
Der Verrat des Königs und die Passahfeier
Einführung in die zeitliche Einordnung der Salbung und des Passa
Wir fahren weiter und beschäftigen uns nun mit einem weiteren Aspekt. In Matthäus 26 haben wir gesehen, dass die Salbung des Herrn durch Maria am Mittwoch vor Karfreitag stattfand.
Nun wenden wir uns Johannes 12 zu. Hier stellt sich die Frage im Zusammenhang mit Johannes 12, Vers 1: Jesus kam sechs Tage vor dem Passa nach Betanien, wo Lazarus, der zuvor gestorben war, lebte.
Das Passa fällt auf Donnerstag, den vierzehnten Nissan. Am Nachmittag um drei Uhr musste das Schlachten der Lämmer vollzogen werden. In Zweites Mose 12 wird dies näher erklärt.
Wenn wir die Bibelstellen kurz aufschlagen, können wir Matthäus 26 und Johannes 12 offen lassen und gleichzeitig Zweites Mose 12 vor Augen führen. Dort geht es um das erste Passa, das Passa in Ägypten.
Gottes Anweisung zum Passa in Ägypten
Und Gott sagt, lies, Christian, ab Vers 1:
„Und der Herr sprach zu Mose und Aaron im Land Ägypten: Dieser Monat soll für euch der Anfangsmonat sein; er sei euch der erste von den Monaten des Jahres. Redet zur ganzen Gemeinde Israel und sagt: Am zehnten dieses Monats soll sich jeder ein Lamm für ein Vaterhaus nehmen, je ein Lamm für das Haus.
Wenn aber das Haus für ein Lamm nicht zahlreich genug ist, dann nehme es mit seinem Nachbarn, der seinem Haus am nächsten wohnt. Nach der Zahl der Seelen, nach dem Maß dessen, was jeder ist, sollt ihr es auf das Lamm anrechnen.
Ein Lamm ohne Fehler, ein männliches, einjähriges soll es für euch sein, von den Schafen oder von den Ziegen sollt ihr es nehmen. Ihr sollt es bis zum vierzehnten Tag dieses Monats aufbewahren. Dann soll die ganze Versammlung der Gemeinde Israel es zwischen den zwei Abenden schlachten. Sie sollen von dem Blut nehmen und es an die beiden Türpfosten und die Oberschwelle streichen, an den Häusern, in denen sie es essen.
Das Fleisch aber sollen sie noch in derselben Nacht essen, am Feuer gebraten, und dazu ungesäuertes Brot. Mit bitteren Kräutern sollen sie es essen. Ihr dürft nichts davon roh oder etwa im Wasser gekocht essen, sondern am Feuer gebraten sollt ihr es essen – seinen Kopf samt seinen Unterschenkeln und Eingeweiden.
Und ihr dürft nichts davon bis zum Morgen übriglassen. Was aber bis zum Morgen übrig bleibt, sollt ihr mit Feuer verbrennen.
So aber sollt ihr es essen: eure Lenden gegürtet, eure Schuhe an euren Füßen und euren Stab in eurer Hand. Ihr sollt es in Hast essen; ein Passah für den Herrn ist es.“
Dann noch Verse 12 und 13:
„Und ich werde in dieser Nacht durch das Land Ägypten gehen und alle Erstgeburt im Land Ägypten erschlagen, vom Menschen bis zum Vieh. Auch an allen Göttern Ägyptens werde ich ein Strafgericht vollstrecken – ich, der Herr.
Aber das Blut soll für euch zum Zeichen an den Häusern werden, in denen ihr seid. Und wenn ich das Blut sehe, werde ich an euch vorübergehen. So wird keine Plage, die Verderben bringt, unter euch sein, wenn ich das Land Ägypten schlage.“
Danke!
Bedeutung und Namensgebung des Passamonats
Gott sagt in Vers 2, dass dieser Monat für euch der Anfang der Monate sein soll. Dieser Passamonat wird in den fünf Büchern Mose genannt. Wie? Nicht Nissan, sondern Abib. In späteren Bibelbüchern erscheint der Name Nissan, und das ist derselbe Monat.
Der Name Nissan stammt ursprünglich aus dem Babylonischen. Als Israel mit Babylon in Kontakt kam, änderte sich der Name von Abib zu Nissan. Das ist auch ein Hinweis darauf, dass die fünf Bücher Mose älter sind – eines von vielen Argumenten dafür.
Auffällig ist, dass in den frühen Bibelbüchern der Monat Abib genannt wird, während in späteren Büchern der Name Nissan verwendet wird. Ursprünglich war dieser Monat ab der Schöpfung der siebte Monat. Hier aber wird er zum ersten Monat erklärt.
Dadurch versteht man auch, warum im Judentum das Neujahr gefeiert wird – wann? Etwa im Herbst, im Monat Tischri. Dieser Monat fällt immer etwas unterschiedlich, aber ungefähr in diese Jahreszeit. Tischri ist der siebte Monat, und am ersten Tischri wird Neujahr gefeiert.
Wie passt das zusammen? Ursprünglich war Tischri der erste Monat, wenn man ab der Schöpfung rechnet. Der Mensch wurde am sechsten Schöpfungstag, am ersten Tischri, erschaffen. Dieses Ereignis wird als Rosch Haschana gefeiert – die Erschaffung des Menschen.
Die Welt wurde am 27. Elul geschaffen, also am 27. Elul begann „Es werde Licht“. Tischri war ursprünglich der erste Monat, wurde aber später zum siebten Monat. Der frühere siebte Monat wurde hier zum ersten Monat gemacht.
Im Vers 10,3 wird erklärt, dass am zehnten Tag dieses Monats jeder ein Lamm für ein Vaterhaus nehmen soll – ein Lamm für ein Haus. In Ägypten musste man also ein Lamm mit nach Hause nehmen, in die Wohnung. Die Häuser der Israeliten waren einfache Einraumhäuser, wie Ausgrabungen in Ramsesstadt zeigen.
Das Lamm wurde praktisch im Wohnzimmer gehalten. Die Kinder konnten mit dem Lamm spielen und eine emotionale Bindung aufbauen. Doch am 14. Tag musste das Lamm geschlachtet werden, und das tat weh.
Gott wollte Israel damit lehren, dass es sehr schmerzlich ist, dass der Herr Jesus, das Lamm Gottes, für unsere Sünden sterben musste. Wenn man eine Herzensbeziehung zu Jesus, dem Lamm Gottes, hat, bewegt das Nachdenken über sein Leiden unsere Herzen zutiefst.
Dieses Bild sollte genau das vermitteln: das Leiden und Sterben des Lammes, das für uns geopfert wurde.
Die zeitliche Einordnung des Einzugs Jesu und der Passalämmer
Und nun ist es interessant: Donnerstag, jetzt in Matthäus 26. Das war der Tag, an dem die Paschalämmer geschlachtet werden mussten. Dabei wird klar, dass der zehnte Nissan welcher Tag war. Wenn Donnerstag der vierzehnte Nissan ist, dann ist Mittwoch der dreizehnte Nissan. Am dreizehnten Nissan kam das Lamm Gottes vom Ölberg her nach Jerusalem geritten.
Das Lamm wurde vier Tage vor der Schlachtung in Verwahrung genommen. So kam der Herr Jesus am zehnten Nissan nach Jerusalem.
In Vers 6 wird gesagt: „Und die ganze Versammlung der Gemeinde Israel soll es schlachten zwischen den zwei Abenden.“ Das ist Deutsch, doch trotzdem versteht das kaum jemand. Was heißt „schlachten zwischen den zwei Abenden“? Das ist ein typischer hebräischer Ausdruck: „Arbaim“. Das bedeutet Doppelabend. „Ayim“ ist die Zweizahl, zum Beispiel zwei Augen: „Enaim“, zwei Ohren: „Osnaim“, zwei Nasenlöcher: „Apaim“, zwei Lippen oben und unten: „Svataim“, zwei Hände: „Yadaim“, zwei Füße: „Raglaim“, und „Arbaim“ sind zwei Abende.
Im Hebräischen bezeichnet das Wort die Zeit von drei Uhr, wenn die Sonne sich immer mehr neigt, bis zum Sonnenuntergang. Im Frühjahr ist das etwa von drei Uhr bis sechs Uhr, dem Sonnenuntergang. Also die Zeit im Frühjahr, Abib, Nissan, zwischen drei Uhr und sechs Uhr – das ist „zwischen den zwei Abenden“.
Darum praktizierte man im Judentum, auch zur Zeit des Herrn Jesus, dass die Paschalämmer zum Tempelberg gebracht wurden. Wie die Evangelien berichten, waren dafür besonders Petrus und Johannes zuständig. Sie brachten ein Lamm auf den Tempelplatz, das dann am Donnerstag von den Priestern geschlachtet wurde. Sie sahen, wie das Blut floss und aufgefangen wurde.
Anschließend mussten sie das geschlachtete Lamm an einem Stecken zu zweit vom Tempelplatz in den vorgesehenen Obersaal hinaufbringen, um das Pascha vorzubereiten. Diese zwei Jünger – und am nächsten Tag sollte dann das wahre Paschalamm geschlachtet werden und sein Blut fließen lassen.
Dadurch erhielt dieses letzte Pascha für Johannes und Petrus im Nachhinein eine ganz besonders tiefe Bedeutung. Die Schlachtung begann um drei Uhr und wurde im Judentum so praktiziert, dass bis fünf Uhr die ganze Schlachtung abgeschlossen sein musste.
Wann ist der Herr Jesus am Kreuz gestorben? Am nächsten Tag, um wie viel Uhr? Um fünfzehn Uhr, die neunte Stunde. Das Schlachten der Lämmer am Donnerstag fand also zur gleichen Zeit statt – als Vorbild für die Erfüllung, die am nächsten Tag kam. Das wahre Lamm Gottes, das wahre Paschalamm, ging um drei Uhr in den Tod.
So ist es geschehen. Und so sehen wir diese wunderbaren Parallelen.
Jesu Ankunft in Bethanien und das besondere Abendessen
Und nun können wir wieder zurückgehen zu Johannes 12. Dort haben wir gelesen, dass Jesus sechs Tage vor dem Passa nach Bethanien kam.
Welcher Tag war das? Freitag. Natürlich. Der Herr kam von Jericho her, durch das Wadi Kelt, oder wie man hebräisch sagt, das Nachalbrat, dieses tief eingeschnittene Todesschattental.
Er kam dort herauf. Dort führte die Römerstraße von Jericho nach Jerusalem hinauf. An diesem Freitag ging er in das Haus seiner Freunde Lazarus, Maria und Martha.
In Vers 2 lesen wir: Sie machten ihm dort ein Abendessen, und Martha diente, Lazarus aber war einer von denen, die mit ihm zu Tisch lagen.
Er kam also gerade vor Sabbatbeginn, am Freitagabend. Die lange Reise war vollendet, und es war ein Schabbatessen. Das ist immer das beste Essen.
Auch wenn man in ein Hotel geht, sollte man möglichst so planen, dass man am Freitagabend dort ist, denn dann gibt es das beste Essen der ganzen Woche. So hat der Herr noch einmal ein besonderes Abendessen bekommen.
In Vers 3 heißt es: Da nahm Maria einen Pfund Salböl von echter, sehr kostbarer Narde. Nun stellt sich die Frage: Wann war das?
In Matthäus haben wir gesehen, dass es Mittwoch war. Aber er kam ja am Freitag, dann kam der Sabbat.
In Vers 12 wird ein Palmsonntag eingeführt: Am folgenden Tag, als eine große Volksmenge, die zu dem Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem komme, nahmen sie Palmenzweige und gingen hinaus ihm entgegen. Sie riefen: Hosanna, gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König Israels.
Nach dem Sabbat kommt der Sonntag, das ist Palmsonntag. Die Chronologie ist in den Evangelien klar.
Übersetzungsproblematik und Klärung der Maria-Salbung
Aber jetzt haben wir noch ein Problem mit Maria. Dieses Problem ist ein übersetzungstechnisches.
In Vers 3 heißt es: „Da nahm Maria ein Pfund Salböl.“ Das griechische Wort „un“ kann laut Wörterbuch mit „da“ oder „nun“ übersetzt werden. Möglich wären also Formulierungen wie „da nahm Maria ein Pfund Salböl“, „nun nahm Maria ein Pfund Salböl“, „Maria nun nahm ein Pfund Salböl“ oder „Maria in der Tat“ beziehungsweise „Maria wirklich“. Im Englischen funktioniert „indeed Maria“ oder „in der Tat Maria“ gut, im Deutschen jedoch nicht so gut.
Es wird hier zeitlich nichts genau Bestimmtes ausgesagt. Vielmehr wird einfach erklärt, dass es Maria war, die das gemacht hat. Wenn man „da nahm Maria“ übersetzt, entsteht leicht der Eindruck, dass man dies zeitlich verstehen muss. Das ist aber nicht zwingend notwendig, wenn man den griechischen Text betrachtet.
Matthäus 26 macht deutlich, dass das Geschehen am Mittwoch stattfand. Daraus folgt, dass wir hier besser übersetzen sollten: „Maria nun nahm ein Pfund Salböl“ – im Sinne von „übrigens, es war Maria, die das Salböl genommen hat“. So ist es im Grunde eine ergänzende Erklärung, die Johannes im Blick auf den Mittwoch gibt.
In Vers 12 geht es dann weiter mit dem Hinweis, dass das Ereignis nach dem Sabbat stattfand. Das Abendessen, das in Vers 2 erwähnt wird, fand am folgenden Tag statt, nämlich am Palmsonntag, als der Herr nach Jerusalem einzog.
So ist das Problem mit der Übersetzung gelöst.
Klärung des Wohnortes von Lazarus, Maria und Martha
Aber jetzt haben wir noch ein Problem. Hier steht, dass es im Haus von Lazarus war. Gut, es heißt nicht „im Haus von Lazarus“, sondern: Jesus kam sechs Tage vor dem Passah nach Bethanien, wo Lazarus, der Gestorbene, war. Denn Jesus machte dort für ihn ein Abendessen.
Ja, es ist so: Matthäus sagt, wem das Haus gehörte. Und das war ein gewisser Simon, der Aussätzige war. Er hatte das Haus und wurde dann schwer krank. Maria, Martha und Lazarus übernahmen es.
Nicht alle sind Besitzer des Hauses, in dem sie wohnen. Das war das Haus von Simon, dem Aussätzigen, aber bewohnt wurde es von Lazarus, Maria und Martha. Das löst das Problem.
Die Evangelien ergänzen einander, und das macht sie so reichhaltig. Eben haben wir gesehen: Das Detail in Matthäus wird die Hauptgestalt, in Johannes sind es die Füße. So können wir alle vier Evangelien in allen Details durchgehen. Immer wieder sind die Dinge unterschiedlich beschrieben, damit die besondere Hauptbotschaft durchkommt: Der König, der Knecht, der Mensch, Gott.
Bedeutung des Sabbatmahl und die Rolle von Maria
Ja, gibt es bis dahin noch eine Frage? Ja, da hinten, Nathanael.
Johannes 12,3-11 ist ein Einschub ohne genaue zeitliche Angabe. Er wird eingefügt, weil es wichtig ist, das Sabbatmahl zu beschreiben, das der Herr in diesem Haus empfangen hatte. Diese Familie sorgte besonders für den Herrn und bereitete ihm dieses besondere Essen zu. Es war das letzte Abendmahl vor seinem Sterben.
Das Sabbatmahl am Freitagabend ist im Judentum immer etwas Besonderes, und genau das wurde ihm hier zuteil. Johannes berichtet außerdem, dass es Maria war, die den Herrn so hingebungsvoll verehrte. Sie öffnete ihre Haare und brachte so ihre tiefe Hingabe zum Ausdruck.
Unterscheidung zwischen Maria von Bethanien und Maria Magdalena
Gehen wir zurück. Am Anfang haben wir festgestellt, dass es Maria Magdalena war. Ja, das war noch eine Frage. Jetzt sieht es so aus, dass es sich um Maria handelt, die Schwester von Martha und Lazarus ist. Genau, also Maria, die Schwester von Lazarus, ist eben nicht Maria Magdalena. Maria Magdalena wird so genannt, um sie zu unterscheiden.
Und zwar ist es die Maria von Magdala. Magdala ist eine Ortschaft beim See Genezareth auf der Westseite, ungefähr in der Mitte. Wenn der Herr Jesus damals von Nazareth umzog, wie Matthäus 4 berichtet, und nach Kapernaum ging, um dort im Haus von Petrus Wohnsitz zu nehmen, dann führte der normale Weg von Nazareth her durch das Taubental an dem markanten Berg Arbel vorbei. Gerade dort, wenn man zum See Genezareth kommt, liegt Magdala. Von dort stammt Maria Magdalena.
Dann ging der Herr von Magdala dem Ufer entlang. Das war einfach der normale Weg nach Kapernaum am Nordende des Sees Genezareth. Das bedeutet auf Aramäisch „Turm“. Am See Genezareth gab es viele Türme, und das waren Pökeltürme. Die Hauptnahrung am See Genezareth für die Leute war Brot und kleine Fische. Das sind diese kleinen Süßwassersardinen, nicht nur salzige Sardinen aus dem Salzwasser, sondern auch Süßwassersardinen.
Im See Genezareth konnte man nachts Tausende von Kilogramm Süßwassersardinen fangen. Der See ist so reichhaltig. Diese Fische wurden dann gepökelt und in Türmen gelagert. So hatte man das ganze Jahr über diese Fische zur Verfügung.
Der kleine Junge, der auch zu dieser großen Predigt ging, bei der der Herr Jesus vor Tausenden gesprochen hat – ja, er hatte geplant und offensichtlich hat seine Mama ihm zwei Süßwassersardinen und Brot mitgegeben. Die Erwachsenen hatten nichts zu essen und kamen in Not. Aber der Herr bereitete aus diesen Süßwassersardinen und den paar Broten des Jungen einen Segen für alle.
So viel zu Maria Magdalena. Sie wird mehr als zehnmal in den Evangelien erwähnt. Zum Beispiel sagt Lukas 8, dass sie ursprünglich von sieben Dämonen besessen war und der Herr sie davon befreite. Das bewirkte eine solche Dankbarkeit und Hingabe bei ihr, dass sie, wie Lukas 8, Vers 1 beschreibt, zu den Frauen gehörte, die dem Herrn nachfolgten. Zusammen mit den Jüngern und weiteren Frauen trug sie den Herrn und die Jünger auch finanziell.
Das gibt ein Hintergrundbild von Maria Magdalena. Aber sie ist nicht Maria, die Schwester von Martha und Lazarus.
Nun gehen wir weiter. Bitte, Christian, Matthäus 26, Vers 14. Wieso weiß man bei Maria Magdalena, wer sie ist? Ach so, weil Johannes 12 klar macht, dass der Herr dort im Haus von Bethanien war, wo Lazarus, Martha und Maria lebten. Das waren diese Geschwister, die dort zusammenlebten. Die Schwester von Martha wird aber nie Maria Magdalena genannt.
In allen Stellen, in denen Maria Magdalena erwähnt wird, wird „Magdalene“ hinzugefügt, damit man sie nicht mit zum Beispiel Maria, der Schwester von Martha, verwechselt. Maria Magdalena hat das nicht gemacht. Sonst wäre zu erwarten, dass in Johannes 12 „Maria Magdalena“ stünde, aber dort wird Lazarus, Martha und dann Maria erwähnt.
Dieses Schwesternpaar kennen wir auch aus Lukas 10. Dort war der Herr früher zu Besuch. Martha war so überbeschäftigt mit Dienen in der Küche und Bedienen am Tisch, dass sie den Herrn zurechtwies. Maria, ihre Schwester, saß zu den Füßen des Herrn und wollte Unterricht von ihm.
Man muss aber beachten, dass dieser Vorwurf an ihre Schwester falsch war. Lukas 10 sagt, dass Maria auch zu seinen Füßen saß. Sie hat nicht nur gesessen, sondern auch gedient.
Das ist die Sache: Wie wichtig ist das Dienen? Es war Maria wichtig, dass sie diente. Sie half in der Küche und beim Bedienen. Aber sie wollte auch profitieren und ihre Fragen loswerden. Das ist es.
Für Martha war es richtig: Jetzt keine Fragen, jetzt geht es ums Dienen.
Judas Iskariot und die Vorbereitung des Passamahls
Matthäus 26
Vers 14: Dann ging einer von den Zwölfen, Judas Iskariot mit Namen, zu den Hohenpriestern und sprach: „Was wollt ihr mir geben, und ich werde ihn euch überliefern?“
Sie aber setzten ihm dreißig Silberlinge fest. Von da an suchte er Gelegenheit, ihn zu überliefern.
Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote traten die Jünger zu Jesus und fragten: „Wo willst du, dass wir das Passamahl zubereiten?“
Er aber sprach: „Geht in die Stadt zu dem und dem und sagt zu ihm: Der Lehrer sagt, meine Zeit ist nahe; bei dir werde ich das Passa mit meinen Jüngern feiern.“
Die Jünger taten, wie Jesus ihnen befohlen hatte, und bereiteten das Passa vor.
Vers 20: Als es Abend geworden war, legte er sich mit den Zwölfen zu Tisch.
Licht und Finsternis im Leben von Maria und Judas
Ja, jetzt haben wir also noch die Angabe, was an diesem Mittwoch in der Finsternis weiter geschah. Wir haben das Licht im Leben von Maria gesehen und diese Finsternis bei Judas.
Er liebt das Geld so sehr, dass er von den führenden Hohenpriestern Geld haben wollte, um den Herrn zu überliefern. Das passt genau zu ihrer Absicht an diesem Tag. Sie wollen ihn mit List ergreifen, und zwar so, dass kein Volksaufstand möglich ist, kein Aufruhr. Alles soll ganz im Verborgenen und Stillen geschehen.
Einer der Jünger sollte also den Herrn hinterhältig und mit List überliefern. Diese Dunkelheit im Leben von Judas entspricht der Finsternis am vierten Schöpfungstag. Dort ist die Dunkelheit, und dann gibt es die Lichtträger am Himmel, die zwischen Licht und Finsternis scheiden sollen.
Hier haben wir die tiefste Finsternis. Sogar einer, der in dieser Zeit mit dem Herrn ein- und ausging und ihn in seinem Dienst unterstützte, ist bereit, ihn zu überliefern. Das hängt mit seiner Geldliebe zusammen, die sich auch zeigte, als die Jünger sagten: „Warum macht diese Maria das? Das Geld ist doch verschwendet.“ Aber diese Kritik kam aus finsteren Gedanken.
Bedeutung der 30 Silberlinge und der erste Tag der ungesäuerten Brote
Und jetzt haben wir hier in Vers 17, am ersten Tag der ungesäuerten Brote, einen Wert von wie viel? Noch ein bisschen günstiger, das sind zwanzig Silberlinge. Was sage ich? Nein, du hast recht, Joseph wurde für zwanzig Silberlinge verkauft, aber der Herr Jesus für dreißig.
In 2. Mose 21 heißt es, dass bei einem toten Sklaven versicherungstechnisch 30 Silberlinge zu zahlen sind. Diese Summe wurde bewusst gewählt, um jedenfalls einen Monatslohn und noch mehr darzustellen. Man wollte damit zeigen: Das ist er uns wert. Ein toter Sklave. Hätte man zwanzig gegeben, wäre das noch Ehre gewesen, weil dieser treue Josef von seinen Brüdern für zwanzig verkauft wurde. Aber man hat gewählt: Dem geben wir dreißig. Und das soll an 2. Mose 21 erinnern – das ist der Preis eines toten Sklaven.
In Zacharja 11, aber – Nathanael – das möchte ich später noch im Detail anschauen, wenn wir auf Judas und sein Ende eingehen, auch die genaue Umrechnung der Silberlinge. In Zacharja 11 werden wir dann diese Prophetie über den Messias sehen, wo der Messias sagt, für welchen schönen Preis ich wertgeachtet worden bin. Ganz ironisch: 30 Silberlinge, der Preis eines toten Sklaven. Das drückt also die Verwerfung und den Abscheu gegenüber dem Herrn Jesus aus.
Dann kommen wir zum ersten Tag der ungesäuerten Brote, Vers 17. Das ist der Tag, an dem man zum ersten Mal keinen Sauerteig mehr in den Häusern hatte. Am Donnerstagmorgen wird alles verbrannt: Eine Feuerstelle und aller Sauerteig, den man im Haus zusammengewischt und auch mit einer Feder zusammengepinsel hat, wird auf einen Haufen gebracht und verbrannt. Deshalb ist das der erste Tag der ungesäuerten Brote, der vierzehnte Nissan, der vierzehnte Abib.
Am Nachmittag wurden dann die Passalämmer geschlachtet. Darum kommen hier die Jünger und fragen den Herrn Jesus: Wo willst du, dass wir das Passa vorbereiten, um es zu essen? Das Essen findet aber erst am Abend statt, wie wir in 2. Mose 12 gesehen haben, und das wäre dann bereits der fünfzehnte.
Dieser fünfzehnte Donnerstagabend dauert dann den ganzen Freitag bis zum Abend. Das heißt, der Herr Jesus wurde am fünfzehnten gekreuzigt, am selben Tag, an dem man das Passalamm aß. Also fällt die Kreuzigung nicht mit der Schlachtung zusammen – das war gewissermaßen ein Tag vorher, zur gleichen Zeit, um drei Uhr. Aber es fällt zusammen mit dem Tag, an dem man das Passa essen musste.
Vorbereitung des Obersaals und das Passamahl
Nun sagt der Herr: Ihr geht in die Stadt, und dort wird euch gezeigt, wer euch erklären wird, wo ihr das machen könnt. Diesen Obersaal haben sie dann auch gewählt.
In Lukas 22 wird beschrieben, dass sie einen Mann finden mussten, der einen Wasserkrug auf dem Kopf trug. Er wurde in der Stadt gefunden, und so war schnell geklärt, wo das Geschehen stattfinden konnte.
Interessant ist nun, dass im Talmud, also in der rabbinischen Überlieferung, erklärt wird, dass die Jerusalemiter den von außen kommenden Gästen gratis Räume für das Passa-Fest zur Verfügung stellen mussten. Das war klar: Der Herr erhielt diesen Obersaal kostenlos. Das wurde im Volk Israel erwartet. Die Jerusalemiter mussten einen solchen Saal für die Fremden während des Festes bereitstellen.
So mussten sie alles vorbereiten. Das beinhaltete, wie gesagt, dass Petrus und Johannes mit einem Lamm zum Tempelplatz gingen. Dort wurde es geschlachtet, dann brachten sie es in die Stadt, in den Obersaal, und bereiteten dort alles für das Fest vor.
Dann kam der Abend, der fünfzehnte Nissan.
In Vers 20 bis 25 heißt es: Als es Abend wurde, legte er sich mit den Zwölfen zu Tisch. Während sie aßen, sprach er: "Wahrlich, ich sage euch, einer von euch wird mich überliefern." Sie wurden sehr betrübt, und jeder von ihnen begann zu sagen: "Ich bin es doch nicht, Herr." Er antwortete und sprach: "Der, mit dem ich die Hand in die Schüssel eintauche, der wird mich überliefern. Der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie über ihn geschrieben steht. Wehe aber dem Menschen, durch den der Sohn des Menschen überliefert wird! Es wäre besser für diesen Menschen, wenn er nicht geboren wäre."
Judas aber, der ihn überlieferte, antwortete und sprach: "Ich bin es doch nicht, Rabbi." Er sagte zu ihm: "Du hast es gesagt."
Einsatz des Abendmahls und Ausblick auf die nächste Predigt
Und dann, während des Essens, setzt der Herr das Abendmahl ein.
Ein kleiner Ausblick auf das nächste Mal: Wir werden uns detailliert anschauen, was hier beschrieben ist, und auch Vergleiche mit den anderen Evangelien ziehen. Das Faszinierende ist, dass sich die vier Evangelien hier grandios ergänzen.
Am besten versteht man das, wenn man das jüdische Passa und dessen Feier kennt. Der Passa Seder ist eine vorgeschriebene Ordnung im Judentum, wie man Passa in der Familie feiert. Es gibt dabei vierzehn Punkte, jeder mit einem eigenen Namen.
Der erste Punkt heißt Kadesh. Hier wird gebetet und der erste Becher Wein wird herumgereicht. Dies finden wir im Lukasevangelium. Kapitel 22 erwähnt diesen ersten Kelch und wie der Herr Jesus das Passa eröffnet. Das ist noch nicht der Abendmahlskelch. Wie wir noch sehen werden, wird dieser der dritte von vier Kelchen sein.
Der zweite Punkt nach Kadesh heißt Urchatz. Der Vater oder der Leiter des Abends – hier der Herr Jesus – wäscht die Hände. Danach folgt Karpass. Dabei taucht man in eine Schüssel mit Salzwasser oder Weinessig ein.
Das haben wir hier auch. Der Herr Jesus sagt, der mit mir die Hand in die Schüssel eintaucht – das ist der Moment von Karpass. Das werden wir beim nächsten Mal genauer erklären. Im Judentum wird erklärt, dass dies an das Gewand Josephs erinnert, das in das Blut des Ziegenbocks eingetaucht wurde.
Derjenige, der mit mir in diesem Moment in die Schüssel mit Weinessig eintaucht, ist der, der schuldig wird an meinem Blut. Wow – da erkennt man plötzlich, welche Aussage in diesem Zeichen steckt.
Im Johannesevangelium sehen wir zudem, dass der Herr Jesus auf die Frage „Wer ist der Verräter?“ antwortet, indem er demjenigen das beste Brot gibt. Das ist nochmals etwas anderes. Es ist Punkt neun, also nicht Punkt drei Karpass, sondern Punkt neun – und das alles noch vor der Hauptmahlzeit.
Wir werden dann sehen, dass im Johannes 13 der Herr ein Sandwich aus Matze und etwas dazwischen gibt. Das war etwas, das man dem geehrtesten Gast geben konnte. Dieses Sandwich war das zweite Zeichen, wer derjenige sein sollte, der ihn überliefert.
In 2. Mose 12 wird gesagt, dass man das Passa mit bitteren Kräutern essen muss. Judas bekommt diese bitteren Kräuter, um daran zu denken, wie bitter es ist, dass er seinen Herrn aus Geldliebe überliefert.
Man sieht also, dass das zwei verschiedene Zeichen sind. Karpass müssen wir unterscheiden von Korech. Danach wird das Ganze noch viel dramatischer, und Judas geht in die Dunkelheit hinaus, wie es in Johannes 13 heißt: „Was du tust, tu es schnell.“
Nächstes Mal werden wir dann in Vers 26 sehen: „Während sie aber aßen das Hauptmahl mit dem Lamm, nahm Jesus Brot, segnete, brach und gab es.“
Das ist der besondere Moment, den man Zaffun nennt. Dabei wird ein Stück Matze, das man am Anfang versteckt hat – in ein Leinentuch gewickelt – von einem Kind gesucht. Das Kind bringt den Afikoman aus dem Versteck heraus.
Dieses Brot wird dann gebrochen und verteilt. Der Herr Jesus hat daraus das Brot des Abendmahls gemacht. Es erinnert auch an das Begräbnis des Herrn und an die Leinen im Grab.
All diese Details werden wir beim nächsten Mal besprechen. Aber man muss ja auch ein bisschen Vorfreude haben.
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