Wir wollen uns heute Morgen mit der Konfrontation zwischen Israel und der Religion der Ägypter beschäftigen. Zuerst betrachten wir den Ursprung der Ägypter und ihrer Religion.
Die Bibel gibt uns darüber Auskunft in der Völkertafel, 1. Mose 10. Dort werden siebzig Namen aufgeführt, um die Abkunft von Noah darzustellen. Alle Völker der Welt gehen demnach auf Noah und seine Söhne Sem, Ham und Japheth zurück.
In 1. Mose 10,6 finden wir den Hinweis auf Ham und seine Söhne: Kusch, Mitzraim, Put und Kanaan. Kusch bedeutet „schwarz“; von ihm stammen die Schwarzafrikaner ab. In späteren Bibelbüchern ist Kusch der übliche Name für Sudan, Äthiopien und Eritrea.
Ein weiterer Sohn Hams ist Mitzraim. Dieses Wort steht später in der Bibel für Ägypten auf Hebräisch. Mitzraim, der Sohn Hams, ist also der Stammvater des ägyptischen Volkes. Heute heißt Ägypten auf Arabisch Misr, was den Zusammenhang mit Mitzraim deutlich macht.
Die Ägypter sind demnach keine Semiten wie die Israeliten, sondern Hamiten – ebenso wie die Schwarzen.
In 1. Mose 11 wird beschrieben, wie die Nachkommenschaft Noahs sich zuerst in Babel im Südirak vereinigte. Dort fand die Rebellion des Städtebaus von Babel und des Turmbaus statt. Gott verwirrte daraufhin die Sprachen und zerstreute die Menschen von dort aus.
1. Mose 10 greift zeitlich dem Kapitel 11 voraus. Kapitel 11 zeigt, wie die Zerstreuung der Nachkommenschaft Noahs, die bereits in Kapitel 10 beschrieben wird, zustande gekommen ist.
Die Nachkommen Hams sind über Mitzraim später zu Ägyptern geworden. Man kann sagen, sie sind vom Südirak in das Gebiet des heutigen Ägypten ausgewandert.
Warum wählten sie dieses Gebiet als Endstation? Natürlich wegen des Nils, dieses lebendbringenden Stroms inmitten einer Wüste. Ägypten besteht heute zu etwa 95 Prozent aus Wüste. Dort, wo man leben und Fruchtbarkeit finden kann, ist es entlang des Nils. Besonders fruchtbar ist das große Delta des Nils bei der Mündung ins Mittelmeer.
Ursprung und Entwicklung der ägyptischen Völker und Religion
Über den Ursprung der Religionen erfahren wir viel in Römer 1, ab Vers 18. Dort wird beschrieben, wie auch die Heidenvölker ursprünglich den wahren Gott genau gekannt haben, sich aber von ihm abwandten.
Ich lese Römer 1, Vers 18, und das zeigt auch die Entwicklung Ägyptens weg von dem einen Gott, was aber schon in Babel natürlich begonnen hat. Denn es wird geoffenbart: Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit in Ungerechtigkeit besitzen, weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen geoffenbart.
Denn das Unsichtbare von ihm, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen, wörtlich im Griechischen „mit dem Verstand erfasst“. Es wird geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien. Weil sie Gott kennend ihn weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten, verfielen sie in ihren Überlegungen in Torheit, und ihr unverständliches Herz wurde verfinstert.
Indem sie sich für weise ausgaben, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unverweslichen Gottes verwandelt in die Gleichheit eines Bildes von einem verweslichen Menschen und von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren.
Darum hat Gott sie auch dahingegeben, in den Gelüsten ihrer Herzen in Unreinigkeit ihre Leiber untereinander zu schänden, welche die Wahrheit Gottes in die Lüge verwandelt haben und dem Geschöpf mehr Verehrung und Dienst dargebracht haben als dem Schöpfer, welcher gepriesen ist in Ewigkeit. Amen.
Also sehen wir: Die Menschheit kannte ursprünglich den einwahren Gott und konnte ihn dauernd wieder neu erkennen, und zwar durch den Verstand, wenn man die Schöpfung anschaut. Die Ordnung in der Schöpfung weist darauf hin, dass es hinter dieser Ordnung unbedingt einen Ordner geben muss.
Aber der Apostel Paulus erklärt hier, dass die Menschheit allgemein, obwohl sie Gott kannte, ihn nicht verherrlichen wollte, sondern sich in philosophischen, religionsphilosophischen Gedanken verstieg. So wurde die Herrlichkeit des einen wahren Gottes verwandelt in ein Geschöpf.
Das Typische an diesen Religionen allgemein ist die Verehrung der Schöpfung anstatt des Schöpfers, und genau das finden wir in Ägypten so ausgeprägt.
Die Tierköpfe der ägyptischen Götter als Ausdruck der Schöpfungsverherrlichung
Unter Punkt 1,3 sehen wir, dass die meisten Götter in Ägypten als Menschen mit Tierköpfen dargestellt wurden. Dazu gehören Falke, Stier, Kuh, Kobra, Geier, Löwin, Witter, Käfer, Katze, Krokodil, Nilpferd, Frosch, Ibis, Pavian und weitere.
Das entspricht genau dem, was wir in Römer 1,23 lesen: „und haben die Herrlichkeit des unverweslichen Gottes verwandelt in die Gleichheit eines Bildes von einem verweslichen Menschen und von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren.“
Götter wie Min, Ptah, Isis und Osiris wurden hingegen immer als Menschen dargestellt, also nicht nur mit einem menschlichen Körper, sondern auch mit einem Menschenkopf. Auch das entspricht hier Römer 1,23, wo von der „Gleichheit eines Bildes von einem verweslichen Menschen“ die Rede ist.
Das Grundsätzliche dabei ist, dass die Natur, die Schöpfung, verehrt wird, anstatt des Schöpfers. Wie wir in Vers 25 lesen: „und haben dem Geschöpf mehr Verehrung und Gottesdienst dargebracht als dem Schöpfer, welcher gepriesen ist in Ewigkeit. Amen!“
Hier sehen wir eine sehr deutliche Parallele zum modernen Evolutionsglauben in unserer Gesellschaft. In der Evolutionslehre wird der Schöpfung, also der Natur, zugeschrieben, dass sie all diese Ordnung selbst entwickelt hat – und das über lange Zeiträume – ohne dass dahinter ein Planer oder Konstrukteur steht.
Das ist im Grunde nichts anderes als die Vergottung der Schöpfung. Die Schöpferkräfte Gottes werden der Natur selbst zugeschrieben, und so wird die Natur verherrlicht anstatt der Schöpfer.
In den üblichen Ausdrucksweisen in der Schule, wenn man über die Natur spricht und sagt: „Seht ihr, wie die Natur die Schmetterlinge so wunderbar ausgestattet hat?“ oder „wie die Natur die Kamele so wunderbar befähigt hat“ – dann ist das nichts anderes als das, was die alten Ägypter schon getan haben. Die Schöpfung wird zum Gott gemacht.
Wichtig sind also hier in Römer 1 die Ausdrücke „verwandelt“ in 1,23, „dem Geschöpf mehr Verehrung und Gottesdienst dargebracht“ in 1,25 und auch Vers 26 am Schluss.
Das hat auch eine Verwandlung auf ethischem Gebiet zur Folge.
Dämonische Mächte hinter der ägyptischen Religion
Die Bibel enthält eine sehr deutliche Religionskritik. So sagt der Apostel Paulus zum Beispiel in 1. Korinther 10,20: „Was sage ich nun? Dass das, was einem Götzen geopfert wird, etwas sei? Oder dass ein Götzenbild etwas sei? Nein, sondern dass das, was die Heiden opfern, sie den Dämonen opfern und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen.“
Hier wird klar gemacht, dass in Religionen, in denen die Natur oder verschiedene Götter verehrt werden, in Wirklichkeit Dämonen angebetet werden. Diese Dämonen verbergen sich hinter den Masken der Götterbilder und lassen sich so verehren.
Das zeigt auch, dass die Religion Ägyptens nicht einfach nur ein menschliches Fantasiegebilde ist. Vielmehr verbergen sich dahinter wirksame dämonische Mächte. Das erklärt auch die starke Anziehungskraft dieser Religion bis heute.
Die ägyptische Religion besitzt eine unglaublich esoterische Ausstrahlung. Noch vor nicht allzu langer Zeit gab es in Basel eine Ägypten-Ausstellung. Im Vorfeld hätte man sich fragen können, ob viele Menschen dorthin gehen würden. Doch die Ausstellung zog so viele Besucher an, dass es sehr schwierig war, überhaupt hineinzukommen. Man musste sogar auf der Straße anstehen.
Warum übt Ägypten eine solche Faszination aus? Das hängt mit der esoterischen Ausstrahlung der Religion der alten Ägypter zusammen.
Vielfalt und Entwicklung der ägyptischen Götterwelt
Nun sehen wir unter Punkt zwei einige Aspekte der ägyptischen Götterwelt. Die meisten Götter waren ursprünglich Lokalgötter. In Ägypten wurden an verschiedenen Orten im Lauf der Geschichte unterschiedliche Götter verehrt. Jede Stadt besaß ihren eigenen Gott oder ihre Göttin. So wurden zum Beispiel Krokodilgötter speziell am Nil verehrt, Löwengötter in Tälern, die in die Wüste münden. In Buto wurde besonders der Schlangengott verehrt.
Interessant ist, dass die Schlange in 1. Mose 3 als eine Erscheinungsform des Satans vorgestellt wird. Der Satan benutzte eine Schlange als Medium. Das sind natürlich Dinge, die die alten Ägypter am Anfang noch wussten, denn sie stammten von Noah ab und hatten auch das Wissen von Noah über die Ereignisse von 1. Mose 1 bis 11 bis zur Sprachenverwirrung mitgenommen.
Hier sehen wir eine sehr direkte Verbindung zu dieser Dämonenverehrung. In Buto wurde der Schlangengott verehrt, in Mendes ein Ziegenbockgott, in Heliopolis – das ist der Ort, an dem heute Kairo liegt – wurde der Sonnengott Re verehrt. In Atfi wurde eine Liebesgöttin, eine Frau mit Kuhohren, angebetet. In Herakleopolis wurde ein Gott namens Harsaphes, dargestellt als Witter, verehrt. In Hermopolis war der ibisköpfige Mondgott Tod von Bedeutung. In Edfu wurde der falkenköpfige Gott Horus verehrt. In Esne war Chnum, der Schöpfergott, der als Witter dargestellt wurde, bedeutend. Er formte die Menschen auf einer Töpferscheibe. In Theben wiederum wurde der Urgott Amun, ebenfalls ein Sonnengott, verehrt. In Memphis war Ptah, der Schöpfergott, von Bedeutung.
Wir sehen also, dass die ägyptische Religion ursprünglich keine einheitliche Religion war, sondern aus vielen verschiedenen Lokalreligionen bestand. Im Lauf der Geschichte gab es jedoch eine religionspolitische Entwicklung. So konnte ein Lokalgott mit der Zeit landesweite Anerkennung erlangen.
Beispiele hierfür finden wir im Mittleren Reich: Amun von Theben, ein Sonnengott, wurde im Mittleren Reich zu einem allgemein in Ägypten verehrten Gott. Ptah von Memphis wurde schließlich als Gott der Handwerker im ganzen Land verehrt.
Hier zeigt sich, wie sich die Religion der Ägypter entwickeln konnte. Sie war nicht festgelegt, sondern konnte sich im Lauf der Zeit völlig verändern. Das werden wir später noch deutlicher sehen.
Dies steht in einem deutlichen Gegensatz zum biblischen Glauben. Wenn wir im zweiten Johannesbrief nachschlagen, sehen wir, wie wichtig diese Gegensätze sind. Wenn heute über Religion und die Religion der Ägypter diskutiert wird, muss man zeigen, wie grundlegend anders der biblische Glaube ist.
Im 2. Johannesbrief Vers 9 heißt es: „Jeder, der weitergeht und nicht bleibt in der Lehre des Christus, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, dieser hat sowohl den Vater als auch den Sohn.“
Schon zur Zeit von Johannes gab es Lehrer, die ständig über neue Offenbarungen sprachen und immer wieder neue Dinge wussten. In ihren Augen konnte sich die Religion verändern, man konnte plötzlich etwas neu sagen, was die Apostel jedoch anders gelehrt hatten.
Der Apostel Johannes erklärt deshalb: Jeder, der die Religion weiterentwickelt und verändert, hat Gott nicht. Nur wer in dem bleibt, was die Bibel uns ein für allemal gegeben hat, der hat Gott.
Auch im Judasbrief 1, Vers 3 lesen wir: „Geliebter, indem ich allen Fleiß anwandte, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, war ich genötigt, euch zu schreiben und zu ermahnen, für den einmal den heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen.“
Der Glauben ist einmal überliefert. Die Bibel als göttliche Offenbarung an uns Menschen ist mit dem Buch der Offenbarung abgeschlossen. Wehe dem, der jetzt noch etwas hinzufügt oder die Lehre irgendwie weiterentwickeln will.
In Ägypten war es jedoch ganz normal, dass sich die Religion entwickelte. Man empfand das nicht als Widerspruch. Diese Entwicklungsfähigkeit ist ein Kennzeichen, das sich in vielen Religionen zeigt.
Lokalgötter und Triaden in der ägyptischen Religion
Nun zurück zu den ägyptischen Göttern. Gewisse Götter besaßen von alters her allgemeine Anerkennung. So zum Beispiel die Himmelsgöttin Hathor, dann auch der Gott der Weisheit, Thot, und der Sonnengott. Das ist auch verständlich, denn es ist ja dieselbe Sonne, ob nun im Delta oder in Unter- oder Oberägypten. Dann gibt es noch Hapi, den Nilgott. Das ist ebenfalls klar, weil der Nil das ganze Land Ägypten durchzieht.
Gewisse Götter wurden zu Triaden zusammengefasst, also zu einer Dreiergruppe mit der Unterscheidung Vater, Mutter und Kind. So zum Beispiel der Schöpfergott Ptah, dann seine Frau Sechmet und schließlich Nefertem. Eine weitere Dreieinheit war Amun, Mut und Chonsu, wie sie in Theben verehrt wurde. Das erinnert an die koranische Trinität.
Im Koran wird gesagt, die Christen seien schlimme Verführer und sie glaubten an drei Götter. Dann heißt es in Sure 5,116, sie glaubten an Gottvater, Maria und Jesus. Aber eine solche Dreieinheit gibt es nicht im Christentum. Es gibt keine christliche Kirche auf der ganzen Welt, die so etwas glauben würde.
Die Bibel lehrt vielmehr, dass es einen einzigen Gott gibt, aber in der Gottheit sind drei verschiedene Personen. Diese sind jedoch nicht Vater, Mutter und Kind, sondern der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Das ist eine klare biblische Lehre.
Diese Dreiergruppen in der Religion der Ägypter sind natürlich eine satanische Perversion der Wahrheit der Dreieinheit. Und diese Dreieinheit ist nicht erst bekannt seit dem Neuen Testament. Wir finden sie bereits im Alten Testament, wo der Heilige Geist als eine Person vorgestellt wird. Auch wird der Sohn Gottes erwähnt. In Sprüche 30 wird gefragt: „Was ist der Name Gottes und was ist der Name seines Sohnes, wenn du es weißt?“
Es gibt viele Stellen, wie zum Beispiel Sacharja 2, die sagen, dass Gott, der Ewige, Gott den Ewigen zum Volk Israel gesandt hat. Wie kann Gott Gott senden? Auch das weist darauf hin, dass es mehr als eine Person in der Gottheit gibt.
Diese Triaden in der ägyptischen Religion findet man übrigens auch im Hinduismus. Das sind satanische Perversionen einer göttlichen Wahrheit. Denken wir an das Wort „verwandeln“ in Römer 1. Dort heißt es, dass Menschen das ursprünglich richtige Wissen verwandelt haben.
Als allgemeine Tendenz in Ägypten kann man sehen, dass alte Vorstellungen im Prinzip erhalten bleiben, aber immer neue hinzukommen. Man sieht allgemein keine Bemühung um einen gedanklichen Ausgleich. Die widersprüchlichsten Sachen können einfach nebeneinander stehen. Das erinnert an das Paradebeispiel auf diesem Gebiet, den Hinduismus.
Der Hinduismus wurde zu Recht schon als Religionsmuseum bezeichnet, denn er hat sich ständig weiterentwickelt. In den ältesten Schriften, den Veden, die auf etwa 1500 vor Christus zurückgehen, werden etwa dreißig Götter erwähnt. Heute sind es mehrere hundert Millionen.
Man hat also ständig neue Götter dazugenommen, ohne Probleme. Der Hinduismus kann alles verschlingen, nur dürfen die Grundgedanken des Hinduismus nicht abgelehnt werden. Dazu gehören zum Beispiel Reinkarnation, Karma, also das Vergeltungsgesetz, und auch das Prinzip der Kasten.
Sonst kann alles dazukommen, und man kann auch Jesus im Hinduismus verehren – kein Problem. Ein Problem entsteht erst, wenn man sagt, er sei der Weg, die Wahrheit und das Leben (Johannes 14,6).
Man kann also sagen: Wie im Hinduismus ist auch die ägyptische Religion kein geschlossenes System, sondern vielmehr ein Konglomerat, das starke synkretistische Elemente enthält. Synkretismus – dieses Fremdwort – bedeutet Religionsvermischung.
Das entspricht auch dem heutigen Zeitgeist. Heute ist man daran interessiert, letztlich alle Religionen miteinander zusammenzuführen und zu vermischen. Unterschiede sollen nicht stören, sondern man müsse die Einheit in allem sehen.
Das ist natürlich auch ein Grund, warum die ägyptische Religion so anziehend wirken kann, denn sie entspricht dem heutigen Zeitgeist. Aber man muss fragen: Wie kann man da noch von Wahrheit sprechen? Wenn eine Religion so wandelbar ist, dann ist sie keine Wahrheit.
Hier haben wir einen krassen Gegensatz zum Evangelium. Herr Jesus sagt in Johannes 14,6: „Ich bin der Weg“ – mit bestimmtem Artikel – „der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Nicht eine Wahrheit, sondern die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.
Zentrale Elemente der ägyptischen Religion: Sonne und Osiris
Die wichtigsten Grundkomponenten der ägyptischen Religion sind die Verehrung der Sonne und die Verehrung des Gottes Osiris.
Viele Aspekte können nebensächlich sein, doch es gibt Elemente, die ganz zentral sind.
Unter dem nächsten Punkt widmen wir uns daher der Verehrung der Sonne.
Die Verehrung des Sonnengottes Re und seine vielfältigen Aspekte
Zum Thema Sonnengott: Die Sonne ist täglich sichtbar und hat einen regelmäßigen Lauf. Sie besitzt lebensspendende Kraft. Im Ägyptischen nennt man die Sonne als Himmelskörper „Re“. Dieser Name wurde auch für den Sonnengott verwendet, der ebenfalls Re heißt. Somit ist das gleiche Wort sowohl für das Gestirn als auch für den verehrten Gott gebräuchlich.
Die Ägypter verehrten die Sonne unter verschiedenen Aspekten. Zum Beispiel wurde die aufgehende Sonne besonders unter dem Namen Chepri verehrt. Dieses Wort kommt vom ägyptischen „Cheper“, was „entstehen“ bedeutet. Das Wort Cheper klingt ähnlich wie „Cheperer“, was im Ägyptischen „Mistkäfer“ heißt, auch Skarabäus genannt.
Daher versteht man, warum der Sonnengott oft in der Gestalt eines Skarabäus, also eines Mistkäfers, dargestellt wurde. Das Typische am Skarabäus ist, dass er eine Mistkugel, eine Dungkugel, vor sich herschiebt. Die Ägypter beobachteten, dass aus dieser Mistkugel wieder ein Skarabäus entsteht.
Sie glaubten deshalb, dass aus dem Mist ständig neues Leben hervorgeht. Dabei wussten sie nicht, dass der Skarabäus seine Eier in den Mist legt. Diese Eiablage, umwickelt von Mist, schiebt er kontinuierlich vor sich her. Für die Ägypter war das ein Symbol für den Gott, der sich selbst zum Entstehen bringt.
Weiter wurde die Sonne auch unter dem Namen Atum als Schöpfergott verehrt. Atum bedeutet im Ägyptischen „Nichts“ oder auch „Alles“. Die Sonne wurde besonders in Heliopolis, dem heutigen Kairo, verehrt und hatte bereits im Alten Reich allgemeine Bedeutung.
Bereits aus der Frühzeit Ägyptens, also ab der fünften Dynastie im dritten Jahrtausend vor Christus, wurde der Pharao als Sohn des Re oder als Inkarnation, also Fleischwerdung des Sonnengottes, bezeichnet. Die Verehrung des Königs spielte in der ägyptischen Religion eine zentrale Rolle.
Von dieser Selbstvergottung des Pharao spricht auch Hesekiel 29, Vers 3. Dort findet sich eine ausführliche biblische Prophetie über Ägypten. Der Pharao wird ab Vers 1 angesprochen, und in Vers 3 heißt es: „So spricht der Herr der Ewige: Siehe, ich will an dich, Pharao, König der Ägypter, du großes Seeungeheuer, das in seinen Strömen liegt.“ Damit sind die vielen Arme und Kanäle des Nils gemeint.
Es wird weiter gesagt: „Das in seinen Strömen liegt, spricht: Mein Strom gehört mir, und ich habe ihn mir gemacht.“ Der Pharao betrachtet sich also als Schöpfer des Nils oder überhaupt als Schöpfergott. Diese Selbstvergottung eines Menschen wird hier durch den Propheten scharf kritisiert.
Die Ägypter glaubten, dass der Pharao durch seine Thronbesteigung zum Gott wurde. Er hatte besondere Ansprüche, die man in drei ägyptischen Begriffen ausdrücken kann: Sia bedeutet Überverstand. Der Pharao hatte also einen Überverstand. Hu steht für Machtanspruch, und Hekka bedeutet Zauber. In ihm war also all das konzentriert.
Er wurde als Erhalter Ägyptens angesehen. Dennoch glaubte man nicht, dass er absolut allmächtig war. Für die Allmacht brauchte es nach ägyptischer Ansicht das Kraftfeld aller Götter zusammen. Das ist logisch, denn in der Vielgötterei besitzt nicht ein Gott alle Macht. Die Allmacht wird auf viele Götter aufgeteilt, aber dennoch annähernd als Allmacht verstanden. Das ist sehr wichtig für das, was wir später noch sehen werden.
Diese Vorstellung bereitet die Grundlage für die Konfrontation Israels mit Ägypten. Weiter glaubten die Ägypter, dass der Pharao nach seinem Tod zum Osiris wurde, also mit dem Gott Osiris identifiziert wurde. Sein Sohn und Nachfolger auf dem Thron wurde als Gott Horus angesehen, der ebenfalls ein Sonnengott war.
Man sieht also, dass die Sonne in verschiedene Götter aufgespalten wurde, die aber eng miteinander verbunden waren. Man glaubte, der Pharao stelle als Gott die Verbindung zwischen der irdischen Welt und den Göttern her. Das erklärt, warum der Pharao in Ägypten ein selbstherrlicher Regent war.
Man glaubte, nichts geschehe auf Erden ohne ihn. Das wird besonders wichtig im Zusammenhang mit den Plagen Ägyptens. Er war die Garantie für die jährliche Nilüberschwemmung, was auch bei der Ankündigung der Hungersnot durch Joseph eine Rolle spielt.
Man glaubte, ohne sein Ka, also seine esoterische Lebenskraft, werde in Ägypten kein Kind geboren. Der Gedanke von Lebenskraft und Lebensstrom findet sich in vielen Religionen, auch in Ägypten. Interessanterweise konnte der Pharao jedoch die große Kindergeburt unter den Israeliten nicht verhindern. Das ist eine Ironie und ein Spott über diese Religion, worauf später noch eingegangen wird.
Verschiedene Lokalgötter wurden allmählich mit dem Sonnengott gleichgesetzt. Das zeigt die Entwicklungsfähigkeit der ägyptischen Religion. Verschiedene Götter konnten später als ein und derselbe Gott angesehen werden. So interpretierte man verschiedene Götter als unterschiedliche Offenbarungsformen eines einzigen Gottes.
Zum Beispiel konnte sich Re, der Sonnengott, auf verschiedene Weise zeigen. So sprach man von Chnum-Re oder Mont-Re, ursprünglich verschiedene Götter, oder von Sobek-Re. Sobek war ein Krokodilgott, der mit Re verbunden wurde.
Pharao Echnaton und der Versuch eines ägyptischen Monotheismus
Wenn man über die ägyptische Religion spricht, muss man unbedingt auch die Zeit von Pharao Echnaton behandeln. Er wird auf die Jahre 1370 bis 1352 v. Chr. datiert.
Pharao Echnaton war ein besonderer Verehrer des Sonnengottes Aton. Sein Name enthält bereits den Namen Aton. Aton war die Sonnenscheibe, also ein spezieller Aspekt der Sonne, der verehrt wurde. Echnaton wollte die Sonnenscheibe als seinen Lieblingsgott zum einzigen Gott erheben. Er versuchte, alle anderen Götter Ägyptens verschwinden zu lassen.
Während seiner Herrschaft durfte man nur noch Aton verehren. Andere Götter, wie Amun, der ebenfalls ein Sonnengott war, wurden verfolgt.
In vielen Büchern oder Artikeln über Ägypten liest man, dass sich hier ein Monotheismus entwickelt habe. Das bedeutet die Verehrung eines einzigen Gottes. Man sagt, dieser Monotheismus sei nicht erst später bei den Juden, Christen oder im Islam entstanden, sondern schon in Ägypten vorhanden gewesen.
Dabei wird jedoch nicht betont, dass Aton nach wie vor ein Geschöpf war – die Sonnenscheibe. Man sollte daher eher von der Verehrung eines Götzen sprechen und nicht von der Verehrung eines Gottes. Es handelt sich quasi um eine Monoidolatrie, also die Verehrung eines einzelnen Götzen.
Man spricht auch von Monolatrie. Das bedeutet die besondere Verehrung eines Gottes, während andere Götter an Bedeutung verlieren.
Später werden wir noch mehr auf einzelne Götter eingehen, wie sie hier auf dem Blatt aufgeführt sind.
Schöpfungsmythen in der ägyptischen Literatur
Wir kommen nun zu Punkt drei, den Schöpfungsmythen. In der ägyptischen Literatur, die aus unzähligen Inschriften und Papyri besteht, findet man keine zusammenhängenden Schöpfungsmythen. Stattdessen gibt es mal ausführlichere und mal sehr kurze Berichte, die sich abwechseln. Insgesamt lassen sich jedoch drei Haupttypen von Kosmogonien erkennen. Kosmogonie bedeutet die Vorstellung davon, wie die Welt entstanden ist, also Schöpfungsmythen.
In Heliopolis bei Kairo, wo der Sonnengott besonders verehrt wurde, beginnt der Schöpfungsbericht folgendermaßen: Atum, der Sonnengott, erscheint am Anfang auf einem Urhügel, der sich aus dem Urozean erhob. Der Urozean wurde selbst als Gott verehrt, nämlich als Nun. Danach erzeugt Atum – je nach Inschrift in zwei verschiedenen Versionen – ein Geschwisterpaar: die Gottheiten Shu, die Luft, und Tefnut, die Feuchtigkeit.
Im weiteren Verlauf entstehen dann die Gottheiten Geb, der Gott der Erde, den ich bereits in der Götterliste unter Punkt zwei erwähnt habe, aber bisher nicht näher erläutert habe, und Nut, eine Himmelsgottheit. Anfangs waren Erde und Himmel vereint, wurden aber später durch Shu, die Luft, getrennt. Hier erkennt man noch Erinnerungen an den biblischen Schöpfungsbericht, den man aus der Geschichte von Noah kennt. Von Adam bis Noah gab es eine direkte Überlieferungslinie durch zehn Generationen, die in 1. Mose 5 erwähnt werden. Dieses Wissen war auch nach der Sintflut noch in Babel vorhanden. Die Völker haben vieles davon in die Zerstreuung in alle Welt mitgenommen – auch hier.
Der Sonnengott erscheint über dem Urozean, was dem ersten Schöpfungstag entspricht. Alles war von Wasser umgeben (1. Mose 1,2). Die Erde war wüst und leer, und der Geist Gottes schwebte über der Tiefe, dem aufgewühlten Meer, dem Urozean. Am ersten Schöpfungstag heißt es: „Und Gott sprach: Es werde Licht.“ Dieses Licht, das über dem Urozean aufgeht, war jedoch nicht die Sonne. Das ist ganz wichtig: Die Sonne wird erst am vierten Tag erschaffen. Viele haben sich gefragt, warum Gott das so gemacht hat und warum er zuerst ein anderes Licht brachte. Es sollte zeigen, dass nicht der Lichtträger, die Sonne, etwas Besonderes ist. Gott war nicht auf die Sonne angewiesen, um der Erde Leben zu geben. Die Sonne ist gewissermaßen wie eine Lampe, die er erst am vierten Tag erschuf. Gott war nicht abhängig von ihr.
Die Ägypter verehrten jedoch die Sonne, und deshalb war dieses Licht für sie gleichbedeutend mit dem Sonnengott. Danach entsteht die Luft, die Gottheit Shu. Das entspricht dem zweiten Schöpfungstag, an dem Gott eine Ausdehnung schafft. Zwischen dem Wasser unterhalb und dem Wasser oberhalb der Ausdehnung, die Gott platziert, liegt eine Art Dunsthülle in etwa drei Kilometer Höhe. Diese Dunsthülle regnete sich in der Sintflut ab und führte dazu, dass die Erde überschwemmt werden konnte. Heute ist das nicht mehr möglich; nur noch lokale Fluten können auftreten.
Am zweiten Schöpfungstag entsteht also die Luft, die Ausdehnung. Das hebräische Wort Rakia bezeichnet etwas Hauchdünnes und Weit Ausgedehntes. Gott nennt die Rakia dann Himmel, also den Lufthimmel. Wir sehen weiterhin, dass Himmel und Erde ursprünglich vereint waren, später aber durch Shu getrennt wurden. Das erinnert an die Trennung am zweiten Schöpfungstag zwischen den Wassern oberhalb und unterhalb der Ausdehnung. Es wird ausdrücklich über diese Trennung gesprochen: Die Atmosphäre soll das Wasser oben, das himmlische Wasser, vom Wasser unten, dem irdischen Wasser, trennen.
Kommen wir nun zum Schöpfungsbericht in Memphis. Dort wurde der Gott Ptah verehrt. Von ihm heißt es, dass er durch sein schöpferisches Wort erschaffen hat. Was er denkt und ausspricht, wird Wirklichkeit. Das erinnert deutlich an 1. Mose 1, wo Gott spricht: „Es werde“ und es entsteht. In diesem Bericht geht es jedoch um eine Vielzahl von Göttern, die einen Teil dieses Gottes ausmachen. Sie werden symbolisiert als Zähne und Lippen dieses Gottes, die ihm als Hilfsmittel dienen.
Weiter zum Schöpfungsbericht in Theben: Dort wurde gelehrt, dass am Anfang acht Götter existierten, vier männliche und vier weibliche. Sie wurden als Frösche oder Schlangen dargestellt. Diese Götter befanden sich zuerst auf der Flammeninsel, der Geburtsstätte des Sonnengottes. Die acht Götter sind Nun und Naunet, männlich und weiblich, der Urozean; Hu und Hauhet, die Unendlichkeit; Kuk und Kauket, die Finsternis; und schließlich Amun und Amaunet, das Unsichtbare, oder Niao und Niaut, das Nichts.
Auch hier sehen wir Parallelen zum biblischen Schöpfungsbericht. Wieder gibt es die Flammeninsel ganz am Anfang, wo quasi das Licht entsteht. Weiterhin die Idee eines Urozeans und der Gedanke der Finsternis am Anfang, wie wir ihn in 1. Mose 1,2 finden: „Die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe.“ Der Gedanke des Unsichtbaren oder Nichts erinnert daran, dass Gott aus dem Nichts geschaffen hat. Wie im Hebräerbrief 11 gesagt wird, hat er aus dem erschaffen, was nicht erscheint, nicht sichtbar ist, eben aus dem, was gar nicht da ist.
Diese Parallelen sind erklärbar durch die Abstammung der Ägypter von Mitzrayim, von Ham zurück bis zu Noah.
Israel und die ägyptische Religion: Erste Begegnungen und Konflikte
Als Nächstes gehen wir zu Punkt zehn auf dem Blatt. Wir haben viel mehr Material hier auf den Blättern, als ich behandeln kann. Im vergangenen Jahr habe ich zwei Semester Vorlesungen an der STH über altorientalische Religionen gehalten, also über die Religion der Ägypter, Kanaaniter, Babylonier, Assyrer und Sumerer. Das ist das Vorlesungsmaterial aus diesen Unterrichtsstunden.
Wir kommen nun zu Punkt Israel und die ägyptische Religion. Eine erste Berührung findet sich bereits in der Geschichte von Abraham, 1. Mose 12,9-20. Abraham wurde von Gott aus Ur in Chaldäa im Südirak herausgerufen, um ins Land Kanaan zu gehen. Doch in Kanaan gab es eine Hungersnot, 1. Mose 12. Um dieser Hungersnot zu entgehen, ging Abraham nach Ägypten hinunter. Das war jedoch nicht Gottes Plan, denn Gott wollte ihn in Kanaan, im verheißenen Land, haben, nicht in Ägypten.
Die Hungersnot hatte auch ihren Grund: Gott wollte Abraham etwas zeigen, was in seinem Leben nicht stimmte. Er hatte ja Lot mitgenommen, obwohl Gott ihm damals gesagt hatte, 1. Mose 12,1-3, er solle seine Verwandtschaft verlassen. Da war Abraham nicht ganz gehorsam und nahm seine Verwandtschaft mit. So wollte Gott ihm durch die Hungersnot etwas zeigen. Doch dieser Zucht wollte Abraham entgehen, und er ging nach Ägypten.
Warum konnte man in Ägypten Nahrung finden, wenn in Kanaan Hungersnot war, in diesem Wüstenland? Ägypten war nicht vom Regen abhängig, sondern vom Wasser des Nils. In Abessinien, in Schwarzafrika, regnete es reichlich, auch wenn im Nahen Osten eine allgemeine Hungersnot und Dürre herrschte. So gab es in Ägypten Nahrung, auch in Zeiten, in denen man im fruchtbaren Halbmond hätte hungern müssen.
Wir verstehen, dass die Ägypter den Nil ganz besonders verehrten, als den Nilgott Happi. Er wurde auch als Stier verehrt. Man spricht vom Apis-Stier, aber Apis ist einfach die griechische Form von Happ, ägyptisch. So wurde Abraham mit der Religion der alten Ägypter konfrontiert. Er erwartete vom Nil Nahrung, aber eben von diesem Nil, den die Ägypter selbst als Gott verehrten, nicht Abraham. Das ist eine früheste Konfrontation mit dieser Religion.
Es ist nun elf Uhr, wir machen eine Viertelstunde Pause. Wir waren bei 1. Mose 12: Abraham ging wegen der Hungersnot nach Ägypten hinab. Das war eine Verunehrung des wahren Gottes, denn der wahre Gott hatte die Macht, Abraham auch in Kanaan, trotz der Hungersnot, zu ernähren. Abraham ging jedoch zu den Ägyptern, was sie darin bestärkte, dass selbst Abraham auf den Nilgott Happi angewiesen war – zumindest in ihren Augen. Das war kein gutes Zeugnis.
Außerdem brachte Abraham seine Frau Sara zum Lügen. Das Ganze führte zu einem Drama: Der Pharao meinte, sie sei Abrahams Schwester und nicht seine Frau, und er wollte sie heiraten. Das war eine Schande. Danach kehrte Abraham zurück, und Gott führte ihn weiter auf dem Weg des Glaubens. Das war eine erste Konfrontation mit Ägypten in der Geschichte Israels.
Später, in 1. Mose 15, prophezeite Gott Abraham die Unterdrückung seiner Nachkommen in Ägypten sowie die darauffolgende Befreiung und den Einzug nach Kanaan. Ich lese 1. Mose 15,13-16: „Und er sprach zu Abraham: Gewisslich sollst du wissen, dass dein Same ein Fremdling sein wird in einem Land, das nicht das ihre ist, und sie werden ihnen dienen und sie werden sie bedrücken vierhundert Jahre. Aber ich werde die Nation richten, welcher sie dienen werden, und danach werden sie ausziehen mit großer Habe. Und du wirst zu deinen Vätern eingehen in Frieden und wirst begraben werden in gutem Alter. Im vierten Geschlecht werden sie hierher zurückkehren, denn die Ungerechtigkeit der Amoriter ist bis hierher noch nicht voll.“
Das zweite Buch Mose zeigt dann die Erfüllung dieser Prophetie aus dem ersten Buch der Bibel. Die Zeit der Nachkommen Abrahams, die Zeit Israels in Ägypten, war eine ganz wichtige, aber auch eine schlimme Zeit. Denn in Hesekiel 20,7 lesen wir, dass die Israeliten begonnen hatten, die ägyptischen Götter zu verehren, obwohl sie von ihrem Stammvater Abraham den wahren Gott kannten.
Ich lese Hesekiel 20,7: „Und ich sprach zu ihnen: Werft ein jeder die Scheusale seiner Augen weg und verunreinigt euch nicht mit den Götzen Ägyptens! Ich bin Yahweh, das heißt der Ewige, euer Gott. Aber sie waren widerspenstig gegen mich und wollten nicht auf mich hören. Keiner warf die Scheusale seiner Augen weg, und von den Götzen Ägyptens ließen sie nicht. Da gedachte ich, meinen Grimm über sie auszugießen, meinen Zorn an ihnen zu vollenden, mitten im Lande Ägypten.“
Hier wird ganz klar gesagt, dass Israel in die Falle der ägyptischen Religion geraten war. Nun verstehen wir auch, warum Israel in diese grausame Sklaverei kam, in diese furchtbare Unterdrückung. Das war eine Zucht Gottes an seinem Volk wegen des ägyptischen Götzendienstes. Durch diese Zucht sollte Israel zur Umkehr und Buße geführt werden.
Genau das finden wir in 2. Mose 3. Dort sagt Gott, dass das Schreien der Kinder Israel in Ägypten vor ihm gekommen war. Das war auch ein Schreien der Buße, der Rückkehr zu dem einen wahren Gott. Der Lohn für die geleistete Arbeit sollte erst am Ende ausbezahlt werden. Die Sklaverei wurde ja nicht bezahlt, obwohl Israel die Städte Pithom und Ramses gebaut hatte. Aber das war in Gottes Plan so.
1. Mose 15 sagt, am Ende werden sie mit großer Habe ausziehen. Das war der Lohn für die geleistete Arbeit. Dieses Vermögen konnte dann in vollem Maß für den goldenen transportablen Tempel eingesetzt werden, für die Stiftshütte, die in der Sinaiwüste nach dem Auszug zu Ehren Gottes gebaut wurde.
Hätten die Israeliten ständig ihre Lohnauszahlungen erhalten und nicht nur Kostenlogie gehabt, dann hätten sie das Geld nach dem Auszug aus Ägypten nicht mehr gehabt. In Gottes Vorsehung war dieses ganze Vermögen quasi auf der Bank gelegt, um es dann richtig zu gebrauchen zur Ehre Gottes nach der Befreiung aus Ägypten.
Die Zehn Plagen als Gericht über die Götter Ägyptens
Die Zehn Plagen waren ein Gericht an den Göttern Ägyptens. Diesen Ausdruck finden wir in 2. Mose 12,12 und auch in 4. Mose 33,4, besonders in Verbindung mit der zehnten Plage, die gewissermaßen alle anderen Plagen krönte. Diese Plagen sollten Israel die Erkenntnis des einen wahren Gottes vermitteln.
In 2. Mose 10,2 lesen wir: „Und der Herr sprach zu Mose: Gehe zu dem Pharao hinein, denn ich habe sein Herz verstockt und das Herz seiner Knechte, um diese meine Zeichen in seiner Mitte zu tun.“ Außerdem sagt Gott: „Damit du vor den Ohren deiner Kinder und deiner Kindeskinder erzählst, was ich in Ägypten ausgerichtet und welche Zeichen ich unter ihnen getan habe. So werdet ihr wissen, dass ich Yahweh, der Ewige, bin.“
Israel sollte dadurch den wahren Gott erkennen, aber auch die Ägypter. Das wird zum Beispiel in 2. Mose 10,10 deutlich, wo es heißt: „Und er sprach: Auf morgen. Da sprach er: Es sei nach deinen Worten, auf dass du weißt, dass niemand ist wie der Herr, unser Gott.“
Auch in 2. Mose 7,5 steht: „Und die Ägypter sollen erkennen, dass ich Yahweh bin, wenn ich meine Hand über Ägypten ausstrecke und die Kinder Israel aus ihrer Mitte herausführe.“
Hier ist noch etwas Wichtiges zu beachten: In ägyptischen Darstellungen sieht man den Pharao oft in kämpfenden Kriegen mit ausgestrecktem Arm. Wenn Gott sagt, er werde mit seinem ausgestreckten Arm Israel aus Ägypten befreien, zeigt er damit seine Macht über diesen Obergott Ägyptens, den Pharao.
Dieses Bild wird oft wiederholt. Später wird immer wieder davon gesprochen, wie Gott mit starkem Arm Israel aus Ägypten geführt hat. Es ist stets eine Anspielung auf die Vergottung des Pharao, der letztlich im Roten Meer umgekommen ist.
Weitere Begegnungen Israels mit Ägypten in der biblischen Geschichte
Eine weitere Begegnung in der Geschichte Israels mit Ägypten greife ich nochmals zurück auf Hagar, die ägyptische Magd, die Abraham damals aus Ägypten mitgebracht hatte, bei seinem Ägyptenbesuch. Das hatte große Konsequenzen für die spätere Geschichte, wenn man 1. Mose 16 liest.
Später in der Geschichte, bei Joseph in Ägypten (1. Mose 37-50), finden wir erneut eine intensive Zeit der Konfrontation Israels mit Ägypten. Wir kennen alle die Geschichte, wie der Pharao einen Traum hatte (1. Mose 41). Es geschah nach Verlauf von zwei vollen Jahren, als Joseph damals im Gefängnis in Ägypten war, dass der Pharao träumte:
„Und siehe, er stand am Strom, und siehe, aus dem Strom stiegen sieben Kühe herauf, schön von Ansehen und fett an Fleisch, und sie weideten im Riedgras. Und siehe, sieben andere Kühe stiegen nach ihnen aus dem Strom herauf, hässlich von Ansehen und mager an Fleisch, und sie standen neben den Kühen am Ufer des Stroms. Und die Kühe, die hässlich von Ansehen und mager an Fleisch waren, fraßen die sieben Kühe, die schön von Ansehen und fett waren.“
Der Pharao erwachte, schlief ein und träumte zum zweiten Mal:
„Und siehe, sieben Ähren wuchsen auf an einem Halm, fett und schön, und siehe, sieben Ähren mager und vom Ostwind versengt sprossen nach ihnen auf, und die mageren Ähren verschlangen die sieben fetten und vollen Ähren.“
Der Pharao erwachte und siehe, es war ein Traum. Am Morgen war sein Geist voll Unruhe, und er sandte hin und ließ alle Schriftgelehrten Ägyptens und alle seine Weisen rufen. Der Pharao erzählte ihnen seine Träume, aber keiner konnte sie deuten.
Eigenartig, der Pharao, dieser oberste Gott auf Erden, der Vermittler zu den Göttern oben, träumt und weiß nicht, was sein Traum bedeutet. Sehr peinlich, oder? Dann ruft er alle Schriftgelehrten, also auch die gesamte Priesterschaft Ägyptens, zusammen.
Unter dem Abschnitt „Priester, Punkt fünf“ zeige ich, wie die Priesterschaft aufgebaut war: Der Kult gehörte eigentlich dem König. Der ganze Götzenkult war im Pharao vereinigt. Er war der einzige, der wirklich Priester sein konnte, aber alle Priester in Ägypten übten den Dienst an seiner Stelle und in seinem Namen aus. Es gab also nur den Priesterdienst durch den Pharao.
Es gab mehrere Priesterklassen: Jeder Tempel hatte einen Hohenpriester, zum Beispiel den Schwiegervater von Joseph, den Vater von Asnat (1. Mose 41,45). Er war Hohenpriester in Onn, Onn ist der Name für Heliopolis, also im Gebiet des heutigen Kairo. Er war also ein solcher Hoherpriester.
Daneben gab es nach dem Hohenpriester speziell sogenannte Gottesdiener, die professionell waren. Dann gab es eine Gruppe, die man die „Reinen“ nannte. Das waren Laien. Ferner gab es viele Spezialisten: Sängerpriester, Musikerpriester mit Instrumenten, Vorlesepriester, das waren die Schreiber des Gottesbuches.
Frauen wurden als Sängerinnen und Tänzerinnen in den Tempeln eingesetzt. Sie wurden aus vornehmen Familien rekrutiert und galten als die Haremsdamen des jeweiligen Gottes, der an bestimmten Orten verehrt wurde. Die vornehmste unter diesen Tänzerinnen galt als die Ehefrau, die Gattin des jeweiligen Gottes.
In diesem Zusammenhang gab es auch eine Tempelprostitution. Diese abscheuliche Praxis wird in 5. Mose 23,17-18 schwerstens im Gesetz Gottes verurteilt. Priester galten als besonders rein. Sie mussten ständig rituelle Waschungen durchführen, wurden bei der Priesterweihe beschnitten und hatten spezielle Speisevorschriften einzuhalten.
Also, in 1. Mose 41,8 ruft der Pharao all diese Priester, die ihm unterstellt waren. Doch auch sie wissen nicht, was der Traum bedeutet. Die ganze Religion Ägyptens ist völlig überfordert.
Dann fällt dem Obersten der Mundschenken ein: „Oh, ich habe mal so einen hebräischen jungen Mann kennengelernt im Gefängnis. Er konnte Träume deuten.“ So kommt Joseph vor den Pharao.
Wenn wir weiterlesen, ist es so schön in Vers 14 beschrieben: „Da sandte der Pharao hin und ließ Joseph rufen, und sie ließen ihn eilends aus dem Kerker gehen. Er schor sich, wechselte seine Kleider und kam zu dem Pharao.“
Der Pharao sprach zu Joseph: „Ich habe einen Traum gehabt, und da ist keiner, der ihn deutet. Ich habe aber von dir sagen hören, du verstehst einen Traum, ihn zu deuten.“
Joseph antwortete dem Pharao und sprach: „Das steht nicht bei mir. Gott wird dir antworten, was dem Pharao zum Heil ist.“
Da sprach der Pharao zu Joseph: „In meinem Traum, siehe da, stand ich am Ufer des Stroms,“ und er zählt im Weiteren den Traum auf.
Joseph stellt sich also nicht als großen Spezialisten vor, sondern sagt: „Nur Gott.“ Er spricht mit einer Selbstverständlichkeit über Gott. Aber es ist klar, dass dies nicht einer der Götter Ägyptens ist, denn in diesen Priestern waren ja nicht nur der Pharao, sondern alle anderen Götter auch repräsentiert.
Niemand konnte den Traum deuten außer Joseph, aber nicht aus eigener Kraft, sondern durch die Kraft des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs.
Joseph erklärt, dass es zu einer sehr fruchtbaren Zeit kommen wird, von sieben Jahren, und danach sieben Jahre schreckliche Hungersnot.
Interessant ist, dass die fetten Kühe und auch die mageren Kühe im Traum aus dem Nil herauskommen. Was bringt die Fruchtbarkeit in Ägypten? Die Überschwemmungen des Nils.
Wenn im Herbst der Nil überschwemmt, bringt er fruchtbaren Schlamm auf die Äcker. Danach fließt das Wasser wieder zurück, und nach diesem Rückfluss kann man in den fruchtbaren Schlamm säen. Das gibt dann im nächsten Jahr eine gute Ernte.
Die fetten Kühe, die aus dem Nil herauskommen, symbolisieren den Nil, der überschwemmt und Fruchtbarkeit bringt. Aber es ist offensichtlich nicht Happi, der diese Fruchtbarkeit für Ägypten wirkt, denn Happi wusste nichts von dieser Zeit. Auch die anderen Götter, die mit dem Nil verbunden sind, wussten nichts davon.
Nur der Gott Josephs wusste, dass es so kommen würde.
Dann kommen die mageren Kühe ebenfalls aus dem Nil heraus. Aber wie ist das zu verstehen?
Es gibt zwei Arten, wie Hungersnot auch in Ägypten entstehen kann: Wenn es zu wenig Überschwemmung im Herbst gibt, führt das zu Hungersnot. Aber auch wenn es zu viel Überschwemmung gibt und das Wasser nicht rechtzeitig zurückgeht, sodass man nicht zum richtigen Zeitpunkt säen kann, entsteht Hungersnot.
Darum kommen die mageren Kühe auch aus dem Nil heraus – sie symbolisieren die übermäßige Überschwemmung, die zu Hungersnot führt.
Im Weiteren sagt Joseph als Rat, man solle jemanden bestellen, der die ganze Wirtschaft Ägyptens überwacht, damit in den sieben fetten Jahren genügend Nahrung gesammelt wird, um die sieben Hungersjahre zu überbrücken.
Dem Pharao ist sofort klar, wer der ideale Mann dafür ist: Joseph.
Wir haben bereits gesehen, dass der Pharao als Gott verehrt wurde, der Ägypten ernährt und Leben gibt. Aber er wusste nichts von der Zukunft Ägyptens, weder von den fetten noch von den mageren Jahren, und er wusste auch nicht, wie man die Hungersnot logistisch überbrücken sollte.
Alles muss Joseph, der Mann Gottes, tun. Die Ägypter können das nicht selbst.
Das ist eine Parodie auf die ägyptische Religion. Es zeigt, dass der Gott Abrahams auch damals in Kanaan Abraham hätte durchbringen können. Er hätte nicht nach Ägypten gehen müssen.
Später hat Gott Joseph so geführt, dass er nach Ägypten kam, um eine spätere Hungersnot zu überbrücken.
Gottes Wille war es, dass die ganze Familie nach Ägypten geht. Gott sagte Jakob, er solle mit seiner ganzen Familie nach Ägypten hinuntergehen.
Jakob war zuerst sehr zurückhaltend. Noch bevor er nach Ägypten ging, erschien Gott ihm im Traum und sagte, er solle es nicht fürchten.
Es ist nun nicht das Gleiche wie bei Abraham; jetzt soll Jakob hinuntergehen.
Gott wollte mit der Familie Jakobs, mit der Familie Josephs, auch ganz Ägyptenland retten, sodass die Ägypter erkennen könnten, dass nicht der Nil Leben gibt, sondern der Gott Israels.
Wenn wir hier an Missionsgeschichte denken, denken wir meistens erst ab der Zeit von Pfingsten, Apostelgeschichte 2, wo der Herr den Auftrag gab, das Evangelium bis ans Ende der Erde zu verkündigen.
Aber Mission finden wir bereits im Alten Testament.
Hier war ganz Ägypten konfrontiert mit dem einen wahren Gott, dem Gott Israels. Sie mussten alle erkennen, dass die Götter Ägyptens nichts können und nicht helfen können.
Das ist sehr eindrücklich.
Später, in der Zeit, als die Nachkommen der Großfamilie Jakobs in Ägypten zum Volk geworden waren, gab es die Zeit der Plagen über Ägypten.
Dabei wurden auch die Israeliten zum Teil getroffen, ebenso die Ägypter, um beide zur Erkenntnis zu führen, wer der wahre Gott ist, der sich schon zu Zeiten Josephs so deutlich in Ägypten offenbart hatte.
Gott benutzt in dieser Zeit Mose, der als Adoptivsohn der Tochter des Pharao am Hof aufgewachsen war.
Apostelgeschichte 7,22 sagt, er war unterwiesen „in aller Weisheit der Ägypter“, also kannte er auch die Religion Ägyptens in- und auswendig.
Als Vierzigjähriger entschied er sich, all den Luxus und alles, was Ägypten ausmachte, aufzugeben, um mit dem Volk Gottes, einem Sklavenvolk, die Schmach zu teilen.
Was die Eltern ihm in der Zeit, als er noch bei der Mutter gestillt wurde, an geistlicher Nahrung mitgeben konnten, trug mit 40 so deutliche Frucht, dass Mose der ganzen Weisheit Ägyptens – Religion und Wissenschaft in einem – den Rücken kehrte, um dem alleinwahren Gott zu dienen.
Nach dem Auszug aus Ägypten bekommt Mose die Zehn Gebote. Wir sehen, welche Abgrenzung das gegen die Religion Ägyptens und die Religion der ganzen Welt war.
Ich lese aus 2. Mose 20 die ersten zwei Gebote:
Vers 1: „Und Gott redete alle diese Worte und sprach: Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich herausgeführt habe aus dem Lande Ägypten und aus dem Haus der Knechtschaft.“
Vers 3: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“
Hier werden alle Götter Ägyptens abgelehnt und alle Götter der Welt.
Vers 4: „Du sollst dir kein geschnitztes Bild machen, noch irgendein Gleichnis dessen, was oben im Himmel und was unten auf der Erde und was in den Wassern unter der Erde ist.“
„Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen und ihnen nicht dienen, denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott ...“
Und das dritte Gebot sagt in Vers 7: „Du sollst den Namen JHWH, deines Gottes, nicht zum Eitlen aussprechen.“
Hier wird noch einmal ganz klar gemacht, wer dieser Gott ist, dem allein Ehre und Anbetung gebührt: Yahweh, ein Gottesname, den man in Ägypten nicht kannte.
Als Mose vor den Pharao kam, sagte er: „Wer ist Yahweh, wenn er sagt, Yahweh hat gesagt, lass Israel meinen Erstgeborenen ausziehen?“ Wer ist das? Das war in Ägypten nicht bekannt.
Aber das ist der einzige, dem Anbetung und Verehrung zukommt.
Eine ganz starke Ablehnung all dieser Götzenbilder und Göttervorstellungen in Ägypten.
Traurig ist, dass noch bevor Israel diese Zehn Gebote in schriftlicher Form auf zwei Tafeln erhalten hatte, sich das Volk, nachdem Mose vierzig Tage abwesend war auf dem Berg, dafür entschied, einen sichtbaren Gott herzustellen: das goldene Kalb.
Und was ist dieses goldene Kalb? Nichts anderes als der Abyss-Stier aus Ägypten, Abyss oder Happ, der Nilgott.
So wurde wieder ägyptische Religion praktiziert, aber in einer religionsvermischenden Weise.
Wir lesen in 2. Mose 32,4: „Und er nahm es aus ihrer Hand, bildete es mit einem Meißel und machte ein gegossenes Kalb daraus. Und sie sprachen: Das ist ein Gott Israels, der dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat.“
Als Aaron es sah, baute er einen Altar vor ihm und rief aus: „Ein Fest dem Yahweh ist morgen!“
Sie hätten also gesagt: Ja, wir geben die Religion unserer Väter nicht auf, den Glauben Abrahams, Isaaks und Jakobs. Wir verehren weiterhin Yahweh, aber eben manifestiert in einem Kalb aus Ägypten.
Das ist Religionsvermischung.
Wir sehen, wie Gott Israel dafür mit einer schrecklichen Plage bestrafte.
Übrigens hat sich auch mit der Veränderung des Glaubens die Musik geändert.
Nach dem Auszug aus Ägypten sang Israel dieses wunderbare Lied in 2. Mose 15, das Lied der Erlösung.
Aber mit dem goldenen Kalb feierten sie Gottesdienst, allerdings ausgelassener als früher.
Früher war der Gottesdienst nicht so ausgelassen und fröhlich.
Als Josua auf dem Berg war, sagte er zu Mose: „Ich höre Kriegsgeschrei.“
Mose antwortete: „Nein, es ist kein Kriegsgeschrei, das ist Wechselgesang.“
Typisch für Kriegsmusik sind motorische Rhythmen wie in der Rockmusik, immer gleichbleibend.
Es ist interessant: Mit der Veränderung des Glaubens ändert sich automatisch auch die Musik und wird zu Kriegsrhythmen.
Das war nur ein kurzer Seitenhieb, aber wir wollen ja aus der Bibel etwas lernen für heute.
Ägypten in der Zeit Salomos und die Folgen der Religionsvermischung
Später, in der Zeit Salomos, sehen wir erneut eine besondere Verbindung zu Ägypten. Salomo verschwägert sich, indem er eine Tochter des Pharao zur Frau nimmt (1. Könige 11,1). Damit heiratet er die Tochter des Hauptgottes von Ägypten.
Durch Gottes Gericht spaltet sich Israel in ein Nordreich auf. Der König dieses Nordreiches war Jerobeam, Sohn Nebats (1. Könige 11,26). Jerobeam war zunächst im Exil in Ägypten (1. Könige 11,40). Interessant ist der Name Nebat, der ägyptisch „Nebet“ lautet und ein Name für die Göttin Hathor ist. Offenbar bestand in der Familie bereits ein Bezug zu Ägypten. Das erklärt auch, warum Jerobeam, als er vor Salomo fliehen musste, nach Ägypten ins Exil ging.
Nach dem Tod Salomos kehrte Jerobeam zurück, übernahm die Regierung im Norden und stellte goldene Kälber in Dan und Bethel auf (1. Könige 12,28-30). Auch hier fand wieder eine Religionsvermischung statt. Diese Kälberverehrung wurde gewissermaßen zum Fallstrick für das Nordreich Israel. Es handelte sich dabei nicht anders als um den Stierkult Abis aus Ägypten.
Die Folge davon war später der totale Untergang des Nordreiches, wie es in 2. Könige 17 beschrieben ist. Vers 7 macht deutlich, dass dieser Untergang mit dem Götzendienst Israels zusammenhing.
Erwähnenswert ist auch eine ausführliche Prophetie über Ägypten in Hesekiel 29 bis 32. Besonders Kapitel 32 sollte man sich in Ruhe zu Hause ansehen. Dort wird Ägypten als das Land des Todes beschrieben – und das war es auch.
Was ist das Auffälligste für Besucher Ägyptens? Die Pyramiden und der gesamte Totenkult. Die Pyramiden waren nichts anderes als Gräber, und dieser Totenkult stand in engem Zusammenhang mit der Religion und bildete das Zentrum des ägyptischen Glaubens. Das Hervorstechende in Ägypten war also nicht das Leben, sondern der Tod.
So wird Ägypten in der Prophetie poetisch und eindrucksvoll als das Land des Todes beschrieben. Das steht in starkem Gegensatz zum Zentrum des Evangeliums, das der Herr Jesus Christus ist. Er konnte sagen: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Johannes 14,6). Johannes 3,16 verspricht: „Damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“
Das Evangelium ist die Botschaft des Lebens. Die esoterische Religion Ägyptens hingegen ist die Botschaft des Todes.
Die Verhärtung des Herzens im Buch Exodus
Nun führt uns das zum nächsten Punkt. Das Thema auf dem Blatt ist Punkt 11: die Verhärtung des Herzens im Buch Exodus, Zweiter Mose.
In Verbindung mit den zehn Plagen, die Gottes Gericht über die Götter Ägyptens waren, begegnen wir dem Pharao. Er erhält den Auftrag, Israel freiwillig ziehen zu lassen. Doch er weigert sich und erkennt den fremden Gott, von dem Mose und Aaron sprechen, überhaupt nicht an.
Gott gibt ihm die Chance, ein weiches Herz zu bekommen, indem er die Plagen schickt, damit der Pharao bereit wird, Israel ziehen zu lassen. Doch der Text betont immer wieder, wie der Pharao sein Herz verhärtet. Insgesamt kommt dies zwölfmal vor. Ich habe alle Stellen hier auf dem Blatt aufgeführt, von Kapitel 7 bis Kapitel 14. Die Verhärtung des Herzens steht dabei in Verbindung mit den Plagen und dem Durchzug durch das Rote Meer.
Sechsmal verhärtet der Pharao selbst sein Herz. Ab dem siebten Mal heißt es, dass Gott sein Herz verhärtet (2. Mose 9,12). Man kann also sagen: Der Pharao war kein Opfer der Prädestination Gottes. Gott wusste zwar im Voraus, dass der Pharao Israel nicht ziehen lassen würde. Doch der Pharao hat sein Herz sechsmal selbst in eigener Verantwortung verhärtet.
Mit dem sechsten Ereignis lief seine Gnadenzeit ab. Danach begann Gott, sein Herz zu verhärten. Von diesem Zeitpunkt an konnte er sich nicht mehr bekehren.
Gott will prinzipiell, wie es in 1. Timotheus 2,4 heißt, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Doch er gibt jedem Menschen nur eine bestimmte Gnadenzeit. Diese kann bis zum Tod dauern, aber in vielen Fällen endet sie früher. Es kann also noch zu Lebzeiten einen Moment geben, in dem sich das Herz so verhärtet, dass man sagen muss: Gott hat das Herz verhärtet.
Darum heißt es heute, wenn Gott uns ruft, dürfen wir unser Herz nicht verhärten. Das ist auch das Thema im Hebräerbrief. Immer wieder wird dort darauf hingewiesen: Kapitel 3, Vers 7, Vers 13, Vers 15 und Kapitel 4, Vers 7 – „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht.“
Der Pharao hatte die Gelegenheit zur Umkehr, doch er wollte ein Gott bleiben. Das hätte bedeutet, dass er zugeben müsste: „Ich bin kein Gott.“
Auch der Dalai Lama wird von Gott geliebt. Gott hat die ganze Welt geliebt und seinen Sohn gegeben. Auch solche Menschen erhalten von Gott eine Gnadenzeit, um umzukehren. Aber sie müssen an den Punkt kommen, an dem sie sagen: „Ich bin kein Gott, ich bin ein verlorener Sünder. Ich kann nur durch das Blut Jesu Christi errettet werden.“
Der Pharao aber sagt bis heute, dass er ein Gott sei.
Interessant ist, dass man hier im Westen, wo das Christentum oft kritisiert wird, kein Problem damit hat, jemanden zu akzeptieren, der sich als Gott darstellt. Doch niemand scheint Journalisten oder anderen auf die Idee zu kommen, zu fragen: Was ist das für ein Gott, der sich als Gott verkauft, aber nicht einmal nach China gehen kann, wenn er es möchte?
Die Chinesen sagen, er komme nicht nach Tibet, weil das chinesisches Gebiet sei, und hier komme kein Dalai Lama hin. Was ist das für ein Gott, der nicht sagen kann: „Ich gehe nach China“, wenn er es möchte?
Das ist ähnlich wie in Ägypten, wo Gott die Machtlosigkeit der falschen Götter zeigt, um die Menschen zur Erkenntnis des wahren Gottes zu führen. Das müsste doch ausreichen.
Aber warum merken die Leute das nicht? Das kann doch nicht sein, dass das eine falsche Religion ist, denn dieser Gott hat ja keine wirkliche Macht.
Gut, jetzt müssen wir uns noch etwas beschäftigen, bevor wir mit den verhärteten Herzen weiter fortfahren.
Jenseitsvorstellungen in Ägypten
Wie sahen die Jenseitsvorstellungen in Ägypten aus? Unter Punkt 9, 1 und 2 habe ich Folgendes festgehalten:
Die Ägypter glaubten, dass nach dem Tod ein Übertritt ins Totenreich stattfindet. Dort gibt es eine Gerichtsverhandlung. Diese wird ausführlich im sogenannten Totenbuch behandelt. Das älteste Exemplar, das wir heute besitzen, wird auf etwa 1550 vor Christus datiert. Diese Vorstellung war also bekannt, da der Auszug aus Ägypten nach biblischer Datierung um 1560 stattfand.
Das Totenbuch enthält unter anderem folgende Punkte:
Punkt zwei beschreibt Osiris, den Gott des Totenreichs. Er thront im Hintergrund eines Saales, so wird er auch in Ägypten dargestellt. Er wird von zwei weiteren Gottheiten assistiert: Isis und Neftis. Vor ihm sitzen 42 Beisitzer, die für die 42 verschiedenen ägyptischen Gauen stehen.
Auf den Darstellungen sieht man, wie der Verstorbene von Anubis, dem schakalköpfigen Totengott, in den Gerichtssaal geführt wird. In der Mitte des Saales befindet sich eine Waage. Auf der einen Seite liegt ein Herz, auf der anderen eine Feder. Wichtig ist, dass das Wort „Feder“ beziehungsweise das Zeichen der Feder im Ägyptischen das Symbol für „Wahrheit“ ist. Gleichzeitig steht es für die Göttin Maat, die Göttin der Gerechtigkeit, Ordnung, Stabilität und Harmonie. Dies kann man unter Punkt zwei über die Götterwelt nachlesen.
Anubis überwacht die Waage. Der Gott Tod, der als Pavian dargestellt wird, ist der Gott der Weisheit und Schreiber der Gerichtsverhandlung. Außerdem gibt es ein Ungeheuer, eine Mischung aus Krokodil, Löwe und Nilpferd. Dieses wartet im Jenseits, um die Verdammten zu verschlingen, damit sie ausgelöscht werden und nicht mehr weiter existieren.
Wird der Verstorbene gerechtgesprochen, so geht er unter Führung des Gottes Horus zu Osiris. Wie wird man gerechtgesprochen? Man muss eine negative Beichte ablegen. Dem Verstorbenen wird eine Liste mit Sünden vorgelesen, und er muss zu jedem Punkt sagen: „Nein, das habe ich nicht gemacht“, „Nein, das habe ich nie getan“. Das Problem ist, dass die Ägypter glaubten, man könne zwar lügen, aber das Herz sagt immer die Wahrheit. Deshalb wird das Herz auf der Waage mit der Feder der Wahrheit gewogen.
Das Herz, das wahre Herz, ist ganz leicht und entspricht der Feder der Wahrheit. Interessant ist das Wort für „verhärten“. Eines der Wörter für „verhärten“ im Zweiten Mose bedeutet wörtlich „schwer machen“. Dies wurde ins Deutsche mit „verhärten“ übersetzt, doch eigentlich heißt es „das Herz schwer machen“. Die Ägypter glaubten, dass man durch Magie das Herz verändern kann. Man kann es hart machen, sodass es lügt und letztlich zur Rettung des Angeklagten führt.
Zurück zu Punkt zwei: Die Ägypter glaubten, wenn ein Mensch stirbt und richtig mumifiziert wird – dabei hilft der Gott der Mumifizierung, Anubis, der schakalköpfige Gott – und begraben wird, kommt er ins Totenreich vor Gericht. Aber alle Ägypter, die nicht in einer Pyramide oder in solchen Gräbern richtig bestattet und mumifiziert wurden, hatten keine Chance auf ein Leben nach dem Tod. Der König hatte diese Chance, später auch seine Hofleute und Familie, aber das normale Volk nicht.
Im Gerichtssaal wird dem Verstorbenen eine Liste mit Sünden vorgelegt. Wird er schuldig gesprochen, droht Vernichtung und Auslöschung. Er muss alle Punkte abstreiten, jeden Punkt leugnen, um gerettet zu werden.
Um zu verhindern, dass das Herz die Wahrheit sagt, praktizierten die Ägypter eine Steinmagie mit Hilfe eines Steinskarabäus in Herzform. Dadurch sollte das Herz des Toten hart gemacht werden, damit es nicht die Wahrheit sagt. In Mumien hat man solche Steinskarabäen gefunden, die als magisches Mittel hineingelegt wurden, damit das Herz hart bleibt und nicht die Wahrheit sagt.
Mit anderen Worten: Die Heilslehre der Ägypter lautete, dass ein verhärtetes Herz Rettung bringt. Die Heilslehre der Bibel lehrt genau das Gegenteil. In Sprüche 28,14 heißt es: „Glückselig der Mensch, der sich beständig fürchtet; wer aber sein Herz verhärtet, wird ins Unglück fallen.“
Im Zweiten Mose 1-15 wird gezeigt, dass der Pharao sein Herz verhärtet, Gott aber ebenfalls sein Herz verhärtet. Das geschieht zwölfmal, und am Ende endet der Pharao im Roten Meer. Die Herzensverhärtung bringt ihm Untergang und Unglück.
Die Bibel lehrt im Hebräerbrief – wie ich bereits angeführt habe – ebenso wie in Psalm 95, Vers 7: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht.“ Der Mensch muss zu ehrlicher Reue kommen und seine Sünden bekennen, wie es in 1. Johannes 1,9 heißt: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“
So geschieht Bekehrung und Rettung. So erhalten wir Vergebung von Gott und ewiges Leben. Die Ägypter hingegen glaubten genau das Gegenteil: Nicht zuzugeben.
Die zehn Plagen: Übernatürliche Zeichen gegen die Götter Ägyptens
Nun wenden wir uns den zehn Plagen zu, die sehr interessant aufgebaut sind. Sie folgen einer Reihenfolge von drei plus drei plus drei, gefolgt vom Höhepunkt, der zehnten Plage, die für sich allein steht.
Im ersten Zyklus, den Plagen eins bis drei, spielt der Stab Aarons eine wichtige Rolle. Im zweiten Zyklus, den Plagen vier bis sechs, gibt es keinen Stab. Im dritten Zyklus, den Plagen sieben bis neun, finden wir den Stab oder die Hand Moses. Die Auslöser sind bei den Plagen jeweils unterschiedlich, und die zehnte Plage, bei der die Erstgeburt geschlagen wird, steht ganz für sich.
Interessant ist, dass der Stab Aarons und der Stab Moses Hirtenstäbe sind. Auf ägyptischen Darstellungen sieht man immer wieder den Pharao mit einem Hirtenstab. Damit wird er gewissermaßen als der gute Hirte Ägyptens dargestellt, der sein Volk versorgt und ihm alles Nötige gibt. Doch wir sehen, dass der Hirtenstab von Mose und Aaron über dem Stab des Pharao steht. Das ist eine Anspielung auf die ägyptische Religion, um zu zeigen: Nein, der Stab Gottes ist stärker.
Dieser Hirtenstab wird zum Gericht, nämlich dann, wenn der Mensch nicht bereit ist, Buße zu tun. In der Zeit von Joseph steht die Gnade Gottes für Ägypten im Vordergrund, in der Zeit von Mose hingegen das Gericht Gottes. Wer die Gnade vergeblich empfängt, für den bleibt nur noch das Gericht.
Nun schauen wir auf Seite sechs die zehn Plagen an. Die erste Plage war, dass das Nilwasser zu Blut wurde. Happi, der Nilgott, der Fruchtbarkeit bringen sollte, kann nicht verhindern, dass sein Wasser tödlich wird. Es gibt übrigens eine biologische Erklärung dafür, dass das Nilwasser rot werden kann. Auch weitere Plagen stehen in einem biologischen Zyklus, aber nicht in einem normalen Zyklus. Alles, was geschieht, ist übernatürlich. Es ist eine totale Überhöhung dessen, was normalerweise in Ägypten geschehen kann.
Es ist so, dass in Schwarzafrika das Wasser durch Flagellaten, eine Gruppe von Bakterien, die das Wasser verseuchen können, rot werden kann. Dieses bakterienverseuchte Wasser gelangt nach Ägypten und führt zu verseuchtem, rotem Wasser, das Fischsterben auslöst. Dies bewirkt dann die zweite Plage: Durch die toten Fische im Nil fliehen die Frösche aus dem Nil hinaus.
Die Frösche hatten sich völlig unnatürlich stark vermehrt. Durch die toten Fische können die Frösche infiziert werden, zum Beispiel mit dem Bacillus anthracis, der Milzbrand auslöst. Die Überschwemmung mit dem roten Nilwasser geschieht im August und September, dann die Flucht der Frösche im natürlichen Zyklus im September und Oktober.
Drittens folgt die Stechmückenplage. Wegen der hohen Überschwemmung kann es eine starke Brut bei den Sandfliegen geben, einer Moskitoart in Ägypten. Weiter folgen die Hunsfliegen, eine Mischung verschiedener unangenehmer Insekten. Unter anderem ist das Insekt Stomoxys calcitrans dabei.
In der Fußnote wird erklärt, dass dies der sogenannte Wadenstecher ist, auch Stallfliege, Kuhfliege oder gemeine Stechfliege genannt. Sie ist etwa sechs bis acht Millimeter lang. Das Blutsaugen dauert acht bis neun Minuten, und der Stich ist sehr schmerzhaft.
Die fünfte Plage ist die Viehseuche, ausgelöst durch den Milzbrand, verursacht durch den Bacillus anthracis, der auch bei den toten Fröschen zu finden ist. Dann folgen die Geschwüre bei den Menschen als sechste Plage. Diese entstehen durch Krankheitsübertragung auf den Menschen über den Wadenstecher, der Krankheiten übertragen kann.
Die siebte Plage betrifft den Januar und Februar, wenn Flachs und Gerste durch Hagel zerstört werden. Dieser Hagel kann im Januar und Februar auftreten und die Ernten vernichten. Achtens folgen die Heuschrecken, die im Sudan brüten und durch den Wind nach Ägypten kommen. Je nachdem, wie der Wind weht, gelangt der Schwarm entweder nach Ägypten oder nach Israel. Hier kam er nach Ägypten. Das geschieht im Februar und März.
Dann folgt der schlimme Wüstenwind, der Chamsin, der den Wüstensand so aufwirbelt, dass es finster wird in Ägypten. Dies fällt typischerweise auf März. Schließlich kommt das Passa bei der Erstgeburt, die geschlagen wird, die zehnte Plage, die im März oder April eintrat. So ergibt sich ein Zyklus vom Herbst bis zum Frühjahr, also etwa ein halbes Jahr.
Alles ist von Gott gewirkt, und zwar so deutlich, dass klar wird: Die Götter Ägyptens können nicht helfen. Das Nilwasser wird zu Blut. Happi, der Gott mit dem Stierkopf, kann nicht helfen. Isis, die Göttin des Nils, kann auch nicht helfen. Chnum, der Widderkopf und Bewacher des Nils, hilft ebenfalls nicht.
Thoth, der Gott der Weisheit, ist ohne Weisheit bei dieser Plage. Ma'at, die Göttin der Ordnung und Harmonie, kann in diesem Chaos nicht helfen. Bei der zweiten Plage mit den Fröschen war Heket, eine Göttin mit Froschkopf, zuständig. Sie sollte die Froschvermehrung stabilisieren, kann es aber nicht. Tot, der Gott der Weisheit, wird jedes Mal getroffen und verliert seine Weisheit.
Es gab viele Fischgottheiten, zum Beispiel Hatmehit, doch diese können nicht helfen gegen das Fischsterben im Nil. Auch Ma'at wird in jeder Plage geschlagen. Dann kommen die Stechmücken. Der Pharao, eine Inkarnation von Re, sollte für das Wohl seines Volkes sorgen, kann hier aber nicht helfen. Auch Thoth und Ma'at sind machtlos.
Das Gleiche gilt für die Hunsfliegenplage. Dann folgt die Viehpest. All diese Götter mit Viehköpfen – Happi mit Stierkopf, lokale Stiergötter, Hathor, die Kuhgöttin, Chnum, der Gott mit dem Widderkopf – können nicht helfen. Auch Sunu, der Gott der Pest, ist machtlos.
Die sechste Plage mit den Geschwüren an den Menschen betrifft Sechmet, die Göttin mit Macht über Krankheiten und Heilung. Sie kann nicht helfen. Isis, die Göttin der Heilung, ist ebenfalls machtlos. Die siebte Plage ist der Hagel. Seth, der Gott des Sturms, ist offensichtlich nicht der Auslöser des Sturms, sondern es ist der Gott Israels.
Nut, die Himmelsgöttin, kann nicht helfen. Osiris, der Gott der Ernte und Fruchtbarkeit, kann nicht verhindern, dass Flachs und Gerste zerstört werden. Min, der Fruchtbarkeitsgott, auch nicht. Weitere Götter sind machtlos.
Dann kommen die Heuschrecken. Osiris, der Gott der Ernte und Fruchtbarkeit, kann nicht helfen, ebenso wenig wie Senehem, die Gottheit, die Schutz vor Pest und Verwüstungen geben soll.
Ganz besonders schlimm war dann die neunte Plage, die Finsternis. Das war der Schlag gegen die höchsten Götter Ägyptens. Re, der Sonnengott, konnte nicht mehr gesehen werden. Horus, der Sonnengott als Sohn des Re, ebenfalls nicht. Der Pharao, Inkarnation von Re, konnte nicht helfen. Amun, Aton und die verschiedenen Aspekte der Sonne waren machtlos.
In Ägypten wurde gesagt, wenn Re einmal nicht mehr aufgehen und Licht bringen würde, dann wäre gewissermaßen das Ende der Welt gekommen. Man kann sich kaum vorstellen, wie schockiert ganz Ägypten bei der neunten Plage war.
Dann kam die Plage der Erstgeburt. Der Sohn des Pharao, der als oberster Gott auf Erden auf den Thron gehen sollte, wurde getötet. Auch die Götter des Kinderschutzes konnten nicht helfen. Schließlich kam der Pharao selbst im Roten Meer um.
Es war also wirklich Gottes Gnade, auch im Gericht gegenüber Ägypten, um zu zeigen, wo der Mensch wirklich Rettung und Hilfe erwarten kann: nicht in der Verehrung der Schöpfung, sondern allein in der Verehrung des Schöpfers.
Dieser Schöpfergott ist nicht irgendein Gott, sondern der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der sich in dieser Linie über das Volk Israel geoffenbart hat. Aus dieser Linie wurde schließlich der Herr Jesus Christus als Retter der Welt gebracht.
Aus dieser Linie wurde das Evangelium in alle fünf Kontinente gebracht, und zwar in den vergangenen zweitausend Jahren. Dabei erhebt es einen Absolutheitsanspruch: Das ist Wahrheit. Es ist nicht ein esoterisches Spiel mit übersinnlichen Kräften, die man mal so oder so interpretieren kann, sondern die klare Wahrheit, der sich jeder Mensch beugen muss.
Entweder wird das Herz weich und der Mensch kehrt um, oder das Herz bleibt hart, und dann gilt das Gericht.