von 1882, wenn wir auf das Zeichen Israel achten, bis 2023.
Aber was ist denn das Ende? Das werden wir nächstes Mal sehen. Ab Vers 15 erwähnt der Herr Jesus ein ganz entscheidendes Zeichen, das noch nicht erfüllt ist. Wenn der Gräuel der Verwüstung, der von Daniel prophezeit ist – ein Götzenbild nach Daniel 9,27 – auf dem Tempelplatz aufgestellt werden wird, dann sagt der Herr, müssen die gläubigen Juden in Judäa auf die Berge fliehen.
Dann kommt die große Drangsal, die so schlimm sein wird, wie es nie vorher gewesen ist. Diesen Zeitpunkt mit dem Gräuel der Verwüstung auf dem Tempelplatz werden wir nächstes Mal genauer betrachten. Er ist die Initialzündung für die letzten dreieinhalb Jahre, bevor der Herr Jesus als König kommt. Diese Zeit wird in der Bibel die große Drangsal genannt – nicht sieben Jahre, wie manchmal fälschlich gesagt wird. Ab diesem Zeichen beginnt die große Drangsal.
Übrigens muss man das unterscheiden: Wir haben die sowjetische Verfolgung gesehen, ab Vers 9 heißt es, dass sie euch der Drangsal überliefern und euch töten werden. Der Herr spricht hier nicht von der großen Drangsal, sondern nur von der Drangsal. Aber dann kommt das, was der Herr Jesus in Vers 21 nennt: „Denn dann wird große Drangsal sein, wie sie seit Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist und auch nicht wieder sein wird.“
Das ist nun wichtig: Das Ende bezeichnet die letzten dreieinhalb Jahre, die große Drangsal. Aber die Endzeit selbst, die Vollendung des Zeitalters, liegt schon eine Weile zurück. Das war zur Zeit, als mein Großvater geboren wurde. Das sind diese drei Generationen, nicht wahr? Mein Großvater auf mütterlicher Seite wurde am Ende des 19. Jahrhunderts geboren, ebenso meine Großmutter. Auf der väterlichen Seite starb meine Großmutter im Jahr 1920, also vor über hundert Jahren, bei der Geburt meines Vaters.
Ich will damit nur sagen: Von 1882 bis heute ist das keine sehr lange Epoche. Für mich sind das die Großeltern. Und wenn die Gläubigen dieser Zeit sagten, sie lebten in der Endzeit, dann haben sie genau die Wahrheit gesagt.
Heute gibt es manche junge Leute in der Gemeinde, die sagen: „Ja, das haben die schon früher gesagt, Endzeit und so, und Jesus Christus ist nicht gekommen.“ Ja, natürlich, und sie hatten absolut Recht. Der Herr kommt bald.
Wir sehen, in dieser ganzen Zeit haben sich bereits so viele Entwicklungen vollzogen – das werden wir nächstes Mal noch deutlicher sehen. Über 180 Prophezeiungen über die Welt und die Endzeit haben sich bereits erfüllt. Aber das Ende selbst ist eben noch nicht da. Und das wird erst mit der großen Drangsal sein.
Ausblick auf die nächste Predigt
Ja, ganz kurz dazu: Du hast in deinen Vorträgen eine gute Grafik verwendet, mit dem X, das die ersten dreieinhalb Jahre und die zweiten dreieinhalb Jahre markiert. Diese Grafik mit den Drückungen, dem X und den sieben Jahren ist bei mir fest verankert. Sie ist auch bei dir hängen geblieben. Gut so, gut so.
Ich habe sie heute allerdings nicht extra gezeigt und auch bewusst keine Folien verwendet. Das wollte ich vermeiden. Es gibt nämlich genügend Vorträge auf der Homepage roseliebe.ch oder auf roseliebe live zu diesem Thema, die Folien enthalten und in denen diese Ereignisse aufgelistet sind.
Jetzt wollte ich aber ganz anders vorgehen. Ich wollte wirklich, dass wir im Fluss von Vers zu Vers fortschreiten. Das ist eine andere Art, dieses Thema weiterzugeben, als ich es in manchen Vorträgen mache, auch für ein Publikum, das die Bibel bisher noch nicht gelesen hat.
Mir ist es jetzt wichtig, wirklich jeden Vers im Zusammenhang und im Fortschreiten anzuschauen. Dann wird einem vieles viel klarer und plastischer bewusst. Aha, da spricht der Herr bis Vers 8 über den Anfang der Endzeit. Und das war die Zeit meiner Großeltern.
Er spricht über diese Drangsal, die sich über Jahrzehnte ereignet hat, über die Christen. Dann spricht er weitergehend bis zu dem noch bevorstehenden Ende, das aber ausgelöst wird durch das Zeichen auf dem Tempelplatz in Jerusalem. Das ist noch nicht eingetreten. Aber wie nahe könnte es sein!
Darum nächstes Mal mehr dazu.