Ich möchte alle ganz herzlich zu dieser Bibelklasse begrüßen. Beim letzten Mal sind wir bis Kapitel 10, etwa Vers 22 oder 23, gekommen. Heute setzen wir die Lektüre fort.
Aus Gründen des Zusammenhangs lesen wir jedoch nochmals ab Matthäus 10, Vers 16. Darf ich bitten?
Auftrag und Warnung an die Jünger
Ich sende euch wie Schafe inmitten von Wölfen. So seid nun klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben. Hütet euch aber vor den Menschen, denn sie werden euch an Synagogen überliefern und euch dort geißeln.
Auch vor Statthalter und Könige werdet ihr geführt werden. Das geschieht um meinetwillen, damit ihr ihnen und den Nationen zum Zeugnis werdet. Wenn sie euch überliefern, so seid nicht besorgt, wie oder was ihr reden sollt. Denn in jener Stunde wird euch gegeben werden, was ihr reden sollt. Nicht ihr seid die Redner, sondern der Geist eures Vaters, der in euch redet.
Der Bruder wird den Bruder zum Tod überliefern, und der Vater das Kind. Die Kinder werden sich gegen die Eltern erheben und sie zu Tode bringen. Ihr werdet von allen um meines Namens willen gehasst werden. Wer aber bis zum Ende ausharrt, der wird errettet werden.
Wenn sie euch in dieser Stadt verfolgen, so flieht in die andere. Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen ist. (Matthäus 10,16-23)
Die Nachfolge fordert Hingabe und Mut
Ein Jünger steht nicht über seinem Lehrer, und ein Knecht nicht über seinen Herrn. Es genügt dem Jünger, wie sein Lehrer zu sein, und dem Knecht, wie sein Herr zu sein, wenn sie den Hausherrn Belzebub genannt haben, wie viel mehr dann seine Hausgenossen.
Fürchtet euch nun nicht vor ihnen, denn nichts ist verborgen, was nicht offenbar werden wird, und nichts ist verdeckt, was nicht erkannt werden wird.
Was ich euch in der Finsternis sage, das redet im Licht. Und was ihr ins Ohr hört, verkündet auf den Dächern. Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können. Fürchtet vielmehr den, der sowohl Seele als auch Leib in der Hölle verderben kann.
Werden nicht zwei Sperlinge für einen Cent verkauft? Und doch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren Vater. Aber selbst die Haare auf eurem Haupt sind alle gezählt. Fürchtet euch also nicht! Ihr seid viel wertvoller als viele Sperlinge.
Jeder, der sich vor den Menschen zu mir bekennen wird, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.
Jesu Mission bringt Spaltung und fordert höchste Priorität
Denkt nicht, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien: den Sohn von seinem Vater, die Tochter von ihrer Mutter und die Schwiegertochter von ihrer Schwiegermutter. Des Menschen Feinde werden seine Hausgenossen sein.
Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Wer nicht sein Kreuz aufnimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.
Wer sein Leben findet, wird es verlieren. Wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden.
Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.
Wer einen Propheten aufnimmt in eines Propheten Namen, wird eines Propheten Lohn empfangen. Und wer einen Gerechten aufnimmt in eines Gerechten Namen, wird eines Gerechten Lohn empfangen.
Wer auch nur einem dieser Kleinen einen Becher kaltes Wasser zu trinken gibt in eines Jüngers Namen, wahrlich, ich sage euch, er wird seinen Lohn nicht verlieren.
Übergang zum nächsten Abschnitt im Evangelium
Und dann vielleicht noch Kapitel 11, Vers 1: Es geschah, als Jesus seine Anweisungen an seine zwölf Jünger vollendet hatte, dass er von dort wegging, um in ihren Städten zu lehren und zu predigen.
Vielen Dank! Wir haben auch Kapitel 11 gelesen, weil es diesen abschließenden Abschnitt bildet. Solche Abschnitte kommen im Matthäusevangelium häufig vor. Sie fassen den Dienst des Herrn Jesus zusammen und deuten an, dass nun ein neuer Teil beginnt.
Struktur und Einteilung des Matthäusevangeliums
Wir haben nämlich gesehen, dass wir bis dahin drei Teile im Matthäusevangelium hatten. Hier beginnt der vierte Teil. Insgesamt gibt es genau sieben Teile. Diese sind in zwei große Hauptteile gegliedert: der erste Teil umfasst Kapitel 1 bis 12, der zweite Teil Kapitel 13 bis 28.
Das Ganze ist wiederum in sieben Abschnitte unterteilt. Jeder Abschnitt wird durch den Heiligen Geist markiert, erkennbar an einem Refrain, der sich ständig wiederholt.
Wenn wir kurz zurückblicken: Die Unterscheidungslinie zwischen dem zweiten und dritten Teil lag am Ende der Bergpredigt, in Matthäus 7,28-29. Kannst du diese Verse bitte vorlesen?
Abschluss der Bergpredigt und Beginn des dritten Teils
Und es geschah, als Jesus diese Reden vollendet hatte, da staunten die Volksmengen sehr über seine Lehre. Denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten.
Dieser Ausdruck „Es geschah, als Jesus diese Reden vollendet hatte“ schließt den zweiten Teil ab. Danach folgt der dritte Teil mit dem Thema der Autorität des Messias und seiner Jünger. Dieser Abschnitt erstreckt sich bis zum Schluss von Kapitel zehn.
Dann erscheint der Refrain in 11,1: „Es geschah, als Jesus seine Befehle an seine Jünger vollendet hatte.“ Man erkennt die fast gleiche Formulierung. Danach beginnt der vierte Teil, der bis einschließlich Kapitel dreizehn reicht. Dort heißt es in Vers 53: „Und es geschah, als Jesus diese Gleichnisse vollendet hatte.“ Auch hier wird immer ähnlich formuliert – vollendet das, was er geredet hat.
So geht es weiter, und der Refrain kommt später wieder vor. Der Heilige Geist hat selbst diese Einteilung gegeben. Nun verstehen wir, was wir ab Kapitel acht bis jetzt, Kapitel zehn, gelesen haben: Es gehört zu einem Teil, in dem es um die Autorität des Messias Jesus und seiner Jünger geht.
Auftrag der zwölf Apostel und historische Einordnung
In unserem Abschnitt, in Kapitel 10, geht es darum, dass der Herr den zwölf Jüngern, den zwölf Aposteln, den Auftrag gegeben hat, hinauszugehen und zu predigen.
In den vergangenen Mittelklassen haben wir gesehen, dass die zwölf Apostel berufen und mit Namen aufgeführt werden. Kapitel 10, Verse 1 bis 4 beschreiben ihre Berufung. Ab Vers 5 werden sie ausgesandt, aber zunächst nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel, wie es in Vers 6 heißt. Sie sollten also nicht zu den Nationen gehen, so steht es in Vers 5.
Das bezieht sich auf die Zeit des öffentlichen Dienstes des Herrn Jesus, der drei Jahre dauerte. Dieser Dienst richtete sich an Israel. Das war Gottes Plan, wie es in Jesaja 49 beschrieben wird: Der Messias sollte zuerst Israel zurückführen. Danach aber sagt Jesaja 49, dass Gott ihn als Licht für die Nationen setzen wird, um das Heil bis an das Ende der Erde zu bringen.
Letztes Mal haben wir auch schon gesehen, dass in Kapitel 10 der Herr mit seinen Anweisungen fortfährt. Man könnte also sagen, dass Kapitel 10, Verse 5 bis 15, alle Anweisungen enthalten, die für die drei Jahre des öffentlichen Dienstes des Herrn Jesus von Bedeutung waren.
Dann geht es ab Vers 16 darüber hinaus. Wichtig ist, dass der Herr die Jünger zuerst wirklich ohne irgendwelche Vorräte ausgesandt hat. In Vers 9 sagt er: Verschafft euch nicht Geld, noch Silber, noch Kupfer in eure Gürtel, keine Tasche für den Weg, noch zwei Unterkleider und so weiter.
In Lukas 22,35 sagt der Herr am Vorabend der Kreuzigung: „Ich habe euch damals, ihr Jünger, auf diese Weise ausgesandt, wie hier beschrieben.“ Aber jetzt wird sich das ändern.
Wir können das kurz in Lukas 22, Vers 35 nachschlagen. Dort sieht man, wie geschichtlich Änderungen eintreten. Diese Änderungen muss man beachten, um die Bibel richtig zu verstehen.
Jens, würdest du uns bitte Lukas 22, Vers 35 vorlesen?
Wandel im Missionsauftrag vor der Kreuzigung
Und er sprach zu ihnen: „Als ich euch ohne Geldbeutel, ohne Tasche und ohne Sandalen sandte, fehlte es euch wohl an etwas?“ Sie aber antworteten: „An nichts.“
Er sprach aber zu ihnen: „Aber jetzt, wer einen Geldbeutel hat, der nehme ihn, und ebenso eine Tasche. Wer keine hat, der verkaufe sein Oberkleid und kaufe ein Schwert. Denn ich sage euch, dass noch dies, was geschrieben steht, an mir erfüllt werden muss: ‚Und er ist unter die Gesetzlosen gerechnet worden‘. Denn auch das, was mich betrifft, hat eine Vollendung.“
Sie aber sprachen: „Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter.“ Er aber sprach zu ihnen: „Es ist genug.“
Der Herr macht hier klar: In der Zeit bis dahin war zu erwarten, dass Israel diese Missionare unterstützen würde. Darum mussten sie ohne Vorräte von Stadt zu Stadt ziehen.
Aber jetzt sagt der Herr, nachdem deutlich geworden ist, dass die Masse Israels den Messias verwirft – am kommenden Tag sollte der Herr gekreuzigt werden –, dass nun alles anders ist. Jetzt müsst ihr für Vorräte sorgen und auch Geld mitnehmen, eine Tasche mit Vorräten mitnehmen.
Hier sehen wir also, dass sich in der Heilsgeschichte etwas Grundlegendes ändert. Darum ist es so wichtig, dass man bei vielen anderen Dingen in der Bibel prüfen muss, ob etwas für alle Zeiten gültig ist oder auf eine bestimmte Zeitepoche beschränkt.
Man muss sagen: Wenn jetzt jemand behaupten würde, Matthäus 10 sagt, man solle ausgehen und kein Geld dabei haben, keine Börse mitnehmen, keine Tasche und so weiter, dann muss man sagen: Ja, das steht in der Bibel. Aber das war für diese Zeit.
Ab dieser Zeit, wie es in Lukas 22,35 heißt, war das nicht mehr so. Solche Unterschiede gibt es auch in größeren Zusammenhängen. Wenn wir zum Beispiel an die Zeit des Gesetzes denken, die vom Bund am Sinai bis zum Tod des Messias reicht.
Jetzt steht die Gemeinde nicht mehr unter dem Gesetz vom Sinai. Darum muss man ganz klar sehen, dass spezielle Gebote, die typisch für den Bund am Sinai waren, nicht einfach auf die Gemeinde übertragen werden dürfen. Sonst bringt man die Bibel durcheinander.
Hier sehen wir das also auch in etwas kleinerem Maßstab.
Erfüllung der Ankündigungen in der Apostelgeschichte
Aber nun, in Matthäus 10, ab Vers 16, geht der Herr weiter und sagt – das haben wir auch in der letzten Bibelklasse betrachtet – Vers 17, liest du, Jens?
Hütet euch aber vor den Menschen, denn sie werden euch an den Sanhedrin überliefern und euch in ihren Synagogen geißeln. Aber auch vor Statthalter und Könige werdet ihr geführt werden, um meinetwillen ihnen und den Nationen zum Zeugnis.
Jawohl. Während der drei Jahre des öffentlichen Dienstes des Herrn Jesus hat sich das nie erfüllt, dass die Jünger vor ein jüdisches Gericht kamen – vor einem örtlichen Sanhedrin, den es in Städten in Israel gab, oder vor dem obersten Sanhedrin, der im Tempel tagte. Das ist nie geschehen!
Auch in den Synagogen wurden sie nicht gegeißelt, und sie wurden auch nie vor einen Statthalter gestellt. Sie kamen nie vor Pontius Pilatus, der damals der Statthalter in Judäa war, und sie wurden auch nie vor Könige gestellt.
Aber der Herr kündigt das an: Das wird noch erfolgen. Wenn wir dann eben weitergehen über die Evangelien hinaus in die Apostelgeschichte, sehen wir, dass es genau so geschehen ist. Nach Pfingsten kamen die Apostel vor den Sanhedrien und konnten dort Zeugnis ablegen.
Mit der Steinigung des Stephanus sehen wir auch, wie eine allgemeine Verfolgung über die jüdischen Christen kam, und zwar so, dass sie in den Synagogen misshandelt wurden. Das beschreibt Paulus in seinem Zeugnis in der Bekehrungsgeschichte, die dreimal in der Apostelgeschichte, Kapitel 9, 22 und 26, erwähnt wird. Dort sagt Paulus, dass es eben in dieser Weise geschehen ist.
Weiter sagt der Herr: Ihr werdet vor Statthalter gestellt werden. Das haben wir in der letzten Bibelklasse zum ersten Mal gesehen, wo das in der Bibel beschrieben wird. Das war, als Paulus als Gefangener vor Felix stand. Dort konnte er Felix gegenüber ein besonderes Zeugnis sein.
Wir haben hier die Mehrzahl, nicht nur vor einem Statthalter, sondern vor Statthalter. Tatsächlich beschreibt die Apostelgeschichte, wie Paulus nach Felix vor Porcius Festus stand. Damit war das, was hier gesagt ist, eigentlich schon erfüllt. Das haben wir auch beim letzten Mal gesehen.
Bis dahin war aber der Ausdruck „Könige“ noch nicht erfüllt. Das wurde erfüllt, als Porcius Festus als Landpfleger sich mit dem Fall Paulus überfordert fühlte, weil er das Judentum nicht kannte. Gerade zu der Zeit kam König Agrippa zu Besuch, der das Judentum ausgezeichnet gut kannte.
Er sollte Festus helfen, einen Brief an den Kaiser zu fassen, weil Paulus sich inzwischen auf den König der Könige in Rom, also das oberste römische Gericht, berufen hatte. Porcius Festus konnte ihn nicht einfach so senden. Darum wollte er einen Brief schreiben und war froh, dass König Agrippa ihm dabei behilflich sein konnte.
Dort konnte Paulus dieses wunderbare Zeugnis geben, in Apostelgeschichte 26, vor dem König. Es war zwar erst einer, aber darauf ging Paulus in einer dramatischen Reise bis nach Rom. Dort konnte er schließlich nach den zwei Jahren, die am Schluss der Apostelgeschichte erwähnt werden, vor dem Kaiser in Rom Zeugnis ablegen.
Im Jahr 62 hat sich auch die Mehrzahl „Könige“ erfüllt. Ebenso das, was der Herr sagt: Ihr werdet vor Statthalter und Könige geführt werden, um meinetwillen ihnen und den Nationen zum Zeugnis zu werden.
In Vers 19 und 20 sagt der Herr, dass der Geist des Vaters Weisheit geben wird bei diesen Herausforderungen. Das sehen wir so wunderbar bei den Zeugen in der Apostelgeschichte, wie sich das so erfüllt hat.
Verbindung zur Ölbergrede und Endzeit
Wir haben beim letzten Mal gesehen, dass hier ein Zusammenhang mit der Ölbergrede des Herrn Jesus besteht. In der Endzeitrede in Lukas 21 haben die Jünger nämlich gefragt, was das Zeichen sei, dass der Tempel, wie der Herr vorausgesagt hatte, zerstört werden würde.
Der Herr gab darauf Antwort in Lukas 21 und beantwortete auch die zweite Frage: Wann wird die Zerstörung des Tempels kommen? Das haben wir beim letzten Mal betrachtet.
Der Herr sagte in Lukas 21, Vers 12: In den Versen davor spricht er über die Endzeit, über die Zeit, wenn er wiederkommt. Aber in Vers 12 geht er zurück und sagt: „Vor allem diesem aber werden sie eure Hände an euch legen und euch verfolgen, indem sie euch an die Synagogen und Gefängnisse überliefern, um euch vor König und Statthalter zu führen, um meines Namens willen.“
Das ist genau die Parallele zu Matthäus 10. Der Herr beantwortet in Lukas 21,12 und den folgenden Versen die Frage, wann der Tempel zerstört werden wird. Er sagt, dass sie Zeugnis geben können vor Statthaltern und vor Königen. Das ist erfüllt ab dem Jahr 62, gegen Ende der Apostelgeschichte.
Wir merken, dass wir zeitlich immer näher zum Jahr 70 kommen, als der Tempel unterging. Der Herr gab dann noch in Lukas 21, Vers 20 das Zeichen für die bevorstehende Zerstörung: „Wenn ihr aber Jerusalem von Heerlagern umzingelt seht, dann erkennt, dass ihre Verwüstung nahegekommen ist.“
Das geschah im Jahr 68. Die römische Armee unter General Vespasian errichtete die Armeelager um Jerusalem herum. Das war das unmittelbare Zeichen, dass die Zerstörung bevorstand.
In diesen Angaben hat der Herr quasi über all die Jahre und Jahrzehnte hingeführt, bis kurz vor das Jahr 70. Dann gab er den Befehl in Lukas 21, Vers 21: „Dann sollen die, die in Judäa sind, auf die Berge fliehen.“
Das haben die jüdischen Christen im Jahr 68 gemacht, als die Armeelager aufgestellt wurden. Sie flohen auf die Berge im heutigen Westjordanland und gingen über den Jordan nach Pella, im heutigen Jordanien. Dort wurden sie von König Agrippa aufgenommen.
Agrippa war in der Rede von Paulus, die einige Jahre zuvor in Apostelgeschichte 26 stattfand, überzeugt worden, dass Christen gar nicht gefährlich sind. Er kam zum Schluss, dass Paulus frei gelassen werden könnte, da er nichts getan hatte, was todeswürdig wäre. Paulus hatte sich auf den Kaiser berufen, zu dem er gehen wollte.
Diese Haltung rettete letztlich allen jüdischen Christen, allen messiasgläubigen Juden, das Leben. Agrippa nahm sie ab dem Jahr 68 auf.
In diesem Moment beging Kaiser Nero in Rom Selbstmord. Es herrschte Chaos, und es war unklar, wer sein Nachfolger sein würde. Der General in Israel stoppte den Krieg. Deshalb konnten die Christen auf die Berge fliehen, denn alle Checkpoints waren offen.
Der General ging nach Rom, um Nachfolger zu werden, und schickte seinen Sohn Titus nach Israel. Titus erschien im Frühjahr des Jahres 70, kurz vor dem Passafest.
Er sah die Gelegenheit: Alle Juden würden zum Passafest nach Jerusalem kommen. Dann würde er sie mit den bereits aufgestellten Lagern um Jerusalem endgültig einschließen und die Stadt zerstören, zusammen mit dem gesamten jüdischen Volk, das sich in der Stadt befand.
Zu dieser Zeit waren etwa 2,7 Millionen Menschen in Jerusalem. Innerhalb von 140 Tagen wurden die Stadt und der Tempel dem Erdboden gleichgemacht. Mehr als eine Million Juden kamen ums Leben. Danach wurden Tausende gekreuzigt, und etwa 95.000 wurden in die Kriegsgefangenschaft abgeführt.
Unter den Opfern waren jedoch keine messiasgläubigen Juden, die ebenfalls in der Belagerung um Jerusalem vernichtet wurden.
Daran sehen wir also den Zusammenhang mit Matthäus 10 und ...
Verrat und Verfolgung in der Familie
Nun geht der Herr weiter in Matthäus 10, Vers 21. Dort sagt er: „Der Bruder aber wird den Bruder zum Tod überliefern, und der Vater das Kind, und die Kinder werden sich erheben gegen die Eltern und sie zu Tode bringen.“
Wir müssen hier eine Verbindung herstellen zur Endzeitrede auf dem Ölberg, die wir in Matthäus 24 sowie in Markus 13 und Lukas 21 finden. Diese Formulierung taucht erneut in der Endzeitrede auf, nicht in Lukas, aber in Markus 13, Vers 12. Dort heißt es: „Und der Bruder wird den Bruder zum Tod überliefern, und der Vater das Kind, und die Kinder werden sich erheben gegen die Eltern und sie zu Tode bringen. Und ihr werdet von allen gehasst werden um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden.“
Daran schließt sich Vers 14 an: „Wenn ihr aber den Gräuel der Verwüstung stehen seht, wo er nicht stehen sollte – wer es liest, der merke es –, dann sollen die, die in Judäa sind, in die Berge fliehen. Wer aber auf dem Dach ist, steige nicht hinab ins Haus und gehe nicht hinein, um etwas aus dem Haus zu holen.“
Weiter lesen wir in Vers 19: „Denn jene Tage werden eine Drangsal sein, wie sie seit Anfang der Schöpfung, die Gott schuf, bis jetzt nicht gewesen ist und auch nicht wieder sein wird. Wenn nicht der Herr die Tage verkürzt hätte, so würde kein Mensch errettet werden. Aber um der Auserwählten willen, die er erwählt hat, hat er die Tage verkürzt.“
Die gleiche Aussage finden wir in Markus 13, Vers 12: „Bruder wird den Bruder zum Tod überliefern, Vater das Kind, Kinder gegen die Eltern usw.“
Was hier auffällt, ist, dass in der Endzeitrede dieses Wort gerade vor der Aussage in Vers 13 steht: „Ihr werdet von allen gehasst werden um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis ans Ende, wird errettet werden.“
So werden wir in Markus 13 klar in die Endzeit geführt. Hier befinden wir uns nicht mehr in der Anfangszeit, wie in der Apostelgeschichte, als die Jünger vor Statthalter und Synedrien gebracht wurden. Nein, hier spricht der Herr in Vers 14 über den Gräuel der Verwüstung.
Dieser Gräuel bezeichnet das Götzenbild, das der Antichrist zu Beginn der letzten dreieinhalb Jahre vor der Wiederkunft des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit auf dem Tempelplatz in Jerusalem aufstellen wird.
Dieses Ereignis wird auch in Daniel 9, Vers 27 vorausgesagt. Es findet genau in der Mitte der letzten sieben Jahre statt, bevor das Friedensreich des Messias kommen soll.
Wir werden also bis in die Endzeit geführt. Der Herr sagt, wenn dieser Gräuel steht, dann wird die große Drangsal kommen. In Vers 19 beschreibt er diese Zeit als eine so schreckliche Zeit, wie es sie von Anfang der Schöpfung nie gegeben hat und nie wieder geben wird.
Aus unserer heutigen Perspektive, die noch vor diesem Ereignis steht, ist klar, dass die Ereignisse des Ersten Weltkriegs mit 18 Millionen Toten und des Zweiten Weltkriegs mit weltweit 50 bis 70 Millionen Toten durch die große Drangsal noch übertroffen werden.
Im weiteren Verlauf von Markus 13 wird dann die Wiederkunft des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit beschrieben, Vers 26: „Und dann werden sie den Sohn des Menschen kommen sehen in Wolken mit großer Macht und Herrlichkeit.“
Dieser Vergleich mit der Endzeitrede hilft uns zu verstehen, dass Matthäus 10, Vers 21 – „Der Bruder wird den Bruder zum Tod überliefern, der Vater das Kind“ – etwas mit der Endzeit zu tun hat.
Das wird noch deutlicher, wenn wir Vers 23 in Matthäus 10 hinzunehmen. Dort heißt es: „Wenn sie euch aber verfolgen in dieser Stadt, so flieht in die andere. Denn wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen ist.“
Hier spricht der Herr also über seine Wiederkunft als der Sohn des Menschen. Genau wie in Markus 13, wo er über sein Kommen in Herrlichkeit spricht und sagt, dass der Sohn des Menschen kommen wird.
Immer wenn die Bibel vom zukünftigen Kommen des Sohnes des Menschen spricht, ist damit nicht die Entrückung gemeint, sondern immer sein Kommen als König und Richter der Welt.
Dies ist jedes Mal ein Rückbezug auf Daniel 7, Verse 13-14, wo Daniel im Traum sieht, wie einer wie ein Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommt, um sein weltweites Friedensreich aufzurichten.
Wir erkennen also, dass der Herr in dieser Darlegung des Dienstes der Jünger ein umfassendes Panorama zeichnet. Es reicht von damals, während seines öffentlichen Dienstes, über die Zeit der Apostelgeschichte und die Anfangszeit der Weltmission, bis hin zur Endzeit und seinem Wiederkommen.
Bedeutung des Verrats innerhalb der Familie und Endzeitzeichen
Nun etwas Interessantes: Das Überliefern von Bruder zu Bruder und auch innerhalb der Familie können wir in einem ganz speziellen Zusammenhang sehen. Dabei müssen wir Folgendes vorwegnehmen, was eigentlich erst vorgesehen ist, wenn wir mit Matthäus bis Kapitel 24 durch sind. Ich nehme das aber ein wenig vorweg.
Dort beantwortet der Herr Jesus die Frage der Jünger: Was ist das Zeichen der Endzeit? Doch der Herr gibt ihnen nicht nur ein Zeichen, wie sie es sich wünschen, sondern über fünfundzwanzig Endzeitzeichen.
Können wir das kurz in Matthäus 24, Vers 6 aufschlagen? „Ihr werdet aber von Kriegen und von Kriegsgerüchten hören. Gebt Acht, erschreckt nicht, denn dies muss geschehen, aber es ist noch nicht das Ende. Denn Nation wird sich gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich. Hungersnöte und Seuchen und Erdbeben werden an verschiedenen Orten sein. Dies alles aber ist der Anfang der Wehen.“ Danke!
Der Herr gibt also Antwort auf die Frage, was das Zeichen der Endzeit, des Abschlusses dieses Zeitalters ist. Diese Frage steht in Vers 3: „Sage uns, wann wird das sein, und was ist das Zeichen deiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters?“ Die Vollendung des Zeitalters meint den Abschluss dieser Zeit, in der wir heute leben, bis der Messias als König kommt, um ein neues Zeitalter aufzurichten – das zukünftige Tausendjährige Reich.
Die Jünger möchten ein Zeichen für die Ankunft, wenn diese unmittelbar bevorsteht, und allgemein ein Zeichen für die Vollendung des Zeitalters. Der Herr nennt zunächst fünf Zeichen.
In Matthäus sind vier davon erwähnt. In Vers 6 sagt er: „Ihr werdet aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören.“ Das bedeutet, dass Massenkriege kommen werden. Er beschreibt das noch weiter in Vers 7: „Denn Nation wird sich gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich.“ Es ist also nicht nur eine Nation gegen eine andere, sondern Nation gegen Nation und Königreich gegen Königreich. Das ist ein Massenkrieg und sehr ausgedehnt.
Der Herr sagt: „Ihr werdet von Kriegen hören, aber nicht nur das, ihr werdet von Kriegen und von Kriegsgerüchten hören.“ Das heißt, dass es Kriege geben wird, die in der Nähe sind, aber auch Kriegsgerüchte. Das sind Ereignisse, die so weit weg sind, dass man nur etwas davon hört, aber sie nicht direkt wahrnimmt. Das bedeutet also geografisch ausgedehnte Kriege, Massenkriege.
Das ist Nummer eins. Nummer zwei sind Hungersnöte, Nummer drei Seuchen, Nummer vier Erdbeben. In der Parallelstelle in Markus 13 und Lukas werden noch Revolutionen erwähnt – also insgesamt fünf Zeichen.
Von diesen fünf Zeichen sagt der Herr: „Dies alles aber ist der Anfang der Wehen.“
Das Alte Testament macht klar, dass die Endzeit dann sein wird, wenn das jüdische Volk wieder heimkehrt ins Land der Väter. Das sieht man sehr schön in Hosea 3,4-5: Lange Zeit wird das Volk Israel kein Staat sein, mit König und Fürsten, es wird auch keine Schlachtopfer mehr geben, keinen Tempel – für eine lange Zeit.
Aber dann heißt es, danach werden sie zurückkehren oder umkehren und Gott suchen. Das wird geschehen am Ende der Tage.
Damit ist klar: Nach dieser langen Zeit, in der Israel keinen Staat hat, kommt die Endzeit. Und das wird auch die Zeit sein, in der Israel beginnen wird, den Messias wieder zu suchen.
Historische Erfüllung der Endzeitzeichen im 20. Jahrhundert
Nun ist es interessant: Ab 1882 begann die erste massive Rückwanderungswelle von Juden zurück ins Land ihrer Vorfahren. Danach folgten die zweite, die dritte und weitere Wellen ab 1882. Wenn wir die ersten 40 Jahre, also von 1882 bis 1922, genauer betrachten, erkennen wir etwas ganz Besonderes.
Diese 40 Jahre sind eine Epoche, in der sich alle fünf Zeichen sehr deutlich und massiv erfüllt haben. Und wie komme ich auf das Jahr 1922? Das mag willkürlich erscheinen, doch ein genauer Blick auf die Bibel hilft weiter.
In Vers 9 sagt der Herr, nachdem er erklärt hat, dass dies alles der Anfang der Wehen ist: „Dann werden sie euch der Drangsal überliefern und euch töten, und ihr werdet von allen Nationen gehasst werden meines Namens willen.“ Nach dem Auftreten dieser fünf Zeichen spricht der Herr also von Verfolgung.
1922 wurde die Sowjetunion gegründet. Als erster Staat in der Weltgeschichte hatte die Sowjetunion von Anfang an im staatlichen Programm die Vernichtung des Christentums durch den Kommunismus festgeschrieben. Diese schreckliche Leidenszeit begann nicht irgendwo in einem kleinen Winkel der Welt, sondern in der Sowjetunion, also in Russland mit all seinen Satellitenstaaten, die einverleibt wurden, sowie in Osteuropa, das ebenfalls in die Gefangenschaft geriet.
Der Herr sagt also, dass nach diesen Zeichen die Verfolgung kommt. Ihr werdet von allen Nationen gehasst werden. Die ganze Welt hat während dieser siebzig Jahre weitgehend weggeschaut, während Christen verfolgt wurden. Welche westlichen Regierungen haben sich in diesen siebzig Jahren für die verfolgten Christen eingesetzt? Kaum welche. Warum? Weil man sie nicht liebte. Es waren ja „nur“ Christen.
In Markus 13 sagt der Herr zudem: Der Bruder wird sich erheben gegen den Bruder. Ich schlage nochmals Markus 13, Vers 12 auf: „Der Bruder wird den Bruder zu Tode überliefern, der Vater das Kind, Kinder werden sich erheben gegen die Eltern.“ Dies ist auch in der Sowjetunion geschehen, sogar innerhalb der Familien.
Daher hat diese Aussage in Matthäus 10 eine ganz besondere Bedeutung, ebenso wie Markus 13, Vers 12. Es geht hier ganz speziell um die Verfolgung durch den Kommunismus.
Weitere Ereignisse in den 40 Jahren von 1882 bis 1922
Aber jetzt muss ich noch etwas sagen zu diesen vierzig Jahren von 1882 bis 1922. In dieser Zeit fand der Erste Weltkrieg statt, von 1914 bis 1918. Das war eben nicht der zehnte Weltkrieg oder der siebenundzwanzigste, sondern der erste. Der erste Krieg, bei dem die ganze Welt geografisch betroffen war. Man hörte hier in Europa von den Kriegen, zum Beispiel in der Schweiz, in Deutschland, in Frankreich, in Italien und in Österreich. Die Schweiz war damals eine Ausnahmeinsel. Aber man hörte auch von Kriegen und Kriegsgerüchten bis ans Ende der Welt.
Es waren wirklich Nationen gegen Nationen und Königreiche gegen Königreiche, die da kämpften – weltweit. Alle fünf Kontinente waren betroffen. Nun könnte jemand sagen: Wie kann ein Massenkrieg ein Endzeitzeichen sein? Es gab doch schon immer Kriege in der Weltgeschichte. Ja, aber noch nie einen Weltkrieg. Und darum war dieses Zeichen so ein klares Zeichen. Der Herr sagt aber weiter in Matthäus 24,8: Hungersnöte.
In diesen vierzig Jahren gab es neun ganz massive Hungersnöte, bei denen Massen von Menschen umkamen. Es waren akute Hungersnöte, also nicht nur Unterernährung, sondern wirklich akute Hungersnöte. Außerdem gab es eine ganze Serie von äußerst gravierenden Erdbeben mit sehr, sehr vielen Toten. Zum Beispiel fiel auch das Erdbeben in Italien in diese Zeit, bei dem insgesamt 72 Menschen ums Leben kamen. Aber noch diverse weitere sehr schwere Erdbeben fallen in diese Zeit.
Und dann gab es Revolutionen. Die kommunistische Revolution 1905 – nein, nicht die kommunistische, sondern die russische Revolution 1905. Man wollte damals das Zarenreich stürzen, aber das gelang nicht. Dann kam 1917, während des Ersten Weltkrieges, zuerst die bürgerliche Revolution, und als Lenin nach Sankt Petersburg kam, wurde sie in die kommunistische Revolution umgewandelt. Das brachte einen großen Teil der Menschheit in die Knechtschaft des Kommunismus. Damit haben wir schon drei Revolutionen.
In diese Zeit fällt auch die Xi'anhai-Revolution in China, nicht irgendwo in einem Winkel, sondern eine Revolution, die China in jahrzehntelange Bürgerkriege stürzte. Bis schließlich in den 40er Jahren die kommunistische Herrschaft übernommen wurde. Eine ganze Serie weiterer Revolutionen fällt genau in diese Zeit hinein, darunter die schreckliche mexikanische Revolution, die iranische Revolution und die arabische Revolte im damals türkischen Osmanischen Weltreich. Also eine Konzentration von Revolutionen.
Auch Seuchen fallen in diese Zeit. Eine ganze Serie von furchtbaren Seuchenwellen ereignete sich, und am Ende des Ersten Weltkrieges, also vor etwas mehr als hundert Jahren, brach 1918 die Spanische Grippe aus. Das war wahrscheinlich die verheerendste Seuche in der Geschichte. Niemand weiß genau, wie viele Menschen starben, aber die Schätzungen liegen im Bereich von 50 bis 100 Millionen Toten.
Man könnte sagen: Ja gut, das war die Folge des Ersten Weltkriegs, die Leute waren unterernährt und geschwächt. Nein, die Spanische Grippe war ganz speziell, nicht wie eine normale Grippe. Sie tötete vor allem diejenigen, die ein starkes Immunsystem hatten, nicht die mit einem schwachen Immunsystem. Die, die nach dem Ersten Weltkrieg noch gut beieinander waren, gehörten zu den Opfern.
Die Grippe regte das Immunsystem so stark an, dass es völlig überreagierte – so intensiv, dass es den Menschen tötete. Deshalb hat man seit der Spanischen Grippe immer wieder Angst gehabt, dass bei einer besonderen Mutation von Viren wieder so etwas geschehen könnte. Dieses Gespenst liegt der Welt heute noch als Schrecken in den Knochen. Deshalb die ganze Sache mit Schweinegrippe und Vogelgrippe in den vergangenen Jahren und jetzt Corona.
Bei Corona hat man genau wieder die Spanische Grippe vor Augen – eine Seuche, die die ganze Welt bedroht. Und wir müssen daran denken: Der Herr sagt in Matthäus 24,8: „Dies alles aber ist der Anfang der Wehen.“ Das heißt, diese fünf Zeichen, die genau in diese vierzig Jahre fielen, und dann kam die Verfolgung der Gläubigen durch die Kommunisten, diese jahrzehntelange Vernichtung von Millionen Christen, die getötet wurden, weil sie sich Christen nannten oder wirklich Christen waren.
Aber der Herr sagt, das ist der Anfang der Wehen. Und das ist wichtig: Diese Zeichen in der Endzeitrede sind Wehen. Wehen sind Dinge, die nicht einmal auftreten und dann kommt das Baby, sondern sie kommen zyklisch und wiederholen sich. In der Tendenz nehmen sie zu. Darum können wir auch diese Seuche, die im Moment die Welt bedroht, genau in diese Liste aufnehmen.
Ich hätte noch eine ganze Liste, die durch das zwanzigste Jahrhundert hindurchgeht. Man könnte alles auflisten, was in den vergangenen Jahrzehnten geschehen ist und was man inzwischen vergessen hat, wodurch Millionen Menschen umkamen – also ab der Spanischen Grippe. Das war nicht einfach damals und ist es auch jetzt nicht, sondern durch die ganze Zeit hindurch.
Aber man darf das, was jetzt geschieht, nicht isoliert sehen und sagen: Das ist ein klares Zeichen, dass wir in der Endzeit leben. Nein, aber in Verknüpfung mit allem anderen macht das Zeichen das so stark. Und Wehen, die machen weh. Alles, was wir eben erleben, auch jetzt, ist mit Schmerzen verbunden – auch für die Gläubigen.
Es ist ganz ähnlich wie das Volk Israel damals in Ägypten. Da kamen die Plagen über Ägypten, aber die ersten Plagen, die ersten drei, betrafen auch die Kinder Israel. Erst ab der vierten Plage wurden sie von Gott abgesondert und verschont. Aber die ersten drei Plagen haben sowohl die Ungläubigen – also die Ägypter – als auch das auserwählte Volk erlebt, und beide haben gelitten.
Darum ist das Volk Gottes nicht einfach ausgenommen von diesen Endzeitzeichen.
Notwendigkeit der Auslegung und biblische Knappheit
Aber jetzt wäre längst Zeit für eine richtige Pause. Man staunt eigentlich, wie viel in so wenigen Versen enthalten ist, und wir brauchen Stunden, um das auszulegen.
Ich meine auch, was wir gerade vorhin gesehen haben: die Beschreibung der fünf Zeichen als Anfang der Wehen. Der Herr hat ausdrücklich gesagt, das Ende sei nicht so gleich. Diese 40 Jahre von 1882 bis 1922 waren der Anfang der Wehen, als die Juden in den ersten Wellen zurückkehrten. Dort haben sich diese fünf Zeichen ganz massiv erfüllt. Aber weil es eben Wehen sind, haben sie sich immer und immer wieder bis heute fortschreitend erfüllt.
Der Herr braucht so wenige Worte, wenn er über den Ersten Weltkrieg spricht beziehungsweise über das, was auch nachher noch kommen wird, in Wiederholungen. Denn der Zweite Weltkrieg kam ja nur wenige Jahre danach. Was es in der ganzen Menschheitsgeschichte nie gegeben hat, war ein Weltkrieg. Er kam zum ersten Mal 1914, als die Juden erst ein paar Jahre daran waren, in Massen ins Land der Väter zurückzukehren.
Der Herr sagt: "Dort wird sich Nation gegen Nation erheben, Königreich gegen Königreich. Ihr werdet von Kriegen und Kriegsgerüchten hören." Wir merken, da ist eine solche Konzentration drin. Wenn man das dann ausführlich erklärt, erkennt man, dass alle fünf Kontinente betroffen sind und viele Nationen in einem chaotischen Gegeneinander beteiligt waren. Dann wird es uns klar. Aber der Herr selbst hat das nicht mit so vielen Worten erklärt.
Ein Grundsatz aus dem Buch Prediger hilft uns hier weiter. In Prediger 5,2 sagt der weise Salomo: "Der Tor wird laut durch viele Worte, denn Träume kommen durch viel Geschäftigkeit, und der Tor wird laut durch viele Worte." Das Typische ist also, dass der Tor viele Worte braucht. Man sieht das auch daran, wie in philosophischen Werken mit vielen Worten Dinge aufgebaut und erläutert werden, die am Schluss doch nur Kartenhäuser sind.
Doch in Prediger 5,1 rät uns Salomo in seiner Weisheit: "Darum seien deine Worte wenige!" Der wirklich Weise ist kein Schwätzer. Das lernen wir aus der Heiligen Schrift. Das erklärt uns übrigens auch, warum die biblischen Geschichten meistens so knapp beschrieben sind.
Aus der Josephsgeschichte könnten wir eine Geschichte in zwei Bänden machen und dabei alles Nebensächliche erwähnen: dass der Wind durch die Blätter ging im Goschen, im grünen Nildelta, und die Vögel beim Zwitschern zu hören waren. So geht es in den Romanen. Die Bibel hingegen erzählt knapp: Joseph, siebzehn Jahre alt, und in wenigen Kapiteln ist diese ganze dramatische Geschichte mit unglaublichen Beziehungskonflikten erzählt.
Wenn wir denken, was da in den Brüdern vorgegangen ist – dieser Hass gegen Joseph und wie still er das erduldet hat – und dann, wie in der Not diese Spannungen der Brüder aufbrechen und langsam ans Licht kommen, ist das so dramatisch, aber sehr knapp beschrieben. Die biblischen Geschichten sind meistens zu vergleichen mit Tuschzeichnungen, nur Strichzeichnungen.
Das hängt damit zusammen, dass Gott in seiner Ausdrucksweise knapp ist. Dadurch sehen wir den Gegensatz zu dem Ton, der laut wird durch viele Worte. Der Herr hat so gesprochen: konzentriert und klar. Jedes seiner Worte kann man auf die Goldwaage legen, denn es hat etwas zu sagen.
Zusammenhang von Verrat und Christenverfolgung
Und nun sehen wir also in Matthäus 10, wenn wir zu Vers 21 zurückkehren: Dieser Verrat innerhalb der Familie hat einen ganz besonderen Bezug zu der jahrzehntelangen Christenverfolgung durch die Kommunisten.
Der Herr fährt fort und sagt: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden.“ Doch was ist das Ende? Was bedeutet „bis ans Ende“? Das haben wir in Markus 13 gefunden, aber wir können es auch in Matthäus 24 in der Parallele noch einmal nachvollziehen.
Der Herr sagt in Matthäus 24, Vers 6: „Wenn diese ersten Zeichen, die nur der Anfang der Wehen sind, geschehen, dann soll man Acht geben und sich nicht erschrecken. Denn dies muss geschehen, aber es ist noch nicht das Ende.“ Und dann in Vers 14: „Und dieses Evangelium des Reiches wird auf dem ganzen Erdkreis gepredigt werden, allen Nationen zum Zeugnis. Und dann wird das Ende kommen.“
Was darauf folgt, wie im Markus-Evangelium, ist dieses Zeichen, das die große Drangsal eröffnen wird. Wenn nun ein Gräuel der Verwüstung, von dem durch Daniel (Daniel 9,27 und auch Kapitel 12) der Prophet gesprochen hat, auf dem heiligen Ort steht – der Gräuel der Verwüstung wird als Götzenbild auf dem Tempelplatz aufgestellt werden. Das wird das Zeichen sein, dass die große Drangsal, also die letzten dreieinhalb Jahre, anbrechen wird.
Jetzt ist klar: Diese große Drangsal von dreieinhalb Jahren ist das Ende. Doch diese fünf Zeichen, die sich bereits begonnen haben zu erfüllen – so eindrücklich in den Jahren 1882 bis 1922 –, der Herr sagt: „Gebt Acht, das ist noch nicht das Ende.“ Aber es war schon Endzeit.
Darum sehen wir deutlich, dass unsere Großväter, die damals schon glaubten, dass es Endzeit sei, biblisch korrekt lagen. Das ist sehr wichtig, denn heute gibt es junge Leute, die sagen: „Mein Vater oder Großvater hat vor Jahrzehnten gesagt, es sei Endzeit, aber die Entrückung ist ja immer noch nicht geschehen.“ Sie glauben, sie hätten sich damals geirrt. Doch sie haben sich nicht geirrt.
Nur galt damals, zu dieser Anfangszeit – mein Großvater wurde etwa 1888 geboren –, das Ende, aber das Ende war noch nicht unmittelbar. Die große Drangsal war damals noch nicht eingetreten. Doch wir haben gelesen in Matthäus 24,14: „Und dieses Evangelium des Reiches wird auf dem ganzen Erdkreis gepredigt werden, allen Nationen zum Zeugnis, und dann wird das Ende kommen.“
Das bedeutet, das Evangelium sollte alle Nationen der Welt erreichen, bevor die große Drangsalzeit beginnt.
Ganz wichtig ist auch: Luther hat sich hier nicht ganz klar ausgedrückt. Er hat übersetzt „allen Völkern zum Zeugnis“, aber im Neuen Testament braucht das Griechische zwei verschiedene Wörter: „Nation“ heißt „Ethnos“ und „Volk“ heißt „Laos“. „Ethnos“ ist die größere Einheit, „Laos“ eine kleinere.
Man kann das so erklären: In Indien gibt es nicht einfach das indische Volk. Indien besteht aus verschiedenen Volksgruppen und auch verschiedenen Volksstämmen. Diese bilden zusammen eine Nation, die Nation Indien, und das wäre im Griechischen „Ethnos“. Die einzelnen Volksgruppen sind „Laos“.
Heute unterscheidet man etwa zweihundert Nationen weltweit, aber etwa zehntausend verschiedene Völker. Das Evangelium hat bis heute noch nicht alle Menschen erreicht, auch nicht alle Stämme. Man kann nicht einmal sagen, dass alle Volksgruppen erreicht sind, aber alle Nationen.
Seit dem 20. Jahrhundert ist völlig klar, dass jetzt alle Nationen erreicht sind. Und der Herr sagt: „Und dann wird das Ende kommen.“ Also ist es nicht so, wie öffentlich schon behauptet wurde, dass Jesus Christus erst kommen kann, wenn alle Volksgruppen erreicht sind. Nein, er kann kommen, sobald alle Nationen zum Zeugnis gekommen sind.
Wir wissen natürlich: Vor dem Ende, also in den letzten dreieinhalb Jahren, wird noch die Entrückung geschehen. Der Herr hat dies in den Evangelien noch nicht ausführlich erklärt, weil es ein Geheimnis war.
Paulus bezeichnet das als eines der acht Geheimnisse, die er offenbart, in 1. Korinther 15,51: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, werden aber alle verwandelt werden in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune; denn posaunen wird es...“
Er erklärt hier das Ereignis der Entrückung. Das ist ein Geheimnis, also eine Wahrheit, die im Alten Testament verborgen war, wie es in Epheser 3 erklärt wird. Der Herr Jesus hat dieses Geheimnis in den Evangelien nur angedeutet, aber nicht ausgeführt. Das haben erst die Apostel getan, wie Epheser 3 sagt: Ihnen wurde das Geheimnis im Geist offenbart.
Darum ist es dann in den Briefen entfaltet worden. Der Herr Jesus sagt ja in Johannes 16: „Noch vieles habe ich euch zu sagen an diesem Abschiedsabend vor der Kreuzigung, aber ihr vermögt es jetzt nicht zu tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen sein wird, wird er euch in die ganze Wahrheit führen.“
Deshalb wird auch in Matthäus 24 die Entrückung nicht erläutert oder ausgeführt. Der Herr sagt nur: „Das Evangelium wird allen Nationen zum Zeugnis gebracht, und dann wird das Ende kommen.“ Doch bevor das Ende kommen kann, wird zuerst die Entrückung der Gemeinde stattfinden.
Darum können wir uns immer wieder sagen: Vielleicht heute! Wir können es nicht berechnen, aber wir sollen es jeden Tag erwarten und uns das immer wieder bewusst machen: Vielleicht heute.
Bewahrung der Gläubigen bis zum Ende
Wir gehen zurück zu Matthäus 10, denn es gab dort noch eine Frage. Eine sehr gute Frage: Ausharren bis ans Ende – das haben wir in Matthäus 10, Matthäus 24 und besonders in Matthäus 10,22 gelesen. Am Schluss heißt es: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden.“
Nun stellt sich die Frage: Ist Ausharren das Werk des Menschen oder das Werk Gottes?
Zu diesem Thema gibt es eine sehr hilfreiche Stelle im 1. Petrusbrief, Kapitel 1, Vers 3. Dort heißt es: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergezeugt hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten, zu einem unverweslichen und unbefleckten und unverwüstlichen Erbteil, das in den Himmeln aufbewahrt ist für euch, die ihr durch Gottes Macht, durch Glauben bewahrt werdet zur Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit offenbar zu werden.“
Danke, bis hierhin.
Erstens machen diese Verse klar, dass hier Wiedergeborene angesprochen sind, ausdrücklich Wiedergeborene. Also nicht solche, die nur erleuchtet waren oder die die himmlische Gabe geschmeckt haben, sondern die wirklich wiedergeboren sind. Und zwar sagt Vers 3, dass Gott „nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergezeugt hat zu einer lebendigen Hoffnung“.
Von diesen Wiedergeborenen sagt Petrus in Vers 5, dass sie „durch Gottes Macht, durch Glauben bewahrt werden zur Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit offenbar zu werden“. Also von den Wiedergeborenen wird gesagt, dass sie durch Gottes Macht bewahrt werden – und zwar bis zum Schluss.
Wenn es nur von uns abhängen würde, müssten wir ständig Furcht haben, Angst oder im schlimmsten Fall Panik. Wie könnte es sein, dass wir in zwei Jahren plötzlich ganz komische Gedanken haben? Wer kann für uns garantieren? Niemand! Darum ist es ein großer Trost, dass hier steht, dass wir durch Gottes Macht bewahrt bleiben.
Die Wiedergeborenen haben die Zusage, dass Gottes Macht sie bewahrt. Selbst wenn wir einmal auf Abwege geraten, würde Gott uns in seiner Gnade und Zucht wieder zurückführen. Eine Wiederherstellung ist möglich – und zwar durch Gottes Macht, nicht durch unsere eigene Fähigkeit. Sie werden bewahrt zur Errettung in der letzten Zeit, also bis ganz zum Ende.
Diese Macht Gottes zeigt sich durch den Glauben, ja, durch Glauben werden sie bewahrt. Das heißt, der Herr erhält den Glauben in den Wiedergeborenen, sodass sie durch seine Macht das Endziel erreichen.
Das entspricht auch Epheser 4,30, wo es heißt, dass wir „versiegelt auf den Tag der Erlösung durch den Heiligen Geist“ sind. Und in Epheser 1,13-14 lesen wir, dass man, nachdem man zum Glauben an das Evangelium gekommen ist, mit dem Heiligen Geist versiegelt wird. Dieses Siegel ist gewissermaßen eine göttliche Garantie, dass Gott uns durch seine Macht und durch Glauben bis zum Schluss bewahrt, bis zum Tag der Erlösung.
Für die Gläubigen der Gemeinde ist dieser Tag der Tag der Entrückung.
So haben wir also eine klare Zusage: Der wahre Gläubige erreicht das Ziel. Darum sagt der Herr: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden.“ Hier spricht der Herr von wahren Gläubigen.
Aber „bis ans Ende“ bezieht sich bereits auf die Gläubigen, die nicht mehr zur Gemeinde gehören. Denn nach der Entrückung der Gemeinde wird Gott eine Erweckung in Israel bewirken. 144.000 werden zum Glauben kommen und von Gott versiegelt werden (Offenbarung 7,1-8). Dieses Siegel ist ebenfalls eine Garantie, dass sie die ganze Zeit der Drangsal bis zum Schluss durchstehen werden.
In Offenbarung 7,1-8 sieht man sie gewissermaßen als Aufnahme gerade vor der großen Drangsal, und dort werden sie versiegelt.
In der Offenbarung finden wir die 144.000 dann noch einmal in Kapitel 14, Verse 1-5. Dort sieht man sie mit dem Lamm auf dem Berg Zion. Das heißt, hier wird bereits auf das Ende geschaut, den Abschluss der Endzeit.
Der Herr kommt zurück auf den Ölberg und geht dann hinüber zum Tempelberg, dem Berg Zion. In der Bibel ist Zion immer der Tempelberg, nicht der heutige Nachbarhügel, der so genannt wird.
Auf dem Tempelberg wird er sich mit den 144.000 versammeln, und dort werden sie das neue Lied singen. Das bedeutet, diese werden alle bis ans Ende ausharren.
Diese 144.000 werden wahre Gläubige sein, und der Herr wird sie durch seine Gnade bis zum Ziel führen.
Diese 144.000 aus allen zwölf Stämmen werden evangelisieren. Dadurch wird eine riesige Frucht entstehen, denn Sacharja 13,8 sagt, dass ein Drittel der Bevölkerung Israels gerettet und zum Glauben kommen wird. Zwei Drittel werden in der Drangsal umkommen, aber ein Drittel wird errettet werden und auch bis zum Schluss durchhalten.
Darin sind schließlich alle enthalten, wenn es heißt: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden.“
Dann wird der Herr Jesus auf dem Ölberg kommen, und Sacharja 12,10 sagt: „Und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“ Weiter wird erklärt: „Und sie werden über ihn wehklagen.“
Sie werden Jesaja 53 lesen und betend vortragen: „Als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir ihn begehrt hätten. Er war verachtet und verlassen von den Menschen.“
Das ist auch der Grund, warum dieses Kapitel so vergangenheitsfrohm ist, damit dieser Überrest am Ende so beten kann, wie es dort steht. In den weiteren Versen heißt es: „Doch um unserer Übertretung willen war er verwundet, die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heil geworden.“
So erreichen sie das Ende mit Ausharren.
Damit sind wir bereits bei der Erklärung von Vers 23. Der Herr sagt: „Wenn sie euch aber verfolgen in dieser Stadt, so flieht in die andere; denn wahrlich, ich sage euch, ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen ist.“
Der Überrest, nämlich die 144.000, werden die Erstlingsfrucht genannt. Das ist gewissermaßen die Vorernte, bevor dann der Drittel zum Glauben kommt. Übrigens gibt es noch einen Überrest von Juden im Ausland, die ganz am Schluss unter Posaunenschall durch Engel ins Land geführt werden (Matthäus 24).
Diese Vorhut des Überrestes, die 144.000, werden evangelisieren und mit der Evangelisation Israels nicht zu Ende kommen, bis der Herr kommt.
Es wird eine Unterbrechung ihrer Arbeit geben, sobald sie das Götzenbild der Gräuel der Verwüstung auf dem Tempelplatz sehen. Das ist das Zeichen, dass sie fliehen müssen – auf die Berge.
Jesaja 16 erklärt, dass Gott Moab aufruft, die Flüchtlinge Gottes aufzunehmen und sie zu verbergen, bis der Zorn vorüber ist.
So werden sie auf die Berge fliehen, dann über die Grenze nach Jordanien gehen. Moab ist das Gebiet auf der anderen Seite des Toten Meeres, wo Ruth herkam. Dort werden sie dreieinhalb Jahre ernährt, und erst am Schluss kehren sie wieder ins Land zurück, wenn der Herr über ihnen erscheint und kommt.
Darum sagt der Herr: „Ihr werdet nicht zu Ende kommen mit den Städten Israels, bis der Menschensohn gekommen ist.“
Ein gewaltiger Bogen wird hier gespannt.
Bedeutung der Ansprache an die zwölf Apostel
Aber jetzt stellt sich eine Frage: Der Herr hat doch zu den zwölf Aposteln gesprochen. Wie kann es sein, dass er zu ihnen sagt: „Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen ist“? Wie geht das?
Und überhaupt: Vor Statthaltern und Königen erschien der Apostel Paulus, nicht die Zwölf. Aber das war ja die Erfüllung in Vers 18.
Nun, da ist es ganz wichtig, dass wir lernen, wie die Heilige Schrift spricht. Dann verstehen wir die Bibel auch besser.
Hier möchte ich noch einen Grundsatz aufzeigen, der hilft, viele andere Bibelstellen gut zu verstehen. Schlagen wir auf in 5. Mose 28. Das fünfte Buch Mose ist die Wiedergabe von acht Abschiedsreden, die Mose in den Ebenen von Moab gehalten hat. Das war am Fuß des Berges Nebo, gegenüber von Jericho, auf heutigem jordanischem Boden. Dort hat er Abschied genommen von der Generation Israels, die unter Josua anschließend ins verheißene Land einziehen sollte.
Jetzt lesen wir in 5. Mose 28, wo er diese Generation anspricht, zum Beispiel Vers 64:
„Und der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde.“
Vers 65:
„Und unter jenen Nationen wirst du nicht rasten, und deine Fußsohle wird keine Ruhestätte finden. Und der Herr wird dir daselbst ein zitterndes Herz geben, erlöschende Augen und verschmachtende Seele. Dein Leben wird schwebend vor dir hängen, und du wirst dich fürchten, Nacht und Tag, und deinem Leben nicht trauen. Am Morgen wirst du sagen: Wäre es doch Abend! Und am Abend wirst du sagen: Wäre es doch Morgen!, wegen der Furcht deines Herzens, womit du dich fürchtest, und wegen des Anblicks deiner Augen, den du erblicken wirst.“
Nun, wann wurde die Generation zur Zeit von Mose und Josua unter alle Völker der Welt zerstreut? Nie!
Aber was hier steht, hat sich wortwörtlich erfüllt ab dem Jahr 70 nach Christus, in Folge der Verwerfung des Messias durch die Masse. Das jüdische Volk wurde wirklich von einem Ende der Erde bis zum anderen zerstreut – von Südamerika bis nach China, Japan, Thailand; von Nordamerika bis nach Australien, Neuseeland; von Schweden, Norwegen bis nach Südafrika.
Wirklich von einem Ende der Erde bis zum anderen. Und sie wurden unter den Nationen ständig verfolgt. Genau wie es dort heißt: Sie wurden ständig verfolgt, deine Augen werden erlöschen und deine Seele verschmachten, dein Leben wird schwebend vor dir hängen, Tag und Nacht wirst du dich fürchten.
Man könnte denken, der Schreiber von 5. Mose 28 war in Auschwitz, aber das war im Jahr 1566 vor Christus. Wie ist das möglich? Das ist Prophetie.
Aber wie ist es möglich, dass Mose eben die Generation zu seiner Zeit ansprechen konnte? Ganz einfach: Gott sieht das Volk Israel als eine Einheit, durch alle Generationen hindurch.
Mose spricht Israel an und natürlich die Generation, die zu seiner Zeit lebte. Aber seine Ansprache an Israel gilt für Israel zu allen Zeiten. So hat sich Vers 64 ab dem Jahr 70 und in weiteren Jahrhunderten bis in unsere Zeit erfüllt.
Schauen wir nun in 5. Mose 28, Vers 36:
„Der Herr wird dich und deinen König, den du über dich setzen wirst, zu einer Nation führen, die du nicht gekannt hast, du noch deine Väter. Und du wirst da selbst anderen Göttern dienen, Holz und Stein.“
Hier wird jedoch von etwas anderem gesprochen, nämlich von einer Wegführung zu einer anderen Nation, nicht unter alle Völker.
Wann hat sich das erfüllt? Die babylonische Gefangenschaft ist gemeint. Sie begann ab dem Jahr 606, übrigens genau tausend Jahre nach dem Auszug aus Ägypten. Da begann die Wegführung nach Babylon, zu einer anderen Nation, und das war zu einer Zeit, als sie einen König hatten.
Nach dieser Zeit hatten sie keinen König mehr. Darum wird das auch nicht gesagt bei der Zerstreuung unter alle Völker: „Du und dein König werdet zerstreut werden“ – denn sie hatten keinen König mehr.
Aber damals, zur Zeit der Wegführung nach Babylon, hatten sie einen König. Das heißt, Mose hat die Generation damals angesprochen und auch die Generation zur Zeit Daniels, als sie nach Babylon mussten. Er hat auch die Generation angesprochen zur Zeit des Jahres 70, als sie begann, zerstreut zu werden.
Alle späteren Generationen, die schließlich wirklich bis nach Chile, Argentinien, Neuseeland, Australien, Thailand, Indonesien, Kanada und bis nach Alaska kamen, sind ebenfalls eingeschlossen.
Jetzt sehen wir: Gott spricht sein Volk als Gesamtheit an.
Wenn nun der Herr zu den zwölf Aposteln spricht, als seine Zeugen, die er aussendet, um das Evangelium zu bringen, dann spricht er damit auch alle späteren Generationen an.
Und nun kommt noch etwas dazu: Diese zwölf Apostel waren Juden, aber ab Pfingsten waren sie Christen – also messianisch gläubige Juden, die zur Gemeinde gehörten, das heißt Christen.
Das bedeutet, diese zwölf Apostel repräsentieren einerseits die Gläubigen aus dem Volk Israel und andererseits die Gläubigen, die zur Gemeinde gehören.
Darum haben wir in diesen Versen einen Bogen gespannt von den drei Jahren des Dienstes des Herrn Jesus über die Zeit der Apostelgeschichte bis zum Jahr 70. Aber das geht weiter bis in die Endzeit, bis ins zwanzigste Jahrhundert.
Er spricht sie an – und all die Verfolgten durch die Kommunisten sind da auch mit eingeschlossen. Er zieht das weiter bis über die Unterdrückung hinaus, und zwar auf den Überrest Israels.
Diese werden nicht zur Gemeinde gehören, aber es werden bekehrte, wiedergeborene, messianisch gläubige Juden sein, so wie damals die Apostel.
Matthäus 10 ist ja noch vor Pfingsten.
So repräsentieren sie die Gläubigen aus dem jüdischen Volk und der Gemeinde. Darum kann er ihnen sagen: „Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen kommt.“
Wenn man das einmal verstanden hat, will man viele andere Stellen viel besser verstehen.
Und eben auch Matthäus 24, wo er sagt: „Und wenn ihr den Gräuel der Verwüstung seht an heiligem Ort, dann sollen die, die in Judäa sind, auf die Berge fliehen.“
Ja, sie mussten ja nicht, sie haben ja nie in ihrem Leben diesen Gräuel gesehen, sie sind ja vorher heimgegangen.
Ja, natürlich. Aber sie sind eine Einheit mit dem Volk, kann man sagen, mit der Gesamtheit der Gläubigen bis eben in die Endzeit.
Ermutigung zur Nachfolge trotz Verleumdung
Ja, dann gehen wir weiter zu Vers 24. Ein Jünger steht nicht über dem Lehrer, und ein Knecht nicht über seinem Herrn. Das ist einleuchtend.
Daraus leitet der Herr einen Grundsatz ab: Es ist dem Jünger genug, dass er sei wie sein Lehrer, und dem Knecht wie sein Herr. Wenn sie den Hausherrn Beelzebul genannt haben, wie viel mehr dann seine Hausgenossen.
Hier macht der Herr klar: Wenn er, der Messias und Sohn Gottes, verleumdet und verlästert worden ist, dann ist es selbstverständlich, dass auch seine Jünger verleumdet werden. Es wird also von etwas Schwerem auf etwas Leichteres geschlossen.
Diese Argumentationsweise wurde sehr oft von den Rabbinen verwendet. So argumentiert der Herr: Wenn das schon der Fall ist, wie viel mehr gilt es dann für uns.
Genau diese Argumentationsweise zeigt, dass wir damit rechnen müssen, verleumdet zu werden. Das gehört zu unserem Weg in der Nachfolge und zu unserem Weg in der Mission.
Dreifache Ermutigung zur Furchtlosigkeit
Aber dann kommt Vers 26, und dort finden sich verschiedene Ermutigungen. Der Herr sagt: „Fürchtet euch nun nicht.“ Nochmals, in Vers 28 heißt es: „Und fürchtet euch nicht!“ Am Ende von Vers 28 folgt die Mahnung: „Fürchtet aber vielmehr den, der sowohl Seele als auch Leib zu verderben vermag.“ Also wird zweimal gesagt: „Fürchtet euch nicht.“ Danach wird erläutert, was man stattdessen fürchten soll. Und drittens, in Vers 31, steht erneut: „Fürchtet euch nun nicht, ihr seid vorzüglicher als viele Sperlinge.“ Insgesamt wird also dreimal betont, dass wir uns nicht fürchten sollen.
Der Herr macht in Vers 26 Mut zur Verkündigung: „Fürchtet euch nun nicht vor ihnen“, also vor denen, die uns verleumden und feindlich gegenüberstehen. Denn es ist nichts verdeckt, was nicht aufgedeckt wird, und nichts verborgen, was nicht erkannt werden wird. Was ist damit gemeint? Das wird im nächsten Vers deutlich.
Was ich euch sage in der Finsternis, das, was er den Jüngern in einem engen Rahmen erläutert und mitgegeben hat, redet in dem Licht aus. Was ihr ins Ohr hört, verkündet auf den Dächern. Das bedeutet: Das, was der Herr uns weitergegeben hat als Erlöste, die wir in einer engen, vertrauten Beziehung zu ihm stehen, sollen wir breit hinaus in die Welt verkündigen.
Damit wir reden und verkündigen – diese beiden Wörter werden in Vers 27 verwendet – macht der Herr uns Mut: „Fürchtet euch nicht!“ In Vers 28 ermutigt er nochmals, wenn auch zu einem anderen Thema. Hier wird es für uns alle schwierig, denn wie sollen wir über das Thema Märtyrium sprechen, wenn wir doch alle das Leben lieben?
„Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen.“ Hier macht der Herr seinen Jüngern Mut – nicht nur den damaligen, sondern allen Generationen, die ihre Hingabe zur Verkündigung mit dem Leben bezahlen mussten. Er macht klar: Sie können sehr weit gehen, bis zum Töten des Körpers, aber die Seele ist unsterblich. Die Seele kann nicht getötet werden.
Im Gegensatz dazu zeigt der Herr, was über die Feinde kommen wird: „Fürchtet aber vielmehr den, der sowohl Seele als auch Leib zu verderben vermag in der Hölle.“ Diese Stelle macht deutlich, dass Menschen in der Hölle wieder ihren Körper haben werden. Es sind nicht nur Seelen in der Hölle, sondern Körper und Seele zusammen.
Darum spricht auch Offenbarung 20, nachdem das tausendjährige Reich beschrieben wurde, von der letzten Auferstehung. Dort werden die Toten auferstehen und vor dem großen weißen Thron gerichtet. Dann werden sie in den Feuersee geworfen. Aber auch dort werden sie als Menschen mit Körper und Seele in den Feuersee gehen. Denn der Mensch ist eine Einheit von Körper und Seele.
Die Seele ist oft ein Generalbegriff, der auch den Geist einschließt. An manchen Stellen wird das noch genauer ausgedrückt, zum Beispiel in 1. Thessalonicher 5,23: „Leib, Seele und Geist.“ Der Mensch ist also eine Einheit aus Seele und Körper oder aus Seele, Geist und Körper. Deshalb wird er auch als volle Einheit, als volle Dreieinheit, die ewige Verdammnis erleiden.
Schrecklich ist das. Vom Auferstehungskörper der Gläubigen heißt es dagegen, im Gegensatz zu jetzt, wenn wir einen Leib beerdigen, der schwach ist und Unehre besitzt: Im Jahr 2015 wird gesagt, dass wir auferweckt werden in Kraft und in Herrlichkeit. Unser Auferstehungskörper wird perfekt sein.
All die Gedanken wie „Oh, wäre doch diese ganze Dimension noch ein bisschen anders“ werden nie mehr kommen. Es wird alles vollkommen sein. Aber wir werden dann als volle Menschen mit Geist, Seele und Körper in die Herrlichkeit eingehen.
Wertschätzung und Fürsorge Gottes für seine Nachfolger
Ja, noch eine Frage? Eine große Frage vom Gericht ist, wie die Verlorenen wieder erscheinen und wie sie mit Leid umgehen.
Die Verlorenen – ja, das wollte ich ihm gerade noch sagen. Gut, dass du es jetzt noch sagst, sonst hätte ich es fast vergessen. Das war wichtig.
In Daniel 12 heißt es: „Und diese werden auferstehen zur ewigen Abscheu.“ Das bedeutet, ihre Erscheinung wird hässlich sein. Das ist schon furchtbar. Sie werden wirklich auferstehen, aber alle, die sich im Leben vielleicht rühmten, besonders schön zu sein, viel schöner als die Masse, werden hässlich in die Ewigkeit, in die Finsternis gehen.
Gehen wir weiter zu Vers 29: „Werden nicht zwei Sperlinge für einen Assarion verkauft, und doch fällt nicht einer von ihnen auf die Erde ohne euren Vater? An euch aber sind selbst die Haare des Hauptes alle gezählt.“
Der Herr macht hier aufmerksam: Spatzen, Sperlinge, haben keinen großen Verkaufswert. Ein Assarion – in manchen Bibeln steht „Cent“, aber Cent gab es damals nicht, und es gab auch keine EU. Ein Assarion ist der sechzehnte Teil eines Denars. Nach Matthäus 20 ist ein Denar der übliche Tageslohn für einen Arbeiter. So kann man ungefähr errechnen, was der Handelswert von zwei Sperlingen damals war.
Aber der Herr sagt, dass der Vater sich sogar um die Spatzen kümmert. Kein Spatz fällt einfach so zur Erde, ohne dass es bewusst der Wille des Vaters ist. Das zeigt uns die Größe, Allmacht und Souveränität Gottes.
Und der Herr sagt weiter: Bei uns sind sogar die Haare gezählt. Was macht es, wenn irgendein Haar verloren geht? Wenn wir uns nach morgen sehnen? Aber zu wissen, dass Gott alle Haare zählt und er weiß, was jetzt fehlt, zeigt, wie versorgt und umgeben wir sind von der Liebe des Vaters.
Darum sagt der Herr in Vers 31: „Fürchtet euch nun nicht, ihr seid vorzüglicher als viele Sperlinge.“ Also dreimal „Fürchtet euch nicht“, damit wir mutig das Wort weitergeben. Fürchtet euch nicht, damit wir uns klar vor Augen halten, dass unsere Feinde nur begrenzt etwas an uns tun können. Es geht zwar sehr weit, aber es ist wirklich begrenzt. Und drittens: Wir sind so in der Hand des Vaters, dass jedes Haar gezählt ist.
Ich möchte am Schluss nochmals auf diese zwei Spatzen zurückkommen, denn es hat seinen Grund, warum der Herr genau den Spatz erwähnt und nicht irgendein anderes Tier – und gerade zwei Sperlinge hier. Aber gehen wir zuerst im Gedankengang weiter. Das werde ich dann am Schluss noch als kleine Perle hinzufügen.
Bekenntnis zu Jesus und seine Konsequenzen
Und dann sagt der Herr in Vers 32, dass grundsätzlich jeder Mensch, der sich zu dem Herrn Jesus bekennt, einmal erleben wird, dass der Herr Jesus sich ebenfalls zu ihm bekennt.
Umgekehrt gilt: Menschen, die ihn verwerfen und sich in dieser Lebenszeit nicht zu ihm bekennen, ihn also verleugnen, werden erfahren, dass er, der heute in dieser Welt Verworfene, wenn er kommt, um das letzte Wort zu sprechen, auch sie verleugnen wird.
Alles hängt von unserem Verhältnis zum Erlöser ab. Dieses Verhältnis bestimmt unsere Ewigkeit. Es ist also ganz grundsätzlich gemeint – nicht nur jetzt einfach in Bezug auf die Gläubigen, sondern auch auf die Ungläubigen.
Wer den Herrn verwirft und sich nicht zu ihm bekennen will, sich seiner schämt, der wird eines Tages erleben, dass der Herr sich auch seiner schämt.
Jesu Mission bringt Spaltung in Familien
Und dann erklärt der Herr etwas ganz Wichtiges in Vers 34 für diese jüdischen Gläubigen: „Denkt nicht, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“
Im Judentum herrscht die Überzeugung, dass es Frieden auf der Erde geben wird, wenn der Messias kommt. Deshalb argumentieren viele orthodoxe Juden, dass Jesus Christus nicht der Messias gewesen sein kann. Denn sonst müsste es schon seit zweitausend Jahren Frieden geben.
Dazu kann man ganz einfach auf Daniel 9,25 verweisen. Dort heißt es: „Und nach den 62 Jahrwochen wird der Messias ausgerottet werden und nichts haben.“ Es wird also gesagt, dass der Messias ermordet wird und nichts haben wird. Er wird kein Friedensreich aufrichten.
Im nächsten Satz heißt es weiter: „Und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum verwüsten, zerstören.“ In jeder Rabbinerbibel kann man im Kommentar nachlesen, dass dies die Dinge sind, die im Jahr siebzig nach Christus in Erfüllung gingen, als die Römer Jerusalem und den Tempel zerstörten.
Das bedeutet, dass der Messias, der kommen musste, sterben musste und kein Friedensreich aufrichten würde, bereits vorher beschrieben ist. Daraus folgt: Gäbe es Frieden seit zweitausend Jahren, wäre Jesus nicht der Messias gewesen.
Aber es gibt keinen Frieden seit zweitausend Jahren. Er hat nämlich nichts gehabt. Die Prophezeiung in Daniel hat sich ganz wörtlich erfüllt.
Und der Herr sagt das auch hier seinen Jüngern: „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen.“
Entzweidung in Familien durch den Glauben
Und jetzt etwas ganz Wichtiges: In jüdischen Familien spielt der Zusammenhalt eine sehr wichtige Rolle. Er ist oft viel stärker ausgeprägt als in vielen nichtjüdischen Familien. Unter Christen ist es wieder etwas anders, aber auch dort ist der familiäre Zusammenhalt bedeutend.
Der Herr sagt nun: „Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien, den Sohn mit seinem Vater, die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Und Menschenfeinde werden seine Hausgenossen sein.“ Das klingt hart, doch dies ist etwas, was Juden durch alle Generationen hindurch immer wieder erlebt haben. Besonders wenn sie sich bekehrt haben, kam es häufig zu einem Bruch in der Familie.
Der Herr hat hier angekündigt, dass es so kommen wird: Es gibt Entzweigungen in der Familie, wenn jemand zum Glauben kommt. Das passiert natürlich nicht nur in jüdischen Familien, sondern auch in nichtjüdischen Familien. Besonders ausgeprägt ist es auch in muslimischen Familien. Dieses Wort ist also in alle Situationen hinein gesprochen, doch gerade für die jüdischen Jünger hatte es eine besondere Bedeutung.
Der Herr sagt weiter: „Wer Vater und Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Und wer Sohn und Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig.“ Damit macht er deutlich, dass wir die Liebe zu ihm über die verwandtschaftlichen Beziehungen stellen müssen. Das ist sehr schwierig, doch es zeigt uns, dass wir unsere Prioritäten richtig setzen müssen.
Dann sagt der Herr: „Wer nicht sein Kreuz aufnimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.“ Wenn jemand das Kreuz trug, dann war er zwar noch am Leben. Doch alle, die ihn sahen, wie er zur Richtstätte ging, wussten: Den muss man nicht mehr zu irgendeinem Fest einladen. Er lebte zwar noch, aber er war für das soziale Leben aufgegeben.
Der Herr sagt also: Wer nicht bereit ist, sein Kreuz auf sich zu nehmen und ihm nachzufolgen – also auch in dieser Welt als einen zu gelten, den man nicht mehr zu Festen einlädt –, ist seiner nicht würdig. Wir müssen also bereit sein, auch zu ertragen, wenn Menschen uns außerhalb der Familie sozial nicht mehr akzeptieren.
Als Verheißung sagt der Herr: „Wer sein Leben findet, wird es verlieren, und wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden.“ Das bedeutet, wenn wir glauben, dass wir unser Leben verlieren, wenn wir den Weg hinter dem Herrn Jesus hergehen, dann dürfen wir wissen, dass wir letztlich nur gewinnen.
Der Herr erklärt weiter, wie es ist, wenn man die Apostel aufnimmt: Dann nimmt man den Herrn auf. Damit wird klar, dass das Wort der Apostel im Neuen Testament nicht einfach nur ihr Wort ist. Der Herr hat ihnen eine besondere Stellung gegeben, sein Wort weiterzugeben. Wenn wir ihr Wort annehmen, nehmen wir den Herrn selbst auf.
Der Herr sagt als Mensch, als erniedrigter Mensch: „Wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat, den Vater.“ Dasselbe gilt in Bezug auf Propheten, Gerechte und sogar kleine Kinder, die im Namen des Herrn aufgenommen werden.
Und wenn man einem Kind nur in der Not einen Becher kalten Wassers gibt, wird es dafür Lohn geben.
Zum Schluss noch eine kleine Perle: die zwei Sperlinge.
Symbolik der zwei Sperlinge und Reinigung der Aussätzigen
In einem ganz bestimmten Zusammenhang war der Kauf von zwei Spatzen außerordentlich wichtig. Jesus hatte in Matthäus 8 einen Aussätzigen geheilt – ein ganz außergewöhnliches messianisches Zeichen, das nur der Messias vollbringen konnte.
Später heilte er zehn Aussätzige und schickte sie zum Priester. Immer wenn Aussätzige zum Priester gingen, mussten sie zwei Spatzen kaufen. Denn im gesamten Reinigungsritual, wenn jemand vom Aussatz geheilt war, musste nach 3. Mose 14 einer der Spatzen geschlachtet werden. Der andere Spatz bekam Blut auf die Flügel gestrichen und wurde dann ins freie Feld entlassen.
Dieses Ritual ist ein wunderbares Bild in 3. Mose 14 von dem Tod und der Auferstehung des Herrn Jesus. Der eine Spatz wird geschlachtet, der andere erhält Blut auf die Flügel und fliegt davon. Nach Hebräer 9 wissen wir, dass der Herr Jesus schließlich mit seinem eigenen Blut ins himmlische Heiligtum eingegangen ist und es auf die himmlische Bundeslade gelegt hat.
Diese Art von Opfern kommt sonst nirgends mehr vor, nur beim Aussätzigen, wie in 3. Mose 14 beschrieben. Wenn der Herr hier zu den Jüngern sagt: „Ihr seid viel mehr wert als zwei Spatzen“, macht er eine Anspielung auf dieses wunderbare Zeichen in Verbindung mit der Heilung der Aussätzigen.
Ja, wollen wir hier schließen?