Rückblick auf Hesekiels prophetische Handlungen
Wir haben im letzten Mal in Kapitel vier gesehen, wie Hesekiel verschiedene Vorführungen unter den weggeführten Juden in Babylonien machen musste. Er sollte die Belagerung Jerusalems darstellen und die Hungersnot vorspielen. Mit ganz einfachen Mitteln unterstrich und verdeutlichte er so das verkündete Wort.
Jetzt, in Kapitel fünf, erhält er erneut einen solchen Auftrag für eine Vorführung. Was musste er tun? Kurz zusammengefasst: Er sollte Kopf- und Barthaar abscheren. Das war natürlich sehr ungewöhnlich, denn in Israel galt es als Schande für jeden Mann, den Bart abzuschneiden. Für ihn war das also keine Sache, die er schnell erledigen konnte. Ähnlich wie bei der Vorführung der Hungersnot, die ihm ebenfalls völlig zuwider war.
Man erinnert sich: Er musste unreines Brot essen! Pro Tag durfte er nur eine Tagesration Brot von zweihundert Gramm essen und 0,6 Liter Wasser trinken. Bei der Brotherstellung sollte er sogar Menschenkot verwenden. Das war für ihn ein Schock. Daraufhin bat er den Herrn: „Darf ich das wirklich tun? Ich habe so etwas noch nie gegessen.“ Der Herr antwortete ihm, dass er stattdessen auch Rindermist nehmen könne.
Diese Vorführungen waren also nicht einfach. Für Hesekiel waren sie zum Teil innerlich sehr belastend und sogar schockierend. Das war auch das Ziel: Die Menschen um ihn herum sollten schockiert werden, um aufmerksamer auf Gottes Wort zu hören. Denn sonst hätten sie sowieso nicht zugehört.
Es war also keine kleine Sache, sondern eine Schande für ihn, Haupthaare und Bart zu schneiden.
Weiterhin musste er die Haare wiegen und in drei Teile teilen. Das erste Drittel sollte verbrannt werden, und zwar mitten in der Stadt, die er als Modell angefertigt hatte. In Kapitel 4, Vers 1 musste er einen Ziegelstein nehmen und darauf Jerusalem einzeichnen. Das erste Drittel der Haare sollte also innerhalb dieser gezeichneten Stadt verbrannt werden.
Das zweite Drittel ... Und das letzte Drittel musste er verteilen. Die Bedeutung dieser Teile wird im Bibeltext selbst erklärt.
Symbolik der Haarverwiegung und ihre prophetische Bedeutung
Liest jemand nochmals Vers zwölf? Vielleicht Peter? Ein Drittel von dir soll an der Pest sterben und durch Dünger umkommen in deiner Mitte. Das sind also die verbrannten Haare inmitten der gezeichneten Stadt.
Weiter: „Und ein Drittel soll durch das Schwert fallen rings um dich her, und ein Drittel werde ich in alle Winde zerstreuen, und ich werde das Schwert ziehen hinter ihnen her.“
Was man auch hier merken kann: In der Prophetie werden eigentlich die Verwüstung und Belagerung Jerusalems zur Zeit von Nebukadnezar und die späteren durch die Römer im Jahr siebzig nach Christus zusammengefasst. Denn in der Zeit von Nebukadnezar wurde das Volk nach Babel weggeführt, während nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr siebzig nach Christus die Juden in alle fünf Kontinente zerstreut wurden.
Diese beiden Belagerungen haben wir schon letztes Mal behandelt. Dort, wo er 390 Tage auf einer Seite liegen musste und 40 auf der anderen, haben wir ja auch diese beiden Belagerungen von Jerusalem gefunden: die eine zur Zeit von Nebukadnezar und die andere 40 Jahre nach der Verwerfung des Messias. Darum die 40 Tage auf einer Seite liegen – das war im Jahr 70 nach Christus.
Diese Ereignisse gehören irgendwie ganz eng zusammen. Mag man sich noch erinnern, was eigentlich der innere Grund ist, warum sie so eng zusammengehören, quasi wie ein Ereignis, das miteinander verbunden ist? Weil sie immer wieder ungehorsam waren.
Ja, das erklärt es teilweise, aber noch nicht ganz, warum das in der Bibel so eng zusammengefügt wird.
Die zehn Stämme wurden bereits im Jahr 721 vor Christus weggeführt. Damals wurde die Hauptstadt Samaria von den Assyrern zerstört, und sie kehrten nicht mehr zurück.
Judah, also die Juden im Süden, erlebten die Zerstörung Jerusalems im Jahr 586 vor Christus und wurden nach Babylon geführt. Einige Jahrzehnte später, im Jahr 538, kamen sie bereits wieder zurück ins Land.
Das ist eigenartig. Warum kamen sie zurück, während die aus der assyrischen Gefangenschaft nicht mehr zurückkehrten?
Die Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft und die Messiaserwartung
Schon Jakob sagte in 1. Mose 49 voraus, dass der Messias, Shiloh, aus dem Stamm Judah kommen werde. Wir können das kurz nachlesen in 1. Mose 49, der Prophetie von Jakob über die zwölf Söhne. Dort lesen wir in Vers 10: „Das Zepter wird nicht von Judah weichen, noch der Herrscherstab von seinen Füßen, bis Shiloh kommt, und ihm werden die Völker gehorchen.“
Bereits ab Vers 8 wird der Stamm Judah erwähnt, und Shiloh, der Ruhebringer und Friedenschaffer, soll aus diesem Stamm kommen. Diese Prophetie bezieht sich nicht auf die anderen Stämme, sondern nur auf Judah. Der Messias sollte nach Micha 5,1 in Bethlehem geboren werden, also im verheißenden Land.
Da der Messias bis 586 v. Chr. noch nicht gekommen war, war es notwendig, dass Judah zurück ins Land kehrte, um dem Messias zu begegnen. Aus reiner Gnade durften die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft zurückkehren, damit sie dem Messias begegnen konnten.
Dann kam der Messias, doch er wurde verworfen. Vierzig Jahre nach dieser Verwerfung folgte die Zerstörung Jerusalems und damit die weltweite Zerstreuung. Diese beiden Ereignisse hängen also sehr eng zusammen.
Eigentlich hätten die Juden, ebenso wie die zehn Stämme, eine Zerstreuung in alle Welt verdient gehabt. Doch ihnen wurde eine weitere Chance gegeben: Sie durften zurückkehren und dem Messias begegnen. Nach der Verwerfung des Messias begann dann die weltweite Zerstreuung für zweitausend Jahre.
War die babylonische Gefangenschaft nicht schon eine Art Zerstreuung? Im Buch Esther lesen wir, dass im Persischen Reich ein Volk zerstreut in allen Gebieten lebte – das waren Juden, die sich jedoch nicht an die Rückkehr nach siebzig Jahren hielten.
Man kann sagen, dass diese Zerstreuung vor allem aus Sicht Israels im Osten stattfand, auch im Nordosten und Südosten. Äthiopien war damals noch nicht betroffen. Kusch, das Reich im heutigen Gebiet Äthiopiens, war zwar bekannt, aber das bedeutet nicht unbedingt, dass dort schon Juden lebten.
Das Persische Reich erstreckte sich bis nach Afrika, und die Juden hatten sich im persischen Bereich ausgebreitet, nachdem die Perser die Herrschaft übernahmen. Dennoch war dies noch nicht die Zerstreuung in alle vier Himmelsrichtungen, geschweige denn auf alle fünf Kontinente. Diese umfassende Zerstreuung begann erst ab dem Jahr 70 nach Christus.
Diese beiden Ereignisse – die Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft und die Zerstörung Jerusalems – sind eng miteinander verbunden. Eigentlich hätten die Juden schon bei der ersten Zerstreuung nicht mehr zurückkehren dürfen. Doch wegen des Messias durften sie es. Als der Messias jedoch verworfen wurde, kam das endgültige Gericht, das bis in die Endzeit gilt.
Das zeigt, dass diese beiden Ereignisse aus der Sicht Gottes sehr eng zusammengehören. Deshalb werden sie in der Prophetie oft zusammengefasst und miteinander verbunden.
Hier wird jedoch der Grund für die Zerstörung Jerusalems im Vordergrund dargestellt, wie es bei Hesekiel der Fall ist. Dabei geht es vor allem um das Ereignis seiner Zeit und nicht um das Ereignis siebzig Jahre nach Christus. Hesekiel sagt seinen Zeitgenossen, was der Grund für die Zerstörung Jerusalems war und warum nur etwa ein Drittel oder sogar weniger überleben durfte.
Fassen wir kurz zusammen, was der Text dazu sagt:
Gründe für das Gericht über Jerusalem
Weil sie sich mit abscheulichen Götzen umgeben haben. Ich zitiere gerade immer den Vers – Vers neun. Dort steht: „Um all deiner Gräuel willen“, beziehungsweise „um deiner Götzen willen“. Ja, Gräuel sind oft Götzen, nicht nur, aber in diesem Ausdruck sind sie mit einbezogen.
Weiter zu Vers elf: „Weil du mein Heiligtum verunreinigt hast.“ Ja, die Verunreinigung des Tempels war damals ein großes Problem. Wir kommen darauf zurück, wenn wir Kapitel 8 anschauen, aber auch später, wenn wir an die Tempelreinigung des Herrn Jesus denken. Er hat ja am Anfang und am Ende seines Dienstes den Tempel gereinigt und gesagt: „Ihr habt das Haus meines Vaters zu einer Räuberhöhle gemacht.“
Also trifft dieser Vorwurf in beiden Fällen zu: „Weil du mein Heiligtum verunreinigt hast.“ Das geschah durch eure Scheusale, durch deine Gräuel, aber auch im Prinzip dort, denn es ging ja um den Mammon, das Geld. Sie haben den Tempel missbraucht, um daraus eine Art Geldfabrik zu machen. Man kann sagen, sie setzten völlig überhöhte Preise auf die Opfertiere.
Daraus besteht eine sehr direkte Verbindung.
Weiter: Was sind die Gründe für diese Sünde? Sie sind widerspätzlich gegen Gottes Rechtsbestimmungen. Ja, und das machte der Herr Jesus auch zu seiner Zeit wieder zum Vorwurf. Allerdings mit dem Unterschied, dass es damals oft um eine Gesetzlichkeit ging, die völlig heuchlerisch war und letztlich gerade dadurch gegen Gottes Wort verstieß. Heute dagegen geht es oft um Liberalismus gegenüber dem Wort Gottes.
Er sagt, dass das Volk Gottes schlimmer ist als die Nationen ringsum, die ja eigentlich all das nicht hatten. Genau. Das können wir natürlich auch auf unsere Zeit übertragen. Für Gott ist es immer schlimmer, wenn das Volk Gottes sündigt, als wenn Nichtchristen diese Dinge tun.
Dieses Problem tritt heute immer mehr auf: Schwerwiegende Dinge kommen auch in den Gemeinden vor, die unter den Ungläubigen nicht einmal normal sind. Dann spricht Gott in strenger, harter Sprache. Sogar schlimmer als die Länder ringsum.
Übrigens taucht der Ausdruck „die Nationen rings um euch her“ hier auf. Er erscheint nochmals in Vers 7. Im Verlauf von Hesekiel sehen wir, dass dies eine ganz typische Redewendung ist. Besonders in den Endzeitkapiteln von Hesekiel, ab Kapitel 33, 34 und so weiter, wird diese Wendung von großer Bedeutung sein – gerade in Bezug auf unsere Zeit, in der die Länder rings um Israel eine wichtige Rolle spielen.
Das kommt also immer wieder vor: Die Nationen rings um euch her stehen ganz besonders im Visier der Prophetie, also Libanon, Syrien, Jordanien und Ägypten – so vorweggenommen.
Herr Paulus erwähnt auch eine Sünde in 1. Korinther 5,1, die selbst unter den Nationen nicht vorkommt. Ja, ganz genau. Dort haben wir einen schwerwiegenden Fall in der Gemeinde, und die Gemeinde hat sich nichts Großes daraus gemacht. Es ging um Hurerei, sogar Inzest – eine besonders schwere Form von Blutschande. Und die Gemeinde hat das nicht geahndet.
Das Wort Gottes verurteilt diese Sünde mit großer Schärfe. Die Gemeinde muss dann eingreifen.
Die Parallele zu heute ist ebenfalls vorhanden. Es gibt Gemeinden, in denen ganz schwerwiegende Dinge vorkommen, und man lässt das im Sinne einer neuen Toleranz einfach stehen. Oder wenn wir an Homosexualität und Ähnliches denken, die in der Kirche nicht nur toleriert, sondern sogar verteidigt werden, dann haben wir genau den Vorwurf, dass sie schlimmer geworden sind als die Länder rings um euch her.
Gottes Eifer und die Erkennbarkeit seines Handelns
Ich möchte noch die Aufmerksamkeit auf Vers 13 richten. Gott sagt: Am Schluss kann das jemand nochmals lesen, den letzten Satz von Vers 13, und Sie werden erkennen, dass ich, der Herr, in meinem Eifer geredet habe, wenn ich meinen Zorn an Ihnen erfülle.
Jawohl, das ist ein ganz wichtiger Satz: Sie werden erkennen, dass ich, der Herr, in meinem Eifer geredet habe. Das ist wie ein Refrain im Buch Ezechiel. Ich habe ihn 77 Mal gefunden. Er zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, und zwar mit Variationen. Zum Beispiel: „Ihr werdet erkennen, dass ich der Herr bin“ oder „Sie werden erkennen, dass ich der Herr in meinem Eifer geredet habe“ und so weiter. Es gibt also verschiedene Formulierungen, aber das Motiv kommt etwa 77 Mal vor. Das ist ein Kennzeichen des Buches Ezechiel.
Was können wir davon ableiten? Wenn die Prophetien der Bibel sich erfüllen, dann können Menschen erkennen, wer der wahre Gott ist, nämlich der Gott, der in der Bibel gesprochen hat. Das ist ein ganz wichtiger Punkt.
Wie können wir Menschen um uns herum helfen, dass sie Gott erkennen? Viele denken heute, man könne das nicht mehr so einfach glauben. Sie sagen: „Das ist ein bisschen anders heute, wir sind ja so wissenschaftlich fortgeschritten.“ Wie können Menschen Gott erkennen?
Es ist allgemein geläufig, dass man sagt: Glauben kann man nicht beweisen. Es sei einfach ein Sprung ins Dunkle. Der eine denkt so, der andere glaubt so. Hauptsache, man glaubt irgendetwas Schönes und lebt miteinander recht nett und anständig – so die verbreitete Moral.
Aber wir können sagen: Nein, wir haben Beweise. Wir können Hunderte von Prophezeiungen aus der Bibel aufzeigen, die vorausgesagt wurden und sich in der Geschichte nachweislich erfüllt haben.
Allein in Bezug auf Jesus Christus gibt es über dreihundert Prophezeiungen. Im Buch Daniel habe ich mal ausgezählt, dass es über 200 erfüllte Prophezeiungen zur Weltgeschichte gibt. Aufgrund dessen kann man zeigen: Das ist Gottes Wort, kein menschliches Buch. Kein anderes Religionsbuch kann solche Prophetien mit dieser Präzision und Genauigkeit über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg vorweisen.
Es wurde vorher geschrieben und hat sich im Nachhinein erfüllt. Das ist ein Mittel, um Menschen von der Wahrhaftigkeit der Bibel zu überzeugen.
Wo wurde dieses Mittel im Neuen Testament eingesetzt? In den Predigten in der Apostelgeschichte.
Beispiele für die Verwendung von erfüllter Prophetie im Neuen Testament
Ja, wo? Da können wir gerade mal ein Beispiel aufschlagen. In Apostelgeschichte 9 wird die Bekehrung von Saulus, später Paulus, beschrieben. Könnte da jemand die Verse 20 und 22 lesen? 1. Apostelgeschichte 9,20-22. Bruno, kannst du?
„Und alsbald predigte er in den Synagogen Jesum, dass dieser der Sohn Gottes ist. Alle aber, die es hörten, gerieten außer sich und sagten: Ist dieser nicht der, welcher in Jerusalem die zerstörte, welche diesen Namen anrufen, und dazu hierher gekommen war, auf dass er sie gebunden zu den Hohenpriestern führe? Saulus aber erstarkte umso mehr und brachte die Juden, die in Damaskus wohnten, in Verwirrung, indem er bewies, dass dieser der Christus ist.“
Es ist doch erstaunlich, dass in der Bibel von Beweisen die Rede ist, oder? Es gibt Leute, die sagen, Glauben könne man nicht beweisen, sonst wäre es ja kein Glaube mehr. Aber die Bibel sagt, Paulus hat die Leute in Verwirrung gebracht in der Synagoge. Und zwar dadurch, dass er beweisen konnte, dass Jesus der verheißene Messias, der Christus, ist.
Übrigens: Das Wort, das im Grundtext für „beweisen“ verwendet wird, heißt auf Griechisch Symbibazo. Es hat die Grundbedeutung „zusammenführen“ und dann „Schluss folgen“, und als dritte Bedeutung „beweisen“. Das heißt also, es ist ein Beweis, bei dem viele Argumente zusammengeführt werden, viele Prophezeiungen. Aus dieser Fülle wird eine Schlussfolgerung gezogen: Dann muss also dieser Jesus der Messias sein. Und die Schlussfolgerung ist derart überzeugend, dass eben dieses Wort die Bedeutung hat „beweisen“, also zusammenführen, Schluss folgern, beweisen.
Es gibt noch ein zweites Beispiel in der Apostelgeschichte. Als Jesus mit den Jüngern nach Emmaus ging, hat er ihnen doch auch die Schrift ausgelegt.
Ganz genau. Und das war ja ganz wichtig: Er hat ihnen das ganze Alte Testament erklärt im Blick auf die erfüllte Prophetie. So waren diese Jünger natürlich sehr wichtig, um das wieder den anderen weiterzugeben. Das war, das können wir sagen, eine der Grundwaffen der ersten Christen, um Jesus überzeugend als den Erlöser zu predigen.
Wir sehen das bei Apollos in Apostelgeschichte 18. Er kam nach Korinth und wird beschrieben als – in Apostelgeschichte 18, Vers 24 – „ein beredter Mann, der mächtig war in den Schriften“. „Beredt“ hieß damals so viel wie belesen und gebildet.
Jetzt Vers 27, letzter Satz, und Vers 28. Bruno, kannst du?
„Dieser war, als er hinkam, den Glaubenden durch die Gnade sehr behilflich, denn kräftig widerlegte er die Juden öffentlich, indem er durch die Schriften bewies, dass Jesus der Christus ist.“
Jawohl, da haben wir wieder das Wort „beweisen“. Das ist schon ärgerlich für die Leute, die glauben, dass Glaube nicht bewiesen werden kann. Aber es steht so in der Bibel.
Und zwar haben wir hier zwei interessante Wörter. Erstens hatte die Gegenseite kräftig widerlegt. Das griechische Wort heißt hier Diakatalenchomei, ein langes Wort, zusammengesetzt aus drei Teilen.
Elenchomei heißt überzeugen, und zwar so, wie zum Beispiel ein Richter den Angeklagten mit Faktenmaterial überzeugt. Das Wort Elenchomei wird bei den Griechen auch für „überführen“ verwendet.
Wir haben noch die Vorsilbe Kata. Kata heißt eigentlich „herab“. Das heißt, er hat widerlegt, indem er die Gegenargumente zu Boden geschmissen hat, also vollständig. Darum ist es hier übersetzt mit „kräftig widerlegte er die Juden“. Er hat die Gegenargumente vollständig zu Boden geworfen – und zwar auf ganz überzeugende Art, wie ein Richter den Angeklagten überführt.
Dann haben wir das Wort „beweisen“. Hier ist es ein anderes als in Apostelgeschichte 9: Epideignymi heißt „zeigen“ und dann „beweisen“. Das heißt, ein Beweis, der ausgezeichnet ist durch seine Anschaulichkeit.
Er hat es so anschaulich darstellen können, die Erfüllung der Prophetie in Jesus von Nazareth, dass es eben beweiskräftig war.
Nun, das ist genau das Prinzip von Hesekiel, von dem Riffa: „Und ihr werdet erkennen, dass ich der Herr bin.“
Das Ende des Refrains und die zukünftige Erkenntnis Gottes
Übrigens kommt das nur bis Kapitel neununddreißig vor, insgesamt siebenundsiebzig Mal. Ab Kapitel vierzig bis achtundvierzig erscheint es dann kein einziges Mal mehr. Kann jemand erklären, warum dieser Refrain plötzlich abbricht, wenn dann die zukünftige Herrlichkeit beschrieben wird?
Vielleicht liegt es daran, dass sie dann im Land gesammelt sind und erkannt haben, dass er der Herr ist. Das ist auch in Jesaja 11 beschrieben. Dort heißt es von einem tausendjährigen Reich, das in Hesekiel 40 bis 48 beschrieben wird. Wir können das kurz aufschlagen: Jesaja 11, Vers 9, zweite Hälfte. Peter, kannst du das lesen?
„Denn die Erde wird voll sein der Erkenntnis des Herrn, gleichwie die Wasser den Meeresgrund bedecken.“ Jawohl!
Und in Jeremia 31 heißt es von dieser Zeit, dass man nicht mehr einer dem anderen sagen wird: „Erkenne den Herrn“, sondern sie werden alle von Gott gelehrt sein. Gebt bitte die Stelle schnell an, Jeremia, einfach als Referenz für die, die gerne mitschreiben.
Jeremia 31, Vers 34. Jawohl, danke!
Jeremia 31, Vers 34. Dort kommt das Erkennen des Herrn auch nicht mehr vor, weil dann alle den Herrn erkennen.
Bis zur Wiederkunft Christi in Ehrlichkeit brauchen wir jedoch die erfüllte Prophetie, um den Menschen die Augen zu öffnen, damit sie den Herrn erkennen können. Das ist sehr wichtig.
Wir müssen das also nicht mit einem Bibelcode machen, sondern mit erfüllter Prophetie. Der Bibelcode funktioniert nicht, aber die erfüllte Prophetie funktioniert. Wir müssen die richtigen Waffen verwenden.
Kritik am Bibelcode und seine Unzuverlässigkeit
Gibt es bis dahin noch Fragen zu Kapitel fünf? Was war gemeint mit dem Bibelcode? Ich habe das nicht ganz verstanden. Ach so, der Bibelcode ist doch bekannt, oder? Den meisten zumindest. Oder gar nicht?
Vor einiger Zeit wurde ja ein Buch sehr populär, von Drosnin, „Der Bibelcode“. Darin wird behauptet, man könne mit dem Computer beweisen, dass die Bibel Gottes Wort ist. Israelische Wissenschaftler haben dabei die Abstände zwischen den hebräischen Wörtern herausgenommen, sodass es so aussieht, als gäbe es einen Buchstabenwurm. Dann haben sie mit dem Computer gesucht – immer in gleichen Abständen, zum Beispiel jeder hundertste Buchstabe. Und plötzlich seien ganz gewaltige Botschaften herausgekommen.
Zum Beispiel kann man so die Worte „Atombombe“ und „Japan“ bilden, zusammen mit dem Datum des Abwurfs am Ende des Zweiten Weltkrieges. Eindrücklich, oder? An einer Stelle ergibt sich durch einen bestimmten Buchstabensprung „Yitzchak Rabin“. Das kreuzt sich noch mit einem Text, in dem es heißt: „Feuer, der Mörder wird morden“. So wurde angeblich der Mord an Rabin mit dem Computer in der Bibel gefunden.
Es gibt noch viele andere Beispiele. Man kann zum Beispiel finden – ich habe es später auf meinem Computer nachgeprüft und nachgespielt – Wörter wie „Edison“, „Chaschmal“ (das heißt Elektrizität) und „Menorah“ (Lampe). Ja, da hat Edison, der Erfinder der Glühbirne, seinen Platz.
Gut, ich habe mich dann gefragt, ob es auch „Roger Liby“ gibt, und habe das eingegeben. Tatsächlich habe ich es viermal gefunden, unter anderem im ersten Buch Mose. Sogar mein Wohnort, Aarau, war darin enthalten, in 1. Mose 1.
Dann habe ich mich gefragt, ob „Rotkäppli“ auch vorkommt. Und tatsächlich, ich habe „Rotkäppli“ an ganz vielen Stellen gefunden. Da fragt man sich natürlich schon, ob da etwas nicht stimmt. Sogar auf Schweizerdeutsch, oder? Ja, ja, ja. Aber mit – ja genau – „Rotkäppli“. Schweizerdeutsch, aber natürlich mit hebräischen Buchstaben.
Dann habe ich gesucht nach „Es gibt keinen Gott“ – und ich habe es an ganz vielen Stellen gefunden. Da merkt man also, und sogar „Emet“ (es gibt keine Wahrheit) an vielen Stellen. Ich habe gemerkt: Was ist der Bibelcode? Ein Lügner.
Dann habe ich gesucht: „Ein Code beim Mikra“. Es gibt keinen Code in der Bibel – und das ist herausgekommen.
Das ist also eine Spielerei mit dem Computer. Man kann einfach eingeben, was man will, und dann springen lassen. Ich kann dem Computer sagen, er soll in Abständen von drei, vier, fünf, bis zu viertausendfünfhundert Buchstaben springen. Dann rechnet er das durch und zeigt mir, wo er es gefunden hat.
Dann kam jemand und sagte: „Schau mal, ich habe das gefunden in der Bibel, da steht ‚Lady Di‘.“ Und dann heißt es im Text „Du hast mir das Blut genommen“ – und sogar noch „Fotograf“. Das ist ja toll, da kann man sogar für die französische Justiz zeigen, dass die Fotografen damit schuld waren.
Aber das ist eine reine Spielerei. Man kann eingeben, was man will, und die Wahrscheinlichkeit ist so groß, dass man etwas findet. Die meisten Leute haben das ja nicht auf dem Computer. Dann hören sie davon und können es nicht nachprüfen. Sie denken, das sei schon erstaunlich, weil sie nie nachgeprüft haben, was da alles für Unsinn zu finden ist.
Niemand sagt zum Beispiel, dass Drosnin „Clinton“ gefunden hat – aber er hat den Leuten nicht gesagt, dass da unten noch „Pizza“ steht. „Pizza“ und „Clinton“. Man sucht einfach das, was man will, und das, was nicht hineinpassen soll, lässt man weg.
Das ist keine Waffe, die hilft, Menschen zur Erkenntnis zu bringen, dass die Bibel Gottes Wort ist. Die erfüllte Prophetie aber wird von der Bibel selbst so dargestellt – wie wir es hier hatten in 5,13: „Und sie werden erkennen, dass ich der Herr in meinem Eifer geredet habe.“ Oder im nächsten Kapitel, 6,7 am Schluss: „Und ihr werdet erkennen, dass ich der Herr bin.“
Gibt es bis Kapitel fünf noch Fragen?
Aktuelle Situation Israels und die Blindheit des Volkes
Wenn man heute, zweitausend Jahre nachdem die Israeliten zurückgeführt wurden, auf sie blickt, erkennt man, dass sie in Wirklichkeit immer noch nicht wirklich erkannt werden. Evangelisation ist in Israel verboten, und christliche Juden werden schwer verfolgt.
Man kann sagen, dass es in Israel gläubige Juden, also bekehrte Juden, gibt. Zweitens wächst die Zahl der Juden, die zum Glauben an den Gott ihrer Väter zurückkehren. In diesem Sinne nimmt die Zahl derer zu, die die Bibel wieder ernst nehmen.
Man sagt, etwa ein Fünftel der Bevölkerung, also zwanzig Prozent, sind orthodox. Für sie ist die Rückkehr ins Land klar die Erfüllung der Prophezeiungen des Alten Testaments. Sie anerkennen die Existenz des Herrn und erkennen, dass er der Herr ist.
Doch worauf sie anspielen, ist natürlich noch nicht das Gleiche wie die Erkenntnis, wer der Messias ist. Diese Erweckung steht noch aus und wird in der Zukunft zu einem großen Durchbruch führen, besonders in den Jahren vor der Wiederkunft Christi.
Dann tritt das Kapitel Hesekiel 40 bis 48 in Kraft, in dem beschrieben wird, dass die ganze Erde voll sein wird von der Erkenntnis des Herrn. Aber diese Zeit ist noch nicht gekommen.
Wir können unsere Zeit noch als eine Zeit der Gottesfinsternis bezeichnen. Viele Menschen zweifeln vielleicht nicht daran, dass Gott existiert, aber für sie ist es so, als ob der Mond vor der Sonne stünde und das Licht verdecke.
Wie können wir den Menschen in dieser Gottesfinsternis helfen? Eben durch die Prophetie der Bibel.
Jerusalem als geografischer Mittelpunkt der Heilsgeschichte
Übrigens möchte ich noch einen anderen Vers hervorheben: Hesekiel 5,5. Liest das noch jemand? Dort heißt es: „So spricht der Herr, Herr: Das ist Jerusalem; mitten unter den Nationen habe ich es gesetzt, und die Länder ringsumher.“
Das ist eine interessante Aussage über die geografische Lage Jerusalems – und das im sechsten Jahrhundert vor Christus, zu einer Zeit, als es noch keine Satelliten gab, die zeigen konnten, wie die Erdkugel aussieht. Wo befindet sich Jerusalem? Genau an dem Knotenpunkt der drei Kontinente Europa, Asien und Afrika.
Wenn wir alle fünf Kontinente betrachten, wo gibt es einen Ort, der so zentral in der Welt liegt wie Jerusalem? In Jesaja 38,10 heißt es ja auch „Wittenkunft der Erde“. Und tatsächlich wird in Jesaja 38,10 sogar das Wort „Nabel“ verwendet. Dort wird allerdings das Land Israel als der „Nabel der Erde“ bezeichnet.
Hier in Hesekiel wird Jerusalem als die Stadt beschrieben, die mitten unter den Nationen liegt, mit den Ländern ringsumher. Das ist schon eindrücklich, wenn man das aus heutiger Sicht betrachtet. Damals hatte man ja noch keine Weltkarten, und doch zeigt dieser Vers, dass Jerusalem der geografische Mittelpunkt der Heilswege Gottes mit den Menschen ist.
Dort ist Jesus gestorben und hat die Versöhnung mit Gott vollbracht. Von dort aus begann auch die Weltmission. Das war also ideal, denn von diesem Ort aus konnte man sehr gut und schnell Europa, Afrika und Asien erreichen – und später dann auch die Neue Welt.
Stellen wir uns vor, Jerusalem läge in Südafrika. Dann wäre das Evangelium lange Zeit nur auf einem Kontinent, nämlich Afrika, verbreitet worden. Durch die zentrale Lage Jerusalems kam das Evangelium jedoch sehr schnell in drei Kontinente.
Für das Volk Israel war diese Lage im negativen Sinn der ideale Ausgangspunkt für die Zerstreuung unter alle Völker. Die Juden wurden sehr schnell in die Kontinente Europa, Asien und Afrika zerstreut – und zwar ab dem Jahr 70 nach Christus. Das geschah in der gleichen Zeitperiode, in der das Evangelium von Jerusalem aus in alle Kontinente ging – mitten unter den Nationen.
Die Zerstreuung der Juden nach dem Fall Jerusalems
Ich habe eine Frage: Einige Zerstreuungen sind ja durch Wegführungen gekennzeichnet. Das heißt, die Juden wurden gefangen genommen und in ein anderes Land gebracht.
Die Zerstreuung nach dem Fall Jerusalems im Jahr 70 durch die Römer – da sind sie aber geflohen, oder? Sie wurden nicht wegtransportiert? Doch, gerade nach dem Fall von Jerusalem wurden 97 Kriegsgefangene deportiert. Diese wurden mit nach Rom genommen und zur Vorführung im Triumphzug gezeigt. Das war ein Fall, aber nicht der einzige. Die Gefangenen wurden auch zum Beispiel nach Ägypten verkauft. Sie kamen auf die Sklavenmärkte. Die Preise auf diesen Märkten fielen dann zusammen, weil das Angebot die Nachfrage überstieg.
Das hatte übrigens Mose vorausgesagt. Wir können das in 5. Mose 28 nachlesen. In diesem Kapitel sind alle Wegführungen vorausgesagt: die nach Assyrien, die nach Babylon und die durch die Römer. Lesen Sie vielleicht zunächst Vers 64a: „Und der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde, und du wirst dort anderen Göttern dienen, die du nicht gekannt hast, weder du noch deine Väter, Holz oder Stein.“
Und dann Vers 68: „Und der Herr wird dich auf Schiffe nach Ägypten zurückkehren lassen, auf dem Weg, von dem ich dir gesagt habe, und du sollst ihn nie wiedersehen. Ihr werdet euch dort euren Feinden als Sklaven und als Sklavinnen zum Kauf anbieten, aber es wird kein Käufer da sein.“
Ja, genau das ist geschehen. Die Preise brachen zusammen, weil das Angebot zu groß war.
Also hat diese Zerstreuung im Jahr 70 verschiedene Gründe: Flucht, Gefangenschaft. Nicht alle Juden verließen das Land sofort. Auch in den folgenden Jahrhunderten führten Verfolgung und Druck durch die römische Regierung zu neuen Auswanderungswellen.
Diese Zerstreuung ist ein Prozess, der sich über Jahrhunderte hinzieht – man kann sagen, über zweitausend Jahre. Aber es gab immer einen kleinen Kern von Juden, die im Land blieben. Ganz wichtig: Das Land war nie vollständig verlassen. Es gab immer einen Überrest, und das hatte Jesaja schon vorausgesagt.
Jesaja 6 können wir auch kurz anschauen. In Jesaja 6,10 sagt der Prophet voraus, dass Israel mit Blindheit geschlagen wird. Hier der Vers: „Mache das Herz dieses Volkes fett, mache seine Augen schwerhörig und verklebe seine Augen, damit es mit seinen Augen nicht sieht und mit seinen Ohren nicht hört und mit seinem Herzen nicht einsichtig wird und nicht umkehrt und Heilung findet.“
Ein Teil Israels sollte also so verstockt werden, dass er den Messias nicht erkennen kann – als Gericht, weil er abgelehnt wurde.
Jetzt Vers 11: „Da sagte ich: Wie lange, Herr? Und er sprach: Bis die Städte verwüstet sind ohne Bewohner und die Häuser ohne Menschen und das Land zur Öde verwüstet ist. Der Herr wird die Menschen weit fortschicken, und die Verlassenheit mitten im Land wird groß sein. Und es ist noch ein Zehntel darin, so wird es wieder dem Niederbrennen anheimfallen wie die Terebinte und wie die Eiche, an denen beim Fällen ein Stumpf bleibt. Ein heiliger Same ist sein Stumpf.“
Es gab also immer wieder Prozesse, bei denen Menschen im Land blieben, dann aber erneut vertrieben wurden. Doch ein Wurzelstock sollte im Land bleiben. Deshalb gibt es ganz wenige Juden, die sagen können, dass ihre Vorfahren schon vor zehn Generationen oder noch weiter zurück in Israel lebten. Das gibt es also, aber es ist nur eine ganz kleine Minderheit – wie Jesaja es vorausgesagt hat.
Diese Zeit der Blindheit Israels sollte so sein. Der Prophet fragt: Wie lange dauert diese Blindheit? Bis eben diese Totalvertreibung kommt. Das heißt, in der Zeit, in der das Volk zurückkehrt, beginnt die Periode, in der Gott die Blindheit Israels wegnehmen wird.
Die erste Einwanderung begann 1882. Interessanterweise ist auch das letzte Jahrhundert ein markanter Wendepunkt in der Judenmission. Im letzten Jahrhundert haben sich unzählige Juden bekehrt – viel mehr als in den früheren Jahrhunderten. Man spricht sogar von etwa 300.000 im 19. Jahrhundert.
Im 20. Jahrhundert rechnet man mit etwa 350.000 bekehrten Juden. Hier zeigen sich also schon diese Veränderungen, aber das ist natürlich noch nicht der Überrest Israels. Dieser kommt nach der Prophetie erst nach der Entrückung der Gemeinde.
Mir geht es nur darum zu zeigen, dass diese Blindheit die ganze Zeit der Zerstreuung kennzeichnete. In der Endzeit kommt dann die Wende, und schließlich mit der Wiederkunft Christi das völlige Öffnen der Augen.
Einführung in Kapitel sechs: Gericht über das Haus Israel
Ja, es ist Zeit für eine Pause.
Die Prophetie in Kapitel sechs richtet sich gegen das Haus Israel. Dies geht aus Vers elf hervor: „Wehe über alle bösen Gräuel des Hauses Israel.“
Dieser Vers markiert eigentlich einen Unterabschnitt. Kapitel sechs ist der Oberbegriff, unter dem sich einzelne Unterabschnitte befinden. Dazu gehört auch der Abschnitt ab Vers elf.
Die Abschnitte sind jeweils durch den Refrain „Und ihr werdet wissen, dass ich der Herr bin“ gegliedert.
So sieht die Einteilung im Detail aus:
- Vers sieben: „Und ihr werdet wissen, dass ich der Herr bin.“
- Vers acht bis zehn: ein eigener Abschnitt, der ebenfalls mit „Und sie werden wissen, dass ich der Herr bin“ endet.
- Vers elf bis zwölf: ein weiterer Abschnitt, der mit Vers dreizehn abschließt, wiederum mit „Und ihr werdet wissen, dass ich der Herr bin.“
- Am Schluss, in Vers vierzehn, steht nochmals der Refrain: „Und sie werden wissen, dass ich der Herr bin.“
Auf diese Weise wird das Kapitel sehr übersichtlich gegliedert und durch den Refrain klar eingeteilt.
Die Bedeutung der Berge Israels im Gericht und in der Zukunft
Das Hauptthema sind die Berge Israels. Betrachtet man die Topologie Israels auf einer 3D-Karte, fällt eine riesige Bergkette auf, die sich von Norden nach Süden im östlichen Teil des Landes erstreckt. Am Mittelmeer ist alles flach, doch dann steigt das Gelände an. Diese Bergkette entspricht größtenteils dem Gebiet, das heute als Westjordanland bezeichnet wird. Dieses Gebiet wurde 1967 im Sechstagekrieg besetzt und ist bis heute umstritten.
Wie viel Prozent des Westjordanlandes sollen an die Palästinenser gehen, und wie viel nicht? Dieses Gebiet spielt eine zentrale Rolle im Nahostkonflikt. Es wirkt, als läge ein Fluch auf diesem Land. Tatsächlich finden sich die Wurzeln dieses Fluchs in Hesekiel Kapitel 6. Warum liegt ein besonderer Fluch auf diesem Gebiet? Was ist die Antwort darauf? Warum spricht Gott gegen diese Berge? Was haben diese Berge Negatives zu bedeuten?
Genau hier liegt der Grund: Auf dieser Bergkette wurden an vielen Stellen heidnische Heiligtümer errichtet, und es wurden Kinderopfer dargebracht, zum Beispiel für den Moloch. Diese Gegend, diese Berge, sind für Israel zu einem besonderen Fallstrick geworden.
Spricht Gott in Hesekiel das Gericht über die Berge Israels aus? Der Ausdruck „die Berge Israels“ ist typisch für Hesekiel. Er kommt vierzehnmal vor. Besonders in den Endzeitkapiteln, Kapitel 33 bis 39, spielen diese Berge eine wichtige Rolle. Gott sagt, er werde die Berge Israels Israel geben, obwohl die Völker ringsum Anspruch auf sie erheben.
Das ist bemerkenswert. Genau diese Situation erleben wir heute: Die Araber bestreiten Israel das Recht auf die Berge Israels, und die Palästinenser beanspruchen diese Berge für sich. Gott sagt dazu in Hesekiel 36: Wir können das Kapitel kurz anreißen, gehen aber später genauer darauf ein.
Hesekiel 36,1-9:
„Und du, Menschensohn, weissage über die Berge Israels und sprich: Berge Israels, hört das Wort des Herrn! So spricht der Herr: Weil der Feind über euch sagt: ‚Aha! Die ewigen Höhen sind uns zum Besitz geworden‘, darum weissage und sprich: So spricht der Herr. Ja, deshalb, weil man euch verwüstet und euch von allen Seiten nachstellt, so dass ihr dem Rest der Nationen zum Besitz geworden seid und zum Spott der Leute, darum, ihr Berge Israels, hört das Wort des Herrn! So spricht der Herr zu den Bergen und Hügeln, zu den Wachtrinnen und zu den Trümmerstätten, die wüst daliegen, und zu den verlassenen Städten, die für den Rest der Nationen ringsum Plünderung und Spott geworden sind. Darum spricht der Herr: Wahrlich, im Feuer meines Eifers habe ich gegen den Rest der Nationen geredet und gegen Edom, die sich mein Land zum Besitz gemacht haben, mit Schadenfreude und Verachtung. Ihr aber, Berge Israels, werdet für mein Volk Israel Zweige treiben und Frucht tragen, denn sie sind nahe daran zu kommen. Siehe, ich werde zu euch kommen, mich euch zuwenden, und ihr werdet bebaut und besät werden.“
Dieses Kapitel spricht nicht mehr gegen die Berge Israels, wie Kapitel 6, wo das Gericht ausgesprochen wird. Hier spricht Gott prophetisch zugunsten der Berge Israels und nimmt sich ihrer an. Er sagt: „Ich werde mich euch zuwenden“ (Vers 9). Die Zeit des Fluchs und der Flucht soll ein Ende haben.
Bereits in Vers 2 lesen wir, dass der Feind über die Berge Israels spottet: „Haha! Die ewigen Höhen sind uns zum Besitz geworden.“ Der Feind behauptet, dieses Gebiet gehöre ihm und nicht Israel. Das ist hochaktuell und muss im größeren Zusammenhang gesehen werden.
Hesekiel Kapitel 35 richtet sich gegen ein anderes Gebirge. Dort heißt es in Vers 1-3:
„Und das Wort Jehovas geschah zu mir: Menschensohn, richte dein Angesicht gegen das Gebirge Seir und weissage gegen es! Sprich zu ihm: So spricht der Herr Jehova: Siehe, ich bin an dich, Gebirge Seir, und ich werde meine Hand gegen dich ausstrecken und dich zur Wüste und Verwüstung machen.“
Diese Prophetie richtet sich gegen das Bergland Seir, das Hochplateau in Südjordanien, also gegen Edom. Kapitel 35 spricht gegen die Berge Jordaniens, Kapitel 36 hingegen für die Berge Israels.
Seir entspricht heute dem Gebiet Jordaniens, das die Berge Israels für sich beansprucht hat. Wie war die historische Situation? 1948 wurde der Staat Israel gegründet. Die Westbank gehörte nicht dazu, da die UNO das so beschlossen hatte. Dieses Gebiet sollte freigehalten werden.
Im Unabhängigkeitskrieg 1948, als Jordanien, Irak, Syrien, Libanon und Ägypten Israel angreifen wollten, eroberte Jordanien die Westbank und annektierte sie sogar. Das war ein klarer Verstoß gegen die UNO-Beschlüsse. Jordanien beanspruchte die Berge Israels für sich.
Später, im Zuge des Palästinenserproblems, nachdem Israel im Sechstagekrieg die Westbank erobert hatte, erklärten die Jordanier, dieses Gebiet solle nun den Palästinensern gehören. Die Länder ringsum sind also unter einer Decke, doch Jordanien spielt eine Sonderrolle in Verbindung mit der Westbank.
Nach Hesekiel Kapitel 35 hat dieses Gebiet die Berge Israels erobert und für sich beansprucht. Kapitel 36 hingegen enthält die Prophetie für die Berge Israels: Gott sagt, er werde sie zu einem Bergland für Israel machen.
Der Gegensatz zeigt sich deutlich: Hesekiel 6 spricht Gericht über die Berge Israels aus (Vers 2). Israel hat sich durch diese Berge schwer versündigt gegen Gott, deshalb kommt ein besonderes Gericht über sie.
Die Gründe werden genau genannt. In Hesekiel 6,3-4 heißt es:
„Siehe, ich bringe das Schwert über euch und werde eure Höhen zugrunde richten.“ Die „Höhen“ sind ein Fachausdruck für die götzendienerischen Orte auf den Bergen. „Eure Altäre sollen verwüstet und eure Räucheraltäre zerbrochen werden. Ich werde eure Erschlagenden vor euren Götzen hinfallen lassen. Die Leichen der Söhne Israels werde ich vor ihren Götzen hinlegen und eure Gebeine rings um eure Altäre streuen.“
Ganz klar ist der Grund der Götzendienst, der auf diesen Bergen betrieben wurde.
Ursprung und Bedeutung der Bergheiligtümer
Übrigens, woher kommt es, dass ausgerechnet die Berge so gerne als Opferstätten ausgewählt werden? Der Brocken im Harz zum Beispiel – dort haben die Wendeln auch ihre Altäre errichtet. Aber das ist doch eine ganz andere Kultur. Warum findet man das dort? Man denkt, man ist den Göttern näher, sei es dem Sonnengott, Himmelsgott oder Mondgott. Doch es strahlt auch von dort aus weiter, was auf dem Berg ist.
Natürlich gibt es schon rein ästhetisch keine vollständige Erklärung, aber es ist doch eigenartig: In allen möglichen Kulturen finden wir diesen Bezug zu Bergen oder künstlichen Bergen. Denken wir an Mittelamerika mit den Pyramiden, den Opferpyramiden der Mayas und Inkas. Diese wurden von den Indianern sogar als künstliche Berge bezeichnet, also sprachen sie tatsächlich von Bergen.
Auch der Turm von Babel und die vielen Zikkuraten, also Stufentürme, die man im Zweistromland gefunden hat, sind Beispiele dafür. Dort gab es über dreißig Orte mit solchen Stufentürmen, die im Arkadischen Zikkuratum genannt wurden. Das bedeutet „Bergspitze“ – also auch künstliche Berge. Das Zweistromland ist ja ganz flach, hat keine Berge und kaum Steine. Deshalb wollte man in 1. Mose 11 einen künstlichen Berg bauen, um zu den Göttern hinaufzusteigen. Das war ein götzenanbetendes Unternehmen. Weil man keine Steine hatte, nahm man Tonziegel.
Dasselbe finden wir in Mittelamerika, wo die Pyramiden ebenfalls stufenförmig gebaut sind, mit einer Treppe vorne. Woher stammt dieses Denken? In allen Kulturen findet man diesen Gedanken: Heiligtümer auf einem Berg. Das gilt auch positiv. Wo war der Tempel Israels? Auf dem Berg Zion, einem der Berge Israels. In Hesekiel 20,40 heißt es: „Denn auf meinem heiligen Berg, auf dem hohen Berg Israels, spricht der Herr, dort wird mir das ganze Haus Israel insgesamt dienen und lernen. Dort werde ich sie wohlgefällig annehmen, und dort werde ich eure Brandopfer einfordern und die Erstlinge eurer Geschenke, all eure heiligen Gaben.“
Hier wird also über den Tempelberg gesprochen, „mein heiliger Berg“, der hohe Berg Israels. Wir hatten die Berge Israels, und das ist der Berg Israels, der Tempelberg. Doch er wird hier als heiliger Berg bezeichnet, als Gegensatz zum Götzendienst. Interessant ist, dass sowohl im Götzendienst als auch im wahren Gottesdienst der Berg eine Rolle spielt. Woher kommt dieses Denken ursprünglich?
Luzifer wollte seinen Thron über Gott setzen. Wir können in Hesekiel 28 nachlesen, wo der Prophet gegen den Fürsten von Tyrus im Libanon spricht – diesen Engelfürsten, der den Fürsten von Tyrus beseelte. Dort wird Satan vor und nach seinem Fall beschrieben. Hesekiel 28,11ff lautet:
„Das Wort des Herrn geschah zu mir: Menschensohn, erhebe ein Klagelied über den König von Tyrus und sage ihm: So spricht der Herr, Herr! Du warst das vollendete Siegel, voller Weisheit und vollkommen an Schönheit. Du warst in Eden, dem Garten Gottes. Aus Edelsteinen jeder Art war deine Decke: Karneol, Topas, Jaspis, Türkis, Onyx, Jade, Saphir, Obsidian und Smaragd. Und Arbeit in Gold waren deine Ohrringe und deine Perlen an dir. Am Tag, als du geschaffen wurdest, wurden sie bereitet. Du warst ein mit ausgebreiteten Flügeln schirmender Cherub, und ich hatte dich dazu gemacht. Du warst auf Gottes heiligem Berg; mitten unter feurigen Steinen gingst du einher. Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tag an, als du geschaffen wurdest, bis sich Unrecht an dir band. Durch die Menge deines Handels fühltest du dein Inneres mit Gewalttat, und sündigtest. Ich verstieß dich vom Berg Gottes und trieb dich ins Verderben, du schirmender Cherub aus der Mitte der feurigen Steine.“
Was ist also dieser Cherub, dieser Wächterengel, der zum Satan wurde? Er war eingesetzt auf dem Berg, auf Gottes heiligem Berg, und wurde dann von diesem Berg hinweg entweiht.
Wir wissen, im Himmel gibt es auch einen Tempel, einen originalen. Offenbarung 11,19: „Ich sah den Tempel Gottes im Himmel.“ Dieser himmlische Tempel ist ebenfalls auf einem Tempelberg. In Hebräer 12 wird er als Berg Zion bezeichnet – das himmlische Zion. Dort war Satan ein Wächterengel im Tempel Gottes, wurde aber nach seinem Fall verstoßen. Von diesem Original leitet sich das Abbild des Tempels auf Erden ab, eben der Berg Zion und darauf der Tempel.
Satan pervertiert alles, was Gott macht. Darum finden wir im Heidentum überall einen Tempelberg mit Heiligtum. Nach der Sintflut kamen die Menschen ins Zweistromland, das keine Berge hatte. Sie wollten einen Turm bauen – die Zikkurate, die man dort ausgegraben hat, verlaufen in Stufen, und oben drauf steht der Tempel für den Gott. Es ist also der Tempel auf dem Tempelberg.
Durch die Zerstreuung von Babel wanderten die Völker aus, nahmen dieses Wissen mit. Darum findet man solche Stufentürme sogar in Mexiko wieder. Sogar mit Sagen dazu: In Cholula, einem Tempelort in Mexiko, sangen die Azteken einen Ritus, bei dem sie um den Turm tanzten und ein Lied von der Sprachenverwirrung und Völkerzerstreuung sangen – in Verbindung mit dem Turm.
Dieses Motiv findet sich in vielen Kulturen wieder: die Nachahmung des Tempelbergs überall, auch bei den alten Germanen. Und bei Israel, die wussten eigentlich, wie es im wahren Gottesdienst sein sollte, haben es verdreht. Darum kommt Gottes Gericht über die Berge Israels.
Bar Hala ist die Burg der Germanen, ebenfalls auf einem Berg, wo die verstorbenen Krieger eingehen. In vielen Mythen der Völker findet man diesen heiligen Berg der Glückseligkeit, wo die Götter wohnen. Der Olymp bei den Griechen, auch die Inder kennen das. In allen möglichen Kulturen kommt das vor. Die Inder sprechen von einem Berg, wo die Götter sind und von dem vier Flüsse entspringen.
Nicht nur dort findet man den Gedanken der Flüsse, die dort entspringen. Das Paradies selbst war ja auch nicht im Flachland, sondern muss erhöht gewesen sein, denn es ist eine Quelle, von der vier Flüsse ausgehen. Auch dort haben wir in Eden ein Abbild der himmlischen Edens.
In Hesekiel 28 haben wir gelesen, dass Satan in Eden war, dem Garten Gottes. Aber das war nicht das Eden, das Gott nur für den Menschen gemacht hat. Satan war schon gefallen, die Schlange kam erst später. Das war das Eden im Himmel. Dann hat Gott ein Eden auf Erden gemacht.
Dieser Grundgedanke des Berges zieht sich durch die Geschichte. Im Heidentum ist das alles eine Perversion.
Es gibt auch einen Psalm, der davon spricht, dass die Berge neidisch auf den Berg schauen, den Gott erwählt hat. Ob da ein neidisches Verhältnis oder Konkurrenzdenken besteht? Das ist in Psalm 68,15-16:
„Der Berg Basans ist ein Berg Gottes, ein gipfelreicher Berg. Warum liegen die gipfelreichen Berge neidisch auf dem Berg, den Gott begehrt hat zu seinem Wohnsitz? Auch wird Jehova selbst dort immer wohnen.“
Nun zurück zu Hesekiel 6. Ganz typisch für Hesekiel ist die Bezeichnung für Götzen in Vers 4: „Ich werde eure erschlagenen Fallen machen vor euren Götzen.“ Das hebräische Wort bezeichnet eigentlich Rollklötze, wörtlich „ein Klotz, den man rollen kann“. Es ist ein tief verächtlicher Ausdruck für Götzen.
Hesekiel sagt nicht einfach „Götzen“, sondern: „Ich werde eure erschlagenen Fallen machen vor euren Rollklötzen, und die Leichname der Kinder Israel werde ich vor ihren Rollklötzen hinlegen.“ Dieser Ausdruck zieht sich wie ein roter Faden durch Hesekiel.
Diese tiefe Verachtung gegenüber diesen Göttern zeigt: Es sind einfach Klötze, mit denen man spielen kann, um zu zeigen, wie töricht Israel war, anstatt den lebendigen Gott diese toten Klötze zu verehren. Darum werden auch sie in den Tod gehen. Der Gedanke ist: „Ich werde eure erschlagenen Fallen machen vor euren Rollklötzen!“ Gerade an diesen götzenanbetenden Orten, bei ihren toten Götzen, sollen auch sie tot sein.
Eine Höhe ist besonders bekannt in der Bibel, vielleicht die wichtigste götzenanbetende Höhe: Karitzi? Nein, es sind Betel und Dan. Die Höhe von Dan wurde in den vergangenen Jahren ausgegraben, und man fand den geweihten Platz dort. Es ist ein ziemlich genaues Quadrat – das ist interessant, denn der salomonische Tempel war ebenfalls auf einem 500-Ellen-Quadrat gebaut. Später werden wir sehen, dass auch der Tempel Hesekiels ein 500-Ellen-Quadrat sein wird.
Die Imitation ging also bis ins Detail des Tempelplans hinein – eine Perversion. Die Höhe von Dan liegt ganz im Norden der Berge Israels. Das heißt, sie liegt in Israel, nicht in Juda. Auch in der Israelreise kann man das besuchen.
Es gibt noch weitere Fragen, gerade zu Hesekiel 6. Ist es tatsächlich so passiert, dass die Erschlagenen überall herumlagen? Wir können das nicht genau nachprüfen, weil es keine Dokumente gibt, die die Eroberung durch die babylonische Armee detailliert beschreiben. Aber dort, wo die Leute waren, wurden sie erschlagen. Darum ist es naheliegend, dass besonders auf den Höhen, wo sie sich häufig aufhielten, viele von Nebukadnezars Armee getötet wurden.
Ich habe noch eine Frage zu Psalm 121: Warum stehen dort die Berge in der Mehrzahl? Es sollte doch eigentlich heißen: „Von dem Berg, von dem meine Hilfe kommt.“ Psalm 121, Vers 1 lautet:
„Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher meine Hilfe kommen wird.“
Das ist eines der Stufenlieder. Psalm 120 bis 134 sind die Stufenlieder oder Lieder der Hinaufzüge – Lieder, die man sang, wenn man zum Tempelberg ging. Psalm 122, Vers 1:
„Ich freute mich, als sie zu mir sagten: Lasst uns zum Haus des Herrn gehen! Unsere Füße werden in deinen Toren stehen, Jerusalem.“
Neben dem Berg Zion spielen auch die Berge darum herum eine Rolle. Psalm 125, Verse 1 und 2:
„Die auf den Herrn hoffen, werden nicht wanken, sondern ewig bleiben wie der Berg Zion, die um Jerusalem sind. So ist der Herr um sein Volk von nun an bis in Ewigkeit.“
Hier wird speziell über die Berge rund um den Berg Zion gesprochen. Diese werden mit dem Herrn verglichen, der wie diese Berge schützend um Zion herum ist – so ist der Herr ein Schutz für sein Volk.
Denken wir kurz über die Berge um Zion nach. Welche sind das zum Beispiel? Der bekannteste ist der Ölberg. Golgatha, der Ölberg, ist der Ort, von dem aus der Herr Jesus nach seiner Auferstehung in den Himmel ging. Dort gab er den Auftrag zur Weltmission (Apostelgeschichte 1,8). Dort wird er als Richter der Welt zurückkehren, wenn die Weltmission vorbei ist.
Golgatha, der Ölberg, liegt im Osten. Golgatha ist der Nordwesthügel, ein Nachbarhügel von Zion, wo Jesus das Erlösungswerk vollbrachte. Der Südwesthügel, heute Zionsberg genannt, ist der Ort, an dem Jesus das letzte Abendmahl hielt und einsetzte. Direkt nördlich von Zion liegt der Hügel, auf dem Jesus den Gelähmten in Bethesda heilte. Bethesda bedeutet „Haus der Gnade“.
All diese Berge rundherum haben in der Heilsgeschichte eine besondere Rolle. Das Ganze wird noch interessanter, wenn man bedenkt, dass der Hesekiel-Tempel, den wir noch vor uns haben, auf einem 500-Ellen-Quadrat steht – wie der salomonische Tempel.
Dazu kommt ein zusätzlicher dritter Vorhof von 500 mal 500 Rutten. Eine Rutte sind sechs Ellen, das heißt etwa 1,5 Kilometer mal 1,5 Kilometer. Wir werden noch sehen, dass der Tempelberg in der Zukunft durch schreckliche Erdbeben und geologische Verschiebungen in der Drangsalszeit aufgehoben wird. Es wird also eine Auffaltung geben.
Darum wird er in Hesekiel 20, wo wir gelesen haben, „mein hoher Berg“ genannt. Auch in Hesekiel 40 wird der Tempelberg als hoher Berg bezeichnet. In Sacharja 14 heißt es, dass das Land Israel abgeflacht wird und Jerusalem erhöht wird.
Das bedeutet, die Topologie wird so verändert, dass alles aufgefaltet wird und schließlich ein Vorhof von 1,5 mal 1,5 Kilometern entsteht. Dadurch werden die Nachbarhügel alle in den Vorhof der Heiden integriert: der Ölberg, der Berg des Abendmahls, der Golgatha-Hügel und Bethesda. All diese Berge werden also mit dem Berg Zion verschmolzen.
Wir sind eigentlich durch mit der Zeit. Zum Schluss noch eine Frage: Die Stämme Israels, die vorher schon weggeführt wurden und wieder zurückgekehrt sind – kehren die jetzt schon zurück oder erst später? Auch die zehn Stämme werden zurückgeführt. Zurzeit gibt es verschiedene ethnische Gruppen, die sich mit den Stämmen Israels identifizieren. Zum Beispiel bezeichnet sich ein Stamm in Indien als Manasse, und einige von ihnen sind bereits nach Israel gekommen.
Man ist jedoch sehr vorsichtig mit solchen Behauptungen, da es auch Volksgruppen gibt, die das nur behaupten, ohne dass es stimmt. Trotzdem scheint es, dass immer mehr solcher Stämme identifiziert werden können, verstreut unter den Völkern.
Diese Rückführung findet aber erst in der Endzeit statt – nicht so, wie das jüdische Volk vor einigen Jahrzehnten aus Babylon zurückkehrte, um später wieder in die Verstreuung zu gehen. Die Rückführung der zehn Stämme geschieht hauptsächlich in der Endzeit.
Die meisten Rückkehrer sind Juden, aber auch bei den zehn Stämmen tut sich etwas.
Damit wollen wir nun zum Gebet kommen.
