Ich freue mich, dass das Thema Herkunft und Entwicklung der Sprachen behandelt wird. Es geht um Sprachwissenschaft versus Evolution. Ganz einfach gesagt, geht es um die Frage: Ist der Mensch ein sprechender Affe?
Gesellschaftlich sind viele davon überzeugt, dass dem so ist, dass unser Sprechen eine Folge der Evolution war – vom Tier zum Menschen. Bevor wir jedoch auf diese Fragen eingehen, wollen wir uns zunächst Klarheit verschaffen. Worin sind diejenigen, die an Evolution glauben, und diejenigen, die an die Bibel glauben, sich einig beim Thema Sprachen?
Es ist wichtig, wenn wir eine Auseinandersetzung mit anderen haben, zuerst Klarheit zu schaffen. Wir müssen erkennen, wo wir dieselbe Basis haben, und dann können wir weitersehen.
Also, ein paar Fakten über Sprachen: Es gibt weltweit über 7.000 verschiedene Sprachen, und dabei sind die Dialekte nicht mitgezählt. Einige Sprachen zeigen untereinander eindeutige Verwandtschaftsmerkmale, wie zum Beispiel Deutsch, Englisch und Holländisch. Diese nehmen wir zusammen, da sie verwandt sind.
Vergleicht man diese Sprachen jedoch mit Hebräisch, gibt es keine Verwandtschaft. Auch mit Thai gibt es keine Verwandtschaft, ebenso wenig mit den Bantu-Sprachen in Schwarzafrika.
Wir fassen also nur die Sprachen zusammen, die Verwandtschaftsmerkmale aufweisen, und sprechen dann von einem Sprachstamm.
Weltweit gibt es, vorsichtig ausgedrückt, inzwischen eine größere Anzahl an Sprachen. Es wird immer deutlicher, dass es noch mehr Sprachen gibt, als man bisher annahm. In den vergangenen Jahren musste man die Zahl der Sprachen stets nach oben korrigieren. Jetzt spricht man von über 7.000 Sprachen. Noch vor einigen Jahren habe ich in Vorträgen von über 6.000 gesprochen. Gerade durch kleine Menschengruppen sind neue Sprachen in die Liste aufgenommen worden.
Man kann diese Sprachen weltweit vorsichtig in einige Dutzend Sprachstämme einteilen. Ein Beispiel dafür ist der indoeuropäische Sprachstamm. Zu ihm gehören die meisten Sprachen Europas, aber auch weitere Sprachen bis nach Indien. Hindi ist beispielsweise mit Deutsch verwandt, wenn auch sehr weit entfernt. Doch beide gehören zum gleichen Sprachstamm.
Wie sieht es mit den chinesischen Dialekten aus? Sie gehören zum Sprachstamm des sinotibetischen Sprachraums. Das sind völlig andere Sprachen. Dann gibt es noch die paläoasiatischen Sprachen, die hamito-semitischen Sprachen sowie den Sprachstamm, den man Niger-Kordofanisch nennt, und viele weitere.
Weltweit lassen sich die Sprachen so gruppieren. Innerhalb der Sprachstämme kann man die näher verwandten Sprachen zu Sprachfamilien zusammenfassen. Innerhalb des indogermanischen Sprachstamms gehören zum Beispiel Spanisch, Italienisch, Französisch und Italienisch sehr nah zusammen. Das ist die Familie der romanischen Sprachen.
Englisch, Deutsch, Schweizerdeutsch und Holländisch gehören zur Familie der germanischen Sprachen. Diese Familien gehören wiederum alle zum indogermanischen Sprachstamm. Daneben gibt es noch viele weitere Familien, zum Beispiel die slawischen Sprachen wie Kroatisch, Russisch, Serbisch, Polnisch und so weiter.
Im Falle von Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Romanisch und anderen kann man anhand von Dokumenten nachweisen, dass sie im Laufe der vergangenen 2.000 Jahre auf Latein zurückgehen. Sie stammen alle von Latein ab. Deshalb lohnt es sich, Latein zu lernen.
Wer Latein lernt, lernt viel einfacher Französisch, Italienisch und Spanisch. Dann muss man nicht mehr viel weiter lernen. Ich lese zum Beispiel auch portugiesische Bücher fließend, spreche die Sprache aber nicht. Das fließende Lesen habe ich bei den zwölf Sprachen nicht mitgezählt, weil es nicht mehr schwierig ist.
Da diese Sprachen so eng miteinander verwandt sind, geht das Lernen sehr schnell. Latein hilft dabei enorm.
Und nun ganz wichtig: Wir erkennen Sprachen aus verschiedenen Sprachstämmen. Diese können wir unmöglich auf eine einzige Ursprache zurückführen. Das funktioniert nicht.
Man kann also Hebräisch und Schweizerdeutsch nicht auf einen gemeinsamen Ursprung zurückführen, ebenso wenig wie die chinesischen Dialekte. Das ist nicht möglich. Theoretisch könnte man die über sieben Sprachfamilien auf einige Dutzend verschiedene Ursprachen zurückführen. Aber mehr geht nicht.
Wir sprechen hier über Fakten, die man einfach anerkennen muss. Die menschlichen Sprachen sind phantastisch, genial und komplex konzipierte Zeichen- oder Codesysteme, um Gedanken und Ideen auszudrücken. So kann man die menschlichen Sprachen beschreiben.
Nun ist es aber so, dass es im Tierreich ebenfalls Kommunikationssysteme gibt. Man denke an den Bienentanz oder an den Walgesang. Das sind Kommunikationssysteme, aber sie sind von ganz anderer Art als die Codesysteme der menschlichen Sprachen.
Man kann sogar sagen, dass die menschlichen Lautsprachen, also das, was ich gerade anwende, typisch menschlich sind. So etwas gibt es im Tierreich nicht, und es gibt auch keine Vorstufe dazu. Das sind Fakten.
Dazu kommt, dass bei den Tieren auch die Voraussetzungen im Gehirn fehlen, um Sprache so zu erzeugen und zu verstehen, wie wir Menschen das können. Wir verfügen über das Broca-Zentrum im Gehirn und etwas weiter hinten, bei den meisten Menschen links, auch über das Wernicke-Zentrum.
Im Broca-Zentrum produzieren wir Sprache. Dort bin ich jetzt sehr aktiv. Wenn man mein Gehirn im Moment scannen würde, würde man dort Aktivität sehen. Bei Ihnen hoffentlich nicht, denn Sie müssen jetzt schweigen, ich darf sprechen.
Bei Ihnen ist hingegen das Wernicke-Zentrum sehr aktiv, denn Sie nehmen die schnell gesprochenen Laute auf und verstehen sie im Zusammenhang. Das ist nicht vergleichbar mit einem Hund, dem man sagt: „Komm, Fuß!“ Der nimmt das ganz anders wahr und kann keine Sätze verstehen. Das ist eine ganz andere Ebene.
Beide Zentren, Broca und Wernicke, fehlen bei den Tieren. Lautäußerungen bei Säugetieren und auch bei den Menschenaffen – zum Beispiel die Grunzlaute beim Schimpansen – werden durch das limbische System gesteuert. Dieses System liegt tief im Gehirn.
Wir Menschen haben es auch. In Verbindung mit unseren Gefühlen ist das limbische System sehr wichtig. Bei den Tieren läuft ihre Kommunikation jedoch über dieses System, also ganz anders.
Nochmals: Die menschliche Sprache unterscheidet sich grundsätzlich von allen tierischen Kommunikationssystemen.
Und nun dazu: Menschliche Sprachen haben im Prinzip grenzenlose Ausdrucksmöglichkeiten, nicht wahr? Wir sagen: Mir fehlen die Worte. Aber was machen wir dann? Ja, dann können wir ein Wort erfinden.
Es gab einmal eine Zeit ohne Computer, und dann kam der Computer. Man brauchte ein Wort dafür – eben „Computer“. So kann man Lücken füllen.
Oder Luther: Er übersetzte die Bibel und stand vor dem Problem, das Wort „Mysterion“ aus den Paulusbriefen zu übersetzen. Im Deutschen gab es kein passendes Wort. Er überlegte und entschied, dass es etwas ist, was nur die Gläubigen wissen, die anderen aber nicht. Es ist ein Familiengeheimnis – die Geheimnisse, zum Beispiel in den Paulusbriefen. Diese waren im Alten Testament verborgen, aber heute wissen die Gläubigen davon und sind eingeweiht oder sollten es sein.
Wo ist der Ort, an dem man Dinge weiß, die andere nicht wissen? Zum Beispiel, wenn Mama ein Baby bekommt. Die Kinder erfahren es, die anderen Leute erst später, vielleicht drei Monate danach. Aber im Heim ist das bekannt. Und so hat Luther das Wort „Heim“ verwendet – etwas, was man im Heim weiß, also „Heimnis“. Dazu hat er noch dieselbe Anfangsbuchstabe „G“ verwendet, eine Sammelsilbe, die Dinge zusammenfasst, zum Beispiel Gemeinde, Gemeinschaft, Geheimnis. Und so verstehen wir das heute.
Die Sprache ist also so aufgebaut, dass sie ständig erweitert werden kann. So haben wir alle die Möglichkeit, im Prinzip alle Gedanken, Ideen und Empfindungen auszudrücken – wenn wir es nur wollen.
Ein weiteres Faktum: Alle normalen Kinder können jede beliebige Sprache der Welt perfekt und akzentfrei erlernen. Hier unser Kleinster, Haniel: Er war ein Kind, von dem wir befürchteten, er wäre geistig und motorisch behindert. Er wurde bei der Geburt schwer krank, vermutlich durch den Geburtsvorgang angesteckt. Es war fraglich, ob er überlebt. Wir mussten ständig abklären, aber es ging alles gut.
Mit neun Jahren spielte er das Doppelkonzert von Bach für zwei Violinen und Orchester – also war auch alles in Ordnung. Schweizerdeutsch spricht er heute ebenfalls akzentfrei. Hätten wir ihm eine andere Sprache beigebracht, würde er diese akzentfrei sprechen. Wenn er beispielsweise akzentfrei Hebräisch gehört hätte, würde er akzentfrei Hebräisch sprechen. Oder wir hätten ihm eine Indianersprache beibringen können, wenn wir sie gekonnt hätten – er würde sie perfekt sprechen.
Kinder können jede Sprache „knacken“. Bis zum Alter von zehn Jahren kann ein Kind ein bestehendes Sprachsystem aufnehmen. Es ist egal, ob das Mandarin-Chinesisch ist, das völlig anders als Schweizerdeutsch ist – kein Problem, Kinder knacken das System. Sie haben einen „Dietrich“ im Kopf, der jedes System öffnet.
Mit Beginn der Pubertät wird dieser „Dietrich“ verändert, und es geht nicht mehr so leicht. Dann muss man Bücher zur Hilfe nehmen, um Sprachen zu lernen – meistens noch mit Akzent.
Wichtig ist: Ohne ein bestehendes Sprachsystem bleibt der Mensch sprachlos. Hätten wir mit unserem Baby nie gesprochen und ihn nie andere Menschen sprechen hören lassen, hätte er keine Sprache gelernt.
Solche Kinder, die als „Wolfskinder“ aufgewachsen sind, haben keine Sprache selbst produziert. Das geht nicht. Und das hat es tatsächlich gegeben.
Man denke zum Beispiel an Victor d’Aveyron (1797). Er wurde in den Wäldern Südfrankreichs aufgegriffen, war unbekleidet. Ein Arzt nahm sich seiner an, brachte ihn in die Familie und wollte ihm Französisch beibringen. Das ging aber nicht mehr – er war zu alt. Der Arzt versuchte ihm Sitten beizubringen, zum Beispiel, wie man am Tisch anständig isst, was ziemlich schwierig war. Victor blieb sprachlos.
Es gibt noch mehr solche Fälle. Zum Beispiel ein Indianerkind, das sich im Wald verlor, als Weiße das Indianerdorf überfallen hatten. Es wuchs ganz alleine auf. Später hatte es eine solche Sehnsucht nach Gemeinschaft mit Menschen, dass es schließlich die Angst vor ihnen überwand. Es hatte kein Vertrauen zu Menschen, aber die Sehnsucht nach Gemeinschaft war so groß, dass es schließlich in ein Dorf der Weißen ging.
Glücklicherweise war der Wilde Westen vorbei, und die Weißen waren freundliche Menschen, die ihn aufnahmen. Er durfte sogar in einem Indianermuseum arbeiten und den Leuten erklären, wie man im Urwald, also in der Wildnis, überlebt und lebt.
Aber er konnte nie mehr eine Sprache lernen. Er beherrschte einige englische Vokabeln, einzelne Wörter, aber keine Sätze. Man hat nie erfahren, was dieser Mensch dachte – zum Beispiel über das Leben nach dem Tod oder den Sinn des Lebens.
Der Mensch produziert also nicht einfach selbst eine Sprache.
Und jetzt möchte ich erklären, wie dieses Codesystem funktioniert. Es ist nämlich ganz besonders kompliziert. Es handelt sich um ein Codesystem auf vier Ebenen. Heute lasse ich die Schrift, das Schreiben, bewusst weg. Sonst hätten wir noch eine fünfte Ebene, aber es ist schon kompliziert genug.
Ich versuche wirklich, es so zu erklären, dass ziemlich alle es verstehen können. Also, wir haben vier Ebenen: Die erste Ebene ist die Ebene der Phoneme, dann folgt die Ebene der Morpheme, danach die Ebene der Syntax und schließlich die Ebene der Semantik.
Ich habe das jetzt so erklärt, wie mein Mathematiklehrer uns Mathematik beigebracht hat. Er hat das ganz schnell gemacht, und wenn er dann gemerkt hat, dass die meisten nicht mitkamen, hat er auf eine eigenartige Art gelächelt. Er hatte ganz lange Haare – ein richtiger Achtundsechziger. Ja, das war schwierig, aber so mache ich es jetzt nicht.
Also, bei den Phonemen geht es um die Laute. Laute sind die Bausteine der Sprache. Zum Beispiel brauche ich zum Sprechen immer wieder Laute wie „a“ oder „au“. Diese Laute sind Phoneme. Sie haben normalerweise keine Bedeutung. Was heißt „a“? Nichts. Das sind Bausteine, aber sie sind bedeutungsunterscheidend, was ich gleich noch zeigen werde. Aber eins nach dem anderen.
Wir gehen so eine Leiter hoch. Bitte nehmen Sie jede Sprosse, und wenn Sie eine auslassen, kann man sehr tief fallen – das ist gefährlich. Also, Sie kommen mit. Jetzt haben wir die Laute besprochen. Nun kommen die Morpheme. Hier kann man nämlich diese Laute zusammensetzen, zum Beispiel „au“ vorne hinsetzen und am Schluss „Haus“. Sie sehen, das sind die kleinsten Sinneinheiten. „Haus“ bedeutet schon etwas, zumindest auf Deutsch.
Dann kommt die Syntax. Jetzt wollen wir diese einzelnen Sinnbausteine zu größeren Einheiten zusammensetzen. Zum Beispiel: „Das Haus steht am See“. Das ist die Ebene der Syntax. Wie setzt man diese Sinneinheiten zusammen? Es gibt ganz bestimmte Regeln.
Und dann die Semantik. Die beschäftigt sich mit dem Hintergrund, mit der Bedeutung dieser einzelnen Sinneinheiten.
Ich erkläre das noch besser. Ich habe mir überlegt, wie ich das wirklich einfach erklären kann. Ich möchte ja, dass ein zwölfjähriger Junge oder ein zwölfjähriges Mädchen das versteht. Oder dass meine Großmutter es versteht. Sie hat nie etwas gelernt, musste mit 14 in der Fabrik arbeiten und wurde später Mutter vieler Kinder. Sie hat sie wunderbar aufgezogen und zum Herrn geführt.
Also, wie hätte ich meiner Großmutter das erklärt? Es ist so: Hier ist die chinesische Mauer. Sie besteht aus einzelnen Bausteinen, und diese Bausteine sind eben diese Phoneme – „a“, „d“, „k“. Sie haben normalerweise keine Bedeutung in sich. Aber sie sind bedeutungsunterscheidend. Dank L und H können wir unterscheiden zwischen „Haus“ und „Laus“. Das ist wirklich nicht dasselbe.
Jetzt kommen wir zu den Morphemen, den kleinsten Sinneinheiten. Wenn wir „G“ bedeuten nichts und „A“ bedeutet auch nichts zusammensetzen, entsteht „gar“. Und das ist Schweizerdeutsch und heißt „gehen“. Für Deutsche bedeutet das nichts, aber für uns schon. „Gar“ macht Sinn.
Diese Morpheme müssen nicht unbedingt Wörter sein. Sie können auch Wortteile sein, zum Beispiel das „e“ in „Fische“. Das „e“ bedeutet mehr als ein Fisch – zwei oder mehr, vielleicht auch eine Million, aber nicht nur einer. Sonst hieße es „Fisch“. Also ist das „e“ bedeutungsunterscheidend, hat aber in sich keine Bedeutung.
Wenn ich jetzt jemanden aus Hamburg frage, was das „e“ auf Deutsch bedeutet, sagt er einfach „e“.
Nun gehen wir zum Satzbau. Übrigens möchte ich bei der chinesischen Mauer noch erklären: Mehrere Steine zusammen bilden so ein Türmchen oben auf der Mauer. Das ist architektonisch bereits eine Sinneinheit. Es ist nicht nur ein Stein, es ist ein Türmchen.
Jetzt kommen wir zur Syntax, zum Satzbau. Viele Türmchen zusammen auf der chinesischen Mauer ergeben wieder etwas Größeres – eine höhere Einheit, die man auf Deutsch „Zinne“ nennt. Im Hohen Lied wird über die Zinne der Mauer gesprochen. Das ist das.
Es gibt Regeln. Ich kann auf Deutsch sagen: „Ich gehe gerne in den Wald hinein.“ Aber Deutsch ist so reich, ich kann auch sagen: „In den Wald gehe ich gerne hinein.“ Das ist nicht genau dasselbe, es gibt eine Nuance in der Aussage.
Ich kann auch sagen: „Gerne gehe ich in den Wald hinein“ oder sogar: „Hinein in den Wald gehe ich gerne.“ „In den Wald hinein gehe ich gerne“ kann ich auch sagen. Aber „Wald den gerne ich ihn hinein“ geht gar nicht. Das entspricht nicht den Regeln der vierten Ebene.
Jetzt kommt die Semantik. Hier geht es um die Bedeutung, um die Gedanken hinter den Worthülsen. Wenn ich „Wald“ sage, ist das ein Klang, zusammengesetzt aus mehreren Lauten. Aber es hat eine Bedeutung. Es ist nicht nur einfach ein bisschen Bewegung in der Luft, sondern es bedeutet eine Ansammlung von Bäumen. Das steckt hinter dieser Worthülse. Das ist die Ebene der Semantik.
Und nun, nach diesen Fakten sind sich sowohl Evolutionisten als auch Kreationisten einig. Aber jetzt geht es um die Frage: Woher kommen die mehr als sieben Milliarden Menschen und die vielen Sprachen der Welt?
Stellen wir uns vor, wir führen jetzt eine Gerichtsverhandlung durch. Der Evolutionist sitzt auf der Anklagebank – in Russland, in den Gerichten. Früher saß man so in einer Art Käfig, heute eher in einem Glaskasten, ähnlich einem Aquarium. Ich persönlich würde lieber auf der Bank sitzen als im Aquarium. Also kein Aquarium, kein Käfig – der Evolutionist sitzt auf der Bank. Der Kreationist sitzt ebenfalls auf der Bank. Gemeinsam klären wir die Frage: Woher kommen die Sprachen? Kann man das durch Evolution erklären oder durch das, was die Bibel über die Schöpfung sagt?
Der Vater der heutigen modernen Evolutionslehre war Charles Darwin. Gedanken zur Evolution gab es schon früher, im alten Heidentum vor Jahrtausenden. Aber der Vater der modernen Evolutionslehre ist Charles Darwin. Er veröffentlichte 1859 das Buch „Die Entstehung der Arten“, um klarzumachen, dass es eigentlich keinen Schöpfer braucht, um die Entstehung beziehungsweise Entwicklung der Tiere und Pflanzen zu erklären.
Der Zeitgeist war damals noch nicht so reif. 1859 brauchte es noch ein paar Jahre, bis 1871 sein Werk „Die Abstammung des Menschen“ erschien. In diesem Buch sagte er, dass es mit dem Menschen genauso sei. Den Menschen hatte er 1859 noch ausgeklammert, weil das damals nicht gut angekommen wäre. Doch der Zeitgeist entwickelte sich, und viele Intellektuelle applaudierten symbolisch: „Ganz toll, auch der Mensch ist einfach so entstanden.“
Darwin schrieb auch über die Evolution der Sprache. Er meinte, dass die Sprache durch Lautnachahmung entstanden sei. Der Hund macht „wau wau“, und der Urmensch begann, „wau wau“ zu sagen. Oder der Hahn macht einen bestimmten Laut, den der Mensch nachahmte. Durch solche Nachahmung sei schließlich die komplexe Sprache, wie zum Beispiel Englisch, entstanden. Ja, Darwin war Engländer.
Die Evolutionslehre hat seit Darwin bis heute selbst eine Evolution durchgemacht. Heute gibt es keine einheitliche Dogmatik zur Evolution der Sprache. Warum? Weil es zu viele verschiedene Ansichten gibt. Ich kann aber erklären, was unter Evolutionisten heute verbreitet gedacht wird.
Dazu nehme ich Jared Diamond, einen Evolutionsbiologen und weltweit bekannten Physiologen. Er erklärt es so: Die Sprachzentren im Gehirn haben sich im Verlauf der sogenannten Menschwerdung entwickelt. Verstehen Sie das Wort: Aus einem Affen, aus einem Tier wird ein Mensch. Diese Entwicklung begann vor etwa eineinhalb Millionen Jahren. Bis vor 250 Jahren war die Hardware, also die physischen Sprachzentren im Gehirn, fertig ausgebildet. Das, was Tiere nicht haben.
Die Sprachzentren Boker und Wernicke befinden sich meistens links im Gehirn, aber auch rechts ist möglich. Sie sehen also: Zuerst entwickelte sich die Hardware. Sie können sich das vorstellen wie einen Computer. Die Hardware entsteht zuerst. Die Software, also die Sprache selbst, kommt danach. Erst entwickelt sich der Computer, dann wird ein Programm wie Word gebildet, damit man schreiben kann.
Als die Hardware vor 250 Jahren fertig war, entwickelte sich die Software, die Lautsprache, bis vor etwa 35 Jahren. Die eigentliche Lautsprache entstand also in einem sehr kurzen Zeitraum. In evolutionistischen Denkräumen gilt das als sehr rezente, also sehr kürzlich entstandene Entwicklung.
Nun lassen wir den Angeklagten sprechen. Jared Diamond sagte, vor vier Millionen Jahren lebten die Australopithezinen. Das sind Wesen, von denen angeblich wir abstammen. Australopithecus ist die Einzahl, Australopithezinen die Mehrzahl. Was bedeutet Australopithecus? „Australo“ heißt „Süd“ und „Pithecus“ heißt „Affe“. Die Evolutionisten sind sich einig, dass das ein Affe war, kein Mensch – der Südaffe.
Nur so nebenbei: Falls jemand ganz gescheit sein will und sagt: „Ja, das stimmt ja gar nicht, kein Evolutionist sagt, wir stammen vom Affen ab.“ Vom Schimpansen? Nein, natürlich nicht. Vom Gorilla auch nicht. Sondern von einer ausgestorbenen Affenart, dem Südaffen. Natürlich glaubt man das.
Also, da haben sich gutturale Laute entwickelt, wie bei Schimpansen heute. Das sind gutturale Laute, die man zuhause üben kann – nicht hier, bitte. Ja, ich habe genügend Abstand zu Ihnen, der soziale Abstand ist hier um ein paar Meter gesichert. Jared, bitte machen Sie weiter.
Vor circa 1,5 Millionen Jahren lebte der Homo erectus. „Homo“ heißt Mensch, „erectus“ aufrechtgehend. Die Evolutionisten sind sich einig: Das ist ein Mensch, kein Pithecus mehr. Homo erectus hat einzelne Wörter benutzt, ähnlich wie Babys auf dem Wickeltisch, die mal „aber“ sagen. Verstehen Sie das? Das heißt auf Schweizerdeutsch „runter“. Später kommt noch „gar“ hinzu. Das heißt, das Baby auf dem Wickeltisch möchte runtergehen. Dem gefällt es nicht, einfach da zu liegen und gewickelt zu werden – das ist zu wenig Freiheit. Aber „gar“ – zuerst noch nicht zwei Wörter, sondern einzelne Wörter.
Dann, vor etwa 0,5 Millionen Jahren – woher hat er diese Jahre? Wirklich am Schreibtisch erfunden. Das ist nicht wissenschaftlich eruiert, das müssen Sie wissen – hat er sich so vorgestellt, dass er vor ungefähr 0,5 Millionen Jahren begann, Zwei-Wort-Sätze zu bilden. Das ist das Stadium, das ich Ihnen bei unseren Kindern erkläre: Zuerst ein Wort, dann plötzlich zwei Wörter. Das war der Moment der Zwei-Wort-Phase. Wir haben das gelernt. Was kommt nach der Zwei-Wort-Phase? Ja, jetzt hätte ich gehofft, jemand sagt die Drei-Wort-Phase. Nein, dann kommen die Sätze.
Jared erklärt das so, weil er denkt, dass das bei Menschen so ist, wenn sie eine Sprache lernen. Nur, der Unterschied ist wichtig. Zwischendurch sage ich als Richter noch einmal etwas: Das hat er einfach bei Babys abgeschaut. Aber Babys haben das ja nicht selber entwickelt, sondern sie haben das von den Eltern gehört. Die Eltern sagen „aber“, „gar“ und das Baby sagt „aber gar“. Es gibt also einen Input von außen. Das fehlte aber bei Homo erectus. Es ist also nicht dasselbe.
Nun, Jared, bitte weiter: Der prähistorische Homo sapiens – Sie merken, das ist nicht nur der aufrechtgehende Mensch. „Homo“ ist zwar Mensch, aber „sapiens“ heißt weise. Der prähistorische, also der vorgeschichtliche Homo sapiens, habe es schließlich geschafft, längere Wortketten ohne viel Grammatik zu bilden.
Da gehen wir gerne hinein. Nun sagt Jared Folgendes: Die komplexe Sprache, so wie wir sie heute sprechen, ist erst seit dem allgemeinen kulturellen Aufschwung in Europa vor etwa 40.000 Jahren entstanden. Nachdem man Hunderttausende von Jahren immer nur die gleichen Feuersteine bearbeitet hatte, kam plötzlich eine kulturelle Explosion. In diesem Rahmen entstanden die wirklichen Sprachen – im Rahmen einer kreativen Explosion.
Hier sieht man die Höhle des Homo sapiens. Aus diesen Lauten, zum Beispiel, wenn er einen schweren Stein herausgetragen hat und der aus Versehen auf den Fuß fiel, sagte er „Aua“. Da hätten wir ein Wort. So sei die Sprache fortlaufend entstanden und weiterentwickelt worden.
Nun wenden wir uns der biblischen Sichtweise zu. Was sagt die hebräische Bibel, beziehungsweise die deutsche Übersetzung aus dem Hebräischen, zur Entstehung der Sprache?
Jetzt darf der Kreationist sprechen. Ich spiele nicht mehr den Richter, sondern sitze auf der Bank.
Laut dem Bericht im ersten Buch Mose – wenn man es genau sagen will, Genesis – erschuf Gott den ersten Menschen, Adam, mit einer von Anfang an voll funktionierenden Kommunikationsfähigkeit. So steht es in 1. Mose 2,16-17. Dort wird berichtet, wie Gott am Tag der Erschaffung, am sechsten Tag, also am Freitag, gleich nach der Erschaffung mit Adam einen Bund schloss. Ich lese:
„Und der Herr Gott gebot dem Menschen und sprach: Von jedem Baum des Gartens darfst du nach Belieben essen, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tag, an dem du davon isst, wirst du gewisslich sterben.“
Das Wernicke-Zentrum, also das Sprachverständnis, funktionierte. Die „Software“ war da; sie wurde gerade auf die „Hardware“ aufgetragen am Tag der Erschaffung. Aber es war mehr als nur Sprachverständnis.
Gemäß 1. Mose 2,23 war Adam von Anfang an auch fähig, sich durch artikulierte Sprache aktiv auszudrücken. Nach der Erschaffung Evas, die durch eine Art Klonen aus seiner Rippe – nahe beim Herzen – geschaffen wurde, wusste er, dass sie nicht als ein Stück Schädelknochen über ihn herrschen würde und auch nicht wie ein Stück Fußknochen von ihm niedergedrückt wird. Sie sollte nahe seinem Herzen sein.
Da sah er sie zum ersten Mal, und überwältigt sagte er in einem romantischen Sprachakt: „Diese endlich ist Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch; diese soll Mannin heißen, denn von dem Mann ist sie genommen.“
Adam konnte sprechen – auf allen Ebenen: Morpheme, Syntax, Semantik – alles war vorhanden. Noch mehr: Er hatte von Anfang an die Fähigkeit, neue Wörter zu bilden, die es zuvor gar nicht gab. Er konnte also das Sprachsystem, das ihm der Schöpfer eingegeben hatte, erweitern und ausbauen. Denn er bekam den Auftrag, den Tieren Namen zu geben.
In 1. Mose 2,19 heißt es:
„Der Herr Gott bildete aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels. Und so brachte er sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde; wie irgendein Mensch ein lebendes Wesen nennen würde, so sollte sein Name sein.“
Der Mensch gab also allen Tieren Namen – den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes. Zum Beispiel gab es einen schwarzen Vogel. Man kann sich fragen: Wie soll ich ihn nennen? Das hebräische Wort „Orev“ leitet sich von der Wurzel „Arav“ ab, was „schwarz sein“ bedeutet. So nannte er den Vogel „Orev“.
Adam musste also aus dem bestehenden Sprachsystem neue Wörter bilden. Wunderbar, so funktioniert Sprache auch heute noch. Als die Computer kamen, haben wir nicht gesagt: „Cha Cha Cha“, das sei ein Fantasiewort. Nein, wir haben geschaut, wie das lateinische Wort für „rechnen“ lautet, und davon abgeleitet „Computer“ für „Rechner“ gebildet. Das Wort „Computer“ gab es vorher nicht. Caesar hatte nie von „Computern“ gesprochen, doch das Wort stammt aus der Sprache Caesars, also von Julius Caesar.
Adam hatte zudem eine poetische Fähigkeit, Kreativität in der Syntax. Als er seine Frau zum ersten Mal sah, wurde er richtig poetisch. Ich gehe nochmals kurz zurück zu 1. Mose 2,23:
„Diese ist einmal Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch; diese soll Mannin heißen, denn von dem Mann ist sie genommen.“
Das ist im Hebräischen ein Gedicht, keine gewöhnliche Alltagssprache. Ein Gedicht hat Rhythmus, oft auch Reim. Luther zum Beispiel dichtete: „Ein feste Burg ist unser Gott.“ So spricht man nicht im Alltag, wo man eher sagen würde: „Gott ist für uns eine feste Burg.“ Dichterisch spielt man mit Klang und Rhythmus der Wörter.
Adam spielte also kreativ mit Syntax und Vokabular, also mit Semantik. So ist der Mensch laut Bibel eingerichtet.
Laut dem Bericht in 1. Mose erschuf Gott den ersten Menschen Adam mit einer von Anfang an voll funktionierenden Kommunikationsfähigkeit. Es gab jedoch nur eine Sprache. Und diese war hebräisch – ein Urhebräisch. Die Namen der Patriarchen vor der Flut – Adam, Seth und so weiter bis Noah – sind keine Schweizerdeutschen Namen. Adam kommt von der Wurzel „adam“, was „rot sein“ bedeutet. Davon abgeleitet heißt „adama“ rote Ackererde, Terra Rossa, eisenhaltig. Gott nahm ihn von der Erde, deshalb heißt er Adam, der Erdling. Auch die anderen Namen lassen sich so erklären. Deshalb ist es Hebräisch.
Darum habe ich das mit vollem Recht übernommen: „Orev“. Im Althebräischen spricht man das „a“ hinten noch aus, heute nicht mehr. In Israel sagt man „Orev“, im Althebräischen „Orev“.
Adam konnte also verstehen und mit der Sprache arbeiten.
Nach der Flut lesen wir in 1. Mose 11,1-9:
„Und die ganze Erde hatte eine Sprache und dieselben Worte. Und es geschah, als sie nach Osten zogen, da fanden sie eine Ebene im Land Schinar – das ist der heutige Südirak – und wohnten dort. Sie sprachen zueinander: ‚Auf, lasst uns Ziegel streichen und hart brennen!‘ Der Ziegel diente ihnen als Stein und der Asphalt als Mörtel. Sie sprachen: ‚Auf, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm, dessen Spitze bis in den Himmel reicht, und machen wir uns einen Namen, damit wir nicht zerstreut werden über die ganze Erde.‘“
Gott hatte zu Noah gesagt, die Erde zu füllen. Doch sie wollten nicht gehorchen. Sie blieben zusammen – Globalismus lässt grüßen –, denn zusammen sind sie stark.
Da fuhr der Herr herab, um die Stadt und den Turm zu besichtigen, die die Menschen bauten. Gott weiß alles, was geschieht. Warum kommt er herab? Um uns zu zeigen – Epheser 5 sagt: „Seid nun Nachahmer Gottes“ – dass man Dinge von nahe betrachten muss, wenn man sie beurteilen will, nicht nur aus der Ferne. Obwohl er es nicht nötig hätte, nimmt er sich diese Mühe.
Darauf sprach der Herr:
„Siehe, sie sind ein Volk und haben alle eine Sprache, und dies haben sie angefangen zu tun; nun wird ihnen nichts verwirrt werden, was sie zu tun ersinnen. Auf, lasst uns herabfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass sie einander nicht mehr verstehen.“
Da zerstreute der Herr sie von dort über die ganze Erde. So hörten sie auf, die Stadt zu bauen. Deshalb gab man ihr den Namen Babel, was „Verwirrung“ auf Hebräisch bedeutet, weil der Herr dort die Sprache der ganzen Erde verwirrte. Von dort zerstreute er sie über die ganze Erde.
Deshalb gab es die Völkerwanderungen schließlich über alle fünf Kontinente hinweg.
Wir lernen daraus: Gott erschuf neue Sprachen und gab sie den Menschen in Babel, den verschiedenen Stämmen. Er löschte auf der „Festplatte“ – der „Hardware“ – die alte Sprache und setzte eine neue darauf.
Die einen sprachen Sumerisch, die anderen Akadisch. Sie verstanden einander nicht mehr, konnten nicht mehr zusammenarbeiten und trennten sich. So wurde die Erde gefüllt, wie Gott es gewollt hatte.
Jetzt stellt sich die Frage: Beide Parteien haben sich vor Gericht geäußert. Nun sagt der Richter: Woher kommen die mehr als siebentausend Sprachen der Welt?
Wir haben ein Problem: Es gibt keine Zeitmaschinen. Wir können nicht in die Vergangenheit zurückreisen, um zu sehen, wie die Entstehung der Sprachen wirklich war. Was machen wir also? Wir haben die Möglichkeit der Deduktion.
Ich erkläre das jetzt, wie es mein Mathematiklehrer getan hätte. Aber keine Sorge, ich werde mich gleich wieder anders ausdrücken.
Bei der Deduktion haben wir eine Hypothese oder eine Theorie – eine Ausgangslehre. Man könnte sie auch Reduktionslehre oder Lehre der Schöpfung nennen, also eine Behauptung. Ausgehend von dieser Lehre leiten wir Sachverhalte ab. Wenn diese Theorie stimmt, müsste folglich dies und das der Fall sein.
Nun führen wir eine Prüfung durch: Durch Beobachtungen und Experimente, die beliebig oft wiederholt werden können, überprüfen wir, ob die Ableitungen bestätigt oder widerlegt werden.
Das klingt vielleicht kompliziert, deshalb ein Beispiel: Wir haben die Schöpfungslehre der Bibel und die Evolutionslehre. Jetzt leiten wir etwas durch Deduktion ab. Wir fragen uns: Wie müssten die ältesten Sprachen der Welt beschaffen sein, wenn die Evolutionslehre wahr ist? Und wie müssten sie sein, wenn die Bibel wahr ist?
Dann vergleichen wir diese Ableitungen mit den ältesten Sprachen der Welt, die wir anhand von Dokumenten noch überprüfen können. So sehen wir, ob die Beobachtungen die eine oder andere Theorie bestätigen oder widerlegen.
Wir machen aber noch mehr: Wir leiten auch ab, wie die Sprachen der Eingeborenen aussehen müssten, wenn die Evolutionslehre wahr ist – und wie, wenn die Bibel wahr ist. Danach gehen wir zu den Eingeborenen und hören uns ihre Sprache an. Auch hier überprüfen wir, ob die Realität die jeweilige Theorie bestätigt oder widerlegt.
Weiterhin machen wir Aussagen über die Geschichte der Sprachen. Anhand von Dokumenten können wir Sprachen über Jahrtausende hinweg verfolgen und beobachten, wie sie sich entwickeln.
Bevor wir diese Entwicklung untersuchen, machen wir erst einmal eine Ableitung: Wenn die Evolutionslehre stimmt, wie müsste dann die Geschichte der Sprachen aussehen? Und wie müsste sie aussehen, wenn die Bibel stimmt?
Zuerst kommt nun der Vertreter der Evolutionstheorie zu Wort.
Erstens: Die ältesten Sprachen der Welt müssen im Vergleich zu den modernen Sprachen, zum Beispiel Englisch, aus der hochzivilisierten westlichen Welt, viel primitiver gewesen sein. Bedeutend primitiver, und zwar auf allen Ebenen des Sprachsystems: Laute, Lautverbindungen, Sätze und Semantik. Das leuchtet ein.
Aber wie ist es mit den Sprachen der Eingeborenen? Auch diese müssten natürlich viel primitiver sein, als die modernen Sprachen, sagen wir von Europa und Amerika – ich meine hier das moderne Amerika, das von den Weißen besiedelt wurde.
Wie sieht es aber mit der Sprachgeschichte aus? Im Laufe der Jahrtausende müsste man sehen, wie sich die Sprachen auf allen Ebenen immer höher entwickeln.
Nun, von der Bibel her müssen wir Folgendes sagen: Im Kontrast dazu kamen die ältesten Sprachen ja direkt aus der Hand des Schöpfers in Babel. Diese Sprachen müssen perfekt gewesen sein. Alles, was Gott macht, ist am Schluss sehr gut, nicht nur „dof“. Am Ende des Schöpfungsberichts heißt es am siebten Tag „dof me'od“ – sehr gut. Interessanterweise spricht Hebräisch auch rückwärts, nicht nur beim Schreiben. Ja, das war ein Spaß, aber eben sehr gut. Darum sind diese Sprachen hochstehend und komplex.
Die Sprachen der Eingeborenen wurden im 19. Jahrhundert von sogenannten Emotionisten bewertet. Ich kann das belegen. Damals kannte man die eingeborenen Sprachen noch nicht so, wie wir das heute tun. Diese Forscher sagten, das müssten so emotionistische Vorstufen sein, ganz primitive Sprachen. Diese Menschen mit schwarzer Hautfarbe hätten ganz primitive Sprachen und Kommunikationssysteme, die auch so klängen. So kam es ihnen vor.
Aus biblischer Sicht müssen wir jedoch sagen: Diese Sprachen müssen nicht primitiv sein. Alle Sprachen sind ein Schöpfungswerk. Gott hat auch diesen Völkern und Stämmen die Sprache geschenkt. Deshalb müssen sie überhaupt nicht primitiv sein, sie können ganz hochstehend sein.
Und dann die Sprachentwicklung: Ja, es kann auch Zerfall geben, denn alles ist seit dem Sündenfall dem Zerfall unterworfen, wie es in Römer 8 heißt. Deshalb rechnen wir mit Zerfall in den Sprachsystemen. Aber wir können auch mit gewissen Aufwärtsentwicklungen rechnen. Der Mensch ist fähig, im Bereich des Satzbaus schöpferisch tätig zu sein – zum Beispiel in Gedichten. Außerdem kann der Mensch neue Wörter erfinden. Wenn er einen Computer erfindet, dann kann er auch den Namen dafür erfinden.
Dieser Punkt ist sehr wichtig. Früher wurde er in den Büchern, die von Evolutionisten zu diesem Thema geschrieben wurden, nie beachtet. In meiner Forschungsarbeit über Jahre hinweg war es ganz entscheidend zu zeigen, dass es Bereiche in den Sprachen gibt, in denen es Höherentwicklung gibt, und andere Bereiche, in denen es Abwärtsentwicklung gibt. Das muss man unterscheiden.
Es gibt Bereiche in der Sprache, in denen der Mensch kreativ ist, und Bereiche, in denen er nicht kreativ ist.
Zum Beispiel: Im Deutschen haben wir vier Fälle, nicht wahr? Nominativ: das Haus, Genitiv: des Hauses, Dativ: dem Hause – die meisten sagen heute „dem Haus“, worauf wir später noch eingehen –, und dann Akkusativ: das Haus. Der Akkusativ klingt in diesem Fall gleich wie der Nominativ, aber bei anderen Wörtern ist er in anderer Form.
Jetzt käme jemandem hier im Saal vielleicht der Gedanke: Das ist zu einfach, Deutsch ist zu einfach, wir brauchen einen Vokativ, das ist der „O-Fall“, also eine spezielle Endung, wenn ich jemanden anspreche. Das gibt es im Lateinischen.
Dann gibt es noch den sechsten Fall, den Ablativ. Das ist der „Durch-, Von- und Mit-Fall“, zum Beispiel „durch den Freund“. Ablativ.
Wer käme auf die Idee, im Deutschen eine spezielle neue Form einzurichten? Das macht niemand.
Wir sind in dem Bereich der Morpheme, also der kleinen Einheiten, die an Wörter angehängt werden, nicht kreativ. Aha, das ist wichtig.
Und jetzt gehen wir auf Weltreise. Wir reisen zusammen nach Indien und schauen uns die ältesten Sprachen der Welt an. Zunächst betrachten wir die älteste indoeuropäische Sprache: das Sanskrit, genauer gesagt das vedische Sanskrit. Wir wissen, wie es etwa um 1500 vor Christus geklungen hat.
Ich kann Ihnen sagen, das ist die komplexeste indoeuropäische Sprache, die es gibt. Man hat acht Fälle – also nicht nur Nominativ, Genitiv und Dativ mit speziellen Formen und Endungen, sondern insgesamt acht Fälle. Es gibt nicht nur die Einzahl, das Haus, sondern auch die Mehrzahl, die Häuser, den Genitiv Plural und so weiter. Es gibt Singular, Plural und auch den Dual, für Dinge, die doppelt vorkommen.
Bei den Verben, zum Beispiel beim Verb „gehen“, gibt es im Schweizerdeutschen etwa sechshundert Verbalformen. Einzelne Wörter verändern sich, nicht so wie im Deutschen, wo wir sagen „Ich habe gesagt“, mit dem Partizip „gesagt“ und dann noch „haben“ davor. Zum Beispiel: „Ich bin gegangen“ – „bin“ kommt von „sein“, „gegangen“ ist das Partizip. Im Sanskrit gibt es bestimmte feste Formen, etwa sechshundert.
Im Schweizerdeutschen haben wir auch einige Formen. Auf Hochdeutsch sagt man ungefähr dreißig Formen, im Englischen fünf Formen: go, goes. Zum Beispiel: „I go“, „you go“, „he goes“ – eine andere Form. „We go“, „you go“, „they go“. Dann gibt es noch „gone“ und „going“. Insgesamt fünf Formen. Den Rest bildet man mit „to have“ und „to be“ sowie „would“ und „will“. Das ist auf der Ebene der Syntax, wo der Mensch kreativ ist.
Altgriechisch können wir so rekonstruieren, wie es um 1400 vor Christus geklungen hat. Das ist die älteste Sprache Europas, die wir durch Überlieferung kennen, und zugleich die komplexeste Sprache Europas. Dort gibt es fünf Fälle. Im Altgriechischen hat man Einzahl und Mehrzahl, und von einem Verb, zum Beispiel „lyo“ (lösen), gibt es 450 Verbalformen – und das ohne „haben“ und „sein“ oder „wollen“ und „nein“-Formen. Fantastisch! Deshalb hat Gott für das Neue Testament Altgriechisch gewählt. Eine Sprache mit vielen Formen, in der man sich ganz genau ausdrücken kann – und doch nicht so schwierig wie vedisches Sanskrit.
Johannes 1,1 lautet auf Griechisch: „En archē ēn ho Lógos, kaì ho Lógos ēn pros tòn Theón, kaì Theós ēn ho Lógos.“ Übersetzt heißt das: „Das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ Im Satzbau wird das sogar so dargestellt, dass die Betonung klar wird. Zum Beispiel: „Theós en ho Lógos“ – „Gott war das Wort.“
Schauen wir uns nun außerhalb der indoeuropäischen Sprachen um: Sumerisch. In der säkularen Welt sagt man, die ältesten Inschriften stammen von etwa 3100 vor Christus. Ich bin mit der Chronologie nicht ganz einverstanden, aber das sind nur Abweichungen von einigen Jahrhunderten. Wir sind also sehr nahe beieinander, nicht Millionen Jahre auseinander. Deshalb nehme ich einfach die üblichen Chronologien, aber Sie wissen, wie ich das verstehe.
Zum sumerischen Kasussystem: Es gibt nicht nur die vier Fälle Nominativ, Genitiv, Dativ, die viele heute gar nicht mehr verstehen. Wenn der Lehrer fragt: „Hast du den Akkusativ auch schon gelernt?“ – das ist schon schwierig genug. Es gibt beim Sumerischen auch den Nominativus absolutus, den ich nicht im Detail erkläre, um Zeit zu sparen. Wichtig ist, dass das System sehr kompliziert ist.
Es gibt den Agentiv, dann den Genitiv, den Dativ, die wir kennen. Aber auch einen Lokativ. Zum Beispiel konnte der Sumerer nicht nur „ein Haus“ sagen, sondern auch „im Haus“. Das ist ein Wort und heißt so – nicht zwei Wörter zusammengeschrieben. Wenn man einen Sumerer gefragt hätte, was „E“ (Haus) und „A“ bedeuten, hätte er manchmal eher „ah, im Haus“ gesagt. Sprachpsychologisch ist das nicht dasselbe wie zwei Wörter zusammenzuschreiben.
Für sich allein hat „A“ keine Bedeutung, so wie „Fisch“ im Deutschen. Ich frage einen Hamburger: Warum sagt ihr „Fische“? Was bedeutet das „E“? „Ach so, das heißt Mehrzahl.“ Und den Lokativ oder Terminativ, zum Beispiel „Kai“, das heißt „neben der Tür“. Auch hier sind das keine zwei Wörter, sondern ein Wort. Der Sumerer kann also sagen: „Er macht einen Blumenstock neben die Tür.“ Dann gibt es auch den Terminativ, bei dem man „Sche“ oder „Esche“ anhängt. Zum Beispiel heißt „An“ Himmel, aber „Ansche“ heißt „zum Himmel“. Wenn er also den Blumentopf „Kai“ neben der Tür hochgeworfen hat, dann war das „Ansche“ – zum Himmel. Er kam dann wieder herunter.
Es gibt auch Aspekte: Man kann ausdrücken, ob eine Handlung als Akt im Moment gesehen wird, also punktuell, oder ob sie gewohnheitsmäßig ist, also durativ. Es gibt auch Möglichkeiten, Intensität, Richtung und die Beziehung des Objekts zur Handlung durch gebundene Morpheme zu verdeutlichen – ähnlich wie das „E“ bei „Fische“. Die Reihenfolge dieser Ketten, die entstehen, folgt streng festgelegten grammatikalischen Regeln. So können Tausende von verschiedenen Verbalformen gebildet werden.
Wir sind noch nicht fertig. Ich wollte schon fast abschließen, aber nein, jetzt legen wir noch einen drauf: Altägyptisch, die Sprache der Hieroglyphen. Hier können wir zurückgehen bis etwa 2800 vor Christus, nach säkularer Datierung.
Beim Nomen gibt es zwei Geschlechter: männlich und weiblich, das kennen wir auch. Dann gibt es drei Numeri: Singular, Plural und Dual für Dinge, die paarweise auftreten – das haben wir im Deutschen nicht.
Um 2900 bis 2800 vor Christus hatten wir beim Verb etwa 200 Formen, ohne „haben“ und „sein“. In den Konjugationen – also „ich gehe“, „du gehst“, „er geht“ – gibt es sechs Personen: ich, du, er, wir, ihr, sie. Aber im Altägyptischen gibt es acht verschiedene Personen. Wie geht das? Bei der zweiten und dritten Person unterscheidet man, ob du ein Mann oder eine Frau bist. Das ist für heutige Gender-Diskussionen schwierig. Man musste sich als alter Ägypter immer entscheiden, ob die angesprochene Person männlich oder weiblich ist. Man konnte nicht einfach sagen: „Du, komm mal!“ So einfach ging das nicht.
Die Handlungen können im Altägyptischen mit Zeitbezug zu Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft beschrieben werden – oder auch ohne Zeitbezug, einfach abstrakt, wobei nur die Handlung wichtig ist. Beim Verb werden verschiedene Diathesen unterschieden: aktiv („ich wasche“), passiv („ich werde gewaschen“) – letztere müssen wir im Deutschen mit mehreren Wörtern umschreiben, im Altägyptischen aber mit einem Wort – und kausativ, das heißt, man veranlasst, dass jemand etwas tut. Das gibt es im Deutschen nicht.
Es gibt auch Aspekte: ob etwas fortdauernd ist (durativ), punktuell (als Punkt gesehen) oder resultativ, also etwas geschehen ist und jetzt ein Ergebnis hat. Im Altgriechischen heißt es „Christos egegertai“ – das ist resultativ. Das bedeutet: Christus ist auferstanden, punktuell, und jetzt lebt er. Das ist im Resultativ enthalten.
Man hätte also das Altägyptische gut gebrauchen können, um das Neue Testament zu übersetzen. Es gibt auch verschiedene Modi: Indikativ (Wirklichkeitsform), Optativ (Wunschform), Adhortativ (Ermahnungsform), Konjunktiv (Möglichkeitsform), Voluntativ (Wille) und Imperativ (Befehl). All das kann man ausdrücken und auch zeigen, ob etwas vorzeitig, gleichzeitig oder nachzeitig ist – ohne großen Aufwand. Also keine primitive Sprache.
Nun zum Arkadischen, Babylonisch um 2500 vor Christus. Das ist die Sprachstufe, bei der ich die Grammatik der Formen gelernt habe. Beim Nomen gibt es Singular, Plural und wieder Dual, also fünf Fälle. Es gibt noch einen Status Rectus und einen Status Absolutus, das erkläre ich nicht, aber Sie wissen, es ist kompliziert.
Zum Verb: „Parasum“ heißt „scheiden“. Ich musste zu diesem Verb etwa tausend Formen lernen – ohne „haben“ und „sein“. So gut.
Wir haben heute im wissenschaftlichen Vortrag gehört, dass die Festplatte hier nie voll wird. Können wir das ganze Leben darauf speichern?
Kommen wir zum Ergebnis: Die ältesten Sprachen sind hochstehend, sagt die Bibel – und das stimmt. Die Evolutionstheorie behauptet, sie müssten primitiv sein – das stimmt überhaupt nicht. Erstes Ergebnis: Der Richter sagt null Punkte.
Nun wenden wir uns den angeborenen Sprachen zu. Wir reisen nach Amerika, zu den Quechua-Indianern in Peru, Ecuador und Bolivien. Stellen wir uns vor, wir sind ein Missionar aus früheren Zeiten. Er kommt mit seinem Notizbüchlein, das heute noch so verwendet wird, und schreibt sich ein Wort auf, das er gerade gehört hat. Hier ein besonders ausgewähltes Wort: Ruwanaia Schaskasniki Dschemantaka. Das sind zweiunddreißig Buchstaben – ein Wort, nicht mehrere Wörter zusammengesetzt.
Für den Missionar wird es jedoch noch einige Zeit dauern, bis er herausfindet, dass dieses Wort aus acht verschiedenen grammatischen Teilen in genau festgelegter Reihenfolge zusammengesetzt ist. Die Übersetzung dieses Wortes lautet: „was die kontinuierliche Erfüllung der künftigen Arbeit betrifft“. Dabei handelt es sich nicht um mehrere zusammengesetzte Wörter.
Man könnte ja auch so zusammensetzen: „was die kontinuierliche Erfüllung der…“ Nein, man muss fragen: „Was heißt eigentlich dieser Wortteil da?“ „Ja, aber er sagt doch Ruwanaia Schaskasniki Dschemantaka.“ Nun, das heißt eben „was die kontinuierliche Erfüllung der künftigen Arbeit betrifft“. So entstehen etwa fünfzig Wortformen durch Rekombination von Morphemen, die keine eigenständigen Wörter sind. Man nennt sie gebundene Morpheme, ähnlich wie bei „eBay“ oder „Fische“.
Nun gehen wir zu den Aymara-Indianern, die in Peru und Bolivien leben und mit den Quechua verwandt sind. Auch ihre Sprache ist ziemlich kompliziert, sie haben etwa hunderttausend Formen.
Verstehen Sie, warum ich kein Problem habe, die Menschen als Indianer zu bezeichnen? Ich nenne sie immer noch Indianer, aber das bedeutet nicht, dass sie primitive Leute sind. Sie haben fantastische Sprachen – das ist der Unterschied.
Das Verwaltungssystem in der Sprache der Aymara ist überaus erstaunlich. Beim Verb handelt es sich zunächst um eine Wortwurzel, an die je nach Bedarf eine Serie von 23 Suffixen, also Anhängseln, angehängt werden kann. Mithilfe dieser Suffixe können zum Beispiel Verursachung, Richtung, Art und Weise, Bedingung, Zahl, Situation, Negation, Größe, Aspekt (ob punktuell oder durativ), Zeit, Subjekt und Intensität ausgedrückt werden.
Am besten ein Beispiel: Es bedeutet „Ich veranlasse, dass er durch dich benachrichtigt wird, wenn ich hierher komme“. Das geht so nicht direkt. „Avist“ ist die Wortwurzel und bedeutet die Handlung „benachrichtigen“. Dann folgt „ta“, das ausdrückt, dass die Handlung momentan, also punktuell, nicht fortlaufend ist. „Ja“ ist ein Kausativmorphem und zeigt an, dass das Subjekt „ich“ die Handlung durch einen anderen ausführen lässt. Daher wird das auf Deutsch umschrieben mit: „Ich veranlasse das eher durch dich“.
Angehängt kommt „Nie waia“: „Nie“ bedeutet gegen den Ort hin, wo der Satz gesprochen wird, übersetzt mit „hierher“. „Waia“ bedeutet „auf dem Weg“, im Deutschen übersetzt mit „wenn ich hierher komme“.
Aber es geht noch weiter: „Rappi“ ist ein Benefaktiv und drückt aus, dass die Handlung zum Guten eines anderen ausgeführt wird. Das übersetzt man im Deutschen meist nicht mit. Der nächste Wortteil zeigt an, dass mehrere Personen an der Handlung beteiligt sind – das darf man nicht weglassen! Am Schluss steht noch die erste Person Singular.
Es geht um eine zukünftige Handlung: „ma“ ist eine Kombination der Pronomen „ich“ und „du“ zusammen, und „wa“ drückt die Intensität der Handlung aus. Das haben wir bei der Übersetzung natürlich weggelassen.
Jetzt lernen wir: Es ist praktisch unmöglich, dass ein Europäer eine Indianersprache nur durch Hören lernen kann. Es gibt zwar Genies, aber das ist völlig ungewöhnlich.
Kommen wir nun zur Vintu-Sprache in Kalifornien, typisch für die Kalmai-Indianer, wie Winnetou. Bei ihren Verben gibt es eine spezielle Form, die ausdrückt, dass das, was gesagt wird, vom Hörensagen stammt – sie haben es nicht selbst gesehen. Sie können eine andere Form verwenden, die zeigt, dass sie es selbst gesehen haben. Außerdem können sie ausdrücken, dass es eine Schlussfolgerung war, also nicht gesehen oder erlebt, sondern überlegt. Dabei gibt es drei Stufen von Plausibilität.
Wenn unsere Journalisten so schreiben würden, wüssten wir, ob sie etwas selbst gesehen haben oder ob es nur ihre Schlussfolgerung ist. Und sie müssten noch angeben, ob sie die Schlussfolgerung für sehr gut oder weniger gut halten. Auch für Ehepaare ist das eine wunderbare Sprache, nicht wahr?
Die Tatsache, dass viele angeborene Sprachen eine so extrem komplizierte und für die Linguistik schwer zu entschlüsselnde Struktur besitzen, wurde von den Amerikanern für strategische Zwecke genutzt. Im Ersten Weltkrieg verwendeten sie die Sprache der Comanche-Indianer als Geheimcode – die sogenannten Code Talkers.
Man sprach die Botschaft auf Englisch, daneben sagte ein Indianer dasselbe auf Comanche. Die Botschaft wurde weitergeleitet und am anderen Ort wieder ein Comanche sprach sie aus und bestätigte das Verständnis auf Englisch. Dieser Code wurde im Krieg nie geknackt.
Hier sieht man auf dem Bild einen dieser Comanche Code Talker, Charles Dschibiti. Niemand in Deutschland konnte diese Sprache während des Ersten Weltkrieges lernen. Das System funktionierte.
Im Zweiten Weltkrieg setzten die Amerikaner diese Methode weiter ein. So wurden auch die Sprachen der Zschopäuer, Hopi und Navajo-Indianer erfolgreich verwendet. Der Code wurde nie geknackt, Hitler verstand ihn nicht.
Nun gehen wir nach Afrika, zu den Bantu-Sprachen. Im 19. Jahrhundert wurden sie von Evolutionisten als „ganz primitive“ Sprachen angesehen. Aber dort gibt es nicht nur männlich und weiblich, sondern bis zu zwanzig Klassen bei Nomen.
Das ist Gender. Gender darf man nicht mit Sex verwechseln. Auf Englisch spricht man von Gender. Wir sagen auf Schweizerdeutsch mit Überzeugung „der Butter“. Und viele sind schockiert und sagen: „Nein, man sagt die Butter, nicht der Butter.“ Schweizer sagen dann: „Reich mir den Butter rüber“, wenn sie in Deutschland zu Besuch sind. Dort heißt es dann: „Nein, sag bitte die Butter!“
Warum? Ist Butter weiblich? Nein, das ist Gender, eine grammatikalische Kategorie. Natürlich sagen wir „die Frau“, und dort ist es nicht nur Gender, sondern auch biologisches Geschlecht. Aber wir sagen auch „das Fräulein“ und wissen, dass es biologisch weiblich ist – hier ist es nur grammatikalisches Gender. Das war früher für uns alle klar, als wir noch mit Sprachen arbeiteten. Heute wird das oft missverstanden.
Das Verbalsystem in den Bantu-Sprachen ist äußerst differenziert und komplex. Ein Beispiel: Aus Ilamba, einer Sprache in Tansania, stammt der Satz „Kento, Keako, Keakoe, Kekolo, Kemo, Kiamikela, Enomba“. Das heißt: „Seine große Sache ist größer als ein Haus“, wörtlich: Sache, seine, groß, eine ist größer als ein Haus.
Nun sage ich einen anderen Satz: „Locani“ – das beginnt also nicht mit „Kento“ (Sache), sondern mit „Locani“. Dann heißt „sein“ nicht „Keakoe“, sondern „Loakoe“. Das muss sich an das Wort anpassen. „Groß“ sagt man dann nicht „Kekolu“, sondern „Locolu“. Und „ein“ oder „eine“ heißt nicht „Kemoe“, sondern „Lomoe“, wenn das Wort „Locani“ vorne steht.
Alles muss übereinstimmen mit der Klasse, einer von zwanzig Klassen. Also: „Lokani la koe, lo kolo, lo moe, lo auke la ota“ – sein großes Wort, also sein mächtiges Wort, ist größer als ein Bogen, stärker als ein Bogen.
Die Erforschung der angeborenen Sprachen weltweit ist sehr umfangreich. Heute kennen wir durch die Bibelübersetzung besonders viele Sprachen. Die Bibel ist in Tausenden von Sprachen übersetzt.
Wir müssen sagen: Es gibt keine primitiven Sprachen auf der ganzen Welt. Ein Stamm kann in einer Steinzeitkultur leben, aber die Sprache ist hoch entwickelt – nur wissen sie das oft nicht. Wenn dann der Bibelübersetzer, der Missionar, die Bibel übersetzt, fragen die Menschen: „Kann man die Bibel in unserer Sprache übersetzen?“ Die Antwort lautet: „Ja, natürlich, und die Sprache ist fantastisch.“ Sie haben sogar Möglichkeiten, Dinge auszudrücken, die wir in unseren Sprachen gar nicht können.
Dann sagen sie: „Oh, ach so, dann sind wir auch richtige Menschen.“ Ja, natürlich, nicht nur ein bisschen.
Das Ergebnis ist klar: Die eingeborenen Sprachen sind nicht primitiv. Die Bibel braucht keine primitiven Sprachen. Die Evolutionslehre hat behauptet, sie seien primitiv – das ist falsch. Das zweite Urteil: Null Punkte, zwei Punkte.
Jetzt muss ich aber schnell machen, ich habe noch drei Minuten. Es geht um Sprachgeschichte, und es gibt Sprachen, die wir über Jahrtausende kennen. Ägyptisch, säkular datiert, die ältesten Inschriften – also die allerältesten – habe ich vorhin mit etwa 2900 Jahren angegeben. Aber insgesamt wird das Ägyptische auf etwa fünftausend Jahre datiert.
Akkadisch, also Babylonisch, kann man mit Keilschrifttexten über etwa 2600 Jahre verfolgen, bis ungefähr 70 nach Christus. Aramäisch reicht über dreitausend Jahre zurück, Arabisch etwa 2500 Jahre. Was ist da passiert? Das Gleiche wie bei den indoeuropäischen Sprachen. Wir können indoarische Sprachen, also von Sanskrit bis Hindi heute, über 3000 bis 3500 Jahre verfolgen. Griechisch etwa 3400 Jahre, Latein und die romanischen Sprachen wie Spanisch und Italienisch über 2700 Jahre, Englisch 1300 Jahre, Deutsch ebenfalls 1300 Jahre. Und überall ist das Gleiche zu beobachten: Formzerfall.
Im Altägyptischen fallen Formen weg, im Akkadischen ebenso. In der Zeit von Nebukadnezar, in den Inschriften, merkt man, dass die Leute nicht mehr richtig mit den Fällen umgehen können und Fehler beim Schreiben machen – im Sinne von: Kennst du den Akkusativ nicht? Das müsste einen schaudern, aber es schaudert nicht mehr alle.
Auch im Kanonischen sieht man über Jahrtausende, wie Formen zerfallen. Aramäische Formen zerfallen, Arabisch ebenso. Im Altarabischen zum Beispiel haben wir gesagt: Rajulu, der Mann; Rajuli, des Mannes; Rajula, den Mann. Heute sagt man al-Rajul, Rajul, Rajul – die Formen fallen einfach weg.
Das ist auch im Griechischen so. Das Neugriechische hat viel weniger Formen als das Altgriechische. Überall gehen Formen verloren.
Jetzt zeige ich noch ein Beispiel Lateinisch. Wir mussten lernen, also ein zwölfjähriger Junge: Amicus heißt der Freund. Aber des Freundes sagt man Amici, dem Freund Amico, den Freund Amicum, O Freund Amice, durch den Freund Amico. Im Plural: Amici, die Freunde; Amicorum, der Freunde; Amicis, Amicos, Amici, Amicis. Zwölf Formen mussten wir auswendig lernen. Das lateinische Verbalsystem, die Tätigkeitswörter, hat 170 Formen. Im Französischen sind es noch etwa 40, zum Beispiel sind alle Passivformen wie „ich werde gewaschen“ weggefallen. Jetzt muss man das mit avoir und être umschreiben – von 170 auf 40.
Im modernen Englisch sagen wir im Nominativ „stone“ und im Genitiv „des Steines“ ebenfalls „stone“, Dativ „stone“, Akkusativ „stone“ und in der Mehrzahl „stones“. Der Genitiv der Steine ist ebenfalls „stones“. Vor tausend Jahren sagte man „stain“, der Stein; „staines“, des Steines; „stähne“, dem Steine. Merkt ihr das „e“? „Stähne“, dem Steine, „stähn“ und dann im Plural „stähnem“, „stähne“, „stähnem“, „stähnes“ – alles weggefallen. Englisch ist heute viel einfacher.
Auch beim Verb: „I help“, „you help“, aber aufgepasst: „he helps“. Wir helfen, Sie helfen, Sie helfen. Im Altenglischen war es etwas reicher: „Ich helfe“, „du hilfst“, „he helpeth“, „we helpeth“.
Das ist dem Deutschen näher: „Ich helfe“, „ich helfe“, „du hilfst“, „du hilfst“. Aber im Deutschen war es so, dass wir heute sagen „Tag“, „des Tages“, „Tag“. Im Althochdeutschen gab es „Tage“ als Plural und Akkusativ „Tag“, aber es gab noch einen Instrumental: „mittels des Tages“, „Tagu“. Das kennt heute niemand mehr. In der Mehrzahl hieß es nicht einfach nur „Tage“, sondern „Taga“, „Tago“, „Tagum“, „Taga“. Das klingt fast wie Latein.
Heute sagen wir: „Ich gebe“, „du gibst“, „er gibt“, „wir geben“, „ihr gebt“, „sie geben“. Im Althochdeutschen brauchte man das „ich“ nicht zu sagen, das war sowieso klar. „Gibu“ heißt „ich gebe“, „gibis“ „du gibst“, „gibit“, „gebames“, „gebet“, „geband“. Das erinnert richtig an Lateinisch. Man merkt, es ist eben verwandt. Je weiter wir zurückgehen, desto mehr sieht man die Verwandtschaft.
Jetzt noch etwas aus der Schweiz. Hier sehen Sie einen der wunderbaren Berge der Welt, die Eigernordwand. Sie ist gefährlich. Auf den Arad können Sie hoch, der ist nicht gefährlich, aber der Eiger ist es.
In der Region Interlaken hatte man im 19. Jahrhundert noch ein Präteritum. Da sagte man „Iwas“, das gibt es heute nicht mehr. Sie können dort nach Interlaken gehen und den Leuten sagen: „Ich was“ – sie sprechen wie Redeteerer Englisch. „I was“ kennen sie gar nicht mehr. Oder „er ging fort“ – das gibt es heute nicht mehr. Alle Präteritumformen sind weggefallen, wie im Afrikaans. Wenn man Holländisch kann, versteht man gleich Afrikaans. Es ist fast dasselbe, nur keine Zweisprachen. Dort muss man einfach die Präteritumformen weglassen. Alles ist weggefallen im Afrikaans.
Nun kommen wir zum Ergebnis: Die Bibel wird bestätigt, auch durch die Sprachgeschichte. Eben da, wo der Mensch nicht kreativ ist, haben wir Zerfall. Da, wo der Mensch kreativ ist, sehen wir, dass neue Wörter erfunden werden. Auf der Syntaxebene wird kreativ gearbeitet, zum Beispiel die Continuous-Form im Englischen: „He was reading when the telephone rang.“ Das ist fantastisch – er war am Lesen, also durativ, als das Telefon läutete, punktuell.
Das ist eine Bereicherung auf der Syntaxebene. Das gab es im Altenglischen nicht, aber im Modernenglisch. Man hat keine neuen Formen erfunden, sondern es einfach schön umschrieben. Wir können das im Deutschen auch umschreiben: „Er war am Schreiben, als das Telefon läutete.“ Durativ, und das wird dann punktuell verstanden.
Und nun möchte ich schließen mit dem Hinweis: Ist es nicht wunderbar? Die Bibel hat Recht. Die Evolutionslehre hat nicht Recht.
Es ist so: Wenn man durch Deduktion eine Theorie widerlegen kann, dann muss man sie in den Abfalleimer, in die Mülltonne tun und entsorgen. Wenn eine Theorie oder eine Anschauung jedoch stimmt und durch Deduktion bestätigt wird, dann muss man weiter daran arbeiten.
Also, wir tun das in die Mülltonne. Danke.
Wir fahren weiter und staunen über die Sprachen. Jeden Tag, wenn wir sprechen, erinnert uns das daran: Es gibt einen Schöpfer. Dieser Schöpfer hat uns ein Buch gegeben mit fünf Ebenen des Codesystems – die Heilige Schrift.
Gott ist ein Gott, der zu uns sprechen will. Wer mehr darüber erfahren will, findet in diesem Buch Erklärungen.
Herkunft und Entwicklung der Sprachen, Linguistik kontra Evolution.
Danke.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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