
Der Ofen ist aus – das sind Worte, die man manchmal in der Eheberatung zu hören bekommt. Wir haben uns emotional voneinander entfernt. Das muss noch lange nicht das Ende einer Ehe bedeuten, aber es ist tragisch. Ich denke, da werden mir alle zustimmen: Wenn Beziehungen erkalten, wenn die Liebe erkaltet und nur noch ein kalter Wind weht, ist das traurig.
Einst, als man sich so innig geliebt hat, hat man sich voneinander entfernt. Wenn der Ofen aus ist, passiert das in der Regel nicht von jetzt auf gleich. Ein Ofen geht nicht plötzlich aus, sondern kühlt allmählich Stück für Stück ab, bis nur noch ein kalter Wind herrscht. So etwas kann in jeder Beziehung passieren – nicht nur in Ehen. Es kann auch in Freundschaften geschehen, in denen man zusammengehalten hat, und sich dann immer mehr auseinanderlebt.
Das kann auch in politischen Beziehungen passieren. Denken wir an die Entwicklung im Kalten Krieg: Die Beziehung ist immer kälter geworden. Jetzt sagt man, mit dem Machtwechsel in Amerika wird es wahrscheinlich wieder kühler, zum Beispiel mit Russland. Es ist immer tragisch, wenn Beziehungen erkalten.
Aber ich möchte heute über die wichtigste Beziehung sprechen: die Beziehung zu uns selbst und zu Gott. Wenn diese erkaltet, ist es besonders tragisch. Mein Predigtthema heute Abend lautet: „Der Ofen ist aus – die Gefahr einer erkalteten Beziehung zu Gott.“
Wir haben gestern Abend im letzten Abschnitt, also im genau vorhergehenden Text, gesehen, dass Amos beziehungsweise Gott durch Amos mit der Spaßgesellschaft abrechnet. Gott kündigt das Gericht an, aber das Volk hält an der Sünde fest, weil es sich einredet, dass Gott sie doch segnen wird. Sie erfahren doch Reichtum, also kann das Leben nicht so falsch sein. Dabei ist ihre Beziehung zu Gott auf dem Gefrierpunkt angelangt. Die Liebe ist erkaltet, zwischen ihnen und Gott herrscht Eiszeit.
Das ist gar nicht so offensichtlich, weil die Opfer weiterhin gebracht werden. Und das führt uns zum ersten Punkt: Eine Beziehung zu Gott kann vorgetäuscht werden – die vorgetäuschte Beziehung.
Ich lese einmal Vers 4 aus Kapitel 4: „Geht nach Bethel und übt Verbrechen, nach Gilgal und vermehrt das Verbrechen, bringt am Morgen eure Schlachtopfer und am dritten Tag eure Zehnten.“ Diese Aufforderung ist ironisch gemeint, denn Amos fordert das Volk nicht wirklich auf, Verbrechen zu begehen. Das müssen wir festhalten. Er fordert nicht dazu auf, zu sündigen. Es ist eine ironische Aufforderung.
Amos bringt wieder etwas Unerwartetes, das kennen wir mittlerweile von ihm, wenn ihr die Vorträge der letzten Abende verfolgt habt. Er bringt immer mal etwas Unerwartetes. Hier schlüpft er wahrscheinlich in die Rolle eines Priesters, denn er ruft die Priester zum Gottesdienst auf. Er sagt: „Geht nach Bethel, geht nach Gilgal und vermehrt das Verbrechen.“
Wir müssen wissen: Bethel und Gilgal waren die religiösen Zentren im Nordreich. So wie heute Rom für die Katholiken das Zentrum ist oder Mekka für die Muslime, so waren es im Nordreich Gilgal und Bethel – eigentlich auch noch Dan, aber hier geht es um diese beiden Orte. Amos ruft dazu auf, doch dann folgt direkt die schockierende Bewertung: „Vermehrt doch nur eure Sünde.“ Das musste ein Schlag für das Volk gewesen sein, denn sie dachten: „Wir gehen doch zum Gottesdienst“, obwohl sie eigentlich wissen müssten, dass das nicht der Gottesdienst ist, den Gott haben will.
Bleiben wir beim äußeren Erscheinungsbild: Schaut man sich den Text an, läuft an diesen Kultstätten zunächst alles normal. Sie bringen Opfer. Wenn wir jetzt nicht ins Herz schauen könnten, sondern das Ganze nur mit einer Videokamera filmen würden, müsste man feststellen: Sie bringen Opfer. Da steht: „Bringt am Morgen eure Schlachtopfer.“ Die Schlachtopfer waren besonders beliebt. Bei einem Brandopfer wurde das ganze Vieh, der ganze Stier verbrannt. Bei einem Schlachtopfer konnte man einen Teil des Fleisches für sich behalten.
Dann heißt es: „Bringt am dritten Tag eure Zehnten.“ Amos will damit sagen: Macht einfach so weiter, ironischerweise. Bringt weiter eure Schlachtopfer, bringt eure Zehnten. Wann bringen sie sie? Am dritten Tag. Und wisst ihr, der Zehnte war im Alten Testament eigentlich alle drei Jahre gefordert. In 5. Mose 14,28 heißt es: „Am Ende von drei Jahren sollst du den ganzen Zehnten deines Ertrags von jedem Jahr aussondern und ihn in deinen Toren niederlegen.“ Das heißt, man kann davon ausgehen, so wie ich diese Stelle deute, dass sie wahrscheinlich sogar noch eifriger waren, als das Gesetz es vorschrieb.
Formal läuft also eigentlich alles. Aber Amos verwendet hier einen zynischen Ton und möchte zugleich deutlich machen: Selbst wenn ihr das macht, könnt ihr Gott nicht gefallen, weil etwas grundlegend falsch läuft.
Jetzt heißt es weiter, dass sie vom gesäuerten Dankopfer als Rauch aufsteigen lassen sollen. Vielleicht denkt sich jetzt der eine oder andere, der sich im Alten Testament ein bisschen auskennt: „Ah, hier ist der Fehler, man darf doch keinen Sauerteig opfern.“ Das stimmt, man durfte keinen Sauerteig opfern – nur in einem Fall war es erlaubt, und zwar bei Dankopfern. Das steht in 3. Mose 2,11. Bei Dankopfern durfte man Sauerteig opfern.
Um welches Opfer geht es hier? Es geht um ein Dankopfer. Das heißt, sie machen formal nichts falsch, sie bringen das Gesäuerte im Zusammenhang eines Dankopfers. Dann geht der Text weiter und sagt: „Und ruft freiwillige Gaben aus, lasst es hören.“ Schaut mal, im Alten Testament gab es auch freiwillige Opfer. Manchmal denkt man, im Alten Testament gehe es nur darum, Gesetze einzuhalten, und im Neuen Testament um das Herz. Das stimmt nicht. Gott geht es immer ums Herz.
Auch im Alten Testament gab es Opfer, die freiwillig waren und nicht verpflichtend. Wenn man besonders dankbar war, durfte man sie bringen – freiwillig. Gott geht es nicht nur um Pflichterfüllung, sondern um das Herz. Und wir sehen, sie bringen sogar freiwillige Opfer. Da könnte man denken, es ist doch wunderbar.
Wisst ihr, was wir daraus lernen? Man kann eine perfekte Beziehung zu Gott vortäuschen. Wenn man nur das Leben anschaut, kann man manchmal zu dem Ergebnis kommen: „Das läuft doch alles.“ Er ist immer da am Sonntagmorgen, er ist sogar bei der Gebetsstunde dabei, er dient. Wenn man nur das ansieht, könnte man meinen, alles läuft.
Aber es gibt hier ein großes Problem: Die Opferaltäre brennen, aber im Herzen ist der Ofen aus. Man kann eine perfekte Beziehung zu Gott vortäuschen. Bisher ist es möglich, am Sonntag begeistert über Jesus zu sprechen und ihn von Montag bis Samstag zu ignorieren. Man kann in der Gemeinde geistlich tun, damit es niemandem auffällt, dass wir ein Doppelleben führen.
Und das Tückische ist: Unser Herz ist trügerisch. Wenn wir lange genug in der Gemeinde dabei sind, wissen wir sogar, was wir antworten müssen, damit Leute von uns denken, dass es gut läuft im Glauben. Versteht ihr, was ich meine? Dabei läuft es überhaupt nicht gut. Unsere Beziehung zu Gott ist vielleicht auf dem Gefrierpunkt.
Man kann eine perfekte Beziehung zu Gott vortäuschen, man kann am Sonntag am lautesten singen und währenddessen Ehebruch leben. Das geht leider. Man kann es vortäuschen, man kann ein Doppelleben führen.
Wisst ihr, was wir aus diesem Text auch lernen? Man kann den Dienst für Gott lieben, ohne Gott zu lieben. Wusstet ihr das? Schaut mal, da heißt es am Ende: „Denn so liebt ihr es, ihr Söhne Israels, spricht der Herr.“ Bringt ruhig weiter die Opfer, sagt Amos ironisch, macht das alles, denn so liebt ihr es.
Sie lieben es, aber sie lieben nicht ihn. Und das ist ein gewaltiger Unterschied. Sie lieben es, aber sie lieben nicht ihn. Sie lieben es zu opfern, sie lieben den Dienst, aber sie lieben nicht Gott.
Liebe Freunde, liebe Geschwister, man kann es lieben, in die Gemeinde zu kommen, ohne Gott zu lieben, ohne dabei zu Gott zu kommen. Man kann es lieben, zu predigen, ohne ihn zu lieben. Man kann es lieben, sich in der Kinderarbeit einzubringen, während die Beziehung zu ihm erkaltet.
Es gibt die Möglichkeit, so eifrig für den Herrn zu sein, aber im Herzen meilenweit von Gott entfernt zu sein. Dieser Text ruft dich und mich zu einer Selbstreflexion auf: Wie sieht es bei uns im Herzen aus? Wenn man eine perfekte Beziehung zu Gott vortäuschen kann, muss ich mir doch die Frage stellen: Liebe ich wirklich in erster Linie den Herrn? Liebe ich wirklich Jesus Christus? Liebe ich ihn, oder liebe ich nur die Gemeindeatmosphäre?
Die schönen Dinge, die guten Dinge – versteht mich nicht falsch – aber es ist zu wenig, wenn wir nur das lieben. Lieben wir vielleicht nur die schöne Gemeinschaft, ohne ihn zu lieben? Die eigentliche Frage heute Abend – und du musst sie für dich persönlich beantworten, auch du, der du heute im Livestream dabei bist – brennt etwas in deinem Herzen? Oder ist der Ofen aus? Wie hoch ist die Temperatur in deiner Gottesbeziehung?
Bei Israel war der Ofen aus. Und das Fatale ist: Sie verweigern den Neustart in der Beziehung. Das ist der zweite Punkt.
In den Versen 6 bis 11 wird beschrieben, dass Gott immer wieder versucht hat, das Volk zurückzuziehen. Das ist immer Gottes Anliegen, auch wenn er manchmal drastische Maßnahmen ergreift. Aber Gott will uns immer zurück in die Beziehung zu ihm holen, weil es ihm so wichtig ist, dass wir nah bei ihm sind.
In diesen Versen sehen wir, dass viele Bundesflüche eingetreten sind. Das müssen wir wissen. Die Prediger haben das heute Morgen ausführlich behandelt, ich mache es hier nur ganz grob. In 5. Mose 28 und 3. Mose 26 werden Flüche erwähnt. Gott sagt: Wenn ihr gehorsam seid, werde ich euch segnen. Wenn ihr ungehorsam seid, werden diese und jene Flüche eintreten.
Und jetzt haben wir einen Text, die Verse 6 bis 11, in denen viele Flüche erwähnt werden, die eingetreten sind. Doch das Volk ist wie ein Refrain: „Dennoch seid ihr nicht zu mir umgekehrt.“ Das kommt immer wieder vor.
Schauen wir uns die Maßnahmen an, die Gott ergriffen hat, damit das Volk wirklich von Herzen Buße tut.
Vers 6: „Und so habe auch ich euch blanke Zähne gegeben in all euren Städten und einen Mangel an Brot in all euren Orten, und doch seid ihr nicht zu mir umgekehrt, spricht der Herr.“ Gott gibt blanke Zähne. Die Logik ist: Wenn man nichts zu beißen hat, bleiben die Zähne sauber. Hier geht es also um eine Hungersnot, nicht darum, dass sie besonders schöne Zähne hatten.
Gott schickt eine Hungersnot, immer mit der Absicht, dass sie umkehren. Aber hier steht: Ihr seid nicht umgekehrt.
Es geht weiter, in den Versen 7 und 8 sehen wir eine Dürre: „Ich habe euch den Regen vorenthalten, als noch drei Monate bis zur Ernte waren, und ich habe auf die eine Stadt regnen lassen, und auf die andere Stadt ließ es nicht regnen. Das eine Feldstück wurde beregnet, das andere verdorrte.“
Dann heißt es in Vers 8: „Und zwei, drei Städte wankten zu einer Stadt hin, um Wasser zu trinken, und wurden nicht satt.“ Sie konnten ihren Durst nicht stillen. Und doch seid ihr nicht zu mir umgekehrt.
Gott schickt eine Dürre. Das Volk kannte die fünf Bücher Mose und wusste eigentlich, dass bei Ungehorsam eine Dürre angekündigt ist. Und die Dürre ist da. Sie schließen nicht darauf, dass die Dürre da ist, weil sie sich von Gott entfernt haben. Versteht ihr? Aber genau deswegen hat Gott die Dürre gesandt. Ich sage bewusst „geschenkt“, denn Gott hat eine gute Absicht damit. Er hat keine Freude daran, seine Kinder zu quälen. So ist Gott nicht.
Er will die Umkehr und greift manchmal zu einer lauten Sprache. Hier sehen wir das: Er schickt die Dürre, und das Volk denkt nicht an einen Neuanfang mit dem Herrn.
Gott macht weiter: Die nächsten Flüche kommen. Vers 9: „Ich habe euch mit Getreidebrand und Vergilben geschlagen, ich habe eure Gärten und Weinberge vertrocknen lassen, und eure Feigen- und Olivenbäume hat die Heuschrecke gefressen. Dennoch seid ihr nicht zu mir umgekehrt, spricht der Herr.“
Getreidebrand ist eine Folge des heißen Ostwinds. Aus dem Osten kam ein besonders heißer Wind, den Gott geschickt hat. Gott kann Winde befehlen, von wo sie kommen. Deshalb kam der Getreidebrand. Das Getreide wurde zerstört, vergilbt. Es ist eine Pflanzenkrankheit, die durch Pilz verursacht wird. Gott schickt das. Die Getreideernte ist dahin, und sie konnten nicht so schnell importieren. Es entsteht Not, und diese Not, zusammen mit der Heuschreckenplage, schickt Gott, damit das Volk umkehrt. Sie kehren nicht um.
Dann schickt Gott eine Pest. Vers 10: „Und ich schickte unter euch die Pest in der Art Ägyptens. Ich habe eure jungen Männer mit dem Schwert erschlagen, zusammen mit euren gefangenen Pferden, und ich ließ den Gestank eurer Heerlager aufsteigen, und zwar in eure Nase. Dennoch seid ihr nicht zu mir umgekehrt.“
Was macht Gott? Er schickt eine Pest in der Art Ägyptens. Das heißt, die Plage, die Ägypten vor dem Auszug getroffen hat, trifft plötzlich Gottes Volk. Damals wurden die Israeliten verschont, nur die Ägypter traf es. Jetzt trifft es sie.
Wenn man plötzlich feststellt, dass Gott einen wie die Ägypter behandelt, müsste man doch eigentlich nachdenken: Es ist irgendwas falsch im Leben. Umso trauriger ist die Nachricht am Ende des Textes: Dennoch seid ihr nicht zu mir umgekehrt.
Jetzt behandelt Gott sie ähnlich wie Sodom und Gomorra. Vers 11: „Ich habe eine Umkehrung angerichtet unter euch, wie die Zerstörung Gottes von Sodom und Gomorra, mit einem kleinen Unterschied. Ihr wart wie ein Holzscheid, das aus dem Brand gerettet ist, und doch seid ihr nicht zu mir umgekehrt, spricht der Herr.“
Das heißt, ich verstehe das so: Es gab wahrscheinlich eine Art Feuergericht, wie Gott Sodom und Gomorra gerichtet hat, mit dem Unterschied, dass das Holzscheid noch aus dem Feuer herausgezogen wurde. Gott hat sein Volk also nicht völlig zerstört. Aber spätestens jetzt müsste es Klick machen: Gott behandelt uns wie Sodom und Gomorra, da ist etwas falsch im Leben.
Leider kommen sie nicht auf die Idee. Hier heißt es: Dennoch seid ihr nicht zu mir umgekehrt.
Gott setzt alle Mittel in Bewegung, damit seine Kinder, die sich von ihm abgewandt haben, wieder umkehren. Liebe, das macht Gott auch heute. Das macht Gott auch aktuell in deinem Leben.
Vielleicht merkst du gerade, dass Gott zu dir spricht, vielleicht durch verschiedene Umstände in deinem Leben. Vielleicht schon seit Wochen durch eine Predigt, die du gehört hast, durch einen Bruder oder eine Schwester aus der Gemeinde, die mal nachfragt: „Sag mal, warum kommst du nicht mehr? Warum bist du so wenig hier? Was ist los in deinem Leben?“
Manchmal lässt Gott uns gegen eine Wand laufen, damit wir erkennen und zur Besinnung kommen. Das nennt die Bibel Züchtigung. Wenn wir an Züchtigung denken, verbinden wir häufig etwas Negatives damit. Mir geht es manchmal so. Züchtigung – im ersten Moment denke ich nicht: „Ach, wie schön!“ Sondern wir sträuben uns dagegen.
Warum? Weil wir an die Mittel denken, die Gott einsetzt, aber nicht an das gute Ziel, das er mit der Züchtigung verfolgt.
Wir sehen es durchweg in der Bibel, dass Gott züchtigt. Auch im Neuen Testament, in 1. Korinther 11, da sind einige durch den falschen Umgang mit dem Abendmahl krank geworden, einige sind gestorben. Aber Gott sagt auch im Neuen Testament: „Ich verwende diese Dinge, um euer Heil zu sichern.“ Es ist eine gute Absicht, um euch zurückzuführen zu mir.
Manche Christen glauben, wenn sie Gott den Rücken kehren, sei Gott ein liebevoller Gentleman, der sagt: „Na gut, du willst gehen, dann geh halt.“ Aber das ist nicht der Gott, den ich aus der Bibel kenne. Gott ist ein eifernder Gott, und wenn wir uns von ihm entfernen, geht Gott hinterher. Gott setzt alle Mittel in Bewegung, um uns wieder zurückzuziehen, weil er ein eifernder Gott ist.
Ihr Lieben, wo wäre ich, wenn Gott mir nicht nachgegangen wäre? Einmal hatte ich einen heftigen Autounfall mit 120 km/h gegen eine Betonwand. Ich habe zu der Zeit nicht wirklich mit dem Herrn gelebt, und ich wusste sofort: Das ist Gottes Sprache.
Das Auto war völlig Schrott, direkt auf dem Schrottplatz, und mir ist nichts passiert. Ich wusste, hier hat der Herr eingegriffen. Wisst ihr, manchmal lässt Gott uns gegen eine Wand laufen und redet laut.
Manchmal überschüttet Gott uns unverdient mit Liebe. Das sehen wir auch in der Bibel, bei Hosea, bei der untreuen Frau Israel, die weggeht und Gott in der Wüste ein liebevolles Abendessen bereitet, um seine untreue Frau wiederzugewinnen.
Vielleicht ist das die Sprache, die du gerade von Gott hörst: Er überschüttet dich mit Liebe und Segen, damit du wie der verlorene Sohn zur Besinnung kommst und sagst: „Ich habe es doch viel besser, wenn ich mit dem Herrn lebe.“ Was ist das für eine Sprache, die Gott gerade in deinem Leben spricht?
Gott will uns immer wieder zurückziehen in eine Beziehung zu ihm, wenn es kalt geworden ist in unserem Herzen.
Ich möchte von meinem Cousin erzählen. Mein Cousin ist in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen. Im Teenageralter beginnt sein Leben mit Gott, er lässt sich taufen. Nur einige Monate später entscheidet er sich, den Glauben ganz an den Nagel zu hängen. Von jetzt auf gleich weg, voll in die Welt – so richtig ins Extreme.
Er lebt ein ausschweifendes Leben und bekommt mit 26 seinen ersten Schlaganfall. Das ist kein normales Alter für einen Schlaganfall. Man könnte meinen, dadurch kommt man zur Besinnung. Mit 26 ein Schlaganfall – und er hat den Glauben abgelehnt. Ist es vielleicht Gott, der in seinem Leben wirkt?
Er ändert sich nicht. Ein paar Monate später bekommt er den zweiten Schlaganfall. Der Arzt sagt ihm: „Beim nächsten Schlaganfall sind Sie wahrscheinlich tot oder querschnittsgelähmt.“ Er kehrt nicht um.
Der dritte Schlaganfall kommt. Stellt euch das vor: Ein junger Mann, dritter Schlaganfall. Er ist weder tot noch querschnittsgelähmt, aber er ist immer noch nicht umgekehrt – bis heute.
Ich frage mich manchmal: Wie laut muss Gott noch reden, damit er es versteht? Wie laut muss Gott in deinem Leben reden?
Vielleicht bist du heute über den Livestream dabei und weißt genau: Der Ofen in deinem Herzen ist aus. Du sollst wissen, dass Gott alles in Bewegung setzen wird, um dich wieder zurückzuziehen. Wie laut muss er noch sprechen, damit du endlich umkehrst?
Das gilt auch für uns, die wir heute hier sind. Ich kenne euch nicht, ich weiß nicht, wo ihr steht, aber du weißt, wo du bist. Wenn Gott dir zeigt, dass ein Neustart wichtig ist, macht er das vielleicht, indem er gerade alle Stützen in deinem Leben wegbricht, auf die du gesetzt hast. Das ist Gnade, weil wir dann erkennen, dass wir ihn brauchen.
Vielleicht gehst du abends schlafen und fühlst eine Leere in deinem Herzen. Du versuchst, dein Herz zu füllen, stellst aber fest: Es gibt nichts, was mein Herz wirklich zufrieden macht. Das hängt damit zusammen, dass du nicht in einer Beziehung zu Gott stehst.
Gott schenkt dir dieses Gefühl der Leere, weil er dich zurück in seine Beziehung führen möchte. Er lädt dich heute ein: Wenn du erkennst, dass deine Beziehung zu Gott erkaltet ist, dann bleib heute zurück, mach einen Neuanfang mit Gott.
Wenn du im Livestream dabei bist und schlecht hierher kommen kannst, dann kannst du vor dem Bildschirm einen Neuanfang mit dem Herrn machen, indem du dein Leben neu dem Herrn übergibst.
Ich möchte dich ermutigen, dich an die Ältesten der Gemeinde zu wenden, mit ihnen zusammen zu beten und das neu festzumachen. Denn wenn Gott redet, sollten wir antworten.
Das führt uns zum dritten und letzten Punkt dieses ersten Vortrags: die vorhergesagte Begegnung.
Schauen wir uns die Verse 12 und 13 an. Israel ist nicht umgekehrt, das ist der Zusammenhang. Dann sagt Gott: „Darum werde ich dir so tun, Israel, weil ich dir dies tun will. Mach dich bereit, deinem Gott zu begegnen, Israel! Siehe, der die Berge bildet und den Wind erschafft und dem Menschen mitteilt, was sein Sinn ist, der die Morgenröte und die Finsternis macht und ein Herr schreitet auf den Höhen der Erde – Yahweh, Gott, der Herrscher ist sein Name.“
Was wird hier vorhergesagt? Zunächst sagt Gott: „Ich will es weiter so machen, ich werde weitere Flüche schicken, weil du nicht umgekehrt bist. Dann werden wir weiter auf dieser Weise miteinander reden.“
Aber dann kündigt Gott etwas an: „Ich werde kommen, mach dich bereit, Israel, deinem Gott zu begegnen.“ Ihr Lieben, das ist keine Heilszusage, das ist eine Drohung.
Denn wenn ein sündiges Volk auf einen heiligen Gott trifft, geht es nicht gut aus für den Sünder in der Gegenwart eines heiligen Gottes. Gott warnt und sagt, das Volk soll sich auf eine Begegnung vorbereiten.
Wir haben eine Parallele in 2. Mose am Berg Sinai. Gott sagt zu Mose, das Volk soll sich vorbereiten, denn er wird auf den Berg kommen. Wisst ihr, wie diese Vorbereitung aussah? Reinigung und Heiligung. So bereitet man sich vor, Gott zu begegnen: man reinigt sich und heiligt sich.
In Vers 13 erkennen wir: Sie begegnen nicht einem Gott auf Augenhöhe, sondern dem allmächtigen Schöpfer. Sie begegnen dem, der die Naturgewalten in seiner Hand hat.
Diesem Gott wird nicht nur Israel in der Geschichte begegnen, wie Amos es hier ankündigt. Jeder Mensch wird einmal vor diesem Gott stehen. Die Bibel sagt: Es ist dem Menschen gegeben, einmal zu sterben, danach das Gericht.
Das heißt, zu hundert Prozent wird es diesen Tag geben, an dem du alleine vor Gott stehst. Du allein. Du kannst dich nicht darauf berufen, dass deine Eltern gläubig waren. Du stehst vor Gott.
Gott sagt heute zu dir: Bereite dich darauf vor, denn du weißt nicht, wann du vor mir stehen wirst. Bist du vorbereitet, Gott zu begegnen? Das ist die Frage, die du dir stellen musst.
Im Alltag wissen wir eigentlich um die Notwendigkeit der Vorbereitung. Kein Geschäftsmann geht unvorbereitet in eine Auftragsverhandlung, oder? Man macht sich Gedanken, wie man argumentiert, um den Auftrag zu bekommen.
Keine Braut geht unvorbereitet auf ihre eigene Hochzeit. Niemand geht unvorbereitet in ein Vorstellungsgespräch.
Im Alltag wissen wir um die Notwendigkeit der Vorbereitung. Aber kann es sein, dass du nicht vorbereitet bist, Gott zu begegnen? Irgendwann vor Gott zu stehen?
Ich erinnere mich an eine Situation in meiner Jugendzeit. Wir waren bei einem Atheisten zu Hause eingeladen. Seine Tochter war zum Glauben gekommen, war bei uns in der Jugendgruppe. Sie lud die Jugendgruppe zu sich ein. Einige von uns, die etwas intellektueller unterwegs waren, begannen, mit dem Atheisten zu debattieren.
Einer von uns stellte irgendwann die gute Frage: „Haben Sie sich schon mal Gedanken gemacht, wenn das alles doch wahr ist und Sie irgendwann nach dem Tod vor Gott stehen?“
Er antwortete mit einem Lächeln: „Ach, das Risiko gehe ich ein.“ Ich dachte in dem Moment nur: Dieser Tor! Denn er wird irgendwann vor Gott stehen.
Du wirst irgendwann vor Gott stehen. Das Einzige, was zählt, wenn du vor Gott stehst, ist die Frage: Ist deine Beziehung zu Gott geklärt?
Wenn du heute hier sitzt und weißt, deine Beziehung zum Herrn ist nicht geklärt, dann lade ich dich ein, zu Jesus zu kommen. Denn das Einzige, was zählt, wenn du vor dem Herrn stehst – Jesus ist der Richter – ist die Frage: Hast du das, was er am Kreuz für dich getan hat, angenommen? Hast du dein Vertrauen darauf gesetzt?
Mein Opa ist vor einigen Jahren gestorben. Er hatte ein langes Krebsleiden, über Jahrzehnte. Und dann ging es immer weiter zu Ende. Mein Opa war ein Mann, der den Herrn geliebt hat – Diakon, Seelsorger in der Gemeinde, ewig mit dem Herrn gelebt.
Ich bin so dankbar für das Gespräch, das wir noch hatten. Wir saßen in der Küche, und er sagte zu mir die alles entscheidenden Sätze: „Andre, je näher das Ende kommt, desto wichtiger wird mir das Blut Jesu Christi.“ Das ist das, was zählt.
Er hat nicht gesagt: „Wie dankbar ich bin, die ganze Zeit Diakon gewesen zu sein.“ Das rettet nicht. Dienst für Gott rettet nicht.
Das Einzige, was zählt, wenn wir vor dem Herrn stehen, ist, ob wir das Blut des Lammes für uns angenommen haben. Hast du bei Jesus Christus um Vergebung für deine Sünden gebeten?
Wenn du das noch nie getan hast, lade ich dich ein, das heute zu tun. Du kannst gerne zurückbleiben, wir können miteinander sprechen. Bitte geh nicht weg, ohne dich auf die Beziehung mit dem Herrn vorzubereiten.
Wenn du Christ bist, dich bekehrt hast, aber seit langem ein laues Christsein lebst, deine Beziehung zu Gott, die mal da war, erkaltet ist, du nicht mehr für den Herrn brennst, dann lade ich dich ein, heute einen Neuanfang zu machen und dein Leben neu dem Herrn zu weihen.
Sage: „Herr, ich will wieder für dich brennen, ich will ganz für dich leben. Zünde das Feuer in meinem Herzen wieder neu an.“ Amen.
Wir hören nun ein Lied und kommen dann zum nächsten Vortrag.