
Wir fahren heute Nachmittag mit dem Kolosserbrief fort, und zwar bei Kolosser 3,18.
Diejenigen, die über den Livestream zugeschaltet sind, können unten links im Bild, aus Sicht des Zuschauers, klicken und das Skript herunterladen.
Klasse drei, Vers achtzehn
Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es sich im Herrn geziemt. Ihr Männer, liebt eure Frauen und seid nicht bitter gegen sie. Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allem, denn dies ist wohlgefällig im Herrn.
Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht, damit sie nicht mutlos werden! Ihr Knechte, gehorcht in allem euren irdischen Herren, nicht nur zum Schein und um Menschen zu gefallen, sondern in Einfalt des Herzens, indem ihr den Herrn fürchtet!
Was immer ihr tut, arbeitet von Herzen aus dem Herrn und nicht für Menschen. Denn ihr wisst, dass ihr vom Herrn die Vergeltung des Erbes empfangen werdet. Ihr dient dem Herrn Christus. Wer Unrecht tut, wird das Unrecht empfangen, das er getan hat. Dabei gibt es kein Ansehen der Person.
Ihr Herren, gewährt euren Knechten, was recht und billig ist, denn auch ihr habt einen Herrn im Himmel.
Auf dem Skript sieht man noch einmal die grobe Struktur des Kolosserbriefes. Es gibt zwei große Teile: zuerst Kapitel 1 und 2, die Lehre von der Erhabenheit des Sohnes Gottes, und dann Kapitel 3 und 4, die praktischen Konsequenzen dieser Lehre.
Jetzt sehen wir in den verlesenen Versen aus dem zweiten Teil, dass es um den Christen in Ehe, Familie und Arbeit geht. Das, was wir in Kapitel 1 und 2 gefunden haben, ist so tief, erhaben und schön, und es geht um den Herrn Jesus. Unsere Augen werden von uns weg auf seine Erhabenheit und Herrlichkeit gelenkt.
Und das allein hat schon eine enorme Auswirkung. In 2. Korinther 3 wird am Schluss gesagt, und das ist sehr interessant, in 2. Korinther 3,18: „Wir alle aber mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist.“
Hier wird konkret gesagt: Wenn wir uns mit dem Herrn Jesus beschäftigen und seine Herrlichkeit im Wort anschauen, dann hat das eine Wirkung auf unser Leben. Wir werden in sein Bild verwandelt.
Es gibt manche Christen, die sagen: „Ich mag die Lehre nicht, sondern ich möchte gerne einfach praktische Anweisungen haben, um zu wissen, was ich nach einem Sonntag am Montag machen muss.“ Davon gibt es genug. Wenn man nur schon in den Lehrbriefen alle Befehlsformen anstreicht, dann findet man Hunderte von ganz konkreten Anweisungen fürs Leben.
Aber woher holen wir die Kraft, um das umzusetzen? Das ist wirklich so: Wenn wir uns mit dem Herrn Jesus beschäftigen und auch sein vollkommenes Vorbild anschauen, dann bekommen wir Kraft. Gerade im Hebräerbrief gibt es fünf Stellen, in denen es um das Thema „Jesus sehen“ geht. Das gibt uns Kraft, es umsetzen zu können. Durch die Beschäftigung mit ihm werden wir ihm auch immer ähnlicher.
Genau das ist die Konsequenz aus dem Kolosserbrief Kapitel 1 und 2, der Lehre von der Erhabenheit des Sohnes Gottes. Diese Erkenntnis gibt uns auch die Motivation, diese Dinge in der Ehe, in der Familie und auf der Arbeit umzusetzen.
Die Anweisungen sind sehr klar formuliert. Wir haben hier ganz konkrete Befehlsformen: „Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es sich geziemt im Herrn.“
Ich habe auf dem Skript noch hinzugefügt, dass man bei einer Bibelauslegung – und das ist auch ein wichtiger Hinweis für Predigten – darauf achten muss, nicht einfach nur das, was im Bibeltext steht, nochmals in anderen Worten zu wiederholen. Man sollte sich überlegen, wie man das Gesagte mit anderen Worten erklärt, damit das Bibelwort klarer wird.
Ich habe es auch schon erlebt, dass eine Predigt im Grunde nur das wiederholt hat, was schon im Bibeltext stand. Das hilft dann nicht unbedingt weiter.
Der Mann soll in der Ehe die Führung übernehmen, als Haupt der Frau. Das wird besonders in Epheser 5,23 ausdrücklich gesagt. Schlagen wir Epheser 5,22-33 kurz auf, diesen wunderbaren Abschnitt über die Ehe. Dort heißt es in Vers 23: „Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch der Christus das Haupt der Gemeinde ist.“ Der Mann ist also das Haupt, und deshalb wird hier gesagt, dass die Frau sich unterordnen soll.
Ich habe noch hinzugefügt: Deshalb soll die Frau diese Stellung in der Schöpfungsordnung durch Fügsamkeit anerkennen.
Ganz wichtig ist aber: Wenn hier gesagt wird, dass der Mann das Haupt der Frau ist, darf man nicht vergessen, dass das Haupt des Mannes Christus ist. Denn in 1. Korinther 11 heißt es: „Und das Haupt jedes Mannes ist Christus.“
Das bedeutet nicht, dass die Frauen sich unterordnen sollen und die Männer tun können, was sie wollen. Das geht gar nicht. Wenn ein Mann fügsam unter dem Herrn Jesus Christus und seinem Wort lebt, dann ist es für eine Frau im Allgemeinen – es gibt natürlich Ausnahmen – ziemlich einfach, das anzuerkennen und sich ebenfalls zu fügen.
Diese Fügsamkeit des Mannes ist ganz besonders wichtig.
Ich möchte auf eine Stelle im Leben von Mose hinweisen. Mose war der Führer Israels, aber nicht allein. Es gab noch 70 Älteste, die ihn unterstützten. Dennoch stach Mose heraus. Das kann auch sein: In einer Führung sticht jemand mehr hervor. Jetzt ist es wichtig, zu schauen, was über Mose in 4. Mose 12 gesagt wird.
In dieser Stelle wurde Mose sehr hart von seiner Schwester Miriam und seinem Bruder Aaron angegriffen. Sie haben ihn zu Unrecht kritisiert. In Vers 3 reagiert Gott auf diese Situation. Genauer gesagt, Gott reagiert in Vers 4. Doch die Beschreibung in Vers 3 schützt Mose. Dort heißt es, dass Mose sehr sanftmütig war, mehr als alle Menschen auf der Erde.
Es hilft vielleicht zu wissen, dass das hebräische Wort, das hier mit „sanftmütig“ übersetzt wird, eigentlich auch „fügsam“ bedeutet. Es drückt aus, dass Mose sich dem Willen Gottes fügsam unterworfen hat. Deshalb konnte er führen. Er war selbst bereit, sich der Autorität des Herrn und seines Wortes zu unterstellen.
In Vers 19 wird dann gesagt: „Ihr Männer, liebt alle Frauen und seid nicht bitter gegen sie.“ Manche könnten jetzt denken, Frauen fügen sich und Männer lieben. Warum ist das hier so formuliert? Nein, Frauen lieben auch in der Ehe. Es ist auch nicht so, dass das automatisch geschieht, obwohl es von der Tendenz her mehr im Wesen der Frau liegt als bei vielen Männern. Da gibt es Unterschiede.
Deshalb ist es wichtig, was in Titus 2 steht. Dort wird gesagt, dass ältere Frauen in der Gemeinde jüngere Frauen unterweisen sollen. Erst in Titus 2, Vers 4 heißt es von diesen Lehrerinnen des Guten, dass sie die jungen Frauen anleiten sollen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, keusch zu sein, sich mit häuslichen Arbeiten zu beschäftigen, gütig zu sein und sich den eigenen Männern unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde.
Frauen leiten also Frauen an, ihre Männer zu lieben. Das ist auch eine Aufforderung an die Frauen. Aber es gibt noch mehr Ermahnungen an die Männer, die Frauen zu lieben. Und das hat seinen Grund. Wenn man genau beobachtet, sieht man, warum das nötig ist.
Übrigens ist noch wichtig, dass diese Frauen die jungen Frauen anleiten, zuerst ihre Männer zu lieben und dann ihre Kinder. Die Reihenfolge ist ganz wichtig. Wenn nämlich die Frauen die Kinder mehr lieben als den Mann, entsteht ein Problem. Das gibt es auch. Es darf nicht sein, dass die Kinder zwischen dem Ehepaar stehen. Es muss eine Ordnung geben: Die Frau muss dem Mann Vorrang geben, sich aber dann voll für die Kinder einsetzen.
Beim Mann ist die Ermahnung, die Frauen zu lieben, noch nötiger. Epheser 5 sagt das sogar noch stärker. In Epheser 5, Vers 25 heißt es: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat.“ Der Maßstab, der hier gegeben ist, ist die Hingabe des Herrn Jesus bis zum Tod.
Jeder weiß, dass dieses Ideal schwer zu erreichen ist. Aber es steht vor uns, und das Wort Gottes verlangt oft einen höheren Maßstab, als wir denken. Das ist immer so. Dieses Prinzip gilt auch in der Kindererziehung.
Wenn man sich kleinen Kindern anpasst, wie sie sind, muss man auch so sprechen wie sie und nur so wenige Wörter benutzen, wie sie verstehen. Aber so lernen Kinder nicht richtig sprechen. Im Normalfall müssen wir mit kleinen Kindern normal sprechen. Dann können sie sich an diesem höheren Sprachmaßstab hochranken und so die Sprache lernen.
Das bedeutet: Der Input, den man gibt, muss immer höher sein als das, was man schon hat, damit man wachsen kann. Deshalb wird uns gezeigt, dass der Maßstab die völlige Hingabe des Herrn Jesus ist. Und dann können wir den Rest unseres Lebens daran arbeiten.
Ich habe im Skript noch einen Abschnitt zur Liebe des Ehemannes hinzugefügt. Wenn ein Ehemann das beachtet, was hier steht, ist sichergestellt, dass er in seiner Rolle als Haupt nicht zum Tyrannen wird. Der Tyrann ist eigentlich die Karikatur dessen, was Gott meint, wenn er vom Hauptsein spricht.
In der Vergangenheit gab es in unserer Gesellschaft viele Männer, die Tyrannen waren. Das hat dem Feminismus Auftrieb gegeben. Der Feminismus konnte gerade auf diesem Hintergrund wachsen, gedeihen und sich ausbreiten.
Wenn man davon ausgeht, dass unser christliches Abendland nur aus echten Christen bestehen würde – was es ja nie war –, dann war der gesellschaftliche Konsens früher so, dass diese Dinge stimmen sollten. Trotzdem waren so viele Männer Tyrannen und haben hier völlig...
Versagt. Und das hat eben den Feminismus begünstigt, der auch sonst gekommen wäre. Aber das war der fruchtbare Boden für den Feminismus. Als Gläubige müssen wir deshalb ein offenes Auge haben. Das darf nicht sein. Diese Karikatur passt überhaupt nicht zu Gottes Plan.
Hier wird sogar von Bitterkeit gegen die Ehefrau gesprochen. So hässlich! Aber es muss gesagt werden, weil die Probleme da sind. Diese Probleme müssen bekämpft und überwunden werden.
„Vers Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allem, denn dies ist wohlgefällig im Herrn.“ Jetzt werden die Kinder angesprochen, und es wird deutlich, dass die Eltern die hohe Aufgabe haben, die Autorität des Herrn zu vertreten.
In der Parallelstelle, wenn ich das so sagen kann – denn es gibt ja viele Parallelen im Epheser- und im Kolosserbrief, wie wir jetzt schon ein bisschen gemerkt haben – wird das in Epheser 6 noch etwas anders formuliert. Dort heißt es in Vers 1 und 2: „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern im Herrn, denn das ist recht. Ehre deinen Vater und deine Mutter, welches das erste Gebot mit Verheißung ist, damit es dir wohl ergehe und du lange lebst auf der Erde.“
Auch hier werden die Kinder zum Gehorsam aufgerufen. Aber es wird noch hinzugefügt: Gehorcht euren Eltern im Herrn! Das bedeutet, dass die Kinder die Autorität der Eltern als Vertreter des Herrn anerkennen müssen.
Das meinte ich, als ich schrieb, dass die Eltern die hohe Aufgabe haben, die Autorität des Herrn zu vertreten. Darin ist begründet, warum die Kinder ihnen Gehorsam leisten müssen.
Das zeigt auch wieder: Die Eltern – Mann und Frau – haben von Gott die Autorität bekommen, die Kinder zu leiten. Aber es ist eben wichtig, dass gläubige Eltern sich dessen bewusst sind.
Wir beide müssen selbst auch dem Wort Gottes gehorchen. Wie können wir glaubwürdig Gehorsam von Kindern erwarten, wenn es bei uns mit dem Gehorsam gegenüber Gott mangelt? Kinder, die sehen, dass ihre Eltern konsequent das tun möchten, was der Herr sagt, fällt es auch leichter zu gehorchen.
Zurück zu Kolosser 3, Vers 21: „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht, damit sie nicht mutlos werden.“
Hier wird deutlich, dass Väter niemals ihre Macht missbrauchen dürfen. Die Kinder zum Zorn zu reizen, bedeutet, die Autorität, die Gott gegeben hat, falsch zu nutzen. Das ist etwas sehr Schlimmes.
Es wird klargemacht, dass ein solches Verhalten schädlich für die Kinder ist. Da Kinder die Schwächeren sind, kann es dazu führen, dass sie mutlos werden. Das heißt, sie verlieren auch ihre innere Motivation.
Manchmal fragt man sich, warum Kinder so antriebslos sind oder keine Initiative zeigen. Es gibt dazu noch viele weitere Fragen. Eltern sollten sich dann ehrlich fragen, ob sie ihre Macht missbraucht haben und dadurch die Kinder mutlos gemacht haben.
Natürlich hat der Herr auch Mittel, um solche Missstände zu heilen. Doch das braucht viel Ermutigung, eine Neuausrichtung auf den Herrn und sein Wort sowie Zeit, damit solche Wunden heilen können.
Darum ist es besser, solche Wunden von vornherein gar nicht erst anzurichten. Deshalb heißt es: „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht, damit sie nicht mutlos werden.“
Dann geht der Apostel Paulus weiter zum Thema Arbeit. Er spricht die Knechte an, in Vers 22, und in Kapitel 4, Vers 1 die Herren. Das griechische Wort für Knecht ist Dulos, das kann sowohl Sklave als auch Knecht bedeuten. Es ist ziemlich wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass vor 2000 Jahren die Sklaverei im Römischen Reich etwas Normales war.
Es gab eine kleinere Oberschicht, die Freien, und eine riesige Unterschicht, die Sklaven. Aber Sklaverei war nicht gleich Sklaverei. Es gab viele Sklaven, die wir im Rückblick eher als Angestellte bezeichnen würden – und zwar je nach Situation auf sehr hohem Niveau. Unter den Sklaven gab es auch Gebildete, die als Lehrer oder Pädagogen eingesetzt wurden. Diese kümmerten sich in der Freizeit um die Kinder, machten mit ihnen Ausflüge und erklärten ihnen die Natur. Obwohl sie Sklaven waren, hatten sie keine ausbezahlten Löhne, aber sie hatten freie Kost und Logis, was als Lohn galt.
Es gab aber auch solche, die wie Tiere behandelt wurden. Man muss wirklich wissen, dass es die ganze Bandbreite gab. Grundsätzlich können wir aus all diesen Stellen im Neuen Testament, wie in Epheser 6, das eine Parallelstelle ist – ausführlicher als im Kolosserbrief und auch in 1. Korinther 7 und weiteren Stellen –, Anweisungen über das Verhältnis von Arbeitgebern und Arbeitnehmern erkennen.
Darum können wir auch in einer Zeit, in der es in unserer Gesellschaft – das muss ich vorsichtig ausdrücken – eine riesige Sklaverei gibt, von der wir oft nichts sehen, weil sie versteckt ist, über schreckliche Ausbeutung und Menschenhandel, darüber sprechen. Der Staat hätte Möglichkeiten, hier hart durchzugreifen, tut es aber nicht, weder in der Schweiz noch in Deutschland oder anderen Ländern. Offiziell gibt es keine Sklaverei mehr. In Amerika wurde sie offiziell abgeschafft. Ein entscheidender Punkt in der Geschichte, der stark durch evangelikale Christen herbeigeführt wurde. Ich erwähne nur den Namen Wilberforce. Diese Christen haben in Amerika gekämpft, bis die Sklaverei offiziell abgeschafft war. Das waren nicht die Sozialisten, sondern Christen, die diese Missstände beseitigen konnten.
Es geht also um Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Wenn wir in Vers 22 von Knechten lesen, wird ihnen gesagt, sie sollen ihre Arbeit als Dienst für den Herrn betrachten. Ich lese nochmals: „Ihr Knechte, gehorcht in allem euren irdischen Herren, nicht mit Augendienerei.“ Augendienerei bedeutet, nur dann zu arbeiten, wenn der Chef zuschaut, und wenn er weg ist, am Handy oder Computer zu sein. Nein, nicht so, sondern „in Einfalt des Herzens den Herrn fürchtend“. Was irgendjemand tut, soll er von Herzen tun als dem Herrn und nicht den Menschen.
Hier wird klargemacht, dass unsere Arbeit ganz bewusst als Dienst für Gott gesehen werden soll. Das war damals total revolutionär. In der Reformation entdeckten die Reformatoren im 16. Jahrhundert diese Aussagen neu in der Bibel. Darum wurde in der Reformation auch das Wort „Beruf“ geprägt – nicht „Job“. Das ist nicht dasselbe. Beruf kommt von Berufung. Das heißt, wir müssen unsere Arbeit als einen Auftrag von Gott sehen.
Dann ist man als Schreiner oder Automechaniker ganz anders motiviert. Denn dann hat man keine zwei Buchhaltungen – gerade in Italien ist es üblich, eine Buchhaltung offen auf dem Tisch zu haben und eine „unter dem Tisch“. Man möchte gerne bar bezahlt werden, damit es nicht auf dem Konto erscheint. Der italienische Staat geht davon aus, dass Steuern hinterzogen werden, und deshalb sind die Steuern so hoch. Das System ist so korrupt, dass man von Betrug ausgeht. Aber es gibt in Italien immer noch ehrliche Christen. Darum ist es schwierig, Automechaniker in Italien zu sein, die nur eine Buchhaltung führen.
Die Motivation liegt darin: „Ich arbeite von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen.“ Meine Arbeit ist ein Beruf, und das ist so anders. Viele Christen sprechen über ihren Job, der eigentlich nur dazu dient, monatlich Geld zu verdienen. Das ist traurig.
Es macht auch klar, dass wir nicht denken müssen, es gebe eine säkulare Arbeit und eine geistliche Arbeit. Natürlich hat man Vorteile, wenn man vollzeitlich als Evangelist oder Bibellehrer arbeitet. Mein jüngster Sohn hat 2024 vorgeschlagen, eine Feier zu organisieren, wenn unser Vater in die wohlverdiente Pension geht. Die erste Frage ist: Ist die Pension wirklich wohlverdient? Zweitens: Das ist nur eine formale Sache. Mein Wunsch ist, dass es genauso weitergeht wie vorher.
Kräftemäßig fühle ich mich heute nicht anders als mit dreißig. In den letzten Jahren hatte ich sogar mehr Kraft als in meinen Zwanzigern. Ich gehe also nicht wirklich in Pension. Ich habe meiner Frau gesagt, ich verstehe nicht, wie Leute pensioniert werden, etwa Professoren, die mit 65 in Rente müssen. Das geht doch nicht! Viele bleiben ja weiter aktiv. Ein bekannter Professor ist bis achtzig oder länger geblieben, obwohl man sagt, er sei pensioniert.
Ich frage mich, wie man pensioniert werden kann, ohne in ein Loch zu fallen. Wie kann man die schönste Arbeit, die es gibt, einfach aufhören? Ich würde depressiv werden. Trotzdem müssen das viele. Aber viele merken, dass die Pension nur formell ist. Der Herr öffnet eine neue Tür, um Aufgaben zu übernehmen, für die früher wenig oder keine Zeit war. So fällt man nicht in ein Loch.
Es ist wichtig, dass das, was wir tun, eine Berufung ist – solange der Herr uns die Kraft gibt. Es ist eine Berufung für den Herrn, nicht nur ein Job. Sonst muss man den Job wechseln und einen Beruf annehmen. Die Trennung zwischen säkularer und geistlicher Arbeit ist problematisch. Wir sollten unsere sogenannte säkulare Arbeit als geistliche Arbeit für den Herrn sehen. Dann wird alles ganz anders.
Auch das mit der Augendienerei fällt weg. Man ist nicht nur dann fleißig, wenn jemand zuschaut, sondern immer.
Paulus sagt in Vers 24: „Da ihr wisst, dass ihr vom Herrn die Vergeltung des Erbes empfangen werdet, dient dem Herrn Christus.“ Was ist damit gemeint? Viele Ausleger sehen darin den Lohn für das, was wir als Gläubige tun. Ja, natürlich. Es gibt viele Stellen, die sagen, dass wir vom Herrn Lohn bekommen werden für alles, was wir aus Liebe für ihn getan haben, ab der Bekehrung.
Was wir aus Liebe vor der Bekehrung getan haben, war zwar gut, aber im Hebräerbrief 9 werden diese Werke als „tote Werke“ bezeichnet. Das sind keine Sünden, aber vor Gott zählen diese Werke nicht als Grundlage für Lohn. Wir können mit Werken vor der Bekehrung nicht vor Gott treten und denken, sie würden etwas aufwiegen. Es sind in Gottes Augen tote Werke, nicht böse Werke.
Im Neuen Testament finden wir beide Begriffe: tote Werke und böse Werke. Tote Werke zählen nicht, aber ab der Bekehrung wird alles, was wir aus Liebe für den Herrn tun, belohnt. Dazu gibt es Stellen wie Römer 14,10 und 2. Korinther 5,10, wo es um den Richterstuhl Christi geht.
Wenn die Posaune am Tag der Entrückung tönt, werden die Heiligen einmarschieren und vor dem Richterstuhl Christi erscheinen. Unser Leben wird durchleuchtet werden. So steht es in 2. Korinther 5,10, einer Parallelstelle zu Römer 14,10. Dort heißt es: „Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder empfange, was er im Leib getan hat, es sei gut oder böse.“
Das bedeutet, wir werden vor dem Richterstuhl Christi erscheinen, und unser Leben wird im Licht Gottes beleuchtet. Für viele Gläubige ist das ein Schock und wirft Fragen auf: Wie passt das mit Hebräer 10 zusammen, wo steht, dass Gott unsere Sünden nie mehr gedenken wird?
Gedenken ist nicht dasselbe wie Vergessen. Gott ist allwissend. Zum Beispiel wird im Neuen Testament aufgeschrieben, dass der gläubige und wiedergeborene Petrus den Herrn in der Nacht seiner Verhaftung verleugnet hat. In Psalm 119 heißt es: „Dein Wort steht in Ewigkeit in den Himmeln.“ Das werden wir auch in zwei Millionen Jahren im Himmel noch lesen können. Die Bibel im Himmel bleibt.
Aber Gott wird nie mehr gedenken, das heißt, er wird nicht mehr an unsere Sünden erinnern. Gedenken bedeutet, wie an einem Denkmal, an dem man alljährlich des Bösen gedenkt. Zum Beispiel am Yom Hazikaron in Israel, wenn die Sirenen ertönen und alle für eine Minute innehalten, um der sechs Millionen Getöteten in Konzentrationslagern zu gedenken.
Gott macht keine solchen Gedenkzeiten mehr für unsere Sünden. Vergeben ist vergeben. Hebräer 9 sagt, dass Jesus durch sein Opfer unsere Sünden abgeschafft hat. Zacharja 3 sagt, dass an einem Tag alle Sünden hinweggetan wurden. Das geschah am Karfreitag. Jesus konnte sagen: „Es ist vollbracht.“ Das ist die totale Entlastung, die wir haben.
Wenn wir in die Herrlichkeit kommen, wird der Herr mit uns persönlich über diese Dinge sprechen. Das ist nicht für die Öffentlichkeit. Wenn wir an Dinge denken, die wir eingesehen und bekannt haben, sagen wir: „Ja, ich habe das eingesehen.“ Aber wenn wir das aus der Perspektive Jesu sehen, werden wir feststellen, dass es noch mehr zu sagen gibt.
Das Wunderbare ist, dass wir uns auf diesen Tag freuen können. Dann werden wir mit dem Herrn in völliger Übereinstimmung sein. Das heißt, wir werden alles so sehen und beurteilen wie er. Es wird keinen kleinsten Schatten mehr geben zwischen dem Sohn Gottes und uns. Das ist wunderbar.
Es geht also nicht darum, dass der Herr uns die Sache nochmals vorhält, sondern er wird mit uns darüber sprechen und klären. Für alles, was wir aus Liebe zu ihm getan haben, wird es Lohn geben.
Darum spricht 1. Korinther 9 über die Siegeskränze. Dort wird vom unvergänglichen Siegeskranz gesprochen, in Jakobus 1 vom Siegeskranz des Lebens, in 2. Timotheus 4 vom Siegeskranz der Gerechtigkeit und in 1. Petrus 5 vom Siegeskranz der Herrlichkeit.
Damit ist nicht eine Königskrone gemeint, wie manchmal übersetzt, sondern der Siegeskranz eines Sportlers nach einem Wettkampf. So werden wir Belohnung für die Treue in unserer Nachfolge bekommen, die mit einem sportlichen Höchstleistungskampf verglichen wird.
Viele Stellen sprechen also über diese Belohnung, die wir bekommen werden für das, was dem Herrn gefallen hat. Für anderes werden wir keinen Lohn erhalten.
In 1. Korinther 3 heißt es, wenn jemand Werke hat, die aus Holz, Heu oder Stroh bestehen – zum Beispiel wenn man Gemeinde mit falscher Musik oder falschen Managementmethoden aufgebaut hat –, dann wird das Feuer diese Werke verbrennen. Der Tag wird das offenbaren.
Dann wird derjenige Schaden leiden. Das bedeutet nicht, dass wir erneut gerichtet werden, sondern dass es dafür keinen Lohn geben wird. Das ist ein Verlust für die Ewigkeit.
Aber niemand wird in der Ewigkeit traurig sein, denn Offenbarung 21 sagt, dass Gott alle Tränen von unseren Augen abwischen wird. Das ist wunderbar. Gott hat uns Menschen so geschaffen, dass wir Tränen vergießen, wenn wir traurig sind.
Wer hat schon mal einen Affen im Zoo weinen sehen? Das ist etwas ganz Typisches für Menschen, im Tierreich nicht üblich. Ich sage nicht absolut, aber nicht üblich.
Und was ist mit den Krokodilstränen? Das sind physiologische Reaktionen ohne echte Traurigkeit. Krokodile sind Reptilien, mit denen man keine Beziehung aufbauen kann. Ein Zoowärter kann das bestätigen.
Ich selbst musste jeden Tag in das Krokodilgehege und mein Vorgesetzter empfahl mir, einen Reisbesen mitzunehmen. Das habe ich befolgt. Das Weibchen stand hinter mir mit geöffnetem Maul. Dann habe ich mit dem Besen auf die Schnauze geschlagen und bin mit schlottenden Beinen rausgegangen.
Ganz anders ist es bei Säugetieren mit Emotionen, wie Hunden. Unglaublich, was da an Gefühlen rüberkommt. Manche Menschen können sich kaum von ihrem Hund trennen.
Zurück zu den Krokodilstränen: Das sind körperliche Reaktionen ohne echte Traurigkeit. Darum sagt man bei Menschen, die nicht wirklich Busse tun, aber mit großen Tränen weinen, es seien Krokodilstränen.
Bei Menschen sind Tränen mit Emotionen verbunden, oft sehr tiefen. Denken wir an Jesus am Grab von Lazarus. Der kürzeste Vers im Neuen Testament, Johannes 11,35, lautet: „Jesus vergoss Tränen.“ Der Herr hat tief mitgefühlt, und wir dürfen das auch.
Gott hat uns die Fähigkeit zu weinen gegeben, übrigens nicht nur Frauen, auch Männer. Es gibt Berechnungen, wie viele Liter jeder Mensch im Leben weint. Frauen sind etwas emotionaler als Männer, obwohl das nicht unbedingt so sein müsste.
Wir haben die Zusage, dass Gott alle Tränen von unseren Augen abwischen wird. Darum wird es in der Ewigkeit völlige Glückseligkeit geben.
Trotzdem bleibt der Unterschied im Lohn. Darum heißt es, jemand wird Schaden leiden.
Jetzt noch eine Ermutigung: Ich möchte aufbauen und nicht runterziehen. Das hat mich einmal sehr bewegt, als ich 1. Korinther 4,5 gelesen habe. Dort wird erklärt, dass man nicht über verborgene Motive im Menschen urteilen soll.
Von außen können wir nicht in die Tiefen der Seele eines anderen schauen. Wenn wir die Motive beurteilen und sagen, „das ist so und so“, können wir viel Unrecht tun.
In 1. Korinther 5 geht es um den Ausschluss aus der Gemeinde. Dort wird gesagt, dass man die Taten beurteilen muss. Manche Taten zeigen, dass sie aus Eifersucht oder Bosheit kommen.
Aber wenn man Menschen im Innersten beurteilt, muss man sehr vorsichtig sein, um kein Unrecht zu tun.
Darum sagt Paulus in 1. Korinther 4,5: „So urteilt nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Überlegungen der Herzen offenbaren wird.“
Vielleicht stockt einem schon der Atem: Der Herr wird die tiefsten Gedanken unserer Herzen ans Licht bringen, auch die, über die wir uns selbst nicht im Klaren waren.
Dann heißt es im nächsten Satz: „Und dann wird jedem sein Lob von Gott zuteilwerden.“
Das heißt, vor dem Richterstuhl Christi wird es Lob Gottes geben, nicht nur für das, was wir getan haben, sondern auch für das, was wir gut gedacht oder uns gewünscht haben, aber aus Gründen wie Krankheit oder fehlender Kraft nicht tun konnten.
Der Herr sieht das und wird es ans Licht bringen. Das ist großartig.
Wenn man wirklich den Weg mit dem Herrn geht, kann man sich auf den Richterstuhl Christi freuen.
Wenn wir den Herrn lieben und in dieser Gesinnung beten, wie David in Psalm 139 in den letzten Versen: „Prüfe mich, Gott, und erkenne mein Herz“, dann ist es unser Wunsch, so beurteilt zu werden, wie der Herr uns sieht.
Manchmal sind wir uns selbst nicht klar über unsere Motive. Darum sagt Paulus in 1. Korinther 4, dass man nicht vor der Zeit urteilen soll.
Das heißt, es kann Gründe geben, warum man mich anklagen könnte, die mir selbst nicht bewusst sind. Aber der Herr wird das ans Licht bringen.
Wenn man wirklich mit dem Herrn leben und mit ihm immer mehr in Übereinstimmung kommen will, ist das unser Wunsch.
Dann ist alles geregelt, und es kommt die Hochzeit im Himmel.
In Offenbarung 19 wird die Hochzeit des Lammes beschrieben. Dort heißt es, die Braut – die Gemeinde – kleidet sich in feine weiße Leinwand.
Das weiße Hochzeitskleid ist keine Erfindung der Gesellschaft, sondern eine göttliche Idee.
Es heißt, dass diese Leinwand „die Gerechtigkeit der Heiligen“ ist. Jeder Faden steht für etwas, das wir aus Liebe für den Herrn getan haben und das zur Herrlichkeit der Gemeinde beim himmlischen Hochzeitsfest beiträgt.
Dort heißt es, die Braut des Lammes hat sich bereitet. Das bedeutet im Klartext, dass alles am Richterstuhl Christi geklärt ist – also Entrückung, Richterstuhl Christi, alles geklärt.
Dann gibt es nur noch die riesige, höchste Freude, die in Offenbarung 19 beschrieben wird: „Jauchzet und freut euch, denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen!“ Eine Freude ohne jeden Schatten.
Darauf können wir uns nicht nur freuen.
Übrigens, die Gläubigen, die schon verstorben sind und uns vorangegangen sind – denken wir wirklich, dass die, die im ersten Jahrhundert heimgegangen sind, rund zweitausend Jahre warten mussten, bis alles am Richterstuhl Christi geklärt wurde? Natürlich nicht. Das haben sie schon hinter sich.
Wenn wir die letzte Generation sein dürfen, haben wir das noch vor uns. Danach ist alles für die Gemeinde geklärt, und dann kommt die Hochzeit des Lammes.
Aber für Gläubige, die Dinge im Leben bewusst stehen lassen, die wissen, dass etwas nicht in Ordnung ist, auch in Beziehungen, und die nicht bereit sind, etwas zu verbessern, da werden Tränen fließen nach dem Richterstuhl Christi.
Denn dann wird alles geklärt.
Wichtig ist zu wissen, dass es auch Dinge gibt, die wir nicht klären können, selbst wenn wir es wollen, weil der andere es anders sieht.
Das habe ich konkret erlebt, nicht nur einmal, immer wieder, wenn wir es unterschiedlich sehen.
Was will man tun? Will man jemanden zwingen? Sicher nicht. Da muss man geduldig warten.
Darum ist Römer 12 so hilfreich: „Lebt mit allen Menschen in Frieden.“
Dann darf man auch ruhig werden.
Mir geht es darum: Wenn jemand wirklich Hass gegen einen anderen hegt und seine Sünde immer wieder hervorholt und sich darin sonnt – etwas krass beschrieben –, dann werden diese Dinge am Richterstuhl geklärt.
Aber auch dann ist danach alles klar.
Das ist der Lohn.
An diesem Richterstuhl wird auch festgelegt, welchen Lohn jeder Einzelne bekommt.
Dazu können wir Lukas 19 heranziehen, die Geschichte von den Pfunden. Dort bekommt der eine zehn Städte für das Tausendjährige Reich.
Man muss sich vorstellen: Timon bekommt São Paulo. Es wird konkret sein.
Wir bekommen Verwaltungs- und Leitungsaufgaben im Tausendjährigen Reich.
Ich zähle nicht noch neun weitere Städte auf, aber ein anderer bekommt fünf Städte.
So wird das am Richterstuhl Christi festgelegt.
Wenn der Herr Jesus mit den Gläubigen auf dem Ölberg erscheint, wird jemand dort stehen und denken: Der Herr kommt mit allen Heiligen, und von hier aus wird er sein Reich auf der ganzen Erde errichten.
Gewisse Heilige werden dann nach Südamerika gehen, andere nach Asien oder Afrika.
So wird der Herr über die ganze Welt durch die Gläubigen herrschen.
Aber das wird alles am Richterstuhl Christi festgelegt.
Nun, der langen Rede kurzer Sinn: Wir sind hier ausgegangen von Kolosser 3,24, da ihr wisst, dass ihr vom Herrn die Vergeltung des Erbes empfangen werdet.
Ich habe gesagt, manche denken, das sei der Lohn für die Treue. Das ist es nicht, denn hier geht es um das Erbe, nicht um den Lohn, den alle Gläubigen bekommen werden. Römer 8 sagt, wir sind Erben Christi, Erben Gottes und Miterben Christi. Das heißt, Gott gibt der Gemeinde die ganze Welt. Ja, das ist unser Erbe.
Mit den Aufgaben wird es unterschiedlich verteilt, je nach Lohn. Aber grundsätzlich werden wir alle Weltherrscher sein, weil wir Könige und Priester sind, wie Offenbarung 1,5 sagt. Das bedeutet, das Erbe ist, dass wir mit Christus die Herrschaft über das ganze Universum antreten werden. Und das bekommen alle Gläubigen, nicht abhängig von der Treue.
Warum wird hier zu den Sklaven gesagt: Ihr dient dem Herrn Christus, und vorher, da ihr wisst, dass ihr vom Herrn die Vergeltung des Erbes empfangen werdet? Das heißt, ihr Sklaven seid unterstellt einem Herrn, vielleicht einem bösen Herrn, und der ist wiederum all diesen Ämtern im römischen Reich unterstellt, die bis zum Kaiser hinaufgehen. Ihr seid das unterste Glied in der Hierarchie im römischen Reich, wie eine Pyramide.
Aber ihr müsst wissen, ihr werdet einmal Weltherrscher sein. Ihr werdet ganz oben in der Pyramide sein, jetzt aber steht ihr unten. Wenn ein Sklave weiß, dass er eigentlich höher ist als sein Herr, sein ungläubiger Herr, dann gibt das eine ganz andere Sicht auf die zum Teil schweren Sachen, die man vom Chef oder der Chefin erlebt.
Also nochmals Vers 23: Was auch immer ihr tut, arbeitet von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen, da ihr wisst, dass ihr vom Herrn die Vergeltung des Erbes empfangen werdet. Ihr dient dem Herrn Christus, dem Herrn Messias. Das bedeutet dem kommenden Herrscher über die ganze Welt. Darum wird der Herr Jesus hier genannt Herr Christus, das wäre Adonai, Maschiach.
Der Messias wird genannt Adonai in Psalm 110: "Der Herr zu deiner Rechten, Adonai zu deiner Rechten", und das ist der Messias, der Jesus. Und zwar eben dieser Adonai, Mashiach, das ist der Gesalbte, König, Priester und Prophet. Christus, Messias heißt ja Gesalbter.
Ihr dient dem, der das oberste Sagen haben wird und mit dem ihr einmal das ganze Erbe, die ganze Welt, teilen werdet.
Ich muss das vielleicht noch kurz unterstreichen, weil alles, was man nur sagt und nicht in der Bibel nachschaut, bei den meisten einfach abprallt wie beim Pingpongspielen, wenn der Ball neben den Tisch geht. Alles, was man nachschaut, kann man sich besser merken.
Und da heißt es doch tatsächlich in 1. Korinther 3,21: So rühme sich denn niemand der Menschen, denn alles ist euer. Das heißt, alles gehört euch, sei es Paulus oder Apollos oder Kephas, sei es Welt oder Leben oder Tod, sei es Gegenwärtiges oder Zukünftiges – alles ist euer. Ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes.
Einmal bin ich im Zug gefahren, und da hat jemand gefragt, im gleichen Abteil: "Oh, dieses Schloss, wem gehört das?" Und er hat gesagt: "Das gehört meinem Vater." Das ging auch so weiter bei anderen Sehenswürdigkeiten, und er hat immer behauptet, das gehört seinem Vater. Dann wollte der andere natürlich mal wissen, wer denn sein Vater ist, und er hat es ihm erklärt.
So geht man ganz anders durch die Welt, man weiß, es gehört mir. Nur aufgepasst: Wir können es jetzt nicht abholen. Jetzt ist noch nicht die Zeit, um abzuholen. Also die Besitzverhältnisse müssen wir achten. Aber alles ist euer, und so sagt der Apostel Paulus: Ihr werdet das Erbe bekommen.
Das müsst ihr euch überlegen, wenn ihr so auf der untersten Stufe der Pyramide im römischen Reich steht und je nachdem Schweres erlebt.
Ganz allgemein heißt es in Vers 25: Denn wer Unrecht tut, wird das Unrecht empfangen, das Ansehen der Person wird nicht berücksichtigt. Man kann nicht einfach leben, wie man will. Es hat Konsequenzen.
Dann spricht Paulus die Herren an: Ihr Herren, gewährt euren Knechten das, was recht und billig ist, da ihr wisst, dass auch ihr einen Herrn im Himmel habt.
Dazu habe ich geschrieben: Herren müssen sich im Klaren sein, dass sie selbst Knechte Gottes sind. Das soll sie motivieren, gut zu ihren Untergebenen zu sein. Wenn man in einer leitenden Funktion in der Firma, im Unternehmen oder im Beruf ist, muss man sich bewusst sein, dass man nicht die Spitze der Pyramide ist, sondern der Herr über einem steht.
Man kann nicht einfach tun, was man will, denn Vers 25 vorher gilt: Das ist kein Ansehen der Person.
Das hilft, als Arbeitgeber wirklich gerecht und gut mit Untergebenen umzugehen und auch auf gerechte Löhne zu achten. Da brauchen wir nicht die Sozialisten, die uns das lehrten.
Denn in Jakobus 5 heißt es: Der Lohn der Arbeiter, die die Felder gemäht haben, ist vor den Ohren des Herrn gekommen. Der vorenthaltene Lohn schreit zu ihm. Gott will gerechte Löhne. Das ist etwas grundsätzlich Biblisches.
Wenn man sich als Herr bewusst ist: „Ich unterstehe meinem Herrn und bin ihm fügsam“, dann geht man ganz anders mit denen um, die einem gegenüber fügsam sein müssen. Das bewahrt vor Tyrannei.
In Vers 2 lesen wir weiter: „Verharrt im Gebet und wacht darin mit Danksagung und betet zugleich auch für uns, damit Gott uns eine Tür des Wortes auftue, das Geheimnis des Christus zu reden, um dessen Willen ich auch gebunden bin, damit ich es offenbare, wie ich es reden soll.“
Ich habe dazu geschrieben, dass das Einstehen im Gebet andauernd sein soll. Wer hat im Gebet? Also, dass wir Anliegen, die der Herr uns aufs Herz legt, immer wieder vor den Herrn bringen. Dann wird gesagt: „Wacht darin!“ Dazu habe ich geschrieben, dass Gebet zudem nüchtern sein muss, nicht ekstatisch.
Das ist ja hochaktuell in unserer Zeit, wo man das Ekstatische auch ins Gebet hineingebracht hat – vielerorts in der Christenheit. Aber in 2. Timotheus 4, Vers 5, steht ein direkter Befehl. Das ist einer dieser hunderten direkten Befehle im Neuen Testament. Dort heißt es in Vers 5: „Du aber sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tu das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst!“
In einem Vers haben wir gleich vier neutestamentliche Gebote. In meiner Bibel streiche ich die Befehle speziell an. So kann man durch die Bibel gehen und weiß genau, was man am Montag zu tun hat. Ja, so konkret ist die Bibel.
In den Lehrbriefen finden wir hunderte von Befehlen. Ich habe allein im ersten Timotheusbrief mit seinen sechs Kapiteln mehr als dreißig Befehle angestrichen. Im zweiten Timotheusbrief, einem kurzen Brief mit vier Kapiteln, sind es ebenfalls etwa dreißig Befehle. Auch im Titusbrief, der nur drei Kapitel hat, finden sich rund dreißig Befehle. Nur mit diesen drei kleinen Briefen haben wir also neunzig Gebote.
Dann merken wir, dass wir uns auf einer ganz anderen Ebene bewegen, als wenn ein Rabbi im Judentum sagt: „Wir sind stolz, dass wir 613 Gebote in der Tora haben.“ Und einer im Talmud sagt: „Ich bin so dankbar, dass Gott mich als Mann erschaffen hat und nicht als Frau.“ Das wurde schon benutzt, um antisemitisch gegen Juden vorzugehen.
Solche üblen Aussagen über Frauen findet man dort. Das ist typisch rabbinisch-provokative Sprache. Es gibt in der Tora mehr Gebote für Männer als für Frauen. Zum Beispiel dreimal im Jahr nach Jerusalem zu gehen – am Passafest, Pfingstfest und Laubhüttenfest – das ist ausdrücklich nur für die Männer. Mit Rücksicht auf die Frauen, die mit ihren Kleinkindern zuhause bleiben müssen.
So hat der Mann mehr Gebote, und er hat das überspitzt gesagt: Mit dem Einhalten von Geboten kann ich Gott zeigen, dass ich ihn liebe. Das ist auch ein neutestamentliches Prinzip. Wer Jesus’ Gebote anspricht, sagt in Johannes 14: „Wer mich liebt, hält meine Gebote.“
Darum möchte ich so viele wie möglich haben und bin froh, dass ich nicht so wenige habe wie Frauen, die zuhause bleiben dürfen mit den Kindern. Ja, das ist das provokativ Überspitzte.
Aber ich will damit nur sagen: Mit dem Neuen Testament kommen wir noch weiter. Wenn man alles zusammenzählt, verlassen wir bald die 613 Gebote der Tora. Das Gesetz des Christus, wie es in Galater 5 genannt wird, sind die Gebote, die der Herr Jesus der Gemeinde seit seinem Kommen als Messias gegeben hat.
Galater 6 nennt es „das Gesetz des Christus“, und es enthält noch mehr. Aber wir müssen das nicht aus eigener Kraft tun, wie die meisten unter dem Gesetz, die gar nicht bekehrt waren. Viele Israeliten waren nicht bekehrt.
Wir aber haben das neue Leben und den Heiligen Geist und sind so mit Kraft ausgerüstet, um das umzusetzen.
Ja, das war so ein kleiner Exkurs wegen der vier Gebote in Vers 5. Mir ging es ja darum: „Du aber sei nüchtern in allem.“ Das Wort „nüchtern sein“ habe ich im Skript noch ausgeführt. Es ist das griechische Wort Nepho.
Nepho wird im Standardwörterbuch zum griechischen Neuen Testament von Walter Bauer beschrieben. Es gibt ja noch viele andere, viel bessere Wörterbücher, zum Beispiel das von Menge, das ist ein fantastischer Geheimtipp. Es hat so viele Bedeutungen und übertrifft Walter Bauer bei weitem. Und es gibt unzählige andere, die in meiner Bibliothek lagern.
Hier hat Walter Bauer das sehr schön umschrieben, darum zitiere ich ihn: Nepho bedeutet Abwesenheit von jeglicher seelischer und geistiger Trunkenheit, Überstürzung, Exaltiertheit.
Da kommt man mit dem charismatischen Beten nicht mehr durch. Das ist ja gerade das Problem: Abwesenheit von jeglicher seelischer und geistiger Trunkenheit. Das ist ein Gebot. Es geht nicht, es ist nicht biblisch.
Man muss eben Ekstase nicht mit Herzenshingabe an den Herrn verwechseln. Es ist genau so wie bei Betrunkenheit: Diese Fröhlichkeit darf man nicht vergleichen mit der Freude im Herrn. Das ist ein ganz anderer Gefühlsbereich.
Was man in der Charismatik erlebt, wenn man so richtig in einen Zustand kommt, in dem es irgendwie abhebt, hat mit einer gewissen Berauschung zu tun. Aber es ist nicht das Gleiche wie diese tiefe innere Freude am Herrn.
Diese Freude spürt man sogar in Momenten, in denen es einem ganz mies geht, man wirklich am Boden ist, aber sich trotzdem so richtig eingehüllt in der Gnade des Herrn fühlt und diese tiefe Freude im Herzen hat.
Paulus sagt in 2. Korinther 6, von allen Mühen in seinem Dienst: „Als Traurige und doch allezeit fröhlich.“ Wie geht das? Es geht. Das sind ganz tiefe Gefühle, aber sie sind eben nicht ekstatisch.
Unsere Gefühlswelt hat der Herr uns geschenkt. Es ist ja bekannt, dass in manchen christlichen Kreisen alles, was mit Gefühlen zu tun hat, kritisch gesehen wird.
Das liegt daran, dass es Gefühle gibt wie Überstürztheit, Exaltiertheit und Unnüchternheit – da haben wir wirklich ein Problem.
Aber der Herr hat uns mit einer tiefen Fähigkeit zu empfinden ausgestattet, und das ist nicht bei allen Menschen gleich. Es gibt auch solche mit einem sensibleren vegetativen Nervensystem, zum Beispiel Künstler.
Das hat mir damals als junger Pianist am Konservatorium mein Lehrer beigebracht. Er sagte, wir haben eben eine besondere Sensibilität. Ich habe darüber nachgedacht und festgestellt, dass das stimmt. Man kann keine Musik machen, ohne ganz tiefe Gefühle zu haben. Diese hat der Herr uns gegeben.
Aber das ist nichts Berauschendes.
Man sieht in der Musik den Unterschied. Wenn man Rockmusik hört, gibt es auch starke Emotionen. Aber als Gegensatz kann man sich den Choral von Bach anhören: „Jesus bleibe meine Freude.“
Das Orchester spielt durchgehend in Dreierachtelgruppen, und dann kommt der Chor und singt: „Jesus bleibe meine Freude.“
Warum zieht sich das so durch das Orchester? Es ist richtig Bach, der fließt. Das soll ausdrücken: „Jesus bleibt meine Freude, was auch kommen mag an Leiden.“
Das Bleibende wird musikalisch ausgedrückt, und dann der Chor. Der Rhythmus wird nicht so geführt wie in der Rockmusik, wo jeder Schlag immer genau gleich ist.
Man weiß genau, was kommt, und darum kann das Gehirn runterfahren. Es ist nicht mehr interessant, sondern die Sache des Dirigenten, wie das Tempo geführt, verlangsamt oder neu angesetzt wird.
Dort liegt ein großer Teil der Kunst in der klassischen Musik.
Man muss das mal vergleichen mit den Gefühlen, die man dabei bekommt. Da komme ich je nach Situation den Tränen nahe.
Es ist eine ganz andere Gefühlstiefe als das, was jemand mit Rockmusik erleben kann.
Ebenso bekommt man durch Rausch keine tiefen Gefühle. Das ist nur Schrott und Selbstbetrug.
Das gibt uns der Herr, und diese Gefühle dürfen wir ausdrücken. Aber sie bleiben nüchtern.
Wir sind nicht da am Abfahren und ohne Kontrolle.
„Du aber sei nüchtern in allem.“
Und als Beweis für diese tiefen Gefühle dient das Buch der Psalmen. Warum hat Gott uns das Buch der Psalmen gegeben? Dort finden wir alle möglichen Gefühlslagen, die ein Mensch haben kann – und zwar ganz unten am Boden oder auch ganz oben. Das bedeutet nicht nur Freude, sondern auch jubeln, allerdings nüchtern.
Das ist der Punkt: Darum soll das Gebet nüchtern sein. Man muss wachsam sein, damit Gebete nicht in die falsche Richtung gehen und die Stimmung beim Beten nicht zum Abheben führt. Vielmehr soll es dazu führen, dass wir eng und tief mit dem Herrn in unseren Herzen verbunden sind.
Wir gehen weiter zu Vers 3 in Karlosaphia: „Und betet zugleich auch für uns, damit Gott uns eine Tür des Wortes auftue, das Geheimnis des Christus zu reden, um dessen Willen ich auch gebunden bin, damit ich es offenbare, wie ich es reden soll.“ Ist das nicht ermutigend? Der Apostel Paulus braucht Gebete für seinen Dienst.
Wir denken vielleicht, er sei erstens ein Genie gewesen – war er das? Im Galaterbrief Kapitel 1 berichtet er, wie er als junger Mann seine Zeitgenossen völlig überflügelt hat. Das war eine Ausnahmeerscheinung, und deshalb wurde er bei einem der größten Rabbiner, Gamaliel, angenommen – ebenfalls eine Ausnahmeerscheinung.
Dann hat er sich bekehrt, und der Herr hat all das, was er an Fähigkeiten entwickelt hatte, geheiligt. So konnte er seine hebräisch-aramäischen Kenntnisse für das Werk des Herrn einsetzen. Wir erleben immer wieder, dass Türen geschlossen sind, aber durch Gebet geöffnet werden können. Das heißt: Es macht einen Unterschied, ob wir beten oder nicht. Manche Türen bleiben geschlossen, andere können durch Gebet geöffnet werden.
Da sagt jemand: „Gott ist doch souverän.“ Ja, aber was meinst du mit souverän? Hier muss man sehr vorsichtig sein, denn es gibt Christen, die unter „souverän“ etwas ganz anderes verstehen als andere, die ebenfalls sagen, Gott sei souverän.
Das Wort „souverän“ bedeutet einfach, dass Gott die höchste Autorität hat. Das heißt nicht, dass der Mensch keine Verantwortung trägt oder von sich aus nichts entscheiden kann. Gott führt die Entscheidung, aber er steht über allem und hat einen Plan, einen Ratschluss. Epheser 1 spricht von dem Ratschluss Gottes, den er durchzieht. Gleichzeitig lässt er die Verantwortung des Menschen bestehen.
Das bedeutet: Es gibt Dinge, die Gott macht, egal ob wir beten oder nicht. Und es gibt Dinge, die Gott nur macht, wenn wir beten. Ein Beweis dafür findet sich in Jakobus 4. Jakobus 4, das habe ich so gefreut, als ich das zum ersten Mal richtig realisiert habe, steht genau so da!
Vers 2: „Ihr begehrt und habt nichts, ihr mordet und neidet und könnt nichts erlangen.“ Übrigens: Rufmord ist auch Mord und oft mit Neid verbunden. „Ihr mordet und neidet und könnt nichts erlangen, ihr streitet und führt Krieg.“ Es gibt auch Gläubige, die miteinander Streit und Krieg führen.
Und jetzt sagt er: „Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet.“ Aha, also ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet. Das heißt, wenn ihr beten würdet, könntet ihr es haben. Das macht klar, dass es Dinge gibt, die Gott nicht gibt, wenn seine Kinder ihn nicht darum bitten – unabhängig davon, dass Gott souverän ist, also die höchste Autorität besitzt und alles in seiner Hand hält.
Das ist eine Ermutigung für das Gebet: Es gibt Türen, die öffnen sich nur, wenn wir darum bitten. Darum bittet Paulus um eine offene Tür. Aber wir dürfen nicht meinen, wenn wir gebetet haben und eine Tür geöffnet wird, dass es dann keine Probleme mehr gibt.
In 1. Korinther 16, Vers 8 schreibt Paulus in einem Brief aus Ephesus: „Eine große und wirkungsvolle Tür ist mir aufgetan worden.“ Wunderbar! Es geht weiter: „Der Widersacher ist stark.“ Wir haben Widerstände. Aber die Tür ist offen, und sie kann durch das Gebet der Gläubigen geöffnet werden.
Dann sagt Paulus: „Eine Tür des Wortes auftue, das Geheimnis des Christus zu reden, um dessen Willen ich auch gebunden bin.“ Was ist das Geheimnis des Christus? Das wird im zur gleichen Zeit geschriebenen Epheserbrief erklärt.
In Epheser 3 geht es um das Geheimnis des Christus. Paulus erklärt, dass dieses Geheimnis von Ewigkeit her in Gott verborgen war und niemandem mitgeteilt wurde – auch nicht den Propheten des Alten Testaments wie Jesaja, Jeremia oder Hesekiel. Niemand wusste von diesem Plan Gottes in Bezug auf die Gemeinde.
Das war Gott so kostbar, dass er es niemandem sagte. Ich kann das gut verstehen: Wenn ich etwas Schönes in der Bibel entdecke und weiß, dass ich darüber sprechen kann, dann kann ich das kaum für mich behalten. Meine Frau sagt mir oft, ich könne das einfach nicht für mich behalten.
Im Alten Testament finden sich viele Hinweise auf Christus und die Gemeinde. Es beginnt schon mit Adam, der in einen tiefen Schlaf fällt, und aus seiner Seite wird seine Frau gebildet – ein Hinweis auf die Gemeinde, die aus der geöffneten Seite des Messias entstehen sollte.
Dann geht es weiter mit vielen weiteren Hinweisen. Gott hat sie gegeben, aber im Alten Testament konnte man sie erst im Rückblick verstehen. So hat Gott über das Geheimnis gesprochen, ohne es offen auszusprechen.
Im Neuen Testament sagt Paulus in Epheser 3, dass Gott dieses Geheimnis nicht mehr geheim hält. Er hat es seinen Aposteln und Propheten im Geist, in der Kraft des Geistes, offenbart. Seit Pfingsten hat Gott das vollständig offenbart.
Dazu gehören die acht Geheimnisse in den Briefen von Paulus. Sie alle hängen mit der Gemeinde und Gottes Plan von Ewigkeit her zusammen. Das ist etwas Erhabenes.
Es ist nicht das Thema hier, darum führe ich es nicht weiter aus. In zwei Minuten gibt es Kuchen für eine halbe Stunde. Aber ich möchte sagen: Das ist das Schönste, was es gibt.
In Gottes Plänen und seiner Schöpfung – ich formuliere bewusst so, denn der Sohn Gottes gehört nicht zur Schöpfung – gibt es nichts Höheres als die Gemeinde. Das darf ich sagen, ohne Israel die Bedeutung in der Bibel wegzunehmen.
Man könnte mir sagen: „Du sprichst viel über Israel.“ Ja, und das ist auch wunderbar. Aber es gibt etwas, das noch höher ist: die Gemeinde, bestehend aus Gläubigen, Juden und Nichtjuden, von Pfingsten bis zur Entrückung. Sie gehören zum Geheimnis des Christus.
In Hebräer 12 werden sie die Erstgeborenen genannt, deren Namen im Himmel angeschrieben sind. Die Erstgeborenen haben den ersten Platz, den Vorrang in Gottes Plänen.
Da wird man dankbar, in dieser Zeit geboren zu sein. Schwierige Zeit, ja, aber die schönste Zeit. Darum wird diese Zeit in Epheser 3 am Schluss richtig übersetzt, zum Beispiel in der alten Elberfelder oder CSV: „Gott sei die Ehre durch alle Generationen des Zeitalters der Zeitalter hindurch.“ Das ist das Zeitalter der Gemeinde.
„Das Zeitalter der Zeitalter“ bedeutet: das herrlichste Zeitalter, das es gibt. Paulus wollte dieses Geheimnis des Christus verkündigen. Er sagt in Epheser 3, Vers 8: „Ich habe den Auftrag bekommen, als der Geringste aller Heiligen den Reichtum des Geheimnisses des Christus unter den Nationen zu verkündigen.“
Und da sagt er: „Betet, um das zu verbreiten.“ Er sagt noch deutlicher: „Um dessen Willen bin ich auch gebunden.“ Das hat ihm viel Feindschaft vom jüdischen Volk eingebracht, weil er festhielt, dass Heiden nicht zuerst Juden werden und sich beschneiden lassen müssen, sondern direkt zur Gemeinde gehören.
Das ist kein Ersatz für Israel, sondern etwas ganz anderes: die Erstgeborenen. Darum muss er leiden. „Um dessen Willen ich auch gebunden bin.“
Dann sagt er: „Damit ich es offenbare, wie ich es reden soll.“ Er vertraute also nicht nur auf seine natürlichen Fähigkeiten. Er sagt: „Ihr müsst beten, damit ich es richtig sagen kann.“
Ich merke manchmal, wie groß der Unterschied sein kann: An einem Ort spreche ich dasselbe wie an einem anderen, aber ich sage mir, das ist mir nicht so gelungen, wie ich wollte. Ich weiß nicht, woran das lag. An einem anderen Ort hingegen kommt es richtig gut an, und ich kann die Freude rüberbringen.
Ich kann schon sagen, woran das liegen kann. Ein Bruder, ein älterer Bauer, von dem ich viel gelernt habe, erzählte mir, dass er an einem Ort von Brüdern richtig fertiggemacht wurde. Und dann sollte er predigen.
Er sagte: „Eine Kuh, die man schlägt, muss man danach nicht melken und darf sich nicht wundern, dass sie keine Milch gibt.“ So kann das wirken.
Der Apostel sagt: „Betet, damit ich weiß, wie ich es sagen will.“ Nicht was ich sagen soll – das wusste er schon – sondern wie. Das ist der Punkt: Wie und was ist nicht dasselbe.
Denken wir nur an den Herrn Jesus in Gethsemane, wie Matthäus, Markus und Lukas es beschreiben. Jesus sagt dort: „Vater, nicht was ich will, sondern was du willst.“ In der Parallelstelle: „Nicht wie ich will, sondern wie du willst.“
Es ging nicht nur darum, was Jesus am Kreuz tun sollte, sondern auch darum, in welcher Art er es tun würde. Wenn man die Evangelien liest, sieht man, wie er mit dem Hohenpriester und dem Sanhedrin umging, wie er verhört wurde, wie er sich verhielt, als Petrus versagte, und wie er schließlich das Kreuz auf den Schultern nach Golgatha trug.
Er hat nicht nur getan, was der Vater wollte, sondern es auch so getan, wie er es wollte.
Darum ist es ein Unterschied: Man kann Wahrheiten verkündigen, ohne dass Herzen berührt werden. Aber man kann es auch anders tun, sodass die Herzen erreicht werden.
Das ist so wichtig: „Damit ich es offenbare, wie ich es reden soll.“
Gute Pause!
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