Die himmlische Berufung und ihre praktische Bedeutung
Die Hoffnung seiner Berufung ist der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen und die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärkung. Diese Kraft hat er in Christus wirksam werden lassen, indem er ihn aus den Toten auferweckte.
Er setzte ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern über jedes Fürstentum, jede Gewalt, Kraft, Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird – nicht nur in diesem Zeitalter, sondern auch im zukünftigen. Alles hat er seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Gemeinde gegeben, die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt.
Zunächst bis hierher. Ich habe ja beim letzten Mal versucht, den Epheserbrief, den man als den ewigen Ratschluss Gottes und seine Verwirklichung in Raum und Zeit betiteln kann, in ein paar Sätzen zusammenzufassen.
Der Epheserbrief beschreibt in den Kapiteln 1 bis 3 die einzigartige Stellung der Christen als ein neues Volk, das weder jüdisch noch heidnisch ist. Es ist vielmehr ein himmlisches Volk mit himmlischen Segnungen, im Gegensatz zu Israel als irdischem Volk Gottes mit speziell irdischen Segnungen, die Gott von Ewigkeit her in seinem Ratschluss eingeplant hat.
Dieser Brief zeigt aber auch, wie sich dieser himmlische und hocherhabene Charakter der Erlösten, die zur Gemeinde Gottes gehören, in den alltäglichen Beziehungen auf Erden konkret und praktisch auswirken muss. Das betrifft das Leben in der Gemeinde, in der Gesellschaft, in der Ehe, in der Familie und in der täglichen Arbeit.
Diese praktische Auswirkung wird in den Kapiteln 4 bis 6 dargestellt.
Aufbau und Struktur des Epheserbriefs
Wir können die Struktur des Epheserbriefs in zwei große Teile gliedern. Kapitel 1 bis 3 bilden den ersten Teil, der die Lehre von der himmlischen Stellung der Gemeinde behandelt. Der zweite Teil umfasst die Kapitel 4 bis 6. Hier werden die praktischen Konsequenzen der Lehre dargestellt.
Ein besonders wichtiges kleines Strukturwort findet sich in Kapitel 4, Vers 1. Paulus sagt dort nach dem ersten Teil: „Ich ermahne euch nun, ich der Gefangene im Herrn, dass ihr würdig wandelt der Berufung, mit der ihr berufen worden seid.“ Diese Berufung, zu diesem himmlischen Volk zu gehören, das Gott von Ewigkeit her geplant hat, hat praktische Konsequenzen. Das wird durch das Wort „nun“ angedeutet.
Man sieht also, wie kleine Wörter in der Bibel eine große Bedeutung haben können. Ich erinnere mich an eine Auseinandersetzung mit einem liberal geprägten Pfarrer, als ich noch Teenager war. Er meinte, man könne nicht sagen, dass wirklich jedes Wort in der Bibel inspiriert sei – zum Beispiel jedes „und“. Doch tatsächlich ist auch jedes „und“ und ebenso jedes „nun“ wichtig, weil es Verbindungen herstellt.
Deshalb beginnt zum Beispiel das erste Buch Mose nicht mit „und“, sondern mit „Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.“ Hier beginnt die göttliche Offenbarung der Heiligen Schrift. Dagegen beginnt das Buch der Richter mit „Und es geschah nach dem Tode Josuas...“. Das „und“ zeigt an, dass das Buch der Richter an das Buch Josua anschließt. Josua ist das Buch des Sieges, die Richter sind das Buch des Niedergangs. Diese Verbindung ist wichtig, daher ist das „und“ entscheidend.
Ähnlich verhält es sich mit dem „nun“ in Epheser 4,1. Es zeigt die Verknüpfung und die Schlussfolgerung aus den Kapiteln 1 bis 3 des Epheserbriefs auf.
Fortsetzung des Gebets und Dank für die Gläubigen
Nun gehen wir Vers für Vers durch, ab Kapitel 1, Vers 15. Das ist die Fortsetzung des Gebets von Paulus.
Wir haben beim letzten Mal gesehen: 1,3 – „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.“ Das ist ein Gebet, das bis Vers 14 geht und im Griechischen ein Satz ist. Es ist der längste Satz der Bibel.
Das zeigt uns, dass Paulus, der zur Zeit des Epheserbriefs in Rom gefangen war, sich von den Umständen nicht beeindrucken lässt. Sein Herz ist so erfüllt vom Ratschluss Gottes, dass er in der Anbetung regelrecht überströmt. Deshalb kommt einfach kein Punkt. Er hängt an, hängt an, hängt an – und so entsteht dieser riesige Satz von zwölf Versen.
Manche moderne Übersetzungen haben das nicht mehr sichtbar gemacht, weil sie sagen, dass zu lange Sätze auf Deutsch nicht gut sind. Auf Französisch ist das sogar noch schlechter. Im Deutschen gibt es von der Sprachstruktur her mehr Möglichkeiten zum Verschachteln, aber auch hier ist es schwierig. Trotzdem sollte man sich bei der Übersetzung weniger fragen, was auf Deutsch schlecht klingt, sondern vielmehr, wie man rüberbringen kann, dass das Herz des Apostels Paulus so erfüllt ist von all diesen geistlichen Segnungen.
Noch einmal Vers 3: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus.“ Dann zählt Paulus eine Segnung nach der anderen auf. Das haben wir beim letzten Mal behandelt.
Wir haben gesehen, dass Paulus beim Beten und Anbeten kein Großist ist, der einfach sagt: „Ich danke dir für alles.“ Sondern er nennt genau, wofür er dankt. Dadurch wird das Glaubensleben viel erfüllter, wenn wir uns diese einzelnen Dinge bewusst machen und sie in der Anbetung Gott vorbringen.
Nach diesem langen Gebet kommt Vers 15: „Deshalb auch ich, nachdem ich von eurem Glauben an den Herrn Jesus gehört habe, der in euch ist, und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, höre ich nicht auf, für euch zu danken.“
Kaum ist er mit dem Gebet fertig, erklärt Paulus, dass er, wenn er an die Epheser denkt – an diese Gemeinde, die in Apostelgeschichte 19 durch eine intensive und längere Missionsarbeit des Apostels Paulus entstanden war –, einfach danken muss.
Er hat von zwei Dingen gehört: Erstens von dem Glauben an den Herrn Jesus, der in ihnen ist und sie erfüllt – genauso wie das bei Paulus selbst im Gebet in den Versen 1,3-14 zum Ausdruck kommt. Zweitens sagt er: „Und ich höre von eurer Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt.“
Das ist ein ganz wichtiger Ausdruck für den Epheserbrief: „alle Heiligen.“
Bedeutung des Ausdrucks „alle Heiligen“ im Epheserbrief
Schauen wir uns Kapitel 3, Vers 8 an. Dort sagt Paulus: „Mit dem Allergeringsten von allen Heiligen ist diese Gnade gegeben worden, den Nationen den unergründlichen Reichtum des Christus zu verkündigen.“
Hier spricht er wieder von „allen Heiligen“. Später im Brief, in Kapitel 3, Vers 18, heißt es: „Damit ihr fähig zu erfassen vermögt, mit allen Heiligen, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe sei, und zu erkennen, wie die Erkenntnis die Liebe des Christus übersteigt, damit ihr erfüllt sein möget zur ganzen Fülle Gottes.“ Auch hier wird wieder „alle Heiligen“ genannt – mit ihnen zusammen erfassen und verstehen wir.
Schließlich ermutigt Paulus in Vers 18 zu aller Zeit betend, „mit allem Gebet und Flehen im Geist und hierzu wachend, in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen.“
Dieser Ausdruck „alle Heiligen“ ist charakteristisch für den Epheserbrief. Er zeigt den besonderen Blickwinkel dieses Briefes: Es geht um die ganze Gemeinde weltweit. Und zwar nicht nur weltweit, sondern auch umfassend von Pfingsten bis zur Entrückung. Die ganze Gemeinde Gottes wird in diesem Brief gesehen.
Das ist anders im ersten Korintherbrief. Dort wird zwar auch die ganze Gemeinde betrachtet, aber die Betonung liegt auf der örtlichen Gemeinde mit all ihren Freuden und Leiden. Diese werden im ersten Korintherbrief behandelt. Man lernt dort, was Gottes Gedanken für die örtliche Gemeinde sind. Das ist wichtig.
Doch trotz des Schwerpunkts auf das Örtliche darf man nicht den Blick für den Ratschluss Gottes verlieren, der alle Heiligen, alle wahren Gläubigen der Gemeinde umfasst – von Pfingsten bis zur Entrückung. Genau das wird in diesem Brief besonders betont. Das werden wir im Weiteren noch detaillierter sehen.
Gebet für Erkenntnis und Erleuchtung der Gläubigen
Und jetzt, eben nach dieser Anbetung, spricht er hier von Dank für die Gläubigen. Danach bittet er für die Gläubigen. Das sind verschiedene Dinge, ja?
Zuerst die Anbetung Gottes (Epheser 1,3-14), dann der Dank für die Gläubigen (Verse 15 und 16). Doch gleich danach folgt die Bitte. Er erwähnt die Gläubigen in seinen Gebeten mit den Worten: „Damit der Gott, unser Herr Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst.“
Also bittet er für die Epheser, dass sie verstehen können – und zwar das, was er in den Versen 3 bis 14 bereits ausgeführt hat. Zwar wird in Epheser 1,3 für all die Segnungen gedankt, die die Gläubigen haben, nicht nur für solche, die sie erhalten sollten. Er sagt: „Gepriesen sei der Gott und Vater, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung.“
Doch nun geht es dem Apostel Paulus darum, dass die Gläubigen diese Segnungen auch verstehen und im Glauben erfassen. Dazu ist es nötig, dass man betet. Das geschieht nicht automatisch, sondern erfordert einen zusätzlichen Schritt – das Gebet.
Dabei geht es darum, Gott zu erkennen. Darum sagt er: „in der Erkenntnis seiner selbst.“
Dann nennt er drei Punkte, die er besonders betont und die die Gläubigen verstehen sollen, damit sie „erleuchtet an den Augen ihres Herzens“ wissen.
Diese drei Punkte sind:
- Die Hoffnung seiner Berufung
- Der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes
- Die überragende Größe seiner Kraft
Das sind die drei Punkte, die er hervorhebt.
Die Bitte um den Geist der Weisheit und Offenbarung
Nun ist es interessant: Er sagt, er betet, damit der Gott, unser Herr Jesus Christus, euch den Geist der Weisheit und Offenbarung gebe. Seltsam, oder? Er betet, dass sie jetzt den Heiligen Geist empfangen. Gerade haben wir doch in Vers 13 gelesen, dass sie den Heiligen Geist bereits empfangen und versiegelt worden sind.
Ich lese nochmals Vers 13: „Indem auch ihr, nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der das Unterpfand unseres Erbes ist zur Erlösung des erworbenen Besitzers.“
Also sind sie ja mit dem Heiligen Geist versiegelt. Warum sagt er jetzt, dass er betet, dass Gott ihnen den Geist der Weisheit und Offenbarung gebe?
An dieser Stelle ist die alte Elberfelder Übersetzung oder die sanfte Revision von CSV Hückeswagen hilfreich. Man sieht dort, dass das Wort „den“ anders gesetzt ist. In der alten Version ist es kursiv. Das bedeutet, im Grundtext steht der bestimmte Artikel nicht. Er sagt nicht, dass er euch „den Geist“ gebe, sondern dass er euch „Geist der Weisheit“ gebe.
Das bedeutet nicht, dass der Heilige Geist ihnen als Person gegeben wird – wie das bei der Bekehrung geschieht, nachdem sie geglaubt und den Geist empfangen haben –, sondern es geht darum, dass Gott die Wirksamkeit, die Kraft des Heiligen Geistes ihnen vermittelt. Dass der Geist in seiner Kraft an ihnen wirkt, damit sie verstehen. Darum bittet er.
Der Herr Jesus sagt in Johannes 14: Der Heilige Geist, wenn er kommen wird, wird bei euch sein in Ewigkeit. Sehr wichtig, dass man das sieht (Johannes 14). Das macht klar, dass der Heilige Geist bei den Gläubigen der Gemeinde nicht zeitweise kommt und wiedergeht, wie man das im Alten Testament finden kann.
David fürchtet sich davor und sagt in Psalm 51: „Nimm den Geist deiner Heiligkeit nicht von mir.“ Bei Hesekiel sieht man, dass der Geist Gottes an einem bestimmten Moment in ihn hineinkommt – und später wieder. Das heißt, dass er in der Zwischenzeit wieder weggegangen ist. Das war normal im Alten Testament.
Aber in der Gemeinde ist das ganz anders. Der Herr Jesus sagt in Johannes 14, Vers 16: „Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Sachwalter geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit.“
„Den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt. Ihr aber kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.“
Also ist der Heilige Geist in den Gläubigen, und er bleibt bei ihnen – und zwar in Ewigkeit.
So wird nochmals unterstrichen: Diese Bitte hier ist eine Bitte, dass der Heilige Geist seine Kraft an den Gläubigen entfaltet. Dass er euch den Geist der Weisheit gebe, also dass durch die Kraft des Heiligen Geistes ihnen diese Weisheit vermittelt wird. Und weiter: Geist der Weisheit und Offenbarung, damit ihnen die Augen geöffnet werden, um das zu verstehen.
Das ist genau der Punkt von Vers 18: „Ihr erleuchtet an den Augen eures Herzens.“
Das Herz als Sitz von Verstand und Gefühl
Erstens lernen wir hier, dass unser Herz Augen hat. In der Bibel bedeutet das Herz im übertragenen Sinn das Innerste unserer Person. So wie das materielle Herz im Körper gewissermaßen die Pumpe ist, die alles antreibt, ist im übertragenen Sinn das Herz das Innerste des Menschen, von dem alle Antriebe ausgehen. Wenn diese Pumpe aufhört zu schlagen, ist das Ende gekommen.
Im übertragenen Sinn ist das Herz also das Innerste des Menschen, von dem alle Antriebe ausgehen. Darum heißt es in Sprüche 4,23: Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist, denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens. Das Innerste unserer Person, das Herz, ist also die Quelle des Lebens.
Ganz wichtig ist auch: In der Bibel ist das Herz im übertragenen Sinn der Sitz der Persönlichkeit, des Innersten des Menschen. Es umfasst sowohl Gefühle als auch Verstand. Wenn man alle Bibelstellen betrachtet, die vom Herzen sprechen, erkennt man, dass Denken und Empfinden miteinander verbunden sind. Die Trennung, die wir im Deutschen oft zwischen Herz und Verstand machen, ist biblisch nicht vorhanden. Die Bibel trennt diese beiden nicht. Das Herz vereint Verstand und Gefühl.
Das hat sehr praktische Konsequenzen. In unserer heutigen Gesellschaft gibt es eine Gegenreaktion, die sich früher schon zeigte: Manche lehnen das Denken ab und suchen eher die Erfahrung in der Gefühlswelt. Man denke nur an die starke Tendenz in vielen Gemeinden, das Denken abzuwerten und es als „kopflastig“ zu bezeichnen. Doch diese Gegensätze sollte man nie gegeneinander ausspielen, denn die Bibel trennt sie nicht. Wenn etwas kopflastig ist und das Gefühl fehlt, ist nur das halbe Herz beteiligt. Und Halbherzigkeit ist nichts Gutes.
Das Gefühl und der Verstand gehören zusammen. Diese Trennung geht übrigens schon auf die alten Griechen zurück, die Gefühl und Verstand spalteten. Aber eigentlich gehören sie zusammen.
Wenn wir das Wort Gottes studieren, brauchen wir unsere Geisteskräfte, sonst könnten wir nicht verstehen, was dort steht. Der Prophet Jeremia sagt in 16,15: Deine Worte waren vorhanden, und ich habe sie gegessen, und sie waren mir zur Freude und Wonne meines Herzens. Es braucht also den Verstand, um zu verstehen, was das Wort Gottes aussagt, aber es ist dabei verbunden mit Freude und Wonne des Herzens.
Wenn wir die Bibel studieren und merken, dass das keine Freude im Glauben auslöst, sondern nur eine reine Kopfsache ist, dann ist etwas schiefgelaufen. Das entspricht nicht dem biblischen Verständnis. Das Biblische vereint beides – Gefühl und Verstand.
Wenn Paulus also sagt, damit ihr erleuchtet an den Augen eures Herzens wisst, welches die Hoffnung ist, dann bedeutet das, dass wir mit dem Herzen verstehen. Dabei sind sowohl Gefühl als auch Verstand gefordert.
Die Augen des Herzens im Alten Testament
Und ich möchte dazu noch aus Psalm 119 lesen, diesem wunderbaren Psalm über das Wort Gottes. Der Psalmist erwähnt in fast jedem der 176 Verse das Wort Gottes. In Vers 18 lesen wir: „Öffne meine Augen, damit ich Wunder schaue in deinem Gesetz, in deiner Tora.“
Und schließlich noch Vers 123: „Meine Augen schmachten nach deiner Rettung und nach der Zusage deiner Gerechtigkeit.“ Übrigens, hier nebenbei gesagt: Das Wort „Rettung“ ist im Hebräischen „Jeshua“. Es ist nicht dasselbe wie „Jeshua“, der Name „Jesus“ auf Hebräisch. Aber „Rettung“ wird ebenfalls „Jeshua“ geschrieben, nur mit einem zusätzlichen „H“ am Schluss. Dadurch ergibt sich eine etwas andere Aussprache.
Man kann sagen, dass in diesem Wort „Rettung“ der Name „Jeshua“, also Jesus, der Name des Messias, verborgen ist. Im Alten Testament wurde der eigentliche Eigenname des Messias nie genannt. Es wurden nur Zusatznamen verwendet wie Immanuel, „Gott mit uns“, „starker Gott“, „Vater der Ewigkeit“, „Friedefürst“ und so weiter.
Aber in Jesaja 49 sagt der Messias, dass Gott seines Namens Erwähnung macht in Verbindung mit dem Mutterleib. Darum wird im Neuen Testament, in der Zeit, als Maria schwanger werden sollte und der Messias empfangen wurde, der Name „Jeschua“, griechisch ausgesprochen „Jesus“, offenbart.
Doch versteckt finden wir ihn an vielen Stellen im Alten Testament, besonders dort, wo das Wort „Rettung“ vorkommt, wie eben hier. Der alttestamentliche Schreiber sagt: „Meine Augen“ – und das sind wieder die Augen des Herzens – „schmachten nach deiner Rettung und nach der Zusage deiner Gerechtigkeit.“
Hier sehen wir, dass im Alten Testament Herzen mit Augen dargestellt werden, die auf den Messias hinschauen. Und jetzt, im Epheserbrief, sehen wir Augen von Gläubigen, deren Herzen den gekommenen Messias anschauen.
Offenbarung, Inspiration und Erleuchtung – drei Stufen des Verstehens
Sehr interessant ist das Wort Erleuchten. Es hat natürlich nichts zu tun mit Erleuchtung im Buddhismus, das ist etwas völlig anderes. Im Skript habe ich geschrieben, man muss unterscheiden zwischen Offenbarung, Inspiration und Erleuchtung – diese drei Begriffe.
Zum Beispiel sagt der Apostel Paulus in Galater 1, Vers 12, dass ihm all die vielen Dinge, die ihm vom Herrn Jesus mitgeteilt wurden, durch spezielle Offenbarung übermittelt wurden. Er hatte also besondere göttliche Enthüllungen erhalten, um schließlich seine Briefe im Neuen Testament schreiben zu können.
Ein weiterer Schritt war dann das Aufschreiben dieser Dinge. Im Römerbrief hat Paulus diktiert, zum Beispiel an Tertius. Aber bei den Galaterbriefen hat er eigenhändig geschrieben. Dabei geschah das Phänomen der Inspiration. In 2. Timotheus 3, Vers 16 heißt es: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben“ – also inspiriert.
Dort wird gesagt, dass die Schrift, das Geschriebene, also die Wörter, inspiriert sind. Gepriesen sei der Gott und Vater, unser Herr Jesus Christus, der dies ermöglicht hat! Das, was abgefasst ist, wurde eben inspiriert. Das ist sehr wichtig. Kritiker könnten sonst sagen: Vielleicht hatten die Bibelschreiber besondere Offenbarungen von Gott, aber als sie ihre Bücher schrieben, haben sie vielleicht auch eigene Gedanken hinzugefügt. Dann wäre das eine Mischung aus Offenbarung und menschlichen Meinungen.
Doch 2. Timotheus 3, Vers 16 geht so weit zu sagen: „Alle Schrift“, also das Geschriebene, ist inspiriert. Dieser Vorgang ist also von der Offenbarung, die Paulus erhalten hat, zu unterscheiden.
Ein dritter Schritt sind die Leser. Sie müssen das, was inspiriert in der Bibel steht, auch noch begreifen. Dieser Prozess heißt Erleuchtung. Das sind die drei Stufen.
Wenn wir schon bei diesen Unterscheidungen sind, ist es hilfreich, noch einen weiteren Punkt zu nennen. In 1. Korinther 7 sagt Paulus plötzlich: „In diesem Punkt gebe ich meine Meinung.“ Darüber sind schon viele gestolpert. Wie kann das sein? Plötzlich sagt Paulus in 1. Korinther 7, Vers 12: „Den übrigen aber sage ich, nicht der Herr: Wenn ein Bruder eine ungläubige Frau hat und sie willigt ein, bei ihm zu wohnen, so entlasse er sie nicht.“
Hier ist Paulus also nicht inspiriert – natürlich ist er inspiriert –, aber die Korinther hatten ihm einen Brief mit konkreten Fragen zu Ehe, Ehescheidung und Ehelosigkeit geschrieben. Darum beginnt Kapitel 7, Vers 1: „Was aber das betrifft, wovon ihr mir geschrieben habt, so ist es gut …“
Nun gab es eine konkrete Frage: „Wie ist das in diesem Fall?“ Da ist einer, der eine ungläubige Frau hat. Paulus sagt dazu, er habe keine spezielle Offenbarung erhalten. Aber er gibt trotzdem eine Antwort, geleitet durch den Heiligen Geist.
Am Schluss des Kapitels sagt er in Vers 40: „Glückselig ist sie aber, wenn sie bleibt, nach meiner Meinung. Ich denke aber, dass auch ich Gottes Geist habe.“ Er hatte also keine spezielle göttliche Mitteilung vom Himmel, aber er gab eine Antwort, die dem Willen Gottes entspricht. Auch das war inspiriert.
So versteht man es, wenn man die Prozesse Offenbarung und Inspiration unterscheidet.
Um es noch klarer zu machen: Lukas hat sein Evangelium geschrieben. Hatte er eine spezielle Offenbarung dazu? Nein. In Lukas 1, Verse 1-3 heißt es, viele haben bereits Berichte verfasst über diese Dinge, die unter uns völlig geglaubt werden. Lukas ist den Augenzeugen nachgegangen und hat von ihnen Informationen gesammelt. Er hatte keine Offenbarung vom Himmel, aber das Verfassen des Lukasevangeliums geschah unter Inspiration des Heiligen Geistes.
Das Lukasevangelium wurde also nicht durch Offenbarung mitgeteilt, aber es wurde inspiriert.
Nehmen wir das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung. Das erste Wort lautet „Offenbarung Jesu Christi, welche Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss.“ Dort hat Johannes ganz direkt Offenbarung erhalten und den Auftrag, das aufzuschreiben: „Was du siehst, schreibe in ein Buch und sende es den sieben Versammlungen nach Ephesus, Smyrna, Pergamos usw.“ So steht es in Kapitel 1.
Das müssen wir unterscheiden: Offenbarung, Inspiration und nun auch der dritte Aspekt, die Erleuchtung.
Das ist ein sehr aktuelles Thema, denn heute sieht man oft ein Phänomen unter Gläubigen, das man als neo-evangelikalen Agnostizismus bezeichnen könnte. Ich erkläre das.
Agnostizismus bedeutet, dass jemand sagt: Vielleicht gibt es Gott, aber man kann es nicht wissen. Vielleicht ja, vielleicht nein. Viele Intellektuelle sind Agnostiker. Sie sagen: Es könnte sein, dass es Gott gibt, aber man kann es einfach nicht wissen. Sie sind oft ziemlich locker und auch ein bisschen stolz darauf, nichts zu wissen – ähnlich wie Sokrates, der sagte: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Er stellte den Leuten viele Fragen, bis sie merkten, dass sie eigentlich nichts wissen.
Das war nicht unbedingt Bescheidenheit bei Sokrates, sondern eher die Überzeugung, dass er einer der wenigen ist, die erkannt haben, dass sie nichts wissen.
Das war ein kleiner Exkurs zum Agnostizismus.
Unter Gläubigen hört man oft: Was in der Offenbarung steht, kann man ja doch nicht genau wissen. Und was in der Bibel steht, ja, es gibt verschiedene Auslegungen. Die einen sagen so, die anderen so. Man kann ja nicht unbedingt ganz sicher sein.
Das ist neo-evangelikaler Agnostizismus.
Wenn man fragt: Glaubst du, dass die Bibel inspiriert ist? Natürlich, die Bibel ist Gottes Wort. Aber können wir wissen, was darin steht? Da gibt es sechs oder fünf Auslegungen, und ich neige eher zu Auslegung drei, aber vier könnte auch korrekt sein.
Letztlich drückt man damit aus: Es gab Offenbarung, es gab Inspiration, aber ob wir als Gläubige wissen können, was Gott meinte, ist das Problem – der dritte Punkt: Erleuchtung.
„Erleuchtet an den Augen eures Herzens“ – so heißt es.
Das kommt nicht automatisch.
Der Apostel Paulus sagt, er bete dafür, dass Gott den Gläubigen gebe nicht den Geist der Furcht, sondern den Geist der Weisheit und Offenbarung, damit ihre Herzen erleuchtet werden. Damit sie wirklich wissen, welches die Hoffnung seiner Berufung ist.
Wenn man etwas weiß, sagt man nicht mehr: „Das könnte sein, vielleicht schon möglich, aber man weiß es nicht.“ Sondern man weiß es wirklich.
Hier ist es ein Gebetsanliegen des Apostels, dass Gläubige verstehen und wissen.
Noch einmal Kapitel 3, Vers 18: „Damit ihr völlig erfassen vermöget, mit allen Heiligen, welche die Breite und Länge und Höhe und Tiefe sei, um zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus.“
Hier wird auch klar gemacht, dass es kein Spezialgebiet einiger weniger Gläubiger ist, sondern dass alle Heiligen, also alle Gläubigen, diese Dinge wissen, verstehen und aufnehmen können.
Wenn man sich überlegt: Von allen Briefen im Neuen Testament ist der Epheserbrief einer der am wenigsten bekannten unter den Gläubigen. Er steht in jeder Bibel, aber was wirklich darin steht, ist kaum bekannt.
Deshalb ist es so wichtig, dafür zu beten, denn es ist möglich, es zu verstehen. Gott möchte, dass wir das verstehen.
Ich habe drei Punkte aufgeschrieben und Verse 18 am Schluss mit drei Zielen:
Erstens: Die Hoffnung der Berufung.
Im langen Gebet des Apostels Paulus hören wir, dass Gott die Erlösten vor Grundlegung der Welt auserwählt hat. Ich habe das letztes Mal ausgeführt und kann es jetzt nicht noch einmal erklären.
Diese Berufung bedeutet, dass Gott von Ewigkeit her jeden Gläubigen kannte und wusste, dass er dem Ruf des Evangeliums folgen wird und sich bekehren wird.
Gott hat gesagt: Diese Gläubigen sollen meine Kinder, meine Söhne und Töchter werden.
Wir haben gelesen, dass Gott uns zuvor bestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus, für sich selbst.
Nicht einfach, um uns glücklich zu machen – das wäre zwar auch richtig –, aber hier steht „für sich selbst“. Das zeigt die Erhabenheit dieser Berufung.
Der Epheserbrief umfasst aber noch viel mehr als nur Kapitel 1, Vers 5.
Diese Berufung sollen die Gläubigen erkennen.
Zweitens: Der herrliche Reichtum des Erbes.
Wir haben das Geheimnis seines Willens in Kapitel 1, Vers 9 durchgenommen.
Das Geheimnis ist, dass Jesus Christus im tausendjährigen Friedensreich die ganze Welt regieren wird und Himmel und Erde miteinander vereinigen wird.
Alles wird unter ein Haupt zusammengefügt.
Das war im Alten Testament kein Geheimnis, denn es war vorausgesagt, dass der Messias über alles herrschen wird.
Das Geheimnis, das wir jetzt kennen, ist, dass die Gemeinde als Braut Christi an der Seite des Messias alles teilen wird.
Das ist das zweite Anliegen: Dass der herrliche Reichtum des Erbes den Gläubigen bewusst wird.
Das umfasst nicht nur das tausendjährige Friedensreich, denn das ist nur der Anfang.
2. Petrus 1 spricht vom ewigen Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus.
Das umfasst auch Offenbarung 21: Gott wird eine neue Schöpfung machen, einen neuen Himmel und eine neue Erde.
Die Gemeinde wird mit Christus auch über die neue Schöpfung herrschen, über alles – über Himmel, Engelwelt und Menschen aus allen Zeitaltern, vor und nach der Gemeinde.
Die Gemeinde hat den höchsten Platz im Herzen des Herrn Jesus, und das sollen die Gläubigen verstehen: den herrlichen Reichtum des Erbes.
Drittens: Die Kraft Gottes an den Gläubigen.
Diese Kraft wird im Weiteren ausgeführt.
Sie hat sich besonders in der Auferstehung des Messias erwiesen, der für unsere Sünden gestorben ist, aber am dritten Tag von Gott auferweckt wurde.
In Vers 19 heißt es: „Und welches die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in der er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte.“
Er setzte ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern.
Der Herr Jesus ist gestorben, aber er ist auferstanden durch die Kraft Gottes.
Dann fuhr er in den Himmel auf und nahm als Mensch den Platz zur Rechten des Thrones Gottes ein.
Darum heißt es hier, dass er ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern setzte.
Jetzt wird erklärt, dass er über die ganze Engelwelt, über jedes Fürstentum, jede Gewalt, Kraft und Herrschaft herrscht.
Diese Ausdrücke – Fürstentümer, Gewalten, Kräfte, Herrschaften – bezeichnen verschiedene Ordnungen der Engelwelt im Neuen Testament.
Der Herr Jesus hat als Mensch den höchsten Platz über der Engelwelt eingenommen – und noch viel mehr.
Jeden Namen, der genannt wird, nicht nur in diesem Zeitalter, sondern auch im zukünftigen.
Wenn heute Namen genannt werden wie Putin, Trump, Macron oder Merkel – das ist die Welt der Politik –, aber man kann auch über Kunst, Musik und Wissenschaft sprechen.
Jesus steht über jedem Namen, der genannt wird, in diesem Zeitalter und im zukünftigen.
Das ist interessant, denn der Apostel Paulus spricht über dieses Zeitalter und das zukünftige Zeitalter.
Für „Zeitalter“ steht im Griechischen „Aion“. Das kann Ewigkeit oder eine Periode, einen Zeitabschnitt oder ein Zeitalter bedeuten.
Hier kann man nicht mit Ewigkeit übersetzen, das wäre sinnlos.
Korrekt ist: „dieses Zeitalter“ und „das zukünftige Zeitalter“.
Diese Ausdrucksweise kennen wir aus den Schriften der Rabbiner.
Dort findet man oft die Ausdrücke „Haolam ha-Zeh“ und „Haolam ha-Ba“.
„Haolam ha-Zeh“ ist die jetzige Zeit, in der wir leben, und „Haolam ha-Ba“ ist die zukünftige Welt, wenn der Messias als König der Welt kommt.
Die Rabbiner hatten ein Denken in Dispensationen.
Das englische Wort „Dispensation“ ist auch eine Übersetzung von „Aion“ – Zeitalter, Epoche.
Auf Deutsch ist das unverständlich, aber man benutzt trotzdem den Ausdruck „Dispensation“.
Ein Dispensationalist ist jemand, der die Bibel in Zeitaltern liest.
Man kann sagen, die Rabbiner waren Dispensationalisten.
Und noch schlimmer für manche: Auch der Apostel Paulus spricht so.
Und vielleicht noch bedrängender für einige: Der Herr Jesus spricht auch so.
In Matthäus 12 spricht er über dieses Zeitalter und das zukünftige Zeitalter.
Diejenigen, die die Dispensation ablehnen, sagen gerne: Ein altes Testament, ein neues Testament, und fertig.
Aber hier wird im Neuen Testament gesagt: „Dieses Zeitalter“ und „das zukünftige Zeitalter“.
Noch schlimmer für manche ist Kolosser 1, Vers 26.
Dort spricht Paulus über das Geheimnis „Christus in euch“.
Dieses Geheimnis war im Alten Testament unbekannt.
Paulus sagt: „Das Geheimnis, das von den Zeitaltern und von den Generationen her verborgen war, ist jetzt seinen Heiligen offenbart worden, die Gott kundtun wollte, welches der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses ist.“
Paulus spricht also wieder über Zeitalter – hier von früheren Zeitaltern im Kontrast zu jetzt.
In der Schule lernt man Singular und Plural.
Singular bezeichnet Dinge, die einmal vorkommen, Plural Dinge, die zwei oder mehrmals vorkommen.
Auch bei Tausend oder einer Million benutzt man Plural.
Wenn Paulus von „früheren Zeitaltern“ spricht, meint er mindestens zwei Zeitalter in der Vergangenheit.
Mit Kolosser 1, Vers 26 und Epheser 1, Vers 21 haben wir also schon die Unterscheidung von mindestens vier Zeitaltern oder Dispensationen.
Ich sage „schrecklich“, weil manche eine Aversion gegen den Begriff „Dispensationalismus“ haben.
Sie sagen, das sei ein System, das John Nelson Darby erfunden hat und der Bibel aufgezwungen wurde.
Nein, das kommt aus der Bibel. Die Bibel spricht so über Zeitalter.
Wenn ich vier sage, sind es mindestens vier.
Wir können sogar die Unterscheidung machen – das haben wir an einem anderen Bitteschultag ausführlich gesehen unter dem Titel „Die sieben Bündnisse und die sieben Heilszeitalter“.
Die ganze biblische Geschichte vom Anfang der Schöpfung bis zur Neuschöpfung kann man in genau sieben Zeitalter unterteilen.
In jedem Fall beginnt ein Zeitalter mit einem Bund, den Gott schließt, und mit Segen.
Dann gibt es einen Niedergang durch die Untreue des Menschen.
Es endet mit dem Gericht Gottes und Fluch.
Gleich danach kommt wieder ein neuer Bund mit Segen, dann wieder Niedergang und Gericht, und so weiter.
Das sechste Zeitalter begann mit dem Bund mit Zedekia.
Wer mehr wissen will, kann die CD von Sermon Online oder Edition Nehemiah hören, dort wird das erklärt.
Das sechste Zeitalter endet mit dem Gericht, wenn der Herr Jesus wiederkommt als König der Welt.
Dann kommt das tausendjährige Reich, wo Gott mit Israel am Anfang den neuen Bund schließen wird.
Die Grundlage dafür hat der Herr Jesus schon durch das Kreuz gelegt.
Gott wird diesen Bund mit Israel nach Jeremia 31,31 schließen.
Das ist das zukünftige Zeitalter.
Das gegenwärtige Zeitalter ist jetzt und hat längst begonnen.
Das war für mich lange ein Konflikt.
Hier ist klar: Der Apostel Paulus sagt „dieses Zeitalter“ und „das zukünftige“.
Der Herr Jesus sagt in Matthäus 12 schon vor Kreuz und Pfingsten „dieses Zeitalter“ und „das zukünftige Zeitalter“.
Daraus folgt: Dieses Zeitalter begann nicht mit dem Kreuz oder Pfingsten, als die Gemeinde entstand, sondern schon vorher.
Nach diesem strengen System, das sich durch die ganze Bibel zieht, wohnt Zedekia in diesem Zeitalter.
Viele große Namen sind darin gefallen: Nebukadnezar, Kyrus von Persien, Alexander der Große, Kaiser Augustus und viele mehr.
Wir sind bis zu Putin und anderen gegangen – das ist die Geschichte von heute.
Hier haben wir die Aussage, dass der Herr Jesus auf dem Thron ist und über jeden Namen herrscht, der genannt wird in diesem Zeitalter und im zukünftigen.
Vers 22 sagt, er hat alles seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Gemeinde gegeben.
Die Gemeinde ist die Braut Christi, wie wir noch in Epheser 5,22-33 sehen werden.
Sie ist an seine Seite gesetzt, aber steht unter seiner Autorität.
Darum wird gesagt, dass der Herr Jesus das Haupt der Gemeinde ist.
Nicht die Queen – man lacht vielleicht –, aber die Queen ist offiziell das Haupt der englischen Kirche.
Das ist eigentlich ein Hammer.
Oder Franziskus, er ist offiziell das Haupt der römisch-katholischen Kirche.
Aber die Gemeinde hat nur ein Haupt, und das ist Jesus.
Ihm wurde als Haupt über alles die Gemeinde gegeben, die sein Leib ist.
Das ist ein anderer Aspekt: Sie ist die Braut, wie wir noch sehen werden, und sie ist sein Leib.
Das heißt, sie ist organisch so eng mit ihm verbunden.
Dann wird weiter gesagt – das ist fast unfassbar –, dass sie sein Leib ist, „die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt“.
Die Braut Christi ist gewissermaßen an der Seite des Herrn Jesus und teilt seine Herrlichkeit.
Natürlich ist ihre Herrlichkeit die Herrlichkeit des Herrn Jesus.
Aber trotzdem wird sie hier genannt: Sie ist die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt.
Das zeigt die Erhabenheit der Gemeinde nach Gottes Plan.
Wenn der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit einmal kommen wird, in Harmagedon, auf dem Ölberg, in Edom usw., wird die Welt ihn bewundern – in der Gemeinde.
Können wir kurz aufschlagen? 2. Thessalonicher 1, Vers 7.
Ich lese Vers 7: „Und euch, die ihr bedrängt werdet, Ruhe mit uns bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung übt an denen, die Gott nicht kennen und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen, die Strafe erleiden werden, ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn hinweg und von der Herrlichkeit seiner Stärke.
Wenn er kommt, wird er an jenem Tag verherrlicht werden in seinen Heiligen und bewundert werden in allen, die geglaubt haben.“
Die Welt wird den Herrn Jesus sehen, sie wird die Gemeinde sehen und den Herrn Jesus bewundern in allen, die geglaubt haben.
Das erklärt, warum sie die Fülle dessen ist, die alles in allem erfüllt.
Alle Herrlichkeit und Ehre kommt von ihm, aber er gibt ihr diese Herrlichkeit, wie es auch in Offenbarung 21 heißt: Die Gemeinde als neues Jerusalem hat die Herrlichkeit Gottes.
So ist sie die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt.
Der Satz geht gleich weiter, Kapitel 2: „Und euch, die ihr tot wart in euren Vergehungen und Sünden, in denen ihr einst wandeltet nach dem Zeitlauf dieser Welt, nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams.“
Der Apostel Paulus erklärt den Ephesern: Ihr wart früher wandelnde Leichen.
Das bedeutet, ihr wart tot in euren Vergehungen und Sünden.
Das sind zwei verschiedene Sichtweisen.
Im Römerbrief wird nicht gesagt, dass die Heiden tot sind in Sünden und Vergehungen.
Sie werden als sehr lebendig in all ihren Sünden und moralischen Ausschweifungen beschrieben.
Der Römerbrief zeigt, dass der Mensch, der so im Bösen lebte, mit Christus sterben musste.
Darum wird in Römer 6 erklärt, dass wir das durch die Taufe ausdrücken, dass wir mit Christus gestorben sind.
Früher waren wir sehr lebendig auf dem falschen Weg.
Der Tod des Herrn Jesus ist das Ende dieses Lebens in der Sünde.
Jetzt hat etwas ganz Neues begonnen.
Römer 6 beschreibt die Taufe auf seinen Tod.
Im Epheserbrief wird der Mensch früher als tot gesehen, weil er in Bezug auf Gott nichts bewirken konnte.
In Bezug auf die Sünde hat er viel Aktives geleistet.
Aber in Bezug auf Gott war er tot.
Aus dieser Sicht waren wir wandelnde Leichen, tot in Sünden und Vergehungen.
Alles, was wir als Ungläubige taten, konnte Gott nichts bieten.
Darum werden auch die Werke, die wir früher als Ungläubige getan haben, zum Beispiel in Hebräer 9, als tote Werke bezeichnet.
Sogar wenn man an einem guten Ort gespendet hat, ist das in Gottes Augen ein Todeswerk, weil es vor Gott nicht gilt.
Jetzt wird erklärt: Ihr wart tot in Sünden und Vergehungen, in denen ihr einst wandeltet – also wandelnde Leichen.
Dieser Lebenswandel damals geschah nach dem Zeitlauf dieser Welt und nach dem Fürsten der Gewalt der Luft.
Was ist das Erste? Der Zeitlauf dieser Welt.
Hier haben wir wieder das Wort „Aion“.
Je nach Zusammenhang bedeutet es etwas anderes.
„Dieses Zeitalter“ und „das zukünftige Zeitalter“ sind Einteilungen der Heilsgeschichte.
Aber „Aion“ bedeutet auch Zeitgeist.
Dieses ausgezeichnete Wort im Deutschen, für das die Engländer nichts Besseres fanden, haben sie übernommen: Zeitgeist.
Zeitgeist ist das Denken, Leben und Sein, das typisch für eine bestimmte Epoche ist.
Das zeigt z. B. Römer 12, Vers 2: „Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Denkens, dass ihr prüfen mögt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.“
Der Christ soll sich nicht dem Zeitgeist anpassen.
Dieser Zeitgeist drückt sich in allem aus: Auffassungen über das moderne Leben, Lebensstil, Mode, Philosophie, Musik und vieles mehr.
Wir sollen uns diesem Zeitgeist nicht anpassen, sondern in einem Prozess durch die Erneuerung des Denkens durch Gottes Wort verwandelt werden.
Jetzt sagt Epheser 2: Damals als Ungläubige habt ihr nach dem Zeitlauf dieser Welt gelebt – also nach dem Zeitgeist dieser Welt, die unter der Herrschaft Satans steht.
Satan wird in Johannes 12, Vers 31 als „Fürst dieser Welt“ genannt.
Er steht an der Spitze dieses Systems, des Zeitgeistes, und steuert ihn.
Der Zeitgeist wandelt sich.
Der Zeitgeist im 19. Jahrhundert war anders als im 20. Jahrhundert.
Der Zeitgeist im 21. Jahrhundert ist wieder anders.
Aber er wird von Satan und dem Zeitlauf der Welt gesteuert.
Nach diesem Zeitlauf lebten die Epheser.
Zweitens lebten sie nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams.
Das ist eine Bezeichnung für den Teufel.
Er ist der Fürst der Gewalt der Luft.
Er bewegt sich weltweit im Luftbereich.
In Hiob 1, als Gott den Satan fragt, woher er komme, sagt dieser: „Vom Umherstreifen auf der Erde.“
Als Engel ist er nicht allgegenwärtig, nur Gott ist allgegenwärtig.
Engel und Geister sind örtlich gebunden, können sich aber schneller bewegen als Menschen.
Wenn der Teufel in Bangkok ist, ist er nicht gleichzeitig in Zürich.
Aber er hat überall seine Dämonen, seine gefallenen Engel stationiert.
Denn ein Drittel der Engel ist mit ihm gefallen nach Offenbarung 12.
So wird er genannt: Fürst der Gewalt der Luft.
Die Epheser standen unter dem Einfluss des Zeitgeistes.
Menschen beeinflussen sich gegenseitig.
Wie verbreitet sich der Zeitgeist?
In der Schule durch Mitschüler, Kontakte mit Nachbarn, Zeitungen, Medien.
Das ist so, man könnte es mathematisch beschreiben wie die Ausbreitung von Infektionen.
Das gleiche Modell gilt für die Verbreitung von Modewörtern, Ansichten und Meinungen.
Sie verbreiten sich wie Krankheiten.
Der Zeitlauf dieser Welt war also der Maßstab für die Epheser.
Dazu kam die Wirkung Satans, des Fürsten der Gewalt der Luft.
Er wird wirksam in den Söhnen des Ungehorsams.
Wer sind die Söhne des Ungehorsams?
Bevor wir das beantworten, gehen wir weiter.
Vers 3: „Unter denen auch wir einst alle unseren Wandel führten, in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten und von Natur Kinder des Zorns waren wie auch die übrigen.“
Warum sagt Paulus plötzlich auch „wir“?
In Vers 1 sagt er: „Auch euch, die ihr tot wart …“
„Wir“ meint die Juden, „ihr“ die Heiden.
Wir Juden hatten das gleiche Problem, nur war es bei uns durch den religiösen Mantel überdeckt.
Er sagt: „Wir waren von Natur Kinder des Zorns, wie auch die übrigen.“
Wir müssen unterscheiden: Kinder des Zorns sind die Ungläubigen im Allgemeinen.
2, Vers 2 spricht vom Geist, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams.
Er sagt nicht, ihr Epheser wart alle Söhne des Ungehorsams, und auch nicht, dass wir Juden es waren.
Wir sind Kinder des Zorns.
Wer sind die Söhne des Ungehorsams?
Das sind herausragende Menschen, die den Zeitgeist beeinflussen.
Menschen beeinflussen sich gegenseitig, aber manche haben besonderen Einfluss.
Man könnte eine Liste machen.
Wer hat mich besonders angesprochen?
Manche sagen Sigmund Freud.
Auch wenn viele nie etwas von Freud gelesen haben, sind sie von seinen Gedanken beeinflusst – so wirkt der Zeitgeist.
Freud hat das Denken und die Moral im 20. Jahrhundert grundlegend beeinflusst.
Dann Karl Marx, Vater des Sozialismus und Kommunismus, mit Ansätzen zur Gender-Ideologie.
Auch Charles Darwin und viele andere.
Das sind nur ein paar Beispiele.
Oder die Beatles und die Rolling Stones, die eine ganze Generation verändert haben.
Die heutigen Jugendlichen hören Techno, aber die Beatles legten die Grundlage dafür.
Es gibt auch Frauen, die stark durch ihr Denken und Verhalten beeinflusst haben.
Diese herausragenden Männer und Frauen sind die „Söhne des Ungehorsams“.
Weiter, Vers 4: Ein Wort habe ich in meiner Bibel stark angestrichen.
Ein kleines Wort, das Liberale vielleicht nicht wichtig finden.
Aber ich bin froh, dass es da steht: „Gott aber …“
„Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit wegen seiner vielen Liebe, hat uns, als wir tot waren in den Vergehungen, mit Christus lebendig gemacht.“
Durch Gnade seid ihr errettet.
Er hat uns mit auferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus.
Das ist das göttliche „Aber“, das die Heilsgeschichte wendet.
Es brachte die Epheser aus der Sklaverei der Sünde, des Götzendienstes und der Finsternis heraus.
Paulus sagt das auch in Bezug auf die orthodoxen Juden: „Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, hat uns geliebt, als wir tot waren in den Vergehungen.“
Es gibt auch ein teuflisches „Aber“.
Erstes Mose 3, Vers 1: Nach der vollkommenen Schöpfung heißt es: „Die Schlange aber war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott gemacht hatte.“
Im Althebräischen bedeutet „we“ „und“ oder „aber“.
Beim Übersetzen muss man auf Gegensätze achten und dann mit „aber“ übersetzen.
Hier wird alles vollkommen beschrieben, und dann kommt die Schlange „aber“ – und der Sündenfall.
Die Schlange „aber“ – das teuflische „Aber“.
Hier in Epheser 2, Vers 4 heißt es: „Gott aber …“
Dieses „Aber“ hat das „Aber“ der Schlange zunichtegemacht.
Ein schöner Punkt, um in die Pause zu gehen.
Lukas und Johannes – Beispiele für Inspiration ohne Offenbarung
Um es noch klarer zu machen: Hat Lukas eine spezielle Offenbarung erhalten, als er sein Evangelium schrieb? Nein.
In Lukas 1,1-3 steht, dass bereits viele vor ihm Berichte über diese Dinge verfasst hatten, die unter uns völlig glaubwürdig sind. Lukas ist den Augenzeugen nachgegangen und hat von ihnen Informationen gesammelt. Er hatte keine Offenbarung vom Himmel.
Dennoch musste er das Lukasevangelium schreiben, und das geschah unter der Inspiration des Heiligen Geistes. Das Lukasevangelium wurde also nicht durch eine direkte Offenbarung mitgeteilt, aber es wurde inspiriert.
Betrachten wir das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung. Schon der Titel zeigt es: Offenbarung Jesu Christi, welche Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss. Dort hat Johannes eine ganz direkte Offenbarung erhalten und den Auftrag bekommen, diese aufzuschreiben.
In Kapitel 1 heißt es: "Was du siehst, schreibe es in ein Buch und sende es den sieben Versammlungen in Ephesus, Smyrna, Pergamos usw."
Diese beiden Formen müssen wir also unterscheiden: direkte Offenbarung und Inspiration.
Nun kommen wir zum dritten Aspekt: Erleuchtung.
Neo-evangelikaler Agnostizismus und die Notwendigkeit der Erleuchtung
Und das ist natürlich ein sehr aktuelles Thema, denn man könnte dieses Phänomen, das man heute so verbreitet unter den Gläubigen sieht, als neo-evangelikalen Agnostizismus bezeichnen.
Ich erkläre das einmal genauer. Agnostizismus bedeutet, dass jemand sagt: Vielleicht gibt es Gott, aber man kann es nicht wissen. Vielleicht gibt es ihn, vielleicht auch nicht. Das sind Agnostiker. Viele Intellektuelle sind Agnostiker. Sie sagen, es könnte schon sein, dass es Gott gibt, aber das kann man einfach nicht wissen. Sie sind dabei ziemlich locker und oft auch ein bisschen stolz darauf, dass sie nicht behaupten, etwas zu wissen. So wie Sokrates, der sagte: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Er stellte den Leuten immer wieder Fragen, sagte selbst nichts, bis sie merkten, dass sie eigentlich nichts wissen. Sie hatten Dinge einfach geglaubt, konnten aber nicht begründen, wovon sie überzeugt waren. Sokrates wollte die Menschen dahin führen, dass sie sagten: „Wie ich weiß ich, dass ich nichts weiß.“ Das war jedoch nicht unbedingt Bescheidenheit bei ihm, sondern die Überzeugung, dass er einer der wenigen war, die diese Erkenntnis gewonnen hatten.
Das war ein kleiner Exkurs zum Agnostizismus.
Unter Gläubigen hört man oft Sätze wie: „Was in der Offenbarung steht, kann man ja doch nicht wirklich wissen.“ Oder: „Was in der Bibel steht, na ja, es gibt ja verschiedene Auslegungen. Die einen sagen so, die anderen so. Man kann sich da nicht ganz sicher sein.“ Das ist neo-evangelikaler Agnostizismus.
Wenn man fragt: „Glaubst du, dass die Bibel inspiriert ist?“ lautet die Antwort oft: „Natürlich, die Bibel ist Gottes Wort.“ Aber dann folgt: „Können wir wirklich wissen, was darin steht? Da gibt es sechs Auslegungen dazu, da fünf, ich neige eher zu Auslegung drei, aber vier könnte auch richtig sein.“
Letztlich drückt man damit aus: Es gab Offenbarung, es gab Inspiration, aber ob wir als Gläubige wirklich wissen können, was Gott meinte, ist das Problem.
Der dritte Punkt lautet: Erleuchtet an den Augen eurer Herzen. Und wie gesagt, das geschieht nicht automatisch.
Der Apostel Paulus sagt: „Ich bete dafür, dass Gott euch gebe nicht den Geist der Finsternis, sondern den Geist der Weisheit und Offenbarung, damit eure Herzen erleuchtet werden.“ Das bedeutet, dass ihr wirklich erleuchtet an den Augen eures Herzens wisst, welches die Hoffnung seiner Berufung ist.
Wenn man etwas wirklich weiß, sagt man nicht mehr: „Ja, das könnte sein, vielleicht.“ Dann drückt man es nicht mehr so unsicher aus.
Hier sehen wir, dass es ein Gebetsanliegen des Apostels ist, dass Gläubige wissen und verstehen. An dieser Stelle, nochmals Kapitel 3, Vers 18: „Damit ihr völlig zu erfassen vermöget“ – das ist noch stärker als nur wissen – „völlig zu erfassen vermöget mit allen Heiligen, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe sei, um zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus.“
Hier wird auch klar gemacht, dass das nicht das Spezialgebiet einzelner Gläubiger ist, sondern für alle Heiligen gilt. Gott möchte, dass alle Gläubigen, die zur Gemeinde gehören, diese Dinge wissen, verstehen und aufnehmen können.
Wenn man darüber nachdenkt, glaube ich, dass der Epheserbrief von allen Briefen im Neuen Testament einer der am wenigsten bekannten unter den Gläubigen ist. Er steht in jeder Bibel, aber was wirklich darin steht, ist kaum bekannt.
Umso wichtiger ist es, dafür zu beten. Dann ist es möglich, es zu verstehen. Es ist nicht unmöglich. Gott möchte, dass wir das verstehen.
Die drei Ziele der Erleuchtung: Hoffnung, Erbe und Kraft
Und jetzt eben drei Punkte auf dem Blatt. Ich habe das zusammengestellt und Vers 18, am Schluss drei Ziele.
Erstens: die Hoffnung der Berufung. Ja, wir haben in diesem langen Gebet des Apostels Paulus etwas davon gehört, dass Gott die Erlösten vor Grundlegung der Welt auserwählt hat. Ich habe das letztes Mal ausgeführt, darum kann ich es jetzt nicht nochmals erklären. Aber diese Berufung bedeutet, dass Gott von Ewigkeit her jeden Gläubigen kannte und wusste, dass, wenn er einmal mit dem Evangelium berufen wird, er schließlich dem Ruf nachgeben und sich bekehren wird. Gott hat gesagt: Diese Gläubigen sollen meine Kinder, meine Söhne und Töchter werden. Wir haben davon gelesen, letztes Mal, dass Gott uns zuvor bestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus, für sich selbst. Nicht einfach, um uns glücklich zu machen. Das wäre sicher auch richtig, wenn man das sagt. Aber hier steht „für sich selbst“. Das zeigt uns die Erhabenheit der Berufung.
Doch der Epheserbrief umfasst noch viel mehr als nur Kapitel 1, Vers 5. Diese Berufung sollen die Gläubigen erkennen. Also erstens die Hoffnung der Berufung, was alles an erfüllender Hoffnung im Herzen damit verbunden ist.
Zweitens: der herrliche Reichtum des Erbes. Ja, wir haben letztes Mal das Geheimnis seines Willens durchgenommen, Kapitel 1, Vers 9. Wir haben gesehen, dass Jesus Christus im tausendjährigen Friedensreich die ganze Welt regieren wird. Er wird Himmel und Erde miteinander vereinigen, und alles wird unter ein Haupt zusammengefügt. Das war im Alten Testament kein Geheimnis, denn es war vorausgesagt, dass der Messias über alles herrschen wird. Aber das Geheimnis, das wir letztes Mal gesehen haben, ist, dass die Gemeinde ein Erbteil bekommen hat, nämlich als die Braut Christi an der Seite des Messias alles zu teilen.
Das ist das zweite Anliegen: dass dieser herrliche Reichtum des Erbes den Gläubigen bewusst wird. Das umfasst natürlich nicht nur das tausendjährige Friedensreich. Denn das ist gewissermaßen nur der Anfang. 2. Petrus 1 spricht vom ewigen Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. Das umfasst dann auch Offenbarung 21: Gott wird eine neue Schöpfung machen, einen neuen Himmel und eine neue Erde. Die Gemeinde wird mit Christus auch über die neue Schöpfung regieren, und zwar über alles – über Himmel, über die ganze Engelwelt, aber auch über die Menschen aus allen anderen Zeitaltern, aus den Zeitaltern vor und nach der Gemeinde.
Die Gemeinde hat den höchsten Platz im Herzen des Herrn Jesus, und das sollen die Gläubigen verstehen: den herrlichen Reichtum des Erbes.
Drittens: die Kraft Gottes an den Gläubigen. Diese Kraft wird im Weiteren ausgeführt. Sie hat sich ganz speziell in der Auferstehung des Messias erwiesen, der für unsere Sünden gestorben ist, aber am dritten Tag von Gott auferweckt wurde. Ich lese Vers 19:
„Und welches die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in der er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte und ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern setzte.“
Also, der Herr Jesus ist gestorben, aber er ist durch diese Kraft Gottes auferstanden. Dann ist er in den Himmel gefahren und hat als Mensch, als auferstandener Mensch, den Platz auf der rechten Seite des Thrones Gottes im Himmel eingenommen. Darum heißt es hier, dass er ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern gesetzt hat.
Jetzt wird erklärt, dass er über die ganze Engelwelt herrscht, über jedes Fürstentum, jede Gewalt, Kraft und Herrschaft. Diese Ausdrücke – Fürstentümer, Gewalten, Kräfte, Herrschaften – bezeichnen die verschiedenen Ordnungen der Engelwelt im Neuen Testament. Der Herr Jesus hat als Mensch diesen höchsten Platz über aller Engelwelt eingenommen, aber noch viel mehr. Über jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch im zukünftigen.
Wenn heute Namen genannt werden wie Putin, Trump, Macron, Merkel – das ist die Welt der Politik. Man könnte auch von der Welt der Kunst, Musik, Wissenschaft und so weiter sprechen. Jesus steht über jedem Namen, der in diesem Zeitalter genannt wird und auch im zukünftigen.
Das ist interessant, weil der Apostel Paulus über dieses Zeitalter und das zukünftige Zeitalter spricht. Für „Zeitalter“ steht im Griechischen „Aion“, was Ewigkeit oder eben Periode, Zeitabschnitt, Zeitalter bedeuten kann. Hier kann man nicht mit „Ewigkeit“ übersetzen, das wäre sinnlos. Korrekt ist „dieses Zeitalter“ und „das zukünftige Zeitalter“.
Diese Ausdrucksweise kennen wir aus den Schriften der Rabbiner. Dort findet man an vielen Stellen den Ausdruck „Haolam ha-Zeh“ und „Haolam ha-Ba“. „Haolam ha-Zeh“ ist die jetzige Zeit, in der wir leben, und „Haolam ha-Ba“ ist die zukünftige Welt, wenn der Messias als König der Welt kommt.
Die Rabbiner hatten also ein Denken in Dispensationen. Das englische Wort „Dispensation“ ist auch eine Übersetzung von „Aion“, also Zeitalter oder Epoche. Auf Deutsch ist das schwer verständlich, aber man benutzt trotzdem den Ausdruck „Dispensationen“. Ein Dispensationalist ist jemand, der die Bibel zeitalterbezogen liest.
Man kann sagen, die Rabbiner waren Dispensationalisten. Und jetzt noch schlimmer für manche: auch der Apostel Paulus spricht so. Vielleicht noch bedrängender für gewisse: der Herr Jesus spricht auch so. In Matthäus 12 spricht er über dieses Zeitalter und das zukünftige Zeitalter.
Diejenigen, die die Dispensation ablehnen, sagen gerne: ein altes Testament, ein neues Testament, und fertig. Aber hier wird neutestamentlich gesagt: dieses Zeitalter und das zukünftige Zeitalter.
Noch schlimmer für manche ist Kolosser 1, Vers 26, wo Paulus über das Geheimnis „Christus in euch“ spricht. Dieses Geheimnis war im Alten Testament unbekannt. Paulus sagt, das Geheimnis war von den Zeitaltern und von den Generationen her verborgen, jetzt aber seinen Heiligen offenbart worden, die Gott kundtun wollte, welches der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses ist.
Paulus spricht also wieder über Zeitalter, hier im Kontrast zu früheren Zeitaltern. Wir haben in der Schule gelernt, dass es Einzahl und Mehrzahl gibt, Singular und Plural. Singular bezeichnet Dinge, die einmal vorkommen, Plural Dinge, die zwei oder mehrmals vorkommen. Auch bei tausend oder einer Million braucht man den Plural, bei zwei und drei sowieso.
Wenn Paulus sagt, das Geheimnis war in den früheren Zeitaltern verborgen, will er damit sagen, dass es mindestens zwei Zeitalter in der Vergangenheit gab.
Mit Kolosser 1, Vers 26 und Epheser 1, Vers 21 haben wir bereits die Unterscheidung von vier Zeitaltern oder, noch schrecklicher gesagt, vier Dispensationen. Ich sage „schrecklich“, weil manche eine innere Aversion gegen den Begriff „Dispensationalismus“ haben. Sie sagen, das sei ein System, das auf John Nelson Darby zurückgeht und der Bibel aufgedrängt wurde. Nein, das kommt aus der Bibel. Die Bibel spricht so über Zeitalter.
Wenn ich vier sage, dann sind es mindestens vier. Wir können sogar die Unterscheidung machen, aber das haben wir an einem anderen Bitteschultag ausführlich gesehen unter dem Titel „Die sieben Bündnisse und die sieben Heilszeitalter“.
Die ganze biblische Geschichte von der Schöpfung bis zur Neuschöpfung kann man in genau sieben Zeitalter unterteilen. In jedem Fall beginnt ein Zeitalter konsequent mit einem Bund, den Gott schließt, und mit Segen. Dann gibt es einen Niedergang durch die Untreue des Menschen. Es endet schließlich mit dem Gericht Gottes und mit Fluch. Gleich danach kommt wieder ein neuer Bund mit Segen, dann wieder Niedergang mit Gericht und Fluch, dann wieder ein Bund. So geht das konsequent durch.
Man kann sagen, das sechste Zeitalter hat mit dem Bund mit Zedekia begonnen. Wer jetzt das nicht glaubt, kann das ja nachhören auf Sermon Online oder bei Edition Nehemiah auf der CD. Dort wird das erklärt.
Das sechste Zeitalter beginnt mit dem Bund mit Zedekia und endet mit dem Gericht, wenn der Herr Jesus wiederkommt als König der Welt. Dann kommt das tausendjährige Reich, in dem Gott mit Israel am Anfang den neuen Bund schließen wird. Dessen Grundlage hat der Herr Jesus schon längst durch das Kreuz gelegt. Aber Gott wird diesen Bund mit Israel nach Jeremia 31,31 schließen. Das ist das zukünftige Zeitalter.
Das gegenwärtige Zeitalter ist jetzt und hat längst begonnen. Das war für mich lange ein Konflikt, aber hier ist es klar: Der Apostel Paulus sagt „dieses Zeitalter“ und „das zukünftige“. Auch der Herr Jesus sagt in Matthäus 12 schon vor Kreuzigung und Pfingsten „dieses Zeitalter“ und „das zukünftige Zeitalter“.
Daraus folgt: Dieses Zeitalter ist in der Bibel nicht das Zeitalter, das mit dem Kreuz oder Pfingsten begonnen hätte, weil die Gemeinde den Anfang nahm, sondern es muss schon vor dem Kreuz begonnen haben.
Tatsächlich, nach diesem strengen System, das vollständig durch die ganze Bibel hindurch aufgeht, wohnt Mizedikia, und dort sind viele große Namen gefallen in diesem Zeitalter: Nebukadnezar, später Kyros von Persien, dann Alexander der Große, später Kaiser Augustus und viele andere bis zu Putin und anderen. Das ist wirklich so, das ist die Geschichte von jetzt.
Hier haben wir diese Aussage: Der Herr Jesus ist auf dem Thron, und er steht über jedem Namen, der genannt wird in diesem Zeitalter und auch im zukünftigen Zeitalter.
Vers 22 sagt: „Und hat alles seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Gemeinde gegeben.“ Die Gemeinde ist die Braut Christi, das werden wir noch sehen in Epheser 5,22-33. Sie ist an seine Seite gesetzt, aber sie steht unter seiner Autorität. Darum wird gesagt, dass der Herr Jesus eben das Haupt der Gemeinde ist.
Nicht die Queen – man lacht vielleicht – aber die Queen ist offiziell das Haupt der englischen Kirche. Das ist eigentlich ein Hammer. Oder Franziskus, der offiziell das Haupt der römisch-katholischen Kirche ist. Aber die Gemeinde hat nur ein Haupt, und das ist Jesus.
Ihm ist als Haupt über alles die Gemeinde gegeben, die sein Leib ist. Das ist ein anderer Aspekt: Sie ist die Braut, wie wir noch sehen werden, und sie ist sein Leib. Das heißt, sie ist organisch so eng mit ihm verbunden.
Weiter wird gesagt – das ist fast nicht zu fassen – dass die Gemeinde sein Leib ist, „die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt“. Die Braut Christi ist gewissermaßen an der Seite des Herrn Jesus und teilt seine Herrlichkeit. Natürlich ist ihre Herrlichkeit die Herrlichkeit des Herrn Jesus, aber trotzdem wird sie hier genannt: Sie ist die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt.
Das zeigt etwas von der Erhabenheit der Gemeinde nach Gottes Plan.
Es ist ja auch so: Wenn der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit einmal kommen wird, in Harmagedon, auf dem Ölberg, in Edom usw., wenn die Welt ihn sehen wird, dann wird sie ihn in der Gemeinde bewundern.
Können wir kurz aufschlagen? 2. Thessalonicher 1, Vers 7.
Ich lese Vers 7: „Und euch, die ihr bedrängt werdet, Ruhe mit uns bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen, die Strafe erleiden werden, ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn hinweg und von der Herrlichkeit seiner Stärke hinweg, wenn er kommt, um an jenem Tag verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert zu werden in allen, die geglaubt haben.“
Die Welt wird den Herrn Jesus sehen, und sie wird die Gemeinde sehen. Sie wird den Herrn Jesus bewundern in allen, die geglaubt haben.
Das erklärt etwas von dem, was gesagt wurde: Sie ist die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt. Alle Herrlichkeit und alle Ehre kommt von ihm, aber er gibt ihr diese Herrlichkeit. Wie es auch in Offenbarung 21 heißt: Von der Gemeinde als neuem Jerusalem hat sie die Herrlichkeit Gottes.
So ist sie die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt.
Vom Tod in Sünden zum neuen Leben in Christus
Und wir sehen, der Satz geht gleich weiter, Kapitel 2.
Und euch, die ihr tot wart in euren Vergehungen und Sünden, in denen ihr einst wandeltet nach dem Zeitlauf dieser Welt, nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams.
Jetzt erklärt der Apostel Paulus den Ephesern: Ihr wart früher wandelnde Leichen. Das bedeutet eigentlich, ihr wart tot in euren Vergehungen und Sünden. Das sind zwei verschiedene Sichtweisen.
In Römer 1 wird nicht gesagt, dass die Heiden tot sind in Sünden und Vergehungen, sondern sie werden beschrieben als sehr lebendig in all ihren Sünden und moralischen Ausschweifungen. Der Römerbrief zeigt, dass der Mensch, der so im Bösen gelebt hat, mit Christus sterben musste. Darum wird dann in Römer 6 erklärt, dass wir das durch die Taufe ausdrücken, dass wir mit Christus gestorben sind.
Wir waren früher sehr lebendig auf dem falschen Weg, und der Tod des Herrn Jesus ist das Ende dieses Lebens in der Sünde. Jetzt hat etwas ganz Neues begonnen. Römer 6 beschreibt so die Taufe, die Taufe auf seinen Tod.
Aber im Epheserbrief wird der Mensch eben früher, in seinem früheren Leben, als tot gesehen, weil er in Bezug auf Gott nichts bringen konnte. In Bezug auf die Sünde hat er sehr viel Aktives geleistet, aber in Bezug auf Gott nichts.
Aus dieser Sicht waren wir eben wandelnde Leichen, tot in Sünden und Vergehungen. Alles, was wir machten, konnte Gott nichts bieten. Darum werden auch die Werke, die wir als Ungläubige früher getan haben, zum Beispiel in Hebräer 9, genannt tote Werke.
Sogar wenn man an einem guten Ort gespendet hat, ist es in Gottes Augen ein Todeswerk, weil es vor Gott nicht gelten kann.
Und jetzt wird erklärt: Ihr wart tot in Sünden und Vergehungen, in denen ihr einst wandeltet, also wandelnde Leichen. Dieser Lebenswandel damals geschah nach dem Zeitlauf dieser Welt und zweitens nach dem Fürsten der Gewalt der Luft.
Was ist das Erste? Der Zeitlauf dieser Welt. Hier haben wir wieder das Wort Aion. Je nach Zusammenhang bedeutet es etwas anderes. Dieses Zeitalter und das zukünftige Zeitalter sind Einteilungen der Heilsgeschichte über den Rabbin.
Aber Aion bedeutet auch Zeitgeist. Dieses ausgezeichnete Wort im Deutschen, dem die Engländer nichts entgegensetzen konnten, darum haben sie es übernommen als Zeitgeist. Zeitgeist ist das Denken, Leben und Sein, das typisch ist für eine bestimmte Epoche.
Aion bezeichnet das zum Beispiel auch in Römer 12. Können wir das kurz aufschlagen? Dort sagt der Apostel Paulus in Römer 12, Vers 2: „Und seid nicht gleichförmig dieser Welt.“ Das ist Aion, also dieser Zeitgeist.
„Passt euch diesem Zeitgeist nicht an, im Gegenteil, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Denkens, dass ihr prüfen mögt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.“
Also der Christ soll sich nicht dem Zeitgeist anpassen. Dieser Zeitgeist drückt sich in allem aus, das geht von Auffassungen über das moderne Leben, wie man lebt, Lebensstil und bis hin zur Mode, zur Philosophie, zur Musik – alles Mögliche hat mit diesem Zeitgeist zu tun.
Wir sollen uns diesem Zeitgeist nicht anpassen, sondern in einem Prozess – sagt das Griechische – verwandelt werden, indem das Denken durch Gottes Wort ständig verändert wird.
Aber jetzt sagt Epheser 2: Damals als Ungläubige habt ihr gelebt nach dem Zeitlauf dieser Welt, also nach dem Zeitgeist dieser Welt, die eben unter der Herrschaft von Satan steht.
Satan wird genannt in Johannes 12, Vers 31 der Fürst dieser Welt. Also er steht an der Spitze dieses Systems, des Zeitgeistes, und er steuert auch den Zeitgeist.
Und der Zeitgeist, wissen wir, wandelt sich. Der Zeitgeist im neunzehnten Jahrhundert war anders als der Zeitgeist im zwanzigsten Jahrhundert. Und der Zeitgeist im einundzwanzigsten Jahrhundert ist auch wieder ein bisschen anders als im zwanzigsten Jahrhundert. Aber er wird gesteuert von Satan und diesem Zeitlauf der Welt.
Nach diesem Zeitlauf lebten die Epheser. Und dann eben noch zweitens nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams.
Das ist eine Bezeichnung für den Teufel. Er ist der Fürst der Gewalt der Luft. Also er bewegt sich weltweit im Luftbereich.
Und nicht wahr, wenn Gott in Hiob 1 den Teufel, den Satan, fragt, als er vor seinen Thron kommt: Woher kommst du? sagt er: Vom Umherstreifen auf der Erde.
Als Engel ist er ja nicht allgegenwärtig, nur Gott ist allgegenwärtig. Auch Engel, auch Geister sind örtlich gebunden, nur sie können sich natürlich ganz anders bewegen als Menschen.
Aber es ist schon so: Wenn der Teufel in Bangkok ist, dann ist er nicht gleichzeitig in Zürich. Aber natürlich hat er überall seine Dämonen, seine gefallenen Engel, stationiert, weil ein Drittel der Engel ja mit ihm gefallen ist nach Offenbarung 12.
Und so wird er genannt, der Fürst der Gewalt der Luft.
Also die Epheser standen unter dem Einfluss einfach des Zeitgeistes, und da beeinflussen sich die Menschen gegenseitig. Nicht wahr, der Zeitgeist, wie verbreitet er sich? Ja, in der Schule durch die Mitschüler und durch den Kontakt mit den Nachbarn und durch das Zeitungslesen und durch die Medien. So wird der Zeitgeist verbreitet.
Das ist so, man könnte das mathematisch wahrscheinlich beschreiben mit dem laugleichen System – nicht wahrscheinlich, sondern da könnte man beschreiben, wie man Infektionen und ihre Ausbreitung mathematisch beschreibt.
Das sind ganz funktionstüchtige mathematische Modelle, wie sich zum Beispiel eine Krankheit ausbreitet und wie sich das ansteckt. Das gleiche Modell kann man übrigens anwenden auf Wörter, wie sich zum Beispiel Modewörter verbreiten. Das geht genau gleich wie Infektionen.
Aber eben auch Ansichten und Meinungen – das geschieht so, wie Krankheiten sich verbreiten. Aber dann wird eben zusätzlich gesagt: Dieser Zeitlauf, das war euer Maßstab nach dem Zeitlauf dieser Welt und dann auch direkt die Wirkung von Satan nach dem Fürsten der Gewalt der Luft.
Er sagt kein einziges Mal im Epheserbrief die Artemis der Epheser.
Ja, in Apostelgeschichte 19, wo ausführlich beschrieben wird Paulus’ Wirken unter den Ephesern, da kommt es zu diesem Riesenaufstand, wo die Artemis der Epheser im Theater zwei Stunden lang in einer Massenhysterie angerufen wird.
Die Artemis der Epheser war die wichtigste Göttin in Ephesus, und das war eine ganz schreckliche Göttin, eine Todesgöttin und eine Magiegöttin.
Man sagte in der alten Welt, die schwarze Magie der Artemis sei der stärkste Zauber, den es gibt.
Wir lesen auch in Apostelgeschichte 19, wie viele der Wesen vor ihrer Bekehrung Okkultismus betrieben und auch Bücher dazu benutzt haben, die sie dann verbrannten.
Aber eben, diese Artemis war nur ein Götzenbild in ganz vielen Kopien, und ihre Tempel wurden verkauft, aber das war nur Materie.
Der Apostel Paulus erklärte in 1. Korinther 10, Vers 20, dass hinter diesen Götzenbildern böse Geister, Dämonen verborgen sind. Darum versteckte sich hinter der Artemis Satan.
Aber eben die Artemis wird im Epheserbrief kein einziges Mal mit Namen erwähnt, aber es wird gezeigt, was dahintersteckte – in dem ganzen Götzendienst und der ganzen Magie und Esoterik in Ephesus.
Es war der Fürst der Gewalt der Luft. Und von diesem Geist sagt Paulus, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams.
Wer sind die Söhne des Ungehorsams? Bevor wir das beantworten, gehen wir weiter:
„Unter denen auch wir einst alle unseren Wandel führten, in den Begierden unseres Fleisches, in dem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten und von Natur Kinder des Zorns waren wie auch die übrigen.“
Wieso sagt jetzt Paulus plötzlich auch „wir“? In Vers 1 sagt er: „Und euch, die ihr tot wart usw.“ Und jetzt sagt er: „Auch wir.“
Nun, das wissen wir ja schon aus dem langen Gebet in Kapitel 1. Da hat der Apostel Paulus zuerst gesagt: „Wir haben auf den Christus gehofft.“ Wir Juden haben den Messias erwartet.
Und dann sagt er: „Auf den auch ihr gehofft habt, nachdem ihr geglaubt habt, nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit“ (1. Vers 13) und dann das geglaubt habt und versiegelt worden seid.
Wir meinen speziell die Gläubigen aus dem Judentum, ihr das sind die Gläubigen aus dem Heidentum.
Und darum sagt er: Ihr Heiden habt da in all diesem Bösen gelebt. Und jetzt kommt Vers 3: „Und wir orthodoxe Juden“ – genau gleich.
Unter denen auch wir einst alle unseren Wandel führten, in den Begierden unseres Fleisches. Das hatten die Orthodoxen auch, indem wir den Willen – wörtlich ist es im Griechischen der Plural, die Willen, also die Willensäußerungen des Fleisches und der Gedankentaten – taten.
Das Fleisch ist im Neuen Testament an vielen Stellen, im Römerbrief ganz ausgesprochen und auch in anderen Briefen, nicht der Körper. Auch der Körper wird Fleisch genannt, nicht wahr?
Epheser Johannes 1,14: „Und das Wort ward Fleisch.“ Das bedeutet, der Herr Jesus, der ewige Sohn Gottes, wurde ein wirklicher Mensch. Und da ist Fleisch positiv.
Aber Fleisch im negativen Sinn wird verwendet als Bezeichnung für die sündige Natur, die wir Menschen in uns haben, die wir von Adam geerbt haben seit dem Sündenfall.
Diese Natur spüren wir als böses Verlangen, als Zug hin zum Bösen, zur Sünde. Diese sündige Natur wird genannt das Fleisch, weil sie den Körper braucht, um sich zu äußern.
Also das Fleisch kann nicht stehlen ohne unsere Hände, ja, und es kann nicht an falsche Orte gehen ohne unsere Füße, und es kann nicht falsche Dinge anschauen ohne unsere Augen.
Und eben weil diese sündige Natur nichts kann, außer indem unser menschlicher Körper missbraucht wird, wird sie das Fleisch genannt.
Aber hier wird unterschieden: das Fleisch und die Gedanken.
Der Unterschied ist der: Wir müssen unterscheiden zwischen der Versuchung von innen heraus durch unsere sündige Natur. Das spüren wir ja jeden Tag, das ist völlig normal bei jedem Christen. Das wird erst beim Tod aufhören oder bei der Entrückung der Gemeinde.
Dass wir diese sündige Natur haben, erklärt der Römerbrief, das ist völlig normal. Nur der Punkt ist: Weil wir erlöst worden sind durch den Glauben an den Herrn Jesus, müssen wir dieser bösen Natur nicht mehr gehorchen. Aber sie ist da.
Und dann muss man das aber unterscheiden von der Versuchung durch Satan. Das ist nicht dasselbe.
Ich war der Herr Jesus selber, als er hier auf Erden war, erkannte keine Versuchung von innen heraus, denn er hatte die Sünde nicht in sich.
Erster Johannesbrief 3 sagt: Sünde ist ein anderer Name für Fleisch, die Sünde in der Einzahl. Sünde ist nicht in ihm.
Aber er wurde versucht durch Satan von außen, ja, und hat mit dem Wort Gottes Widerstand geleistet, um uns zu zeigen, wie wir das auch tun müssen.
Nun sehen wir: Er war nicht versucht durch das Fleisch, aber er war versucht durch diese bösen Gedanken, die von Satan kamen.
Ja, „Bete mich an, dann werde ich dir alle Reiche der Welt geben“ und so weiter.
So versucht der Teufel über die Gedankenwelt die Menschen zu beeinflussen. Aber man muss das unterscheiden, es ist nicht dasselbe.
Natürlich hat das einen Zusammenhang, denn der Teufel hat immer in uns selbst einen Bundesgenossen, weil das Fleisch im Prinzip dasselbe will, was auch Satan will. Aber man muss es unterscheiden.
Und hier wird nebenbei gesagt: Auch damals, als Ungläubige, haben wir den Willen des Fleisches und der Gedanken getan.
Drei Dinge, die wir unterscheiden können:
Der Zeitlauf dieser Welt, das ist die Beeinflussung von außen, durch alles, was so aus dem Zeitgeist an uns herankommt.
Dann haben wir die Beeinflussung und Versuchung durch das Fleisch in uns.
Und wir haben die Beeinflussung und Versuchung von Satan, der versucht, die Gedankenwelt zu beeinflussen.
Und nun sagt Paulus: Auch wir Juden hatten das genau gleiche Problem wie ihr Heiden, nur war es vielmehr so überdeckt durch einen religiösen Mantel.
Und er sagt: Wir waren von Natur Kinder des Zorns, wie auch die übrigen.
Und jetzt müssen wir unterscheiden: Die Kinder des Zorns, das sind eigentlich die Ungläubigen im Allgemeinen.
Aber da wird gesagt, 2, Vers 2, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams.
Er sagt nicht, ihr Epheser wart alle Söhne des Ungehorsams. Und er sagt auch nicht, wir waren Söhne des Ungehorsams, sondern er sagt, wir sind Kinder des Zorns.
Wer sind diese Söhne des Ungehorsams?
Schon mal: Der Unterschied ist beachtlich.
Söhne des Ungehorsams, Kinder des Zorns – die Söhne des Ungehorsams sind herausragende Menschen, die den Zeitgeist beeinflussen.
Nicht wahr, es ist schon so: Die Menschen beeinflussen sich alle gegenseitig, aber es gibt Menschen, die einen ganz besonderen Einfluss haben.
Jetzt könnte man sich so überlegen, mal eine Liste machen: Wen gibt es da so? Und dann auch: Wer hat mich besonders angesprochen?
Gewisse könnten sagen Sigmund Freud. Aber das können nicht alle sagen, obwohl sogar die, die sich gar nie für Freud interessiert haben, erstaunlich, wie sie beeinflusst sind von diesen Gedanken.
Der Mann, die Frau auf der Straße ist von solchen Gedanken beeinflusst, ohne dass man jemals etwas von Freud gelesen hat. Das geht eben auf den Zeitgeist zurück.
Aber eben Freud war einer, der ganz grundlegend das Denken und die Moral im zwanzigsten Jahrhundert beeinflusst und verändert hat.
Und dann Karl Marx, ja, als Vater des Sozialismus, Kommunismus bis hin zum Gender. Das findet man schon bei ihm. Ansätze, die dann weiterentwickelt wurden bis zur Gender-Ideologie.
Das sind Menschen, die haben ganz stark beeinflusst, oder auch Charles Darwin und noch viel, viel mehr.
Das sind nur ein paar einfache Beispiele, die gerade so auf Anhieb einleuchten. Oder wenn wir uns an die Beatles und die Rolling Stones denken, was die für einen Einfluss gehabt haben.
Die haben eine ganze Generation verändert, Millionen von Jugendlichen.
Und die heutigen Jugendlichen denken: Pop-Beatles, die mit diesen braven Liedern? Ja, natürlich. Aber sie haben genau die Grundlage gelegt für das, was sie jetzt hören, und das einfach noch mehr aufgetrieben wurde.
Die Beatles hätten jetzt nie Techno gemacht, ja? Aber ihre Musik war schon die Grundlage, dass man später Techno entwickeln konnte.
Ja, also das sind diese herausragenden Männer und Frauen. Es gibt auch Frauen, die ganz stark beeinflusst haben durch ihr Denken und auch durch ihr Verhalten.
Und das sind die, die da zusammengefasst sind: Söhne des Ungehorsams.
Gottes Barmherzigkeit als Wendepunkt
Und dann gehen wir weiter zu Vers 4. Dort habe ich ein Wort in meiner Bibel besonders stark angestrichen. Stark bedeutet nicht nur unten, sondern auch auf der Seite und oben. Es handelt sich um ein ganz kleines Wort, bei dem ein Liberaler vielleicht sagen würde: „Ja, das kommt jetzt auch nicht so darauf an.“ Aber wie glücklich bin ich, dass dieses Wort dort steht: „Gott aber“.
Gott aber – der Reich ist an Barmherzigkeit wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat. Er hat auch uns, als wir in den Vergehungen tot waren, mit Christus lebendig gemacht. Durch Gnade seid ihr errettet. Er hat uns mit auferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus, damit er usw.
Dieses „aber“ ist das göttliche „Aber“, das heilsgeschichtlich eine Wende gebracht hat. Es ermöglichte den Ephesern, aus der Sklaverei der Sünde, des Götzendienstes und der Finsternis herauszukommen. Paulus sagt das hier auch in Bezug auf die orthodoxen Juden: „Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, womit er uns geliebt hat.“ Jetzt sagt er nicht nur „ihr“, sondern „uns geliebt hat, als wir in den Vergehungen tot waren“.
Das ist das göttliche „Aber“.
Schauen wir aber auch, dass es ein teuflisches „Aber“ gibt. In 1. Mose 3,1 heißt es: „Die Schlange aber war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott der Herr gemacht hatte.“
Vielleicht steht in manchen Übersetzungen „und“. Im Althebräischen bedeutet das Wort „und“ oder „aber“. Beim Übersetzen muss man immer darauf achten, wenn ein Gegensatz eingeleitet wird, dann sollte man am besten mit „aber“ übersetzen.
Hier ist alles vollkommen beschrieben, und dann kommt „die Schlange aber“. Und dann folgt der Sündenfall. Die Schlange „aber“ – das ist das teuflische „Aber“.
In Epheser 2,4 steht hingegen „Gott aber“. Dieses „aber“ hat auch das „aber“ der Schlange zunichtegemacht.
Ein schöner Punkt, nicht wahr, um in die Pause zu gehen.