Ein tiefes Verlangen nach Erfüllung in Christus
Ich habe neulich ein T-Shirt entdeckt. Ihr müsst es nicht unbedingt lesen können, aber ich habe es einfach mal auf dem Stand ausgedruckt, und es passt sehr gut zum Englischen. Für diejenigen, die schon gelacht haben, seid ihr also des Englischen mächtig. Vielleicht für die anderen: Ich möchte so sehr von Christus erfüllt sein, dass, wenn mich ein Moskito sticht, er singend davonfliegt. Im Blut liegt Kraft.
Dieses Statement passt wunderbar und sehr schön zur heutigen Jumiko und zum Thema "erfüllt". Dein Leben ist einmalig – verpasse es nicht. Die Botschaft dieses T-Shirts bringt zum Ausdruck: Ich habe einen Wunsch, ein Anliegen, ein Begehren. Ich will von Jesus erfüllt sein, und zwar voll und ganz, nicht nur ein bisschen. So nach dem Motto: Ich gehe "all in", damit er "all in me" ist.
Eigentlich ist es ja andersherum: Jesus geht "all in" für mich, damit ich "all in him" bin. Aber dieser Wunsch, von Jesus erfüllt zu sein, soll auch andere sehen, merken oder spüren lassen – vielleicht schmeckt es sogar der Moskito –, dass da etwas anderes in unserem Leben, in unserem System ist. Ich gehe mal davon aus, dieser Wunsch ist da.
Manche schmunzeln, manche lächeln mich freundlich an – das tut sehr gut, danke schön. Darf ich mal um ein Handzeichen bitten: Wer würde sich so ein T-Shirt kaufen und damit herumlaufen? Okay, das sind schätzungsweise zehn bis zwanzig Prozent. Gut, nicht jeder muss sein Herzensanliegen so zur Schau stellen. Das ist auch eine gute christliche Tradition: lieber demütig zu sein, das verstehe ich.
Aber noch mal Handzeichen, bitte: Wer würde sagen, okay, hinter diesem Anliegen, hinter diesem Statement stehe ich voll und ganz? Das will ich, das ist mein Wunsch. Ja gut, wunderbar. Das war schon fast rhetorisch. Das hätte ich euch auch fast unterstellt, denn ihr seid heute auf einer Missionskonferenz.
Ihr habt euch dafür entschieden, an einem heiligen Sonntag nicht irgendwo auf der Couch zu liegen und den Tag mit anderen Dingen zu füllen. Nein, ihr habt euch entschieden, hierher zu kommen – ich sage es mal fromm – um unter das Wort zu kommen, zur Bibelarbeit. Und da sind noch ein paar an der Zahl. Das ist große Klasse!
Das zeigt, dass in euch ein Anliegen da ist, erfüllt zu werden, und dass ihr eine andere Füllung anstrebt. "Anstreben" ist heute ein Wort, das öfter auftauchen wird, wenn etwas erstrebenswert ist. Keiner will ja ein Streber sein, richtig? Oder eine Streberin? Ich frage jetzt nicht, wer das sein will; manche sehen es von Natur aus so.
Aber dieses Anliegen: Ich will etwas, ich strebe etwas an, ich trachte nach etwas, ich wünsche mir etwas, ich suche – das ist übrigens ein Wort, das uns heute begleiten wird. Es stammt aus dem Griechischen und heißt "Ceteo". Es taucht in der Bibel immer wieder auf und steht für suchen, wünschen, trachten nach, begehren und eben erstreben.
Die Frage ist natürlich: Wonach strebe ich oder wonach strebst du? Wenn dir das Wort "streben" nicht so gefällt, dann nimm "suchen" oder "wünschen". Man könnte es auch ein bisschen postmoderner ausdrücken: "Deine Sehnsucht". Egal, wie du es formulierst – da mag etwas in dir schlummern, wo du sagst: Jawohl, dafür setze ich mich ein, dafür lebe ich und dafür opfere ich vielleicht auch meine Zeit, mein Geld und so weiter.
Wir streben nach den verschiedensten Dingen. Und wenn du aufgehört hast zu streben, also "Ceteo" umzusetzen, dann will ich fast sagen: Dann bist du tot. Irgendetwas im Leben will man ja immer, und wenn es nur die Grundbedürfnisse sind.
Also, wonach strebst du? Nach Glück? Nach Erkenntnis? Nach Sinn? Nach einer Familie? Vielleicht nach Erfolg, der großen Karriere, viel Geld? Wir sind im Schwabenland – vielleicht sehnst du dich nach dem Häusle, deinem eigenen natürlich. Oder du sehnst dich nach Anerkennung.
Ganz jung vielleicht nach vielen Insta-Likes, dass möglichst viele "cool", "like, like, like" sagen. Wunsch nach Erfüllung, Zugehörigkeit, Heimat, Ganzheit, Frieden – das ist in uns allen verankert. Du wurdest ein Stück weit so programmiert, von Gott geschaffen. Das steckt in deiner Lebens-DNA drin.
Paulus als Beispiel für ein neues Streben
Und heute möchte ich euch einen Oberstreber vorstellen, einen Oberstreber aus der Bibel. Er hat uns einiges zum Thema Streben zu sagen. Es geht um einen jüdischen Eiferer, der zum Christusstreber des Neuen Testaments wurde. Es geht um Paulus.
Ich lese uns aus dem Philipperbrief des Neuen Testaments, Kapitel 3, Verse 7 und 8 vor. Ich wage es gar nicht, zu fragen, aber wer eine Bibel hat, wunderbar, dann gern heraus damit oder das Handy an, um in Philipper 3,7-8 mitzulesen.
Da schreibt Paulus: "Doch genau die Dinge, die ich damals für einen Gewinn hielt, haben mir, wenn ich es von Christus her ansehe, nichts als Verlust gebracht. Mehr noch: Jesus Christus, meinen Herrn, zu kennen, ist etwas so unüberbietbar Großes, dass ich, wenn ich auf irgendetwas anderes verlassen würde, mich nur verlieren könnte. Seinetwegen habe ich allem, was mir früher ein Gewinn zu sein schien, den Rücken gekehrt. Es ist in meinen Augen nichts anderes als Müll, denn der Gewinn, nach dem ich strebe, ist Christus."
Also noch einmal: unüberbietbar, warum Jesus alles ist und alles andere Müll ist.
Es gab ja schon böse Mails nach dem Motto: Werden hier andere Religionen diffamiert? Was ist denn das für ein Thema hier? Ich orientiere mich nur ganz biblisch an Philipper 3, Vers 8. Das steht so drin, nur damit wir das noch einmal ganz klar haben.
Anhand dieser Verse wünsche ich uns heute drei Impulse, also geistliche Impulse, die unser Streben bewahren, auch unser Streben irgendwie navigieren, ihm eine Ausrichtung geben und unser Streben sogar so richtig befeuern.
Impuls 1: Das Verlustgeschäft – Religiöses Streben aufgeben
Mein erster Impuls, damit ihr auch etwas zum Mitlesen habt: Das Verlustgeschäft – lasst das religiöse Streben bleiben!
Stell dir folgende Situation vor: Du bist eine Geschäftsfrau oder ein Geschäftsmann. Du überprüfst gerade deine aktuellen Umsätze. Jeden Monat hast du einen Scheck auf dein Konto eingereicht. Natürlich hast du dir die Gesamtsumme notiert, wie viel darauf sein müsste. Doch plötzlich kommt der Bankauszug – und zu deinem Schrecken stellst du fest, dass das Geld nicht deinem Konto gutgeschrieben wurde, sondern abgezogen. Jeder eingereichte Scheck war eine Überweisung an ein anderes Konto. Währenddessen hast du viele andere Anschaffungen getätigt. Statt im Plus bist du nun im Minus.
Die Lage ist nicht nur ernst, nein, sie ist äußerst schwierig. Dein Konto ist nicht ausgeglichen, sondern du bist tief verschuldet. Was würdest du dazu sagen? Wahrscheinlich nicht viel oder irgendwie verzweifelt: „Oh Mann, das kann doch wohl nicht wahr sein. Wie konnte das nur passieren?“
Und genauso muss es für Paulus gewesen sein. Er war ein Streber vor dem Herrn – ein Jude, ein Israelit. Ein paar Verse vorher kann man das sehr schön nachlesen. Er eiferte für das Gesetz, also für die Gebote Gottes. Er strebte richtig – er gab Vollgas, und das nicht nur zu 80 oder 90 Prozent, sondern zu 120. Volle Kanne, keine halben Sachen. Deswegen hat er sich auch der religiösen Strebergruppe angeschlossen, den Pharisäern damals.
Über sich selbst sagte er, das kann man zwei Verse vorher nachlesen: „In meinem Eifer für das Gesetz zu kämpfen, ging ich so weit, dass ich die Gemeinde Jesu verfolgte. Ja, was die vom Gesetz geforderte Gerechtigkeit betrifft, war mein Verhalten tadellos.“ Uiuiui, also Herr Paulus, da haben wir einen religiösen Superman vor uns, da passt ja alles. Herkunft, Überzeugungen, die Vorzüge, die er hatte als Jude, als Israelit, sein Einsatz stimmte, die Leistung war klasse, tadellos – man könnte auch sagen vollkommen.
Ich war einmal in Papua-Neuguinea, dort gibt es relativ große Schildkröten. Schildkröten haben die Angewohnheit, sich auf die Brust zu klopfen. Paulus hätte das tun können, so nach dem Motto: „Guck mal her, ich bin’s, ich bin gut, tadellos, super, wunderbar. Ich halte alles ein, was Gott von mir will – I did it!“ So in diesem Stil.
Doch die Sicht des Paulus wird von einem Moment auf den anderen auf den Kopf gestellt. Und zwar dann, als Jesus ihm begegnet – auf dem Weg nach Damaskus, als Jesus auferstanden ist. Plötzlich wird sein Denken, sein religiöses System echt umgeworfen. Jesus macht einen Strich durch seine Rechnung. Anstatt von Gott angenommen zu sein und einen großen Schulterklopfer zu bekommen, muss er feststellen: „Oh Mann, ich bin eigentlich verworfen.“
Anstatt auf seinem religiösen Streben vorangekommen zu sein, ist er vom Weg abgekommen. Mist! Und statt als großer Gewinner dazustehen, steht er als großer Verlierer da. Das war der Schock schlechthin für sein religiöses Denksystem. Schmerzlich muss sich Paulus diese krasse Fehlkalkulation eingestehen – so wie mit diesem Konto: „Oh Mann, wie kann das sein, anstatt Plus ist es ein ordentliches Minus.“
Kein Wunder, dass er sagt: „Was mir Gewinn war, das habe ich für Schaden erachtet. Ja, wirklich, ich halte auch alles für Verlust.“ Jetzt ist die Frage: Was meint dieses „Alles“? Alles ist Verlust. Ich glaube, man muss es darauf beziehen, was er vorher schreibt – auf die Vorzüge, auf dieses Anliegen und dieses Streben.
Na ja, also: Wenn ich die Gesetze Gottes einhalte, ganz genau, wenn ich diesem Weg folge, dann schaffe ich es zu Gott. Dann finde ich den Weg zu Gott, zum Heil, zum Frieden – dann passt das. Aber Paulus erkennt: Über sein Streben, no way über das Gesetz. Das ist kein Weg. Dieser Weg führt nicht ans Ziel. Das Gesetz ist eine Sackgasse und keine Himmelsleiter. Da komme ich nicht an, egal wie sehr ich mich anstrenge – wie ein Hamster im Rad, der läuft und läuft. Für den Hamster geht es immer aufwärts, aber er läuft sich müde.
Deswegen macht Paulus die Entdeckung seines Lebens – und er gebraucht ein drastisches Wort hier: „Ich erachte alles jetzt als Müll.“ Wenn man genau hinschaut, müsste man es hochdeutsch sagen: Krot – umgangssprachlich Scheiße. Er erachtet alles für Sch... für das, was er jetzt in Jesus gefunden hat, in dem, was er in ihm hat, durch ihn hat, was ihm da an Erkenntnis geschenkt wurde.
Sein bisheriges Streben oder religiöses System wird auf den Kopf gestellt. Und aufgepasst: Dieses Streberphänomen steckt auch in dir und in mir. So ein Streben. Denn von Natur aus neigen wir alle mehr oder weniger stark dazu – sofern wir davon ausgehen, dass es einen Gott gibt –, durch unser Wohlverhalten, durch unsere guten Taten oder Leistungen uns irgendwie das Wohlwollen Gottes zu erhaschen oder Zugang zu ihm zu bekommen.
Übrigens basieren alle Religionen fast auf diesem Prinzip. Obwohl es ein Thema mit vielen, tausend verschiedenen Variationen ist. Zum Beispiel gibt es Religionen, die sind stark nationalistisch. Das heißt: Wenn du zu Gott kommen willst, musst du zu unserer Gemeinschaft gehören und dich an unsere gesellschaftlichen Spielregeln halten.
Dann gibt es Religionen, die sind stark spiritualistisch. Ich komme zu Gott, indem ich bestimmte Transformationen meines Bewusstseins durchlebe. So komme ich dann irgendwie zu Gott oder einer transzendenten Gottheit.
Oder dann gibt es die Religionen, eben wie bei Paulus, die legalistischen, die gesetzlichen. Wenn ich einen gewissen Verhaltenskodex einhalte – erstens, zweitens, drittens, Sonntag immer Gottesdienst, jeden Tag die Bibel lesen, immer die Regeln – erst dann ist Gott mit mir zufrieden, erst dann liebt er mich, erst dann schüttet er seinen Segen über mich aus.
All diese Varianten verfolgen ein Stück weit die gleiche Grundlogik: Wenn ich etwas leiste, wenn ich gehorche, dann nimmt Gott mich an. Und deswegen ist die Folge daraus, dass ich mich anstrenge, möglichst genau und detailgenau das auszuführen und umzusetzen, was Gott will. Ich darf ja nichts falsch machen. Und wehe, ich mache etwas falsch!
Man fragt nicht nach dem Sinn des Gebotes oder dem Geist des Gesetzes, sondern starrt auf das Detail. Und deswegen muss es umgesetzt werden. Die Gleichung lautet: Erlösung durch Eigenleistung. Und deswegen steckt hinter vielen Religionen und hinter vielem Streben des Menschen eigentlich die Selbsterlösung.
Die schreckliche Wahrheit ist: Bei jeglicher religiöser Streberei ist sie machtlich untauglich für den Himmel. Sie disqualifiziert dich sogar. Außerdem ist dieses religiöse Streben furchtbar anstrengend. Es ist Schwerarbeit. Selbstrechtfertigung ist stressig.
Viele plagen sich ab, um sich selbst etwas zu beweisen. Wir wollen Gott oder unseren Mitmenschen oder vielleicht uns selbst sagen, wie gut wir sind, wie vorbildlich, wie fromm, wie hingegeben – egal was es ist. Und noch mal: Das Laufen im Hamsterrad wird nicht eher aufhören, bis wir im Evangelium Ruhe finden – in dem, was Jesus uns sagt.
Daher gibt es nur eins: Lasst das religiöse Streben sein! Diese Falle der religiösen Streberei können wir auch als Jesusleute betreten, auch wenn wir schon lange mit ihm unterwegs sind und ihm folgen. Wir wissen zwar, dass wir uns den Himmel nicht mehr verdienen müssen – ja, er wurde uns ja geschenkt aus Gnade. Amen dazu, Amen!
Es war sehr verhalten, ihr Lieben. Nochmal: Der Himmel ist uns geschenkt aus Gnade. Amen! Okay, nicht schon besser, oder? Ich sehe, man soll die Interaktion hier fördern.
Aber aufgepasst: Danach, nachdem uns Gott angenommen hat, ist es umso wichtiger für uns als Christen und Jesusleute, dass wir diese Erwählung, diese Rechtfertigung, dass wir uns dessen auch würdig erweisen.
Thomas Harry schreibt in seinem Buch sehr treffend und provokant, wie ich finde: Die protestantischen Konfessionen – da gehören wir ein Stück weit auch dazu – machen zwar nicht das Christwerden von der Leistung abhängig, wohl aber das Christsein und das Christbleiben. Da zählt dann auf einmal die Leistung: Dranbleiben, Ärmel hoch, Hände streng dich an, bet mir auf! Das klingt doch nach Anstrengung, nach Leistung.
Sei tüchtig und selbstlos, nicht so egoistisch und so. Tüchtig, selbstlos – so lautet die vereinfachte Formel einer typisch protestantischen Lebenshaltung. Versteht mich bitte richtig: In der Bibel finden wir das durchaus. Sei tüchtig und fleißig, durchaus.
Aber es ist ein sehr schmaler Grat. Ich werde uns nachher noch ausführen, wie wichtig es ist, wie ein gutes, gesundes Streben aussieht. Denn es gibt auch ein toxisches, ein fehlgeleitetes Streben, so wie wir das durchaus bei Paulus schon gesehen haben.
Eine große Gefahr für uns als Christusleute ist, dass wir in die Falle einer – ich nenne es so – leistungsorientierten Spiritualität hineintappen. Was meine ich damit?
Eine leistungsorientierte Spiritualität erkenne ich daran, dass mich relativ schnell das schlechte Gewissen packt, wenn ich morgens mal meine Bibel nicht gelesen habe oder nur wenig gelesen habe oder vielleicht nicht genug gebetet habe.
In einer leistungsorientierten Spiritualität geht es um die Performance. Wie komme ich an? Passt das? Ich muss ja gut sein, will gut sein. Es geht dann auch um die Annahme, dass es mir nur dann geistlich gut geht, wenn ich eben meine frommen Sachen ausgeführt habe.
Ich war lange Zeit für Studierende an der Internationalen Hochschule in Liebenzell zuständig und habe mich immer angewöhnt zu fragen: „Wie geht es dir denn geistlich?“ 98 % haben gesagt: „Na ja, mir geht es gerade nicht so gut, ich war nicht so gut, ich lese nicht so regelmäßig Bibel, am Beten habe ich jetzt zurzeit auch nicht so viel Zeit.“
Da habe ich gedacht: Wie, wenn das christliche Leben, meine Beziehung zu Jesus, über diese frommen Übungen definiert wird? Versteht mich richtig, ich ermutige jeden, die Bibel zu lesen, absolut, vertieft euch darin! Aber man merkt in der Selbstreflexion: Hups, wie schnell es doch geht, dass wir in so eine fromme Streberei hineinkommen.
Und man merkt dann auch, dass man in einer leistungsorientierten Spiritualität kaum zur Ruhe kommt, wenn man vor Gott kommt. Da geht es immer um das, was man tun sollte, um die Leistungen. Man geht vielleicht nur in die Stille, um wieder mehr Power, mehr Kraft und mehr Drive zu haben, um all das zu tun, was man zu tun hat.
Wenn ich ehrlich bin, merke ich: Ja, ich bin ein sehr aktiver Mensch. Ich liebe es, am liebsten zwanzig vor sieben unterwegs zu sein in der Welt und für nichts zu schade zu sein. Aber ich merke, dass es sehr schnell geht, dass man hineintappt und meint: „Okay, mir geht es ja dann gut als Christ, wenn ich dieses und jenes alles gemacht habe.“
Ich muss mir immer wieder sagen – und ich will es euch heute Morgen sagen: Bei Gott geht es um dein Sein und nicht um dein Tun. Es geht um die Annahme. Ich darf einfach vor Gott sein, seine Liebe, seine Annahme, seinen Blick genießen – ohne Aussicht darauf, danach mehr Energie zu bekommen und mit mehr Tempo weiterzumachen.
Es braucht immer wieder, dass wir unseren Einsatz oder auch unseren fleißigen und selbstlosen Einsatz kritisch reflektieren. In meiner Zeit als Missionar in Papua-Neuguinea hat mich mal ein Kollege extrem herausgefordert. Er sagte zu mir: „Willst du eigentlich mit deinem pausenlosen Einsatz Pluspunkte im Himmel sammeln?“
Das hat mich zutiefst verletzt, weil ich dachte: „Sag mal, ich bin doch hingegeben dem Herrn, ich tue es, weil ich den Herrn liebe, ich gebe mein Leben für ihn.“ Und jetzt sagt er mir und unterstellt mir das: „Du willst ja nur Pluspunkte sammeln im Himmel.“
Es hat wehgetan, aber ich habe angefangen, wirklich kritisch zu reflektieren und nachzudenken. Dann habe ich mich gefragt: Dave, was treibt dich eigentlich an? Was ist die treibende Kraft, the driving force? Warum tust du das, was du tust? Ist es Dankbarkeit und Freude? Oder wie viel religiöses Streben steckt da dahinter? Vielleicht auch Anerkennungssucht oder Selbstverwirklichung?
Das sind Dinge, die da sind. Und ich möchte ganz frech behaupten: Vieles auch im frommen Lager, in unserer Motivation, ist sehr durchmischt. Da mischt sich Vieles, auch ganz Menschliches, oftmals mit hinein. Es gibt eben nicht nur die guten und reinen und richtigen Antreiber, es gibt auch die weniger guten und falschen.
Von daher immer wieder die Frage: Was treibt mich an? Und nochmals: Lasst das religiöse Streben sein! Diese religiöse Streberei ist wie ein Virus, und das Virus will uns immer wieder befallen. Setzt euch bloß nicht diesen Viren aus und haltet sie euch auf alle Fälle vom Leibe.
Wie das gehen kann, verrät uns Paulus im nächsten Abschnitt, wenn wir weiterlesen. Und das unterstreicht das Eigentliche seines Strebens. Es führt uns ins Innerste des Evangeliums, der guten Nachricht, die bis heute gilt.
Denn Paulus war geradezu von der äußeren Sinnlosigkeit seines Strebens entsetzt und überwältigt. Er hat ein Leben eigentlich ohne Jesus geführt. Er hatte religiöse Luftschlösser gebaut – könnte man sagen – und die sind auf einmal eingestürzt.
So schwer der Schaden und der Verlust jetzt für ihn ist, umso größer, ja überschwänglicher ist nun der Gewinn, von dem er spricht und redet.
Impuls 2: Der unüberbietbare Gewinn – Jesus als Ein und Alles
Zweiter Impuls: Der unüberbietbare Gewinn – lass die Jesuserkenntnis dein Ein und Alles sein.
Stell dir folgendes Szenario vor: Du bist mal wieder Kaufmann oder Kauffrau. Du besitzt eine sehr schöne Pelzjacke und einen Hut mit einer lustigen Feder, den du besonders liebst. Du wohnst in einem riesigen Haus mit fünf Etagen. Im Vorgarten befindet sich ein Fischteich mit einem Goldfisch. In deinem Haus gibt es 15 Zimmer voller Möbel und eine Tiefkühltruhe voller Essen. Unter deiner Matratze hast du mehr Geld, als man sich vorstellen kann. Ja, du hast alles, was du dir wünschst.
Eines Tages siehst du jedoch etwas in einem Schaufenster – etwas ganz Besonderes: eine wunderschöne weiße Perle. Sie kostet eine Million Euro, sagt der Mann im Geschäft. Leider ist das viel zu viel Geld, als dass du es unter deiner Matratze hast. Aber du möchtest unbedingt diese Perle haben.
Fragen: Was würdest du tun? Überlege kurz, was du tun würdest, um diese Perle zu bekommen.
Diese Geschichte stammt aus einer kleinen Kinderbibel, die ich abends immer wieder meinem vierjährigen Sohn vorlese. Neulich hat sie mich beim Vorbereiten des Vortrags wieder sehr beeindruckt. Ich möchte sie euch nicht vorenthalten. Es geht nämlich weiter in der Geschichte, und ich lese hier:
Der Kaufmann hatte eine Idee. Er rennt nach Hause, verkauft seine Möbel, seine Tiefkühltruhe, sein Haus, seinen Springbrunnen mit dem Goldfisch und seine schöne Pelzjacke. Seinen Hut mit der lustigen Feder behält er, denn der ist ihm wichtig – etwas ganz Besonderes. Er leiht sich eine Schubkarre. Ihr solltet es in der Kinderbibel sehen, wie süß und toll das gemalt ist. Er packt sein ganzes Geld hinein und bringt es zum Geschäft, um die Perle zu kaufen.
„Oh weh, er hat fünfzig Euro zu wenig.“ „Gib mir deinen Hut statt dem Geld“, sagt der Mann im Geschäft. Der Kaufmann lacht, gibt dem Verkäufer seinen Hut und hat nichts mehr außer seinem Unterhemd. Aber er bekommt die Perle. Hurra! Jetzt gehört die Perle ihm.
Es ist so wunderschön gemalt, wie der halbnackte Mann die Perle in der Hand hält und Freude ausstrahlt, wie ein Honigkuchenpferd, das glücklich davonspringt.
Natürlich wissen die frommen Bibelkenner: Das klingt nach Matthäus 13, dem Gleichnis, das Jesus erzählt hat. Darauf ist es auch angelehnt. Übrigens taucht in diesem Text unser Ceteo-Wort auf – das Streben. Ein Kaufmann, der nach Perlen suchte, strebte. Er begehrte etwas und machte den Fund seines Lebens, weil er die Perle fand und alles, aber auch alles dafür hergab.
Ich möchte dich ganz persönlich fragen: Wer oder was ist die Perle in deinem Leben? Wer oder was hat so viel Wert, dass du alles aufgibst und zurücklässt, um diesen Perlenschatz zu besitzen?
Das klingt jetzt vielleicht nach der typischen Sonntagsschulantwort: Jesus, oder? Paulus beschreibt seinen Perlenfund in unserem Text mit den Worten aus Philipper 3,8: Jesus Christus, meinen Herrn, zu kennen, ist etwas so unüberbietbar Großes. Diese Perle ist unüberbietbar, groß und wertvoll.
Für Paulus ist das nichts Materielles, sondern eine Person – eben Jesus Christus. In dieser Person liegen alle Schätze verborgen: Erkenntnis und Weisheit, wie wir in Kolosser 2 finden. Jesus zu kennen ist für Paulus der unüberbietbare Schatzgewinn – mehr wert als ein Sechser im Lotto. Es ist der bessere Weg, nicht der Holzweg, es ist der wahre Weg.
Bei dieser Erkenntnis Christi, so wie es dein Luther sagt, geht es nicht um einen intellektuellen Akt oder darum, sich Wissen anzueignen. Du kannst fromm, religiös, christlich aufwachsen, alle Bibelgeschichten kennen und Bibelverse rezitieren, aber Jesus dabei nicht wirklich kennen. Es geht beim christlichen Glauben nicht nur um Kopfwissen, das ist zwar wichtig, aber nicht entscheidend. Es geht auch um eine Erfahrung, die neben dem Kopf auch dein Herz beeinflusst und in Besitz nimmt.
Zu deinem Herz gehören biblisch gesehen auch dein Wille, deine Gefühle und dein ganzer Verstand. Diese Erkenntnis, aufgepasst, erhält man nicht durch kontemplative Übungen oder Meditationen, in denen man sich nur in sich selbst versenkt. Dann findest du vielleicht einen Funken von Gott, aber das ist nicht das Ganze. Nein, das kommt immer auch von außen.
Für Paulus war es die Begegnung, der Flashback, der Moment, in dem Jesus, der Auferstandene, ihm begegnet ist – von außen. In der Parallelstelle in Galater 4,9 wird dieses Gotterkennen mit dem Christwerden verbunden. Das ist biblisch gut begründet. Im Alten Testament steht die Erkenntnis Gottes immer auch für eine enge Beziehung zu Gott.
Hier haben wir es also mit einer Beziehung zu tun, einer persönlichen Beziehung, nicht mit einem religiösen System. Deshalb mag ich es nicht, wenn man sagt, das Christentum sei eine Religion. Nein, es ist eine persönliche Beziehung und keine Religion im üblichen Sinne.
Zu dieser persönlichen Beziehung, zu Jesus, gehört, dass Jesus der Herr ist. Paulus sagt: „Mein Herr.“ Was bedeutet es, wenn Jesus dein Herr und mein Herr ist? Er ist der Herr, vor dem sich eines Tages alle Knie beugen müssen, wie Paulus im Kapitel davor sagt. Er ist der Weltherrscher – nicht nur ein Freund oder Kumpel, sondern der Herr, vor dem sich jeder beugen wird. Ein Putin, ein Hitler, egal wie sie heißen, und auch du und ich werden uns vor ihm beugen müssen.
Wenn Jesus dein Herr ist, hat er das Sagen. Er wird zum Lebensmittelpunkt deines Lebens. Plötzlich dreht sich alles um ihn und ordnet sich ihm unter. Dann wendest du dich mit all deinen Sorgen, Ängsten, Fragen und Unsicherheiten an ihn – die wir alle erleben. Wir leben ja weltweit im Krisenmodus.
Und die Zentnerlast an Schuld, die uns vielleicht plagt – egal was es war oder ist, was dein Herz belastet – kannst du bei diesem Jesus, deinem Herrn, ablegen. Du erlebst, dass er dir vergibt. Du kannst wieder durchatmen und befreit deinen Weg gehen, weil er die Last in die Tiefe des Meeres geworfen hat.
Du stehst in Verbindung mit diesem Herrn. Jesus ist der Grund und ermöglicht diese Beziehung. Sie baut darauf auf, was Jesus mit seinem Leben vollbracht hat. Das ist keine eigene Errungenschaft. Du hast nicht um die Liebesbeziehung zu Jesus geworben, weil du attraktiv für ihn bist. Nein, er sagt absolut Ja zu dir – egal, was du getan hast und wie du bist.
Paulus beschreibt diesen unüberbietbaren Gewinn durch die Jesuserkenntnis weiter. Es ist dieser unüberbietbare Perlenschatz, dieser Erkenntnis- und Beziehungsschatz. Es ist mein großes Herzensanliegen, und dafür schlägt mein Herz sehr, dass wir dazu beitragen, dass noch viele Menschen diesen Jesusschatz kennenlernen – diesen unüberbietbaren Gewinn, diesen einzigartigen Schatz.
Paulus beschreibt den Inhalt noch ausführlicher. In Vers 9 sagt er: „Ich will nichts mehr wissen von jener Gerechtigkeit, die sich auf das Gesetz gründet und die ich mir durch eigene Leistungen erwerbe. Vielmehr geht es mir um die Gerechtigkeit, die uns durch den Glauben an Christus geschenkt wird, die Gerechtigkeit, die von Gott kommt und deren Grundlage der Glaube ist.“
Jesus kam auf die Welt, weil er nur eine Mission hatte, nur ein Streben, nur einen Wunsch, nur eine Sehnsucht – das finden wir in Lukas 19,10: „Der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen, seteo, streben, begehren, und zwar zu retten, was verloren ist.“
Jesus zieht also zu denen hin, die verloren sind, die sich von Gott entfremdet haben, die ihr Leben ohne ihn meistern wollen, die nach Heimat und Sinn suchen. Aber auch zu denen, die ihr Leben an die Wand gefahren haben, die in sich selbst verkrümmt sind und unter ihrer Schuld zu zerbrechen scheinen.
Oder eben auch zu denen, die sich im religiösen Hamsterrad abmühen und meinen, das Leben selbst meistern und gut sein zu können. In unserem Streben, egal ob religiös oder nicht, gleichen wir Schafen, die immer wieder vom Hirten davonlaufen und sich verirren. Deshalb brauchen wir immer wieder einen Retter, der uns findet.
In unserem Hunger nach Glück, in dem wir vielleicht alles Mögliche ausprobieren und in uns hineinfressen, brauchen wir letztlich das Lebensbrot, das satt macht. In unserer Suche nach Leben merken wir oft, dass es auch auf Kosten anderer geht. Wir merken, dass wir Vergebung brauchen – und vor allem jemanden, der sie uns anbietet.
Wir merken auch im anstrengenden religiösen Hamsterrad, dass wir jemanden brauchen, der uns rechtfertigt. Denn das haben wir nicht in uns, es kommt aus ihm. Die Entdeckung ist: Es gibt Erlösung ohne Eigenleistung, weil es den Erlöser gibt.
Diese Rechtfertigung gilt es zu verstehen. Philipp Jensi hat es wunderbar ausgedrückt: „Es gibt nichts, was du tun kannst, damit Gott dich mehr liebt. Es gibt nichts, was du tun kannst, damit Gott dich weniger liebt.“ Das ist doch klasse, oder?
Es gibt nichts, was du tun kannst, damit Gott dich mehr liebt, und nichts, was du tun kannst, damit Gott dich weniger liebt. Das ist dieser Schatz.
Ich komme ins Schwärmen über diesen Schatz, über diesen unüberbietbaren Schatz. Ich tue das mit Worten eines verstorbenen amerikanischen Pastors, Pastor Lockridge. Vielleicht kennt ihr den Clip „That's my King“. Er beschreibt es so:
„Mein König ist ein unübertrefflicher König. Keine Maßeinheit kann seine grenzenlose Liebe definieren. Er ist fortdauernd stark, parteilos barmherzig, das größte Phänomen, das jemals den Horizont dieser Welt durchquert hat. Er ist der Sohn Gottes, der Retter der Sünden, einmalig, die höchste Idee der Literatur, die höchste Persönlichkeit in der Philosophie, die grundsätzliche Doktrin der wahren Theologie. Er ist der Schlüssel zum Wissen, die Quelle der Weisheit. Seine Güte ist grenzenlos, seine Gnade ist genug, sein Wort ist lebendig. Er ist unfassbar, unbesiegbar. Die Pharisäer konnten ihn nicht ertragen, Pilatus fand keine Schuld an ihm, Herodes konnte ihn nicht töten, der Tod konnte ihn nicht stoppen, und das Grab konnte ihn nicht halten. Das ist mein König.“
Das ist doch gewaltig, unüberbietbar! Eigentlich müssten wir jetzt vor Freude jubeln. Ich sehe es bei euch ein bisschen verhalten, aber ja – das ist dieser unüberbietbare Gewinn, der dazu führt zu sagen: Okay, lass die Jesuserkenntnis dein Ein und Alles sein.
Impuls 3: Der Christusfokus – Allein nach Jesus streben
Wir kommen noch zu dem letzten Impuls: Der Christusfokus – strebe allein nach Jesus.
Diese Erkenntnis, die Paulus jetzt gewonnen hat, Jesus zu kennen, diese Beziehung gibt ihm eine absolut neue Ausrichtung, eine völlig neue Prioritätensetzung und einen ganz neuen Fokus.
Stell dir nochmal folgende Szene vor: Dein Handy vibriert, du erhältst eine Nachricht. Du entsperrst dein Handy und stellst überraschend fest, dass es wohl in deiner Abwesenheit irgendwie eine App heruntergeladen hat, die deine Internetnutzungszeiten minutengenau dokumentiert.
Du schaust dir die Wochenübersicht an und stellst mit Erschrecken fest: Oh Mann, zig Stunden WhatsApp, zig Stunden Instagram, zig Stunden – uiuiui. Völlig erstaunt musst du das feststellen. Und das, obwohl du dir ja vorgenommen hast, über Weihnachten mehr Zeit für die Familie zu haben, mehr Zeit für Jesus und die Bibel und so weiter.
Was machst du? Einfach so weitermachen? Vielleicht die App wieder deinstallieren oder irgendwelche Konsequenzen ziehen?
Genau mit diesem Szenario habe ich mich vor ein paar Tagen auseinandergesetzt. Mir war gar nicht so bewusst, dass doch so viele Stunden in die Social-Media-Nutzung fließen. Ich war ein Stück weit schockiert, fast schon überführt. Eigentlich will ich das ja nicht.
Und ja, Social-Media-Apps sind ja auch super Sachen, gar nicht, ich will das gar nicht verteufeln. Um das geht es gar nicht. Aber ich habe festgestellt: Der schnelle und permanente Griff zum Handy stellt doch recht schnell eine Ablenkung dar. Ob ich es will oder nicht, es hält mich vom Wesentlichen ab.
Ich gehe sogar so weit und provoziere vielleicht heute Morgen ein bisschen: Ein unkontrollierter und übermäßiger Handykonsum kann dir sogar deinen Christusfokus vernebeln. Weil er dir nicht nur die Zeit raubt, sondern weil du da Bilder, Storys, Reels und so weiter in dich aufnimmst, die auch deinen geistlichen Speicher belegen.
Ich spreche jetzt mal gar nicht von den Bildern, die überhaupt nicht gut sind und deine Fantasie verderben.
Außerdem habe ich über Weihnachten ein Buch von John Comer in die Hände bekommen und einen Satz gelesen, der wie die Faust aufs Auge passte: „Die größte Bedrohung für das geistige Leben in der modernen Welt ist ein überlastetes, digital abgelenktes Leben in Höchstgeschwindigkeit.“
Autsch, habe ich gedacht. Autsch.
Da habe ich gemerkt, dass auf einmal Jesus Christus höchstpersönlich mit mir ins Gespräch kommen will. Ich habe mich angesprochen gefühlt und eine Entscheidung getroffen.
Und die möchte ich euch einfach auch so sagen: Ich habe gesagt, nein, ich will meinen Medienkonsum reduzieren und regulieren. Gesagt, getan. Ich habe mir eine App auf meinem Handy installieren lassen, die meine Social-Media-Nutzung reglementiert und begrenzt. Denn ich möchte meinen Christusfokus wieder stärken – auch in mir.
Ein paar persönliche Fragen für dich:
Wie kann so ein radikaler Christusfokus in deinem Alltag aussehen? Egal, ob du Student bist, arbeitest, Mama bist oder was auch immer – wir sind ja unterschiedliche Menschen hier.
Wie kann das praktisch gelebt werden? Und wo liegen die größten Herausforderungen in deinem Leben, die deinen Christusfokus verschwimmen oder vernebeln lassen?
Schauen wir noch einmal abschließend kurz auf Paulus: In der Begegnung mit dem lebendigen Christus hat er auf einmal neue Werte, neue Prioritäten, ein neues Bekenntnis bekommen und vor allem eine neue Identität.
Diese Begegnung revolutionierte sein Leben. Jesus wurde auf einmal sein Ein und Alles. Er war durchdringend auf ihn ausgerichtet, von ihm befähigt und von ihm motiviert.
Christus wird für Paulus die Mitte seines Glaubens, das Zentrum seines Interesses und die Antriebskraft seines Handelns.
Dieser Jesus-Encounter führt dazu, dass Paulus nur noch nach Jesus allein strebt, ihn sucht und begehrt.
Und das hat übrigens auch schon Jesus gesagt: In Matthäus 6 heißt es, man solle zuerst nach dem Reich Gottes trachten, also streben nach dem, was Gott wichtig ist.
Von diesen Aussagen Paulus’ gibt es ein paar wunderbare Konkretionen für dich und mich.
Was heißt es, Christus-fokussiert zu leben?
Zum einen verlasse ich mich auf Jesus, auf seine Zusagen und Wohltaten. Ich ruhe in der Gewissheit, dass er ein Ja zu mir hat, dass es genug ist und dass er es vollbracht hat am Kreuz. Das reicht aus. Das darf ich empfangen und darauf verlasse ich mich.
Zum anderen sage ich ein Nein zu jeglicher Form des religiösen Strebens. Und aufgepasst: Nein ist ein vollständiger Satz.
Zweitens möchte ich mit Christus verbunden sein. Die Nähe zu ihm ist mein Glück, weil bei ihm meine tiefsten Sehnsüchte letztlich gestillt werden. In vielem anderen gibt es das auch, aber in Jesus sind sie am tiefsten gestillt.
Ich möchte auch einer leistungsorientierten Spiritualität eine entschiedene Absage erteilen. Deswegen achte ich darauf, was die Dinge sind, die meinen Christusfokus vernebeln. Diese gilt es zu eliminieren und auszuschalten.
Ich lebe in der Gemeinschaft mit Christus und möchte mich von dieser Gemeinschaft erfüllen lassen. Aus Freude und Dankbarkeit setze ich mich ein – in der Gemeinde, bei der Mitarbeit, beim Helfen.
Ich möchte dazu beitragen, Jesus bekannt zu machen. Aber das tue ich aus Freude und Dankbarkeit, nicht aus einem „Ich muss“ oder weil mich der Pastor, der Missionar oder irgendjemand mit der geistlichen Peitsche antreibt.
Nein, aus Freude und Dankbarkeit tue ich es.
Vielleicht sitzt hier jemand, der sagt: „Ich möchte das nicht nur ehrenamtlich, sondern hauptamtlich tun – im großen, weiten, kulturübergreifenden Dienst.“ Dann mach das!
Hier gibt es eine wunderbare Ausstellung. Schau dich um, da unten, da drüben. Dort gibt es viele Möglichkeiten, die dich und deinen Christusfokus stärken können.
Dieses Streben, dieser Christusfokus zeigt sich auch darin, dass Paulus sagt, er will Jesus immer besser kennenlernen. Er geht bei Jesus in die Lehre, lernt von ihm und ordnet sein Leben nach ihm.
Nimm sein alltägliches Leben zum Vorbild.
Dieses Unterwegssein mit Jesus, das Nachfolgen, geschieht immer mit der Bibel in der Hand und in Gemeinschaft mit anderen Menschen. Dieses Solo-Christentum, das man nur übers Internet lebt, ist schwierig.
Es geht immer darum, in Gemeinschaft von Jesus zu lernen.
Ich sehne mich danach, dass Jesus sich in meinem Leben verwirklicht. Ich strebe danach, dass Jesus durch jede Pore meines Lebens zum Vorschein kommt – egal wo ich bin und was ich tue, hierzulande oder im Ausland.
Ich möchte die Auferstehungskraft von Jesus erleben.
Paulus geht sogar so weit, dass er an Jesu Leiden teilhaben will. Das wünscht sich natürlich niemand. Wir wollen die Wunder und die Kraft Gottes erleben, aber an den Leiden teilhaben, die Jesus hatte, das muss nicht unbedingt sein.
Aber Paulus sagt: Ich will Jesus ähnlicher werden.
Und das gelingt dort, wo wir uns in die Mission Jesu einklinken.
Jesus hat eine Mission in dieser Welt. Wenn wir uns da einklinken, kann schon der eine oder andere Widerstand auf uns zukommen.
Aber wir streben nach Jesus, und er setzt sich in dieser Welt durch.
Das mache ich als Studentin, als Mitarbeiter in der Firma, als Hobbykicker im Fußballverein, als ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Gemeinde oder als hauptamtlicher Pastor.
Der Theologe Fulbert Stefanski sagte einmal: „Mission heißt, zeigen auf das, was man liebt.“
Mission heißt, zeigen auf das, was man liebt.
Dafür wünsche ich dir von ganzem Herzen viel Kraft, Mut und Freude.
Schau dich auf der Ausstellung gut um, ob es etwas gibt, wo du dich einklinken kannst in die Mission Jesu – denn Jesus ist unüberbietbar. Er ist alles, und alles andere ist im Vergleich Müll.
Darum lohnt es sich, nur nach ihm zu streben und auf ihn ausgerichtet zu leben.
Dann trifft auch das ein, was ich eingangs gesagt habe, das Statement der Moskito: Wenn sie kommt und dich sticht, dann fliegt sie davon.
There is power in the blood.
Wir beten noch zusammen:
Herr Jesus, wir danken dir, dass du der große Schatz bist, dass wir diesen großen Fund in dir haben und dass du unüberbietbar groß, reich, schön und herrlich bist.
Wir preisen dich und danken dir für das, was du getan hast. Wir danken dir für deine Gerechtigkeit, in die wir uns hineinkleiden dürfen, von der wir leben und vor der wir bestehen können – vor dir.
Danke, Herr.
Hilf uns und lege in uns die Sehnsucht, das Streben und das Begehren hinein, dass es in unserem Leben um dich geht, lieber Herr, und um deine Ehre, für die wir leben und sterben.
Danke dafür. Amen.
