Einführung in die Thematik der biblischen Prophezeiungen
Ich möchte Sie alle ganz herzlich zu diesem Nachmittagsvortrag mit dem Titel „Ein Volk kehrt heim“ begrüßen. Anhand dieses Themas soll die Glaubwürdigkeit der Bibel anschaulich dargestellt werden.
In der Einführung reisen wir zunächst gedanklich zweitausend Jahre zurück in die Vergangenheit. Damals, um die Zeitenwende, wurde Jesus Christus in Bethlehem geboren. Er erfüllte durch sein Kommen über dreihundert Prophezeiungen aus dem Alten Testament, die den Messias, den verheißenden Erlöser, betrafen.
Trotzdem verwarf ihn die Mehrheit seines Volkes damals als Messias. So wurde er auf Veranlassung des Obersten Gerichtshofs von Israel durch die Römer vor dem Gennad-Tor von Jerusalem auf dem Golgatha-Felsen gekreuzigt.
Die gleichen Propheten, die das Kommen des Messias verkündet hatten, sahen diese Verwerfung voraus. Sie beschrieben auch die Konsequenzen, die dies für die jüdische Nation haben sollte. Schon Mose hatte in seiner Abschiedsrede in 5. Mose 28 im Jahr 1566 v. Chr. davon gesprochen. In Vers 63 heißt es: „Und ihr werdet herausgerissen werden aus dem Land, wohin du kommst, um es in Besitz zu nehmen, und der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde.“
Es ist eine historische Tatsache, dass infolge der Kreuzigung Jesu, ab dem Jahr siebzig nach Christus, die Römer Jerusalem und den Tempel zerstörten und schließlich dem Judenstaat ein Ende setzten. Das jüdische Volk wurde in einem jahrhundertelangen Prozess wortwörtlich unter alle Völker der Welt zerstreut.
Ganz wichtig ist folgendes prophetisches Schema: Die Propheten haben im Alten Testament den Messias auf zwei verschiedene Arten beschrieben. Damit wurde verdeutlicht, dass der Messias zweimal kommen sollte.
Beim ersten Mal als leidender Messias, der von der Mehrheit seines Volkes verworfen wird. Er sollte schließlich für unsere Sünden sterben, als der Gerechte stellvertretend für uns Ungerechte, um uns zu Gott zurückzuführen.
Lange Zeit danach würde der Messias erneut kommen, nun aber als herrschender Messias, der Ordnung und Frieden in diese Welt bringen sollte.
Die zwei Kommen des Messias und die Endzeit
Wie kann man diese beiden Kommen unterscheiden? Ganz einfach: Die Propheten haben gesagt, dass in der Folge des leidenden Messias, der abgelehnt werden würde, das jüdische Volk unter alle Völker zerstreut werden sollte.
Aber in Verbindung mit dem herrschenden Messias haben sie vorausgesagt, dass in der Periode davor das jüdische Volk aus der weltweiten Zerstreuung zurückkehren sollte in das Land der Väter. Diese Zeit ist besonders interessant für uns, weil wir Augenzeugen der Erfüllung dieser Prophetie sind.
In unserer Zeit, in unserer geschichtlichen Periode, ist der Judenstaat nach fast zweitausend Jahren wieder eine Realität geworden. Die Bibel nennt diese Zeit die Endzeit. Das hat nichts mit dem Weltuntergang zu tun, sondern ist eine ganz einfache Ausdrucksweise.
Wie gesagt, zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen des Messias sollte eine lange Zeit vergehen. Am Ende dieser Zwischenzeit soll der Messias schließlich kommen als der herrschende Messias. Das Ende dieser Zwischenzeit ist in der Bibel die Endzeit.
Diese Endzeit ist charakterisiert durch die Rückkehr der Juden ins Land der Vorfahren. Das hat im Jahr 1882 begonnen. Damals fand die erste große Immigrationswelle von Juden heim in das Land der Vorfahren statt.
Unsere Zeitperiode ist nach der Bibel die Endzeit. Sie umfasst nun bereits 125 Jahre. Es ist einfach die Zeit, in der die Juden aus aller Welt zurückkehren. Die Propheten haben vorausgesagt, dass viele verschiedene Dinge in dieser Periode stattfinden sollten. Das sind alles Endzeitprophezeiungen, bis schließlich am Ende der Messias selbst als König der Welt kommen wird.
Ich habe in meinen Forschungen etwa 150 erfüllte Prophezeiungen über die Endzeit zusammengetragen. Diese werde ich alle in einem Buch veröffentlichen, an dem ich im Moment arbeite. Es handelt sich um etwa 150 Prophezeiungen über die Endzeit, die sich in den Jahren 1882 bis 2007 bereits erfüllt haben.
Davon wollen wir heute Nachmittag etwas mehr als dreißig zusammen anschauen, und zwar Prophezeiungen, die speziell mit der Rückkehr der Juden aus aller Welt zu tun haben. Unsere Zeit ist also wirklich eine ganz spezielle Zeit, nach der Bibel die Endzeit.
Die Zerstreuung und Sehnsucht nach Zion
Nun, in der gesamten Zeit zwischen dem Jahr siebzig und 1882 war das jüdische Volk in der ganzen Welt zerstreut. Was sie innerlich zusammenhielt, war die Sehnsucht nach Zion.
Zion ist der Name für den Tempelberg in Jerusalem. Sehr oft wird dieser Name auch für die ganze Stadt Jerusalem verwendet.
In diesen vergangenen zweitausend Jahren beteten Juden normalerweise mindestens dreimal am Tag, dass Gott sie eines Tages wieder zurückführe nach Zion, in das Land ihrer Vorväter. Doch dies war über all die Jahrhunderte hinweg einfach nicht möglich.
Das Judenproblem war ein ständiges Problem. Die Juden waren nirgends sicher. Über die zweitausend Jahre hinweg wurden sie überall gehasst, vertrieben und abgelehnt. Sie waren immer heimatlos und nirgendwo zu Hause.
Deshalb begann man, darüber nachzudenken, wie man das Judenproblem lösen könne. Man kam zu dem Schluss, dass man die Juden irgendwo zusammenführen und ihnen eine eigene Heimat geben müsste.
Verschiedene Vorschläge für eine jüdische Heimat
Da wurden viele Pläne gefasst. Hier die wichtigsten:
Zunächst gab es 1652 den Vorschlag, in Niederländisch-Westindien in Südamerika eine Heimat für die Juden zu schaffen. Ein anderer Vorschlag aus dem Jahr 1654 sah eine Ansiedlung in Surinam vor. Drittens gab es 1659 den Plan, die Juden in Französisch-Westindien, genauer in Cayenne, anzusiedeln.
1730 entstand erneut ein Projekt in Südamerika, um Juden dort anzusiedeln. Ein fünfter Gedanke aus dem Jahr 1819 schlug vor, die Juden am Mississippi und Missouri in Nordamerika niederzulassen. Im Jahr 1820 wurde die Idee diskutiert, sie in Kleinasien, also im Gebiet der heutigen Türkei, anzusiedeln.
Ein siebter Plan sah eine Judenheimat auf Grand Island bei den Niagara-Fällen vor. 1841 gab es den Vorschlag, eine Heimat auf der Krim zu schaffen. Von 1880 bis 1902 wurde ein weiterer Plan für Zypern entwickelt.
Ein zehnter Vorschlag betraf Kenia, genauer das Guas Ngisshu-Plateau. Dieses sogenannte Uganda-Projekt entstand 1903. 1904 kam die Idee auf, eine Judenheimat in Brasilien zu errichten. Zwischen 1908 und 1909 wurde die Möglichkeit diskutiert, eine Heimat in Südmesopotamien, also im heutigen Südirak, zu schaffen.
In der frühen Nazizeit entstand die Idee, Juden auf der Insel Madagaskar zusammenzusammeln, und zwar im Jahr 1940. Ein weiterer Vorschlag, der zeitlich davor lag, war eine Judenheimat in Argentinien.
Schließlich gab es um 1928 den Gedanken, Juden in Birobidschan anzusiedeln. Das liegt am Amurfluss zwischen Russland und China. Dort ließen sich viele Juden nieder, und im fernen Osten sprach man in Birobidschan sogar Jiddisch.
Im Jahr 1946 entstand noch die Idee, Juden in Vietnam anzusiedeln. Davor, 1927, gab es das Projekt, Juden in Melbourne, also in Südaustralien, zusammenzuführen.
Wie Ihnen vielleicht aufgefallen ist, war kein einziger der fünf Kontinente ausgenommen. Überall gab es Ideen, wo man die Juden ansiedeln oder zusammenführen könnte. Nur ein Vorschlag fehlte: eine Heimat im Land ihrer Vorfahren, im verheißene Land.
Sammlung und Rückkehr der Juden nach Israel
Nun hat die Bibel vorausgesagt, dass es in der Endzeit eine Sammlung der Juden geben wird. Die Juden werden aus ihrer Zerstreuung zusammengesammelt werden. Das ist unser erster Punkt: die Sammlung der Juden.
Jeremia 31,10 stammt aus der Zeit um sechshundert vor Christus. Jahrhunderte bevor die Juden weltweit zerstreut wurden, wird hier von der Sammlung gesprochen. Dort heißt es: „Hört das Wort des Herrn, ihr Nationen, und meldet es auf den fernen Inseln und sprecht: Der Israel zerstreut hat, wird es wieder sammeln.“ Der gleiche Gott, der hinter der Zerstreuung der Juden steht, wird auch hinter ihrer Sammlung stehen.
Heute sind wir Zeugen, wie das zur Tatsache geworden ist. In den Jahren 1882 bis 2007 sind etwa drei Millionen Juden aus allen fünf Kontinenten und über hundert Ländern in das Land ihrer Vorfahren zurückgekehrt. Im Jahr 2007 lebten in Israel über fünf Millionen Juden, die zusammengesammelt beieinander sind. Aber eben nicht irgendwo, zum Beispiel in Birobidschan, Argentinien oder auf der Insel Madagaskar, sondern im Land Israel.
Das ist unser zweiter Punkt: nicht nur Sammlung, sondern Sammlung und Rückkehr ins Land Israel.
In Hesekiel 34,24 hatte Gott im sechsten Jahrhundert vor Christus seinem Volk verheißen: „Und ich werde euch aus den Nationen holen und euch sammeln aus allen Ländern und euch in euer Land bringen – nicht nach Birobidschan, sondern in euer Land.“
In Hesekiel 11,17 spricht der Herr der Ewige: „Ja, ich werde euch aus den Völkern sammeln und euch zusammenbringen aus den Ländern, in welche ihr zerstreut worden seid, und werde euch das Land Israel geben.“
In Hesekiel 37,21 wird deutlich, dass dies nicht nur einmal gesagt wurde, sondern oft in den prophetischen Schriften des Alten Testaments verheißen wurde: „Und rede zu ihnen: So spricht der Herr der Ewige, siehe, ich werde die Kinder Israel aus den Nationen herausholen, wohin sie gezogen sind, und ich werde sie von ringsumher sammeln und sie in ihr Land bringen.“
Die Rückkehr in mehreren Phasen
Unser dritter Punkt trägt die Überschrift „Sammlung in vielen Phasen, gleich den Wadi Bechen im Negev“.
In Psalm 126, Vers 4 wird um die Rückkehr ins Land der Väter gebetet. Es ist ein prophetisches Gebet, in dem es heißt: „Bringe zurück, Herr, unsere Gefangenen gleich den Wadibechen im Negev.“ Diese Rückkehr sollte also ganz besonders sein, so wie die Wadibeche. Dabei ist nicht die Wadi Beche in der Wüste Judäa gemeint, sondern die im Negev.
Die Negev-Wüste ist eine weit ausgedehnte Wüste mit breiten Tälern. In der Winterzeit, also während der Regenzeit, die in Israel von Oktober bis April dauert, sieht man plötzlich, wie Bäche, die zuvor ausgetrocknet waren, wieder lebendig werden.
In der Darstellung sieht man einen solchen Wadi-Bach im Negev. Dabei handelt es sich nicht einfach um einzelne Bäche, sondern überall in den weiten Ebenen fließen kleine Flüsschen in einen Hauptwadi hinein. Auch kleine Bächlein münden in andere, etwas größere Bäche. So strömen sie langsam in vielen Phasen zusammen und bilden einen Hauptwadi.
In dieser Weise soll die Rückkehr der Juden in der Endzeit stattfinden. Das ist nicht vergleichbar mit den Bächen in der Wüste Judäa. Dort verlaufen die Wadis einfach durch ein tief eingeschnittenes Tal, mit einem Hauptfluss. Im Negev hingegen gibt es viele kleine Bäche, die sich allmählich zu einem Hauptbach sammeln – ein wichtiger Unterschied.
Die Juden waren im sechsten Jahrhundert vor Christus in der babylonischen Gefangenschaft. Die Babylonier hatten sie aus dem Land Israel, dem heutigen Irak, deportiert. Nach einigen Jahrzehnten durften sie mit persischer Erlaubnis wieder in ihr Land zurückkehren. Damals kehrten etwa zweihunderttausend Menschen aus dem Gebiet des heutigen Irak zurück ins Land der Vorfahren.
Diese Rückkehr war vergleichbar mit einem Bach in der Wüste Judäa. In der Endzeit jedoch soll die Sammlung der Juden gleich den Wadibechen im Negev erfolgen.
Die Einwanderungswellen (Alijot)
Hier sehen Sie eine Übersicht, wie die Rückkehr der Juden in unserer Zeit stattgefunden hat. Man unterscheidet verschiedene Einwanderungswellen, die auf Hebräisch Alija genannt werden, im Plural Alijot.
Die erste Alija fand von 1882 bis 1903 statt. Damals kehrten etwa 25.000 Juden aus Russland zurück ins Land der Väter. Zudem gab es eine Auswanderung aus dem Jemen mit etwa 1.000 Juden.
Nachdem dieser erste Strom versiegt war, folgte eine neue Welle. Die zweite Alija dauerte von 1904 bis 1914. Circa 40.000 Juden wanderten hauptsächlich aus Russland ein, aber auch aus Polen.
Nach dem Unterbruch durch den Ersten Weltkrieg begann die dritte Alija von 1919 bis 1923. Etwa 35.000 Juden kehrten zurück, hauptsächlich aus Russland, nämlich 53.000, aber auch aus Litauen und Rumänien weitere 36.000. Der Rest kam aus weiteren osteuropäischen Ländern, abgesehen von 8.000 Juden, die damals aus Westeuropa einwanderten.
Die vierte Alija fand in den Jahren 1924 bis 1931 statt. Ca. 67.000 Juden kamen aus Polen, also etwa die Hälfte, und weitere etwa 50.000 aus der Sowjetunion.
Die fünfte Einwanderungswelle fällt in die Jahre 1932 bis 1938, gerade in die Zeit der Machtergreifung Hitlers. Ca. 250.000 Juden, eine Viertelmillion, kamen ins Land der Vorfahren zurück, vor allem aus Deutschland.
Die nächste Phase nennt man traditionell in der modernen Geschichte Aliabe, von 1939 bis 1947. Das war die sogenannte illegale Einwanderung. Die Engländer, die damals über Palästina herrschten, weil sie das Mandat des Völkerbundes dafür erhalten hatten, sperrten das Land der Väter unter dem Druck des islamischen Terrorismus gegen jüdische Einwanderer zu. Diese suchten Schutz vor den Nazis und Sicherheit im Land der Väter.
Trotz dieser massiven britischen Hürden gelang es einer großen Zahl von Juden, einzuwandern – allerdings unter sehr schwierigen Bedingungen. Das war die Aliabe. Viele wurden jedoch zurückgeschickt, sogar mit den Schiffen, die gerade am Strand von Palästina angekommen waren. Beispielsweise wurden sie wieder nach Marseille zurückgebracht. Später wurden viele dieser Juden in Konzentrationslagern vernichtet. Es war eine sehr dunkle Zeit für England.
Von 1948 bis 2007 begann eine ganz neue Phase. Das ist die Zeit der Masseneinwanderungen aus aller Welt, von allen fünf Kontinenten. Allein in der Zeit vom 15. Mai 1948, dem Tag nach der Staatsgründung Israels, bis zum 31. Dezember 1951 emigrierten Juden aus 70 verschiedenen Ländern heim ins Land der Vorväter. Die meisten kamen über den Seeweg.
Diese große Phase lässt sich in kleinere Abschnitte unterteilen: Von 1948 bis 1957 war die Zeit der Masseneinwanderungen aus den arabischen Ländern. Rund 650.000 Juden kamen aus den arabischen Ländern nach Israel.
1984 bis 1985 war die Zeit der Operation Moses, in der unter dramatischen Umständen 10.000 äthiopische Juden nach Israel gebracht wurden.
Mit dem Sturz der Sowjetunion begann die Masseneinwanderung aus der Sowjetunion beziehungsweise aus den GUS-Ländern. Circa eine Million Juden kehrten ins Land der Vorfahren zurück.
Zu erwähnen ist auch die Operation Salomon 1991, bei der äthiopische Juden heimkehrten. So könnte man diese feinere Einteilung noch weiter fortsetzen.
Die Lock- und Jagdphase der Rückkehr
Denn Punkt vier habe ich überschrieben mit „Zuerst Lockphase“. Das Alte Testament sagt voraus, dass die Rückkehr der Juden in zwei Hauptphasen erfolgen wird. Zuerst findet eine Lockphase statt, danach folgt eine Jagdphase. Das klingt ein bisschen mysteriös, ich erkläre alles.
Ich lese Jeremia 16,16: „Und ich werde sie in ihr Land zurückbringen, das ich ihren Vätern gegeben habe“, spricht Gott. „Ja, siehe, ich will zu vielen Fischern senden, spricht der Herr, die sollen sie fischen. Und danach will ich zu vielen Jägern senden, die sollen sie jagen von jedem Berg und von jedem Hügel und aus den Felsenklüften.“
Also zuerst die Phase der Fischer und dann die Phase der Jäger.
Im neunzehnten Jahrhundert erleben wir geschichtlich das Zeitalter des Zionismus. Juden, besonders solche mit einer guten Schreibbegabung, versuchen weltweit, Juden zu motivieren, ins Land der Väter nach Palästina zurückzukehren. Wichtige Zionisten sind zum Beispiel Moses Montefiore (1784–1885). Er förderte ab 1827 die Rückkehr von Juden ins gelobte Land durch finanzielle Unterstützung. Ein weiteres Beispiel ist Moses Hess (1812–1875). Er schrieb im Jahr 1862 ein grundsätzlich wichtiges Werk über die Heimkehr der Juden mit dem Titel „Rom und Jerusalem“.
Doch die Zionisten hatten nicht so großen Erfolg. Sie machten den Gedanken, zurückzukehren ins Land der Vorfahren, zwar irgendwie vertrauter. So versuchten sie es eben mit Fischen – mit Motivieren. Aber wie gesagt, die Bibel sagt: „Und danach will ich zu vielen Jägern senden.“
Das ist unser Punkt fünf: die Jagdphase.
Von 1882 bis 2007 finden all diese Rückwanderungswellen statt, bis heute. Dabei müssen wir sagen, dass Judenverfolgung der Hauptgrund für die Rückkehr ins Land der Väter war und nicht diese idealistischen Fischerversuche der Zionisten.
Das begann mit der Verfolgung der Juden durch den Zaren Alexander III. in Russland in den Jahren 1881 bis 1884. Darum kam es zur ersten Alija 1882. Weiter trugen die russische Revolution und die umfassenden Verfolgungen in der Ukraine ab 1917 entscheidend dazu bei, dass Juden scharenweise zurückkehrten nach Palästina, wie man das Land der Väter damals nannte.
Dann folgte die schreckliche Verfolgungszeit durch die Nazis ab 1933. Das gab der Rückkehr einen Aufschwung in einem noch nie dagewesenen Maß. Plötzlich flohen eine Viertelmillion Juden, vor allem aus Deutschland, nach Palästina.
Mit der Staatsgründung Israels kam es zu umfassender Verfolgung der Juden in vielen arabisch-islamischen Ländern. Das führte zu Masseneinwanderungen von Hunderttausenden aus den Nachbarländern des heutigen Israel.
Ja, wie es hier steht in Jeremia 16,16: „Danach will ich zu vielen Jägern senden, die sollen sie jagen von jedem Berg und von jedem Hügel und aus den Felsenklüften.“
Historisch ist es genau so: Das neunzehnte Jahrhundert war das Fischerjahrhundert der Zionisten, das zwanzigste Jahrhundert das Rückkehrjahrhundert durch die schrecklichen Verfolgungen.
Rückkehr aus dem äussersten Norden
Unser sechster Punkt: Rückkehr aus dem äußersten Norden.
In Jeremia 31,8 heißt es: „Siehe, ich bringe sie aus dem Land des Nordens, ja, ich sammle sie von dem äußersten Ende der Erde. Unter ihnen Blinde und Lahme, Schwangere und Gebärende allzumal, in großer Versammlung kehren sie hierher zurück.“
Hier wird nicht einfach vom Norden gesprochen, sondern vom äußersten Norden.
Das wird auch in Jesaja 49,12 bestätigt: „Siehe, diese werden von ferne kommen, und siehe, diese von Norden und von Westen und diese aus dem Land der Sinim.“
In diesem Vers, der mehrere Zeilen umfasst, wird die Rückkehr aus allen Himmelsrichtungen verkündet – ganz ausdrücklich aus dem Norden und aus dem Westen.
Außerdem finden wir hier den Ausdruck „siehe, diese werden von ferne kommen“ und schließlich in der letzten Zeile „diese aus dem Land der Sinim“. Die erste Zeile steht als Gegensatz zum Norden: „siehe, diese werden von ferne kommen“ – das ist der Süden.
„Siehe, diese von Norden und von Westen“ – das sind die anderen Himmelsrichtungen, und „diese aus dem Land der Sinim“ bezeichnet den fernen Osten.
Auch hier wird also nicht nur vom Norden gesprochen, sondern es wird das Weit Entfernte angesprochen.
Jesaja 43,5 sagt: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir“, spricht Gott zu seinem Volk, den Juden. „Vom Aufgang her“, also vom Osten, „werde ich deinen Samen, deine Nachkommenschaft, bringen, und vom Niedergang her“, das ist der Westen, „werde ich dich sammeln. Ich werde zum Norden sagen: Gib heraus!“
Wir haben also gesehen, dass die Rückkehr aus dem Norden, aus der Ferne und ganz ausdrücklich aus dem äußersten Norden angekündigt wird.
Wenn man auf der Weltkarte von Israel aus in den äußersten Norden geht, wo Menschen noch leben – beim Nordpol wohnt ja niemand, und das ist auch nicht zu empfehlen – dann ist das letzte Land im äußersten Norden Russland.
Wir haben gesehen, dass die Sammlung der Juden in unserer Zeit aus aller Welt ihren Anfang im Land des Nordens nahm.
Die ersten Jahrzehnte waren geprägt von Juden, die aus dem Norden, aus Russland und Polen, heimkehrten.
Die ersten vier Alijot von 1882 bis 1932 zeigen dies deutlich: Die erste Alija kam aus Russland, die zweite aus Russland und Polen, die dritte hauptsächlich aus Russland und die vierte aus Polen und der Sowjetunion. Insgesamt 80.000 aus Polen und der Sowjetunion.
Das ist also ganz klar nachvollziehbar.
Doch das geht weiter: In den 1970er Jahren erlaubte die Sowjetunion erneut Auswanderungen nach Israel.
Von 1971 bis 1973 gelangten etwa 100.000 sowjetische Juden nach Israel.
Und wie gesagt, von 1889 bis heute, mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, sind etwa eine Million Juden aus dem Land des Nordens, des äußersten Nordens, nach Israel eingewandert.
Ich betone das sehr genau, weil die Bibel sich eben präzise ausdrückt.
Rückkehr aus dem äussersten Norden in grosser Zahl
Unser siebter Punkt lautet: Rückkehr aus dem äußersten Norden in großer Zahl.
Das haben wir bereits in Jeremia 31,8 gelesen: „Siehe, ich bringe sie aus dem Land des Nordens, ja, ich sammle sie von dem äußersten Ende der Erde.“ Russland liegt von Israel aus betrachtet tatsächlich am äußersten Ende der Erde im Norden.
Unter ihnen sind Blinde und Lahme, Schwangere und Gebärende, alle zusammen in großer Versammlung. Sie kehren hierher zurück.
Wir können heute sagen, dass zwischen 1882 und 2007 etwa 1,3 Millionen Juden aus Russland beziehungsweise aus der Sowjetunion und den GUS-Ländern nach Israel kamen.
Flucht aus dem Land des Nordens
Achter Punkt: Flucht aus dem Norden.
In Sacharja 2,10 heißt es: „Wehe, wehe, flieht aus dem Land des Nordens, spricht der Herr!“ Zur Zeit des Propheten Sacharja kehrten die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft zurück. Dabei kamen sie jedoch nicht als Flüchtlinge. Der persische König Kyros hatte ihnen die Erlaubnis gegeben: Alle, die wollten, durften zurückkehren ins Land der Väter.
Sacharja prophezeit in dieser Zeit für die Endzeit: „Wehe, wehe, flieht aus dem Land des Nordens.“
Wir haben gesehen, dass die erste Aliyah von 1882 bis 1903 eine direkte Folge der antisemitischen Verfolgungen unter den Zaren um 1881 bis 1882 war. In den Jahren 1883 und 1884 kamen etwa 25.000 Juden nach Palästina.
Als der Immigrantenfluss am Ende der ersten Aliyah 1893 fast versiegte, kam es zu neuen Judenverfolgungen in Russland. Dadurch begann die zweite Aliyah. „Flieht aus dem Land des Nordens, wehe, wehe.“ So kamen erneut Abertausende von Flüchtlingen aus Russland zurück ins Land Israel.
Auch die dritte Aliyah führte viele Flüchtlinge aus dem Norden ins Heimatland der Juden. Der Auslöser dafür war unter anderem die russische Revolution sowie die Nachkriegsverfolgungen in der Ukraine.
Rückkehr aus Nord- und Südirak
Den neunten und den zehnten Punkt nehme ich zusammen: Rückkehr aus dem Nord- und dem Südirak.
Jetzt lesen wir aus dem Propheten Jesaja, Kapitel 11, Verse 11 bis 12. Diese Verse sind sehr reich an Details. Darum werden wir noch ein wenig daran studieren. Der Text wurde um 700 vor Christus geschrieben:
„Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird der Herr zum zweiten Mal seine Hand ausstrecken, um den Überrest seines Volkes zu erwerben, der übrig bleiben wird aus Assyrien, aus Mitzraim, aus Patros, aus Kusch, aus Elam, aus Schinear, aus Hamad und aus den Inseln des Meeres. Und er wird den Nationen ein Panier oder eine Fahne erheben und die Vertriebenen Israels zusammenbringen, und die zerstreuten Judas wird er sammeln von den vier Enden der Erde.“
Ich möchte mich bei diesen vielen alten Namen, die wir in diesen Versen finden, besonders auf Assyrien und Schinear konzentrieren. Assyrien war in der Antike ein Reich, dessen Kerngebiet sich mit den Städten Ninive und Assur im heutigen Nordirak befand. Der biblische Ausdruck „Schinear“ bezeichnete im Altertum den heutigen Südirak.
Es ist eine Tatsache, dass in den Jahren 1941 bis 2007 die jüdische Gemeinschaft, die im zwanzigsten Jahrhundert noch dort lebte, von etwa 150 Menschen aus dem Nord- und Südirak auswanderte. Wir wissen genau, in welchen Städten im heutigen Irak Juden gelebt haben. Nach genauer Prüfung zeigt sich, dass sie wirklich aus beiden Regionen, dem Nord- und dem Südirak, kamen.
Heute leben im Irak noch etwas mehr als zwanzig Juden, alles ältere Menschen. Die gesamte Gemeinschaft ist also gegangen.
Flucht und Auszug der Juden aus dem Irak
Elf und Zwölf nehme ich jetzt auch zusammen: Flucht und Auszug der Juden aus dem Irak.
Wie gesagt, in den Jahren 1941 bis besonders 1991, bis zum Vorabend des ersten Golfkrieges, verließ die jüdische Gemeinschaft von 150 Personen den Irak nach 2600 Jahren Aufenthalt in diesem Gebiet. Denn das geht auch zurück auf die babylonische Gefangenschaft, bei der später nicht alle Juden ins Land der Väter zurückkehrten, sondern viele dort blieben.
In diesen Jahren verließen die meisten Juden den Irak heimlich, das heißt illegal. Die irakische Regierung wollte nicht, dass sie gehen konnten. Sie geriet jedoch unter Druck, weil der Irak mit den Nazis verbündet war. 1941 kam es zu einer Massenabschlachtung der Juden in Bagdad. Deshalb gingen Tausende über all die Jahre hinweg.
In den Jahren 1950 bis 1952 gab es eine Ausnahme: Der irakische Herrscher damals dachte, wenn ich den Juden erlaube, offiziell auszuwandern, dann zahlen sie vielleicht ihre Steuern für die laufende Periode, und dann haben wir Ruhe. Ja, er hat das gemacht, und 104.000 wollten gehen. Diese sind dann offiziell ausgewandert.
In Jeremia 50 geht es um die Endzeit von Babylonien, einem anderen Ausdruck in der Bibel für den Südirak bis hinauf nach Bagdad. Dort steht: „Flieht aus Babylonien hinaus!“ In der nächsten Verszeile heißt es: „Und zieht aus dem Land der Chaldäer aus!“ Die Chaldäer waren das wichtigste Volk in Babylonien. Es wird hier also gesagt: Flieht und zieht aus – Flucht und Auszug.
In Jesaja 48,20 wird ebenfalls gesagt: „Zieht aus Babylonien aus!“ Beides hat sich wortwörtlich so erfüllt.
Flucht und Auszug vor der Katastrophe über Irak
Dreizehnter Punkt: Flucht und Auszug vor der Katastrophe im Irak.
Ich habe bereits erwähnt, dass praktisch alle Juden vor dem Golfkrieg von 1991 aus dem Irak ausgezogen und geflohen sind. Dieser Krieg war grauenhaft. Die UNO führte ihn mit Hunderttausenden von Luftangriffen gegen den Irak.
In Jeremia 51,6 heißt es: „Flieht aus Babylon hinaus und rettet jeder sein Leben. Werdet nicht vernichtet wegen seiner Ungerechtigkeit! Denn es ist die Zeit der Rache des Herrn; was er getan hat, wird er vergelten.“
Die Menschen sollten also gehen, bevor eine schreckliche Katastrophe über Babylon, also über den Irak, hereinbricht.
Schlimme Nachrichten und Umsturz im Land
Vierzehnter Punkt: Schlimme Nachricht im Land
In Jeremia 50,45 steht: „Zieht aus ihm, das heißt aus dem Land Babylonien, hinaus, mein Volk. Und rettet ein jeder sein Leben vor der Glut des Zornes des Herrn.“
Hier wird nicht gesagt „flieht“, sondern „zieht aus“. Diese Zeit des Auszugs gab es nur von 1950 bis 1952.
In Vers 50,46 heißt es weiter: „Und dass euer Herz nicht zaghaft werde und ihr euch nicht fürchtet vor der Nachricht, die im Land vernommen wird, denn in dem einen Jahr kommt diese Nachricht und im Jahr danach jene Nachricht, und Gewalttat ist im Land, Herrschervolk auf Herrscher.“
Zunächst gab es die offizielle Erklärung der irakischen Regierung: Alle Juden dürfen gehen. Sie müssen einfach auf die irakische Bürgerschaft verzichten. Außerdem durften sie ihren Besitz nur für zehn Prozent des Wertes verkaufen.
Doch plötzlich kam im September 1950 der Umsturz der Regierung. Der gefürchtete Judenhasser Nuri kam an die Macht und stürzte Suweidi, der ihnen die Erlaubnis gegeben hatte. Das löste eine fürchterliche Angst unter den Juden im Irak aus.
Jetzt hatten sie auf die Bürgerschaft verzichtet, und nun konnten sie nicht mehr gehen.
Aber der Bibelvers sagt: „Und dass euer Herz nicht zaghaft werde und ihr euch nicht fürchtet vor der Nachricht, die im Land vernommen wird.“
Darum habe ich unseren Punkt 14 mit „Schlimme Nachricht im Land“ überschrieben. Alle Juden hatten Angst vor der Nachricht: „Ihr könnt nicht mehr gehen.“
Doch gerade der Bibelvers sagt: „Sie müssen keine Angst haben.“
Schließlich konnten nämlich alle trotzdem gehen. Das war ganz geheimnisvoll, absolut mysteriös, niemand wusste warum, und trotzdem war es möglich.
Das ist unser Punkt fünfzehn: Angst ist unbegründet.
„Und dass euer Herz nicht zaghaft werde und ihr euch nicht fürchtet vor der Nachricht, die im Land vernommen wird.“
Ein Jahr mit guter und ein Jahr mit schlechter Nachricht
Unser sechzehnter Punkt trägt die Überschrift „Ein Jahr mit guter Nachricht“.
Ja, wir haben ja gelesen, dass in dem einen Jahr diese Nachricht kommt und im darauffolgenden Jahr jene Nachricht. Ich habe das genau untersucht, und zwar gemäß dem jüdischen Jahr. Das ist die Jahreszählung, wie wir sie in der Bibel finden. Sie geht vom Herbst bis zum Herbst. So war das eine Jahr vom 24. September 1949 bis zum 11. September 1950. Das war das Jahr der guten Nachricht: Ihr könnt gehen.
Dann folgte das Jahr vom 12. September 1950 bis zum 30. August 1951. Man sieht, dass sich das biblische Jahr jedes Jahr ein wenig gegenüber unserem gregorianischen Kalender verschiebt. Im nächsten Jahr kam dann die Nachricht: Ihr könnt nicht gehen!
In dem einen Jahr kommt diese Nachricht, im darauffolgenden Jahr jene Nachricht. Also ist das siebzehn ein Jahr mit schlechter Nachricht.
Nun zu unserem achtzehnten Punkt: Gewalt im Land. Gleich steht dort in Vers 46: „Und Gewalttat ist im Land!“ Genau in dieser Zeit, 1951, gelang es der irakischen Geheimpolizei, die jüdische Fluchtorganisation im Irak, die im Untergrund arbeitete, um die Juden herauszuholen, blutig zusammenzuschlagen. Gewalttat ist im Land.
Unser neunzehnter Punkt lautet: Umsturz. Genau in dieser Zeit, in der die Juden ausziehen konnten, in der in einem Jahr diese Nachricht kam und im anderen Jahr jene, und in der diese Fluchtorganisation mit Gewalt zusammengeschlagen wurde, kam es im Irak selbst zum Umsturz. Herrscher folgte auf Herrscher. Seit September 1950 war der Umsturz: Nuri stürzt Weidi und ersetzt Suweidi.
Musikalische Reflexion zum Thema
Ja, jetzt machen wir eine kurze Pause, damit wir das alles erst einmal verarbeiten können. Das meiste haben wir eigentlich schon geschafft.
Entgegen meinem ursprünglichen Plan spiele ich jetzt am Flügel meine Rhapsodie über die israelische Landeshymne. Das passt gut zu diesem Thema.
Der Text der Landeshymne lautet im Hebräischen: „Solange im Herzen drinnen, in der jüdischen Seele, noch ein Sehnen nach Zion ist, solange gibt es Hoffnung, dass wir nach zweitausend Jahren wieder ein freies Volk werden – in unserem Land, Wersenu, wie Hudawir-us-Schalayim in Juda und Jerusalem.“
Diese Rhapsodie stellt musikalisch das ganze Drama der Zerstreuung der Juden und der Verfolgung über all die Jahrhunderte hinweg dar. Dabei sind 13 Millionen Tote bis ins zwanzigste Jahrhundert eingeschlossen. Zugleich beschreibt sie die Rückkehr ins Land und die Gründung des Staates Israel.