Ich möchte alle ganz herzlich zu diesem Bibelstudientag begrüßen. Heute Morgen behandeln wir das Thema „Petrus: Leben, Werk, Wirkung“.
Gemeinsam betrachten wir das Leben von Petrus in verschiedenen Abschnitten.
Die erste Begegnung mit dem Messias in der Tiefebene
Den ersten Abschnitt habe ich betitelt mit „Petrus begegnet dem Messias“. Das führt uns hinunter in die Tiefebene bei Jericho am Toten Meer. Dort, bei Änon, hatte Johannes der Täufer begonnen zu taufen und das Volk zur Umkehr aufzurufen, um dem Messias zu begegnen, der jetzt in Erscheinung treten würde. Johannes 3,22 nennt diesen Ort ausdrücklich: Änon.
In der Prophezeiung in Jesaja 40 heißt es: „Stimme eines Rufenden in der Wüste bereitet den Weg des Herrn.“ Im weiteren Bibeltext in Jesaja 40 wird auch gesagt, dass ein Weg gebahnt werden soll in der Steppe. Im Hebräischen ist das Wort dafür Arawa. Das Wort Arawa bedeutet Ebene, bezeichnet aber die Tiefebene des Jordantals und des Toten Meeres.
Genau dort unten hat Johannes der Täufer seinen Dienst begonnen. In Johannes 1,40 lesen wir von Andreas, dem Bruder des Simon Petrus, der auch dort war und sich von Johannes dem Täufer zur Buße führen ließ. Johannes 1,40: „Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den Zweien, die es von Johannes gehört hatten und ihm nachgefolgt waren.“
Andreas findet zuerst seinen eigenen Bruder Simon und spricht zu ihm: „Wir haben den Messias gefunden.“ Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sprach: „Du bist Simon, der Sohn Jonas. Du wirst Kephas heißen“, was ins Deutsche mit „Stein“ und im Griechischen mit „Petros“ übersetzt wird.
Hier sehen wir also, dass Andreas, der Bruder von Simon Petrus, ein Jünger von Johannes dem Täufer geworden war. Als er in Johannes 1 hörte, wie Johannes der Täufer auf den Herrn Jesus hinwies mit den Worten: „Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt“, folgte er dem Herrn Jesus nach.
Dieser Andreas führt dann, gemäß dieser Stelle, seinen Bruder Simon Petrus auch zu dem Herrn Jesus durch das Zeugnis: „Wir haben den Messias gefunden.“ Wenn Juden das bekennen können, dann sind sie vom Tod ins Leben übergegangen.
So erhält Petrus bereits die Ankündigung des Herrn Jesus: „Du wirst Kephas heißen“ – im Aramäischen „Kepha“, was „Stein“ bedeutet. Das war die erste Begegnung. Später ging Petrus jedoch wieder zurück nach Hause.
Wie wir hier sehen, kehrte er aus der Arava bei Änon wieder zurück nach Galiläa, an den See Genezareth, denn er wohnte in Kapernaum.
Der Umzug Jesu und der Beginn seines öffentlichen Dienstes
Aber genau in dieser Zeit zog auch der Herr Jesus um. Er lebte bis zum Alter von dreißig Jahren in Nazareth.
Wir lesen in Matthäus 4,13 nach der Taufe bei Johannes dem Täufer: Er verließ Nazareth und kam nach Kapernaum, das am See liegt, im Gebiet von Zebulon und Naftali.
In Vers 17 heißt es: Von da an begann Jesus zu predigen und zu sagen: Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahegekommen.
Der Herr Jesus zog also von Nazareth nach Kapernaum um und machte diese Stadt zum Ausgangspunkt für seinen öffentlichen Dienst als Prediger im ganzen Land, der drei Jahre dauerte.
Kapernaum bedeutet hebräisch „Dorf des Trostes“. In Matthäus 9,1 wird diese Stadt als „seine Stadt“ bezeichnet. Insgesamt wird Kapernaum sechzehnmal im Neuen Testament namentlich erwähnt.
Sie befindet sich im Stammesgebiet von Naftali. Naftali bedeutet „mein Kampf“. Genau von dort begann der Herr Jesus seinen Kampf gegen die Finsternis, indem er das Licht brachte.
Zuvor wohnte er in Nazareth, das im Stammesgebiet von Sebulon liegt. Sebulon bedeutet „Wohnung“. Dort hat der Herr Jesus die längste Zeit seines Lebens auf Erden verbracht.
Nun zog der Herr Jesus also in das Dorf von Petrus, und damit erfüllte sich Jesaja 9,1, als er von dort aus seinen Dienst begann: „Doch nicht bleibt Finsternis im Land, das Bedrängnis hat. Früher hat das Land Sebulon und das Land Naftali verachtet.“
Zur Zeit Salomos hatte dieser, als Dank an den König von Tyrus für dessen Dienste, Städte in Galiläa gegeben. Dadurch wurden diese Gebiete verachtet. Über das Gebiet von Sebulon und Naftali kam große Schmach.
Dieses Gebiet war auch das erste, das 722 v. Chr. durch die Assyrer in die Gefangenschaft geführt wurde. So hatte Gott dieses nördliche Gebiet in früherer Zeit verächtlich gemacht.
Doch dann lesen wir weiter: „Aber in der späteren Zeit bringt er zu Ehren den Weg am See, das jenseitige des Jordan, das Galiläa der Nationen. Das Volk, das im Finsteren wandelt, hat ein großes Licht gesehen. Die da wohnen im Lande des Todesschattens, Licht hat über sie geleuchtet.“
Der Weg am See ist die berühmte Handelsroute des Altertums, die durch Galiläa hindurchführte. Das ganze Nordgebiet wird hier als Galiläa der Nationen bezeichnet. Genau dort sollte das Licht Gottes, das Licht des Messias, aufgehen.
So sollte der Herr Jesus also nicht in Jerusalem, der Hauptstadt des Volkes Israel, seinen Dienst beginnen, sondern im verachteten, einst verachteten Norden. Dadurch sollte dieses Gebiet besonders zu Ehren gebracht werden.
Die Bedeutung von Kapernaum und Umgebung im Dienst Jesu
Bei dem Umzug von Nazareth nach Kapernaum führt der Weg natürlicherweise durchs Taubental, da er am Berg Arbel vorbeiführt. Der Berg Arbel ist ein markanter Berg am See Genezareth. Wir können daher davon ausgehen, dass der Herr Jesus diesen Weg nahm, um schließlich vom Taubental bei Magdala, dem Herkunftsort von Maria Magdalena, hinauf nach Norden zu gehen und in Kapernaum am See Genezareth Wohnsitz zu nehmen.
Der See Genezareth spielt eine große Rolle im Leben des Petrus. Sein Name, auf Hebräisch ausgesprochen „Yam Kineret“, bedeutet Harfensee. Das Wort „Kineret“ stammt von „Kinnor“, was Harfe oder Laute bedeutet. Von hier aus begann der Herr Jesus seinen Dienst und erfüllte viele Psalmen, die David prophetisch vom Messias gesprochen und auf seiner Harfe gesungen hatte.
Hier sehen wir Kapernaum, den Wohnort des Petrus (vgl. Matthäus 8,14; Markus 1,30; Lukas 4,38). Aus Johannes 1,44 erfahren wir jedoch, dass Petrus nicht in Kapernaum aufgewachsen war. Petrus und sein Bruder Andreas kamen ursprünglich aus Bethsaida.
Das biblische Bethsaida ist nicht das vor einiger Zeit ausgegrabene Bethsaida, das relativ weit vom See Genezareth entfernt liegt. Vielmehr handelt es sich um einen Ort hier unten beim See Genezareth, heute ein Sumpfgebiet. Diese Ruinen sind bisher noch nicht ausgegraben worden. Bethsaida bedeutet auf Deutsch „Haus des Fischens“. Hierher kamen die Fischer.
Bethsaida wird im Neuen Testament siebenmal erwähnt. Wir werden gleich sehen, dass Bethsaida und Kapernaum eine zentrale Rolle in den Evangelien spielen. Noch eine dritte Stadt ist Chorazin. Chorazin wird zwar nur zweimal namentlich erwähnt (Matthäus 11,21; Lukas 10,13), doch man hat zu Recht diese drei Orte, an denen der Herr Jesus am meisten gepredigt und Wunder gewirkt hat, als das „Evangeliendreieck“ bezeichnet.
Man sieht, wie nahe diese drei Orte beieinanderliegen. Hier hat der Herr Jesus die meisten seiner Wunder gewirkt und sich am deutlichsten als Messias Israels offenbart.
Neben Kapernaum befindet sich der Schiffshafen von Kapernaum, genannt Shewa. Der Name bedeutet „Quelle der Sieben“, weil es dort sieben relativ warme Quellen gibt. „Warm“ heißt hier nicht heiß, sondern etwa 28 Grad. Heute nennt man den Ort Tabgha.
Matthäus 4,18 zeigt, wie der Herr Jesus Petrus dort in Shewa begegnet, neben Kapernaum bei den Fischereigründen des Ortes. Jeder Ort am See Genezareth hatte damals seinen bestimmten Schiffshafen und Fischereiort. Es war streng verboten, an anderen Orten zu fischen. Ein Verstoß hätte sogar einen Krieg zwischen den Städten der Dekapolis auslösen können.
Matthäus 4,18: „Als er aber am See von Galiläa wandelte, sah er zwei Brüder, Simon genannt Petrus, und Andreas, seinen Bruder, die ein Netz in den See warfen; denn sie waren Fischer. Und er sprach zu ihnen: Kommt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sie aber verließen alsbald die Netze und folgten ihm nach.“
Wir werden gleich noch sehen, dass dies die eigentliche Berufung des Petrus zum Dienst war. Diese ist jedoch von seiner Bekehrung zu unterscheiden. Seine Bekehrung fand in der Arava, am Toten Meer, statt, als er den Messias gefunden hatte.
Hier sieht man übrigens eine der sieben warmen Quellen von Tabgha in Shewa. Nebenbei bemerkt, für diejenigen, die es nicht wissen: An diesem Ort kommt ein tropischer Fisch vor, wegen der warmen Quellen. Der Fisch heißt lateinisch Tilapia Galilea. Er wird bis zu 40 Zentimeter lang und 1,5 Kilogramm schwer. Im Winterhalbjahr hält er sich im Nordteil des Sees auf, weil es dort so schön warm ist.
Dieser Fisch gehört biologisch eigentlich nicht in den See Genezareth. Doch wegen der warmen Quellen fühlt er sich hier wohl. Darum nennt man ihn auch Petrusfisch. Immer da, wo Petrus in den Evangelien große Fische in Schwärmen fängt, handelt es sich um Tilapia Galilea. Es ist der einzige große Fisch, der in Schwärmen schwimmt, und er ist typisch für diesen Ort.
Die erste Predigt und Heilung in Kapernaum
Ja, nun lesen wir von einem weiteren Ereignis, das in Markus 1,21 beschrieben wird. Es findet kurz nach der Berufung des Petrus bei Enschewa statt.
Sie gehen nach Kapernaum, und am Sabbat geht Jesus in die Synagoge und lehrt. Die Menschen sind sehr erstaunt über seine Lehre, denn er lehrt wie jemand, der Gewalt hat, und nicht wie die Schriftgelehrten.
Hier sehen wir die Ruinen der ausgegrabenen Synagoge in Kapernaum. In den 1920er Jahren begann man mit den Ausgrabungen dieser Synagoge. Dabei stellte man fest, dass die Kalksteinruinen, die man hier sieht, etwa aus dem dritten oder vierten Jahrhundert nach Christus stammen.
Man grub weiter hinunter und fand unterhalb des Kalksteinbodens einen zweiten Boden. Dort sieht man Basaltsteine. Basaltgestein ist ein ursprünglich vulkanisches Gestein, das typisch für diese Gegend ist.
Irgendwie wurden die Juden in Kapernaum im dritten oder vierten Jahrhundert sehr reich und konnten Kalkstein für den Bau der Synagoge importieren. Darunter befindet sich jedoch die ärmliche Synagoge aus dem ersten Jahrhundert nach Christus.
Diese Synagoge ist genau die, die der Hauptmann von Kapernaum, ein Römer, der das jüdische Volk liebte und auch den Messias Jesus gefunden hatte, den Juden nach Lukas 7,5 gestiftet hatte.
Das ist die Synagoge, in der der Herr Jesus gepredigt hatte. Die spätere Synagoge wurde einfach auf den Fundamenten der alten aufgebaut.
Hier sind die Basaltfundamente, die Synagogensteine aus der Zeit des Herrn Jesus, ich möchte sagen, aus der Zeit des Petrus.
In Markus 1,29 heißt es:
„Und alsbald gingen sie aus der Synagoge und kamen in das Haus Simons und Andreas mit Jakobus und Johannes. Die Schwiegermutter Simons aber lag fieberkrank danieder, und alsbald sagen sie ihm von ihr. Und er trat hinzu und richtete sie auf, indem er sie bei der Hand ergriff, und das Fieber verließ sie alsbald, und sie diente ihnen.“
Irgendwo in Kapernaum muss man das Haus von Petrus suchen. Bei den Ausgrabungen der Häuser im Umfeld der Synagoge fand man ein Haus mit Ruinen aus dem ersten Jahrhundert.
An den Wänden gab es Hinweise durch Inschriften, dass es das Haus von Petrus war. Es liegt gar nicht weit entfernt, nur einige Meter Fußweg von der Synagoge.
Das zeigt deutlich, dass Petrus ziemlich vermögend war, denn er besaß dieses Haus an einer sehr guten Stelle in Kapernaum, ganz nahe am See.
Später, in byzantinischer Zeit, wurde über die alten Ruinen aus dem ersten Jahrhundert eine Kirche gebaut. So kann man sogar das Haus des Petrus lokalisieren.
Die Bergpredigt und ihre Adressaten
In Matthäus 5 lesen wir die Bergpredigt bis Kapitel 7. Direkt davor, in Kapitel 4, erfahren wir, wie der Herr Jesus nach Kapernaum kam und dort seinen Wohnsitz nahm, in der Stadt von Petrus.
Nun lese ich Matthäus 5,1: "Als er aber die Volksmengen sah, stieg er auf den Berg." Welcher Berg ist das? Wer in Kapernaum ist, weiß sofort, welcher Berg gemeint ist. Es gibt nur einen markanten Berg, an dessen Fuß sich Kapernaum befindet.
"Als er aber die Volksmengen sah, stieg er auf den Berg, und als er sich gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm, und er tat seinen Mund auf und lehrte sie und sprach: 'Glückselig die Armen im Geist, denn ihr ist das Reich der Himmel. Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden. Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land ererben' usw."
Bereits Petrus war einer der Jünger, die bei dem Herrn waren, während er auf dem Berg lehrte. Die Bergpredigt richtet sich also an die Jünger Jesu.
In der Parallelstelle bei Lukas liest man, dass sich die Menschen auf einem ebenen Platz versammelten, um Jesus zu hören. Hier ist beides gegeben: Wir sehen auf dem Bild den obersten Punkt des Berges, und etwas weiter unten eine kleine Senkung. Auf dem Berg gibt es einen großen ebenen Platz, auf dem sich die Leute versammeln konnten. Der Herr war jedoch oben auf dem Berg – das war akustisch ideal, wie eine riesige Kanzel. Die Jünger waren ebenfalls bei ihm, und der Herr belehrte sie, während die Volksmenge zuhören durfte.
Noch wichtig: Die Bergpredigt ist keine allgemeine Belehrung für die Gesellschaft, sondern richtet sich an die Jünger Jesu.
Vielleicht noch ein weiterer Punkt: Am Ende der Bergpredigt erklärt Jesus, dass wer seine Worte hört und sie auch tut, einem klugen Mann gleicht, der sein Haus auf den Felsen baut. Wer seine Worte hört, sie aber nicht tut, ist wie ein törichter Mann, der sein Haus auf den Sand baut. Wenn dann die Stürme des Lebens kommen, bricht das Haus zusammen.
So wurde Petrus ein Fundamentalist, weil er die Worte Jesu hörte und sie umsetzen wollte. Er baute sein Haus auf den Fels – wie es in Matthäus 16,18 heißt: "Der Fels aber war Christus." Sein Fundament war Christus, auf diesen Felsen gründete er.
Vom Fischer zum Menschenfischer
Nun folgt als zweiter Abschnitt das Thema vom Fischer zum Menschenfischer.
Wir lesen in Lukas 5,1: Es geschah aber, als die Volksmenge auf ihn andrängte, um das Wort Gottes zu hören, dass er an dem See Genezareth stand.
Hier sehen wir eine andere Gelegenheit: Der Herr ist nicht auf dem Berg oben, sondern unten am See Genezareth, und dort kommen riesige Volksmengen zusammen.
Vers 2: Und er sah zwei Schiffe am See stehen, die Fischer aber waren aus denselben getreten und wuschen ihre Netze. Er aber stieg in eines der Schiffe, welches Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land hinauszufahren. Er setzte sich und lehrte die Volksmenge vom Schiff aus.
Hier sehen wir Petrus, der den Herrn Jesus bereits als Messias kannte. Petrus stellt sein Schiff zur Verfügung, damit der Messias die Volksmenge am See besser belehren kann. So unterstützt er den Herrn in seinem Dienst.
Wir lesen auch hier wieder, dass der Herr Jesus sich setzt und lehrt – wie bereits zuvor, als er sich auf den Berg setzte. Das ist für uns etwas ungewöhnlich, weil wir es gewohnt sind, dass Referenten stehen. Im Judentum jedoch sitzt der Lehrer, der Bibellehrer, in der Synagoge. Darum ist es ganz so, wie es damals üblich war, dass der Herr sich auch im Schiff setzte, um zu lehren.
Dies hatte einen ganz günstigen Effekt: Er fuhr einige Meter mit dem Schiff hinaus. Das konnte man vor Jahren in der Neuen Zürcher Zeitung in einem tollen Artikel von Kurt Eckenschwiler nachlesen, der sich mit akustischen Problemen in Kirchen beschäftigte.
Dort heißt es: "Als Jesus von der Menge sehr bedrängt wird, steigt er in ein Schiff und spricht von dort aus. Akustisch ist diese Situation außerordentlich günstig. Die spiegelglatte Oberfläche bewirkt durch die Reflexion eine Schallverstärkung. Wenn der Wegunterschied zwischen Direktschall und Reflexion weniger als zwölf Meter ist, wird die Sprachverständlichkeit dadurch merklich erhöht."
Grafisch dargestellt sieht man den Direktschall vom Schiff zur Volksmenge und den indirekten Schall, hier als R bezeichnet. Wenn der Wegunterschied weniger als zwölf Meter beträgt, entsteht eine deutliche Schallverstärkung.
Es gab damals keine Mikrofone. Der Herr Jesus hatte offensichtlich eine starke Stimme, denn er belehrte Tausende von Menschen gleichzeitig. Doch hier finden wir nochmals eine Unterstützung, da Petrus sein Schiff zur Verfügung stellte.
Er hat dem Herrn gedient, damit die Menschen seine Botschaft besser verstehen konnten. Man kann sagen, er hat von seinem Besitz dem Herrn für die Sache des Herrn zur Verfügung gestellt und so unterstützt, dass das Wort des Herrn besser verstanden wird.
Lesen wir weiter in Lukas 5,4: Als er aber aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus auf die Tiefe und lasst eure Netze zu einem Fang hinab.
Simon antwortete ihm: Meister, wir haben uns die ganze Nacht hindurch bemüht und nichts gefangen. Aber auf dein Wort will ich das Netz hinablassen.
Als sie dies getan hatten, umschlossen sie eine große Menge Fische, und ihr Netz begann zu reißen. Sie winkten ihren Genossen in dem anderen Schiff, dass sie kommen und ihnen helfen sollten.
Sie kamen und füllten beide Schiffe, so dass sie zu sinken drohten.
Jesus sagt nach dieser erfolglosen Nacht, Petrus solle nochmals einen Fang versuchen. Das war für die damalige Zeit eigentlich völlig unverständlich, denn man hatte damals noch keine unsichtbaren Netze wie heute.
Die Netze waren aus einem Material, das die Fische sehen konnten. Darum musste man mit dem sogenannten Spiegelnetz fischen, das hier im Text verwendet wird.
Der Herr sagt: Lasst eure Netze – in der Mehrzahl – zu einem Fang hinab.
Das Spiegelnetz ist eine Netzkombination aus drei Netzen: zuerst ein weitmaschiges Netz, dann ein engmaschiges und schließlich eine dritte Lage weitmaschig.
So kommen die Fische durch das weitmaschige Netz zuerst hinein und ahnen noch keine Gefahr. Dann gelangen sie ins engmaschige Netz, wo sie sich mit ihren Kiemen verfangen.
Wenn sie zurück wollen durch das breitmaschige Netz, verwickeln sie sich noch mehr und sind so sicher gefangen.
Es ist eigentlich gegen jede übliche Vernunft, am Tag mit dem Spiegelnetz zu fischen. Doch der Herr Jesus anerkennt die Autorität Jesu über alles. Darum sagt er: Auf dein Wort will ich das Netz hinablassen.
Simon ist gehorsam, auch wenn der Herr etwas verlangt, das über sein Wissen und seine Erfahrungen hinausgeht. Und dieser Gehorsam wird belohnt.
Ein riesiger Schwarm von Petrusfischen, die Lapia Galilea, verfängt sich, und beide Schiffe werden so gefüllt, dass sie zu sinken drohen.
Lukas 5,8: Als Simon Petrus das sah, fiel er zu den Knien Jesu nieder und sprach: Geh von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!
Das Entsetzen hatte ihn erfasst, ebenso alle, die bei ihm waren, über den Fang der Fische, den sie getan hatten. Gleichfalls aber auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, welche Gefährten von Simon waren.
Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht, von nun an wirst du Menschen fangen.
Als sie die Schiffe ans Land gebracht hatten, verließen sie alles und folgten ihm nach.
Petrus erlebt hier die Autorität des Herrn Jesus über die Natur. Das Erkennen der Größe des Herrn Jesus löst bei ihm das Bewusstsein seiner Sündhaftigkeit aus.
Dies ist jedoch nicht die Bekehrung. Die Bekehrung hatten wir bereits in Johannes 1 in der Arava unten.
Hier erleben wir eine spätere Erfahrung im Glauben, wenn dem Gläubigen bewusst wird, wie verdorben er ist.
Das hängt zusammen mit der Erfahrung aus Römer 7, wo Paulus sagt: Ich möchte das Gute tun, aber ich tue das, was ich hasse. Er erkennt: Ich elender Mensch, wer wird mich retten von diesem Leib des Todes? Ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt.
Es ist ganz wichtig für einen Gläubigen, zu dieser Überzeugung zu kommen, dass in ihm nichts Gutes ist – in seiner sündigen, von Adam geerbten Natur.
Dadurch entsteht das tiefe Bewusstsein der Gnade Gottes.
Erst von diesem Punkt an beruft der Herr Jesus Petrus zum Dienst.
So ist es wichtig: Wir müssen zuerst eine tiefe Überzeugung unserer Verdorbenheit von Natur aus gewinnen und die tiefe Überzeugung der Gnade Gottes.
Erst dann können wir dienen.
In den anderen Evangelien wird dieses Ereignis nicht so ausführlich erzählt, sondern nur ganz kurz erwähnt, dass der Herr Jesus am See Genezareth war und Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes berief.
Man ist vielleicht überrascht, weil dort heißt es, der Herr sagt: Kommt mir nach, ich werde euch zu Menschenfischern machen, und sie verlassen sogleich ihre Schiffe und folgen ihm.
Doch wir dürfen wissen: Bei Petrus ist das ganz klar in der Bibel dokumentiert, dass es eine längere Vorbereitungszeit gab.
Er kannte den Herrn schon seit den Tagen von Johannes dem Täufer in der Arava.
Jetzt aber kam die Überzeugung, der Moment, in dem alles verlassen werden muss, um dem Herrn zu dienen.
Sturm auf dem See und die Bedeutung für die Gemeinde
Ein dritter Abschnitt: Sturm auf dem See.
Der Segen Ezeret ist ja so idyllisch und schön, wie man hier sieht. Aber er hat eine Eigenschaft, die man heute noch erleben kann. Plötzlich kann der gefürchtete Scharkie, wie man den Ostwind im Arabischen heute nennt, von den Golanhöhen herunterkommen und den idyllischen See in ein brausendes und tosendes Gewässer verwandeln, das heute noch von Fischern gefürchtet wird.
Matthäus 14,23: „Und als er, der Herr Jesus, die Volksmengen entlassen hatte, stieg er auf den Berg, um für sich zu beten. Als es aber Abend geworden war, war er da selbst allein. Das Schiff aber war schon mitten auf dem See und litt Not von den Wellen. Denn der Wind war ihnen entgegen.“
Das ist der Scharkie, dieser typische gefährliche Wind, der plötzlich eben abends über den See herfallen kann. Aber in der vierten Nachtwache kam er zu ihnen, wandelnd auf dem See. Und als die Jünger ihn auf dem See wandeln sahen, wurden sie bestürzt und sprachen: „Es ist ein Gespenst!“ Und sie schrien vor Furcht.
Alsbald aber redete Jesus zu ihnen und sprach: „Seid guten Mutes, ich bin’s, fürchtet euch nicht.“ Petrus aber antwortete ihm und sprach: „Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf den Wassern.“ Er aber sprach: „Komm!“ Und Petrus stieg aus dem Schiff und wandelte auf dem Wasser, um zu Jesus zu kommen.
Als er aber den starken Wind, den Scharkie, sah, fürchtete er sich. Und als er anfing zu sinken, schrie er und sprach: „Herr, rette mich!“ Alsbald aber streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn und sprach zu ihm: „Kleingläubiger, warum zweifelst du?“ Und als sie in das Schiff gestiegen waren, legte sich der Wind. Die aber in dem Schiff waren, kamen und warfen sich vor ihm nieder und sprachen: „Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn.“
Also Petrus hat hier eine ganz ungewöhnliche Erfahrung gemacht auf dem See, der einfach zu seinem Leben gehörte, von Kindheit an. Diese ganze Geschichte hat eine sehr tiefe, auch prophetische Bedeutung.
Der Herr Jesus entlässt seine Jünger, sie gehen allein über den See. So ist es auch heute: Der Herr Jesus hat mit der Auferstehung und Himmelfahrt die Gläubigen entlassen. Sie sollen allein den Weg durch die Welt gehen. Er ging in den Himmel. So wie er damals auf den Berg ging, so ist der Herr Jesus nach Hebräer 7,27 heute im Himmel und betet für die Gläubigen, um sie sicher ans Ziel zu führen.
Das Wasser, das tosende Wasser, ist in der Bibel immer wieder ein Bild der Völker, der unruhigen Völkerwelt – sozial, politisch, wirtschaftlich, militärisch – ständig in Bewegung. Man lese Jesaja 17,12 und folgende. Dort wird das Bild ganz klar vorgestellt.
Also ist das Schiff auf dem See Genezareth in den tosenden Wellen ein Bild, könnte man sagen, der Gemeinde der Gläubigen, die in der Zeit, als der Herr Jesus in den Himmel ging, durch diese Welt hindurchgehen müssen – durch alle Stürme, alle Widerstände, Verfolgungen und so weiter.
Aber dann plötzlich kommt der Herr Jesus. Und so wissen auch wir, dass der Herr Jesus wiederkommen wird und schließlich das Schiff sicher ans Ufer bringt. Diese Erfahrung, obwohl sie viel Angst ausgelöst hatte, war eine wichtige Erfahrung für die Jünger, um zu erkennen, wer der Herr Jesus ist.
So ist es auch, wenn der Herr Jesus wiederkommen wird und uns aus all den Stürmen dieses Lebens herausführen wird, ans himmlische Ufer. Dann werden wir völlig zur Ruhe kommen. Aber wir werden nie mehr diese Erfahrungen der Stürme machen, wie wir sie heute machen können. Und wir werden den Herrn Jesus nie mehr so erleben, wie wir ihn heute erleben, wie er uns eben durch die Stürme führen kann und uns sogar auf einem Weg führen kann, der menschlich gesprochen gar nicht funktioniert.
Agnostiker und Freidenker lachen über uns Christen, weil wir an Wunder glauben. Sie meinen, wir seien unwissenschaftlich, weil die Naturgesetze ganz klar sagen, es sei unmöglich, dass ein Mensch auf dem Wasser gehen kann.
Ja, die Physik bis ins 19. Jahrhundert war ja eine mechanistische Physik. Man betrachtete die Naturgesetze als starre Gesetze, die absolut festgelegt sind – wie eine Uhr, die nach ganz bestimmten vorgegebenen Gesetzmäßigkeiten ihrer Räder geht. Man stellte sich vor, die Welt sei so etwas wie eine aufgezogene Uhr, die einfach von selbst abläuft, und Gott spiele dabei keine Rolle.
Aber dann kam das 20. Jahrhundert. Albert Einstein stellte mit seiner Relativitätstheorie die mechanistische Physik auf den Kopf. Und dann mit der Entdeckung der Quantenphysik, zum Beispiel durch Werner Heisenberg, wurde alles ganz anders.
Man stellte fest, dass im atomaren Bereich niemand im Voraus wissen kann, wann ein radioaktives Atom zerfällt. Niemand kann das. Aber wenn man eine Milliarde radioaktive Atome hat, kann man genau voraussagen, dass in so und so vielen Jahren die Hälfte zerfallen sein wird. Aber man kann nicht sagen, welche Hälfte. Es ist absolut unvorhersehbar, welche Atome zerfallen und welche nicht. Man kann es nur statistisch berechnen.
So hat man festgestellt, dass Naturgesetze nicht mechanisch, sondern statistisch sind. Das heißt, wir können beim Beobachten feststellen, dass es normalerweise so abläuft, aber niemand kann erklären, warum es so ist und warum nicht anders. Niemand kann erklären, warum Masse Masse anzieht – es ist einfach so.
Das ist eben deshalb so, weil die Bibel uns zeigt: Gott ist ein Gott, der nicht nur am Anfang die Welt erschaffen hat, so quasi wie eine Uhr aufgezogen, die jetzt von selbst läuft. Nein, in Hebräer 1 lesen wir, dass der Herr Jesus die ganze Welt durch sein Wort trägt. Das heißt, Gott ist nicht nur der Schöpfer, sondern auch der Erhalter der Welt.
Weil er die Welt hält und weil er ein Gott der Ordnung ist (1. Korinther 14) und nicht der Unordnung, ein Gott des Friedens, handelt die Natur normalerweise nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten. Gott handelt nicht chaotisch. Auch in der Heilsgeschichte handelt Gott nicht chaotisch, sondern nach erkennbaren Plänen und Prinzipien.
Aber Gott kann auch eine Ausnahme machen. Dann sprechen wir von einem Wunder.
Die Atheisten sind in gewisser Weise viel gläubiger als wir. Denn sie glauben, dass obwohl die Naturgesetze sagen, Materie und Energie entstünden nicht aus dem Nichts, alles vor 13,7 Milliarden Jahren plötzlich aus dem Nichts entstanden sei. Sie sind so gläubig, dass man das nicht mehr als Glauben bezeichnen kann, sondern als Aberglauben.
Aber hier hat Herr Jesus die Gesetzmäßigkeit der Schwerkraft für ganz kurze Zeit aufgehoben. Das ist völlig ungewöhnlich. Wir müssen normalerweise nicht mit ständigen Wundern rechnen. Gott handelt souverän und macht in gewissen Momenten Ausnahmen.
Die moderne Naturwissenschaft wurde von gottgläubigen Menschen begründet. Wir denken an Kepler, Galilei, Newton – das waren alles gläubige Männer. Warum konnten sie die Wissenschaft begründen? Weil sie davon ausgingen, dass Gott ein Gott der Ordnung ist, der nicht mutwillig handelt, sondern nach bestimmten Prinzipien.
So begannen sie, die wichtigen Grundsätze der Physik nach und nach zu entdecken.
Wir haben noch eine zweite Sturmwindgeschichte in den Evangelien. Neben der Geschichte „Jesus wandelt auf dem Wasser“ (Matthäus 14, Johannes 6) gibt es die Sturmwindgeschichte „Jesus schläft im Schiff“ (Matthäus 8, Markus 4 und Lukas 8).
Auch das ist eine Veranschaulichung der Zeit der Christenheit. Der Herr Jesus ging als Mensch in den Himmel, und wir Gläubigen gehen mit dem Schiff allein durch die Nöte, bis er wiederkommt.
Aber der Herr Jesus hat auch gesagt (Matthäus 28,20): „Siehe, ich bin bei euch alle Tage.“ Wie geht das? Er kann bei uns sein, obwohl er als Mensch im Himmel ist.
Ja, als Mensch ist er im Himmel. Aber weil er Gott und Mensch in einer Person ist, kann er sagen: „Ich bin bei euch alle Tage.“ So sind das zwei Seiten.
Einerseits ist der Herr Jesus weg, er ist nicht da. Er hat die Jünger damals zurückgelassen, als er in den Himmel ging, als Mensch. Aber weil er allgegenwärtig ist als Gott, ist er ständig bei uns. So ist er gewissermaßen bei uns, wie damals, als der Herr Jesus im Schiff schlief.
Oftmals fragen wir uns in den Stürmen des Lebens: „Herr, wo bist du? Warum greifst du nicht ein?“ Er ist da und hat alles in der Hand.
Sie haben ihn geweckt und geschrien, warum er nicht eingreife. Dann hat der Herr Jesus den Sturm gestellt. Da merkten sie, dass sie auch dann keine Angst haben müssen, wenn sie im Moment nicht das Eingreifen des Herrn sehen. Er greift sowieso zu seiner Zeit ein.
So sind das zwei wichtige Erfahrungen im Blick auf die Gemeinde, die Petrus machen durfte.
Das Bekenntnis des Petrus am Caesarea Philippi
Jetzt kommen wir zu viertens: Sein Bekenntnis. In Matthäus 16 lesen wir, wie der Herr Jesus mit seinen Jüngern auf seinen Reisen nach Caesarea Philippi kommt. Das ist eine wunderbare, idyllische Gegend am Fuß der Golanhöhen, in der Nähe des Hermongebirges, das übrigens mit bis zu 2.814 Metern der höchste Punkt in Syrien ist. Darum ist das heute auch das Skigebiet Israels mit Skilift und so weiter.
In Matthäus 16 wird ausdrücklich gesagt, dass Jesus in die Gegend von Caesarea Philippi kam. Wir sehen diesen Ort hier, dieses felsige Massiv, und am Fuß dieses Felsens gibt es eine Quelle, eine der großen Jordanquellen, die den Jordan mit Wasser versorgen. Dort hatte Herodes, der Kindermörder von Bethlehem, schon vor Jahren einen Kaisertempel gebaut – und zwar genau über dieser Quelle, sodass gewissermaßen das Allerheiligste des Tempels der Ort der Quelle war.
Das ist eine satanische Imitation des künftigen Hesekiel-Tempels. Denn in Hesekiel 47 lesen wir, dass, wenn der Herr Jesus als Messias auf dieser Erde in der Zukunft regieren wird, aus dem dritten Tempel in Jerusalem eine Quelle entspringen wird, die dann zum Fluss wird. Genau das hat Herodes hier mit diesem Kaisertempel nachgeahmt. Im ersten Jahrhundert war das ein wichtiger Ort der Kaiserverehrung, also der Verehrung des Kaisers als Gott oder als Gottessohn, als Sohn der Götter.
Dort fragte Herr Jesus seine Jünger: „Was sagen die Leute, wer ich bin?“ Dann geben sie Antworten, zum Teil ganz verrückte Ideen: Irgendein Prophet, der wiedergekommen ist, oder Johannes der Täufer. „Was sagt ihr, wer ich bin?“ Und dann lesen wir in Vers 16: Simon Petrus aber antwortete und sprach: „Du bist der Christ, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Christus ist die griechische Form von Messias, und der Messias bezeichnet ja den von Gott gesandten König dieser Welt.
Merken wir: Das Ganze hat politisches Potenzial. Ausgerechnet am Ort, wo der Kaiser göttlich verehrt wurde, da bekennt Petrus: „Du bist der König über alle Könige, und du bist der Sohn des lebendigen Gottes.“ Der Kaiser war der Sohn der toten Götter, aber der Herr Jesus der Sohn des lebendigen Gottes. Ein wunderbares Bekenntnis.
Der Herr Jesus sagt zu Petrus: „Das hat dir nicht Fleisch und Blut, das haben nicht Menschen dir beigebracht, sondern mein Vater im Himmel hat es dir geoffenbart.“ Dann kommt diese Erklärung: „Aber auch ich sage dir, dass du bist Petrus“ – griechisch Petros, ein Stein – „und auf diesen Felsen“ – griechisch Petra – „auf diese Petra werde ich meine Gemeinde bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen.“
Hier sieht man sehr schön diese Höhle, diese Panhöhle. Dort wurde der Gott Pan schon in vorchristlicher Zeit verehrt. Es gibt dort ganz tiefe Wasserlöcher, und wenn man dem Gott Pan geopfert hat, hat man Ziegen dort ertränkt. Weil es in diesem Gebiet ein riesiges Quellsystem gibt, also kleinere Quellen, die unterirdisch miteinander verbunden sind, konnte es manchmal sein, dass man an anderen Quellen plötzlich das Blut dieser Ziegen wiederfinden konnte. Dann sagten sie hier, das sei das Zeichen, dass der Gott Pan das Opfer abgelehnt habe.
Das war seit vorchristlicher Zeit ein Ort schrecklichster Dämonenverehrung. Die Bibel sagt uns ja in 1. Korinther 10, Vers 20, dass das, was die Heiden den Götzen opfern, in Wirklichkeit den Dämonen geopfert wird – diesen gefallenen bösen Engeln, die dahinterstehen. So war das ein Ort, an dem das Dämonische ganz offensichtlich ständig präsent war. In diese Höhle hinein hatte Herodes diesen Kaisertempel gebaut.
Nun sagte Herr Jesus zu Petrus: „Du bist Petrus, ein Stein.“ Und auf diesen Felsen – was ist jetzt mit dem Felsen gemeint? Er hat ja gerade gesagt: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Im Alten Testament ist der Begriff Fels immer wieder ein Begriff für Gott. In Psalm 18 heißt es: „Es gibt keinen Felsen außer dem Herrn.“ Also ist der Herr Jesus der Fels, und Petrus soll ein erster Baustein sein, einer der ersten Bausteine auf diesem Grundfelsen.
Man sieht hier dieses ganze Felsmassiv. Das bezeichnet man im Griechischen als Petra. Petros kann Stein bedeuten, aber auch ein Felsblock. Wenn ein Gegensatz zwischen Petra und Petros besteht, dann ist Petros der Stein, während Petra ganz typisch das Felsmassiv bezeichnet. Petra ist nie ein Stein, sondern ganz klar ein Felsmassiv.
So ist dieses Felsmassiv ein Bild von Christus, dem festen Fundament der Fundamentalisten. Petrus wird als einer der Bausteine hier auf dem Felsen ganz unten aufgebaut, aber da soll ein Haus entstehen. Der Herr Jesus sagt: „Auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen.“ Die Gemeinde besteht aus all den Gläubigen, auch aus späteren Generationen, die den Herrn Jesus als ihren Retter annehmen wie Petrus. Sie sollen zusammen ein Haus, einen Tempel bilden.
So sagt 1. Korinther 3, Vers 16 zur Gemeinde in Korinth: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ Der Herr Jesus verheißt, dass des Hades Pforten – also die Mächte der Finsternis – die Gemeinde nicht überwältigen werden. Der Teufel hatte damals noch die Gewalt des Todes. Hebräer 2, Vers 14 sagt, dass der Herr Jesus Fleisch und Blut angenommen hat, „auf dass er den zunichte mache, der die Gewalt des Todes hatte, nämlich den Teufel, und alle befreie, die durch Furcht vor dem Tod ihr Leben lang der Sklaverei verfallen waren.“
Der Ausdruck „des Hades Pforten“ bezeichnet damals die Mächte der Finsternis. Aber sie werden die Gemeinde nie vernichten können, nie überwältigen. Wir wissen durch zweitausend Jahre hindurch, wie viele Hunderttausende ermordet worden sind. Aber die Gemeinde konnte nie vernichtet werden. Das konnte das römische Reich mit all seinen schrecklichen Verfolgungen nicht, auch nicht die späteren Verfolgungen. Die Kommunisten konnten das nicht in der Sowjetunion und in Osteuropa, und die Islamisten können das heute nicht in all den Ländern, wo 200 Millionen Christen bedroht sind.
Ja, es ist unmöglich. Das ist eine Verheißung, und das gehört zu den ganz grundlegenden Dingen, die der Herr Jesus dem Petrus anvertraut hat.
Hier noch einmal ein Blick auf Caesarea Philippi: Es ist doch eindrücklich, wie die ganzen Einzelheiten dieser Gegend zusammenhängen mit dem, was der Herr Jesus hier den Jüngern wichtig und groß machen wollte.
Gottesgericht über die Städte Chorazin, Bethsaida und Kapernaum
Ja, jetzt machen wir eine Viertelstunde Pause, um dann mit Punkt fünf weiterzufahren. Wir kommen nun zu Teil fünf: Gottesgericht, Matthäus 11,20.
Dann fing er an, die Städte zu schelten, in welchen seine meisten Wunderwerke geschehen waren, weil sie keine Buße getan hatten: „Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wenn in Tyrus und Sidon die Wunderwerke geschehen wären, die unter euch geschehen sind, hätten sie längst in Sack und Asche Buße getan. Doch ich sage euch: Tyrus und Sidon wird es am Tage des Gerichts erträglicher ergehen als euch.“
Chorazin ist heute ein Steinhaufen, wie man hier sehen kann. Gott hat ja im Alten Testament vorausgesagt – Amos 9, die letzten beiden Verse –, dass die alten Städte des Alten Testaments in der Endzeit wieder aufgebaut werden. Heute sehen wir, dass viele dieser alttestamentlichen Städte moderne Städte mit pulsierendem Leben sind. Aber Chorazin ist nicht wieder aufgebaut.
Bethsaida ist heute ein Sumpf, noch nicht einmal archäologisch erforscht. Das ist also el-Aradsch. Et-Tel wird auch als Bezeida bezeichnet, aber das ist nicht das biblische Bezeida aus den Evangelien.
Matthäus 11,23: „Und du, Kapernaum, die du bis zum Himmel erhöht worden bist, wirst bis zum Hades hinabgestoßen werden. Denn wenn in Sodom die Wunderwerke geschehen wären, die in dir geschehen sind, wäre sie bis zum heutigen Tag geblieben. Doch ich sage euch: Dem Sodomerlande wird es am Tag des Gerichts erträglicher ergehen als dir.“
Hier sehen wir, wie Herr Jesus das Gericht über drei Städte ankündigt: Chorazin, Bethsaida und Kapernaum. Von Kapernaum sagt er, sie sei zum Himmel erhöht worden. Dabei müssen wir bedenken, dass Kapernaum eine der tiefsten Städte der Welt ist – etwa zweihundert Meter unter dem Meeresspiegel der Ozeane. Das gehört zum Grabenbruch des Jordantals. Der tiefste Punkt wird dann beim Toten Meer erreicht. Darum ist Jericho heute die absolut tiefste Stadt, ebenso früher Sodom und Gomorra.
Jesus sagt also von dieser Stadt, die so besonders tief liegt, sie sei zum Himmel erhöht worden. Das bedeutet, dass der Sohn Gottes, der Messias, dort seinen Wohnsitz nahm und von dort aus das Licht Gottes begann, in die Finsternis auszubreiten. Doch weil Kapernaum als Stadt, ebenso wie Chorazin und Bethsaida, trotz dieses überdeutlichen Zeugnisses den Herrn Jesus abgelehnt hat, sagt er: „Bis zum Hades, bis ins Totenreich wirst du hinabgestoßen werden.“ Das ist noch tiefer als der natürliche Standort von Kapernaum.
Kapernaum ist heute ein Steinhaufen. Es gibt einige Mönche, die dort leben, seitdem diese Ruinen ausgegraben wurden. Aber auch das ist keine moderne israelische Stadt oder ein Dorf geworden. Das ist eindrücklich.
Nun, Petrus war einer der wenigen, ein Überrest aus Kapernaum, der zum Glauben an den Erlöser gekommen ist.
Der letzte Gang Jesu nach Jerusalem und das letzte Abendmahl
Jetzt kommen wir zu Punkt sechs, dem letzten Gang des Herrn Jesus nach Jerusalem. Die Evangelien beschreiben, wie Jesus in diesen drei Jahren umherreiste. Das Endziel dieser Reise war jedoch Jerusalem und das Leiden dort.
In Lukas 19,28, als Jesus gerade in Jericho war, der tiefsten Stadt der Welt, lesen wir in Vers 28: „Und als er dies gesagt hatte, zog er voran, indem er hinaufging nach Jerusalem.“ Auf dem Bild sieht man die Römerstraße von damals, die von Jericho nach Jerusalem führte. Dort ging Jesus hinauf, im Bewusstsein, dass er in Jerusalem für uns leiden und sterben würde.
Man kann dabei an das Lied von Margrit Birkenfeld denken: „Für mich gingst du nach Golgatha.“ Weil er der Sohn Gottes ist, der ewige Sohn Gottes, konnte er an jeden von uns denken, als er hinaufging: „Ich werde für ihn in Jerusalem sterben“, als Mensch.
Bevor Jesus leiden sollte, hatte er die tiefe Sehnsucht, mit seinen Jüngern noch das letzte Passa zu feiern. Wen wählte er aus, um das Passa vorzubereiten? In einem gemieteten Obersaal waren es Petrus und Johannes, wie Lukas 22,8 berichtet. Sie hatten den Auftrag, alles bereitzustellen. Das bedeutete, es brauchte ein Lamm für ein Vaterhaus oder für diejenigen, die man als Familie zusammenfasste, gemäß 2. Mose 12.
Petrus und Johannes mussten also ein Passalamm vorbereiten. Dazu musste man in den Tempel nach Jerusalem gehen, denn die Passalämmer waren Opfertiere und durften nur beim Altar im Tempel geschlachtet werden. Man durfte sie nicht zu Hause oder anderswo schlachten. Alle Passalämmer mussten im Tempel geschlachtet werden.
Das bedeutete eine unglaubliche Logistik. Nach den Zahlen von Josephus Flavius lebten etwa drei Millionen, genauer 2,7 Millionen Menschen in Jerusalem. Für diese Menschenmenge mussten Aberzehntausende von Lämmern geschlachtet werden. Schätzt man etwa 250 Lämmer pro Tag, so hatte ein einjähriges Lamm, wie vorgeschrieben, etwa vier Liter Blut. Das heißt, an diesem Donnerstagnachmittag flossen etwa eine Million Liter Blut.
Es gab ein wunderbares logistisches System. Hier sehen wir das Wassertor. Darin gab es ein Wasserrad, und darunter befand sich die größte Zisterne auf dem Tempelberg. Diese Zisterne hatte eine enorme Kapazität und wurde durch ein Aquädukt versorgt, das Wasser aus der Gegend von Bethlehem über Dutzende von Kilometern mit etwa einem Prozent Gefälle nach Jerusalem brachte.
Dieses Wasser wurde dann hier heraufgeholt, sodass der Tempelplatz immer wieder abgespült werden konnte. Das Blut wurde über ein Kanalsystem, in dem Wasser und Blut vermischt wurden, ins Kidrontal hinuntergeführt.
Man muss sich vorstellen: Petrus und Johannes gehen mit dem Lamm hin, es wird geschlachtet, und sie sehen die Ströme von Blut. Was hat Jesus an diesem Donnerstag verstanden, was das bedeutet?
Am Abend, als Jesus mit den Jüngern das letzte Passa feierte, erklärte er ihnen: „Ich habe mich so gesehnt, dieses Passa mit euch zu essen, ehe ich leide.“ Während des Abends nahm er die Matze, brach sie und gab sie seinen Jüngern mit den Worten: „Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird; tut dies zu meinem Gedächtnis.“
Dann nahm er den dritten Kelch von den vier Kelchen des Passa-Seders, den man im Hebräischen Kos Bracha nennt, den Kelch der Segnung. Jesus machte ihn zum Abendmahlskelch und sagte: „Dies ist das Blut des neuen Bundes, das für euch vergossen wird.“
Was hat Petrus damals verstanden? Am nächsten Tag erlebte er, wie Jesus auf Golgatha das wahre Lamm wurde und sein Blut gab. Viel später schrieb er im ersten Petrusbrief, 1. Petrus 1,18: „Indem ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem nichtigen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken.“
Das ist eine so tiefe Erkenntnis von Jesus als dem Lamm Gottes. Beachten wir: Nur zwei Bibelschreiber sprechen ausdrücklich über Jesus als das Lamm Gottes. Natürlich Lukas in Apostelgeschichte 8, wo er aus Jesaja 53 zitiert, und sonst nur Petrus und Johannes.
Beide haben die Erfahrung gemacht an diesem Donnerstagnachmittag: Ströme von Blut, die keine Sünden wegnehmen konnten, denn sie waren nur ein Bild auf das Blut Jesu, das er am folgenden Tag geben sollte zur Vergebung und Erlösung.
Es gibt verschiedene Hinweise in der Archäologie, dass der Obersaal offensichtlich auf dem Nachbarhügel des Tempelbergs lag. Dieser Nachbarhügel heißt heute Zion, aber das ist nicht der biblische Berg Zion. Diese Bezeichnung für den Hügel findet man erst ab etwa 100 nach Christus in der Geschichte. Man kann sagen, es ist eine nachbiblische Bezeichnung.
In der Bibel ist der Tempelberg selbst der Berg Zion. Heute wird in Jerusalem oft ein anderer Berg gezeigt, wenn man nach Zion fragt. Dort setzte Jesus also das Abendmahl im Zusammenhang mit dem letzten Passa ein, das Petrus vorbereiten musste.
Nach der Feier gingen sie mit den Jüngern in den Garten Gethsemane, und dann erfolgte die Verhaftung. Noch in dieser Nacht kam Jesus in das Privathaus des Hohenpriesters Kajafas zu einem Vorprozess.
Die rabbinische Literatur erklärt, dass man nachts keine Gerichtsverhandlungen führen durfte. Für die Feinde Jesu damals war jedoch klar: Sie mussten den Prozess so schnell wie möglich durchführen.
Der Prozess bei Kajafas und zuvor bei seinem Schwiegervater Annas, nur in Johannes erwähnt, waren Vorprozesse. Diese sollten alles klären, damit am nächsten Morgen im Sanhedrin der offizielle Prozess stattfinden konnte.
Die Evangelien berichten: Sobald es begann, Morgen zu werden, versammelten sie sich im Sanhedrin. Dann konnte ein Prozess über Leben und Tod durchgeführt werden. Doch alles war in der Nacht vorbereitet.
So lesen wir in Matthäus 26,57: „Die aber Jesus gegriffen hatten, führten ihn hinweg zu Kajafas, dem Hohenpriester, wo die Schriftgelehrten und die Ältesten versammelt waren.“
Kajafas wurde der Mann, der Jesus im Sanhedrin offiziell zum Tod verurteilte. Sein Ossuar wurde vor einigen Jahren, in den 1990er Jahren, in Jerusalem gefunden.
Bei Straßenarbeiten entdeckte man eine Höhle mit vielen solchen Ossuarien, das sind kleine Knochenboxen. Im Judentum begrub man die Verstorbenen in Höhlengräbern auf einer Bank, versehen mit Spätzereien, um den Verwesungsgeruch zu dämpfen. Nach etwa einem Jahr sammelte man die Knochen und legte sie in Ossuarien.
In der Höhle fand man eine ganze Reihe solcher Knochenboxen. Die Verzierung zeigte, dass es sich um einen berühmten Mann des ersten Jahrhunderts handeln musste. Auf der Seite war eine Inschrift, die man entziffern konnte: „Joseph, Sohn von Kaiphas“ oder Mitglied der Kaiphas-Familie.
Aus den Schriften von Josephus Flavius, einem Juden des ersten Jahrhunderts, wissen wir, dass der Hohepriester Kaiphas mit Vornamen Josef hieß. Tatsächlich fand man die Knochen eines etwa sechzigjährigen Mannes, offensichtlich die des Hohenpriesters.
Vor dem Petrus so große Angst hatte, dass er im Hof draußen bei einem Haus von Kaiphas Jesus verleugnete, als er gefragt wurde: „Du gehörst auch zu ihm?“ Er hatte solche Angst, dass er selbst noch dran kam, und verleugnete Jesus.
Doch Jesus ging allein den Weg bis zum Schluss und ist auferstanden. Die Knochen von Kaiphas sind noch da. Worauf warten sie? Auch auf die Auferstehung, aber nicht die Auferstehung zum Leben.
Wer Jesus ablehnt, für den bleibt nur die Auferstehung zum ewigen Gericht.
So ging Jesus schließlich hinaus, sein Kreuz tragend, nach Golgatha. Hier sieht man das direkteste Tor nach Golgatha, das Gartentor, das vor Jahren in Jerusalem ausgegraben wurde.
Golgatha selbst war ein ausgedienter Steinbruch mit einem Felsen, dessen Gestein zu weich war, um als Baumaterial verwendet zu werden. Die Römer begannen hier an einer beliebten Straße, ihre öffentlichen Schauprozesse durchzuführen.
In Hebräer 13,12 lesen wir: „Darum hat auch Jesus, damit er durch sein eigenes Blut das Volk heiligte, außerhalb des Tores gelitten.“
Petrus folgte von ferne und erlebte, wie das wahre Lamm Gottes für uns in den Tod ging.
Am dritten Tag ist Jesus auferstanden. Er erschien verschiedenen Jüngerinnen, zuerst den Frauen, dann verschiedenen Jüngern. Es gab eine Begegnung mit Petrus, die in Lukas 24,33 erwähnt wird: „Und sie fanden die Elf und die mit ihnen versammelt waren, welche sagten: Der Herr ist wirklich auferweckt worden und dem Simon erschienen.“
Über diese Erscheinung im Zusammenhang mit Simon berichtet die Bibel jedoch nichts weiter. Andere Erscheinungen, wie bei den Emmaus-Jüngern oder als Jesus inmitten der Apostel erschien, werden ausführlich beschrieben.
Diese Begegnung wird nicht näher erläutert, und wir können nur mutmaßen, was Jesus mit Petrus gesprochen hat. Die Verleugnung, über die Petrus in jener Nacht bitterlich geweint hatte, war ein Thema und noch nicht abgeschlossen.
Jesus stellte Petrus vollständig wieder her. Später, in Johannes 21, erschien Jesus den Jüngern beim Fischen in Galiläa.
Dort fragte Jesus Petrus: „Liebst du mich mehr als diese?“ Schließlich hatte Petrus noch in der Nacht vor dem Verrat gesagt: „Ich bin bereit, mit dir in den Tod zu gehen, auch wenn alle anderen sich an dir ärgern.“ Damit sagte er: „Ich liebe dich mehr als alle anderen.“
Jesus fragte: „Liebst du mich mehr als diese?“ Petrus antwortete nicht einfach mit „Ja, natürlich“ oder „Herr, ich liebe dich“, sondern sagte: „Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Im Griechischen ist das ein schwächerer Ausdruck.
Jesus fragte ein zweites Mal: „Petrus, liebst du mich?“ Nun sagte er nicht mehr „mehr als die anderen“, sondern nur „liebst du mich?“ Petrus antwortete wieder mit dem schwächeren Wort Phileo.
Beim dritten Mal fragte Jesus: „Petrus, hast du mich lieb?“ Auch hier benutzt Jesus das schwächere Wort Phileo im Griechischen. Petrus antwortete: „Herr, du weißt alles, du weißt, dass ich dich lieb habe.“
Jesus gab ihm bei diesen Fragen den Auftrag, seine Schafe zu weiden, die Lämmlein zu weiden und die Schafe zu hüten. Von den Großen sagt Jesus „hüten“, denn offensichtlich sind diejenigen, die schon jahrelang mit Jesus den Weg gehen, gefährdet, dass ihre Herzen erkalten und sie auf falsche Wege kommen. Deshalb müssen sie gehütet werden.
Von den Kleinen sagt Jesus nur, dass Petrus sie weiden soll, also ihnen die richtige Nahrung geben soll.
Das war die öffentliche Wiederherstellung von Petrus vor den anderen, sodass sie wissen konnten, dass die Sache mit Jesus vollkommen geordnet ist. Jesus setzte Petrus wieder zum Dienst ein, und niemand sollte ihm vorwerfen können: „Petrus, was tust du? Wie kannst du so etwas sagen? Du hast doch damals so versagt.“
So schauen wir nun unter Punkt sieben auf den Weg des Petrus ab Pfingsten.
Pfingsten und die Gründung der Urgemeinde
Ja, das war dieses große Ereignis 50 Tage nach der Auferstehung. Es fiel genau zusammen mit dem Fest der Wochen, eben dem Pfingstfest aus 3. Mose 23, bei dem alle Juden nach Jerusalem zum Tempel kommen sollten. Genau dort hat Gott den Heiligen Geist über die Jünger ausgegossen. Diese waren wohl wieder auf dem Nachbarhügel des Tempelbergs versammelt. Ich nenne diesen Zion Römisch zwei, der Tempelberg ist Zion Römisch eins – so weiß man, wovon wir sprechen.
An diesem Morgen, es war gerade um neun Uhr, wurden die Tempeltore geöffnet. Hier sieht man die Ausgrabungen auf dem Ofel unterhalb der Schönen Pforte. Das war das Hauptportal für das Volk zum Tempel. Tausende Menschen strömten zum Tempel, und auf dem Weg begannen die Jünger plötzlich in Sprachen zu sprechen, die sie nie gelernt hatten.
Die Juden aus dem Ausland waren schockiert: Wie konnten ungebildete Galiläer aus dem verachteten Norden unsere Sprachen perfekt sprechen? Die Bibel sagt sogar, dass die Mundarten, also der Klang, korrekt waren. Manche behaupten, es sei ein Hörwunder gewesen – die Leute hätten einfach in ihrer Sprache gehört, was die Jünger in ihrer eigenen Sprache gesagt hätten. Das stimmt nicht, denn in Apostelgeschichte 2,4 steht, dass sie redeten, wie der Heilige Geist ihnen gab, es auszusprechen. Das griechische Wort epifdengomai bedeutet „aussprechen“ mit der Nebenbedeutung, dass der Klang der Aussprache betont wird.
Das heißt, die Aussprache war wirklich korrekt. Die Jünger konnten diese Sprachen sprechen, ohne sie gelernt zu haben. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht wussten, was sie redeten oder dass Gott einfach durch sie sprach. Nein, das ist dasselbe, was Gott bei Adam gemacht hat: Am Tag seiner Erschaffung konnte Adam sprechen, ohne einen Kurs besucht zu haben. Gott hat ihm das ganze Sprachsystem eingegeben.
Auch in Babel, als Gott die Ursprache verwirrte, gab er den verschiedenen Stämmen und Sippen neue Sprachen, die sie beherrschten. Damals dienten die Sprachen dazu, die Völker zu trennen. Am Pfingstfest jedoch kamen die Sprachen wieder, um die Gläubigen aus allen Völkern zusammenzuführen.
Dreitausend Menschen kamen zum Glauben, nachdem Petrus eine Predigt gehalten hatte, und wurden getauft. Liberale Theologen haben darüber schon gespottet: In Jerusalem gibt es doch keinen Fluss, wie sollte man diese Massentaufe durchführen? Sie hätten sich mehr mit dem Tempel beschäftigen sollen.
Wir sehen hier die Ausgrabungen auf dem Ofel, die in den vergangenen Jahren durchgeführt wurden. Dort fand man Dutzende von Ritualbädern, Reinigungsbädern, in denen man diese dreitausend wunderbar taufen konnte. Dreitausend Juden kamen zum Glauben und wurden als Bausteine in das ganz Neue eingefügt, das an diesem Tag entstand: die Gemeinde.
Petrus spielte hier eine Schlüsselfunktion, indem er den Gläubigen aus dem jüdischen Volk den Weg zur Gemeinde öffnete. Er wandte seinen Schlüssel an, den der Herr ihm in Matthäus 16 für das Reich der Himmel gegeben hatte, erstmals zum Einsatz.
Diese Tausenden von Gläubigen kamen dann regelmäßig jeden Tag in der Säulenhalle Salomos zusammen. Das ist die Osthalle des Tempels, die man hier sieht. In Apostelgeschichte 5,12 heißt es: „Und sie waren alle einmütig in der Säulenhalle Salomons.“ Salomo bedeutet „Mann des Friedens“. So kam die Urgemeinde tagtäglich in der Halle des Friedens zusammen.
Aber wer ist der Friedemann? Das ist der Herr Jesus im geistlichen Sinn, denn er hat Frieden gemacht durch das Blut seines Kreuzes und so die Gläubigen zusammengeführt – nicht zu einer Gemeinschaft, die miteinander streiten soll, sondern die den Frieden Gottes erlebt.
In dieser Halle hatte der Herr Jesus einige Zeit zuvor gewandelt (Johannes 10,23). Dort verkündete er: „Meine Schafe hören meine Stimme, und sie folgen mir; ich gebe ihnen ewiges Leben, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben.“ Er sagte auch: „Sie gehen nicht verloren, ewiglich.“ Das verkündet Sicherheit und Gewissheit für die Seinen.
In dieser Halle, wo der Herr diese Verheißung gegeben hatte, kamen sie tagtäglich zusammen. Das war eine wunderbare Sache, gewissermaßen ein Versammlungslokal, für das sie keine Miete zahlen mussten. Es hatte sogar eine Zedernholzdecke, was akustisch für das Singen wunderbar war. Es wäre eine wahre Freude gewesen, hier zuzuhören.
Außerdem versteckten sie sich nicht irgendwo aus Angst, sondern konfrontierten das übrige Volk täglich mit dem Evangelium – und mit den Opfern, die nur ein paar Meter weiter am Opferaltar dargebracht wurden.
In Apostelgeschichte 6 lesen wir, dass massenweise Priester zum Glauben kamen. Sie erkannten, dass das, was sie taten, nicht einfach ein Ritual war, das der Mensch braucht, sondern dass alles auf das wahre Lamm Gottes hinwies.
Die Apostel unterwiesen die Gläubigen täglich in der biblischen Lehre, und Petrus führte dabei. Hier sehen wir den Tempelplatz heute. Die Mauerlinie dort markiert die Säulenhalle Salomos, wo sich die ersten Christen versammelten. Petrus gründete und festigte sie im Glauben ein ganzes Jahr lang, bis zur Steinigung des Stephanus. So waren sie fähig, nach Beginn der Verfolgung an anderen Orten neue Ortsgemeinden zu gründen.
Nach einem Jahr Glauben musste etwas geschehen. Hier sehen wir die Schöne Pforte, den Hauptzugang zum Tempel von Süden her. Dort fand die Heilung des Gelähmten statt (Apostelgeschichte 3).
Petrus und Johannes gingen um die Stunde des Gebets, drei Uhr nachmittags, als man das Abendbrandopfer auflegte, zum Tempel. Der Talmud sagt, man ging rechts hinein und kam links heraus. Nur wer Probleme hatte, durfte links hineingehen. Die Leute, die ihm begegneten, wussten dann, dass er Probleme hatte, und fragten: „Wie geht es dir?“ – auf Hebräisch „Anni al-Happanim“, was „Ich liege auf dem Gesicht“ bedeutet, also „mir geht es ganz schlecht“. So tröstete man sich gegenseitig, und das Volk übte Seelsorge.
Warum sage ich das? In Apostelgeschichte 3 sitzt der Gelähmte am Tor an der Schönen Pforte, auf der rechten Seite, denn dort ging man hinein. Er bettelte von den Leuten, die zum Tempel gingen (Apostelgeschichte 3,1).
Hier sieht man die heute zugemauerte Seite der Schönen Pforte. Der massive Bodenstein davor ist original. Genau an dieser Stelle saß der Gelähmte (Apostelgeschichte 3,1).
Petrus und Johannes gingen zusammen zum Tempel, zur neunten Stunde, also drei Uhr nachmittags, wenn man ab sechs Uhr morgens zählt. Ein Mann, von Geburt an lahm, wurde täglich zur Schönen Pforte getragen, um Almosen von den Tempelbesuchern zu erbitten.
Als Petrus und Johannes ihn sahen, bat er um Almosen. Petrus blickte ihn direkt an und sprach ihn an. Der Mann achtete auf sie, erwartete etwas zu erhalten. Petrus aber sagte: „Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu des Messias von Nazareth, steh auf und geh!“ Er ergriff ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf. Sofort wurden seine Füße und Knöchel stark.
Dieses Wunder löste eine unglaubliche Reaktion aus und ermöglichte es Petrus, erneut eine Evangeliumspredigt in der Säulenhalle Salomos vor Tausenden zu halten.
Dieser Gelähmte ist ein Bild von uns allen. Um einen Buchtitel aus der deutschen Literatur zu verwenden: Wir sind „draußen vor der Tür“ in Bezug auf Gott. Wir sind unfähig, hineinzugehen, um Gott zu begegnen. Er war unfähig zu gehen, und so sind wir von Natur aus alle lahm, wenn es darum geht, gottgemäß zu leben.
Aber durch die Begegnung mit dem Herrn Jesus, dem Auferstandenen, konnte er aufstehen und gehen. Nur durch Bekehrung und Begegnung mit Jesus als Retter erhalten wir Kraft, gottgemäß zu leben. Dann ging er mit den Aposteln in den Tempel zur Begegnung mit Gott.
Das löste natürlich eine heftige Reaktion aus. Der Sanhedrin, der oberste Gerichtshof, tagte damals seit dem Jahr 30 in der Südostecke der königlichen Säulenhalle. Er wurde von Kajafas geführt, dem Chef der sadduzeischen Partei, die an keine Auferstehung glaubte.
Jetzt predigten die Apostel täglich in dieser Halle: Jesus Christus ist auferstanden. Wir sind Augenzeugen. Er hat mit uns gesprochen und gegessen, vierzig Tage lang, in vielen sicheren Zeichen ist er uns erschienen.
Das war eine Katastrophe für den Sanhedrin, denn ihr ganzes materialistisches Weltbild wurde öffentlich widerlegt. Die Apostel wurden vor den Sanhedrin gebracht, besonders Petrus (Apostelgeschichte 4 und 5).
Hier ist die königliche Säulenhalle, der Sitz des Sanhedrins unter Caiaphas. Petrus hatte vor diesem Mann keine Angst mehr. Auf dem heutigen Tempelplatz markiert diese Südostecke den Ort des Sanhedrins.
Dort stand Petrus und sagte: „Es ist uns unmöglich, von dem, was wir gesehen und gehört haben, zu schweigen.“ Man forderte ihn auf zu schweigen und zu versprechen, nicht mehr in Jesu Namen zu predigen. Doch Petrus entgegnete: „Ob es vor Gott recht ist, euch mehr zu gehorchen als Gott, das urteilt selbst.“
Unglaublich – er widersetzte sich dem obersten Gerichtshof. Das war nicht mehr der Petrus von früher. Eine grundlegende Veränderung war eingetreten. Nicht mehr unkontrolliert aufbrausend, aber mit Energie und Entschiedenheit trat er auf, sogar gegen den Hohenpriester und den Sanhedrin.
Die Behörden wussten nicht, wie sie reagieren sollten, und ließen ihn vorerst gewähren. Schließlich kam es zur Ermordung des Stephanus. Dadurch wurden alle Gläubigen aus Jerusalem in die Flucht getrieben.
Doch sie versteckten sich nicht, sondern predigten unterwegs weiter, und immer mehr Menschen kamen zum Glauben. Philippus ging nach Samaria, das heutige Westjordanland bei Nablus, und predigte den Samaritern. Viele wurden gläubig.
Aber nachdem sie sich bekehrt hatten und getauft worden waren, erhielten sie den Heiligen Geist nicht. Apostelgeschichte 8 berichtet, wie Petrus und Johannes kamen und den Samaritern die Hände auflegten.
Da war auch der Zauberer Simon, der dachte, das müsse man können: Hände auflegen und dann bekommt man den Heiligen Geist. Doch Petrus sagte ihm: „Dein Geld vergehe mit dir, du hast keinen Anteil an diesem Werk.“
Warum die Handauflegung? Die Samariter waren ein Mischvolk, mit etwas israelitischem, aber hauptsächlich heidnischem Blut. Sie hatten die fünf Bücher Mose übernommen und betrachteten sich als das wahre Volk Gottes, im Gegensatz zu den Juden.
Sie behaupteten, der Tempel sei nicht in Jerusalem, sondern in Nablus, auf dem Berg Garizim. Zwischen Juden und Samaritern bestand eine tiefe Kluft.
Jetzt wurden Samariter Christen und Mitglieder der Gemeinde. Das hätte die erste Gemeindespaltung bedeuten können: „Wir sind Christen, aber mit den Juden ist es schwierig.“
Darum mussten Petrus und Johannes kommen und die Hände auflegen. Von den Opfern her bedeutet Handauflegung, sich eins zu machen. Der Sünder identifiziert sich mit dem unschuldigen Opfer, das an seiner Stelle stirbt.
Handauflegung bedeutet Identifikation und Einsmachung. Die Samariter mussten zuerst akzeptieren, dass sie mit den jüdischen Gläubigen eins sind. Dann gab Gott den Heiligen Geist.
Es strömt nichts durch die Hände, sondern die Einheit musste anerkannt werden, dann gab Gott den Heiligen Geist. Wir können nicht über den Heiligen Geist verfügen – er ist Gott.
Später gab der Herr Petrus den Auftrag, in das Haus des Hauptmanns Cornelius in Caesarea zu gehen. Das war für ihn schwierig, denn es war für Juden unüblich, Häuser von Heiden zu betreten. Die Rabbiner sagten, man solle das nicht tun.
Der Grund war, dass man bei einem Besuch Essen angeboten bekam, was nicht koscher war. Also vermied man es, überhaupt hinzugehen.
Doch der Herr sagte Petrus, er solle gehen. Er ging, predigte dem Hauptmann und allen Versammelten. Sie kamen alle zum Glauben und wurden Christen.
Diese wirklichen Heiden, ohne jüdisches Blut wie die Samariter, empfingen sofort den Heiligen Geist und wurden dann getauft – ohne Handauflegung. Sie brauchten auch nicht zuerst die Taufe.
Die Juden mussten zuerst getauft werden, wie in Apostelgeschichte 2: „Lasst euch taufen, und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.“
Für die Juden war es unverständlich, dass Gott Nichtjuden zur Gemeinde hinzufügte, ohne dass sie zuerst Juden werden oder ein Ritualbad nehmen mussten.
Die Gemeinde ist nicht die Fortführung des Volkes Israel, sondern etwas ganz Neues. Gott führt Nichtjuden und Juden zusammen zu einem Leib, zu einem Tempel, in dem niemand höher steht als der andere.
Darum hatten es die Heiden bei Cornelius am einfachsten: Glauben, dann kam der Heilige Geist, und dann die Taufe.
In Epheser 1,13-14 wird erklärt, dass das lehrmäßig das Normale ist: Ihr seid versiegelt mit dem Heiligen Geist, nachdem ihr das Evangelium geglaubt habt.
Petrus hat mit dem Schlüssel des Reiches der Himmel zuerst den Juden aufgeschlossen (Apostelgeschichte 2), dann den Samaritern (Apostelgeschichte 8) und schließlich den Heiden (Apostelgeschichte 10).
Schon bald endet die Geschichte von Petrus in der Apostelgeschichte nach Kapitel 12. Dann beginnt Paulus, das Evangelium unter den Heidenvölkern groß ausbreiten.
Petrus’ Hauptaufgabe war, unter den Juden zu wirken und besonders den Weg für andere Volksgruppen zu öffnen.
Der Herr hatte zwölf Jünger ausgewählt und sie zu Aposteln gemacht, im Blick auf die zwölf Stämme Israels. Petrus und Paulus sollten ihren Dienst besonders unter den Nichtjuden tun.
Interessant ist, dass Petrus Jahre später in seinem ersten Petrusbrief schreibt, dass auch seine Frau die Miterwählte in Babylon grüßt (1. Petrus 5,13). Babylon ist das heutige Südirak.
Dort gab es eine große jüdische Gemeinschaft, die seit der babylonischen Gefangenschaft dort lebte. Hauptsächlich blieb die Oberschicht in Babylon, während die Unterschicht zurück ins Land ging.
Offensichtlich wirkte Petrus als Apostel der Beschneidung auch unter den Juden in Babylon. Seine Frau war dabei.
Später wurde Petrus in Rom verhaftet. Geschichtliche Quellen aus der frühen Christenheit belegen das.
Aus der Todeszelle in Rom schrieb er seinen letzten Brief, den zweiten Petrusbrief. Das war sein Vermächtnis, sein Testament.
In diesem Brief schreibt er, dass sein Sterben bevorsteht, wie der Herr Jesus ihm gesagt hat (2. Petrus 1).
Er erinnert an den Moment, als der Herr ihn öffentlich wiederhergestellt hatte am See von Nazareth (Johannes 21,18). Jesus sagte zu Petrus: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und wandeltest, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken; ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst.“
Das war ein Hinweis darauf, wie Petrus Gott verherrlichen sollte, durch seinen Tod.
So wurde Petrus schließlich unter Kaiser Nero im Jahr 67 nach Christus gekreuzigt.
Damals fragte Petrus: „Und was ist mit Johannes?“ Johannes war zur gleichen Zeit berufen worden wie er.
Der Herr antwortete: „Was geht das dich an?“ Petrus lernte, dass der Diener seinem Herrn verantwortlich ist. Jeder ist direkt dem Herrn gegenüber verantwortlich.
Der Herr sagte: „Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an?“
Es ging das Gerücht um, Johannes werde nicht sterben, bis der Herr wiederkommt. Johannes selbst schrieb, der Herr habe nicht gesagt, dass er bleiben werde, sondern nur: Wenn er bleiben würde, was geht es dich an?
Johannes sollte als letzter aller Apostel etwa am Ende des Jahrhunderts heimgehen.
So waren die Wege der beiden unterschiedlich: Johannes durfte bleiben, Petrus musste gehen.
Damals war Petrus’ Dienst vollendet. Als Vermächtnis hinterließ er seinen zweiten Petrusbrief, der eine Wirkung durch die ganze Kirchengeschichte bis heute hatte.
Darin beschreibt er eindrücklich die Entwicklung von Unmoral in der Christenheit in der Endzeit und dass Spötter kommen werden, die nicht mehr an die Sintflut glauben.
Sie sagen, es sei immer gleich gewesen seit Anfang der Schöpfung. Das ist genau das, was heute geschieht.
Bis 1830 glaubten praktisch alle Geologen, dass die Sintflut in den Erdschichten nachweisbar ist. Dann kam Charles Lyell und sagte: „Wir glauben nicht an einen Gott, der richtet. Wir erklären die Erdschichten nicht als Katastrophen und Überschwemmungen, sondern es war immer so wie heute.“
Das nennt man Uniformitarismus: Die Prozesse von heute gelten auch für die Vergangenheit.
Später werden in der Endzeit Spötter kommen und das so verkündigen: Es war immer gleich, es hat keine Sintflut gegeben.
Petrus hat uns das in seinem zweiten Petrusbrief vermacht. Wir müssen uns nicht wundern, wenn die Spötter nicht mehr an die Sintflut glauben.
Wissenschaftliche Erkenntnisse und biblische Aussagen im Vergleich
Aber noch ein Wort zum Schluss über Petrus und die Kernspaltung. Er war doch Fischer aus Galiläa, kein Physiker. Trotzdem schreibt er in 2. Petrus 3, Vers 10 über das Ende des Universums, das aber erst nach dem tausendjährigen Reich kommen wird:
„Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb, an welchem die Himmel vergehen werden mit gewaltigem Geräusch, die Elemente aber im Brand werden aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr verbrannt werden.“
In Vers 12 heißt es:
„Indem ihr erwartet und sorgfältig vorbereitet die Ankunft des Tages Gottes, dessentwegen die Himmel in Feuer geraten, aufgelöst werden und die Elemente im Brande zerschmelzen werden.“
Da hätten griechische Philosophen lachen können: „Haha, der Petrus sagt, die Elemente werden aufgelöst! Wir wissen, dass die ganze Natur aus kleinsten Einheiten aufgebaut ist, wir nennen sie Atomon auf Griechisch. Das unteilbare Atomon, das unteilbare Körperchen.“ Und Petrus schreibt, die Elemente werden aufgelöst.
Die Philosophen hätten auch lachen können, weil Petrus schreibt, die Elemente werden aufgelöst, dann werden Himmel und Erde verbrannt. Das geht doch nicht. Hol doch mal einen Versuch, um die Erde anzuzünden! Ja?
Sie mussten warten, bis Einstein und noch andere Leute im zwanzigsten Jahrhundert kamen. Sie haben erkannt: Natürlich kann man das Atom spalten, und dabei wird Energie freigesetzt, Feuer freigesetzt, jawohl. So kam es dann zur ersten Atombombe im zwanzigsten Jahrhundert.
Ja, das hat Petrus alles erklärt: Die Elemente werden aufgelöst. Und übrigens hat er nicht das falsche Wort „Atomon“ benutzt, sondern im Altgriechischen gibt es noch ein anderes Wort für das grundlegende Element der Materie, und das heißt „Stoicheion“.
Das benutzt er hier, aber das hat eben nicht die falsche Nebenbedeutung „unteilbar“. Es heißt einfach, dass es das Grundlegende ist. Wir kennen das übrigens als Fremdwort in der Stöchiometrie, in der Chemie die Lehre, wie man Atome zu Molekülen zusammensetzt. Das ist Stöchiometrie.
Er benutzt genau das richtige Wort. Wir sagen ja immer etwas Falsches, wenn wir von Atomenergie sprechen. Das ist eigentlich Unsinn. Wir sprechen vom Unteilbaren und der Energie aus dem Unteilbaren, und wir wissen ganz genau, dass es eben teilbar ist.
Jetzt können Sie mal jemandem sagen, der behauptet, was die Bibel in diesem alten Weltbild sagt: „Da geht die Sonne auf und die Sonne geht unter.“ Übrigens, bei mir geht sie immer noch auf im Osten und unter im Westen. Aber bei allen Wissenschaftlern ist das auch genau so.
Das ist ja die Beschreibung, wie wir die Natur sehen und wahrnehmen. Aber man müsste eigentlich sagen, wir sprechen alle falsch, wenn wir von Atomen sprechen. Wir sollten von Stoicheion sprechen.
Und noch etwas zu Petrus und der Kernfusion: Ja, er sagt noch etwas anderes in Vers 12:
„Indem ihr erwartet und sorgfältig vorbereitet die Ankunft des Tages Gottes, dessentwegen die Himmel in Feuer geraten, werden aufgelöst und die Elemente im Brande zerschmelzen werden.“
Ja, hier steht, die Elemente zerschmelzen. Wie soll das gehen? Das ist Physik des zwanzigsten Jahrhunderts, seit man das mechanistische Weltbild verworfen hat. Man hat erkannt, dass man Atomkerne auch zerschmelzen kann, und dabei entsteht Energie.
Man vermutet – niemand weiß es übrigens ganz hundert Prozent genau –, dass die Sonne durch Kernfusion, das heißt Fusion, Verschmelzung, Energie liefert.
Es gibt allerdings noch gewisse Probleme, um das zu behaupten, dass die Sonne das wirklich so tut. Aber es kann sein, dass sie es so macht. Wir wissen: Kernfusion funktioniert, man kann damit Energie gewinnen.
Und Petrus spricht: Die Elemente werden im Brand zerschmelzen.
Dann noch etwas zu Petrus und der Relativitätstheorie. Er sagt in 2. Petrus 3, Vers 8:
„Dies eine aber sei euch nicht verborgen, Geliebte, dass ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag.“
Übrigens ist dieses Wort schon oft verdreht worden. Da sagt man, die Schöpfungstage seien keine normalen Tage, schließlich steht ja in 1. Mose 1 nicht, dass es ganz normale 24-Stunden-Tage seien.
Ja gut, aber wenn jemand die Bibel so liest, dann muss ich sagen: Wenn es später heißt, Abraham war ein Hebron, aber da steht übrigens nirgends, dass es eine ganz normale Stadt war, Hebron, oder wenn er einen Brunnen gegraben hat, dass es ein ganz normaler Brunnen ist, ja? Nein.
Es steht von Tag, von Abend und Morgen, und hier sagt Petrus nicht, ein Tag sei tausend Jahre. Übrigens würde es niemandem helfen, wenn man die langen Zeiträume der Evolutionslehre mit der Bibel versöhnen möchte, denn sechstausend Jahre sind ja näher bei sechs Tagen als bei 13,7 Milliarden Jahren.
Da hat man also nichts gewonnen, da wird sowieso weiter fantasiert, und aus den tausend Jahren werden plötzlich Milliarden Jahre. So geht das nicht.
Was hier gesagt wird, ist: Bei dem Herrn, nicht bei den Menschen, bei dem Herrn. Und wenn also für ihn ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag ist, dann heißt das, der Herr ist der Zeit nicht unterworfen.
Da hätten die Philosophen zur Zeit von Petrus in Athen, die schon Paulus verspottet haben, lachen können: „Hahaha, es ist doch ganz klar, die Zeit geht einfach voran, man kann nicht zurück, man kann eigentlich nicht vorwärts, aber die Zeit läuft.“
Man kann den Zug klatschen, und die Zeit geht. Man kann nicht zurück, man kann sie nicht verändern, man kann sie nicht langsamer oder schneller machen.
Manchmal denken Kinder: „Wann kommen endlich die Sommerferien?“ Und wenn man erwachsen ist, sagt man: „Schon wieder Sommerferien.“ Ja, aber die Zeit geht doch ganz genau gleich, man kann sie eben nicht ändern.
Das meinte man, bis Einstein kam. Er hat herausgefunden, dass Raum und Zeit direkt miteinander zusammenhängen. Die Zeit hängt dann auch ab von Geschwindigkeit und Schwerkraft.
Das heißt: Wenn ein Körper sich im Weltall mit fast Lichtgeschwindigkeit bewegt, wird die Zeit fast auf Null heruntergeschraubt, es entsteht fast Ewigkeit.
Da würde jemand mit fast Lichtgeschwindigkeit 40 Jahre ins Weltall hinausfliegen, dann wieder zurückkommen und plötzlich sehen: „Wow, meine Freunde sind alle vor so vielen Jahren gestorben, und ich bin noch so jung, habe nicht mal graue Haare.“
Die Zeit ist relativ. Es klingt ja ziemlich verrückt, oder? Aber die Sache funktioniert offensichtlich, und es gibt viele experimentelle Hinweise, die das bestätigen.
Nun, das ist genau das, was Petrus sagt. Der Herr ist ja nicht ein Gott, der zu dieser Natur gehört, wie die Götter der Heiden. Brahma im Hinduismus ist ja identifiziert mit der Natur.
Nein, er ist eben nicht Teil der Schöpfung. Gott ist allgegenwärtig und darum den Gesetzen des Zerfalls in dieser Natur nicht unterworfen. Da muss niemand fragen: „Woher kommt Gott? Alles hat doch einen Anfang und wieder ein Ende.“
Nein, Gott ist eben nicht dem Raum und der Zeit unterworfen. Er ist der Ewige, der da war, der da ist und der da kommt. Sein Name heißt Yahweh, fast siebentausendmal im Alten Testament, der Ewigseiende, der Unwandelbare, eben der Ewige, der Herr.
So macht Petrus uns deutlich, dass die Zeit relativ ist. Wir Menschen gehören zu Raum und Zeit, wir sind diesem Ablauf streng unterworfen. Wir können die Zukunft nicht wissen, weil wir nicht in die Zukunft gehen können.
Wir können auch von uns aus nicht die Vergangenheit wirklich wissen, weil wir nicht zurückgehen können. Darum ist es Überheblichkeit, wenn solche kleinen Menschen etwas über die Zukunft sagen wollen oder wie die Welt entstanden ist.
Dann fragen wir doch lieber den, der über der Zeit ist und uns sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft absolut sicher sagen kann. Das hat uns Petrus mit diesen Hinweisen zurückgelassen.
Ich möchte schließen mit 2. Petrus 3, Verse 17 und 18:
„Ihr nun, Geliebte, da ihr es vorher wisst, so hütet euch, dass ihr nicht durch den Irrtum der Gottlosen mit fortgerissen aus eurer eigenen Festigkeit fallet. Wächst aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilanders Jesus Christus. Ihm sei die Herrlichkeit sowohl jetzt als auch am Tag der Ewigkeit. Amen.“