Einführung in das Thema und historische Bedeutung des Tempelbergs
Guten Abend. Es freut mich, heute Abend einige Ausführungen zu diesem mysteriösen Thema machen zu dürfen: das Geheimnis des Felsens auf dem Berg Zion endlich enthüllt.
Der Tempelberg, der Berg Zion, steht heute ganz eindeutig im Zentrum des Nahostkonflikts, der inzwischen weltweite Dimensionen angenommen hat. Die New York Times hat vor vielen Jahren bereits veröffentlicht, dass diese Quadratmeter hier in Jerusalem die explosivsten des Planeten sind – und das ist auch richtig so. Hier konzentriert sich der gesamte Kampf, der in Verbindung mit dem internationalen Terrorismus steht.
Um ganz aktuell darüber zu sprechen: Wenn Yasir Arafat sich auf dem Tempelberg begraben lassen will, hat das sehr direkt mit diesem Konflikt um den Tempelberg zu tun. Denn ein Grab würde den jüdischen Tempelberg unweigerlich verunreinigen.
Dieser Ort war nämlich der Standort des jüdischen Tempels vom zehnten Jahrhundert vor Christus bis ins erste Jahrhundert nach Christus, also für ungefähr tausend Jahre. Gemäß dem Alten Testament, der Tora, durfte der jüdische Tempel nur hier stehen – exklusiv nur hier, ohne Alternative.
Aus unserer Zeit zurück vor zweitausend Jahren, um eine Einführung zu geben: Das war die Zeit, als der Messias Jesus in unserer Welt war. Er wurde in Bethlehem geboren und hat durch sein Kommen schließlich über dreihundert Prophezeiungen aus dem Alten Testament erfüllt, die Bezug auf den kommenden Erlöser nehmen.
Das begann mit der Geburt in Bethlehem, die für den Messias so vorausgesagt war, und setzte sich fort bis zur Kreuzigung, die ebenfalls vorausgesagt wurde. Tatsächlich hat im Jahr 32 nach Christus der Sanhedrin, der oberste Gerichtshof Israels, Jesus Christus zum Tod verurteilt. Die Römer haben ihn schließlich hier auf dem Golgatha-Felsen vor den Toren Jerusalems gekreuzigt.
Die Folgen der Kreuzigung und die Zerstörung Jerusalems
Schwere Konsequenzen erwarteten das auserwählte Volk. Diese hatte Mose bereits um 1500 vor Christus angekündigt.
Ich lese aus 3. Mose 26,31: Gott spricht: „Und ich werde eure Städte zur Öde machen und eure Heiligtümer verwüsten und werde euren lieblichen Geruch der Opfer nicht mehr riechen.“
Tatsächlich kam es im Jahr siebzig nach Christus, also kurze Zeit nach der Kreuzigung des Messias in Jerusalem, zur Zerstörung Jerusalems durch die römische Legion. Der Tempel in Jerusalem wurde dem Erdboden gleichgemacht, und der jüdische Staat nahm schließlich ein Ende. So hörten die jüdischen Opfer auf.
Mose hatte in einer anderen Rede, 5. Mose 28,64, weitere Folgen der Verwerfung des Messias vorausgesagt. Dort heißt es in seiner Abschiedsrede: „Und der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde.“
Tatsächlich wurde das jüdische Volk ab dem Jahr siebzig in einem jahrhundertelangen Prozess wortwörtlich auf alle fünf Kontinente zerstreut. Darum gibt es Juden überall.
Was dieses zerstreute Volk in der Ferne jedoch zweitausend Jahre lang zusammenhielt, war die Sehnsucht nach Zion, einmal zurückzukehren zum Tempelberg in Jerusalem.
Die prophetische Verheißung der Rückkehr und die Staatsgründung Israels
In den vergangenen zwei Jahrtausenden spielte Psalm 137 eine ganz wesentliche Rolle im Zusammenhang mit dem täglichen Tischgebet in jüdischen Familien. Dort heißt es: „Wenn ich deinen vergesse, Jerusalem, so übersage meine rechte Hand ihren Dienst; es klebe meine Zunge an meinem Gaumen, wenn ich deiner nicht gedenke, wenn ich Jerusalem nicht erhebe über die höchste meiner Freuden.“
Hier zeigt sich die Bedeutung Jerusalems in der Bibel und im Judentum deutlich.
Eine Nebenbemerkung: Im Koran wird Jerusalem nicht ein einziges Mal erwähnt. Auch der Name Al-Quds, das arabische Wort für Jerusalem, kommt darin nicht vor.
Das Volk in der Zerstreuung hatte die prophetische Verheißung bereits im Alten Testament erhalten, lange bevor es weltweit zerstreut wurde. Diese Verheißung kündigt an, dass das Volk in der Endzeit wieder zurückkehren wird in das Land der Vorväter.
Ich lese die zwei letzten Verse aus dem Prophetenbuch Amos, 8. Jahrhundert vor Christus:
„Und ich werde das Schicksal meines Volkes Israel wenden, und sie werden die verwüsteten Städte aufbauen und bewohnen, Weinberge pflanzen und deren Wein trinken, Gärten anlegen und deren Frucht essen. Und ich werde sie in ihrem Lande pflanzen, und sie sollen nicht mehr herausgerissen werden aus ihrem Lande, das ich ihnen gegeben habe, spricht der Herr, dein Gott.“
Diese Worte verkünden eine definitive Rückkehr.
Die Erfüllung dieser Prophezeiung kam in unserer Zeit, in unserer historischen Epoche, was zweitausend Jahre lang unmöglich schien. Doch ein beständiges Sehnen, ein beständiger Wunsch, nach Zion zurückzukehren, wurde Wirklichkeit – und zwar unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg.
Wegen der Vernichtung von sechs Millionen Juden gab die Mehrheit der UNO grünes Licht für die Staatsgründung Israels. Am 14. Mai 1948 wurde Israel offiziell gegründet.
Ben Gurion, der erste Ministerpräsident Israels, verkündete über das Radio: „Ihr Staat Israel – zweitausend Jahre sind vergangen. Wenn für Gott die Zeit gekommen ist, kann niemand ihm widerstehen.“
Ja, Gott sprach im Hesekiel 36,24 im sechsten Jahrhundert vor Christus: „Und ich werde euch aus den Nationen holen und euch sammeln aus allen Ländern und euch in euer Land bringen.“
Von der ersten Einwanderungswelle im Jahr 1882 bis 2004 sind Millionen von Juden aus allen fünf Kontinenten zurückgekehrt in das Land der Vorväter – in Erfüllung jahrtausendealter Prophetie in unserer Zeit.
Politische Entwicklungen und der Sechstagekrieg
Aber die UNO hatte beschlossen, dass der Tempelberg in Zion nicht Teil eines Judenstaates sein sollte. Er sollte ausgeklammert und schließlich internationalisiert werden.
Doch im Vernichtungskrieg von 1948, als die umliegenden Völker und Nationen Israel nach der Staatsgründung auslöschen wollten, eroberte und annektierte Jordanien den Tempelberg. Er wurde durch eine Mauer von den Juden getrennt, ähnlich wie Berlin durch eine Mauer geteilt war.
In den 1960er-Jahren, nachdem die umliegenden Völker Israels von der Sowjetunion hochmodern aufgerüstet worden waren, entstand die Überzeugung, dass das, was 1948 nicht funktioniert hatte – die Vernichtung der Juden in Israel – nun in den 1960er-Jahren möglich sein könnte. So kam es zum Sechstagekrieg, einem Krieg, in dem es ums reine Überleben einer Nation ging.
Am dritten Tag wurde der Tempelberg durch die israelische Armee erobert. Nach fast zweitausend Jahren, seit dem Jahr 70 bis 1967, kam der Tempelberg wieder in jüdische Hand. Nach sechs Tagen herrschte Ruhe an allen drei Frontabschnitten. Eine Nation hatte überlebt und war nach Zion zurückgekehrt.
Psalm 126,1-3:
Als der Herr das Schicksal Zions wendete, waren wir wie Träumende. Da wurde unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Jubels. Da sagte man unter den Nationen: Der Herr hat Großes an ihnen getan, der Herr hat Großes an uns getan, wir waren fröhlich.
Sie sehen hier diese Fallschirmspringer, die am Mittwoch des Sechstagekrieges den Tempelberg erobert hatten. Und wie Sie auf dem Bild sehen, wurde unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Jubels. Gott hatte Großes an ihnen getan – ein Volk überlebte zum zweiten Mal.
Die neue Phase der Sehnsucht nach dem Tempel und die Herausforderung des genauen Standorts
Seit 1967 ist eine zweitausendjährige Sehnsucht, nämlich die Rückkehr nach Zion, in eine ganz neue Phase eingetreten. Denn seit dem Jahr 70 hatte man keinen Besitz mehr des Tempelbergs – jetzt jedoch schon. Dieser zweitausend Jahre alte Wunsch, den Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen und den dritten Tempel zu errichten, wurde zu einer neuen Art von Sehnsucht unter dem jüdischen Volk.
Es gab jedoch ein großes Problem. Sie sehen hier den Tempelplatz heute aus der Luft, mit seinen 144 Quadratmetern, so wie er schon zur Zeit Jesu war. Nach dieser langen Zeit wusste jedoch niemand mehr mit Bestimmtheit, wo das Allerheiligste des Tempels gestanden hatte. Das Allerheiligste befand sich auf dem Felsen, doch beweisen konnte man das nicht. Es gab auch die Auffassung, dass der Felsen der Standort des Altars war.
Nun mag man denken, das sei doch unwichtig. Doch es kommt sehr darauf an. Als der erste Tempel, der salomonische, zerstört wurde, kamen die Juden nach Babylon in Gefangenschaft. Nach einigen Jahrzehnten durften sie zurückkehren und bauten den zweiten Tempel an der Stelle des ersten wieder auf. Das ist klar und deutlich im Buch Esra nachzuvollziehen.
Der Standort ist also wichtig. Prinzipiell ist dies der ausgewählte Ort nach dem Alten Testament, es gibt keine Alternative. Doch an diesem ausgewählten Ort kommt es genau darauf an, wo alles steht.
Die archäologische Suche nach dem exakten Standort des Allerheiligsten
Ich möchte Ihnen ein Beispiel geben. Im Jahr 70 wurde der Tempel zerstört. Später, zu Beginn des zweiten Jahrhunderts, wollten die Römer unter Kaiser Hadrian den Juden die Erlaubnis geben, den Tempel wieder aufzubauen. So berichtet es die Tradition.
Es entstand eine Bewegung, doch die Samariter, ein den Juden feindlich gesinntes Volk in Samaria, wandten sich an Kaiser Hadrian. Sie sagten: „Erlaube auf keinen Fall, dass sie den Tempel wieder aufbauen. Sie werden dann erneut gegen dich rebellieren.“ Hadrian soll geantwortet haben: „Ich habe es versprochen, was soll ich tun?“ Daraufhin sagte er zu den Samaritern, sie sollten es zulassen, aber die Lage des Tempels sollte ein paar Ellen von der früheren Position verschoben werden.
So wurde der Plan des jüdischen Volkes, den Tempel wieder aufzubauen, letztlich aufgegeben. Heute weiß niemand mit absoluter Sicherheit, wo genau der Tempel einst stand. Das stellt ein Hindernis dar, den dritten Tempel zu errichten, auch wenn man den Tempelberg inzwischen wieder in jüdischer Hand hat und weiß, dass dies der Ort ist, an dem der Endzeit-Tempel stehen soll. Dennoch ist der genaue Standort unerlässlich.
Es gab daher eine Suche nach dem exakten Standort. Hier sehen Sie Lane Rittmeier, einen Architekten und Archäologen. Diese Kombination ist sehr selten, aber in diesem Fall äußerst glücklich. Er hat mehr als zwanzig Jahre lang am Tempelberg geforscht. Schließlich gelang es ihm, den exakten Standort des Allerheiligsten zu finden. Das wurde 1994 ganz deutlich – also noch gar nicht so lange her.
Er hat auch seine Doktorarbeit über die architektonische Entwicklung des Tempelbergs verfasst. Seine Arbeit wurde nicht als Nebensache betrachtet, sondern von der Universität Manchester anerkannt. Auch seine archäologischen Ergebnisse wurden erstaunlich schnell von der Archäologenwelt in Israel akzeptiert.
Die Struktur des Tempelplatzes und erste archäologische Hinweise
Sie sehen hier den Tempelplatz, so wie er sich heute präsentiert. Auf dem Tempelplatz gibt es eine erhöhte Plattform, die man Muslimplattform nennt. Darauf steht der Felsendom, der den Felsen mit einer Fläche von 144 Quadratmetern umgibt. Darunter sehen Sie die Muslimplattform in kleinerer Darstellung.
Man erkennt auch verschiedene Untergrundstrukturen, die erforscht wurden. Die Spezialisten Wilson und Warren durften im 19. Jahrhundert in den Tempelberg hineingehen. Sie waren im Auftrag der Türken tätig, die damals über Jerusalem herrschten, um das gesamte Wassersystem Jerusalems zu erneuern. Dabei sagten sie, dass sie zuerst alles anschauen und Bestandsaufnahmen machen müssten. So durften sie zum ersten Mal in der Geschichte als Nichtmuslime den Tempelberg betreten.
Es fällt auf, dass die Muslimplattform so gebaut ist, dass es Treppen von allen Himmelsrichtungen auf die Plattform gibt: hier von Westen, hier von Süden, hier von Osten und hier von Norden. Die Plattform ist zwar kein schönes Rechteck, aber die Treppen verlaufen an den jeweiligen Seiten meist parallel zur Seitenlinie der Plattform. Sehen Sie das? Hier auch, hier auch, nur hier nicht – hier ist die Treppe nicht parallel. Was soll das bedeuten?
Schon ein Archäologe vor Lene Rittmeier hat sich damit beschäftigt. Auffällig ist, dass die unterste Stufe dort aus riesigen, gewaltigen, zugesägten Steinen besteht, sogenannten Aschlablöcken. Diese Stufe unterscheidet sich deutlich von allen anderen Treppenstufen. Was hat das zu bedeuten?
Lene Rittmeier hat sich darüber Gedanken gemacht. Aus der rabbinischen Tradition im Talmud wissen wir, dass es auf dem Tempelberg einen besonders heiligen Bereich gab. Das war das 500 Ellen Quadrat, der eigentliche salomonische Tempelplatz, der später unter Herodes von den Juden erweitert wurde. Rittmeier fragte sich, ob diese Treppe ein Überrest einer uralten Mauer des 500 Ellen Quadrats sein könnte, die die Muslime einfach übernommen haben, als sie im siebten Jahrhundert, 638, Jerusalem eroberten und darauf die Treppe bauten.
Lene Rittmeier wusste zudem, dass die Juden unter Herodes den Tempelberg nach Norden, Westen und Süden erweitert hatten, aber nicht nach Osten. Die Ostlinie der Mauer verlief seit Salomo unverändert. Warum? Weil man das tief eingeschnittene Kidrontal zwischen Tempelberg und Ölberg nicht aufschütten konnte.
Er überlegte, von diesem Punkt, von dieser Treppe aus, zur Ostmauer zu messen, um zu sehen, was für ein Ergebnis sich ergibt. Was ihm noch auffiel: Der letzte Stein nach Norden in dieser untersten Treppe hatte eine besondere Beschaffenheit. Ich werde das noch genauer anhand von Bildern erklären. Man konnte erkennen, dass dieser Stein eine Ecke einer Mauer war – nicht irgendwo auf einer Mauerlinie, sondern genau die Ecke.
Wenn das die Ecke ist, dann misst man von dort zur Ostmauer: Es sind genau 500 Königsellen von 52,5 Zentimetern Länge. Das ist sensationell, denn das würde genau der Mauerlinie des 500 Ellen Quadrats entsprechen.
Sie sehen hier die Schlüsseltreppe, die den Zugang zu diesen Entdeckungen geöffnet hat. Das sind die Stufen an der Nordostseite der Muslimplattform. Noch einmal ein Bild: Ich habe die Treppe so fotografiert, dass Sie die Mauerlinie sehen können. Diese steht überhaupt nicht parallel zur Linie der Treppe. Die Mauerlinie verläuft schön parallel zur Muslimplattform oben, während diese Linie nur an dieser Stelle abweicht.
Hier sehen wir die unterste Stufe. Vor ein paar Jahren war der moderne Bodenbelag hier noch nicht vorhanden. Damals war diese unterste Stufe tatsächlich eine Stufe, und man konnte sehen, dass die Steine an der Seite einen Randschlag und einen Spiegel hatten. Keine Sorge, ich werde gleich erklären, was das bedeutet.
Nur um es zu verdeutlichen: Das sind also ganz gewaltige, große, zugesägte Steine mit Randschlag und Spiegel. Alle weiteren Steine auf der Treppe sind völlig anders. Sie sind im Vergleich klein und haben keinen Randschlag und keinen Spiegel.
Die Bedeutung der Bausteine und ihre Herkunft
Jetzt machen wir gemeinsam etwas Tempelarchäologie. Die Bausteine verraten durch ihre Beschaffenheit ihren Ursprung.
Hier sehen Sie einen persischen Baustein aus der Zeit von Nehemia, also aus dem fünften Jahrhundert vor Christus. Die Steine wurden an der Seite so abgeschlagen, das nennt man den Randschlag. Das, was hier hervorsteht, nennt man den Spiegel. Der typische persische Spiegel ist dabei dickbauchig.
Später, im zweiten Jahrhundert vor Christus, haben die Makkabäer auch Mauerarbeiten am Tempel durchgeführt. Sie nutzten ebenfalls einen Randschlag und Spiegel bei ihren Steinen, aber diese Spiegel waren nicht mehr so dickbauchig. Sie waren eher rau und nicht sehr fein gehobelt. Das ist typisch für die hasmonäisch-makkabäische Zeit im zweiten Jahrhundert vor Christus.
Sie haben bei den Führungen am Tempelmodell gehört, dass in der Zeit von Herodes dem Großen, ab 19 vor Christus, der Tempel massiv erweitert und umgebaut wurde. Dabei wurden sehr schöne Steine verwendet. Das sind die herodianischen Bausteine der Juden mit einem schönen Randschlag und einem ganz feinen, wenig vorstehenden Spiegel.
Übrigens: Wie erkennt man, dass ein Stein in einer Ecke liegt? Wenn Sie einen Stein finden, der nur auf einer Seite einen Randschlag und Spiegel hat, aber nicht auf den anderen Seiten, dann steht er in einer Mauerlinie. Hat ein Stein jedoch auf zwei Seiten einen Randschlag, dann ist klar, dass dort eine Mauer endet und eine Ecke beginnt. So war es auch an dem Punkt, an dem wir gemessen haben.
Ist das so deutlich? Ich hoffe es. Ich versuche, alles logisch aufzubauen. Wir gehen eine Treppe hinauf, Sprosse für Sprosse. Wenn man mal eine Sprosse nicht trifft, fällt man durch, und das kann sehr gefährlich sein.
Ich bin an einem goldenen Tor entlang der Ostmauer gegangen, wo man normalerweise nicht hinkommt und wo man normalerweise verjagt wird. Dort habe ich diese Mauersteine mit Randschlag und Spiegel fotografiert. Es sind die typischen dickbauchigen, aber sehr verwitterten persischen Bausteine aus der Zeit von Nehemia. Solche Steine findet man dort.
Dieser Typ von Steinen befindet sich auch bei der Schlüsseltreppe, an der untersten Stufe. Hier sehen Sie nochmals einen persischen Baustein mit Randschlag und Spiegel.
Bei der Schlüsseltreppe sind die Steine auf den nächsten Stufen ganz anders. Das sind vergleichsweise kleine Steine ohne Randschlag und ohne Spiegel. Sie können sich vorstellen, dass jemand von der palästinensischen Aufsicht auf dem Tempelberg, der mich beim Fotografieren der Treppen und Steine beobachtet hat, vielleicht gedacht hat, ich sei völlig verrückt.
Diese kleinen Steine stammen aus islamischer Zeit. Die Steine verraten ihren Ursprung.
Ganz nahe bei der Südostecke des Tempelplatzes finden sich typische hasmonäische Steine mit grobem Randschlag und grobem Spiegel aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus.
Eigentlich hätte ich hier schon die Erklärung abschließen können und eine Prüfung machen können: Was sind das für Steine? Natürlich wissen alle, dass das herodianische Bausteine sind. Sie haben einen Randschlag und einen ganz fein und schön gearbeiteten Spiegel. Das entspricht dem ersten Jahrhundert nach Christus beziehungsweise der Zeit von 19 vor Christus bis ins erste Jahrhundert nach Christus.
Herodianische Steine erkennt wirklich jedes Kind.
Wenn Sie also das nächste Mal oder zum ersten Mal auf den Tempelberg gehen, können Sie sich selbst testen und die Steine anschauen: persisch, makkabäisch, herodianisch und islamisch. So können Sie sich ganz gut zurechtfinden.
Die geometrische Rekonstruktion des 500 Ellen Quadrats
Also, wie gesagt, wurde dort ein Quadrat von 500 Ellen Seitenlänge vermessen. Das könnte Zufall sein. Es gibt Menschen, die sehen in solchen Fällen immer Zufall – vor allem, wenn es passt.
Nun hat er dort auch noch nach unten gemessen. Es ist nämlich so, dass man bereits seit den Arbeiten im 19. Jahrhundert, insbesondere durch Warren Wilson, wusste, dass die Ostmauer einen Knick aufweist. Dieser befindet sich ganz nahe an der Südostecke. Sehen Sie den Knick? Ein Knick in der Mauerrichtung kann ein Hinweis darauf sein, dass die Mauer später verlängert wurde. Dabei wurde die Mauerrichtung nicht mehr ganz genau eingehalten.
Lane Riedmeier hat von dem Punkt aus, den wir als Linie des 500-Ellen-Quadrats erhalten haben, nach unten bis zu diesem Knick gemessen. Das Ergebnis waren 500 Königsellen von jeweils 52,5 cm. Das ist ja bemerkenswert, nicht wahr?
Jetzt wenden wir einfache Geometrie an: Wir vervollständigen das Quadrat und erhalten so das 500-Ellen-Quadrat des salomonischen Tempels vor seiner Erweiterung unter Herodes. Dies war der eigentliche heilige Bereich im Tempel zur Zeit Jesu, im zweiten Tempel.
Übereinstimmungen mit unterirdischen Strukturen und Tore des Tempelbergs
Hier sehen Sie nochmals eine Übersichtskarte mit dem 500 Ellen Quadrat, wie wir es auf dem heutigen Tempelplatz entdeckt haben.
Man erkennt den Knick der Ostmauer. Auffällig ist, dass es im Süden zwei Tunnel gibt. Im Modell dort vorne, in dem großen, schönen Modell, sind diese zwei Eingänge gut zu sehen: Der Haupteingang für das Volk, ein Doppeltor mit Tunnel, und das Dreifachtor für die Priester, ebenfalls mit Tunnel.
Vor zweitausend Jahren gelangte man auf diese Weise zum Tempelplatz – durch die schöne Pforte, das Doppeltor, hindurch, dann über eine Treppe hinauf zum Tempelplatz.
Interessant ist, dass diese unterirdischen Tunnel heute noch existieren. Sie enden jedoch genau vor dem Beginn des heiligen 500 Ellen Quadrats. Das ist verständlich, denn wenn Besucher kamen, mussten sie zunächst vor dem heiligen Quadrat stoppen.
In der rabbinischen Literatur wird deutlich beschrieben, dass man dann durch die Hulda-Tore hindurchgehen musste. An beiden Tunneln gab es ein Eintrittstor in das 500 Ellen Quadrat: Hulda Tor 1 und Hulda Tor 2.
„Hulda“ ist hebräisch und bedeutet „Maulwurf“. Wenn man durch den Tunnel gegangen war, sozusagen wie ein Maulwurf, durfte man durch das Hulda Tor in den heiligen Bereich eintreten.
Diese Untergrundstrukturen passen also sehr gut zusammen.
Noch etwas Interessantes: Hier sieht man den Bereich des Barclay-Tors. Dieses war eines der vier Tore, die im Westen zum Tempel führten. Das Barclay Tor befindet sich heute genau an der Stelle, wo die Frauen an der Klagemauer beten.
Man kennt auf dem Tempelberg die Treppe, die dort hinaufführt und eine L-Form hat. Man kann sich fragen, warum man damals vom Barclay-Tor aus die Treppe in dieser L-Form anlegte und nicht geradewegs direkt auf den Tempelberg führte.
Nun sehen Sie: Dieses 500 Ellen Quadrat, rekonstruiert, stößt genau in die Ecke dieses Ells hinein. Die Treppe wurde hier abgelenkt, damit man nicht direkt in sein eigenes 500 Ellen Quadrat hineinkam.
Auch beim Warren-Tor wurde unterirdisch ein Tunnel entdeckt. Dieser stimmt in seiner Länge sehr schön mit dem Verlauf des 500 Ellen Quadrats überein.
Diese Übereinstimmungen mit den unterirdischen Strukturen sind also ganz erstaunlich.
Überblick über den heutigen Tempelberg und die Lage des Tempelhauses
Schauen wir uns den Tempelberg heute vom Osten her an. Hier sehen Sie das Kidron-Tal und den Ostabhang des Tempelbergs mit dem goldenen, zugemauerten Tor. Auf der Südseite befindet sich die El-Aqsa-Moschee, und um den Felsen herum ist der Felsendom mit einer Fläche von etwa 144 Quadratmetern.
Nun kennen wir den Verlauf des 500 Ellen großen Quadrats. Sie sehen, dass die El-Aqsa-Moschee außerhalb dieses Quadrats liegt, während der Felsendom innerhalb liegt.
Jetzt stellt sich die spannende Frage: Wo genau stand der Tempel innerhalb dieses Quadrats? Man würde vermuten, dass er wahrscheinlich ganz zentral, etwa auf der Diagonale, positioniert war. Das ist jedoch nicht der Fall. Wir werden gleich sehen, wie es tatsächlich war.
Hier sehen Sie ein Modell mit dem gleichen Blick von Osten. Es zeigt das Tempelhaus und die inneren Vorhöfe, umgeben von dem heiligen 500-Ellen-Quadrat. Erkennen Sie das? Um das Quadrat herum, im Süden, Westen und Norden, befinden sich Erweiterungen, die unter Herodes ab dem Jahr 19 vor Christus entstanden sind. Hier wurde das Bezettatal aufgeschüttet, um die Plattform so groß ausdehnen zu können.
Im Talmud finden wir genaue Angaben über die Maße des innersten Vorhofs rund um das Tempelhaus. Dieser Vorhof wird als das Lager der Schechina bezeichnet. Er entspricht gewissermaßen dem Vorhof, den Sie draußen um die Stiftshütte gesehen haben. Der Stiftshüttenvorhof wird ebenfalls als das Lager der Schechina bezeichnet.
Die Schechina ist die wunderbare Wolkensäule, die zur Zeit Moses über dem Allerheiligsten der Stiftshütte schwebte. Das ist das Lager der Schechina.
Man wusste jedoch nicht genau, wo dieses Lager der Schechina auf dem 500-Ellen-Quadrat platziert war. Es gibt aber einen mittelalterlichen rabbinischen Kommentar, der die Zahlen nennt. Dort wird angegeben: Im Süden sind es 250 Ellen, im Westen 100 Ellen, im Norden 115 Ellen und im Osten 213 Ellen.
Lane, der gut zeichnen kann, weil er Architekt ist – im Gegensatz zu mir, der nicht zeichnen kann – hat das so schön eingezeichnet. Daraus ergibt sich, dass das Tempelhaus genau auf dem Felsendom liegt.
Es gibt keine Möglichkeit für einen Kompromiss. Das Tempelhaus kann nicht irgendwo im Norden liegen, wo keine Moschee steht. Das Tempelhaus befindet sich an der Stelle des Felsendoms.
Die Rekonstruktion der Tempelgeschichte und die Bedeutung des Felsendoms
Nun können wir die gesamte Geschichte des Tempelbergs miteinander rekonstruieren. Sie sehen hier den Tempelberg, der in der Bibel Zion oder Moria genannt wird. Heute nennt man diesen Berg Zion, aber das ist nicht die biblische Bezeichnung. Die biblische Bezeichnung gilt für diesen Hügel.
Dieser Hügel dort ist der Ölberg, hier das Kidron-Tal, und dort sehen Sie das Becetta-Tal. Dieses Tal wurde künstlich aufgeschüttet, um die Plattform des Tempels zu erweitern. Der Nachbauhügel im Nordwesten ist der Hügel, auf dem sich Golgatha, die Kreuzigungsstätte Christi, befindet.
Der höchste Punkt des Tempelbergs ist der Fels, auf dem heute der Felsendom steht. Um diesen Felsen herum erstreckt sich ein 500 Ellen großes Quadrat, das der salomonische Tempelplatz war. Die Makkabäer haben diesen Platz im zweiten Jahrhundert vor Christus nach Süden erweitert. Ab 19 vor Christus wurde er weiter nach Süden und Westen ausgedehnt. Man hat dabei in das Thyropäontal hineingearbeitet.
Übrigens befindet sich die Klagemauer zwischen den beiden Eingängen Wilsonbogen und Barclay-Tor. Die Klagemauer ist also kein Überrest aus dem salomonischen Tempel, sondern stammt aus dem zweiten Tempel zur Zeit Jesu. Das ist jetzt ganz klar.
So wurde der Tempel erweitert. Nun ist klar, dass der Felsendom der Standort des Tempelhauses ist. Glenn Rittmeier musste den Felsendom untersuchen. In der Archäologie wurde dies bisher gemieden wie die Katze den heißen Brei, und man versteht warum. Es ist auch nicht so, dass Archäologen dort offiziell große Forschungen durchführen können. Allerdings konnte man als Tourist den Felsendom betreten, und so war Lane oft Tourist.
Hier sehen Sie das Tempelhaus, das einst beim Felsen stand. Jetzt gehen wir in den Felsendom hinein. Sie sehen, das ist keine eigentliche Moschee. Moscheen sind ja alle nach Mekka ausgerichtet, aber dieser Bau ist rund um den Felsen herum errichtet. Der Felsen steht im Zentrum, und von innen sieht man die goldene Kuppel.
Schauen wir uns den Felsen genauer an und entfernen die Abschrankung im Felsendom rund um den Felsen, dann sieht er so aus. Der Fels hat im Westen eine ganz steile natürliche Kante oder Böschung. Diese verläuft ziemlich genau parallel zur Ostmauer draußen, die seit Salomo ihre Linie nie geändert hat. Komisch, oder?
Wir stellen jetzt einfach fest, ohne zu interpretieren: Im Norden hat der Fels ebenfalls eine natürliche scharfe Kante. Nach Osten hingegen fällt der Fels als Plattform ab, eine schiefe Ebene. Hier gibt es noch große, eingeschlagene Treppen mit etwa drei Stufen, auch im Norden findet man kleine Treppen.
Man stellt außerdem eine Vertiefung im Felsen von 99 auf 130 Zentimeter fest, genau im Zentrum des Domes. Im Süden gibt es am Boden des Felsens eine abgeplattete Region, wo der Fels künstlich geglättet wurde. Lane kannte das von anderen Ausgrabungen. In der Antike baute man ein Haus auf dem Felsen, und dort, wo die Mauersteine aufliegen sollten, wurde zuerst der Grundfelsen abgeplattet.
Weiterhin fällt auf, dass viel Gestein aus dem Felsen herausgeschlagen wurde. Nun muss man all diese Beobachtungen in ein sinnvolles System einordnen. Lane untersuchte die Geschichte des Felsens und stellte fest, dass die Römer und Muslime kaum große Veränderungen an diesem Felsen vorgenommen haben. Es gab jedoch im Mittelalter die turbulente Zeit der Kreuzzüge.
Die Kreuzfahrer errichteten im Mittelalter für eine gewisse Zeit ein Königreich in Jerusalem. Sie nahmen den Muslimen den Felsendom ab und wandelten ihn in eine Kirche für die Europäer um. Ein Fels mitten in der Kirche war nicht sehr ansehnlich, deshalb wurde er abgedeckt und darüber ein Hochaltar gebaut.
Jetzt versteht man, woher die Stufen im Westen und die eingeschlagenen Stufen im Norden stammen. Außerdem schlugen sie viel Gestein aus dem Felsen heraus und verkauften dieses Gestein im gleichen Gewicht als Gold. So kann man aus Gestein Gold machen – das ist zwar kein Rezept, aber eine Feststellung.
Über dem Felsen wurde also ein Hochaltar im mittelalterlich-katholischen Sinn errichtet. So sah das etwa aus. Schließlich wurden die Kreuzfahrer von den Muslimen und Saladin wieder aus Jerusalem vertrieben. Die Spuren blieben jedoch erhalten.
Alles, was hier blauviolett markiert ist, zeigt Zerstörungen und Veränderungen durch die Kreuzfahrer. Auch hier wurde viel Gestein herausgeschlagen. Diese Zerstörungen müssten wir also rekonstruieren, um ein vollständiges Bild vom Felsen zu erhalten.
Die architektonische Bedeutung des Felsens als Fundament und Eckstein
Nun wird also klar: Im Zentrum des Felsens gibt es eine Vertiefung. Im siebten Jahrhundert hatte man dort einen Flock eingeschlagen, eine Schnur daran befestigt und dann den Kreis abgemessen, auf dem man den Felsendom gebaut hatte. Diese Vertiefung können wir jedoch auch noch wegdenken, denn sie ist eine muslimische Zerstörung.
Im Westen sehen wir eine Kante, die parallel zur Ostmauer draußen verläuft. Im Norden gibt es ebenfalls eine Kante. Dort erkennt man eine schiefe Ebene, die nach unten führt, sowie eine abgeplattete Region auf der Südseite. Dort muss früher einmal eine Mauer auf dem Felsen gestanden haben. Außerdem gibt es eine rechteckige Vertiefung auf dem Felsen – sehr geheimnisvoll.
Lenried Meyer hat sich daraufhin gesagt: „Jetzt zeichne ich mal auf dem Felsen in der Südregion eine Mauer ein.“ Das ist jetzt Süden, ja? Westen ist dort. Die abgeplattete Region ist drei Meter fünfzehn breit. Er zeichnete diese als Mauer ein. Übrigens steht in der Bibel, im zweiten Buch Chronika, dass die Dicke der Mauer des Allerheiligsten sechs Ellen betrug. Sechs Königsellen entsprechen genau drei Meter fünfzehn. Das ist genau diese Dicke.
Aber Lane hatte ein Problem: Der Fels hat keine weiteren Spuren von einer abgeplatteten Region. Da dachte er sich, vielleicht verlief die Mauer entlang der westlichen natürlichen Böschung des Felsens und auch im Norden. So zeichnete er die Mauern ein. Dann maß er den Abstand von einer Mauer zur anderen, also von der Süd- zur Nordmauer. Das ergibt exakt zwanzig Königsellen.
Sie können in 2. Chronik nachlesen, dass schon der salomonische Tempel ein Allerheiligstes von zwanzig mal zwanzig Ellen hatte. Nicht schlecht, oder? Nun konnte er den Scheidevorhang einzeichnen. Es musste ja ein zwanzig Ellen großes Quadrat sein. Dabei fiel ihm auf: Die Vertiefung liegt genau auf der Diagonale dieses Quadrats des Allerheiligsten. Wenn man die Diagonale zieht, verläuft sie genau durch die Vertiefung.
Der Verlauf der Seitenlinien ist exakt parallel zu den Seitenlinien der Mauern des Allerheiligsten. Was soll das bedeuten? Ich will nicht vorschnell urteilen. Aber jetzt wird deutlich: Dieser Fels ist eigentlich das Fundament. Die Südmauer steht darauf – und der Fels ist gleichzeitig Eckstein.
Normalerweise war der Eckstein im Altertum der erste Stein, den man auf das Fundament legte. Seine Position und Kanten bestimmten die Stellung aller anderen Steine. Alles musste sich am Eckstein ausrichten. Hier jedoch ist dieser Fels sowohl Fundament als auch Eckstein, denn die Mauern richten sich nach seiner Position.
Auch die Ostmauer draußen, die das 500 Ellen große Quadrat begrenzt, ist nach diesem Felsen ausgerichtet. Interessant, nicht wahr?
Mir fiel nun auf, dass dies genau dem entspricht, was wir in Jesaja 28,16 finden. Dort heißt es: „Darum spricht der Herr, der Ewige: Siehe, ich gründe einen Stein in Zion.“ Die Rabbiner haben schon gesagt, dass dieser Vers vom Messias spricht – und zwar bildlich. Ein bewährter Stein, ein kostbarer Eckstein, eine feste Grundlage. Wer an ihn glaubt, wird nicht ängstlich eilen.
Der Messias wird also gewissermaßen wie ein Stein auf Zion sein – Eckstein und Grundlage in einem. Er wird die Ausgangslage für einen geistlichen, messianischen Tempel sein. Das ist genau die Situation Jerusalems.
Jesus Christus als Grundlage des messianischen Tempels
In 1. Korinther 3,11 schreibt Paulus im Hinblick auf die Gemeinde: Die Gemeinde, die Kirche, besteht nach der Bibel aus allen, die an Jesus Christus, den Messias, glauben. Sie bilden zusammen den messianischen Tempel. Jeder Gläubige ist gewissermaßen ein Baustein an diesem Tempel.
Aber wer ist der Grund? In 1. Korinther 3,11 heißt es: „Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ Jesus Christus ist also die Grundlage.
Was sagt die Bibel über die Bedeutung des Felsens? Im Psalm 18,31 lesen wir: „Denn wer ist ein Gott außer dem Herrn, und wer ist ein Fels außer unserem Gott?“ Das Alte Testament lehrt somit, dass nur Gott ein Fels ist, niemand sonst. Er ist allein diese feste, bleibende Grundlage des Glaubens.
In 1. Korinther 10,4 schreibt Paulus über die Wüstenwanderung der Israeliten und wie sie dort Wasser tranken: „Und sie tranken alle denselben geistlichen Trank; denn sie tranken aus einem geistlichen Felsen, der nachfolgte.“ Hier ist der Felsen gemeint, aus dem in 2. Mose 17 Wasser hervorgekommen war, während der Wüstenwanderung.
Paulus erklärt dann die symbolische Bedeutung dieses Felsens: „Der Fels aber war Christus.“ Der Fels bedeutet also Christus.
Die Bundeslade und die zentrale Vertiefung im Felsen
Nun zur Vertiefung: Diese Grundmaße entsprechen genau den Maßen der Bundeslade nach 2. Mose 25. Die Zentimeterangabe, die ich gemacht habe, entspricht eineinhalb auf zweieinhalb Ellen. Das ist das Grundmaß der Bundeslade.
Jetzt gehen wir in den Felsendom hinein und schauen uns diese Vertiefung an. Das ist die Stelle, an der die Bundeslade im salomonischen Tempel stand. Von dem Felsen wird in symbolischer Weise in 2. Samuel 22,47 gesprochen. Dort heißt es: „Er weist auf Gott hin, und Gott wird hier so angesprochen: 'Erhoben werde Gott, der Fels meines Heils.'“
Nun ist es interessant: In 1. Könige 6,19 liest man von Salomo: „Und das Allerheiligste im Innersten des Tempelhauses richtete er zu, um die Bundeslade des Herrn dorthin zu setzen.“ Es wird ausdrücklich gesagt, dass Salomo im Allerheiligsten einen Ort einrichtete, um die Bundeslade auf den Felsen zu setzen. Und zwar so, dass die Bundeslade nicht irgendwie unwürdig auf dem Felsen wackelte. Das ist ja sensationell!
Man versteht nun, dass der Hohepriester einmal im Jahr am Jom Kippur ins Allerheiligste hineinging, durch den Scheidevorhang hindurch. Dort musste er das Blut des Sündenbocks für Israel hineinbringen. Dieses Blut musste er im Allerheiligsten auf den Deckel der Bundeslade sprengen und siebenmal auf den Boden vor die Bundeslade.
Was war das für ein Boden? Das war kein Dreck, kein Staub, sondern der Fels – der blutbesprengte Fels. In 2. Samuel 22,47 heißt es: „Der Herr lebt, und gepriesen sei mein Fels, ja, erhoben werde der Fels meines Heils.“ Dieses Blut brachte Vergebung für die Glaubenden.
Die Lage des Scheidevorhangs und die Bedeutung von Petrus als Fels
Nun schauen wir uns nochmals den Felsen im Felsendom von oben herab an. Hier sehen Sie die abgeplattete Region. Die Südmauer befand sich auf diesem Felsen, dann die westliche Linie, entlang der die Mauer gebaut wurde, und auch hier im Norden die exakte Stelle des Scheidevorhangs.
Wenn man mit mir in den Dom hineingehen könnte – sofern er wieder einmal geöffnet wird – dann wüssten wir genau, dass man an dieser Stelle, wenn man dort vorbeiläuft, in den Bereich des Allerheiligsten gelangt. Dort befand sich genau der Scheidevorhang.
Jesus Christus spricht zu Petrus, einem seiner Nachfolger, der ihn als Messias erkannt hat, in Matthäus 16,18: „Aber auch ich sage dir, dass du bist Petrus (Petros bedeutet auf Griechisch ‚Stein‘) und auf diesen Felsen (griechisch Petra) werde ich meine Gemeinde bauen, und des Haares Pforten werden sie nicht überwältigen.“
Petrus hatte gerade zuvor von Jesus Christus gesagt: „Du bist der Sohn des lebendigen Gottes, du bist der Messias.“ Nun sagt Jesus Christus zu Petrus: „Du bist ein Baustein an diesem neuen messianischen Tempel.“ Und auf diesen Felsen, auf diese Petra – das ist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes – werde ich meine Gemeinde bauen.
Sie sehen, hier geht es gar nicht um Petrus bei diesen Felsen. Petrus ist kein Fels. Das Alte Testament sagt: „Wer ist ein Fels außer unserem Gott?“ Wenn es Petrus wäre, dann stünde im griechischen Text: „Du bist Petros und auf diesen Petros werde ich meine Gemeinde bauen.“ Das steht jedoch nicht so da. Das steht nicht in den griechischen Handschriften des Neuen Testaments. Dort steht es anders.
Merken Sie, da ist etwas schiefgelaufen. Petrus weiß nicht, dass er die Grundlage der Kirche ist – das wäre wackelig. Ein Mensch, der Fehler gemacht hat und den Herrn verleugnet hat, so wie wir, kann nicht das Fundament sein. Nein, Jesus Christus ist die Grundlage, der Held.
Und daraus lernen wir: Jesus Christus ist das Fundament der Gemeinde. Auf ihm muss der Glaube ruhen, nicht auf irgendwelchen Menschen und nicht auf irgendwelchen Päpsten oder Konzilen. Es ist Jesus Christus, und er ist der Eckstein. Alles muss sich nach ihm ausrichten. Wir können uns nicht nach unseren eigenen Ideen ausrichten. Er ist der Eckstein, nach dem man sich in der Gemeinde richten muss.
Der zerrissene Tempelvorhang und der offene Zugang zu Gott
Wir haben etwas vom Scheidevorhang gehört und wissen jetzt genau, wo dieser Scheidevorhang durchging. Er trennte das Allerheiligste ab. Im Alten Testament war Gott der verborgene Gott, der sich hinter diesem Scheidevorhang verbarg.
Doch in dem Moment, als Jesus Christus am Kreuz starb, lesen wir in Matthäus 27,51: „Und siehe, der Vorhang des Tempels zerriss in zwei Stücke, von oben bis unten, und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen.“
In dem Moment, als Jesus Christus starb, wurde deutlich: Jetzt ist der Zugang zu Gott offen. Bisher waren wir Menschen durch unsere persönliche Schuld von Gott getrennt. Doch durch den Tod des stellvertretenden Opfers ist der Zugang zu Gott nun offen.
Die Bedeutung des christlichen Fundamentalismus
Im Alten Testament durfte niemand das Allerheiligste betreten – außer am Jom Kippur, dem großen Versöhnungstag, der einmal im Jahr stattfand. Dies ist beschrieben in 3. Mose 16. An diesem Tag betrat der Hohepriester das Allerheiligste mit Blut.
Man sieht den Ausdruck von Ehrfurcht auf dem Gesicht des Hohenpriesters, die Ehrfurcht vor dem ewigen Gott, wenn er in seine Gegenwart tritt. Er kommt barfuß hinein, denn alle mussten auf dem Tempelplatz barfuß sein, auch die Priester.
Das Blut wurde siebenmal vor die Vertiefung des blutbesprengten Felsens gesprengt. Dies erklärt, dass Jesus Christus die Grundlage ist. Er ist die Grundlage des Glaubens, durch die man Vergebung erhält – durch sein geflossenes Blut auf Golgatha. So ist er der Fels meines Heils, der blutbesprengte Fels.
Das Blut wurde von einem Ziegenbock genommen, der am Jom Kippur geschlachtet wurde. Dieses Blut wurde ins Allerheiligste hineingetragen. Der Mensch lernte dadurch: Vor dem ewigen heiligen Gott können wir Menschen nicht bestehen. Es gibt nur eine Möglichkeit: Wenn wir auf einem Fundament stehen, auf dem das Blut Jesu Christi gesprengt ist, dann können wir bestehen.
Jetzt wissen Sie, was ein Fundamentalist ist. Das ist ein so tolles Wort. Ein Fundamentalist ist nicht jemand mit einer Maschinenpistole unter dem Mantel oder mit einer Bombe. Ein christlicher Fundamentalist ist jemand, der weiß: So wie ich bin, kann ich vor Gott nicht bestehen. Aber ich weiß, dass Jesus Christus für die ganze Schuld meines Lebens am Kreuz auf Golgatha bezahlt hat. Sein Blut ist auf den Golgatha-Felsen geflossen.
Auf dieser Grundlage darf ich zu Gott kommen, und ich muss keine Angst mehr vor Gott haben. Denn der Richter wurde an meiner Stelle gestraft, obwohl es eigentlich mich hätte treffen sollen.
Wer das wirklich ganz persönlich erfasst, dass Jesus Christus an meiner Stelle auf Golgatha gestorben ist, und wer seine persönliche Schuld ganz ehrlich im Gebet Gott bekennt – auch konkret das, was er noch weiß –, der darf wissen: Jetzt darf ich vor Gott stehen. Vor einem heiligen Gott, vor dem ich nie bestehen könnte, kann ich bestehen auf der Grundlage von Jesus Christus, der sein Blut gegeben hat.
Er ist der Fels meines Heils, er ist das Opfer.
Architektonische Einblicke in den Tempel und die Gemeinde als geistlicher Tempel
Dann machen wir einen kurzen Unterbruch, damit Sie nicht einschlafen. Hier sehen wir einen Querschnitt durch das Tempelhaus zur Zeit Jesu.
Sie erkennen den Felsen, der ein Teil des Grundfelsens des gesamten Gebirges ist, also des Grundgebirges. Beides weist auf Jesus Christus hin. Es gibt zahlreiche Stellen im Alten Testament, die Jesus Christus als „Zur“ bezeichnen, was Fels bedeutet, und als „Säler“, was ebenfalls Fels heißt. Dabei meint „Zur“ den Felsblock, während „Säler“ das Felsmassiv bezeichnet.
Die Bergspitze, der „Zur“, steht für Jesus Christus als den Erniedrigten. Das ganze Felsmassiv, der „Säler“, beschreibt ihn als erhöhten und erhabenen. Das bildet jedoch eine Einheit.
Nun liest man, wenn Paulus über die Gemeinde, die Kirche spricht, in Epheser 2,20, dass sie aufgebaut ist auf die Grundlage der Apostel und Propheten, wobei Jesus Christus selbst der Eckstein ist. In ihm wächst der ganze Bau wohl zusammengefügt zu einem heiligen Tempel im Herrn.
Das klingt zunächst widersprüchlich. Christus ist der Eckstein, das ist klar. Doch Paulus, derselbe Paulus, der den Epheserbrief schrieb, sagt im ersten Korintherbrief, dass es keinen anderen Grund gibt außer dem, der gelegt wurde, nämlich Jesus Christus. Hier aber spricht er von der Grundlage der Apostel und Propheten.
Schauen wir uns das genauer an: Das Allerheiligste, der Fels, war etwas mehr als drei Meter höher als der Grundfels, auf dem das Heilige stand. Diese Plattform führte nach oben. In der Zeit des Zweiten Tempels wurde dieser Höhenunterschied ausgeglichen, indem man gewaltige Steine auf das Felsfundament legte.
Das eigentliche Fundament ist das Grundgebirge, also Christus. Auf diesem Grundgebirge liegen jedoch wichtige Grundsteine, die die Apostel und Propheten symbolisieren. Die neutestamentlichen Propheten wie Lukas, Judas und Jakobus waren keine Apostel, aber sie konnten Schriften zur Heiligen Schrift hinzufügen. Das kann seitdem niemand mehr.
Die Gemeinde, die Kirche, ist auf Christus aufgebaut. Er ist die Grundlage. Doch es waren diese Apostel und Propheten, die im Auftrag von Jesus Christus uns das Neue Testament gegeben haben. Dieses bildet die lehrmäßige Grundlage für die Kirche für alle Zeiten.
Nicht Päpste, nicht Konzile, nicht zusätzliche Gesetze oder Vereinsverordnungen sind die Grundlage, sondern allein das Neue Testament, das mit dem Alten Testament eine vollkommene Einheit bildet. Das wird hier sehr deutlich.
Nun verstehen Sie: In 2000 Jahren hat sich das Christentum ausgebreitet, und viele Menschen sind zum Glauben an den Messias gekommen. Sie wurden als Steine zu diesem Haus hinzugefügt. Paulus schreibt weiter in diesem Text: Der ganze Bau wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn.
Sobald der letzte Baustein eingefügt wird, wird Jesus Christus für seine Gemeinde kommen zur Entrückung. Wir befinden uns jetzt am Ende, in der Endzeit. Die Zeit des Endes beginnt laut Bibel, wenn die Juden in ihr Land der Väter zurückkehren.
Brauchen wir dann neue Propheten und neue Apostel? Es gibt Leute, die sagen, jetzt sei die Zeit, in der das Apostelamt und das prophetische Amt wiederhergestellt wird. Das ist architektonischer Unsinn. Man macht doch nicht noch einmal eine solche Grundlage oben am Dach.
Das Fundament wurde am Anfang gelegt. Wir brauchen keine neuen Apostel oder Propheten mehr, denn wir haben alles erhalten. Das wird hier deutlich gemacht.
Die Tempelarchitektur hilft uns also, einige Verwirrungen in der Endzeit zu klären.
Die vollständige Rekonstruktion des Tempels und Übereinstimmung mit unterirdischen Strukturen
Nun, Lane ist weitergefahren. Er hat nicht nur das Allerheiligste rekonstruiert, sondern auch nach den Angaben aus der rabbinischen Überlieferung die genauen Tempelmaße berücksichtigt. Es gibt ein Traktat im Talmud mit den Tempelmaßen, in dem alles sehr genau aufgeführt wird.
So konnte er das gesamte Tempelhaus hier aufzeichnen – mit dem Allerheiligsten, dem Heiligen, der Vorhalle und auch den vielen Kammern, die rundherum in drei Stockwerken gebaut waren. Außerdem konnte er genau einzeichnen, wo der Altar stand und wo das Waschbecken platziert war.
Sie sehen das alles im Vergleich zum Felsendom. Man erkennt, wie sich die Strukturen jetzt ganz genau überschneiden. Der kleine Dom vor dem Felsendom, nach Osten hin, ist der Kettendom. Er stand genau an der Stelle der Treppe und der Vorhalle.
Jetzt können wir genau lokalisieren, wo der Altar stand. Das ist wirklich interessant. Wenn wir einmal zusammen auf den Tempelberg gehen, können wir genau sagen: Hier ist die exakte Stelle des Altars. Dort wird der Altar auch wieder aufgebaut werden.
Nun hat Len Rittmeier das gesamte Lager der Tschechiner mit all seinen Nebengebäuden rekonstruiert. Ebenso den Frauenvorhof mit den vier kleinen Höfen – das kennen Sie alles aus dem Modell. Auch die Treppe mit den 15 halbkreisförmigen Stufen für den Priesterchor und das levitische Orchester im Tempel ist dargestellt.
Jetzt sehen Sie das Ganze von oben als Modell. Hier ist das Tempelhaus von oben in Form eines Kreuzes dargestellt, das Lager der Tschechiner mit dem Altar, die Häuser rundherum, der Frauenvorhof und die vier Höfe in den Ecken.
Gut, das sieht ein wenig kompliziert aus. Dieses entdeckte Schema des Tempels und seiner Innenhöfe hat er auf den heutigen Tempelplatz übertragen.
Dabei fällt auf, dass die halbkreisförmigen Treppen des Frauenvorhofs so verlaufen, dass die heutige muslimische Treppe von Osten auf die muslimische Plattform genau ins Zentrum dieser fünfzehn halbkreisförmigen Treppen fällt.
Das macht deutlich: Die Muslime haben im siebten Jahrhundert auf noch bestehende Strukturen aufgebaut. Dort war der Priesterchor.
Schauen Sie mal: Er hat auf der Südseite des Lagers der Tschechiner diese Gebäude wiederhergestellt. Dabei fällt ihm auf: Das ist die Gola-Kammer. Genau dort befindet sich eine Zisterne auf dem Tempelberg, die in eine riesige unterirdische Zisterne führt.
In der Mitte der Gola-Kammer, so steht es im Talmud, gab es ein Wasserrad, mit dem man Wasser aus dem Tempelberg heraufschöpfte. Dieses Wasser wurde benötigt, um das Blut der Opfer am Altar abzuspülen. Über einen Kanal floss es dann hinunter ins Kidrontal.
Das passt genau zusammen!
Hier sehen wir das Gebäude, in dem die Priester im Tempel schliefen. Im Talmud wird berichtet, dass es im Untergeschoss dieses Gebäudes einen Raum gab, in dem ein Ritualbad für die Priester war.
Genau an dieser Stelle findet man im Tempelberg einen Raum unterhalb.
So könnte man weitermachen: Eine unterirdische Struktur nach der anderen bestätigt das Layout auf dem Tempelberg.
Höhenverhältnisse und Verbindung von Tempelberg und Ölberg
Jetzt machen wir einen Schnitt durch den gesamten Tempelberg. Früher konnten Forscher an verschiedenen Stellen den natürlichen Felsen, das Grundgebirge des Zionsberges, ausmessen und feststellen, wie viele Fuß über dem Meeresspiegel er liegt.
Len Rittmeier hat nun all diese Messungen aufgezeichnet: das Tempelhaus auf dem Felsen, den inneren Vorhof und die verschiedenen Vorhöfe des Tempels, die sich auf unterschiedlichen Höhen befanden. Von außen stieg alles immer höher an, bis schließlich der höchste Punkt das Allerheiligste war.
Wir wissen, wie viele Treppen von einem Hof zum anderen führten. So konnte er berechnen, wie hoch jedes Niveau der Vorhöfe sein musste, und hat diese Höhen entsprechend eingezeichnet. Die Darstellung passt genau zur natürlichen Beschaffenheit des Berges, wenn man ihn von Westen nach Osten durchschneidet.
Falls Sie das jetzt noch nicht glauben, machen wir noch einen Schnitt von Norden nach Süden. Dort hat er dasselbe Verfahren angewandt und ebenfalls ausgemessen. Auch hier passt alles exakt zusammen. Das ist wie ein Puzzle.
Das Opfer der roten Kuh und die Verbindung von Tempelberg und Ölberg
Und jetzt noch etwas Besonderes zum Schluss, sozusagen ein Schlussblick. Im Talmud steht, dass der Priester, der das ganz besondere Opfer, das Opfer der roten Kuh, darbringen musste, dies außerhalb des Lagers tat. Die Stiftshütte befand sich nämlich außerhalb des Lagers, und zwar gegenüber dem Eingang der Stiftshütte.
Nach dem Talmud geschah dies in Jerusalem. Diese Kuh wurde außerhalb der Stadt auf dem Ölberg geopfert. Der Opfernde hatte genau von dort aus eine Sichtlinie, die vom Ölberg direkt zum Eingang des Tempelhauses führte.
Schauen Sie sich das einmal an: Wenn man eine Linie von dem Felsen, also von der Tempelöffnung, im rechten Winkel zur Ostmauer zieht, die seit Salomo nie ihre Lage verändert hat, gelangt man zum höchsten Punkt des Ölbergs. Die Ostmauer wurde durch die Westseite des Felsens bestimmt. Hier zeigt sich ein gigantischer architektonischer und topologischer Plan, wie der Ölberg und der Tempelberg miteinander verbunden sind – zusammen mit dem Opfer, das draußen dargebracht wurde.
Warum eigentlich dieses Opfer? Die rote Kuh war ein Opfer, das symbolisch rein machte. Der Mensch ist unrein, und ohne dieses Opfer, das übrigens nur neunmal geopfert wurde – von Mose bis ins Jahr siebzig nach der Überlieferung – konnte es überhaupt keinen Gottesdienst geben. Ohne dieses Opfer konnte nichts beginnen.
Nun müssen wir Folgendes verstehen: Der Mensch hatte im Garten Eden Gemeinschaft mit Gott. Doch durch Rebellion und Ungehorsam wurde der Mensch hinausgetrieben. In welche Richtung wurde er hinausgeschickt? Nach Osten. Dort versperrten die Cherubim den Ostzugang.
Der Mensch befindet sich also in der Gottferne im Osten, während Gott im Westen ist. Der Tempel steht im Westen, der Ort, an dem die rote Kuh geopfert wurde, liegt im Osten. Dort befindet sich der Mensch in seinem unreinen Zustand.
Wie kann der Mensch zurückkehren in das verlorene Paradies? Wie kann er zurückkommen? Er braucht das Opfer. Er braucht ein Opfer, um rein zu werden, um aus dem Osten, aus der Gottferne, zurück in den Westen zu gelangen.
Ich bin auf den Ölberg gegangen und habe extra so fotografiert, dass ich diesen Blick einfangen konnte, den auch der Priester mit der roten Kuh hatte. Man sieht schön die Linie vom Ölberg zum Eingang des Tempelhauses.
Auf dem Tempelberg bin ich dann ganz nah beim Altar gestanden und habe den höchsten Punkt des Ölbergs fotografiert, dort, wo die rote Kuh geopfert wurde. Man sieht, dass diese Linie im rechten Winkel zur Ostmauer verläuft.
Die rote Kuh als Reinigungsopfer und aktuelle Entwicklungen
Im Judentum gibt es in modernen Zeiten keine rote Kuh mehr. Allerdings gibt es auch in der Schweiz rötliche Kühe. Die Anforderung an die rote Kuh ist jedoch sehr streng: Es darf keine Stelle geben, an der zwei andersfarbige Haare austreten. Diese rote Kuh muss also vollkommen einfarbig sein.
Im Vierten Buch Mose wird dieses grundlegende Opfer der Tora als Reinigungsopfer beschrieben. Man hat lange nach Möglichkeiten gesucht, wie man so eine Kuh finden oder züchten könnte. Dabei überlegte man sogar, ob man biotechnologische Methoden anwenden müsse.
Plötzlich kam die Meldung in der Weltpresse: Ein Kalb wurde in Nordisrael geboren, das vollständig rot ist. Es entspricht damit genau den Anforderungen, also rotbraun – man bezeichnet das als rot. Dieses Kalb heißt Melodie.
Die Weltpresse berichtete ausführlich über Melodie. Dabei werden doch weltweit, auch in der Schweiz, viele Kälber geboren, ohne dass darüber berichtet wird. Doch als das rote Kalb in Israel geboren wurde, schlug die Nachricht weltweit hohe Wellen.
Ein englischer Artikel in der Weltpresse war besonders gut geschrieben. Darin hieß es, alle seien sich einig, dass Melodie sterben solle. Die einen wollten sie am liebsten sofort töten, die anderen wollten sie gleich opfern.
Diese Situation sorgte für Nervosität. Vielleicht wollten die Orthodoxen jetzt doch plötzlich einen Tempel bauen, wenn sie endlich eine rote Kuh hätten. Im Talmud wird tatsächlich besprochen, wie alt eine rote Kuh sein darf. Es wird erklärt, dass sie ganz jung sein kann, aber auch etwas älter. Besser sei sie jedoch, wenn sie ganz jung ist.
Der Grund dafür ist die Gefahr, dass andersfarbige Haare wachsen könnten. Inzwischen sind bei Melodie tatsächlich andersfarbige Haare gewachsen. Melodie ist somit aus dem Rennen, das kann man vergessen.
Es gibt jedoch diverse weitere Anwärter auf den Titel der roten Kuh. Das Problem wurde erst in jüngster Zeit gelöst.
Abschluss: Die symbolische Bedeutung des blutbesprengten Felsens und der Glaube an Jesus Christus
Nun möchte ich schließen: Wir haben vom Felsen gehört, vom blutbesprengten Felsen. Die symbolische Bedeutung ist, dass Jesus Christus außerhalb der Stadt gestorben ist – im Steinbruch Golgatha, auf einem Felsen.
Im Propheten Hesekiel heißt es, dass dieses Blut nicht mit Staub bedeckt wurde, sondern auf einen Felsen geflossen ist. Hier hat sich erfüllt, was eigentlich das Geheimnis des Felsens im Tempel ausmachte.
Der Apostel Johannes, ein Augenzeuge der Kreuzigung Christi, schreibt in 1. Johannes 1,7: „Und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.“ Wenn wir das wirklich erfassen, verstehen wir, was es heißt: Jesus Christus, der Fels meines Heils – der blutbesprengte Fels.
Man kann ein Fundamentalist werden, aber das bedeutet nicht, ein unangenehmer Mensch zu sein. Vielmehr ist es einer, der weiß, dass dies die einzige Basis ist, auf der wir stehen können. Und einer, der weiß, dass glücklicherweise nicht alles relativ ist. Glücklicherweise gibt es wirklich absolute Werte.
Glücklicherweise müssen wir nicht mitschreien mit all denen, die vor Jahren riefen, die Familie aufzulösen und alle diese Strukturen zu zerstören. Ja, jetzt sehen wir die Früchte davon. Viele Lehrer, die in den sechziger Jahren noch so schrien und von antiautoritärer Erziehung sprachen, haben heute Burnout, weil diese „Früchtchen“ eben nicht so nett geworden sind, wie sie es wären, wenn sie einen guten Kern gehabt hätten.
Nein, es gibt Werte. Und es gibt eine Grundlage, die nicht menschlich, sondern göttlich ist – in dem Sohn Gottes, Jesus Christus.
Wir wollen noch schließen mit einem Gebet.
