Einführung in das siebte Siegel und die große Drangsal
Wir stehen in der Offenbarung und kommen heute zu Kapitel 8. Das siebte Siegel wird hier geöffnet, und wir werden gleich sehen, dass das siebte Siegel aus sieben Posaunengerichten besteht.
Ganz kurz zur Übersicht: In Kapitel 4, Vers 1 haben wir die Entrückung von Johannes gefunden. Diese stellt symbolisch die Entrückung der Gemeinde dar, das nächste Ereignis, das wir als Christen erwarten. Es müssen keine anderen prophetischen Ereignisse unbedingt davor stattfinden. Wir können also jeden Tag denken: Vielleicht heute.
Johannes wird in Kapitel 4, Vers 1 entrückt und sieht dann die Gemeinde im Himmel, dargestellt durch die 24 Ältesten. Er sieht Jesus Christus als Lamm Gottes in der Mitte des Thrones Gottes. Das Lamm ist würdig und nimmt das Buch mit den sieben Siegeln, das Buch der Ratschlüsse Gottes in Bezug auf das Gericht der Welt.
Diese Siegel werden ab Kapitel 6, Vers 1 geöffnet. Zunächst sechs Siegel in Kapitel 6. Das erste Siegel haben wir gesehen: Ein Reiter auf einem weißen Pferd, der Antichrist, der nach der Entrückung der Gemeinde offenbar werden wird. Mit jedem geöffneten Siegel kommt ein weiteres Gericht hinzu.
Als Einschub haben wir in Kapitel 7 eine Erweckung in Israel gesehen. Ein Überrest wird sich nach der Entrückung bekehren. Zunächst 144.000, die speziell versiegelt und als Gottes Eigentum gekennzeichnet sind. In der zweiten Hälfte von Kapitel 7 sieht Johannes eine unzählbare Schar von Menschen aus allen Völkern, Stämmen und Sprachen. Diese werden sich ebenfalls nach der Entrückung bekehren, weil sie zuvor das Evangelium nicht verworfen hatten. Diejenigen, die noch nichts gehört haben, erhalten also auch danach noch eine Chance.
Eine unzählbare Schar wird sich bekehren und durch die große Drangsal hindurchgehen. Diesen Ausdruck, die große Drangsal, finden wir in Kapitel 7, Vers 14. Dort spricht ein Ältester in Bezug auf diese Volksmenge: „Dies sind die, welche aus der großen Drangsal kommen, und sie haben ihre Gewänder gewaschen und weiß gemacht im Blut des Lammes.“
Der Ausdruck „die große Drangsal“ bezeichnet die letzten dreieinhalb Jahre vor der Wiederkunft Jesu Christi als König und Richter der Welt. Das wird in Kapitel 19 ab Vers 11 beschrieben. Das ist die große Drangsal, die mit dem siebten Siegel beginnt, das wir jetzt gleich in Kapitel 8 lesen werden.
Die sechs Siegel davor sind Gerichte Gottes noch vor der großen Drangsal, aber nach der Entrückung der Gemeinde. Mit dem Auftreten des Antichristen in Kapitel 6, Vers 1, im ersten Siegel beginnt das, was der Herr Jesus in Offenbarung 3, Vers 10 die Stunde der Versuchung nannte – die schrecklichste Verführungszeit der Weltgeschichte.
Die Stunde der Versuchung und die Bedeutung der Siegel und Posaunen
In Offenbarung 3,10 verspricht der Herr der Gemeinde: „Ich werde dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, welche auf der Erde wohnen.“
Jesus Christus verheißt der Gemeinde also, dass sie nicht in diese Stunde der Versuchung kommen wird.
Man beginnt mit dem ersten Siegel, und mit dem siebten Siegel wird die große Drangsal eröffnet. Diese letzten dreieinhalb Jahre sind auch im Alten Testament ein zentrales Thema der Prophetie und werden dort sehr detailliert beschrieben.
In der Offenbarung wird diese Zeit ab Kapitel 8 beschrieben. Wichtig ist dabei: In der Offenbarung werden uns viele Dinge geoffenbart, die man sonst in der Bibel nicht findet. Andererseits wird manches, was im Alten Testament bereits über diese Zeit bekannt ist, hier nicht noch einmal wiederholt.
Es ist wichtig, das vor Augen zu haben. Die Offenbarung offenbart also spezielle Dinge, die vorher noch nicht offenbart waren, und ergänzt das, was im Alten Testament schon klar war. Mit der Offenbarung wird die ganze schriftliche Offenbarung Gottes abgeschlossen.
Das siebte Siegel umfasst die letzten dreieinhalb Jahre, die große Drangsal. Wir werden gleich sehen, dass, sobald das siebte Siegel geöffnet wird, zunächst einmal nichts geschieht. Das ist seltsam, denn bei den anderen Siegelgerichten I bis VI in Kapitel 6 geschah sofort etwas.
Gleich nach der Öffnung des siebten Siegels bereiten sich sieben Engel mit sieben Posaunen vor. Eine Posaune nach der anderen wird geblasen, und dann folgen schreckliche Gerichte.
Daraus folgt: Das siebte Siegel besteht aus sieben Posaunengerichten. Später werden wir sehen, dass bei jeder Posaune etwas geschieht, aber bei der siebten Posaune zunächst einmal nichts geschieht.
Dann bereiten sich sieben Engel mit sieben goldenen Schalen vor. Jedes Mal, wenn eine Schale auf die Erde ausgegossen wird, kommt ein fürchterliches Gericht auf die Erde.
Daraus schließen wir: Der Inhalt des siebten Posaungerichts ist das siebenfache Gericht der Schalen.
Wir halten also fest: Es gibt sieben Siegel, aber das siebte Siegel besteht aus sieben Posaunengerichten. Die siebte Posaune wiederum besteht aus sieben Schalengerichten.
Jetzt wird klar: Die Drangsal besteht aus einem Siegel, aber dieses Siegel ist so intensiv. Darum nennt der Herr Jesus diese Zeit in Matthäus 24 „die Zeit, die so schrecklich sein wird, wie es nie gewesen ist von Anfang der Welt an und wie es dann auch nie mehr nachher sein wird.“
Das Öffnen des siebten Siegels und die Vorbereitung der Posaunengerichte
Das mal als Einführung. Jetzt lesen wir Kapitel acht. Wer liest uns am Mikrofon vor?
Und als es das siebte Siegel öffnete, entstand ein Schweigen im Himmel, etwa eine halbe Stunde.
Ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen, und ihnen wurden sieben Posaunen gegeben. Ein anderer Engel kam und stellte sich an den Altar. Er hatte ein goldenes Räucherfass, und es wurde ihm viel Räucherwerk gegeben, damit er es für die Gebete aller Heiligen auf den goldenen Altar gebe, der vor dem Thron ist.
Der Rauch des Räucherwerks stieg mit den Gebeten der Heiligen aus der Hand des Engels vor Gott auf. Der Engel nahm das Räucherfass, füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde. Dabei geschahen Donner, Stimmen, Blitze und ein Erdbeben.
Die sieben Engel, die die sieben Posaunen hatten, machten sich bereit zu posaunen. Der Erste posaunte, und es kam Hagel und Feuer, mit Blut vermischt, auf die Erde. Der dritte Teil der Erde verbrannte, ebenso der dritte Teil der Bäume und alles grüne Gras.
Der zweite Engel posaunte, und etwas wie ein großer, feuerflammender Berg wurde ins Meer geworfen. Der dritte Teil des Meeres wurde zu Blut, der dritte Teil der Lebewesen im Meer starb, und der dritte Teil der Schiffe wurde zerstört.
Der dritte Engel posaunte, und ein großer Stern fiel vom Himmel, brennend wie eine Fackel. Er fiel auf den dritten Teil der Ströme und auf die Wasserquellen. Der Name des Sterns heißt Wermut. Der dritte Teil des Wassers wurde bitter, und viele Menschen starben an diesem Wasser.
Der vierte Engel posaunte, und der dritte Teil der Sonne, der Mond und die Sterne wurden geschlagen. Ein Drittel von ihnen verfinsterte sich, sodass der Tag seinen dritten Teil nicht schien und ebenso die Nacht.
Ich sah und hörte einen Adler hoch oben am Himmel fliegen. Mit lauter Stimme rief er: „Wehe, wehe, wehe denen, die auf der Erde wohnen, wegen der übrigen Stimmen der Posaunen und der drei Engel, die noch posaunen werden.“
Vielen Dank.
Die Bedeutung des Schweigens und der himmlischen Vorbereitung
Das siebte Siegel wird in Vers 1 durch den Herrn Jesus geöffnet, und es geschieht zunächst kein Gericht. Stattdessen entsteht ein Schweigen im Himmel, das eine halbe Stunde anhält. Dies ist die Ruhe vor dem großen Sturm.
Gleich darauf wird erklärt, dass sieben Engel, die vor Gott stehen, sich mit den sieben Posaunen vorbereiten. Das macht deutlich, dass der Inhalt des siebten Siegels die sieben Posaunengerichte sind.
Bevor nun diese einzelnen Posaunengerichte beschrieben werden, ab Vers 6, folgt ein kleiner Einschub mit einer himmlischen Erscheinung. Ein anderer Engel am goldenen Altar bringt hier Räucherwerk dar.
Die Offenbarung ist so aufgebaut, dass der strenge zeitliche Ablauf von sieben Siegeln, sieben Posaunen und sieben Schalen immer wieder durch Einschübe unterbrochen wird. Diese Einschübe beschreiben die Hintergründe der Zeit, greifen manchmal in die Vergangenheit zurück oder blicken in die Zukunft voraus, um zu erläutern.
Hier haben wir wieder einen solchen Einschub, und zwar von Vers 3 bis 5, ein sehr kurzer Abschnitt. Wo war der letzte Einschub im Ablauf? In Kapitel 7, dort war es ein ganzes Kapitel.
Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass diese Einschübe im Lauf des Studiums der Offenbarung immer deutlicher werden. Sie sind systematisch angeordnet, und zwar immer so, dass vor Nummer eins ein Einschub kommt, zwischen Nummer sechs und sieben, und dann wieder vor eins, zwischen sechs und sieben.
Der erste Einschub war eigentlich Kapitel 4 und 5. Johannes wird in den Himmel entrückt und sieht, wie es dazu kommt, dass das Lamm Gottes im Himmel das Buch des Gerichts nimmt. Danach folgt Nummer eins, Kapitel 6, Vers 1, erstes Siegel bis Vers 6.
Zwischen Vers 6 und 7 wird Kapitel 7 eingeschoben. Dort wird erklärt, dass es in dieser Zeit der Gerichte zwei Gruppen auf Erden gibt, die Gottes Zeugnis tragen werden: der Überrest aus Israel, der sich zunächst bekehren wird, nämlich die 144.000, und eine unzählbare Schar aus allen Völkern.
Jetzt folgt das siebte Siegel, aber gleich wieder ein Einschub, bevor die erste Posaune beschrieben wird. Das Thema ist der andere Engel am goldenen Räucheraltar.
Wir werden gleich sehen, warum das so wichtig ist. Zunächst wollen wir aber einfach anschauen, was dort geschrieben steht.
Der andere Engel am goldenen Altar und der priesterliche Dienst
Kapitel 8, Vers 3 erwähnt einen anderen Engel. Wo steht er? Am Altar.
Ja, und die Frage ist: An welchem Altar? Im himmlischen Tempel gibt es zwei Altäre: den Brandopferaltar draußen vor dem Tempelhaus und den goldenen Räucheraltar im Heiligen, also im Tempelhaus. Welcher Altar ist hier gemeint?
Johannes sieht diesen anderen Engel am Altar stehen. Ist das der goldene Altar? Schauen wir genauer hin: In Vers 3 am Schluss wird ausdrücklich vom goldenen Altar gesprochen.
Außerdem müssen wir noch etwas beachten: Vers 5 erklärt, dass der Engel das Rauchfass nahm, es mit Feuer vom Altar füllte und es auf die Erde warf. Hier wird wieder vom Altar gesprochen, im Gegensatz zu Vers 3 am Schluss, wo es eben der goldene Altar ist. Am Anfang von Vers 3 heißt es einfach: „Er stellte sich an den Altar.“
Was hier beschrieben wird, ist die tägliche Verrichtung, wie wir sie aus den Tempelzeiten kennen. Im Jahr 70, als es noch den Tempel in Jerusalem gab, musste jeden Tag ein Priester das Rauchwerk darbringen. Das war die beliebteste Aufgabe eines Priesters.
Diese Aufgabe durfte man nur einmal im Leben erfüllen, weil es Tausende von Priestern gab und alle diese beliebteste Arbeit einmal ausüben wollten. Wie kam man dazu, dass man ausgewählt wurde? Wann war die Arbeit, die auch Zacharias verrichten durfte?
Genau, das ist die Arbeit des Priesters Zacharias in Lukas 1, also in der Vorweihnachtsgeschichte.
Die Geschichte von Zacharias und der priesterliche Dienst im Tempel
Lesen wir kurz dort nach, Lukas 1. Liest du gleich am Mikrofon ein paar Verse?
Lukas 1, Vers 5. Bis wohin? Ich unterbreche dich. Sagen wir bis Vers 16. Gut.
Es war in den Tagen des Herodes, des Königs von Juda, ein Priester mit Namen Zacharias aus der Abteilung des Abia. Seine Frau war aus den Töchtern Aarons, und ihr Name war Elisabeth. Beide aber waren gerecht vor Gott und wandelten untadelig in den Geboten und Satzungen des Herrn. Sie hatten kein Kind, weil Elisabeth unfruchtbar war, und beide waren in ihren Tagen weit vorgerückt.
Es geschah aber, als er in der Ordnung seiner Abteilung den priesterlichen Dienst vor Gott verrichtete, traf ihn nach der Gewohnheit des Priestertums das Los, in den Tempel des Herrn zu gehen, um zu räuchern. Die ganze Menge des Volkes stand betend draußen zur Stunde des Räucherns.
Ihm erschien aber ein Engel des Herrn und stand zur Rechten des Räucheraltars. Als Zacharias ihn sah, wurde er bestürzt, und Furcht kam über ihn.
Der Engel aber sprach zu ihm: „Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Flehen ist erhört. Elisabeth, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Johannes nennen. Er wird dir zur Freude und zum Jubel sein, und viele werden sich über seine Geburt freuen.
Denn er wird groß sein vor dem Herrn. Weder Wein noch starkes Getränk wird er trinken, und schon von Mutterleibe an wird er mit heiligem Geist erfüllt sein.
Viele der Söhne Israels wird er zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren. Er wird vor ihm hergehen, dem Geist und der Kraft des Elijah, um die Herzen der Väter zu den Kindern zu bekehren und die Ungehorsamen zur Gesinnung der Gerechten. So wird er dem Herrn ein zugerüstetes Volk bereiten.“
Zacharias sprach zu dem Engel: „Woran soll ich das erkennen? Denn ich bin ein alter Mann, und meine Frau ist weit vorgerückt in ihren Tagen.“
Der Engel antwortete und sprach zu ihm: „Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt worden, zu dir zu reden und dir diese gute Botschaft zu verkündigen.
Siehe, du wirst stumm sein und nicht sprechen können bis zu dem Tag, an dem dies geschehen wird. Das geschieht, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die sich zu ihrer Zeit erfüllen werden.“
Das Volk wartete auf Zacharias und wunderte sich, dass er so lange im Tempel verweilte. Als er aber herauskam, konnte er nicht zu ihnen reden. Sie erkannten, dass er im Tempel ein Gesicht gesehen hatte. Er zeigte ihnen mit Gesten, was geschehen war, und blieb stumm.
Als die Tage seines Dienstes zu Ende waren, ging er in sein Haus. Ja, vielen Dank.
Die Priesterabteilungen und die Bedeutung der 24 Ältesten
Hier wird das ganz deutlich beschrieben: Zacharias war aus der Abteilung Abia (Vers 5). Diese Abteilung gehörte zu den vierundzwanzig Priesterabteilungen. Schon David hatte in 1. Chronik 24 alle Priester in vierundzwanzig Abteilungen eingeteilt. Jede Abteilung wurde von einem Ältesten angeführt.
Das ist übrigens auch der Hintergrund der vierundzwanzig Ältesten in Offenbarung 4 und 5. Sie tragen weiße Gewänder, was darauf hinweist, dass sie Priester sind. Sie sind gewissermaßen die Häupter der vierundzwanzig Priesterabteilungen.
Zacharias gehörte zur achten Abteilung. Jede Abteilung hatte eine Woche Dienst, von Schabbat bis Schabbat. Immer am Schabbat wurden die Schaubrote im Allerheiligsten ausgewechselt. Neue Brote wurden hineingelegt, und die Priester durften diese Schaubrote bis zum nächsten Schabbat essen. Mit dem Wechsel der Abteilung wurden auch die Brote ausgetauscht.
So deckten die 24 Abteilungen zusammen 24 Wochen ab. Da das Jahr aber etwas länger ist, mussten sie noch ein zweites Mal Dienst tun, sodass 48 Wochen abgedeckt wurden. Doch auch das Jahr ist etwas länger.
An den großen obligatorischen Festen, die in der Tora vorgeschrieben sind, musste das ganze Volk nach Jerusalem kommen. Für Männer war dies verpflichtend, für Frauen freiwillig. Zu diesen Festen gehören das Passafest, das Fest der Wochen (Pfingsten) und das Laubhüttenfest im Herbst.
Während dieser Feste war so viel Arbeit im Tempel und so viel logistische Bewegung, dass alle 24 Priesterklassen zusammenkommen mussten.
Wenn Johannes in der Offenbarung die 24 Ältesten im Himmel sieht, nachdem er entrückt worden war, war ihm klar, dass das ganze Priestervolk im Himmel versammelt ist – nicht nur ein Teil oder die entschlafenen Gläubigen.
In der Offenbarung tragen diese 24 Ältesten nicht nur Priestergewänder, sondern auch goldene Kronen. Das bedeutet, sie sind Priester und Könige. Deshalb stellen sie die ganze Gemeinde dar. Die Gemeinde ist ja ein Volk von Priestern und Königen, wie ausdrücklich in Offenbarung 1,5 deutlich gemacht wird.
Wenn Johannes also in den Himmel kam und die 24 Ältesten sah, wusste er: Jetzt ist Fest im Himmel. Das ganze Volk ist versammelt. Dieses Bild zeigt wunderbar die Gemeinde, die jetzt vollständig im Himmel ist.
Der Ablauf des priesterlichen Räucherwerks im Tempel
Ja, aber jetzt kehren wir zurück zur Geschichte von Zacharias. Er hat also seinen Dienst erfüllt, diese acht Tage, wie es in Kapitel 1, Vers 23 angedeutet ist. Es geschah, als die Tage seines Dienstes – man muss wissen, das waren sieben Tage – erfüllt waren, dass er wieder nach Hause ging.
Nun haben wir gelesen, dass er für den Dienst des Räucherns durch das Los ausgewählt wurde, Vers 9. Sieht man das? Nach der Gewohnheit des Priestertums wurde das Los gezogen, um in den Tempel des Herrn zu gehen und zu räuchern. Das Los wurde so entschieden: Alle Priester mussten sich am Morgen in der Halle der behauenen Steine versammeln. Das war ein ganz besonderes Gebäude in der Südostecke des innersten Vorhofes.
Ich kann genau erklären, wo das ist: Wenn man auf den Tempelberg geht, kommt man über das Mugrabi-Tor auf den Tempelplatz. Das ist der einzige mögliche Eingang für Nichtmuslime. Gleich sieht man die Al-Aqsa-Moschee. Dann geht man links auf die erhöhte Plattform, auf der der Felsendom steht, im Zentrum. Man geht die Treppe hoch auf die erhöhte Plattform, und genau in der Südostecke dieser Plattform war das Haus der behauenen Steine. Man kann also dorthin gehen und wirklich wissen, dort war Zacharias, und dort wurde das Los gezogen.
Das Verfahren war so: Ein Priester sagte irgendeine Zahl, sagen wir 376, und alle Priester mussten Finger aufhalten. Jeder konnte machen, was er wollte – zum Beispiel beide Daumen oder alle Finger. Dann wurden alle Finger gezählt. Und bei der Zahl 376 wurde derjenige ausgewählt. Das wurde aus einem bestimmten Grund so gemacht: Man hätte ja auch, wie Kinder es machen, die Personen abzählen können. Aber das wurde vermieden, um nicht gegen das Verbot zu verstoßen, das in 2. Mose steht, wo gesagt wird, dass man das Volk nicht zählen darf. Darin hatte sich ja David verschuldet. Um also Personen nicht direkt zu zählen, zählte man stattdessen Finger.
Man muss sich vorstellen: Zacharias war ein alter Mann, und er hatte das ein Leben lang mitgemacht, ohne jemals das große Los zu bekommen. Und jetzt, als alter Mann, erhielt er dieses Los, in den Tempel zu gehen. Wenn er dann drankam, wurde das so durchgeführt: Andere Priester mussten alles vorbereiten. Man musste Kohlen vom Brandopferaltar draußen nehmen und ins Heiligtum bringen. Wenn dann alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, war dieser Priester ganz allein im Allerheiligsten. Alle anderen mussten gehen, er war allein.
Dann nahm er das goldene Rauchgefäß, von dem wir in Offenbarung 8 lesen. Man muss sich vorstellen: Es ist ein Tablett, ein goldenes Tablett, darauf steht ein Kelch, denn dieses Gefäß sieht aus wie ein Kelch, und auf dem Kelch ist noch ein Deckel, kuppelförmig, alles aus Gold. Diesen Deckel musste er abnehmen, und darin war das heilige Räucherwerk – eine ganz bestimmte Mischung, die man für Privatzwecke nicht kopieren durfte, gemäß den Angaben in 2. Mose. Das war nur für das Rauchwerk im Tempel bestimmt.
Dann hat der Priester – wir wissen das so detailliert, weil es in der rabbinischen Literatur alles überliefert ist – mit beiden Daumen das Räucherwerk aus dem Kelch genommen und auf die Kohlen fallen lassen, die vom Brandopferaltar inzwischen auf den goldenen Altar gelegt worden waren. Und zwar musste er von hinten nach vorne beginnen. Warum nicht von vorne nach hinten? Damit er den Rauch nicht ins Gesicht bekam. Es könnten sonst auch Verbrennungen an den Händen entstehen. Also war alles genau geregelt: von hinten nach vorne.
Aber er hatte das noch nie gemacht, das war das erste Mal. Man musste alles korrekt machen – von hinten nach vorne – und dann stieg der Rauch gerade auf. Man wusste genau, was das symbolisch bedeutete, aus dem Alten Testament. Das Rauchwerk – ein Bibelvers, der das ganz klar sagt. Wie? Gebete. Und jetzt? Wir glauben nur, was wir in der Bibel lesen. Hilft jemand? Psalm 141, ein Psalm von David. Liest jemand Vers 2? „Lass als Rauchopfer vor dir stehen mein Gebet, das Erheben meiner Hände als Speisopfer am Abend.“ Rauchwerk als Gebet, also das spricht vom Gebet. Und zwar von dem Gebet, das Gott wohlgefällig ist. Man kann für ganz verkehrte Dinge beten – das ist nicht Rauchwerk. Wenn ich jetzt beten würde, dass ich einen Ferrari geschenkt bekomme, könnte man das nicht mit Rauchwerk vergleichen. Das ist wirklich schräg.
Aber eben: Gebete, die in Übereinstimmung mit Gottes Gedanken und Plänen sind, das ist übrigens das, was der Herr Jesus in Johannes 14 bis 16 nennt: beten in seinem Namen. Das bedeutet nicht, dass wir irgendetwas beten und am Schluss noch sagen: „Im Namen Jesu.“ Das können wir zwar sagen, aber damit ist es nicht gemacht. Aus der Formulierung wird nicht automatisch ein Gebet im Namen Jesu. Im Namen Jesu heißt ein Gebet, das wirklich seiner Person entspricht. Wenn jemand in einer Firma eine Handlung im Namen des Chefs durchführt, dann tut er das, als würde der Chef es machen.
Wenn wir im Namen Jesu beten, heißt das, wir beten genau das, was Jesus Christus beten würde. Und ein solches Gebet ist wohlgefällig, und es wird garantiert erhört. Das war also die Bedeutung. Da hat er das Räucherwerk dargebracht.
Wir sehen, im gleichen Moment haben die Leute draußen im Vorhof etwas gemacht: die Frauen im Frauenvorhof und auch oben auf der Empore, wo sie die beste Aussicht auf den innersten Vorhof hatten. Die Männer durften einen Bereich im innersten Vorhof betreten, den sogenannten Israelvorhof. Was machten sie dort, während der Vater von Johannes, also Zacharias, im Tempel war? Ja, wo steht das? Vers 21. Dort steht: „Die ganze Menge des Volkes betete draußen zur Stunde des Räucherns.“ Jawohl, genau.
Es gab zwei Zeiten, in denen das Volk betete, im Zusammenhang mit dem ersten Opfer des Tages: Das Morgenbrandopfer wurde um neun Uhr morgens aufgelegt, und das Abendbrandopfer, das letzte Opfer, wurde um drei Uhr nachmittags aufgelegt. Dazwischen kamen alle anderen Opfer: freiwillige Opfer, vorgeschriebene Opfer – alles musste zwischen neun Uhr und drei Uhr erledigt werden.
Um drei Uhr nachmittags war die Vorschrift nach 2. Mose 30, zwischen den zwei Abenden, dass ein Priester das Räucherwerk darbringen musste. Ich fand diesen Ausdruck „zwischen den zwei Abenden“ ziemlich seltsam auf Deutsch, aber es ist einfach wörtlich aus dem Hebräischen übersetzt: Ben Arbaim. Erev ist Abend, aber Arbaim bedeutet der Doppelabend. Damit ist im Hebräischen ganz klar die Zeit von drei Uhr bis sechs Uhr gemeint. Im Frühjahr ist es die Sonnenscheindauer von drei bis sechs Uhr, und dann beginnt der neue Tag mit dem Abend. Diese letzten drei Stunden des Tages bis zum Einbruch der Dunkelheit sind gemeint.
Wenn es heißt in 2. Mose 30, er soll räuchern „zwischen den zwei Abenden“, heißt das um drei Uhr nachmittags. Jetzt sehen wir: Diese Zeiten von neun Uhr bis drei Uhr entsprechen genau den Zeiten der Opfer im Tempel. Und fünfzehn Uhr, also drei Uhr, war die Todesstunde von Jesus. Und neun Uhr? Da wurde der Herr gekreuzigt. Um die dritte Stunde, man zählt ab sechs Uhr morgens, wurde er gekreuzigt, um die neunte Stunde, also um fünfzehn Uhr.
Die Opfer im Tempel markierten Tag für Tag genau die Zeiten der Kreuzigung schon im Voraus. Und eben um drei Uhr dann dieses Rauchopfer, das das Gebet darstellte. Das Volk war gleichzeitig in den Vorhöfen und betete. Gewissermaßen wurde das Gebet des Volkes durch den Wohlgeruch unterstützt, der im Heiligtum aufstieg.
Das Besondere, die Pointe, wenn man den jüdischen Hintergrund kennt: Da traf es diesen alten Mann, der sein ganzes Leben darauf gewartet hatte, das Los zu bekommen, in den Tempel zu gehen. Jetzt wissen wir, er war ganz allein, stand am goldenen Altar und war bestimmt nervös, denn es war das erste Mal in seinem Leben.
Da stand plötzlich jemand neben dem Altar. Wo? Vers 11: „Es erschien ihm aber ein Engel des Herrn, zu Rechten des Räucheraltars stehend.“ Das war ein Schock. Als Zacharias ihn sah, wurde er bestürzt, und Furcht überfiel ihn. Wer war dieser Engel? Gabriel.
Vers 19: „Und der Engel antwortete und sprach zu ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und bin gesandt, zu dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu bringen.“ Er sprach zu ihm auf Hebräisch: Ani Gavriel, Scheomed Lifneha Elohim – ein Engel, der vor Gott steht. Das ist einer von den sieben Engeln, die wir in Offenbarung 8 gesehen haben. Dort lesen wir in Vers 2: „Und ich sah die sieben Engel, welche vor Gott stehen. Es wurden ihnen sieben Posaunen gegeben.“
Der Engel Gabriel war also einer von diesen sieben Engeln, die ganz an der Spitze der Millionen von Engeln stehen. Sie haben einen bevorrechtigten Platz in der Gegenwart Gottes im Allerheiligsten.
Das Schöne in Lukas 1 ist, dass dieser Engel zu Zacharias geschickt wurde, um ihm eine gute Botschaft zu bringen: Er wird ein Kind haben, an dem er Freude haben wird. Nicht nur solange es nicht sprechen kann. Ja, das ist so. Aber es wird ihm wirklich gesagt in Vers 14: „Und er wird dir zur Freude und Wonne sein, und viele werden sich über seine Geburt freuen.“
Das kann leider nicht von jedem Menschen gesagt werden. Es liegt in unserer Verantwortung, wie wir uns entscheiden und welchen Weg wir gehen. Zacharias wusste als Vater schon, dass das gut ausgehen wird. Wir hatten schon sechs kleine Babys auf den Armen, aber wir wussten nie, ob sie sich wirklich alle bekehren und geradlinig den Weg nach dem Evangelium gehen. Das weiß man nicht. Man betet dafür und tut, was man kann.
Aber das war schon etwas Besonderes: Dieser alte Mann hatte die Zusage, dass das Kind ein Segen sein wird.
Engelmächte und geistliche Kämpfe hinter den Nationen
Nun sehen wir noch den Kontrast: Dieser Gabriel, der vor Gott steht, verkündet die gute Botschaft. Aber was machen die sieben Engel, die vor Gott stehen, in der Offenbarung? Die sieben Engel, die vor Gott stehen, blasen die Posaunen, und mit ihnen kommen die schlimmsten Katastrophen über diese Welt. Darüber freut sich niemand. Das ist der Kontrast, nicht wahr?
Einer dieser sieben Engel ist Gabriel, der in der Bibel namentlich erwähnt wird. Er ist bekannt als der Engel, der gute Botschaften bringt. Wo wurde er noch eingesetzt? Bei Maria, der er die beste Botschaft brachte – dass sie die Mutter des Messias werden sollte. Und wo wurde er auch noch eingesetzt? Bei Daniel, genauer in Daniel 9, der Prophetie über die Jahrwochen, mit denen man berechnen konnte, wann Jesus Christus kommen sollte. Man kann genau berechnen, dass er im März oder April des Jahres 32 nach Christus als Fürst kommen sollte. Gabriel überbrachte diese Botschaft der 70 Jahrwochen.
Diese Prophetie in Daniel 9 ist so wichtig, dass sie der Schlüssel zum gesamten biblischen Prophetieverständnis ist. Wenn man Daniel 9 mit den Jahrwochen nicht verstanden hat, kann man die ganze Prophetie nicht verstehen, auch die Offenbarung nicht. Sie bildet das Gerüst, das Knochengerüst für die ganze Prophetie. Der Rest ist dann das Fleisch und die Sehnen daran – so kann man es vergleichen. Das war also auch Gabriel.
Wen kennt man noch als einen der ersten Engelfürsten namentlich? Michael. Wo steht, dass er einer der ersten Engelfürsten ist? In Daniel 10. Dort erzählt ein Engel, der namentlich nicht genannt wird, Daniel von einer Auseinandersetzung mit dem gefallenen Engelfürsten, der an der Spitze von Persien steht – also ein dämonischer Engel. Daniel 10, Vers 13 sagt: „Der Fürst des Königreichs Persien stand mir 21 Tage entgegen, und siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen.“
Der Ausdruck „erster Fürst“ entspricht dem Wort „Archangelos“, das wir als Erzengel kennen – es bedeutet erster Fürst. Im Judasbrief wird Michael ausdrücklich als Erzengel genannt. Daniel 10, Vers 13 zeigt aber, dass er nicht der einzige Erzengel ist, sondern einer der ersten Engel.
In Offenbarung 8 gibt es diese sieben Engel, die vor Gott stehen, und nur zwei werden in der Bibel namentlich genannt: Gabriel und Michael.
Was ist eigentlich Michaels ganz besondere Aufgabe, die er von Gott erhalten hat? Das steht in Daniel 10, Vers 21. Dort heißt es: „Doch will ich dir kundtun, was im Buch der Wahrheit verzeichnet ist. Kein einziger steht mir mutig bei als nur Michael, der Fürst.“ Und weiter: „Michael, euer Fürst.“ Das sagt er zu Daniel, einem Juden.
Noch klarer wird es in Daniel 12, Vers 1: „Und in jener Zeit wird Michael aufstehen, der große Fürst, der für die Kinder deines Volkes steht, und es wird eine Zeit der Drangsal sein, wie sie nicht gewesen ist, seitdem eine Nation besteht, bis zu jener Zeit. Und in jener Zeit wird Teilvoll gerettet werden, jeder, der im Buch geschrieben gefunden wird.“
Hier haben wir also wieder einen Zusammenhang zu unserem Thema „große Drangsal“, die hier erwähnt wird. In dieser großen Drangsal wird sich der Engelfürst Michael besonders für Israel einsetzen.
Wir sehen, dass an der Spitze der verschiedenen Staaten Engelmächte stehen. Daniel 10, Vers 13 spricht von dem Fürsten von Persien, einem gottwidrigen Engelfürsten. Jetzt versteht man die Politik im Iran ein bisschen besser. Die meisten sehen die Weltgeschichte nur als normales Schachspiel. Tatsächlich ist es aber ein Schachspiel auf zwei Ebenen – ein bisschen kompliziert. Zwei Schachspiele, zwei Schachbretter übereinander.
Das, was man sieht, ist der sichtbare Bereich dieser Welt, in dem Völker miteinander streiten, Auseinandersetzungen haben, diskutieren und verhandeln. Darüber gibt es eine weitere Ebene, in der Kämpfe in der Engelwelt stattfinden – zwischen Engeln Gottes und Engeln Satans.
Michael spielt dabei eine ganz spezielle Rolle, weil er an die Spitze Israels gesetzt ist, um Israel zu verteidigen. Michael ist unglaublich stark. Später in der Offenbarung sehen wir, wie er einen Kampf mit Satan führt und gegen ihn gewinnt.
Schlagen wir dazu kurz Offenbarung 12, Vers 7-12 auf: „Und es entstand ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen, und der Drache und seine Engel kämpften, aber sie siegten nicht, und ihre Stätte wurde nicht mehr im Himmel gefunden. Und so wurde der große Drache niedergeworfen, die alte Schlange, genannt der Teufel und Satan, der den ganzen Erdkreis verführt. Er wurde auf die Erde hinabgeworfen, und seine Engel wurden mit ihm hinabgeworfen.“
„Und ich hörte eine laute Stimme im Himmel sagen: Nun ist gekommen das Heil und die Macht und das Reich unseres Gottes und die Herrschaft seines Christus, denn hinabgestürzt wurde der Verkläger unserer Brüder, der sich vor unserem Gott verklagte Tag und Nacht. Und sie haben ihn überwunden um des Blutes des Lammes und um des Wortes ihres Zeugnisses willen und haben ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod.“
„Darum seid fröhlich, ihr Himmel und die, die ihr darin wohnt! Wehe denen, die auf der Erde wohnen und auf dem Meer, denn der Teufel ist zu euch herabgekommen und hat großen Zorn, weil er nur wenig Zeit hat.“
Dieser Kampf findet genau zu Beginn der großen Drangsal statt, also zu Beginn der letzten dreieinhalb Jahre vor der Wiederkunft Jesu Christi. Bis zu diesem Zeitpunkt hat Satan noch Zugang zum Himmel, vor den Thron Gottes, und klagt dort an – ähnlich wie im Buch Hiob, wo er Hiob anklagte und ihn als treuen Gläubigen nur wegen seiner Vorteile darstellte. Als reicher Mann sei es einfach, gläubig zu sein, aber wenn ihm etwas Schlimmes zustieße, würde er sich lossagen.
So verklagt Satan die Menschen durch die ganze Geschichte hindurch, auch heute noch. Doch dann ist Schluss, und Michael wirft ihn aus dem Himmel hinaus. Das ist sehr eindrücklich. Manche haben die Vorstellung, Satan sei eine Art Gegengott. Das ist falsch. Er ist ein Geschöpf, wie alle Engel Gottes, das sich entschieden hat, gegen Gott aufzustehen, und so wurde er zum Satan.
Er ist ein Engel, zwar sehr stark, aber von einem anderen Engel besiegbar. Michael ist stärker als er. Das rückt alles an den richtigen Platz, ohne den Teufel zu verniedlichen. Man muss klar sagen: Nein, es gibt keinen Gegengott.
Michael wird hinausgeworfen, so besiegt. Satan hat auch seine Engel, die gefallen sind – die Dämonen. Michael hat ebenfalls Engel, die ihm unterstellt sind und mit ihm kämpfen.
Dann sehen wir, wie Satan heruntergeworfen wird. Von da an weiß er, wie die Bibel offenbart, dass nur noch dreieinhalb Jahre bleiben. Deshalb wird er wüten, so viel er kann.
Es sind solche Engelmächte an der Spitze aller Nationen. Daniel 10, Vers 13 spricht vom Fürsten von Persien, und am Schluss von Daniel 10 liest man vom Fürsten von Griechenland. Jetzt weiß man auch, was hinter der Finanzkrise steckt. So ist es.
Das gilt für alle Nationen. Aber bei Israel haben wir diesen Engelgott Michael, der sich für Israel einsetzt. Die ganze Welt ist gegen Israel. Andere Nationen können Kriegsverbrechen begehen, was sie wollen, aber das sind keine Juden. Von den Juden wird erwartet, dass sie keine Fehler machen. Selbst wenn sie einen Fehler machen oder keinen, wird es als Fehler angesehen. Das ist eigenartig – die ganze Welt gegen sie.
Aber wir müssen sagen: Israel hat einen anderen Engelfürsten an der Spitze. So toll ist es nicht, was Persien, Griechenland oder die Schweiz an der Spitze haben. Dann versteht man auch, was in Epheser 6, Verse 10-12 steht. Schlagen wir das kurz auf.
Dort wird die Waffenrüstung Gottes für die Gläubigen beschrieben, die sie gegenüber den listigen Kunstgriffen des Teufels anziehen sollen. Es heißt: „Denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Regionen.“
Hier wird klar gesagt: Die Gemeinde hat keinen Krieg mit Menschen zu führen, nicht mit irdischen Waffen. Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut. Die Gemeinde hat kein Schwert bekommen, das hat der Staat. Nach Römer 13 hat Gott dem Staat das Schwert gegeben, und er trägt es nicht umsonst.
Die Gemeinde hat keine Schwertgewalt. Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut. Deshalb können Journalisten, die Angst vor christlichen Fundamentalisten haben, beruhigt werden. Das hat nichts zu tun mit Schwert oder Maschinengewehr unter der Manteljacke.
Wir haben keinen solchen Auftrag. Unser Auftrag ist es, das Evangelium zu verkündigen und die Liebe Gottes bekannt zu machen, aber auch die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes. Von uns Christen muss man keine Angst haben. Wir machen keine Revolution in Deutschland. Wir haben nichts mit Marxismus oder Aufstand gegen die Obrigkeit zu tun.
Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut. Aber wir haben einen geistlichen Kampf zu führen. Das merkt man, wenn es um Auseinandersetzungen über Irrlehre, Unmoral, Abtreibung und Ähnliches geht. Natürlich äußern wir uns dazu, und es ist ein geistlicher Kampf, der hier zu führen ist, denn hinter all diesen Dingen stehen finstere Mächte.
Hier wird gesagt: Unser Kampf ist gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis – auf Griechisch die Kosmokratoren. Das sind die Engelfürsten an den Spitzen der Staaten.
Jetzt versteht man, woher der geistliche Kampf kommt, den wir führen. Wenn wir uns zu biblischen Aussagen äußern, bekommen wir heftigen, giftigen Gegenwind. Das ist klar und normal.
Der Engel des Herrn im Alten Testament und die Dreieinigkeit Gottes
Jetzt gehen wir noch einmal kurz zurück zu Lukas 1. Es wird einfach gesagt, dass in Hesekiel 28 ab Vers 12 der Fall des Satans beschrieben wird, ebenso wie in Jesaja 14, Vers 12. So kann man sich das gut merken: Jesaja 14,12 und Hesekiel 28,12.
In Jesaja 14 steht der Satan hinter dem König von Babylon, und in Hesekiel 28 steht er hinter dem Fürsten von Tyrus. In Hesekiel 28, Vers 12 wird gesagt, dass er ein schirmender Cherub war. Das heißt, er war ein Cherub, der den Thron Gottes umgibt. In der Offenbarung lesen wir von vier lebendigen Wesen mit Löwen-, Ochs-, Menschen- und Adlergesicht. Diese sind sehr mächtige Engel. Sie werden nicht Erzengel genannt, sondern in Kolosser 1, Vers 15 als Throne bezeichnet. Das sind Thronengel, die den Thron Gottes bewachen.
Weiter wird in Hesekiel 28, wenn man eine gute Übersetzung hat, gesagt, dass er ein Musikerengel war. Am Tag seiner Erschaffung wurden seine Instrumente, Tamburine und Flöten, bereitgestellt. Er war also ein Tempelmusiker im himmlischen Tempel, ein Cherub, ein Thronengel – auf jeden Fall einer der Höchsten. Das ist das, was man konkret aus dem Bibeltext sagen kann.
Er gehört zu der Klasse, die in Kolosser 1, Vers 16 genannt wird. Diese Stelle liest man oft, doch kaum jemand versteht, was dort konkret steht. In Kolosser 1, Vers 16 wird gesagt, dass der Herr Jesus, der Sohn Gottes, alles erschaffen hat – das Sichtbare und das Unsichtbare. Es seien Throne, Herrschaften, Gewalten oder Mächte, alles ist durch ihn und zu ihm hin geschaffen.
In der Alten Elberfelder Übersetzung heißt es „Throne“, das sind die Thronengel, dann Herrschaften oder Fürstentümer, Gewalten. Das Wort Fürstentum ist verwandt mit Erzengel oder Archonten, das sind Oberengel. Der Herr Jesus hat also alles erschaffen; das sind Geschöpfe, während er selbst der ewige Gott ist.
Gut, wir kehren zurück zu Lukas 1, bevor wir gleich eine Pause machen. Wir haben den Zusammenhang zwischen dem Räucherwerk und dem Gebet gesehen. Nach der Pause werden wir sehen, dass ein anderer Engel im Himmel ebenfalls Räucherwerk mit einem Rauchfass darbringt. Dann wird erklärt, was der Sinn und Zweck dieses Räucherwerks ist.
Was ist der Zweck? Noch einmal: das Gebet der Heiligen. Ganz genau. Die Alte Elberfelder Übersetzung sagt dazu sehr treffend: „auf dass ihm Kraft gegeben werde, den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar darzubringen.“ Das bedeutet, das Räucherwerk unterstützt die Gebete der Heiligen.
Nach der Pause werden wir sehen, dass bevor die große Drangsal wirklich beginnt, der Herr Jesus in Matthäus 24 zu den jüdischen Gläubigen sagt, sie müssten beten, dass diese Drangsal nicht im Winter beginnt und nicht an einem Sabbattag. Es wird eine große Drangsal sein, wie sie von Anfang der Schöpfung an nicht gewesen ist.
Die Gläubigen nach der Entrückung vor der Drangsal müssen beten, dass der Herr alles zu ihren Gunsten lenkt. Hier wird also gezeigt, was im Himmel geschieht: Da wird Kraft gegeben. Gleich werden wir auch noch sehen, wer diese geheimnisvolle Person ist. Aber das nach der Pause.
Der Begriff „Engel“ und die Vielgestaltigkeit des Boten des Herrn
Übrigens, dieses goldene Rauchfass – ein solches Rauchfass hatte Israel bis ins Jahr 70. Damals wurde der Tempel durch die Römer zerstört. Danach gab es das Rauchfass nicht mehr. In den vergangenen Jahren wurden jedoch viele Tempelgeräte neu hergestellt, um sie im kommenden dritten Tempel zu verwenden. Darunter auch das goldene Rauchfass, das ich schon original gesehen habe.
Jetzt stellt sich die Frage: Wer ist eigentlich dieser Priesterengel? Er wird genannt in Kapitel 8, Vers 3: „Ein anderer Engel, und er gibt Kraft den Gebeten.“ Wer ist dieser Engel?
Das Wort Engel heißt auf Griechisch „Angelos“, und was bedeutet Angelos auf Deutsch? Es heißt „Bote“. Entsprechend heißt es im Hebräischen „Malach“. Das meint nicht zwingend ein Engelwesen. Angelos wird im Neuen Testament auch für einen Menschen verwendet. Wo zum Beispiel? Angelos heißt einfach Bote, es kommt von „Angelo“ – schicken. Angelos ist ein Gesandter. Und das kann natürlich ein Engelwesen sein. Wie Hebräer 1,13 sagt, sind sie alle dienstbare Geister, ausgesandt, um denen zu dienen, die die Seligkeit ererben sollen.
Aber in Markus 1 wird Johannes der Täufer als Angelos bezeichnet, und das war wahrlich kein Engelwesen, sondern ein ganz normaler Mensch – eben Sohn von Zacharias und Elisabeth. Lesen wir mal Markus 1, Verse 1 bis 3:
„Anfang des Evangeliums Jesu Christi, des Sohnes Gottes, wie in dem Propheten Jesaja geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg bereiten wird. Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bereite den Weg des Herrn, mache seine Pfade gerade.“
Hier haben wir zwei Zitate. Eines aus Maleachi 3,1: „Siehe, ich sende meinen Boten“, und eines aus Jesaja 40: „Stimme eines Rufenden in der Wüste“. Es sind zwei Prophezeiungen, die auf Johannes den Täufer hinweisen, der als Vorläufer und Wegbereiter des Messias kommen sollte.
Darum wird im nächsten Vers berichtet, dass Johannes kam, in der Wüste taufte und die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden predigte. Im Text „Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her“ spricht Gott der Vater zum Sohn: „Ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her.“ Also schickt er Johannes den Täufer als Wegbereiter vor ihm her.
Das Wort für „mein Bote“ ist „mein Angelos“ – ein Bote, ein Mensch als Gesandter. So ist es auch mit „Malach“ im Alten Testament. Zum Beispiel in 2. Könige 1 werden Gesandte des Königs auch „Malach“ genannt. Ansonsten ist „Malach“ im Alten Testament das übliche Wort für Engel, für Engelwesen oder Geistwesen.
Das Wort selbst ist also eigentlich neutral, man kann sagen wesensneutral. Es kann ein Engelwesen bezeichnen, einen Menschen oder noch mehr. Im Alten Testament kann es sogar den Sohn Gottes, Gott selbst bezeichnen. Das sieht man sehr eindrücklich in 1. Mose 16, in der Geschichte, als Hagar Hals über Kopf aus prekären familiären Problemen in die Wüste floh. Dort erscheint ihr der Engel des Herrn, hebräisch „Malach Adonai“.
Lesen wir einige Verse aus 1. Mose 16:
Vers 7: „Aber der Engel des Herrn fand sie bei einem Wasserbrunnen in der Wüste, beim Brunnen auf dem Weg nach Schur. Er sprach zu ihr: Hagar, du Magd der Sarai, wo kommst du her, wo willst du hin?“
Sie antwortete: „Ich bin von meiner Herrin Sarai geflohen.“
Der Engel des Herrn sprach zu ihr: „Kehre wieder zurück zu deiner Herrin und demütige dich unter ihrer Hand.“
Weiter sprach der Engel des Herrn zu ihr: „Siehe, ich will deinen Samen so mehren, dass er vor großer Menge unzählbar sein soll.“
Und noch weiter: „Siehe, du bist schwanger und wirst einen Sohn gebären. Dem sollst du den Namen Ismael geben, weil der Herr dein Jammern erhört hat. Er wird ein wilder Mensch sein, seine Hand gegen jedermann und jedermanns Hand gegen ihn, und er wird allen seinen Brüdern trotzig gegenüberstehen.“
Hagar nannte den Namen des Herrn, der mit ihr redete: „Du bist der Gott, der mich sieht.“ Indem sie sprach: „Habe ich hier nicht dem nachgesehen, der mich sieht?“ Darum nannte sie den Brunnen „Brunnen des Lebendigen, der mich sieht.“
Das reicht erst einmal.
Deine Übersetzung hat mich ein bisschen überrascht. Nein, das ist aber korrekt.
Jetzt sieht man in Vers 7 ganz klar, dass der Engel des Herrn Hagar trifft und mit ihr spricht. Plötzlich wird in Vers 13 gesagt, dass sie den Herrn, der zu ihr redete, benennt als „der Gott, der mich sieht“. Es steht nicht „den Namen des Engels des Herrn“, sondern „den Namen des Herrn, der zu ihr redete“. Für „Herr“ steht hier „Yahweh“.
Das bedeutet, der Engel des Herrn ist offensichtlich der Herr selbst. Der Engel Yahwes ist Yahweh selbst. Yahweh heißt der Ewigseiende, der Unwandelbare.
Natürlich stellt sich die Frage: Von wem wird der Gesandte des Herrn gesandt? Vom Herrn. Aber der Gesandte des Herrn ist der Herr selbst. Wie kann der Herr den Herrn senden?
Ein Rabbi sagte einmal, dass das Problem mit „Malach Adonai“ wahrscheinlich erst gelöst werden kann, wenn wir die Lehre der Trinität akzeptieren, die Lehre der Dreieinheit Gottes.
Dies ist nur eine Stelle, aber wenn wir das ganze Alte Testament durchgehen, finden wir immer wieder diese geheimnisvolle Person des Boten des Herrn, der der Herr selbst ist. Daraus wird klar: Es gibt zwar nur einen Gott, aber in der Gottheit sind drei Personen unterschieden.
Das Neue Testament macht das ganz deutlich: Der Vater hat den Sohn in diese Welt gesandt. Der Vater ist Gott, der Sohn ist Gott, und auch der Heilige Geist ist Gott. Trotzdem gibt es nur einen Gott.
In der Gottheit gibt es also drei Personen, die zu unterscheiden sind. Nicht der Vater ist in die Welt gekommen und am Kreuz gestorben, sondern der Sohn. Wir können die Personen klar unterscheiden. Die Bibel macht klar: Der Sohn ist der ewige Gott, der Heilige Geist ist der ewige Gott, und auch der Vater ist der ewige Gott.
Jetzt wird deutlich, dass „Engel“ für den deutschen Leser manchmal irreführend ist, wenn er liest „Der Engel des Herrn“. Man weiß dann nicht, dass das Wort auf Hebräisch viel weiter gefasst ist. Es wäre besser, man würde hier übersetzen: „Der Bote des Herrn fand sie an der Wasserquelle.“ Dann ist es für den Leser verständlicher und klarer.
Das ist auch der Grund, warum sich die Zeugen Jehovas immer nur auf Jehova berufen und sagen, Jesus sei nur ein Engel oder so ähnlich. Das kann man ihnen dann wirklich am Kragen packen.
1. Mose 16 macht klar, dass der Engel des Herrn der Herr selbst ist, also Yahweh.
Später erscheint er auch Gideon in Richter 6. Als Gideon realisiert, dass es der Engel des Herrn ist, hat er Angst, sterben zu müssen, weil er Gott gesehen hat. Er wusste es besser als Zorn Jehovas, als alttestamentlicher Gläubiger – er hatte das Neue Testament noch nicht. Aber für ihn war klar: Das ist Gott.
Interessant ist, dass obwohl im orthodoxen Judentum die Lehre der Dreieinheit abgelehnt wird, in den orthodoxen Schriften, etwa im Buch Zohar, das im orthodoxen Judentum ein bedeutendes Werk ist, steht: „Wie können drei eins sein? Dieses Geheimnis kann man nur durch den Ruach HaKodesch, durch den Heiligen Geist, verstehen.“
Wenn also jemand sagt, die Trinitätslehre sei eine hellenistische, griechisch-heidnische Erfindung, die mit der Bibel und dem Judentum nichts zu tun habe – wie bitte? Ich kann das in den Schriften der Rabbiner zeigen. Man kann es nur durch den Heiligen Geist verstehen.
Wenn du das infrage stellst, musst du dir eben vorwerfen lassen, dass du durch den Heiligen Geist keine Erkenntnis erhalten hast, wenn du das leugnest.
Die geheimnisvolle Person des anderen Engels in der Offenbarung
Er schickt seinen Gesang zum Recht. Oder meinst du Sacharja 12,10: "Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben"? Meinst du diese Stelle?
Es spricht Yahweh in Sacharja 12. Dort sagt er: "Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben", und der Satz geht weiter: "und sie werden über ihn wehklagen." Im ganzen Kapitel, das Vers 1 klar macht, spricht Yahweh. Er sagt: "Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und sie werden über ihn wehklagen." Ja, aber da wechselt er die Person. Wer spricht? Immer noch Yahweh.
Jetzt spricht plötzlich zuerst der Sohn: "Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben." Und der Vater sagt: "Und sie werden über ihn wehklagen." Du hast schon diese Stelle gemeint, oder? Ja, genau.
Der Herr sprach zu meinem Herrn: "Setze dich zu meinen Rechten." Dort sieht man auch Adonai und Yahweh, diese zwei Personen. Das ist ein großes Problem für das Judentum, denn es wurde von den Rabbinen anerkannt, dass Psalm 110 ein Psalm ist, der vom Messias spricht. Und jetzt: Wieso diese zwei Personen? Der Herr sprach zu Adonai, Yahweh sprach zu Adonai. Und wir wissen, das sind göttliche Titel: Adonai und Yahweh.
Gut, gehen wir weiter zu Offenbarung 8. Jetzt stellt sich die Frage: Dieser andere Engel – oder wir können einfach neutral übersetzen: ein anderer Bote – ist das ein Engelwesen oder ist das vielleicht die gleiche Person wie der Malach Adonai im Alten Testament, der Engel des Herrn, also Gott selbst?
Hier wird er uns vorgestellt als Priester, nicht wahr? Im himmlischen Heiligtum übt er Priesterdienst aus, indem er Rauchwerk verbrennt. Wo kommt diese Person in der Offenbarung noch vor? 10,1 liest du gleich vor? Erich, ziehen wir seins?
Also: "Und ich sah einen anderen starken Engel aus dem Himmel herabkommen, begleitet mit einer Wolke. Der Regenbogen war auf seinem Haupt, sein Angesicht war wie die Sonne, und seine Füße waren wie Feuersäulen. Er hatte in seiner Hand ein geöffnetes Büchlein, und er stellte seinen rechten Fuß auf das Meer, den linken aber auf die Erde. Und er rief mit lauter Stimme, wie ein Löwe brüllt. Und als er rief, ließen die sieben Donner ihre Stimmen vernehmen."
Jawohl, also auch ein anderer Engel oder einfach neutral ein anderer Bote. Das Gesicht leuchtet wie die Sonne. Das erinnert sofort an Offenbarung 1, wo von dem Herrn Jesus gesagt wird, sein Angesicht leuchtete wie die Sonne in Kraft. Ich gebe die Stelle an: Offenbarung 1,16.
Einen Fuß setzt er auf die Erde, den anderen auf das Meer. Was bedeutet das, einen Fuß auf etwas zu setzen? Ja, es bedeutet Besitznahme. Das sagen wir aufgrund von Josua 1. Gott sagt zu Israel vor der Eroberung des verheißenden Landes: "Jede Fußsohle, wo ihr draufsteht, euch habe ich das Land gegeben." Also das Draufsetzen bedeutet Besitz und Anspruch.
Nun, wenn einer den einen Fuß auf das Meer, den anderen auf das Festland setzt, heißt das: Die ganze Welt gehört mir. Wer ist dieser Bote, der Anspruch auf die ganze Welt erheben kann?
Weiter wird beschrieben, dass er bekleidet ist mit einer Wolke. Diese Wolke werden wir noch einige Male in der Offenbarung finden, wo die Schechina, die Wolke der Gegenwart Gottes, vorkommt. Weiter wird gesagt, er brüllt wie ein Löwe. Ja, das ist genau das, was in Joel 3 von Gott gesagt wird, dass er – können wir das kurz aufschlagen? Joel 3.
Da geht es genau um die große Drangsalzeit, am Tag des Herrn. Joel 4, Vers 14 bis 16 – könnte jemand lesen? Diejenigen, die nur drei Kapitel haben, haben den gleichen Text. Dort ist es Kapitel 3, Vers 14 bis 16. Lest nochmals jemand?
Jawohl: "Der Tag des Herrn, das ist die große Drangsalzeit. Weiter: Die Sonne und der Mond verziehen sich, und die Sterne der Himmel fallen. Und der Herr brüllt aus Zion und lässt aus dem Unterland seine Stimme erscheinen, und Himmel und Erde erzittern."
Jawohl, und es ist so, dass dieser Ausdruck "Der Herr brüllt aus Zion" das Brüllen ist, das für einen Löwen gebraucht wird. In Offenbarung 5 haben wir doch Jesus Christus bezeichnet gefunden als den Löwen aus dem Stamm Juda. Also all diese Elemente weisen darauf hin, dass diese geheimnisvolle Person – übrigens, das war Offenbarung 5, Vers 5, der Löwe aus dem Stamm Juda – dieser andere Engel ist wirklich der Sohn Gottes, Jesus Christus.
Hier in Offenbarung 10,1-4 wird er uns vorgestellt, nicht als Priester, sondern – wie könnten wir das umschreiben? – als Königsbote, der sich dann geöffnet hat, der Mütter. Ja, er ist der König sogar, nicht nur der Königsbote, sondern der König, der Anspruch auf die ganze Welt erhebt. Und er brüllt als Löwe. Das ist der König.
Jetzt noch eine dritte Stelle, wo dieser andere Engel so beschrieben wird als Person: Offenbarung 18,1. Ja, bitte.
"Und ich sah einen anderen Engel vom Himmel herabkommen, der große Macht hatte, und die Erde wurde durch seine Herrlichkeit erleuchtet. Und er rief mit lauter Stimme: 'Sie ist gefallen, die große Babylon, und ist eine Wohnstatt für Dämonen geworden, ein Gefängnis für jeden unreinen Geist und jeden unreinen Vogel und jeden unreinen und verhassten Tier.'"
Jawohl, also hier wieder dieser andere Engel, aber schon erstaunlich: Von seiner Herrlichkeit, nicht von der Herrlichkeit Gottes, von seiner Herrlichkeit. Diese Herrlichkeit wird die ganze Erde erleuchten. Er bringt Licht in die Dunkelheit und verkündet den endgültigen Untergang dieser gottwidrigen falschen Kirche.
Babylon ist nämlich in der Offenbarung, wie wir später sehen werden, das Gegenstück zur wahren Gemeinde, zur wahren Kirche. Die wahre Kirche ist die Braut des Lammes, das neue Jerusalem, und die falsche Kirche ist die große Babylon, die Hure.
Merken wir: Stadt gegen Stadt, neues Jerusalem gegen Babylon die Große, die Braut des Lammes gegen die Hure – als Kontrast.
Hier wird also der Untergang verkündet. In welchem Charakter erscheint dieser Bote? Nicht königlich, nicht priesterlich, sondern prophetisch. Göttlich sowieso. Aber hier, der den Untergang verkündet – das ist das Prophetenamt.
Ja, und da haben wir also König, Priester und Prophet, wie in unserem bekannten Lied "Welcher Freund ist unser Jesus?" Wie wir von Freunden verlassen sein können, wie wir ins Gebet fliehen – so ist uns Jesus alles: König, Priester und Prophet.
Es ist ja so: Im Alten Testament gibt es drei Ämter, die durch Salbung mit Öl eingesetzt werden konnten – der Hohepriester, die Könige, klar, so wie David gesalbt wurde, und auch die Einsetzung eines Propheten finden wir. Wer wurde durch Öl eingesetzt? Elisa.
Und was heißt Messias? Gesalbter, griechisch Christus, der Gesalbte. Das ist der, der alle diese Ämter – die im Alten Testament eigentlich niemand in einer Person in Israel vereinigen durfte – König, Priester und Prophet, vereinen würde.
König, Priester und Prophet konnte man nicht gleichzeitig sein nach Gottes Gesetz, denn Könige kamen aus dem Stamm Juda und Priester aus dem Stamm Levi. Also gab es Gewaltentrennung. Aber sie waren Hinweise auf den kommenden Gesalbten, den Messias, der einmal in seiner Person alles vereinigen würde: König, Priester und Prophet.
Jeder Gläubige kann sagen: So ist uns Jesus alles – König, Priester und Prophet. Und er kann sagen: In meine Dunkelheit hinein hat der Herr Jesus hineingeleuchtet und gezeigt, dass ich ein verlorener Sünder bin. Er hat als Prophet gewirkt.
Dann hat er mir aber klargemacht, dass er das Opfer dargebracht hat zur Vergebung meiner Schuld. Da haben wir den Priester, der nicht einfach ein Tieropfer gebracht hat, sondern sich selber geopfert hat, wie der Hebräerbrief sagt – als Hoherpriester sich selbst geopfert.
Und seither ist er unser Herr, der uns führt durchs Leben, der König. Das ist alles in seiner Person, eben in Christus, inbegriffen.
Darum, jedes Mal, wenn man in der Bibel über Jesus Christus oder Christus Jesus liest, sollte man sich immer wieder bewusst machen: Christus bedeutet König, Priester und Prophet. Der Prophet, der aufdeckt, der Priester, der von Schuld befreit, der König, der führt, regiert und befiehlt in meinem Leben.
Dann bekommt der Inhalt Tiefe und Bedeutung.
Weitere Erscheinungen des anderen Engels in der Offenbarung
Noch einmal wird dieser andere Engel erwähnt und als Person beschrieben. Das ist in Offenbarung 7. Damals hatte ich dazu nicht viel gesagt, wollte später darauf zurückkommen.
In Offenbarung 7, Vers 2 heißt es: „Und ich sah einen anderen Engel von Sonnenaufgang heraufsteigen, der das Siegel des lebendigen Gottes hatte, und er rief mit lauter Stimme den vier Engeln zu, denen gegeben worden war, der Erde und dem Meer Schaden zuzufügen, und sagte: Schadet nicht der Erde, noch dem Meer, noch den Bäumen, bis wir die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen versiegelt haben.“
Dann hört man die Zahl der Versiegelten: Hundertvierzigtausend Versiegelte aus jedem Stamm der Söhne Israels. Hier erscheint also diese geheimnisvolle Person zum ersten Mal – ein anderer Engel. Er hat das Siegel Gottes und kann den Überrest Israels versiegeln und so für die Not der bevorstehenden Drangsal sichern.
Hier stellt sich zum ersten Mal die Frage: Wer ist denn diese Person? In Kapitel 8 merkt man, dass es ein Priester ist. Später, in Kapitel 10, wird er als König dargestellt. Noch später, in Kapitel 18, erscheint er als Prophet. Wer ist das? Jesus Christus.
Um Verwirrung vorzubeugen, muss ich noch darauf hinweisen: In Offenbarung 14 werden eine ganze Reihe von Engeln mit besonderen Aufgaben erwähnt. In Offenbarung 14, Vers 6 heißt es: „Und ich sah einen anderen Engel inmitten des Himmels fliegen.“ Dann folgt in Vers 8: „Und ein anderer zweiter Engel folgte und sprach.“ Und in Vers 9: „Und ein anderer dritter Engel folgte.“ So werden diese Engel aufgezählt. Es steht auch „ein anderer“, aber hier sind es einfach normale Engel, die nummeriert werden – ein zweiter, dritter und so weiter. Es geht also um wirkliche Engelwesen.
Ganz abgesetzt davon gibt es aber diese vier Stellen mit „dem anderen Engel“, bei denen wir merken: Das ist nicht einfach irgendein Engelwesen, sondern der Engel des Herrn aus dem Alten Testament, der Herr selbst.
Wir haben schon gesehen, dass er den Gebeten Kraft gibt. Nun müssen wir Matthäus 24 aufschlagen. Dort, in der Ölbergrede, hat Jesus den Überrest Israels für diese Zeit vorbereitet. In Vers 14 wird gesagt, dass das Evangelium allen Nationen verkündigt werden wird – nicht allen Menschen, sondern allen Nationen. Das ist bis heute erfüllt worden, bis ins zwanzigste Jahrhundert. Ab Vers 15 ist noch alles in der Zukunft.
Liest jemand Matthäus 24, Vers 15? Ich werde immer wieder unterbrechen und etwas kommentieren: „Wenn ihr dann den Gräuel der Verwüstung stehen seht, von dem durch den Propheten Daniel geredet wurde, an heiliger Stätte – wer es liest, der achte darauf –, dann fliehe auf die Berge, wer in Judäa ist.“
Hier verweist Jesus auf die Stelle im Buch Daniel, Kapitel 9, Vers 27, und am Schluss von Kapitel 12, wo von diesem Gräuel, von diesem Götzenbild gesprochen wird, das der Antichrist im dritten Tempel aufstellen wird. Dadurch wird der kommende dritte Tempel verunreinigt und entweiht, denn der Antichrist wird ein Feind der Tempelbewegung sein.
Dieser Gräuel wird von der Masse in Israel akzeptiert werden, weil sie den Antichristen als Messias aufnehmen werden. Hier wird dieses Götzenbild genannt „der Gräuel der Verwüstung“. Das bedeutet, dass dieser Gräuel eine schreckliche Verwüstung über Israel bringen wird.
Viele prophetische Stellen sprechen davon, dass dann eine Armee von Norden herkommen wird. In Daniel wird dieser als „König des Nordens“ bezeichnet, was Großsyrien meint. In Jesaja ist Assyrien eine Bezeichnung für den Nordirak. Von Norden her wird diese Armee kommen und ganz Israel überrennen.
Mit diesem Überrennen und dieser Katastrophe, bei der zwei Drittel der Juden in Israel umkommen werden, beginnt die große Drangsal. Das wird den ganzen Weltkrieg entfesseln.
Jesus sagt also: Wenn ihr diesen Gräuel der Verwüstung, von dem Daniel geredet hat, auf dem Tempelplatz in Jerusalem seht, dann flieht auf die Berge! Matthäus fügt hinzu: „Wer es liest, der beachte es.“ Die 144.000 nach der Entrückung werden das Neue Testament lesen. In hebräischer Übersetzung ist alles vorbereitet, alles da. Dann wissen sie: „Oh, das ist das Zeichen, jetzt müssen wir auf die Berge fliehen.“
Wer auf dem Dach ist, soll nicht hinabsteigen, um etwas aus seinem Haus zu holen. Wer auf dem Feld ist, soll nicht zurückkehren, um seine Kleider zu holen. Wehe aber den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen!
Das heißt: Sofort fliehen auf die Berge, ohne Zeit zu verlieren. Wenn man auf dem Acker ist, zum Beispiel in einem Kibbuz, dann sofort fliehen! Es wird auch gesagt, dass es besonders schwierig für Schwangere und Säugende ist, in jenen Tagen zu fliehen. Das ist eine schlimme Situation.
Ich habe das damals als Illustration im Golfkrieg 1991 gesehen. Damals griff Saddam Hussein die Kurden an, und sie flüchteten auf die Berge im Norden des Irak – gerade im Winter. Das war eine humanitäre Katastrophe höchsten Grades. Schwangere Frauen und Babys mussten fliehen. Das erinnert an das „Wehe aber den Schwangeren und Säugenden in jenen Tagen.“
Jetzt kommt dazu: Roland bittet, dass eure Flucht nicht im Winter und nicht am Sabbat geschieht. Jesus sagt also dem Überrest, sie sollen beten, dass Gott das Timing so setzt, dass diese Flucht nicht in den Winter fällt und auch nicht an einem Sabbat.
Warum? Dann kann man nicht mehr mit Bussen fliehen, der öffentliche Verkehr ist lahmgelegt. Die Flucht auf die Berge wird dann deutlich erschwert. Heute sind diese Berge hauptsächlich im Westjordanland.
Jesaja 16 macht klar, dass sie dann nach Moab gehen werden. Gott sagt zu Moab: „Nimm meine Flüchtlinge auf und verbirg sie bei dir.“ Moab ist das Gebiet in Jordanien auf der anderen Seite des Toten Meeres. Dort werden sie dann dreieinhalb Jahre versorgt werden.
Es wird ganz praktisch gesagt: Wer auf dem Dach ist, soll nicht mehr ins Haus hinabsteigen, um Sachen zu holen – weder die Tasche noch die Kreditkarte. Keine Zeit verlieren, sofort fliehen! Keine Minute darf vergeudet werden.
Natürlich sitzen wir heute nicht einfach auf dem Dach, aber in der Altstadt Jerusalems kann man über die Dächer steigen und hat dort eine wunderbare Aussicht. Jesus spricht hier von der Zukunft, aber es passt auch auf die heutige Zeit: Wer auf dem Dach ist, soll sofort runter und nichts mehr im Haus suchen, sondern verschwinden.
Weiter, Roland: „Denn dann wird eine große Drangsal sein, wie von Anfang der Welt an bis jetzt keine gewesen ist und auch keine mehr kommen wird. Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden. Aber um der Auserwählten willen sollen jene Tage verkürzt werden.“
Gott hat diese Zeit der Drangsal genau auf 1260 Tage festgelegt. Das werden wir noch später beim Studieren der Offenbarung sehen. Diese Zeit ist kürzer als der Zweite Weltkrieg.
Der Herr sagt hier, wenn Gott diese Zeit nicht verkürzt hätte, würde kein Fleisch gerettet werden. Er sagt nicht „keine Seele“, sondern „kein Fleisch“. Das heißt, kein Mensch würde überleben, die Menschheit würde ausgelöscht werden.
Früher war das schwer zu verstehen, heute wissen wir, dass das kein Problem ist. Die Waffen sind da, um die Menschheit viele Male auszulöschen – zweimal, dreimal, viermal, fünfmal und noch mehr.
Der Herr sagt also, Gott wird das verhindern, aber dazu muss die Zeit begrenzt sein. Und um der Auserwählten willen – damit sind die Auserwählten aus Israel gemeint – hat Gott diese Zeit verkürzt.
Die Fürbitte Jesu Christi als hoher Priester im Himmel
Und jetzt kommen wir zurück zur Offenbarung 8. Hier sehen wir, wie alles zusammenpasst: Das siebte Siegel wird geöffnet, und es gibt eine Ruhe vor dem Sturm.
Aus Matthäus 24 erkennen wir die Wichtigkeit des Gebets. Die Gläubigen sollen im Blick auf die Drangsal beten, dass diese nicht am Sabbat oder im Winter geschieht. Sie beten auch darum, dass der Herr sie durch diese schwere Zeit trägt. Dabei wissen sie, dass der Herr Jesus der hohe Priester im Himmel ist.
Der Hebräerbrief nennt den Herrn Jesus zehnmal hohen Priester. Es wird auch gesagt, dass er sich in der Fürbitte für die Gläubigen einsetzt – nicht nur jetzt, sondern auch für die Zukunft. Das können wir sehr schön auf das übertragen, was wir heute erleben.
Liest jemand aus Hebräer 7, Vers 27? Vielleicht schon Vers 25? Genau:
„Daher kann er auch völlig erretten, die sich durch ihn Gott nahen, weil er immer lebt, um sich für sie zu verwenden. Denn ein solcher hoher Priester geziemte sich auch für uns: heilig, sündlos, unbefleckt, abgesondert von den Sündern und höher als die Himmel geworden.“
Jawohl, genau das. Der Herr Jesus wird hier als hoher Priester im Himmel vorgestellt. Von ihm heißt es, dass er alle Zeit lebt, um sich für die Gläubigen zu verwenden.
Was heißt das, für sie zu verwenden? Das heißt, sie zu vertreten oder für sie zu bitten. Der Herr Jesus ist im Himmel und betet für die Gläubigen, damit sie das Ziel erreichen. Dabei geht es hier nicht um das Gebet für Ungläubige. Es steht hier: „Er vermag diejenigen auch völlig zu erretten, die durch ihn Gott nahen.“ Das sind Gläubige. Sie nähern sich durch ihn Gott an. Das ist in der Gegenwart eine gewohnheitsmäßige Handlung. Sie kommen zu Gott durch ihn – das sind wahre Gläubige.
Er vermag sie zu retten, das heißt aus allen Gefahren, auch vor der Gefahr, vom Glauben abzufallen. Ich weiß, es gibt Leute, die haben Angst. Sie wissen, dass sie echte gläubige Kinder Gottes sind, aber sie fürchten, vielleicht könnten sie später auf Abwege kommen und dann ihr Heil verlieren.
Hier wird aber gerade gesagt, dass der Herr Jesus als Hoherpriester für die wahren Gläubigen, die durch ihn Gott nahen, betet und sie vertritt. Er vermag sie völlig zu erretten, aus allen Gefahren heraus und bis ans Ziel zu bringen.
Das ist das Wunderbare: Er gibt die Garantie, dass ein wirklich Bekehrter auch das Ziel erreichen wird. Es ist vollkommen falsch, wenn jemand als wahrer Gläubiger Angst hat, vielleicht komme ich am Schluss doch in die Verdammnis.
Das ist ein Widerspruch und verunehrt Jesus Christus. Er ist der Hohepriester, der durch seine vollkommenen Fürbitten – das wohlriechende Räucherwerk, von dem die Offenbarung 8 spricht – alle seine Gebete wirkungsvoll und gottwohlgefällig macht. So bringt er uns ans Ziel.
Was für uns wahr ist, wird auch für den Überrest gelten. Der Herr Jesus wird sich für sie vor Gottes Thron einsetzen. Sie werden durch die ganze Not der Drangsal hindurchkommen, ohne Angst haben zu müssen, dass sie das Ziel nicht erreichen, weil die Versuchung zu groß ist.
Nein, er bringt die wahren Gläubigen, die Versiegelten, durch. Die Gläubigen, die heute mit dem Heiligen Geist versiegelt sind, nach Epheser 1,13-14, werden durch die Bekehrung versiegelt und ans Ziel gebracht. Das ist so ermutigend.
Jetzt sehen wir auch, wie prophetische Texte, die zwar von der Zukunft reden, immer auch eine Bedeutung für uns haben. Wenn man sie liest, muss man natürlich zuerst wissen, worauf sich das Siegel bezieht. Es ist noch nicht jetzt, sondern zukünftig. Was bedeutet das Räucherwerk? Aber danach müssen wir uns fragen: Was bedeutet das für uns?
Schon heute haben wir diesen Fürbitter im Himmel.
Dann liest man vielleicht Johannes 17 ganz anders. Dort sehen wir, wie der Sohn Gottes vor dem Vater für die Gläubigen bittet und ihm wieder sagt: „Ich bitte nicht für die Welt, ich bitte für die, welche du mir gegeben hast.“ Er betet ganz anders als wir.
In Vers 24 sagt er: „Vater, ich will.“ Oh, ich hoffe, keiner von uns betet so: „Vater, ich will.“ Kinder sagen manchmal „Ich will“, aber so bittet man nicht. Wir können in unserer Familie sagen, wir haben kein Willi. So bittet man nicht.
Aber Jesus, der Sohn Gottes, kann beten: „Vater, ich will, dass die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir seien, auf dass sie meine Herrlichkeit schauen usw.“
Dort finden wir auch etwas von diesem Wohlgeruch, eben von seinen Gebeten. Und da haben wir die feste Basis, um ohne Angst bis ans Ziel zu kommen.
Er bringt uns ans Ziel. Wenn das Heil von uns abhängen würde, wäre das eine Katastrophe. Dann stünden wir nicht auf dem Felsen. Glücklicherweise ist Jesus Christus der Fels, das feste Fundament unseres Glaubens.
Die Wirkung des goldenen Rauchfasses und die Bedeutung der Posaunen
Und dann sehen wir, was mit dem goldenen Räucherfass geschieht: Es wird mit den Kohlen des Altars, des Brandopferaltars, gefüllt und auf die Erde geworfen. Für die Erde wird das ein Fluch. Es folgen Stimmen, Donner, Blitze und Erdbeben.
Wir merken, wie plötzlich all diese Tempelgeräte, die eigentlich als Segen gedacht sind, für die Welt wieder zum Fluch werden. Für die wahren Gläubigen hingegen ist das goldene Räucherfass ein Segen.
So ist es in der ganzen Offenbarung: Man spricht eigentlich von Erlösung, vom Altar und den Kohlen. Es geht um das stellvertretende Opfer, durch das wir gerettet werden. Doch hier werden die Kohlen des Altars zum Fluch für die Welt. Mit dem Räucherfass werden die Kohlen auf die Erde geworfen, es gibt Erdbeben.
Zum Schluss wollen wir uns beim nächsten Mal die sieben Posaunen anschauen. Dabei stellt sich die Frage: Muss man an die sieben Schofarhörner von Jericho denken, die geblasen wurden, sodass Jericho zusammenfiel? Oder muss man an die silbernen Posaunen aus 4. Mose 10 denken? Man muss an die silbernen Posaunen denken.
Nur andeutungsweise zum Schluss: Im Tempeldienst in Jerusalem bis zum Jahr 70 wurden an allen normalen Opfertagen zu sieben Gelegenheiten die silbernen Posaunen geblasen, gemäß 4. Mose 10, in Verbindung mit den Opfern. Die sieben Posaunen waren also eine bekannte Sache im Tempel.
Johannes war mit dem Tempel vertraut und kannte sogar den Hohenpriester persönlich. Er hatte eine besondere Beziehung zum Priesterhaus und verstand all diese Symbole. Für ihn war alles klar, wenn er die sieben Posaunen sah: Das waren die sieben Posaunen, die täglich im Tempel in Verbindung mit dem vergebungsbringenden Opfer geblasen wurden.
Doch hier in der Offenbarung werden diese sieben silbernen Posaunen zum Fluch. Die Gerichte kommen wie Schläge über die Erde.
Was lehrt uns das? Wenn ein Mensch Gottes Angebot zur Vergebung und Versöhnung durch das Opfer des Herrn Jesus ablehnt, gibt es keinen anderen Weg mehr. Das ist der einzige Weg. Dann bleibt nur noch das Gericht. Was eigentlich zu unserem Segen gedacht war, wird zu unserem Fluch.
In der Offenbarung wird eine Welt gezeigt, die das Evangelium verworfen hat. Für sie bleibt nur noch der Fluch. Für uns aber, wenn wir von den Posaunen lesen, denken wir sofort an den wunderbaren Gottesdienst zur Ehre Gottes. Es geht um das Opfer des Herrn Jesus. Für uns hat das alles mit Segen zu tun, für die Welt mit Fluch.
Herr Jesus, wir danken dir, dass wir dein Wort haben, das so reich und wunderbar ist. Wir dürfen über diese Zusammenhänge staunen und werden nie damit fertig. Es gibt uns einen Vorgeschmack auf die Zukunft und die himmlische Herrlichkeit mit dir.
Danke, dass wir sehen dürfen, dass du das letzte Wort über diese Welt sprechen wirst. Du hast das Recht über die ganze Erde. Du wirst als Letzter hier auf der Erde stehen und das letzte Urteil sprechen.
Herr Jesus, danke, dass wir dich als unseren großen, hohen Priester sehen durften, der Mitleid und Mitgefühl mit uns hat, der für uns betet und die Garantie ist, dass wir als Gläubige wirklich zum Ziel kommen – nicht wegen unserer Treue, sondern wegen deiner Treue. Amen.
