Einführung in die Lebensperioden Abrahams
Abraham Kapitel 11, also Vers 27 bis Kapitel 25: Wir kommen zur ersten Periode. Im Leben Abrahams lassen sich drei Perioden unterscheiden. Die erste Periode umfasst Kapitel 12 bis 15, die zweite Periode Kapitel 16 bis 19, und die dritte Periode Kapitel 20 bis 23. Danach folgt noch ein Nachspiel in Kapitel 24 und zu Beginn von Kapitel 25.
Heute wollen wir vor allem diese drei Perioden im Leben Abrahams betrachten und schauen, wie weit wir kommen. In jeder dieser Perioden geht es um eine wichtige Frage.
Die erste Periode im Leben Abrahams reicht von seiner Berufung bis zu Kapitel 15, dem Punkt der Gottesverheißung an Abraham. Die zweite Periode beginnt mit dem fleischlichen Weg, der mit Hagar und der Geburt Ismaels zusammenhängt, und endet in Kapitel 19, wo Sodom und Gomorra zerstört werden. Die dritte Periode umfasst Kapitel 20, also seine Geschichte mit den Philistern und die Geburt Isaaks, bis zum Tod von Sarah.
Diese drei Abschnitte sind wichtige Lebensphasen. Auch in unserem Leben gibt es solche Abschnitte. Wenn man sein Leben betrachtet, kann man verschiedene Phasen erkennen. Es ist hilfreich, das Leben in solche Abschnitte einzuteilen, um zu verstehen: „Aha, das war die Zeit, und jetzt kam die nächste Zeit.“ In jedem Lebensabschnitt gibt es besondere Lektionen zu lernen.
Die zentralen Fragen und Gottesoffenbarungen in Abrahams Leben
In der ersten Periode geht es um die Frage: „Güter oder Leben?“ Im zweiten Abschnitt steht die Frage „Fleisch oder Verheißung?“ im Mittelpunkt. Im dritten Lebensabschnitt schließlich geht es um die Frage der Sicherheit – Sicherheit in Menschen oder Sicherheit in Gott.
Diese drei Lebensabschnitte sind in der Gliederung enthalten. Ihr habt die Gliederung bereits erhalten, daher ist es nicht nötig, sie jetzt noch einmal aufzuschreiben.
In jedem dieser Lebensabschnitte begegnet Abraham Gott, und es ist auffällig, dass sich Gott ihm jeweils auf eine neue Weise offenbart.
Im ersten Abschnitt zeigt sich Gott Abraham als El Elyon, den Höchsten, den Besitzer von Himmel und Erde (Kapitel 14, Vers 18 und folgende). El Elyon – Gott, der Höchste, der Besitzer von Himmel und Erde.
Im zweiten Lebensabschnitt offenbart sich Gott als El Shaddai, Gott der Mächtige.
Im dritten Lebensabschnitt zeigt sich Gott Abraham als El Olam (Kapitel 21,34), Gott der Ewige. Hier geht es um die Frage der Sicherheit, um die Unwandelbarkeit des göttlichen Ratschlusses als sicheren und festen Anker unserer Seelen.
Zusammengefasst sind die drei Fragen: Erstens, Güter oder Leben? Zweitens, Fleisch oder Verheißung? Drittens, Sicherheit in Menschen oder in Gott.
In jedem Abschnitt lernt Abraham seine Lektionen. Abraham ist ein guter Schüler, der auch Fehler macht. Schüler dürfen Fehler machen, manchmal verlängert sich dadurch die Schulzeit ein wenig. Doch Gott kann mit Abraham umgehen, mit ihm handeln und ihn führen, weil Abraham lernt, auf Gott zu vertrauen.
In all diesen Abschnitten geht es letztlich immer um eine große Frage: Wie kommt Abraham zu dem Samen, den Gott ihm im Verheißen ganz am Anfang seines Lebens gegeben hat? Diese dreifache Verheißung betrifft den Samen und den Segen, der dann zu allen Völkern kommen soll.
In diesem Abschnitt von Abrahams Leben geht es vor allem um den Samen: Wie kommt es zu dem Samen? Und wie ist der Same sicher?
Überblick über die erste Lebensperiode Abrahams
Und hier in der Folie seht ihr die Antigliederung, beziehungsweise die Detailgliederung der ersten Lebensperiode. Ich denke, das habt ihr auch dabei, oder? Ja, auf Seite fünf, wenn ich mich nicht irre. Dort ist es zwar etwas anders dargestellt, aber im Wesentlichen ähnlich.
In der ersten Lebensperiode gibt es sechs Unterabschnitte. Dabei lässt sich feststellen, dass diese eng mit den geografischen Bewegungen im Leben Abrahams verbunden sind. Zuerst geht es von Ur nach Kanaan. Das ist der erste Abschnitt, in dem die Gottesverheißung an Abraham eine zentrale Rolle spielt.
Dann folgt die Bewegung von Kanaan nach Ägypten, anschließend von Ägypten zurück nach Bethel, was im Kapitel 13 beschrieben wird. Danach geht es von Bethel nach Mamre, ebenfalls gegen Ende von Kapitel 13. Im Kapitel 14 findet die Schlacht der Könige statt, bei der Lot befreit wird. Zum Abschluss steht wieder Gottes Verheißungsbund mit Abraham.
Am Anfang und am Ende dieses Lebensabschnitts steht jeweils eine Verheißung. So heißt es am Anfang: „Ich werde deinen Namen groß machen.“ Und am Ende, im sechsten Abschnitt, lautet die Verheißung: „Ich bin dein großer Lohn, ich selber.“
Die zweite Geschichte behandelt die Frage, wie man reich wird – in diesem Fall durch Ägypten. Die fünfte Geschichte zeigt, wie man durch Salomo reich wird. In der Mitte, also in der dritten und vierten Geschichte, geht es um das Auge Lots und das Auge Abrahams.
Diese Struktur ist chiastisch aufgebaut, was wir schon öfter festgestellt haben. Chiastische Anordnungen sind in der Bibel eine sehr beliebte Erzählform. Dabei entsprechen der erste und der letzte Teil einander, ebenso der zweite und der vorletzte sowie der dritte und der vorvorletzte Abschnitt.
Die Herkunft und Familie Abrahams
Nun schauen wir uns das ein bisschen näher an. In Elfer 27 wird erwähnt, dass Terach Abraham, Nahor und Haran zeugte – allerdings nicht in der Reihenfolge, wie sie hier genannt werden, sondern in einer anderen Reihenfolge. Abraham wurde jedenfalls erst sechzig Jahre nach dem Erstgeborenen geboren.
Vers 28 berichtet, dass Haran vor seinem Vater Terach starb, und zwar in seinem Vaterland Ur in Chaldäa. Abram und Nahor nahmen sich daraufhin Frauen, also die übrig gebliebenen Söhne heirateten. Abrams Frau hieß Sarai, Nahors Frau war Milka, die Tochter Harans. Haran war der Vater von Milka und Jeska. Sarai war jedoch unfruchtbar und hatte kein Kind.
Dann nahm Terach seinen Sohn Abram, seinen Enkel Lot, den Sohn seines Sohnes Haran, und seine Schwiegertochter Sarai, die Frau seines Sohnes Abram, und führte sie aus Ur in Chaldäa, um ins Land Kanaan zu ziehen. Sie kamen nach Haran – hier handelt es sich um ein anderes Wort als Haran, es sind zwei verschiedene Wörter.
Dort wohnten sie, und Terach wurde zweihundertfünf Jahre alt und starb in Haran.
Der Ruf Gottes an Abraham und der Beginn des Weges
Und dann heißt es in Vers 1: „Und Jahwe hatte zu Abraham gesprochen.“ Ich glaube, die Schlachter-Übersetzer haben das auch plusquamperfektiv übersetzt. Ist das richtig?
Ja, da haben die Schlachterleute gut aufgepasst, denn hier handelt es sich wieder um einen Fall, in dem man das Wort in der Vorvergangenheit übersetzen muss. Woher weiß man das? Das wissen wir eigentlich nur durch das Neue Testament, im Alten Testament selbst wird das nicht explizit gesagt.
Denn Gott hatte nämlich in Ur in Chaldäa zu Abraham gesprochen und nicht in Haran. Deshalb muss man hier das Hebräische Perfekt plusquamperfektisch übersetzen, was durchaus legitim ist, weil das Hebräische kein Plusquamperfekt kennt. Also: Jahwe hatte zu Abraham gesprochen: „Geh aus deinem Land und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in das Land, das ich dir zeigen werde.“
In Apostelgeschichte 7 lesen wir davon, dass es in Ur in Chaldäa war. Ich glaube, es war Vers 1 oder 2. Dort am Anfang wird klar, da sagt Stephanus in Apostelgeschichte 7, Vers 2:
Und dann heißt es in Apostelgeschichte 7, Vers 4: Abraham wartet so lange, bis Terach gestorben ist in Haran. Also er hat seine ganze Reise unterbrochen. Es gab eine längere Pause, bis Terach gestorben war. Erst dann kam Abram nach Kanaan.
Richtig, ja. Oder es ist ja nur ein... Ja, ganz richtig, ganz richtig. Kapitel 12, die ersten drei Verse sind also chronologisch vorher anzusetzen. Und dann verstehen wir auch besser diesen Satz in Vers 30: Sarah war unfruchtbar und hatte kein Kind.
Gott hat zu Jahwe gesagt: „Abraham, geh aus deinem Land und deiner Verwandtschaft, aus deines Vaters Haus in das Land, das ich dir zeigen werde. Ich werde dich zu einem großen Volk machen.“ Und Sarah hatte kein Kind.
Terach heißt „Zögerer“, einer, der aufschiebt und verweilt. Das passt natürlich wunderbar zu Terach, der sich in Haran niedergelassen hat und gezögert hat, weiterzuziehen.
Und Gott hatte zu Abraham gesagt: „Geh aus dem Lande und von deiner Verwandtschaft weg.“ Ob das beinhalten sollte, dass er den Vater auch verlassen muss, wissen wir nicht. Das muss nicht bedeuten, dass Abraham ungehorsam war, weil er den Vater mitgenommen hat. Nein, das muss das gar nicht bedeuten. Aber jedenfalls sollte er aus seiner übrigen Verwandtschaft wegziehen.
Lot hat er jedoch mitgenommen, den hätte er nicht unbedingt mitnehmen müssen. Lot wurde später immer wieder zu einem Problem für Abram. Das werden wir noch sehen.
Dann warteten sie in Haran, bis der Vater starb. Als der Vater gestorben war, zogen sie weiter. Dann erfüllt Abram den ursprünglichen Befehl des Herrn und kommt nun mit Lot nach Kanaan, mit all ihren Gütern.
Sie wissen eigentlich nicht, wohin sie ziehen, sagt der Hebräerbrief. Aber sie haben Gott vertraut, und Gott hat sie geführt.
Das erfahren wir nicht klar, aber so, wie es hier berichtet ist, ist der Ruf ganz klar an Abraham ergangen, nicht an den Vater. Ja, weil der Auszug aus Ur, die organisierte Vorvergangenheit, zählt für den Vater, nicht für Abraham.
Also wieso schreibt es hier „Vaterhaus“? Am Anfang sieht es so aus, als ob der Vater die Initiative ergriff. In welchem Vers war das? Vers 31, danke. Ja, aber doch ging das Wort an Abraham, und das wissen wir aus Apostelgeschichte 7: Es war in Ur in Chaldäa, nicht in Haran, dass Gott Abraham rief.
Wir wollen nicht zu viel hineininterpretieren. Manche sagen, das sei schon der erste Ungehorsam Abrahams gewesen usw. Wie gesagt, lieber möchte ich Abraham keine Schuld zuweisen. Denn eines Tages werden wir ihn sehen, und dann wird Abraham sagen: „Warum hast du so schlecht von mir geredet?“
Ich habe Buße tun müssen über Jephta. Ich sage euch, ich habe sehr negativ über Jephta geredet, und ich habe wirklich Buße getan vor dem Herrn. Jephta hatte einiges nicht richtig gemacht, das stimmt, aber nicht alles war so verkehrt und falsch. Das ist ein eigenes Thema. Aber da musste ich wirklich Buße tun.
Und jetzt möchte ich vorsichtig sein.
Gut, „Lech Lecha“ – „Geh aus deiner Lech Lecha“ ist eine hebräische Betonung: „Geh für dich, geh, geh, geh im eigenen Interesse! Lech Lecha – geh für dich!“ Das ist eine spezielle hebräische Form: Geh im eigenen Interesse.
Gott zu gehorchen ist immer gut, im eigenen Interesse ist das auch gut. Gott zu gehorchen ist gut.
Und für Abraham war das Land Kanaan viel, viel besser als Ur oder Haran. Später musste er das lernen.
Und es ist auch für uns wichtig, dass wir wissen: Die Wege, die Gegenden, wohin Gott uns schickt, und die Wege, die Gott uns vorschreibt, sind die besten Wege für uns, auch wenn uns am Anfang nicht ganz klar ist, was alles kommen wird und was alles sein wird.
Wir müssen das nicht alles wissen. Er musste lernen, durch Glauben zu leben und nicht durch Schauen.
Und jetzt fängt Gott schon an. Er gründet also, Abraham lernt, sich auf das Wort Gottes zu verlassen. In Hebräer 11,8 steht: „Im Glauben gehorchte Abraham, als er gerufen wurde, auszuziehen an den Ort, den er als Erbe empfangen sollte, und er zog aus und wusste nicht, wohin er ging.“
So lernt Abraham jetzt schon, am Anfang, Gott zu vertrauen.
Und Gott liebt Abraham nicht, weil er ein besonderer Mann ist oder weil er besonders heilig und fromm ist, sondern aus Liebe, einfach weil Gott ein liebender Gott ist und weil Gott etwas mit Abraham vorhat.
Das ist Erwählung, wirklich ohne ein Tun des Menschen. Das ist eine Art Erwählung, wo Gott allein handelt. Abraham hat sich nicht selbst bekehrt.
Aber was jetzt mit Abraham geschieht und wozu Gott ihn gebrauchen wird, das ist wirklich Gottes Führung allein. Und das ist auch bei uns so.
Gott hat etwas mit uns vor, und wir dürfen nach diesem Plan leben. Er hat Werke vorbereitet, dass wir in ihnen wandeln sollen.
Die Verheissung Gottes und der Segen für Abraham
1. Mose 12,2: Ich werde dich zu einem großen Volk machen. In Abhängigkeit von Gott werde ich dich segnen, und gesegnet wird sein, wer dich segnet, und verflucht wird, wer dich verflucht.
So ist es auch in der Geschichte Abrahams und den Nachkommen Abrahams später geworden. Gott sagt zum Pharao: Wenn du meine Babys ins Wasser wirfst, dann werde ich dich ins Wasser werfen. Wenn du meinem Volk die Babys ins Wasser wirfst, dann kommst du ins Wasser – und so geschah es auch. Und all sein Heer – Gott hat seine, das sind auch seine – das sind die ganz markanten Sachen: Gott bezahlt es zurück.
Der Haman kommt und will Mardochai aufhängen, und endet genau dort, wo er ihn aufhängen will. Das ist Gottes Art. Mardochai wird dann geehrt, genau mit der Ehre, die eigentlich für Haman bestimmt war. Haman wird mit dem Galgen gehängt. Es dreht sich also gerade um. Der Galgen, der für Mardochai bestimmt war, bekommt Haman, und die Ehre, die für Haman bestimmt war, bekommt Mardochai. Das ist Gottes Weg.
Abraham zog aus, wie der Herr zu ihm gesagt hatte, und Lot zog mit ihm. Abraham war fünfundsiebzig Jahre alt, als er aus Haran zog. Er nahm also seine Frau Sara, Lot und alle ihre Habe mit. Das wird hier besonders betont: Alles, was sie an Habe erworben hatten, und die Seelen, die sie in Haran erworben hatten, zogen aus, um in das Land Kanaan zu gehen.
Jetzt durchzieht Abraham das Land bis Sichem. Schichem heißt „Schulter“. Er zieht bis zur Terbintemore, zur Steineiche des Lehrers. Zu der Zeit waren die Kanaaniter im Land. Das war die erste Prüfung für Abrahams Glauben: „Ich soll daherkommen, und Gott gibt mir das Land?“ Ja, da ist nichts zu haben. Die Kanaaniter sind im Land. Aber auch der Herr ist im Land. Man soll nicht entmutigt sein, wenn die Kanaaniter im Land sind.
Vers 7: Der Herr ist auch da. Da erschien der Herr, also Yahweh, dem Abraham und sprach: „Deinem Samen werde ich dieses Land geben.“ Er baute dort dem Herrn, der ihm erschienen war, einen Altar. Hier haben wir die erste Gotteserscheinung im Land und die erste Landverheißung: Dieses Land werde ich deinem Samen geben, nicht dir, sondern deinem Samen.
Warum erscheint ihm der Herr? Die Gedanken sollen auf die Verheißung gelenkt werden und nicht auf die Kanaaniter. Worauf schaust du: auf die Kanaaniter oder auf den Herrn? Man ist immer wieder in Gefahr, auf die Kanaaniter zu schauen.
Von dort brach er auf ins Bergland östlich der Stadt Bethel. Bethel heißt „Haus Gottes“. Er richtete sein Zelt auf, sodass er Bethel gegen Westen und Ai gegen Osten hatte. Er baute dort dem Herrn einen Altar und rief den Namen des Herrn an.
Ai heißt „Trümmerhaufen“, Bethel heißt „Haus Gottes“, und Abraham wohnt dazwischen – zwischen Haus Gottes und Trümmerhaufen. Uns geht es manchmal auch so, nur nebenbei bemerkt.
Gott prüft also den Glauben Abrahams, und Abraham betet an. Abrahams Leben ist geprägt von Altären, von Zelten und Altären. Das ist das, was wir immer wieder bei Abraham lesen: „Erbaue deinen Altar.“ Viermal lesen wir das. Den Glauben abhanden? Schon hier nicht.
Die Bedeutung von Prüfungen und Herausforderungen
Macintosh schreibt in seinem bekannten Buch über die fünf Bücher Mose: „Wäre der Himmel stets wolkenlos und das Meer stets glatt, so würde der Gläubige den Gott, mit dem er es zu tun hat, sicher nicht so gut kennenlernen.“ Wenn alles gut läuft, lernen wir Gott nicht so gut kennen. Erst wenn wir Probleme haben, machen wir Erfahrungen mit Gott und lernen ihn wirklich kennen.
Wir waren unterwegs, sind von Österreich in die Schweiz umgezogen. Dabei hatten wir einen Pferdeanhänger, in den wir unsere Sachen gepackt hatten. Das Auto und der Anhänger waren ausgeliehen, und zwar von verschiedenen Personen. Wir fuhren los, doch nach etwa fünf Kilometern am Arlberg hielt uns die Polizei vor dem Arlbergtunnel an. Sie kontrollierten unsere Papiere und sagten dann, dass wir nicht weiterfahren dürften.
„Wieso nicht?“, fragten wir. Der Polizist erklärte, dass das zulässige Gesamtgewicht von Anhänger und Zugfahrzeug um zwanzig Kilogramm überschritten sei. Wir durften nicht weiterfahren, weil die zulässige Gesamtmasse von 3,5 Tonnen um zwanzig Kilogramm überschritten wurde. Die Kombination aus Anhänger und Zugfahrzeug lag bei 3.520 Kilogramm.
Wir standen da mit all unseren Sachen. Zurückfahren lohnte sich nicht, weiterfahren war verboten, und den Anhänger einfach stehen lassen konnten wir auch nicht. Was tun? Wir versuchten mit dem Polizisten zu verhandeln, aber er war unnachgiebig. Es ging nicht nur um die zwanzig Kilogramm – die Kombination war generell nicht erlaubt. Für diese Kombination bräuchten wir einen Lastwagenführerschein.
Was nun? Wir beteten. Probleme zwingen uns, unseren Herrn besser kennenzulernen. Wir beteten und hatten keine Idee. Meine Frau ist in solchen Situationen sehr einfallsreich. Sie meinte: „Wir müssen einen Lastwagenfahrer anhalten, der uns mit dem Auto weiterfährt.“ Also schauten wir nach Lastwagen mit zwei Fahrern, um jemanden zu bitten, uns mitzunehmen.
Die Logik der Frauen ist schon besonders. Tatsächlich hielten wir Lastwagen an, bis einer stehen blieb. Wir erzählten unsere Geschichte. Der erste Fahrer hatte keinen C-Führerschein, also keinen Lastwagenführerschein. Also fuhren sie weiter. Wir hielten weiter an und schließlich blieb ein Lastwagen mit zwei Fahrern stehen, die beide einen C-Führerschein hatten. Sie lachten über unsere Geschichte, stiegen in unser Auto ein, und wir fuhren weiter.
Die Polizei winkte uns noch zu, als wir mit unserem „Lastwagenfahrer“ durch den Arlberg fuhren. Irgendwann sagten wir uns: „Wir können nicht die ganze Strecke bis in die Schweiz so fahren, die Fahrer fahren ja nicht so weit.“ Also wechselten wir wieder und beteten, dass uns kein weiterer Polizist anhält.
So haben wir den Herrn wunderbar erlebt: Aus einer scheinbar ausweglosen Situation schenkte er uns ganz einfache Lösungen. Solche Erfahrungen stärken unser Vertrauen in Gott. Man lernt immer wieder etwas Neues von ihm.
Die Kanaaniter sind im Land, und Jahwe baute einen Altar und rief den Namen Jahwe an. Auch Abraham baute einen Altar und rief den Namen Jahwe an.
Wenn man die Stationen von Abraham betrachtet, ist das interessant. Ich weiß nicht, wie viel Gewicht man darauf legen soll, aber die Namen haben eine gewisse Bedeutung. Schichem bedeutet „Schulter“ und „Kraft“. Der erste Ort, an dem Abraham ankommt, ist also dort, wo er Kraft erhält. Man könnte das phantasievoll so deuten: Unsere erste Station ist die Kraft, die wir an der Schulter des Herrn finden.
Dann kommt die Terebinte More, was „der Lehrer“ bedeutet. Zuerst brauchen wir Kraft, dann einen Lehrer – Gott als Lehrer. Danach geht Abraham nach Bethel, dem „Haus Gottes“, und wohnt zwischen dem Haus Gottes und den Trümmern. Das beschreibt oft das eigene Leben: Man wohnt nicht immer im Haus Gottes, sondern hat manchmal auch Trümmer im Leben, wenn nicht alles so läuft, wie man es sich wünscht.
Nach einem Aufenthalt in Ägypten kehrt Abraham wieder nach Bethel zurück und baut dort erneut einen Altar. Schließlich kommt er nach Mamre, was „Festigkeit“ bedeutet, bei Hebron, was „Gemeinschaft“ heißt. Das sind alles Dinge, die wir brauchen: Festigkeit und Gemeinschaft.
Ursprünglich kam Abraham aus Haran, was „Gebirgler“ oder „Hitziger“ bedeutet. Der „Hitzige“ musste lernen zu warten, bis sein Vater gestorben war. So zeigen diese Namen eine Bedeutung, die man auch auf das eigene Leben anwenden kann.
Der Gang Abrahams nach Ägypten und die Prüfung durch die Hungersnot
Gut, jetzt Kapitel zwölf, Vers zehn, von Kana nach Ägypten. Von Kana nach Ägypten.
Jetzt kommt die Hungersnot, und Gott prüft Abraham durch diese Hungersnot als eine große Glaubensschule. Abraham soll ja ein Mann des Glaubens werden. Er denkt sich: Oje, jetzt kommt die Hungersnot, dann bin ich sicher nicht am richtigen Platz. Deshalb zieht er weiter dorthin, wo keine Hungersnot ist, nach Ägypten.
Aber die Hungersnot wäre eigentlich eine Prüfung für Abraham gewesen. Gott hat nicht gesagt, er solle aus dem Land wegziehen. Er zog hinab nach Ägypten und holte sich nur Probleme. Er hält sich dort als Fremdling auf, und die Hungersnot lastet schwer auf dem Land.
In Ägypten baute er keinen Altar, das fällt auf. Dort verliert Abraham viel, vor allem die Gemeinschaft mit seinem Herrn. Was er gewinnt, wird ihm nicht zum Segen. Aus Ägypten holt er sich eine Magd, die Hagar heißt, und auch andere Knechte und Mächte. Die Magd Hagar macht ihm später nur noch Probleme.
Aus Ägypten bekommt er zwar großen Reichtum, viele Herden, aber durch diesen Reichtum entstehen Probleme mit seinem Neffen Lot. Außerdem lügt er in Ägypten. Wir lesen hier das erste Mal, dass er seine Frau verleugnet. In Vers elf und zwölf heißt es: Als er nahe an Ägypten kam, sprach er zu seiner Frau Sarai: „Siehe, ich weiß doch, dass du eine Frau von schönem Aussehen bist. Wenn dich nun die Ägypter sehen, werden sie sagen: Das ist seine Frau, und sie werden mich umbringen und dich leben lassen.“
„Sie werden mich umbringen und dich leben lassen“ – hat Abraham die Verheißung vergessen? Hat er vergessen, dass Gott ihm verheißen hat, dass durch seinen Samen ein großes Volk entstehen wird? Es gibt so etwas wie eine Logik des Glaubens. Die Logik des Glaubens sagt: Wenn Gott gesagt hat, ich werde große Nachkommenschaft haben, dann bin ich unsterblich, solange ich Nachkommen habe. Wenn Gott gesagt hat, dann werden mich die Ägypter nicht umbringen.
Aber Unglaube ist oft unlogisch. Ich habe im eigenen Leben erlebt, wie oft unlogischer Unglaube passiert. Einmal war ich in Rumänien. Wir hatten ein Seminar mit Brüdern, und ich bin in der Mittagspause spazieren gegangen. Es war bitterkalt, aber die Sonne schien. Ich stapfte durch den Schnee, und plötzlich kamen sechs Schäferhunde bellend und mit gefletschten Zähnen auf mich zu – große, richtige Hunde.
Ich dachte: Jetzt wird es interessant. Ich hatte keinen Stock dabei, gar nichts. Was mache ich gegen sechs Hunde? Es war klar, ich war ein Angreifer für sie. Später bemerkte ich, dass in der Gegend eine Schafherde war, die sie verteidigen mussten. Die Hunde umzingelten mich und kamen immer näher von allen Seiten. Ich dachte: Was mache ich jetzt? Ich betete, wusste aber nicht genau, was ich tun sollte. Ich musste mich den Hunden ergeben. Würden sie mich fressen oder beißen? Ich bat den Herrn, aber so viel Glaube war nicht in meinem Herzen.
Ich versuchte, den Hunden mit den Füßen zu gebieten, aber sie gehorchten nicht. Dann drehte ich mich langsam um und ging einige Schritte rückwärts. Interessanterweise waren alle Hunde plötzlich still. Nicht, weil ich gegangen war, sondern aus unerklärlichen Gründen. Sie bellten nicht mehr und streunten nur noch ein wenig herum. Dann ging ich langsam weiter weg.
Da denkt man oft: Wo ist eigentlich der Glaube? Der Herr wird dich nicht von Hunden fressen lassen, wenn du noch einen Dienst bei den Brüdern in Rumänien hast, die auf dich warten. Es gibt so etwas wie eine Unlogik des Unglaubens.
Abraham hätte wissen müssen, dass der Pharao ihm nichts antun kann. Er sagt: „Sag doch, du seist meine Schwester, damit es mir wohlgehe. Um deinen Willen und damit meine Seele am Leben bleibt.“ Sag einfach eine Lüge, damit es mir wohlgeht. Ist das das höchste Ziel im Leben, dass es mir gut geht? Hauptsache gesund, sagen die Leute in der Welt. Hauptsache, du fühlst dich wohl, denken manche Gemeindemitglieder. Hauptsache, man fühlt sich einfach wohl – das ist eine Tendenz heute.
Als Abraham nach Ägypten kam, sahen die Ägypter, dass seine Frau sehr schön war. Die Fürsten des Pharaos sahen sie und priesen sie vor dem Pharao. Die Frau wurde in das Haus des Pharaos gebracht.
Jetzt gibt Abraham die Verheißungsträgerin preis in die Hände der Heiden, um seine eigene Haut zu retten. Die Frau steht vor der Wahl. Er hat in dieser ersten Versuchung versagt, wirklich versagt.
Er tat Abraham Gutes um seiner Frau willen. Er hatte Schafe, Rinder, Esel, Knechte, Mägde, Eselinnen und Kamele. Aber kein Segen. Kein Segen, keine Gemeinschaft mit Gott. Lieber ein Kahn an Hungern als in Ägypten satt sein.
Er lernt eines: Es ist nicht gut, in Ägypten reich zu werden. Und er lernt für später, Kapitel 14: Pharao hat Abraham reich gemacht. Aber er hat die Gemeinschaft mit Gott verloren. Er hat keinen Segen, kein Zeugnis, keine Ehre für Gott.
Aber der Herr schlug den Pharao. Der Herr ist sehr treu. Trotz Abrams Fehler schlug der Herr den Pharao und sein Haus mit großen Plagen um Sarais, Abrams Frau, willen.
Abram macht also seinen Fehler, aber der Herr korrigiert ihn. Das ist oft so auch in unserem Leben, jedenfalls in meinem. Ich mache den Fehler, und der Herr korrigiert. Der Herr macht es wieder gut, wie der Herr Jesus. Oder wie Petrus, der mit dem Schwert zuschlägt, und der Herr hält das Ohr wieder an. Das ist die Art Gottes.
Da rief Pharao Abraham zu sich und sprach: „Was hast du mir da getan? Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie deine Frau ist? Warum hast du gesagt, sie sei meine Schwester, damit ich sie mir zur Frau nehme? Und nun siehe, du hast deine Frau. Nimm sie und zieh hin!“
Mit hochrotem Kopf und Beschämung musste Abraham vom Pharao gehen. Er war kein Zeugnis vor dem Pharao. Man staunte über die hohe Moral des Pharao und über das schlechte Zeugnis des Abraham.
Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Übrigens, die ägyptische Geschichte mit den Pharaonen – die Zeitangaben bei den Pharaonen darf man nicht einfach übernehmen. Die Ägypter übertreiben maßlos auf ihren Tafeln. Das ist kein zuverlässiger chronologischer Anhaltspunkt.
Es ist besser, man orientiert sich an den chronologischen Angaben der Bibel. Dort haben wir Gottes Wort und können die ägyptischen Angaben nach der Bibel korrigieren. Denn sie stehen oft im klaren Widerspruch. Nach ägyptischer Chronologie müssten ja schon die Pyramiden gestanden haben, das ist nicht sinnvoll. Das geht nicht.
Das hängt damit zusammen, dass die ägyptische Chronologie nicht zuverlässig ist. Richard Wisskin hat das in einem seiner Bücher beschrieben. Das ist wichtig.
Sarai war auch später, als sie schon älter war, immer noch recht attraktiv für die Philister und andere.
Lektionen aus Abrahams erstem Abweichen
Hier habe ich vier Lektionen, die ich aus den ersten Abweichungen Abrahams nennen möchte.
Erste Lektion: Wo Gott dich hingestellt hat, dort sollst du bleiben. Dort wird er dich versorgen. Das ist ein allgemeines Prinzip. Wir sollen nicht ständig schauen, wo wir anderswo hingehen könnten. Es gibt Christen, die einen Platz haben und immer überlegen, was sie anders tun könnten. Dann vergleichen sie sich mit anderen Christen: „Ah, der hat einen interessanten Dienst“ oder „Da möchte ich auch dabei sein“ und so weiter.
Bleib dort, wo der Herr dich hingestellt hat. Er wird dich versorgen, er wird dich gebrauchen, er hat einen Platz für dich. Wenn eine Lebensveränderung oder eine Ortsveränderung wirklich nötig wird, dann wird das sehr klar werden. Aber wir sollen nicht ständig Ausschau halten und denken: „Wie kann ich nur raus aus meinem Platz, wo ich jetzt bin?“
Ich selbst durfte das erleben. Ich habe dreieinhalb Jahre in einer Textildruckerei gearbeitet, nachdem ich studiert hatte. Ich kam als stolzer Theologe in eine Firma als Hilfsarbeiter. Das war gut für mich. Es war gut, nichts zu sein, einfach ein Hilfsarbeiter in einer stinkenden Bude zu sein, wo man jeden Tag einen halben Liter Milch trinken musste, damit man sich nicht vergiftet.
Trotzdem wollte ich immer wieder ausbrechen. Im Nachhinein muss ich sagen, dass diese dreieinhalb Jahre sehr fruchtbar waren – nicht nur für mich persönlich, sondern auch für den Dienst. Ich konnte einen Dienst in der Gemeinde nebenbei tun, der sehr wichtig war. Nicht großartig, aber wichtig. So ist unser Dienst oft nicht großartig, aber sehr wichtig.
Zweitens: Verlass dich nicht auf deinen Verstand. Selbstschutz ist kein Schutz. Verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern auf den Herrn. Selbstschutz schützt nicht wirklich.
Drittens: Wer nicht vertraut, aber befürchtet, der bekommt oft genau das, was er befürchtet. Ich glaube, William MacDonald hat das ähnlich gesagt. Ich kann seine Worte jetzt nicht genau wiedergeben, aber so in etwa: Wer nicht vertraut, aber etwas befürchtet, bekommt genau das, was er befürchtet.
Wo steht das? Oder wie heißt der Spruch ungefähr? Vielleicht finden wir es noch heraus. Sprüche 10,24: „Wo vor dem Ehrfurchtslosen bangt, das wird über ihm kommen; und das Begehren der Gerechten wird gewährt.“
Viertens: Geschenke von Heiden können einem teuer zu stehen kommen. Sie können es, müssen es aber nicht. Ein Beispiel ist Hagar. Sie war eine ägyptische Magd, ein Geschenk von Pharao an Abraham. Geschenke von Heiden können also teuer zu stehen kommen.
Dass Hagar eine ägyptische Magd war, steht in 1. Mose 16, Vers 1. Dort lesen wir, dass Pharao Abraham Geschenke machte, darunter auch Knechte und Mägde aus Ägypten. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass Hagar eine von diesen war.
Damit machen wir hier eine Pause. Vielen Dank.