Wir machen weiter mit unserer Themenreihe Beziehungen. Es geht um Beziehungen in der Gemeinde, aber auch um Beziehungen in der Familie. Heute ist eher der Ehetag.
Heute Vormittag geht es um das Thema „Das liebevolle Miteinander in der Ehe, Teil 1“, und heute Abend um „Das liebevolle Miteinander in der Ehe, Teil 2“. Das heißt, heute liegt der Schwerpunkt verstärkt auf der Ehe.
Ich bin mir bewusst, dass natürlich nicht nur Ehepaare hier auf dieser Freizeit dabei sind, sondern auch einige junge Leute, die noch nicht verheiratet sind. Ich möchte euch sagen, dass ich hoffe, dass es auch für euch hilfreich ist, vorbereitend auf die Ehe. Ich glaube, man kann sich nicht zu früh darauf vorbereiten und darüber nachdenken, was Gott sich mit der Ehe gedacht hat.
Aber auch die älteren Semester unter uns, die nicht verheiratet sind, können sicherlich etwas aus diesen Vorträgen mitnehmen. Das ist meine Hoffnung. Denn ich glaube, dass es für jede alleinstehende Person wichtig ist, richtig über Ehe zu denken.
Einfach schon allein aufgrund der Tatsache, dass Gott die Ehe erfunden hat und wir Gott anbeten – nicht nur mit unseren Taten und Worten, sondern auch mit unseren Gedanken. Wenn wir richtig in seinem Sinne über seine Erfindung Ehe nachdenken, selbst wenn wir nicht in einer Ehe leben, aber ein klares Bild von Ehe haben und das als solches auch bejahen, ist das ebenfalls ein Akt der Anbetung.
Zudem glaube ich, dass das ganz praktische Gründe hat: Wenn du als alleinstehende Person richtig über Ehe nachdenkst, wie Gott sich die Ehe gedacht hat, kannst du erkennen, welche Ehepaare vielleicht gerade nicht so leben. Dann kannst du für sie beten, weil du siehst, dass etwas nicht so ist, wie Gott es in seinem Wort eigentlich über Ehe sagt. Das könntest du nicht sehen oder erkennen, wenn du nicht wüsstest, was Gott in seinem Wort über Ehe sagt.
Deswegen hoffe ich, dass wir alle auch durch diese Vorträge gesegnet werden und etwas mitnehmen können.
Wir reden heute über das liebevolle Miteinander. Ich hoffe, man kann das halbwegs erkennen, auch wenn es ein bisschen dunkel ist an der Leinwand beziehungsweise zu hell.
Wir sprechen über das Miteinander in der Ehe. Das heißt, es gibt – erst mal vom Titel her – die horizontale Ebene, also die zwischenmenschliche Beziehung in der Ehe. Aber diese zwischenmenschliche Beziehung dürfen wir nie losgelöst von der vertikalen Beziehung zu Gott in der Ehe sehen.
Denn ich glaube, dass wir zum einen einander gar nicht so lieben können in der Ehe, wie Gott es will, aus eigener Kraft. Wir brauchen ihn, damit wir als Männer unsere Frauen lieben können. Wir brauchen ihn, du brauchst ihn als Ehefrau, um deinen Mann lieben zu können.
Wenn wir denken, wir bräuchten den Herrn nicht, dann haben wir einen viel zu niedrigen Maßstab von Ehe. Gottes Maßstab an die Ehe ist sehr, sehr hoch.
Wenn wir nun 1. Korinther 13 lesen, sehen wir: Das schaffen wir nicht aus eigener Kraft. Das schaffen wir nicht. Das heißt, wir sind auf den Herrn angewiesen. Wir brauchen ihn, um wirklich so lieben zu können, wie Jesus liebt.
Deswegen brauchen wir die Verbindung zu Gott. Aber Gott ist ja auch wiederum das Ziel. Gott ist das Ziel.
Ich liebe meine Frau nicht nur um ihrer selbst willen, sondern ich soll sie lieben, weil ich damit Gott verherrlichen will. Gott ist eigentlich immer das Endziel.
Deswegen können wir die horizontale Ebene in der Ehe nie von der vertikalen Ebene trennen. Das ist auch mein erster Punkt: die vertikale Ausrichtung.
Heute Morgen habe ich uns drei Punkte mitgebracht, wie das liebevolle Miteinander in der Ehe gelingen kann. Zunächst geht es um die vertikale Ausrichtung in der Ehe, also eine Ausrichtung auf Gott.
In 2. Korinther 5,15 – das ist einer meiner Lieblingsverse – heißt es: „Und er ist darum für alle gestorben, damit die, die da leben, hinfort nicht sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben ist und auferweckt wurde.“ Das gilt für jeden Christen, oder? Und somit auch für jedes Ehepaar. Die höchste Bestimmung eines Ehepaares ist, für den zu leben, der sein Leben für uns gelassen hat.
Ich mache in unserer Gemeinde die Erfahrung, dass Jungverheiratete schnell in einen Eheegoismus hineinfallen. Kennt ihr das Henoch-Syndrom? Von Henoch heißt es in der Bibel, dass er nicht mehr gesehen wurde. Ich habe den Eindruck, gerade bei Jungverheirateten – und ich kann mir vorstellen, dass das hier manchmal ähnlich ist – waren sie aktiv in der Jugendgruppe, im Lobpreis und so weiter. Dann heiraten sie, und plötzlich tritt das Henoch-Syndrom ein: Sie werden nicht mehr gesehen. Sie fallen in einen Eheegoismus.
Am Anfang sind sie froh, einander zu haben, und natürlich ist alles sehr aufregend. Aber es besteht die Gefahr, dass man sich selbst das Leben schön einrichtet. Wir haben ja jetzt unser Ziel erreicht? Nein, Ziel nicht erreicht. Gott hat euch zusammengeführt, nicht nur damit ihr einander habt – das auch –, sondern damit ihr als Ehepaar für ihn lebt. Für ihn, der für uns gestorben und auferstanden ist. Und das muss die Grundausrichtung einer Ehe sein.
Vor einigen Wochen hatte ich ein Problem mit meinem Auto, einem alten Toyota. Das Problem war, dass das Auto nicht mehr auf Gas reagierte. Der Motor sprang an, lief wunderbar, keine verdächtigen Geräusche. Aber wenn ich aufs Gas trat, passierte einfach nichts. Ich bin überhaupt kein Handwerker, geschweige denn Kfz-Mechaniker, und war sofort überfragt. Zum Glück wohnt mein Vater nebenan. Er denkt sich in solche Dinge rein und findet meistens eine Lösung. Aber auch er konnte das Problem nicht finden.
Dann dachte ich, ich rufe den ADAC an. Ich bin seit langem Mitglied und hoffte auf Hilfe. Der Mann vom ADAC, Herr Präsident, führte eine Fehleranalyse durch. Er schloss seinen Laptop an und stellte fest, dass eine Sicherung kaputt war. Das ist eine ganz kleine Geschichte. Er tauschte nur die Sicherung aus, und das Auto reagierte wieder auf Gas und lief.
Ich dachte mir, das ist ein gutes Bild für unsere Ehen. Manchmal kommen wir in unserer Ehe nicht voran, drücken aufs Gas und wollen, dass es vorangeht. Der Wille ist da, wir wollen lieben, wir wollen, dass es vorangeht, aber irgendwie haben wir den Eindruck, wir kommen nicht weiter.
Der Punkt ist: Es fehlt nicht nur ein kleines Detail, sondern eine ganz entscheidende Komponente. Wie in meinem Auto die Sicherung fehlte, so fehlt in der Ehe die vertikale Ausrichtung.
Lasst uns das ganz deutlich festhalten: Wenn wir den Herrn nicht haben, wenn wir nicht auf ihn ausgerichtet sind, sind wir unfähig, einander zu lieben – völlig unfähig, völlig verdorben, egoistisch. Zwei Sünder auf engstem Raum – was soll daraus werden?
Jede Hochzeit hat einen Schönheitsmakel. Ich darf als Pastor häufig bei Hochzeiten dabei sein, und es ist für mich immer ein Privileg, trauen zu dürfen. Ich weiß nicht, wie Hochzeiten in Österreich gefeiert werden, wahrscheinlich sehr ähnlich wie in Deutschland: sehr prunkvoll, mit viel Dekoration und so weiter. Aber jede Hochzeitsfeier hat einen Schönheitsmakel: Es sind zwei Sünder, die sich das Ja-Wort geben.
Wenn wir den Herrn nicht haben und er nicht der Mittelpunkt unserer Ehe ist, dann kommen wir nicht voran. Deswegen möchte ich heute Vormittag ausführlich über diesen Punkt der vertikalen Ausrichtung sprechen.
Zunächst geht es um das gemeinsame Gebet. Gary L. Thomas schreibt in seinem Buch Heiliger Hafen: „Sage mir, wie deine Ehe ist, und ich sage dir, wie dein Beten ist.“ Mit anderen Worten: Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen einer gesunden Ehe und einem aktiven gemeinsamen Gebetsleben.
Das gemeinsame Gebet ist ein ganz wichtiger Bestandteil einer Ehe, besonders wenn es um die vertikale Ausrichtung geht. Als Ehepaar gemeinsam zu beten, ist entscheidend. Wenn die Ehe nicht gut läuft, läuft das Gebet nicht. Aber auch andersherum: Wenn das Gebet nicht läuft, läuft die Ehe nicht. Das Gebet in der Ehe ist so wichtig.
Ich bin seit einigen Jahren immer wieder in der Ehesesorge tätig. Ich würde mich nicht als Experten bezeichnen, aber es kommen häufig Ehepaare in mein Büro, die vor einem Scherbenhaufen stehen. Meine Frage an sie ist dann: Betet ihr zusammen? Und die Antwort ist jedes Mal: Nein, wir beten seit langem nicht mehr zusammen. Für mich ist das ein Hauptgrund. Ich will nicht sagen, dass es der einzige Grund ist, aber es ist der Hauptgrund.
Wenn man nicht mehr gemeinsam die Knie beugt und ins Gebet geht, woher bezieht man dann die Kraft für die Ehe? Woher die Befähigung, sich selbst zu verleugnen, um für das Wohl des Ehepartners zu sorgen? Woher, wenn nicht durch das gemeinsame Gebet? Beim Gebet drücken wir unsere Abhängigkeit von Gott und unseren Glauben an ihn aus.
Meine Eltern sind mir ein Vorbild, was das gemeinsame Gebet in der Ehe angeht. Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen – ein großes Privileg, das ich bis heute sehr schätze. Ich weiß, dass ich immer abends, wenn ich noch einmal wach war und die Schlafzimmertür einen Spalt offenstand, meine Eltern beten hörte. Mein Vater ist Pilot, war oft mit Übernachtung unterwegs, aber immer, wenn er da war, haben meine Eltern zusammen die Knie gebeugt. Das hat mich geprägt.
Als ich in unsere Ehe ging, war für mich klar: Wir müssen zusammen auf die Knie gehen – sprichwörtlich oder auch wortwörtlich – und gemeinsam beten. Durch das Gebet erkennen wir unsere Abhängigkeit von Gott an: „Gott, wir brauchen dich, wir schaffen es alleine nicht.“ Denn wenn wir glauben, wir schaffen es alleine, dann haben wir einen zu geringen Maßstab von Ehe. Wir denken viel zu klein von Ehe.
Paulus sagt in Epheser 5, dass hinter der Ehe ein Geheimnis steckt. Das bedeutet, es gibt etwas, das nicht sofort offensichtlich ist, wenn man sich eine Ehe anschaut – ein Geheimnis. Dieses Geheimnis ist, dass wir durch unsere Ehe, durch die Art, wie ich meine Frau liebe, der sichtbaren und unsichtbaren Welt deutlich machen sollen, wie sehr Jesus seine Gemeinde liebt. Das schaffe ich nicht allein, ich brauche den Herrn, ich bin auf ihn angewiesen.
Wenn wir meinen, wir schaffen es ohne gemeinsames Gebet, dann denken wir viel zu klein von Ehe. Aber wie gut ist es, dass wir uns immer wieder an ihn wenden können, auch wenn wir an die Grenzen unserer Weisheit kommen. Da sind die Kinder auf einem Weg, der uns Sorge bereitet, und wir gehen als Ehepaar auf die Knie und sagen: Herr, schenke uns Weisheit!
Wir als Ehepaar stoßen häufig an die Grenzen unserer Weisheit, gerade bei der Kindererziehung. Besonders mit einem Kind, bei dem wir sagen: Herr, wir brauchen dich. Und wie gut ist es, dass der Herr Weisheit schenken will. Beim Beten geht es aber auch einfach um Gemeinschaft mit Gott. Wir sollen als Ehepaar nicht nur beten, weil wir etwas von Gott wollen, sondern weil wir ihn wollen.
Oft suchen wir beim Gebet nur Gottes Hand, aber nicht sein Angesicht. Darum geht es ja auch: dass wir uns einfach gemeinsam in die Gegenwart Gottes begeben.
Schaut mal, was geschieht, wenn ein Ehepaar gemeinsam betet! Vielleicht sagt ihr: „Ja, wir beten, aber nicht zusammen, jeder betet für sich.“ Das ist auf jeden Fall besser als gar nicht zu beten. Aber warum ist es so wichtig, auch gemeinsam als Ehepaar zu beten? Mindestens drei Gründe.
Erstens: Gott ist im gemeinsamen Gebet auf besondere Weise gegenwärtig. Jesus sagt ja: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Natürlich ist Gott auch da, wenn wir alleine beten. Aber es besteht ein besonderer Segen, wenn man zu zweit betet oder auch in kleinen Gruppen. Das gilt für die Gemeinde genauso wie für die Ehe.
Zweitens: Auch der Ehepartner wird durch das Gebet ermutigt. Kennt ihr das aus euren Ehen? Als Ehemänner hört ihr, wie eure Frau betet, und ihr seid gesegnet durch ihr Gebet – und umgekehrt. Das ist ein biblisches Prinzip. Schaut man in 1. Korinther 14,16-17, geht es zwar um das Sprachengebet, aber ich will nur einen Punkt hervorheben: Dort heißt es, wenn du Gott im Geist lobst, wie soll der, der als Unkundiger dabei steht, das Amensagen auf dein Dankgebet hören, wenn er doch nicht weiß, was du sagst? Dein Dankgebet mag schön sein, aber der andere wird nicht erbaut.
Paulus wendet sich hier gegen die Zungenrede, gegen das Sprachengebet, und sagt, wenn du in einer unverständlichen Sprache betest, wird dein Bruder oder deine Schwester in der Gemeinde durch dein Gebet nicht ermutigt. Das heißt aber auch: Die Absicht des gemeinsamen Gebets ist, dass der andere durch mein verständliches Reden, durch mein verständliches Gebet ermutigt wird.
Ich selbst bin schon häufig durch das Gebet meiner Frau gestärkt worden, wenn wir zusammen beten. Und das Wunderbare ist: Das schweißt ein Ehepaar zusammen. Man öffnet sich so stark vor dem Herrn, aber eben auch vor dem Ehepartner, denn man schüttet sein Herz aus.
Ich bekomme durch das Zuhören, wie meine Frau mit ihrem Herrn und Retter redet, einen tiefen Einblick in ihr Herz, was sie beschäftigt und was ihr wichtig ist. Dadurch werde ich gesegnet. Manchmal drückt sie Dinge aus, die ich gefühlt habe, aber so nicht ausdrücken konnte. Ich höre zu und sage: Ja, genau, Amen. Und das ist der Segen, wenn man als Ehepaar gemeinsam betet.
Ich möchte heute die Frage stellen: Betet ihr als Ehepaar regelmäßig gemeinsam? Geht ihr regelmäßig zusammen auf die Knie? Das ist so entscheidend für eine gesunde Ehe. Eine gesunde Ehe hängt hundertprozentig am gemeinsamen Gebet.
Es passiert noch mehr, wenn ein Ehepaar gemeinsam betet: Die Gedanken des Ehepaares werden von den Sorgen weg auf den gelenkt, der alles in seiner Hand hält. Das ist das Prinzip von Philipper 4, wo Paulus sagt: „Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Anliegen durch Gebet, Bitten, Flehen und Danksagen vor Gott kundwerden.“ Wir lassen los.
Oft haben wir als Ehepaare Sorgen. Manchmal sind es Sorgen über die Ehe, manchmal Sorgen um die Arbeit des Mannes, manchmal Sorgen um die Kinder. Wir grübeln und sind gedanklich gefangen in diesen irdischen Dingen. Aber da, wo wir zusammen beten, geben wir es gemeinsam wieder ab – eine Befreiung.
Ist das gemeinsame Gebet eine Gewohnheit in eurer Ehe? Es müssen nicht unbedingt feste Zeiten sein. Ich glaube nicht, dass das Wann entscheidend ist, auch nicht das Wo. Aber das Gemeinsame ist entscheidend. Es ist natürlich hilfreich, Gewohnheiten zu haben, auch was Ort und Zeit angeht.
Wir machen es zum Beispiel immer abends vor dem Schlafengehen so, dass wir zusammen beten. Nur ein stolzer Mensch verzichtet auf Gebet, weil er glaubt, er könnte es alleine schaffen. Nicht zu beten ist immer ein Zeichen von Stolz. Aber dort, wo wir demütig unsere Abhängigkeit erkennen, treibt es uns förmlich ins Gebet.
Ich möchte behaupten, der häufigste Grund, warum Ehepaare nicht zusammen beten, ist eine zwischenmenschliche Distanz. Es ist eigentlich derselbe Grund, warum auch die Intimität auf körperlicher Ebene ins Stocken gerät: Man hat sich voneinander emotional distanziert. Man öffnet sich einander nicht mehr – weder im Gebet noch auf anderen Gebieten.
Paare, die einen Mangel an körperlicher Intimität haben, haben oft auch einen Mangel an gemeinsamem Gebet, weil beides so intim ist. Ein Bruder, den ich sehr schätze, hat mal gesagt: „Eigentlich ist das Intimste in einer Ehe das gemeinsame Gebet.“
Dort, wo man eine Distanz hat und sich vor dem Ehepartner verschlossen hat, wird man nicht gemeinsam beten wollen, weil man sich im Gebet öffnet. Aber dadurch entsteht ein Teufelskreis: Durch die Probleme in der Ehe entfernt man sich voneinander. Dadurch betet man nicht zusammen. Aber genau das Gebet wäre jetzt die Lösung.
Ich weiß nicht, was es in eurer Ehe ist, wenn ihr nicht regelmäßig gemeinsam betet. Vielleicht ist es auch einfach Gleichgültigkeit. Aber ich möchte heute neu ermutigen, das gemeinsam zu überdenken und sich das als Ehepaar neu vorzunehmen. Gebt euch nicht damit zufrieden, nicht gemeinsam zu beten.
Es ist immer noch besser, wenn man getrennt betet, als gar nicht zu beten. Aber gerade auf das gemeinsame Gebet liegt so viel Segen, dass man es ganz normal im Alltag verankert.
Mir ist es wichtig, dass wir ständig zusammen beten – auf Autofahrten, wenn wir zu zweit unterwegs sind, oder auch, wenn die Kinder hinten sitzen. Sie sollen mitbekommen, dass Glaube nicht nur am Sonntag in der Gemeinde gelebt wird, sondern ganz normal, ständig über den Tag hinweg. „Komm, lass uns beten.“
Abends spazieren zu gehen oder wandern zu gehen – wir machen das sehr gerne. Wir sind heute bei der Wanderung dabei und nutzen sie zum Gebet, einen sogenannten Prayer Walk. Dieses ständige Verankern treibt uns so sehr in die Gegenwart Gottes.
Wir brauchen das für unsere Ehe. Unsere Ehe würde nicht laufen, wenn wir nicht ständig zusammen beten würden.
Wir kommen zum nächsten Punkt: Wie zeigt sich die vertikale Ausrichtung auch durch den geistlichen Austausch?
Im ersten Unterpunkt, beim Gebet, ging es um das gemeinsame Reden mit Gott. Jetzt, in diesem Unterpunkt, geht es um das Miteinanderreden über Gott.
Es gibt mehrere Aspekte, aber ich möchte hier den Bibelvers zeigen, von dem ich das Prinzip nehme. Das ist Kolosser 3,16. In Kolosser 3,16 heißt es: Das Wort des Christus „Wohne reichlich in euch! In aller Weisheit lehrt und ermahnt euch gegenseitig mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern. Singt dem Herrn in eurem Herzen in Gnade.“
Was dieser Vers anspricht, ist eigentlich ein geistliches Klima in der Gemeinde. Hier geht es zunächst einmal um Gemeinde, nicht um Ehe. Paulus schreibt an die Kolosser, dass das Wort reichlich wohnen soll. Es soll Ermutigung geben, liebevolle Zurechtweisung, und die Lieder sollen auf Gott ausgerichtet sein. Es geht um ein gesamtes geistliches Klima.
Ich habe irgendwann festgestellt, dass all das, was für die Gemeinde gilt, erst recht für die Ehe gilt – für diese noch kleinere Zelle der Gemeinschaft. Das heißt, es ist unsere Aufgabe. Hier möchte ich vor allem die Männer ansprechen, denn wir sind verantwortlich für das geistliche Wohl in unseren Ehen und Familien.
Ich glaube, dass es hier nicht anders ist als bei uns in Deutschland: Wir Männer sind viel zu oft passiv auf geistlicher Ebene. Wir gehen geistlich nicht voran und kurbeln den geistlichen Austausch nicht an, indem wir davon erzählen, was der Herr uns bedeutet und was er uns in seinem Wort gesagt hat.
Wenn wir über geistlichen Austausch reden, geht es zum einen um den Austausch über geistliche Wahrheiten – Wahrheiten aus dem Wort Gottes. Was ist uns wichtig geworden durch unsere tägliche stille Zeit? Dass wir unsere Frau darüber informieren: Heute hat der Herr mir das gesagt.
Es muss von uns Männern ausgehen. Natürlich kann es auch von der Frau ausgehen, aber dauerhaft sollte es eigentlich vom Mann ausgehen, dass wir uns als Ehepaare unter das Wort Gottes stellen und uns im Anschluss austauschen.
Vielleicht ergibt sich im Laufe dieser Freizeit immer wieder mal ein kleines Zeitfenster, in dem ihr als Ehepaare darüber sprecht, was Gott euch durch die Vorträge gesagt hat – ein Austausch über geistliche Wahrheiten.
Ich erinnere mich sehr gerne an eine E21-Konferenz, die wir in Kaiserslautern besucht haben, bei meinem Freund Peter Krell in der Gemeinde. Gott hat durch verschiedene Vorträge so sehr zu uns gesprochen. An dem Abend waren wir so erfüllt, dass wir sagten: Wir können jetzt nicht nach Hause fahren. Wir gehen zu zweit in ein Restaurant und reden darüber, was Gott uns gesagt hat.
Leider machen wir das seit einiger Zeit nicht mehr so ausführlich, wie wir es gerne würden. Aber abends vielleicht nochmal eine Predigt bei YouTube anschauen, zusammen, und anschließend darüber reden: Was hat Gott dir gesagt? Was hat er mir gesagt? Das ist der Austausch über geistliche Wahrheiten.
Zum anderen geht es um den Austausch über geistliche Erfahrungen. Wenn wir mit Gott leben, erfahren wir auch Dinge mit Gott. Ein Österreicher, den ich sehr schätze, Hans-Peter Reuer, hat es mal so auf den Punkt gebracht: „Es ist so frustrierend, wenn du mehr über Gott weißt, als du mit ihm erlebst.“
Das ist frustrierend. Aber das Gegenteil ist auch wahr – positiv formuliert: Es ist so ermutigend, Dinge mit Gott zu erleben. Wenn wir als Ehepaare nichts mit Gott erleben, bedeutet das vielleicht, dass wieder ein Glaubensschritt ansteht – uns aus unserer eigenen Komfortzone zu bewegen.
Für uns war es ein besonderer Glaubensschritt, damals in die Ukraine zu fahren, weil wir adoptieren wollten. Es hat uns so zusammengeschweißt. Wir haben Gottes Führung so sehr erlebt, auch wenn es am Ende nicht geklappt hat.
Nach unserer Erfahrung ist das da, wo wir als Ehepaar an die Front gehen, wo wir aus dem Boot der Bequemlichkeit aussteigen, wie Petrus, der auf dem Wasser ging – da erleben wir den Herrn ganz besonders.
Vielleicht wünscht ihr euch als Ehepaar gerade auch wieder neu, den Herrn zu erleben. Ich möchte euch ermutigen: Geht Glaubensschritte! Startet Dinge, bei denen andere sagen würden: Das ist doch verrückt, Gott hat uns doch auch einen Verstand gegeben!
Ich glaube, dieser Verstand wird oft gegen Glaubensschritte eingesetzt. Aber wir sollten einfach mal sagen: Nein, wir machen das jetzt, weil wir auf Gott bauen und glauben, dass es wichtig ist. Dann tauscht euch darüber aus: Was erfährst du mit Gott?
Ein weiterer Austausch betrifft geistliche Ziele. Setzt euch als Ehepaar zusammen und stellt euch Fragen wie: Sollten wir vielleicht mal einen Missionseinsatz machen? Wo können wir uns aus unserer Bequemlichkeit herausbewegen? Wie können wir unsere Nachbarn für den Herrn erreichen? Sollen wir sie vielleicht mal zum Grillen einladen?
Wie können wir unsere Arbeitskollegen erreichen? Wie können wir bescheidener leben, um ein Missionsprojekt finanziell stärker zu unterstützen? Sollten wir vielleicht einen Hauskreis bei uns starten? Hast du mal darüber nachgedacht, ein Pflegekind aufzunehmen?
Wie können wir unseren Kindern noch mehr die Liebe Jesu vermitteln? Redet als Ehepaar über geistliche Ziele und stellt euch die Frage: Wenn wir am Ende unseres Lebens sind – und vielleicht schenkt es der Herr ja, dass wir zu zweit alt werden – was wollen wir für ihn erreicht haben?
Schaut mal: Der Vers „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes“ gilt doch auch für Ehepaare. Stellt euch konsequent die Frage: Wie wollen wir unser Leben für den Herrn verschwenden? Im Sinne von: Wir verlieren es, um allein für ihn zu leben.
Das tut der Ehe so gut. Nein, das Ziel ist nicht, dass wir ein schönes Miteinander haben – das ist ein Nebeneffekt. Wenn man sich auf den Herrn ausrichtet, kommt man auch zu zweit viel näher. Aber es geht wirklich in erster Linie um ihn.
Man sollte regelmäßig darüber austauschen. Vielleicht stellt ihr fest, dass ihr das total aus dem Blick verloren habt. Ihr betet kaum zusammen, tauscht selten Erkenntnisse aus dem Wort Gottes aus, was der Herr euch in der stillen Zeit gesagt hat. Ihr redet gar nicht darüber. Stattdessen redet ihr über Kindererziehung oder den Alltag, aber nicht auf tieferer Ebene.
Dann ist diese Gemeindefreizeit, bei der es ja auch um Ehe geht, vielleicht ein Neustart. Ihr könnt heute Abend darüber austauschen und sagen: Hier läuft etwas falsch in unserer Ehe.
Solche Momente sind schmerzhaft, das zu erkennen, aber trotzdem gute Momente. Wir hatten einen Abend in unserer Ehe, an dem Gott uns noch einmal so deutlich zeigte: Ihr habt aufgehört, mir wirklich nachzufolgen. Ihr lebt nur noch für euch selbst. Das war schmerzhaft.
An diesem Abend haben wir dem Herrn neu gesagt: Herr, wir wollen für dich leben. Das ist das Wunderbare an Gottes Gnade. Wenn wir unser Versagen sehen – vielleicht gerade als Ehemänner – vielleicht erkennst du jetzt, dass du versagt hast, weil du den Austausch über den Herrn und das gemeinsame Gebet in eurer Ehe nicht angekurbelt hast.
Ich glaube, wir Männer versagen da viel zu häufig – ich auch. Aber dann sollten wir neu sagen: Herr, vergib mir. Hilf mir dabei, dass wir das in unseren Ehen neu ankurbeln.
Ein letzter Unterpunkt zum Thema vertikale Ausrichtung ist das aktive Gemeindeleben. Wenn wir ein vorbildliches Ehepaar begleiten und in ihre Ehe hineinschauen könnten, würden wir viele Dinge sehen, die sie sehr, sehr gut machen. Eines würden wir immer sehen: ein Ehepaar, das aktiv in der Ortsgemeinde involviert ist.
Mit aktivem Gemeindeleben meine ich drei Dinge: regelmäßige Präsenz, wenn die Gemeinde zusammenkommt, Einbindung in vertrauensvolle Beziehungen innerhalb der Gemeinde und den Dienst in der Gemeinde. Diese drei Aspekte machen ein aktives Gemeindeleben aus: regelmäßige Präsenz, Einbindung in vertrauensvolle Rechenschaftsbeziehungen und Dienst in der Gemeinde.
Versteht mich nicht falsch: Ich möchte nicht behaupten, dass die bloße Zugehörigkeit zu einer Gemeinde automatisch eine gesunde Ehe garantiert. Dem ist nicht so, sonst hätten wir in der Gemeinde keine Eheprobleme – aber in Köln gibt es davon genug. Ich behaupte auch nicht, dass allein die Zugehörigkeit oder das aktive Gemeindeleben im Sinne von Präsenz und Dienst automatisch eine gesunde Ehe sicherstellt. Es gibt Ehepaare, die ihre Ehe auf dem Altar des Dienstes opfern. Sie sind so sehr in der Gemeinde involviert, dass sie keine Zeit mehr füreinander haben. Das gibt es leider auch.
Andererseits glaube ich zutiefst, dass eine Ehe sich dauerhaft nie gesund entwickeln wird, wenn man sich nicht aktiv in der Ortsgemeinde einbringt. Das kann ich jedenfalls von uns sagen. Wenn wir nicht so involviert wären in der Gemeinde, hätten wir vermutlich mehr Eheprobleme. Es würde nicht so gut laufen. Es ist ein großer Segen für die Ehe, sich nicht nur um sich selbst zu drehen, sondern um das Reich Gottes. Dadurch hat man auch viel weniger Probleme mit sich selbst.
Wir haben 2020 das Projekt „Liebevoll“ gestartet, worüber wir ja gestern im Interview kurz gesprochen haben. Seitdem erreichen uns wöchentlich Hilferufe aus ganz Deutschland, manchmal auch über Deutschland hinaus, mit vielen problematischen Ehesituationen. Leider haben wir nicht die Kapazitäten, uns um alle Fälle zu kümmern. Doch immer wieder gibt es E-Mails, die mich zutiefst betroffen machen. Ich lese die E-Mail, und dann denke ich: „Oh nein, das ist so ein Scherbenhaufen.“ Dann schreibe ich zurück, weil sie Hilfe von uns wollen. Mein Prinzip ist aber: Such zuerst Hilfe in deiner Gemeinde.
Ich frage dann: „Gibt es jemanden aus deiner Gemeinde, der dir helfen kann?“ Die Antwort lautet oft: „Wir sind in keiner Gemeinde.“ Dann macht es Klick. Hätte die Situation vielleicht gar nicht so weit kommen müssen, wenn das Ehepaar aktiv in einer bibeltreuen Gemeinde involviert gewesen wäre. Dort hätten Geschwister die Probleme eher gesehen und viel früher helfen können. Jetzt ist das Kind fast schon in den Brunnen gefallen.
Deshalb glaube ich, dass ein aktives Gemeindeleben so, so wichtig ist. Es bewahrt uns vor Eheegoismus und davor, nur auf uns selbst zu schauen. Die Stelle, die ich gestern schon in Bezug auf die Gemeinde gelesen habe, möchte ich noch einmal vorlesen. In Hebräer 10 heißt es:
„Und lasst uns aufeinander Acht haben, um uns zur Liebe und zu guten Werken anzureizen, indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei einigen Sitte ist, sondern einander ermuntern – und das umso mehr, je mehr ihr den Tag des Herrn herannahen seht.“
Gemeinde ist, wie ich gestern schon sagte, so etwas wie ein Krankenhaus, in dem wir uns gegenseitig helfen. Wir brauchen Gemeinde. In einer gesunden Gemeinde bekommst du Sonntag für Sonntag Gottes Wort in dein Leben gesprochen. Das ist ein Korrektiv und damit auch eine geistliche Ausrichtung für deine Ehe – selbst wenn es sonntagmorgens gar nicht direkt um das Thema Ehe geht. Du erhältst immer wieder geistliche Ausrichtung. Das ist entscheidend.
In einer gesunden Gemeinde kann man sich mit seinen Problemen öffnen. Ich habe gestern den Bruder erwähnt, der so offen in unserer Männer-WhatsApp-Gruppe geschrieben hat: „Meine Ehe ist so schwierig, betet für mich.“
Ich glaube, unsere Ehe hat drei Feinde. Der erste Feind ist Satan, der umhergeht wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann. Aktuell schießt er sehr, sehr stark gegen Ehen. Das ist verständlich, denn wenn er Ehen zerstört, trifft das direkt die nächste Generation – Scheidungskinder, die sehr darunter leiden. Das ist Satans Strategie, wie er Menschen kaputtmacht: indem er Ehen kaputtmacht.
Deshalb gibt es auch eine politische Dimension: Das Gender-Mainstreaming und andere Entwicklungen, die auf uns zukommen, sind satanisch. Das müssen wir uns bewusst machen. Satan will deine Ehe aktiv zerstören – das ist seine Agenda. Er will euch kaputtmachen.
Der zweite Gegner ist die Welt, in der wir leben, eine Umgebung voller Versuchungen. Natürlich steckt auch dahinter Satan, beides gehört zusammen.
Der dritte Gegner steckt in uns selbst: unser eigenes Herz. Deshalb sagt das Buch der Sprüche mehr als alles andere: „Behüte dein Herz!“
Diese drei Gegner haben wir. Wenn wir uns bewusst machen, dass es diese drei Faktoren gibt, die aktiv gegen unsere Ehe arbeiten, dann erkennen wir: Wir brauchen den Herrn und wir brauchen unsere Geschwister in der Gemeinde, die für uns beten, uns helfen und in unser Leben sprechen.
Vor einiger Zeit kam eine Schwester aus unserer Gemeinde auf meine Frau zu und sagte ihr Dinge, die sie an uns beiden beobachtet hatte. Eigentlich wollten wir einen schönen Eheabend haben und sind ins Restaurant gegangen. Doch wir haben den ganzen Abend damit verbracht, uns zu prüfen, was die Schwester an unserer Ehe gesagt hatte und wo sie gefährliche Tendenzen gesehen hat.
Bei einigen Dingen konnten wir sagen: „Nein, das stimmt nicht.“ Da haben wir unser Herz vor Gott geprüft und festgestellt, dass die Beobachtung nicht korrekt war. Bei anderen Dingen mussten wir aber sagen: „Ja, das stimmt, da hat sie einen Punkt gemacht.“
So etwas brauchen wir: dass liebevoll in unsere Ehen hineingesprochen wird. Gerade weil unsere Ehen so gefährdet sind, können wir es uns nicht leisten, auf das liebevolle Korrektiv der Gemeinde zu verzichten.
Häufig wird gesagt: Eine gesunde Gemeinde besteht aus gesunden Ehen – und das stimmt. Aber es gibt auch eine Wechselwirkung. Ja, eine gesunde Gemeinde besteht aus gesunden Ehen, aber eine gesunde Ehe entsteht auch in einer gesunden Gemeinde. Eine gesunde Ehe wird in einer gesunden Gemeinde gefördert und bleibt dort gesund.
Deshalb ist die Rolle der Gemeinde für unsere Ehen so wichtig: dass wir aktiv involviert sind und Menschen in unsere Ehe hineinsprechen lassen.
Das war der erste Punkt: die vertikale Ausrichtung auf Gott. Wenn wir über das Miteinander in der Ehe sprechen, müssen wir zuerst sagen: Wir brauchen den Herrn. Wir müssen uns als Ehepaar ganz auf ihn ausrichten. Das befähigt uns zu den anderen Dingen.
Ich möchte hier auch noch Punkt zwei und Punkt drei nennen.
Der zweite Punkt, der das Miteinander einer christlichen Ehe prägen sollte, ist die selbstlose Liebe – selbstlose Liebe.
Paulus spricht zunächst einmal uns Männer an. In Epheser 5,25 heißt es: "Und ihr Männer, liebt eure Frauen." Ich mache hier mal einen Punkt. Das klingt für uns heute selbstverständlich, oder? "Ihr Männer, liebt eure Frauen." Epheser 5 wird auf jeder christlichen Hochzeit vorgelesen. Ich habe den Eindruck, dass viele von euch in der Gemeinde bibelfest sind. Wir kennen diese Verse, auch wir Männer: "Ihr Männer, liebt eure Frauen."
Aber wir müssen uns einmal in die damalige Situation hineinversetzen. Paulus schreibt diesen Brief, den Epheserbrief, an eine erste Generation Christen, die gerade erst zum Glauben gekommen sind in Ephesus. Ich kann mir gut vorstellen, wie Männer in der Gemeinde saßen, als der Epheserbrief zum ersten Mal vorgelesen wurde. Dann kommt derjenige, der den Brief von Paulus vorliest, zu Epheser 5 und sagt: "Ihr Männer, liebt eure Frauen." Da ist bei einigen Männern die Kinnlade heruntergegangen.
Warum? Die damalige Zeit war ganz anders geprägt. Die Männer, die den Epheserbrief gehört haben, kamen aus jüdischem, griechischem und römischem Umfeld. Ich möchte euch kurz aufzeigen, was Juden, Griechen und Römer über die Beziehung eines Ehemannes zu seiner Ehefrau dachten.
Nach jüdischem Gesetz – ich meine hier nicht das Alte Testament, sondern die zusätzlichen Regelungen im Judentum – hatten Frauen keine Rechte. Sie waren Eigentum des Mannes, und er konnte mit ihnen nach Belieben umgehen. Es gibt Gebete von Rabbinern, die uns überliefert wurden und ungefähr so lauten: "Herr, erhabener Gott, ich danke dir, dass du mich nicht als Frau geschaffen hast." Das war das Denken in der damaligen Zeit. Das ist nicht das biblische Denken, sondern das kulturelle Denken jener Zeit.
Für die Griechen waren Frauen nur für Haushalt und Kinder zuständig. Die Männer gingen außerhalb des Hauses ihren eigenen Vergnügungen nach. Das war die griechische Sichtweise auf die Rolle der Frau. Bei den Römern sah es noch schlimmer aus.
Jetzt sitzen also Männer da, die aus diesem Denken kommen, gerade zum Glauben gekommen sind, und Paulus sagt ihnen: "Ihr Männer, ihr sollt eure Frauen lieben." Das ist ein absolutes Novum.
Interessanterweise ist das Neue Testament ursprünglich auf Griechisch geschrieben worden. Das Verb "lieben" steht hier in einer Form, die einen anhaltenden Zustand beschreibt. Paulus sagt also eigentlich nicht nur: "Ihr Männer, liebt eure Frauen," sondern: "Liebe, Männer, hört nie auf, eure Frauen zu lieben."
Liebe deine Frau nicht nur am Abend, wenn sie die Kerzen im Schlafzimmer anzündet. Liebe sie auch am Morgen. Liebe sie nicht nur, wenn sie zwanzig Jahre alt ist, sondern auch, wenn sie achtzig ist. Liebe sie nicht nur in guten Zeiten, sondern auch in schlechten. Liebe sie nicht nur, wenn sie gesund ist, sondern auch, wenn sie krank ist. Liebe sie nicht nur, wenn sie dich liebt, sondern auch, wenn sie sich von dir abwendet. Hör nie auf, deine Frau zu lieben – das ist die Botschaft.
Und als ob das nicht schon genug wäre, setzt Paulus noch eine Messlatte, die nicht höher sein könnte. Er sagt: "Liebt sie so, wie Christus die Gemeinde geliebt hat. Er hat sein Leben für sie hingegeben." Liebe Männer, diesen Maßstab werden wir nie vollkommen erreichen. Aber wir sollten uns bemühen, mit der Hilfe des Herrn aufopferungsvoll für unsere Frauen zu leben und sie zu lieben.
Ich glaube, viele Männer hier im Raum würden sagen, sie seien bereit, für ihre Frauen zu sterben. Wenn ich um ein Handzeichen bitten würde, wären es wahrscheinlich 100 Prozent der Ehemänner – so schätze ich eure Gemeinde und eure Männer ein. Wir Männer wären bereit, für unsere Frauen zu sterben. Das hat etwas Heldenhaftes, nicht wahr? Aber das kann man nur einmal.
Ich frage mich manchmal: Ist es nicht noch schwieriger, und ich glaube, der Text beinhaltet das auch, nicht nur dieses einmalige heldenhafte Sterben für die Ehefrau, sondern auch jeden Tag seinem eigenen Ego zu sterben? Das ist schwieriger.
Es ist schwieriger, morgens aufzustehen und zu sagen: "Herr, auch heute will ich nicht, dass sich unser Eheleben um mich dreht, sondern Herr, bitte zeig mir, wie ich ein Segen für meine Ehefrau sein kann." Jeden Tag: "Herr, es geht nicht um mich, es geht nicht darum, dass ich glücklich bin, sondern darum, dass ich glücklich mache. Und dafür brauche ich Dich."
Und ich will das tun, nicht nur damit es uns beiden gut geht in der Ehe, sondern um dich zu verherrlichen. Um das Geheimnis von Christus und der Gemeinde – der sichtbaren und unsichtbaren Welt – in meiner Ehe zu repräsentieren.
Das kann sehr praktisch werden. Was mich motiviert hat, als junger Vater nachts aufzustehen und Windeln zu wechseln, auch wenn das Kind schon einige Male geweint hat und alles in mir, mein Fleisch, sagt: "Ich will schlafen," war die Tatsache: Jetzt stehe ich auf und zeige der unsichtbaren Welt aufopferungsvolle Liebe. Das motiviert uns. Die unsichtbare Welt schaut zu, und wir sollen Christus repräsentieren.
Ich möchte dir als Ehemann die Frage stellen: Liebst du deine Frau wirklich? Weißt du, wenn deine Frau gerade neben dir sitzt, was sie zutiefst beschäftigt? Kennst du die aktuellen Sorgen deiner Frau? Wann habt ihr euch das letzte Mal wirklich voreinander geöffnet? Wie viel investierst du in deine Ehe? Vielleicht ist es Zeit für einen Neuanfang.
Die Liebe muss jedoch in beide Richtungen gehen. Was ist mit den Frauen? Das lesen wir in Titus 2. Darüber werden wir an anderer Stelle an diesem Wochenende noch ausführlicher sprechen.
In Titus 2 heißt es, dass die älteren Frauen die jüngeren Frauen anweisen sollen, ihre Männer und ihre Kinder zu lieben. Natürlich gilt das auch für die Frauen! Nicht nur die Männer sollen die Frauen lieben, sondern auch die Frauen sollen ihre Männer lieben.
Wie kann das praktisch aussehen? Ich denke an einen Vers aus Sprüche 31,12. Dort heißt es über die vorbildliche Frau: "Sie erweist ihm Gutes und nichts Böses alle Tage ihres Lebens." Was für eine vorbildliche Frau, was für ein edler Charakter!
Ihre Leitfrage, mit der diese Frau durchs Leben geht, lautet: Geht es meinem Mann gut? Wie kann ich für meinen Mann ein Segen sein? Diese Frau wird ihren Mann nicht öffentlich bloßstellen. Sie wird sich nicht mit anderen Frauen über ihren Mann aufregen oder vor anderen Frauen schlecht über ihn sprechen.
Das wird sie nicht tun. Sie tut ihm nichts Böses – alle Tage ihres Lebens. Auch das ist ein hoher Maßstab, bei dem du wahrscheinlich als Ehefrau sagen musst: "Oh Mann, da habe ich schon häufig versagt." Auch ich brauche Gnade. Ich brauche den Herrn, um meinen Mann so zu lieben.
Vor einiger Zeit war ich auf einer Pastorenkonferenz in Florida. Es waren wirklich gesegnete Zeiten, in denen Pastoren auch von ihren Schwächen erzählten. Das war das Thema der Konferenz: "Ein Schatz in irren Gefäßen – wir sind zerbrechlich, aber Gott ist stark in unserer Schwachheit."
Auf der Konferenz war ein namhafter Prediger, den ihr sicherlich kennt. Er saß immer in der ersten Reihe. Man schaut ins Programm und denkt: "Als nächstes ist der dran," und sieht ihn dort sitzen.
Bei einem Vortrag saß vorne keiner mehr, und ich dachte: "Moment, da müsste doch der Name kommen. Der sagt mir nichts, aber wo ist er?" Dann kam ein sehr bewegender Moment: Ein Prediger wurde mit dem Rollstuhl hereingefahren. Ein relativ junger Mann, querschnittsgelähmt bis hierhin.
Er erzählte uns seine Geschichte: Er war übergemeindlich aktiv, ein begabter und begnadeter Prediger. Eines Abends im Hotel, während eines Auswärtsdienstes, ist er nachts aufgestanden, zum WC gegangen. Auf dem Weg dorthin wurde ihm schwindelig, er stürzte und brach sich einen entscheidenden Wirbel.
Wer schon mal in Amerika war, weiß, dass sie dort dicke Teppiche haben. Er ist im Teppich fast erstickt, weil er sich nicht bewegen konnte. Irgendwann kam Hilfe.
Es war ein bewegender Moment, als er vor uns im Rollstuhl saß und sagte: "Schaut mich an. Meine Frau hat ein weiteres Kind bekommen. Aber eins möchte ich euch sagen über meine Frau: Sie hat mir noch nie auch nur im Ansatz zu verstehen gegeben, dass ich eine Last für sie bin."
Du weißt nicht, wohin deine Ehe noch steuert und welche Stürme noch kommen werden. Mit dem Eheversprechen geben wir uns das Versprechen, einander in guten und in schlechten Zeiten zu lieben.
Ich habe den Eindruck, dass vor allem die junge Generation neu lernen muss, auch in schlechten Zeiten zu lieben.
Daher möchte ich dich als Ehefrau ermutigen: Du kannst ein großer Segen für deinen Mann sein, wenn du hinter ihm stehst, auch wenn er nicht der perfekte Mann ist. Du zeigst es ihm jeden Tag aufs Neue. Und dafür brauchst du den Herrn.
Meine Frau sagt: Wenn sie morgens nicht ihre Zeit mit dem Herrn hatte, ihre Stille vor dem Herrn, fällt es ihr viel schwerer, andere zu lieben. Das glaube ich ihr voll und ganz.
Daher möchte ich dich als Ehefrau ermutigen: Tanke jeden Morgen deine Kraft beim Herrn. Bete darum, dass der Herr dir hilft, einen nicht perfekten Mann so zu lieben, wie es in Sprüche 31,12 heißt: "Sie tut ihm Gutes und nichts Böses alle Tage ihres Lebens."
Ein letzter Punkt, und damit schließe ich dann, ist die dankbare Annahme.
Das, was eine Ehebeziehung kennzeichnen sollte, ist, dass wir einander immer wieder neu dankbar annehmen. Wir erfahren es aus dem Garten Eden, dass dies Adams erste Reaktion war. Adam – wir kennen die Geschichte aus 1. Mose 2 – gibt den Tieren einen Namen und stellt dann fest: Es gibt den Löwen und die Löwin, den Hengst und die Stute, aber es gibt nur einen Mann und keine Frau.
Gott sagt: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist, dass der Mann allein ist.“ Er lässt Adam in einen tiefen Schlaf fallen. Adam wacht auf und sieht Eva, seine Frau, zum ersten Mal, so wie Gott sie geschaffen hat.
Im Hebräischen, in der hebräischen Bibel, werden poetische Texte anders angeordnet als in der deutschen Übersetzung. Was wir hier in 1. Mose 2, Vers 23 haben, ist Poesie, kein bloßer Erzähltext, der Fakten darlegen will, sondern ein Gedicht, ein Liebesgedicht.
Das hier ist eigentlich ein Ausruf, ein freudiger Ausruf. Adam sieht seine Frau und sagt: „Endlich!“ – ruft Adam aus. „Sie ist ein Teil von meinem Fleisch und Blut, sie soll Männin heißen, denn sie wurde vom Mann genommen.“
Ein emotionaler Moment für Adam. Er sieht seine Frau und ist so dankbar. Er sagt: „Das ist meine Frau, sie ist von mir, du hast sie mir gegeben, endlich!“
Einer meiner emotionalsten Momente war der Tag unserer Hochzeit, als mein Schwiegervater meine Braut hereingeführt hat. Für diejenigen, die mich ein bisschen kennen: Ich bin ein emotionaler Mensch. Das zeigt sich auch in Predigten. Dieser Moment war einer der emotionalsten in meinem Leben, als mein Schwiegervater meine Braut einführte.
Ich habe ihn irgendwie überstanden, aber es war ein wunderbarer Moment. Seitdem, aus eigener Erfahrung – da habe ich sie zum ersten Mal als Braut gesehen, in all ihrer Schönheit – achte ich bei Hochzeiten häufig gar nicht so sehr auf die Braut, die hereinkommt, sondern vielmehr auf den Bräutigam.
Ich sitze in der ersten Reihe, da steht der Bräutigam und wartet. Dann kommt die Musik, er sieht sie, und ich kann an seinem Gesicht sehen, wann die Braut hinten hereingekommen ist. Ich freue mich sehr darüber, wenn ein Bräutigam hin und weg ist von seiner Braut.
Aber das darf natürlich nicht nur am Tag der Hochzeit so sein, denn die Freude von Adam hatte leider bald ein Ende – nur ein Kapitel später.
In 1. Mose 3, Vers 12 heißt es: „Da sagte der Mensch: Die Frau, jetzt ist sie noch nicht mal mehr meine Frau, die Frau, die du mir gegeben hast, die du mir zur Seite gestellt hast – Gott ist auch noch schuld –, sie gab mir von dem Baum, und ich aß.“
Wenn wir nur diese beiden Verse miteinander vergleichen – 1. Mose 2 und 1. Mose 3 –, dann müssen wir uns doch die Frage stellen: Was ist dazwischen passiert?
Die Bibelkenner unter uns wissen, was dazwischen passiert ist: Die Sünde ist in die Welt gekommen. Der Mensch dachte, er könnte es besser wissen als Gott.
Genau das ist auch heute noch der Punkt in unseren Ehen. Sünde trennt den Menschen nicht nur von Gott, sie schafft auch eine Distanz zwischen Ehemann und Ehefrau.
Das ist die Welt, in der wir leben. Das ist die Welt, in der wir unsere Ehe führen. Wir führen unsere Ehen außerhalb von Eden – in einer gefallenen Welt, mit einem sündigen Herzen.
Natürlich kann das kein dauerhafter Zustand sein – dankbare Annahme. Wenn wir das von uns aus könnten, hätte Jesus nicht kommen müssen.
Aber das ist ja gerade das Problem: Es ist immer wieder ein Herr, ich kriege es nicht hin. Gerade deswegen ist Jesus gekommen, und deswegen gibt es Hoffnung trotz der Sünde und trotz der Entzweiung, die wir auch in christlichen Ehen leider immer wieder erleben.
Jesus ist gekommen, um zu reparieren, wo Dinge kaputtgegangen sind. Er will uns helfen, unseren Ehepartner, auch wenn die Dinge nicht perfekt sind – außerhalb von Ehen gibt es keine perfekte Ehe – immer wieder neu mit Gottes Augen zu sehen.
Was ist der Schlüssel? Der Schlüssel ist wirklich, mit einer anderen Brille auf unseren Ehepartner zu schauen. Für mich ist der erste Korintherbrief ein gutes Beispiel.
Hier geht es jetzt nicht um Ehe, aber um ein Prinzip von Dankbarkeit. Schaut mal, wie Paulus den Korintherbrief beginnt. Die meisten wissen, dass die Gemeinde in Korinth viele Probleme hatte.
Paulus beginnt mit großer Dankbarkeit. In 1. Korinther 1, Vers 4 heißt es: „Ich danke meinem Gott allezeit eurer wegen für die Gnade Gottes, die euch gegeben ist in Christus Jesus. In ihm seid ihr in allem reich gemacht worden, in aller Rede und in aller Erkenntnis, wie denn das Zeugnis des Christus unter euch gefestigt worden ist. Daher habt ihr an keiner Gnadengabe Mangel, während ihr das Offenbarwerden unseres Herrn Jesus Christus erwartet, der euch auch festigen wird bis ans Ende, so dass ihr untadelig seid an dem Tag unseres Herrn Jesus Christus.“
Wenn wir die Textangabe nicht hätten – 1. Korinther 1, Vers 4 – würden wir wahrscheinlich nicht auf das Ergebnis kommen, dass das ein Text aus dem Korintherbrief ist. Wir würden sagen, das muss der Anfang vom Philipperbrief sein, eine vorbildliche Gemeinde. Oder die Thessalonicher, auch eine relativ vorbildliche Gemeinde – da würden wir diesen Beginn erwarten, aber doch nicht im Korintherbrief.
Die Frage ist: Wie kann Paulus auf eine so problembehaftete Gemeinde schauen? Dort gab es Spaltungen, man zog vor Gericht gegeneinander, den Männern musste er sagen, sie sollten nicht mehr zu Prostituierten gehen, sie waren vor dem Abendmahl betrunken – wir würden uns zu Recht an den Kopf fassen.
Paulus spricht die Missstände auch an. Aber der Grundton ist trotzdem Dankbarkeit. Der Schlüssel ist: Paulus schaut auf diese problembehaftete Gemeinde mit Gottes Augen, mit der Brille des Evangeliums, und sieht, was Christus schon alles in dieser Gemeinde getan hat.
Ich möchte dich heute ermutigen, deinen Ehepartner so anzuschauen. Konzentriere dich nicht nur auf all die Schwächen und Probleme. Ich will nicht sagen, dass es nicht auch den Punkt gibt, wo man solche Dinge ansprechen soll. Ich rede hier nicht davon, alle Schwierigkeiten zu übersehen – das wäre naiv.
Aber die grundsätzliche Sicht auf deinen Ehepartner sollte eine Sichtweise der Dankbarkeit sein. Dankbarkeit dafür, was Jesus schon alles in deinem Ehepartner getan hat, wie Gott deinen Ehepartner sieht. Er hat ihn gemacht. Christus ist für deinen Ehepartner ans Kreuz gegangen – so sehr liebt er ihn.
Was hast du für ein Recht, nicht dankbar zu sein für diesen Menschen in deinem Leben? Die Frage ist: Worauf konzentrierst du dich?
Vor einigen Wochen war ich in Paraguay unterwegs. Im März war ich fast zwei Wochen weg und durfte dort einige Dienste tun.
Wir hatten in unserer Ehe eine Phase, in der wir uns nicht so nah waren, wie wir gerne gewesen wären. Solche Phasen gibt es, die kennt ihr vielleicht auch in euren Ehen, wo man sich räumlich getrennt hat, weil ich eben nach Paraguay musste. Man hätte sich einen anderen Abschied gewünscht, eine viel größere Verbundenheit.
Als ich zurückkam, hat mich meine Frau sehr überrascht. Sie hat mir einen Brief geschrieben. Meine Frau schreibt nicht regelmäßig Briefe. In 15 Ehejahren habe ich vielleicht drei Briefe von ihr bekommen – das ist völlig okay. Es gibt Frauen, die ihrem Mann ständig schreiben: „Ich liebe dich.“ Meine Frau gehört nicht dazu.
Aber dieser Brief hatte es in sich. Sie hat sich für so vieles bedankt. Ich hatte beim Lesen den Eindruck: Sie spricht doch eigentlich nicht von mir, das bin doch nicht ich. Sie sieht all die Schwächen nicht, sie sieht mein Versagen nicht, sie sieht meine Unzulänglichkeiten nicht.
Sie hat sich einfach entschieden: Ich will Andre aus Gottes Perspektive sehen, aus der Brille des Evangeliums. Dieser Brief, diese Dankbarkeit hat mich so ermutigt und hat ein neues Feuer in unsere Ehe gebracht.
Ihr Lieben, Dankbarkeit ist eine Entscheidung. Eine Entscheidung, die damit zusammenhängt, dass ich mich nicht die ganze Zeit auf all die Probleme konzentriere, sondern meinen Ehepartner mit Gottes Augen sehe.
Schaut mal, Paulus sagt in Römer 15: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat.“ Genau darum geht es.
Ich möchte dich ermutigen, als Ehefrau deinen Ehemann – der wahrscheinlich gerade neben dir sitzt – als ein wunderbares Geschenk Gottes anzusehen. Das sollte deine grundsätzliche Sicht auf deinen Ehemann sein: Gott hat mir diesen Mann gegeben, er ist ein Geschenk des Herrn.
Nein, er ist nicht perfekt, aber er will dem Herrn nachfolgen. Und ich entscheide mich, ihn mit Gottes Augen zu sehen.
Lieber Ehemann, ich will dich ermutigen, auf deine Frau zu schauen als auf ein wunderbares Geschenk, das Gott dir gegeben hat. Du hast eine Gehilfin an deiner Seite, eine Frau, die dich liebt trotz deiner Schwächen und treu zu dir steht. Das ist so viel Grund, dankbar zu sein.
Das ändert die ganze Atmosphäre in der Ehe, wenn vor allem ein Aroma, eine Atmosphäre der dankbaren Annahme herrscht – nicht das ständige Kritisieren und Fehlerfinden, sondern vor allem eine Atmosphäre der dankbaren Annahme.
Das ist die Atmosphäre des Evangeliums. So hat uns Christus angenommen – als kaputte Ruinen. Er hat uns angenommen und arbeitet an uns. Das sollte auch unsere Sichtweise auf unseren Ehepartner sein.
Dafür möchte ich gerne noch beten. Im Anschluss haben wir noch kurz Zeit, einige Fragen zu stellen. Aber zunächst möchte ich beten.
Vater im Himmel, wir sind dir so dankbar für deinen guten Plan mit der Ehe. Wir wollen dir heute auch wieder einmal mehr bekennen: Wir brauchen dich. Wir brauchen dich als Ehemänner, wir brauchen dich als Ehefrauen. Herr, wir wollen unseren Ehepartner so lieben, wie du es dir vorstellst.
Wir schaffen das nicht aus eigener Kraft, aber wir danken dir dafür, dass du uns immer wieder neu befähigen möchtest, einen nicht perfekten Menschen dankbar anzunehmen und selbstlos zu lieben.
Herr, ich möchte dich bitten, dass du hier auch stärkst. Vor allem für die anwesenden Männer bitte ich dich, dass du ihnen hilfst, wirklich als geistliche Leiter voranzugehen und ihre Rolle, ihre Aufgabe als Leiter wahrzunehmen.
Herr, wir brauchen dich dabei. Wir versagen so häufig, aber trotzdem haben wir so viel Hoffnung, weil du für unsere Ehen bist, weil du mit uns für unsere Ehen kämpfst.
Und auf dein Wort wollen wir vertrauen. Bitte schenke du neue Ausrichtung, schenke gute Gespräche unter den Ehepaaren über dieses Thema, Herr, und dass wir uns von dir immer wieder neu ausrichten lassen. Amen.