Weisheit im Umgang mit der Welt und die Nutzung der Gelegenheiten
Wir fahren weiter in Kolosser 4, Vers 5: „Wandelt in Weisheit gegenüber denen, die draußen sind, die gelegene Zeit auskaufend! Euer Wort sei allezeit in Gnade mit Salz gewürzt, so dass ihr wisst, wie ihr jedem Einzelnen antwortet.“
Frau Präsidentin! Ich habe auf dem Skript dazu ganz kurz vermerkt: Wir müssen uns gut überlegen, wie wir gegenüber der Welt ein gutes Zeugnis sein können. Es ist wichtig, wachsam zu sein und die Gelegenheiten, die Gott uns gibt, gut zu nutzen.
Wir sollen gegenüber denen, die draußen sind, in Weisheit handeln. Das heißt, wir müssen uns genau überlegen, wie wir uns verhalten, damit wir zum Beispiel nicht einen unnötigen Anstoß geben. Die „gelegene Zeit auskaufen“ bedeutet, dass wir manchmal erkennen, dass Gott uns eine besondere Tür öffnet, um dann etwas zu sagen. Wir müssen nicht immer etwas sagen, aber wir müssen erkennen, wann der Moment gekommen ist, in dem wir unbedingt etwas sagen müssen.
Hier ist Epheser 2, Vers 10 hilfreich. Diese Stelle hat mir geholfen, besonders in einer Zeit, in der ich viele Aufgaben sah und das einen großen Druck auf mich ausübte. Es war entlastend, zu verstehen, was Epheser 2,10 lehrt. Das ist auch in der Seelsorge wichtig, dass man die Lehre der Bibel kennt.
Dort heißt es: „Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“ Gott möchte, dass wir als neue Schöpfung sein Werk sind. „Wir sind sein Werk“ bedeutet, wir sind eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, und alles ist neu geworden, wie es in 2. Korinther 5,17 heißt.
Gott hat also einen Plan, dass wir alle gute Werke tun. Aber wenn wir uns umschauen, gibt es mehr Aufgaben, als wir erledigen können. Das erzeugt Druck: „Mach dies, mach das, mach auch jenes.“ Manchmal kommt es im Umfeld vor, dass man gefragt wird: „Hast du das gemacht?“ – „Nein.“ – „Und das?“ – „Nein, ich habe es hinausgeschoben.“ – „Aber das müsste auch noch erledigt werden.“ Wer kennt das nicht?
Deshalb ist es so gut, dass wir uns wirklich vor dem Herrn überlegen, welche Aufgaben er ganz klar für uns als Auftrag gegeben hat. Das sind die Werke, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen. Es sind nicht alle Aufgaben um uns herum.
Die Weisheit besteht darin, den Herrn auf dem Weg zu fragen, dass er uns klar macht: „Ja, das ist meine Aufgabe.“ Dann kann man sich für diese Aufgaben wirklich mit Freude einsetzen. Sonst besteht die Gefahr, dass man Dinge tut, nur um zu verhindern, dass etwas zusammenbricht, ohne die Überzeugung zu haben, dass es genau das ist, was der Herr für einen vorgesehen hat.
Es geht darum, zu erkennen, ob der Herr uns eine „gelegene Zeit“ genau für uns zugeschnitten gegeben hat, und diese sollen wir auskaufen. Das dürfen wir nicht verpassen. Aber es gibt auch Dinge, bei denen wir „Nein“ sagen müssen. Darum ist es wichtig, Nein sagen zu lernen – auch gegenüber Glaubensgeschwistern. Man kann nicht einfach alle Aufgaben annehmen, die einem angeboten werden. Man muss wirklich fragen: „Ist das das, was der Herr für mich vorbereitet hat?“ Wenn man erkennt, dass es nicht so ist, muss man auch Nein sagen. Das ist für viele Menschen schwieriger als Ja zu sagen.
Dann heißt es weiter: „Euer Wort sei allezeit in Gnade mit Salz gewürzt, so dass ihr wisst, wie ihr jedem Einzelnen antworten sollt.“ Das ist auch eine Herausforderung. Es kommt darauf an, mit welchen Leuten wir sprechen. Wir können nicht mit allen gleich sprechen, sondern müssen wissen, wie wir jedem Einzelnen antworten.
Ein ermutigendes Beispiel finden wir in den Evangelien, wenn wir anschauen, wie Jesus mit verschiedenen Menschen gesprochen hat. Er führte mit der samaritanischen Frau am Brunnen ein langes Gespräch (Johannes 4), das ganz anders war als das nächtliche Gespräch mit Nikodemus, einem Rabbiner (Johannes 3). Jesus sprach immer genau angemessen zur jeweiligen Person, und davon können wir lernen.
Es ist auch wichtig, dass wir uns selbst vorbereiten. Wie antwortet man, wenn man mit bestimmten Fragen konfrontiert wird? Wie kann man gut auf verschiedene Konfrontationen reagieren? In 1. Petrus 3 heißt es in Vers 15b: „Seid jederzeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedem, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, aber tut das mit Sanftmut und Furcht.“
Das Wort „Verantwortung“ ist im Griechischen „Apologia“, daher der Begriff Apologetik. Apologetik bedeutet, den christlichen Glauben verständlich und überzeugend zu erklären und starke Argumente zu verwenden, um zum Beispiel Nichtchristen von der Evangeliumsbotschaft zu überzeugen.
Es gibt viele Themen, wie zum Beispiel Schöpfung und Evolution. Wenn man sich damit nicht auseinandersetzt, gerät man schnell in Situationen, in denen man sagen muss: „Was, du glaubst an die sechstägige Schöpfung vor sechstausend Jahren? Bist du verrückt?“ Aber es gibt hilfreiche Bücher, zum Beispiel von Answers in Genesis, und Organisationen wie Creation Ministries International (CMI), die viel Material zusammengestellt haben, um mit einfachen und klaren Argumenten die Evolutionslehre zu widerlegen. Man muss nicht studiert haben, um diese Argumente zu verstehen.
Im Deutschen gibt es bei CLV eine Buchreihe von Ken Ham, dem Mann hinter der Arche in Originalgröße in Kentucky. Diese Reihe behandelt Themen wie Datierungsmethoden, Bibel und Geologie, Fossilien und Bibel und so weiter. Die Argumente sind so klar, dass jeder sie nachvollziehen kann. Das ist sehr hilfreich, wenn man sie in Diskussionen einbringt, denn viele Menschen denken einfach, was der Lehrer gesagt hat, und glauben das ohne weitere Überprüfung.
Ich erinnere mich, wie ich auf dem Gymnasium einen Biologiedoktor als Lehrer hatte, der sagte, die Datierungsmethoden seien physikalisch bewiesen. Ich versuchte vorsichtig zu widersprechen, und er entgegnete, er kenne einen Atomphysiker, der das anders sehe. Tatsächlich sind viele Datierungsmethoden mathematische Gleichungssysteme mit mehr Unbekannten als Gleichungen, die man nicht eindeutig lösen kann. Man muss Annahmen treffen, die auf der Evolutionstheorie basieren, und so erhält man die Millionen Jahre. Wählt man andere Annahmen, kommen andere Ergebnisse heraus. Das war mir neu!
Man muss sich also nicht beeindrucken lassen, denn nur wenige Spezialisten verstehen das genau. Wenn man sich aber einen Vorrat an Wissen aneignet, merkt man, dass es in Gesprächen sehr nützlich ist. Dort, wo ich versuchte, mich durchzusetzen, gab es manchmal Streit. Das darf nicht sein, denn ein Knecht des Herrn soll nicht streiten (2. Timotheus 2).
So lernt man immer dazu und kann sich verbessern. In 2. Petrus 3, Vers 15d heißt es nochmals: „Seid jederzeit bereit zur Verantwortung (Apologia).“ Das ist auch das Wort, das man verwendet, wenn jemand vor Gericht steht und sich verteidigen muss. In Apostelgeschichte 26 steht Paulus vor Porcius Festus und König Agrippa und spricht dort seine Verteidigung, seine Apologia.
So müssen wir lernen, unseren Glauben so zu erklären, dass Ungläubige verstehen, warum wir glauben, was wir glauben, und dass es nicht einfach ein Sprung ins Dunkle ist. Seid jederzeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedem, der Rechenschaft von euch fordert über die Hoffnung, die in euch ist.
Man kann sich auch eine Reihe erfüllter Prophezeiungen aus der Bibel aneignen. Das gibt es in keiner anderen Religion so, dass man hunderte Prophezeiungen vorbringen kann, die sich in der Geschichte erfüllt haben – nur in der Bibel. Man muss sich bemühen, solche Dinge zu lernen.
Ich erinnere mich, wie ich als Teenager mir Daniel 9 und die Jahrwochen so genau aneignete, dass ich die Berechnung auf den Tag für das erste Kommen des Herrn Jesus am Palmsonntag vornehmen konnte. Ich konnte dann in Gesprächen sagen: „Das ist kein Märchenbuch! Im Jahr 445 v. Chr. wurde der Erlass zum Wiederaufbau Jerusalems gegeben, und im Jahr 32 n. Chr. kam Jesus als Fürst. Zwischen diesen Ereignissen liegen 69 Jahrwochen, wobei eine Jahrwoche sieben Jahre hat und die prophetischen Jahre 360 Tage zählen. Die Rechnung passt genau.“
Vor kurzem bekam ich von einem Autor eine E-Mail mit einem Vortrag über Prophetie. Ich schickte ihm ein Kapitel aus einem meiner Bücher über die 69 Jahrwochen und bat ihn, es zu widerlegen. Er antwortete ehrlicherweise, dass er das nicht könne. Das zeigt, wie diese Argumente wirken.
Diese Argumente helfen auch Menschen, die sonst nicht wissen, wo das Problem liegt. Wir haben Argumente, warum wir glauben, was wir glauben, und müssen sie im Rucksack haben. Heute fragte ich einen jungen Mann, wie man jemandem einfach und verständlich etwas mit Prophezeiungen beweisen könne. Er sagte: „Nimm zum Beispiel 5. Mose 28,64, wo prophezeit wird, dass das irische Volk zerstreut wird, und Sacharja 36,24, dass es wieder gesammelt wird.“ Nur diese zwei Verse reichen. Nicht zu viele, sonst wird es schwammig.
Das irische Volk wurde im Jahr 70 n. Chr. zerstreut und kehrt heute aus über 130 Ländern zurück. Das sind Fakten, einzigartig in der Geschichte. Natürlich gibt es Menschen, die dann sagen, „Das ist Psychologie oder Rosen.“ Aber die Fakten sind da, und das wurde so vorhergesagt und in Jesus Christus erfüllt.
Es ist wichtig, sich diese Dinge nach und nach anzueignen, dann können wir dem Glauben immer mehr gerecht werden. Seid jederzeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedem, der Rechenschaft von euch fordert.
Man muss nicht denken, man müsse erst jahrelang studieren. Nein, man fängt sofort mit dem an, was der Herr uns gegeben hat, und sammelt Erfahrungen. Man lernt am besten, indem man es tut, nicht nur in Seminaren.
Es gibt gute Vorträge zu diesen Themen, und ich habe viele Videos gemacht, mit denen man sich Argumente aneignen kann. So macht man ermutigende Erfahrungen, wie man Menschen erreicht und zum Nachdenken bringt.
Ich hatte einen jüdischen Mitschüler, dessen Mutter mit dem späteren Ministerpräsidenten Rabin zur Schule ging. Ich führte viele Diskussionen und versuchte, alle intellektuellen Stolpersteine auszuräumen. Schließlich sagte er mir: „Weißt du, ich würde auch nicht glauben, wenn alles stimmt.“ Da wusste ich, das Problem liegt nicht bei den Argumenten, sondern beim Willen des Menschen. Wenn jemand nicht will, beginnt er, von Psychologie und Rosen zu sprechen. Der Mensch muss sich bekehren wollen, sonst kann er es nicht.
Jesus sagt in Matthäus 23: „Wie oft habe ich versucht, euch zu versammeln wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt.“ Im Alten und Neuen Testament steht dieselbe Formulierung: „Ihr habt nicht gewollt.“ Das ist keine kalvinistische Vorherbestimmung, sondern die Verantwortung des Menschen.
Wir haben aber auch eine Verantwortung: Seid jederzeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedem, der Rechenschaft von euch fordert, aber mit sanftmütiger Furcht. Das ist eine liebevolle, gewinnende Art, nicht streitend. Wenn Streit entsteht, ist es besser, nicht weiterzumachen.
Das gilt auch, wenn man mit Christen über Themen spricht, bei denen sie nicht einverstanden sind. Wenn es hilft, erklärt man. Wenn Streit entsteht, ist es nicht der richtige Moment, und man sollte es vermeiden.
Zurück zu Kolosser 4: „Wandelt in Weisheit gegenüber denen, die draußen sind, die gelegene Zeit auskaufen, euer Wort sei allezeit mit Gnade mit Salz gewürzt, so dass ihr wisst, wie ihr jedem Einzelnen antworten sollt.“
„Mit Salz gewürzt“ – was bedeutet das? Wir haben verschiedene Geschmacksknospen: Einige nehmen salzig wahr, andere süß oder bitter. Man spricht auch von „süßen Worten“, wenn jemand versucht, uns Honig ums Maul zu schmieren. Es gibt auch bittere Worte, aber wir sagen auch: „Das war eine gesalzene Rede.“
Was ist hier gemeint? Was kann man tun? Eine gute Frage für kleine Mädchen, die gerne reiten: Was macht man mit einem Ross, das nicht trinken will? Man zieht es zum Brunnen, klagt und versucht es, aber das Einfachste ist, man gibt ihm Salz, dann trinkt es.
Das heißt, wir müssen Worte haben, die Durst wecken. Es kommt darauf an, wie wir reden, ob wir Durst wecken können. Salz tötet auch Bakterien ab, es hat eine hygienische Funktion. Wenn unsere Worte mit Salz gewürzt sind, bedeutet das, dass wir die Dinge sauber erklären – nicht in einer saloppen Jugendsprache.
Manche Jugendprediger denken, wenn sie salopp und mit unglatten Ausdrücken sprechen, erreichen sie junge Leute. Die sagen vielleicht, „Das war cool“, aber dann werden sie auch so salopp, wenn sie es nicht schon sind. Das hilft nicht, das sind keine gesalzenen Worte, sondern Worte mit Bakterien.
Unser Wort soll allezeit in Gnade sein. Das zeigt, dass Menschen sehen müssen, dass wir wohlwollend sind. Das Salz ist gewünscht, damit wir wissen, wie wir jedem antworten sollen.
Vers 7: „Alles, was mich angeht, wird euch tüchtig aus Grund tun, der geliebte Bruder und treue Diener und Mitknecht im Herrn, den ich eben deshalb zu euch gesandt habe, damit ihr eure Umstände erfahrt und eure Herzen tröstet.“
Mit Onesimus, dem treuen, geliebten Bruder, der von euch ist. Sie werden euch alles kundtun, was hier geschieht.
Tychikus wird hier als geliebter Bruder bezeichnet, nicht als belastender Bruder. Es gibt belastende Brüder, aber er ist ein geliebter Bruder, an dem man Freude hat, ein treuer Diener und Mitknecht im Herrn, also jemand, der gut mit anderen zusammenarbeiten kann, kein Eigenbrötler.
Paulus hat ihn zu euch gesandt. Den Kolosserbrief hat Paulus, wie wir am Anfang gesehen haben, während seiner zweijährigen Gefangenschaft in Rom geschrieben, am Schluss von Apostelgeschichte 28. Diese zwei vollen Jahre wartete er auf Freispruch unter Kaiser Nero.
Am Schluss dieser Zeit schrieb er den Kolosserbrief, den Epheserbrief, den Philemonbrief und den Philipperbrief. Man kann auch sehr gut argumentieren, dass er den Hebräerbrief schrieb, was nicht alle gern hören.
Im Philemonbrief schreibt Paulus über Onesimus, einen entlaufenen Sklaven, der in Colossä, im heutigen Westtürkei, abgehauen war. Auf verschlungenen Wegen kam er mit dem gefangenen Paulus in Rom in Kontakt und wurde bekehrt.
Paulus schreibt im Philemonbrief: „Ich habe Onesimus hier in der Gefangenschaft gezeugt; er ist mein Kind.“ So besteht eine besondere Beziehung zwischen jemandem, der einen anderen zum Glauben führt.
Darum setzt sich Paulus so sehr für Onesimus ein und schreibt extra einen Brief an Philemon, der in Colossä lebte. Nach gründlichem Recht stand die Todesstrafe für die Flucht des Sklaven. Der Philemonbrief korrigiert das.
Der Philemonbrief und der Kolosserbrief gehören zusammen. Der Kolosserbrief ist an die Gemeinde in Colossä geschrieben, der Philemonbrief an Philemon in Colossä. Dort wird Onesimus erwähnt, der nach seiner Bekehrung als treuer und geliebter Bruder bezeichnet wird. Er hat sich so bewährt, dass Paulus sagen kann, er ist ein treuer Mann.
Im Philemonbrief heißt es: „Er war dir einst unnütz, aber jetzt ist er dir nützlich und auch mir.“ Onesimus bedeutet „der Nützliche“. Von seinen Eltern hat er diesen Namen bekommen, der aber anfangs nicht zu ihm passte. Für Paulus war die Bedeutung des Namens wichtig, und er spielt im Philemonbrief darauf an.
„Er war dir einst unnütz, aber jetzt ist er das geworden, was sein Name ausdrückt.“ Onesimus ist „von euch“. Er wird also in die Gemeinde nach Colossä kommen und erzählen, wie es Paulus am Ende seiner Gefangenschaft in Rom ergeht.
Paulus war zuversichtlich, dass er nach diesen zwei Jahren frei wird. Es gab ein römisches Gesetz, das besagt, wenn man zwei volle Jahre auf die Anklage wartet und die Kläger nicht erscheinen, muss man freigesprochen werden.
Die führenden Priester des Sanhedrin in Jerusalem hatten die Anklage erhoben, sind aber nie nach Rom gekommen. So wurde Paulus freigesprochen.
Im Philemonbrief schreibt Paulus: „Mach schon mal eine Herberge bereit, denn ich habe vor, nach Colossä zu kommen.“ So war Tychikus nicht nur Überbringer des Philemon-, Kolosser- und Epheserbriefes.
Schauen wir in Epheser 6, Vers 21: „Damit ihr um meine Umstände wisst, wie es mir geht, wird Tychikus, der geliebte Bruder und treue Diener im Herrn, euch alles kundtun, den ich eben deshalb zu euch gesandt habe, damit ihr unsere Umstände erfahrt und eure Herzen tröstet.“
Tychikus brachte den Epheserbrief nach Ephesus, einer Stadt nahe Colossä, sowie den Kolosser- und Philemonbrief.
Ich habe heute Morgen schon gesagt: Tychikus heißt „Zufallstreffer“. Seine heidnischen Eltern gaben ihm diesen Namen.
Wie entsteht ein Kind? Manchmal gibt es Ehen, in denen jahrelang kein Kind kommt, und plötzlich nach acht Jahren wird ein Kind geboren. Anderswo kommen Kinder nacheinander.
Es gibt Eltern, die sagen, ihr Kind sei ein „Unfang“, etwas Hässliches. Das finde ich schlimm! Wenn Eltern so etwas zu ihren Kindern sagen, können sie viel kaputtmachen.
Doch die Ehe ist der von Gott gegebene Rahmen für menschliche Sexualität, in dem sich Kinder entwickeln sollen. Darum müssen Ehepaare sagen: „Jedes Kind, das kommt, ob geplant oder nicht, ist ein Geschenk des Herrn.“ So wie in den Psalmen steht: „Kinder sind eine Gabe Gottes.“
Unser erstes Kind nannten wir Nathan, was „er hat gegeben“ bedeutet, ein Geschenk. Wir hatten keinen festen Plan, wann das erste Kind kommen sollte, aber es kam, und meine Frau wollte sowieso sechs Kinder. So bekamen wir sechs.
Es ist wichtig, dass Kinder immer willkommen sind und einen Namen aus Überzeugung tragen, wie Nathan, nicht wie Tychikus.
Wenn ein Kind aber doch Tychikus heißt und ungeplant kommt, kann man ihm die gute Nachricht geben, die der Überbringer des Epheserbriefs bringt.
Lesen wir am Anfang von Epheser 1, Vers 3: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus, wie er uns vor Grundlegung der Welt auserwählt hat, dass wir heilig und tadellos vor ihm sein sollen in Liebe und uns zuvor bestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens.“
Gott hat uns gewollt und auserwählt.
In 1. Petrus 1, Vers 2 heißt es: „Aus Erwählung nach Vorkenntnis Gottes, nach der Prognose Gottes, der wusste von Ewigkeit her, wer sich beugen wird, wenn Gott ihn durch das Evangelium zieht und zur Buße leitet, und wer störrisch bleibt.“
Gott hat beschlossen, die, die wollen, heilig und tadellos in Liebe zu machen und sie im Voraus zur Sohnschaft zu bestimmen.
Das Wort „Sohnschaft“ ist im Griechischen „Hyoteseia“, das typische Wort für Adoption – die Aufnahme als Sohn oder Tochter mit allen Rechten.
Darum wird in der französischen und englischen Übersetzung korrekt „Adoption“ verwendet.
Gott hat von Ewigkeit her an Tychikus gedacht und ihn zur Adoption bestimmt.
Adoption ist ein biblisches Thema. Ich kenne zwei adoptierte Kinder, die Mühe damit hatten. Deshalb ist es wichtig, die biblische Lehre über Adoption zu kennen.
Das ist etwas Schönes: Gott hat Adoption geplant, und alle, die als „Zufallstreffer“ bezeichnet werden, sind von Gott geplant.
Das ist grandios!
Also bringt ausgerechnet Tychikus den Epheserbrief nach Ephesus und den Kolosserbrief nach Colossä. So sehen wir das Herz Gottes.
Übrigens gibt es dazu noch einiges zu sagen, aber im Buch Esther hat Onkel Mordechai Esther adoptiert, obwohl sie nicht seine Tochter war. Er wollte sie wirklich fördern, und daraus wurde eine Frau Gottes, die sagen konnte: „Komme ich um, so komme ich um.“ Fantastisch, was durch Adoption geschehen kann.
Wir müssen fertig werden, deshalb weiter.
Onesimus und Tychikus sollten den Brüdern und Schwestern in Colossä berichten, wie es Paulus geht, und auch erfahren, wie es den Kolossern geht.
Vers 8: „Den ich eben deshalb zu euch gesandt habe, damit ihr eure Umstände erfahrt und eure Herzen tröstet.“
Merkt, was dahintersteht: Die Kolosser hatten große Probleme. Sie waren von Irrlehren bedroht. Der Kolosserbrief war ein Notfallbrief, um die Gemeinde vor falschen Lehrern zu retten, die sagten, Paulus habe ihnen falsche Dinge gesagt.
Diese Menschen waren auf dem Weg, in die Irre zu gehen. Paulus schickt Tychikus, damit er ihnen erzählt, wie es ihm geht, und um ihre Herzen zu trösten.
Trösten heißt hier auch ermahnen. In 1. Korinther 14, Vers 3 heißt es, dass der, der weissagt, zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung redet.
Ermahnung ist hier das Hauptwort zu trösten. Es bedeutet, Mut zum richtigen Weg zu machen, sodass man sich ermutigt fühlt.
Tychikus sollte also nicht nur den Brief überbringen, sondern auch mündlich tröstend ermahnen.
Das ist nicht ein Holzhacken. Es gibt Prediger im Internet, die sind nur Holzhacker – laut, aber nicht hilfreich.
Hier geht es um ein klares Wort in Gnade, wie schon in Vers 5 gesagt.
Vers 10 und 11: Grüße von drei jüdischen Brüdern, dann in Vers 12 bis 14 Grüße von drei nichtjüdischen Brüdern.
Es grüßt euch Aristarchus, mein Mitgefangener, und Markus, der Neffe des Barnabas, dessen wegen ihr Befehle erhalten habt: Wenn er zu euch kommt, so nehmt ihn auf, und Jesus, genannt Justus, die aus der Beschneidung sind.
Diese drei sind Mitarbeiter im Reich Gottes und mir ein Trost gewesen.
Das sind die drei jüdischen Brüder, die Paulus in schwierigen Zeiten Trost waren.
Man denkt vielleicht, Paulus brauche keinen Trost, er stehe über allem. Aber in 2. Korinther 11 zählt er auf, wie oft er Schiffbruch erlitt, in Gefahren war und so weiter.
Man hat den Eindruck, er sei ein Supermensch, aber er hatte auch tiefe Empfindungen.
Er zeigt nicht immer allen seine Gefühle, sondern nur denen, denen er vertraut.
Auf der langen Reise nach Rom, in Apostelgeschichte 28, kamen Brüder ihm entgegen, was ihm Mut gab.
Er hatte eine harte Schale, aber auch Gefühle.
Diese drei Männer waren ihm ein großer Trost.
Aristarchus ist besonders interessant. Er war bei dem Aufstand in Ephesus dabei, als Paulus am Leben verzweifelte. Aristarchus litt mit ihm.
Er war auch auf der Romreise in Apostelgeschichte 27 dabei und kam mit Paulus in Gefangenschaft.
Man muss mitgefangen sein, um mitzufühlen.
Ich habe das auch erlebt: Wenn man sich mit den Problemen anderer identifiziert, fühlt es sich an wie bei eigenen Brüdern.
Aristarchus stand zu Paulus, nahm sogar die Verhaftung in Rom auf sich.
Dann ist Markus erwähnt, der Neffe des Barnabas. Paulus empfiehlt ihn zur Aufnahme, wenn er kommt.
Markus war der junge Mann, der Paulus auf der ersten Missionsreise Mühe machte.
In Apostelgeschichte 13 gingen Paulus, Barnabas und Markus auf Missionsreise. Markus drehte um und ging nach Hause.
Das war gefährlich, wenn man ohne Berufung in die Mission geht.
Auf der zweiten Missionsreise wollten Paulus und Barnabas Markus wieder mitnehmen, aber Paulus lehnte ab.
Das führte zu einem Streit zwischen Paulus und Barnabas, sodass sie sich trennten.
Barnabas nahm Markus mit, Paulus nahm Silas.
Von Barnabas hört man später nichts mehr, Markus aber wurde gebraucht.
Es ist ein gutes Beispiel, wie Verwandtschaft in der Gemeinde sowohl Zusammenhalt als auch Konflikte bringen kann.
Man muss besonders vorsichtig sein, wenn Verwandtschaft involviert ist.
Markus lernte dazu und wurde ein nützlicher Diener.
Später, im 2. Timotheusbrief, sagt Paulus zu Timotheus: „Nimm Markus mit, denn er ist mir nützlich zum Dienst.“
Markus schrieb das Evangelium, in dem Jesus als vollkommener Diener beschrieben wird.
Er hat gelernt, auf Jesus zu schauen und sein Vorbild als Diener zu nehmen.
Es geht weiter: Es grüßt euch Epaphras, der von euch ist, ein Knecht Christi Jesu, der allezeit für euch ringt in Gebeten, damit ihr vollkommen und völlig überzeugt in allem Gottes Willen steht.
Epaphras kennen wir aus Kolosser 1, Vers 7. Die Gemeinde in Colossä entstand durch seinen Dienst.
Für ihn war es schlimm, als die Irrlehrer kamen und ihn beiseite drängten.
Sein Anliegen war, für die Gemeinde zu beten, dass sie gerettet wird und auf den richtigen Kurs kommt.
Paulus sagt: „Epaphras kämpft und betet für euch.“ Man soll auf ihn hören und nicht auf die falschen Lehrer.
Es ist wichtig, auf welche Stimmen wir hören. Das kann verwirrend sein.
Man muss auch über die Füße schauen, wie jemand den Weg mit dem Herrn geht.
Leben und Reden müssen zusammenpassen, um zu wissen, ob man auf eine Stimme hören kann.
Epaphras’ Anliegen ist, dass die Gemeinde vollkommen und überzeugt Gottes Willen folgt.
Paulus gibt ihm Zeugnis, dass er sich viel Mühe gibt für euch und auch für die Gemeinden in Laodizea und Hierapolis.
Epaphras hatte einen überörtlichen Dienst im Umfeld von Colossä.
In 2. Korinther 10 steht, dass Gott jedem einen bestimmten Bereich zuweist.
Manche dienen örtlich, andere überörtlich, je nachdem, wie Gott führt.
Laodizea wurde später eine schwierige Gemeinde, wie Offenbarung 3 zeigt, damals aber noch nicht.
Es grüßt euch Lukas, der geliebte Arzt, und Demas.
Lukas war kein Jude, das wissen wir auch aus außerbiblischer Überlieferung.
Er ist der einzige Bibelschreiber, von dem wir wissen, dass er kein Jude war.
Sein Evangelium zeigt eine grandiose Kenntnis des Judentums und des Tempels.
Er war ein treuer Arzt, nicht berühmt, aber Berufung war für ihn wichtig.
Paulus hatte die Gabe der Heilung, brauchte also keinen Lukas für Heilungen.
Im Schweizerdeutschen gibt es den Ausdruck für jemanden ohne Freunde: „Du bist unnötig.“ Lukas war nicht unnötig, auch wenn Paulus Heilungsgaben hatte.
Es gibt kein Beispiel, dass nach Pfingsten die Gabe der Heilung für Gläubige eingesetzt wurde.
Beten ist etwas anderes. Jakobus 5 spricht vom Gebet.
Paulus betete dreimal um Heilung für sich selbst, doch der Herr sagte: „Meine Gnade genügt dir“ (2. Korinther 12).
In 1. Timotheus 5,23 rät Paulus Timotheus, etwas Wein zu trinken, um das Wasser zu desinfizieren.
Das römische Wasser war nicht sauber, und Wein half gegen Bakterien.
Apollos versprach keine Heilung durch Handauflegen.
In 2. Timotheus 4,20 ließ Paulus Trophimus krank zurück.
Die Gabe der Heilung war in der Apostelzeit für Apostel und deren unmittelbare Jünger ein Zeugnis für die Heiden, nicht für die Gemeinde.
Deshalb war Lukas weiterhin der geliebte Arzt.
Vers 15: „Grüßt die Brüder in Laodizea und Nymphas und die Gemeinde, die in seinem Haus ist.“
Nymphas ist männlich, das steht im Mehrheitstext. Er öffnete sein Haus für die Gemeinde, die sich dort öffentlich versammelte.
Diese Beziehung zeigt, dass jede Gemeinde ihre örtliche Verantwortung hat, aber es wichtig ist, mit anderen bibeltreuen Gemeinden überörtlich Kontakte zu pflegen.
Das ist wichtig, sonst „brät“ man immer nur in der eigenen Soße, was nicht gut ist.
Ich merke das manchmal, wenn ich Gemeinden überörtlich besuche und sehe, wie anders dort gebetet wird. Das bereichert.
Manchmal gibt es vor Ort eine gewisse Anpassung, und man meint, nur so geht es.
An einem anderen Ort kommen plötzlich Gedanken auf, die man sonst nie hört.
Überörtliche Kontakte sind einfach wertvoll.
Da warten schon Kinder, ich muss zum Schluss kommen.
Vers 16: Die Kolosser sollten den Kolosserbrief öffentlich in der Gemeinde vorlesen.
Dort steht: „Und wenn der Brief bei euch gelesen ist, so macht es auch in der Gemeinde der Laodizeer.“
Das war nicht nur für die Kolosser, sondern auch für die Laodizeer.
Im ersten Korintherbrief sagt Paulus sogar ausdrücklich am Anfang: „Das ist für Korinth und für jeden Ort, wo der Name unseres Herrn Jesus Christus angerufen wird, sowohl ihres als auch unseres Herrn.“
Er meint alle Orte auf der Welt, wo Gläubige als Gemeinde zusammenkommen.
Im Brief selbst betont er wiederholt, dass das gilt, was er sagt, für alle Gemeinden.
So war der Kolosserbrief nicht nur für die Kolosser, sondern auch für uns.
Darum haben wir das hier am Liebestündentag studiert.
Zudem sollten sie auch den Epheserbrief lesen, nachdem er zuvor in Laodizea verlesen worden war.
Dort steht: „Und dass ihr auch den aus Laodizea lest.“
Nicht „an Laodizea“, sondern „aus Laodizea“. Man muss die Bibel genau lesen.
Das heißt, der Epheserbrief, der parallel gesandt wurde, sollte in die Nachbargemeinde Laodizea und dann weiter nach Colossä.
So wurde das vorgesehen.
So begannen die frühen Handschriften, schnell kopiert und verbreitet zu werden.
Vers 17: „Archippus, sieh auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst.“
Stellen Sie sich vor, der Brief wird zum ersten Mal feierlich in der Gemeinde in Colossä vorgelesen.
Plötzlich liest Archippus seinen Namen und ist schockiert.
Die ganze Gemeinde erfährt, dass Archippus in seiner Arbeit gebremst wurde.
Das war nicht persönlich geschrieben, aber wenn etwas allgemein bekannt ist, kann man auch allgemein darüber sprechen.
Wenn etwas verborgen ist, muss man diskret bleiben.
Archippus wird aufgerufen, seinen Dienst im Herrn zu erfüllen.
Er darf sich nicht aushalten oder entmutigen lassen, egal aus welchem Grund.
Der letzte Vers: Der Gruß mit meiner Hand, gedenkt meiner Fesseln, die Gnade sei mit euch! Amen.
In 2. Thessalonicher 3, Vers 17 und 1. Korinther 16,21 heißt es am Schluss dieser Briefe: „So schreibe ich, der Gruß mit meiner Hand.“
Das bedeutet, wenn Paulus einen Brief diktierte, schrieb er am Ende eigenhändig, damit man anhand seiner Handschrift die Echtheit erkennen konnte.
Es gab damals gefälschte Briefe.
Die Thessalonicher hatten einen gefälschten Brief erhalten, nach dem ersten von Paulus.
Dann kam der zweite Thessalonicherbrief, und am Schluss schrieb Paulus: „Der Gruß mit meiner Hand, so schreibe ich.“
Das war das Echtheitszeichen.
Man konnte den gefälschten Brief mit dem echten vergleichen und den falschen entsorgen.
So blieb der zweite Thessalonicherbrief der zweite.
Paulus schreibt nochmals, dass er immer noch gefangen ist, und bittet um Gebet.
Was wir brauchen, um weiterzugehen, ist die Gnade des Herrn. Amen.
Die Bedeutung salziger Worte und die richtige Kommunikation
Und nun zurück zu Kolosser 4: Wandelt in Weisheit gegenüber denen, die draußen sind. Kauft die gelegene Zeit aus. Euer Wort sei allezeit mit Gnade und mit Salz gewürzt, sodass ihr wisst, wie ihr jedem Einzelnen antworten sollt.
Mit Salz gewürzt – salzige Worte. Wir haben ja ganz verschiedene Geschmacksnerven: Einige nehmen salzig wahr, andere süß, wieder andere bitter. Interessant ist, dass man auch von süßen Worten spricht, wenn jemand versucht, uns Honig ums Maul zu schmieren, um uns mit Taktik zu gewinnen. Es gibt aber auch bittere Worte. Und wir sagen auch, das war eine gesalzene Rede.
Nun, was ist hier gemeint mit „mit Salz gewürzt“? Was kann man tun? Das wäre jetzt eine gute Frage für die kleinen Mädchen unter uns, die gerne reiten. Was macht man mit einem Ross, das nicht trinken will? Man zieht, klagt und bringt es zum Brunnen, versucht es, aber das Einfachste ist: Man gibt ihm Salz, dann trinkt es.
Das heißt, wir müssen auch Worte haben, die Durst wecken. Es kommt darauf an, wie wir mit den Menschen reden, ob wir ihren Durst wecken können. Und natürlich hat Salz noch eine weitere Funktion: Es tötet Bakterien ab! Es hat also auch eine hygienische Wirkung.
Wenn unsere Worte mit Salz gewürzt sind, bedeutet das, dass wir die Dinge auf eine saubere Art erklären. Und zwar nicht in einer saloppen Jugendsprache. Manche Jugendprediger denken, wenn sie salopp sprechen und unglättige Ausdrücke verwenden, erreichen sie die jungen Leute. Diese sagen vielleicht: „Das war cool!“ Aber sie werden dann selbst auch so salopp, wenn sie es nicht schon sind.
Das ist jedoch keine Hilfe. Das sind keine gesalzenen Worte, sondern da sind Bakterien drin. Unser Wort soll aber allerzeit in Gnade sein. Das zeigt wieder, dass die Menschen sehen müssen, dass wir wohlwollend sind.
Das Gewürz ist gewünscht, damit ihr wisst, wie ihr jedem antworten sollt.
Tychikus und Onesimus – treue Mitarbeiter und Boten des Apostels Paulus
Dann kommt Vers 7: "Alles, was mich angeht, wird euch tüchtig ausrichten der geliebte Bruder und treue Diener und Mitknecht im Herrn, den ich eben deshalb zu euch gesandt habe, damit ihr eure Umstände erfahrt und eure Herzen getröstet werden."
Mit Onesimus, dem treuen, geliebten Bruder, der von euch ist. Sie werden euch alles kundtun, was hier geschieht: Tychikus. Ihm wird also hier bescheinigt, er ist ein geliebter Bruder. Das ist kein belastender Bruder. Es gibt Brüder, die belastend sind, aber er ist ein geliebter Bruder, an dem man einfach Freude hat. Er ist ein treuer Diener und ein Mitknecht im Herrn. Das heißt, einer, der auch gut mit anderen zusammenarbeiten kann, kein Eigenbruder.
Dann sagt Paulus: Ich habe ihn zu euch gesandt.
Paulus hat den Kolosserbrief, wie wir ganz am Anfang gesehen haben, während seiner zweijährigen Gefangenschaft in Rom geschrieben, am Schluss der Apostelgeschichte 28. Diese zwei vollen Jahre dauerten, bis es schließlich zum Freispruch unter Kaiser Nero kam. Am Ende dieser zwei Jahre schrieb er den Kolosserbrief und den Epheserbrief, aber auch den Philemonbrief.
Auch den Philipperbrief, und das hören nicht alle gerne, aber man kann sehr gut beweisen, dass auch der Hebräerbrief in diese Zeit gehört.
Im Philemonbrief schreibt Paulus über Onesimus, einen entlaufenen Sklaven, der in Kolossä, dem heutigen Westtürkei, abgehauen war. Auf verschlungenen Wegen kam er mit dem gefangenen Paulus in Rom in Berührung und wurde von ihm bekehrt.
Darum sagt Paulus im Philemonbrief: "Ich habe Onesimus hier in der Gefangenschaft gezeugt, er ist mein Kind."
So besteht eine besondere Beziehung zwischen jemandem, der einen anderen zum Glauben führt. Darum setzt sich Paulus so sehr für Onesimus ein und schreibt extra einen Brief an Philemon, den Bewohner von Kolossä.
Nach gründlichem Recht stand die Todesstrafe auf dieser Flucht des Sklaven. Der Philemonbrief korrigiert alles.
Jetzt sehen wir: Philemonbrief und Kolosserbrief gehören zusammen. Der Kolosserbrief ist an die Gemeinde von Kolossä geschrieben, der Philemonbrief an Philemon in Kolossä.
Dort wird Onesimus erwähnt, der nach seiner Bekehrung als treuer und geliebter Bruder bezeichnet wird.
Er hat sich nach seiner Bekehrung bereits so bewährt, dass Paulus sagen kann: Das ist ein treuer Mann.
Er sagt im Philemonbrief: "Er war dir einst unnütz, aber jetzt ist er dir nützlich und auch mir."
Onesimus heißt "der Nützliche". Er hat diesen Namen von seinen Eltern bekommen, hat ihm aber zunächst überhaupt nicht entsprochen.
Für Paulus war die Deutung des Eigennamens wichtig, und darum spielt er im Philemonbrief darauf an: "Er war dir einst unnütz, aber jetzt ist er das geworden, was der Name, den er im Zusammenhang mit der Geburt bekam, ausdrückt."
Onesimus ist "der von euch".
Diese Brüder werden also in die Gemeinde nach Kolossä kommen und alles erzählen, wie es Paulus am Schluss der Gefangenschaft in Rom erging.
Paulus war so zuversichtlich, dass er nach diesen zwei vollen Jahren in Rom frei wird.
Es gab ein römisches Gesetz, das besagte: Wenn man zwei volle Jahre auf die Ankläger wartet und diese nicht zum Prozess erscheinen, muss man freigesprochen werden.
Tatsächlich hatten die führenden Priester des Sanhedrin in Jerusalem die Anklage erhoben, aber sie sind nie in Rom erschienen.
So haben sie sich die Reise gespart, und deshalb wurde Paulus freigelassen.
Im Philemonbrief sagt Paulus: "Mach schon mal eine Herberge bereit, denn ich habe vor, nach Kolossä zu kommen."
So war dieser Tychikus nicht nur der Überbringer des Philemonbriefs und des Kolosserbriefs, sondern auch des Epheserbriefs.
Schauen wir mal in Epheser 6,21: "Damit auch ihr um meine Umstände wisst, wie es mir geht, so wird Tychikus, der geliebte Bruder und treue Diener im Herrn, euch alles kundtun, den ich eben deshalb zu euch gesandt habe, damit ihr meine Umstände erfahrt und eure Herzen tröstet."
Tychikus brachte also auch den Epheserbrief nach Ephesus, eine Stadt in der Nähe von Kolossä, sowie den Kolosser- und Philemonbrief.
Ich habe das heute Morgen im Vortrag schon angedeutet: Tychikus heißt "Zufallstreffer". Seine heidnischen Eltern hatten ihm diesen Namen gegeben.
Gottes Plan und die Bedeutung von Adoption
Wie entsteht ein Kind? Manchmal gibt es Ehen, in denen jahrelang kein Kind kommt. Und dann, plötzlich, nach acht Jahren, wird ein Kind geboren. Anderswo hingegen geht es ganz anders: Dort kommt ein Kind nach dem anderen. Ja, wie funktioniert das?
Es gibt sogar Eltern, die sagen: „Unser Kind war ein Unfall, das ist so etwas Hässliches!“ Wenn ich so etwas höre, finde ich das sehr schlimm. Wenn Eltern ihren Kindern so etwas sagen, kann das viel kaputtmachen. Aber eben, das Kind war, wie sie sagen, „nicht geplant“. Was heißt das eigentlich „nicht geplant“?
Die Ehe ist der Rahmen, den Gott für die menschliche Sexualität gegeben hat. Nur dort sollte sie sich entfalten können – ohne Druck, ohne Zeitdruck und ohne Angst vor Versagen. Darum ist dieser geschützte Rahmen so wichtig. Gott hat vorgesehen, dass in diesem Rahmen Kinder entstehen. Das sind seine Pläne.
Deshalb müssen Ehepaare sagen: Jedes Kind, das kommt, ob wir gedacht haben, dass es jetzt kommen könnte oder nicht, ist ein Geschenk des Herrn. So wie wir in den Stufenliedern im Psalm lesen: Kinder sind eine Gabe Gottes. Darum haben wir unser erstes Kind bewusst Nathan genannt – das heißt „Er hat gegeben“. Ein Geschenk.
Wir hatten uns nicht vorgenommen, zehn Monate nach unserer Eheschließung ein Kind zu bekommen. Aber das Kind kam, und für uns war von Anfang an klar: Meine Frau wollte sowieso sechs Kinder. Und wir haben danach sechs bekommen. Es war uns so wichtig, dass sie immer willkommen sind. Deshalb konnten wir diesen Namen aus Überzeugung geben: Nathan und nicht Tychikus.
Aber wenn ein Kind eben doch Tychikus heißt und zur Welt kommt, dann kann man die gute Nachricht an den Überbringer des Epheserbriefes geben. Jetzt muss man nochmals am Anfang von Epheser lesen, nämlich Epheser 1,3: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus, wie er uns vor Grundlegung der Welt in ihm auserwählt hat, dass wir heilig und tadellos seien vor ihm in Liebe und uns zuvor bestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens.“
Gott hat gewollt und auserwählt. Und in 1. Petrus 1,2 heißt es: „Aus Erwählung nach Vorkenntnis Gottes, nach der Prognose Gottes.“ Gott wusste in seiner Allwissenheit von Ewigkeit her, wer sich einmal beugen wird, wenn Gott ihn durch das Evangelium zieht und in seiner Güte zur Buße leitet, und wer störrisch bleiben wird. Gott hat beschlossen: Die, die dann wollen, sollen heilig und tadellos sein vor mir in Liebe. Und die bestimme ich im Voraus zur Sohnschaft.
Das Wort „Sohnschaft“ ist so schön. Hyoteseia ist das typische griechische Wort für Adoption – wirklich die Stellung als Sohn oder Tochter, die adoptiert werden. Sie erhalten die Hyoteseia, also diese Stellung. Darum wird in der französischen Übersetzung von David korrekt „Adoption“ verwendet, und im Englischen ist „adoption“ sehr üblich.
Gott hat von Ewigkeit her an Tychikus gedacht: „Ich werde ihn adoptieren.“ Adoption ist ein biblisches Thema. Man muss eine Sehnsucht haben für zwei adoptierte Kinder, die Mühe damit hatten, adoptiert zu sein. Da ist es wichtig, die biblische Lehre zu kennen: Was sagt die Bibel über Adoption? Das ist etwas Schönes.
Gott hat Adoption geplant. Und all jene, die als Zufallstreffer bezeichnet werden, waren von Gott geplant. Das ist doch grandios! Also gerade Tychikus bringt den Epheserbrief nach Ephesus und dann den Kolosserbrief nach Kolossä. Dort sehen wir das Herz Gottes.
Übrigens, noch zur Adoption: Es gibt noch einiges dazu zu sagen. Im Buch Esther hat Onkel Mardochai Esther adoptiert. Sie war nicht seine leibliche Tochter, aber er wollte Esther wirklich weiterbringen. Das hat er getan. Und daraus wurde eine Frau Gottes, die sagen konnte: „Komme ich um, so komme ich um.“ Fantastisch, was durch Adoption geschehen kann.
Die Sendung von Tychikus und Onesimus und die Ermutigung der Gemeinde
Also, gehen wir weiter. Wir müssen in ein paar Minuten fertig werden.
Onesimus und Tychikus sollten den Chorso und den Geschwistern erklären, wie es um Paulus steht. Sie sollten auch in Erfahrung bringen, wie es den Kolossern geht. In Vers 8 heißt es, dass Paulus sie deshalb zu euch gesandt hat, damit ihr eure Umstände erfahrt und eure Herzen tröstet.
Merkt euch, was dahintersteckt: Die Kolosser hatten riesige Probleme. Sie waren von falschen Lehrern beeinflusst worden. Der Kolosserbrief war ein Notfallbrief, um diese Gemeinde vor diesen falschen Leuten zu retten. Diese behaupteten, Paulus habe ihnen falsche Dinge gesagt. Nun hörten sie jemand anderen, der die richtige Lehre brachte. Die Kolosser waren wirklich auf dem Weg, in die Irre zu gehen.
Daraufhin lebt Paulus. Jetzt schickt er Tychikus hin, um ihm zu berichten, wie es dem Apostel Paulus geht und um herauszufinden, wie es den Kolossern ergeht. Tychikus sollte dann von der Türkei nach Italien reisen, um Paulus zu sagen: „Die Kolosser haben den Kolosserbrief gehört, sie wollen Rückkehr, und du sollst ihre Herzen trösten.“
Trösten? Das Wort „trösten“, griechisch kaleo, bedeutet sowohl trösten als auch ermahnen. Eine solche Weissagung wird auch in 1. Korinther 14,2 beschrieben: Wer weissagt, redet zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung der Menschen. Das Wort Ermahnung ist hier das Hauptwort zu „trösten“. Es bedeutet eine Ermahnung, die Mut macht, den richtigen Weg zu gehen. Man wird ermutigt und getröstet.
So sollte Tychikus also hingehen und den Kolosserbrief durch mündliche, tröstende Ermahnung noch verstärken. Das war also keine bloße Formalität.
Es gibt im Internet Prediger, die sind reine Holzfäller. Das klingt zwar kraftvoll, ist aber nicht glaubwürdig. Es ist etwas ganz anderes, wenn jemand das klare Wort weitergibt – aber eben in Gnade, wie ich bereits in Vers 5 sagte.
Grüße von Mitarbeitern und die Bedeutung von Gemeinschaft
Vers 10: Jetzt kommen wir zu den Versen 10 und 11, in denen Grüße von drei jüdischen Brüdern übermittelt werden. Danach folgen in den Versen 12 bis 14 Grüße von drei nicht-jüdischen Brüdern.
Es grüßen euch Aristarchus, mein Mitgefangener, und Markus, der Neffe des Barnabas, wegen dem ihr Anweisungen erhalten habt: Wenn er zu euch kommt, so nehmt ihn auf. Und Jesus, genannt Justus, die aus der Beschneidung sind – das heißt, die Juden. Diese allein sind Mitarbeiter am Reich Gottes, die mir ein Trost gewesen sind. Das sind die drei.
Dann geht es weiter mit Vers 12: Es grüßt euch Epaphras. In diesem Fall ist er nicht aus der Beschneidung, sondern Aristarchus, Markus und Jesus Justus sind Juden. So steht es im Skript.
In diesen Versen werden die Grüße von drei jüdischen Brüdern übermittelt. Sie waren alle für Paulus in schwierigen Zeiten ein Trost. Es heißt ausdrücklich von diesen dreien, dass sie ihm ein Trost gewesen sind. Man fragt sich: Brauchte Paulus wirklich Trost? Er stand doch scheinbar über allem.
Im 2. Korintherbrief 11 kann er sagen, dass er dreimal Schiffbruch erlitten hat, einmal einen Tag und eine Nacht im Meer verbringen musste. Er war ständig in Gefahren – vor Räubern, auf Flüssen, vor seinem eigenen Volk – und zählt das alles auf. Das ist unglaublich. Man hat den Eindruck, er sei ein Mann, der einfach so über den Umständen steht. Doch so ist es manchmal nicht. Man muss nicht allen seine tiefsten Gefühle zeigen. Ich zeige das auch nicht jedem. Wenn kein Vertrauen da ist, zeige ich sie auch nicht. Bin ich verpflichtet, alles zu sagen?
Schauen wir mal, wie es bei Paulus war. Äußerlich wirkt er wie ein Supermensch. Aber wenn man sieht, wie er die lange Reise nach Rom machte, am Ende der Apostelgeschichte, mit einem Schiffbruch dazwischen, der Landung auf der Insel Melite, und dann weiter, schließlich in Apostelgeschichte 28, Vers 13, heißt es dann in Vers 14: „Und so kamen wir nach Rom.“
Es wird ein bisschen länger vorher erklärt, wie diese Reise auch auf dem Landweg nach Rom in Italien führte. Und von dort kamen die Brüder, als sie von uns gehört hatten, uns bis Appii Forum und Tres Tabernae entgegen. Appii Forum ist 69 Kilometer von Rom entfernt, Tres Tabernae 49,38 Kilometer. Es reicht, wenn man 49 Kilometer schreibt.
Also die ganz Schnellen haben 69 Kilometer geschafft, sie haben in Rom von Paulus und Gott gehört und sind ihm entgegengegangen. Andere haben es nur bis Tres Tabernae geschafft, 49 Kilometer, auch nicht schlecht. Dann heißt es: „Und als Paulus sie sah, dankte er Gott und fasste Mut.“ Allein dadurch, dass diese Brüder ihm entgegenkamen, bekam er wieder richtig Kraft.
Nein, Paulus war ein Mann mit tiefen Empfindungen. Äußerlich hatte er eine unglaublich harte Schale. Wenn man an Troas in Apostelgeschichte 20 denkt, da predigt er nicht nur bis Mitternacht, sondern nach dem Unfall mit dem jungen Mann geht es weiter bis zum Morgengrauen. Dann war beschlossene Sache, dass er weitergeht, und zwar zu Fuß. Die Missionsreise geht weiter zu Fuß, und er wollte allein sein, ohne Johannes. Er sagte, er könne so richtig darüber nachdenken. Das zeigt eine unglaubliche Energie. Aber der Mann konnte auch ganz entmutigt sein. Und dann sagt er, dass einfach Brüder kommen und er sieht, sie stehen zu ihm.
Darum ist es so schön, dass er von diesen drei sagt, sie seien ihm ein Trost gewesen. Ich habe auf dem Skript noch geschrieben, dass es sich lohnt, alle Stellen über Aristarchus im Neuen Testament zusammenzustellen. Das war ein Mann, der schon im riesigen Aufstand in Ephesus mit Paulus litt, als Paulus am Leben verzweifelte. Paulus hatte mit dem Leben abgeschlossen und dachte, jetzt komme der Tod. Aristarchus hat mit ihm gelitten und ihn gerettet.
Aristarchus war auch auf der Romreise, in Apostelgeschichte 27, mit dabei. Er begleitete Paulus und kam ebenfalls in Gefangenschaft. „Es grüßt euch Aristarchus“ – er muss mitgefangen haben. Es ist so: Wenn man an den Problemen anderer teilhat, auch wenn es Probleme sind, muss man sich mit ihnen irgendwie identifizieren. Das habe ich selbst erlebt. Wenn man sich so identifiziert, ist es, als wären es die eigenen Kollegen.
Es ist schön zu sehen, dass Aristarchus zu Paulus stand und es auf sich nahm, verhaftet zu werden in Rom, obwohl er vorher frei war. Auf der Romreise war er noch nicht verhaftet, siehe Apostelgeschichte 27,1 und folgende.
Dann muss ich noch Markus erwähnen, der hier auch genannt wird, der Neffe des Barnabas. Paulus schreibt gleich ein kurzes Empfehlungsschreiben: „Wenn er zu euch kommt, nehmt ihn auf.“ Markus war der junge Mann, der Paulus auf der ersten Missionsreise Mühe gemacht hat.
Er ging mit Paulus und Barnabas auf die Missionsreise. Man muss beachten: Der Heilige Geist hatte Paulus und Barnabas zum Dienst berufen. Dann nahmen sie Markus mit, der keinen Beruf hatte. Das ist gefährlich, wenn man einfach in die Mission geht, weil es cool erscheint oder zur Jugenderfahrung gehört, aber keine Berufung da ist. Das kann schiefgehen.
In Apostelgeschichte 13, dort, wo sie nach Antiochia in der heutigen Türkei gingen, drehte Markus um und ging nach Hause. Das ist wirklich gefährlich. Es gibt heute dort einen speziellen Wanderweg, der nur für sehr fitte Leute geeignet ist. Ich bin mal mit dem Flugzeug über diese Stelle geflogen und konnte gut verstehen, warum Markus nicht mitging. Es wurde ihm zu viel, und er ging zurück.
Bei der zweiten Missionsreise in Apostelgeschichte 15 wollten Barnabas und Paulus wieder zusammen losziehen und nahmen Markus mit. Paulus sagte: Nein, das kommt nicht in Frage. Die beiden Männer Gottes gerieten aneinander bis zur Verbitterung und beschlossen schließlich, sich zu trennen. Barnabas nahm Markus auf seine Missionsreise, Paulus nahm Silas mit.
Diese Missionsreise wird weiter beschrieben. Von Barnabas hört man danach nichts mehr, von Markus auch nicht. Das war eine schwierige Sache. Aber man sieht das gute Problem: Barnabas setzte sich für Markus ein, der sein Verwandter war. Man muss in der Gemeinde bei Verwandtschaft vorsichtig sein, denn man ist nicht mehr neutral.
Es gibt beides, ich kann es bezeugen: Manchmal führt Verwandtschaft dazu, dass man zusammenhält, auch wenn es unrecht ist. Andererseits kann Verwandtschaft bedeuten, dass jemand gerecht sein möchte, sogar übergerecht, und dann kann es ins Gegenteil umschlagen. Es gibt alles. Aber Neutralität ist bei Verwandtschaft schwierig. Deshalb muss man besonders vorsichtig sein.
Man sieht ja auch, wie oft bei Schwierigkeiten Verwandte zusammenhalten oder gerade in der Verwandtschaft besonders auseinandergehen. So war es hier.
Doch sehen wir, wie wunderbar: Es brauchte Zeit, und jetzt kann Markus von Paulus empfohlen werden. Er wird als „Markus, der Neffe des Barnabas“ bezeichnet, und Paulus empfiehlt ihn zur Aufnahme. Er sagt, diese alle seien ihm ein Trost gewesen – also auch Markus.
Später, im zweiten Timotheusbrief, einige Jahre später, sagt Paulus zu Timotheus: „Nimm Markus mit, denn er ist mir nützlich zum Dienst.“ Markus, der auf der ersten Missionsreise versagt hatte, hat in der Zwischenzeit dazugelernt und wurde ein nützlicher Diener.
Darum konnte der Herr ihn gebrauchen, um das Markus-Evangelium zu schreiben. Dieses Evangelium beschreibt Jesus als den vollkommenen Diener. Markus hat gelernt, auf den Herrn Jesus zu schauen und sein Vorbild als Diener zu nehmen. Das gibt ihm Kraft, um richtig zu dienen.
Epaphras und weitere Mitarbeiter – Gebet und Sorge für die Gemeinden
Ja, es geht noch weiter. Es grüßt euch Epaphras, der von euch ist, ein Knecht Christi Jesu, der allezeit für euch ringt in den Gebeten, damit ihr vollkommen und völlig überzeugt in allem steht, was dem Willen Gottes entspricht.
Diesen Epaphras kennen wir bereits. In Kolosser 1,7 wird deutlich, dass die Gemeinde in Kolossä durch seinen Dienst entstanden ist. Für ihn war es sehr belastend, als die Irrlehrer nach Kolossä kamen und ihn an den Rand drängten. Sein Anliegen war es, für die Gemeinde zu beten, damit sie gerettet wird und wieder auf den richtigen Weg kommt.
Paulus sagt daher so nebenbei: „Epaphras kämpft und betet für euch.“ Damit war klar, dass man auf diesen Mann hören muss und nicht auf die Irrlehrer. Es ist sehr wichtig, auf wen wir hören. Es gibt viele Stimmen, und das kann verwirrend sein. Man muss genau prüfen, auf wen man hört.
Dabei ist es nicht nur wichtig, auf die Stimme zu hören, sondern auch darauf zu achten, wie jemand seinen Weg mit dem Herrn geht. Es ist entscheidend, ob Leben und Reden zusammenpassen. Das hilft zu erkennen, ob man dieser Stimme vertrauen kann.
Dann heißt es, dass Epaphras dafür sorgt, dass ihr vollkommen und völlig überzeugt in allem dem Willen Gottes steht. Das bedeutet, dass man auf das hört, was Gott offenbart. Das ist der Wille Gottes. Es wird sehr fein formuliert, und das finde ich wichtig: Man kann Dinge auf verschiedene Weise sagen, aber es ist immer gewinnend, wenn man das von Epaphras lernt.
Paulus gibt ihm Zeugnis, dass Epaphras sich sehr für euch und für die Gemeinden in Laodizea und Hierapolis einsetzt. Laodizea und Hierapolis waren Nachbarstädte von Kolossä. Epaphras hatte also einen überörtlichen Dienst. Er war zwar nicht so weit unterwegs wie Paulus, der noch viel mehr Regionen betreute, aber wir müssen wissen, dass Gott jedem einen bestimmten Bereich zuweist, wie es in 2. Korinther 10 beschrieben ist.
Manche dienen vor allem in ihrer örtlichen Gemeinde, andere überörtlich, je nachdem, wie Gott es führt. Epaphras wirkte im Umfeld von Kolossä, Laodizea und Hierapolis und setzte sich mit viel Mühe für diese Versammlungen ein. Laodizea wurde später eine schwierige Gemeinde, wie Offenbarung 3 zeigt, aber damals war das noch nicht so.
Dann grüßt euch Lukas, der geliebte Arzt, und Demas. Lukas war kein Jude. Aus außerbiblischen Überlieferungen der frühen Christenheit wissen wir das. Er ist der einzige Bibelschreiber, von dem bekannt ist, dass er kein Jude war. Alle anderen Autoren waren Juden.
Wenn man das Evangelium nach Lukas liest, ist das eine Sensation. Die Kenntnis des Judentums und des Tempels darin ist so detailliert und grandios, dass ein Nichtjude sich so tief einarbeiten konnte, dass er das Judentum besser zu kennen scheint als manche Juden selbst.
Hier wird Lukas als „geliebter Arzt“ bezeichnet – nicht als hochberühmter Arzt, sondern als ein Mann, der treu in seinem Beruf war. Es ging ihm nicht darum, berühmt zu werden, sondern seine Arbeit war seine Berufung. Deshalb nennt man ihn den geliebten Arzt.
Paulus hatte selbst die Gabe der Heilung, also brauchte er Lukas eigentlich nicht. Es gibt einen bösen Ausdruck im Schweizerdeutschen, den junge Leute manchmal verwenden: „Du bist hörig.“ Das bedeutet so viel wie „Du bist unnötig, dich braucht es nicht.“ Man könnte sagen, Lukas sei unnötig, weil Paulus und andere mit der Gabe der Heilung ihn überflüssig machten.
Aber schauen wir genau hin: Es gibt kein Beispiel, dass ab Pfingsten die Gabe der Heilung für Gläubige eingesetzt wurde. Ich meine nicht das Auferstehen, denn Ungläubige konnten nur einmal sterben, dann kam das Gericht (Hebräer 9,27). Es geht um Heilung.
Gläubige wurden durch die Gabe der Heilung nicht gesund gemacht. Natürlich kann man beten, wie Jakobus 5 es beschreibt, aber Beten ist etwas anderes. In 2. Korinther 12,9 sagt Paulus, dass er dreimal für seine Heilung gebetet habe, doch der Herr antwortete: „Meine Gnade genügt dir.“
In 1. Timotheus 5,23 rät Paulus Timotheus, nicht nur Wasser zu trinken, sondern ein wenig Wein, wie es die anderen taten, um das Wasser zu desinfizieren. Das römische Wasser wurde durch Bleirohre geleitet und war nicht sauber. Timotheus wollte eigentlich keinen Wein trinken, weil er Missbrauch sah, aber Paulus sagte ihm, es sei gut für seinen Magen und sein häufiges Unwohlsein.
Timotheus litt nicht an Laktoseintoleranz, sondern an Problemen durch Bakterien im Wasser. Deshalb musste er das Wasser mit Wein mischen, wie es üblich war. Apollos sagte nicht, dass man bei der nächsten Begegnung einfach die Hand auf den Bauch legen soll, um gesund zu werden.
In 2. Timotheus 4,20 erwähnt Paulus, dass er den kranken Trophimus zurückgelassen hat. Er wurde nicht geheilt. Die Gabe der Heilung war in der Zeit der Apostel für die Apostel selbst und für diejenigen, die durch sie zum Glauben kamen, wie Markus 16 sagt. Sie war ein Zeugnis für die Heiden, nicht für die Gemeinde.
Deshalb war Lukas weiterhin der geliebte Arzt, der seinen Beruf ausübte, wenn er gebraucht wurde.
In Vers 15 grüßt Paulus die Brüder in Laodizea, Nymphas und die Gemeinde in seinem Haus. Nymphas ist die männliche Form und im Mehrheitstext korrekt. Er war ein Mann, der sein Haus für die Gemeinde geöffnet hatte. Dort konnten die Christen aus Laodizea sich öffentlich versammeln.
Diese Beziehung der Gemeinden untereinander ist wichtig. Jede Gemeinde hat ihre örtliche Verantwortung, aber es ist ebenso wichtig, mit anderen bibeltreuen Gemeinden überörtlich Kontakt zu pflegen. Das ist sehr wertvoll.
Sonst ist es, als würde man immer nur in der eigenen Soße braten – und das wird nicht gut. Ich bin kein Koch, aber ich merke das manchmal, wenn ich Gemeinden überörtlich besuche, zum Beispiel in der Anbetungsstunde.
Dann betet jemand ganz anders als bei uns. Diese neuen Gedanken sind bereichernd. Manchmal gibt es vor Ort eine gewisse Anpassung, und man meint, nur der eigene Stil sei richtig. Aber an einem anderen Ort hört man plötzlich Gedanken, die man selbst nie in der Anbetungsstunde geäußert hätte. Das bereichert sehr.
Überörtliche Kontakte sind einfach wertvoll. Oh, da warten schon Kinder, ich muss zum Schluss kommen.
In Vers 16 sollen die Kolosser den Kolosserbrief öffentlich in der Gemeinde vorlesen. Dort steht: „Und wenn der Brief bei euch gelesen ist, so macht, dass er auch in der Gemeinde der Laodizeer gelesen wird.“
Der Brief war also nicht nur für die Kolosser, sondern auch für die Laodizeer bestimmt. Das bedeutet, dieser Brief im Neuen Testament war für alle Gemeinden.
Im ersten Korintherbrief sagt Paulus das sogar ausdrücklich am Anfang: „Das ist für Korinth und für jeden Ort, wo der Name unseres Herrn Jesus Christus angerufen wird, sowohl ihres als auch unseres Herrn.“ Damit meint er alle Orte auf der Welt, an denen Gläubige als Gemeinde zusammenkommen.
Im Brief selbst betont Paulus wiederholt, dass das, was er schreibt, für alle Gemeinden gilt. So war der Kolosserbrief nicht nur für die Kolosser, sondern auch für uns. Deshalb haben wir ihn hier am Liebestündentag studiert.
Außerdem sollten sie auch den Epheserbrief lesen, nachdem er zuvor in Laodizea verlesen worden war. Dort steht nämlich, dass ihr auch den aus Laodizea lesen sollt, nicht den an Laodizea. Man muss die Bibel genau lesen.
Das bedeutet, der Epheserbrief, der parallel gesandt wurde, sollte in die Nachbargemeinde Laodizea und dann weiter nach Kolossä gebracht werden. So war das vorgesehen.
So begannen die frühen Handschriften dann, abgeschrieben, kopiert und schnell verbreitet zu werden.
Dann sagt Paulus zu Archippus: „Sieh auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst.“
Jetzt sind wir fast am Schluss. Man muss sich vorstellen, dass der Brief zum ersten Mal feierlich in der Gemeinde in Kolossä vorgelesen wurde. Der ganze Brief wurde durchgelesen, und plötzlich taucht der Name Archippus auf.
Er schockte sich wahrscheinlich ein wenig, denn die ganze Gemeinde hörte, dass Archippus in seiner Arbeit gebremst worden war. Das sollte jeder wissen. Man schrieb das nicht persönlich, sondern öffentlich.
Wenn etwas allgemein bekannt ist, kann man auch allgemein darüber sprechen. Wenn etwas verborgen ist, muss man diskret bleiben. Paulus ruft Archippus auf, sich nicht aushalten oder entmutigen zu lassen, sondern seinen Dienst zu erfüllen.
Der letzte Vers enthält den Gruß mit Paulus’ eigener Hand: „Gedenk meiner Fesseln! Die Gnade sei mit euch! Amen!“
In 2. Thessalonicher 3,17 und 1. Korinther 16,21 heißt es am Schluss der Briefe: „So schreibe ich, der Gruß mit meiner Hand.“ Das bedeutet, dass Paulus am Ende eines diktierten Briefes eigenhändig den Gruß schrieb, damit man die Handschrift als Siegel der Echtheit erkennen konnte.
Damals gab es gefälschte Briefe. Die Thessalonicher hatten einen gefälschten Brief erhalten, nachdem sie den ersten von Paulus bekommen hatten. Im zweiten Thessalonicherbrief schreibt Paulus am Schluss: „Der Gruß mit meiner Hand, so schreibe ich.“ Das war das Zeichen in all seinen Briefen.
Man konnte einen angeblichen zweiten Thessalonicherbrief mit dem dritten vergleichen. Unterschiedliche Handschriften zeigten, welcher echt war. So blieb der zweite Thessalonicherbrief der zweite, und der andere wurde verworfen.
Paulus sagt noch einmal, dass er immer noch gefangen ist und bittet, weiter für ihn zu beten. Was wir brauchen, um weiterzugehen, ist die Gnade des Herrn. Amen!
Öffentliche Lesung der Briefe und die Verantwortung von Archippus
Vers 16: Die Kolosser sollten den Kolosserbrief öffentlich in der Gemeinde vorlesen. Dort steht: „Und wenn der Brief bei euch gelesen ist, so sorgt dafür, dass er auch in der Gemeinde der Laodizäer gelesen wird.“ Das galt nicht nur für die Kolosser, sondern auch für die Laodizäer.
Das bedeutet, dieser Brief im Neuen Testament war für alle Gemeinden bestimmt. Im ersten Korintherbrief betont Paulus das sogar ausdrücklich am Anfang: „Das ist für Korinth und für jeden Ort, wo der Name unseres Herrn Jesus Christus angerufen wird, sowohl ihres als unseres Herrn.“ Damit meint er alle Orte auf der Welt, an denen Gläubige als Gemeinde zusammenkommen.
Im Brief selbst wird wiederholt betont, dass man die Briefe so lesen muss, dass das, was Paulus sagt, für alle Gemeinden gilt. So war der Kolosserbrief also nicht nur für die Kolosser bestimmt, sondern auch für uns. Deshalb haben wir hier am Liebestündentag daraus studiert.
Zudem sollten sie auch den Epheserbrief lesen, nachdem er zuvor in Laodizäa verlesen worden war. Wo steht das? Dort heißt es: „Und dass ihr auch den aus Laodizäa lest.“ Nicht „an Laodizäa“, sondern „aus Laodizäa“. Man muss die Bibel genau lesen.
Das bedeutet also, der Epheserbrief, der parallel gesandt wurde, sollte in der Nachbargemeinde Laodizäa vorgelesen und dann weiter nach Kolossä geschickt werden. So war das vorgesehen. Die frühen Handschriften wurden auf diese Weise abgeschrieben, kopiert und schnell verbreitet.
Dann heißt es: „Und sage Archippus: Sieh auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst.“ Jetzt sind wir fast am Schluss des Briefes. Man muss sich vorstellen, dass der ganze Brief zum ersten Mal feierlich in der Gemeinde in Kolossä vorgelesen wird.
Plötzlich hört Archippus seinen Namen. Er ist überrascht und schockiert, denn die ganze Gemeinde bekommt mit, dass Archippus in seiner Arbeit gebremst wurde. Das sollte darum auch jeder wissen. Es war nicht persönlich geschrieben. Wenn etwas allgemein bekannt ist, kann man auch allgemein darüber sprechen. Wenn etwas verborgen ist, muss man diskret bleiben.
Mit „Sage Archippus“ ist gemeint, dass die ganze Gemeinde aufgerufen ist, zu Archippus zu gehen und ihm zu sagen: „Sieh auf deinen Dienst, den du im Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst.“ Du darfst dich nicht aushalten oder entmutigen lassen, egal aus welchem Grund.
Schlussgruß und das Zeichen der Echtheit der Paulusbriefe
Und dann der letzte Vers: Der Gruß mit meiner Hand, gedenkt meiner Fesseln, die Gnade sei mit euch, Amen!
In 2. Thessalonicher 3,17 und in 1. Korinther 16,21 heißt es am Schluss dieser Briefe: „So schreibe ich, der Gruß mit meiner Hand.“ Das bedeutet also immer am Schluss, wenn Paulus einen Brief diktiert hat, hat er eigenhändig noch eine Zeile hinzugefügt. So konnte man anhand der Handschrift das Siegel der Echtheit erkennen.
Es gab damals gefälschte Briefe. Paulus schreibt in 2. Thessalonicher 2, dass die Thessalonicher einen gefälschten Brief erhalten hatten – nach dem ersten von Paulus kam ein gefälschter Brief. Dann kam der zweite Thessalonicherbrief, und am Schluss stand: „Der Gruß mit meiner Hand, so schreibe ich.“
Dieses Zeichen findet sich in all seinen Briefen. Man konnte den angeblich zweiten Thessalonicherbrief nehmen und mit dem dritten vergleichen. Da sah man: „Ha, das ist ja gar nicht die gleiche Schrift!“ Dann konnte man den gefälschten Brief entsorgen. Deshalb blieb der zweite Thessalonicherbrief der zweite, und der andere hatte keine Spur von Echtheit.
Paulus sagt dann nochmals, dass er immer noch gefangen ist, also betet weiter für ihn. Und was wir brauchen, um weiterzugehen, ist die Gnade des Herrn. Amen.