Immer fröhlich, immer fröhlich, alle Tage Sonnenschein, voller Schönheit ist der Weg des Lebens, fröhlich lasst uns immer sein.
Mein Freund hat einmal zu mir gesagt: „Du, Thomas, das Lied stimmt einfach nicht.“ Auch wenn ich auf dem Weg mit Jesus bin, bin ich nicht immer fröhlich. Es gibt durchaus Zeiten, in denen ich sehr traurig bin.
Deshalb hat er das Lied umgedichtet. Er sang: „Immer fröhlich, immer fröhlich, Jesus ist mein Sonnenschein.“ Denn Jesus hat gesagt: Auch wenn ich mich in schwierigen Situationen befinde, darf ich mich daran freuen, dass Jesus mein Sonnenschein ist.
Die Realität geistlicher Freude und Dürre
Aber ich würde sogar noch weiter gehen. Vielleicht kennt ihr das auch: Als Christen erleben wir manchmal, dass unser Herz gar nicht fröhlich ist.
Oft haben wir gar nicht im Blick, dass Jesus mein Sonnenschein ist und dass die Freude am Herrn meine Stärke ist. Das wird ja oft zitiert und gesungen, und das ist auch wahr. Doch ich merke, dass das bei mir oft nur Wissen bleibt. Es ist nicht die Erfahrung, die ich Tag für Tag mache.
Ich lebe in der Dürre, in dürren Zeiten. Und solche Zeiten gibt es in der Nachfolge des Herrn Jesus leider viel zu oft. Die Frage ist: Wie gehe ich mit diesen Zeiten um? Was kann ich dagegen tun?
Das sind die Fragen, um die es mir heute Morgen gehen soll. Ich kann es euch gleich vorweg sagen: Ich habe keine Patentantwort, nach der man einfach den Schalter umlegt. Wenn du das tust, wird der Heilige Geist dein Leben neu erfüllen, und die Freude am Herrn Jesus wird dein Leben so bestimmen, dass du gar nicht weißt, wohin mit dieser Freude.
Diesen Schalter gibt es nicht unbedingt. Aber, und das ist mir sehr wichtig: Ich muss in dürren Zeiten, wenn es mir so geht, nicht ratlos und hilflos dastehen. Ich kann von Vorbildern der Bibel lernen. Wie sind sie mit solchen Zeiten umgegangen?
Wenn wir mit offenen Augen die Bibel lesen, merken wir sehr schnell, dass auch Menschen, die Gott wirklich von Herzen vertraut haben, in tiefe Krisen gekommen sind. Sie hatten mit sengender Versuchungshitze zu kämpfen, mit heißen Problemen. Manchmal fühlten sie sich geistlich wie in einer Wüste.
Die Frage ist: Wie sind sie mit solchen Situationen umgegangen?
Elia als Vorbild in dürren Zeiten
Wir haben das ja miterlebt im ersten Königebuch, in dem wir zurzeit unterwegs sind, wie Elia äußerlich zumindest in sehr dürren Zeiten gelebt hat.
Letztes Mal wart ihr dabei bei diesem dramatischen Zusammentreffen zwischen Elia auf der einen Seite und 400 Baals- und 450 Ascherapriestern auf der anderen Seite. Da standen 850 Mann, und hier stand einer, der sagte: Der Herr, vor dem ich stehe. Ihr habt sicher vor eurem inneren Auge miterlebt, wie Gott auf das Gebet des Elia mit Feuer geantwortet hat.
Die Leute, die damals wirklich dabei waren – ich hoffe, das haben sie nie wieder vergessen. Davon haben sie ihren Enkeln und Urenkeln erzählt. Elia hat sich von Gott gebrauchen lassen, die Priester des Baals zu richten. Für die Gottlosigkeit, die sie selbst vorgelebt haben und zu der sie andere animiert haben.
Doch dadurch war die Dürre nicht behoben, sie war immer noch da. Und wenn es auch heute Morgen in dem Text, den wir dann weiterlesen werden, buchstäblich um Regen geht, dann können wir von dem vitalen Elia doch lernen, wie man mit geistlich dürren Zeiten umgeht.
So habe ich meine Predigt überschrieben: Stehe dürre Zeiten durch. Ich glaube, das ist die Botschaft von heute Morgen: Stehe dürre Zeiten durch.
Gottes Eingreifen erwarten – Elia betet um Regen
Ich möchte den Text in 1. Könige 18 lesen. Ihr habt ja letztes Mal schon einiges daraus gelesen, und ich möchte diesmal das Kapitel von Vers 41 bis zum Schluss vorlesen.
Dort heißt es in 1. Könige 18,41: „Und Elia sagte zu Ahab: Geh hinauf, iss und trink, denn es naht das Geräusch vom Rauschen des Regens.“
Ahab ging hinauf, um zu essen und zu trinken. Elia aber stieg auf den Gipfel des Karmel. Er beugte sich zur Erde, legte sein Gesicht zwischen seine Knie und sagte zu seinem Diener: „Geh doch hinauf, halte Ausschau aufs Meer!“
Der Diener ging hinauf und sah nach, doch er sagte: „Es ist nichts da.“ Elia forderte ihn auf, siebenmal wieder hinaufzugehen. Beim siebten Mal sagte der Diener: „Siehe, eine Wolke, so klein wie die Hand eines Mannes, steigt aus dem Meer herauf.“
Darauf sagte Elia: „Geh hinauf, sag zu Ahab, spanne an und fahre hinab, damit dich der Regen nicht aufhält.“
Inzwischen wurde der Himmel schwarz von Wolken und Wind, und es kam ein starker Regen. Ahab bestieg den Wagen und fuhr nach Jesreel. Die Hand des Herrn kam über Elia, er schnürte seine Hüften zusammen und lief vor Ahab her bis nach Jesreel.
Aus diesem Abschnitt können wir von Elia lernen, mit Gottes Eingreifen zu rechnen. Elia gab sich mit der Dürre nicht zufrieden. Für ihn war Dürre kein Normalzustand. Er sagte: „Ich höre den Regen schon rauschen.“
Wenn man den Text genau liest, merkt man, dass das eigentlich nicht sein konnte, denn über dem Karmel herrschte schönes Wetter. Es war auch nicht etwas, das Elia mit seinen Ohren hörte, sondern etwas, womit er im Glauben rechnete. Elia wusste, dass die Zeit der Dürre ein Ende haben würde.
Die Verheißung lebendigen Wassers im Glauben annehmen
Und auch uns hat der Herr dieses berühmte Wort aus Johannes 7 versprochen: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Damit bist du gemeint.
Manchmal liest man das immer nur für andere und denkt: Okay, das gilt bei den anderen so. Aber das ist eine Verheißung, die Gott mir gibt. Ströme lebendigen Wassers werden von meinem Leib fließen.
Wenn man dann in Johannes 7 nachliest, entdeckt man, dass diese Ströme vom Heiligen Geist kommen. Es ist Gottes Wunsch, dass an meinem Leben deutlich wird, wie der Heilige Geist so offensichtlich wirkt, dass man das Leben des Herrn Jesus mit Händen greifen kann.
Mir fallen da zum Beispiel Bibelstellen ein wie Johannes 5,22. Dort heißt es: Die Frucht des Geistes ist nicht meine Frucht, sondern etwas, was Gottes Geist in meinem Leben wirkt. Diese Frucht ist Liebe, Freude, Friede – das wird dann deutlich in meinem Leben.
Oder im gleichen Brief schreibt Paulus den Galatern in Galater 5,6, dass der Glaube durch die Liebe tätig wird. Das soll man in meinem Leben sehen, sodass man meine Liebe erkennt und sagt: „Du, ich sehe die Liebe des Herrn Jesus in seinem Leben.“
Oder wenn ich Jesus nicht kenne, soll ich sagen: „Der muss Christ sein, wenn er diese Liebe lebt.“ Vielleicht habe ich diese Liebe schon hier und da mal gesehen, und derjenige war auch Christ. Es ist die Liebe des Herrn.
Das ist Gottes Plan für mein Leben.
Die Herausforderung geistlicher Dürre und die Sehnsucht nach Erfüllung
Vielleicht kennst du das: Du liest solche Stellen wie Galater 5,22 oder andere Bibelstellen und denkst dir, das wirkt auf mich wie ein Fernreiseprospekt. Ich weiß nicht, ob du schon einmal Fernreiseprospekte durchgeblättert hast – schöne Bilder, tolle, wünschenswerte Ziele wie Mauritius, Jamaika oder Australien, aber leider unerreichbar.
Manchmal habe ich das Gefühl, wenn ich von dem Leben des Herrn Jesus in mir lese, dass es genau so ist: ein Fernreiseprospekt. Es zeigt großartige Bilder, scheint aber für mich unerreichbar zu sein. Das passiert, wenn ich persönlich Dürre erlebe.
Es gibt aber auch Dürre, die ich in meinem Umfeld wahrnehme. Ich rede ständig, immer und überall von Jesus, doch es tut sich nichts. Es gibt keine Reaktion, eher Widerstand. Mir fiel ein Lied ein, das um die letzte Jahrhundertwende gedichtet wurde. Es wird häufig gesungen und stammt von Daniel Whittle. Er schrieb:
„Mächtige Ströme des Segens, hört ihr es rauschen von fern?
Über die Herzen der Sünder kommt es wie vom Geiste des Herrn.“
Das erinnerte mich sehr an Elija. Er hörte dieses Rauschen, obwohl es noch gar nicht da war. Als Whittle diese Verse schrieb, hatte er das Geschehen noch nicht erlebt, aber er stützte sich auf das Versprechen Gottes. So drückt das Lied es auch aus: Mächtige Ströme, Ströme, die dein Wort uns verheißt. Herr, wir bitten und flehen, sende uns in Strömen den Geist.
Whittle hatte das Versprechen Gottes und vertraute darauf. Mit diesem Versprechen kam er zu Gott. Hier sind wir wieder bei Elija. Auch er hat sich mit der Dürre nicht abgefunden.
Ich wünsche mir das für mich und für uns, dass wir es genauso machen wie Elija. Dass wir nicht sagen: „Ja, nun ist es eben so, gut, dann ist es so.“ Sondern dass wir trotzdem weitermachen.
Auch wenn geistliche Durststrecken manchmal länger sind als ein Tag, möchte ich den Kopf nicht hängen lassen. Ich will nicht resignieren und den Sand in den Kopf stecken, um zu sagen: „Ach, hat doch eh alles keinen Zweck.“
Die Ursachen geistlicher Dürre erkennen und anpacken
Wenn ich in dürren Zeiten lebe, dann passiert es oft, dass Gottes Wort an mir vorbeirauscht. Ich schlage die Bibel auf, stehe auf, und wenn mich jemand fragt: „Was hast du gelesen?“, dann muss ich ehrlich sagen, dass ich selbst kaum weiß, was ich eigentlich gelesen habe. Es fällt mir dann sehr schwer zu beten. Das wird zu einem echten Kampf, bei dem ich sage: Herr, das ist doch nicht normal! Eigentlich müsste ich doch das Verlangen haben, mit dir zu reden, aber dieses Verlangen ist nicht da. Die Freude am Herrn – naja, die ist in meinem Leben dann irgendwie verschwunden.
Wenn das so ist, muss ich mich fragen: Warum ist das so? Wo liegt der Grund? Das finde ich sehr wichtig, gerade im Zusammenhang mit dem biblischen Kontext. Es gibt nicht immer eine klare Antwort, aber man darf in 1. Könige 18 nicht übersehen, dass bei Elia der Götzendienst der Grund war, warum Gott nicht mehr zu seinem Volk reden konnte. Den Menschen war alles andere wichtiger als Gott.
Diese Frage muss ich mir natürlich zuerst stellen. Das ist nicht immer die einzige Antwort, aber doch die erste, die ich mir stellen sollte: Was bestimmt mein Leben? Womit verbringe ich meine Zeit? Bei Israel ging es sogar um Sünde. Wenn ich an der Sünde festhalte, dann ist klar, dass die Freude an Gott mein Leben nicht bestimmen kann.
Wenn Romane, Filme oder andere Freizeitaktivitäten mein Leben ausfüllen und Gottes Wort nur noch ein Anhängsel ist, dann darf ich mich nicht wundern, dass ich keine geistlichen Erfahrungen mehr mache. Wenn meine eigenen Ziele mein Denken dominieren und ich nicht wirklich nach Gottes Willen frage, dann wird die Dürre mein Leben bestimmen.
Freude habe ich immer dann, wenn ich Gottes Willen getan habe – nicht, wenn ich ihn nur gewusst habe, und schon gar nicht, wenn ich unterwegs bin, um mich selbst zu verwirklichen. Wenn ihr euch ein Glas vorstellt: Wenn mein Lebensglas voll ist von meiner eigenen Brühe, dann kann der Herr sein frisches Lebenswasser nicht hineingießen.
Freude auf dem Weg mit Jesus hat ganz wesentlich, aber nicht nur, mit meiner Hingabe zu tun. Ich glaube, Rainer hat vor kurzem ein Wort aus 2. Chronik 16,9 zitiert: „Die Augen des Herrn durchlaufen die ganze Erde, um denen treu beizustehen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist.“
Gebet als Weg aus der geistlichen Dürre
Aber manchmal ist es gar nicht so einfach zu verstehen, warum ich innerlich verdurste. Ich will dem Herrn dienen, ich stelle mich ihm zur Verfügung, und trotzdem fühle ich mich wie in einer Wüste.
Dann möchte ich von Elia lernen, dass er die Trockenheit nicht einfach hingenommen hat. Es ist sehr interessant: Wir haben es in diesem Text gelesen. Ahas geht erst einmal essen und trinken, Elia hingegen ins Gebet. Das sind zwei verschiedene Orte, die die beiden aufsuchen, wenn es geistlich nicht läuft.
Ist Gebet die einzige Chance, etwas zu verändern? Die Antwort darauf ist ganz einfach und doch sehr wichtig: Nimm dir immer wieder Zeit für Gott. Sag ihm ehrlich, wie es dir geht – belüge dich selbst nicht. Sag dem Herrn, wenn du merkst, dass dein geistliches Leben nur noch ein Abziehbild von dem ist, was du schon einmal mit ihm erlebt hast.
Du kannst immer wieder dasselbe beten. Der Herr Jesus tat das in seiner schwersten Stunde sogar wortwörtlich; er ging hin und betete dieselben Worte. Dann kann ich das auch machen und sagen: Herr, das ist mein Zustand, und deswegen komme ich zu dir.
Geistliche Dürre muss zu einem Gebetsthema werden. Ich kann da nicht einfach drüber hinweggehen und sagen: Es ist so. Ich bete meine Liste herunter und fühle mich dabei noch ganz fromm. Stattdessen sage ich: Herr, das ist jetzt das Thema, dass ich merke, da ist dieses Leben von dir nicht da, es drückt sich nicht aus.
Manchmal spürt man nicht einmal den geistlichen Hunger. Du sagst dir: Das sollte ich eigentlich haben, aber ich habe es nicht. Dann kann ich das dem Herrn Jesus genauso sagen: Herr, mach du mich durstig. Ich bin abhängig von deinem Eingreifen in meinem geistlichen Leben, und das ist auch sehr gut.
Wenn ich andere Leute, zu denen ich Vertrauen habe, mit hineinnehme und sage: Bitte bete für mich, bete mit mir, dass wir zum Herrn kommen und sagen: Du kannst es wieder neu machen – dann ist das sehr hilfreich.
Der eine Part bleibt im Gebet dran, und der zweite Part bleibt an der Quelle dran. Nimm dein Bewusstsein für das Bibellesen wahr. Das ist die Quelle, an der ich auftanken kann, auch wenn es im Moment vielleicht so ist, dass ich die Texte lese und sie mir relativ wenig sagen.
Lies Gottes Wort, auch wenn es dir nichts sagt. Lies betend weiter, lass dich nicht abhängen, verbring Zeit mit deiner Bibel. Der Appetit kommt auch hier beim Essen.
Der eine hat mehr Zeit, der andere weniger. Wir alle haben einen sehr unterschiedlich strukturierten Tag und ganz andere Aufgaben. Es kommt nicht auf die Menge an, sondern auf den Wunsch meines Herzens, dass ich sage: Herr, ich will dir begegnen.
Das war mein Gebet heute Morgen für diesen Gottesdienst: Herr, ich wünsche mir eine Begegnung mit dir. Und wenn ich die Bibel aufschlage, dann soll das immer wieder etwas sein, was mich bewegt: Herr, ich will dir begegnen.
Ich lese die Bibel nicht, um die Bibel gelesen zu haben, sondern um eine Beziehung zum Herrn tief zu vertiefen. Ich kann auch meinen Tagesablauf überprüfen und sagen, auf welche Dinge ich gut verzichten könnte, um diese Zeit wirklich fürs Bibellesen zu nutzen.
Zusammenfassung: Ehrlichkeit, Gebet und Verweilen an der Quelle
Um es kurz zusammenzufassen: Was kann ich gegen geistliche Dürre tun?
Ich denke, es ist wichtig, ehrlich zu sein. Gestehe dir zunächst ein, dass du geistlich ausgetrocknet bist. Erkenne an, dass du mit hängender Zunge durch die Gegend läufst und in Gefahr bist, den Kopf in den Sand zu stecken – auch wenn es noch niemand anderes bemerkt. Darauf kommt es überhaupt nicht an.
Wenn du dich ernsthaft fragst, ob es einen offensichtlichen Grund für deine geistliche Dürre gibt und du keinen findest, dann bete darum, dass der Herr dir die Segel für die Ströme seines Segens schenkt und in dein Leben eingreift. Suche dieses Eingreifen Gottes in deinem Leben und bleibe an der Quelle, dem Wort Gottes. Verbringe Zeit mit der Bibel.
Ich kenne das auch: Wenn es uns geistlich nicht gut geht, versuchen wir oft, uns anderweitig Nahrung oder Entlastung zu holen. Wenn es mir schlecht geht, suche ich vielleicht Entlastung woanders. Ich gönne mir einen schönen Urlaub, kaufe mir das siebte Paar Schuhe oder bald einen neuen Schuhschrank, damit sie auch Platz haben. Ich gehe immer wieder essen und so weiter. Ich tue mir einfach etwas Gutes. Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden.
Aber eins ist klar: Diese Dinge können niemals meine Beziehung zum Herrn ersetzen. Ich bin für die Beziehung mit Jesus geschaffen, und nur diese Beziehung kann mein Leben wirklich erfüllen. Deshalb können keine Dinge dieser Welt mein Leben ausfüllen. Das predigen wir ja immer wieder bei evangelistischen Veranstaltungen. Aber ich glaube, manchmal muss ich es für mein eigenes Leben wirklich kapieren, dass das wirklich so ist: dass allein der Herr all meinen Mangel ausfüllt.
Wir singen es in einem Lied: „Jesus, du allein bist genug.“ Aber ist er das auch? Das darf ich ihm immer wieder sagen. Jesus selbst sagt in Johannes 4: „Das ist meine Speise, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat.“ Er sagt, das macht ihn satt, und alles andere lässt ihn hungrig vom Tisch aufstehen.
Deshalb lauf nicht in die Falle und suche deine Erfüllung bei materiellen Dingen, Beziehungen oder was auch immer du dir wünschst. Das mögen alles gute Dinge sein, aber sie können dich nicht wirklich erfüllen. Suche den Herrn und bitte ihn, dir die Fülle zu schenken.
Vertrauen in Gottes Nähe trotz geistlicher Trockenheit
Und manchmal können wir es gar nicht greifen: Warum ist der Herr so weit weg? Warum fühle oder spüre ich seine Nähe nicht?
Es scheint mir manchmal so, dass der Herr mir in geistlich schwierigen Zeiten zeigen will: Mein Kind, verstehe es doch endlich! Ich allein bin derjenige, der all deinen Mangel ausfüllt. Er will mir helfen, das nicht nur zu singen, auch wenn ich gerade nichts von seiner Macht fühle.
Du führst mich doch zum Ziel, auch durch die Nacht. Aber da muss ich erst einmal durch, wenn ich nichts fühle.
Bei kleinen Kindern ist es so: Wenn man hinter die Tür geht, bekommen sie Panik, weil Mama oder Papa weg ist. Aber sie sind ja ganz nah, sie sind hinter der Tür. Dennoch sehen die Kinder sie nicht.
Manchmal muss der Herr solche Zeiten zulassen, damit er mir hilft, seinem Wort zu vertrauen. Dann kann ich sagen: Herr, auch wenn die Freude jetzt nicht überschäumend da ist, auch wenn ich keine tollen Gefühle habe, sondern eher das Gegenteil, glaube ich, dass du hinter der Tür stehst. Du bist ganz nah.
Geduld und Ausdauer im Gebet – Elia als Beispiel
Also stehe dürre Zeiten durch, indem du mit Gottes Eingreifen rechnest. Rechne damit und steck den Kopf nicht in den Sand.
Von diesem Gedanken ausgehend: Stehe dürre Zeiten durch, indem du geduldig nach Gottes Handeln Ausschau hältst. Genau das hat Elija gemacht. Darum dreht sich dieser Text. Er bleibt im Gebet dran. Was mir an ihm gefällt, ist, dass er sich nicht davon beeindrucken lässt, dass zunächst nichts passiert – gar nichts.
Das erste Mal nicht, das zweite Mal nicht, das dritte Mal nicht, das vierte Mal nicht. Okay, denken viele, packen wir es ein, schieben wir es weg, war nicht Gottes Wille. Aber Elija bleibt dran. Der Knecht muss sechsmal in Richtung Mittelmeer laufen. Ich weiß nicht, ob er das toll fand. Ja, er hat gesagt: „Okay, ich weiß das Ergebnis ja schon jetzt, aber Elija, weil du es bist, ja, ich gehe.“ Und der Himmel bleibt wolkenleer, schönes Urlaubswetter.
Elias Gebet war zielgerichtet. Er hat um Regen gebetet und hat Ausschau gehalten, dass Gott sein Gebet beantwortet. Im Neuen Testament lesen wir das einmal bei Jakobus, der ja auch Elija zitiert. Er sagt: Wer zweifelt, der soll nicht denken, dass er von Gott etwas bekommt.
Das heißt wirklich zu erwarten, zu sagen: Herr, eigentlich ist die Wetteransage anders für die nächsten zwei Monate hier in Israel. Aber ich will dir vertrauen, dass du handelst, dass du auf mein Gebet antwortest.
Für mich ist das eine Herausforderung, wenn ich diesen Text lese. Was erwarte ich eigentlich noch von Gott im Gebet? Erwarte ich überhaupt noch etwas? Ich meine, wir haben da gute Wege gefunden. Wir beten so allgemein, dass es gar nicht auffällt, wenn Gott unser Gebet erhört. So lassen wir alle möglichen Türen offen und sagen: Na ja, so war es wahrscheinlich nicht gemeint.
Elia ist hier sehr konkret. Er betet um Regen, er betet darum, dass Gott in die Situation eingreift. Natürlich weiß ich nicht immer genau, ob ich bei dem, was ich bete, in Gottes Führung bin. Das ist ja auch wichtig: Im Gebet wirklich der Führung Gottes sicher zu sein, damit mein Leben Gottes Größe deutlich macht.
Wenn ich das bete, dann bin ich immer in seiner Führung. Darum darf ich beten, und auch wenn zunächst gar nichts passiert, bleibe dran. Wenn du merkst: Ich stehe in dieser Dürre hier, du hast versprochen, und du kannst, du kannst, und jetzt bitte ich dich, dass du es auch tust.
Aber weißt du was? Gott lässt sich manchmal Zeit, bis er antwortet. Das ist schwierig für uns. Das sind wir gar nicht gewöhnt in unserer Zeit, wo es heißt: Heute bestellt, morgen geliefert. Und wenn es noch schneller sein soll, gibt es zwölf Stunden Service oder so. Das sind wir gewohnt.
Wir rufen an und es besetzt unglaublich schnell. Die Hotline hat oft noch mehrere Sachen geschaltet, damit ich gleich durchkomme. Mir ist es sogar am Wochenende in der Kleinstadt so gegangen, dass ich in der ersten Sekunde nicht an der Ampel losgefahren bin und gleich wurde gehubt. Wow, also hier auch schon, okay.
Aber wenn ich geduldig bleibe und immer wieder komme, dann zeigt das: Es ist mir wirklich ernst. Ich will, dass mein Leben vom Geist Gottes bestimmt wird, dass das Leben in Jesus meine größte Freude ist.
Ich weiß nicht, ob du es dann so beten willst – es ist ein gefährliches Gebet – aber sag es doch dem Herrn: Ich will dieses Leben um jeden Preis. Ich weiß nicht, welchen Preis er einsetzt.
Du kennst sicher dieses Beispiel. Ich erinnere mich ab und zu daran: Dieses weiße Blatt Papier, unter dem ich einfach nur meine Unterschrift setze. Da steht eigentlich gar nichts drauf, aber ich sage: Herr, du darfst eintragen, was du willst. Ich habe unterschrieben: Um jeden Preis, Herr, ich will dieses Leben, dieses Leben, das du schenkst.
Geistliches Wachstum als Prozess der Begegnung mit Gott
Oft sind es gerade die Zeiten, in denen ich Gott allein suche und mir bewusst Zeit nehme, ihm zu begegnen, in denen ich ihn tiefer kennenlerne. Manchmal kann ich nur ungefähr sagen, wie Elija: „Herr, ich habe dich vom Hörensagen gekannt, aber jetzt habe ich dich intensiver erlebt; nun hat mein Auge dich gesehen.“
Es ist mir sehr wichtig geworden, auch in der Vorbereitung zu erkennen, dass Erfahrungen mit Gott keine Expresslieferungen sind, die im Vorbeigehen geschehen. Sie entstehen aus dem vertrauten Umgang mit dem Herrn und wachsen auf der Haltung: „Herr, ich will dir gehorchen. Ich will dein Wort lesen, um dir zu gehorchen.“
Geistliches Wachstum braucht Zeit. Die Charaktereigenschaften des Herrn werden nicht von jetzt auf gleich in meinem Leben sichtbar. Das ist ein Prozess, in dem ich gefordert bin, meine leeren Hände immer wieder auszustrecken und zu sagen: „Herr, füll sie! Du siehst, diese Hände sind leer, und ich bin davon abhängig, dass du sie füllst.“
Das will ich von Elija lernen. Er ist geduldig dran geblieben und hat sich nicht beeindrucken lassen, weil zunächst nichts passierte. Und beim siebten Mal kam die gute Nachricht – sehr unscheinbar noch vom Diener, der sagt: „Ich sehe eine Wolke, aber sie ist so groß wie eine Männerfaust.“ Jetzt ist sie da, und bald wird sie wahrscheinlich vorüberziehen.
Mir ist so wichtig geworden: Wer erwartungsvoll betet, der ist sensibel für Gottes Handeln, auch wenn es noch so unscheinbar ist. Wenn ich am Morgen bete: „Herr Jesus, gib du mir Möglichkeiten, dich zu bezeugen“, dann werde ich sensibel durch den Tag gehen. So werde ich die Möglichkeiten entdecken, die der Herr mir vor die Füße legt, weil ich von ihm erwarte, dass er handelt.
Gottes Handeln erleben und im Glauben bleiben
Es geht also darum, dürre Zeiten durchzustehen, in denen du geduldig nach Gottes Handeln Ausschau hältst. Und ein drittes: dürre Zeiten durchzustehen, in denen du Gottes Handeln erlebst. Streng genommen sind die dürren Zeiten dann zu Ende, wenn ich Gottes Handeln erlebe, wenn er sich mir zeigt.
Elija hat hier Gottes Handeln erlebt. Nach dreieinhalb Jahren gab es einen Wolkenbruch, und er bekommt von Gott so viel Kraft, dass er schneller ist als Ahabs Kutsche. Das hat uns der Text gesagt. Er läuft also die ganze Zeit die langgestreckte Gebirgslandschaft des Kamel hinunter, bis er schließlich im Tal von Jezreel angekommen ist. Das ist ganz sicher Olympiaverdächtig hier.
Wir haben alle schon Gottes Handeln erlebt, persönlich und als Gemeinde, und das soll uns Mut machen. Ich habe gerade gehört, am Wochenende fand ich es wieder interessant, wie Gott wirkt. Schon ein bisschen her, in der Zeit der Hippies, als man mit langen Haaren durch die Gegend lief und ziemlich verrückte Dinge tat, da habe ich gehört, dass zwei richtig abgefeiert haben, von der Party nach Hause kamen, miteinander im Bett lagen und auf einen völlig wirren Gedanken kamen.
Sie kamen plötzlich auf den wirren Gedanken, ihre katholische Konfirmationsbibel rauszuholen und einfach mal darin zu lesen. Und das haben sie gemacht. Sie haben Matthäus 24 aufgeschlagen und begriffen, dass sie in dieser Zeit leben. Ihre Reaktion war, dass sie sich bekehrt haben – wirklich bekehrt haben. Das sind Wege, die Gott manchmal geht, die wir uns als Menschen gar nicht ausdenken können.
Ich habe es auf der Gemeindefreizeit schon gesagt: Als wir die Zeugnisse für unsere Homepage zusammengestellt haben, hat es mich echt berührt zu sehen, wie Gott viele von euch erreicht und verändert hat. Wer es noch nicht gelesen hat, sollte es tun. Und wenn die Gebetstunde kommt, wissen wir als Gemeinde, dass wir immer wieder, wie Elia auch, Gottes Handeln und seine Führung erleben.
Auch das beeindruckt mich: Da beten wir für eine bestimmte Sache, und Gott reagiert. Er hätte es ja gar nicht nötig, aber er tut es. Das macht mir Mut für mein eigenes Leben, wenn ich sehe, dass Gott im Leben anderer handelt.
Ich habe zum Beispiel daran gedacht, dass einige von uns Arbeitsplätze bekommen haben, die eigentlich sehr weit weg waren – also Plätze, von denen sie nie gedacht hätten, dass sie sie bekämen. Und doch war es so: Gott hat Gebet erhört. Das macht mir Mut.
Auch wenn ich in existenziellen Nöten stehe, darf ich Gott vertrauen. Derselbe Gott, der im Leben der anderen gehandelt hat, kann auch in meinem Leben handeln. Manchmal, das wissen wir, lässt Gott uns manche Schwierigkeiten, damit wir von ihm abhängig bleiben.
Bei einem allzu barrierefreien Leben kann es sein, dass ich mir meinen eigenen Weg suche und gar nicht nach Gottes Weg frage. Deswegen ist Gottes großes Ziel, mir ein Leben in Gemeinschaft mit ihm zu schenken – und nicht unbedingt ein bequemes.
Mir fiel dieser Text aus Jesaja 64,3 ein: „Kein Auge sah je einen Gott außer dir, der an dem handelt, der auf ihn harrt.“ Gottes Handeln in meinem Leben hat mit Geduld zu tun und mit Ausharren.
Auch wenn mir die Zunge im Moment aus dem Hals hängt, rechne damit: Gott wird handeln. Vertraue ihm, auch wenn du noch nichts siehst, auch wenn du noch nichts fühlst.
Manchmal hoffen wir auf Gottes Handeln in weiter Ferne und stolpern über die Möglichkeiten, die er uns vor die Füße legt. Er sagt: „Hier will ich in deinem Leben handeln“, wenn er mir zum Beispiel Sünde zeigt und sagt: „Komm, das sollst du bekennen.“ Wenn er mich ermahnt, seine Liebe konkret zu leben, anderen praktisch zu helfen, und mir seine Kraft schenkt, das zu tun – dann ist das Handeln Gottes in meinem Leben.
Ich muss mich auch nicht auf einen Bereich fixieren, sondern sollte meine Augen offenhalten, wo Gott in meinem Leben handelt.
Die Frage, die ich mir stellen muss, wenn ich diesen Text lese, ist: Höre ich Gottes Stimme noch, wie Elia die Stimme hier gehört hat? Oder lebe ich nur nach einem äußeren frommen Muster?
Das musst du nicht. Du bist dazu berufen, in der Beziehung mit Gott zu leben und seine Stimme zu hören.
Manchmal habe ich vielleicht gar nicht die Sehnsucht, dass sich manches in meinem Leben ändert. Aber dann darf ich dafür beten und sagen: Herr, wenn du an meinem Leben handelst, dann ist es immer Gnade, und ich will das erleben.
Ich kann es nicht machen. Ich habe Zeiten erlebt, in denen ich mich nicht so gut verstanden habe, wie ich es in meinem Leben gemacht habe.
Da sind Menschen reihenweise zum Glauben gekommen, einer nach dem anderen. Das kann man aber nicht machen. Das ist etwas, was Gott tut.
Es ist so: Da lesen zwei Christen die gleiche Bibel, den gleichen Text. Der eine ist berührt und sagt: „Der Herr hat zu mir geredet.“ Der andere sagt: „Ich habe die Bibel gelesen.“
Ich kann es nicht machen. Aber ich darf sagen: Herr Jesus, du kannst in meinem Leben handeln.
Und wenn er im Leben des Anderen handelt, dann ist eines ganz wichtig: nicht neidisch zu werden oder zornig auf Gott zu sein und zu sagen: „Herr, wieso nimmt der jeden Morgen etwas mit aus seiner Bibel, und ich nicht? Das macht mich jetzt wütend, dass du an ihm so handelst und an mir anders!“
Dann nimm es als Motivation und sage: Herr Jesus, wenn du es bei ihm tun kannst, dann weiß ich nicht, warum du es im Moment bei mir nicht tust, aber ich will damit rechnen, dass du in meinem Leben handelst.
Geduld und Vertrauen in Zeiten der Dürre
Es ging heute Morgen um Zeiten der Dürre. Ich glaube, wir alle erleben sie irgendwann – hoffentlich nicht so oft. Wichtig ist, dass ich mich mit diesen Zeiten nicht abfinde. Der einzige Weg, diese Zeit durchzustehen, ist wirklich, geduldig zu bleiben. Ehrlich zu bleiben, mir selbst gegenüber. Dinge in Ordnung zu bringen, wenn der Herr mir etwas zeigt. Im Gebet dran zu bleiben und immer wieder darum zu bitten: Herr, du kannst mir Ströme des Segens schenken und Zeit mit deinem Wort ermöglichen.
Das sind ganz einfache Antworten. Doch wir müssen uns das immer wieder sagen lassen und daraus lernen – hier aus der Situation von Elija. Ich wiederhole noch einmal, was wir von Elija mitnehmen wollen:
Erstens: Stehe Dürrezeiten durch, indem du mit Gottes Eingreifen rechnest.
Zweitens: Stehe Dürrezeiten durch, indem du geduldig nach Gottes Handeln Ausschau hältst.
Und drittens: Stehe Dürrezeiten durch, indem du Gottes Handeln erlebst.
Das wünsche ich uns, denn dann sind die Zeiten nämlich zu Ende. Amen.
Wir nehmen uns nun noch kurz Zeit für uns persönlich, um still zu beten. Danach wird Rüdiger laut abschließen.