Guten Morgen, ich möchte alle ganz herzlich begrüßen. Unser Morgenthema ist Israel und die Religion der Kananiter. Im Prinzip ist das eine Weiterführung der Bibelstudientag-Themen, die ich bereits bei Herznacht über die Religion der Sumerer behandelt habe.
Dort haben wir gesehen, wie die Geschichte Abrahams in einem ganz neuen Licht erscheint, wenn man diese Religion kennt. Denn viele Anspielungen in der Abrahamsgeschichte beziehen sich auf diese Religion. Außerdem haben wir uns schon mit der Religion der alten Ägypter beschäftigt. Auch hier wurde deutlich, wie die gesamte Geschichte Israels in Ägypten und später im Land viel verständlicher wird, wenn man den Hintergrund dieser Religion kennt.
Israel war in seiner Geschichte mit einer ganzen Reihe von Religionen konfrontiert – nicht nur mit der sumerischen und der ägyptischen, sondern unter anderem, und ganz besonders, mit der Religion der Kananiter.
Die Kananiter sind die Ureinwohner des verheißenden Landes, das später Israel unter Josua geerbt hat. Die Kananiter – oder, auf Deutsch, „Kananäer“ – sind im engeren Sinn die Ureinwohner der Küstengebiete Syriens, Libanons und Israels. Im weiteren Sinn spricht man von den Kananitern auch als von den Bewohnern der Küstengebiete Syriens, Libanons, Israels sowie des Binnenlandes.
Herkunft und Verbreitung der Kananiter
Aber woher kommen eigentlich diese Kanaaniter? In 1. Mose 10, der sogenannten Völkertafel, finden wir ganz genaue Angaben dazu. Die Völkertafel ist etwas ganz Besonderes und hat keine Parallele in der alten Welt. Dort werden die drei Söhne Noahs nach der Flut verzeichnet, ebenso ihre Nachkommen. Insgesamt finden sich dort siebzig Namen, aus denen sich die gesamte Weltbevölkerung herleitet.
In 1. Mose 10, Vers 6 lesen wir: „Und die Söhne Hams: Kusch, Mitzraim, Put und Kanaan.“ Kusch bedeutet übrigens „Schwarz“ und ist später in der Bibel der Name für Sudan, Äthiopien und Eritrea, also das Gebiet südlich von Ägypten, Schwarzafrika. Von Kusch stammen die Schwarzen ab.
Dann folgt Mitzraim, der später in der Bibel der normale Name für Ägypten ist. Von Mitzraim stammen die alten Ägypter ab. Danach haben wir Put und Kanaan. Kanaan war ein Sohn Hams, und von ihm stammen später die Kanaaniter ab.
Ich lese noch einmal 1. Mose 10, Vers 15: „Und Kanaan zeugte Zidon.“ Von hier kommt auch der Name der Stadt Sidon im Libanon, seinen Erstgeborenen, sowie Heth, den Jebusiter, den Amoriter, den Girgasiter, den Hewiter, den Arkiter, den Siniter, den Arvaditer, den Semariter und den Hamatiter.
Später zerstreuten sich die Familien der Kanaaniter. Das Gebiet der Kanaaniter erstreckte sich von Sidon bis Gaza, von Sodom und Gomorra über Adama und Zeboim bis Lescha. Das sind die Söhne Hams nach ihren Familien, nach ihren Sprachen, in ihren Ländern und Nationen.
Es handelt sich also um ein Volk hamitischen Ursprungs, das sich später in zahlreiche Stämme aufteilte, von denen wir hier gelesen haben.
Abkehr vom wahren Gott und Entstehung der heidnischen Religion
Was wissen wir über deren Religion? Kanaan, als Sohn Hams, kannte noch den einen wahren Gott, den Gott seines Großvaters Noah, der ihn so wunderbar errettet hatte.
Doch die Nachkommen Kanaans verließen den allein wahren Gott und gründeten eine eigene Religion. Diese Entwicklung entspricht genau dem, was im Römerbrief Kapitel 1 eindrücklich beschrieben wird – die Entstehung der heidnischen Religionen.
Römer 1,18-32: Denn Gottes Zorn wird vom Himmel her offenbart über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit zurückhalten. Denn das, was von Gott erkennbar ist, ist unter ihnen offenbar, denn Gott hat es ihnen geoffenbart. Das Unsichtbare von ihm, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird seit Erschaffung der Welt in den Geschöpfen wahrgenommen. So sind sie ohne Entschuldigung. Obwohl sie Gott kannten, verherrlichten sie ihn nicht als Gott und brachten ihm keinen Dank dar. Stattdessen verfielen sie in törichte Überlegungen, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert.
Indem sie sich für Weise hielten, wurden sie zu Narren. Sie tauschten die Herrlichkeit des unverweslichen Gottes gegen das Bild eines verweslichen Menschen, von Vögeln, vierfüßigen und kriechenden Tieren ein. Darum überließ Gott sie den Begierden ihres Herzens, sodass sie ihre Leiber in Unreinheit untereinander schändeten. Sie tauschten die Wahrheit Gottes gegen Lüge und verehrten das Geschöpf mehr als den Schöpfer, der gepriesen wird in Ewigkeit.
Deshalb übergab Gott sie schändlichen Leidenschaften: Die Frauen tauschten den natürlichen Verkehr gegen den unnatürlichen ein; ebenso verließen die Männer den natürlichen Verkehr mit Frauen und entbrannten in Begierde zueinander, indem sie Männer mit Männern Schande trieben und den gebührenden Lohn ihrer Verirrung an sich selbst empfingen.
Bis zu diesem Punkt wirft der Römerbrief den Heidenvölkern vor, dass sie die Wahrheit erkannt und den Schöpfergott gekannt haben, sich aber von ihm abgewandt haben. So war es auch bei den Nachkommen Kanaans: Sie wandten sich vom wahren Gott ab und begannen, die Natur anstatt den Schöpfer zu verehren.
Quellen zur Religion der Kananiter
Nun, was wissen wir über die Religion der Kanaaniter?
Wir erfahren natürlich sehr viel aus dem Alten Testament. Doch bereits in früheren Jahrhunderten gab es auch außerbiblische Informationen. Hier auf dem Blatt sind die vier letzten Punkte aufgeführt: alte antike Schreiber wie Lukian von Samosata (120 bis 180 nach Christus). Er schrieb über die Religion und den Glauben der Kanaaniter. Dann gibt es auch Philo von Byblos (64–141 nach Christus), der sich dabei auf einen kanaanäischen Priester und dessen Informationen beruft. Weiterhin Plutarch von Chaeroneia (46–120 nach Christus) und schließlich den Philosophen Damaskios von Damaskus (458–533 nach Christus).
Diese Informationen stammen alle aus einer sehr späten Zeit. Deshalb war es lange Zeit schwierig, ob man von diesen Angaben wirklich zuverlässige Rückschlüsse auf den Glauben der Kanaaniter zur Zeit der Landnahme und Josuas ziehen kann.
Das hat sich im 20. Jahrhundert deutlich verändert.
Punkt zwei bei den Quellen sind die Keilschrifttexte von Ugarit (Ras Schamra). Um 1930 wurden in Nordsyrien, in Ras Schamra, Hunderte von Keilschrifttafeln entdeckt. Man konnte sie entziffern, und was kam heraus?
Diese Keilschrifttafeln sind in einer bis dahin unbekannten Sprache geschrieben – Ugaritisch. Diese Sprache ist jedoch mit dem Hebräischen verwandt, sogar recht eng. Dort fand man viele Mythen über Baal und die verschiedenen kanaanäischen Götter.
Das Interessante daran: Diese Texte stammen aus dem zweiten Jahrtausend vor Christus. Damit haben wir wirklich Informationen aus der biblischen Zeit selbst, die den Glauben der Kanaaniter betreffen. Diese Informationen sind sehr, sehr nützlich, um viele Dinge in der Bibel vor diesem Hintergrund besser zu verstehen. Denn wir werden sehen, dass viele Geschichten in der Bibel gerade Anspielungen auf das Denken der Kanaaniter sind.
Dann kamen auch die Entdeckungen am Ende des 19. Jahrhunderts: die Tafeln von Tell el-Amarna. Das sind Keilschrifttafeln, die man in Ägypten entdeckt hat, eben in Tell el-Amarna. Dabei handelt es sich um Briefe, die kanaanäische Könige aus Kanaan an den Pharao in Ägypten geschickt haben.
Diese originalen Briefe aus dem zweiten Jahrtausend vor Christus geben uns ebenfalls viele Informationen über die Geschichte und das Denken der Kanaaniter.
Israel im Spannungsfeld der kanaanitischen Religion
Nun wollen wir Israel im Verhältnis zur Religion Kanaans betrachten. Die Geschichte Israels als Volk beginnt mit dem Auszug aus Ägypten, sechzehnhundertsechs vor Christus, nach biblischer Chronologie.
Die Israeliten waren ein Sklavenvolk im Nil-Delta. Sie arbeiteten als Bauleute, mussten die Städte Pitom und Ramses errichten und waren Viehzüchter. Nach dem Auszug aus Ägypten lebte Israel vierzig Jahre in der Wüste, im Sinai, wo sie ebenfalls als Viehzüchter lebten.
Ihr Leben wurde durch das Gesetz Mose völlig neu geordnet. Dieses Gesetz wurde ihnen am Sinai, am Berg Horeb, gegeben (2. Mose 19 und folgende). Ganz am Anfang gab Gott ihnen als Zusammenfassung des Gesetzes die Zehn Gebote. Diese sind besonders wichtig im Verhältnis zu anderen Religionen.
Wir lesen aus 2. Mose 20, das erste und das zweite Gebot:
„Und Gott redete alle diese Worte und sprach: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich herausgeführt hat aus dem Land Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Du sollst dir kein geschnitztes Bild machen, noch irgendein Gleichnis dessen, was oben im Himmel, was unten auf der Erde ist und was in den Wassern unter der Erde ist. Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen und ihnen nicht dienen, denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern, am dritten und vierten Glied, der, die mich hassen, und der Güte erweist auf Tausende hin an denen, die mich lieben und meine Gebote beobachten.“
Die Zehn Gebote sind nichts anderes als die schärfste Kritik an allen anderen Religionen der Welt. Das ist im Grunde genommen ein gewaltiges Ärgernis in unserer heutigen Gesellschaft, die multikulturell geprägt ist und in der es keine absolute Wahrheit gibt. Dort sollen alle Religionen in wunderbarer Toleranz zusammenleben können. So wird es uns auch in den Medien dargestellt.
Man darf natürlich nicht als Vertreter einer Religion sagen, dass andere Religionen falsch sind. Doch die Zehn Gebote betonen: „Ich bin der Herr, dein Gott, keine anderen Götter neben mir.“ Das verurteilt alle anderen Religionen und stellt den Glauben an den Gott Israels als den allein wahren Glauben dar.
Weiter ist es eine Kritik an all den Statuen und Bildern, die in den Religionen weltweit Verwendung finden. Das zweite Gebot verbietet jegliche Verehrung von Bildern.
Gott gab Israel auch Anweisungen, einen Tempel zu bauen. Zuerst war es die Stiftshütte, dann der Tempel Salomos in Jerusalem. Der Tempel sollte Zeugnis für den einen wahren Gott sein.
Diesen Aufruf zum Tempelbau finden wir in 2. Mose 25,8: „Sie sollen mir ein Heiligtum bauen, damit ich in ihrer Mitte wohne.“
In 5. Mose 12,13-14 steht die Anweisung, dass im verheißenden Land Israel nur ein Ort der Anbetung und der Opfer existieren soll. Es gibt nur einen wahren Gott.
Übergang von Viehzucht zu Ackerbau und die Gefahr der Fruchtbarkeitskulte
Nun war Israel nach der Trennung von der ägyptischen Religion in der Wüste auf die Konfrontation mit einer neuen Religion im Land vorbereitet – der Religion der Kanaaniter. Dieser Übergang von der Zeit der Viehzucht hin zum Leben im Land, in dem sie nicht nur Viehzüchter sein sollten, sondern auch Agrarwirtschaft betreiben mussten, war ein sehr kritischer Schritt.
Auf dem Blatt „Unter Einzug in das verheißene Land“ habe ich geschrieben: Übergang von der Viehzucht zur Kombination aus Agrarwirtschaft im fruchtbaren Teil des verheißene Landes und Viehzucht in der Wüste Judäa, im Negev und im Jordantal. Ich muss das vielleicht erklären, zum Beispiel Galiläa und die Scharon-Ebene am Mittelmeer. Das sind die ganz fruchtbaren Gebiete Israels. Diese waren von Gott speziell für den Ackerbau vorgesehen.
Die jüdische Wüste war zur Zeit, als die Israeliten ins Land kamen, keine tote Wüste. Im Hebräischen gibt es verschiedene Wörter für Wüsten. Eine tote Wüste, ein verdorrtes Land, heißt in der Bibel Ziyah. Die Wüste Judäa hingegen heißt Mitbar und bedeutet eigentlich ein Ort, an dem man Kleinvieh aufzieht. Mitbar kommt von der Wurzel Hidwir, was Zucht oder Fütterung von Kleinvieh bedeutet.
Die jüdische Wüste blüht in der Regenzeit von Herbst bis Frühjahr richtig auf. Sie ist ein idealer Ort, um Schafe und Ziegen grasen zu lassen. Da das Land Israel in fruchtbares Ackerland und Wüste, geeignet für Kleinviehzucht, aufgeteilt ist, konnte man strikt zwischen Viehzucht und Ackerbau unterscheiden. Das ist im Nahen Osten sehr wichtig.
Warum? In den Mittelmeerländern stellt die Bodendegradation, also die Verschlechterung und Verwüstung des Bodens, eine große Gefahr dar. Schafe fressen das Gras ab, Ziegen noch schlimmer, denn sie beißen die Grasnarbe sehr tief ab. Dadurch kann fruchtbares Land in kürzester Zeit zur Wüste werden. Deshalb musste man im Land Israel strikt zwischen diesen Bereichen trennen. So konnte das fruchtbare Land fruchtbar bleiben, und die Wüste war ideal für die Zucht von Schafen und Ziegen.
Das erklärt auch den Ausdruck, wenn Gott zu Mose in 2. Mose 3 sagt, dass er sie in ein Land bringen wird, das von Milch und Honig fließt. Die jüdische Wüste fließt von Milch – von der Milch der Schafe und Ziegen. Das Ackerland hingegen fließt von Honig. Dwasch ist nicht nur Bienenhonig, sondern auch Honig aus Früchten wie Datteln, den man künstlich herstellt. So ist das Ackerland das Land des Honigs, und die Wüste das Land der Milch.
Israel musste also von Ägypten und der Wüstenwanderung her einen Übergang schaffen: Aus Viehzüchtern sollten auch Ackerbauern werden. Dabei bestand die große Gefahr, dass sie durch die kanaanitischen Fruchtbarkeitskulte verführt würden.
Die Kanaaniter hatten ständig Angst vor Missernten – und das mit gutem Grund. Denn das Land Israel ist völlig abhängig vom Regen. Der Regen soll nach biblischer Zeitrechnung ab Herbst, nach dem Laubhüttenfest, einsetzen. Wenn er nicht kommt oder der Spätregen am Ende der Regenzeit im Frühjahr ausbleibt, droht Hungersnot.
Die Kanaaniter sagten sich: Wir machen Rituale, Baalsrituale, mit dem Fruchtbarkeitsgott Baal, um die kommenden Ernten zu sichern. Israel kam aus Ägypten, wo man kaum vom Regen abhängig war. In Ägypten regnet es sehr wenig, und die Fruchtbarkeit wird durch den Nil gesichert. Dieser bringt Wasser aus Schwarzafrika, wo es regnet, auch wenn im Nahen Osten Trockenheit herrscht.
Nun mussten die Israeliten abhängig werden vom Regen im Land Kanaan. Das erforderte Vertrauen auf Gott. So standen sie immer in der Gefahr, doch auf die Rituale der Kanaaniter zurückzugreifen, um Hungersnot zu vermeiden.
Mose hat dies in seiner Abschiedsrede am Ende der Wüstenwanderung eindrücklich dargelegt. In 5. Mose 7 heißt es:
„Wenn der Herr, dein Gott, dich in das Land bringt, wohin du kommst, um es in Besitz zu nehmen, und viele Nationen vor dir hinaustreibt – die Hetiter, Girgasiter, Amoriter, Kanaaniter, Perisiter, Hewiter und Jebusiter –, sieben Nationen, größer und stärker als du –, und der Herr, dein Gott, gibt sie vor dir dahin und du schlägst sie, so sollst du sie ganz und gar vertilgen. Du sollst keinen Bund mit ihnen machen, noch Gnade gegen sie üben, und du sollst dich nicht mit ihnen verschwägern. Deine Tochter sollst du nicht deinem Sohn geben und deine Tochter sollst du nicht für deinen Sohn nehmen, denn sie würden deine Söhne von mir abwendig machen, dass sie anderen Göttern dienen. Dann würde der Zorn des Herrn über euch entbrennen, und er würde euch schnell vertilgen.“
Weiter heißt es:
„So sollt ihr ihnen tun: ihre Altäre sollt ihr niederreißen, ihre Bildsäulen zerbrechen, ihre Ascherim umhauen und ihre geschnitzten Bilder mit Feuer verbrennen. Denn du bist ein heiliges Volk dem Herrn, deinem Gott. Dich hat der Herr, dein Gott, erwählt, ihm zum Volk des Eigentums zu sein aus allen Völkern, die auf der Erde sind.“
Hier wird vor der Gefahr des Eindringens der kanaanitischen Religion gewarnt. Es gibt zwei Sicherheitsmaßnahmen:
Erstens dürfen keine Mischehen mit diesen Götzendienern geschlossen werden. Israeliten, die an den allein wahren Gott glauben, dürfen sich nicht durch Heirat mit Götzendienern verbinden.
Neutestamentlich entspricht dies dem Gebot in 2. Korinther 6,14:
„Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen. Denn welche Gemeinschaft haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit, oder welche Verbindung Licht mit Finsternis? Welche Übereinstimmung hat Christus mit Belial, oder welches Teil hat ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Und welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Tempel Gottes und Götzen?“
Das ungleiche Joch ist eine Anspielung auf das Gebot im Alten Testament, dass man nicht zwei verschiedene Tiere zusammenjochen durfte. Pflügen mit einem Esel und einem Rind war verboten, weil die Tiere unterschiedliche Schritte haben. Man durfte nur Tiere derselben Art zusammenjochen.
Paulus erklärt, dass dies einen geistlichen Sinn hat: Gläubige dürfen nicht mit Ungläubigen zusammengejocht sein. Das bezieht sich besonders auf die Ehe, die das engste Zweiergespann ist. Es betrifft fast alle Lebensbereiche.
Daher wird eindrücklich geboten – nicht nur empfohlen: „Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen!“ Das ist ein biblisches Gebot. Ein Gläubiger darf keine Ehe mit einer Ungläubigen eingehen.
Der Grund ist, dass der Ungläubige einen Einfluss auf den gläubigen Partner ausübt und ihn von Gott wegziehen kann.
Zweitens sollten alle Überreste der kanaanitischen Religion vollständig vernichtet werden. Sie durften nicht als Museumsexponate erhalten bleiben, sondern mussten total zerstört werden, damit niemand auf die Idee kommt, solche Rituale nachzumachen.
Die Gefahr bestand also in der Verführung durch kanaanitische Fruchtbarkeitskulte, die darauf abzielten, die Fruchtbarkeit des Bodens jährlich neu zu sichern.
Niedergang der Israelitischen Treue und die Folgen
Im Buch Josua sehen wir eine teilweise Ausrottung der kanaanitischen Kultur und des Götzendienstes. Doch bereits im Buch der Richter, das auf Josua folgt, wird gezeigt, wie es kurz nach dem Tod Josuas zu einem Niedergang kam. Israel wird durch Götzendienst verführt.
Der Fall geschieht also bereits in Richter 2,11: „Und die Kinder Israel taten, was böse war in den Augen des Herrn, und dienten den Ba'alin, also den Balen. Wir werden noch sehen, wer oder was dieser Baal ist. Sie verließen den Herrn, den Gott ihrer Väter, der sie aus dem Land Ägypten herausgeführt hatte, und gingen anderen Göttern nach, den Göttern der Völker, die rings um sie her waren. Sie warfen sich vor ihnen nieder und reizten den Herrn. Sie verließen den Herrn und dienten dem Baal und dem Astaroth. Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Israel und ergab sie in die Hand von Plünderern.“
In Kapitel 3, Vers 5 lesen wir: „Und die Kinder Israel wohnten inmitten der Kanaaniter, der Hethiter, der Amoriter, der Perisiter, der Hewiter und der Jebusiter. Sie nahmen sich deren Töchter zu Frauen und gaben ihre Töchter deren Söhnen und dienten ihren Göttern. Die Kinder Israel taten, was böse war in den Augen des Herrn und vergaßen den Herrn, ihren Gott. Sie dienten den Baalim und den Ascherot. Da entbrannte der Zorn des Herrn wieder über Israel und verkaufte sie in die Hand Kuschan-Rischer-Taims, des Königs von Mesopotamien.“
Dann folgt die erste Richtergeschichte. Sehr schnell wurde diese Religion tatsächlich zu einem Fallstrick. Doch Gott half Israel wieder durch die Richter.
Später sehen wir erneut, wie Salomo speziell durch die kanaanitische Religion zu Fall kommt. König Salomo war ein gottesfürchtiger König, doch er missachtete Gottes Gebote. Er heiratete viele Frauen, nicht nur Israelitinnen, sondern vor allem heidnische Frauen. Das wurde für ihn zum Verhängnis.
In 1. Könige 11 heißt es: „Der König Salomo liebte viele fremde Frauen, und zwar neben der Tochter des Pharao moabitische, ammonitische, edomitische, zidonische – also von der Kanaaniterstadt Zidon im Libanon –, hetitische, von den Nationen, von welchen der Herr zu den Kindern Israel gesagt hatte: ‚Ihr sollt nicht unter sie kommen, und sie sollen nicht unter euch kommen; gewiss, sie würden euer Herz neigen ihren Göttern nach.‘ An diesen hing Salomo mit Liebe, und er hatte an Frauen siebenhundert Fürstinnen und dreihundert Nebenfrauen.“
Nebenfrauen waren richtige Frauen, jedoch ohne Erbrecht. Es handelte sich also um eine erbrechtliche Unterscheidung zwischen Frau und Nebenfrau.
Weiter heißt es: „Und seine Frauen neigten sein Herz. Und es geschah zur Zeit, als Salomo alt war – wir sehen, Alter schützt nicht vor Torheit –, da neigten seine Frauen sein Herz anderen Göttern nach. Sein Herz war nicht ungeteilt mit dem Herrn, seinem Gott, wie das Herz seines Vaters David. Salomo wandelte der Astoret nach – von der werden wir noch hören, was das für eine Göttin war –, der Gottheit der Zidonier, und dem Milkom, dem Gräuel der Ammoniter. Salomo tat, was böse war in den Augen des Herrn, und er folgte dem Herrn nicht völlig nach wie sein Vater David.“
Damals baute Salomo eine Höhe dem Kamosch, dem Gräuel der Moabiter, auf dem Berg, der östlich von Jerusalem liegt – dem Ölberg. Dort hatte er eine Götzenstätte errichtet, ebenso dem Moloch, dem Gräuel der Kinder Ammon. Er tat dies für alle seine fremden Frauen, die ihren Göttern räucherten und opferten.
Da erzürnte der Herr gegen Salomo, weil er sein Herz von dem Herrn, dem Gott Israels, abgewandt hatte.
Wenn wir in der Geschichte weitergehen, sehen wir einen besonderen Höhepunkt: einen totalen Einbruch der kanaanitischen Religion im 10. und 9. Jahrhundert vor Christus, unter König Ahab.
Dazu lesen wir in 1. Könige 16,30: „Ahab, der Sohn Omris, tat, was böse war in den Augen des Herrn, mehr als alle, die vor ihm gewesen waren. Es war ihm nicht genug, in den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, zu wandeln. Er nahm Isebel, die Tochter Edbaals, des Königs der Zidonier, zur Frau. Er ging hin und diente dem Baal und beugte sich vor ihm nieder. Er errichtete dem Baal einen Altar im Hause des Baal, das er zu Samaria gebaut hatte. Auch machte Ahab die Aschera. Ahab tat mehr, um den Herrn, den Gott Israels, zu reizen, als alle Könige von Israel, die vor ihm gewesen waren.“
Durch Ahab und seine Heirat mit der Tochter eines kanaanitischen Hohenpriesters, Isebel, wurde die Religion der Kanaaniter als Hauptreligion im Nordreich Israel eingeführt. Es kam dort zu einem totalen Abfall vom wahren Gott.
In dieser Zeit sandte Gott die Propheten Elija und Elisa. Die Geschichten von Elija und Elisa richten sich im Detail gegen den Baalskult und die Religion der Kanaaniter.
Das war offensichtlich noch nicht schlimm genug. Joschafat, der gottesfürchtige König im Süden zur Zeit Ahabs, willigte ein, dass es zu einer Verschwägerung der beiden Königshäuser kam. Das heißt, eine Tochter von Isebel und Ahab heiratete einen Sohn Joschafats. So wurde die kanaanitische Religion auch in das Reich Juda hineingebracht, unter den Königen Joram und Ahasja.
Sogar Atalja, eine Tochter von Isebel, schaffte es, Königin im Südreich zu werden. Sie war tief verwurzelt in der kanaanitischen Religion und brachte so eine totale Verführung auch im Südreich.
Diese Verehrung kanaanitischer Götter blieb im Südreich bestehen, bis es schließlich 586 v. Chr. zum Untergang kam. Das Südreich wurde vernichtet.
Das Nordreich wurde wegen des Götzendienstes – und zwar des Götzendienstes der kanaanitischen Religion – endgültig vernichtet, als die Assyrer 722 v. Chr. dieses Reich zerschlugen.
So sehen wir hier Gottes Urteil über diese Religion. Von Religionstoleranz keine Spur – sie brachte den Untergang ganz Israels.
Die Götterwelt der Kananiter – El als Hauptgott
Jetzt kommen wir zu dem Thema „Die Götterwelt“. Dabei schauen wir uns den Hauptgott der Kanaaniter an, der El hieß. El ist das Wort, das man aus der Bibel als Bezeichnung für Gott kennt.
Es gibt drei Wörter, die im Hebräischen ganz normale Ausdrücke für Gott sind: Eloah, das besonders oft im Buch Hiob vorkommt; Elohim, der üblichste und allgemeinste Name für Gott, der über zweitausendmal in der Bibel verwendet wird; und dann El.
El heißt auf Hebräisch einfach „der Starke“. Das kommt von der Wurzel ul, was „stark sein“ bedeutet. So ist El ein allgemeines Wort für Gott, also für den wahren Gott, der der Starke und Allmächtige ist.
Vielleicht muss ich noch erklären, dass die Sprache der Kanaaniter, dieser kanaanitischen Stämme, unter denen Israel wohnte, eigentlich dieselbe Sprache war, die Israel sprach. Denn was ist Hebräisch? Hebräisch ist einfach ein kanaanitischer Dialekt.
Als Abraham in Ur in Chaldäa lebte, sprach er eher Akkadisch. Das ist eine Sprache, die in zwei Dialekte zerfällt: Assyrisch und Babylonisch. Doch dann wurde Abraham von Gott berufen, aus seinem Land auszuziehen, um ins Land Kanaan zu gehen. Dort lernte Abraham Kanaanitisch, und seine Nachkommen sprachen Kanaanitisch.
In dieser Familie entwickelte sich ein spezieller Dialekt, das Hebräische. Man muss sich das ganz konkret vorstellen: Die Kommunikation mit den Jebusitern, Hewittern und Girgasittern war kein Problem. Es war so ähnlich wie zwischen Zürchdeutsch und Baseldeutsch – also sehr nahe beieinander.
Das war die Sprache Kanaans. Das erklärt auch, warum der Hauptgott der Kanaaniter El heißt. Und das ist ein hebräisches Wort, weil Hebräisch eben eine kanaanitische Sprache ist.
Wo kommt El zum Beispiel vor? Schon im ersten Buch Mose. Ich schlage auf, 1. Mose 14. Abraham zog aus Ur in Chaldäa ins Land Kanaan. Dort finden wir in 1. Mose 14 eine Begegnung mit einem kanaanitischen König, Melchisedek, König von Salem, das ist Jerusalem.
König Melchisedek segnet Abraham. In 1. Mose 14, Vers 19 heißt es: „Und er segnete ihn und sprach: Gesegnet sei Abraham von El, dem Höchsten, der Himmel und Erde besitzt. Und gepriesen sei El, der Höchste, der deine Feinde in deine Hand geliefert hat.“
Jedes Mal, wenn im Deutschen „Gott“ steht, steht im Hebräischen „El“. Melchisedek betete El an. Doch Melchisedek kannte noch den wahren Gott von Noah über Ham und verehrte ihn immer noch unter dem Namen El. Er machte also nicht mit bei dem Abfall der Kanaaniter.
Abraham, als er ins Land Kanaan kam und mit dem Götzendienst konfrontiert wurde, konnte unterscheiden zwischen den götzendienerischen Kanaaniter und dem gottesfürchtigen Melchisedek, der Priester Gottes, des Höchsten, war.
Aber schauen wir uns das Problem mit dem Namen an. Bei den Götzendienern bedeutete El der Hauptgott, bei den wahren Gottesverehrern bedeutete El der wahre Gott. Abraham konnte also den Gott El von Melchisedek mit dem Gott identifizieren, der ihm als Herr, als Yahweh, erschienen war.
Das Problem liegt also nicht am Namen. Vielmehr müssten wir uns fragen: Wenn jemand von Gott spricht, was meint er mit Gott? Es gibt Leute, die sagen: „Ja, ich glaube schon an Gott, an ein höheres Wesen.“ Aber was ist das für ein höheres Wesen? Das kann auch ein höheres Wesen sein, das ist eine sehr vage Vorstellung.
Da kann jeder irgendetwas meinen mit Gott, vielleicht eine unpersönliche Kraft im Kosmos oder ein höheres Wesen. Aber sie nennen das Gott. Wir brauchen das Wort „Gott“ für den Gott der Bibel, also für denselben Gott.
Das Entscheidende ist nicht das Wort, sondern die Frage: Was meint man mit dem Wort? Einen götzendienischen Kanaaniter hätte man fragen müssen: „Was meinst du mit El?“ Dann hätte er erklärt, dass El der höchste Gott des kanaanitischen Pantheons ist.
Das Pantheon ist die Sammlung vieler Götter. Ihm untergeordnet ist die Götterversammlung. Alle anderen Götter sind quasi in einem Parlament untergeordnet. Die Kanaaniter nennen diese Versammlung „die Gottessöhne“. Sie werden auch „Söhne Els“ oder „Els Geschlecht“ genannt.
El ist der Vater der Göttersöhne und der Vater der Menschen. Die Kanaaniter verehren ihn als Schöpfer. Ganz interessant ist, dass El auch als Stier bezeichnet wird. Man stellt ihn unter dem Bild eines Stiers dar.
Dieser Stier ist das Symbol für Fruchtbarkeit und Stärke. Hier haben wir wieder denselben Gedanken wie beim goldenen Kalb. In 2. Mose 32 sagt Aaron über das goldene Kalb: „Das ist unser Gott, der uns aus Ägypten heraufgeführt hat. Morgen ist ein Fest dem Yahweh, dem Herrn.“
Dieses Stierbild wurde mit dem Gott der Bibel identifiziert, aber es war Götzendienst. Sie benutzten zwar den Namen Yahweh, aber sie verehrten einen Stier.
Die Kanaaniter verehrten einen Stier unter dem Namen El und sagten, er sei der Segenspender für Nachkommenschaft. Er habe die Fruchtbarkeit und Potenz eines Stiers.
Wir werden noch mehr sehen. Sie verehrten El als Vater des Baal. Wir werden gleich noch sehen, wer Baal ist.
Wenn wir dem nachgehen, erkennen wir: Das ist gar nicht mehr der Gott der Bibel, nicht der Gott Noachs. Hier haben sie gemacht, was in Römer 1 beschrieben wird: Sie haben die Herrlichkeit des wahren Gottes verwandelt in das Bild von vierfüßigen Tieren, einem Stier.
Aber offensichtlich war das bei Melchisedek nicht der Fall. Er hatte noch die reine Vorstellung davon, wer El ist – als der Gott Noachs.
Baal – der Fruchtbarkeitsgott und Sohn von El
Gehen wir weiter zu Baal. Baal wird bei den Kananitern als der Sohn von El bezeichnet. Er ist der Blitz- und Regengott, verantwortlich für Regen und Fruchtbarkeit. Zum Teil wird er auch als Stier dargestellt. Das Wort Baal ist kananäisch bzw. hebräisch und bedeutet Herr, Besitzer oder Herrscher. Baal ist speziell ein Herr, der etwas oder jemanden besitzt. Darum kann Baal auch „Ehemann“ bedeuten. Das ist der Mann, der seine Frau besitzt, sie ist ihm geschenkt.
Interessant ist in diesem Zusammenhang Hosea 2,16, wo der Prophet Hosea die abgefallenen zehn Stämme zur Umkehr ruft. Dort heißt es: „Wenn ihr einmal umkehren werdet, werdet ihr Gott nicht mehr nennen ‚mein Baal‘, sondern nur noch ‚mein Mann‘.“ Das ist ein Wortspiel, denn die zehn Stämme haben offenbar den wahren Gott mit Baal gleichgesetzt und ihn „mein Baal“ genannt – eine Religionsvermischung. Baal spielte in Israel eine wichtige Rolle, wie diese Wortspiele zeigen.
Baal war also ein Regengott und Blitzgott, verantwortlich für Regen und Fruchtbarkeit, und wurde als Stier dargestellt. Doch wir merken etwas sehr Schlimmes: Er wurde als Sohn Gottes verehrt, und zwar bei den Kananitern. Das ist eine schwere Anspielung auf den wahren Sohn Gottes, der übrigens schon im Alten Testament bekannt ist, zum Beispiel in Sprüche 30,4: „Wer ist hinaufgestiegen in den Himmel und herniedergefahren? Wer hat den Wind in seine Fäuste gesammelt, wer die Wasser in ein Tuch gebunden? Wer hat alle Enden der Erde aufgerichtet? Wie heißt sein Name und wie heißt der Name seines Sohnes, wenn du es weißt?“ Der Name seines Sohnes ist der eingeborene Sohn Gottes, Jesus Christus, der schon im Alten Testament bekannt ist.
Es ist ganz klar der eingeborene Sohn. Ich kann ja nicht sagen „mein Sohn“ hat etwas gesagt, wenn ich mehrere Söhne habe. Aber wenn ich sagen kann „mein Sohn“, dann habe ich einen eingeborenen Sohn. Darum die Frage: „Wie heißt der Name seines Sohnes, wenn du es weißt?“ – Das ist der eingeborene Sohn Gottes.
Nun sehen wir, dass Satan, der hinter der kanonischen Religion steht, Dinge, die Realität sind, vertauscht und verdreht hat. Aus dem wahren Gott El wurde dieser Stiergott, der quasi der Vater von Baal sein sollte. Aus dem wahren Sohn Gottes wurde Baal.
Ganz wichtig: In Verbindung mit Baal wurde ein abscheulicher Fruchtbarkeitskult betrieben. Das heißt, zur Ehe von Baal hat man sich der Prostitution hingegeben – bei diesen galenischen Heiligtümern glaubte man durch einen Analogiezauber, dass durch Geschlechtsverkehr Baal angeregt werde, der Erde Fruchtbarkeit zu schenken.
Dieses Denken ist das gleiche wie in der Magie allgemein. Zum Beispiel im Voodoo-Kult wird eine Puppe durchstochen, und das soll als Analogie bewirken, dass der Mensch, den die Puppe symbolisiert, getötet wird – auf dämonische Art also durch Parallelisierung. Dieses Denken durchzieht den ganzen Okkultismus in allen Religionen. Es ist eine durch und durch satanische Idee. Und eben durch diesen Analogiezauber, verbunden mit Prostitution, wurde Baal verehrt.
Wir werden später noch weiter darauf zurückkommen. Es ist vielleicht noch zu sagen, dass es in der Bibel viele Ortsnamen im Land Kanaan gibt, in denen der Name Baal vorkommt. Zum Beispiel Baal-Hazor (2. Samuel 13,23), Baal-Hermon (Richter 3,3) oder Baal-Hammon (Hoheslied 8,11) und viele weitere. Das weist darauf hin, dass es verschiedene örtliche Ausprägungen von Baals Kulten gab.
Das kann man gut verstehen, wenn man die katholische Kirche betrachtet. Dort gibt es die Madonna Maria, die im Prinzip als eine Göttin verehrt wird, denn man betet zu ihr und lobt sie – das ist Anbetung. Es gibt ganz unterschiedliche Madonnen: die schwarze Madonna von hier und dort, die Madonna von dort und dort. Diese örtlichen Ausprägungen entsprechen den verschiedenen Baals-Kulten an unterschiedlichen Orten.
Deshalb wird in der Bibel oft in der Mehrzahl gesprochen: „Sie dienten den Baalim“ (Richter 2,11). Das bedeutet „den Baalen“ an verschiedenen Orten, ähnlich wie die verschiedenen Madonnen in der katholischen Kirche verehrt werden. Im Alten Testament wird Baal über hundertmal erwähnt, oft sogar weit über hundertmal. Das zeigt, dass es sich lohnt, sich mit dieser Religion auseinanderzusetzen, denn man begegnet ihr ständig beim Lesen der Bibel.
Zu Ehren von Baal wurden Bildsäulen aufgestellt. Ein Beispiel findet sich in 2. Könige 3,2: Dort heißt es von König Joram, dem Sohn Ahabs, dass er „tat, was böse war in den Augen des Herrn, nur nicht wie sein Vater und seine Mutter. Und er tat die Bildsäule des Baal hinweg, die sein Vater gemacht hatte.“
Es gab einen örtlichen Baal namens Baal-Sebul (2. Könige 1,2). Aus diesem Namen Baal-Sebul wurde im Neuen Testament Beelzebul. In Matthäus 12,24 benutzen die Pharisäer den Namen Beelzebul als Namen des Satans. Nun wird deutlich: Die Bibel identifiziert Baal mit dem Satan selbst.
Darum sehen wir, wie total die Verdrehung war. Die Kananiter kannten ursprünglich den wahren Gott, den Vater, und auch den Sohn. Sie haben alles verdreht. Aber es ist nicht nur eine kleine Verdrehung oder Vermischung, sondern daraus wurde die Verehrung Satans unter einer falschen Maske.
Allah im Vergleich zum biblischen Gott
Und vielleicht abschließend: Die Frage ist heute sehr aktuell – Wer ist Allah? Viele meinen, Allah sei einfach das arabische allgemeine Wort für Gott. Al-Ilah bedeutet „der Gott“, und Ilah ist das normale arabische Wort für Gott. Übrigens ist es verwandt mit Eloah in der Bibel.
Ob es nun derselbe Name ist, spielt keine Rolle. Wichtig ist die Frage: Was für ein Gott ist das? Bei den alten Arabern wurde Allah als Mondgott des kuraischitischen Stammes verehrt, aus dem Mohammed stammte. Daraus stammt auch das Symbol des Halbmondes über den Moscheen. Das wissen die meisten heute allerdings nicht mehr. Wenn man Muslime fragt, warum sie den Halbmond verwenden, bekommt man meist keine Antwort. Es ist einfach nicht bekannt, aber das Symbol ist da.
Die Araber verehrten Allah als Vater von drei Töchtern. An diesem Punkt merkt man schon, dass dies nicht der Gott der Bibel sein kann. Zunächst erlaubte Mohammed, diese Töchter neben Allah zu verehren. Später jedoch erklärte er, dass dies eine falsche Inspiration gewesen sei. Diese Verse, die ursprünglich in Sure 53 standen, wurden als „satanische Verse“ bezeichnet und wieder entfernt. Mohammed sagte schließlich, dass diese Töchter nicht mehr verehrt werden dürfen.
So gestaltete Mohammed das Bild von Allah etwas um. Es wird von ihm ganz deutlich betont, dass Allah keinen Sohn hat. Die gesamte Beschreibung im Koran macht klar: Das ist nicht der Gott der Bibel, sondern ein ganz anderer Gott. Tatsächlich zeigt sich, dass es sich um einen Antigott handelt.
Man sieht die Konfrontation: Das Christentum lässt sich nicht mit dem Islam vereinen, weil es um ganz unterschiedliche Götter geht. Wer steckt dahinter? Die ganze Sache mit Ba'al Be'zebul zeigt, dass ein falscher Gott ein Deckname sein kann, hinter dem Satan sich verbirgt. Sein ganzer Hass und seine Bosheit sind dahinter versteckt.
Gut, jetzt machen wir eine Pause bis zwanzig nach.
El und die Götterversammlung – Vision des Propheten Micha
Nun kommen wir nochmals etwas zurück auf El, den Hauptgott der Kanaaniter, der als höchster Gott inmitten der Götterversammlung beschrieben wird. Dazu lesen wir aus 2. Chroniker 18,18-22.
Es geht hier um König Joschafat, der zu Besuch bei König Ahab war. Joschafat möchte, dass nun auch ein wahrer Prophet befragt wird, nicht nur die falschen Propheten der kanaanitischen Religion. Da tritt der Prophet Micha auf und erzählt seine Vision (2. Chroniker 18,18):
„Und er sprach: Darum höret das Wort des Herrn! Ich sah den Herrn auf seinem Thron sitzen und alles Heer des Himmels zu seiner Rechten und zu seiner Linken stehen. Und der Herr, also Yahweh auf Hebräisch, sprach: Wer will Ahab, dem König von Israel, einreden, dass er hinaufziehe und zu Ramoth-Gilead falle? Und der eine sprach so, und der andere sprach so. Da trat ein Geist hervor und stellte sich vor den Herrn und sprach: Ich will ihn überreden. Und der Herr sprach zu ihm: Wodurch? Und er sprach: Ich will ausgehen und ein Lügengeist sein in dem Mund all seiner Propheten. Und er sprach: Du wirst ihn überreden und wirst es auch ausrichten. Gehe aus und tue also!“
Nun siehe, der Herr hat einen Lügengeist in den Mund dieser deiner Propheten gelegt, und der Herr hat Böses über dich geredet.
Was sieht Micha in der Vision? Er sieht den wahren Gott, umgeben vom Heer des Himmels – das sind die Engel. Es findet tatsächlich eine Art Versammlung statt, ganz entsprechend dem, was wir in Hiob 1 und 2 finden. Dort versammeln sich die Söhne Gottes, das sind die Engel, von Zeit zu Zeit vor dem Herrn. Auch der Satan kommt dort vor und wird befragt, woher er kommt und wie er sich gegenüber Hiob verhalten hat.
Das heißt also: Die Idee, dass es eine Versammlung der Gottessöhne, der Benei Elohim, gibt – und das sind Engel – ist absolut richtig. Das wussten auch die Kanaaniter noch. In ihrer Verdrehung des wahren Gottes sprachen sie ebenfalls von einer solchen Versammlung der Gottessöhne.
Im Psalm 29,2 zum Beispiel werden die Engel genannt „Benay-el“, die Söhne El, also genau der gleiche Ausdruck, den man bei den Kanaaniten findet. Ich habe auf dem Blatt alle Stellen angegeben, zum Beispiel Psalm 29,2 und 89,7-8.
Wir sehen also, dass dies alles noch ein Wissen von einer ursprünglichen Wahrheit ist. Doch es wurde alles verdreht: Aus El wurde ein falscher Gott gemacht, und aus dem Wissen um den Sohn Gottes wurde ein falscher, teuflischer Gott.
Umso eindrücklicher ist es, dass Micha in 2. Chroniker 18 mit der kanaanitischen Religion konfrontiert war, in der man an eine solche Versammlung der Söhne Gottes glaubte. Er sah diese Versammlung in seiner Vision, aber beim wahren Gott.
Der Geist, der als Lügengeist auftritt, heißt im Hebräischen eigentlich nicht „Da trat ein Geist hervor“, sondern „Har-Ruach“ – „Da trat der Geist hervor“. Das meint natürlich den Satan, der dann zum Lügengeist im Mund der Priester der kanaanitischen Religion werden sollte.
Diese Priester kamen also ursprünglich von der Kenntnis der Wahrheit her, doch diese wurde von ihnen verdreht.
Aschera – Göttin und Symbol der Tempelprostitution
Jetzt wenden wir uns dem nächsten Thema auf dem Blatt zu: der Götterwelt, Punkt vier, Aschera. Dieser Name kommt ja auch sehr häufig in der Bibel vor.
In Ugarit, in den Texten, die man im zwanzigsten Jahrhundert gefunden hat, wird Aschera als die Ehefrau von El bezeichnet. Hier sieht man wieder, was für ein El das ist. Dieser El hat eine Frau. Aber der El, den Abraham und Melchisedek verehrt haben, hatte keine Frau. Deshalb muss man immer fragen: Was meint man mit dem Ausdruck „Gott“? Was versteht man unter diesem Wort? Oder wenn jemand von „Allah“ spricht – was meint er oder sie mit Allah? Denn die arabischen Christen nennen den wahren Gott ebenfalls Allah. In der arabischen Bibel steht: „Im Anfang schuf Allah den Himmel und die Erde.“ Sie benutzen also dasselbe Wort, meinen aber einen anderen Gott. Das ist der Punkt. Ein Gott, der sich in seinem Sohn Jesus Christus geoffenbart hat.
Also, Aschera ist in Ugarit die Ehefrau von El. Bei den Amoriten ist Aschera hingegen die Ehefrau ihres Nationalgottes Amuru. Hier sehen wir etwas von der Verwandlungskunst der Religionen. Sie sind sehr flexibel. Man kann örtlich so viel verändern, dass diese Göttin plötzlich die Frau eines anderen Gottes ist – eben von Amuru, dem obersten Gott der Amoriten.
Im Alten Testament wird Aschera immer wieder in Verbindung mit Baal erwähnt. So wurden ihre Symbole neben den Symbolen von Baal aufgestellt (1. Könige 14,15; Jesaja 27,9). Es scheint tatsächlich so zu sein, dass in dieser örtlichen Ausprägung, mit der die Israeliten konfrontiert waren, Aschera eher eine Gefährtin von Baal war. Das muss aber nicht überraschen, denn diese Religionen sind sehr flexibel. Wir werden noch mehr darüber erfahren.
Die Kanoniter verehrten Aschera als „Schöpferin“. Das passt gut zu den feministischen Theologen und Theologinnen heute, die fordern, man müsse die Bibel umschreiben und nicht mehr „Unser Vater“ beten, sondern „Vater und Mutter“ usw. Das ist nichts anderes als ein totaler Abfall ins Heidentum, ein Rückfall zu diesen Religionen.
Aschera ist die Schöpferin, die Gebärerin der Götter. Doch sie ist nichts anderes als eine reine Götterhure. Sie wird bezeichnet als Kutschu, was im Kanonäischen „Heiligkeit“ bedeutet.
Schlagen wir nun 5. Mose 23,18 auf. Dort warnt Mose das Volk Israel gerade vor dem Einzug ins verheißene Land: Es soll keine Buhlerin unter den Töchtern Israels geben und keinen Buhler unter den Söhnen Israels. Du sollst nicht den Lohn einer Hure noch den Preis eines Hundes in das Haus des Herrn, deines Gottes, bringen zu irgendeinem Gelübde. Denn auch diese beiden sind ein Gräuel für den Herrn, deinen Gott.
Das Wort „Buhlerin“ heißt auf Hebräisch „Kedescha“, was „Heilige“ bedeutet, und das Wort „Buhler“ heißt „Kadesch“, ebenfalls „Heilige“. Gemeint sind kanonitische Tempelprostituierte, sowohl Männer als auch Frauen, die als „Heilige“ bezeichnet werden. Aschera spielte bei diesem Kult eine sehr wichtige Rolle. Sie war gewissermaßen das Urbild der Tempelprostituierten und wurde als Heiligkeit bezeichnet.
Symbolisiert wurde sie bei den Kanonitern durch eingeschlagene Pfähle. Daher erklärt sich auch die oft zu findende Mehrzahlform: die Ascherin oder Ascherot. Das sind zwei verschiedene Mehrzahlformen, die auf die Vielzahl dieser eingeschlagenen Pfähle zurückzuführen sind.
Ich habe auf dem Blatt alle Stellen aus dem Alten Testament aufgeführt, an denen Aschera und die Ausdrücke Asherim, Asherot vorkommen. Man sieht, dass das ständig und immer wieder im ganzen Alten Testament auftaucht. Deshalb ist es wichtig, dass man etwas davon weiß. Die Israeliten, die früher das Alte Testament lasen, kannten diese Dinge. Deshalb konnten sie manche Zusammenhänge im Text leichter verstehen, weil sie den Hintergrund wussten.
Wir können das heute auch, weil Gott es so gefügt hat, dass wir durch Informationen, gerade auch aus der Archäologie, Zugang zu hilfreichem Hintergrundwissen bekommen. Das hilft uns, den Kontext besser zu verstehen. Aber davon später mehr.
Astarte – Liebes- und Kriegsgöttin
Eine weitere Göttin ist Astarte, die der babylonischen Ischtar entspricht. Sie wurde als Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin verehrt, aber auch als Kriegsgöttin. Deshalb versteht man, warum die Rüstung Sauls im Haus der Astarte in 1. Samuel 31,10 aufgehängt wurde, nachdem die Philister, die ebenfalls dieser Religion angehörten, ihn besiegt hatten.
Astarte wurde auch als Himmelskönigin verehrt, wie in Jeremia 7,18 und 44,17-18 erwähnt. Es ist interessant, dass eine Göttermutter den Namen Himmelskönigin trägt. Im Marienkult spielt dieser Name eine wichtige Rolle. Maria wird auf Lateinisch als Regina Coeli, die Himmelskönigin, bezeichnet.
In der ersten Stunde haben wir bereits gelesen, dass die Israeliten unter Richter 2 die Astoret, also die Astarte, verehrten, als sie zum ersten Mal in diese Religion hineinfielen. Somit wurde diese Himmelskönigin schon damals verehrt. Bei Jeremia sind wir am Ende dieser Zeit angelangt, als diese Religion für die Israeliten gefährlich wurde, nämlich kurz vor dem Untergang Jerusalems im Jahr 586. Viele Zeitgenossen Jeremias verehrten zu dieser Zeit die Himmelskönigin.
Sie wurde bei den Kanaanäern auch als Götterhure verehrt und zusätzlich als Göttin des Abendsterns, der Venus. Diese Göttin stand besonders in Verbindung mit Sidon, wie wir in 1. Könige 11,5 und 33 sehen.
Was vielleicht noch hinzuzufügen ist: In allen Religionen findet sich die Verehrung einer Göttermutter, obwohl dahinter keine wirkliche Wahrheit steht. Bei Gott als Vater steht die Religion und die Realität dahinter, dass Gott Vater ist. Ebenso bei dem Sohn Gottes – wenn Allah als Sohn Gottes verehrt wird, steht ursprünglich die Wahrheit dahinter, dass es tatsächlich Gott, den Sohn, gibt.
Aber wie verhält es sich mit der Göttermutter? Diese Verehrung geht eigentlich zurück auf 1. Mose 3. Eva ist ihr gefallen, durch sie kam das Problem der Sünde in die Welt. Doch als Gott die Verheißung gab in 1. Mose 3,15, sprach er zur Schlange: „Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Er wird dir den Kopf zermalmen, und du wirst ihm die Ferse zermalmen.“ Hier kündigt Gott an, dass ein Nachkomme von Eva erscheinen wird, der die Macht des Bösen besiegt.
Adam hätte seiner Frau damals einen neuen Namen geben können, der dem Sündenfall entspricht, denn durch ihn kam der Tod in die Welt. Er hätte sie Mawet, Tod, nennen können. Doch nach dieser Verheißung gab Adam seiner Frau einen neuen Namen, der genau das Gegenteil bedeutet. In 1. Mose 3,20 heißt es: „Und der Mensch gab seiner Frau den Namen Chawa, Eva, denn sie war die Mutter aller Lebendigen.“ Chawa, im Griechischen Eva ausgesprochen, bedeutet Leben.
Warum gibt Adam ihr nicht den Namen Tod, sondern Leben? Weil er an die Verheißung Gottes glaubte, dass trotz des Sündenfalls Gott einmal den Erlöser senden wird. Dieser tiefe Glaube Adams kommt in dieser Namensgebung zum Ausdruck. Vorher hieß seine Frau Ischa, wie in 1. Mose 2,23 erwähnt. Es war ein Wortspiel, denn sie war vom Mann genommen, daher der Name Ischa, was Mann bedeutet. Nun trägt sie den Namen Chawa, Leben.
Die weiteren Nachkommen der Menschheit wussten bis auf Noah, dass Eva die Mutter aller Lebendigen ist. Aus ihr stammt die Linie, die schließlich zu dem führen wird, der Leben bringt und Satan besiegt.
Doch durch die Perversion im Denken – wie wir in Römer 1 gelesen haben – geschah Folgendes: „Sie haben sich für weise ausgegeben und sind zu Toren geworden und haben die Wahrheit in Lüge verdreht.“ So entstand sehr früh die Verehrung Evas als Göttermutter, die Leben gibt.
Deshalb sind diese Götter- und Göttinnenvorstellungen alter Völker immer wieder mit der Betonung auf Fruchtbarkeit und Lebensspenden verbunden. Das findet sich immer wieder bei Aschera oder Astarte, die stets in Beziehung zum Leben stehen, aber auf perverse Weise. Denn wir haben gesehen, dass Aschera eigentlich eine Götterhure war, ebenso wie Astarte.
Weitere kanaanitische Götter und ihre Bedeutung
Dann haben wir auf dem Blatt noch unter dem dritten Punkt Dagan oder Dago ausgelassen. Diesen Gott kennen wir als Gott der Philister, erwähnt in Richter 16,23 und auch in 1. Samuel 5. Dort wird die Geschichte erzählt, dass die Bundeslade, die gestohlen wurde, ins Haus Dagons gestellt wurde.
Dagon wurde in der kanaanitischen Religion als Vater von Baal verehrt. Daraus verstehen wir, dass Dagon bei den Philistern offenbar mit El identisch war, den wir bereits unter Punkt eins behandelt haben. Die Philister kamen ursprünglich aus der Ägäis und sind eingewandert. Dieses Volk hat die kanaanitische Religion mit gewissen örtlichen Anpassungen übernommen. So war Dagon der Hauptgott der Philister.
In der Bibel finden sich auch Ortsnamen wie Beth Dagon in Josua 15,41 und Ein Beth Dagon in Josua 19,27, einem Stammesgebiet von Aser. Soviel zu Dagon.
Dann gehen wir weiter auf dem Blatt zu Anad, einer Göttin, die in Kanaan und Ägypten verehrt wurde. Sie gilt als Tochter Elils, also Baal war ein Sohn Elils, Anad eine Tochter. Sie wurde als Kriegsgöttin, Himmelsgöttin und Herrscherin der Götter verehrt. Dabei liegt eine starke Betonung auf Jugendlichkeit, was gut zu heutigen Idealen passt. Der Anat-Kult steht für Lebens- und Gebärkraft. Gebärkraft ist heute weniger wichtig, aber Lebenskraft bleibt bedeutend.
In Ugarit wird sie wörtlich als die Jungfrau Anat bezeichnet. Das ist interessant, wenn man an den Madonnenkult denkt. Trotz der Bezeichnung als Jungfrau wird sie auch als Götterhure beschrieben. Das stellt für die Religion kein Problem dar, da sie mit Widersprüchen sehr flexibel umgeht. Ähnlich ist es im Hinduismus, wo gegensätzliche Vorstellungen nebeneinander bestehen können. Für Hindus sind Widersprüchlichkeiten sogar ein besonderer Ausdruck von Religiosität.
Anat wird bei den Kanaaniten als blutrünstige Göttin dargestellt, die mit Schädeln geschmückt ist und sich am Niedermetzeln berauschen kann. Sie war die Schwester von Baal, aber auch seine Geliebte. Hier zeigt sich, wie pervers die ganze Religion war – das ist nichts anderes als Inzest. Sie wird als Kuh und Baal als Stier dargestellt.
Wir werden noch sehen, dass sie die Besiegerin des Gottes Mot ist. Mot bedeutet Tod; Mot und Mavek sind gleichbedeutend. Mot war der Mörder Baals. Anat hat also ihrem Bruder Baal in der Mythologie zu einer Gelegenheit Gerechtigkeit verschafft.
Diese Göttin findet sich auch in Ortsnamen wieder, zum Beispiel in Josua 9,32 den Ort Bet Anad, „Haus von Anad“, und ebenso in Richter 1,33.
Nun gehen wir etwas schneller weiter. Mot, diesen Gott habe ich bereits erwähnt. Sein Name bedeutet Tod. Er verkörpert die Sommerhitze und die Dürre im Land Kanaan, also die Zeit von Juli und August, wenn alles austrocknet und die Dürre herrscht. Bei den Kanaaniten gilt er als Feind Baals.
Ein weiterer Gott ist Reschew, der Gott der Pest und Wächter der Unterwelt. Dann gibt es Eschmun-Schulma, den Gott der Gesundheit und des Wohlergehens. Gesundheit und Wohlergehen waren auch für die Kanaaniter ein Ideal, nicht nur in unserer Gesellschaft.
Koschar war der Gott der Handwerker und Erfinder sowie der Urheber von Dichtung, Magie, Musik, Fischereigeräten und dem Goldschmiedehandwerk. An wen erinnert Koschar? An Tubal-Kain, eine Figur aus der Zeit vor der Sintflut.
Ein sehr erfolgreicher Nachkomme von Kain wird in 1. Mose 4 ab Vers 19 erwähnt: „Und Lamech, der siebte in der Linie von Kain, nahm sich zwei Frauen. Der Name der einen war Ada, der Name der anderen Zilla. Ada gebar Jabal, der Vater der Zeltbewohner und Herdenbesitzer war. Der Name seines Bruders war Jubal, der Vater aller, die mit der Laute und der Flöte umgehen. Zilla gebar Tubal-Kain, einen Hämmerer von allerlei Schneidewerkzeug aus Erz und Eisen.“
Tubal-Kain war also ein großer Künstler aus vorsintflutlicher Zeit. Offensichtlich wurde dieser Tubal-Kain in der Erinnerung über Noah und Ham als Koschar vergöttlicht, zusammen mit Jubal. Jubal war, wie wir gelesen haben, der Vater der Musiker. Das findet Ausdruck in Koschar, dem Gott der Handwerker, Musiker, Erfinder und Goldschmiede.
In diesen alten Religionen wurden also oft Personen aus der Bibel später vergöttlicht – nicht nur Eva, sondern auch andere.
Horon wurde als Gott der Unterwelt verehrt. Wir kennen ihn aus Ortsnamen in der Bibel, zum Beispiel Josua 10,10 und anderen Stellen, die auf Bet-Horon, das „Haus des Horon“, hinweisen.
Kamosch war der Nationalgott der Moabiter, etwa in 4. Mose 21,29 und Richter 11,24 erwähnt. Er wurde bei den Moabitern als Königs- und Kriegsgott verehrt.
Milkom war die Nationalgottheit der Ammoniter. Milkom bedeutet König. Diesen Gott finden wir erwähnt in 1. Könige 11,5 bei Salomo, in 2. Könige 23,13 und weiteren Stellen.
Kamosch und Milkom sind also lokale Erscheinungsformen desselben Gottes. Man kann diese Götter wohl mit Baal bei den Kanaaniten auf der anderen Seite des Jordans identifizieren.
Jephtha bezeichnet in seiner langen diplomatischen Rede in Richter 11 Kamosch als Gott der Ammoniter. Das zeigt die Identität zwischen Kamosch und Milkom, die austauschbar waren.
Interessant ist, dass Jephtha nicht von einem Götzen spricht, sondern von einem handelnden Wesen. Er sagt in Richter 11,24: „Warum wollen wir uns eigentlich mit euch streiten, wir Israeliten, mit euch Ammonitern? Kamosch hat euch euer Land gegeben, und Jahwe hat uns unser Land gegeben.“ Er spricht also über Kamosch wie über eine wirklich handelnde Person.
Das ist auch richtig so, denn bei falschen Religionen muss man zwischen dem Götzenbild und den geistigen Realitäten dahinter unterscheiden. Der Götze ist reine Materie; man kann in ihn hineintreten, und das Gebilde zerbricht. Es geschieht nichts.
Die Bibel sagt jedoch, dass hinter den Götzen Dämonen, gefallene Engel, verehrt werden. In 1. Korinther 10,20 heißt es ausdrücklich, dass das, was die Heiden ihren Götzen opfern, sie nicht Gott, sondern den Dämonen opfern.
So bezeichnet Jephtha Kamosch als den gefallenen Engelfürsten an der Spitze der Ammoniter. In Epheser 6,12 werden die gefallenen Engel als Fürstentümer und Gewalten sowie als Weltbeherrscher dieser Finsternis bezeichnet.
Wir sehen also, dass gefallene Engelfürsten über verschiedene Stämme und Völker herrschen. Zum Beispiel spricht Daniel 10 vom Fürsten von Persien, und im Zusammenhang wird deutlich, dass es sich um einen Engel handelt. Ebenso wird im gleichen Kapitel der Fürst des Königreichs Griechenland erwähnt, der ebenfalls ein Engel ist, der als dämonische Macht hinter dem Herrscher von Griechenland steht.
Die Beziehung ist sehr direkt, denn von Alters her war es üblich, dass sich Politiker durch Wahrsager und spiritistische Medien beraten ließen. So lässt sich zeigen, wie die Beeinflussung aus der Welt der Finsternis in Politik und Weltherrschaft eine sehr direkte ist.
Das gilt auch heute noch. Von Ronald Reagan weiß man genau, dass astrologische Beratung für ihn sehr wichtig war. Auch andere bedeutende Persönlichkeiten nutzten solche Beratungen. Dort ist die direkte Inspiration offensichtlich, bei anderen ist sie versteckter.
Wir gehen weiter zu Tamuz, einer sumerischen Vegetationsgottheit. Tamuz war der Liebhaber der Göttin Ishtar oder Astarte, die wir bereits behandelt haben.
Bei den Babyloniern gibt es einen Mythos, der berichtet, dass ein Verrat Ishtars dazu führte, dass Tamuz sterben musste. Die Babylonier entwickelten einen Kult, bei dem alljährlich, wenn die Vegetation vertrocknet war, Frauen den Tod Tamuz' als Fruchtbarkeitsgott beweinten.
In Hesekiel 8,14 wird berichtet, wie Hesekiel in einer Vision sieht, dass Israeliten im Tempel Gottes in Jerusalem den Tamuz beweinten. Dort heißt es: „Und er brachte mich an den Eingang des Tores des Hauses des Herrn, das gegen Norden ist. Und siehe, dort saßen die Frauen, die den Tamuz beweinten. Und er sprach zu mir: Hast du gesehen, Menschensohn? Du sollst noch größere Gräuel sehen als diese.“
Tamuz wurde damals offensichtlich mit Baal identifiziert, weil es einen ähnlichen Kult gab, wie wir gleich noch sehen werden. Baal war ein Fruchtbarkeitsgott, der starb und später wieder auferstand.
Kommen wir nun zu den Astralgöttern. Die Kanaaniter haben auch die Sonne angebetet. Die Gottheit Shemesh, was auf Hebräisch „Sonne“ bedeutet, kommt in Ortsnamen vor.
Zum Beispiel finden wir in Josua 15,17 den Ort Ein Shemesh, „Quelle der Sonne“, oder den Namen Beit Shemesh, „Sonnenhaus“, in Josua 15,10 und anderen Stellen. Auch Ir Shemesh, „Sonnenstadt“, erscheint in Josua 19,41. Das sind alles kanaanitische Ortschaftsnamen, die unter Josua erobert wurden.
Auch der Mondkult wurde betrieben. Im Alten Testament finden sich Spuren davon, zum Beispiel im Ortsnamen Jericho. Jericho stammt von „Jareach“ und bedeutet „Mond“. Jericho kann man also mit „Mondstadt“ übersetzen. Es war die erste Stadt, die bei der Eroberung durch Israel fiel (Josua 6).
Weiter sieht man, dass der Tierkreis, also die Sternkonstellationen der Astrologie, als Götter verehrt wurden. Das wird in 2. Könige 23,5 erwähnt, wo auch allgemein die Sterne als Gegenstand der Anbetung genannt werden. Das ist pures Heidentum.
Mythen der Kananiter – Baals Kampf gegen Jam und Mot
Nun kommen wir zu einigen Mythen, die man in den Texten von Ugarit aus dem zwanzigsten Jahrhundert entdeckt hat. Ich erwähne drei davon: Baals Kampf gegen Jam.
Es gibt einen Text aus dem Baal-Zyklus in Ugarit. Jam ist der Gott des Meeres, und Jam heißt auf Hebräisch „Meer“. Mit der Erlaubnis von El greift Jam den Baal an. Doch Jam wird von Baal mit magisch wirksamen Waffen besiegt. Man könnte meinen, man sei im Kino, bei Star Wars und so weiter, wo mit Schwertern, die Licht aussenden und töten können, gekämpft wird. Hier sind es diese magisch wirksamen Waffen. Baal kann danach königliche Würde an sich nehmen.
Dieser Mythos hatte für die Kanaaniter eine bestimmte Bedeutung: Das Meer, das brausende Meer, ist der Inbegriff des Chaos, der Bedrohung und der Instabilität. Baal als einer ihrer wichtigsten Götter oder gar als der wichtigste ist die Garantie für Ordnung und Sicherheit. Deshalb erzählt dieser Mythos, wie Baal schließlich Jam mit Magie besiegen kann.
Ein anderer Mythos ist der Palastbau Baals. Dort wird beklagt, dass Baal im Gegensatz zu den anderen Göttern keinen Palast hat. Anad, seine Schwester, verhandelt mit El, dem Vater von Baal, über diese Angelegenheit. Baal und Anad beklagen sich daraufhin bei Ashera. Baal klagt, ihm werde kein anständiges Essen serviert. Ashera und Anat bringen ihr Anliegen vor El, den Hauptgott.
El gibt nun die Erlaubnis, und in sieben Tagen wird ein Palast beziehungsweise ein Tempel gebaut. Das hebräische Wort „Hecha“, das oft für Tempel benutzt wird, bedeutet nämlich gleichzeitig auch Palast. Baal weiht das Heim mit einem Gastmahl ein.
Was ist der Sinn dieses Mythos? Die Kanaaniter wollten damit sagen, dass ein Gott einen Tempel oder Palast braucht, um Ordnung und Sicherheit garantieren zu können. Mit anderen Worten: Wenn man diese Götter nicht mit einem Tempel verehrt, kann man nicht garantieren, dass es politische und soziale Stabilität gibt. Das ist die Motivation, diese Götter zu verehren. Und das ist bis heute in verschiedenen Religionen sehr wichtig.
Zum Beispiel habe ich das selbst erlebt: Ich war in Indien und habe ein Ehepaar kennengelernt, das aus dem Hinduismus ausgestiegen ist. Beide haben sich bekehrt, doch sie kamen unter starken Druck von ihren Angehörigen. Diese hatten Angst, weil das Ehepaar nun nicht mehr die in ihrer Familie speziell verehrten Götter ehrte. Man fürchtete, dass dies Unglück über die Familie bringt. Aus dieser Angst heraus übten die Angehörigen dauernd Druck auf die Jungbekehrten aus, wieder in den Hinduismus zurückzukehren.
Man sieht also auch hier diese Angst: Ein Gott muss verehrt werden, sonst bringt das Unglück.
Ein dritter Mythos ist der Kampf zwischen Baal und Mot. Baal fühlt sich als Herrscher sicher, denn er hat jetzt einen Palast. Er lässt seinem Feind Mot vom Palast berichten, und dann kommt es zum Kampf – da geht also der „Star War“ wieder los. Mot wird besiegt und muss hinab ins Totenreich.
Dann gibt es eine Lücke im Text, und man erfährt, dass Baal auch stirbt. Warum Baal totgeschlagen wird, ist nicht genau bekannt. Doch Baals Schwester Anad hat Sehnsucht nach ihrem Bruder. Sie tötet Mot, dann folgt erneut eine Lücke im Text. Danach liest man, wie Baal wieder aus dem Totenreich heraufsteigt und sich auf seinen Thron setzt. Es gibt einen erneuten Kampf, Mot wird wieder getötet und muss erneut ins Totenreich.
Das ist der Vegetationsmythos. Die Sommerhitze und die Dürre im Land Kanaan werden symbolisiert durch Mot, den Gott des Todes. Das steht im Gegensatz zum Aufleben der Vegetation durch Früh- und Spätregen von Oktober bis April, also von Herbst bis Frühjahr. Diese Vegetation wird nach kanaanitischer Ansicht durch Baal bewirkt. Der Regen bringt dann die Ernte des Frühlings – zuerst die Gerstenernte, dann im Juni die Weizenernte und im Herbst die Traubenernte.
So haben die Kanaaniter den Wechsel der Jahreszeiten als einen ständigen Kampf zwischen Baal und Jam gesehen: „Einmal gewinnt der eine, einmal der andere.“ Durch die Prostitution zu Ehren Baals sollte bewirkt werden, dass es immer wieder zur Vegetation kommt.
Doch durch die Einführung dieser Religion in Israel unter Ahab in großem Maßstab wurde die ganze Moral Israels vollkommen zerstört. Die Zehn Gebote lehren klar: Du sollst nicht Ehe brechen. In den Büchern Mose wird das Eheleben im Detail sehr genau geregelt, sodass es etwas Schönes ist, das unter dem Segen Gottes steht. Auch die Sexualität ist geschützt im Rahmen der Ehe, und alles wird schön erklärt.
Aber durch diesen Wahldienst wurde die Treulosigkeit und der Ehebruch in Israel richtig en masse eingeführt und hat die ganze Moral zerstört. Das ist sehr ähnlich zu dem, was bei uns seit den sechziger Jahren mit der sexuellen Revolution geschehen ist. Hier sehen wir also eine eindrückliche Parallele.
Gleichzeitig mit dieser Wende ab den sechziger Jahren kam auch das massenhafte Abwenden von dem Gott der Bibel und von den Normen der Bibel. Auch hier haben wir eine interessante Parallele.
Schließlich führte dies für das Nordreich Israel zum Untergang von Samaria im Jahr 721 v. Chr. und im Süden zum Untergang von Jerusalem im Jahr 586 v. Chr. Das fordert Gottes Gericht ganz direkt heraus.
Nun haben wir einiges Rüstzeug, um das Weitere besser zu verstehen. Auf der zweitletzten Seite steht der Titel: „Jahwe, der Herr, kontra Kanaans Götter“. Ich habe bereits die Religionskritik der Bibel angedeutet.
Im Zentrum des israelitischen Tempels, innerhalb der Bundeslade, lagen die Tafeln der Zehn Gebote. Diese Tafeln stellen die radikalste Verurteilung aller anderen Religionen dar. Das erste Gebot lautet: Keine anderen Götter neben mir. Das zweite Gebot verbietet die Verehrung der Natur, Statuen und Bilder.
Wenn die Leute das realisieren würden! Ich hatte vor kurzem ein Problem mit einem Lehrer einer meiner Töchter im Fach Religion und Ethik. Er wollte Meditation durchführen, aber ich sagte, das möchte ich nicht für unsere Tochter. Er meinte, das sei kein Problem und keine buddhistische Meditation, sondern einfach eine Mediationstechnik. Außerdem sei er Protestant und so weiter.
Ich sagte ihm, dann müssten für ihn die Zehn Gebote auch sehr wichtig sein. Er bejahte das, aber das erste Gebot heißt: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Daraufhin sagte ich, dass das goldene Kalb gerade der Bruch dieses Gebotes war. Er meinte, so würde er es nicht verstehen. Wie kann man sagen, die Zehn Gebote seien wichtig, wenn man beim ersten Gebot kneift?
Das ist dieses unkonsequente Denken heute, wo man alles miteinander vermischen kann und die Widersprüche nicht mehr merkt. Sehr religiös, ja.
Die Religion der Kanaaniter wurde am schlimmsten in Israel in der Zeit von Ahab eingeführt (1. Könige 16-18). Dort kommt es zu der Konfrontation in 1. Könige 18 zwischen Elija, dem Propheten des wahren Gottes, und den Baalspriestern auf dem Karmel.
Dort wird deutlich gemacht: Baal ist ein Versager, denn Baal kann keinen Blitz vom Himmel werfen, obwohl er der Blitz- und Regengott war. Doch Jahwe kann das. Das Feuer kommt als Antwort auf das schlichte Gebet von Elija.
In dieser Zeit gab es dreieinhalb Jahre keinen Regen mehr in Israel. Das ist ironisch, denn das hätte doch die fruchtbarste Zeit sein sollen, da Israel das Baalsritual durchgeführt hatte. Auf das Gebet von Elija hin gab es keinen Regen mehr in Israel.
Am Ende der Geschichte kann nur der Gott Israels auf dem Karmel Regen geben – im Überfluss.
Man merkt, wie hilfreich es ist, den Hintergrund der Religion ein wenig zu kennen. Alles ist eine Parodie über die Religion der Kanaaniter. Der wahre Gott verspottet den Götzendienst. Elija spottete sogar: „Ihr müsst vielleicht ein bisschen lauter rufen, vielleicht schläft euer Baal gerade, oder er ist auf der Reise oder in Gedanken versunken.“
Auch in 2. Könige 1 gibt es zwei Fälle, in denen unter Elija Feuer vom Himmel kommt und seine Gegner verbrennt. Das zeigt erneut, wer den Blitz vom Himmel geben kann – nur der wahre Gott.
In 1. Könige 18 bittet Elija um Dürre, doch Baal kann keine Fruchtbarkeit bewirken. Baal ist ein Versager, aber der Herr kann es. Am Ende von 1. Könige 18, nachdem Jahwe selbst die Dürre bewirkt hatte – nicht Mot, auch nicht später bei der Hungersnot in Samaria (2. Könige 6) oder bei der Hungersnot von sieben Jahren (2. Könige 8) – wird deutlich, wer wirklich die Fruchtbarkeit in der Hand hat.
Es wird auch gezeigt, dass Jahwe Versorger in Not ist. Er kann Brot und Fleisch für Elija liefern (1. Könige 17). Selbst in der größten Not, wenn alle hungern, kann Gott die Seinen versorgen. Er wirkt Öl und Mehl in Sarepta, das im Libanon liegt, wo auch die Kanaaniter waren – aber nur für die gottesfürchtige Witwe (1. Könige 17).
Dann ist es Jahwe, der Kuchen und Wasser für vierzig Tage geben kann (1. Könige 19) – eine so wirkungsvolle Speise, dass Elija vierzig Tage und Nächte in der Kraft dieser Speise reisen kann.
Wir finden auch in 2. Könige 4,1-7 die Geschichte von Ölvermehrung zur Schuldentilgung. Nicht Baal hat das Öl gewirkt, sondern der Gott Israels. Ebenso Mehl, Frucht der Erde, als Mittel gegen den Tod im Topf in 2. Könige 4,38-41 durch Elisa.
Auch die Brot- und Kornvermehrung in 2. Könige 4,42 durch Elisa geschieht genau in der Zeit des Baalskults.
In der Hungersnot wird gezeigt, wer sogar übernatürlich Brot vermehren kann. Die Speisung der Feinde ist eine eindrückliche Geschichte in 2. Könige 6,22: Die feindliche syrische Armee wird vom Gott Israels gespeist und darf heimgehen, statt zu kämpfen.
Die Hungersnot in Samaria, die dramatisch endet (2. Könige 7), ist ganz deutlich auf den Gott Israels zurückzuführen.
Es ist auch Jahwe, der der Sunamitin die Lebensgrundlage zurückgibt (2. Könige 8). Jahwe kann Leben aus dem Tod erwecken: Elija erweckt einen Knaben aus dem Tod (1. Könige 17,17-24), und Elisa kann dasselbe in der Kraft Gottes (2. Könige 4,8-37). Selbst beim Tod von Elisa wird noch jemand auferweckt (2. Könige 13,20-21).
Noch nie im ganzen Alten Testament wurden Tote auferweckt – nur hier, als es zur Auseinandersetzung mit der Religion der Kanaaniter kam. Dort glaubte man an Baal, einen Gott, der auferstehen könne aus dem Tod. Doch woher hat er die Kraft zur Auferstehung? Nur der Gott Israels kann Menschen aus dem Tod heraufholen.
Das ist ganz bewusst von Gott so gewirkt worden, um deutlich zu machen, wer der wahre Gott ist.
Wir haben gesehen, dass man bei den Göttern Kanaans auch vertraute, Nachkommen bekommen zu können. Aber wer kann eine unfruchtbare Frau mit Nachkommen beschenken? Nur der Gott Israels, wie in der Geschichte von 2. Könige 4,8-17, der sunamitischen Frau.
Jahwe kann heilen, sogar Aussatz (2. Könige 5) – das ist die Geschichte von Naaman.
Man muss all diese Geschichten bei Elija und Elisa vor dem Hintergrund dieser Mythen sehen, die ich vorhin kurz beschrieben habe. Es geht darum, dass der Gott Israels eine Quelle gesund machen kann und Tod und Unfruchtbarkeit ein Ende setzt (2. Könige 2,19-20).
Weiter wird deutlich: Nicht die Götter Kanaans, sondern der Gott Israels ist Herr über die ganze Natur. Er kann Raben senden, um Elija zu speisen. Er kann starken Wind, Erdbeben, Feuer und ein Säuseln am Sinai bewirken (1. Könige 19,11). Er kann einen Löwen gebrauchen, um jemanden zu töten, der seinem Wort nicht gehorcht hat (1. Könige 20,36).
Er hat den Zufallstreffer in der Hand: Ein Soldat schießt einen Pfeil ab, trifft Ahab genau an der richtigen Stelle, und dieser Götzendiener muss sterben. Gott hat den Zufall in der Hand.
Er kann auch den Jordan teilen bei Elija und Elisa (2. Könige 2). Er kann Bären zum Gericht einsetzen (2. Könige 2) und vieles mehr.
In den Geschichten von Elija und Elisa sehen wir, wie Gott die Zukunft ganz genau kennt. Ich habe fast alle Stellen aufgeführt. In diesen Geschichten zeigt sich genau die Machtvollkommenheit, die die Kanaaniter ihren Göttern zugeschrieben haben – aber hier als bewiesene, wirkliche Geschichte im Alten Testament.
Übrigens wird Baal in den Texten von Ugarit auch als der Wolkenreiter beschrieben, also als der Gott, der auf den Wolken kommt. Ausgerechnet in dieser Zeit haben wir Elijas Himmelfahrt, wie der wahre Gott Elija zum Wolkenreiter macht.
Zum Schluss wollen wir noch ganz kurz sehen, was Religionen in der biblischen Darlegung wirklich sind.
Eine biblisch begründete Religionsgeschichte sieht so aus: Hinter den Götzen der Heiden stehen Satan und seine Dämonen (1. Korinther 10,20). Satan möchte sich als höchster Gott verehren lassen (Jesaja 14,12).
Die Religion der Menschen ist eine Perversion. Die Herrlichkeit des einen wahren Gottes wird vertauscht und in vergängliche Menschen, Tiere oder einfach mit der Schöpfung und der Natur identifiziert (Römer 1,18 ff.).
Satan kopiert die Verehrung Gottes zu seinen Gunsten. Er kopiert den himmlischen Tempel, der wirklich existiert (Offenbarung 11,19). Darum hatten die Kanaaniter auch Tempel.
Er kopiert Opfer, Anbetung, Gebet, Priesterdienst, Prophetentum und die Heilige Schrift – eben in Schriften mit Mythologie. Er benutzt auch all die Geschichten, die die Menschheit noch von der Erschaffung der Welt, dem Sündenfall, der vorsintflutlichen Kultur, der Sintflut, dem Turmbau und der Sprachenverwirrung wusste. All diese Themen findet man in Mythen weltweit bei verschiedenen Völkern, auch bei den Kanaaniter.
Nun muss ich schließen mit dem untersten Titel auf Seite vier: „Bibelkritik und kanaanäische Religion“. Die liberale Theologie hat den Glauben in der schlimmsten Weise angegriffen – über die bibelkritische Sicht des Alten Testaments.
Wenn man an einer Universität Theologie studiert, lernt man Folgendes: Der Glaube Israels sei nur eine Variante der kanaanäischen Religion. Der Gott Israels sei eigentlich ein kanaanischer Gott gewesen, den die Israeliten übernommen und zum Hauptgott gemacht hätten.
Diese bibelkritische Religionsgeschichte stellt den radikalsten und totalsten Angriff auf alle Fundamente des biblischen Glaubens dar. Das ist auch die Überzeugung vieler Säkularer, Altorientalisten und Archäologen. Sie sehen den Glauben der Juden und Christen – denn der Gott des Alten Testaments ist derselbe wie der des Neuen Testaments – einfach als eine Entwicklung aus der kanaanäischen Religion.
Doch das Alte Testament ist von Anfang bis Ende eine Verspottung der kanaanäischen Religion. Es macht deutlich, dass der Gott Israels ein heiliger Gott ist, der die Ehe gestiftet hat und die Heiligkeit der Ehe fordert. Er lehrt eine ganz andere Moral als diese Religionen, die eine Perversion sind.
Wir haben in Römer 1 gelesen, dass gerade durch die Pervertierung der Religionen auch Unmoral und Homosexualität so richtig aufgekommen sind. Hier sehen wir wieder eine interessante Parallele in unserer heutigen Kultur, in der man sich vom Gott der Bibel abgewandt hat und genau diese Dinge übernimmt, die wir in diesen Religionen gesehen haben.
Genau in unserer Zeit kommt die Homosexualität wie eine Flutwelle, wie ein Tsunami über unsere Kultur. Das muss so sein – das gehört zusammen. Das sind geistliche Gesetzmäßigkeiten.
Das zeigt uns umso mehr, dass wir mit diesem Multikulti-Trend nicht mitwachen dürfen. Wir kennen eine christliche Toleranz, und die heißt: Ich liebe auch die Menschen, die anders glauben und anders denken als ich, weil Gott alle Menschen liebt.
Aber ich habe für mich die völlige Überzeugung, dass der Glaube an Jesus Christus der einzig wahre Glaube ist und dass die Bibel die alleinige Wahrheit bringt. Diese Überzeugung dürfen wir uns nicht nehmen lassen.
Das hat aber nichts mit Intoleranz zu tun. Intoleranz im bösen Sinn ist, wenn man den anderen anfeindet, weil er anders denkt, ihn hasst oder ihm Übles tut. Das Evangelium lehrt uns vielmehr, gerade unsere Feinde zu lieben, Gutes zu tun denen, die uns hassen, verfolgen und verleumden.
So wird auch deutlich, dass der Gott der Bibel ein anderer Gott ist als der Gott all dieser Religionen, die auch heute wieder Bedeutung bei uns bekommen.
Die wahre Natur der Religionen aus biblischer Sicht
Nun wollen wir zum Schluss noch ganz kurz betrachten, was die Religionen in der biblischen Darstellung wirklich sind. Eine biblisch begründete Religionsgeschichte sieht folgendermaßen aus: Hinter den Götzen der Heiden stehen Satan und seine Dämonen (1. Korinther 10,20). Satan möchte als höchster Gott verehrt werden (Jesaja 14,12).
Die Religion der Menschen ist eine Perversion. Die Herrlichkeit des einen wahren Gottes wird vertauscht und mit vergänglichen Dingen wie Menschen, Tieren oder einfach mit der Schöpfung, mit der Natur, identifiziert (Römer 1,18 und folgende). Satan kopiert die Verehrung Gottes zu seinen eigenen Zwecken. Er imitiert den himmlischen Tempel, der wirklich existiert (Offenbarung 11,19). Deshalb hatten auch die Kanaaniter Tempel.
Er kopiert die Opfer, die Anbetung, das Gebet, den Priesterdienst, das Prophetentum und die heilige Schrift – allerdings in Form von Schriften mit Mythologie. Er benutzt auch all die Geschichten, die der Menschheit von der Erschaffung der Welt, dem Sündenfall, der vorsintflutlichen Kultur, der Sintflut, dem Turmbau und der Sprachenverwirrung überliefert sind. All diese Themen findet man in den Mythen weltweit bei verschiedenen Völkern, und auch bei den Kanaaniten sind viele davon zu finden.
Nun muss ich schließen mit dem Thema auf Seite vier unter dem unteren Titel „Bibelkritik und kanonäische Religion“. Die liberale Theologie hat den Glauben auf die schlimmste Weise angegriffen – und zwar durch die bibelkritische Sicht des Alten Testaments. Wenn man an einer Universität Theologie studiert, lernt man Folgendes: Der Glaube Israels sei nur eine Variante der kanaanäischen Religion. Der Gott Israels sei eigentlich ein kanaanäischer Gott gewesen, den die Israeliten übernommen und zum Hauptgott gemacht hätten.
Man kann also sagen, diese bibelkritische Religionsgeschichte stellt den radikalsten und totalsten Angriff auf alle Fundamente des biblischen Glaubens dar. Das ist auch die Überzeugung vieler Säkularer, Altorientalisten, Archäologen und anderer. Sie sehen den Glauben der Juden und der Christen – denn der Gott des Alten Testaments ist auch der Gott des Neuen Testaments – einfach als eine Entwicklung aus der kanaanäischen Religion.
Doch das Alte Testament ist von Anfang bis Ende eine Verspottung der kanaanäischen Religion. Es macht deutlich, dass der Gott Israels ein heiliger Gott ist, der die Ehe gestiftet hat und auch die Heiligkeit der Ehe fordert. Er lehrt eine ganz andere Moral als diese Religionen, die eine Perversion sind.
Wir haben in Römer 1 gelesen, dass gerade durch die Perversion der Religionen auch Unmoral und Homosexualität stark zugenommen haben. Hier sehen wir eine interessante Parallele zu unserer heutigen Kultur, in der man sich vom Gott der Bibel abgewandt hat und genau diese Dinge wieder übernimmt, die in diesen Religionen vorkamen. Gerade in unserer Zeit breitet sich Homosexualität wie eine Flutwelle, wie ein Tsunami, über unsere Kultur aus. Das muss so sein, denn es gehört zusammen – das sind geistliche Gesetzmäßigkeiten.
Das zeigt uns umso mehr, dass wir mit dem Multikulti-Trend nicht mitwachen dürfen. Wir kennen eine christliche Toleranz. Diese bedeutet, dass ich auch die Menschen liebe, die anders glauben und anders denken als ich, weil Gott alle Menschen liebt. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass der Glaube an Jesus Christus der einzig wahre Glaube ist und dass die Bibel die alleinige Wahrheit bringt.
Diese Überzeugung dürfen wir uns nicht nehmen lassen. Das hat aber nichts mit Intoleranz zu tun. Intoleranz im bösen Sinn bedeutet, den anderen anzugreifen, weil er anders denkt, ihn zu hassen oder ihm Übles zu tun. Doch das Evangelium lehrt uns, gerade unsere Feinde zu lieben, Gutes zu tun denen, die uns hassen, verfolgen und verleumden.
So wird auch deutlich, dass der Gott der Bibel ein anderer Gott ist als der Gott in all diesen Religionen, die auch heute wieder bei uns an Bedeutung gewinnen.
