Einführung in Psalm 107 und seine besondere Stellung
Im Rahmen der fortlaufenden Betrachtung messianischer Psalmen kommen wir heute zu Psalm 107. Bereits beim Aufschlagen fällt die besondere Stellung dieses Psalms auf, denn er steht am Anfang des fünften Buches der Psalmen.
Es ist vielen nicht bewusst, dass die 150 Psalmen in fünf verschiedene Bücher unterteilt sind. Diese Bücher haben inhaltlich auch eine Parallele zu den fünf Büchern Mose. Die Einteilung der Psalmenbücher wird zudem durch einen Refrain am Ende jedes Buches gekennzeichnet. Dieser Refrain wiederholt sich stets und markiert somit klar das Ende eines Buches.
Am Schluss des fünften Buches erscheint dieser Refrain nicht mehr. Dort weiß man jedoch ohnehin, dass man sich am Ende befindet. Der Abschluss jedes Buches ist immer ein spezielles Lob Gottes. Wenn ich noch in Psalm 106, dem letzten Vers, lese: „Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels von Ewigkeit zu Ewigkeit! Und alles Volk sage: Amen! Lobet den Herrn!“
Dieses Thema „Lobet den Herrn, Halleluja“ wird im Psalm 150 zum absoluten Höhepunkt geführt. Dort bildet der gesamte Psalm den Abschluss nicht nur des fünften Buches, sondern auch des gesamten Psalmenwerks.
Psalm 107 – Ein Überblick und erste Lesung
Gut, jetzt lesen wir Psalm 107 einfach mal durch. Danke dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währt ewiglich.
So sollen sagen, die erlöst sind durch den Herrn, die er aus der Not erlöst hat, die er aus den Ländern zusammengebracht hat von Osten und Westen, von Norden und Süden.
Die umhergingen in der Wüste, auf ungebahntem Weg und keine Stadt fanden, in der sie wohnen konnten, die hungrig und durstig waren und deren Seele verschmachtete.
Die dann zum Herrn riefen in ihrer Not, und er errettete sie aus ihren Ängsten und führte sie den richtigen Weg, sodass sie kamen zur Stadt, in der sie wohnen konnten.
Die sollen dem Herrn danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, dass er die durstige Seele sättigt und die Hungrigen mit Gutem füllt.
Die da saßen in Finsternis und Dunkel, gefangen in Zwang und Eisen, weil sie Gottes Geboten ungehorsam waren und den Ratschluss des Höchsten verachtet hatten.
So beugte er ihr Herz durch Unglück, und sie lagen da, ohne dass ihnen jemand half.
Die dann zum Herrn riefen in ihrer Not, und er half ihnen aus ihren Ängsten, führte sie aus Finsternis und Dunkel und zerriss ihre Bande.
Die sollen dem Herrn danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, dass er eherne Türen zerbricht und eiserne Riegel zerschlägt.
Die Toren, die geplagt wurden um ihrer Übertretung und Sünde willen, denen ekelte vor aller Speise, und sie wurden todkrank.
Die dann zum Herrn riefen in ihrer Not, und er half ihnen aus ihren Ängsten.
Er sandte sein Wort, machte sie gesund und rettete sie, dass sie nicht starben.
Die sollen dem Herrn danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, und sollen Dank opfern und seine Werke mit Freuden erzählen.
Die mit Schiffen auf dem Meer fuhren und ihren Handel auf großen Wassern trieben.
Die des Herrn Werke erfuhren und seine Wunder auf dem Meer, wenn er sprach und einen Sturmwind erregte, der die Wellen erhob.
Sie fuhren gen Himmel und sanken in den Abgrund, sodass ihre Seele vor Angst verzagte.
Sie taumelten und wankten wie ein Trunkener und wussten keinen Rat mehr.
Die dann zum Herrn schrien in ihrer Not, und er führte sie aus ihren Ängsten und stillte das Ungewitter.
Die Wellen legten sich, und sie wurden froh, denn es war still geworden, und er brachte sie zum erwünschten Lande.
Die sollen dem Herrn danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, und ihn in der Gemeinde preisen und bei den Alten rühmen.
Er machte Bäche trocken und ließ Wasserquellen versiegen, sodass fruchtbares Land zur Salzwüste wurde wegen der Bosheit derer, die dort wohnten.
Er machte das Trockene wieder wasserreich, gab dem dürren Lande Wasserquellen und ließ die Hungrigen dort bleiben.
Sie bauten eine Stadt, in der sie wohnen konnten, säten Äcker und bepflanzten Weinberge, die jährlich Früchte trugen.
Er segnete sie, sodass sie sich sehr mehrten, und gab ihnen viel Vieh.
Aber sie wurden gering an Zahl und geschwächt durch die Last des Unglücks und des Kummers.
Er schüttete Verachtung auf die Fürsten und ließ sie irren in der Wüste, wo kein Weg ist.
Doch die Armen schützte er vor Elend und mehrte ihr Geschlecht wie eine Herde.
Das werden die Frommen sehen und sich freuen, und aller Bosheit wird das Maul gestopft werden.
Wer ist weise und behält dies, der wird merken, wie viele Wohltaten der Herr erweist.
Kriterien zur Einteilung des Psalms
Bevor wir in die Details dieses Psalms eintauchen, wollen wir zunächst versuchen, den Psalm einzuteilen. Dabei ist es wichtig, nicht einfach gedankenlos eine bereits bestehende Einteilung zu übernehmen, wie man sie vielleicht in Büchern findet. Vielmehr sollte man versuchen, den Text selbst nach Kriterien im Text zu gliedern.
Eine wichtige Hilfe sind Ausdrücke oder Redewendungen, die sich wiederholen. Können wir diese kurz zusammentragen? Wo finden wir Ausdrücke, die sich wiederholen? Zum Beispiel gibt es einen Refrain in Vers 6 und Vers 28.
Lesen wir Vers 6:
Jawohl. Und wo kommt das noch einmal vor? Schon vorher, in Vers 13. Ja, Vers 13, und dann? Vers 19 und, wie schon gesagt, Vers 28.
Findet man noch eine Parallele? Ja, in Vers 8. Lesen wir Vers 8:
„Sie sollen dem Herrn danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut.“
Genauso wie in Vers 6 die Stände wiederholt werden, wiederholt sich auch Vers 7. Das gehört weiter zum Refrain. Was sage ich? Vers 8, ja. Und wo haben wir das noch einmal? Vers 15, wo noch? Vers 21 und Vers 31.
Das hilft uns, Strophen zu unterscheiden.
Gibt es Bibelausgaben, die gerade benutzt werden und diese Einteilung bereits nach diesem Muster vorgenommen haben? Ich höre nichts. Nein? Bei mir sind sie immer in Großbuchstaben, also immer genau diese Verse. Diese Einteilung wird damit angedeutet.
Welche Übersetzung ist das? Luther. Ah ja, gut, das hilft uns, Strophen zu erkennen.
Feinere Einteilung der Strophen
Jetzt können wir noch eine feinere Einteilung machen. Also, wo beginnt eigentlich diese ganze Sache, die dann dazu führt, dass es heißt, da schrien sie zum Herrn? Wann genau beginnt das, dass sie aus einer Not heraus schreien müssen?
Ja, Vers 6 heißt: Da schrien sie zum Herrn, aber es gibt ja etwas, das dem vorausgeht. Ab Vers 4, genau. Liest noch jemand Vers 4?
Sie irrten umher in der Wüste auf ödem Weg, sie fanden keine Stadt, in der sie wohnen konnten. Jawohl. Also diese Wanderung durch die Wüste ist das Problem, das schließlich dazu führt, dass Menschen zu Gott in ihrer Not schreien und Gott sie errettet. Dann werden diese Geretteten aufgefordert, den Herrn zu preisen, Vers 8.
Also ab Vers 4 bis wohin geht diese Einheit? Bis und mit Vers 9, das ist eine Strophe.
Und dann, also Vers 10, was ist da das Problem? Die in Finsternis und Todesschatten saßen, gebunden in Elend und Eisen. Also Menschen sind da gebunden, sind in Gefangenschaft. In dieser Not der Gefangenschaft schreien sie schließlich zum Herrn, Vers 13, und er befreit sie aus ihren Fesseln heraus, Vers 14.
Darum wird aufgerufen: Mögen sie den Herrn preisen, Vers 15. Also diese Strophe von Vers 10 geht bis wohin? Bis Vers 16, ja?
Es wird ja immer beim Refrain „Mögen sie preisen“ begründet, immer wieder, warum sie preisen sollen. Denn er hat zerbrochen die eisernen Türen und die eisernen Riegel zerschlagen. Also das ist wieder für sich eine Strophe.
Dann beginnt eine dritte Strophe offensichtlich mit Vers 17. Was ist da das Problem? Gottlosigkeit, ja, Ungerechtigkeit, Gottlosigkeit, Vers 17. Die führt zu schwerer Krankheit bis fast zum Tod, und dann greift Gott ein.
Und zwar, welcher Vers ist da der Befreiungsvers? Jawohl, nicht wahr, Vers 19: Sie schreien zum Herrn in ihrer Not, und Vers 20 ist dann Gottes Eingreifen. Wer liest Vers 20?
Er sandte sein Wort und heilte sie, er rettete sie aus ihren Gruben. Jawohl. Und dann kommt wieder der Refrain: Mögen sie den Herrn preisen.
Und wohin geht diese Strophe? Ich habe es nicht verstanden. Bis Vers 22? Ja, dann beginnt eine neue Strophe: Menschen gehen mit Schiffen aufs Meer, kommen da in einen schrecklichen Sturm und in dieser aussichtslosen Lage beginnen sie zum Herrn zu schreien, Vers 28. Er greift ein, und damit geht diese Strophe bis wohin? Vers 32.
Mögen sie den Herrn preisen, Vers 31, und noch eine Ergänzung: An anderen Orten war das bisher eine Begründung, hier eine Ergänzung, und ihn erhebend in der Gemeinde des Volkes.
Dann finden wir ja keinen Refrain mehr, aber man kann sagen, ab Vers 33 haben wir wieder eine Einheit für sich. Und diese Einheit geht bis wohin? Ja, man könnte sagen, es ist eine Einheit ab Vers 33, die geht bis Vers 42, aber sie hat nochmals eine Zäsur, oder?
In der Mitte nämlich: zuerst wird eine Phase des Segens beschrieben und dann eine Phase der Not, aus der die Menschen dann wieder gerettet werden. Sieht man das?
Also der Segen geht bis Vers 38, und dann kommt Vers 39, die Not, und Vers 41 greift Gott ein. Er hebt den Armen empor aus dem Elend.
Vers 43 ist dann eigentlich noch ein Schlusswort zum ganzen Psalm: Wer weiser ist, der wird dieses beachten, und verstehen werden sie die Gütigkeiten des Herrn.
Bedeutung des Schlusswortes und Einleitung
Dieses Schlusswort macht bereits deutlich, dass in diesem Psalm etwas Besonderes verborgen ist, das nicht sofort offensichtlich ist. Es erfordert Weisheit, göttliche Weisheit, um diesen Psalm wirklich zu verstehen. Wenn man ihn versteht, erkennt man Gottes Güte auf eine ganz besondere und spezielle Weise.
Nun bleiben noch die ersten drei Verse des Psalms. Wie sollen wir diese bezeichnen? Auch hier handelt es sich um ein Lob, doch wir können nicht einfach sagen, dass es die erste Strophe ist. Vielmehr ist es eine Einleitung, ähnlich wie der letzte Vers gewissermaßen eine Schlussbetrachtung darstellt.
Somit haben wir eine Einleitung, dann folgen die Strophen eins, zwei, drei und vier. Danach erscheint etwas Eigenartiges: eine neue Strophe, jedoch ohne Refrain. Wir werden sehen, dass dies damit zusammenhängt, dass diese letzte Strophe sehr eng mit der vorherigen verbunden ist. Deshalb ist sie so speziell und einzigartig aufgebaut.
Abschließend folgt das Schlusswort. Diese Struktur hilft uns, den Psalm besser verstehen zu können.
Historische Bezüge der ersten Strophe: Die Wüstenwanderung
Nun betrachten wir Vers 4 genauer und überlegen, auf welche Zeit in der Geschichte des Volkes Israel sich dieser Vers beziehen könnte.
Sie irrten in der Wüste auf einem öden Weg, fanden keine Wohnstadt, waren hungrig und durstig, und ihre Seele verschmachte in ihnen. Das erinnert an die Wüstenreise, den Auszug aus Ägypten. Es geht also um die Anfangszeit der Geschichte des Volkes Israel. Nachdem sie aus Ägypten befreit waren, zogen sie durch die Sinaiwüste. Diese Zeit war geprägt von vierzig Jahren Prüfung, Not und Schwierigkeiten.
Wie hier beschrieben, waren sie hungrig und hatten Situationen, in denen sie nichts zu essen hatten und murrten. Ebenso waren sie durstig und klagten. Doch Gott hörte ihr Schreien und führte sie schließlich, wie Vers 7 sagt, auf dem rechten Weg bis zu einer Wohnstadt. Das beschreibt die Führung Israels zu Beginn der Geschichte ins verheißene Land.
Woran können wir dabei besonders denken, wenn es heißt, sie waren hungrig? Zum Beispiel an 2. Mose 16, also an die Zeit noch vor dem Manna, als sie das Manna noch nicht hatten. Das Manna kam danach. In 2. Mose 16 gab es Hunger, und Gott gab ihnen Manna und Wachteln. In 2. Mose 17 folgte eine weitere Phase, in der sie kein Wasser hatten. Gott griff ein und gab ihnen Wasser aus dem Felsen.
Übrigens war dieses Wasser nicht nur von momentaner Bedeutung. Wir können das gerade in Psalm 105, Vers 41 nachlesen. Vielleicht liest jemand den Zusammenhang von Vers 40 an: "Sie forderten, und er ließ Wachteln kommen, mit Himmelsbrot sättigte er sie. Er öffnete den Felsen, und es floss Wasser heraus, er ließ es in die Wüste fließen wie einen Strom."
Ja, das bezieht sich genau auf 2. Mose 16 mit dem Manna und den Wachteln sowie auf 2. Mose 17 mit dem Wasser aus dem Felsen. Hier wird erklärt, dass dieses Wasser in den dürren Orten wie ein Strom floss. Es war also kein kleines Rinnsal, sondern ein Strom, der durch die Sinaiwüste floss und das Volk während seiner weiteren Reise begleitete.
Jetzt versteht man auch, warum in 2. Korinther 10, wenn von der Wüstenreise Israels die Rede ist, erklärt wird, dass sie geistliche Speise und geistlichen Trank bekamen. Das Manna war die geistliche Speise vom Himmel, und das Wasser aus dem Felsen der geistliche Trank. Dort wird erklärt, dass der Fels sie begleitete.
Wir können das kurz in 1. Korinther 10 nachlesen. Manche fragen sich vielleicht, wie das zu verstehen ist, dass der Fels ihnen folgte. Felsen haben ja normalerweise keine Beine. Lesen wir 1. Korinther 10, Verse 1 bis 4: Welcher Fels folgte ihnen? Der Fels aber war Christus.
Das ist wichtig: Der Fels bedeutete Christus sinnbildlich. Nicht, dass der Fels identisch mit Christus war, sondern es ist eine biblische Sprache ähnlich wie beim Abendmahl, wenn der Herr Jesus sagt: "Dies ist mein Leib." Das bedeutet sinnbildlich: Dies bedeutet mein Leib. Oder beim Kelch: "Dies ist mein Blut." Auch das ist eine symbolische Sprache.
Solche sprachlichen Bilder finden wir an vielen anderen Stellen. Zum Beispiel in Galater 4 erklärt der Apostel Paulus, dass Hagar und Sarai zwei verschiedene Beziehungen darstellen. Sarai war die Freie, Hagar die Sklavin. Sie stehen symbolisch für zwei unterschiedliche Verhältnisse: Freiheit und Knechtschaft, den Bund am Sinai, wo man unter dem Gesetz stand.
Dann wird erklärt, dass Hagar der Berg Sinai in Arabien ist. Man könnte meinen, Abraham sei mit einem Berg verheiratet gewesen – als zweite Frau. Aber das ist nur ein Bild. Hagar steht symbolisch für den Berg Sinai, also das Bündnis der Knechtschaft. Sie als Magd steht für das Gesetz.
Ähnlich finden wir weitere Beispiele. In Hebräer 10 heißt es vom Scheidevorhang im Tempel: "Das ist sein Fleisch." Der Scheidevorhang stellt Jesus Christus als Mensch dar. Als der Herr Jesus starb, wurde der Vorhang zerrissen, weil er sein Fleisch bedeutete. Dadurch wurde der Zugang zu Gott geöffnet.
Auch hier gilt: "Dies ist sein Fleisch" ist eine symbolische Aussage. Es gibt viele weitere Beispiele dieser Art.
Zurück zum Felsen: Der Fels war Christus. Interessanterweise wird gesagt, dass dieser Fels ihnen nachfolgte. Das wird verständlich, wenn man bedenkt, dass der Strom aus dem Felsen das Volk Israel während der Wüstenwanderung als Wasserversorgung begleitete. So folgte der Fels ihnen gewissermaßen, weil ständig dieses Wasser aus dem Felsen bei ihnen war.
Es wird hier von einem geistlichen Felsen gesprochen, weil er eine geistliche Botschaft enthält und auf Christus hinweist. Mose musste den Felsen schlagen, und dann kam das lebendige Wasser heraus – das fließende, frische Quellwasser.
Genauso musste der Herr Jesus von Gott am Kreuz geschlagen werden. Erst so konnte der Heilige Geist, der in Johannes 7,37-39 mit lebendigem Wasser verglichen wird, an Pfingsten über die Gemeinde ausgegossen werden.
So ist dieser Fels ein geistlicher Fels, der Christus bedeutet. Das Manna war eine materielle Speise, die Gott gegeben hatte, wird hier aber als geistliche Speise bezeichnet, weil es eine geistliche Bedeutung hat und auf Christus hinweist – das Brot des Lebens.
Das Wasser war ein geistlicher Trank. Natürlich war es H2O, aber es hat eine geistliche Bedeutung, weil es auf den Heiligen Geist hinweist, der die Gläubigen erfrischt.
Dieser kleine Exkurs soll verdeutlichen, wie Gott das Volk während der Wüstenwanderung auf ungewöhnliche Weise mit diesem Strom aus dem Felsen versorgte. Dabei zeigte sich Gottes Güte gegenüber einem Volk, das von Anfang an durch Widerstand gekennzeichnet war.
Doch sobald sie in ihrer Not zu Gott schrien, rettete er sie (Vers 6). Schließlich brachte er das Volk ans Ziel, ins verheißene Land, und leitete sie auf dem rechten Weg, sodass sie zu einer Wohnstadt gelangten.
Psalm 107 im Kontext der Geschichte Israels
Wir können dazu noch eine Stelle aus 2. Mose 15 lesen. Das ist das Lied des Lammes, das die Israeliten nach dem Durchzug durchs Rote Meer gesungen haben. Es wird das Lied des Lammes genannt, weil sie gerade vorher das Passalamm in Ägypten gegessen hatten und dann durch das Rote Meer hindurchgeführt wurden. So wurden sie endgültig von Ägypten befreit und abgeschnitten.
In Offenbarung 15 wird eben dieses Lied des Lammes erwähnt. Dabei handelt es sich um die Bezeichnung für das Lied aus 2. Mose 15. Was steht dort? In Vers 17 heißt es: „Du wirst sie hineinbringen und sie einpflanzen auf den Berg deines Erbteils, an den Ort, den du, Herr, zu deiner Wohnung gemacht hast, zu dem Heiligtum, o Herr, das deine Hände bereitet haben. Der Herr herrscht als König für immer und ewig.“
Schon hier wird eine ganz klare Hoffnung ausgedrückt: Das Volk wird gepflanzt und ins verheißene Land gebracht. Und zwar auf den Berg deines Erbteils, die Stätte, die Gott als seine Wohnung für das Heiligtum auserwählt hat. Das ist ein Hinweis auf Jerusalem.
So wurde das Volk durch Josua schließlich ins verheißene Land gebracht. Doch es war noch nicht klar, wo genau dieser auserwählte Ort ist, von dem Mose im fünften Buch Mose so oft spricht. Er erwähnt ihn 21-mal, dreimal siebenmal, und immer wieder betont er, dass der Herr diesen Ort in einem Gebiet eines seiner Stämme auswählen wird. Nur dort soll man dann die Opfer darbringen – das ist Jerusalem.
Diese Stadt wurde von David einige Zeit später in der Geschichte Israels erobert. Salomo musste schließlich nach den Plänen, die David durch göttliche Inspiration erhalten hatte, den ersten Tempel in Jerusalem bauen. Das war Gottes Plan: dieses Volk dorthin zu führen und zu dieser Wohnstadt zu bringen.
Man kann also sagen, dass hier umfassend, aber mit wenigen Worten, die ganze Geschichte Israels beschrieben wird: vom Auszug aus Ägypten, über die Wüstenwanderung, den Einzug ins Land bis hin zur Führung Gottes unter David zu seiner auserwählten Stadt Jerusalem – der Gründung des Friedens und der Tempelstadt.
In Offenbarung 15 taucht dieser Ausdruck ebenfalls auf. Johannes sieht im Himmel die Märtyrer, die dort im himmlischen Tempel beim Waschbecken – das ist das gläserne Meer – Gott preisen. Kann jemand die Verse 2 bis 4 aus Offenbarung 15 lesen? Bis Vers 4 dauert diese Anbetung an.
Das Lied Moses ist klar das Lied aus 5. Mose 31, das Mose am Ende der Wüstenwanderung gelehrt hat. Es ist das letzte Lied der Wüstenwanderung. Das Lied des Lammes ist hingegen das erste Lied, das die Israeliten gesungen haben, nachdem sie das Passalamm in Ägypten gegessen und die Befreiung erfahren hatten – also 2. Mose 15.
In den zitierten Versen finden sich Anspielungen sowohl auf 5. Mose 31 als auch auf 2. Mose 15. Für Johannes, der sich mit dem Tempeldienst in Jerusalem auskannte, war sofort klar, was hier geschieht: Es ist genau die Situation am Sabbat im Tempel. Immer am Sabbat wurde im Tempel zur Zeit Jesu aus 5. Mose 31 und aus 2. Mose 15 gesungen.
Das bedeutet, diese Märtyrer sind in die versprochene Sabbatruhe Gottes im Himmel eingegangen. Sie haben den Kampf abgeschlossen. Sie sind Überwinder über das Tier, sein Bild und die Zahl seines Namens. Ihr Kampf hier auf Erden ging bis zum Martyrium. Jetzt aber sind sie im Himmel in der Sabbatruhe. Deshalb singen sie das Lied des Lammes und das Lied Moses – das war der Gottesdienst am Sabbat im Tempel.
Diese erste Strophe gibt uns schon eine Idee: Hier wird die Geschichte Israels von Anfang an erzählt, ganz knapp und bis in die Zeit, als Gott das Königtum unter David und Salomo eingerichtet hatte.
Die babylonische Gefangenschaft in der zweiten Strophe
Nun betrachten wir den nächsten Abschnitt, die Gefangenschaft. Wo in der Geschichte Israels kam es zu einer Gefangenschaft? Es ist die babylonische Gefangenschaft. Die Nachkommen Davids, die über Salomo herrschten, regierten bis Joiakin und Zedekiah. Dann kam der Untergang Jerusalems und der Königsdynastie Davids. Die Juden wurden von den Babyloniern deportiert und in Gefangenschaft geführt.
Interessant sind die Ausdrücke in Psalm 107. Vers 16 sagt: „Denn er hat zerbrochen die ehrnen Türen und die eisernen Riegel zerschlagen.“ Bereits in Vers 10 heißt es: „Die Bewohner der Finsternis und des Todesschattens gefesselt in Elend und Eisen.“
Vergleichen wir das mit Jesaja 45. Dort lesen wir in Vers 2: „Ich werde vor dir herziehen und werde die Ringmauern einebenen, ehrne Türen werden zerbrochen und eiserne Riegel zerschlagen.“
Wir erkennen dieselben Ausdrücke: ehrne Pforten oder ehrne Türen und eiserne Riegel, die zerbrochen beziehungsweise zerschlagen werden. Worum geht es in Jesaja 45? Dort spricht Gott über Kyrus. In Vers 1 heißt es: „So spricht der Herr zu seinem Gesalbten, zu Kyrus, dessen rechte Hand ich ergriffen habe, um Völker vor ihm niederzuwerfen und die Lenden der Könige zu entgürten, um Türen vor seinem Angesicht zu öffnen und Tore, damit sie nicht verschlossen bleiben.“
Weiter heißt es: „Ich selbst will vor dir herziehen und das hügelige Land eben machen, ich will ehrne Türen zerbrechen und eiserne Riegel zerschlagen. Ich will dir verborgene Schätze geben und versteckte Reichtümer, damit du erkennst, dass ich der Herr bin, der dich bei deinem Namen gerufen hat, der Gott Israels. Um Jakobs, meines Knechtes, und Israels, meines Auserwählten, Willen habe ich dich bei deinem Namen gerufen und dir einen Ehrennamen gegeben, ohne dass du mich kanntest. Ich bin der Herr, und sonst ist keiner. Außer mir gibt es keinen Gott. Ich habe dich gegürtet, ohne dass du mich kanntest, damit vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang erkannt werde, dass keiner außer mir ist. Ich bin der Herr, und sonst ist keiner, der ich das Licht mache und die Finsternis schaffe, der ich Frieden gebe und Unheil schaffe, ich, der Herr, vollbringe dies alles.“
Hier haben wir erneut eine Parallele zum Psalm, besonders in Vers 7: „Der ich das Licht bilde und die Finsternis schaffe, den Frieden mache und das Unglück schaffe.“ Im Psalm sind die Bewohner der Finsternis und des Todesschattens erwähnt.
Wer war Kyrus? Er war ein persischer König, der das Edikt erließ, dass das Volk zurückkehren kann. Kyrus eroberte Babylon, zwang das babylonische Weltreich in die Knie und wurde der erste Herrscher des medopersischen Weltreichs, das sich von Äthiopien bis über den Indus nach Pakistan erstreckte.
Kyrus befreite die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft, sodass sie zurückkehren konnten. Die Befreiung wird in Jesaja 45,2 mit den Worten beschrieben: „Ich werde vor dir herziehen und das hügelige Land eben machen, ehrne Pforten werde ich zerbrechen und eiserne Riegel zerschlagen.“
Das bedeutet, die babylonische Gefangenschaft wird als eine Situation mit ehrnen Pforten und eisernen Riegeln beschrieben, die zerbrochen werden.
Das hilft uns, Psalm 107, die zweite Strophe, besser zu verstehen. Dort geht es um Israel in der babylonischen Gefangenschaft, das jüdische Volk, das wegen seiner Sünde dorthin kam. Psalm 107,11 sagt: „Weil sie widerspenstig gewesen waren gegen das Wort Gottes und den Rat des Höchsten verachtet haben.“
Das war das Problem in der Zeit der Könige: Die meisten Könige waren von Gott abgefallen, und das Volk war tief im Götzendienst verstrickt. Die Propheten warnten ständig: „Wenn ihr nicht umkehrt, werdet ihr nach Babylon in die Gefangenschaft geführt.“
In 2. Chronik 36 sieht man, wie die Propheten ausgelacht wurden. Man ahmte sie nach, um sie zu verhöhnen. So stand es geschrieben. Schließlich kam im Jahr 606 Nebukadnezar mit seiner Armee das erste Mal nach Jerusalem (Daniel 1,1). Er raubte einen Teil der Tempelschätze und deportierte einen Teil der Elite, darunter Daniel und seine Freunde.
Später, im Jahr 597, kam er erneut und deportierte vor allem Facharbeiter, um Jerusalem militärisch zu schwächen. Das half jedoch nicht, denn das Volk rebellierte erneut. Schließlich zerstörte Babylon im Jahr 586 Jerusalem in einem grausamen Krieg. Unzählige Menschen starben, und Abertausende wurden nach Babylon deportiert.
Diese Zucht Gottes führte dazu, dass die Menschen wieder zu beten begannen. Leider lernen viele erst in großer Not zu beten. Man sagt: Not lehrt beten. Interessant ist auch die Herkunft des Wortes „prekär“. Es stammt von „precari“, einer lateinischen Deponenz mit aktiver Bedeutung, die „bitten“ oder „beten“ heißt. Eine prekäre Situation ist also eine, in der man merkt, dass nur noch Beten hilft.
So prekär war die babylonische Gefangenschaft. Die Menschen begannen zu dem Herrn ihrer Bedrängnis zu rufen. Psalm 107,14 sagt: „Er führt sie heraus aus der Finsternis und dem Todesschatten und zerriss ihre Fesseln.“ Sie sollten den Herrn preisen. Vers 16 wiederholt: „Denn er hat zerbrochen die ehrnen Türen und die eisernen Riegel zerschlagen.“
Durch wen geschah das? Das sehen wir in Jesaja: durch die Perser. Kyrus wird in Jesaja 44,28 als derjenige bezeichnet, der Gottes Wohlgefallen ausführt. Gott nennt ihn sogar „mein Hirte“ und sagt, er werde von Jerusalem sagen: „Es werde aufgebaut“ und vom Tempel: „Er werde gegründet.“
Tatsächlich erließ Kyrus im ersten Regierungsjahr einen offiziellen Erlass (Esra 1), dass die Juden zurückkehren und den Tempel Gottes wiederbauen dürfen. Er erlaubte auch den Wiederaufbau Jerusalems. Dies wurde allerdings erst später unter Nehemia (Nehemia 2) umgesetzt.
Gott kündigte dies an und erwähnte Kyrus namentlich. Interessant ist, dass Kyrus Jerusalem 539 v. Chr. eroberte, während Jesaja als Prophet etwa 700 v. Chr. wirkte. Jesaja lebte also lange vor Kyrus. Das ist sensationell: Jesaja prophezeit einen kommenden Herrscher mit Namen Kyrus und sagt, er werde von Jerusalem sagen: „Es werde aufgebaut.“
Zur Zeit Jesajas war Jerusalem eine bestehende und sogar sehr befestigte Stadt unter König Hiskia. Jesaja sagt, Jerusalem werde aufgebaut, was die Zerstörung voraussetzt. Unter Kyrus wird die Stadt freigegeben zum Wiederaufbau, auch der Salomonische Tempel stand damals noch. Jesaja sagt, er werde aufgebaut.
Das ist eine Prophetie mit Namen. In Kapitel 45,1 wird der Name erneut genannt: „So spricht der Herr zu seinem Gesalbten, zu Kyrus, dessen rechte Hand ich ergriffen habe, um Nationen vor ihm niederzuwerfen.“
Gott zeigt sich hier als Herr der Geschichte. Die Völker handeln nicht einfach nach eigenem Willen, sondern im Rahmen von Gottes Führung. In Vers 3 heißt es: „Damit du weißt, dass ich der Herr bin, der dich bei deinem Namen gerufen hat, der Gott Israels.“
Gott betont, dass er Kyrus bei seinem Namen gerufen hat, bevor es ihn überhaupt gab. Schon damals wurde seine Lebensaufgabe durch Jesaja verkündet, damit Kyrus erkenne, dass Gott der wahre Gott ist.
Darum sagt Gott in Vers 5: „Ich bin der Herr, und sonst ist keiner. Außer mir ist kein Gott.“ Interessant ist, dass im Erlass von Kyrus (Esra 1) ausdrücklich Yahweh als der Gott genannt wird, der ihn beauftragt hat, Jerusalem und den Tempel wieder aufzubauen. Kyrus hatte also eine Gotteserkenntnis.
Die Juden konnten ihm das Buch Jesaja zeigen und sagen: „Hier steht schon von dir geschrieben, wir wussten das längst.“ Das ist beeindruckend, aber auch ein Ärgernis für den Atheismus.
In der liberalen Theologie spricht man zwar noch von Gott, doch eigentlich hat Gott dort keinen Platz. Die liberale Theologie geht von einem Gott aus, wie ihn die Aufklärungsphilosophen beschrieben haben: ein Gott, der fern ist und nicht in die Geschichte eingreift.
Darum sagt die liberale Theologie, dass Jesaja nicht der Verfasser sein kann, denn er hätte Kyrus etwa 170 Jahre vor dessen Auftreten namentlich genannt. Deshalb entwickelte man die Theorie, dass es mehr als einen Jesaja gibt.
Man unterscheidet den ersten Jesaja bis Kapitel 39, den ursprünglichen Jesaja, und dann ab Kapitel 40 den Deutero-Jesaja. Letzteren hält man für einen späteren Verfasser, der unter dem Namen Jesaja schrieb, aber nicht von ihm stammt. Man nennt dies „Vaticinia ex eventu“, eine Prophetie im Nachhinein.
Man erfand sogar einen Dritto-Jesaja ab Kapitel 55. So wollte man das Problem lösen. Außerdem begann man, den ersten Jesaja zu zerstückeln. Heute sagt man nicht mehr, dass alles von Jesaja stammt, sondern zersplittert es weiter.
Jesaja selbst wurde am Ende seines Lebens zersägt. Er floh und versteckte sich in einem hohlen Baum, den seine Feinde umsägten, sodass Jesaja zerschnitten wurde. Das wird in Hebräer 11 erwähnt, wo von Glaubenshelden die Rede ist, die viel erduldet haben.
Man kann sagen, die liberalen Theologen konnten Jesaja nicht als Propheten „zersägen“, aber sie haben sein Buch zerschnitten. Doch das ist ein wunderbarer Beweis echter Prophetie. Gott gibt solche Prophetie, damit der Mensch erkennt, dass er der wahre Gott ist.
Solche Prophetie gibt es in keinem anderen religiösen Buch der Welt. Darum sagt Gott in diesem Zusammenhang nochmals in Jesaja 45,5: „Ich bin der Herr, und sonst ist keiner. Außer mir ist kein Gott.“ Am Schluss in Vers 6 heißt es: „Außer mir ist keiner. Ich bin der Herr, und sonst ist keiner.“
So haben wir die zweite Strophe aufgeschlüsselt. Zuerst hatten wir die Geschichte Israels, wie es aus Ägypten ins Land geführt wurde. Das behandelt die erste Strophe.
Die zweite Strophe zeigt, dass dieses Volk aus seinem Land nach Babylon weggeführt wurde. Doch Gott, in seiner Gnade, befreit sie und bringt sie zurück ins Land.
Die erste Strophe zeigt also den Weg von Ägypten ins Land, die zweite den Weg vom Land nach Babylon und von Babylon zurück ins Land.
Die Sendung des Sohnes und Heilung in der dritten Strophe
Jetzt folgt die nächste Strophe. Nun müssen wir herausfinden, auf welche Epoche diese Strophe verweist. Ein ganz wichtiger Schlüssel ist Vers 20: „Er sendet sein Wort und heilt sie.“ Wenn wir an das Johannesevangelium denken, wird uns die Dramatik dieses Verses bewusst. Gleichzeitig wird klar, warum dies ein messianischer Psalm ist.
Lesen wir Johannes 1, Verse 1 bis 3: Dort wird deutlich, dass das Wort hier wer ist – der Herr Jesus. Er ist Gott und hat alles erschaffen, wie Vers 3 sagt. Nun zu Vers 14: Hier wird klar, dass der Sohn Gottes ein wirklicher Mensch wurde, Fleisch annahm und auf diese Erde kam.
Ganz interessant ist, dass gerade im Johannesevangelium mehr als vierzig Mal erwähnt wird, dass der Vater den Sohn gesandt hat. Das ist typisch für das Johannesevangelium und findet sich so in den anderen Evangelien nicht. In Psalm 107 sehen wir genau das, was die Botschaft des Johannesevangeliums zusammenfasst: „Er sendet sein Wort.“ Der Vater sandte den Sohn, das Wort, in diese Welt, und er heilt sie.
Das war eines der gewaltigen Zeichen, dass der Herr Jesus Massen von Menschen heilte. Wenn man die Evangelien liest, ist man erstaunt, wie viele Kranke es unter dem Volk Gottes damals gab. Ebenso viele Besessene, eine starke und verbreitete Dämonie – bis hin zum Extremfall des Gadarener, der von einer Legion besessen war.
Schlagen wir dazu Matthäus 4 auf, um zu sehen, wie umfassend diese Heilungen waren. Dort wird das in Matthäus 4, Verse 23-25, so zusammenfassend dargestellt: „Und er zog umher in ganz Galiläa, lehrte in ihren Synagogen, predigte das Evangelium vom Reich und heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen unter dem Volk. Und die Kunde von ihm ging hinaus in das ganze Syrien. Und sie brachten zu ihm alle Leidenden, die mit mancherlei Krankheiten und Qualen behaftet waren, und Besessene, Mondsüchtige und Gelähmte, und er heilte sie. Und es folgten ihm große Volksmengen aus Galiläa und dem Zehnstädtengebiet und Jerusalem und Judäa und von jenseits des Jordans.“
Man sieht also, wie umfassend diese Heilungen waren. In den Evangelien finden sich viele Einzelberichte, wie der Herr Jesus einzelne Menschen in ihrer Not befreite, die zu ihm schrieen. Wir denken zum Beispiel an Bartimäus, der rief: „Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Und das Wort kommt und heilt sie.
Was außerdem auffällt, ist, dass der Herr Jesus immer alle Kranken heilen konnte. Nicht nur halbherzig oder vorübergehend, sondern vollständig. Das unterscheidet ihn von den Heilern unserer Zeit, bei denen oft nur eine Teilerleichterung eintritt oder die Krankheit bald wiederkehrt. Das ist nicht die Heilung von Gott. Jesus heilte wirklich jede Krankheit und jedes Gebrechen. Es gab nichts, was zu schwierig war. Es war keine bloß seelisch bedingte Krankheit, die man durch gute Stimmung überwindet. Nein, jede Art von Krankheit konnte er heilen.
Gerade im Matthäusevangelium sagte der Herr Jesus im Blick auf die Endzeit, dass viele Falsche kommen werden, die Zeichen und Wunder tun. Doch wir können den Unterschied erkennen, wenn wir den Maßstab anlegen: Was ist göttliche Heilung in den Evangelien? Dann merken wir, dass es eine Krankenheilung ist, bei der die Herrlichkeit Gottes ganz klar sichtbar wird.
Nun ist Zeit für eine zwanzigminütige Pause. Danach fahren wir mit dieser Strophe weiter. Vor der Pause sind wir in Strophe vier, genauer gesagt in Strophe drei, stehen geblieben. Diese Strophe kann man als das Zentrum der Geschichte Israels oder der Heilsgeschichte Gottes mit Israel ansehen.
Der Messias kommt, das Volk ist im Land, aber wieder in einem schlechten geistlichen Zustand. Das Gesetz Mose versprach in 5. Mose 28: Wenn Israel auf Gottes Gebote hört, auf die Gebote der Tora, dann wird Gott alle Krankheiten von ihnen abwenden und sie verschonen. Das war eine Verheißung für Israel als irdisches Volk.
Ganz wichtig: Diese Verheißung dürfen wir nicht auf die Gemeinde übertragen, die Gottes himmlisches Volk ist. Israel als irdisches Volk Gottes hatte speziell irdische Verheißungen, ein irdisches Land und irdische Segnungen. Die Gemeinde dagegen ist ein himmlisches Volk mit einem himmlischen Erbteil und himmlischen Verheißungen. Nach Epheser 1, Verse 3 und folgende ist sie mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus gesegnet. Aber wir haben nicht die Verheißung, dass Gott uns von Krankheit verschont, wenn wir treu sind.
Wenn wir in den Evangelien sehen, wie viele Menschen krank waren und wie der Herr in seinen drei Jahren öffentlichen Dienstes ständig von Scharen Kranker umgeben war, zeigt das, in welch miserablen geistlichem Zustand das Volk war. Doch gerade in dieser Not leuchtet der Vers 20: „Er sendet sein Wort und heilt sie, und er rettet sie aus ihren Gruben. Mögen sie den Herrn preisen wegen seiner Güte und wegen seiner Wundertaten an den Menschenkindern.“
Das ist die allergrößte Rettung: die Sendung des Sohnes, der das Wort ist. Dann wird erklärt, wie man das sieht: Vers 22 sagt dazu, dass sie Dankopfer darbringen und mit Jubel seine Taten erzählen sollen.
Sie sollen also im Tempel Opfer des Lobes darbringen – das sind die Friedensopfer. Diese Opfer durften zum Teil gegessen werden, zum Teil wurden sie für Gott verbrannt. So sollte der Mensch Gemeinschaft mit Gott haben. Hier wird gesagt, dass sie Opfer des Dankes für diese Rettung darbringen sollen.
Das erinnert unter anderem an die Geschichte mit dem Aussätzigen, der geheilt wurde. Der Herr Jesus sagt ihm in Matthäus 8, Verse 1-4, dass er nach der Heilung zum Priester gehen und die Gabe darbringen soll, die Mose angeordnet hat, als Zeugnis.
Im gesamten Alten Testament, ab der Zeit Mose, wird nie mehr berichtet, dass ein Israelit von Aussatz geheilt wurde. Das letzte Beispiel war Mirjam, die Schwester von Mose. Ausländer wie Naaman, der Syrer, wurden geheilt, aber kein Israelit.
Nun kommt dieser Rabbi aus Galiläa und heilt einen Aussätzigen. In Matthäus 8, Vers 4 heißt es: „Und Jesus sprach zu ihm: Siehe, sage es niemandem, sondern geh hin, zeige dich dem Priester und bring die Gabe dar, die Mose angeordnet hat, ihnen zum Zeugnis.“
Der Geheilte musste also zum Tempel und dort die Opfer darbringen. Diese Opfer waren Ausdruck des Dankes für die Heilung.
In 3. Mose 13 sind die Gebote festgelegt, wie man Aussatz von anderen Hautkrankheiten unterscheiden kann. Priester waren darauf geschult, aufgrund dieser Vorschriften medizinische Diagnosen zu stellen. Wenn die Diagnose eindeutig war, musste der Aussätzige aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Er durfte nicht mehr in eine ummauerte Stadt kommen, wegen der Ansteckungsgefahr.
Wenn jemand geheilt war, musste ein Priester gemäß 3. Mose 14 prüfen, ob er gesund war. Dann durfte er zum Tempel kommen und die vorgeschriebenen Opfer darbringen. Dieses Kapitel war eher theoretisch, während 3. Mose 13 sehr praktisch war, da die Diagnose immer wieder gestellt werden musste.
Die Heilung war etwas anderes, aber der Herr Jesus förderte, dass die Menschen zum Tempel gingen. So konnte mit Lobopfern und Friedensopfern der Dank für die Heilung ausgedrückt werden.
Der Tempel stand noch bis zum Jahr 70 nach Christus, also noch Jahrzehnte über die Zeit hinaus, in der der Herr Jesus auf Erden war.
Die Strophe über das Meer und die Zerstreuung
Nun folgt eine neue Strophe, die davon spricht, wie man sich auf Schiffen aufs Meer hinabbegibt und auf großen Wassern Handel treibt. In der zweiten Strophe wurde das Gefesseltsein in Elend und Eisen beschrieben – diese Türen aus Kupfererz, die ehrwürdigen Türen und eisernen Riegel waren ein Bild für die Gefangenschaft der Juden in Babylon.
Jetzt können wir uns fragen: Wovon spricht das Meer in der Bibel? Was wird damit veranschaulicht? Das wird sehr schnell und eindrücklich erklärt. Wo genau steht in der Bibel, dass das Meer für die Völker im Allgemeinen steht?
Ja, in Offenbarung 14 wird von vielen Wassern gesprochen, die Völker und Völkerschaften symbolisieren. Ebenso in Offenbarung 17,14. Noch deutlicher finden wir es in Jesaja 17,12-13. Dort heißt es:
„Wer liest bitte?“
„Ja, also, das braucht keinen Kommentar, sehr klar.“
Dort steht also, dass sie hinaus aufs Meer gehen und dort Handel treiben. Doch dann geraten sie auf dem Meer in einen fürchterlichen Sturm, der alle Hoffnungen auf Überleben zunichte macht.
Jesus kam, aber das Wort wurde verworfen. In Johannes 1 wird beschrieben, wie der Herr Jesus Fleisch wurde. Dort, in Vers 12, heißt es: „Er kam in das Seine, und die Seinigen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden.“ Jesus wurde verworfen, und als Folge davon kam die Zerstreuung der Juden unter alle Völker. Sie gingen aufs Meer.
Lesen wir dazu 5. Mose 28,64-67. Übrigens, das Lied Moses ist in 5. Mose 32, nicht 31, nur als Korrektur.
Dort heißt es:
„Denn der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen. Dort wirst du anderen Göttern dienen, die dir und deinen Vätern unbekannt waren, Göttern aus Holz und Stein. Unter diesen Heiden wirst du keine Ruhe finden, keine Rast für deine Fußsohlen. Denn der Herr wird dir dort ein bebendes Herz geben, erlöschende Augen und eine verzagende Seele. Dein Leben wird vor dir an einem Faden hängen. Tag und Nacht wirst du dich fürchten und deines Lebens nicht sicher sein. Am Morgen wirst du sagen: ‚Wäre es doch Abend!‘, und am Abend wirst du sagen: ‚Wäre es doch Morgen!‘, wegen der Angst, die dein Herz erschreckt, und wegen dessen, was deine Augen sehen müssen. Der Herr wird dich auf Schiffen nach Ägypten zurückführen, auf dem Weg, von dem ich dir gesagt habe, dass du ihn nie mehr sehen wirst. Dort werdet ihr euch euren Feinden als Knechte und Mägde verkaufen wollen, doch es wird kein Käufer da sein.“
Diese Prophezeiung hat sich dramatisch erfüllt. Ab dem Jahr 70 wurden die Juden zerstreut, in einem Prozess, der sich über Jahrhunderte erstreckte – unter alle Völker der Erde, von einem Ende bis zum anderen.
Wie kann man von einem Ende der Erde sprechen, wo die Erde doch eine Kugel ist? Ganz einfach: Das Land Israel wird in Hesekiel 38 als der Nabel der Erde bezeichnet. Auf der Weltkarte, so wie wir sie kennen, liegt Israel fast zentral. Von dort aus sind das Ende der Erde Australien, Südamerika, Nordamerika und der ferne Osten mit Russland und China.
Tatsächlich sind die Juden überall zerstreut worden: von Südamerika bis nach Peking, bis nach Birobidjan, von Nordamerika über Kanada und die USA bis nach Australien und Südafrika – genau wie es hier steht.
Den liberalen Theologen könnte man sagen: „Jetzt müsst ihr euer Prinzip durchziehen. Mose wurde also ziemlich spät geschrieben?“ Das ist jedoch nicht haltbar. Die Prophetie hat sich ab dem Jahr 70 erfüllt, und kein liberaler Theologe würde Mose nach Christi Geburt datieren.
Mose beschreibt, dass du unter diesen Völkern keine Ruhe findest, deine Fußsohle keine Raststätte. So ist es geschehen: Über Jahrhunderte wurden die Juden verfolgt, gehasst, waren nirgends zuhause, wurden vernichtet und wieder vernichtet. Insgesamt sind vom Jahr 70 bis heute etwa 13 Millionen Juden ums Leben gekommen.
Wenn man Vers 66 liest, hat man fast den Eindruck, Mose wäre in den Konzentrationslagern gewesen, wenn er beschreibt: „Dein Leben wird schwebend vor dir hängen, du wirst dich fürchten Nacht und Tag, deinem Leben nicht trauen. Am Morgen wirst du sagen: ‚Wäre es doch Abend!‘, am Abend: ‚Wäre es doch Morgen!‘, wegen der Furcht deines Herzens und wegen des Anblicks deiner Augen.“
Im Psalm 107 wird das genau so beschrieben: Sie gehen auf Schiffen aufs Meer hinab, auf großen Wassern treiben sie Handel. Übrigens heißt es im letzten Vers von 5. Mose 28, den wir gelesen haben, dass der Herr dich auf Schiffen nach Ägypten zurückführen wird.
Das hat sich genauso erfüllt: Kriegsgefangene Juden aus dem Jahr 70 wurden von den Römern auf Schiffen über das Mittelmeer nach Ägypten gebracht und auf Sklavenmärkten angeboten. Doch die Nachfrage war durch den jüdischen Krieg so gesunken, dass die Preise zusammenbrachen und niemand mehr Sklaven kaufte. So wurde es prophezeit: „Ihr werdet daselbst euren Feinden zu Knechten und Mägden verkauft werden, und niemand wird kaufen.“ Genau so ist es geschehen.
Das Hinausfahren aufs Meer war also wörtlich gemeint – in dieser Zerstreuung unter die Völker wurden sie auch nach Ägypten transportiert.
Was frappierend ist: In unseren Psalmen wird beschrieben, wie sie auf Schiffen aufs Meer hinabfahren und Handel treiben. Das war das, was den Juden im Allgemeinen blieb: Handel über viele Jahrhunderte hinweg – mit Geld, Edelsteinen und vielem mehr. Darin haben sie sich sehr ausgezeichnet.
Dann sehen wir aber auch den schrecklichen Sturm: „Er spricht und bestellt einen Sturmwind, der hoch seine Wellen erhebt. Sie fahren hinauf zum Himmel, sinken hinab in die Tiefen. In der Not zerschmilzt ihre Seele, sie taumeln und schwanken wie Betrunkene, und alle ihre Weisheit wird zunichte.“
Dieser Höhepunkt, die Verfolgung über zweitausend Jahre, erreichte seinen Höhepunkt mit den Nazis und ihren Kollaborateuren in Europa während der Zeit des Dritten Reiches. Alle Weisheit wurde zunichte.
Dann heißt es im Psalm: „Sie schreien zu dem Herrn in ihrer Bedrängnis, und er führt sie heraus aus ihren Drangsal. Er verwandelt den Sturm in Stille, und die Wellen legen sich.“ So war es im Frühjahr 1945, als die Glocken läuteten und der Sturm endete.
Dieses Ende wurde forciert durch die Atombomben auf Nagasaki und Hiroshima. Ohne diese Katastrophe hätte der Krieg weitergehen können. Durch diese Ereignisse wurde der Krieg erstickt, und der Sturm wurde ruhig.
Dann heißt es weiter: „Sie freuen sich, dass sie sich beruhigen, und er führt sie in den ersehnten Hafen.“ Überladene Schiffe kamen an die Gestade von damals Palästina und brachten Überlebende aus Europa zu Hunderttausenden heim in den ersehnten Hafen nach Haifa – genau wie es hier steht.
„Mögen sie den Herrn preisen wegen seiner Güte und wegen seiner Wundertaten an den Menschenkindern, ihn erheben in der Versammlung des Volkes und in der Sitzung der Ältesten loben.“ Das wäre dann die Knesset – so konkret.
Die Strophe ist damit eigentlich fertig, wird aber jetzt weitergeführt und erklärt. Die nächste Strophe ist eine Fortsetzung der vorherigen und unterscheidet sich auch in der Struktur: Der Refrain fehlt.
Lesen wir Vers 33:
„Er macht Ströme zur Wüste und Wasserquellen zu dürrem Land, fruchtbares Land macht er zur Salzsteppe wegen der Bosheit seiner Bewohner. Er macht die Wüste zum Wasserteich, ein dürres Land zu Wasserquellen.“
Hier wird beschrieben, was ab dem Jahr 70 geschah. Die Römer hatten solche Wut auf die Juden, dass sie nicht nur Jerusalem zerstörten, sondern auch unzählige Städte. In den beiden Kriegen gegen die Juden um das Jahr 70 und 135 vernichteten die Römer laut dem römischen Geschichtsschreiber Cassius Dio über tausend Städte, Dörfer und Festungen.
Doch sie begnügten sich nicht damit, sie zerstörten auch die Ökologie des Landes. Aus Hass auf die Juden vernichteten sie bewusst die Umwelt. So wurde das fruchtbare Land, das von Milch und Honig floss, zur Wüste.
Er macht Ströme zur Wüste und Wasserquellen zu dürrem Land.
Im siebten Jahrhundert kamen die Muslime, die Araber aus dem heutigen Saudi-Arabien, kurz nach dem Tod Muhammads (622). 638 stürmten sie Jerusalem. Diese nomadischen Araber betrieben keine Landwirtschaft, sondern Kleinviehzucht. Mit ihren Schafen und Ziegen zerstörten sie massenhaft fruchtbares Ackerland.
Im Nahen Osten muss man die Kleinviehzucht klar von der Ackerbauwirtschaft trennen: In kürzester Zeit kann man fruchtbares Land durch Überweidung mit Ziegen und Schafen in Wüste verwandeln. Das geschah.
Später, ab 1517, übernahmen die Türken die Herrschaft über das Land der Bibel. Sie erhoben Baumsteuern. Viele sagten sich: „Ich bin nicht blöd, ich bezahle nicht für meine Bäume,“ und fällten sie. So wurden Bäume gefällt, und im 19. Jahrhundert bauten die Türken eine riesige Eisenbahn im Nahen Osten, die Energie brauchte. Dabei wurden die letzten schönen Reste von Wäldern in der Charonne-Ebene abgeholzt.
Der Höhepunkt dieser Verwüstung war im 19. Jahrhundert erreicht. Mark Twain besuchte das Land in den 1860er Jahren und beschrieb es als „nichts Liebliches für das Auge, ein Land gebrochen, ohne Hoffnung, spärlich bewohnt.“ Das ist genau die Umschreibung hier.
Ab 1882 begannen Juden, in großen Einwanderungswellen heimzukehren. Sie begannen, das kaputte, verwüstete Land wieder aufzubauen und fruchtbar zu machen. Kibbuze, sozialistische Bauernhöfe, und Moschawim, sozialistische Kooperativ-Landwirtschaftsdörfer, wurden gegründet.
Bis heute wurden 230 Millionen Bäume gepflanzt – so hat sich das erfüllt.
Vers 34 sagt weiter:
„Fruchtbares Land wird zur Salzsteppe wegen der Bosheit der Bewohner. Er macht die Wüste zum Wasserteich, dürres Land zu Wasserquellen. Er lässt Hungrige dort wohnen, sie gründen eine Wohnstadt, besäen Felder und pflanzen Weinberge, die Frucht bringen als Ertrag. Er segnet sie, und sie mehren sich sehr, ihr Vieh lässt er nicht wenig sein.“
Insgesamt sind drei Millionen Juden aus allen fünf Kontinenten eingewandert. Bis heute haben sie sich im Land vermehrt, sodass heute über fünf Millionen Juden im Land der Väter wohnen.
Um 1800 gab es noch etwa fünf Juden im Land. Es gab nie eine Zeit, in der es keine Juden mehr gab, aber die Zahl nahm stark ab. Der Tiefpunkt war um 1800 erreicht, mit nur wenigen Juden. Die Wende kam 1882 mit den Einwanderungswellen – von 5.000 auf 5 Millionen.
„Er segnet sie, und sie mehren sich sehr, ihres Viehs lässt er nicht wenig sein.“ Die israelische Landwirtschaft hat sich enorm entwickelt.
Dann folgt eine traurige Wende im Text. Wer liest Vers 39?
„Dann aber nahmen sie ab und wurden gebeugt durch Bedrückung, Unglück und Kummer. Auf Fürsten goss er Verachtung aus und ließ sie umherirren in unwegsamer Öde.“
Worauf weist das hin? Sie vermindern sich durch die große Trübsal. Wie werden sie sich vermindern? Zwei Drittel der Bevölkerung werden ausgerottet – so steht es in Sacharja 13,8.
Manche sagen, das habe sich doch schon bei den Nazis erfüllt. Lesen wir den Bibeltext:
„Es wird im ganzen Land geschehen, spricht der Herr: Zwei Drittel davon werden ausgerottet, verscheiden, und nur ein Drittel bleibt übrig. Ich bringe den dritten Teil ins Feuer, läutere sie wie Silber, prüfe sie wie Gold. Er wird meinen Namen anrufen, und ich werde ihm antworten. Ich werde sagen: ‚Er ist mein Volk,‘ und er wird sagen: ‚Der Herr ist mein Gott.‘“
Der Text sagt klar: „Im ganzen Land“, nicht im Ausland. Das bezieht sich also nicht auf die Judenvernichtung in Europa, sondern auf eine Vernichtung im eigenen Land – in der großen Drangsal.
Der Auslöser wird sein, wie in Daniel 7,27 beschrieben, der Antichrist, der schlimmste falsche Messias aller Zeiten, der in Israel auftreten wird. Die Masse des jüdischen Volkes wird sich verführen lassen. Doch ein Überrest wird sich in dieser Zeit bekehren – zunächst die Vorhut, die 144.000, genannt in Offenbarung 14 die Erstlingsfrucht. Das ist nur der Anfang der eigentlichen Ernte.
Im Ganzen wird sich schließlich ein Drittel der Bevölkerung bekehren. Das ist grandios. Man kann sich kaum vorstellen, dass in Deutschland ein Drittel sich bekehren wird, aber für Israel gilt diese Verheißung.
Wenn die Masse den Antichristen annimmt, wird Gott seine schützende Hand von Israel wegnehmen. Bisher hat Gott Israel durch alle Existenzkriege bewahrt: 1948/49 wollten die Palästinenser mit sieben anderen arabischen Nationen die Juden ausrotten. Das war ein Ausrottungskrieg, die UNO schaute zu. Die Araber verloren. 1967 versuchten sie es erneut, verloren wieder. 1973 versuchten sie es zum dritten Mal, verloren erneut.
Gott hat dieses Volk bis heute beschützt. Doch wenn die Masse den Antichristen annimmt, wird Gott diese schützende Hand wegnehmen, und es wird zu einer Katastrophe kommen.
In Daniel 11,40-45 beschreibt sich, wie der König des Nordens – eine biblische Bezeichnung für Syrien, Großsyrien, das Gebiet von Syrien, Libanon bis nach Pakistan – Israel von Norden her überrennen wird. Zwei Drittel der Bevölkerung werden umkommen.
So steht es: „Sie vermindern sich und werden gebeugt durch Bedrückung, Unglück und Jammer. Er schüttet Verachtung über die Fürsten aus und lässt sie umherirren in unwegsamer Öde.“
Doch am Ende dieser Erdrangsal, die genau auf dreieinhalb Jahre festgelegt ist (1.260 Tage, nach Offenbarung 11), wird der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit wiederkommen. Er wird den Überrest, das Drittel, das er als sein Volk anerkennt, befreien.
Er wird den Armen aus dem Elend erheben und seine Geschlechter wie Herden machen. Die Aufrichtigen werden es sehen und sich freuen, und alle Ungerechtigkeit wird ihren Mund verschließen.
Gott wird sein letztes Wort in der Geschichte Israels sprechen.
Dann folgt das tausendjährige Reich. Darum werden sie sich so vermehren, weil dann der volle Segen für Israel kommen wird.
Psalm 107 gibt uns eine Übersicht über die ganze Geschichte Israels – vom Anfang in Ägypten bis zum tausendjährigen Reich – in nur wenigen Strophen. Das ist grandios, aber auch etwas geheimnisvoll.
Darum heißt es im letzten Vers: „Wer weise ist, der wird dies beachten.“
Andere gehen einfach an diesem Psalm vorbei, ihn interessiert das gar nicht. Aber wer weise ist, wird diesen Psalm beachten.
Wenn man das beachtet, gilt: Man wird die Gütigkeiten des Herrn verstehen – wie Gott trotz der Sünde des Menschen sein Volk schließlich zum Ziel und zu vollem Segen führen wird.
Abschliessende Betrachtung der Einleitung
Und jetzt müssen wir natürlich abschließend die Einleitung noch anschauen. Und diese Einleitung – wer liest sie nochmals? Verse 1 bis 3:
„Dank dem Herrn, wenn er es gütig ist, denn seine Gnade währt ewig.“ Da sollen sagen die Erlösten des Herrn, die er erlöst hat aus der Angst des Bedrängers und die er gesammelt hat aus den Ländern vom Osten und vom Westen, vom Norden und vom Meer.
Auf welche Zeit beziehen sich diese drei Verse? Ja genau, der Psalm führt uns von Ägypten bis in die Endzeit, aber die Eröffnung versetzt den Leser bereits ans Ende. Dort wird zuerst gezeigt, wie Gott schließlich sein Volk ans Ziel führt, aus der Hand des Bedrängers befreit. Dann wird dargestellt, wie das Volk von Anfang an durch viele Nöte gegangen ist, aber Gott hat sich immer als treu erwiesen.
Wenn wir das sehen, erkennen wir, dass Gott treu ist, wie es in 2. Timotheus 2 heißt: „Wenn wir untreu sind, er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“ So versetzen uns diese ersten drei Verse bereits ans Ende, wo man Gott preisen soll – für diese endzeitliche Erlösung Israels.
Diese soll geschehen nicht aus einem Land, wie es am Anfang war, aus Ägypten, sondern aus aller Welt, aus den Ländern von Osten und von Westen, von Norden und – was steht bei euch? Süden? Bei mir steht „und vom Meer“. Ja, es ist so. Im Hebräischen steht „vom Meer“. Es ist aber klar, welches Meer gemeint ist, denn das Ganze ist ja Poesie. Eine Verszeile sagt „von Osten und von Westen“ und die nächste Verszeile „von Norden und vom Meer“.
Also ist klar: Ost und Westen sind Gegensätze, und Norden und Meer sind Gegensätze. Somit steht „Meer“ für die Südgegend.
Welches Meer liegt im Süden Israels? Bei Israel ist es jetzt ein bisschen schwierig. Israel hat drei Meere: das Mittelmeer im Westen, das Tote Meer im Osten und das Südmeer, das Rote Meer.
Ein Violinschüler vor etwa dreißig Jahren, ein ganz kleiner Junge und sehr begabt, hat nach einem Spanienurlaub seiner Mutter am Tisch gesagt: „Jetzt weiß ich, warum es in der Schweiz kein Meer gibt – die Schweiz ist zu klein.“ Ja, das stimmt natürlich nicht. Die Schweiz ist nicht klein, sondern sie ist nur ein bisschen zusammengeschoben, oder?
Aber eben, das mit der Kleinheit: Israel ist halb so groß wie die Schweiz und hat drei Meere. Hier ist aber das Rote Meer gemeint, wenn es heißt „er hat gesammelt aus den Ländern, also aus den Ostländern, vom Westen, vom Norden und von den Ländern vom Südmeer.“
Das hat sich ja wunderbar erfüllt bereits in den vergangenen 127 Jahren, dass Juden aus allen fünf Kontinenten, aus allen vier Himmelsrichtungen gekommen sind.
Schauen wir uns noch an, was hier mit „vom Meer“ gemeint ist: Welche Länder sind die Anrainer des Roten Meeres? Arabische Länder, ja. Aber nicht alle. Welche ganz konkret? Sudan, Ägypten, Eritrea, Äthiopien auf der einen Seite, auf der anderen Seite Jemen und Saudi-Arabien.
Es ist ganz dramatisch, wie Gott die ganze ägyptische Judenheit herausgeführt hat. Bis 1948 gab es noch 80 Juden in Ägypten. Mit der Staatsgründung gab es eine massive Judenverfolgung und Abschlachtung von Juden in Ägypten, und alle Juden sind ausgezogen. Heute gibt es noch etwa 100 Juden in Ägypten, aber Tausende von ägyptischen Juden wurden heimgeführt, aus der Hand des Bedrängers, wie es hier heißt.
Auch die Juden in Äthiopien haben ein schlimmes Schicksal erlebt. Sie wurden im zwanzigsten Jahrhundert massiv verfolgt. Das sind die schwarzen Juden, die sogenannten Falascher. In gewaltigen Aktionen hat Israel Geheimaktionen durchgeführt, um äthiopische Juden herauszuholen. Viele sind über den Sudan gegangen, und Tausende von schwarzen Juden sind aus dem Sudan nach Israel über eine Luftbrücke ausgeflogen worden.
Die Juden in Jemen wurden ab 1948 mit der Staatsgründung als Rache massiv bedrängt. Diese Juden waren seit über zweitausend Jahren dort zu Hause. Dann wurde eine phantastische Luftbrücke organisiert, und etwa fünfzigtausend Juden aus Jemen und Aden – das ist ja auch ein anderer Ort – wurden herausgeführt, ebenso aus Dschibuti.
Gerade diese Länder, die Anrainer des Roten Meeres, sind ganz besonders dramatische Länder. Sie zeigen, wie Gott sie erlöst hat aus der Hand des Bedrängers und heim ins Land gesammelt hat.
Wenn man vor der Zeit der Reformation diesen Psalm studiert hätte, hätte man nicht eine solche Übersicht haben können, wie wir sie heute haben. Jetzt sehen wir so konkret, wie sich das realisiert hat. Früher hat man diese Stelle gelesen: „Er hat gesammelt von Osten, Westen, Norden und vom Meer.“ Man hat nichts davon gesehen.
Wir können das heute konkret nachvollziehen und uns Gedanken über die Wege Gottes machen. So sehen wir: Gott ist treu. Wenn er so mit seinem Volk treu war und es schließlich ans Ziel geführt hat, darf auch jeder Gläubige, jeder Erlöste wissen: Der Herr ist treu und wird auch mich ans Ziel führen – durch alle Engpässe, Drangsale, Nöte und Schwierigkeiten hindurch.
Auch durch Zeiten, in denen man nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll.
Vers 27: „Ich meine, das ist nicht nur für Israel, das können wir auch auf uns anwenden: Sie taumeln und schwanken wie ein Betrunkener, und zunichte wird alle ihre Weisheit.“
Wer schon in einer solchen Situation war, der lernt beten. Die Psalmen lehren uns beten. Dann darf man auch erleben, dass man zum Herrn schreit und er einen aus der Bedrängnis hinausführt.
Er kann Stürme stillen, so wie es der Herr Jesus auch seinen Jüngern gezeigt hat – wiederholt, als sie auf dem See Genezareth waren und in diesem schlimmen Scharkia, wie man diesen Ostwind vom Golan nennt, der den ruhigen See Genezareth in einen Tumult verwandeln kann.
Er hat alles in der Hand und kann uns bewahren bis zum Schluss.
Aktuelle Situation und prophetische Perspektive zum Gazastreifen
Roger, kann man noch etwas zur aktuellen Situation sagen? Jetzt, im Gazastreifen, was dort gerade passiert. Gibt es Verheißungen, was mit diesem Philistervolk geschieht? Wir sind mit der Zeit fertig. Wenn jemand aber gehen müsste, darf er einfach ungeniert gehen. Ich kann das kurz beantworten.
Der Gazastreifen ist eine Gegend, die in der Prophetie ausdrücklich erwähnt wird. Das ist eigentlich sehr erstaunlich, denn dass dieser Gazastreifen so eine spezielle Rolle spielt, daran ist die UNO schuld. Ja, 1947, in der Abstimmung im November, hat die Mehrheit dafür gestimmt, dass ein Judenstaat in Palästina geschaffen werden soll. Aber man war nicht bereit, den ganzen Rest von Palästina den Juden zu geben.
Alles östlich vom Jordan, das heute Jordanien ist, hat man bereits den Arabern gegeben. So wurde Jordanien gegründet. Den Rest wollte man nochmals aufteilen. Es sollte ein zweiter palästinensischer Staat gegründet werden. Deshalb wurden Gaza und das Westjordanland ausgespart, und die Juden mussten das akzeptieren.
Als dann 1967 die Araber wieder versucht haben, Israel auszurotten, hat Israel gesagt: „So, jetzt besetzen wir den Gazastreifen, das Westjordanland und auch die Golanhöhen als Sicherheit.“ Damit hatten sie ein Pfand in der Hand, um verhandeln zu können. Sonst würden die Araber ein viertes Mal versuchen, Israel zu vernichten. Das war das dritte Mal, das haben sie versucht, aber ein viertes Mal wäre noch möglich gewesen.
So haben diese Regionen eine weltpolitische Bedeutung bekommen. Nun können wir in Hesekiel nachschlagen. Kapitel 25 enthält eine schreckliche Stelle über die Zukunft des Gazastreifens. Hesekiel 25, Vers 15 muss vielleicht noch erklärt werden: Der Gazastreifen war im Alten Testament eigentlich das Gebiet, in dem die Philister zuhause waren. Das Philisterland bestand aus fünf Städten – Gaza, Ekron und anderen.
Die Philister stammen ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, aus der Ägäis, von Inseln. Sie sind nach Ägypten eingewandert und von dort entlang des Meeres in den Gazastreifen gekommen. Das hilft, besser zu verstehen, was in Hesekiel 25, Vers 15 steht. Wer liest?
Gott der Herr verspricht: „Weil die Philister aus Rachsucht gehandelt und Rache geübt haben, in Verachtung des Lebens und in ewiger Feindschaft, um zu verderben, darum spricht Gott der Herr: Siehe, ich will meine Hand gegen die Philister ausstrecken, die Kreter ausrotten und den Überrest an der Meeresküste umbringen.
Ich will große Rache an ihnen üben durch grimmige Züchtigungen, und sie sollen erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich meine Rache über sie bringe.“ Das ist ja noch nicht erfüllt. Aber ich will nur sagen, dass eben diese Küste, der Überrest an der Küste des Meeres, genau dieser Streifen an der Küste des Mittelmeers, so besonders erwähnt wird.
Dann wird gesagt, dass Gott ein schreckliches Gericht über sie bringen wird. Die Begründung: weil sie mit Rachsucht gehandelt haben. Das ist ja ständig das Thema. Die Hamas will immer rächen. Was will sie eigentlich rächen? Sie sagen immer, das ist wie bei Kindern: Sie haben Streit, und dann fragt man: „Wieso streitet ihr?“ „Er hat angefangen.“ Und der andere sagt: „Er hat angefangen.“ Die Hamas behauptet immer, die Israelis hätten angefangen.
Dabei hat Israel bei der Staatsgründung die Hand ausgestreckt zu allen Arabern. Sie wollten in Frieden mit ihnen leben. Am 14. Mai 1948 waren die Truppen von Saudi-Arabien, Jordanien, Syrien, Libanon und Ägypten bereits an den Grenzen massiert. Sobald die Engländer am Ende des Tages des 14. Mai abgezogen waren, wollten sie Israel vernichten. Also, wer hat angefangen?
Es heißt, mit Rachsucht gehandelt, Verachtung des Lebens. Wenn man an die ganzen Selbstmordattentate denkt, ist das Verachtung des Lebens. Wenn man an die Abertausenden von Raketen seit 2003 auf Israel denkt, die bewusst auf Städte geschossen wurden – also nicht auf militärische Ziele –, dann zeigt das Verachtung des Lebens.
Wenn man weiter bedenkt, wie die Hamas ihre eigenen Leute verachtet, indem sie ihre militärischen Standorte mitten unter Zivilisten platziert, damit bei Angriffen Zivilisten zu Schaden kommen, dann ist das Verachtung des Lebens.
Und dann zur Zerstörung: Die Hamas sagt, ihr Ziel sei die Zerstörung Israels und schließlich ewige Feindschaft, eine unabänderliche Entscheidung. Israel müsse vernichtet werden. Deshalb sagt Gott, dass dieses Gericht über sie kommen wird.
Noch eine zweite Stelle: Zephanja 2, Verse 4 bis 7. Wer liest?
„Askalon soll verödet werden, Aschdod soll am hellen Mittag fortgetrieben werden, und Ekron soll ausgerottet werden.
Wehe den Bewohnern des Landstrichs am Meer, dem Kretervolk! Das Wort des Herrn ergeht gegen dich.
Kanaan, du Philisterland, ich will dich so zugrunde richten, dass niemand mehr dort wohnen soll. Der Landstrich am Meer soll zu Weideland mit Hirtenwohnungen und Schafhürden werden.
Dieser Landstrich soll dem Überrest vom Haus Juda als Erbteil zufallen, damit sie darauf weiden und sich am Abend in den Häusern von Askalon lagern sollen. Denn der Herr, ihr Gott, wird sich ihrer annehmen und ihr Geschick wenden.“
Hier wird wieder gesagt, dass die Nation der Kreter, eben weil die Philister ursprünglich aus der Ägäis eingewandert sind, genannt wird. Es wird klar gesagt, dass der Landstrich am Meer gemeint ist. Weiter wird gesagt, dass dieses Gebiet schließlich dem Überrest des Hauses Juda gegeben wird.
Das ist der Drittel, der in der großen Drangsal überleben wird. Er wird schließlich den Gazastreifen bekommen. Das ist die Zukunft des Gazastreifens nach Gottes Beschluss.
Aber was heute abgeht, muss man auch so sehen: Die Hamas ist verbündet mit dem Iran und auch mit der Hisbollah im Libanon. Jetzt ist das große Problem: Wie kann man das Atomprogramm des Irans stoppen, der ja deutlich gedroht hat, Israel zu vernichten? Das ist die große Frage.
Wer macht das? Amerika? Israel? Oder jemand anders? Es gibt Schätzungen, dass diese Atombombe in einem Jahr einsatzbereit sein könnte. Dann muss natürlich der Gazastreifen ausgeschaltet sein, damit sie nicht massenhaft Israel in den Rücken fallen können, wenn Israel den Iran angreift.
Man muss das in einem größeren strategischen Zusammenhang sehen. Durch eine massive Schwächung des Gazastreifens hat Israel bereits eine Front weniger gefährlich im Blick auf die nahe Zukunft, was kommen wird.
Denn selbst wenn Amerika das mit dem Iran macht, würde es parallel laufen, dass sofort Israel im Rücken angegriffen wird. Wie auch immer, die ganze Sache mit Gaza ist für die nächste Zeit von Bedeutung, weil dort eine militärische Schwächung stattgefunden hat.
Wir müssen daran denken: Das Evangelium ist für die ganze Welt und eben auch für die Menschen im Gazastreifen. Ich habe einen Bruder gekannt, einen Palästinenser, der vor kurzem heimgegangen ist, etwa neunzig Jahre alt. Er ist vor Jahren in den Gazastreifen gegangen und hat dort evangelisiert.
Er konnte nicht öffentlich auf den Straßen predigen, aber in den Häusern hat er das Evangelium weitergegeben. Durch sein Werk sind sehr viele Menschen zum Glauben gekommen. Er war ein ganz einfacher Mann, ohne viel theoretisches Wissen. Aber das, was er hatte, hat er erzählt, und Menschen haben sich bekehrt.
Durch ihn ist auch in Faryasif, in der Nähe von Haifa, eine große Versammlung entstanden. Das war alles das Werk dieses Bruders Nofel. So müssen wir sehen, dass der Herr auch unter diesen Menschen wirkt. Das darf man nicht aus dem Auge verlieren, wenn man diese Katastrophe sieht, wie die Bosheit sich gegen Israel entfaltet.
Aber der Herr hat Erbarmen. Die Stellen aus Zephanja und Hesekiel sind noch zukünftig. Der Herr wartet und gibt Gelegenheit. Und wir sollen beten.
