Wir haben heute Nachmittag ein großes Projekt vor uns: Zacharja Teil 2. Letztes Mal haben wir uns mit den ersten sechs Kapiteln aus dem Buch Zacharja beschäftigt. Diese enthalten die acht Nachtgesichter des Propheten in acht Traumvisionen. Zacharja erhielt ermutigende Botschaften für sein Volk. Damals war es etwa um das Jahr 520 v. Chr.
Die Juden durften ab 539 v. Chr. auf Veranlassung von Kyrus, dem Perserkönig, der Babylon eroberte, wieder heimkehren aus der babylonischen Gefangenschaft. Diese Gefangenschaft befand sich im heutigen Irak. Die Rückkehr führte sie zurück ins Land ihrer Väter. Zehntausende nahmen diese Möglichkeit wahr und kehrten mit Zerubbabel zurück. Das kann man alles in Esra 1 und 2 nachlesen.
Das Erste, was sie machten, steht in Esra 3: Sie bauten den Altar und errichteten den Salomonischen Tempel wieder neu, genau an seiner ursprünglichen Stelle auf dem Tempelberg in Jerusalem. Im nächsten Jahr begannen sie auch mit dem Bau des eigentlichen Tempelhauses und legten den Grundstein.
Nach einiger Zeit gab es jedoch Widerstand von den Feinden. Es waren die Samariter, dann die Ammoniter – das heutige Jordanien – und die Araber, also Ismaeliten. Sie leisteten Widerstand und erreichten schließlich, dass ein späterer persischer König einen Baustopp durchsetzte. So hörte das Volk auf zu bauen.
Dann trat Haggai als Prophet auf und sagte: „Ihr macht euch schöne Häuser, aber das Haus Gottes steht wüst.“ Das Volk erkannte, dass es die Prioritäten falsch gesetzt hatte. Es ließ sich durch Haggai ermahnen, der dabei von Zacharja unterstützt wurde. Während Haggai mehr auf die momentane Situation des Hauses Gottes einging, zeigt Zacharja mehr die Zukunft Jerusalems. Er macht den damaligen Juden in ihrer schwierigen Lage Mut, treu zu bleiben, weil der Herr wunderbare Pläne für Jerusalem hat.
Einige dieser Botschaften haben wir im letzten Mal bereits in den acht Nachtgesichtern des Zacharja gesehen. Nun folgt, noch zum ersten Teil gehörend, ein weiterer Block: die Kapitel 7 und 8. Dort gibt es Belehrungen über Trauer und Freude.
Die Juden stellten dem Herrn eine Frage zum Thema Fasten. Der Herr gibt darauf vier Antworten. Diese finden sich in den Kapiteln 7 und 8, die wir jetzt gemeinsam in Angriff nehmen. Damit wird der erste Teil von Zacharja abgeschlossen.
Es folgt dann der zweite Hauptteil von Zacharja, bestehend aus den Kapiteln 9 bis 14. Diese gliedern sich in zwei Blöcke. Kapitel 9 bis 11 habe ich überschrieben mit „Der verworfene Messias – sein erstes Kommen“. In diesen Kapiteln finden wir insbesondere einen Schlüsselvers: Vers 9. Dort heißt es, dass Jerusalem verlocken soll, denn der König kommt auf einem Esel. Das ist das erste Kommen des Herrn Jesus.
Die Kapitel 12 bis 14 bilden den zweiten Block. Ihn habe ich überschrieben mit „Der angenommene Messias – sein zweites Kommen“. Ein ganz wichtiger Schlüsselvers ist Zacharja 14,3. Dort steht, dass der Herr kommen wird und seine Füße an jedem Tag auf dem Ölberg stehen werden, östlich von Jerusalem. Das ist das zweite Kommen Jesu in Macht und Herrlichkeit.
Zusammengefasst: Kapitel 9 bis 11 behandeln den verworfenen Messias, Kapitel 12 bis 14 den angenommenen Messias.
Einführung in die Frage zum Fasten und historische Hintergründe
Aber gerade jetzt, unmittelbar, wollen wir uns dieser Belehrung über Trauer und Freude zuwenden, Kapitel 7, Vers 1. Lesen wir den Text einfach so vor, wie er im Skript steht.
Die ersten drei Verse habe ich überschrieben mit „Frage zum Fasten“. Es geschah im Jahr vier von Darius, dem König. Das können wir wieder schön datieren: Das ist das Jahr 518 vor Christus. Es geschah im Jahr vier von Darius, dem König, das Wort des Ewigen geschah zu Sacharja am Tag vier des neunten Monats in Kislev.
Damals hatten Bethel den Saräser und den Regemelech und seine Männer gesandt, um das Angesicht des Ewigen anzuflehen. Sie taten dies, indem sie den Priestern, die dem Haus des Ewigen gehörten, und den Propheten, das sind Haggai und Zacharja, sagten: „Soll ich weinen im fünften Monat? Soll ich mich enttauen, wie ich es schon so viele Jahre getan habe?“
Was ist dieses Weinen im fünften Monat? Nun, durch die Ereignisse der babylonischen Gefangenschaft haben die Juden verschiedene Tage als Fastentage neu eingeführt. Gott hatte keinen Befehl dafür gegeben. Das einzige in der Bibel vorgeschriebene Fasten war eigentlich das Fasten des Jom Kippur (3. Mose 16). Da musste jeder seine Seele kasteien, das bedeutet: in Trauer sich der Speise enthalten.
Aber sonst haben wir nicht dieses Fastengebot. Die Juden haben sich jedoch für bestimmte Ereignisse Fastentage auferlegt. Zum Beispiel im vierten Monat, am neunten Tag, hat man das Gedenkfasten eingeführt wegen der Zerstörung der Mauer von Jerusalem durch Nebukadnezar. Das ist so beschrieben in Jeremia 39, 2; 52, 6-7.
Dann im fünften Monat, der ja hier im Text jetzt erwähnt wird, am neunten Tag, das ist der neunte Av. Das ist der Tag der Zerstörung des Tempels. An diesem Tag haben die Babylonier den Salomontempel in Schutt und Asche gelegt. So wurde der neunte Av als Fastentag eingeführt.
Und jetzt fragen diese Juden aus der Stadt Bethel eine Gesandtschaft nach Jerusalem zu Zacharja: „Sollen wir dieses Fasten weiterführen?“ Die Zerstörung Jerusalams fand ja statt im Jahr 586 vor Christus, und jetzt sind wir im Jahr 518. Sollen wir das weiterführen? Gott beantwortet diese Frage in vier Antworten, wie gesagt.
Dann gab es noch andere Ereignisse. Im siebten Monat, am dritten Tag, gedachte man der Ermordung Gedalias. Diese Ermordung wird zum Beispiel ausführlich beschrieben in Jeremia 41 und 2. Könige 25, 25. Gedalia war ein treuer Mann, der, nachdem die Babylonier das jüdische Königreich vernichtet hatten und der letzte König Zedekia abgesetzt wurde, von den Babyloniern als Statthalter eingesetzt wurde. Er war immer noch im Land Israel. Dieser Mann wurde ermordet, und dieses schlimme Ereignis hat man ebenfalls mit einem Fastentag im Gedächtnis zu halten versucht.
Dann ein weiteres Fasten, das auch noch erwähnt wird in dem weiteren Text von Sacharja 7, ist das Fasten im zehnten Monat, im zehnten Tebet. Das ist der Tag, an dem die Belagerung Jerusalems begonnen hatte, beschrieben in 2. Könige 25,1 und Jeremia 39,1.
Solche wichtigen Ereignisse wurden mit Fasten im Gedächtnis gehalten. Und jetzt kommt die Frage: Sollen wir das auch weiterhin so tun?
Erste Antwort: Die Frage nach dem Sinn des Fastens
Jetzt folgt die erste Antwort ab Vers 4:
Da geschah das Wort des Ewigen zu mir, indem er sagte: Sprich zu dem ganzen Volk des Landes und zu den Priestern, indem du sagst: Wenn ihr trauernd gefastet habt im fünften und im siebten Monat, und zwar diese siebzig Jahre lang, habt ihr wirklich für mich gefastet?
Und wenn ihr esst und wenn ihr trinkt, seid nicht ihr die Essenden und ihr die Trinkenden? Kennt ihr nicht die Worte, die der Ewige gesprochen hatte durch die früheren Propheten? Als Jerusalem bewohnt und ruhig war, und ihre Städte rings um sie her, und der Negev und die Scheffela bewohnt waren.
Das ist die erste Antwort. Gott sagt also: Ja, ihr habt das Fasten jetzt so viele Jahre praktiziert, aber habt ihr es wirklich für mich getan? Habe ich dadurch irgendwie etwas Besonderes gewonnen?
Man kann es auch umkehren: Wenn ihr esst und wenn ihr trinkt, macht ihr das, weil das Gott etwas bringt? Nein, ihr esst und trinkt, weil ihr es nötig habt. So war es auch mit dem Fasten. Wenn ihr euch der Speise enthalten habt, könnt ihr nicht meinen, ihr hättet dadurch etwas verdient vor Gott.
Also müsst ihr euch fragen: Ist das Fasten wirklich für Gott geschehen, oder hat es nicht eher einen Nutzen für euch selbst gehabt? Weil ihr euch bewusst wurdet, warum all diese Katastrophen gekommen sind. Das war wegen unserer Sünden.
Darum erinnert Gott sie an das Wort der frühen Propheten, Vers 7: Kennt ihr nicht die Worte, die der Ewige gesprochen hatte durch die frühen Propheten? Gott hat ja gewarnt, als Jerusalem noch bewohnt und ruhig war, und als man noch in all den Städten rund um Jerusalem hier normal wohnte, auch im Negev, also in der Wüste unten, und in der Scheffela.
Die Scheffela habe ich in Fußnote 6 erklärt: Sie ist die Bezeichnung der Westabhänge der jüdischen Berge und der Niederung entlang des Mittelmeers. Also das ganze Gebiet, auch vom Gazastreifen hinauf bis nach Tel Aviv, das ist alles die Scheffela. Das heißt wörtlich übersetzt das Tiefland.
Es war damals alles noch bewohnt, und die Propheten haben gewarnt: Wenn ihr euch vom Herrn weiter entfernt und nicht umkehrt, dann wird eben dieses Gericht kommen. Und das ist geschehen.
Warum fastet ihr? Ihr müsst einfach daran denken, dass nicht alles gekommen ist, weil ihr gesündigt habt. Ihr könnt also nicht denken, jetzt mit dem Fasten verdient ihr etwas. Denn diese Tage wären nicht gekommen, hättet ihr damals aufs Wort Gottes gehört.
Zweite Antwort: Aufruf zu Gerechtigkeit und Barmherzigkeit
Und nun folgt die zweite Antwort, ab Vers acht.
Und das Wort des Ewigen geschah zu Zacharja, indem er sagte: So spricht der Ewige der Heerscharen: Richtet ein Gericht der Wahrheit und übt Bundestreue und Barmherzigkeit einer gegen den anderen. Unterdrückt nicht die Witwe, den Waisen, den Fremden und den Elenden. Lasst kein böses Denken gegeneinander in euren Herzen aufkommen.
Ab hier ändert sich die Form: Es ist nicht mehr in Verszeilen, sondern nun folgt ein Prosatext.
Gott kommentiert, wie es früher war: Aber sie weigerten sich aufzumerken. Sie boten einen verhärteten Nacken dar, machten ihre Ohren stumpf und wandten sich ab vom Hören. Ihr Herz machten sie zu einem Diamanten, abgewandt vom Hören des Gesetzes und der Worte, die der Ewige der Heerscharen durch seinen Geist und durch die früheren Propheten gesammelt hatte. So entstand ein großer Zorn vonseiten des Ewigen der Heerscharen.
Es geschah, wie ihr gerufen habt und sie nicht hörten, so werden sie rufen, und ich werde nicht hören, spricht der Ewige der Heerscharen. Ich zerstreute sie unter alle Nationen, die sie nicht kannten. Das Land wurde zur entsetzlichen Wüste ohne Hin- und Herziehende. So machten sie das Land der Köstlichkeit zu einer entsetzlichen Wüste.
Gott sagt in dieser zweiten Antwort: Wichtig ist nicht das Fasten, sondern dass ihr nach der Bibel lebt und die Dinge richtig beurteilt, so wie Gott es beurteilt – mit einem Gericht der Wahrheit. Übt Bundestreue und Barmherzigkeit, bedrückt nicht die Witwe und den Weisen. Lasst kein böses Denken oder Planen gegen den anderen zu.
Doch die ganze Katastrophe kam, weil sie nicht hören wollten.
Was hier in den Versen elf bis vierzehn beschrieben wird, hat eine Doppelbedeutung und geht über die babylonische Gefangenschaft hinaus. Das Gleiche wiederholte sich mit den Juden, die aus Babylon zurückgekehrt waren – auch sie hörten nicht. Deshalb kam die weltweite Zerstreuung unter alle Völker ab dem Jahr siebzig.
Ich war ab dem Jahr 605 vor Christus dabei, als die Juden nach Babylon gebracht wurden, zu einer anderen Nation. Doch hier steht in prophetischer Vergangenheitsform in Vers 13: „Es geschah“ und in Vers 14: „Ich zerstreute sie unter alle Nationen, die sie nicht kannten.“ Das ist genau nochmals geschehen mit den Juden.
Das heißt, ihre Nachkommen, die aus Babylon zurückgekehrt waren, machten das Land der Köstlichkeit – ein wunderbarer Name für das Land Israel – zu einer entsetzlichen Wüste.
Tatsächlich wurde ab dem Jahr siebzig nach Christus in einem jahrhundertelangen Prozess das Land der Bibel vollkommen verwüstet. Dieser Prozess erreichte seinen Höhepunkt im 19. Jahrhundert, als das Land wirklich ein kaputtes Land war.
Mark Twain beschreibt es in seinem Reisebericht „Innocence Abroad“ als ein Land, spärlich bewohnt, ohne etwas Liebliches für die Augen, ein Land ohne Perspektive, gebrochen und ohne Hoffnung. Das war Palästina im Jahr 1867, Jahre bevor die erste große jüdische Einwanderung 1882 begann.
So machten sie das Land der Köstlichkeit zu einer Wüste. Und ab dem Jahr siebzig wurden sie unter alle Nationen zerstreut.
Gott sagt: Was nützen diese Fastentage, wenn ihr nicht auf die Bibel hört? Das wäre das Entscheidende.
Traurig ist, dass die Nachkommen dieser Juden, die hier fragen, ob sie mit dem Fasten weitermachen sollen, denselben Fehler wieder begangen haben und nicht auf das Wort des Herrn hörten.
Herr Jesus sagt ja in der letzten Woche vor Karfreitag, in Matthäus 23: „Wie oft habe ich dich, Jerusalem, versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken unter die Flügel, und ihr habt nicht gewollt!“
So kam die noch schlimmere Verwüstung und die weltweite Zerstreuung der Juden.
Noch etwas Eindrückliches: Der Tempel wurde im Jahr siebzig zerstört. Und wann? Am neunten Tag, genau am gleichen Tag, an dem die Juden den Fastentag eingeführt hatten – seit der Zerstörung des Salomon-Tempels, des ersten Tempels, 586 v. Chr.
Diesen Fastentag haben wir beibehalten bis ins Jahr siebzig. Und dann konnte man ihn gleich weiter beibehalten bis heute.
Der neunte Av ist dieser Tag, an dem Juden in aller Welt schreien und weinen wegen der Zerstörung des Tempels.
Dritte Antwort: Die Verheißung der Rückkehr Gottes nach Zion
Jetzt kommt die dritte Antwort 8,1-17
Und es geschah das Wort des Ewigen der Heerscharen, indem er sprach: So spricht der Ewige der Heerscharen: Ich habe um Zion geeifert, mit großem Eifer, und mit großem Grimm habe ich um es geeifert. So spricht der Ewige: Ich kehre nach Zion zurück und werde wohnen in Jerusalem, und Jerusalem wird genannt werden die Stadt der Wahrheit. Und der Berg des Ewigen der Heerscharen, der Berg der Heiligkeit.
Also sagt Gott: Jerusalem habe ich nicht aufgegeben, trotz all der Sünden meines Volkes. Es kommt die Zeit, wo Gott in Jerusalem wohnen wird. Diese Prophetie bezieht sich natürlich auf die Endzeit, auf das tausendjährige Reich und auf die Wiederkunft Jesu. Jerusalem wird einmal die Stadt der Wahrheit werden.
Wir haben bei der zweiten Antwort gelesen, dass ein Gericht der Wahrheit richten soll. Das war das Problem, dass sie das oft eben nicht getan haben. Aber einmal wird diese Stadt die Stadt der Wahrheit werden, und der Tempelberg wird dann heißen: der Berg der Heiligkeit.
Bis heute ist dieser Berg entweiht und wird tagtäglich gelästert durch den Muezzinruf vom Tempelberg herab, wo ein anderer Gott als größer gepriesen wird. Aber der Tag kommt, sagt der Herr, da wird dieser Berg des Ewigen der Heerscharen der Berg der Heiligkeit genannt.
Es ist nicht der Berg Allahs, es ist der Berg des Ewigen, der Heerscharen, das ist der Gott der Bibel.
Weiter Vers 4: So spricht der Ewige der Heerscharen, es werden noch sitzen Greisinnen und Greise in den Straßen Jerusalems, jeder mit seinem Stab in seiner Hand, vor Menge an Tagen.
Also ein Blick eben auf das tausendjährige Reich: Jerusalem wird wieder eine Stadt werden, die pulsierendes Leben haben wird. Die Straßen der Stadt werden voll sein von Knaben und Mädchen, die auf ihren Straßen spielen.
So spricht der Ewige der Heerscharen: Wenn es ein Wunder ist in den Augen des Überrestes dieses Volkes in jenen Tagen, wird es auch ein Wunder sein in meinen Augen, spricht der Ewige der Heerscharen.
Er sagt, Juden später werden einmal denken: Wie kann es möglich werden, dass sich dieses Wort einmal erfüllen würde? Man denkt daran, wie Jerusalem durch die Jahrhunderte hindurch diese verlassene Stadt war, die Juden zerstreut in aller Welt.
Am Passafest, am Schluss, grüßt man sich in New York oder in Moskau oder wo auch immer, in Casablanca, am Familientisch und sagt: „Bashanah haba’ah biRushalayim“ – im kommenden Jahr in Jerusalem.
Aber Gott sagt: Wenn das für euch etwas Großes, Unmögliches, ein Wunder ist, dann ist es auch für mich ein Wunder, das ich nicht tun könnte.
Vers 7: So spricht der Ewige der Heerscharen: Siehe, ich rette mein Volk aus dem Land des Aufgangs und aus dem Land des Sonnenuntergangs. Ich werde sie herbeibringen, und sie werden wohnen inmitten Jerusalems.
Ja, Gott verheißt, um diese Prophetie über Jerusalem als pulsierende jüdische Stadt zu erfüllen, wird er die Zerstreuten in aller Welt zurückführen. In dieser Stelle wird besonders der Sonnenaufgang erwähnt, der Osten, und der Westen, das Land des Sonnenuntergangs.
Ich habe vor einiger Zeit an einem Bibelstudientag einen Vortrag gehalten, der eigentlich etwas anders formuliert war: Ein Volk kehrt heim. Da haben wir gesehen, wie die Bibel ganz konkret beschreibt, aus welchen Ländern Juden zurückkehren werden.
Wir haben gesehen, dass sogar China speziell erwähnt wird und wie sich das wirklich erfüllt hat in unserer Zeit. Wie Juden aus China wieder zurückgekehrt sind ins Land der Väter, also sogar aus dem fernen Osten, ganz vom Ende des asiatischen Kontinents sind sie hierher gekommen – aus China und auch aus anderen asiatischen Ländern.
Und sie sind auch gekommen aus Amerika, aus Südamerika, Mittelamerika, Nordamerika, aus dem Land des Sonnenuntergangs.
Und ich werde sie herbeibringen, und sie werden wohnen inmitten Jerusalems, und sie werden mir zum Volk sein, und ich werde ihnen zum Gott sein in Wahrheit und in Gerechtigkeit.
Ich kann mich erinnern, als wir Hosea durchgenommen haben. In Hosea 1 sagt Gott seinem Volk: Weil ihr so gegen mich gesündigt habt, seid ihr jetzt nicht mehr mein Volk, ihr seid Lo Ammi, nicht mein Volk, und ich bin nicht mehr euer Gott.
Aber in dieser Prophetie von Hosea wird gesagt, dass der Tag kommen wird, an dem Gott sein Volk wieder annehmen wird als sein Volk, und er wird es nennen „Ami“, mein Volk.
Wir haben dort gesehen, dass sich das erst auf die Endzeit bezieht, wenn im Zusammenhang mit der großen Drangsal in Israel eine Erweckung kommen wird und Gott schließlich dieses Volk wieder als sein Volk anerkennen wird.
Wichtig also: In der heutigen Zeit ist Israel immer noch „Lo Ammi“, nicht mein Volk.
Petrus sagt ja in 1. Petrus 2: Er schreibt an Juden, in 1. Petrus 1,1, an die Zerstreuten in verschiedenen Landschaften. Zerstreuung ist Diaspora auf Griechisch, das ist der Fachausdruck für die Juden, die im Ausland zerstreut wohnen.
Diesen bekehrten, wiedergeborenen Juden sagt er: Ihr seid einst nicht ein Volk gewesen, aber jetzt seid ihr ein Volk Gottes. Dadurch, dass sie zum Glauben an den Messias gekommen waren und Teil des himmlischen Volkes Gottes, der Gemeinde, wurden, wurden sie Gottes Volk, mein Volk.
Aber wir haben in Hosea gesehen: Die Verheißung bleibt, dass Gott das irdische Volk Israel als Israel wieder als sein Volk annehmen wird.
Und das ist genau das, was hier steht: Gott bringt dieses irdische Volk aus aller Welt zurück nach Jerusalem, und sie werden mir zum Volk sein, und ich werde ihnen zum Gott sein.
Wir werden noch mehr davon hören heute.
In Wahrheit und in Gerechtigkeit, so spricht der Ewige der Heerscharen: Stärkt eure Hände, die ihr in diesen Tagen hört diese Worte aus dem Mund der Propheten, die an dem Tag wirkten, als der Grund des Hauses des Ewigen gelegt wurde, des Tempels, um ihn zu bauen.
Haggai und Sacharja haben prophezeit, während der Tempel gebaut wurde, der zweite Tempel.
Denn vor jenen Tagen gab es keinen Lohn für die Menschen und Lohn für das Vieh, und für den Aus- und Eingehenden gab es keinen Frieden vor dem Bedränger.
Ja, ich ließ alle Menschen los, den einen gegen den anderen.
Das hat Bezug auf diese ersten Jahre der Rückkehr aus Babylon. Es gab viel Missernte, und es gab viel Feindschaft der umliegenden Völker gegen die Juden.
Und jetzt sagt Gott: Aber jetzt soll eine Wende kommen.
Vers 11: Nun aber, nicht wie in den früheren Tagen, willig sein dem Überrest dieses Volkes, spricht der Ewige der Heerscharen.
Sondern die Saat des Friedens, der Weinstock, er wird seine Frucht geben, und das Land wird seinen Ertrag geben, und der Himmel wird seinen Tau geben.
Ja, ich werde erben lassen den Überrest dieses Volkes, alles dieses.
Und es wird geschehen, so wie ihr wagt, ein Fluch unter den Nationen, Haus Juda und Haus Israel, also werde ich euch retten, und ihr werdet ein Segen sein.
Fürchtet euch nicht, stärkt eure Hände!
Denn so spricht der Ewige der Heerscharen: So wie ich plante zum Unglück für euch, also eure Väter mich erzürnten, spricht der Ewige der Heerscharen, und ich es mir nicht gereuen ließ,
also plane ich wiederum in jenen Tagen – jetzt geht es wieder auf die Zukunft – er sagt: In der unmittelbaren Vergangenheit habt ihr viel Schweres erlebt, aber ich plane etwas ganz Wunderbares für die Zukunft.
Also plane ich wiederum in jenen Tagen, Gutes zu tun an Jerusalem und an dem Haus Juda.
Fürchtet euch nicht, dies sind die Dinge, die ihr tun sollt: Redet Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten.
Und mit Wahrheit und mit einem Rechtsentscheid des Friedens richtet in euren Toren, ein jeder.
Das Böse, das sein Nächster plant, plant es nicht in euren Herzen.
Und einen Schwur des Betrugs liebt nicht, denn all dies ist es, was ich hasse, spricht der Ewige.
Also sagt Gott: Ihr habt viel Trauriges erlebt, da versteht man, dass ihr fasten wollt.
Aber ihr müsst wissen, ich habe Wunderbares vor.
Wichtig ist für mich, wie ihr lebt, dass ihr gemäß der Bibel lebt und die göttliche Gerechtigkeit auslebt – eben nicht lügt.
Es geht einfach nicht, dass ihr lügt, einer gegen seinen Nächsten.
Auch da wird wieder betont: Das Fasten an sich bringt nichts, sondern es geht darum, ob ihr wirklich euer Leben grundsätzlich ändern und bibelgemäß leben wollt.
Vierte Antwort: Verheißung von Freude statt Fasten und die Rolle Israels in der Endzeit
Ja, und jetzt kommt die vierte Antwort, aber vielleicht noch etwas Wichtiges.
Wir haben noch gelesen, Vers 13 ganz oben auf dem Blatt: Gott spricht wen an? Haus Juda und Haus Israel. Juda, das sind die beiden Stämme, das Haus Judah, Benjamin und Judah. Das Haus Israel, das sind die übrigen zehn Stämme. Aber sind die zehn Stämme auch da? Es waren doch die Juden, die nach Babylon kamen. Die zehn Stämme wurden doch schon früher deportiert, im Jahr 721 v. Chr., nach Assyrien. Die Juden blieben noch im Land, und dann kamen sie in die babylonische Gefangenschaft. Die Juden sind zurückgekehrt, aber hier spricht Gott von Haus Juda und Haus Israel.
Es ist ganz einfach: Natürlich waren im Südreich hauptsächlich die Stämme Judah und Benjamin. Aber während der ganzen Königszeit gab es immer Überläufer aus den zehn Stämmen, die nach Süden kamen, weil sie sahen, dass Gott mit ihnen ist. Sie hatten ja auch den Tempel in Jerusalem. Die aus den zehn Stämmen gingen eigentlich nicht mehr nach Jerusalem. So kann man das nachlesen in 2. Chronik 15. Bei Asa werden verschiedene Menschen aus verschiedenen Stämmen erwähnt, die nach Süden gingen. Dann bei Hiskia kann man in 2. Chronik 30 und 31 nachlesen, dass auch wieder Leute aus den zehn Stämmen in den Süden gingen.
So hatte es schließlich aus allen zehn Stämmen auch Leute im Südreich. Das macht verständlich, warum im Lukasevangelium, als der Herr Jesus geboren war, Lukas 2 eine Prophetin Hanna erwähnt, die aus dem Stamm Aser war und somit aus den zehn Stämmen stammte. Sie war in Jerusalem. Und der Apostel Paulus sagt vor König Agrippa in Apostelgeschichte 26: "Unser zwölfstämmiges Volk dient Gott Tag und Nacht."
Wieso spricht er vom zwölfstämmigen Volk? Weil alle da waren! Die assyrische Gefangenschaft war zu Ende. Die deportierten Stämme sind nicht zurückgekommen, aber aus den zehn Stämmen waren eben Leute da. Jetzt wird auch klar, warum Jakobus seinen Brief an messiasgläubige Juden im Neuen Testament an die zwölf Stämme richtet, die in der Diaspora, der Zerstreuung, leben. Er schreibt seinen Gruß an die zwölf Stämme. Darum spricht der Prophet hier von „Haus Judah und Haus Israel“, beziehungsweise Gott sagt „Haus Judah und Haus Israel“.
Jetzt die vierte Antwort:
„Und es geschah das Wort des Ewigen der Heerscharen zu mir, indem er sprach: So spricht der Ewige der Heerscharen: Das Fasten des Vierten und das Fasten des Fünften und das Fasten des Siebten und das Fasten des Zehnten Monats.“ (Fußnote: Ich habe da alle Fastentage erklärt, ja? Die Bibelstellen, die dazu gehören.)
„Soll dem Haus Judah zum Verlocken werden, zur Freude und zu Festzeiten des Guten, doch die Wahrheit und den Frieden lieben sie nicht.“
Also Gott sagt, es wird sowieso mal eine Zeit kommen, da werdet ihr nie mehr fasten. Diese traurigen Tage werden einmal umgewandelt werden in Tage der Freude. Aber wichtig ist, dass ihr euch an die Bibel haltet, die Wahrheit und den Frieden liebt. Das ist noch nicht erfüllt.
Der 9. Aw ist immer noch heute ein Tag des Schreiens und des Wehklagens im gesamten weltweiten Judentum. Es ist herzerreifend, wenn man hört, wie sie an solchen Fasttagen schreien können.
Ja, und es ist auch so, weil in den Psalmen steht: Wenn ich Jerusalem etwas erhebe als höhere Freude über die Freude an Jerusalem, dann soll meine rechte Hand ihren Dienst versagen, verdorren, dass sie nicht mehr funktioniert.
Und es ist so: Beim Heiraten ist das eine große Gefahr. So ein Freudentag! Und dann könnte es ja sein, dass die Freude der Hochzeit höher ist als die Freude an Jerusalem. Darum macht man es im Judentum so, dass man am Hochzeitstag ein Glas nimmt und es auf den Boden wirft, zerschmettert, als Gedächtnis an die Zerstörung des Tempels.
Aber hier sagt Gott: Diese Trauertage werden einmal zu Festzeiten des Guten werden.
Vers 20: „So spricht der Ewige der Heerscharen: Noch wird es geschehen, dass Völker kommen werden und Bewohner vieler Städte, und es werden gehen die Bewohner der einen zu einer anderen, indem sie sagen: Lasst uns doch gehen, um das Angesicht des Ewigen anzuflehen und um zu suchen den Ewigen der Heerscharen.“
Es kommt Seite sechs: „Ich will gehen, auch ich!“
Und es werden kommen viele Völker und gewaltige Nationen, um den Ewigen der Heerscharen zu suchen in Jerusalem und um anzuflehen das Angesicht des Ewigen.
So spricht der Ewige der Heerscharen.
Es folgt wieder ein kurzer Prosavers: „So spricht der Ewige der Heerscharen: In jenen Tagen werden zehn Männer aus allen möglichen Sprachen der Nationen den Rockzipfel eines jüdischen Mannes ergreifen und sagen: Wir möchten mit euch gehen, denn wir haben gehört, Gott ist mit euch.“
Da sehen wir, das jüdische Volk wird wieder zum Zeugnisträger auf Erden werden.
Durch die Verwerfung des Messias, zum Tod verurteilt durch den höchsten Rat, Gerichtsrat, den Sanhedrin, ist Israel als Volk, das jüdische Volk, als ein Volk auf die Seite gesetzt worden. Das erklärt Römer 9 bis 11.
Gott hat jetzt Menschen aus den Heidenvölkern eingesetzt, um Gottes Zeugnis auf Erden zu sein. Aber diese Zeit ist begrenzt. Gott wird Israel wieder einsetzen als sein Volk, sobald – sagt Römer 11, Vers 25 – die Vollzahl der Nationen eingegangen ist.
Gott hat genau festgelegt, dass eine bestimmte Zahl von Menschen aus allen Heidenvölkern zum Glauben kommen wird. Dann geschieht die Entrückung.
Da ist die Vollzahl der Nationen eingegangen, und dann kommt Israel wieder auf den Plan. Dann wird es eine Erweckung in Israel geben und Menschen aus anderen Völkern werden erkennen, dass der Gott dieses Volkes der wahre Gott ist.
Darauf bezieht sich der Text: Dann werden zehn Männer aus allen möglichen Sprachen der Nationen den Rockzipfel eines jüdischen Mannes ergreifen und sagen:
„Wir möchten mit euch gehen, denn wir haben gehört, Gott ist mit euch.“
Und jetzt kommt wieder Poesie, sieht man das im Text: „Wir möchten mit euch gehen, denn wir haben gehört, Gott ist mit euch.“
Merkt man hier die Anspielung auf den messianischen Namen?
In Jesaja 9,6 heißt es: „Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter, und man nennt seinen Namen wunderbarer Berater, starker Gott, Friedefürst.“
Dieser selbe Messias wird in Jesaja 7,14 genannt: Immanuel – Gott mit uns.
Gott mit uns ist ein messianischer Name, und hier wird auch dieser Name angespielt: Gott ist mit euch, Elohim im Achem.
Das spielt an auf Immanuel.
Jetzt verstehen wir auch in der Offenbarung, Kapitel 7, dass die Entrückung schon vorbei ist – haben wir heute Morgen gesehen.
Wenn Johannes entrückt wird in Kapitel 4, Vers 1, symbolisiert das die Entrückung der Gemeinde. Dann sieht er in Kapitel 4 und 5 die vierundzwanzig Ältesten, diese Könige und Priester. Sie symbolisieren das ganze königliche Priestervolk der Gemeinde. Wir sind im Himmel.
Dann beginnt das Lamm Gottes, die ersten Siegelgerichte über die Erde kommen zu lassen.
In Kapitel 7 wird gesprochen über die 144.000 aus Israel. Das sind die Ersten, die sich nach der Entrückung aus Israel im Land bekehren werden. Sie gehören nicht mehr zur Gemeinde, so wie die jüdischen Gläubigen heute in Israel, hier in unserer Gemeinde.
Wenn die Gemeinde weg ist, werden sich weiter Juden bekehren. Dann gehören sie eben zu diesen 144.000 aus Israel.
Dann sieht Johannes eine unzählbare Schar aus allen Völkern. Sie kommen durch die große Drangsal hindurch und kommen dann zum Tempel nach Jerusalem. Das sind Menschen aus allen möglichen Sprachen der Nationen, die sich bekehren werden.
Wichtig ist: Wir haben heute Morgen aus 2. Thessalonicher 2 gelesen. Dort steht, wenn wir noch weiter gelesen hätten, dass Gott den Antichristen kommen lässt als eine totale Verführung, als einen Irrwahn, um alle zu verführen, welche die Wahrheit nicht geliebt haben und sich nicht bekehren wollten.
Das heißt: Alle Menschen, die bis zur Entrückung der Gemeinde das Evangelium gehört haben und sich nicht bekehrt haben, werden durch den Betrug des Antichristen verführt werden – chancenlos.
Aber es gibt so viele Menschen aus allen möglichen Völkern, die haben noch nie etwas vom Evangelium gehört. Da wird eine unzählbare Schar aus allen Sprachen – nicht nur Völkern, es gibt heute etwa 6900 Sprachen weltweit ohne Dialekte – zum Glauben kommen.
Das sind eben diese aus den Nationen. Sie werden das Zeugnis der Juden erkennen und sagen: „Wir möchten mit euch gehen, denn wir haben gehört, Gott ist mit euch.“
Aber wichtig: Das ist nicht die Zeit heute. Also ist es nicht die Zeit, in der die Gemeinde zum Laubhüttenfest nach Jerusalem geht und sagt: „Wir wollen mit euch gehen.“
Nein, jetzt müssen wir sie missionieren, und zwar nach Römer 1, Vers 16: „Das Evangelium ist Gottes Kraft zum Heil, dem Juden zuerst, aber auch dem Griechen.“
Judenmission hat sogar Vorrang. Paulus ist immer zuerst in die Synagoge gegangen, dann hat er den Heiden verkündigt. Er hat die Juden nie vergessen, obwohl er ein Heidenmissionar war.
Aber das ist eine ganz andere Zeit. Dann sagen sie den Juden: „Wir möchten mit euch gehen, denn wir haben gehört, Gott ist mit euch.“
Da sehen wir, dass das jüdische Volk wieder eine Vorrangstellung als Zeugnis auf der Erde haben wird.
Ja, das ist die vierte Antwort auf das Fasten.
Nirgends sagt Gott: Ja, Fasten ist etwas ganz, ganz, ganz Wichtiges. Und nein, er sagt auch nicht: Ihr dürft nicht fasten.
Aber er sagt einfach: Ich mache es für mich, und ich denke, warum fastet ihr?
Ja, eben, weil ihr auf das Wort Gottes nicht gehört habt.
Dadurch werden die Prioritäten richtig gesetzt.
Übergang zum zweiten Hauptteil: Gericht und Hoffnung für die Völker
Nun gehen wir weiter und kommen zum zweiten Hauptteil des Propheten Zacharja, nämlich zu den Kapiteln neun bis vierzehn. Kapitel neun sowie elf bilden einen eigenen Block, der den verheißenen Messias in seinem ersten Kommen beschreibt. Wichtig ist, dass in diesem Kapitel auch das zweite Kommen Jesu erwähnt wird. Allerdings liegt hier der besondere Fokus auf dem ersten Kommen.
In den Kapiteln zwölf bis vierzehn finden wir ebenfalls das erste Kommen Jesu, doch der Akzent liegt dort auf dem zweiten Kommen in Herrlichkeit.
Nur damit wir uns richtig verstehen: Vers 1 dient als Einleitung. Es ist der Ausspruch des Wortes des Ewigen. Er richtet sich über das Land Chadrach, und Damaskus wird als Ruheort bezeichnet. Denn der Ewige hat ein Auge auf die Menschen, auf alle Stämme Israels, aber auch auf Hamat, das daran angrenzt, sowie auf Tyrus und Zidon, weil sie sehr viel Weisheit besitzen.
Nun kommt das Wort Gottes über heidnische Völker: hier das Land Chadrach, Damaskus, Hamat, Tyrus und Zidon. Der Ausdruck „Ausspruch des Wortes“ bedeutet auf Hebräisch zugleich „Last“. Diese Doppelbedeutung habe ich in der Fußnote erklärt. Es ist also ein Ausspruch Gottes, der auf einen Menschen wirkt wie eine schwere Last. Es handelt sich hier um eine Gerichtsbotschaft.
Das Land Chadrach entspricht dem Land Hattarika, einer Stadt und Landschaft im heutigen Syrien. Südlich davon liegt Damaskus, die Hauptstadt Syriens. Nach Vers 2 folgt Hamat, ebenfalls ein Ort, eine Stadt und ein Land im eher südlichen Bereich Syriens. Dann kommen Tyrus und Sidon, zwei wichtige Küstenstädte im Libanon.
Man kann also sagen, dass hier das Gebiet von Syrien und Libanon ins Visier der Prophetie genommen wird.
Tyrus war, man muss sich das ganz klar vor Augen halten, im ersten Jahrtausend vor Christus das „New York“ von damals. Zacharja lebte in dieser Zeit. Tyrus war das Zentrum des Welthandels. Die alten Libanesen, auch Phönizier oder Venizier genannt, waren geschickte Schiffsbauer. Sie gründeten Kolonien in aller Welt und kontrollierten den gesamten Welthandel.
Dadurch wurden sie unglaublich reich und waren sehr stolz auf ihre Weisheit. Welche Weisheit? Nicht die Weisheit aus den Sprüchen Salomos, sondern ökonomische Weisheit. Sie wussten genau, was zu tun war, damit die Kasse klingelte. Sie waren sehr selbstbewusst in Bezug auf ihr großes Wissen über Wirtschaft. Diese Eigenschaften haben die Libanesen bis heute nicht verloren.
Libanesen sind auch heute noch stolz darauf, Nachkommen der alten Phönizier zu sein. Das haben wir auch gesehen: Sie hatten 18 Jahre lang Bürgerkrieg. Doch kaum war dieser vorbei, begann das Geschäft wieder zu laufen – an verschiedenen Orten stiegen die Geschäfte wieder an. Unglaublich! Andere Länder bleiben nach jahrelangen Kriegen am Boden, aber die Libanesen sind einfach geschickt, sie wissen, wie man ein kleines Business startet, und schon läuft es wieder. Das ist eben Tyrus und Sidon.
Vers 3 sagt: „Und Tyrus hat sich eine Feste gebaut und Silber angehäuft wie Staub und Gold wie Dreck der Straßen. Siehe, der Herr wird es einnehmen und seine Macht im Meer schlagen, und es wird durch Feuer verzehrt werden.“
Nebukadnezar hat nicht nur Jerusalem erobert, sondern nach und nach den ganzen Nahen Osten. Bevor er nach Ägypten zog, hatte er den Libanon erobert, speziell Tyrus. Die Stadt wollte er unbedingt haben und belagerte sie dreizehn Jahre lang. Ein unglaublicher Aufwand – man stelle sich die Kosten vor, eine Armee so lange eine Stadt zu belagern.
Die Libanesen in Tyrus waren so schlau, dass sie ihren ganzen Reichtum auf Schiffe packten, auf eine vorgelagerte Insel übersetzten und dort Neu-Tyrus aufbauten. Nebukadnezar zerstörte Alt-Tyrus, bekam aber keinen Kriegslohn dafür. Wenn beispielsweise die Amerikaner in den Irak einmarschieren, hoffen sie, dass die Unkosten durch Gewinne wieder hereingeholt werden. Das ist die Bezahlung für die Arbeit.
Im Propheten Hesekiel wird beschrieben, wie Nebukadnezar dreizehn Jahre lang kämpfte, ohne dafür Lohn zu erhalten. Danach zog er weiter nach Ägypten, und Gott sagt, dass er Ägypten als Lohn bekommen werde, weil er in Tyrus nichts bekommen hat.
Später, nach Zacharja, kam Alexander der Große, ein zwanzigjähriger Mann aus Griechenland, der als Befreier verehrt wurde. Hundertfünfzig Jahre zuvor hatten die Perser, zur Zeit von Zacharja die Weltmacht, einen verheerenden Krieg gegen die Griechen geführt, der tiefe Wunden hinterließ.
Hundertfünfzig Jahre später zog Alexander mit zehntausend Soldaten zu einem Rachefeldzug gegen Persien. Innerhalb von dreizehn Jahren eroberte er den ganzen Nahen Osten, das persische Reich bis nach Indien – eine sagenhafte Leistung!
Alexander kam auch nach Tyrus. Er hatte keine Flotte wie die Phönizier, aber eine gute Genietruppe. Diese warf die Ruinen von Alt-Tyrus ins Meer und baute einen etwa einen Kilometer langen Damm bis zur Insel von Neu-Tyrus. Mit etwa dreißig Meter hohen Kampftürmen zogen sie über den Damm und zerstörten Tyrus im Meer vollständig.
Auf diese Prophetie bezieht sich Vers 3: „Tyrus hat sich eine Feste gebaut und Silber angehäuft wie Staub und Gold wie Dreck der Straßen. Siehe, der Herr wird es einnehmen und seine Macht im Meer schlagen, und es wird durch Feuer verzehrt werden.“
Alexander – Entschuldigung, meine Frau hat mir gesagt, ich solle ihn nicht „Alex“ nennen – zog weiter zum Gazastreifen. Es gibt eine Überlieferung, dass er die Hauptstadt dort fünf Monate lang belagerte und schließlich einnahm. Darauf bezieht sich der weitere Text.
Vers 4 sagt: „Siehe, Aschkelon wird sich fürchten, auch Gaza, und es soll sehr zittern.“ Das ist eine Reaktion auf die Zerstörung von Tyrus.
Alexander zog dann weiter nach Ägypten, aber zunächst durch den Gazastreifen. Gaza und Aschkelon sollten sich fürchten und zittern. Ekron wurde getäuscht in seiner Hoffnung, und der König von Gaza wurde vernichtet. Aschkelon wird nicht mehr bewohnt sein, und ein Bastard wird in Aschdod wohnen – ein Mischvolk, ein Volk, das sich vermischt hat.
So gibt es heute die Philister nicht mehr als reines Volk. Sie haben sich mit anderen Völkern vermischt. Ein Bastard wird in Aschdod wohnen. Gott wird den Hochmut der Philister ausrotten und ihr Blut aus ihrem Mund hinwegnehmen sowie ihre Gräuel zwischen ihren Zähnen.
Das bedeutet, dass dieses Volk dort liebte, zu morden und zu reißen, Blut an den Zähnen zu haben und Gräuel zwischen den Zähnen. Doch Gott wird das alles wegtun und Menschen aus diesem Volk erneuern. Diese werden übrig bleiben für unseren Gott und sogar im Land Israel eine besondere Stellung erhalten.
Er wird sein wie ein Tausendschaftsführer in Juda – wie ein Stammesfürst aus Israel, der im Land Israel einen Platz bekommt. Anders gesagt: Gott gibt hier eine Verheißung für einen palästinensischen Überrest. Trotz der verheerenden Verwüstungen, die kommen werden, wird es einen Überrest geben.
Und Ekron wird wieder Jebusiter sein. Die Jebusiter wohnten zum Beispiel auch in Jerusalem. Als das Volk Israel unter David Jerusalem eroberte, lebten die Jebusiter dort. Sie hatten über Jahrhunderte eine Art Enklave in Israel, sogar in Jerusalem.
Gott sagt also, dass er Ekron übriglassen wird, wie den Jebusiter, der eine Enklave im Land Israel hatte.
An dieser Stelle möchte ich auch auf eine schöne Passage in Hesekiel 47 verweisen. Dort wird das Land Israel im Tausendjährigen Reich unter den israelitischen Stämmen verteilt. Die Grenzen werden genau angegeben in Hesekiel 47,13 und den folgenden Versen sowie im Kapitel 48.
In Hesekiel 47,21 steht: „Und dieses Land sollt ihr unter euch verteilen nach den Stämmen Israels. Und es soll geschehen, euch und den Fremdlingen, die in eurer Mitte weilen, welche Kinder in eurer Mitte gezeugt haben, sollt ihr es als Erbteil verlosen, und sie sollen euch sein wie Eingeborene unter den Kindern Israel. Mit euch sollen sie um ein Erbteil losen inmitten der Stämme Israels. Und es soll geschehen, in dem Stamm, bei welchem der Fremdling weilt, daselbst sollt ihr ihm sein Erbteil geben, spricht der Herr, der Ewige.“
Gott sagt also, dass Fremdstämmige, die nicht zum Volk Israel gehören, aber in diesem Land wohnen und Kinder gezeugt haben, dort bleiben sollen. Und zwar in dem Stammesgebiet, in dem sie wohnen. Sie sollen ein Erbteil erhalten wie ein eingeborener Israelit.
Das ist eindrücklich. Man muss die Bibel ganzheitlich betrachten. Einerseits sehen wir das schreckliche Gericht über den Gazastreifen, aber auch Gottes Werk unter den Palästinensern. Es wird einen Überrest geben, der gerettet wird. Genauso wie wir sehen werden, dass auch aus dem Volk Israel nur ein Überrest gerettet wird. Daran werden wir noch ausführlich sprechen.
Nun gehe ich weiter zu Vers 8: Gott sagt: „Und ich will mich lagern für mein Haus gegen ein Heer, gegen den Hin- und Herziehenden, und kein Bedränger wird mehr über sie herziehen. Denn nun habe ich mit meinen Augen hingesehen.“
Wir haben gesehen, dass ab Vers 7 der Prophet gedanklich in die Endzeit geht, in der aus den Philistern im Gebiet von Gaza ein Überrest entstehen wird. Das ist auch die Zeit, in der Gott sich für seinen Tempel einsetzen wird, gegen ein Heer.
Interessant ist, dass hier steht „für mein Haus“. Das ist der dritte Tempel in der Endzeit. Darauf werden wir später noch ausführlicher eingehen.
Gott verspricht hier also, dass es eine Zeit geben wird, in der kein Bedränger mehr über Israel herziehen wird. Gott schaut sein Volk an und will sich für es einsetzen.
Wie wird er das tun? Ganz einfach, indem er den Erlöser schickt.
Das erste Kommen des Messias und die Friedensherrschaft
Und jetzt kommt Vers neun: Frau Locke, siehe, Tochter Zion, jauchze! Tochter Jerusalem, siehe, dein König kommt zu dir. Gerecht und mit Rettung, mit Rettung begabt ist er. Demütig ist er und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen, einem Jungen der Eselinnen.
Ja, Jahrhunderte nach Sacharja hat sich das erfüllt mit Tyrus, Gaza, Aschkelon und so weiter, wie wir gesehen haben. Man musste noch ein bisschen warten, dann kam der Herr Jesus auf einem Esel vom Ölberg hier am Palmsonntag und ritt nach Jerusalem ein. Die Volksmassen begrüßten ihn als König Messias. Aber die weiteren Tage zeigten, dass das nur eine äußerliche Aufnahme war. Pilatus, angestachelt durch die Führer, ließ die Volksmenge schreien: „Hinweg, hinweg mit ihm, kreuzige ihn!“
Aber Gott hat ihnen den König angeboten. Dieser König hat drei Jahre gepredigt und gesagt: „Das Reich Gottes ist nahegekommen, tut Buße.“ Doch die Masse tat keine Buße, und darum konnte er das Reich nicht aufrichten. Das Reich musste verschoben werden.
Jetzt wird beschrieben, wie es dann aber einmal erfüllt wird, dass wirklich Frieden entsteht für Israel – durch viel Not hindurch. Vers 10: „Und ich werde die Wagen ausrotten aus Ephraim und die Pferde aus Jerusalem, und es wird ausgerottet werden der Kriegsbogen. Und er wird Frieden reden den Nationen, und er wird herrschen von Meer zu Meer, vom Strom bis zu den Enden der Erde.“
Dieser Mann, der auf dem Esel nach Jerusalem einritt, ist der Mann, der über die ganze Welt regieren wird und den Krieg auf der Welt beenden wird. So wird alles Kriegsmaterial weggetan. Er wird Frieden reden zu allen Völkern und herrschen von einem Ozean bis zum anderen, vom Strom am Euphrat bis ans Ende der Erde.
Übrigens, wo ist das Ende der Erde? Manchmal denkt man, das sei eigenartig, aber es ist überhaupt nicht eigenartig. Wenn wir eine Weltkarte vor uns haben, wissen wir genau, wo die Welt aufhört. So links oben bei Alaska und links unten bei Südamerika ganz unten. Dann rechts unten hört es bei Australien auf und rechts oben beim Ende von Russland. Da ist man am Ende der Welt.
Natürlich kann man sagen, das ist wieder so eine Europa-zentrierte Sicht. Was ist da in der Mitte auf der Weltkarte? Europa! Das ist auch nicht ganz die Weltsicht der Bibel. In Hesekiel 38 wird Jerusalem genannt, der Nabel der Erde. Wenn man die Weltkarte vor sich hat, ist dieser Punkt, dieser Knotenpunkt der drei Kontinente Europa, Asien und Afrika, nicht weit weg vom Zentrum der Weltkarte. Für Gott ist das das Zentrum.
Wenn er sagt, dass er die Juden zerstreuen wird von einem Ende der Erde bis zum anderen, heißt das in 5. Mose 28,64, dass sie bis nach Nordamerika, Südamerika, Australien, Südafrika, China und Russland kommen. So ist es auch geschehen. Die Juden sind wirklich bis ans Ende der Erde zerstreut worden.
Wenn Jesus dann einmal in Jerusalem regieren wird, von Meer zu Meer, vom Strom bis zu den Enden der Erde, bedeutet das, dass er regieren wird bis nach Südamerika, Australien, Alaska, China, Russland und Japan.
Hoffnung für den gläubigen Überrest Israels in der Endzeit
Vers 11: Auch du, um des Blutes deines Bundes willen, entlasse ich deine Gefangenen aus der Grube, in der kein Wasser ist. Kehrt zur Festung zurück, ihr Gefangenen der Hoffnung! Auch verkündige ich heute: Das Doppelte werde ich dir vergelten, denn ich habe mir Juda gespannt, den Bogen mit Ephraim gefüllt.
An wen spricht Gott hier? Er spricht zu seinem Volk. In Vers 9 hat er die Tochter Zion aufgerufen, sie solle frohlocken, und jetzt, in Vers 11, spricht er zu den Gläubigen aus dem jüdischen Volk nach der Entrückung. Sie sollen zurückkehren zur Festung. Sie sind Gefangene, die gefangen sind und genau wissen, dass sie eine Hoffnung haben, wieder frei zu werden.
Was ist damit gemeint? Nun, wir werden das im Weiteren noch klarer sehen. Ich sage es einfach: In Matthäus 24 kündigte Herr Jesus die große Drangsalzeit an, also die schrecklichste Zeit der Weltgeschichte von dreieinhalb Jahren, kurz vor seiner Wiederkunft in Macht und Herrlichkeit.
Dort spricht er zu den jüdischen Gläubigen und sagt, dass die, die in Judäa sind, noch bevor die Drangsal beginnt, auf die Berge fliehen sollen, denn dann wird die Drangsal losgehen. Also diese 144.000, die sich bekehren werden im Land Israel nach der Entrückung der Gemeinde, wissen, dass sobald der Antichrist diesen Gräuel, ein Götzenbild, das sprechen kann, auf dem Tempelplatz aufstellen wird – davon spricht Herr Jesus in Matthäus 24, Vers 15 – sie auf die Berge fliehen müssen.
Sobald der Antichrist den Tempelplatz entweiht durch ein Götzenbild, wissen sie: Jetzt kommt es, und jetzt fliehen wir auf die Berge. Die Berge sind hauptsächlich im heutigen Westjordanland, dorthin werden sie fliehen.
Jesaja 16 ruft Moab auf, diese Flüchtlinge aufzunehmen. Ich lese Jesaja 16, Vers 3: „Schaffe Rat, triff Entscheidung, mache der Nacht gleich deinen Schatten. Am hellen Mittag verbirg die Vertriebenen, den Flüchtling entdecke nicht, lass meine Vertriebenen bei dir weilen, sei, o Moab, ein Schutz vor dem Verwüster!“
Denn der Bedrücker hat ein Ende, die Zerstörung hat aufgehört, die Zertreter sind aus dem Land verschwunden. Ein Thron wird durch Güte aufgerichtet werden, und auf ihm wird im Zelt Davids einer sitzen, in Wahrheit, der da richtet und nach Recht trachtet und der Gerechtigkeit kundig ist.
Vers 5 erwähnt den Thron Davids, auf dem der Herr Jesus als König des Friedens sitzen wird, wenn er wiederkommt. Aber gerade vorher in den Versen wird Moab aufgerufen, die Flüchtlinge Gottes aufzunehmen. Moab ist das Gebiet von Mitteljordanien.
Dieser Überrest, wenn er auf die Berge flieht, ins Westjordanland, wird dann hinübergehen nach Jordanien und dort von Moabitern Zuflucht bekommen. Dann beginnt die große Drangsal. Nach Daniel 11, Vers 40 wird der König des Nordens, Syrien, mit seinen Verbündeten das ganze Land überrennen und verwüsten.
Der Überrest geht ins Ausland nach Moab. Dort wird dieser Überrest von Gott während dreieinhalb Jahren versorgt und ernährt. Das wird ausführlich beschrieben in Offenbarung 12, wo dieser Überrest mit einer Frau verglichen wird, die den Messias geboren hat. Was ist das? Alt-Israel, das jüdische Volk.
Diese Frau muss dann in die Wüste fliehen und wird dort von Gott während dreieinhalb Jahren bewahrt. Also dieser Überrest muss ins Ausland fliehen, um vor der Katastrophe im Land Israel verschont zu werden.
Sie werden wissen, dass sie dort nur quasi für eine kurze Zeit wie Gefangene sind, aber sie werden wieder zurückkehren, denn bald wird der Messias kommen und sie aus der Not heraus retten.
In Lukas 21 hat der Herr Jesus auch gesagt: Wenn man Jerusalem umzingelt sieht von Armeelagern, dann soll man auf die Berge fliehen. Aber es ist nicht dasselbe in Lukas 21 wie in Matthäus 24.
In Matthäus 24 steht: Wenn ein Gräuelbild auf dem Tempelplatz aufgestellt ist, am heiligen Ort, dann soll man auf die Berge fliehen. In Lukas steht: Wenn Armeelager um Jerusalem aufgestellt sind, dann soll man fliehen.
Lukas bezieht sich auf die Zeit um das Jahr 70. Im Jahr 68 hatten die Römer Jerusalem mit Armeelagern umzingelt. Dann wurde der Krieg plötzlich gestoppt, weil der Kaiser in Rom Selbstmord beging. So konnten alle Juden aus Jerusalem und Judäa auf die Berge fliehen, ins Westjordanland, und dann gingen sie hinüber nach Pella, ins heutige Jordanien. Dort wurden sie von König Agrippa aufgenommen.
Sie überlebten so den Krieg im Jahr 70, als Jerusalem dem Erdboden gleichgemacht wurde und mehr als eine Million Menschen umkamen. Das hat sich bereits erfüllt, Lukas 21. Aber das, was in Matthäus 24 steht, hat sich noch nicht erfüllt.
Man muss also beim Lesen die Ähnlichkeiten, aber auch die Unterschiede beachten. Noch ein Unterschied: In Lukas 21 sollen die in Jerusalem und die in Judäa auf die Berge fliehen. In Matthäus 24 sind es nur die in Judäa.
Wir werden im Weiteren sehen, dass in Sacharja in Jerusalem ein Überrest zurückbleibt. Nur die in der Landschaft fliehen ins Ausland.
Jetzt spricht Gott eben zu ihnen: „Auch du, um des Blutes deines Bundes willen, entlasse ich deine Gefangenen aus der Grube, in der kein Wasser ist.“ Ihr Gefängnis wird also mit einer Zisterne ohne Wasser verglichen, die als Gefängnis dient.
Und warum werden sie entlassen? Wegen des Blutes deines Bundes. Das ist der neue Bund, den der Herr Jesus durch sein Blut gestiftet hat, als er erklärte: Das ist der neue Bund in meinem Blut.
Aufgrund des Werkes des Herrn Jesus wird dieser gläubige Überrest gerettet werden. Gott sagt: Wegen dieses Blutbundes werde ich euch befreien.
Vers 12: Kehrt zur Festung zurück! Sie sollen zurückkehren nach Jerusalem. Ganz am Schluss der großen Drangsal werden sie – wie dieser Überrest, diese 144.000 – zurückkehren. Sie werden in die Kämpfe um Jerusalem eingreifen. Sie können den Feinden dann in den Rücken fallen, denn sie kommen von Jordanien herüber.
Gott sagt in Vers 12 auch: „Auch verkündige ich heute, das Doppelte werde ich dir vergelten.“ Man muss selbst Jesaja 61, Vers 7 nachlesen. Dort sagt Gott zu Israel: All das Traurige, was ihr erlebt habt, werde ich euch alles doppelt erstatten im tausendjährigen Friedensreich.
So macht Gott Mut: Ihr müsst durch viel Not, aber am Schluss werde ich euch alles doppelt zurückgeben. Übrigens, wie bei Hiob. Hiob hat alles doppelt zurückbekommen, nachdem er durch all diese Nöte hindurchgegangen ist.
So ist Hiob effektiv ein Bild auch für das Volk Israel: Du musst so viele Nöte durchmachen, aber am Schluss heißt es, Gott wendete die Gefangenschaft Hiobs, und er bekam alles doppelt zurück.
„Denn ich habe mir Juda gespannt, den Bogen mit Ephraim gefüllt.“ Juda wird mit einem Pfeilbogen verglichen, und der Pfeil darin ist Ephraim. Ephraim steht immer als wichtigster Stamm für die zehn Stämme.
Auch hier wird wieder das ganze Volk gesehen. Wir müssen wissen, dass unter denen, die heute Juden heißen, Blut aus allen zwölf Stämmen zu finden ist. Zur Zeit Jesu waren alle zwölf Stämme im Land.
Natürlich wurden im Jahr 70 die Schlechtsregister durch die Römer verbrannt, und seither haben die Menschen kreuz und quer geheiratet. Aber es ist Blut aus allen zwölf Stämmen vorhanden, man kann sagen DNA aus allen zwölf Stämmen.
So sagt Gott also, dass er dieses Volk bei den Kämpfen brauchen wird: „Ich wecke deine Söhne auf, Zion, gegen deine Söhne Griechenlands, und mache dich wie das Schwert eines Helden!“
Hier sehen wir, dass Griechenland erwähnt wird, eine Macht aus Europa. An anderen Stellen der Offenbarung wird das römische Reich erwähnt, das wieder erstehen wird und in die Kämpfe im Nahen Osten verwickelt sein wird.
Speziell Griechenland, das auch zur EU gehört, wird erwähnt.
Vers 14: „Und der Ewige wird über ihnen erscheinen, und sein Pfeil wird ausfahren wie der Blitz. Der Herr, der Ewige, wird das Schoßhorn blasen, und er wird einhergehen in den Stürmen des Südens.“
Jetzt plötzlich kommt Jesus Christus zurück. Sie kommen zurück aus Jordanien. Wir werden noch später sehen, dass während Jerusalem in höchster Not ist – durch die Besatzungsmacht aus Syrien – sie in die Kämpfe eingreifen.
Gott wird über ihnen erscheinen, Jesus mit dem Schoßhorn. In Vers 15 heißt es: „Der Ewige, der Hirscharen, wird einen Schutz über sie halten.“
Sie brauchen keine Luftwaffe. Der Herr wird sie von oben schützen. Sie werden die Schleudersteine verzehren und zertreten. Sie werden trinken und lärmen wie vom Wein.
Sie werden voll werden wie die Opferschale. Die Opferschale ist voll Blut der Schlachtopfer. Die Menschen, die da umkommen, werden in ihrer eigenen Sünde verglichen mit Opfern.
Der Mensch, der nicht das Opfer des Herrn Jesus für sich in Anspruch nimmt, wird schließlich im Gericht Gottes selber zum Opfer, wie die Ecken des Altars, auf die man das Blut sprengt.
Jetzt werden die Feinde genannt, die mit Schleudersteinen gegen sie kämpfen. Das wird ein Gegensatz sein zu einem Namen, den die gläubigen Juden bekommen: Sie heißen in Vers 16 Kronensteine.
Lesen wir Vers 16: „Und retten wird sie der Ewige, ihr Gott, zu jener Zeit sein Volk wie das Kleinvieh. Denn Kronensteine sind sie, funkelnd auf seinem Land.“
Hier wird gesagt, dass Gott sein Volk rettet wie das Kleinvieh. Das Bild ist zum Beispiel: Ein Löwe oder Bär geht auf die Schafherde los. Der Hirt kämpft und tötet den Löwen und rettet so die Schafherde.
So wird Gott sein Volk retten wie ein Hirte, der seine angegriffene Herde verteidigt.
Jetzt wird über die gläubigen Juden gesagt: „Denn Kronensteine sind sie, funkelnd auf seinem Land.“ Gott sieht die Feinde als Schleudersteine, sein Volk aber als Kronensteine auf seinem Land.
Das wäre eine ganz neue Sicht für die UNO, die Siedler als Kronensteine auf dem Land zu sehen, die Außenposten als Kronensteine. Aber Gott wird seinen Überrest in der Zukunft ebenso sehen: funkelnd auf seinem Land.
Wichtig: Es ist sein Land, es ist Gottes Land.
Vers 17: „Denn wie groß ist seine Vortrefflichkeit und wie groß seine Schönheit!“ Das bezieht sich auf sein Volk.
Das ist der Überrest, der umkehren wird nach der Entrückung.
Gott wird diesen Überrest als ein schönes Volk sehen.
Diese 144.000 werden beschrieben in Offenbarung 14. Ich möchte das lesen, dann sieht man, welches Glaubensleben sie führen.
Dort können wir viel praktisch lernen, denn sie werden durch schwierige Zeiten hindurchgehen und trotzdem dem Herrn treu bleiben.
Offenbarung 14 ist eine Vision, in der dieser Überrest aus Israel, diese 144.000, zurückgekehrt aus dem Ausland, auf dem Tempelberg in Jerusalem zu sehen sind. Jesus ist zurück, das Lamm Gottes.
Ich sah, Vers 1: „Und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion, der Jesus auf dem Tempelberg, und mit ihm 144.000, welche seinen Namen – das ist der Name Jesus – und den Namen seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben trugen.“
Vers 3: „Und sie singen ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier lebendigen Wesen und den Ältesten. Niemand konnte das Lied lernen außer den 144.000, die von der Erde erkauft waren.“
„Denn diese sind es, die sich mit Frauen nicht befleckt haben, denn sie sind Jungfrauen.“ Das griechische Wort „parthenoi“ wird benutzt für Unberührte, ob Mann oder Frau.
Darum müsste man hier besser übersetzen: „Diese sind es, die sich mit Frauen nicht befleckt haben, denn sie sind unberührt.“
Diese sind es, die dem Lamm folgen, wohin es auch geht.
Diese sind aus den Menschen erkauft worden als Erstlinge für Gott und das Lamm.
In ihrem Mund wurde kein Falsch gefunden, denn sie sind untadelig.
Wenn das mal auf einem Grabstein stehen könnte: „Diese sind es, die dem Lamm folgen, wohin es auch geht.“
Das ist gewaltig: „Wohin es auch geht.“
Jesus hat zu Petrus gesagt, dass er geführt werden wird, wohin er nicht will. Aber er ist ihm gefolgt (Johannes 21). Petrus wurde später auch gekreuzigt. Der Herr hat ihn geführt, er ging dorthin, wo der Herr ihn führte.
Diese sind es, die dem Lamm folgen, wohin es auch geht.
Weiter wird gesagt: „Dies sind Erstlinge für Gott.“ Erstlingsfrüchte waren in Israel immer die Früchte, die man auf seinem Grundstück, wenn sie heranreiften, mit einer Art Schnur umbunden hat und sagte: Das sind Erstlingsfrüchte.
Diese Früchte durfte man nicht selbst essen. Sobald sie ausgereift waren, wurden sie zuerst gepflückt und als Erstlingsfrüchte in einen Korb nach Jerusalem gebracht.
Erst wenn diese Erstlingsernte eingegangen war, durfte man die weiteren Früchte ernten.
Erstlingsfrucht heißt also: Es kommen noch mehr. Das ist der Anfang.
Es werden sich nicht nur 144.000 bekehren, sondern es kommen noch viel mehr dazu, wie wir sehen werden.
Schließlich wird sich ein Drittel aller Juden im Land bekehren.
Aber das nach der Pause.
Wir sind am Schluss von Kapitel 9 stehen geblieben.
Wir haben den Überrest in seiner Schönheit gesehen, von dem in Offenbarung 14 oft gesagt wird, dass sie dem Lamm folgen, wohin es auch geht.
„Denn wie groß ist seine Vortrefflichkeit und wie groß seine Schönheit!“
Dann sprechen die weiteren Zeilen über die Nachkommenschaft dieses Überrestes, der im Land aufwachsen wird.
Kapitel 10: Bitte um Regen und Kritik an falschen Führern
Das Korn lässt Jünglinge und der Most Jungfrauen hervorsprossen.
Kapitel zehn beginnt mit der Bitte um den ewigen Regen zur Zeit des Spätregens. Der Ewige macht Blitzstrahlen und Regenguss, und er wird jedem Kraut auf dem Feld Wasser geben.
Wir müssen daran denken, dass in Offenbarung 11 von den dreieinhalb Jahren der Drangsal gesprochen wird. Dort wird von zwei Propheten in Jerusalem berichtet, die während der Drangsal in Jerusalem weissagen werden. Diese beiden Propheten gehören zu dem Überrest, der in Jerusalem zurückbleiben wird, während der übrige Überrest auf dem Land ins Ausland nach Moab flieht.
Von diesen zwei Propheten, diesen zwei Zeugen, heißt es in Offenbarung 11, dass sie während der gesamten Zeit ihrer Weissagung den Himmel verschließen werden, sodass kein Regen fällt (Offenbarung 11,3 und 6). Das bedeutet, dass während der ganzen Drangsalzeit Hungersnot in Israel herrschen wird, weil kein Regen mehr fällt.
Nach der Drangsal kommt der Regen wieder. Das haben wir übrigens vor einiger Zeit beim Durchnehmen des Buches Joel schön beschrieben gefunden. In Joel 2 wird das ausführlich dargestellt, und hier nimmt der Text darauf Bezug: Er bittet um den ewigen Regen zur Zeit des Spätregens.
Was ist der Spätregen? Ich habe das in der Fußnote erklärt: Die Regenzeit in Israel umfasst das Winterhalbjahr von Oktober bis April. Der Anfang dieser Periode heißt die Zeit des Frühregens, das Ende die Zeit des Spätregens. Also soll in dieser Zeit, im Frühjahr, der Regen wiederkommen, am Ende der Drangsalzeit.
In Vers 2 heißt es: „Denn die Hausgötzen redeten Trug, und die Wahrsager schauten Lüge, und Träume der Lehre redeten sie; sie trösteten mit Hauch.“ Hier wird auf all die Falschprophetie und den Aberglauben in der Vergangenheit verwiesen.
Darum sind sie weggezogen wie Kleinvieh; sie werden unterdrückt, denn kein Hirte ist da. Gegen die Hirten ist mein Zorn entbrannt, und die Böcke werde ich heimsuchen. Denn der Ewige, der Hirscharen, wird sich annehmen seiner Herde des Hauses Juda.
Gott ist also erzürnt über all die falschen und schlechten Volksführer, die das Volk in der Vergangenheit in die Irre geführt haben. Denken wir an die Führer zur Zeit des Herrn, wie sie die Masse völlig in die falsche Richtung getrieben haben, um den Messias abzulehnen. Aber nicht nur dort.
Hier wird gesagt, dass Gott all diese Volksführer zur Verantwortung ziehen wird. Er wird sich seines Volkes annehmen. Denn der Ewige, der Herrscher, wird sich seiner Herde, des Hauses Juda, annehmen. Sie werden wie ein Prachtross im Krieg sein. So wird der Überrest kämpfen, wie wir schon gesehen haben, am Ende der Drangsalzeit. Gott macht ihn zu einem Prachtross.
Wir merken den Gegensatz hier: Das Prachtross steht im Gegensatz zum Esel in Sacharja 9,9. Der Esel war nicht das typische Tier für den Kampf, das Prachtross aber schon. Jesus kam beim ersten Mal auf einem Esel, weil er Israel das Reich anbieten wollte. Er kam nicht als der Richter der Welt, und so wurde er verworfen.
Wenn er wiederkommt, wird er selbst auch auf einem Pferd erscheinen, offenbar auf einem weißen Pferd als der Richter der Welt. Das ist der Kontrast: Das erste Mal kommt er auf einem Esel, das zweite Mal auf einem Kriegspferd. Auch sein Volk wird dann wie ein Prachtross im Krieg sein.
Die Juden, das Haus Juda, werden in Vers 4 beschrieben: Von ihm, das heißt aus dem Haus Juda, kommt der Eckstein. Von ihm der Pflock, von ihm der Kriegsbogen. Von ihm werden alle Bedränger zusammen hervorkommen, und sie werden wie Helden sein, die den Straßendreck im Krieg zertreten.
Aus dem Stamm Juda sollte also der Eckstein kommen. Wer ist das? Das ist der Herr Jesus. In Epheser 2,20 wird er ausdrücklich als der Eckstein genannt. Auch in Jesaja 28,16 ist der Herr Jesus der Eckstein. Wer auf ihn vertraut, wird nicht ängstlich eilen.
Ein zweiter Name für den Messias ist „der Pflock“. Das ist ein schönes Bild: Der Pflock, den man in die Erde schlägt, gibt Festigkeit und Fixierung. Der Herr Jesus ist gewissermaßen dieser Pflock, dieser Punkt, an dem man absolute Sicherheit und Stabilität bekommt. So wie der Eckstein der Stein ist, den man zuerst auf dem Grund legt und der allen weiteren Mauern die Richtung gibt, so richtet sich alles nach dem Herrn Jesus.
Er ist der Pflock, der wirklich Festigkeit gibt. Wenn wir bedenken, wie heute immer mehr Gläubige verunsichert sind und alles relativ wird, ist das ein wichtiger Trost. Früher war Relativismus vor allem in der Welt verbreitet, bei den Nichtchristen. Heute merkt man das aber auch unter Bibelgläubigen: Der eine sieht es so, der andere so, und man weiß oft nicht genau, was richtig ist.
Wie kann diese Verunsicherung überwunden werden? Indem wir eine enge Beziehung zum Herrn Jesus pflegen. Er ist der Pflock, der Sicherheit und Stabilität gibt.
Von ihm ist auch der Kriegsbogen. Wir haben vorhin in den vorigen Versen gesehen, wie das Volk Israel mit einem Kriegsbogen verglichen wird. Der Überrest wird kämpfen, und von ihm werden alle Bedränger hervorkommen. Diese Bedränger sind die gläubigen Juden, die am Ende der Drangsalzeit ihre Feinde bedrängen werden.
Sie werden wie Helden sein, die den Straßendreck im Krieg zertreten. Sie werden siegen, denn der Ewige wird mit ihnen sein.
In dem Moment, in dem der Herr Jesus zurückkehrt, werden die Reiter der Pferde zu Schanden. Ich werde das Haus Juda stärken und auch das Haus Joseph stärken. Das Haus Juda umfasst Juda und Benjamin, das Haus Joseph ist ein Name für die zehn Stämme.