Einführung: Die Bedeutung des Predigttextes für heute
Wir lieben, wir haben gerade in der Textlesung aus 1. Korinther 10 einen direkten Verweis auf unseren heutigen Predigttext gehört. Dieser hilft uns gleich zu verstehen, warum unser Predigttext heute für uns wichtig ist.
Paulus schreibt nämlich an Christen, dass die Dinge, von denen wir gleich hören werden, geschehen sind, uns zum Vorbild, damit wir nicht am Bösen unsere Lust haben, wie jene sie hatten. Da heißt es: Werdet auch nicht Götzendiener, wie einige von ihnen es wurden. Und dann heißt es weiter: Es ist aber geschrieben, uns zur Warnung, auf die das Ende der Zeiten gekommen ist.
Wenn das wahr war für die Korinther, dann gilt das für uns umso mehr, denn wir sind dem Ende der Zeiten sicher noch einmal ein Stück näher.
Der Text, um den es hier geht, ist der Text vom Goldenen Kalb, wahrscheinlich einer der bekanntesten Texte aus dem zweiten Buch Mose. Wir befinden uns mitten in einer Predigtserie durch das zweite Buch Mose und kommen heute zu Kapitel 32 und den ersten sechs Versen aus Kapitel 33.
Das zentrale Thema gerade zu Beginn unseres Predigttextes ist Götzendienst. Aber mal ehrlich: Ist das unser Thema, Götzendienst? Ich meine, sicher haben wir mit allen möglichen Sünden in unserem Leben zu tun, aber spielt Götzendienst in unserem Leben wirklich eine Rolle? Sind wir nicht eigentlich viel zu zivilisiert? Was können wir schon lernen von Menschen, die sich ein goldenes Kalb machen und das anbeten?
Lasst uns unseren Predigttext betrachten, und ich denke, uns wird sehr schnell klar werden, wie direkt das, was wir hier lesen, in unserem Leben spricht.
Bevor ich den Text mit uns betrachte, möchte ich mit uns beten und den Herrn bitten, dass er uns hilft, sein Wort zu verstehen.
Himmlischer Vater, das ist unser Gebet, dass du nun zu uns sprichst durch dein Wort. Hilf mir, nur das zu sagen, was du uns zu sagen hast. Und gebrauche dein Wort, um uns immer mehr davon abzuhalten, uns dem Götzendienst hinzugeben – in unseren Herzen und in unserem Leben.
Ich möchte dich bitten, dass du uns durch dein Wort umgestaltest und immer mehr zu Menschen machst, die so leben, wie es dir gefällt. Zu Menschen, die entsprechend ihrer göttlichen Berufung leben als eine königliche Priesterschaft.
Das ist unser Gebet durch Jesus Christus, unseren Mittler und Herrn. Amen!
Der Götzendienst Israels am Berg Sinai
Lasst uns direkt die ersten sechs Verse unseres Predigttextes anschauen, 2. Mose 32, die ersten sechs Verse. Hier wird uns der Götzendienst Israels beschrieben.
Ich lese uns die ersten sechs Verse aus 2. Mose 32 vor:
Als aber das Volk sah, dass Mose ausblieb und nicht wieder vom Berg zurückkam, sammelte es sich gegen Aaron und sprach zu ihm: „Auf, mach uns einen Gott, der vor uns hergeht! Denn wir wissen nicht, was diesem Mann Mose widerfahren ist, der uns aus Ägyptenland geführt hat.“
Aaron sprach zu ihnen: „Reißt ab die goldenen Ohrringe an den Ohren eurer Frauen, eurer Söhne und eurer Töchter und bringt sie zu mir!“
Da riss das ganze Volk sich die goldenen Ohrringe von den Ohren und brachte sie zu Aaron. Er nahm sie von ihren Händen, formte das Gold und machte ein gegossenes Kalb.
Und sie sprachen: „Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat.“
Als Aaron das sah, baute er einen Altar vor ihm, ließ ausrufen und sprach: „Morgen ist es Herrnfest.“
Und sie standen früh am Morgen auf, opferten Brandopfer und brachten dazu Dankopfer dar. Danach setzten sie sich zum Essen und Trinken zusammen und standen auf, um ihre Lust zu treiben.
Was denken Sie darüber? Ist das ein riesiges Desaster? Oder ist es vielleicht doch irgendwie nachvollziehbar?
Lassen Sie uns die Situation noch einmal kurz vor Augen führen: Nach der Rettung aus der Sklaverei in Ägypten war das Volk, angeführt von Mose, auf dem Weg ins gelobte Land. Mose führte das Volk zu den Bergen Horeb und Sinai. Nach einer atemberaubenden Gottesbegegnung, bei der Gott dem Volk die zehn Gebote gegeben hatte, stieg Mose weiter auf den Berg, in die Gegenwart Gottes.
Und dann passiert... nichts. Über sechs Wochen passiert überhaupt nichts. Das Volk sitzt unten am Fuß des Berges, und Mose ist einfach weg. Jeden Tag wird das Warten langweiliger und zäher. Eigentlich wollte man ins gelobte Land, ein Land, das mit Milch und Honig fließt. Stattdessen sitzen sie auf gepackten Koffern mitten in der Wüste, und es geht nichts voran.
Wer weiß, was mit Mose ist? Vielleicht ist es ihm in der Gegenwart Gottes so ergangen, wie es oft heißt: Derjenige, der in Gottes Gegenwart kommt, stirbt. Und sie sitzen da unten und warten auf ihn. Oder Mose ist hinaufgegangen, und weil Gott gesagt hat, er dürfe in seine Gegenwart kommen, hat er ihn, wie damals Henoch, einfach entrückt. Mose ist oben bei Gott im Himmel, und das Volk sitzt unten am Berg und wartet und wartet.
Da kann man ja sitzen, bis man dumm und dämlich wird. Ganz ehrlich: Sollte man da nicht irgendwie aktiv werden?
Diese Frage stellt sich auch heute für viele Christen. Wir haben von Gott großartige Verheißungen. Wir wissen aus seinem Wort, dass er seine Kinder liebt und für sie sorgt. Aber manchmal erleben wir das nicht.
Wir beten und warten und warten und warten. Wir beten und warten auf einen Ehepartner, bleiben aber allein. Wir beten und warten auf eine Arbeitsstelle, bekommen aber nur Absagen. Wenn wir dann mal eine Arbeitsstelle bekommen, taugt sie oft nicht.
Wir beten und warten auf Heilung. Heilung! Hat Gott nicht gesagt, dass er ein Heiland ist? Kann er nicht heilen? Aber wir erleben, dass es immer nur schlimmer wird.
Vielleicht warten manche der Jüngeren unter uns, die Teens, auf Anerkennung, darauf, endlich ein bisschen mehr zu dürfen. Aber sie bekommen die Anerkennung nicht, die Aufmerksamkeit nicht, die Liebe nicht. Und sie bekommen auch nicht mehr Raum, sich weiterzuentwickeln.
Dann kommt es vor, dass auch Christen, die Gott kennen, sich fragen, ob sie die Dinge nicht doch irgendwie in die eigenen Hände nehmen müssen, ob sie etwas tun sollten. Vielleicht den ganz schmalen Weg verlassen und einen anderen Weg suchen, weil der schmale Weg ja nicht funktioniert.
Wir suchen Hilfe im Lügen und Betrügen, in Sünden, weil wir immer weniger glauben, dass Gott noch für uns sorgen wird. Wir meinen, vielleicht müssen wir doch anders für uns selbst sorgen.
Wir können vielleicht verstehen, dass hier einige Leute anfangen, den Vertreter von Mose, seinen Bruder Aaron, zu drängen, etwas zu unternehmen.
Ja, Gott hatte ihnen ein gelobtes Land zugesagt, aber nun ist weder Gott da noch Mose. Sie brauchten eigentlich einen Anführer. Sie brauchten Gott bei sich, um diesen beschwerlichen Weg gehen zu können.
Deshalb soll Aaron ihnen einen Gott machen. Auf Neudeutsch würden wir sagen: einen Gott to go, einen Gott, den man mitnehmen kann ins gelobte Land.
So bedrängen sie Aaron, und Aaron gibt dem Druck nach.
Ich möchte, dass wir sehen: Das ist alles sehr menschlich. Wir sollten vorsichtig sein, uns schnell über das Volk zu erheben und zu sagen: „Na gut, die damals, aber wir heute, wir sind ganz weit davon weg.“
Nein, ich glaube, wir können verstehen: Das ist eine echte Versuchung. Und ich glaube, wir können verstehen, dass es für Leiter eine echte Versuchung sein kann, dem nachzugeben, was die Menschen wollen.
Das erleben wir heute, wenn geistliche Leiter bereit sind, den Gottesdienst anders zu gestalten und das Gottesbild ein bisschen umzudefinieren, damit es mehr dem entspricht, was die Menschen wollen.
Aber natürlich ist das falsch, absolut falsch, weil wir dabei übersehen, was Gottes Wille ist.
So ist das heute – und so war das damals.
Gott hatte dem Volk ja gerade erst die zehn Gebote gegeben. Und was hat er dabei gesagt?
Unter anderem: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser und unter der Erde ist. Betet sie nicht an und dient ihnen nicht.“
Aber genau das macht Israel.
Seht ihr, Israel hat komplett vergessen, was Gott gesagt hat.
Mose hat gesagt, er komme wieder. Und Mose hat immer getan, was er gesagt hat. Gott hatte ihm zugesagt, dass er ihn senden würde.
Aber anstatt geduldig darauf zu warten, sagen sie: „Ja, dieser Mose.“ Und Gott scheint sich schon fast ganz vergessen zu haben, weil sie von Mose sprechen, der sie aus Ägyptenland geführt hat.
Dabei beginnen die zehn Gebote mit der Aussage, dass Gott der ist, der sie aus Ägyptenland geführt hat.
Gott spielt irgendwie gar keine echte Rolle mehr.
Anstatt geduldig darauf zu warten, was Gott tun wird, gehen sie nun ihre eigenen Wege.
So brechen sie den Bund, den Gott mit seinem Volk geschlossen hat.
Gottes Reaktion auf den Götzendienst und die Konsequenzen
Und ab Vers sieben sehen wir, dass dieser Götzendienst Konsequenzen hat. Ich lese uns die Verse sieben bis zehn:
Der Herr sprach aber zu Mose: „Geh, steig hinab, denn dein Volk, das du aus Ägyptenland geführt hast, hat schändlich gehandelt. Sie sind schnell von dem Wege gewichen, den ich ihnen geboten habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht, haben es angebetet und ihm geopfert und gesagt: ‚Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat.‘“
Und der Herr sprach zu Mose: „Ich sehe, dass das ein halsstarriges Volk ist, und nun lass mich, dass mein Zorn über sie entbrenne und sie vertilge. Dafür will ich dich zum großen Volk machen.“
Seht ihr, das Volk denkt, Gott sei weit weg und habe sie vergessen. Aber wir sehen: Gott sieht alles. Gott weiß ganz genau, was dort am Fuße des Berges geschieht. Und Gott ist das nicht egal. Gott ist nicht egal, was wir Menschen tun.
Gott ist sicherlich nicht egal, was Israel tut, denn dieses Volk hatte er gerade auserwählt als das Volk, auf das er seine besondere Liebe gesetzt hatte. Das Volk, das er in besonderer Weise segnen wollte, ein Volk, mit dem er einen Bund geschlossen hatte – fast so, wie ein Mann sich eine Frau aussucht, wenn sie dann Ja dazu sagt, um sie zu ehelichen und mit ihr den Ehebund einzugehen.
Das hatte Gott getan. Aber jetzt muss er mit ansehen, wie sich das Volk selbst einen Gott macht. Natürlich keinen echten Gott, sondern einen Götzen. Es gibt nur einen wahren Gott, ich hoffe, das ist uns klar.
Es ist fast ein bisschen so, als würde er mit ansehen müssen, wie sich seine Frau einfach einen anderen Mann sucht, mit dem sie herumhurt, und einfach nur, um sich nicht so schuldig zu fühlen, ihn dann aber bei dem Namen des anderen Gottes nennt. Denn sie nennen ihn immer noch Jahwe.
Es wird in unserem Text in den Versen deutlich, wenn das Wort „Herr“ in Großbuchstaben da steht: Den Namen behalten sie bei, aber natürlich hat es nicht mehr viel mit dem Gott zu tun.
Und die Konsequenz ist drastisch, aber gerechtfertigt: Gott identifiziert sich nun nicht mehr mit seinem Volk. Er spricht jetzt nicht mehr von „mein Volk“. Er tut jetzt tatsächlich genau das, was das Volk gerade vorher getan hat, und sagt zu Mose: „Das ist dein Volk, dein Volk, das du aus Ägyptenland geführt hast.“ So, als wenn Gott sagt: „Damit will ich nichts mehr zu tun haben.“
Und dann kündigt er an, dass er dieses Volk in seinem gerechten Zorn vernichten will. Und dann würde er mit Mose einen Neuanfang machen.
Also verdeutlicht Gott hier, dass sein gerechtes Gericht über jeden kommt, der sich von ihm abwendet und irgendwelchen Götzen zuwendet. Es ist wichtig, dass wir das erkennen: Gottes gerechtes Gericht kommt über jeden, der sich von Gott abwendet und sich Götzen hingibt.
Moses emotionale Reaktion und seine Berufung als Mittler
Lassen wir uns einen Moment darüber nachdenken, wie es für Mose gewesen sein muss. Mose war von Gott auf den Berg gerufen worden, hinein in seine Herrlichkeit. Wir wissen nicht viel darüber, wie das genau war, aber ziemlich sicher war es die Herrlichkeit Gottes.
Da oben auf dem Berg hörte Mose, wie Gott ihm allerlei Zusagen machte. Unter anderem haben wir in den letzten Wochen gehört, wie Gott sagt: Errichte eine Stiftshütte, damit ich umziehen kann und nicht mehr fern auf diesem Berg bleibe, fern vom Volk. So kann ich mit dem Volk mitgehen und in der Stiftshütte da sein, wo das Volk ist, bis wir ins gelobte Land kommen.
Das waren großartige Neuigkeiten. Für Mose muss das fantastisch gewesen sein. Ich kann mir kaum vorstellen, wie das gewesen sein muss. Wenn jemand zu mir käme und sagen würde: „Super Verheißungen für die ganze Gemeinde! Und jetzt hält Matthias eine Predigt, dann machen wir mit der Gemeinde dies und das, und dann schenke ich euch das und will euch segnen!“ – und morgen ist Mitgliederversammlung, auf die ich mich freue, um all das zu berichten, voller Aufregung und Freude.
Und dann sagt Gott plötzlich: „Ach übrigens, das Volk, die Gemeinde, betet mich gar nicht mehr an. Die werde ich jetzt vertilgen.“ Könnt ihr euch vorstellen, was da emotional bei Mose passiert sein muss? Das muss eine emotionale Achterbahnfahrt gewesen sein, vielleicht so ähnlich, wie wenn eine Frau denkt, sie sei schwanger, zum Frauenarzt geht und sich freut, zum ersten Mal ihr Baby zu sehen. Doch der Arzt schaut sie an und sagt: „Sie tragen kein Baby in sich, das ist ein schnell wachsender, bösartiger Tumor.“
So drastisch – vielleicht finde ich das Beispiel krass – aber ich sage es ganz bewusst so: So drastisch muss das gewesen sein. Vom emotionalen Hoch in diese Abgrundtiefe – das kann doch gar nicht sein.
Wie hättest du reagiert, wenn du an Moses Stelle gewesen wärst? Rein menschlich betrachtet wäre es wohl normal, wenn Mose sich in diesem Moment von seinen Landsleuten abgewandt hätte. Wenn Mose gesagt hätte: „Ja Gott, dann machen wir einen Neustart.“
Aber Mose wusste um seine Berufung. Er wusste, dass Gott ihn selbst zum Mittler zwischen sich und dem Volk gemacht hatte. Mose war in gewisser Weise von Gott als erster Priester eingesetzt worden. Deshalb wusste Mose, was seine göttliche Verantwortung in dieser Situation war.
Der vorbildliche Priesterdienst Moses
So wollen wir nun über den Priesterdienst von Mose nachdenken, den wir im Folgenden betrachten werden. Ich möchte, dass wir, wenn wir zum Priesterdienst von Mose kommen, diese Ausführungen bewusst hören – als Menschen, die wissen, dass unsere Berufung in gewisser Weise dieselbe ist wie die von Mose.
Vor zwei Wochen haben wir darüber nachgedacht, dass es unsere aller Berufung ist, eine heilige Priesterschaft zu sein. Deshalb sollten wir diesen Text nicht nur als eine Warnung vor dem Götzendienst verstehen, sondern auch als eine Beschreibung des vorbildlichen Priesterdienstes, der uns wirklich als Vorbild dienen kann.
Ab 2. Mose 11 lesen wir von diesem vorbildlichen Priesterdienst von Mose. Ich denke, wir können hier fünf Aspekte seines Priesterdienstes erkennen.
Mose als Fürsprecher vor Gott (Verse 11-14)
Der erste Aspekt zeigt sich in den Versen 11 bis 14. Hier sehen wir, wie Mose als Fürsprecher des Volkes vor Gott tritt und ihm seine eigenen Verheißungen vorhält.
Lest die Verse 11 bis 14:
Mose aber flehte vor dem Herrn, seinem Gott, und sprach: „Ach Herr, warum will dein Zorn entbrennen über dein Volk, das du mit großer Kraft und starker Hand aus Ägyptenland geführt hast? Warum sollen die Ägypter sagen: ‚Er hat sie zu ihrem Unglück herausgeführt, dass er sie umbrechte im Gebirge und vertilge sie von dem Erdboden‘? Kehre dich ab von deinem grimmigen Zorn und lass dich des Unheils geräuen, das du über dein Volk bringen willst. Gedenke an deine Knechte Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dir selber geschworen und verheißt hast: Ich will eure Nachkommen mehren wie die Sterne am Himmel, und dieses ganze Land, das ich verheißen habe, will ich euren Nachkommen geben, und sie sollen es besitzen für ewig.“
Da geräute den Herrn das Unheil, das er seinem Volk zugedacht hatte.
Auch dieser Text ist eigentlich ein Thema, über das ich meine ganze Predigt halten könnte. Was passiert hier eigentlich? Was ist hier los? Ist das so eine Art geistliches Tauziehen, bei dem Mose am Ende gewinnt und Gott dazu bringt, seine Pläne zu ändern? Was denkst du? Ja? Nein? Die richtige Antwort lautet: Nein und Ja zugleich.
Nein, denn Gottes ewige Pläne verändern sich nicht. Sie sind unveränderlich, und genau darauf vertraut Mose. Er weiß um Gottes Verheißungen. Gottes Name soll groß gemacht werden vor allen Völkern, das ist seine Verheißung von Gott. Und Mose erinnert Gott daran: Wenn du jetzt das Volk, das du so großartig gerettet hast, einfach in der Wüste umbringst, wird das deinem Namen, deinem Ruhm nicht helfen.
Mose weiß, dass Gott Abraham, Isaak und Jakob – auch Israel genannt – verheißen hat, dass aus ihm ein großes Volk werden würde, das er ins gelobte Land führen würde. So hält Mose Gott seinen eigenen Ratschluss vor.
Mose betet hier also verheißungsorientiert und ist dabei sowohl auf Gottes Ruhm als auch auf das Wohl des Volkes bedacht. Und doch ändert sich hier schon etwas. Wir lesen in Vers 14, dass Gott das Unheil geräut, das Unheil, das er gerade angekündigt hatte. Dieses Unheil war also offensichtlich nicht Teil von Gottes Ratschluss, von seinem ewigen Plan. Es stand in einem gewissen Widerspruch dazu, offenbart uns aber Gottes Gesinnung – seine Haltung – über die schlimme Sünde des Volkes.
Ich hoffe, es ist klar: Götzendienst ist kein Kavaliersdelikt. Götzendienst ist ungefähr das Schlimmste, was man Gott gegenüber tun kann.
Aber so wie Gott in einem Moment zornig ist über die Sünde des Volkes, so kann sein Zorn auch wieder besänftigt werden. Tatsächlich ist das die Berufung von Mose, als Mittler vor Gott einzutreten. Das Bitten des Mose ist genau das, was Gott braucht, um seine Gesinnung zu verändern. Ich hoffe, das macht ein bisschen Sinn.
Ich kann das jetzt nicht noch viel weiter ausführen, aber wir sehen: Gebet ändert im Hinblick auf Gottes ewigen Ratschluss gar nichts. Du kannst auch beten, dass Gott nicht wiederkommen wird – er wird wiederkommen. Und ich hoffe, du verstehst auch, dass Gott dein Gebet gebrauchen will. Das ist tatsächlich ein von ihm verordneter Weg, um wirkliche Veränderung herbeizuführen.
Gott will, dass wir als seine Kinder ihn bitten. Er sagt, wenn wir ihn bitten, wird er uns als liebender Vater das geben, was gut und richtig für uns ist – nicht immer alles, was wir wollen. Das heißt, unser Gebet steht nicht im Widerspruch zum ewigen Ratschluss Gottes, sondern ist ein Mittel, das Gott selbst gebraucht und verordnet hat, um seinen ewigen Plan auszuführen.
Deshalb sollten wir, so wie Mose hier für das sündige Volk eintritt, auch für Menschen beten, die sich dem Götzendienst hingegeben haben. Lasst uns beten für Menschen, die sich von Gott entfernt haben. Lasst uns beten für Menschen, die Gott nicht kennen.
Auch das möchte ich besonders den Jugendlichen sagen: Ihr könnt jetzt schon in euren Schulen für eure Mitschüler beten. Das ist euer Priesterdienst, ein Ort, wo Gott euch hat. Betet und bittet Gott. Wer weiß, vielleicht ist genau das der Weg, den Gott schon bestimmt hat, um durch dein Gebet in seiner Gnade Menschen zur Umkehr zu bringen und zu retten – anstatt sie verdientermäßig für ihre Sünden zu richten.
Mose lässt sich von Gott gebrauchen. Das führt dazu, dass Gott das Volk nicht vertilgt.
Mose als Verkünder von Gottes Zorn vor dem Volk (Verse 15-20)
Und dann sehen wir, wie Mose die zweite Seite seines Mittlerdienstes wahrnimmt. Eben stand er für das Volk vor Gott, und jetzt geht er für Gott zum Volk.
Dabei tun sich konkret drei Dinge auf, die er tut, wenn er zum Volk geht. Das erste sehen wir in den Versen 15 bis 20. Hier verkündet Mose Gottes Zorn, seine Sicht auf die Sünde der Menschen.
Vers 15: Mose wandte sich und stieg vom Berg. In seiner Hand hielt er die zwei Tafeln des Gesetzes, die auf beiden Seiten beschrieben waren. Gott hatte sie selbst gemacht und die Schrift selbst eingegraben.
Als nun Joshua das Geschrei des Volkes hörte – lasst euch da nicht verwirren – Joshua war mit Mose auf den Berg hinaufgegangen und wartete irgendwo auf halber Höhe auf ihn. Jetzt kommen sie also zusammen wieder herunter.
Als Joshua das Geschrei hörte, sagte er zu Mose: „Es ist ein Kriegsgeschrei im Lager.“ Mose antwortete: „Es ist kein Geschrei wie bei einem Sieg, und es ist kein Geschrei wie bei einer Niederlage. Ich höre Geschrei wie beim Tanz.“
Als Mose aber nahe zum Lager kam und das Kalb und das Tanzen sah, entbrannte sein Zorn. Er warf die Tafeln aus der Hand und zerbrach sie unten am Berg.
Dann nahm er das Kalb, das sie gemacht hatten, ließ es im Feuer zerschmelzen, zermalmte es zu Pulver, streute es ins Wasser und gab es den Israeliten zu trinken.
Nachdem Mose den Götzendienst des Volkes mit eigenen Augen gesehen hatte, wird deutlich, wie sehr er sich mit Gott identifiziert. Der Zorn Gottes, von dem wir gerade gelesen haben, wird jetzt quasi sein Zorn. Der Zorn Gottes erfüllt ihn.
Auch das sollte eine Funktion unserer heiligen Priesterschaft sein: dass wir nicht nur als Mittler für andere vor Gott treten, sondern auch mit Gottes Gesinnung in diese Welt schauen. Wir sollen das Gute lieben und das Böse hassen.
Es ist also nicht unsere Aufgabe, das Böse irgendwie zu rechtfertigen. „Ja Gott, aber sie konnten irgendwie nicht anders.“ Nein, nein! Wir haben die Gesinnung Gottes. Wir teilen seinen Zorn über das Böse und sprechen das offen an. Gerade so rufen wir Menschen zur Umkehr.
Durch das Zerbrechen der Tafeln mit den Bundesbedingungen verdeutlicht Mose auf dramatische Weise, dass der Bund gebrochen ist. Er liegt dort in tausend Scherben.
Dann macht Mose dem Götzendienst ein Ende. Dieser Gott wird einfach eingeschmolzen und zermalmt. Und dann bekommen die Leute das noch zu trinken.
Von diesem Götzen kriegst du nur Bauchschmerzen. Er kann nicht helfen.
Mose konfrontiert Aaron und kündigt Gericht an (Verse 21-35)
In Vers 21 sehen wir, dass Mose zu Aaron geht und ihm gegenüber den Anspruch Gottes betont.
Vers 21: „Und er sprach zu Aaron: Was hat dir das Volk getan, dass du eine so große Sünde über sie gebracht hast?“ Aaron versucht sich dann herauszureden. Das lese ich uns gar nicht vor, weil es so lächerlich ist.
Mose macht deutlich, dass Leiter eine besondere Verantwortung für diejenigen haben, die ihnen anvertraut sind. Das sage ich ganz bewusst hier zu meinen Mitältesten in der Gemeinde: Wir haben eine besondere Verantwortung für die Menschen, die Gott uns anvertraut hat.
Aaron hat seiner Verantwortung nicht genügt, er ist seiner Verantwortung nicht nachgekommen. Deswegen möchte ich euch sagen: Betet für die Leiter dieser Gemeinde, betet für uns. Betet, dass wir mutig und entschieden so leiten, wie es Gott gefällt.
Es ist so leicht, viele Stimmen zu hören und einen gewissen Druck zu empfinden. Oft möchte man diesem Druck nachgeben, um es den Menschen recht zu machen. Noch einmal: Gute Leiter hören auf die Menschen, die sie leiten. Sie hören, um weise zu werden, aber sie hören nicht in letzter Instanz auf die, die sie leiten. Sie hören immer in letzter Instanz auf Gott, im Vertrauen darauf, dass das, was Gott uns in seinem Wort sagt, letztendlich auch das Beste ist für die Menschen, über die wir Autorität ausüben.
Das gilt übrigens genauso für Eltern im Hinblick auf ihre Kinder. Man kann den Kindern immer geben, was sie wollen, das ist letztendlich aber nicht gut für sie. Man kann auch die Wünsche der Kinder ignorieren, das ist ebenfalls nicht gut. Man kann nur die Wünsche der Kinder wahrnehmen, hören, was sie sich wünschen, und dann abwägen, inwieweit das zu dem passt, was Gott sagt.
Dann tun wir das, was Gott sagt, und wenden das in angemessener Weise auf die an, die uns anbefohlen sind. Deswegen müssen Leiter vor allem auf Gott hören und ihm gehorchen.
Aaron hatte versagt, das macht Mose hier deutlich. Dann kündigt Mose dem ganzen Volk das kommende Gericht an. Ab Vers 25 lese ich uns diesen Abschnitt vor:
„Als nun Mose sah, dass das Volk zuchtlos geworden war“ – also offensichtlich war da nicht nur Tanzen, Trinken und Essen dabei. In dem ganzen Text finden sich immer wieder auch Anspielungen, wahrscheinlich auch auf sexuelle Sünde. Das wird auch im 1. Korinther 10 deutlich: „Als nun Mose sah, dass das Volk zuchtlos geworden war, denn Aaron hatte sie zuchtlos werden lassen, zum Gespött ihrer Widersacher, trat er in das Tor des Lagers und rief: ‚Herr, zu mir! Wer dem Herrn angehört, der komme zu mir!‘ Da sammelten sich zu ihm alle Söhne Levi, und er sprach zu ihnen: ‚So spricht der Herr, der Gott Israels: Ein jeder gürte sein Schwert um die Lenden und gehe durch das Lager hin und her von einem Tor zum anderen und erschlage seinen Bruder, Freund und Nächsten.‘“
Die Söhne Levi taten, wie ihnen Mose gesagt hatte, und an dem Tag fielen vom Volk dreitausend Mann.
Da sprach Mose: „Füllt heute eure Hände zum Dienst für den Herrn“ – eine etwas seltsame Formulierung, es geht hier um die Priesterweihe. Sie werden jetzt geweiht, denn ein jeder ist wieder sein Sohn und Bruder gewesen, „damit euch heute Segen gegeben werde.“
Was wir hier sehen, ist, dass Mose sich in keinster Weise dafür schämt, Gottes Gericht anzukündigen. Diejenigen, die in Sünde verharren, sollen gerichtet werden.
Manchen Christen sind solche Passagen peinlich. Sie behaupten, das sei irgendwie der Gott des Alten Testaments, der noch böse gewesen sei. Aber wir haben jetzt das Neue Testament, und da sei Gott der Liebe. Der würde so etwas niemals tun.
Ich möchte ganz deutlich sagen: Das stimmt nicht, das stimmt überhaupt nicht. Im Neuen Testament ist tatsächlich viel mehr über Gericht zu lesen, über das kommende Gericht und die ewigen Höllenqualen.
Das Problem bei Menschen ist nur, dass das kommende Gericht und die Höllenqualen uns oft sehr weit weg und abstrakt erscheinen. Aber wenn wir dann von direktem Gericht hören, finden wir das ganz schlimm.
Tatsächlich ist das, was Mose hier im Namen Gottes anordnet, nur ein blasser Schatten von dem, was jedem bevorsteht, der nicht zu Gott umkehrt. Ich hoffe, das ist dir klar.
Das, was wir hier lesen und was uns so grausam erscheint, ist nur ein blasser Schatten von dem, was jedem bevorsteht, der nicht zu Gott umkehrt.
Als heilige Priesterschaft, als Priester Gottes, ist es unser Auftrag, Menschen vor dem kommenden Gericht Gottes zu warnen und sie dazu aufzurufen, sich Gott zuzuwenden – so wie Mose das hier zuerst tut.
Er hat ja gerufen: „Kommt her, stellt euch auf meine Seite!“ Daneben gilt es auch, zu warnen und zu sagen: Es gibt nur einen Ort der Rettung, und der ist bei Gott. Flieht zu ihm!
Also sehen wir: Mose tritt hier als Mittler für Gott vor das Volk und verkündet Gottes Zorn über die Sünde. Er klagt Aaron an für sein Versagen in der Verantwortung und kündigt das kommende Gericht Gottes an.
Mose bittet um Vergebung und Gottes Antwort (Verse 30-35)
Und dann geht Mose zurück zu Gott. Er kehrt zu Gott zurück, um vor ihm für das Volk Sünde zu bekennen und um Gnade zu bitten. Das sehen wir in den Versen 30 bis 32.
Am nächsten Morgen sprach Mose zum Volk: „Ihr habt eine große Sünde begangen. Nun will ich zum Herrn hinaufsteigen, ob ich vielleicht Vergebung für eure Sünde erwirken kann.“
Als Mose wieder zu dem Herrn kam, sagte er: „Ach, das Volk hat eine große Sünde begangen und sich einen Gott aus Gold gemacht. Vergib ihnen doch ihre Sünde! Wenn nicht, dann tilge mich aus deinem Buch, das du geschrieben hast.“
Seht, was für ein großartiger Mittler Mose ist. Er bekennt offen die große Sünde des Volkes, sucht keine Ausreden und erkennt an, dass Gott jedes Recht hat, das Volk zu richten. Gleichzeitig weiß er aber auch, dass Gott ein Gott der Gnade ist. Deshalb bittet und fleht er Gott, sich zu erbarmen und dem Volk die Sünde zu vergeben.
Wir sehen, wie sehr er sich mit dem Volk identifiziert. Eben noch hat er sich vor dem Volk mit Gott identifiziert, jetzt identifiziert er sich vor Gott mit dem Volk und sagt: „Wenn du sie vertilgst, vertilge mich mit.“ Ganz ähnlich, wie Paulus das später im Römerbrief Kapitel 9 ausdrückt, wo er sich als vollkommen eins mit dem Volk Israel erklärt.
Nun sehen wir, wie Gott auf dieses Gebet reagiert und wie er insgesamt auf den Priesterdienst von Mose antwortet.
Ab Vers 33 spricht der Herr zu Mose: „Ich will den aus meinem Buch tilgen, der an mir sündigt. So geh nun hin und führe das Volk, wohin ich dir gesagt habe. Siehe, mein Engel soll vor dir hergehen, aber ich werde ihre Sünde heimsuchen, wenn meine Zeit kommt.“
Und der Herr schlug das Volk, weil sie sich das Kalb gemacht hatten, das Aaron angefertigt hatte.
Der Herr sprach zu Mose: „Geh, zieh von hier weg, du und das Volk, das du aus Ägyptenland geführt hast, in das Land, von dem ich Abraham, Isaak und Jakob geschworen habe. Deinen Nachkommen will ich es geben. Ich werde vor dir her einen Engel senden und die Kanaaniter, Amoriter, Hethiter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter ausstoßen und dich in das Land bringen, das Milch und Honig fließt. Ich selbst will nicht mit dir hinaufziehen, denn du bist ein halsstarriges Volk. Ich würde dich unterwegs vertilgen.“
Gott betont hier zwei Dinge: Zum einen ist er ein Gott der Gerechtigkeit. Wir müssen uns also keine Sorgen machen, dass Gott irgendwann Unrecht einfach so akzeptiert. So können wir uns Gott, glaube ich, auch gar nicht vorstellen. Unser Gott ist ein Gott der Gerechtigkeit. Wenn wir das Böse in der Welt sehen, ruft alles in uns nach Gerechtigkeit, und Gott sagt: „Genau so soll es kommen.“ Er macht deutlich, dass jede Sünde eines Tages zu seiner Zeit gerichtet werden wird.
Zum anderen macht Gott klar, dass das Problem des Volkes nicht nur darin besteht, dass sie einmal gesündigt haben, indem sie diesen Götzen herstellten. Das Problem ist viel tiefer liegend: Das Volk ist sündig, es ist ein halsstarriges Volk. Deshalb sagt Gott, dass er nicht mitgehen kann, weil wir sonst immer wieder dasselbe Problem hätten und er sie immer wieder vertilgen müsste.
In gewisser Weise ist es Ausdruck von Gottes Gnade, wenn er sagt, dass er nicht mitgeht. Wenn Gott mit einem sündigen Volk mitgehen würde, würde sein Zorn immer wieder über dieses Volk entbrennen.
Wir sehen aber vor allem auch, dass Gott seinen Verheißungen treu bleibt. Er verspricht, einen Engel zu senden, der das Volk ins gelobte Land führen und die Feinde vertreiben wird. Er sagt, dass das Land großartig sein wird – ein Land, das mit Milch und Honig fließt.
Ihr Lieben, ist das nicht großartig? Eben noch hatte das Volk sich ein Götzenbild gemacht, um nicht allein den beschwerlichen Weg gehen zu müssen. Und jetzt sagt Gott: „Den Götzen haben wir aus dem Weg geräumt. Ich gebe euch einen Engel, ein mächtiges Himmelswesen, das mit euch geht und euch in dieses großartige Land bringt. Dieses Land wird so sein, wie ich es verheißen habe: Es fließt Milch und Honig, es wird großartig sein.“
Und er sagt weiter: „Damit ihr nicht ständig in Angst vor mir leben müsst, werde ich nicht mit euch ziehen.“ Ihr müsst also nicht beständig in Gottes Furcht leben.
Die Reaktion des Volkes und die Herausforderung an uns heute
Nun, wie reagiert das Volk? Ihr hört die erstaunlichen Worte aus 2. Mose 33,4-6, die letzten drei Verse unseres Predigttextes.
Als das Volk diese harte Rede hörte, trugen sie Leid, und niemand tat seinen Schmuck an. Der Herr sprach zu Mose: „Sage zu den Israeliten: Ihr seid ein halbstarriges Volk. Wenn ich nur einen Augenblick mit dir hinaufzöge, würde ich dich vertilgen. Nun lege deinen Schmuck ab, dann will ich sehen, was ich dir tue.“
Und die Israeliten legten ihren Schmuck ab, eine berghohe Menge.
Seht ihr, was hier passiert? Das Volk erkennt etwas. Es erkennt, dass all diese großartigen Verheißungen gar nicht so großartig sind, wenn Gott nicht mitgeht. Das Gold, das sie eben noch hergegeben hatten, um daraus einen Götzen zu machen, das Gold wollen sie nicht mehr. Sie brauchen es nicht mehr, sie brauchen keine neuen Götzen, sie brauchen Gott. Das ist wahre Buße. Sie wollen Gott, sie wollen Gottes Gegenwart.
Als ich das gelesen habe, habe ich mich gefragt: Wie ist das eigentlich bei uns? Wie ist das bei dir? Was würdest du sagen, wenn Gott dir, obwohl du sein gerechtes Gericht verdient hättest, anbieten würde: „Ich gebe dir das, wonach du dich am meisten sehnst. Ich gebe dir Segen um Segen, statt gerecht zu sein. Nur ich komme nicht mit.“ Wäre das ein verlockendes Angebot?
Lass dich für einen Moment auf dieses Szenario ein. Was müsste Gott dir anbieten, damit du dich auf ein solches Angebot einlassen könntest? Dein Traummann, deine Traumfrau, dein Traumjob, dein Traumhaus in einer Traumlage, kein Stress mehr – endlich kein Stress mehr, endlich gesund. Schließlich ist ja Hauptsache gesund. Ich habe ja Corona gelernt. Was wäre es?
Was auch immer dir jetzt einfällt, das ist dein Götze. Denn es wäre etwas, das dir wichtiger ist als Gott selbst.
Lasst uns lernen aus diesen Versen, lasst uns lernen aus dem Versagen Israels, damit wir keine Götzendiener werden. Lasst uns lernen, wie wahre Buße aussieht: alles andere loszulassen und zu sagen: „Gott, dich allein, dich allein will ich.“
Die Bedeutung des Priesterdienstes und die Hoffnung in Christus
Unser Predigttext zeigt uns auf wunderbare Weise, wie Gott den Priesterdienst von Mose gebraucht, um dem Götzendienst in Israel zumindest vorübergehend ein Ende zu machen. Dennoch hinterlässt uns dieser Text mit einer gewissen Spannung. Gott hat deutlich gemacht, dass er die Sünde des Volkes eines Tages richten wird. Jeder Sünder wird nicht im Buch des Lebens stehen.
Er betont auch, dass er mit diesem Volk nicht mitgehen kann, weil es ein halsstarriges, sündiges Volk ist. So erkennen wir, dass es mehr braucht als den vorbildlichen Priesterdienst von Mose, um diese Spannung zu überwinden. Anders gesagt: Es braucht einen besseren und größeren Mittler zwischen dem heiligen Gott und diesem halsstarrigen, sündigen Volk.
In Vers 34 hatte Mose angekündigt: „Ich aber werde ihre Sünde heimsuchen, wenn meine Zeit kommt.“ Und dann kam die Zeit Gottes. Genau zur rechten Zeit kam Gott in Jesus Christus zu uns. Er kam jedoch nicht, um uns zu richten. Jesus lebte ein Leben voller Anbetung. In seinem Leben gab es keine Götzen.
Jesus nahm das gerechte Gericht für all unsere Sünden auf sich – das gerechte Gericht für alle, die sich von ihrem Götzendienst abwenden und sich ihm im Glauben zuwenden. So litt er und starb am Kreuz für Götzendiener wie dich und mich. Gott hat unsere Sünder heimgesucht, aber ganz anders, als wir es vielleicht erst befürchtet hätten. Er lud sie auf seinen Sohn, und dieser starb stellvertretend für uns.
Dann überwand Jesus den Tod. Er ist aufgefahren und sitzt nun zur Rechten Gottes. Von dort wird er eines Tages kommen, um zu richten. Bis dahin hat er uns seinen Heiligen Geist gesandt.
Weißt du, was sein Heiliger Geist in allen tut, die sich ihm zuwenden? Der Heilige Geist verändert uns. Er macht aus halsstarrigen Sündern Menschen, die mehr und mehr hineinwachsen in die Heiligkeit ihres Herrn. Deswegen kann Gott bei uns sein, weil sein Geist in uns ist.
Das ist auch eine gute Nachricht, denn so dürfen wir wissen, dass wir schon jetzt, hier und heute, nicht ohne Gott durchs Leben gehen müssen. Er ist bei uns alle Tage bis an das Ende der Welt.
Wenn du das noch nicht erkannt hast, dann höre diese Einladung, höre diesen Ruf: Erkenne, dass du von der Ausrichtung deines Herzens her ein Götzendiener bist. Das steckt im Naturell eines jeden Menschen. Johannes Calvin hat gesagt: „Das menschliche Herz ist eine Götzenfabrik, es produziert Götze um Götze um Götze.“
Wir brauchen Rettung. Wir brauchen jemanden, der unser Herz verändert. Wir brauchen jemanden, der das gerechte Gericht für unseren Götzendienst auf sich nimmt. Wir brauchen Jesus.
Deshalb möchte ich einleiten: Komm, lerne diesen Jesus besser kennen. Wende dich von allem anderen ab, was im Moment Rang eins in deinem Leben hat. Erkenne, dass Jesus dorthin gehört. Gib ihm den Thron, folge ihm nach und vertraue ihm. Denn er meint es so unendlich gut mit uns.
Lieber Christ, siehst du, was für einen wunderbaren Gott du hast? Schau auf diesen Gott. Schau auf ihn, und dann verblassen alle anderen Götzen. Schau auf Jesus, schau auf seine Liebe, schau darauf, wie gut er es mit dir meint. Lass dann diese anderen Dinge los.
Abschluss: Vertrauen auf Gottes Verheissungen trotz Ungeduld
Lassen Sie uns noch einmal kurz zurückblicken auf das, was wir gerade betrachtet haben. Das Volk Israel damals am Fuße des Berges wurde ungeduldig und ließ sich deshalb auf den Götzendienst ein. Sie meinten, so könnten sie irgendwie einen Gott haben, der mit ihnen geht.
Aber oben auf dem Berg, was geschieht dort? Dort ist Gott, und er bereitet alles vor für einen viel besseren Weg, um bei seinem Volk zu sein. Das Volk unten weiß es jedoch nicht und wird ungeduldig.
Ihr Lieben, so ist es bei uns oft auch. Wir werden ungeduldig, weil wir denken, hier tut sich nichts. Aber Gott sagt uns in seinem Wort: Jesus Christus hat uns gesagt, er geht zum Vater und bereitet Wohnungen für uns vor. In seinem perfekten Plan bereitet er alles vor, damit wir eines Tages an den Ort kommen können, an den einen Ort, wo wirklich alle unsere Sehnsüchte erfüllt werden.
Vertraust du diesem Gott? Ich bete mit uns:
Himmlischer Vater, danke für dein heiliges Wort. Danke, dass es uns wirklich herausfordert. Du kennst die Götzen unseres Lebens. Du weißt, was uns so schnell so wichtig wird. Du weißt, dass wir oft mit sehr wenig zufrieden sind. Gib uns das Verlangen nach mehr – nach dir, nach der vollkommenen Herrlichkeit.
Hilf uns deshalb, ohne Blick nach rechts und links unsere Augen auf dich zu richten, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens. So verändere unsere Herzen mehr und mehr, dass wir dich mehr lieben und dir mehr dienen, als Priester in dieser Welt, als Menschen, die voller Freude für dich leben.
Das bitten wir in Jesu Namen. Amen.