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Wenn sich alles nur noch ums Geld dreht

Das Buch des Propheten Amos, Teil 11/11
21.03.2021Amos 8,4-10
SERIE - Teil 11 / 11Das Buch des Propheten Amos
Was passiert, wenn Geld zur einzigen Priorität wird? Die Bibel warnt vor Betrug, Ausbeutung und falschen Maßstäben – und zeigt, wie Ehrlichkeit Gott gefällt. Warum sind Ruhetage wie der Sabbat so wichtig? Und wie kann man in einer Welt, die oft von Gier geprägt ist, wirklich ehrlich bleiben? Wie beeinflusst Geld unser Herz und unsere Entscheidungen?

Einführung: Die Macht des Wortes Gottes und die Realität von Geldskandalen

Vielen Dank, lieber Benjamin, für diese gute Einleitung. Denn genau darum geht es: um das Wort Gottes, das Menschen verändern kann.

Immer wieder hören wir in den Nachrichten von Skandalen großer Unternehmen, zum Beispiel vom Abgasskandal bei VW. Ich denke, daran können wir uns alle noch gut erinnern. Wir sind schockiert, dass ein Unternehmen, das so bekannt ist und in der deutschen Gesellschaft einen hohen Status hat, Mitarbeiter hat, die bereit sind zu betrügen, um mehr Geld zu verdienen.

Oder wir denken an Skandale bei der Deutschen Bank oder zuletzt bei der Firma Wirecard. Wir hören davon, bekommen es in den Nachrichten mit und stellen uns die Frage: Was ist los?

Aber eigentlich sollte uns das gar nicht überraschen. Wenn es ums Geld geht, sind viele Menschen schnell bereit, zu betrügen. Und genau das ist das Thema unseres nächsten Textes: Wenn sich alles nur noch ums Geld dreht.

Geld ist ja immer ein heikles Thema, oder? Gerade in der Gemeinde über Geld zu sprechen, erfordert immer Vorsicht. Aber Amos redet über Geld, das Wort Gottes redet über Geld.

Deshalb geht es heute in Kapitel 8 zunächst einmal um das Geld. Ihr werdet merken, dass auch dieser Bibeltext uns wahrscheinlich wieder ansprechen und überführen wird.

Prioritäten im Umgang mit Geld: Wenn Geld zum Mittelpunkt wird

Der erste Punkt lautet: Wenn sich alles nur noch ums Geld dreht, dann sind die Prioritäten falsch gesetzt.

In Versen 4 und 5 heißt es: „Hört her, ihr, die ihr die Schwachen unterdrückt und die Armen im Land ruiniert!“ Wie schon gestern spricht Amos auch hier die Reichen an. Er spricht in eine Zeit des Wohlstandes hinein. Es gab viele Reiche, aber leider auch viele arme Menschen. Amos weist direkt darauf hin, dass diese reichen Menschen es eigentlich völlig egal ist, was Gottes Wort über den Umgang mit armen und hilfsbedürftigen Menschen sagt. Ihnen ist das egal, sie unterdrücken die Armen, um mehr Geld verdienen zu können. Dafür müssen die Armen herhalten.

In Vers 5 gibt uns Amos einen Einblick in die Gedankenwelt dieser Leute. Dort steht: „Ihr sagt: Wann ist das Neumondfest endlich vorbei? Dann können wir Getreide verkaufen. Wann ist der Sabbat vorüber? Dann bieten wir Korn an.“

Wisst ihr, das Neumondfest und der Sabbat waren die beiden Feiertage im Monat, an denen nicht gearbeitet werden durfte. Das Neumondfest wurde immer am ersten Tag des Monats gefeiert, also einmal im Monat. Der Sabbat, das wissen wir alle, ist immer der siebte Tag in der Woche. Das heißt, du hast mindestens fünf Tage im Monat, an denen du nicht arbeiten darfst.

Gott hat das nicht einfach so eingeführt. Er wollte, dass der Mensch auch einen Tag hat, an dem er nicht einer normalen Arbeit nachgehen muss, sondern besonders viel Zeit für die Gemeinschaft mit Gott hat. Das war der Gedanke dahinter.

Wenn wir uns etwas mehr mit dem Sabbat beschäftigen, dann stellen wir fest, dass es eigentlich etwas sehr Erstaunliches ist, was Gott hier gemacht hat. In der Archäologie – ihr hattet ja vor einiger Zeit Alexander Schick bei euch im Rahmen der Bibelausstellung, ein absoluter Kenner – hat man Tagebücher von ägyptischen Pyramidenarbeitern gefunden. Die Ägypter ließen viele Pyramiden bauen, und in der Archäologie fand man Tagebücher der Arbeiter. Daraus geht hervor, dass es außerhalb Israels keinen freien Tag gab. All die Völker um Israel herum kannten keinen arbeitsfreien Tag.

Wie gut ist der Gott der Bibel, der Schöpfer, dass er einen Ruhetag eingeführt hat, weil er weiß, was der Mensch braucht! Jesus sagt: Der Sabbat ist für den Menschen da. Gott ruhte am siebten Tag, und dennoch stand der Sabbat nicht frei zur Verfügung. Das müssen wir wissen. Der Sabbat gehörte dem Herrn. Gott hat diesen Tag geheiligt, und es war zugleich auch ein Vertrauensbeweis.

Wir müssen uns ein bisschen in die damalige Zeit hineinversetzen: Wenn du damals an einem Tag nicht gearbeitet hast, am Sabbat, hast du damit zugleich Gott dein Vertrauen bekundet. Du hast gesagt: Gott, ich glaube dir, dass es reicht, wenn ich an den anderen Tagen arbeite, an diesem Tag nicht, und dass ich trotzdem durchkomme und meine Familie versorgen kann. Das Halten des Sabbats war also auch ein Vertrauensbeweis.

Gott hat den Sabbat eingeführt, damit der Mensch eine besondere Chance hat, mehr Zeit mit Gott zu verbringen und an sein Schöpfungswerk und Erlösungswerk zu denken.

Jetzt schauen wir uns hier die Reichen an. Sie sitzen im Gottesdienst. Ihr müsst verstehen, das ist nicht etwas, was sie unbedingt laut sagen. Amos nimmt uns hier in die Gedankenwelt dieser Menschen mit. Sie sitzen im Gottesdienst, schauen auf die Uhr und fragen sich: „Wann ist der Sabbat endlich vorbei? Wir wollen wieder Geld machen, wir wollen wieder auf den Marktplatz gehen.“ Man könnte es auf gut Deutsch sagen: Sie wollen Kohle machen.

Das heißt, sie gehen mit der Leitfrage durchs Leben: Wie können wir noch mehr Geld verdienen? Und da ist der Sabbat im Weg, da ist das Neumondfest im Weg. Warum müssen wir hier im Gottesdienst sitzen? Ihr merkt, liebe Geschwister: Sie dienen nicht Gott, sie dienen dem Mammon. Während sie im Gottesdienst sitzen, kommen sie nicht zur Ruhe.

Geld hat so eine treibende Kraft. Jemand hat mal gesagt: „Geld ist vergleichbar mit Salzwasser. Je mehr man davon getrunken hat, desto durstiger wird man.“ Ich denke, das ist wahr. Geld hat eine starke Antriebskraft. Deswegen spricht die Bibel auch sehr viel über Geld. Jesus sagt: „Wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.“ Das hängt miteinander zusammen.

Gott geht es nicht um unser Geld, Gott geht es um unser Herz. Darum geht es. Aber leider haben wir auch als Christen immer wieder die Tendenz, dass sich so viel in unserem Leben ums Geld dreht.

Vielleicht musst du heute ehrlich feststellen: Das ist genau deine Situation. So häufig sitzt du hier im Gottesdienst und bist gedanklich schon bei der nächsten Woche, bei der Auftragslage deines Unternehmens. Du denkst an die Überstunden, die du wieder machen kannst. Vielleicht bist du noch nicht mal hier im Gottesdienst, vielleicht am Mittwoch – ich glaube, ihr habt am Mittwoch Gebetsabend, ich weiß nicht, ob das richtig ist –, sondern du machst Überstunden, die gar nicht unbedingt notwendig wären.

Ich verstehe schon, dass man manchmal Überstunden machen muss, weil die Firma es erfordert. Da haben wir als Christen nicht viel mitzureden, da müssen wir. Viele Menschen müssen am Sonntag arbeiten. Meine Frau ist Krankenschwester, mein Vater war Pilot und musste sonntags fliegen. Es gibt Berufsgruppen, die müssen auch mal sonntags arbeiten.

Aber kann es sein, dass du Überstunden machst und keine Zeit für die Gemeinde hast, obwohl du sie eigentlich nicht bräuchtest? Du bist innerlich getrieben. Du bist vielleicht körperlich hier, aber gedanklich woanders, vielleicht bei deinem Geld, bei deiner Firma.

Wenn Jesus sagt: In unserem Herzen gibt es einen Thron, und da kann nur einer sitzen – entweder Gott oder der Mammon –, dann tun wir gut daran, auch anhand dieses Textes einmal zu fragen: Wie sieht es in unserem Leben aus? Sind die Prioritäten falsch gesetzt? Ist Jesus wirklich der Herr in unserem Leben, oder dienen wir dem Geld?

Wie können wir uns da selbst hinterfragen? Ich möchte dir persönlich einige Fragen mitgeben: Wie häufig denkst du an Geld? Wenn du frei bist, das zu denken, was du willst – wie oft denkst du dann ans Geld? Wie viel Kraft und Energie verwendest du für Zusatzverdienste, die nicht unbedingt nötig wären? Wie sehr ärgert es dich, wenn du nicht das Geld bekommst, das dir zusteht? Und wie schwer fällt es dir, Geld wegzugeben ins Reich Gottes?

Das könnten Fragen sein, die dir helfen, den Stellenwert des Geldes in deinem Leben zu erfassen.

Wenn sich alles nur noch ums Geld dreht, dann sind die Prioritäten falsch gesetzt.

Arbeitsweise und Betrug: Die Folgen falscher Prioritäten

Wir kommen zum zweiten Punkt: Wenn sich alles nur noch ums Geld dreht, beeinflusst das die Arbeitsweise.

Ein griechischer Philosoph namens Demokrit – ich zitiere ihn, weil er nur etwa hundert Jahre nach Amos gelebt hat – sagt: „Ein Mann, der stets der Macht des Geldes unterliegt, kann niemals gerecht sein.“ Genau das sehen wir hier, wie die Menschen auf dem Marktplatz betrügen.

Amos nimmt uns jetzt mit hinein in das Geschehen auf dem Marktplatz, in die Gedanken dieser Menschen. Was denken sie sich? „Wir verkleinern das Getreidemass, wir vergrößern das Gewicht für das Geld und stellen die Waage falsch ein.“

Das müssen wir ein bisschen erklären. Wir verkleinern das Getreidemass. Es gab damals ein fest genormtes Getreidemass. Das war ein Eva – nicht wie Adams Frau, sondern mit F geschrieben, ein Eva. Und das waren 36 Liter. Es schwankte ein bisschen, einige sagen auf 40 Liter, einigen wir uns mal auf 36 Liter. Also ein Eva war 36 Liter, und das war eine Tonne, in der Getreide drin war.

Wenn hier steht, „wir verkleinern das Getreidemass“, wisst ihr, was die Leute damals gemacht haben? Sie legten Einlagen in diese Tonne, sodass nur noch vielleicht 30 Liter Getreide reinpassten. Aber das sah man von außen nicht. Du hast eine Eva gekauft, eine Tonne, und denkst, du kaufst 36 Liter, aber es sind nur 30 Liter drin, weil sie das Getreidemass verkleinert haben. Also erfinderisch waren die Menschen leider auch damals schon.

Dann heißt es weiter: „Wir vergrößern das Gewicht für das Geld.“ Was ist hiermit gemeint? Hier müssen wir verstehen: Festgeprägte Münzen, so wie wir heute mit zehn Cent zahlen oder einem Euro, gab es erst ab der Perserzeit. Davor wurde Geld immer abgewogen, in Form von Silber wurde gezahlt.

Das sehen wir beim Propheten Jeremia: Da wurde ein Kaufvertrag angefertigt, und Silber wurde abgewogen. Silber wurde auf so einer Waage gewogen – das waren die Waagen von damals. Sie sahen so aus, und man brauchte immer ein Gegengewicht.

Dieses Gegengewicht war ein Schekel, und der Schekel war genormt. Ein Schekel sind 11,5 Gramm. Wenn es hier bei Amos heißt, sie vergrößern das Gewicht, muss ich erst erklären, wie das Wiegen damals ablief: Man legte einen Schekel aufs Gewicht, und die Waage ging an der Seite natürlich runter. Dann musste so viel Silber draufgelegt werden, bis die Waage wieder im Gleichgewicht war. Dann wusste man, hier liegt ein Schekel drauf, also 11,5 Gramm – das ist verständlich.

Wenn man aber den Schekel vergrößert und aus dem Schekel 20 Gramm macht, denkt jeder, das Normgewicht sei 11,5 Gramm. Man legt den Schekel drauf, der aber frisiert wurde und vergrößert ist, und legt so viel Silber drauf, dass er eigentlich 20 Gramm Silber bezahlt hat statt 11,5. Das heißt, der Kunde hat viel zu viel bezahlt.

So haben die Menschen damals auf dem Marktplatz betrogen. Sie haben die Waage falsch eingestellt. Die Waagen, die wir gerade gesehen haben, konnten die Waagbalken krümmen. Sie waren ziemlich erfinderisch.

Alle drei Betrugsmöglichkeiten werden im Gesetz verboten. In 3. Mose 19,36 sagt Gott: „Eure Waage muss stimmen.“ Das war die Betrugsmöglichkeit Nummer drei, die wir uns gerade angeschaut haben – die Gewichte, also der Schekel, und die Hohlmaße, die Eva oder Tonne – müssen dem Grundmaß entsprechen. „Ich bin Yahweh, euer Gott, der euch aus Ägypten herausgeführt hat.“

Und wisst ihr, was das Besondere ist? 3. Mose 19 ist das große Kapitel der Nächstenliebe im Alten Testament. Jesus erwähnt im Neuen Testament die beiden größten Gebote: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben“ (5. Mose 6) und „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (3. Mose 19). Das ist das große Kapitel der Nächstenliebe.

Gott sagt: Es ist ein Zeichen von Liebe, wenn ich ehrlich bin im Geschäftsleben, weil ich meinen Nächsten lieben soll. Deswegen betrüge ich nicht.

Leider haben die Reichen zur Zeit von Amos kräftig betrogen. Und nicht nur das: Es heißt auch, sie verkaufen den Abfall vom Korn. Das heißt, sie betrügen in Bezug auf die Produktqualität. Sie haben altes, schlechtes Korn mit beigemischt zu gutem Korn.

Damit man eben keinen Ausschuss hat, keine B-Ware, würden wir heute sagen, sondern dass man wirklich alles verkaufen kann, weil man alles zu Geld machen will.

Ich möchte mal die Behauptung aufstellen, dass das, was hier in einem Buch steht – dem Buch des Propheten Amos, etwa 750 vor Christus –, heute genau so passiert.

Nehmen wir Betrug in Bezug auf die Produktqualität. Könnt ihr euch noch an den Pferdefleischskandal erinnern? Da wurde Lasagne verkauft, und es war ganz groß in den Schlagzeilen, mit Pferdefleisch, weil Rindfleisch viel teurer ist. Die großen Firmen haben betrogen, indem sie Pferdefleisch verwendet haben statt Rindfleisch.

Wir bekommen es immer wieder mit.

Ich habe in der Predigtvorbereitung mit einem jungen Mann gesprochen, der sich in der Geschäftswelt sehr gut auskennt. Er hat mir einige Szenarien gezeigt, wie heutzutage betrogen wird. Man erfindet zum Beispiel Mängel, die es gar nicht gibt, ruft an und verlangt einen Preisabzug. Der Kunde kontrolliert das nicht, beziehungsweise der Lieferant kontrolliert das nicht, wenn der Kunde sich beschwert. So erfindet man gewisse Reklamationen, die eigentlich keine echten Reklamationen sind.

Aber lasst uns das auch mal persönlich auf uns anwenden. Ich glaube, wir alle waren schon mal in der Situation, dass wir plötzlich – vielleicht ohne es zu wollen – in der Situation sind, entscheiden zu müssen: Bin ich ehrlich auf dem Marktplatz, im Berufsleben, oder täusche ich zu meinem finanziellen Vorteil?

Vielleicht wolltest du dein Auto verkaufen und schreibst „unfallfrei“, weil du weißt, dann kannst du den Wagen teurer verkaufen. Und eigentlich weißt du, du hattest einen Unfall. Betrug um des Geldes willen.

Was ist mit deinen Arbeitsstunden? Stundenkonto: „Ja, ich habe zwölf Stunden gearbeitet.“ Aber was ist, wenn du nur zehn Stunden gearbeitet hast und weißt, es wird nicht kontrolliert? Betrug um des Geldes willen.

Als ich unser Auto gekauft habe, einen Gebrauchtwagen, war mir schnell klar: Ich kenne mich echt nicht mit Autos aus, aber der Mann, der mir das Auto verkauft hat, kannte sich noch weniger aus als ich. Da kann man so tun, als hätte man Ahnung, ein bisschen gegen die Reifen treten, hören – und ich hätte schnell irgendwas erfinden können und sagen: „Da ist aber ein Geräusch, also 500 Euro weniger, dann nehme ich den Wagen.“ Habe ich natürlich nicht gemacht.

Aber einmal war ich in einer Situation: Da ist uns jemand reingefahren, und zwar genau an einer Stelle, wo wir schon eine Beule hatten, genau da – was für ein Zufall! Ich war beim Sachverständigen, er musste den Schaden schätzen für die Versicherung. Und ich dachte: „Komm, Andres, sprich das an!“ Dann habe ich ihm gesagt: „Wissen Sie was, da war genau an der Stelle schon eine Beule, wo der mir jetzt reingefahren ist. Macht das einen Unterschied, wie viel Geld ich von der Versicherung bekomme?“ Er sagte: „Echt, da war schon eine Beule? Hätte ich jetzt nie gesehen. Wir können ja einfach sagen, Sie haben es mir nicht gesagt.“ Ich sagte: „Nein, nein, ich habe es Ihnen gesagt. Ziehen Sie das ab.“

Plötzlich ist man in so einer Situation.

Oder auch wir Christen: Manchmal wollen wir es gar nicht. Da kommt der Handwerker zu uns nach Hause und fragt: „Mit Rechnung oder ohne?“ Und wir wissen, was das bedeutet: Ohne Rechnung heißt Schwarzarbeit. Da sind wir beim Thema.

Wir haben oft ein Rechtfertigungssystem. Wir denken auch, wie der Staat mit Steuergeldern umgeht: „Der hat meine Steuergelder nicht verdient.“ Jesus sagt: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist.“

Schwarzarbeit ist kein Kavaliersdelikt. Schwarzarbeit ist Wirtschaftskriminalität. Es ist Diebstahl.

Und wenn wir dauerhaft handwerkliche Leistungen anbieten – ich rede hier nicht von einer einmaligen oder zweimaligen Hilfe, wo man sich mal bedankt –, da hat der Staat ja auch einen gewissen Spielraum gewährt. Aber wenn wir systematisch schwarz arbeiten, da betrügen wir nicht nur den Staat, da betrügen wir Gott.

Wir sehen hier im Buch Amos: Gott nimmt es sehr, sehr ernst, wie es auf dem Marktplatz zugeht.

Das Wunderbare ist, dass das Ganze auch noch eine andere Seite hat. Ich möchte auch mal die andere Seite zeigen, die positive Seite.

In Sprüche 11,1 sehen wir eine Gegenüberstellung: „Falsche Waage ist dem Herrn ein Gräuel.“ Wenn die Bibel von Gräuel spricht, meint sie etwas ganz Heftiges.

Betrug auf dem Marktplatz ist dem Herrn ein Gräuel. Aber das ist die positive Seite: „Ein volles Gewicht ist sein Wohlgefallen.“

Weißt du, wie du auf dem Marktplatz Gott ehren kannst? Weißt du, wie du auf der Arbeit die Anbetung, den Gottesdienst fortsetzen kannst? Indem du ehrlich bist.

Da sagte ein Arbeitnehmer zu seinem Kollegen: „Hey, arbeite mal nicht so schnell, der Chef ist doch weg.“ Der Kollege war Christ und sagte: „Mein Chef ist noch da, deswegen arbeite ich weiter.“

Schaut mal, wie wunderbar diese Worte klingen: Ein volles Gewicht ist sein Wohlgefallen.

Wenn du in der Situation stehst auf der Arbeit und ehrlich bist, freut sich der Herr über dich. Es ist sein Wohlgefallen, wenn er seine Kinder sieht, die ehrlich arbeiten, auch wenn kein Mensch zuguckt. Die in Versuchung stehen, etwas Unehrliches zu sagen, aber sagen: „Nein, ich bleibe bei der Wahrheit“, auch wenn es einen Nachteil für mich mit sich bringt.

Ein christlicher Geschäftsmann, den ich sehr gut kenne, erzählte, er war in der Kranbranche tätig. Er war Vertriebler und hatte einen Riesenauftrag in Brasilien – ein Auftragsvolumen von 120 Millionen. Das ist ein riesiger Auftrag.

Wer sich mit Provisionen auskennt, weiß, er hätte daran sehr viel verdient. Es sah gut aus, dass er den Auftrag holt. Ein christlicher Geschäftsmann aus unserer Gemeinde.

Dann bekam er plötzlich mit, dass Schmiergelder geflossen sind. Er sagte sofort: „Leute, ich bin raus.“ Es gab einen riesigen Aufschrei im Unternehmen, verschiedene Länder waren betroffen, weil er als Vertriebler so nah am Kunden dran war und dabei war, den Auftrag zu holen.

Er sagte: „Wenn Schmiergelder geflossen sind, bin ich raus.“

Er sagte mir später: „Meine persönliche Freiheit ist mir so viel wichtiger als das Geld.“

Und ich kann euch sagen: Aus finanzieller Sicht hat er vieles liegen lassen, eine große Provision. Aus geistlicher Sicht war es der größtmögliche Gewinn.

Gott hat sich gefreut über diesen Geschäftsmann und seine Ehrlichkeit.

So möchte ich uns heute auch ermutigen: Gott hat Gefallen an Aufrichtigkeit, Gott hat Gefallen an Integrität.

Ich möchte dich ermutigen, im Berufsleben – manchmal sind es kleinere Dinge, manchmal ganz große – einfach immer konsequent ehrlich zu sein.

Denn unser Chef ist immer da.

Ausbeutung und Gottes Gericht: Die Konsequenzen der Geldgier

Der zweite große Kritikpunkt ist hier die Ausbeutung. Das hatten wir schon im Buch Amos. Hier heißt es in Vers 6: „Wir kaufen Sklaven für Geld und Arme für ein Paar Schuhe.“

Es ist nicht ganz sicher, was genau damit gemeint ist, aber vermutlich geht es darum, dass es so etwas Ähnliches wie eine Privatinsolvenz damals schon gab – allerdings in einer abgewandelten Form. Wenn du Schulden hattest, die du nicht begleichen konntest, konntest du dich selbst verkaufen und zum Sklaven machen lassen. Vermutlich sind die Reichen hier so sehr darauf bedacht, alles zurückzubekommen, was man ihnen schuldet, dass sie selbst dann, wenn ein armer Mensch ihnen nur ein paar Schuhe schuldet, sagen: „Das musst du mir zurückgeben. Wenn du es nicht kannst, bist du jetzt mein Sklave.“

Auf diese Weise beuten sie aus und schaffen sich viele billige Arbeitskräfte.

Schaut mal, wie Gott darauf reagiert. Das ist jetzt die entscheidende Bewertung dieses Verhaltens. Wenn sich alles nur noch ums Geld dreht, nimmt Gott das sehr, sehr ernst.

In Vers 7 heißt es: „Bei Jakobs Stolz hat Jahwe geschworen: Nie werde ich ihre Taten vergessen.“ Auf welche Taten bezieht sich das? Auf das, was bei der Arbeit passiert. Gott kündigt einige Gerichte an.

Zunächst ein Erdbeben in Vers 8: „Er bebt darüber nicht die Erde, erschreckt nicht all ihre Bewohner, hebt sie sich nicht wie der Nil, ist sie nicht aufgewühlt und senkt sich wieder, so wie der Strom von Ägypten.“

Das Erdbeben wird hier mit dem Fluss illustriert, weil die Bewegung eines Erdbebens ähnlich ist wie die Wellen.

Weiter kündigt Gott eine Finsternis als Gericht an: „An jenem Tag spricht Jahwe, der Herr, geht die Sonne schon am Mittag unter, am helllichten Tag bringe ich Finsternis über die Erde.“

Das war ein angedrohter Fluch. Wir sehen, dass eine der Plagen, die die Ägypter trafen, ebenfalls Finsternis war. Besonders deutlich wird dieses Gericht der Finsternis am Mittag bei der Kreuzigung Jesu.

Mitten am Tag wird es finster, weil sich der Zorn Gottes ergoss über die Sünde, die der Herr Jesus als unschuldiges Lamm auf sich genommen hat.

Finsternis ist im Alten Testament immer ein Zeichen des Gerichts.

Gott sagt weiter: „Eure Feste werde ich in Trauer verwandeln, eure Gesänge werden Totenlieder sein, auf die Hüften bringe ich euch den Trauersack und auf jedem Kopf eine Glatze. Ich lasse euch trauern wie um den einzigen Sohn, bitter wird das Ende dieses Tages sein.“

Schaut mal, hier sehen wir, wie aus einer Spaßgesellschaft eine Trauergesellschaft wird. Gott sagt: Ich werde alles ändern – der Spaß ist vorbei.

Persönliche Reflexion und Ermutigung zur Umkehr

Was nehmen wir aus diesen Versen für uns mit? Ich stelle immer wieder fest, wie ernst es Gott ist, wenn wir betrügen. Gott interessiert sich nicht nur für das, was am Sonntag hier in der Gemeinde passiert. Vielmehr ist ihm sehr wichtig, was du am Montag tust. Das haben wir bereits in Kapitel 5 gesehen, und hier wird es noch einmal deutlich.

Gott schaut genau hin, wie du arbeitest, ob du ehrlich bist oder nicht. Er hasst es, wenn seine Kinder betrügen.

Der Herr hat mich einmal überführt. Als Teenager habe ich in unserem Dorf im Getränkeladen gestohlen. Wir haben die leeren Pfandflaschen aus dem Zaun geholt und sie irgendwo anders abgegeben, um den Pfand zu kassieren. Irgendwann hat Gott mich darauf hingewiesen: „Andre, nutze das doch jetzt als Zeugnis und geh zum Getränkeladen, um zu bekennen, was du damals getan hast.“

Ich habe darin eine Chance für das Evangelium gesehen. Also bin ich hingegangen, habe den Betrag ungefähr geschätzt, den wir damals gestohlen hatten, und bin mit dem Geldschein in der Hand zum Laden gegangen. Ich sagte: „Wissen Sie was, ich habe hier mal ganz viel gestohlen, aber mittlerweile bin ich Christ geworden. Ich möchte das begleichen.“ Die Frau hat mich angeschaut, als hätte sie so etwas noch nie erlebt, und sich sehr dafür bedankt.

Das kann so ein Zeugnis sein, wenn wir als Christen Dinge wieder in Ordnung bringen. Dabei sollten wir es nicht als Zwang sehen, dass wir müssen, weil Gott uns sonst nicht vergibt. Stattdessen ist es eine Chance. Wir können ein Zeugnis sein: Ja, wir haben in der Vergangenheit etwas falsch gemacht, aber jetzt gehen wir ins Licht und stellen es wieder her.

Nicht immer ist es möglich, alles wieder gutzumachen. In einem Geschäft, in dem ich ebenfalls geklaut hatte, gab es dieses Geschäft nicht mehr. Dort konnte ich nichts mehr ändern, aber ich weiß, der Herr hat vergeben.

Ich möchte uns ermutigen: Wenn Gott dich im Laufe dieses Vortrags oder dieser Predigt auf Dinge hinweist, bei denen du Schwarzarbeit geleistet oder in Anspruch genommen hast, oder wenn du deine Steuererklärung zu deinem Vorteil geändert hast – das ist Betrug. Wir müssen das auch so nennen. Was die Bibel Betrug nennt, ist Betrug.

Aber ich möchte dich ermutigen, damit zu Jesus zu kommen, denn es gibt Vergebung.

Ich muss sehr an Zachäus denken, einen Mann, der viel betrogen hat. Die Leute hassten ihn, er war der Betrüger Nummer eins und hatte sogar andere Betrüger unter sich. Doch Jesus sieht genau diesen Zachäus und sagt: „Ich möchte in dein Haus kommen.“

Vielleicht sind das die Worte, die Jesus dir heute sagt: „Hör auf mit dem Betrug. Ich möchte wieder in dein Leben kommen. Ich möchte dich heiligen, damit du von jetzt an ehrlich bist, großzügig und richtige Prioritäten im Hinblick auf das Geld setzt.“

Zusammenfassung und Abschluss

Fassen wir noch einmal zusammen: Wenn sich alles nur noch ums Geld dreht, dann sind die Prioritäten falsch gesetzt. In diesem Fall ist uns Geld wichtiger als Gott.

Wenn sich alles nur noch ums Geld dreht, beeinflusst das auch unsere Arbeitsweise. Man ist plötzlich bereit, zu betrügen und unehrlich zu sein, nur um mehr Geld zu bekommen.

Aber, ihr Lieben, wir haben heute auch gelernt: Wenn sich alles nur noch ums Geld dreht, nimmt Gott das sehr ernst.

Deshalb möchte ich uns ermutigen, zu Jesus zu kommen und heute auch Buße über gewisse Dinge zu tun, die der Herr uns aufgezeigt hat. Danach können wir wieder frohen Herzens an die Arbeit gehen, in der Gewissheit, dass der Herr vergeben hat. Jetzt wollen wir ehrlich sein – zu seiner Ehre.

Amen.

Wir hören nun ein Lied.