Gnade sei mit euch und Friede von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!
Wir wollen noch einmal beten:
Zeig uns dein königliches Walten,
bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh.
Du wirst allein ganz Recht behalten,
Herr, mach uns still und rede du!
Amen!
Ehe und Alltag: Eine humorvolle Geschichte mit ernster Botschaft
Es stand in der „Saturday Evening Post“, einer amerikanischen Zeitschrift. Dort wurde beschrieben, wie ein Ehemann auf die Erkältung seiner Frau reagierte. Der Artikel hieß „Die sieben Jahre einer verheirateten Erkältung“.
Im ersten Jahr sagt er: „Du, ich bin beunruhigt, Schätzchen, du hast so einen ganz schlimmen Schnupfen. Es heißt, dass zurzeit überall Streptokokken herumfliegen. Ich glaube, ich bringe dich heute Nachmittag besser ins Krankenhaus. Dort sollen sie dich mal ordentlich durchchecken. Du kannst dich gründlich ausruhen. Das Essen im Krankenhaus ist furchtbar, ich weiß das, aber ich bring dir immer deine Mahlzeiten vom Restaurant gegenüber.“
Im zweiten Jahr sagt er: „Hör mal, Schatz, dein Husten klingt gar nicht gut. Ich habe Doktor Krause angerufen, der kommt mal eben rasch vorbei. Jetzt gehst du bitte ins Bett wie ein braves Kind. Tu es für Papa.“
Im dritten Jahr meint er: „Also, vielleicht wäre es besser, du würdest dich hinlegen, Liebling. Nichts ist besser als ein bisschen Ruhe. Ich bring dir auch was zu essen. Haben wir nicht irgendwo noch eine Tütensuppe?“
Im vierten Jahr sagt er: „Hey Schätzchen, sei vernünftig. Nachdem du den Kindern zu essen gegeben und den Abwasch erledigt hast, solltest du dich besser hinlegen.“
Im fünften Jahr fragt er: „Sag mal, warum holst du dir nicht endlich ein paar Aspirintabletten?“
Im sechsten Jahr meint er: „Könntest du nicht mal mit irgendwas gurgeln, anstatt hier herumzusitzen und wie ein Seehund zu bellen?“
Und schließlich im siebten Jahr: „Um alles in der Welt, hör bloß auf, hier herumzuniesen! Hast du vor, mir eine Lungenentzündung anzuhängen?“
Nun kann man sich ausmalen, wie es in den nächsten zehn Jahren weitergeht. Eine Geschichte zum Schmunzeln, und doch legt sie den Finger in eine tiefe Wunde.
Die Realität vieler Ehen heute
Es gibt unzählige Paare, die in ihrer Ehe zutiefst unzufrieden und desillusioniert sind. Im Rückblick scheint es so, als ob die Liebe von Jahr zu Jahr immer mehr abgekühlt ist. Irgendwann kehrt dann Langeweile ein, gefolgt von bitterer Enttäuschung. Viele Ehen taumeln von einem Konflikt zum nächsten. Bei anderen kracht es nicht einmal mehr, es ist einfach still und kalt geworden.
Die Diskussion um andere Lebensformen als Konkurrenz zur Ehe ist in unserer Gesellschaft in vollem Gange. Viele Politiker sagen, es sei einfach nicht einzusehen, dass die Gesetze ausgerechnet die Ehe besonders schützen sollen. Das sei ja nur ein Modell unter vielen, so argumentieren sie. Wen wundert es da, dass viele junge Menschen richtig Angst vor dem Heiraten haben, zumal ihnen die Statistik sagt, dass mindestens jede dritte Ehe vor dem Scheidungsrichter endet.
Viele flüchten in Beziehungen, die von vornherein nur auf Zeit angelegt sind, aus denen man jederzeit aussteigen kann. Und dann gibt es Leute, die zwar heiraten, aber schon vor der Hochzeit in einem Ehevertrag festlegen, wie im möglichen Fall der Scheidung das Vermögen aufzuteilen wäre.
Man muss zugeben, auch unter Christen gibt es massive Eheprobleme. Ich weiß nicht warum, aber im neuen Gesangbuch sind meines Erachtens die beiden schönsten Ehelieder, von denen wir gerade eines gesungen haben, nicht mehr enthalten. Klingt das manchen zu harmonisch, zu vollmundig? Sind glückliche Ehen nur noch Ausnahmen, Zufall oder gar Schauspielerei?
Der Regisseur Ingmar Bergman hat den Ehenotstand in seinem berühmten Film „Szenen einer Ehe“ beschrieben. Dort sagt eine seiner Figuren: „Glaube nie, dass du die Einsamkeit aufheben kannst, sie ist absolut!“ Und jährlich scheinen über 150.000 Scheidungen das zu bestätigen. Viele sehen einfach keinen Ausweg mehr und sagen, es sei besser, sich im Frieden zu trennen, als sich ein Leben lang nur zu verletzen.
Die Bibel redet sehr offen über Scheidung. In unserer Predigtreihe über die Bergpredigt sind wir jetzt an einer Stelle angekommen, an der Jesus sagt, wie Christen mit diesem Problem umgehen sollen. Unser Thema lautet also: Ehe lebenslänglich?
Ich will Ihnen ganz ehrlich sagen, ich halte diese Predigt mit Zittern und Zagen, weil diese Frage für viele Menschen unendlich schmerzlich ist. Es gibt, denke ich, unter den vielerlei Nöten, mit denen Leute in die Seelsorge kommen, wohl nur wenige Bereiche, die so sensibel und verletzbar sind wie dieser.
Aber wir wollen und dürfen uns diesem Text nicht entziehen, denn Jesus hat es für nötig gehalten, ihn in die Bergpredigt einzubauen. So müssen wir uns dem stellen. Es ist wichtig, dass wir uns gleich zu Beginn noch einmal klar machen, worum es in der Bergpredigt geht.
Hier beschreibt Jesus nicht allgemeine moralische Richtlinien für jedermann, sondern welches Konzept und welche Normen im Reich Gottes gelten. Die Bergpredigt zeigt, wie Christen heute leben sollen. Sie zeichnet das neue Leben, das Jesus den Leuten schenkt, die ihn als ihren Herrn akzeptieren.
Wer sagt: „Ja, ich möchte nach Gottes Willen leben“, erfährt hier in der Bergpredigt, was das praktisch bedeutet. Es fällt auf, dass Jesus das Thema Ehe und Sexualität recht ausführlich behandelt. Das war zu allen Zeiten ein heißes Eisen. Kriselnde Ehen und kaputte Beziehungen gibt es nicht erst seit dem zwanzigsten Jahrhundert.
Jesus redet wie immer sehr offen. In den Versen davor, über die ich vor einigen Wochen gepredigt habe, bevor unsere ganzen Sondergottesdienste kamen, hat Jesus schon deutlich gemacht: Der Ehebruch beginnt nicht erst in dem Augenblick, in dem ein Verheirateter seinen Ehepartner betrügt und sich außerhalb der Ehe sexuell betätigt. Nein, der Ehebruch beginnt im Herzen, mit dem gierigen Blick. Die Tat, die praktizierte Untreue, ist dann erst die letzte Station auf diesem Weg.
Nun kommt Jesus zu unserer Frage: Wie steht es mit Scheidung? Wie soll ein Christ mit diesem Problem umgehen? Wir hören jetzt die nächsten Verse in der Bergpredigt, Kapitel 5, Verse 31 bis 32:
„Es ist auch gesagt: Wer sich von seiner Frau scheidet, der soll ihr einen Scheidebrief geben. Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Unzucht, der macht, dass sie die Ehe bricht. Und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.“
Warum redet Jesus hier so rigoros? Warum lässt er nicht mehr Spielraum? Warum geht er noch viel weiter als das Alte Testament? Warum klingt das so hart, was Jesus hier sagt? Diese Fragen werden wir heute nicht ausweichen können.
Deshalb müssen wir zunächst fragen: Was wird da eigentlich getrennt bei einer Scheidung? Was bedeutet Ehe überhaupt? Worauf lassen sich zwei Menschen ein, wenn sie einander heiraten?
Die Antwort darauf hat Jesus in einem anderen Text gegeben, nämlich in Matthäus 19. Herr Schkader hat uns das ja schon vorgelesen. Dort zeigt Jesus, was er, was der lebendige Gott unter Ehe versteht. Jesus gibt also nicht einfach eine weitere Meinung zu Protokoll, sondern sagt verbindlich, was Ehe eigentlich ist und wie wir damit umgehen sollen.
Von dort aus werden wir besser verstehen, was er über Scheidung und Wiederheirat sagt.
Wir beginnen also erstens mit der Ehe. Was ist Ehe?
Jesus antwortet darauf in einer brisanten Situation. Es passierte häufig, dass er von der Menge umlagert war, und plötzlich kommen einige Pharisäer auf ihn zu. In Matthäus 19 steht:
„Da traten die Pharisäer zu ihm und versuchten ihn, also wollten ihn reinlegen, und sprachen: Ist es erlaubt, dass sich ein Mann aus irgendeinem Grund von seiner Frau scheidet?“ (Matthäus 19,3)
Das ist die Frage. Wie reagiert Jesus?
Jesus antwortet nicht direkt, sondern zeigt erst einmal, was Ehe überhaupt bedeutet. Ich habe mir diese Methode von ihm abgeguckt, deshalb lautet mein erster Punkt auch erst einmal: Ehe.
Jesus sagt dann in Vers 4:
„Habt ihr nicht gelesen, der am Anfang den Menschen geschaffen hat, schuf sie als Mann und Frau und sprach: Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein.“
Also halten wir erst einmal fest: Die Ehe ist keine menschliche Erfindung, sondern eine göttliche Schöpfung. Die Ehe ist nicht von Menschen gemacht, sondern von Gott gestiftet.
Das heißt, wer eine Ehe eingeht, macht bei einem Modell mit, das Gott schon am Anfang mit der Schöpfung der Welt eingesetzt hat. Wer sich auf eine Ehe einlässt, tritt gewissermaßen in einen Raum ein, den Gott von Anfang an bereitgestellt hat.
Das ist Gottes verbindliche Ordnung für das Zusammenleben von Mann und Frau.
Aber Jesus sagt noch mehr. Er sagt nicht nur, dass die Ehe von Gott gemacht wurde, sondern auch, was das Wesen der Ehe ist und wie sie gelebt werden soll.
So steht es schon im ersten Buch Mose: Ein Mann wird Vater und Mutter verlassen, an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein.
Verlassen bedeutet, dass der Mann erst einmal selbstständig sein muss. Er muss in der Lage sein, eine völlig neue Verbindung einzugehen und nicht ständig zwischen Mama und Frau hin und her zu pendeln.
Dann wird er an seiner Frau hängen. Das heißt, sich vorbehaltlos mit ihr zusammentun, lebenslang zusammenwachsen, an ihr kleben – man kann das fast wörtlich übersetzen.
Das Ergebnis: Die beiden werden ein Fleisch sein, eine totale Einheit, körperlich, seelisch und geistig. Zwei Wege kommen zusammen und werden zu einem Weg.
Oder wie jemand mal die höhere Mathematik der Ehe genannt hat: Eins plus eins ist eins.
Deshalb hat auch die Sexualität in der Bibel eine so große Bedeutung. Sie dient nicht nur der Zeugung von Nachkommen, wie das früher in der Kirchengeschichte behauptet wurde. Nein, die Bibel sagt, Sexualität dient gerade auch der gegenseitigen Beglückung von Mann und Frau und dem seelischen Zusammenwachsen.
Sexualität ist nicht das einzige, aber ein wichtiges Bindeglied in der Ehe. Sie trägt dazu bei, dass Mann und Frau gewissermaßen zusammengeleimt werden, aneinander hängen.
Darum betont die Bibel auch, dass Geschlechtsverkehr in die Ehe und nur in die Ehe gehört. Vorehelicher Geschlechtsverkehr wird in der Bibel schlicht Unzucht genannt. Nicht, weil Gott den Unverheirateten das nicht gönnt, sondern weil die Sexualität den Schutzraum und die Geborgenheit der Ehe braucht, um sich wirklich entfalten zu können.
Bedenken Sie: Außerhalb der Ehe leimt Sexualität Menschen zusammen, die sich nicht in die Ehe einbinden können. Wenn Sie an zwei Stückchen Holz denken, die zusammengeleimt werden, die sich jedes Mal wieder trennen können.
Und jedes Mal, wenn zwei zusammengeleimte Bretter auseinandergerissen werden, dann gibt es seelische Splitter, dann geht etwas kaputt. Je öfter man ein Brett wieder mit einem anderen zusammenleimt und wieder auseinanderreißt, desto mehr wird es zerrissen und beschädigt.
Deshalb ist die Ehe von Anfang an monogam gedacht, also als eine Ehe zwischen einem Mann und einer Frau.
Später haben Menschen versucht, die Mehrehe einzuführen. Das wurde von Gott nie gutgeheißen und ist im Neuen Testament ausdrücklich verboten.
Gott hat die Ehe geschaffen, um Mann und Frau eine tiefe, beglückende Gemeinschaft zu schenken, in der sie gegenseitig füreinander sorgen. Das ist sein Plan.
Gott schützt diese Gemeinschaft, indem er sie mit einem klaren rechtlichen Rahmen umgibt.
Die Ehe ist in der Bibel viel mehr als nur ein privates Treueversprechen. Sie ist ein rechtsverbindliches Gelöbnis vor der Öffentlichkeit.
Mann und Frau versprechen einander öffentlich für ein ganzes Leben, ohne Vorbehalte, ohne sich Rückwege offen zu lassen.
Man könnte sagen: Nicht ARD oder ZDF, sondern die Ehe ist die erste öffentlich-rechtliche Einrichtung. Rundfunkanstalten können aufgelöst werden, die Ehe nicht.
Genau das betont Jesus hier in Matthäus 19, Vers 5 und 6:
„Die zwei werden ein Leib sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“
Deshalb sagen wir auch in der Trauformel: „Bis dass der Tod euch scheide.“
Eine Juristin hat mir vor einiger Zeit eine Kopie eines Familienrechtsbuches gegeben, in dem festgeschrieben ist, dass Ehe grundsätzlich auf lebenslange Dauer angelegt ist und im juristischen Sinne nicht unter einer Befristung oder Bedingung eingegangen werden kann.
Ehe lebenslänglich.
Jetzt fragen wir: Warum ist diese Unzertrennbarkeit so wichtig? Warum hat Jesus das so betont?
Weil alles, was die Ehe ausmacht – diese völlige Hingabe körperlich und seelisch, diese umfassende gegenseitige Hilfe und Fürsorge, diese intime Einheit, in die kein anderer Mensch eindringen darf – nur gelebt werden kann, wenn Mann und Frau sich einander anvertrauen und zu einer Treue bereit sind, die jeden Rückweg ausschließt.
Daran sehen wir: Es ist bisher noch kein Wort von Kindern gefallen. Auch ohne Kinder ist die Ehe lebenslänglich angelegt von Gott. Wie viel mehr, wenn durch eine Scheidung dann noch weitere Menschen auseinandergerissen werden?
Die Frage lautet nun: Wenn die Ehe so ein hervorragendes Modell ist, warum gehen dann so viele Ehen kaputt?
Jesus hat das natürlich gesehen. Die Scheidungsstatistiken waren damals nicht viel besser als bei uns. Er wusste, dass das Problem unser menschliches Herz ist. Das ist unser Egoismus, unsere Lieblosigkeit.
Deshalb gibt es in dieser Welt keine perfekte Ehe.
Unsere Ehen sollten ein Duett sein, in dem zwei miteinander singen, zweistimmig und herrlich. Wie oft werden sie aber zum Duell, in dem zwei gegeneinander kämpfen.
Aber es gibt glückliche Ehen zwischen unvollkommenen Menschen. Gottes Stiftung funktioniert. Sie ist so gut, dass sie sogar mit uns fehlerhaften Egoisten funktioniert.
Sogar viele Nichtchristen, die gar nicht wissen, dass die Ehe etwas mit Gott zu tun hat, können unter Umständen mit diesem Modell viel glücklicher werden als ohne Ehe.
Allerdings wird in der Bibel auch klar gesagt: Erst wenn wir als Eheleute den Schöpfer bewusst in unsere Ehe einbeziehen, erfahren wir die ganz große Erfüllung, die Gott uns mit dieser Stiftung geben will.
Dankmar Fischer von der Heilsarmee hat das einmal so gesagt: Stellen Sie sich das Wort vor, Ehe, E-H-E. Er sagte: Ehe, das bedeutet eine rechts, einer links, der Herr in der Mitte. Ehe: einer rechts, einer links, der Herr in der Mitte.
Sehen Sie, es ist ein Unterschied, ob wir uns nur aneinander festhalten oder ob wir uns gemeinsam an Christus festhalten können.
Es ist ein Unterschied, ob wir auf unseren guten Charakter angewiesen sind oder von Christus gehalten und bewahrt werden.
Es ist ein Unterschied, ob wir aus uns selbst heraus vergeben müssen und uns immer wieder durchringen oder ob wir von Christus Vergebung erfahren und die Kraft bekommen, unserem Ehepartner zu vergeben.
Das ist ein handfester Unterschied.
Gott hat uns sein Ehemodell nicht einfach hingeworfen und gesagt: „Nun seht mal zu, wie ihr damit klarkommt!“ Sondern Gott hat gesagt: „Ich will bei euch sein auf dem Weg.“
Es ist bewegend, welchen hohen Stellenwert Gott der Ehe gibt.
Wissen Sie, worin das gipfelt?
Die höchste Bedeutung unserer Ehe liegt darin, dass sie ein Abbild, eine Illustration sein soll für das Verhältnis zwischen Christus und seiner Gemeinde.
Sie haben sich nicht verhört, das steht wirklich so in der Bibel in Epheser 5.
Unsere Ehe soll ein Hinweis sein auf Christus und die Gemeinde. Zwischen den Ehepartnern soll ein so enges Verhältnis entstehen wie zwischen Christus und der Gemeinde.
Das ist der wichtigste Grund, warum die Ehe auf lebenslänglich angelegt ist.
Christus und seine Gemeinde können nicht geschieden werden. Eine geschiedene Ehe kann nicht mehr hinweisen auf die völlige Treue Jesu zu seiner Gemeinde.
Eine geschiedene Ehe kann nicht mehr hinweisen auf die ewige Geborgenheit, die er uns im Himmel schenken will, und auf die unzerstörbare Gemeinschaft, die er seinen Leuten schon auf dieser Erde anbietet.
Die Ehe soll trotz aller menschlichen Gebrochenheit auf die Verbindung zwischen Christus und der Gemeinde hinweisen.
Nicht zuletzt deshalb hat Jesus sie für unscheidbar erklärt – das ist die Regel.
Nun taucht natürlich die Frage auf: Gibt es nicht auch Ausnahmen von dieser Regel? Gibt es nicht bestimmte Situationen, in denen Scheidung doch von Gott erlaubt ist?
Ich habe mir in Gesprächen mit Betroffenen oft gewünscht, dass es irgendwo in der Bibel eine Möglichkeit gibt, dass Gott uns einen kleinen Notausgang für Ehen zeigt, in denen scheinbar alles am Ende ist.
Es ist doch nicht so, dass jede Scheidung leichtfertig vorgenommen wird.
Oft haben Menschen jahrelang gelitten und miteinander ausgehalten, bevor sie schweren Herzens den Trennungsstrich zogen.
Manche Frauen haben sich jahrelang schlagen lassen. Manche Männer und Frauen wurden jahrelang durch ständige Seitensprünge und Bekanntschaften ihrer Ehepartner gedemütigt, bevor sie zum Scheidungsanwalt gingen.
Auch im Alten Testament gab es ein Scheidungsrecht. Was sagt Jesus dazu?
Kommen wir zum zweiten Punkt: Scheidung.
Wir machen weiter im Streitgespräch zwischen Jesus und den Pharisäern, Vers 7:
„Da fragten sie ihn: Warum hat dann Mose geboten, ihr einen Scheidebrief zu geben und sich von ihr zu scheiden?“
Stimmt das denn, hat Mose das geboten?
Nicht ganz. Jesus stellt das gleich klar. Er sagt im nächsten Vers:
„Mose hat es erlaubt, er hat es nicht geboten.“
Das ist ein großer Unterschied.
Im fünften Buch Mose lesen wir, dass in Israel damals eine chaotische Scheidungspraxis herrschte. Um diese Willkür einzudämmen und die Hemmschwelle für eine Scheidung zu erhöhen, hat Gott die Sache mit dem Scheidebrief eingeführt.
So musste der Mann seine Frau wenigstens offiziell und nicht heimlich verstossen.
Aber mit diesem Scheidebrief hat Gott die Scheidung nicht gutgeheißen.
Jesus sagt hier: „Wegen eures Herzens Härte, weil ihr so hartherzig seid, musste Gott das Chaos eindämmen.“
Zur Zeit Jesu wurde diese Stelle von den Rabbinern oft missbraucht.
Beispielsweise lehrte Rabbi Hillel, dass ein Mann sich wegen jeder Kleinigkeit, sei es wegen eines angebrannten Essens, von seiner Frau scheiden lassen kann.
Jesus sagt: Stopp! Mose ist kein Freibrief für eine schnelle Scheidung.
Gottes grundsätzliche Haltung zur Scheidung steht beim Propheten Maleachi, Kapitel 2, Vers 16:
„Ich hasse Scheidung.“
Nachdem Jesus das klargestellt hat, geht er noch einen Schritt weiter.
Er sagt: Im Alten Testament gab es diese Ausnahmeregelung, den Scheidebrief.
Aber jetzt, wo ich gekommen bin, um euch neues Leben zu bringen, wo ihr meine Hilfe bekommen könnt, wo das Reich Gottes da ist, hebe ich diese Ausnahmeregelung wieder auf.
Jetzt setze ich den ursprünglichen Schöpfungswillen Gottes wieder in Kraft – Ehe lebenslänglich.
Das heißt: Seit dem Neuen Testament ist die Sache mit dem Scheidebrief nicht mehr möglich.
Wer an Jesus glaubt und sich an sein Wort halten will, für den gilt das Ehemodell, das Gott von Anfang an angegeben hat: ein Mann, eine Frau, ein Fleisch, bis der Tod euch scheidet.
Jetzt verstehen wir auch diese kurze Fassung in der Bergpredigt besser.
Kehren wir zurück zu Kapitel 5.
In Vers 31 zitiert Jesus praktisch noch einmal, wie die Pharisäer das Mosewort umbiegen:
„Wer sich von einer Frau scheidet, der soll ihr einen Scheidebrief geben“, so als ob das eine problemlose Scheidungsmöglichkeit wäre.
Jesus sagt in Vers 32 dagegen:
„Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Unzucht, der macht, dass sie die Ehe bricht. Und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.“
Wer sich von seiner Frau scheidet, macht, dass sie die Ehe bricht, weil er sie damit in eine neue Ehe treibt.
Die Frauen waren oft aus finanziellen Gründen darauf angewiesen, möglichst wieder zu heiraten. Mit der neuen Ehe wurde die alte Ehe gebrochen.
Das gilt genauso für den, der eine geschiedene Frau heiratet, oder für die, die einen geschiedenen Mann heiratet. Er bricht in die erste Ehe ein.
Wir fragen: Warum?
Wenn die Scheidung passiert ist, ist die Ehe dann nicht sowieso annulliert? Ist man dann nicht frei für eine neue Ehe?
Jesus sagt hier: Nicht vor Gott.
Vor Gott besteht die Ehe weiter, auch nach der Scheidung.
Deshalb bricht, wer eine Geschiedene heiratet, die erste Ehe.
Damit betont Jesus, was sich durch die ganze Bibel zieht: Eine einmal geschlossene Ehe bleibt vor Gott gültig, bis einer der Ehepartner stirbt.
So hat es Gott von Anfang an geplant.
So steht es in Matthäus 19 und sagt es Paulus in Römer 7 und 1. Korinther 7:
„Eine Frau ist an ihren Mann gebunden und ein Mann an seine Frau, bis er stirbt.“
Allerdings spricht Jesus in Vers 32 von einer Ausnahme:
„Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Ehebruchs“ – wörtlich müsste es „wegen Unzucht“ heißen.
Im Griechischen steht hier das Wort Porneia, wovon unser Ausdruck Pornografie stammt.
Gibt es also doch Fälle, in denen ein Christ eine Scheidung anstreben darf? Was ist mit Porneia, mit Unzucht hier gemeint?
Manche sagen, damit sei Ehebruch gemeint, also sexuelle Untreue. Sie folgern daraus, dass, wenn der Ehepartner sich des Ehebruchs schuldig gemacht hat, ein Christ sich scheiden lassen darf.
Sie sagen weiter, Ehebruch löst auch die Ehe vor Gott auf. Wenn der Ehepartner sexuell untreu geworden ist, habe er damit die Ehe vor Gott ohnehin schon aufgelöst. Deshalb dürfe man sich in diesem Fall notfalls scheiden lassen.
Ich habe das auch einmal für möglich gehalten, aber nach intensivem Studium verschiedener Bibelstellen bin ich überzeugt, dass es nicht stimmt.
Warum?
Nirgendwo in der Bibel wird gelehrt, dass Ehebruch die Ehe vor Gott aufhebt. Nirgendwo.
Die Bibel lehrt das Gegenteil: Nur der Tod kann eine Ehe beenden.
Auch wenn Ehebruch schwere Schuld ist, kann und soll sie vergeben werden – wie jede andere Schuld auch.
Wir hatten vorhin gesehen: Sexualität begründet die Ehe nicht. Wenn zwei zusammen schlafen, sind sie noch nicht verheiratet.
Genauso kann Untreue die Ehe nicht ungültig machen.
Also muss mit Unzucht etwas anderes gemeint sein als Ehebruch.
Außerdem, wenn das Matthäusevangelium sonst von Ehebruch spricht, steht dort nie Porneia, sondern immer ein anderes Wort.
Wenn nun an dieser kritischen Stelle ausgerechnet von Porneia, von Unzucht die Rede ist, deutet das darauf hin, dass etwas anderes gemeint ist.
Aber was? Was kann Porneia bedeuten, weshalb man sich scheiden lassen darf?
Die Antwort ist verblüffend.
Wir finden sie, wenn wir noch einmal zu Matthäus 19 zurückgehen.
Die Pharisäer wollten Jesus reinlegen. Der Zusammenhang zeigt, wo dieses Gespräch stattfindet: in Perea.
Wissen Sie, wer in Perea herrschte? Herodes Antipas.
Es war damals bekannt, dass Herodes Antipas seine Nichte geheiratet hatte, also eine Blutsverwandte.
Im Alten Testament waren diese sogenannten blutschänderischen Ehen streng verboten. Sie sind auch heute verboten.
Verwandtschaftsehen fielen unter den Tatbestand der Porneia, der Unzucht.
Blutsverwandte Ehen galten nicht als echte Ehen.
Wir können uns vorstellen, wie die Pharisäer Jesus provozieren wollten, er solle nun doch etwas zu dieser blutschänderischen Ehe des Herodes sagen.
Na, wie ist es nun mit der Scheidung? Soll er mit seiner Nichte zusammenbleiben?
Jesus sagt: Scheidung ist grundsätzlich unmöglich – außer wegen Porneia, also wegen blutschänderischer Ehen, Ehen mit Verwandten.
Warum können diese Ehen aufgelöst werden?
Weil sie vor Gott gar keine Ehen sind.
Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden. Aber Verwandtschaftsehen sind keine biblischen Ehen. Gott hat sie nicht zusammengefügt.
Wer diese auflöst, scheidet nicht etwas, was Gott zusammengefügt hat.
Jesus kann die Ausnahme mit der Porneia so im Nebensatz sagen, weil alle Juden wussten, dass so eine Ehe keine echte Ehe ist und problemlos geschieden werden kann.
Wenn man diesen Zusammenhang verstanden hat, passt alles zusammen.
Dann werden viele Einzelheiten klar, die vorher unklar waren.
Zum Beispiel auch, dass diese Ausnahmeklausel „es sei denn wegen Porneia“ nur im Matthäusevangelium steht.
Warum?
Das Matthäusevangelium richtet sich vor allem an Judenchristen. Unter den Juden war die Diskussion um blutschänderische Ehen in Herrscherhäusern ein Thema.
Bei Markus und Lukas wird diese Ausnahmeklausel gar nicht berichtet, weil das unter ihren Lesern kein Thema war.
In Lukas heißt es schlicht: „Wer sich scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere, der bricht die Ehe. Und wer die von ihrem Mann Geschiedene heiratet, der bricht auch die Ehe.“ (Lukas 16)
Fassen wir zusammen:
Jesus sagt: Im Reich Gottes gibt es keine Möglichkeit, dass ein Christ eine Scheidung aktiv anstrebt.
Auf die Ausnahmeklausel, es sei denn wegen Unzucht, können wir uns nicht beziehen, weil Verwandtschaftsehe bei uns kein Thema ist und vom Staat gar nicht erlaubt wird.
Der bekannte Eheberater Theodor Bove hat richtig gesagt: Diese Klausel ist heute auf keine christliche Ehe anwendbar.
Eine echte Ehe, ob von Christen oder Nichtchristen, ist Gottes Stiftung und bleibt gültig.
Wir müssen klar sehen: Das Nein zur Scheidung ist eine Folge des klaren Ja, das Gott zur Ehe sagt.
Wenn der Ehepartner eine Scheidung anstrebt, soll der Christ versuchen, das zu verhindern. Er soll um seine Ehe kämpfen.
Allerdings schreibt Paulus im 1. Korinther 7: Wenn der ungläubige Partner auf Scheidung besteht und sich durch nichts abhalten lässt, kann der Christ nichts anderes machen, als ihn ziehen zu lassen.
Von sich aus soll ein Christ keine Scheidung anstreben.
Wenn einem die Tragweite bewusst wird, kann man nur erschrecken, wie die Jünger in Matthäus 19.
Am Ende sagen sie: „Das steht hier nicht mehr auf dem Zettel, wenn das so ist, Jesus! Dann lassen wir am besten die Hände ganz weg von der Ehe.“
Sie waren erschrocken, und ich denke, wir sind es auch.
Was kann zum Beispiel eine Frau machen, die um die Gesundheit ihrer kleinen Kinder fürchtet, wenn der Mann ständig betrunken nach Hause kommt und alle verprügelt?
In so einem Fall kann es angezeigt sein, der Mutter zu helfen, erst einmal ein Ersatzquartier zu finden, wo sie für einige Zeit in Sicherheit ist.
Wir müssen mit dem Mann reden und versuchen, ihn auf einen anderen Weg zurückzubringen.
Nur zur Scheidung würde ich auch in einem solchen Fall nicht raten, weil Gottes Wort so eindeutig dagegensteht.
Wollen wir klüger sein als Gott? Wollen wir Eheprobleme richtiger einschätzen als der, der die Ehe erfunden hat?
Gottes Wort führt uns zu einer letzten Konsequenz, die wir nicht einfach über die Lippen bringen:
Auch zur Frage der Wiederheirat gibt uns Jesus ein klares Gebot.
Er sagt in Matthäus 5, Vers 32:
„Wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.“
In Lukas 16 und Markus 10 sagt er dasselbe.
Paulus unterstreicht das in 1. Korinther 7:
Den verheirateten Gebieten sagt er nicht „ich“, sondern „der Herr“, dass die Frau sich nicht von dem Mann scheiden soll und der Mann seine Frau nicht verstossen soll.
Hat sie sich aber geschieden, soll sie ohne Ehe bleiben oder sich mit ihrem Mann versöhnen.
Nach allem, was wir gesagt haben, ist dieses Ergebnis nicht überraschend.
Wenn eine Ehe wirklich unauflöslich ist und vor Gott Bestand hat, bis einer von beiden stirbt, dann ist jede weitere Heirat trotz erfolgter Scheidung ein Brechen der ersten Ehe.
Es ist menschlich verständlich, dass wir versuchen, ein Schlupfloch zu finden, um diese eindeutigen Aussagen zu entkräften.
Wir wünschen jedem Menschen, der geschieden ist, dass er wieder heiraten kann und ein neues Eheglück findet.
Doch bei allem guten Willen handeln wir töricht, wenn wir Gottes Wort umgehen.
Wir wissen es nicht besser als Gott.
Er hat gesagt, dass seine Wege oft höher sind als unsere, aber er hat auch versprochen, dass es immer gut gemeint ist mit uns.
Er garantiert, dass wir im Rückblick erkennen werden, dass der Gehorsam sich gelohnt hat und Gottes Weg ein guter Weg war.
Manchmal blitzt schon jetzt mitten in dieser gezeichneten Welt auf, wie Gott Gehorsam an dieser Stelle belohnt.
Vor einigen Wochen habe ich in Hannover einen Vortrag gehalten, unter anderem zu dieser Frage.
Hinterher gab es eine lebhafte, aber sehr bedachte Diskussion.
Dann meldete sich ein junger Mann zu Wort und sagte sinngemäß:
„Ich habe vor einigen Jahren begriffen, warum Jesus Wiederheirat verbietet. Meine Eltern hatten sich scheiden lassen. Dann waren sie zehn Jahre auseinander, und nach diesen zehn Jahren haben sie wie durch ein Wunder wieder zusammengefunden. Jetzt ist wirklich alles wieder heil geworden.
Hätte einer von beiden vorher wieder geheiratet, wäre der Rückweg für immer abgeschnitten gewesen.
Ich habe gemerkt: Jesu Verbot ist ein Ja zum Leben.“
Deshalb zeigt Paulus diese beiden Wege auf: Entweder allein bleiben oder – noch besser – wieder versöhnen.
Wir wissen natürlich, dass sich nicht alle Scheidungsnöte so wunderbar auflösen wie in diesem Fall.
Jesus hat nirgendwo die Garantie gegeben, dass der Partner auf alle Fälle zurückkommt, wenn man lange genug wartet.
Doch er mutet es seinen Leuten zu: Gib deinen Mann nicht auf, gib deine Frau nicht auf. Haltet fest an der Ehe!
Und wenn ihr schon geschieden seid, lasst den Rückweg offen!
Das Scheidungsrecht in unserem Land hat die Schwelle immer weiter gesenkt und macht die Scheidung immer einfacher.
Doch ein Christ kann, wenn er nicht einwilligt, den Scheidungsprozess hinauszögern.
Vielleicht ist das die Chance für den anderen, doch noch zurückzufinden.
Ich gebe zu, das mutet uns völlig unmöglich an, wie so vieles in der Bergpredigt.
Doch auch hier gilt: Jesus meint es gut und fordert nur, was er gibt.
Er mutet uns eines nicht zu: dass wir allein und aus eigener Kraft da durch müssen.
Er mutet uns das nicht zu, sondern gibt auch Hilfe zum Tragen.
Lassen Sie mich zum Abschluss andeuten, wie diese Krisenhilfe aussieht, die Gott uns gibt.
Viertens: Gottes Krisenhilfe.
Wie sieht sie aus für den, der bereits geschieden ist und wieder geheiratet hat?
Vielleicht ist Ihnen das Gewissen schwer geworden, vielleicht nicht erst heute, sondern schon früher, weil Sie Ihre Schuld vor Gott erkannt haben.
Dann gilt, was immer gilt, wenn Gott in unserem Leben Schuld aufdeckt: Wir dürfen zu ihm hingehen, ihn um Vergebung bitten, und er macht es in Ordnung.
Was geschehen ist, können Sie nicht ungeschehen machen, auch nicht, wenn Sie die neu geschlossene Ehe wieder auflösen würden. Das wäre ja auch wieder eine Scheidung, mit noch mehr Schmerz und Trennung.
Jesus bietet Ihnen Vergebung an – das ist seine Krisenhilfe.
So macht er das immer mit uns: Er deckt unsere Schuld auf, und Ehebruch ist nur eine Schuld von vielen, die wir auf dem Kerbholz haben.
Er zeigt sie uns, verlangt, dass wir sie zugeben, einsehen, uns beugen und sagen: Herr, vergib mir!
Dann tut er es, und das ändert viel.
Wenn Jesus in meinem Leben Schuld aufgedeckt und bereinigt hat, hat das immer viel geändert.
Dann können wir wieder durchatmen und nach vorne schauen.
Aber bekennen müssen wir es vor ihm.
Wie sieht Gottes Krisenhilfe aus für den, der nach der Scheidung allein dasteht und sich so sehr nach einer neuen Ehe sehnt?
Vielleicht sind Sie innerlich empört über Jesus.
Vielleicht sind Sie sogar froh, Ihren Ehepartner endlich los zu sein und können sich gar nicht vorstellen, dass es einmal zu einer Versöhnung kommen könnte.
Jesus verspricht: Es lohnt sich, wenn wir seinem Wort vertrauen und gehorchen, auch dort, wo wir es nicht verstehen.
Er sagt, unser Leben kann nie erfüllter werden als durch Gehorsam.
In Matthäus 11 hat er das so ausgedrückt:
„Nehmt auf euch mein Joch, denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“
Das heißt: Kommt unter meine Zügel, unter meine Führung!
Ihr werdet euch nicht wundscheuern. Es wird oft schwer sein, was ich euch zumute, aber mein Joch ist sanft, und ihr kommt durch.
Dann fügt er hinzu:
„So werdet ihr Frieden finden, zur Ruhe kommen und auch mit eurer Einsamkeit fertig werden.“
Die wichtigste Krisenhilfe, die Jesus den Christen bietet, ist seine Nähe – Jesu Nähe.
Dann gibt er den Christen noch eine weitere Krisenhilfe: die Gemeinde.
Paulus hat der Gemeinde immer wieder eingeschärft:
„Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit.“
Wenn ein Glied leidet, weil es allein steht, verwitwet oder geschieden ist und mit der Einsamkeit nicht klarkommt, dann leiden alle Glieder.
Dann leidet die ganze Paulusgemeinde mit.
Ich denke, wir als Gemeinde müssen uns heute bei diesem Thema ganz neu unserer Verantwortung bewusst werden.
Wie sieht Gottes Krisenhilfe aus für den, der kurz davor ist, alles hinzuwerfen, weil die Ehe so bedrängend und unglücklich geworden ist?
Viele Freunde sagen: „Hört auf, ihr quält euch nur, es gibt keinen Ausweg.“
Vielleicht denken Sie heute auch: „Du da oben hast gut reden, du musst das ja nicht jeden Tag aushalten wie ich.“
Was ist Gottes Krisenhilfe?
Es gibt die Möglichkeit, mit einem Christen zu reden, am besten mit einem Seelsorger, der in Ehefragen viel Erfahrung hat.
Wir können auch gute Kontakte vermitteln.
Diese Eheberater können keine Patentlösung anbieten, aber einzelne Schritte – das ist Gottes Krisenhilfe.
Geh zu einem Christen, der dich beraten kann.
Gott stellt sich dir zur Verfügung.
Gott wartet, dass du zu ihm betest, deinen ganzen Frust über deine Ehe ihm sagst und ihm hinschreist.
Dann wird Gott dir sagen: Fang an zu vergeben.
Drohe deinem Mann oder deiner Frau nie mit Scheidung.
Das macht sie nur unsicher, bitter und noch verschlossener.
Das klingt so einfach, aber wenn Jesus wirklich lebt, ist es wahr und er kann eingreifen.
Krisenhilfe.
Und wenn es in Ihrer Ehe einfach still und kalt geworden ist, dann lassen Sie sich daran erinnern:
Es ist immer noch Gottes Stiftung, in der Sie leben.
Ihre Ehe, egal wie Sie selbst darüber denken, steht immer noch unter Gottes großem Ja.
Er will, dass Sie glücklich werden, und er kann das machen, wenn Sie bereit sind, mitzuziehen.
Bitten Sie Gott heute, dass er Ihnen den nächsten kleinen Schritt zeigt.
Bitten Sie Gott um Vergebung, wenn Sie vielleicht irgendwann mal Ihren Ehemann oder Ihre Ehefrau abgeschrieben und gedacht haben: „Innerlich bringt es ja doch nichts.“
Bekennen Sie das Gott.
Fangen Sie wieder an mit kleinen Gesten.
Sagen Sie Ihrer Ehefrau heute, wie gut sie etwas gemacht hat.
Nehmen Sie sie wieder einmal in den Arm.
Wenn Ihr Ehemann gerne nachmittags wandert, schlagen Sie ihm das heute mal vor und gehen Sie mit.
Vielleicht schaffen Sie sich das Ehebuch von Kochlobius an.
Vielleicht sind Sie beide Christen und haben monatelang nicht mehr zusammen gebetet – hier in der Gemeinde schon, aber nicht zuhause.
Fangen Sie heute Abend wieder damit an.
Setzen Sie sich hin und reden Sie gemeinsam mit Jesus über Ihre Situation.
Wenn Sie glücklich sind über Ihren Ehepartner und Ihre Ehe, freuen Sie sich darüber wie über ein Riesengeschenk.
Sagen Sie es heute noch Gott: „Herr, ich danke dir für meine Ehe.“
Sagen Sie es Ihrem Ehepartner: „Du, ich bin so froh, dass ich dich habe.“
Sagen Sie es Ihren Kindern: „Jetzt haben wir es gut, dass wir unsere Mutter haben. Was war ich klug, dass ich sie damals geheiratet habe.“
Fragen Sie sich, wo in unserer Gemeinde oder Nachbarschaft ein Ehepaar ist, um das wir uns kümmern sollten, weil es in Schwierigkeiten ist.
Oder wo jemand einsam ist, dem wir ein Stück von unserem Glück weitergeben können – zu welcher Gruppe Sie auch gehören.
Gott hat tausend Wege, in Ihre Situation einzugreifen.
Und wenn es noch so düster aussieht: Gott hat sich für Ihre Situation zuständig erklärt.
Deshalb lohnt sich Ihr Beten.
So wie das Gebet einer gewissen Frau Rubens im Jahr 1517, mit der ich jetzt schließen möchte.
Alles schien kaputt: Ehe kaputt, Familie kaputt, Zukunft kaputt.
Ihr Mann Jan Rubens war wegen Ehebruchs zum Tode verurteilt – damals war das noch möglich.
Aber diese Frau Rubens gab nicht auf.
Einmal schrieb sie ihm diese Zeilen ins Gefängnis nach Antwerpen:
„Mein lieber und sehr geliebter Mann, ich vergebe dir jetzt und immer.
Du bist in so großen Ängsten, woraus ich dich gern erretten würde.
Wie könnte ich dich hassen?
Wie könnte ich dir diese Sünde nicht vergeben, verglichen mit so vielen Sünden, für die ich selbst alle Tage Vergebung bei meinem himmlischen Vater erflehe?
Ich werde mit ganzer Kraft Gott für dich bitten und mit mir unsere Kinder.“
Wer von Gottes Vergebung lebt, nagelt den Partner nicht ewig auf die alte Schuld fest.
Nach zwei Jahren Haft wurden die Gebete erhört.
Jan Rubens kam frei.
Die Familie ging gemeinsam nach Siegen, und dort wurde dem Ehepaar noch einmal ein Sohn geboren: der später weltberühmte Maler Peter Paul Rubens.
Gott hat mehr als tausend Möglichkeiten.
Darum haben Sie Zukunft.
Vertrauen Sie sich ihm an.
Das Wesen der Ehe nach Jesu Verständnis
Warum spricht Jesus hier so rigoros? Warum lässt er keinen größeren Spielraum? Warum geht er sogar weiter als das Alte Testament? Warum klingt das, was Jesus hier sagt, so hart? Diese Fragen müssen wir heute Morgen unbedingt klären.
Zunächst müssen wir fragen: Was wird bei einer Scheidung eigentlich getrennt? Was bedeutet Ehe überhaupt? Worauf lassen sich zwei Menschen ein, wenn sie heiraten? Die Antwort darauf gibt Jesus in dem Text darunter, also in Matthäus 19. Herr Schkader hat uns den Text ja bereits vorgelesen.
Dort zeigt Jesus, was er, der lebendige Gott, unter Ehe versteht. Er gibt nicht einfach nur eine weitere Meinung wieder, sondern als Gottes Sohn sagt er verbindlich, was Ehe wirklich ist und wie wir damit umgehen sollen. Von diesem Verständnis aus werden wir besser nachvollziehen können, was er über Scheidung und Wiederheirat sagt.
Wir beginnen also mit der Ehe. Was ist Ehe? Jesus antwortet darauf in einer brisanten Situation. Es kam häufig vor, dass er von einer Menge umlagert war, und plötzlich traten einige Pharisäer an ihn heran. In Matthäus 19 heißt es: Sie wollten ihn reinlegen und ihm eine Fangfrage stellen. Dazu wählten sie das Thema Scheidung.
In Vers 3 steht: Da traten die Pharisäer zu ihm, versuchten ihn also hereinzulegen, und fragten: „Ist es erlaubt, dass sich ein Mann aus irgendeinem Grund von seiner Frau scheidet?“ Das ist die Frage. Wie reagiert Jesus?
Jesus antwortet nicht direkt, sondern zeigt zuerst, was Ehe überhaupt bedeutet. Diese Methode habe ich mir von ihm abgeschaut, deshalb lautet mein erster Punkt: Ehe.
Jesus sagt in Vers 4: „Habt ihr nicht gelesen, dass der am Anfang den Menschen geschaffen hat, sie als Mann und Frau schuf und sprach: Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein?“
Zunächst halten wir fest: Die Ehe ist keine menschliche Erfindung, sondern eine göttliche. Sie ist nicht von Menschen gemacht, sondern von Gott gestiftet. Wer eine Ehe eingeht, nimmt an einem Modell teil, das Gott von Anfang an mit der Schöpfung der Welt eingesetzt hat. Wer sich auf die Ehe einlässt, betritt gewissermaßen einen Raum, den Gott von Anfang an bereitgestellt hat.
Das ist Gottes verbindliche Ordnung für das Zusammenleben von Mann und Frau. Doch Jesus sagt noch mehr. Er erklärt nicht nur, dass die Ehe von Gott gemacht wurde, sondern auch, was ihr Wesen ist und wie sie gelebt werden soll.
Schon im ersten Buch Mose steht: Ein Mann verlässt Vater und Mutter, hängt an seiner Frau und die zwei werden ein Fleisch, ein Leib sein. „Verlassen“ bedeutet, dass der Mann selbständig sein muss. Er muss in der Lage sein, eine völlig neue Verbindung einzugehen und darf nicht ständig zwischen Mutter und Frau hin- und herpendeln.
„An seiner Frau hängen“ heißt, sich vorbehaltlos mit ihr zu verbinden, lebenslang zusammenzuwachsen. Man kann es fast wörtlich so übersetzen: an ihr kleben. Das Ergebnis ist, dass die beiden ein Fleisch werden, eine totale Einheit – körperlich, seelisch und geistig. Zwei Wege kommen zusammen und werden zu einem Weg.
Jemand hat das einmal als die höhere Mathematik der Ehe bezeichnet: Eins plus eins ist eins.
Deshalb hat auch die Sexualität in der Bibel eine so große Bedeutung. Sie dient nicht nur der Zeugung von Nachkommen, wie es in der Kirchengeschichte manchmal behauptet wurde. Nein, die Bibel sagt, Sexualität dient gerade auch der gegenseitigen Beglückung von Mann und Frau und fördert, dass sie seelisch immer mehr zusammenwachsen.
Sexualität ist nicht das einzige, aber ein wichtiges Bindeglied in der Ehe. Sie trägt dazu bei, dass Mann und Frau gewissermaßen zusammengeleimt werden, aneinander hängen.
Darum betont die Bibel auch, dass Geschlechtsverkehr nur in die Ehe gehört. Vorehelichen Geschlechtsverkehr nennt die Bibel schlicht Unzucht. Nicht, weil Gott den Unverheirateten etwas verwehren will, sondern weil Sexualität den Schutzraum und die Geborgenheit der Ehe braucht, um sich wirklich entfalten zu können.
Bedenken Sie: Außerhalb der Ehe verbindet Sexualität Menschen, die sich nicht in eine Ehe einbinden können. Denken Sie an zwei Stücke Holz, die zusammengeleimt werden. Sie können jedes Mal wieder getrennt werden.
Jedes Mal, wenn zwei zusammengeleimte Bretter auseinandergerissen werden, entstehen seelische Splitter, etwas geht kaputt. Und je öfter ein Brett wieder mit einem anderen zusammengeleimt und wieder getrennt wird, desto mehr wird es zerrissen und beschädigt.
Deshalb ist die Ehe von Anfang an monogam gedacht, von Gott als eine Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau geschaffen. Später versuchten Menschen, die Mehrehe einzuführen. Das wurde von Gott nie gutgeheißen und ist im Neuen Testament ausdrücklich verboten.
Gott hat die Ehe geschaffen, um Mann und Frau eine tiefe, beglückende Gemeinschaft zu schenken, in der sie füreinander sorgen. Das ist sein Plan.
Gott schützt diese Gemeinschaft, indem er sie mit einem klaren rechtlichen Rahmen umgibt. Die Ehe ist in der Bibel viel mehr als nur ein privates Treueversprechen. Sie ist ein rechtsverbindliches Gelöbnis vor der Öffentlichkeit.
Mann und Frau versprechen einander öffentlich, ein ganzes Leben lang treu zu sein, ohne Vorbehalte und ohne sich Rückwege offenzulassen. Man könnte sagen: Nicht ARD oder ZDF, sondern die Ehe ist die erste öffentlich-rechtliche Einrichtung.
Rundfunkanstalten können aufgelöst werden, die Ehe nicht. Genau das betont Jesus hier in Matthäus 19, Vers 5 und 6. Dort sagt er: „Die zwei werden ein Leib sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“
Deshalb sagen wir ja auch in der Trauformel: „Bis dass der Tod euch scheide.“
Eine Juristin gab mir vor einiger Zeit eine Kopie aus einem Familienrechtsbuch, in dem festgeschrieben ist, dass die Ehe grundsätzlich auf lebenslange Dauer angelegt ist. Im juristischen Sprachgebrauch kann eine Ehe nicht unter einer Befristung oder Bedingung eingegangen werden.
Ehe ist lebenslänglich.
Die Bedeutung der Unzertrennlichkeit der Ehe
Und jetzt fragen wir: Warum ist diese Unzertrennbarkeit so wichtig? Warum hat Jesus das so betont?
Sehen Sie, alles, was die Ehe ausmacht – diese völlige Hingabe, körperlich und seelisch, diese umfassende gegenseitige Hilfe und Fürsorge, diese intime Einheit, in die kein anderer Mensch eindringen darf – all das kann nur gelebt werden, wenn Mann und Frau sich einander anvertrauen und zu einer Treue bereit sind, die jeden Rückweg ausschließt.
Daran sehen wir: Es ist bisher noch kein Wort von den Kindern gefallen. Auch ohne Kinder ist die Ehe lebenslänglich angelegt von Gott. Wie viel mehr, wenn durch eine Scheidung dann noch weitere Menschen auseinandergerissen werden?
Die Frage lautet nun: Wenn die Ehe so ein hervorragendes Modell ist, warum gehen dann so viele Ehen kaputt? Jesus hat das natürlich gesehen. Die Scheidungsstatistiken waren damals nicht viel besser als bei uns. Jesus wusste natürlich, dass das Problem unser menschliches Herz ist. Das ist unser Egoismus, das ist unsere Lieblosigkeit – das ist das Problem.
Deswegen gibt es in dieser Welt auch keine perfekte Ehe. Unsere Ehen sollten ein Duett sein, wo zwei miteinander singen, zweistimmig, herrlich. Und wie oft werden sie zum Duell, wo zwei gegeneinander kämpfen. Aber es gibt glückliche Ehen zwischen unvollkommenen Menschen. Was bedeutet das? Gottes Stiftung funktioniert. Gottes Stiftung ist so gut, dass sie sogar mit uns fehlerhaften Egoisten funktioniert.
Sogar viele Nichtchristen, die gar nicht wissen, dass die Ehe irgendetwas mit Gott zu tun hat, können unter Umständen mit diesem Modell viel glücklicher werden als ohne Ehe. Allerdings wird in der Bibel auch klar gesagt: Erst wenn wir als Eheleute den Schöpfer bewusst in unsere Ehe einbeziehen, erst dann werden wir wirklich die ganz große Erfüllung erfahren, die Gott uns mit dieser Stiftung geben will.
Dankmar Fischer von der Heilsarmee hat das mal so gesagt: Stellen Sie sich das Wort „Ehe“ vor, E-H-E. Er sagte: Ehe bedeutet „eine rechts, einer links, der Herr in der Mitte“. Ehe – eine rechts, eine links, der Herr in der Mitte.
Sehen Sie, es ist ein Unterschied, ob wir uns nur aneinander festhalten oder ob wir uns gemeinsam an Christus festhalten können. Es ist ein Unterschied, ob wir angewiesen sind auf unseren guten Charakter oder ob wir von Christus gehalten und bewahrt werden.
Es ist ein Unterschied, ob wir aus uns selbst heraus vergeben müssen und uns immer wieder durchringen, oder ob wir von Christus Vergebung erfahren und die Kraft bekommen, unserem Ehepartner zu vergeben. Das ist ein handfester Unterschied.
Gott hat uns sein Ehemodell nicht einfach hingeworfen und gesagt: „Nun seht mal zu, wie ihr damit klarkommt.“ Sondern Gott hat gesagt: „Ich will bei euch sein auf dem Weg.“
Es ist bewegend, welchen hohen Stellenwert Gott der Ehe gibt. Und wissen Sie, worin das gipfelt? Die höchste Bedeutung unserer Ehe liegt darin, dass sie ein Abbild, eine Illustration sein soll für das Verhältnis zwischen Christus und seiner Gemeinde.
Sie haben sich nicht verhört, das steht wirklich so in der Bibel, in Epheser 5. Unsere Ehe soll ein Hinweis sein auf Christus und die Gemeinde. Zwischen den Ehepartnern soll ein so enges Verhältnis entstehen wie zwischen Christus und der Gemeinde.
Das ist der wichtigste Grund dafür, warum die Ehe auf lebenslänglich angelegt ist. Christus und seine Gemeinde können nicht geschieden werden. Und eine geschiedene Ehe kann nicht mehr hinweisen auf die völlige Treue Jesu zu seiner Gemeinde.
Eine geschiedene Ehe kann nicht mehr hinweisen auf die ewige Geborgenheit, die er uns im Himmel schenken will, und auf die unzerstörbare Gemeinschaft, die er seinen Leuten schon auf dieser Erde anbietet.
Die Ehe soll in aller menschlichen Gebrochenheit hinweisen auf die Verbindung zwischen Christus und der Gemeinde. Und nicht zuletzt darum hat Jesus sie für unauflösbar erklärt. Das ist die Regel.
Gibt es Ausnahmen von der Unauflöslichkeit der Ehe?
Und nun taucht natürlich am Horizont die Frage auf: Gibt es nicht auch Ausnahmen von dieser Regel? Gibt es nicht bestimmte Situationen, in denen Scheidung doch von Gott erlaubt ist?
Ich habe mir in Gesprächen mit Betroffenen oft gewünscht, dass es irgendwo in der Bibel eine Möglichkeit gibt, dass Gott uns so einen kleinen Notausgang für Ehen zeigt, in denen scheinbar alles am Ende ist.
Es ist doch nicht so, dass jede Scheidung leichtfertig vorgenommen wird. Oft haben Menschen jahrelang gelitten und miteinander ausgehalten, bevor sie schweren Herzens den Trennungsstrich zogen. Manche Frauen haben sich jahrelang von ihren Männern schlagen lassen. Manche Männer und Frauen haben sich jahrelang demütigen lassen durch die ständigen Seitensprünge und Kurzbekanntschaften ihrer Ehepartner, bevor sie schließlich zum Scheidungsanwalt gingen.
Und auch im Alten Testament gab es doch ein Scheidungsrecht. Was sagt Jesus dazu?
Die biblische Sicht auf Scheidung im Streitgespräch mit den Pharisäern
Jetzt kommen wir zum zweiten Punkt: Scheidung. Wir setzen das Streitgespräch zwischen Jesus und den Pharisäern fort, bei Vers 7. Dort fragen sie ihn: „Warum hat dann Mose geboten, ihr einen Scheidebrief zu geben und sich von ihr zu scheiden?“
Stimmt das denn, hat Mose das wirklich geboten? Nicht ganz. Jesus stellt das gleich klar. Er sagt im nächsten Vers, dass Mose es erlaubt hat, aber nicht geboten. Das ist ein großer Unterschied.
Das steht im fünften Buch Mose. In Israel war damals eine chaotische Scheidungspraxis entstanden. Um diese Willkür einzudämmen und die Hemmschwelle für eine Scheidung zu erhöhen, hat Gott die Sache mit dem Scheidebrief eingeführt. So musste die Scheidung wenigstens offiziell geschehen. Der Mann konnte seine Frau nicht einfach heimlich und im Verborgenen verstoßen.
Aber mit diesem Scheidebrief hat Gott die Scheidung nicht gutgeheißen. Jesus sagt hier: „Wegen eures Herzens Härtigkeit“, also weil ihr so hartherzig seid, musste Gott das Chaos eindämmen. Deshalb hat er es so geregelt.
Zur Zeit Jesu wurde diese Stelle von den Rabbinen oft missbraucht. Zum Beispiel lehrte der Rabbi Hillel, dass ein Mann sich wegen jeder Kleinigkeit, sei es wegen eines angebrannten Essens, von seiner Frau scheiden lassen kann. Jesus sagt dazu: Stopp! Mose ist kein Freibrief für eine schnelle Scheidung.
Gottes grundsätzliche Haltung zur Scheidung steht beim Propheten Maleachi, Kapitel 2, Vers 16. Dort sagt Gott: „Ich hasse Scheidung.“
Nachdem Jesus das klargestellt hat, geht er noch einen Schritt weiter. Er sagt: Im Alten Testament gab es diese Ausnahmeregelung mit dem Scheidebrief. Aber jetzt, wo ich gekommen bin, um euch neues Leben zu bringen, jetzt, wo ihr meine Hilfe bekommen könnt, jetzt, wo das Reich Gottes da ist, hebe ich diese Ausnahmeregelung wieder auf.
Jetzt setze ich den ursprünglichen Schöpfungswillen Gottes wieder in Kraft. Das heißt: Ehe lebenslänglich. Auf Deutsch bedeutet das: Seit dem Neuen Testament ist die Sache mit dem Scheidebrief nicht mehr möglich.
Wer an Jesus glaubt und sich an sein Wort halten will, für den gilt das Ehemodell, das Gott von Anfang an angegeben hat: ein Mann, eine Frau, ein Fleisch, bis der Tod euch scheidet.
Jetzt verstehen wir auch diese kurze Fassung in der Bergpredigt besser.
Jesu klare Worte zu Scheidung und Wiederheirat
Jetzt kommen wir zu Kapitel 5 zurück. In Vers 31 zitiert Jesus praktisch noch einmal, wie die Pharisäer das Mosewort umbiegen. Wer sich von einer Frau scheidet, der soll ihr einen Scheidebrief geben – so, als ob das eine völlig harmlose und problemlose Scheidungsmöglichkeit wäre.
Jesus stellt sich in Vers 32 dagegen und sagt: „Ich aber sage euch, wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Unzucht, der macht, dass sie die Ehe bricht. Und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.“
Das heißt: Wer sich von seiner Frau scheidet, der verursacht, dass sie die Ehe bricht, weil er sie damit in eine neue Ehe treibt. Die Frauen waren oft schon aus finanziellen Gründen darauf angewiesen, möglichst wieder zu heiraten. Doch mit der neuen Ehe wurde die alte Ehe gebrochen. Das gilt genauso für den, der eine geschiedene Frau heiratet, oder für die Frau, die einen geschiedenen Mann heiratet – er bricht in die erste Ehe ein.
Wir fragen uns: Warum? Wenn doch die Scheidung passiert ist, ist dann die Ehe nicht sowieso annulliert? Ist man dann nicht frei für eine neue Ehe? Jesus sagt hier: Nicht vor Gott. Vor Gott besteht die Ehe weiter, auch nach der Scheidung. Deshalb bricht, wer eine Geschiedene heiratet, in die erste Ehe ein, die vor Gott nach wie vor Bestand hat.
Damit betont Jesus, was sich durch die ganze Bibel zieht: Eine einmal geschlossene Ehe bleibt vor Gott gültig, bis einer der beiden Ehepartner stirbt. So hat es Gott von Anfang an geplant. So steht es in Matthäus 19, so sagt es Paulus in Römer 7 und 1. Korinther 7: „Eine Frau ist an ihren Mann gebunden und ein Mann ist an seine Frau gebunden, bis er stirbt.“
Allerdings spricht Jesus von einer Ausnahme hier in Vers 32. Da sagt er: „Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Ehebruchs“ – man müsste wörtlich eigentlich übersetzen „wegen Unzucht“. Im Griechischen steht hier das Wort Pornea, daher kommt etwa unser Ausdruck für Pornografie.
Gibt es also doch einen Fall, eine Möglichkeit, bei der ein Christ eine Scheidung anstreben darf? Was ist mit Pornea, was ist mit Unzucht hier gemeint? Manche sagen, damit sei Ehebruch gemeint, also sexuelle Untreue. Sie folgern daraus, dass, wenn der Ehepartner sich des Ehebruchs schuldig gemacht hat, ein Christ sich scheiden lassen darf. Sie sagen weiter: Ehebruch löst auch die Ehe vor Gott auf. Wenn der Ehepartner sexuell untreu geworden ist, habe er damit die Ehe vor Gott ohnehin schon aufgelöst. Deshalb dürfe man sich in diesem Fall notfalls scheiden lassen.
Ich habe das auch einmal für eine Möglichkeit gehalten. Aber nach intensivem Studium der verschiedenen Bibelstellen bin ich überzeugt, dass es nicht stimmt. Warum? Ich will es kurz erläutern: Nirgendwo in der Bibel wird gelehrt, dass Ehebruch die Ehe vor Gott aufhebt. Nirgendwo wird das gelehrt, sondern die Bibel lehrt das Gegenteil. Sie sagt immer wieder, nur der Tod kann eine Ehe beenden.
Und auch wenn Ehebruch schwere Schuld ist, so kann und soll sie doch vergeben werden, wie jede andere Schuld auch. Wir hatten vorhin gesehen: Sexualität begründet die Ehe nicht. Wenn zwei zusammen schlafen, sind sie noch nicht verheiratet. Und genauso sehen wir jetzt: Sexualität, Untreue kann auch die Ehe nicht aufheben oder ungültig machen.
Also muss mit Unzucht etwas anderes gemeint sein als Ehebruch. Außerdem, wenn das Matthäusevangelium sonst von Ehebruch spricht, dann steht dort nie Pornea, sondern immer ein anderes Wort. Wenn nun hier an dieser kritischen Stelle ausgerechnet von Pornea, von Unzucht die Rede ist, deutet das darauf hin, dass etwas anderes gemeint ist.
Aber was? Was kann Pornea bedeuten, weshalb man sich scheiden lassen darf?
Die historische und kulturelle Bedeutung von Pornea
Die Antwort ist verblüffend. Wir finden sie, wenn wir noch einmal zu Matthäus 19 zurückgehen. Die Pharisäer wollten Jesus reinlegen, und der Zusammenhang zeigt, wo dieses Gespräch stattfindet, nämlich in Perea.
Wissen Sie, wer in Perea herrschte? Herodes Antipas. Es war damals bekannt, dass Herodes Antipas seine Nichte geheiratet hatte, also eine Blutsverwandte. Im Alten Testament waren solche sogenannten blutschänderischen Ehen streng verboten. Sie sind auch heute verboten. Verwandtschaftsehen fielen unter den Tatbestand der Porneia, der Unzucht. Blutsverwandte Ehen galten nicht als echte Ehen.
Wir können uns vorstellen, wie die Pharisäer Jesus jetzt provozieren wollen. Er solle doch etwas zu dieser blutschänderischen Ehe des Herodes sagen. „Wie ist es nun mit der Scheidung? Soll er mit seiner Nichte weiter zusammenleben?“
Jesus antwortet: Scheidung ist grundsätzlich unmöglich, es sei denn wegen Porneia, also wegen blutschänderischer Ehen, also Ehen mit Verwandten. Warum können diese Ehen aufgelöst werden? Weil sie vor Gott gar keine Ehen sind. Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden. Aber Verwandtschaftsehen sind keine biblischen Ehen, die hat Gott nicht zusammengefügt. Und wer diese auflöst, der scheidet nicht etwas, was Gott zusammengefügt hat.
Jesus kann die Ausnahme wegen Porneia so im Nebensatz erwähnen, weil alle Juden wussten, dass so eine Ehe keine echte Ehe ist und deswegen problemlos geschieden werden kann. Wenn man diesen Zusammenhang einmal begriffen hat – ich kann das hier nur kurz andeuten – dann passt alles zusammen. Viele Einzelheiten werden klar, die vorher völlig unklar waren.
Zum Beispiel auch, dass diese Ausnahmeklausel „es sei denn wegen Porneia“ nur im Matthäusevangelium steht. Warum ist das so? Das Matthäusevangelium richtet sich vor allem an Judenchristen. Unter den Juden waren diese blutschänderischen Ehen in den Herrscherhäusern ein Thema, das eine typisch jüdische Diskussion war.
Bei Markus und Lukas wird diese Ausnahmeklausel gar nicht berichtet. Warum? Weil es unter deren Lesern überhaupt kein Thema war. Bei Lukas reicht es, wenn in Lukas 16 steht: „Wer sich scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere, der bricht die Ehe, und wer die von ihrem Mann Geschiedene heiratet, der bricht auch die Ehe.“
Markus und Lukas haben die Ausnahmeklausel über die Porneia nicht, weil das eine typisch jüdische Diskussion war.
Zusammenfassung der biblischen Lehre zu Scheidung
Und jetzt versuche ich, das Ganze zusammenzufassen. Jesus sagt, im Reich Gottes gibt es vom Wort Gottes her keine Möglichkeit, dass ein Christ aktiv eine Scheidung anstrebt.
Auf die Ausnahmeklausel „es sei denn wegen Unzucht“ können wir uns nicht beziehen, weil Verwandtschaftsehe bei uns kein Thema ist und vom Staat gar nicht erlaubt wird. Der bekannte Eheseelsorger Theodor Bove hat richtig gesagt, dass diese Klausel heute auf keine christliche Ehe anwendbar ist.
Eine echte Ehe, ob nun von Christen oder Nichtchristen, ist Gottes Stiftung und bleibt gültig. Wir müssen ganz klar sehen, dass das Nein zur Scheidung eine Folge des klaren Ja ist, das Gott zur Ehe sagt.
Wenn der Ehepartner eine Scheidung anstrebt, soll der Christ versuchen, das zu verhindern. Er soll um seine Ehe kämpfen. Allerdings schreibt Paulus auch im 1. Korinther 7,12-15, dass wenn der ungläubige Partner auf Scheidung besteht und sich durch nichts abhalten lässt, der Christ nichts anderes tun kann, als ihn ziehen zu lassen.
Von sich aus soll ein Christ jedoch keine Scheidung anstreben.
Und, liebe Gemeinde, wenn einem diese Tragweite einmal bewusst wird, dann kann man eigentlich nur erschrecken – so wie die Jünger in Matthäus 19. Am Ende sagen sie nämlich: „Das steht hier nicht mehr auf dem Zettel, wenn das so ist, Jesus! Dann lassen wir am besten die Hände ganz weg von der Ehe.“
Die Jünger waren erschrocken, und ich denke, wir sind es auch.
Umgang mit schwierigen Eheproblemen
Was kann zum Beispiel eine Frau tun, die um die Gesundheit ihrer kleinen Kinder fürchtet, wenn ihr Mann ständig betrunken nach Hause kommt und alle verprügelt? In einem solchen Fall kann es angezeigt sein, der Mutter zunächst zu helfen, ein Ersatzquartier zu finden, in dem sie für einige Zeit in Sicherheit ist.
Gleichzeitig müssen wir mit dem Mann reden und versuchen, ihn auf einen anderen Weg zurückzubringen. Nur zur Scheidung würde ich auch in einem solchen Fall nicht raten, weil Gottes Wort so eindeutig dagegensteht. Wollen wir klüger sein als Gott? Wollen wir Eheprobleme richtiger einschätzen als Gott, der die Ehe erfunden hat?
Gottes Wort führt uns zu einer letzten Konsequenz, die wir nicht einfach über die Lippen bringen. Auch zur Frage der Wiederheirat gibt uns Jesus ein klares Gebot! Er sagt in Matthäus 5,32: „Wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.“ In Lukas 16 und Markus 10 sagt er dasselbe.
Paulus unterstreicht das noch einmal in 1. Korinther 7. Er sagt den Verheirateten nicht „ich“, sondern „der Herr“, dass die Frau sich nicht von dem Mann scheiden lassen soll und genauso der Mann seine Frau nicht verstoßen soll.
Hat sie sich aber scheiden lassen? Soll sie ohne Ehe bleiben oder sich mit ihrem Mann versöhnen? Nach allem, was wir jetzt gesagt haben, ist dieses Ergebnis nicht überraschend. Wenn eine Ehe wirklich unauflöslich ist und vor Gott Bestand hat, bis einer von beiden stirbt, dann ist jede weitere Heirat trotz erfolgter Scheidung ein Bruch der ersten Ehe.
Menschlich ist es verständlich, dass wir immer wieder versuchen, ein Schlupfloch zu finden, um diese eindeutigen Aussagen irgendwie zu entkräften. Wir wünschen jedem Menschen, der geschieden ist, so sehr, dass er wieder heiraten und neues Eheglück finden kann.
Doch bei allem guten Willen handeln wir töricht, wenn wir Gottes Wort umgehen. Wir wissen es nicht besser als Gott. Er hat gesagt, dass seine Wege oft höher sind als unsere, aber er hat auch versprochen, dass es immer gut gemeint ist mit uns, wenn Gott „immer“ sagt.
Er garantiert, dass wir im Rückblick einmal erkennen werden, dass der Gehorsam sich gelohnt hat und Gottes Weg ein guter Weg war. Manchmal blitzt das schon jetzt auf, mitten in dieser gezeichneten Welt, wenn Gott Gehorsam auch an dieser Stelle belohnt.
Ermutigende Erfahrungen und praktische Konsequenzen
Ich habe vor einigen Wochen einen Vortrag in Hannover gehalten. Dabei ging es unter anderem auch um diese Frage. Hinterher gab es natürlich eine lebhafte, aber sehr bedachte Diskussion.
Dann meldete sich ein junger Mann zu Wort. Er sagte sinngemäß: „Ich habe vor einigen Jahren begriffen, warum Jesus Wiederheirat verbietet. Meine Eltern hatten sich scheiden lassen. Dann waren sie zehn Jahre auseinander. Nach diesen zehn Jahren haben sie wie durch ein Wunder wieder zusammengefunden, und jetzt ist wirklich alles wieder heil geworden.
Hätte einer von beiden vorher wieder geheiratet, dann wäre der Rückweg für immer abgeschnitten gewesen. Ich habe gemerkt: Jesu Verbot ist ein Ja zum Leben. Deswegen zeigt Paulus diese beiden Wege auf: Entweder allein bleiben oder – noch besser – wieder versöhnen.
Wir wissen natürlich, dass sich nicht alle Scheidungsnöte auf dieser Welt so wunderbar auflösen wie in diesem Fall. Jesus hat nirgendwo die Garantie gegeben, dass, wenn du lange genug wartest, dein Partner auf alle Fälle zurückkommt. Doch er mutet es seinen Leuten zu: Gib deinen Mann nicht auf, gib deine Frau nicht auf. Haltet fest an der Ehe! Und wenn ihr schon geschieden seid, dann lasst den Rückweg offen!
Das Scheidungsrecht in unserem Land hat die Schwelle immer weiter gesenkt und macht die Scheidung immer einfacher. Dennoch kann ein Christ, wenn er nicht einwilligt in den Scheidungsprozess, einen solchen Prozess hinauszögern. Vielleicht kann das die Chance für den anderen sein, dass er doch noch zurückfindet.
Ich gebe zu, das mutet uns völlig unmöglich an, wie so vieles in der Bergpredigt. Doch auch hier gilt: Jesus meint es gut, und Jesus fordert nur, was er gibt. Deshalb mutet er uns eines nicht zu: Er mutet uns nicht zu, dass wir allein und aus eigener Kraft da durch müssen. Das mutet er uns nicht zu, sondern er gibt auch Hilfe zum Tragen.
Gottes Krisenhilfe für Eheprobleme
Und so möchte ich zum Abschluss kommen. Ich denke, es ist wichtig, dass wir das noch mitnehmen.
Lassen Sie mich zum Abschluss noch einmal kurz andeuten, wie diese Krisenhilfe aussieht, die Gott uns gibt.
Vergebung und Neuanfang
Viertens: Gottes Krisenhilfe – wie sieht sie aus für den, der bereits geschieden ist und wieder geheiratet hat?
Vielleicht ist Ihnen das Gewissen schwer geworden – vielleicht nicht erst heute, sondern schon früher –, weil Sie Ihre Schuld vor Gott erkannt haben. In solchen Momenten gilt immer das Gleiche: Wenn Gott in unserem Leben Schuld aufdeckt, dürfen wir zu ihm hingehen und ihn um Vergebung bitten. Er macht es dann wieder in Ordnung.
Was geschehen ist, können Sie nicht ungeschehen machen. Auch nicht, wenn Sie die neu geschlossene Ehe wieder auflösen würden. Das wäre ja erneut eine Scheidung und würde noch mehr Schmerz und Trennung bedeuten.
Jesus bietet Ihnen Vergebung an – das ist seine Krisenhilfe. So handelt er doch immer mit uns: Er deckt unsere Schuld auf. Ehebruch ist nur eine Schuld unter vielen. Wir alle haben zahlreiche andere Fehler auf dem Kerbholz.
Er zeigt sie uns, verlangt von uns, dass wir sie zugeben, einsehen und uns demütig unter seine Vergebung beugen. Dann sagen wir: „Herr, vergib mir.“ Und er tut es.
Das ändert viel. Wenn Jesus in meinem Leben Schuld aufgedeckt und bereinigt hat, hat das immer viel verändert. Dann können wir wieder durchatmen und nach vorne schauen. Aber wir müssen es vor ihm bekennen.
Trost für Alleinstehende
Gottes Krisenhilfe – wie sieht sie aus für den, der nach seiner Scheidung allein dasteht und sich sehr nach einer neuen Ehe sehnt?
Vielleicht sind solche Menschen innerlich empört über Jesus. Vielleicht sind sie sogar froh, ihren Ehepartner endlich los zu sein und können sich gar nicht vorstellen, dass es einmal zu einer Versöhnung kommen könnte.
Jesus verspricht uns, dass es sich lohnt, seinem Wort zu vertrauen und zu gehorchen – auch dort, wo wir es nicht verstehen. Er sagt, dass unser Leben nie erfüllter sein kann, als wenn wir ihm gehorchen.
In Matthäus 11 hat er das so ausgedrückt: „Nehmt auf euch mein Joch, denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ Das heißt: Kommt unter meine Zügel, unter meine Führung!
Ihr werdet euch nicht wundscheuern. Es wird euch oft schwer vorkommen, was ich euch zumute, aber mein Joch ist sanft, und ihr kommt durch.
Dann fügt er hinzu: „So werdet ihr Frieden finden, so werdet ihr zur Ruhe kommen und auch mit eurer Einsamkeit fertig werden.“
Die wichtigste Krisenhilfe, die Jesus den Christen bietet, ist seine Nähe – Jesu Nähe.
Darüber hinaus gibt er den Christen noch eine weitere Krisenhilfe: die Gemeinde. Paulus hat der Gemeinde immer wieder eingeschärft: „Leute, ihr tragt eine Verantwortung.“
Das schärft Paulus uns als Paulusgemeinde heute genauso ein: Wenn ein Glied leidet, dann leiden alle Glieder mit. Wenn ein Glied leidet, weil es allein steht, verwitwet ist, geschieden ist und mit der Einsamkeit nicht klarkommt, dann leiden alle Glieder – dann leidet die ganze Paulusgemeinde mit.
Ich denke, wir als Gemeinde müssen uns heute bei diesem Thema ganz neu von unserer Verantwortung packen lassen.
Hilfe für am Scheideweg Stehende
Und wie sieht Gottes Krisenhilfe aus für den, der kurz davor ist, die Brocken hinzuschmeißen und alles hinzuwerfen, weil die Ehe so furchtbar bedrängend und unglücklich geworden ist? Viele Leute und Freunde sagen Ihnen, und meinen es gut: „Hör auf, ihr quält euch nur, es gibt keinen Ausweg.“
Vielleicht haben Sie heute auch gedacht: „Du da oben hast gut reden, du musst das ja nicht jeden Tag aushalten wie ich.“ Was ist Gottes Krisenhilfe?
Es gibt die Möglichkeit, mit einem Christen zu reden – am besten mit einem Seelsorger, der in Ehefragen viel Erfahrung hat. Wir können auch gute Kontakte vermitteln. Diese Eheselsorger können keine Patentlösung anbieten, aber einzelne Schritte – das ist Gottes Krisenhilfe.
Geh zu einem Christen, der dich beraten kann, und Gott stellt sich dir zur Verfügung. Gott wartet darauf, dass du zu ihm betest. Er wartet, dass du deinen ganzen Frust über deine Ehe ihm sagst und ihm hinschreist.
Dann wird Gott dir sagen: Fang du an zu vergeben. Drohe nicht mit Scheidung, drohe deinem Mann oder deiner Frau nie mit Scheidung. Das macht sie nur unsicher, macht sie nur bitter und noch viel verschlossener.
Das klingt so einfach, was ich sage, und Sie haben es so oft gehört. Aber wenn Jesus wirklich lebt, dann ist es wahr – und dann kann er eingreifen.
Ermutigung für kalte und stille Ehen
Krisenhilfe – ja, auch wenn es in Ihrer Ehe einfach still und kalt geworden sein sollte, lassen Sie sich daran erinnern: Es ist immer noch Gottes Stiftung, in der Sie leben. Ihre Ehe, egal wie Sie selbst darüber denken, steht immer noch unter Gottes großem Ja. Er will, dass Sie glücklich werden, und er kann das bewirken, wenn Sie bereit sind, mitzugehen.
Bitten Sie Gott heute darum, dass er Ihnen den nächsten kleinen Schritt zeigt. Bitten Sie ihn um Vergebung, falls Sie Ihren Ehemann oder Ihre Ehefrau irgendwann abgeschrieben haben und innerlich gedacht haben: „Es bringt ja doch nichts.“ Bekennen Sie das Gott und fangen Sie wieder an – mit kleinen Gesten.
Sagen Sie heute Ihrer Ehefrau, zum Beispiel nach dem Mittagessen, wie gut sie etwas gemacht hat. Nehmen Sie sie mal wieder in den Arm. Wenn Sie wissen, dass Ihr Ehemann gerne nachmittags wandert, schlagen Sie ihm doch heute vor, gemeinsam spazieren zu gehen. Vielleicht schaffen Sie sich auch das Ehebuch von Kochlobius an.
Vielleicht sind Sie beide Christen und haben schon monatelang nicht mehr zusammen gebetet – in der Gemeinde schon, aber nicht zuhause, in Ihrem Wohnzimmer oder Schlafzimmer. Dann fangen Sie heute Abend wieder damit an. Setzen Sie sich zusammen und reden Sie gemeinsam mit Jesus über Ihre Situation.
Wenn Sie glücklich sind über Ihren Ehepartner und Ihre Ehe, freuen Sie sich darüber wie über ein riesiges Geschenk. Sagen Sie es heute noch Gott: „Herr, ich danke Dir für meine Ehe.“ Und sagen Sie es Ihrem Ehepartner: „Ich bin so froh, dass ich Dich habe.“ Sagen Sie es Ihren Kindern: „Jetzt haben wir es gut, dass wir unsere Mutter haben.“ Oder: „Was war ich klug, dass ich sie damals geheiratet habe.“
Fragen Sie sich auch: Wo in unserer Gemeinde oder Nachbarschaft gibt es vielleicht ein Ehepaar, um das wir uns kümmern sollten, weil es in Schwierigkeiten ist? Und wo ist jemand einsam, dem wir ein Stück von unserem Glück weitergeben können – ganz gleich, zu welcher Gruppe diese Menschen gehören?
Gott hat tausend Wege, um in ihre Situation einzugreifen. Und wenn es noch so düster aussieht: Gott hat sich für Ihre Situation zuständig erklärt. Deshalb lohnt sich Ihr Beten – genauso wie das Gebet einer gewissen Frau Rubens im Jahr 1517, mit dem ich jetzt schließen möchte.
Ein Beispiel für Vergebung und Hoffnung: Frau Rubens’ Gebet
Alles schien zerstört: die Ehe, die Familie, die Zukunft. Ihr Mann, Jan Rubens, war wegen Ehebruchs zum Tode verurteilt worden – damals war das noch möglich. Doch diese Frau Rubens gab nicht auf. Einmal schrieb sie ihm diese Zeilen ins Gefängnis nach Antwerpen:
Mein lieber und sehr geliebter Mann, ich vergebe euch jetzt und immer. Ihr seid von großen Ängsten geplagt, aus denen ich euch gern erretten würde. Wie könnte ich euch hassen? Wie könnte ich euch diese Sünde nicht vergeben, wenn ich doch selbst täglich Vergebung bei meinem himmlischen Vater erflehe für so viele eigene Sünden? Ich werde mit ganzer Kraft zu Gott für euch beten, und auch unsere Kinder werden mit mir beten.
Wer von Gottes Vergebung lebt, der nagelt seinen Partner nicht ewig auf der alten Schuld fest. Nach zwei Jahren Haft wurden die Gebete erhört: Jan Rubens kam frei. Die Familie zog gemeinsam nach Siegen, und dort wurde dem Ehepaar noch ein Sohn geboren, der später weltberühmt wurde: der Maler Peter Paul Rubens.
Gott hat mehr als tausend Möglichkeiten. Darum haben sie eine Zukunft. Vertrauen Sie sich ihm an!