
Wir fahren weiter. Gerade vor der Pause gab es noch eine Frage. Kannst du die Frage nochmals wiederholen, zusammen mit der Jesajastelle?
Wir legen den Rabbinertext Jesaja 44,6 aus. Also schlagen wir Jesaja 44,6 auf, und Christian liest:
Jesaja 44,6: So spricht der Herr, der König Israels, und sein Erlöser, der Herr der Heerscharen: „Ich bin der Erste und ich bin der Letzte, und außer mir gibt es keinen Gott.“
Deine Frage, nehme ich an, bezieht sich auf diese Stelle. Hier steht: „der Herr, der König Israels“, dann folgt „und sein Erlöser, der Herr der Heerscharen.“
Man könnte so antworten, dass das Wort „und“ auf Hebräisch auch „ja, und zwar“ bedeuten kann. Dann würde man sagen, dass hier nicht von einer zweiten Person die Rede ist, sondern dass der Herr, der König Israels, zugleich sein Erlöser ist, nämlich der Herr der Heerscharen.
Aber wir haben viele andere Stellen, die ebenso beweiskräftig sind.
Am Bahnhof sprach ich jemanden auf den Glauben an. Dabei stellte sich heraus, dass er jüdischer Abstammung ist. Er sagte zu mir: „Ihr seid Götzendiener.“
Ich antwortete sofort und fragte: „Warum? Ihr betet doch einen Menschen an.“
Dann wartete ich einen Moment und erklärte: „Ja, aber dieser Mensch ist zugleich Gott, und das steht quasi in eurer Bibel.“
Er wollte wissen, wo genau das steht. Ich nannte Jesaja 9,6: „Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; man nennt seinen Namen Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott.“
Ich erläuterte weiter: „Als Kind geboren – das bedeutet, der Messias ist ein Mensch. Und ich muss sagen, in den Schriften der Rabbiner kann ich das belegen. Diese Stelle spricht vom Messias. Also, ein Kind geboren – der Messias ist ein Mensch. Aber wenn sein Name ‚El Gibor‘ ist, das heißt ‚Gott, Starker‘, dann ist er Gott.“
Und da habe ich gesagt, und Micha 5,1, und auch dort muss ich sagen: In jeder Rabbinerbibel wird klargemacht, dass hier vom Messias gesprochen wird.
Dort sagt Gott: „Und du, Bethlehem Ephrata, zu klein, um unter den Tausenden von Juda genannt zu werden, aus dir wird mir hervorgehen, der Herrscher in Israel sein soll. Und seine Ausgänge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her.“
Ich habe gesagt: Wenn jemand in Bethlehem geboren wird, dann ist er ein Mensch. Aber wenn seine Ursprünge von den Tagen der Ewigkeit sind, dann ist er Gott.
Und noch ein bisschen weiter, dann seine lakonische Antwort: „Sie können gut reden.“ Ja, aber das war das Wort Gottes, und zwar das Alte Testament.
Ich habe ja gesagt, wenn wir noch einmal zurückkommen auf Matthäus 22, Vers 46: „Und niemand konnte ihm ein Wort antworten, noch wagte jemand von dem Tag an, ihn ferner zu befragen.“ Also, das hat voll eingeschlagen. Der Herr hat aber keine Antwort bekommen. Er hat alle Fragen beantwortet, doch Sie geben ihm keine Antwort.
Und dann ist es eben so, dass diese Antwort immer noch offen ist. Aber wenn es in der Zukunft geschehen wird, dass der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit kommen wird, schlagen wir auf Sacharja 12. Sacharja 12 bis 14 hängt ja direkt zusammen, es sind drei Kapitel, die ein Ganzes bilden. Dort geht es um die Wiederkunft des Messias auf dem Ölberg.
Wenn wir nur einmal aufschlagen, Kapitel 14, Vers 3: „Und der Herr“, also Yahweh, großgeschrieben „Herr“, „wird ausziehen und gegen jene Nation kämpfen, wie an dem Tag, da er kämpft, an dem Tag der Schlacht. Und seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem im Osten liegt.“
Ja, und für jeden Juden ist klar: Wer ist das, der da auf dem Ölberg stehen wird? Das ist der Messias.
Hier steht ganz klar: „Und der Herr wird ausziehen und gegen jene Nation kämpfen, und seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen.“ Die Füße des Ewigen – hier steht Yahweh, nicht wahr?
In unserer Bibel wird hier „Herr“ mit Großbuchstaben geschrieben. In der Synagoge wird bis heute, immer wenn der Name im Text steht, JHWH geschrieben, also Yahweh, der Ewigseiende. Aus Ehrfurcht wird der Name nicht ausgesprochen, denn der Name Yahweh darf gemäß dem dritten Gebot nicht laut ausgesprochen werden.
Darum liest man „Adonai“, also nicht „Adoni“ (mein Herr), sondern „Adonai“. Wir haben gesehen, dass im Psalm 110 der Herr Jesus „Adonai zu deinen Rechten“ genannt wird. Es geht hier also um den göttlichen Namen.
Und nochmals, im Anschluss an eine Frage in der Pause: Wenn man in Israel jemanden auf der Straße begrüßt, sagt man „Adoni“, was „mein Herr“ bedeutet – ähnlich wie „Monsieur“.
Aber „Adonai“ würde man nicht so verwenden, das wäre lästerlich. Das geht gar nicht! Für jeden Juden ist klar, dass in der Synagoge weltweit an jedem Sabbat „Adonai“ als Ersatzwort für „Yahweh“ benutzt wird.
Im Psalm 110 wird der Herr Jesus „Adonai“ genannt. Das bedeutet wörtlich „meine Herren“ in der Mehrzahl. Damit unterscheidet sich der Begriff als göttlicher Titel, als göttlicher Name.
Hier wird also gesagt: „Adonai“, also „Yahweh“, seine Füße werden an jedem Tag auf dem Ölberg stehen. Er hat ewige Füße. Ja, natürlich, denn er wurde als Kind geboren, in Bethlehem.
Schauen wir uns einmal an, was in Kapitel 12, Vers 10 steht. Dort spricht der Messias. Wer liest?
„Aber über das Haus David und über die Bewohner von Jerusalem gieße ich den Geist der Gnade und des Flehens aus. Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und über ihn wehklagen, wie man über den einzigen Sohn wehklagt. Sie werden bitter über ihn weinen, wie man bitter über den Erstgeborenen weint.“
Spricht hier jemand, der den Geist Gottes ausgießen kann? Ich werde den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen. Und das kann nur Gott sein, der Heilige Geist, der diesen Geist ausgießt.
Und er sagt: „Und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“ Um noch klarer zu machen, wer hier spricht, wird in Kapitel 12, Vers 1, deutlich, dass es sich um den Herrn handelt. Dort heißt es: „Ausspruch, Wort des Herrn über Israel: Es spricht der Herr, der den Himmel ausspannt und die Grundmauern der Erde legt und den Geist des Menschen in seinem Inneren bildet.“
Ganz klar spricht also Yahweh. Der Ausspruch des Wortes des Herrn, der mit Großbuchstaben als Yahweh bezeichnet wird, lautet: „Es spricht Yahweh, der das Universum ausdehnt, der den Himmel ausspannt – das sich ausdehnende Universum – und die Erde gründet, der den Geist des Menschen im Menschen bildet.“
Dann spricht er weiter: „Siehe, ich mache Jerusalem zu einer Taumelschale.“ Er spricht dies in allen Versen, auch in Vers 10. Dort heißt es: „Und ich werde über das Haus Davids und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen, und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“
Kann man Yahweh durchbohren? Ja, natürlich. Er wurde Mensch und wurde am Kreuz mit einem Speer durchbohrt.
Darum wird diese Stelle in Johannes 19 auf genau diesen Moment bezogen, als der Soldat die Seite des Herrn öffnete. Dort heißt es: "Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben." Damit ist klar, dass Yahweh sagt: Sie werden auf mich blicken.
Ich könnte nun zeigen, dass in der rabbinischen Literatur gesagt wird, diese Stelle beziehe sich auf den Messias. Das ist wirklich bekannt.
So lässt sich alttestamentlich beweisen, dass der Messias Yahweh ist.
Aber haben wir genau gelesen? Es heißt hier: „Und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und über ihn wehklagen, gleich der Wehklage.“
Jetzt spricht eine andere Person im gleichen Satz. Zuerst heißt es: „Sie werden auf mich blicken“, und dann: „Sie werden über ihn wehklagen.“ Aber wer spricht hier eigentlich? In Vers 1 sagt Yahweh.
Doch sehen wir genauer hin: In Yahweh sind mehr als eine Person enthalten. Zuerst spricht Gott der Sohn: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“ Danach spricht der Vater: „Sie werden über ihn wehklagen, gleich der Wehklage über den einzigen Sohn.“
Das bedeutet, dass der Schmerz sehr tief sein wird, wenn sie dann weinen und Buße tun. Sie werden bereuen, dass damals der Messias abgelehnt wurde. Dieser Schmerz wird so bitterlich sein wie der Verlust des einzigen oder erstgeborenen Sohnes.
Das ist ein ganz besonderer Schmerz. Und so werden sie wehklagen.
Und dann werden Sie Jesaja 53 so beten, wie es geschrieben steht: Er hatte keine Gestaltung, keine Pracht, und als wir ihn sahen, hatte er kein Ansehen, das uns begehrt hätte. Er war verachtet und von den Menschen verlassen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt.
Weiter heißt es: Doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.
Warum ist Jesaja 53 so in der Vergangenheitsform geschrieben, obwohl es eine Prophetie ist, die erst über siebenhundert Jahre später in Erfüllung gehen sollte? Der Heilige Geist hat es so inspiriert, damit der jüdische Überrest, wenn er auf ihn blicken wird – den sie durchbohrt haben – genau so weinen kann.
Sie werden genau diesen Schmerz empfinden, den man empfindet; es ist ein ganz spezieller Schmerz, sehr bitter und einzigartig. Und so werden sie Buße tun darüber.
Ja, damit ist klar: Jesus, der Messias, ist Gott und Mensch in einer Person. Das bezeugt das Alte Testament sehr deutlich.
Der Herr Jesus fragt jedoch: Wie könnt ihr das einfach so beiseitelassen und behaupten, der Christus, der Messias, sei bei seiner Ankunft nur ein Mensch? Niemand kann ihm darauf eine Antwort geben.
Dann werden sie antworten: Ja, unterherrschen Sie. Ich kann die Schriften noch bezeichnen, aber nicht beantworten. Doch der nicht schriftgelehrte Fischer und Unternehmer Petrus argumentiert am Pfingsttag anders.
Er zitiert genau diesen Vers aus Psalm 110.
Wollen wir es gleich aufschlagen? Ein Jude, der kein ordinierter Rabbiner war, aber drei Jahre bei Jesus in der Schule war, erklärt in seiner Pfingstpredigt in Apostelgeschichte, wie Psalm 110 zu verstehen ist.
Welchen Vers möchtest du vorschlagen, Andreas?
Vers dreißig und einunddreißig, und dann Vers vierunddreißig und fünfunddreißig.
Gut. Christian, Vers dreißig?
Da er nun ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm mit einem Eid geschworen hatte, einen seiner Nachkommen auf seinen Thron zu setzen, hat er voraussehend von der Auferstehung des Christus gesprochen. Er sagte, dass dieser weder im Hades zurückgelassen worden sei, noch dass sein Fleisch die Verwesung gesehen habe.
Dann 34: Denn nicht David ist in den Himmel aufgefahren. Er sagt aber selbst: „Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege.“
Das ganze Haus Israel soll nun zuverlässig wissen, dass Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat – diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt.
Petrus ist sich also völlig im Klaren und hat die Antwort gegeben. Juden durch alle Generationen hindurch, die zum Glauben gekommen sind, haben erkannt, dass der Messias Gott ist, und haben diese Antwort gegeben.
Aber Israel als Nation ist diese Antwort noch schuldig. Diese wird dann gegeben werden, wenn sich Zacharja 12 erfüllt.
Er hat mich in Jerusalem gefragt: Glauben Sie, dass der Messias kommt? Das war gerade angesichts des Ölbergs eine bedeutsame Frage.
Da habe ich gesagt: Ja, ich glaube, dass er gekommen ist und dass er noch kommen wird. Aber ich glaube auch, dass er bereits gekommen ist.
Dann habe ich Sacharja 12 zitiert: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“ Ich erklärte, dass sie ihn beim ersten Mal durchbohrt haben. Wenn er dann ein weiteres Mal kommen wird, werden sie über denjenigen wehklagen, den sie damals durchbohrt haben.
Diese Stelle umfasst also das zweimalige Kommen des Messias in diese Welt.
Ja, und jetzt ist diese ganze Diskussion am Dienstag beendet, und niemand hat eine Umkehr erlebt. Das ist doch so frustrierend. Wenn man einen Dienst tut – und der Herr Jesus hat drei Jahre lang einen Dienst getan – und die Masse ist nicht umgekehrt.
Man kann sich vorstellen, wie es ist, wenn man etwas für den Herrn tut und die ganze Energie hineinsteckt. Das kann auch in der Seelsorge so sein, wenn man alle Energie und Kraft einsetzt und am Schluss kein Ergebnis sieht. Das ist sehr frustrierend und enttäuschend.
Schauen wir mal in Jesaja 49. Dort lesen wir, was im Herzen des Herrn Jesus vorgegangen ist. Ab Vers 1 geht es um den Messias. Das ist eines der fünf Gottesknechtgedichte über den Messias in Jesaja. Dazu gehören auch Jesaja 42, 49, 50, 53 und 61.
Und da spricht der Messias ab Vers 1, und Gott sagt zu ihm in Vers 3: „Du bist mein Knecht, Israel, an dem ich mich verherrlichen werde.“
Der Messias wird hier Israel genannt, weil er das erfüllt hat und getan hat, was Israel nicht getan hat, nämlich Frucht gebracht. Darum trägt er diesen Titel: „Mein Knecht, Israel, an dem ich mich verherrlichen werde.“
Jetzt spricht der Messias, der so treu war – im Gegensatz zu seinem eigenen Volk – in Vers 4: „Ich aber sagte: Umsonst habe ich mich abgemüht, vergeblich und für nichts meine Kraft verbraucht. Doch mein Recht ist bei dem Herrn und mein Lohn bei meinem Gott.“
Ja, wir können besonders an diesen Moment denken. Die Diskussionen sind vorbei, der Herr hat eine Frage gestellt, aber niemand gibt eine Antwort. Da fühlt man sich umsonst abgemüht, vergeblich und hat seine Kraft für nichts verzehrt.
Diese Enttäuschung hat der Herr voll empfunden. Er ist ein wirklicher Mensch geworden, und in seinen Empfindungen war er sogar tiefer als wir. Denn unsere Gefühle sind durch die Sünde verhärtet worden.
Weil wir direkt mit der Sünde in Kontakt gekommen sind und gesündigt haben, hat das einen Einfluss auf unsere Gefühlswelt. Beim Herrn Jesus war alles vollkommen. Dennoch hat er diese Enttäuschung noch viel tiefer empfunden.
Aber dann sagt er: „Doch, mein Recht ist bei dem Herrn, mein Lohn bei meinem Gott.“ Er weiß, dass der Vater hier zu seinem Recht ziehen wird. Er wird einen Lohn haben für seine Hingabe als Knecht Gottes bis in den Tod.
Und dann lesen wir, wie Gott sagt, dass er noch viel mehr vorhat. Wir lesen gerade noch Vers fünf:
„Und nun spricht der Herr, der mich von Mutterleib an für sich zum Knecht gebildet hat, um Jakob zu ihm zurückzubringen und damit Israel zu ihm gesammelt werde. Ich bin geehrt in den Augen des Herrn, und mein Gott ist meine Stärke geworden.“
Ja, er spricht: „Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten Israels zurückzubringen. So mache ich dich auch zum Licht der Nationen, dass man Heil bringe bis an die Enden der Erde.“
Jetzt wird klar: Wenn der Messias hier Israel genannt wird, dann wird gesagt, dass er der wahre Weinstock ist (Johannes 15,1). Israel wird im Psalm 80 als der Weinstock genannt, der keine Frucht gebracht hat. Der Herr Jesus nennt sich in Johannes 15: „Ich bin der wahre Weinstock.“ Darum nennt der Vater ihn „mein Knecht Israel“.
Er sagt, dass es zu wenig ist, wenn er nur für Israel gekommen ist. Der Herr hat sich in seinem Dienst zuerst ganz auf Israel fokussiert. Doch dann kam die Enttäuschung: Die Masse nahm ihn nicht an, und die Führerschaft hat ihn offen verworfen. Das wurde besonders deutlich an diesem Dienstag. Er sagte: „Umsonst, vergeblich, meine Kraft verziert.“
Aber dann spricht Gott der Vater und sagt: Es ist zu wenig, dass du nur den Auftrag hast, die Stämme Jakobs aufzurichten. Damals lebten schon viele Juden im Ausland, rund um das Mittelmeer. Deshalb finden wir in der Apostelgeschichte, wenn Paulus von Stadt zu Stadt zieht, immer Synagogen. Viele Juden waren im Ausland.
Als Jesus kam, hätte er auch die Aufgabe gehabt, all diese Juden zu sammeln und ins Land zurückzubringen, wenn er als König seine Herrschaft aufrichten würde. Doch er wurde als König abgelehnt, und deshalb ist diese Sammlung nicht geschehen.
Gott sagt: Es ist zu gering, dass du mein Knecht bist, nur um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten von Israel zurückzubringen. Stattdessen sollst du auch zum Licht der Nationen gesetzt werden. Anstelle dieser Enttäuschung sollte das Evangelium zu allen Nationen gebracht werden, was durch zweitausend Jahre hindurch geschehen ist.
Alle Nationen sind bis heute erreicht – nicht alle Stämme, nicht alle Menschen, aber alle Nationen. Das ist die größte Einheit. Jesus wurde das Heil bis an die Enden der Erde gebracht.
Der Ausdruck „bis an das Ende der Erde“ bezeichnet die Teile des Festlandes, die am weitesten von Israel entfernt sind. Zum Beispiel Kolumbien. Ich habe den Kolumbianern gesagt, dass von ihnen direkt in der Bibel die Rede ist. In all diesen vielen Stellen muss man mit Konkordanzen zusammensuchen, wo über das Ende der Erde oder die Enden der Erde gesprochen wird oder vom Ende des Himmels.
Diese Orte sind eben die von Israel am weitesten entfernten Teile. Israel ist das Zentrum. In Hesekiel 5,5 heißt es: „Dies ist Jerusalem; ich habe es mitten in die Nation gesetzt und Völker um es herum.“ Die Stadt liegt am Knotenpunkt der drei Kontinente Europa, Asien und Afrika.
Darum sage ich: Kolumbien oder Tierra del Fuego, Feuerland ganz unten in Südamerika, oder Alaska oder Kalifornien – das ist am Ende der Erde. Auch Thailand habe ich erwähnt. Von euch steht ebenfalls ganz direkt in der Bibel, an allen Stellen, wo von den Enden der Erde gesprochen wird. Und das Heil ist bis dorthin gekommen.
In allen Nationen gibt es echte Gläubige, die sich wirklich bekehrt haben. Sie haben ihre Sünden im Gebet Gott bekannt, bereut und das Opfer des Herrn Jesus ganz bewusst für sich in Anspruch genommen. Diese Gläubigen in allen Nationen hat Gott, der Vater, dem Herrn Jesus geschenkt.
Dies geschah als Antwort auf eine große Enttäuschung, die umsonst war. Es war eine furchtbare Enttäuschung, die Jesus erlebt hat, besonders an diesem Ende des Dienstags vor Karfreitag.
Noch etwas: Eine weitere Perle findet sich in Jesaja 49,1. Dort heißt es: „Hört auf mich, ihr Inseln, und horcht auf, ihr Völkerschaften, die ihr von fern her seid!“ Hier spricht der Herr Jesus, der Messias, zu den Völkern.
Wir wissen aus Vers 6, dass er für sie zum Heil werden sollte bis an das Ende der Erde. Doch hier spricht er nicht nur von Völkern in der Ferne, sondern sagt ausdrücklich: „Hört auf mich, ihr Inseln!“
Im Hebräischen steht hier das Wort „Ijim“. „Ij“ bedeutet Insel, und „Ijim“ ist der Plural, also die Inseln. Im biblischen Hebräisch ist dies ein ganz spezieller Ausdruck für die Inseln des Mittelmeers auf der europäischen Seite – von Kleinasien, dem heutigen Gebiet der Türkei, bis nach Spanien.
Es lohnt sich, all diese Stellen im Alten Testament nachzugehen, an denen von den Inseln, den „Ijim“, gesprochen wird. Dieses Wort ist der typische Ausdruck für Europa.
Kail und Delitzsch, zwei der größten Hebräisch-Spezialisten des 19. Jahrhunderts, haben sich intensiv damit beschäftigt. Delitzsch hat auch das Neue Testament ins Althebräische übersetzt, vor allem im Blick auf die Judenevangelisation. Diese Übersetzung wird bis heute noch verwendet.
In ihrem umfangreichen Kommentar zum Alten Testament, der etwa zehn Bände umfasst, erklären sie im ersten Band zu 1. Mose 10, wo die „Ijim“ erwähnt werden, dass dieses Wort speziell die Inseln des Mittelmeers bezeichnet. Diese liegen auf der europäischen Seite von Kleinasien bis nach Spanien.
Das ist einer der typischen Ausdrücke im Alten Testament für Europa. Und der Herr Jesus spricht hier Europa an.
Damals, an diesem Dienstag, war noch gar nicht klar, wie das Evangelium über Israel hinaus zu den Völkern gelangen sollte.
Das wird in der Apostelgeschichte beschrieben. Wir sehen, dass das Evangelium sehr schnell nach Asien weiterging. Ebenso wird beschrieben, wie es nach Afrika kam, wenn wir an Äthiopien denken, der mit dem Evangelium wieder zurück auf seinen Kontinent ging. Auch nach Europa verbreitete sich das Evangelium, besonders durch die Missionsreisen des Apostels Paulus.
Es war jedoch nicht klar, welcher Kontinent die deutlichste Antwort auf das Evangelium geben würde. Es hätte Afrika sein können, das der christliche Kontinent wird. Doch das ist nicht geschehen. Ebenso hätte Asien der christliche Kontinent werden können, aber auch das ist nicht eingetreten.
Europa wurde im Laufe der Jahrhunderte stark durch die Bibel geprägt, geformt und verändert. Dies wirkte sich bis in gesellschaftliche Bereiche und den Umgang der Menschen hinein aus. Man bedenke die Barbaren, die früher aus den Schädeln ihrer Feinde Bier tranken – die alten Germanen waren wilde Kerle. Doch das Evangelium hat Europa tiefgreifend verändert.
Auch die Kunst wurde durch das Christentum beeinflusst: Die Malerei, die Musik – von einstimmigen Gesängen bis hin zur Vierstimmigkeit und dem Bachchoral. Von dort aus entwickelte sich die gesamte konzertante klassische Musik, die durch das Christentum geprägt wurde.
Dieser Kontinent hat die größte Antwort gegeben. Der Herr Jesus sagt: „Hört auf mich, ihr Inseln, und hört zu, ihr Völkerschaften in der Ferne!“ (Jesaja 49,1). In Vers 6 heißt es weiter, dass er zur Rettung bis ans Ende der Erde gesetzt ist, besonders mit Blick auf Europa.
Umso schrecklicher ist es, heute zu sehen, wie Europa der Kontinent geworden ist, der alles verwirft – nicht nur die Bibel, sondern sogar die Schöpfungsordnung. Diese Ordnung kennen alle Kulturen, auch ohne die Bibel zu kennen. Jeder Hindu weiß zum Beispiel den Unterschied zwischen Mann und Frau, ganz ohne Bibel.
Europa hingegen hat diese Dinge vergessen und sogar die Schöpfungsordnung über Bord geworfen. Ein Kontinent, der einst so stark auf das Evangelium reagierte, verwirft heute alles.
Aber eben positiv wollen wir jetzt zuerst mal sehen: Der Herr Jesus hat diese Enttäuschung erlebt und so viel Kraft eingesetzt. Und jetzt, wo ist das Ergebnis geblieben? Dann folgt die Ermutigung des Vaters.
Es geht jetzt zu allen Völkern, und ganz besonders zu den Ijin. Das war also etwas ganz Wunderbares. Der Herr Jesus sagt dann an diesem selben Dienstag – wenn wir ein bisschen vorausgreifen – in Matthäus 24, in seiner Endzeitrede auf dem Ölberg, nach diesem Tag im Tempel, hält der Herr Jesus seinen Jüngern diese Ölberg-Prophezeiung.
Er sagt unter anderem in Vers 14: „Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das Ende kommen.“ Jesus beschreibt hier die Zeichen der Endzeit. Die Jünger fragten: „Was ist das Zeichen der Endzeit?“ Jesus gibt ihnen nicht nur eines, sondern etwa fünfundzwanzig in der Größenordnung.
Eines davon ist: Das Evangelium des Reiches wird auf dem ganzen Erdkreis gepredigt werden, allen Nationen zum Zeugnis. Hier steht nicht „Völkern“. Ich weiß, gewisse Übersetzungen haben „allen Völkern“. Aber im Griechischen steht hier „Ethnos“, und „Ethnos“ ist die größte Einheit. „Volk“ wäre im Griechischen „Laos“, und das ist eine kleinere Einheit.
Zum Beispiel ist Russland eine Nation, aber Russland besteht aus ganz verschiedenen Völkern. Die Slawen sind ein Volk, ein wichtiges Volk für Russland, aber es gibt noch viele, viele andere Völker bis nach Fernost. Russland ist groß und besteht aus ganz verschiedenen Stämmen. Russland ist eine Nation, ein „Ethnos“, und dann besteht es aus verschiedenen „Laos“ und noch kleineren Einheiten, den Stämmen.
Der Herr Jesus sagt: allen Nationen zu seinem Zeugnis. Er sagt nicht einmal „allen Völkern“. Man rechnet etwa mit zehntausend verschiedenen Völkern weltweit. Nationen, die meisten davon sind Mitglied von einem Verein, der heißt UNO, in der Größenordnung von etwa 200.
Und Jesus sagt, alle Nationen werden erreicht werden mit dem Evangelium. Und dann wird das Ende kommen. Das Ende – das werden wir noch sehen, wenn wir bald in der Mitte Matthäus 24 sehr detailliert anschauen, in der Endzeitrede – ist die Bezeichnung für die große Drangsal, die letzten dreieinhalb Jahre, bevor der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit kommt.
Er sagt also: Zuerst wird das Evangelium alle Nationen erreichen, und dann kommt das Ende. Alle Nationen werden erreicht sein. Und da sagt er nicht nur „das und das und das“, sondern: „und dann wird das Ende kommen.“ Das ist unglaublich, wenn man darüber nachdenkt. Es zeigt, in welcher Zeit wir stehen.
Und wenn das Ende kommt, dann wird auch die Entrückung vorher stattfinden. Denn 1. Thessalonicher 1,9 sagt, dass die Thessalonicher sich bekehrt haben von den Götzenbildern zum lebendigen Gott, um ihm zu dienen und seinen Sohn aus dem Himmel zu erwarten, Jesus, der uns errettet vor dem kommenden Zorn.
Das griechische Wort „Apo“ bedeutet „weg vom Kreis“. Man kann es sich so vorstellen: Ein Kreis mit einem Pfeil, der aus dem Kreis herausführt. Dieses Wort „Apo“ meint also „weg vom Kreis“, nicht „im Kreis“. Jesus rettet uns vor dem kommenden Zorn. Das heißt, die Gemeinde wird nicht in die apokalyptischen Gerichte hineinkommen, die in den Siegeln 1 bis 7 beschrieben sind, sondern wird vorher errettet.
Wenn das also jetzt schon möglich ist, dann erst recht nach der Entrückung der Gemeinde.
Ist es richtig, dass dann auch sein Geist, also der Heilige Geist, weg ist? Wird der Heilige Geist bei der Entrückung mit der Gemeinde weggehen? Offenbarung 22 sagt: „Der Geist und die Braut sagen: Komm!“ Für die Entrückung kommt der Herr Jesus als der Bräutigam. Er kommt nicht aus der Richterwelt, die sich auf dem Ölberg befindet, sondern zur Entrückung als Bräutigam. Der Geist und die Braut rufen also gemeinsam.
Das bedeutet, der Heilige Geist, der an Pfingsten kam, um in der Gemeinde zu wohnen, wird bei der Entrückung mit der Gemeinde weggehen.
Aber jetzt ist der Heilige Geist Gott, und Gott ist allgegenwärtig. Was heißt das, wenn gesagt wird, der Heilige Geist sei an Pfingsten gekommen? War er nicht schon vorher da, allgegenwärtig? Natürlich war er das.
Wenn es heißt, der Heilige Geist kam, um in der Gemeinde zu wohnen – siehe 1. Korinther 3,16: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ – dann bedeutet „wohnen“, dass Gott an einem bestimmten Ort sich zu Hause fühlt, auch wenn er allgegenwärtig ist.
So kam der Heilige Geist, um in besonderer Weise in jedem Gläubigen Wohnsitz zu nehmen. Wohnen bedeutet auch, dass Gott sich dort auf besondere Weise offenbart.
Im Alten Testament, als Gott im Salomonstempel wohnte, sagt Salomo in 1. Könige 8,27: „Der Himmel und die Himmel der Himmel, die Atmosphäre, der blaue Lufthimmel und das Universum könnten ich nicht fassen, wie viel weniger dieses Haus, das ich dir gebaut habe.“ Das heißt, Gott wohnt im Salomonstempel in besonderer Weise, indem er sich dort offenbart.
Damals kam die Königin von Saba, das ist im heutigen Jemen, über tausend Kilometer durch die Wüste nach Jerusalem. Sie sagte: „Man hat mir nicht die Hälfte gesagt in meinem Land. Du hast sogar das Gerücht übertroffen.“ Sie erkannte den wahren Gott, den Herrn, weil Gott in Jerusalem wohnte.
Darum ist es auch so besonders, wie viele Millionen Menschen in den vergangenen zweitausend Jahren zum Glauben gekommen sind. Die meisten kamen durch den Kontakt mit Kindern Gottes. Untersuchungen haben gezeigt, dass es nur sehr wenige Menschen gibt, die ohne Kontakt zu Gläubigen zum Glauben kommen.
Natürlich können noch ein Buch oder eine Predigt hinzukommen, aber immer ist der Kontakt zu Gläubigen entscheidend. Das ist wichtig, weil der Heilige Geist in den Gläubigen wohnt und sich dort auf besondere Weise offenbart. So können Menschen Gott erkennen, gerade durch den Kontakt mit Gläubigen und deren Verhalten.
Ich meine jetzt nicht das negative Verhalten, über das oft gesprochen wird, sondern das viele gute Verhalten. Man merkt, wie diese Menschen anders sind, nachgiebig, lehrfähig, mild und duldsam, auch im Umgang mit denen, die widersprechen. So kann man Gott erkennen.
Das bedeutet, der Heilige Geist wohnt in einer besonderen Weise in jedem Gläubigen. Dieses besondere Wohnen wird bei der Entrückung aufhören. Aber der Heilige Geist wird auch nach der Entrückung weiterwirken, und Menschen werden zum Glauben kommen, die das Evangelium bis dahin noch nicht gehört haben.
Eine unzählbare Schar wird zum Glauben kommen, wie Offenbarung 7,9 sagt. Also ist es nicht richtig, wie manche meinen, dass nach der Entrückung niemand mehr zum Glauben kommen kann. Das stimmt nicht.
Aber das Besondere, was wir heute in der Gemeinde erleben, wird nach der Entrückung nicht mehr so sein.
Ja, und nun sollten wir zum Schluss kommen.
Im Folgenden betrachten wir Matthäus 23. Dort spricht der Herr über die Führerschaft Israels, und es ist ein sehr hartes Kapitel. Jetzt spricht der Herr Jesus ganz anders. Beim nächsten Mal werden wir diese acht – übrigens nicht sieben, sondern acht – Weherufe über die Schriftgelehrten und Pharisäer sehen.
Man fragt sich, warum es jetzt ganz anders ist. Ja, ein Punkt ist erreicht: Es ist deutlich geworden, dass der Herr als Messias verworfen ist. Nun spricht der Herr plötzlich als Richter. Ganz anders, als er vorher gesprochen hat, und zwar in dieser Weise. Er deckt das ganze verkehrte System auf.
Das erinnert sehr an die Art, wie bereits Hesekiel die Hirten Israels anprangerte, zum Beispiel in Hesekiel 34, wo er die falschen Hirten Israels an den Pranger stellt. Auch Jeremia tut Ähnliches. Manche haben gesagt, Matthäus 23 sei antisemitisch – ein törichtes Urteil!
Nein, der Herr Jesus spricht hier genau wie die Propheten. Er richtet sich gegen die Führer und stellt ihre Heuchelei, Geldgier und die Verdrehung der Wahrheit an den Pranger. Er spricht also ganz anders: Wehe, wehe, wehe!
Wenn wir im Matthäusevangelium weitergehen, sehen wir, dass der Herr Jesus in den späteren Kapiteln vor Kajafas, dem Hohen Priester, und vor dem Hohen Rat steht. Dort spricht er kein Wort mehr.
Früher hat er immer geantwortet, begründet und ist sogar auf Versuchungen eingegangen. Warum also schweigt er dort? Weil der Moment gekommen ist, an dem das Reden endet. Der Herr spricht nicht immer. Es gibt einen Zeitpunkt, an dem er nicht mehr spricht. Das müssen wir den Menschen auch vermitteln.
Man kann nicht sagen: „Ich bekehre mich heute nicht, vielleicht morgen oder in zwei Jahren.“ Das ist sehr gefährlich. Wenn man spürt, dass der Herr jetzt zu uns spricht, ist es wichtig, sich sofort zu bekehren und das nicht aufzuschieben. Denn wir können nicht garantieren, dass der Moment kommt, an dem der Herr nicht mehr spricht.
Auch im Lukasevangelium, gegenüber Herodes Antipas, schweigt der Herr. Es ist zu spät. Es gibt ein „zu spät“. Das erklärt, warum der Herr plötzlich schweigt. Nur in einem Ausnahmefall, wenn der Hohe Priester einen juristischen Trick anwendet und den Angeklagten unter Schwur stellt, muss man nach 3. Mose 5 antworten. Dort antwortet der Herr ausnahmsweise, weil die Tora, das Gesetz Mose, das verlangt. Ansonsten schweigt der Herr. Er ist wie ein Lamm, das stumm ist. Vor seinen Scheren ist er ans Kreuz gegangen.
Es ist wichtig, zu unterscheiden: Hier spricht der Herr noch. Er ist ein Vorbild dafür, wie wir mit Menschen umgehen, die widersprechen. So gewinnend, liebevoll und bemüht, nicht mit der Tür ins Haus zu fallen. Er benutzte Gleichnisse, um indirekt, aber dennoch die volle Wahrheit zu sagen.
Dann ist das Reden vorbei, und plötzlich folgt das Wehe-Kapitel. Ganz anders. Jetzt spricht der Richter. Wir hingegen sprechen nicht so, denn wir sind in der Gnadenzeit und verkünden das Evangelium. Die Zeit des Gerichts kommt erst nach der Entrückung.
Doch der Herr hat diesen Wechsel vollzogen. Noch später, vor Gericht, sagt er gar nichts mehr. Darum muss man vorsichtig sein. Es gibt Leute, die sagen: „Du wurdest angegriffen, du solltest einfach schweigen. Der Herr hat ja auch geschwiegen.“ Ja, man muss genau auf die Situation achten. Es gibt Momente, in denen man unbedingt etwas sagen muss. Und es gibt Momente, in denen man schweigen sollte, weil es nicht der richtige Augenblick ist.
So können wir vom Herrn lernen, wann wir reden und wann wir schweigen sollen. Das ist sehr gewinnbringend, wenn wir Hebräer 12, Vers 3, beachten, wie wir es am Anfang beim Lesen der Evangelien getan haben: „Betrachte den, der so großen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat.“ Wir müssen anschauen, wie er das gemacht hat. Davon können wir lernen. Und das ermutigt uns, voranzugehen, nicht matt zu werden und nicht aufzugeben.
Es gibt den Moment, in dem man einknickt. Damit möchte ich wirklich enden.
Hebräer 12,4-6: Ihr habt im Kampf gegen die Sünde noch nicht bis aufs Blut widerstanden und habt die Ermahnung vergessen, die zu euch als zu Söhnen spricht: „Mein Sohn, schätze nicht gering des Herrn Züchtigung und ermatte nicht, wenn du von ihm gestraft wirst! Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er aufnimmt.“
Man sieht hier, dass Gott uns als Kinder erzieht. Darum geht es in diesem Abschnitt. Es wird gesagt, dass ihr noch nicht bis zum Letzten gehen musstet, also nicht bis zum Martyrium. Ihr habt nicht bis aufs Blut widerstanden. Die Hebräer lebten noch.
Dann sagt Gott im Buch der Sprüche: „Mein Sohn, achte nicht gering des Herrn Züchtigung.“ Das erinnert an die Haltung der Stoiker gegenüber Leiden. Sie sagten, man müsse Leiden mimiklos ertragen, mit stoischer Miene. Das ist jedoch völlig unbiblisch.
Die Bibel sagt: Nein, alle Züchtigung ist im Moment kein Gegenstand der Freude, so steht es in Vers 11. Aber das heißt nicht, dass man die Züchtigung gering achten soll mit der Einstellung: „Macht mir nichts, ich gehe da durch.“ Nein, wir dürfen wirklich empfinden, wenn der Herr uns durch schwere Wege führt. Es tut weh, und man darf weinen. In Klagelieder 2 wird gesagt: „Schütte dein Herz aus wie Wasser vor dem Angesicht des Herrn“, so dass man die Tränen im Kessel ausleert.
Das dürfen wir, sonst wäre es, als würden wir die Züchtigung des Herrn gering achten. Aber dann gibt es noch das andere: „Ermatte nicht, wenn du von ihm gestraft wirst.“ Man kann auch einknicken und sagen: „Jetzt ist mir alles gleich“, also innerlich aufgeben.
Hier werden wir ermutigt: Nein, nicht aufgeben! Der Herr meint es gut, er liebt uns, er zieht uns und bringt uns weiter. So können wir von dem Herrn Jesus lernen, nicht mimiklos das Leiden zu ertragen und die Schwierigkeiten zu verachten, aber auch nicht einzuknicken und aufzugeben. Stattdessen sollen wir durch sein Beispiel ermutigt werden.
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