Der erneute Segen Isaaks an Jakob
Kapitel 28, Vers 1
Jetzt ruft Isaak Jakob zu sich und segnet ihn. Er gebietet ihm und sagt zum Haus Betuels, des Vaters deiner Mutter: Nimm dir von dort eine Frau, damit du nicht krank wirst oder Schaden nimmst.
Es geht hier nicht nur um den Namen, sondern auch um das, was hinter diesem Namen steckt. Der El Shaddai segne dich, mache dich fruchtbar und mehre dich, damit du zu einer Schar von Völkern wirst. Er gebe dir den Segen Abrahams, dir und deinem Samen nach dir, damit du das Land deiner Fremdlingschaft besitzt, das Gott Abraham gegeben hat.
Isaak, der Gerechte, handelt hier mit ganzem Herzen bewusst und im Glauben. In Hebräer 11 wird erwähnt, dass er im Glauben handelte. Deshalb sollten wir nicht negativ über Isaak urteilen. Er segnete Jakob im Glauben oder durch Glauben.
Dieser Segen, den Isaak Jakob gab, wird in Hebräer 11, Vers 20, beschrieben: „Durch Glauben segnete Isaak Jakob.“ Auch Esau hat er gesegnet, aber das Segnen Jakobs im Glauben bezieht sich auf Kapitel 28, nicht auf Kapitel 27. Damals handelte Isaak nicht bewusst, jetzt tut er es wirklich ganz bewusst.
Er erinnert sich genau an den Segen Abrahams und gibt diesen Segen genau an Jakob weiter. Hätte er das früher getan, hätte man sich einiges erspart. Hätte er früher erkannt, wen er segnen soll, wäre vieles anders verlaufen.
So entließ Isaak Jakob und sandte ihn nach Mesopotamien, nach Paddan-Aram, zu Laban, dem Sohn Bethuels, des Aramäers, dem Bruder Rebekkas, der Mutter Jakobs und Esaus.
Hier fällt auf, dass zum ersten Mal die Reihenfolge vertauscht oder richtig gestellt wird: Jakob wird vor Esau genannt. Der Heilige Geist macht uns darauf aufmerksam, dass es die Mutter Jakobs und Esaus ist – nicht die Mutter Esaus und Jakobs, sondern die Mutter Jakobs und Esaus.
Esaus Reaktion und Jakobs Gehorsam
Esau nimmt sich aus Rache gegen seine Eltern eine dritte Heidin zur Frau, um ihnen noch mehr Leid zuzufügen. Hier zeigt sich offenbar erneut sein Herz, und es hat sich für ihn ausgezahlt.
Für Rebekka ist das letztlich zurückzuführen, denn Esau tut es ihr zu Leide. Als Esau sah, dass Isaak Jakob gesegnet und ihn nach Paddan-Aram entlassen hatte, damit er sich dort eine Frau nimmt, hatte Isaak ihm geboten: „Du sollst nicht eine Frau nehmen von den Töchtern Kanaans.“
Jakob gehorchte seinem Vater und seiner Mutter und ging nach Paddan-Aram. Als Esau sah, dass die Töchter Kanaans in den Augen seines Vaters Isaak übel waren, ging Esau zu Ismael und nahm sich zur Frau Machalat, die Tochter Ismaels, des Sohnes Abrahams. Sie war die Schwester Nebajots. Damit fügte er sie zu seinen anderen Frauen hinzu.
Diese Frau war eine Ismaelitin, nicht eine Kananitin, sondern eine Ismaelitin. Jakob zog aus von Beerscheba und ging nach Haran.
Jakobs Traum von der Himmelsleiter
Jakob kommt nun an den Ort, an dem er übernachtet. In Vers zwölf träumt er, und siehe, es erscheint eine Leiter – oder eigentlich eine Treppe. Das hebräische Wort „Sulam“ bedeutet tatsächlich Treppe und wird auch bei den babylonischen Stufentürmen verwendet. Es handelt sich also weniger um eine Leiter als vielmehr um eine Treppe.
Diese Treppe steht auf der Erde, und ihre Spitze reicht bis zum Himmel. Siehe, Engel Gottes steigen an ihr auf und nieder. Die Treppe steht auf der Erde, und die Engel steigen nicht einfach nur herab oder hinauf, sondern sie bewegen sich auf und ab. Das heißt, sie sind unten, steigen hinauf und kommen wieder herunter.
In Vers 13 heißt es: „Und siehe, Jahwe stand über ihm.“ Hier stellt sich eine Übersetzungsfrage: Steht der Herr über der Leiter oder über Jakob? Später erfahren wir, dass Jakob sagt, der Herr sei bei ihm, sozusagen hier unten. Daher sollte man „über ihr“ nicht übersetzen, sondern „über ihm“. Jahwe war unten, nicht oben.
„Siehe, Jahwe stand über ihm und sagte: Ich bin Jahwe, der Gott Abrahams, deines Vaters, und der Gott Isaaks.“ Auffällig ist, dass es nicht heißt „der Gott Jakobs“, sondern „der Gott Abrahams und Isaaks“. Dann spricht Gott weiter: „Und das Land, auf dem du liegst, will ich dir und deinem Samen nach dir geben.“
Gott stand also über Jakob, oder man kann auch sagen „bei ihm“. Das Wort „al“ im Hebräischen kann „an“, „über“, „gegenüber“ oder „bei“ bedeuten. In meiner Übersetzung habe ich „gegenüber“ in Klammern gesetzt. Es passt hier aber eher „über ihm“ oder „bei ihm“ als „über der Leiter“. Denn später sagt Jakob, dass hier die Gegenwart Gottes ist, dass dies das Haus Gottes ist und wie heilig dieser Ort ist.
Deshalb denke ich, dass man hier nicht „über ihr“, also über der Leiter, übersetzen sollte, sondern „über ihm“ – Gott auf Erden.
Die Verheißung Gottes an Jakob
Und was sagt der Herr Jesus? In Johannes 1, Vers 51 bezieht sich der Herr Jesus Christus auf eine bestimmte Begebenheit. Er sagt zu einem Mann dort: „Du bist ein wahrer Israelit, in dem kein Trug ist, kein Verschwender, kein Betrüger.“
Johannes 1, Vers 51 lautet: „Ihr werdet Größeres sehen als das. Ihr werdet den Himmel geöffnet sehen und die Engel auf- und niedersteigen.“ Dabei ist es nicht „nieder und auf“, sondern „auf und niedersteigen“.
Der Sohn Gottes ist auf der Erde, und die Engel steigen von ihm hinauf in den Himmel und kommen wieder zu ihm herab. Gott ist auf Erden, der Messias, der Menschensohn auf Erden, und er wird bedient. Es besteht jetzt eine Verbindung mit dem Himmel.
Ihr werdet größere Dinge sehen als das. Das heißt, ihr werdet in der Zukunft sehen, wie der Himmel eine Verbindung ist zwischen diesem Menschensohn und dem Himmel. Sie haben ja schon die Zeichen gesehen. Gerade danach kommt das erste Zeichen, und dann folgen viele weitere Zeichen. Sie sehen, wie hier die jenseitige Welt in die diesseitige durchbricht.
Sie haben all diese Zeichen erlebt, die von Jesus Christus ausgehen, der von Engeln bedient wird. Aber er ist unten, das Haus Gottes auf Erden. Christus war das Haus Gottes auf Erden, wie es in Johannes 1 beschrieben wird.
Hier haben wir Gott auf Erden zum ersten Mal – das erste Mal nach dem Sündenfall, dass überhaupt gesagt wird, dass Gott auf Erden ist, ein Haus Gottes. Dies ist das Tor. Darauf kommen wir gleich zurück.
In 1. Mose 28 heißt es: „Und siehe, Jahwe stand über ihm oder gegenüber ihm und sagte: Ich bin Jahwe.“ Vers 14: „Und dein Same soll werden wie der Staub der Erde, und du wirst dich ausbreiten nach Westen, nach Osten, nach Norden und nach Süden hin. In dir und in deinem Nachkommen, in deinem Samen, sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden.“
Hier wird also die Abraham-Verheißung an Jakob zum ersten Mal erneuert. „Und siehe, ich bin mit dir, und ich werde dich behüten überall hin, wohin du gehst, und dich zurückbringen in dieses Land. Denn ich werde dich nicht verlassen, bis ich getan habe, was ich zu dir gesprochen habe.“
Jakobs Erwachen und Erkenntnis der Heiligkeit des Ortes
Und Jakob erwachte von seinem Schlaf und sagte: „Fürwahr, Jahwe ist an diesem Ort, und ich wusste es nicht.“ Hier, an diesem Ort, ist Jahwe gegenwärtig, und er hatte es nicht erkannt.
Gott erscheint Jakob auf Erden, und er fürchtet sich. Zweimal sagt Gott hier, in Vers 15, dass er Jakob zurückbringen wird. Also hat Gott diese Botschaft dem Jakob zweimal gegeben: Das erste Mal hier und das zweite Mal in 1. Mose 46. Einmal von Ägypten zurück und einmal von Mesopotamien zurück.
Zweimal hat Gott Jakob die Botschaft gegeben, dass er weggehen wird und Gott ihn wieder zurückbringen wird. Zuerst nach Mesopotamien, und Gott wird ihn zurückbringen. Wenn er dann nach Ägypten zieht, sagt Gott: „Er wird dich heimsuchen.“ In 1. Mose 46, Vers 3 heißt es: „Fürchte dich nicht, hinabzuziehen; ich will mit dir nach Ägypten hinabziehen, und ich will dich auch gewisslich heraufführen.“
Jakob nimmt die Heiligkeit Gottes wahr. „Hier ist das Haus Gottes“, sagt er in Vers 17. „Wie furchtgebietend ist dieser Ort!“ Er fürchtet sich und spricht: „Wie furchtgebietend ist dieser Ort!“ Doch Gott hat nur Gutes zu ihm gesprochen. Warum fürchtet er sich? Er weiß es, er fühlt sich schuldig. Er erkennt, dass dies nichts anderes ist als das Haus Gottes, die Pforte des Himmels. Die Pforte kann hier im Sinne einer Stadtpforte verstanden werden – dort, wo die Richter und Regierenden sitzen, der Regierungsort.
Jakob stand früh am Morgen auf, nahm den Stein, den er unter sein Haupt gelegt hatte, richtete ihn als Denkmal auf und goss Öl darauf. Insgesamt machte er vier Gedenksteine: hier in Kapitel 28, dann in Kapitel 31 und in Kapitel 35 zweimal. Diese Steine kennzeichnen sein Leben und sind Zeichen des Zeugnisses der Treue Gottes. Sie wurden aufgerichtet, damit andere sich an die Treue Gottes erinnern können.
Wir sollen auch ein solches Denkmal in dieser Welt sein – ein Zeichen, damit andere etwas von der Treue Gottes sehen. So wie Abraham ein Anbeter war und Isaak vom lebendigen Brunnen lebte, setzt Jakob Zeichen der Treue Gottes, ein Zeugnis in dieser Welt.
Jedenfalls wird Jakob sich jetzt von Gott erziehen lassen. Er wird mehr und mehr zu einem heiligen Zeugnis in dieser Welt.
Jakobs Gelübde und seine Beziehung zu Gott
Vers 20: Und Jakob tat ein Gelübde und sprach: „Wenn Gott mit mir sein wird...“
Das ist ein wenig eigenartig. Gott hat ihm etwas bedingungslos versprochen, und dennoch setzt Jakob ein „Wenn“ davor – „wenn Gott mit mir ist“. Gott hatte ihm zugesagt: „Ich werde mit dir sein.“ Doch Jakob sagt: „Wenn Gott mit mir ist.“
Er stellt also eine Bedingung. Wenn Gott sich an seine Verheißungen hält, dann soll Gott sein Gott sein. Und wenn Gott ihn reich macht, dann will er ihm zehn Prozent vom Gewinn geben.
Das zeigt, dass Jakob noch nicht die höchste Form von Hingabe, Glauben und Erkenntnis erreicht hat. Er erkennt Gott noch nicht vollständig. Es ist der Gott seines Großvaters und seines Vaters, aber noch nicht sein eigener Gott.
Jakobs Begegnung mit Rahel am Brunnen
Dann trifft Jakob seine Traumfrau. In Kapitel 29 steht, dass ein Mann am Brunnen steht. Eine Frau kommt ebenfalls zum Brunnen, dem Jakobsbrunnen.
Jakob erhob seine Füße und ging in das Land der Kinder des Ostens. Dort sah er einen Brunnen auf dem Feld, und es waren drei Herden bei ihm.
Jakob möchte den Leuten dort sagen, wie es ihm geht, doch er kennt sich selbst nicht gut aus. Er ist etwas vorschnell und kennt die Sitten des Landes nicht. Er weiß nicht, wie das hier mit den Brunnen und dem Tränken der Herden funktioniert.
Er fragt: „Meine Brüder, woher seid ihr?“ Sie antworten: „Wir sind von Haran.“
Jakob fragt weiter: „Kennt ihr Laban, den Sohn Nahors?“ Sie sagen: „Ja, wir kennen ihn.“
„Geht es ihm gut?“ – „Es geht ihm gut.“
Da kommt seine Tochter Rahel mit den Schafen, die ihrem Vater gehören, denn sie war eine Hirtin (Kapitel 29, Vers 9).
Während Jakob noch mit den Männern redet, kommt Rahel mit den Schafen. Als Jakob Rahel sieht, die Tochter Labans, des Bruders seiner Mutter, und die Schafe Labans, tritt er hinzu.
Er wälzt den Stein von der Öffnung des Brunnens weg und treibt die Schafe Labans zusammen.
Jakob küsst Rahel, erhebt seine Stimme und weint.
Dieser Kuss war kein Liebeskuss, sondern ein Begrüßungskuss, denn sie waren Verwandte.
Jakob teilt Rahel mit, dass er der Sohn Rebeccas ist und somit ein Bruder ihres Vaters.
Rahel läuft und berichtet es ihrem Vater.
Laban kommt ihm entgegen, umarmt ihn und küsst ihn. Sie sind Verwandte.
Laban führt Jakob in sein Haus, und Jakob erzählt ihm alle diese Dinge.
Überlegungen zu Jakobs Wahl der Frau
Ja, was sollen wir hier tun? Wir wollen uns ein bisschen Gedanken darüber machen, wie Jakob seine Frau findet und wie er zu seiner Familie kommt. Es scheint, dass Jakob nicht der geistlichste unter den Geistlichen ist. Er sieht Rahel, interessiert sich für sie und verliebt sich sofort in sie. Er weiß nicht viel über sie, aber er sieht, dass sie hübsch ist, ihre Augen schön sind und ihr Körper ansprechend ist. Deshalb ist er bereit, sieben Jahre für sie zu arbeiten.
Jakob ist hier kein Vorbild. Vielleicht soll hier ein bisschen stehen bleiben, wie es ist, wenn sich jemand verliebt. Ich darf das vielleicht zu den jüngeren Schwestern sagen: Wenn sich jemand in dich verliebt, wie weißt du, ob das der Richtige ist? Man muss sich einige grundsätzliche Fragen stellen. Womit ernährt er sich? Vom Computer oder vom Wort Gottes? Ist er treu? Ist er gerecht? Welche Maßstäbe hat er? Ist er liebevoll? Wie geht er mit seiner Mutter um? Wie geht er mit Kindern um? Wer wird einmal seine Kinder erziehen?
Kann er sich dem Vater unterordnen, oder hat er eine schlechte Beziehung zu seinem Vater? Hat er gelernt, Verantwortung zu tragen? Kann er dienen oder lässt er sich lieber bedienen? Sieht er, was getan werden muss, oder übersieht er das? Ist er lieber schnell mit dem Mund oder schnell mit der Tat? Weiß er alles besser, oder ist er einer, der zuhören kann? Eines Tages wird er dir zuhören müssen. Er sollte dir auch zuhören und einfühlsam sein.
Ausdauer, Demut und solche Eigenschaften sind wichtig. Man sollte auf diese Dinge achten. Was will er eigentlich? Will er einfach nur eine Frau haben, oder was sind seine wahren Absichten? Man braucht eine gewisse Zeit, um das herauszufinden. Das geht nicht von heute auf morgen. Kinder bekommt man auch nicht von heute auf morgen. Wenn Gott es so eingerichtet hat, dass man für Kinder neun Monate braucht, dann braucht auch eine Frau eine gewisse Zeit, um das herauszufinden.
Es gibt Ausnahmen, wie zum Beispiel Rebekka, aber das war ein anderer Fall, da hat Gott es anders geführt.
Wie war das bei Zinzendorf? Ich glaube, die hatten Missionare im Ausland. Dann schickten die Missionare zurück: „Ich brauche eine Frau, schickt mir eine!“ Sie beteten, und es fand sich eine Schwester, die bereit war, nach China zu gehen und Frau des Missionars zu werden. So wurde das arrangiert. Es ist eine gute Ehe geworden, weil sie wusste, was sie erwartet.
Aber eine Warnung an die Schwestern: Es gibt keinen Mann auf der Welt, der dich so lieben wird wie der Mann am Jakobsbrunnen. Aber das war das zweite Mal am Jakobsbrunnen, in Johannes 4. Dort begegnet der Mann am Jakobsbrunnen einer Frau und sagt ihr: „Von mir musst du trinken.“ Der Ehemann wird niemals ein Ersatz für den Herrn Jesus sein.
Der Himmel ist noch nicht auf Erden zu erwarten. Auch wenn es Bücher über die Ehe gibt, die heißen „Ein Stück Himmel auf Erden“ oder so ähnlich, ist es nicht immer Himmel auf Erden.
Charakterliche Unterschiede zwischen Rahel und Lea
Ein Wort an die jungen Brüder: Rahel war die Schöne, nicht wahr? Rachel war die Schönere. Aber hatte sie auch den besseren Charakter?
Rachel liebt Essen. Sie ist ungeduldig und zornig. Sie stiehlt und sie lügt. In 1. Mose 30,14 geht es um Essen. Vielleicht kann man auch sagen, es geht um Aberglauben, weil sie diese Äpfel haben will. Sie denkt vielleicht, die Äpfel machen sie fruchtbar. Jedenfalls möchte sie die Äpfel.
Sie ist ungeduldig und zornig. In 1. Mose 30,1 spricht sie ihren Mann an: „Verschaffe mir Kinder, oder ich sterbe!“
In 1. Mose 31,19 stiehlt sie die Hausgötzen von ihrem Vater und versteckt sie an einem Ort, den dieser niemals erwartet. Sie lügt ihren eigenen Vater an, wie man in 1. Mose 31,35 lesen kann: „Lüg den Vater ins Gesicht!“
Ihr Charakter ist also nicht unbedingt der beste. Aber Jakob hat sie gesehen, er hat ihre Schönheit gesehen, er hat ihre Augen gesehen – und das war’s. Jetzt ist er bereit, für sie sieben Jahre zu arbeiten.
Wir sollten uns nicht nur auf das Äußere konzentrieren, sondern auf den Charakter. Wie spricht sie über ihren Vater? Wie ist ihre Beziehung zu ihm? Das ist ganz wichtig. Der erste Mann im Leben einer Frau ist ihr Vater, der zweite Mann bist du. Wenn sie den Vater verachtet, wie wird dann ihre Beziehung zu ihrem zukünftigen Ehemann sein?
Rahel hatte keine so gute Beziehung zu ihrem Vater. Wie ist sie in ihrer Beziehung zu ihrer Mutter? Schaut sie weg, wenn ihre Mutter sich abrackert, oder packt sie mit an? Und wenn es schwierig wird, wenn Probleme kommen, fängt sie an zu schreien oder läuft weg?
Ehe kostet Freiheit – nicht weniger. Die Bibel vergleicht die Ehe an einer Stelle mit einem Joch. Dort heißt es: „Seid nicht zusammengejocht mit Ungläubigen.“ Die Ehe kann auch ein Joch sein. Sie ist eine Dienstgemeinschaft – nicht nur, aber auch. Und sie kostet etwas.
Der Herr Jesus hat gesagt: „Geben ist seliger als Nehmen.“ Wir müssen uns dessen bewusst sein. Der Herr will nicht nur, dass wir die beste Frau haben, sondern auch, dass die Frau, die ich heirate, den besten Mann hat.
Oft denken wir nur an uns selbst und behaupten: „Ich habe die beste Frau.“ Doch wenn nur der eine nimmt und der andere gibt, sind beide mit der Zeit unglücklich. Wenn aber beide gelernt haben zu geben, werden beide beschenkt. Geben ist seliger als Nehmen.
Man soll sich auf den Charakter des Mädchens konzentrieren, das man im Auge hat, auf die junge Frau, die man heiraten möchte. Bevor man sie heiratet, sollte man auf das achten, was einem nicht gefällt. Nachdem man geheiratet hat, soll man nur noch auf das schauen, was einem gefällt.
Jakobs siebenjährige Dienstzeit und die Ehe mit Lea und Rahel
Nun sieben Jahre Dienst für die zukünftige Ehefrau – das ist eine lange Zeit für Jakob. Er ist ausdauernd und fleißig, und die Jahre kommen ihm sehr kurz vor, denn er liebt sie wirklich.
„Sieben Jahre Dienst vor der Hochzeit“, hat jemand gesagt, „sind eine gute Vorübung für den Dienst danach.“ Man übt vorher, er arbeitet vorher um sie. Das ist eine Übung für später, um ihr nachher zu dienen. Ja, er dient hier um Rahel, und die Jahre kommen ihm recht kurz vor.
Laban hatte zwei Töchter: die ältere hieß Lea, die jüngere Rahel. Die Augen der Lea waren blass, schwach, matt. Vielleicht war sie kurzsichtig; es ist schwierig festzustellen, was mit ihren Augen war. Ob es eine Krankheit war, kann man nicht genau sagen. Es könnte gut sein, dass sie kurzsichtig oder schielend war. Doch ihr Charakter scheint der bessere gewesen zu sein. Sicher war sie kein Engel, aber ihr Charakter war offenbar anders als der von Rahel.
Jetzt möchte Jakob heiraten, und Gott hat ihm versprochen: „Ich werde mit dir sein, wohin du auch gehst.“ Also auch in der Frage des Heiratens, der Ehefrau, würde Gott mit ihm sein. Das bedeutet, dass Gott ihm für eine gute Ehefrau sorgen wird.
Aber Jakob will einfach Rahel heiraten. Doch dann heiratet er Lea. Dann stellt er fest: „Ich habe die falsche Frau geheiratet.“ Oder?
Es geschah am Abend, da nahm Laban seine Tochter Lea, brachte sie zu Jakob, und er ging zu ihr ein. Laban gab seiner Tochter Lea seine Magd Silpa zur Magd. Am Morgen sah Jakob, dass es Lea war. Da sagte er zu Laban: „Was hast du mir da angetan? Habe ich nicht um Rahel bei dir gedient? Warum hast du mich betrogen?“ Er stellt also fest, dass er die falsche Frau geheiratet hat. Oder?
War es wirklich die falsche? Hat Gott nicht gesagt, er werde für ihn sorgen? Warum lässt Gott so etwas zu? Laban hat auch betrogen. Was der Mensch sät, wird er ernten. Wer Betrug sät, wird Betrug ernten. Jakob bekommt einen Betrüger als Gegenüber. Er selbst war der Betrüger, jetzt bekommt er einen Betrüger, mit dem er zwanzig Jahre zusammenarbeiten muss.
Und Jakob hat Gott nicht um Rat gefragt. Jedenfalls steht nichts von Gebet oder Ähnlichem da, wie es bei Abrahams Knecht der Fall war.
Noch etwas ist interessant: Hat Gott ihn wirklich einfach sitzen lassen? Durch wen sollte denn die Segenslinie des Messias gehen? Durch Lea. Juda war der vierte Sohn von Lea. Von Juda sollte der Messias kommen. War es also wirklich so falsch, Lea zu heiraten?
Nachdem Jakob festgestellt hat, dass er keine „Powerfrau“ bekommen hat, so wie er es sich vorgestellt hatte, gibt es jetzt nur einen Gedanken bei ihm – nur einen Gedanken, kein Gebet, nur einen Gedanken: „Ich will Rahel.“ Und wenn es heißt, dass er Rahel jetzt auch noch als zweite Frau nimmt, so sei es. Er will Rahel.
Aus dieser Entscheidung entsteht sehr viel Leid. Es ist etwas Furchtbares: eine Rivalität zwischen den beiden Schwestern, die sich nun den Mann teilen müssen. Gerne hätte jede Schwester einen Mann geheiratet, aber hier haben sie nur einen halben. Hätte Jakob sich in sein Schicksal gefügt und Lea lieben gelernt, hätte er sehr glücklich werden können.
Es ist immer gefährlich, wenn man sagt: „Hätte.“ Aber man kann von vornherein nicht sagen, dass das alles im Willen Gottes so gelaufen ist. Vieles in Jakobs Leben ist nicht so verlaufen, wie es der Idealfall gewesen wäre oder wie man es sich hätte vorstellen können. Es kam ganz anders. Und es ist nicht Gottes Schuld.
Jakob hätte Lea lieben lernen können. Wahrscheinlich war er immer unzufrieden mit der Ehe seines Vaters. Er hatte keine gute Beziehung zu seinem Vater und dachte sich: „Na warte, ich mache es anders.“ Doch jetzt macht er es schlimmer als sein Vater.
Eines Tages wird sein Erstgeborener… Ja, jetzt nimmt er sich die, die er will, er nimmt sich Rahel, die er will, und bezahlt dafür noch einmal sieben Jahre Arbeit. Und eines Tages wird er weiterhin ernten.
Eines Tages wird er einen Sohn haben, einen Erstgeborenen, der auch so denken wird: „Ich nehme mir die, die ich will.“ Dieser Sohn heißt Ruben und wird die Nebenfrau seines Vaters entehren. Sein erstgeborener Sohn Ruben wird das Bett seines Vaters beschmutzen. Seine Tochter Dina wird auf leichtsinnige Streifzüge in die Welt gehen. Und Juda wird zu einer Hure gehen.
Lektionen aus Jakobs Leben
Was kommt da für eine Familie heraus? Was sind das für tolle Taten? Hier sind einige Lektionen für uns.
Erstens: Eigenwege sind Umwege, die viele Schmerzen mit sich bringen. Dieser Mann hat viele Schmerzen, und er wird noch vieles durchstehen müssen. Sein Weg wird noch lange und beschwerlich sein.
Zweitens: Ein schlechtes Vorbild hat große Auswirkungen, die man im ersten Moment gar nicht abschätzen kann. Das schlechte Vorbild seines Vaters wirkt sich nicht nur auf ihn selbst aus, sondern auch auf seine Söhne und Töchter. Es hat weitreichende Folgen für die Umwelt und die Kinder.
Drittens: Hier gibt es aber auch etwas Positives. Gott verlässt ihn trotzdem nicht. Gott verlässt den nicht, der sich an ihn hängt. Er wird jetzt lernen, sich an Gott zu halten und zu sagen: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ Gott wird ihn nicht verlassen.
Er verschuldet sich viel Leid, das er jetzt durchmachen muss, aber es wird ihm zum Guten dienen. Das ist eine ungeheuer große Ermutigung.
Jakob ist für mich der Mensch, der mich in der Bibel am meisten ermutigt – neben Petrus. Jakob ist ein Mann, der viel falsch macht. Aber eines tut er: Er kommt zu Gott, er hängt sich an Gott, und Gott kann etwas aus ihm machen.
Gott wird noch zu seinem Ziel kommen, weil dieser Mann an sich arbeiten lässt und sich züchtigen lässt.
Umgang mit Schwierigkeiten in der Ehe
Noch ein Punkt, und dann machen wir Schluss. Was soll ich tun, wenn es in der Ehe so schwierig wird, dass man am liebsten davonlaufen möchte? Man denkt sich oft: Wenn Gott nur den Partner ändern würde, dann wäre alles wunderbar.
Mein Bruder hat gesagt: Gott kann deinen Partner ändern, aber er will ganz sicher dich verändern. Ob er den Partner verändert, das ist seine Sache und nicht deine. Aber ob er dich und mich verändert, das ist unsere Sache – ob er es kann.
Vielleicht soll man sieben Jahre dienen, um der Ehe willen. Sieben Jahre Dienst für die Ehe. Kritisieren bringt keine Veränderung.
Er hat noch einen langen Weg vor sich, Jakob, bis er ein Mann wird, der gebrochen ist und hinkt. Bei jedem Schritt, den er geht, denkt er an Gott, weil er jedes Mal an die Hüfte denken muss – an den Gott, der ihn gebrochen hat, innerlich und äußerlich, aber vor allem innerlich.
Dort wird er sich bekehren, am Jabuk-Fluss.
Wir wollen hier Schluss machen. Am Abend werden wir uns dann das Entstehen der Familie Jakob anschauen.
