Einführung in den ersten Timotheusbrief: Thema und Schlüsselvers
Guten Tag, ich möchte alle ganz herzlich begrüßen. In diesem ersten Teil wollen wir uns mit dem Thema beschäftigen, wie man sich im Haus Gottes verhalten soll. Dabei wird deutlich, dass es im Grunde darum geht, eine Einführung in den ersten Timotheusbrief zu geben.
Der Schlüsselvers dieses Briefes findet sich in Kapitel 3, Vers 14. Dort beschreibt der Apostel Paulus das Thema des Briefes kurz und prägnant: „Dies schreibe ich dir in der Hoffnung, bald zu dir zu kommen. Wenn ich aber zögere, damit du weißt, wie man sich im Hause Gottes verhalten soll. Das ist die Gemeinde des lebendigen Gottes, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit.“
Damit ist völlig klar, worum es im ersten Timotheusbrief geht: Er zeigt, wie man sich im Haus Gottes verhalten soll.
Auf dem ausgeteilten Skript habe ich versucht, den Brief in wenigen Sätzen zusammenzufassen. Im ersten Timotheusbrief gibt Paulus dem jungen Mitarbeiter Timotheus Anweisungen für seine Aufgaben unter den Gläubigen in Ephesus. Ephesus war damals die Hauptstadt der Provinz Asia. Asia war eine Provinz, die etwa so groß oder so klein war wie die Schweiz und lag im heutigen Westen der Türkei.
In diesem Raum befanden sich auch Gemeinden wie Smyrna, Pergamos, Thyatira, Sardes, Philadelphia, Laodizea sowie Hierapolis und Kolossä. Alle diese Städte lagen in dieser Region.
Der Brief enthält viele konkrete Befehle. Paulus zeigt auf, wie man ein gesundes Glaubensleben führen kann und wie man krankhaften Entwicklungen entgegenwirken muss.
Darüber hinaus gibt der Brief Anweisungen zu den Themen Gebet, der Stellung der Frau sowie der Leiterschaft in der Gemeinde. Dabei geht es insbesondere um den Ältestendienst und den Diakonendienst.
Ein besonderer Höhepunkt der Ausführungen in diesem Schriftstück sind die Erläuterungen zum Geheimnis der Gottseligkeit.
Das Geheimnis der Gottseligkeit als Höhepunkt des Briefes
Warum einen besonderen Höhepunkt? Gerade nachdem wir gelesen haben, was der eigentliche Sinn des Briefes ist – in den Versen 14 und 15 – schließt sich Vers 16 an: „Anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit. Gott ist geoffenbart worden im Fleisch“ usw.
Es ist so, dass wir in den Briefen des Apostels Paulus insgesamt acht Geheimnisse finden. Paulus erklärt in Epheser 3, dass ein Geheimnis eine Wahrheit ist, die von Ewigkeit her im Herzen Gottes war, aber in früheren Zeiten niemals mitgeteilt wurde. Weder der Engelwelt im Himmel noch irgendeinem Propheten im Alten Testament war dieses Geheimnis bekannt. Es war verborgen in Gott und wurde erst mit dem Kommen des Messias offenbart – und ganz besonders mit dem Kommen des Heiligen Geistes am Pfingsten.
Diese acht Geheimnisse finden wir in den Paulusbriefen. Es gibt zwar noch weitere Geheimnisse im Neuen Testament, doch diese acht werden vom Apostel Paulus besonders ausgeführt. Von einem dieser Geheimnisse sagt er: „Anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit.“
In Epheser 5 finden wir ebenfalls ein Geheimnis. Dort sagt Paulus, dieses Geheimnis sei groß. Doch hier, in diesem Brief, wird es so ausgeprägt dargestellt wie nirgendwo sonst: „Anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit.“
Darum habe ich hier geschrieben, dass es einen besonderen Höhepunkt in diesem Schriftstück bildet.
Beginn des ersten Timotheusbriefes: Gruß und Auftrag
Ich lese die ersten Verse des Briefes, 1. Timotheus 1, Vers 1:
Paulus, Apostel Christi Jesu nach dem Befehl Gottes, unseres Heilandes, und Christi Jesu, unserer Hoffnung, an Timotheus, mein echtes Kind im Glauben: Gnade, Barmherzigkeit und Friede von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Herrn!
So wie ich dich bat, als ich nach Mazedonien reiste, in Ephesus zu bleiben, damit du eigenmächtig gebietest, nicht andere Lehren zu lehren noch dich mit Fabeln und endlosen Geschlechtsregistern abzugeben, die mehr Streitfragen hervorbringen, als die Verwaltung Gottes fördern, die im Glauben ist.
Das Endziel des Gebots aber ist Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben. Davon sind einige abgeirrt und haben sich leerem Geschwätz zugewandt. Sie wollen Gesetzeslehrer sein, verstehen aber weder, was sie sagen, noch was sie fest behaupten.
Wir wissen aber, dass das Gesetz gut ist, wenn jemand es gesetzmäßig gebraucht.
Bis hierhin habe ich also die üblichen Einleitungsfragen beantwortet — jene Fragen, mit denen man sich beschäftigen sollte, wenn man neu an ein bestimmtes Bibelbuch herangeht. Man muss sich fragen: Wer hat das Buch geschrieben? Das wird bereits in den ersten Zeilen beantwortet: Paulus.
Wer ist der Adressat? Timotheus, nicht eine Gemeinde, sondern Timotheus persönlich. Es ist ein ganz persönlicher Brief, und das verleiht ihm ein besonderes Gepräge.
Der Brief richtet sich an einen allein. Und diese Dinge werden einem persönlich ans Herz gelegt, obwohl es um das Thema Gemeinde geht. Dabei geht es nicht um einen einzelnen Christen oder Solochristentum, sondern das Thema Gemeinde wird ganz persönlich vermittelt.
Zeit und Ort der Abfassung sowie historische Einordnung
Die Zeit und der Abfassungsort
Den ersten Timotheusbrief kann man in der Apostelgeschichte nicht einordnen. Dort werden die vier Missionsreisen des Apostels Paulus beschrieben, bis zur letzten Reise nach Rom. Dort kam Paulus um das Jahr 60 nach Christus ins Gefängnis. Am Ende berichtet Lukas, dass Paulus zwei volle Jahre in Rom blieb. Danach endet die Apostelgeschichte, die als erste Kirchengeschichte gilt.
Der Ausdruck „zwei volle Jahre“ ist im römischen Recht bedeutsam. Diese Frist musste man abwarten, wenn man angeklagt war, bis die Ankläger zur Gerichtsverhandlung erschienen. Wenn sie nach zwei vollen Jahren nicht erschienen, wurde die Sache abgebrochen. Paulus wurde danach freigelassen.
Diese Freilassung wird in der Apostelgeschichte nicht erwähnt. Im Philipperbrief, den Paulus am Ende seiner Gefangenschaft in Rom schrieb, kündigt er jedoch an, dass er mit seiner Freilassung rechnet. Gleichzeitig hatte Paulus auch den Epheser-, Kolosser- und Philemonbrief verfasst. Im Philemonbrief bittet er sogar, ihm eine Herberge bereitzustellen, da er bald kommen werde.
Auch der Hebräerbrief wurde damals geschrieben. Der Autor, der nach starken Beweisen Paulus war, spricht dort ebenfalls von dieser Wende in Rom. Timotheus war bereits freigelassen worden, und Paulus wurde frei. Er konnte noch eine Zeit lang reisen, was sowohl außerbiblisch als auch durch innere biblische Belege bestätigt wird.
So schreibt Paulus im Titusbrief, den er in dieser Zeit der Freiheit verfasste, dass er beschlossen habe, in Nikopolis zu überwintern. Dass Paulus in Nikopolis überwinterte, findet sich in der Apostelgeschichte nicht auf den vier Missionsreisen. Dies passt jedoch zu seinen weiteren Reisen nach der Apostelgeschichte und zum ersten Timotheusbrief. Dieser lässt sich nur in die Zeit nach der Gefangenschaft einordnen.
Es ist außerdem zu sagen, dass es Paulus schließlich gelang, bis nach Spanien zu reisen. In Römer 15 äußert Paulus den Wunsch, nach Rom zu gehen – das war noch vor seiner Gefangenschaft – und von dort aus weiter nach Spanien zu reisen. Tatsächlich kam er als Gefangener nach Rom (Apostelgeschichte 28). Nach zwei vollen Jahren wurde er wieder freigelassen.
Außerbiblische Quellen aus der frühchristlichen Literatur um 100 nach Christus bezeugen, dass Paulus schließlich bis nach Spanien das Evangelium verkündigen konnte. Später wurde er erneut verhaftet und kam in die Todeszelle nach Rom.
Aus dieser Todeszelle schrieb Paulus um 66 oder 67 nach Christus den zweiten Timotheusbrief. Man kann ihn etwa auf das Jahr 65 datieren. In diesem Brief schreibt Paulus feierlich sein Testament. Er betont, dass das Ende gekommen ist. Von einer erneuten Freilassung ist nichts mehr zu lesen, wie es noch im Philemon- oder Philipperbrief der Fall war.
Ich lese aus 2. Timotheus 4,6: „Denn ich werde schon als Trankopfer gesprengt, und die Zeit meines Abscheidens ist gekommen.“ Das Trankopfer war ein Opfer mit Wein, das am Ende des Brandopfers am Altar ausgegossen wurde. Es markierte den Abschluss des Opfers.
Paulus sagt also, er werde als Trankopfer vergossen, und die Zeit seines Abscheidens sei gekommen. Er fährt fort: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt. Fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der gerechte Richter an jenem Tag zur Vergeltung geben wird – nicht allein mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben.“
Der zweite Timotheusbrief ist somit das feierliche Schlussschreiben des Apostels Paulus. Daher wird er oft als sein Testament bezeichnet. Paulus teilt darin noch einmal das, was ihm ganz besonders am Herzen lag, mit dem Mann, an den er bereits den ersten Timotheusbrief gerichtet hatte.
Zwischen dem ersten und dem zweiten Timotheusbrief bestehen besondere innere Zusammenhänge. Diese zu beachten lohnt sich, um den ersten Timotheusbrief wirklich gut verstehen zu können.
Zur Zeit und zum Abfassungsort: Der erste Timotheusbrief wurde circa 65 nach Christus geschrieben, und zwar aus Mazedonien. In Kapitel 1, Vers 3 heißt es: „So wie ich dich bat, als ich nach Mazedonien reiste, in Ephesus zu bleiben, damit du einigen gebötest, nicht andere Lehren zu lehren usw.“
Paulus ging nach Mazedonien, Timotheus blieb als sein Vertreter in Ephesus, um dort die Arbeit des Apostels in seinem Sinn weiterzuführen.
Grobstruktur und Schlüsselthemen des ersten Timotheusbriefes
Nun habe ich auf dem Skript die Grobstruktur zusammengestellt. Auch das ist sehr wichtig, wenn man sich einem Bibelbuch nähert: Man sollte sich genau überlegen, wie das Buch aufgebaut ist. Das ist wesentlich, um ein Bibelbuch richtig verstehen zu können.
Das Schreiben lässt sich sehr schön nach Kapiteln einteilen. Kapitel 1 ist Teil 1, hier Römisch I, gesunde Lehre. In diesem Abschnitt geht es um die gesunde Lehre. Den Ausdruck „gesund“ sieht man beispielsweise in Vers 10 am Schluss, wenn etwas der gesunden Lehre entgegensteht. „Gesund“ ist ein Schlüsselwort.
Ich habe ja bereits in der Einleitung geschrieben, dass der erste Timotheusbrief aufzeigt, wie man ein gesundes Glaubensleben führen kann und wie krankhaften Entwicklungen entgegengewirkt werden muss. Das Wort „gesund“ ist ein Lieblingswort des Apostels, und zwar ganz speziell in den Timotheusbriefen und auch im Titusbrief.
Der Apostel Paulus hat ja viel mit dem geliebten Arzt Lukas zusammengearbeitet. Dieses Wort „gesund“ taucht in seinen späteren Briefen überraschend oft auf. Das zeigt, dass ein Glaubensleben dann gesund ist, wenn krank machende Keime abgetötet werden. Der Gegensatz zur gesunden Lehre ist also die kranke Lehre.
Das gilt auch für andere Ausdrücke, die man im Titusbrief finden kann. Schon in Titus 1,13 heißt es: „Dieses Zeugnis ist wahr. Um dieser Ursache willen weise sie streng zu Recht darauf hin, dass sie gesund seien im Glauben und nicht auf jüdische Fabeln und Gebote von Menschen achten, die sich von der Wahrheit abwenden.“ Hier ist es nicht nur gesunde Lehre, sondern gesunder Glaube, der bewirkt, dass man gesund im Glauben ist.
Es gibt also nicht nur gesunde Lehre und kranke Lehre, sondern auch gesunden Glauben und Krankenglauben. Wenn krank machende Keime vorhanden sind, wird man auch im Glauben krank. Es gibt ja Menschen, die sind wirklich krank im Glauben. Das ist dann natürlich ein gefundenes Fressen für liberale, gottlose Psychologen, die sagen: „Seht ihr, in diesen Gemeinden gibt es Leute, die sind so krank in ihrem Denken.“ Jawohl, aber man muss dann schauen: Diese Menschen haben auch kranke Lehre mitbekommen. Es ist kein Wunder, wenn sie dann im Glauben krank werden. Dort liegt der Schlüssel.
In Titus 2,1 heißt es: „Du aber rede, was der gesunden Lehre geziemt.“ Das ist ein Befehl. Man muss gesunde Lehre reden, damit die alten Männer nüchtern, würdig, besonnen und gesund im Glauben sind. Mit der gesunden Lehre muss man darauf achten, dass die alten Männer in der Gemeinde keinen krankhaften Glauben haben, sondern gesund sind im Glauben, in der Liebe und im Ausharren.
Die alten Frauen sollen sich ebenso in ihrem Betragen bewähren, wie es dem heiligen Stand geziemt: nicht verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem Wein, sondern Lehrerinnen des Guten. Sie sollen die jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, besonnen und keusch zu sein, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig und den eigenen Männern unterwürfig, damit das Wort Gottes nicht verlästert wird.
Die Jünglinge sollen ebenso ermahnt werden, besonnen zu sein. Dabei sollst du dich selbst als ein Vorbild guter Werke darstellen, in der Lehre Unverderbtheit, würdigen Ernst und gesunde, nicht zu verurteilende Rede. Es gibt also auch gesunde Rede und kranke Rede.
Hier haben wir zum Beispiel das Problem von Jugendpastoren heute, die so cool bei jungen Leuten ankommen möchten, indem sie deren Umgangssprache übernehmen. Aber das ist kranke Rede, da sind krank machende Keime drin. Deshalb wird hier sogar betont, dass die Rede gesund sein muss.
Dieses Wort „gesund“ hat also eine große Bedeutung. Der erste Teil des ersten Timotheusbriefes behandelt das Thema gesunde Lehre in Kapitel 1.
Der zweite Teil, Römisch II, entspricht Kapitel 2. Dort geht es um Gebet und gottwohlgefährliches Verhalten.
Der dritte Teil entspricht Kapitel 3. Hier geht es um Älteste und Diakone.
Schließlich behandelt Römisch IV die Umsetzung der gesunden Lehre im täglichen Leben, und das sind die Kapitel 4, 5 und 6.
Bedeutung der apostolischen Autorität und Namensbedeutung
Jetzt haben wir in den ersten Versen gelesen, wer der Schreiber ist: Paulus, Apostel Christi Jesu. Warum heißt es hier nicht Apostel Jesu Christi, sondern Apostel Christi Jesu? Nun, wir müssen immer wieder daran denken, dass der Ausdruck Christus kein Eigenname, auch kein Familienname ist.
Ungläubige, die das so hören – Jesus Christus –, verstehen das oft so, als wäre Christus ein Nachname, ähnlich wie Peter Müller. Jesus ist der Name des Herrn Jesus als Mensch, und dieser Name wurde ihm bei der Beschneidung am achten Tag nach der Geburt gegeben. Christus hingegen ist einfach die griechische Übersetzung des hebräischen Messias.
Wenn hier also steht „Christus Jesus“, wird der Messias-Titel betont. Paulus sagt damit: Paulus, Apostel des Messias Jesus. Es wird noch mehr hervorgehoben, dass Jesus der Messias ist, der alle Prophezeiungen über den Retter erfüllt hat. Es hilft, wenn man beim Lesen des Neuen Testaments ab und zu „Christus“ durch „Messias“ ersetzt, um besser zu verstehen, dass es sich um den Würdetitel des verheißenden Erlösers handelt.
Paulus nennt sich also Apostel des Messias Jesus, nach dem Befehl Gottes, unseres Heilandes, und des Messias Jesus, unserer Hoffnung, Timotheus, meinem echten Kind im Glauben. Der Schreiber macht klar: Er schreibt nicht einfach einen persönlichen Brief aus eigener Initiative. Nein, er ist Apostel und mit dieser besonderen Autorität des Apostels vom Messias eingesetzt. Und dieser Messias ist Jesus, kein anderer.
Dieser Dienst als Apostel entspricht dem Befehl Gottes, des Vaters, denn er nennt Jesus unseren Heiland, unseren Retter. Übrigens ein kleiner Tipp fürs Bibelstudium: Ich streiche mir in meiner Bibel einiges an – aber mit System. Unter anderem markiere ich die Namen Gottes mit einer speziellen Farbe. Ich benutze Orange, aber man könnte auch eine andere Farbe nehmen. Rot ist auch schön.
Wichtig ist, dass man immer dieselbe Farbe für einen Namen Gottes verwendet. So markiere ich zum Beispiel „nach dem Befehl Gottes“, „unser Heiland“ oder „Christus Jesus“, den Messias Jesus als Namen. Dann heißt es „unsere Hoffnung“ – auch ein Name Gottes. Wenn man das konsequent macht, findet man Hunderte von Namen Gottes. Jeder Name drückt etwas über das Wesen Gottes aus, wer Gott ist.
Wenn man die eigene Bibel so durchblättert, springen einem sofort diese Namen Gottes ins Auge, die uns viel Trost und geistliche Bereicherung für unseren Glauben geben. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich einen neuen Namen entdecke.
Dann wird klar gesagt, wem dieser erhabene Brief gilt, der von Gott herkommt. Es ist ein inspirierter Brief, nicht einfach ein persönlicher Brief von Paulus, so menschlich. Er ist an Timotheus gerichtet.
Was bedeutet eigentlich der Name Timotheus? „Timo“ bedeutet „der fürchtet“ und „Theus“ ist „Gott“ – also „fürchte Gott“. Auf diesen Namen wird Paulus im Brief noch zurückkommen. Timotheus heißt also „der, der Gott Ehre gibt“ oder „der Gott fürchtet“.
Später, in Kapitel 1, Vers 17, betet Paulus dem König der Zeitalter, einem weiteren schönen Namen: dem unvergänglichen, unsichtbaren, alleinigen Gott. Auch hier wieder schöne Namen: der unvergängliche, unsichtbare, alleinige Gott. Ihm sei Ehre und Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen.
Timotheus ist der „Ehrengott“ – ihm sei Ehre. Das ist eine klare Anspielung auf seinen Namen. Übrigens ist der Name „König der Zeitalter“ typisch für jüdische Gebetsbücher. Viele Gebete, die in Synagogen oder an der Klagemauer von orthodoxen Juden abgelesen werden, beginnen so. Diese Juden beten nicht so frei wie wir, weil sie den Heiligen Geist nicht haben, sondern müssen alles ablesen – aber es sind sehr schöne Gebete.
Zum Beispiel: „Baruch Atar Adonai Elohenu Melech Haolam“ – das heißt „Gesegnet sei der König der Zeitalter“. Hier steht es in der Mehrzahl: „dem König der Zeitalter“.
Paulus sagt zu Timotheus: Du bist mein echtes Kind im Glauben. Das hängt damit zusammen, dass Timotheus auf der ersten Missionsreise des Apostels zum Glauben an den Messias Jesus kam. Er stammte zwar aus einer gläubigen Familie, war aber jüdisch gläubig. Seine Mutter war schon gläubig, eine gottesfürchtige Frau, wie wir aus 2. Timotheus 1 erfahren, und auch seine Großmutter.
Das Problem war, dass sein Vater ein Grieche war. Von ihm wird nichts über Glauben berichtet. Timotheus hat also von Kind auf die Heiligen Schriften vermittelt bekommen – durch seine Großmutter und seine Mutter.
Im zweiten Timotheusbrief heißt es in Kapitel 3, Vers 14: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast.“ Im Griechischen steht hier die Mehrzahl, also „von welchen Personen du gelernt hast“, nämlich von Paulus, von Lukas und anderen. Weil er von Kind auf die Heiligen Schriften kennt, die ihn weise machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.
Alle Schrift ist von Gott eingegeben. Hier sagt Paulus, dass Timotheus von Kind auf die Heiligen Schriften kennt. Für „Kind“ steht das Wort „brephos“, das bedeutet Säugling – also ein noch kleineres Kind als „Paidion“, das Kindlein heißt. Das zeigt, dass man ihm schon im Säuglingsalter aus der Bibel erzählt hat.
Mit „Heilige Schriften“ ist hier „grammata“ gemeint, das heißt „Buchstaben“, also die heiligen Buchstaben des Alten Testaments.
Dann kam Paulus auf seiner ersten Missionsreise in eine heidnische Gegend (Apostelgeschichte 14), und dort kam Timotheus zum Glauben an den Messias. So lernte er nicht nur die alttestamentliche Offenbarung kennen, sondern auch die neutestamentliche Offenbarung.
Deshalb heißt es hier in Kapitel 3, Vers 14: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast“ – Paulus, Lukas usw., also die neutestamentlichen Wahrheiten.
Wichtig ist, dass Timotheus von Kind auf die heiligen Buchstaben kannte – das war das Alte Testament, das er gelernt hatte. So haben wir in Vers 14 die neutestamentliche Offenbarung, in Vers 15 die alttestamentliche Offenbarung.
Darum heißt es in Vers 16: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben.“ Nicht nur „die Schrift“ im Singular – das würde nur das Alte Testament meinen –, sondern „alle Schrift“, also auch das, was im Neuen Testament offenbart wurde.
Weil Timotheus zum Glauben kam, nennt Paulus ihn in Kapitel 1, Vers 2 „mein echtes Kind im Glauben“. Er wünscht ihm Gnade, Barmherzigkeit und Frieden von Gott.
Der übliche Gruß im Hebräischen war „Shalom“, das heißt Frieden. Das ist hier das Dritte. Paulus sagt ihm aber mehr: Gnade, auf Griechisch „Charis“. Das ist ein Anklang an den üblichen Gruß im Griechischen, „Chaire“, was „Freue dich“ bedeutet. „Chaire“ klingt ähnlich wie „Charis“.
Dieser Gruß, der unter den Nationen üblich war, wird im Neuen Testament etwas abgeändert zu „Charis“ – nicht Freude, sondern Gnade.
So haben wir also den Gruß im Blick auf die Gläubigen aus den Nationen (Gnade) und den Gruß im Blick auf die Gläubigen aus dem Judentum (Frieden).
Normalerweise steht dieser Gruß in Briefen an Gemeinden, aber jetzt bei einem persönlichen Brief finden wir noch Barmherzigkeit. Wo es um persönliche Schwierigkeiten geht, braucht man besonders die Barmherzigkeit Gottes, die mitfühlt.
Darum wird der Gruß hier erweitert: Gnade, Barmherzigkeit und Frieden von Gott, von dem Vater, und von Christus Jesus, dem Messias, unserem Herrn.
Auch wird ein Bekenntnis abgelegt, dass Christus alle Autorität hat und wir unter seiner Autorität stehen. Das wird in Vers 3 schon wichtig.
Paulus schreibt: „So wie ich dich bat, als ich nach Mazedonien reiste, in Ephesus zu bleiben, damit du einigen gebotest, nicht andere Lehren zu lehren.“ Dort gab es schwierige Leute in der Gemeinde.
In diesem Brief geht es darum, wie man sich im Haus Gottes verhalten soll. Das Problem ist oft, dass Leute aufstehen und andere Lehren bringen.
Paulus sagt hier nicht einmal „falsche Lehren“ – obwohl sie das natürlich sind –, sondern „andere Lehren“, die nicht der gesunden Lehre der Apostel entsprechen.
Darum ist es die Aufgabe Timotheus’, einzuschreiten und diesen Leuten klarzumachen, dass das nicht akzeptiert wird. Das ist sehr wichtig für eine örtliche Gemeinde.
Man darf nicht zulassen, dass alles Mögliche gelehrt wird. Die Erfahrung zeigt: Wo man dem nicht entgegentritt, gehen Gemeinden kaputt oder werden beliebig, wo fast alles möglich ist.
Die Hauptabsicht dieses Briefes wird in Kapitel 3, Vers 14 deutlich: „Die schreibe ich dir in der Hoffnung, bald zu dir zu kommen. Wenn ich aber zögere, damit du weißt, wie man sich verhalten soll im Haus Gottes, das die Gemeinde des lebendigen Gottes ist.“
Hier wird klar: Es ist nicht unser Verein. Die Gemeinde soll keine private Angelegenheit sein, sondern die Versammlung der Gläubigen, die Gemeinde des lebendigen Gottes.
Das gibt der Gemeinde Würde – ganz anders als ein Kaninchenverein, der diese Würde nicht hat. Die Gemeinde des lebendigen Gottes ist eine Zusammenführung von Menschen.
„Ekklesia“ bedeutet Versammlung, und dieser Gedanke ist enthalten: Menschen werden zusammengeführt.
Dieses Zusammengeführtsein ist keine Privatsache, sondern die Gemeinde des lebendigen Gottes.
Jetzt noch mehr: „Der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit“ oder „Pfeiler und Stütze der Wahrheit“. Die Gemeinde wird mit den vier massiven Säulen an der Fassade des Tempels in Jerusalem verglichen.
Zur Zeit Jesu hatte der zweite Tempel an der Fassade vier gewaltige Säulen. Diese stehen für die Stütze der Wahrheit.
Der Tempel in Jerusalem war ein Bild der Gemeinde. Gott hat das Geheimnis der Gemeinde im Alten Testament nie offenbart, aber er gab Bilder dafür – die Stiftshütte, Salomons Tempel und den Zweiten Tempel.
Die Gemeinde soll nach Gottes Plan die Stütze der Wahrheit sein. Sie steht für die Wahrheit.
Das ist unsere Aufgabe als Gemeinde: die Wahrheit Gottes in dieser Welt zu vertreten.
Das unterscheidet sich ganz klar von der Beliebigkeit, die heute oft zu finden ist.
Ich spreche nicht von Kirchen mit liberaler Theologie wie der EKD oder der katholischen Kirche, die die Wahrheit des Wortes Gottes bezweifeln.
Ich spreche von Evangelikalen, die sich zur Wahrheit der Bibel bekennen, aber so viel Beliebigkeit zulassen, dass man sagt: „Es gibt so viele Auslegungen, und man kann sowieso nicht genau wissen, was gilt und was nicht.“
Die Gemeinde aber ist die Stütze der Wahrheit. Es ist falsch zu sagen, man könne es nicht genau wissen.
Die Gemeinde soll die Wahrheit hochhalten.
Es ist nötig, dass es Brüder gibt, die wie Timotheus den apostolischen Auftrag wahrnehmen.
Mit „apostolisch“ meine ich den Auftrag, den der Apostel Paulus uns anvertraut hat.
Paulus sagt: „So wie ich dich bat, als ich nach Mazedonien reiste, in Ephesus zu bleiben, damit du einigen gebotest, nicht andere Lehren zu lehren.“
Man muss also herantreten und klar sagen: Das geht nicht!
An dieser Stelle greife ich schon mal vor zu Kapitel 2, denn dort wird ein schwieriger Vers plastischer und besser verständlich.
In Kapitel 2, Vers 11 heißt es: „Eine Frau lerne in der Stille in aller Unterordnung. Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren, noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein.“
Heißt das, eine Frau sollte möglichst nichts sagen? Nein.
Zum Beispiel Aquila und Priscilla nehmen Apollos in Apostelgeschichte 18 zu sich nach Hause und führen ihn im Glauben weiter.
Im Mehrheitstext wird Aquila zuerst genannt, dann Priscilla, aber beide haben ihn angeleitet und im Glauben weitergeführt.
In 1. Korinther 11 sagt Paulus, jede Frau, die betet oder weissagt, ist dabei.
Was ist Weissagen? In 1. Korinther 14, Vers 2 wird erklärt, dass Weissagen Reden zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung ist.
Es ist also möglich, dass Frauen sprechen können.
Die Frage ist, wo.
Im zweiten Teil werden wir sehen, dass 1. Korinther 14,34 eine Einschränkung macht: „Eure Frauen sollen schweigen in den Gemeindezusammenkünften.“
Aber es gibt viele Arten von Zusammenkünften, die keine Gemeindezusammenkünfte sind.
Zum Beispiel ist ein Frauenfrühstück keine Gemeindezusammenkunft, ein Jugendabend auch nicht, eine Familie, die zusammen die Bibel liest, ebenfalls nicht, genauso wenig die Sonntagsschule oder Jugendschau.
Es gibt viele Möglichkeiten, wo Frauen nicht nur sprechen können, sondern auch müssen.
Hier steht jedoch, dass Frauen nicht lehren oder über Männer herrschen sollen.
Was heißt „lehren“? Es bedeutet, das Wort Gottes mit Autorität weiterzugeben.
Das, was Timotheus aufgetragen wird, ist zum Beispiel eine Form von Lehren, bei der man mit Autorität sagt: „Nein, das geht nicht!“
Das akzeptieren wir nicht in der Gemeinde, wenn falsche Dinge gelehrt werden.
Das bringt Unordnung in die Gemeinde und verunsichert die Geschwister.
Das schadet letztlich dem Glauben der Geschwister.
Aber das soll eine Frau nicht tun, denn das wäre nicht der von Gott vorgesehene Weg für die Stellung der Frau.
Gott hat die Führung in Gemeinde, Ehe und Familie dem Mann anvertraut, weil er als Schöpfer es so wollte.
In diesem Zusammenhang heißt es: „Ich erlaube einer Frau nicht, zu lehren, noch über den Mann zu herrschen.“
Das bedeutet, das Wort Gottes mit Autorität weiterzugeben, ist nicht erlaubt.
Weissagen hingegen ist Reden zur Auferbauung – Zusammenhänge im Wort Gottes aufzeigen können – das müssen Frauen und Männer.
Aber mit Autorität einen Stopp zu machen, ist nach Gottes Gedanken Sache des Mannes.
Das akzeptieren wir nicht.
Dieser Kontrast zwischen 1. Timotheus 1,3 und 2,11 ist sehr wichtig.
Paulus erklärt weiter, dass sie sich nicht mit anderen Lehren beschäftigen sollen, noch mit Fabeln und endlosen Geschlechtsregistern.
Es gab damals Ideen, die aus der Philosophie oder jüdischen Fantasien stammen, sogenannte Haggadah.
Im Talmud gibt es viele Abschnitte, die Haggadah sind – Erzählungen oder Märchen.
Ich erinnere mich an einen Vortrag in Aachen, bei dem viele Palästinenser anwesend waren.
Während des Vortrags waren sie unruhig, und nachher kam einer zu mir und sagte hasserfüllt, dass das, was ich sage, alles „Agatha Märchen“ sei.
Im Talmud gibt es rabbinische Fantasien, die manchmal eine Wahrheit illustrieren sollen, aber niemand muss sie ernst nehmen.
Es gibt auch Halacha, rabbinische Entscheidungen, die für den Alltag beachtet werden müssen.
Viele Leute lesen im Talmud und können nicht unterscheiden zwischen Haggadah und Halacha.
Das kann zu großen Irrtümern führen.
Heute kämen zum Beispiel auch Theorien wie die flache Erde oder vegane Ernährung hinzu.
Das wird in den nächsten Jahren ein echtes Problem in Gemeinden werden.
Paulus sagt, man soll sich nicht mit solchen menschlichen und zweifelhaften Ideen beschäftigen, noch mit Fabeln und endlosen Geschlechtsregistern.
Diese führen mehr Streitfragen hervor, als dass sie Gottes Verwaltung im Glauben fördern.
Dann erklärt Paulus das Endziel des Gebots: Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben.
Das ist sehr wichtig.
Das Endziel des Gebots bezieht sich auf Vers 3: „So wie ich dich bat, als ich nach Mazedonien reiste, in Ephesus zu bleiben, damit du einigen gebotest.“
Das Gebot, Leute abzustellen, die falsche Dinge lehren, hat das Ziel, dass die Gläubigen eine Liebe zum Herrn, zu den Geschwistern und zu seinem Wort haben.
Diese Liebe soll aus einem reinen Herzen kommen – das bedeutet eine reine Gesinnung – und aus einem guten Gewissen.
Das heißt, man macht keine Kompromisse im Glauben, die das Gewissen beflecken.
Wenn man das zulässt, beginnt eine Entwicklung weg vom Wort Gottes.
Darum ist es so wichtig, dass die Lehre des Wortes Gottes uns dazu bringt, ein Leben zu führen, in dem wir vor Gott ein gutes Gewissen haben.
Ein Nebeneffekt ist oft, dass man besser schläft.
Aber nicht jeder mit gutem Gewissen schläft gut, das ist nur ein Nebenprodukt.
Es geht um ein gutes Gewissen und einen ungeheuchelten, echten Glauben, der nicht nur äußerlich gezeigt wird, sondern von innen her echt ist.
Ein Beispiel dafür finden wir in 3. Mose 11 bei den koscheren und nicht koscheren Tieren.
Israel durfte nur koschere, also reine Tiere essen.
Unter den nicht koscheren Tieren wird der Wiedehopf erwähnt.
Das ist ein schöner Vogel, den man selten sieht.
Ich habe ihn einmal am See in Nazareth gesehen.
Außen hui, innen pfui – das Nest dieses Vogels stinkt, es ist voller Unrat.
Man denkt, ein so schöner Vogel, aber zu Hause stinkt es.
Das ist ein Bild für einen geheuchelten Glauben: außen hui, innen pfui.
Paulus sagt, von diesen drei Punkten – Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben – sind einige abgekommen.
Sie haben sich leeren Geschwätz zugewandt.
Sie wollen Gesetzeslehrer sein, verstehen aber weder, was sie sagen, noch was sie fest behaupten.
Interessant ist, dass solche Leute oft sagen, man könne nicht genau wissen, aber wenn man sie korrigiert, behaupten sie plötzlich, es sei genau so.
Paulus sagt, sie verstehen weder, was sie sagen, noch was sie fest behaupten.
Wir wissen aber, dass das Gesetz gut ist, wenn jemand es gesetzmäßig gebraucht.
Das Gesetz, die Tora, die Israel am Sinai gegeben wurde, besteht aus guten Geboten.
Aber sie wurden Israel gegeben.
Christus ist das Ende des Gesetzes (Römer 10,4). „Telos“ heißt Ende und Ziel.
Das Gesetz ging bis zum Messias und seinem Tod am Kreuz.
Mit seinem Tod ist das Gesetz zu Ende gekommen.
Galater 4 sagt, Christus hat uns losgekauft von der Knechtschaft des Gesetzes.
Heute sehen wir eine starke Tendenz, dass solche Dinge wiederkommen.
Das Internet ist da eine große Gefahr, mit vielen ungesunden und falschen Lehren.
Paulus sagt, das Gesetz ist gut, aber man muss es gesetzmäßig gebrauchen.
Er erklärt, dass das Gesetz nicht für Gerechte bestimmt ist, sondern für Gesetzlose, Zügellose, Ungöttliche, Vaterschläger, Mutterschläger, Menschenmörder, Hurerei, Knabenschänder (das griechische Wort meint hier Homosexuelle), Menschenräuber, Lügner, Meineidige und so weiter.
Die Liste ist nicht vollständig.
Alles, was der gesunden Lehre entgegensteht.
Das Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes ist Paulus anvertraut worden.
Das Gesetz muss man gesetzmäßig anwenden.
Es ist nicht für errettete Menschen gedacht.
Wir Gläubigen stehen nicht mehr unter dem Gesetz.
Wer jüdischer Herkunft ist, kann sagen, dass wir nicht mehr unter dem Gesetz stehen.
Der Messias hat uns davon freigemacht und uns seine Gebote gegeben.
Das Gesetz müssen wir aber gebrauchen, um Menschen ihre Sündhaftigkeit zu zeigen.
Es zeigt den Maßstab Gottes.
Gott hat von Israel gefordert, und sie mussten feststellen, dass sie es nicht schaffen.
So kann man Menschen überführen, dass sie Sünder sind und einen Retter brauchen.
Das war das Ziel des Gesetzes bis zum Kommen des Messias.
Mit seinem Tod am Kreuz ist das Gesetz zu Ende.
Man muss verstanden haben, dass er die Lösung für das Problem der Sünde ist.
Das Gesetz ist hochaktuell, um Menschen zu überführen.
Paulus spricht vom Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes.
Er sagt nicht nur „Evangelium“, sondern „Evangelium der Herrlichkeit Gottes“ und „des seligen Gottes“.
Was bedeutet „selig“? Ist Gott selig?
Dieser Ausdruck kommt nochmals im ersten Timotheusbrief, Kapitel 6, Vers 15 vor: „Der zu seiner Zeit zeigen wird, der selige und alleinige Machthaber, der König der Könige und Herr der Herren.“
Hier finden wir wieder schöne Namen zum Anstreichen: der selige und alleinige Machthaber, der König der Könige und Herr der Herren.
Gott wird hier als der selige Machthaber bezeichnet.
Das Wort ist dasselbe wie in den Seligpreisungen in Matthäus 5, wo Jesus sagt: „Selig sind...“
Es bedeutet „überglücklich sein“, ein inneres, tiefes Glück unter dem Segen Gottes.
Dasselbe Wort wird für Gott verwendet.
Das ist erstaunlich.
Die Übersetzer der Elberfelder Bibel haben sich nicht getraut, „glückselig“ zu übersetzen, wenn es sich auf Gott bezieht, aus Ehrfurcht.
Aber es bedeutet wirklich „überglücklich“.
Es drückt aus, dass Gott von Ewigkeit her in sich völlig glücklich ist.
Der Vater im Sohn, der Sohn im Vater.
Gott hätte uns nie gebraucht.
Gott hat nicht Engel und Menschen geschaffen, weil ihm etwas fehlte.
Der ewige Sohn, Jesus, spricht in Johannes 17 davon, wie er beim Vater vor Grundlegung der Welt war.
Dieses Glück, das Jesus im Vater fand und der Vater im Sohn, ist vollkommen.
Trotzdem wollte Gott uns erschaffen und hat Jesus gesandt, um uns zu erlösen und zu seinen Kindern zu machen.
Das ist das Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes.
Er hat uns nicht nötig, wollte uns aber und gab alles, nämlich seinen Sohn am Kreuz.
So wird das Evangelium herrlich und groß gemacht.
Paulus zeigt Timotheus: Das Gesetz ist heute noch aktuell, aber man muss es gesetzmäßig gebrauchen.
Allen, die versuchen, Gläubige unter das Gesetz zu bringen, muss man klar widersprechen.
Das geht nicht, denn sie machen das Evangelium kaputt.
Weiter heißt es: „Ich danke Christus Jesus, dem Messias Jesus, unserem Herrn, der mir Kraft verliehen hat, dass er mich für treu erachtet hat, indem er mich in den Dienst stellte, der zuvor ein Lästerer, Verfolger und Gewalttäter war.“
Aber mir ist Barmherzigkeit zuteil geworden, weil ich unwissend war im Unglauben.
Über die Maßen ist die Gnade unseres Herrn überströmend geworden mit Glauben und Liebe, die in Christus Jesus sind.
Das Wort ist gewiss und aller Annahme wert: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um Sünder zu erretten, von denen ich der Erste bin.
Darum ist mir Barmherzigkeit zuteil geworden, damit an mir, dem Ersten, Jesus Christus die ganze Langmut erzeige, zum Vorbild für die, die an ihn glauben, zum ewigen Leben.
Paulus gibt ein persönliches Zeugnis: Er ist der Sünder auf Platz eins.
Diesen Platz kann ihm keiner streitig machen.
Er kam aus dem orthodoxen Judentum, war ein Eiferer für die Wahrheit und verfolgte die Gemeinde bis zum Tod.
Er sagt: Ich habe Platz eins.
Wenn später jemand kommt und sagt: „Für mich gilt das nicht, ich habe so schwere Schuld, die kann nicht vergeben werden“, dann kann man sagen: Du kannst höchstens Platz zwei bekommen.
Platz zwei hat Paulus eingenommen, den gibt er nicht mehr her.
Das ist in der Schrift verbrieft, im ersten Timotheusbrief.
So kann man beweisen: Es gibt niemanden, der sagen kann, er möchte zu Jesus kommen, aber es geht nicht.
Jeder, der kommen will, wird angenommen.
Natürlich gibt es Leute, die sagen, sie hätten die Lästerung des Geistes begangen und könnten keine Vergebung mehr haben.
Die Lästerung des Geistes ist eine endgültige Verwerfung von Jesus.
Wer das begangen hat, will nie mehr zurück und leidet Gott nicht zur Buße.
Diese Leute haben oft Angst davor, sagen aber, sie haben es getan.
Wer wirklich bereut, kann nicht die Lästerung des Geistes begangen haben.
Man kann also mit gutem Gewissen sagen: Wer kommt und sagt, ich möchte zu Jesus, aber glaube nicht, dass er mich annimmt, dem kann man sagen: Paulus hat Platz eins, und viele Plätze danach sind frei – du kannst einen davon einnehmen.
Es gibt garantiert Vergebung.
Das führt zu Anbetung in Vers 17: „Dem König der Zeitalter, dem unvergänglichen, unsichtbaren, alleinigen Gott sei Ehre und Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“
Das ist eine Anspielung auf Timotheus, wie gesagt.
Dann geht es weiter: „Dieses Gebot vertraue ich dir an, mein Kind Timotheus, gemäß den vorher über dich ergangenen Weissagungen, damit du durch diese den guten Kampf kämpfst, indem du den Glauben bewahrst und ein gutes Gewissen, das einige von sich gestoßen haben und so, was den Glauben betrifft, Schiffbruch erlitten haben.“
Paulus macht Timotheus persönlich Mut, voranzugehen.
Es ist ein Kampf, ein Glaubenskampf, den wir ausüben müssen, gerade im Haus Gottes.
Heute ist das ein Kampf, aber ein guter Kampf.
Dabei ist es wichtig, den Glauben zu bewahren und ein gutes Gewissen zu haben.
Hier wird gezeigt, wie jemand im Glauben Schiffbruch erleiden kann.
Das Thema Gewissen ist wichtig.
Wer hat das nicht erlebt: Leute, die sich vom christlichen Glauben abwenden und sagen, die Bibel sei voller Widersprüche.
Viele Fehler hätten sie später erkannt.
Dann sieht man oft, dass sie in moralischen Punkten abgefallen sind.
Sie sagen, die Bibel sei falsch.
Das ist oft eine Verteidigung, weil sie ihr gutes Gewissen verloren haben.
Das führt zu Schiffbruch im Glauben.
Darum wird Timotheus ermahnt, den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen und den Glauben sowie ein gutes Gewissen zu bewahren.
Dann nennt Paulus Beispiele: Hymenäus und Alexander, die er dem Satan übergeben hat, damit sie durch Zucht unterwiesen werden und nicht lästern.
Man kann sich das ähnlich vorstellen wie bei Hiob.
Aber bei Hiob war es etwas anderes.
Gott hat zugelassen, dass Satan Hiob bis zu einem bestimmten Grad antastet.
Dort ging es um einen Gerechten, der erzogen werden sollte.
Hier aber übergibt Paulus in apostolischer Autorität zwei Männer dem Satan, damit sie durch Leidenszucht zurechtgebracht werden.
Das konnte nur der Apostel, nicht eine Gemeinde.
Von Hymenäus erfährt man im zweiten Timotheusbrief, Kapitel 2, dass seine Lehre Irrlehre wurde.
Paulus nennt auch Philetus, die andere verführen.
Das zeigt die Wichtigkeit der gesunden Lehre.
Sie soll so sein, dass man mit gutem Gewissen vorangeht und die gesunde Lehre des Wortes aufnimmt und nicht mehr hergibt.
Jetzt waren wir ausführlich bei Kapitel 1.
Nun schauen wir uns in der Übersicht die weiteren Kapitel an.
Dieser erste Teil wird ein bisschen ein Marathon, noch etwa eine Viertelstunde.
Dann machen wir eine halbe Stunde Pause.
Der zweite Vortrag wird zwischendurch nochmals eine Pause haben, sodass man das gut überstehen sollte.
Kapitel 2: Gebet und gottwohlgefährliches Verhalten
Kapitel 2, Vers 1:
Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten und Danksagungen für alle Menschen getan werden – für Könige und alle, die in Hoheit sind –, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen, in aller Gottseligkeit und würdigem Ernst.
Diese Aufforderung ist eine Schlussfolgerung aus dem, was wir in Kapitel 1 behandelt haben. Aus all den Themen, die dort besprochen wurden, wird deutlich, wie wichtig das Gebet ist – und zwar besonders das Gebet der Gemeinde. Es geht hier um das Haus Gottes. Wir wissen, dass im Buch Jesaja vom Tempel gesagt wird, er werde ein Bethaus für alle Völker genannt. Der Tempel in Jerusalem ist ein Bild der Gemeinde.
Kapitel 2 zeigt uns, dass die Gemeinde ein Bethaus für alle Völker ist – wirklich für alle Völker. Denn es wird gesagt, dass diese Flehen, Gebete, Fürbitten und Danksagungen für alle Menschen getan werden sollen. Das bedeutet, die Gemeinde muss eine missionarische Gemeinde sein, die die ganze Menschheit im Blick hat – nicht nur die Menschen vor Ort, sondern auch weltweit.
Dann wird besonders betont, dass auch für diejenigen gebetet werden soll, die eine Position in der Regierung innehaben, für Könige und alle, die in Hoheit sind. Das Ziel ist, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen. So ist das Ziel: dass wir Christen möglichst sorglos im angenehmen, weichen Sofa in der Stube am Schmiedefeuer leben können. Doch wir müssen weiterlesen, denn es heißt: „damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und würdigem Ernst.“
Gottseligkeit ist ein weiteres Lieblingswort des Apostels Paulus in seinen Briefen an Timotheus und Titus. Gottseligkeit bedeutet auch Frömmigkeit. Man kann es am besten so erklären: Was ist ein trübseliges Leben? Ein Leben voller trüber Gedanken. Was ist ein redseliges Leben? Ein Leben, in dem ständig geplappert und geschwatzt wird – ein Leben voller Reden. Dann gibt es noch das Wort Leutseligkeit, ein altes Wort, das heute kaum noch verwendet wird. Leutselige Menschen sind solche, deren Leben von vielen Kontakten erfüllt ist. Sie können nicht allein sein.
Gottseligkeit hingegen ist ein Leben, das erfüllt ist von Gemeinschaft mit Gott und geprägt von Ehrfurcht vor Gott – das ist im Wort enthalten: Ehrfurcht vor Gott und würdiger Ernst.
Nun beten wir für Könige und alle, die in Hoheit sind, damit es im Staat Stabilität gibt. Sobald Revolutionen oder Bürgerkriege ausbrechen, wird das Evangelisieren erschwert. Es ist einfach schwieriger, wenn die Sicherheit in einem Staat nicht gewährleistet ist. Es wird gleich angefügt: „Denn dies ist gut und angenehm vor unserem Heilandgott, der will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“
Es geht also darum, ein stilles und ruhiges Leben zu erbitten, damit unser Staat, in dem wir wohnen, Stabilität hat und die Regierung respektiert wird. Das erleichtert uns das Evangelisieren. Ein ruhiges Leben bedeutet ein Leben ohne Revolution.
Dieser Rettergott sagt, er möchte, dass alle Menschen errettet werden. Das ist auch ein Problem, denn immer mehr Lehren kommen in die Gemeinden, die behaupten, Gott hätte von Anfang an nur einen Teil der Menschheit retten wollen – nicht alle. Das ist ein Bruch mit der Wahrheit. Das Evangelium besteht ganz klar darin, dass Gott die Welt geliebt hat, wie es in Johannes 3,16 heißt: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ Er hat die Welt geliebt – alle Menschen.
Wir haben daher das Recht, Menschen, denen wir begegnen, zu sagen: Gott liebt dich, und er hat seinen Sohn für dich gegeben.
Die Allversöhnung ist eine schlimme Irrlehre, die besagt, dass einmal alle Menschen gerettet werden. Das stimmt nicht. Aber es stimmt, dass Gott möchte, dass alle gerettet werden. Darum hat er den Herrn Jesus gegeben. Durch sein Erlösungswerk ist der Weg offen. Wir können jeden einladen, aber jeder muss sich bekehren, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht. Es geht um den Einzelnen.
Dieser Rettergott möchte, dass alle gerettet werden. Im Griechischen steht hier „telo“ und nicht „bulomai“. Beide bedeuten „wollen“, aber „telo“ drückt eher den Wunsch oder das Verlangen aus, während „bulomai“ einen entschlossenen Willen meint. Hier steht also nicht, dass Gott entschlossen will, dass alle errettet werden.
Ich weiß, es gibt Lehrer, die sagen: „Wenn Gott will, dann wird es auch geschehen.“ Das ist falsch. Das Wort „bulomai“ kommt später im Text noch vor.
Ich lese weiter:
„Denn Gott ist einer und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gab als Lösegeld für alle, wovon das Zeugnis zu seiner Zeit verkündigt werden sollte, wozu ich bestellt worden bin als Herold und Apostel. Ich sage die Wahrheit und lüge nicht, ein Lehrer der Nationen in Glauben und Wahrheit.“
Hier wird wieder gesagt, dass der Herr Jesus sich als Lösegeld für alle gegeben hat – im Blick auf die ganze Menschheit.
Natürlich sagt Markus 10,45, dass der Sohn des Menschen gekommen ist, nicht um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele. Was stimmt nun? Da steht „für alle“, dort „für viele“. Beides stimmt.
Im Griechischen ist das Wort jeweils anders. Hier heißt es „für alle“ (pantas), dort „für viele“ (pollous). Hier wird ausgedrückt, dass dieses Lösegeld bereitsteht im Blick auf alle – jeder kann kommen. In Markus 10 betont Jesus, dass er sein Werk vollendet hat und dass dieses Werk den vielen, die glauben werden, zum Heil verhelfen wird.
Das sind zwei Seiten derselben Wahrheit.
Jetzt Vers 8:
„Ich will nun, dass die Männer an jedem Ort beten, indem sie heilige Hände aufheben, ohne Zorn und zweifelnde Überlegung.“
„Ich will nun“ ist hier „bulomai“. Als Apostel sagt Paulus dies mit der Autorität, die er von Gott, dem Vater, und dem Messias Jesus erhalten hat. Das ist eine klare Anweisung.
Wieso steht hier nicht „Brüder“? Meistens steht doch „Brüder“ im Neuen Testament. Aber wenn das Geschlecht besonders hervorgehoben werden soll, steht „Männer“. Also: „Ich will, dass die Männer an jedem Ort beten.“
Heißt das, Frauen sollen an manchen Orten nicht beten? Nein, aber für Männer gibt es keine Einschränkung: Jeder Ort ist erlaubt. Allerdings macht 1. Korinther 14,34 klar, dass Frauen in der Gemeinde schweigen sollen.
Hier sagt Paulus also, dass Männer an jedem Ort beten sollen, indem sie heilige Hände aufheben. Das bedeutet: Sobald wir uns durch Kompromisse irgendwo „die Hände schmutzig gemacht“ haben, ist das ein Hindernis. Ein Mann, der so lebt, kann seine Aufgabe im Haus Gottes, in diesem Bethaus, nicht erfüllen.
Ohne Zorn ist auch eher ein Problem bei Männern. Zweifelnde Überlegung gibt es bei Männern und Frauen, aber auch das ist ein Hindernis beim Beten.
Es geht weiter:
„Ebenso auch, dass die Frauen sich in bescheidenem Äußern mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit schmücken.“
Die griechische Satzkonstruktion meint, dass sich das „ich will“ auch auf die Frauen bezieht. Es ist also ebenfalls eine apostolische Anweisung.
„Ich will ebenso, dass die Frauen sich in bescheidenem Äußern mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit schmücken.“
Schmücken – das liegt in der Natur der Frau. Es ist einfach anders. Gott will, dass die Frauen sich schmücken.
Er sagt hier: „in bescheidenem Äußern, mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit schmücken.“ Genau das, was heute in unserer Gesellschaft kaum noch zu finden ist, soll der Schmuck der gottesfürchtigen Frau sein.
Aber es ist ein Befehl: Schmuck!
Wenn jemand sagt: „Schmücken? Was meinst du damit?“ Dann wird erklärt: Nicht mit Haarflechten, Gold oder Perlen. Das bedeutet nicht, dass Mädchen keine Zöpfe tragen dürfen. Aber es geht darum, dass das nicht der eigentliche Schmuck sein soll.
In jeder Kultur gibt es Schmuck in einem gewissen Maß, und es gibt ein Übermaß. Auch in Italien ist das so. Das Maß ist dort etwas anders als in Deutschland, aber auch dort wissen die Menschen, was normal und was nicht normal ist.
Paulus sagt, der Schmuck soll nicht das Äußere sein – nicht Haarflechten, Gold, Perlen oder kostbare Kleidung. Es ist nicht ein absolutes Verbot, aber das soll nicht der Schmuck sein, der zuerst auffällt.
Wenn eine Frau so behängt ist mit Gold, dass das den Schmuck ausmacht, wird der innere Schmuck überdeckt. Er geht verloren. Es geht darum, dass der eigentliche Schmuck zur Geltung kommt.
Darum sagt Paulus: Nicht mit Haarflechten, Gold, Perlen oder kostbarer Kleidung, sondern was Frauen geziemt, die sich zu Gottesfurcht bekennen – durch gute Werke.
Dann heißt es weiter:
„Eine Frau lerne in der Stille, in aller Unterordnung. Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein.“
Paulus leitet hier aus der Schöpfung ab: Zuerst wurde der Mann erschaffen, danach die Frau. Das gibt die Grundlage, dass der Mann die Führung, auch in der Gemeinde, übernehmen soll.
Dann heißt es weiter:
„Und Adam wurde nicht betrogen, die Frau aber wurde betrogen und fiel in Übertretung.“
Durch den Sündenfall wird hier argumentiert, dass die Frau durch die Schlange betrogen wurde. Interessant ist, dass die Schlange nicht versucht hat, Adam zu betrügen, sondern die Frau. Die Schlange kam, als die Frau allein war, nicht als sie zusammen waren.
Das wird hier als Argument benutzt, warum der Mann die leitende Rolle in der Lehre haben soll.
Vers 15:
„Sie wird aber gerettet werden durch Kindergebären.“
Wie ist das zu verstehen? Manche haben abgeleitet, wenn eine Frau genügend Kinder bekommt, wird sie gerettet. Das wurde auch gelehrt, besonders in Osteuropa. Aber was ist gemeint?
Sie wird aber gerettet werden durch Kindergebären.
Wie kam die Sünde in die Welt? Die Frau wollte eigentlich die Führungsaufgabe des Mannes übernehmen. Sie hat entschieden – ohne den Mann zu fragen –, den Bund mit Gott zu brechen.
Man muss sich das praktisch vorstellen: Eine Frau würde ein Haus kaufen und den Vertrag unterschreiben, ohne das mit dem Mann zu besprechen. Das geht nicht. Grundlegende Entscheidungen trifft man nicht allein.
Die Frau hat hier die grundlegende Entscheidung getroffen, den Bund mit Gott zu brechen, und damit die Führungsaufgabe des Mannes übernommen.
Jetzt wird erklärt, wie die Frau vor diesem Problem gerettet werden kann – durch Kindergebären.
Wenn eine Frau Kinder haben darf – was nicht jeder geschenkt bekommt –, ist das eine Aufgabe, die sie ausfüllen kann. Der Einfluss ist enorm, wie eine nächste Generation geformt wird.
Künftige Frauen und Männer werden geformt – nicht nur, dass sie erwachsen werden, sondern auch in ihren Überzeugungen und Emotionen.
Ich weiß genau, woher ich meine Liebe für Vivaldi und Händel habe – das hat mir meine Mutter eingegeben. Das ist nur ein Beispiel.
Auch emotional wird man durch die Mutter geprägt, ebenso in der Art, wie man denkt, und sogar darin, was man hässlich oder schön findet.
Der Einfluss ist enorm. Wenn eine Frau darin Erfüllung findet, Kinder zu erziehen und zu belehren – es gibt ja viele Berufe –, dann ist das eine wertvolle Aufgabe.
Ich hatte eine Bekannte in Frankreich, eine alte Frau, die mir erzählte, dass sie für den Staat einen Beruf angeben musste. Sie war immer Hausfrau. Sie schrieb „sans“ (ohne), aber anders geschrieben – „cent“ (hundert). Sie wollte sagen: Eine Frau, die zu Hause Kinder großgezogen hat, hat hundert Berufe.
Das kann helfen, gar nicht auf die Idee zu kommen, die Stellung des Mannes einzunehmen.
Aber es funktioniert nicht automatisch. Es gibt Frauen, die Kinder erziehen, aber nicht erfüllt in dieser Aufgabe sind.
Darum heißt es weiter:
„Sie wird aber gerettet werden beim Kindergebären, wenn sie bleiben im Glauben, in Liebe und Heiligkeit mit Sittsamkeit.“
Kapitel 3: Älteste und Diakone – geistliche Leiterschaft in der Gemeinde
Kapitel drei behandelt die Ältesten und die Diakone. Hier wird erklärt, wie die Führung in der Gemeinde durch die Ältestenschaft erfolgt. Diese Ältesten sind immer Männer. Es lohnt sich, im Zusammenhang zu sehen, warum dieses Kapitel direkt nach Kapitel zwei kommt.
Es wird erläutert, welche geistlichen Voraussetzungen nötig sind, um diese Aufgabe geistlich auszuführen. Ziel ist es nicht, kleine oder große Tyrannen in der Gemeinde zu haben. Solche braucht es nicht. Wenn aber der gesamte Katalog der Voraussetzungen praktisch umgesetzt wird, dann ist es unmöglich, ein Tyrann zu sein.
Noch kurz zu den Ältesten: Wie werden sie eingesetzt? Im Neuen Testament finden wir nur drei Stellen, die eine Einsetzung beschreiben. In Apostelgeschichte 14 setzen Paulus und Barnabas Älteste ein. In Apostelgeschichte 20 sagt der Apostel Paulus zu den Ältesten von Ephesus: „Der Heilige Geist hat euch als Aufseher, das sind die Ältesten, eingesetzt.“ Die dritte Stelle ist im Titusbrief Kapitel 1, wo Paulus Titus aussendet, um in seinem Namen Älteste einzusetzen. Das sind die drei Stellen.
Was auffällt: Es gibt keine demokratische Einsetzung von Autorität von unten her. Die Autorität wird von oben eingesetzt. Gott hat seinen Sohn gesandt, der Mensch wurde und die Stellung eines Dieners einnahm. Der Herr Jesus hat Apostel eingesetzt, und diese Apostel konnten Älteste einsetzen. Auch der Apostel Paulus sandte Abgesandte wie Titus aus, um Älteste einzusetzen.
Aber jetzt haben wir keine Apostel mehr und auch keine Abgesandten der Apostel. Bedeutet das, dass es keine Ältesten mehr geben kann? Nein! In Apostelgeschichte 20 wird deutlich gemacht, dass der Heilige Geist Älteste einsetzt. Es gibt also zwei Seiten: Der Heilige Geist setzt Älteste ein und Apostel beziehungsweise deren Abgesandte. Die sichtbare Seite mit Aposteln haben wir nicht mehr, aber die unsichtbare Seite bleibt bestehen.
Gott setzt Männer ein, die die nötigen Qualitäten aufweisen. Das bedeutet nicht, dass sie niemals versagen, aber ihr Leben wird von diesen Qualitäten geprägt. So setzt der Heilige Geist sie ein.
Praktisch wird in 1. Thessalonicher 5 gesagt, dass man solche, die der Gemeinde vorstehen, anerkennen soll. Das Wort kann sowohl „erkennen“ als auch „anerkennen“ bedeuten. Man muss sehen, wer sich um die Geschwister bemüht und wer den einzelnen nachgeht. So kann nach und nach erkannt werden, wen der Heilige Geist eingesetzt hat.
Das ist ganz anders, als wenn jemand kommt und sagt: „Ich habe Management studiert, bin prädestiniert und übernehme ab heute diese Aufgabe.“ Das geht nicht. Man muss die Qualitäten sehen, und so wächst das Vertrauen, sodass die Führung anerkannt wird.
Der Vorteil heute ist, dass wir keine formelle Einsetzung durch Apostel mehr haben. Aber wenn sich jemand im Laufe der Jahre so verändert, dass diese Qualitäten nicht mehr zu ihm passen, muss man ihn nicht aktiv abwählen. Er ist disqualifiziert, weil die Autorität der Ältesten eine moralische Autorität ist. Sie wird durch das Leben mit dem Herrn gegeben und zeigt sich im Hinweisen auf das Wort Gottes.
Die Autorität liegt nicht in der eigenen Person, sondern im Wort Gottes. Dieses wird im Leben ausgelebt. Der erste Timotheusbrief hilft uns zu verstehen, wie man sich im Haus Gottes verhalten soll. Er zeigt sehr detailliert, was das bedeutet.
Noch etwas Wichtiges: Es überrascht vielleicht, wenn man den ganzen Brief, besonders die Kapitel vier, fünf und sechs, weiterliest. Es geht gar nicht so sehr um die Zusammenkunft als Gemeinde, sondern eigentlich um das ganze Leben, den Alltag.
Das Verhältnis zu Geld, zum Essen und zu den Geschlechtern wird ganz konkret behandelt. Das bedeutet: Gott sieht uns im Haus Gottes nicht nur, wenn wir zusammenkommen. Dort wird besonders deutlich, dass wir Gottes Haus sind, wenn wir als Gemeinde zusammenkommen. Aber auch die ganze Woche über sind wir lebendige Steine am Haus Gottes.
Unser ganzes Leben, sieben Tage die Woche, ist Leben im Haus Gottes. Gerade das macht der erste Timotheusbrief so deutlich. Es geht nicht nur um ein Sonntags- oder vielleicht Mittwochabend-Christentum, sondern um das ganze Leben.
Wenn wir zusammenkommen, wird das Haus Gottes in besonderer Weise sichtbar. In der Gebetstunde, wenn wir als Gemeinde zusammenkommen, als Bethaus. Nur die Frage ist, wie viele dann tatsächlich da sind. Es ist auffällig, wie viele plötzlich fehlen.
Der erste Timotheusbrief sagt, wie man sich verhalten soll. Die Gemeinde ist der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit. Dort wird die Wahrheit des Wortes Gottes gelehrt – mit Überzeugung, Liebe und gutem Gewissen. Es wird gebetet, und es ist ein Bethaus. All das gehört zusammen.
Dieser Brief soll uns helfen, das zur Ehre Gottes umzusetzen und zum Segen der Gläubigen. Sie sollen geprägt sein von Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben.
Damit machen wir jetzt einen Punkt. Ich habe etwas länger gesprochen, deshalb verlängern wir die Pause um zehn Minuten – also jetzt eine halbe Stunde Pause.