Ich möchte alle herzlich begrüßen, besonders diejenigen, die heute Nachmittag neu dazugestoßen sind, und natürlich auch alle, die uns über den Livestream zugeschaltet sind.
Wir kommen heute Nachmittag zum zweiten Teil unserer Betrachtung von Zacharia. Beim letzten Mal haben wir hier in Rickenbach die Kapitel 1 und 2 von Zacharia behandelt, zusammen mit einer allgemeinen Einführung in dieses Prophetenbuch. Diese Einführung möchte ich heute nicht wiederholen. Deshalb habe ich in kleiner Schrift auf dem Skript einige Punkte der Einleitung nochmals abgedruckt.
Das große Thema des Buchs Zacharia sind Gottes tröstliche Zukunftsabsichten für die Stadt Jerusalem. Diese Stadt musste in der Vergangenheit viel leiden und wird heute von vielen Nationen bedrängt. Dennoch hat Gott wunderbare Pläne mit Jerusalem.
Wir haben gesehen, dass das Buch Zacharia in zwei große Teile gegliedert ist. Im ersten Teil, den Kapiteln 1 bis 8, finden wir in den Kapiteln 1 bis 6 acht Nachtgesichte, also acht Träume, die der Prophet von Gott empfangen hat. Dort haben wir bereits die ersten drei Nachtgesichte in den Kapiteln 1 und 2 betrachtet.
Jetzt kommen wir zu Kapitel 3, dem vierten Nachtgesicht. Ich lese aus meiner eigenen Übersetzung der kleinen Propheten. Diese Übersetzung habe ich auf dem Skript mit abgegeben. Sie befindet sich auf Seite 4. Wir schauen also parallel Seite 4, 5 und so weiter an, zusammen mit den Notizen, die ich auf den Seiten 1 bis 3 stichwortartig zusammengestellt habe.
Reinigung und Vertretung des Hohenpriesters
Das vierte Nachtgesicht behandelt das Thema der Reinigung des Hohenpriesters. Es findet sich in Kapitel 3, Verse 1 bis 10.
Und er ließ mich Jehoshua, den Hohenpriester, sehen, wie er vor dem Engel des Herrn stand. Satan stand zu seiner Rechten, um ihn anzuklagen. Der Herr sprach zu Satan: „Der Herr soll dich schelten, Satan! Ja, der Herr soll dich schelten, der Erwähler Jerusalems! Ist dieser nicht etwa ein Brandscheit, herausgerettet aus dem Feuer?“
Jehoshua war mit schmutzigen Kleidern bekleidet. Da hob man an und sprach zu denen, die vor ihm standen: „Schafft die schmutzigen Kleider von ihm weg!“ Dann sprach der Herr zu Jehoshua: „Siehe, ich habe deine Schuld vergeben und kleide dich in Feierkleider.“
Ich sprach: „Man setze einen reinen Kopfbund auf sein Haupt!“ Sie setzten ihm den reinen Kopfbund auf und zogen ihm Kleider an. Der Engel des Herrn stand dabei und bezeugte Jehoshua, indem er sprach:
„So spricht der Herr der Heerscharen: Wenn du auf meinen Wegen wandelst und meine Anordnungen beobachtest, so sollst du sowohl mein Haus regieren als auch meine Vorhöfe behüten. Ich gebe dir Wege unter denen, die dastehen.
Höre doch, Jehoshua, du Hoherpriester, du und deine Genossen, die vor dir sitzen! Denn sie sind Männer der Vorbedeutung. Siehe, ich will meinen Knecht Spross kommen lassen. Siehe, der Stein, den ich vor Jehoshua gelegt habe, auf diesen Stein sind sieben Augen gerichtet.
Siehe, ich will seine Inschrift anfertigen: Spruch des Herrn der Heerscharen. Und ich will an einem Tag die Schuld dieses Landes hinwegnehmen. An jenem Tag, spricht der Herr der Heerscharen, wird der eine den anderen unter den Weinstock und unter den Feigenbaum einladen.“
Bedeutung der Übersetzung und poetischer Aufbau
In dieser Übersetzung der kleinen Propheten habe ich darauf geachtet, dass sie noch etwas wörtlicher ist als die Alte Elberfelder. Außerdem habe ich darauf geachtet, dass die poetischen Verszeilen drucktechnisch als solche sichtbar sind.
Der Großteil des Textes in den zwölf kleinen Propheten ist poetisch. Das bedeutet, dass der hebräische Text in poetischen Verszeilen aufgebaut ist. In den meisten Bibelausgaben wird das jedoch nicht so gedruckt, dass die Verszeilen sichtbar sind. Das spart natürlich Platz, denn sonst wären die Bibeln noch dicker.
Man muss bedenken: Ein Drittel des Alten Testaments ist poetisch. Wenn man diesen Teil so drucken möchte, dass die Verszeilen immer sichtbar sind, würde das die Bibeln deutlich dicker machen. Deshalb wird das oft weggelassen. Aber es ist sehr wichtig, zu erkennen, wo die Verszeilen beginnen und wo sie enden, um den Text richtig zu verstehen.
Wenn man ein wenig Gefühl dafür entwickelt, kann man das auch selbst erkennen. Doch man braucht wirklich Anleitung, bis man so weit ist, dass man das beim Lesen sofort merkt.
So habe ich das hier versucht klarzumachen: In den Versen 1 bis 6a ist alles eigentlich noch Prosa. Darum ist der Text einfach durchgehend geschrieben. Danach, dort wo es heißt: „So spricht der Herr der Heerscharen: Wenn du auf meinen Wegen wandelst“, ist der Text poetisch, also wie ein Gedicht auf Hebräisch.
Historischer Hintergrund und Namensbedeutung
Nun beschreibt der Prophet, dass er im Traum den damaligen Hohen Priester Jehoshua sieht. Im hebräischen Text heißt er hier Jehoshua. Wenn man jedoch im Buch Esra liest, wo er zusammen mit den Propheten Sacharja und Haggai erwähnt wird, findet sich die Kurzform seines Namens. Zum Beispiel in Esra 5 wird er einfach Jeshua genannt. Jeshua ist also dasselbe wie Jehoshua, was „Der Ewige ist Retter“ bedeutet. Die Kurzform Jeshua hat denselben Sinn.
Wir wissen, dass dies später die bekannte Form des Namens des Messias ist. „Jesus“ ist die griechische Aussprache dieser hebräischen Kurzform Jeshua. Dies wird jedoch erst später im Text von Bedeutung sein.
Dieser erste Hohe Priester Jeshua oder Jehoshua war der erste Hohe Priester im Zweiten Tempel. Dieser Tempel entstand nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft, die 539 v. Chr. endete. Nach der Rückkehr begann man sofort mit dem Wiederaufbau des zerstörten salomonischen Tempels. So entstand der Zweite Tempel.
Dieser erste Hohe Priester war ein treuer Mann und vertrat als solcher das damalige Volk Israel. Aus der Gefangenschaft in Babylon kehrten, wie wir im Buch Esra erfahren (Kapitel 1 und 2), etwa 42 Männer zurück, um den Gottesdienst wieder aufzubauen. Wenn man die Frauen dazurechnet, kommt man auf rund 80.000 Menschen. Rechnet man noch die Kinder hinzu, sind es bald 150.000 bis 200.000, die damals ins Land zurückgekehrt waren.
Dieser Überrest war ein Teil eines Volkes, das in früheren Zeiten mehrere Millionen umfasste. Sie waren von verschiedenen Feinden umgeben, die sie bedrängten und am Wiederaufbau des Tempels hindern wollten. Später versuchten sie auch, sie beim Wiederaufbau der Stadtmauern Jerusalems zu behindern, wie wir im Buch Nehemia erfahren. Doch hier geht es noch nicht um die Stadt, sondern um den Tempel.
Dieser Überrest, der zurückgekehrt war, fühlte sich schwach und sah sich vor riesigen Problemen stehen, wie wir aus Esra 1 und den folgenden Kapiteln erfahren. Dieser Überrest wurde durch den Hohen Priester repräsentiert. Der Hohe Priester war der Vertreter des Volkes Israel vor Gott.
Besonders deutlich wird das in seiner Aufgabe am Jom Kippur, dem großen Versöhnungstag. An diesem Tag musste der Hohe Priester mit einem Opfer ins Allerheiligste hineingehen. Dabei erschien er als Vertreter des Volkes Israel.
Am Jom Kippur musste der Hohe Priester auch die gesamte Schuld des Volkes Israel aus dem vergangenen Jahr bekennen und diese durch Handauflegung symbolisch auf den Sündenbock übertragen. So versteht man, dass der Hohe Priester der Vertreter des Volkes Israel war.
Gerichtsszene und die Rolle des Engels des Herrn
Und nun sieht Zacharja den Hohenpriester vor dem Engel des Herrn (Vers 1), und der Satan ist da, um ihn anzuklagen. Der Engel des Herrn ruft dann gewissermaßen den Herrn an und sagt: „Der Herr soll dich schelten, Satan!“ Was für eine Situation haben wir hier? Wir stehen gewissermaßen vor dem Gerichtsthron Gottes. Der Satan steht auf der rechten Seite des Hohenpriesters und klagt ihn an. Und er hat offensichtlich Grund dazu.
Denn wir haben gesehen, in Vers 3 heißt es: „Und Jehoshua war mit schmutzigen Kleidern bekleidet.“ Das Volk war ein unwürdiges Volk. Der Satan hatte also seine Gründe, um Israel, dargestellt durch den Hohenpriester, vor Gott anzuklagen. Da gibt es einen Advokaten. Der Engel des Herrn setzt sich für Jehoshua ein und damit auch für Israel und spricht seine Sache gut.
Jetzt müssen wir genauer hinschauen. Zu Vers 1 habe ich im Skript ein paar Bemerkungen gemacht. Der Ausdruck „der Engel des Herrn“, auf Hebräisch Malach Adonai, ist wichtig, dass man ihn gut definiert. Malach heißt auf Hebräisch „Engel“ und kann diese von Gott geschaffenen dienstbaren Geister bezeichnen. Aber Malach ist viel weiter gefasst. Das Wort ist das ganz normale Wort für „Bote“. Ein Beispiel ist 2. Könige 1, dort wird von Boten des Königs von Israel gesprochen, und diese Boten werden „Malach“ genannt, das heißt einfach jemand, der gesendet ist, jemand, der geschickt wird.
Wenn wir das Wort „Engel“ hören, denken wir gerade an Engel, an dienstbare Geister. Jetzt ist es also fraglich, was wir hier unter „dem Engel des Herrn“ verstehen sollen.
Ganz wichtig ist, dass man korrekt übersetzt: Es darf nicht heißen „ein Engel des Herrn“, sondern „der Engel des Herrn“. Malach Adonai – für Adonai stehen natürlich im Hebräischen die vier Konsonanten JHWH, das ist der unaussprechliche Name Gottes, Yahweh, der Ewigseiende, der Unwandelbare. In der Synagoge spricht man diesen Namen aus Ehrfurcht nicht aus, sondern ersetzt ihn durch „Adonai“, Herr.
Darum habe ich auch hier im Skript immer, wo Yahweh steht, „Herr“ mit großen Buchstaben gesetzt, so wie es in der Synagoge üblich ist und im Neuen Testament auch. Wenn im Neuen Testament aus dem Alten Testament zitiert wird, wo der Eigenname Gottes, Yahweh, vorkommt, steht an vielen Stellen „Kyrios“, Herr. Das entspricht der Lesung in der Synagoge „Adonai“. Der Heilige Geist bestätigt also, dass es korrekt ist, so auf würdige Art vom Ewigen zu sprechen. Deshalb habe ich das hier mit Großbuchstaben angegeben.
Nur noch nebenbei: Der Name Yahweh wurde zwar in der Synagoge beim Vorlesen der Bibel nicht ausgesprochen, aber jeden Tag, wenn die Priester das Volk im Tempel segneten im Zusammenhang mit dem Morgenbrandopfer, sprachen sie den Namen Yahweh aus, wie in 4. Mose 6, „Der Herr segne dich und behüte dich“. Das geschah im Tempel bis zum Jahr 70, als der Tempel zerstört wurde.
Der Hohepriester musste am Jom Kippur – so war es üblich – bei insgesamt zehn Gelegenheiten während seiner verschiedenen Aufgaben den Namen Yahwehs aussprechen. Bis zum Jahr 70 war es also im Judentum üblich, den Namen zu besonderen Anlässen so auszusprechen.
Der lange Rede kurzer Sinn: Warum heißt es nicht „ein Engel des Herrn“, sondern „der Engel des Herrn“? Es steht ja kein Artikel vor „Engel“. Der Artikel wäre „ha-Malach“, aber es steht einfach „Malach Adonai“. Im Hebräischen ist es so, dass wenn ein Hauptwort vor einem Eigennamen steht, das Hauptwort ohne Artikel bestimmt ist. Man darf also nicht übersetzen mit „ein Engel des Herrn“, sondern „Malach Adonai“ ist „der Engel des Herrn“.
Das ist ganz wichtig: Diese Person kommt im Alten Testament immer wieder vor. Das erste Mal in 1. Mose 16, in der Geschichte mit Hagar, die Hals über Kopf aus prekären familiären Problemen in die Wüste geflohen war. Dort begegnete ihr der Engel des Herrn (1. Mose 16, Vers 7).
Der Engel des Herrn fand sie an einer Wasserquelle in der Wüste, an der Quelle auf dem Weg nach Sur. Das ist nicht bei Aarau; Sur ist ein Ort in der Negev-Wüste. Der Engel des Herrn begegnet ihr dort.
Ich lese noch ein Stück weiter: Er sprach zu Hagar: „Magsareis, woher kommst du und wohin gehst du?“ Das sind zwei der wichtigsten Fragen Gottes an uns: Woher kommst du? Wohin gehst du? Sie hätte sagen müssen: „Aus riesigen Problemen, und ich weiß auch nicht, was aus mir werden soll.“ Darum fragt er.
Diese göttliche Frage ist so wichtig: Woher kommst du und wohin gehst du? Das Evangelium kam in den frühen Jahrhunderten nach England. Dort sagten die Heiden zu den Missionaren, die vom Westen hergekommen waren: Als wir versammelt waren in einem Raum, die Fackeln brannten, das Fenster war geöffnet, die Nacht war dunkel, da kam ein Vogel herein, schwirrte umher im Saal und ging auf der anderen Seite wieder hinaus in die dunkle Nacht. Da sagten die Heiden: „Wir sind genau so wie dieser Vogel, wir wissen nicht, woher wir kommen und wohin wir gehen. Wenn ihr uns diese Fragen beantworten könnt, dann wollen wir Christen werden.“ Das war der Anfang des Christentums auf der britischen Insel.
So fragt der Engel des Herrn Hagar: Woher kommst du und wohin gehst du? Sie antwortet: „Ich fliehe hinweg von meiner Herrin Sarai.“ Der Engel des Herrn sprach zu ihr: „Kehre zu deiner Herrin zurück und demütige dich unter ihre Hände.“ Und der Engel des Herrn sprach zu ihr: „Ich will deinen Samen sehr mehren, dass er nicht gezählt werden soll vor Menge.“
Dann spricht der Engel des Herrn weiter: „Siehe, du bist schwanger und wirst einen Sohn gebären. Du sollst ihm den Namen Ismael geben, Gott hört, denn der Herr hier, Yahweh, hat auf dein Elend gehört. Er wird ein Wildesel von Menschen sein, seine Hand gegen alle und die Hand aller gegen ihn, und angesichts aller seiner Brüder wird er wohnen.“
Da nannte sie den Herrn, der zu ihr redete: „Du bist ein Gott, der sich schauen lässt.“ Warum heißt es hier nicht: „Dann nannte sie den Engel des Herrn, der zu ihr redete“? Jetzt sehen wir: Der Engel des Herrn ist der Herr, ist Yahweh, der Ewigsein, der Unwandelbare, ohne Anfang und ohne Ende.
Die Engel aber sind Gottes Schöpfung, Gottes Werk. Sie haben einen Anfang gehabt. In Kolosser 1, Vers 16 lesen wir, dass Jesus Christus, der Sohn Gottes, die Engel erschaffen hat, die dort Fürstentümer, Gewalten und Throne genannt werden.
Hier aber wird der Engel des Herrn Yahweh genannt, und sie sagt: „Du bist ein Gott, der sich schauen lässt“, Yahweh, der sich offenbart, der sich sichtbar macht.
Aber was heißt jetzt „Engel“, Malach, „Bote“? Er ist von Yahweh gesandt, aber er ist Yahweh. Das ist geheimnisvoll, nicht wahr? Dann müsste es in der Gottheit mehr als eine Person geben. Ja, natürlich.
Das erklärt das Neue Testament ganz detailliert: Der Vater ist Yahweh, der Sohn ist Yahweh, der Heilige Geist, der ewige Geist, ist Yahweh. Das ist alttestamentlich schon geoffenbart, dass in Gott drei Personen sind. Das war im alten Judentum auch bekannt, auch wenn das pharisäische Judentum die Dreieinheitslehre ablehnt.
Ich sage nicht „Dreieinigkeit“, das ist zu schwach. Man ist sich bald einig, nicht immer, aber bald. „Dreieinheit“ geht weiter als Einigkeit. Die Dreieinheitslehre des Neuen Testaments ist im Alten Testament vorgegeben und war im Judentum auch bekannt. Man kann sie aus den rabbinischen Schriften herleiten.
Gerade diese geheimnisvolle Person, der Engel des Herrn, ist ein echtes Problem für alle Rabbiner, die die Dreieinheitslehre ablehnen. Wer ist diese Person? Er ist Yahweh, aber er ist unterschieden von Yahweh. Er ist der Gesandte Yahwehs, aber er ist Yahweh. Der Sohn Gottes im Alten Testament.
Das Neue Testament macht uns klar, dass Gott sich durch seinen Sohn offenbart. Darum sagt der Herr Jesus: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ Wir lesen nicht: „Niemand kommt zum Sohn als nur durch den Vater.“ Gott offenbart sich immer durch den Sohn.
Das ist auch der Grund, warum der Sohn schließlich in diese Welt kam und Mensch wurde: Weil Gott sich sichtbar macht durch den Sohn. Darum hat Hagar erkannt: „Du bist ein Gott, der sich schauen lässt.“ Versteht man das? Gott macht sich sichtbar, und zwar durch den Engel des Herrn – aber das ist Jesus, der Sohn Gottes.
Die Rolle Jesu als Advokat und Verteidiger
Jetzt wird uns klar, was wir in Sacharja 3 im Traum sehen: Joshua mit den schmutzigen Kleidern steht vor dem Sohn Gottes. Auf seiner rechten Seite steht der Satan, der ihn vor Gott, dem Richter, anklagen will.
Aber der Engel des Herrn, man könnte auch sagen der Bote oder Gesandte des Herrn, tritt hier als Advokat im Gericht auf. Er ist derjenige, der den Angeklagten verteidigt.
Ich muss noch erklären, dass das Wort „Satan“ ein hebräisches Wort ist, das wirklich „Ankläger“ bedeutet. Es ist im Hebräischen der technische Ausdruck für einen Ankläger vor Gericht. Wenn hier steht: „Und Satan stand zu seiner Rechten, um ihn anzuklagen“, dann ist das Wort für „anklagen“ im Hebräischen ein Verb, das von „Satan“ abgeleitet ist. Also steht der Ankläger zu seiner Rechten, um ihn anzuklagen – so steht es im hebräischen Text.
Nun wird klar: Der Sohn Gottes ist der Verteidiger. An dieser Stelle könnte jemand fragen: „Sohn Gottes? Wo steht denn schon, dass der Messias der Sohn Gottes sein soll?“ Dann kann man jedem Juden sagen: Schlag mal auf Sprüche 30 auf. Dort sagt Agur in Vers 4:
„Wer ist hinaufgestiegen gen Himmel und herniedergefahren?
Wer hat den Wind in seine Fäuste gesammelt?
Wer hat die Wasser in ein Tuch gebunden?
Wer hat aufgerichtet alle Enden der Erde?
Was ist sein Name und was ist der Name seines Sohnes, wenn du es weißt?“
Hier wird der Schöpfer, Gott der Schöpfer, beschrieben. Dann heißt es: „Was ist sein Name und was ist der Name seines Sohnes?“ „Seines Sohnes“ bedeutet wirklich „sein Sohn“. Wenn ich sagen würde: „Mein Sohn hat gesagt“, geht das nicht, weil ich drei Söhne habe. Ich müsste sagen: „Einer meiner Söhne hat gesagt.“ Aber hier steht: „Was ist der Name seines Sohnes?“ Das bedeutet, er hat nur einen Sohn. „Beno“ heißt nicht „von einem seiner Söhne“.
Die Engel werden ja Söhne Gottes genannt, zum Beispiel in Hiob 1 und 2, die Benei Elohim. Warum? Weil jeder Engel als Unikat direkt von Gott erschaffen wurde. Das ist anders als bei der Menschheit. Gott hat Adam und dann Eva direkt erschaffen. Aber alle Menschen danach sind durch Reproduktion des ersten Ehepaars und der folgenden Generationen entstanden.
Die Engel sind eine direkte, vollumfängliche Schöpfung Gottes. Darum werden sie in der Mehrzahl „Söhne Gottes“ genannt. Aber hier wird gesprochen: „Was ist der Name seines Sohnes?“ Das ist der einzige Sohn, der Sohn aus Johannes 3, Vers 16: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn gab, seinen einzigen Sohn, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“
Das Alte Testament lehrt ganz klar die Dreieinigkeit Gottes und zeigt, dass eine Person in der Gottheit der Sohn ist, der ewige Sohn.
Jetzt sieht man auch: Jesus Christus ist nicht erst durch seine Menschwerdung Sohn Gottes geworden. Natürlich spricht Psalm 2 auch über ihn als Sohn Gottes: „Heute bist du mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“, sagt Gott.
Ja, der Herr Jesus wurde von Gott im Mutterleib der Maria gezeugt und ist so als Mensch Gottes Sohn. Aber der Herr Jesus ist in zwei Hinsichten Gottes Sohn: als Mensch durch göttliche Zeugung und in seiner Gottheit von Ewigkeit her Sohn.
Das ist eben dieser Sohn, der schon vor seiner Menschwerdung in Sprüche 30 erwähnt wird, wo alttestamentlich gefragt wird: „Was ist sein Name und was ist der Name seines Sohnes?“ Das ist der ewige Sohn.
Übrigens sagt Jesus in Johannes 16, Vers 27: „Ich bin von dem Vater ausgegangen und in die Welt gekommen.“ Er ist nicht von Gott ausgegangen, der dann sein Vater durch die Zeugung wurde, sondern er ist von dem Vater ausgegangen und in die Welt gekommen. Er war schon vor seiner Menschwerdung der Sohn Gottes, weil er der ewige Sohn ist.
Dieser ewige Sohn ist unser Advokat. Schlagen wir auf 1. Johannes 2, Vers 1 nach:
„Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand gesündigt hat, so haben wir einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten.“
Er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein für unsere, sondern auch für die ganze Welt.
Hier wird der Herr Jesus als Sachwalter bei dem Vater genannt. „Sachwalter“ ist ein älteres Wort im Deutschen für Advokat oder man könnte auch „Fürsprecher“ übersetzen. Das griechische Wort meint einen Advokaten, der sich im Gericht für den Angeklagten einsetzt.
Was macht ein Advokat? Was ist ein Advokat? Es ist eine Person, die sich für eine andere Person so stark einsetzt, als wäre sie die andere Person selbst.
Der Unterschied: Der Advokat kennt das Gesetz durch und durch. Er sieht alle rechtlichen Gründe, die man zum Schutz des Mandanten vorbringen könnte.
Wenn hier gesagt wird, wir haben einen Advokaten bei dem Vater, heißt das, dass der Herr Jesus sich für die Gläubigen so einsetzt, als wäre er sie selbst, um ihre Sache gut zu sprechen.
Aber was soll bei uns gut gesprochen werden, wenn wir gesündigt haben? Johannes sagt: Ich schreibe diesen Brief, damit ihr nicht sündigt, damit wir kein Leben in der Sünde führen.
Dann sagt er: „Und wenn jemand gesündigt hat.“ Es ist übrigens hier die punktuelle Form, „wenn jemand da und dort sündigt“, also nicht als Lebensstil.
Man kann es so sagen: Vor unserer Bekehrung haben wir gesündigt, das war fahrplanmäßig. Als Gläubige müssten wir sagen: Jedes Mal ist es ein Zugunglück. Es ist krass ausgedrückt, nicht wahr?
Ich will nicht andeuten, dass Sünde in unserem Leben so selten vorkommt, alle fünf Jahre mal. Nein, wir wissen die Wahrheit von Jakobus 3, Vers 1: „Seid nicht viele Lehrer, Brüder, denn wir alle straucheln oft.“
Aber wir sollten Sünde nie als etwas betrachten, das einfach so passiert. Nein, das ist der Grund, warum Johannes sich so sorgfältig ausdrückt.
Er sagt: „Ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand gesündigt hat.“ Er sagt nicht: „Ja, das ist ja normal und fahrplanmäßig.“
Er sagt: „Wenn jemand gesündigt hat.“ Ein wahrer Gläubiger erweist sich als solcher, wenn er in jedem Moment, in dem Sünde ins Leben kommt, tief traurig wird und nicht einfach darüber hinweggehen kann.
Wenn man das so erlebt, darf man das als klares Zeichen werten, dass man wiedergeboren ist und neues Leben hat.
Dann sagt Johannes weiter: „Wenn jemand gesündigt hat.“ Wir sehen, er macht den Satz nicht weiter.
Ein angebrochener Satz: „Wir haben einen Sachwalter, einen Advokaten, bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten.“
Siebenmal wird der Herr Jesus im Neuen Testament „der Gerechte“ genannt, zum Beispiel auch in der Passionsgeschichte. Dort schickt Frau Pilatus jemanden zu ihrem Mann. Der Prozess läuft, und sie sagt: „Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten, denn viel habe ich um seinen Willen im Traum gelitten.“
Das war eine Meldung von Frau Pilatus. Sie wusste: „Das ist ein Gerechter.“ Ja, er ist der Gerechte.
Johannes fügt hinzu: „Und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein für unsere, sondern für die ganze Welt.“
Erklärung des Begriffs Sühnung
Was heißt Sühnung? Das ist ein schwieriges Wort. Es gibt viele wichtige Schlüsselwörter in der Bibel, doch oft sind diese Begriffe nicht klar. Deshalb ist es in der biblischen Lehre wichtig, solche Begriffe immer wieder zu klären: Was heißt Rechtfertigung? Was heißt Sühnung? Was heißt Versöhnung? Diese Begriffe sind nicht dasselbe.
Sühnung möchte ich erklären. Sühnung bedeutet die Stillung des Zorns. Das griechische Wort Hilasmos bedeutet genau das: die Stillung des Zorns. Er hat den Zorn Gottes gestillt.
Nun will ich erklären, was Sühnung im Hebräischen bedeutet. Die bisherige Erklärung bezog sich auf das griechische Wort. Im Hebräischen heißt es Kippur oder Kippurim. Das kennen wir aus 3. Mose 16, dem Yom Kippur, dem Tag der Sühnung – nicht einfach der Versöhnung.
Kippur kommt von der Wurzel Kafar, was „bedecken“ oder „zudecken“ bedeutet. Das heißt: Das stellvertretende Opfer am Yom Kippur bedeckt den Sünder. Es wird selbst vom Zorn Gottes gegen die Sünde getroffen. Derjenige, der den Zorn eigentlich verdient hat, wird dadurch verschont und zugedeckt.
So sehen wir, dass das alttestamentliche und das neutestamentliche Wort wunderbar zusammenpassen. Ich war am Yom Kippur. Dort musste der Bock für das Volk geschlachtet werden, und ein zweiter Bock wurde in die Wüste geschickt. Er wurde mit der Sünde beladen, um dort zu sterben. Der Bock war unschuldig, denn eigentlich hat Israel den Tod verdient. Doch der Bock deckt Israel gewissermaßen zu, und das verdiente Gericht eines heiligen Gottes trifft den, der zudeckt.
Deshalb sagt Johannes: Wir haben einen Advokaten beim Vater, Jesus Christus, den Gerechten. Er ist die Sühnung für unsere Sünden. Durch seinen Tod am Kreuz hat er alles gut gemacht. Dort hat er den Zorn Gottes über die Sünde erlitten – und zwar nicht nur die Sünden bis zur Bekehrung.
Wie war Jesus vom Zorn Gottes getroffen? Während der drei Stunden Finsternis am Kreuz rief er aus: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Gott musste ihn verlassen, als er der Sündenträger war. Sein Zorn traf ihn, wie es in Jesaja 53,10 heißt: Es gefiel dem Herrn, ihn zu zerschlagen, und er ließ ihn leiden.
Da hatte Jesus den Zorn Gottes erlitten. Am Schluss konnte er sagen: „Es ist vollbracht.“ Gott richtete damit nicht nur meine Sünden bis zur Bekehrung – damals gab es mich ja noch gar nicht. Ich war wirklich im Jahr 32 ein Nichts. Ich erinnere mich, wie ich als kleines Kind meine Mutter fragte: „Wo war ich vor meiner Geburt?“ Sie erklärte mir: „Du warst ein Nichts.“ Das klang für mich wie „Nudel“, aber sie meinte „Nütteli“ – du gabst es nicht.
Trotzdem hat Gott in seiner Vorkenntnis meine Sünden an Jesus gerichtet. Nicht nur die bis zur Bekehrung, sondern auch die bis heute und bis an mein Lebensende. Er hat wirklich alles gut gemacht.
Darum heißt es in Hebräer 10: Mit einem Opfer hat er für immer die vollkommen gemacht, die geheiligt werden. Das betrifft diejenigen, die im Alltag im Heiligungsprozess Fortschritte machen. Aber sie sind in Christus vollkommen. Das Werk ist abgeschlossen. Er hat das ganze Problem gelöst.
Jetzt stellen wir uns vor, wir haben einen Advokaten, der sagen kann: „Was ist mit der Anklage? Alles ist geregelt. Vor Gott ist alles geregelt.“
Schlagen wir auf in Offenbarung 12. Dort werden wir versetzt in die Zeit nach der Entrückung, und zwar gerade bevor die große Drangsal beginnt – die letzten dreieinhalb Jahre vor der Wiederkunft Jesu als Richter.
Ich lese in Offenbarung 12, Vers 7: „Und es entstand ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen.“ Der Drache wird in den Versen davor erklärt als der Teufel und Satan. Das wird in den Versen danach nochmals bestätigt.
Weiter lesen wir: „Und der Drache kämpfte und seine Engel, aber sie siegten nicht. Ihre Stätte wurde nicht mehr im Himmel gefunden. Und der große Drache, die alte Schlange, die auch Teufel und Satan genannt wird, der die ganze Erde verführt, wurde auf die Erde geworfen. Seine Engel wurden mit ihm hinabgeworfen.“
Dann höre ich eine laute Stimme im Himmel sagen: „Nun ist das Heil und die Macht und das Reich unseres Gottes und die Gewalt seines Christus gekommen. Denn hinabgeworfen ist der Verkläger unserer Brüder, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagte. Sie haben ihn überwunden durch das Blut des Lammes und durch das Wort ihres Zeugnisses. Sie haben ihr Leben nicht geliebt bis zum Tod.“
Darum seid fröhlich, ihr Himmel und die, die in ihnen wohnen! Wehe aber der Erde und dem Meer, denn der Teufel ist zu euch hinabgeworfen und hat große Wut, weil er weiß, dass er nur wenig Zeit hat.
Der Kampf im Himmel und die Rolle Satans
Was erfahren wir hier? Der Teufel hat Zugang zum Himmel. Das wissen wir bereits aus dem Buch Hiob. Dort sind die Söhne Gottes, die Engel, vor Gottes Thron versammelt, und auch der Teufel, der Satan, erscheint vor dem Thron Gottes.
Hier sehen wir jedoch seinen letzten Abgang aus dem Himmel. Es entsteht ein Kampf zwischen Michael, einem der höchsten Engel, der im Judasbrief als Erzengel bezeichnet wird, und den Engeln, die unter seinem Regiment stehen – seinem Kontingent. Auf der anderen Seite stehen der Teufel und seine Engel, also Dämonen, die ebenfalls Zugang zum Thron Gottes im Himmel haben.
Es kommt zum Kampf, und man sieht, dass der Teufel nicht direkt gegen Gott kämpft, sondern durch einen anderen Engel besiegt wird. Michael und seine Engel besiegen den Satan. Deshalb heißt es: „Und es wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, welche Teufel und Satan genannt wird.“ Sie wurden auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm hinabgeworfen.
Das bedeutet, dass er definitiv keinen Zugang mehr zum Thron Gottes hat. Er weiß, dass ihm nach der prophetischen Offenbarung Gottes nur noch dreieinhalb Jahre bleiben, um zu toben. Deshalb wird er in der großen Drangsalzeit, dem letzten Weltkrieg, so wüten wie nie zuvor.
Was lernen wir weiter? Bis zum heutigen Tag hat der Satan noch Zugang zum Thron Gottes. Das Buch Hiob, das vor über 4.000 Jahren geschrieben wurde, zeigt uns, dass der Satan Hiob anklagte und behauptete, Hiob sei nur ein treuer, gläubiger Mann, weil es ihm gut geht. So sprach er gegen ihn.
Hier finden wir zwei Ausdrücke in Sacharja 3, Vers 1: „der große Drache, die alte Schlange, welche Teufel und Satan genannt wird.“ Satan ist das hebräische Wort für Ankläger. Es ist der Fachausdruck für einen Ankläger, allerdings mit dem Nebensinn eines feindlich gesinnten Anklägers.
Dann gibt es noch das Wort Teufel, im Griechischen „Diabolos“. Dieses Wort setzt sich zusammen aus „dia“ (durch) und „bolos“ (werfen). Es hängt übrigens mit unserem deutschen Wort „Ball“ zusammen. Diabolos bedeutet wörtlich „Durcheinanderwerfer“ oder „Durcheinanderbringer“. Das ist die Wortherkunft. Im Griechischen bedeutet Diabolos „Verleumder“. Das ist das normale Wort für Verleumder.
Wir wissen, dass wenn jemand in der Gemeinde verleumdet, immer ein Durcheinander entsteht. Am Ende weiß man gar nicht mehr, was gesagt wurde, was nicht, und wie es gemeint war. So funktioniert Verleumdung.
Wir sehen also, dass der Satan vor dem Thron Gottes erscheint, anklagt und verleumdet. Er behauptet, Hiob sei nur gerecht, weil es ihm gut geht. Gott ließ jedoch zu, dass es Hiob schlecht ging, und es wurde deutlich, dass Hiob trotzdem treu blieb.
In Sacharja 3, Vers 1, wird weiter enthüllt: „Denn hinabgeworfen ist der Verkläger unserer Brüder, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagte.“ Das zeigt, dass es Satans Dauerbeschäftigung ist, die Gläubigen anzuklagen.
Er ist zwar auf Weltreisen unterwegs – in Hiob 1 fragt Gott: „Woher kommst du? Vom Umherstreifen auf der Erde.“ Engel sind nicht allgegenwärtig, nur Gott ist es. Wenn der Teufel in Kalkutta ist, kann er nicht gleichzeitig in Rickenbach bei Winterthur sein. Und wenn er hier ist, dann nicht in New York.
Aber er hat seine Engel, die Dämonen, weltweit stationiert. Satanisches findet sich überall auf der Welt. Er streift umher auf der Erde und hat ständig das Interesse, auch vor dem Thron Gottes zu erscheinen, um die Gläubigen anzuklagen – berechtigt oder unberechtigt, beides ist im Begriff „Teufel und Satan“ ausgedrückt.
In Sacharja 3 sehen wir, dass Satan Israel hasst und Israel anklagt. Niemand kann sagen, Israel sei ein heiliges Volk – der Hohepriester Jehoshua war mit schmutzigen Kleidern bekleidet. Das ist auch heute so: Satan hasst Israel.
Manche sagen, man müsse Israel nicht immer verteidigen. Natürlich werden auch dort Fehler gemacht, wie in der Schweiz oder Deutschland. Doch der Punkt ist: Satan hasst Israel und will gegen Israel sprechen. Die, die mit ihm sprechen, sind Leute in seinem Gefolge.
Hier sehen wir den Advokaten, den Sohn Gottes, der verteidigt. In Vers 1 heißt es: „Er ließ mich Jehoshua, den Hohenpriester, sehen, stehend vor dem Engel des Herrn, und Satan stand zu seiner Rechten, um ihn anzuklagen.“ Der Herr sprach zu Satan: „Der Herr soll dich schelten, Satan!“
Es steht nicht explizit, dass der Engel des Herrn sprach, aber es ist diese Person. Wir sehen, dass mehr als eine Person in Gott ist. Der Herr sagt zu Satan: „Der Herr soll dich schelten, Satan!“ Der Verteidiger ist der Herr, der Richter, der Vater, der Satan schelten soll.
Das erinnert an den Judasbrief, wo steht, dass Erzengel Michael einen Wortstreit mit dem Teufel um den Leib Moses hatte. Michael wagte es nicht, ein lästendes Urteil über Satan zu fällen, sondern sagte: „Der Herr schelte dich!“ (Judas 9).
Wir wissen aus 5. Mose 34, dass Gott Mose nach seinem Tod begraben hat – eine große Ehre. Sein Grab wurde nicht bekanntgegeben, um Israel vor Götzendienst und Pilgerreisen zu schützen. Pilgerreisen führen oft zu Götzendienst.
Satan will Israel zerstören. Er hasst alle Menschen, nicht nur Israel, sondern auch die Schweiz und Amerika. In Johannes 8, Vers 44 nennt Jesus ihn „den Menschenmörder von Anfang an“. Wenn er könnte, würde er uns alle umbringen. Dass wir noch leben, verdanken wir Gottes Schutz.
Satan hasst Israel und will es zum Götzendienst verleiten, damit Gott sie dafür strafen kann. Doch der Engel Michael, der in Daniel 12, Vers 1 besonders für Israel eingesetzt ist, leistet Widerstand und sagt: „Der Herr schelte dich!“
Interessant ist, dass es heißt: „Der Herr, Yahweh, sprach zu Satan: Yahweh soll dich schelten, Satan.“ Das ist der Sohn Gottes, der ewige, ohne Anfang und Ende. Er setzt sich als Advokat für Israel ein gegen Satan, der feindlich gegen Israel vorgeht.
Das können wir auf uns übertragen. Derselbe Jesus setzt sich auch für uns ein. Er ist ständig da und klagt uns vor Gottes Thron an. Wir wissen, dass er Gründe hat. Aber wir haben einen Sachwalter, unseren Vater Jesus Christus, den Gerechten.
Wenn der Teufel sagen würde: „Das ist ein Kind Gottes, und wie der jetzt mit seiner Frau gesprochen hat, das geht absolut nicht“, dann sagt Jesus nicht: „Das ist nicht so schlimm, er hat ja zu wenig geschlafen.“ Nein, so geht das nicht.
Jesus kann sagen: „Ja, auch für diese Sünde bin ich gestorben, habe alles gut gemacht. Es gibt keine Möglichkeit, ihn wieder in die Hölle zu bringen.“ Wie es in Römer 8, Vers 1 heißt: „Daher ist keine Verdammnis mehr für die, welche in Christus Jesus sind.“ So spricht der Herr unsere Sache gut.
In Sacharja 3, Vers 2 heißt es erneut: „Der Herr sprach zu Satan: Der Herr soll dich schelten, Satan, Ankläger.“ Er nennt ihn nochmals, um ihm klarzumachen, wie übel seine Vorgehensweise ist: „Der Herr soll dich schelten, der Erwähler Jerusalems.“
Ich habe das wörtlich aus dem Hebräischen übersetzt. Oft wird es mit „der Jerusalem erwählt hat“ übersetzt, was auch korrekt ist. Aber im Hebräischen ist es wirklich ein Name Gottes, Israels, Jerusalems. Das bedeutet, Gott hat wunderbare Pläne mit Israel und seiner Hauptstadt Jerusalem, was Jesus betonte.
Dann heißt es: „Ist dieser nicht etwa ein Brandscheid, herausgerettet aus dem Feuer?“ Jehoshua war mit schmutzigen Kleidern bekleidet. Israel war wie ein Holzstück, das noch rauchte. Israel konnte damals nicht sagen: „Wir sind ein wunderbares Volk.“ Nein, der geistliche Zustand war schwach, dargestellt durch die schmutzigen Kleider des Hohenpriesters.
Weiter, Vers 4: „Da hob er an und sprach zu denen, die vor ihm standen: Schafft die schmutzigen Kleider von ihm weg!“ Er setzt sich dafür ein, dass unser Zustand in Ordnung kommt.
Der Herr Jesus wird nie wie manche Staradvokaten auftreten, die einen Terroristen vor Gericht sauberwaschen. Nein, Jesus sagt: „Das war nicht recht, aber ich habe dafür bezahlt.“ Er bemüht sich, dass wir wieder zurechtkommen.
Das ist auch eine Tätigkeit des Advokaten. Man kann es vergleichen: Ein Advokat muss mit seinem Mandanten zusammensitzen, vertrauliche Dinge besprechen, die niemand sonst wissen darf. Oft gibt der Advokat Tipps, was man sagen soll und was nicht, um am Ende „sauber“ dazustehen.
Jesus will uns durch sein Wort aufzeigen, wo wir Dinge aufdecken müssen, um sie vor Gott in Ordnung zu bringen. So wird das Verhältnis zum Vater gereinigt.
In 1. Johannes 1, Vers 8 heißt es: „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.“ Als Gläubige haben wir weiterhin die sündige Natur, die uns täglich antreibt und zum Sündigen verleitet.
Weiter heißt es: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“ Jesus macht uns durch sein Wort klar, wo wir Sünden bekennen müssen, damit das Verhältnis zu Gott wieder stimmt.
Es steht in der Gegenwartsform: Er vergibt uns die Sünden und reinigt uns immer wieder von aller Ungerechtigkeit.
Man könnte sagen: Gott hat alle unsere Sünden damals getragen und gesühnt. Ja, das stimmt. Deshalb heißt es in Kolosser 2, Vers 13: „Als ihr tot wart in den Vergehungen, hat er euch mit lebendig gemacht und alle Vergehungen vergeben.“
Er hat die uns entgegenstehende Handschrift ausgetilgt, indem er sie ans Kreuz nagelte. Das ist eine Handlung in der Vergangenheit, abgeschlossen. Welche Sünden? Alle.
In einem amerikanischen Gerichtsprozess wurde definiert, was „alles“ bedeutet: „Das Wort ‚alles‘ schließt jedes Ding ein und schließt nichts aus.“ Das heißt, alle Sünden bis zur Bekehrung, alle Sünden jetzt und alle Sünden bis zum Lebensende sind vergeben.
Manche leiden an Depressionen, weil sie die völlige Vergebung nicht im Glauben annehmen und ständig an der Vergangenheit hängen.
Jetzt sagt einer: „Aber hier steht, wir müssen unsere Sünden bekennen, und dann vergibt er uns immer wieder.“ Ja, das ist eine praktische Vergebung im Alltag.
Es gibt zwei Arten von Vergebung: Die grundsätzliche Vergebung bei der Bekehrung, wenn Gott alles auslöscht und unser Verhältnis zu ihm für Zeit und Ewigkeit ordnet – wie in Hebräer 10 beschrieben.
Und dann die praktische Vergebung im täglichen Leben, wenn wir als Kinder Gottes sündigen und die Gemeinschaft mit Gott getrübt wird.
Das ist vergleichbar mit kleinen Kindern: Wenn ein Kind sich schlecht benimmt, kann der Vater nicht so tun, als wäre nichts. Da ist etwas zwischen Vater und Sohn.
Wenn das Kind einsichtig wird und es ihm leidt, sagt der Vater: „Es ist gut, das ist vergeben.“ Die grundsätzliche Vergebung war schon im Herzen da, aber praktisch wird das Verhältnis erst wieder gut, wenn es anerkannt und bereinigt wird.
So ist es auch mit unserem Sachwalter Jesus, der uns hilft, einsichtig zu werden und immer wieder Vergebung zu empfangen.
Ein Beispiel aus der Gemeinde: Ein Bruder versündigt sich gegen einen anderen. Soll der andere ihm vergeben? Ja, aber erst, wenn der Bruder zurückkehrt, so steht es in Lukas 17: „Wenn er siebenmal am Tag zu dir zurückkehrt, sollst du ihm vergeben.“
Die grundsätzliche Vergebungsbereitschaft im Herzen ist wichtig, wie Jesus in Markus 11 sagt: „Wenn ihr betet, vergebt, wenn ihr etwas gegen jemanden habt, damit eure Gebete nicht verhindert werden.“
Das Verhältnis zu dem Bruder, der gesündigt hat, kann getrübt sein. Man kann nicht so tun, als wäre alles in Ordnung – das wäre Heuchelei. Aber man kann lieben und vergeben im Herzen.
Wenn der andere zurückkommt und seine Schuld einsieht, wird das Verhältnis wieder geordnet und der Umgang unbeschwert.
Darum geht es hier, wenn Jesus sich als Advokat für uns einsetzt. Er sagt: „Schafft die schmutzigen Kleider von ihm weg!“ und spricht: „Siehe, ich habe deine Schuld vergeben. Kleide dich in Feierkleider!“
Wer ist diese Person? Nur Gott kann Sünden vergeben. Die Pharisäer hatten Recht, als sie in Markus 2 schwiegen, nachdem Jesus einem Gelähmten sagte: „Deine Sünden sind dir vergeben.“ Sie sagten: „Wer kann Sünden vergeben außer Gott?“
Jesus ist Gott und kann Sünden vergeben. Der Engel des Herrn ist Gott von Ewigkeit her. Deshalb kann er sagen: „Siehe, ich habe deine Schuld vergeben“ – wörtlich: vorübergehen lassen – und ihn in Feierkleider kleiden.
Jetzt darf Jehoshua die hohen priesterlichen, herrlichen Kleider anziehen, den Schmuck und die Herrlichkeit, wie in 2. Mose 28 beschrieben.
Der Prophet setzt sich auch für die anderen Gläubigen ein. Er sagt: „Man setze einen reinen Kopfbund auf sein Haupt.“ Das ist der hohepriesterliche Kopfbund aus weißem Leinen.
Sie setzten ihm den reinen Kopfbund auf und zogen ihm Kleider an. Der Engel des Herrn stand dabei und überwachte alles.
Der Engel des Herrn bezeugte Jehoshua und sprach poetisch: „So spricht der Herr der Heerscharen: Wenn du auf meinen Wegen wandelst und meine Anordnungen beobachtest, so sollst du mein Haus regieren, den Tempel als Hoherpriester, und meine Vorhöfe behüten.“
„Ich gebe dir Wege unter denen, die da stehen.“ In der Fußnote heißt es, dass das bedeutet: „Ich gebe dir freien Zugang zu meinem Tempel unter den anderen Priestern, die dort dienen.“
Gott sagt diesem ersten Hohenpriester, dass es seine Verantwortung ist, den Hohenpriesterdienst für Israel treu auszuüben. Dann kann Gott diesen Dienst segnen.
In Vers 8 geht es darüber hinaus: „Höre doch, Jehoshua, du Hoherpriester, du und deine Genossen.“ Mit „Genossen“ sind die Priesterkollegen gemeint, die vor ihm sitzen. Sie sind Männer der Vorbedeutung.
Das hebräische Wort bedeutet Vorbedeutung, Zeichen, Wunder oder Vorbild. Priester und Hohepriester weisen auf den kommenden Messias hin, der sich selbst als Opfer geben wird.
Sie sind Männer der Vorbedeutung.
Jetzt wird erklärt: „Siehe, ich will meinen Knecht Spross kommen lassen.“ Wenn in der Bibel „Siehe“ steht, ist das ein Wort, das die Aufmerksamkeit erhöhen soll.
Im Französischen sagt man „voilà“, um die Aufmerksamkeit zu steigern. Das ist normal. Im Spanischen ist das anders, aber in der Bibelsprache ist „siehe“ ein wichtiges Signal.
„Siehe, ich will meinen Knecht Spross kommen lassen.“ Das ist eine Prophetie auf den Messias.
Auch die Rabbiner im alten Judentum haben das erkannt. In der rabbinischen Literatur wird diese Stelle auf den Messias gedeutet. Zum Beispiel im Targum Jonathan zu Sacharja 3, Vers 8, der aramäischen Übersetzung, wird der Messias als „Meschicha“ genannt.
„Siehe, ich will meinen Knecht, den Messias, kommen lassen, Spross genannt.“ Das ist der Messias, der Knecht Gottes sein wird und Gott in Treue dient.
Hier wird er „Spross“ genannt.
In Sacharja 6, Vers 11 kommt das nochmals vor: „Siehe, ein Mann, sein Name ist Spross.“ Auch dort haben die Rabbiner gesagt, das ist der Messias.
Man muss sich vorstellen: Als Jesus auf Erden auftrat, obwohl er in Bethlehem geboren wurde, nannte man ihn nicht „Jesus, den Bethlehemiter“ (Yeshua bet-Lachmi), sondern „Jesus der Nazaräer“, also Jesus von Nazareth.
Warum? Nach der Flucht nach Ägypten kehrten die Eltern mit dem Kind zurück und nahmen Wohnsitz in Nazareth, nicht in Bethlehem.
Nazareth war eine verachtete Stadt, die nicht einmal im Alten Testament erwähnt wird. Dort wohnten manche in Höhlen – Steinzeitverhältnisse.
Deshalb fragte Nathanael in Johannes 1: „Was kann aus Nazareth Gutes kommen?“ Ausgerechnet in dieser verachteten Stadt wuchs Jesus auf, bis er 30 Jahre alt war, dann begann er zu predigen und war bekannt als Jesus der Nazaräer.
Das Wort Nazareth kommt vom hebräischen „Nezer“. Das erkläre ich in der Fußnote. Man kann das nachlesen.
„Nezer“ bedeutet auf Hebräisch „Spross“ oder „Zweig“ und ist verwandt mit einem arabischen Wort, das „grün sein“ bedeutet. Es meint einen grünen Spross.
Jesus vergleicht sich in Lukas 23, als er nach Golgatha ging, mit grünem Holz: „Weinet über euch und eure Kinder, denn wenn man das an grünem Holz tut, was wird geschehen am Dürren?“
Nazareth kommt von „Netzer“, Spross, Zweig. Man könnte es auf Deutsch mit „Sprossling“ übersetzen.
Deshalb wurde Jesus Nazaräer genannt, was gleichbedeutend mit Spross ist. Obwohl im Hebräischen hier „Zähmach“ für Spross steht, ist es ein Synonym für „Nezer“.
Der Text sagt, er wird Spross genannt werden.
Tatsächlich wurde er Nazaräer genannt und wird bis heute so genannt. Oft gerade von denen, die distanziert sind und nicht „Herr Jesus“ sagen wollen.
„Herr Jesus“ zu sagen ist ein Glaubensbekenntnis: „Ich stehe unter seiner Herrschaft, mein Leben gehört ihm.“ Ungläubige sagen „Jesus von Nazareth“. Dann kann man sagen: „Sie erfüllen gerade eine biblische Prophetie.“
Weiter heißt es: „Siehe, der Stein, den ich gelegt habe vor Jehoshua, auf einen Stein sind sieben Augen gerichtet.“ Das ist geheimnisvoll, aber auch einfach zu verstehen.
Man muss sich vorstellen: Am Jom Kippur trägt der Hohepriester spezielle weiße Kleider – auch der Gürtel ist weiß. Die normalen Priester haben vierfarbige Gürtel, sonst ist alles weiß.
Der Hohepriester geht durch den Scheidevorhang ins Allerheiligste, vor die Bundeslade, einmal im Jahr.
Er steht auf dem Felsen, denn das Allerheiligste war auf diesem Felsen gebaut, der heute im Felsendom in Jerusalem ist.
Die Muslime eroberten Jerusalem 638 n. Chr. kurz nach dem Tod Mohammeds (632) und bauten den Felsendom auf dem Felsen, wo das Judentum bis zum Jahr 70 das Allerheiligste hatte.
Der Felsendom ist ein muslimischer Anbetungsort, gebaut um diesen Felsen zu besetzen.
Heute dürfen Nichtmuslime nicht mehr in den Felsendom, aber ich war schon vorher mehrfach drin und habe es gesehen.
Das ist bis heute so.
Wenn der Hohepriester am Jom Kippur vor der Bundeslade steht, muss er mit einem goldenen Gefäß das Blut des Opfers siebenmal auf den Deckel der Bundeslade sprengen.
Er steht auf diesem Felsen und um Vergebung Gottes zu erlangen, muss Blut fließen und auf diesen Felsen gesprengt werden.
Das erklärt auch, was ein Fundamentalist ist: Einer, der weiß, dass er nur auf der Grundlage des Blutes des Opfers vor Gott bestehen kann.
Er braucht immer wieder Bestätigung, dass es wirklich vergeben ist, deshalb siebenmal.
So steht der Hohepriester auf diesem Felsen.
Jetzt wird klar, was es heißt: „Der Stein, den ich gelegt habe vor Jehoshua, auf einen Stein sind sieben Augen gerichtet.“
In Offenbarung 5 wird Jesus als das Lamm Gottes mit sieben Augen beschrieben, was die Allwissenheit Gottes symbolisiert.
Gott schaut auf diesen Ort, denn er ist ihm sehr wichtig.
In der Fußnote habe ich 2. Chronik 6, Vers 20 und 16 angegeben, wo es heißt, dass Gottes Augen über diesen Ort, den Tempelplatz, geöffnet sind.
Das zeigt, wie wichtig dieser Ort für Gott ist.
Deshalb ist dieser Ort auch Satan wichtig, weil er alles streitig machen will.
Gott schaut auf diesen Felsen und auf das Blut des Opfers und kann Israel vergeben.
Der Engel des Herrn sagt: „Ich habe deine Schuld vergeben.“
Weiter heißt es: „Siehe, ich will seine Inschrift anfertigen, Spruch des Herrn der Heerscharen.“
In der Fußnote steht, dass der Stein im Allerheiligsten eine Inschrift hatte, die den Gottesnamen Yahweh enthielt.
Heute müsste man im Felsendom alles entfernen, um die Inschrift zu finden. Das wäre schwierig und würde große Probleme verursachen.
Dieser Fels hat tatsächlich eine Inschrift.
In 2. Timotheus 2 lesen wir vom Haus Gottes, dem großen Haus Gottes, mit einem festen Grund.
2. Timotheus 2, Vers 19: „Der feste Grund Gottes steht, und hat dieses Siegel: Der Herr kennt die Seinen, und jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit.“
Das ist die doppelte Inschrift des Felsens im Allerheiligsten.
Man sieht, dass zweimal der Name „Herr“ vorkommt, was auf Yahweh hinweist, wie die rabbinische Überlieferung sagt.
Gott kennt die Seinen, weiß, wer wirklich bekehrt ist und wer nicht, unter den Christen.
Jeder, der den Namen des Herrn nennt, soll sich von der Ungerechtigkeit fernhalten.
Wer sich zu Jesus bekennt, soll das auch durch sein Leben zeigen.
Das ist wichtig, um wahre Gläubige von bloßen Bekennern zu unterscheiden.
Zur Inschrift: „Siehe, ich will seine Inschrift anfertigen, Spruch des Herrn der Heerscharen.“
Jetzt folgt eine Verheißung: „Ich will hinwegtun die Schuld dieses Landes an einem Tag.“
Das steht in der Zukunftsform, ein Hinweis darauf, dass der Messias, der Nazaräer, kommen wird und an einem Tag alle Schuld hinwegnehmen wird.
Das entspricht dem, was wir in Hebräer 9 lesen.
In Hebräer 9, Vers 26 heißt es: „Jetzt aber ist er einmal in der Vollendung der Zeitalter offenbart worden zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer.“
Das ist gewaltig! Jesus ist gekommen, um die Sünde durch sein Opfer abzuschaffen.
Alles ist in Ordnung gebracht worden.
Er hat den Zorn Gottes über alle Sünden meines Lebens getragen.
Jeder Wiedergeborene kann das so bezeugen.
An einem Tag, an diesem Karfreitag, hat er die Sünde durch sein Opfer abgeschafft.
Beim Jom Kippur (3. Mose 16) wurde für die Priesterfamilie immer ein Stier dargebracht.
Für das Volk gab es zwei Böcke: Einer wurde geschlachtet, der andere in die Wüste gejagt.
Der Stier ist das größte Tieropfer in der Bibel.
Stier heißt auf Hebräisch „Par“.
Das Hebräische ist bei der Wortherkunft sehr durchsichtig.
Die meisten Wörter gehen auf Wurzeln mit drei Konsonanten zurück.
Wenn man „a-a“ zwischen die Konsonanten setzt, entsteht ein Verb.
Zum Beispiel „par“ kommt von „parar“, was „niedertreten“ oder „annullieren“ bedeutet.
So verstehen wir den Stier: Wenn er loslegt, Kopf nach unten, Hörner nach vorne, dann tritt er nieder.
Das Opfer am Jom Kippur stellt dar, dass Jesus gekommen ist, um die Sünde abzuschaffen.
Micha 7 sagt: „Du wirst alle unsere Ungerechtigkeiten niedertreten.“
Das ist gewaltig.
Die Verheißung hier lautet: „Ich will hinwegtun die Schuld dieses Landes an einem Tag.“
Ich habe „einem Tag“ kursiv gesetzt, weil es ein Zahlwort ist, nicht „an einem Tag“, sondern „an einem Tag“ – das war Karfreitag, 32 n. Chr.
Es ist auch eine Prophetie für das Tausendjährige Reich.
In der Prophetie heißt es oft „an jenem Tag“.
Man kann Sacharja 12 bis 14 lesen und zählen, wie oft „an jenem Tag“ vorkommt.
Es meint die Endzeit, einen festen Ausdruck für diese Epoche.
„An jenem Tag“, spricht der Herr der Heerscharen, „wird einer den anderen einladen unter den Weinstock und unter den Feigenbaum.“
Das Opfer Jesu an Karfreitag ist die Grundlage, dass Gott Israel segnen kann.
Israel wird eine Zeit des Friedens, der Gemeinschaft, der Freude und des Wohlstands erleben im Tausendjährigen Friedensreich.
Das wird besonders dadurch gekennzeichnet sein, dass man sich gegenseitig unter den Weinstock und unter den Feigenbaum einlädt.
Der Feigenbaum hat große, fingerartige Blätter, die Schatten spenden und in der Hitze angenehm sind.
Die Weinstöcke werden hochgezogen, etwa an einer Pergola, wo man im Sommer im Schatten zusammensitzt und Gemeinschaft hat.
Das ist gemeint: Einer lädt den anderen ein unter den Weinstock und unter den Feigenbaum.
Das Opfer des Messias, des Herrn Jesus, führt dazu, dass wir glückliche Gemeinschaft haben können.
Israel wird das bekommen, weil Gott Jerusalem liebt und erwählt hat.
Wir als Gläubige der Gemeinde heute, in der Zeit der Gnade, haben diesen Segen schon jetzt.
Wir kennen diese Gemeinschaft, wie Psalm 133, Vers 1 sagt: „Siehe, wie gut und wie lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander sitzen.“
Übergang zum nächsten Thema: Ermutigung für den politischen Führer
Machen wir eine halbe Stunde Kuchenpause. Wir erfahren weiter, und zwar in Kapitel 4. Dort haben wir das fünfte Nachtgesicht vor uns, das ich mit „Der Herrscher wird gestärkt“ betitelt habe.
Sind wir in Kapitel 3, viertes Nachtgesicht, da ging es um den Hohenpriester, den Führer im Zusammenhang mit dem Tempeldienst. Jetzt geht es um Serubabel, den politischen Führer Israels, des jüdischen Volkes damals. Die Juden kamen zurück aus Babylon, und diese zwei Männer waren die Führer. Kapitel 3 war eine Ermutigung für den Hohenpriester und damit für das ganze Volk. Kapitel 4 ist nun eine Ermutigung für den politischen Führer Serubabel.
Es gab keine Könige mehr; das Königtum war vorbei mit der babylonischen Gefangenschaft. Aber als Führer unter dem Volk hatte Gott Serubabel eingesetzt. Ich lese Kapitel 4, Vers 1:
„Und der Engel, der mit mir redete, kehrte zurück und weckte mich, wie einen Mann, der aus dem Schlaf geweckt wird.“
Also die acht Nachtgesichte, die Zacharja gesehen hat, fanden in einem Schlaf statt. Aber es gibt hier acht Phasen in diesem einen Schlaf. Hier sehen wir, dass nach einer Art Tiefschlafphase wieder eine gewisse Aufweckung kommt. Er träumt ja immer noch, aber der Engel weckt ihn. Das ist quasi: Der Tiefschlaf endet, und jetzt sieht er wieder etwas im Schlaf – das fünfte Nachtgesicht.
Und er sprach zu mir: „Was siehst du?“ Da sprach ich: „Ich sehe, und siehe, ein Leuchter.“
Der hebräische Ausdruck ist Menorah, derselbe wie in 2. Mose, wo der siebenarmige goldene Leuchter Menorah genannt wird.
„Und siehe, ein Leuchter ganz aus Gold und sein Ölbehälter über ihm und seine sieben Lampen auf ihm, je sieben Giessröhren zu den Lampen, die auf ihm waren, und zwei Ölbäume neben ihm, einer zur Rechten des Ölbehälters und einer zu seiner Linken.“
Ich hob an und sprach zu dem Engel, der mit mir redete: „Was bedeuten diese Dinge?“
Und der Engel, der mit mir redete, hob an und sprach zu mir: „Weißt du nicht, was diese Dinge sind?“
Sehen wir, zuerst einmal in Vers 2 stellt der Engel eine Frage, und der Prophet muss einfach sagen, was er sieht. Aber dann sehen wir, der Prophet möchte nicht nur sagen können, was er da sieht, sondern er möchte die geistliche Bedeutung wissen. Was uns hier auffällt, ist, dass der Engel überrascht ist, dass der Prophet nicht weiß, was die tiefe Bedeutung des siebenarmigen Menorah, des siebenarmigen Leuchters, ist – und dann eben kommen dazu die zwei Ölbäume als Quelle von Öl. Es gibt Giessröhren zu den Lampen hin, wo im Traum gesehen wird, dass das Olivenöl vom Baum direkt zu den Öllampen geführt wird.
Also der Engel ist überrascht: In Vers 5 sagt er: „Weißt du nicht, was diese Dinge bedeuten?“
Ich sprach: „Nein, mein Herr!“
Auch interessant: Der Prophet gibt offen zu, dass er es nicht weiß. Und der Engel antwortete und sprach zu mir:
„Dies ist das Wort des Herrn an Serubabel, indem er spricht: Nicht durch Kriegsgewalt und nicht durch Stärke, sondern durch meinen Geist spricht der Herr der Heerscharen.“
Jetzt weiß man fast gleich viel wie vorher. Das ist die Erklärung für den Leuchter. Ich habe auf dem Skript hier die Bemerkung gemacht, auf Seite zwei zu Vers 6: „Nicht durch Kraft und nicht durch Macht“ oder wie ich es hier übersetzt habe: „nicht durch Kriegsgewalt und nicht durch Stärke, sondern durch meinen Geist.“ Das ist ein Satz im Hebräischen, der aus sieben Wörtern besteht: Lo wechail we lo wechoach ki im beruchi. Und nochmal ausgesprochen: sieben Wörter. Das erläutert die Bedeutung dieser sieben Lampen.
Es ist so, dass in der Bibel, im Alten und Neuen Testament, das Olivenöl immer wieder ein Bild des Heiligen Geistes ist. Mit dem Olivenöl wurden die Hohenpriester gesalbt, auch die Könige, und es konnte auch ein Prophet sein, wie wir das bei Elisa sehen. Diese drei Ämter, die auf den Messias hinweisen, wurden durch Olivenöl eingesetzt: König, Priester und Prophet. Denn der Messias sollte einmal alle diese drei Ämter in sich vereinigen: König, Priester und Prophet.
Darum heißt der Messias „Messias“, denn das bedeutet „der Gesalbte“. Also ist das Öl ein Bild des Heiligen Geistes. Und darum wird hier erklärt mit diesen sieben Wörtern: „Nicht durch Kriegsgewalt, nicht durch Stärke, sondern durch meinen Geist.“ Gott wird zugunsten von Israel durch den Heiligen Geist handeln.
Dann kommt die Ermutigung in Vers 7:
„Wer bist du, großer Berg? Vor Serubabel sollst du zur Ebene werden.“
Serubabel und damit das jüdische Volk fühlten sich, wie wir manchmal sagen, im Deutschen wie der Esel am Berg. Die Probleme sind so groß. Hier wird Mut gemacht: „Wer bist du, großer Berg? Zur Ebene sollst du werden.“ So wird gesagt, dass Gott durch seinen Heiligen Geist wirkt und die Probleme zu Boden bringt.
Dann wird gesagt:
„Und er wird hinausbringen den Schlussstein unter Jubelrufen: Gnade, Gnade ihm!“
Das „ihm“ bezieht sich auf den Schlussstein. Was bedeutet das? Wir wissen, die Juden kamen zurück aus Babel und begannen gleich in Esra 3, den Gottesdienst wiederherzustellen. Nach diesen Jahrzehnten ohne Tempel und ohne Opfer in Babylon wuchs die Sehnsucht nach Zion, zurückzukehren an einen Ort der Anbetung, der ihnen damals durch Untreue verloren gegangen war.
Das Erste, was sie in Esra 3 taten, war, den Altar wieder aufzubauen, und sofort begannen sie mit den Opfern – noch bevor das Tempelhaus wieder gebaut worden war. Im nächsten Jahr legten sie den Grundstein zum Tempelhaus, und es gab große Freude (man lese Esra 4). Aber dann wurden die Feinde Israels wach und setzten sich bis zum König in Persien ein, dass es zu einem Baustopp kam, der offiziell angeordnet wurde.
Man dachte, jetzt können wir nicht mehr bauen, so groß waren die Probleme. Doch in Esra 5 lesen wir, dass das Bauverbot noch gültig war, als die beiden Propheten Haggai und Sacharja aufstanden und dem Volk Mut machten: „Wir bauen weiter.“
Wir müssen der Obrigkeit Gehorsam leisten, das zeigt uns das Alte und auch das Neue Testament (Römer 13). Aber die Obrigkeit darf nicht über unser Gewissen und unseren Gehorsam gegenüber Gottes Wort verfügen. Darum war das Verbot, den Tempel Gottes nicht zu bauen, nicht gültig. Man muss so mit Petrus sagen (Apostelgeschichte 4 und 5): Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
So machten diese beiden Propheten Mut, gingen selbst ans Werk, und der Tempel wurde wieder begonnen zu bauen. Im Nachhinein gab es Rücksprache mit dem persischen Herrscher, und dann kam die offizielle Erlaubnis: „Ja, ihr dürft bauen.“ Schließlich wurde der Tempel fertiggestellt und eingeweiht – fünf Jahre nachdem Sacharja diese Nachtgesichte bekommen hatte.
Ich schlage Esra 6 auf:
Esra 6, Vers 14:
„Und die Ältesten der Juden bauten, und es gelang ihnen durch die Weissagung Haggais des Propheten und Sacharjas, des Sohnes Iddos. Und sie bauten und vollendeten nach dem Befehl des Gottes Israels und nach dem Befehl Chores und Darius und Atasastas, des Königs von Persien. Und dieses Haus wurde beendet bis zum dritten Tag des Monats Adar, das ist das sechste Jahr der Regierung des Königs Darius.“
In Sacharja 1 haben wir gesehen, dass diese acht Nachtgesichte auf das zweite Jahr von Darius datiert werden. Dort wird Mut gemacht: Der Berg vor Serubabel wird zur Ebene gemacht werden, Gott wirkt durch seinen Geist. Er kann auch die Herzen der Könige lenken wie Wasserbäche (Sprüche 20, Vers 1). So hat der Heilige Geist gewirkt und es ermöglicht, dass der Tempel vollendet wurde.
Der letzte Stein am Tempelhaus war der Schlussstein, hier erwähnt in Vers 7. Das ist nicht der Fundamentstein – der war ja da, das war der Felsen vor Josua, der Fundamentfelsen. Übrigens wurde der Tempel gebaut nach der natürlichen Position des Felsens auf dem Tempelplatz. Zum Beispiel ist die Ostmauer heute auf dem Tempelplatz mit dem goldenen Tor parallel zur natürlichen Kante des Felsens im Felsendom auf der Westseite. Das zeigt uns, dass dieser Grundfelsen zugleich auch der Eckstein war, nach dem der Tempel ausgerichtet und gebaut wurde.
Aber jetzt eben der Schlussstein: Das ist der letzte Stein, der oben eingefügt wird, und dann ist das Tempelhaus fertig. Und das sollte geschehen unter Jubelrufen: „Gnade, Gnade ihm!“ Also ist alles Gottes Geschenk, nicht die Leistung des Volkes Gottes, darum Gnade, Gnade.
Nun hat das natürlich eine wunderbare Anwendung auf die Gemeinde. Heute ist ja der geistliche Tempel die Gemeinde. 1. Korinther 3, Vers 16 sagt Paulus zur Gemeinde in Korinth:
„Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“
In Epheser 2 wird uns gezeigt, dass alle Gläubigen in der heutigen Zeit zusammen den Tempel Gottes bilden. Ich lese Epheser 2, Vers 19:
„Also seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge und ohne Bürgerrecht, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes, aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, in dem Christus Jesus selbst Eckstein ist, in welchem der ganze Bau wohl zusammengefügt wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in dem auch ihr mit aufgebaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist.“
Hier wird klar: Der Tempel Gottes wächst, das heißt, der Tempel Gottes wird aufgebaut. Jedes Mal, wenn sich ein Mensch bekehrt, wird er gewissermaßen als lebendiger Stein in dieses Gebäude eingefügt. 1. Petrus 2 sagt: Jeder Gläubige ist ein lebendiger Stein am Haus Gottes, und darum wächst der Tempel.
Ich muss noch erklären: Während in 1. Korinther 3, Vers 16 die örtliche Gemeinde Korinth als Ausdruck des Tempels gesehen wird, geht es in Epheser um die Gläubigen weltweit. Der Epheserbrief betont nicht die örtliche Gemeinde, sondern die Gemeinde weltweit – und nicht nur zu einer bestimmten Zeit, sonst wäre der Tempel ja fertig. Denn wenn alle Gläubigen, die zur Zeit, als Paulus den Epheserbrief schrieb, den Tempel Gottes bilden würden, dann wäre das Haus fertig. Aber er sagt, es wächst.
Das heißt, durch die Gemeindezeit hindurch wächst der Tempel ständig weiter. Im Epheserbrief wird die Gemeinde gesehen, bestehend aus allen Gläubigen, die zu einem Zeitpunkt auf der Erde leben – nicht nur an einem Ort, nicht nur in Ephesus oder Korinth, sondern überall. Die Gemeinde wird im Epheserbrief auch von Pfingsten bis zur Entrückung der Gemeinde gesehen.
So wächst also dieser Tempel. Hier steht: Er ist aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, in dem Christus Jesus selbst Eckstein ist.
Was ist der Eckstein? Schlussstein ist klar, aber Eckstein? Das Fundament ist auch klar. Der Eckstein in der Architektur der Antike war der erste Stein, den man auf das Felsfundament aufgelegt hatte. Ich sage Felsfundament, weil nur die törichten Leute auf Sand bauen. So steht es in Matthäus 7, dass der Törichte sein Haus auf den Sand baut und es dann bei Schwierigkeiten fällt. Aber der Kluge baut sein Haus auf den Felsen.
Der erste Stein, der auf dem Felsen aufgesetzt war, hat durch seine Position zwei Mauerlinien festgelegt. Normalerweise war der Fundamentfelsen nicht dasselbe wie der Eckstein. Der Eckstein war der erste Stein auf dem Fundamentfelsen.
Aber beim Tempel in Jerusalem war es ausnahmsweise anders. Dort hatte dieser Fels heute im Felsendom die Funktion von Fundament und Eckstein. Man kann heute noch sehen, auf der Südseite des Felsens auf dem Tempelplatz, dass es eine Spur gibt, genau 3,15 Meter breit, wo der Fels künstlich abgeflacht worden ist. Das ist bekannt von anderen Ausgrabungen. Dort, wo die Bausteine aufgesetzt werden sollten, hat man den natürlichen Felsen bearbeitet und die Steine aufgelegt.
Dieser Fels, auch genannt der Fundamentstein in der rabbinischen Literatur (Ewen Shetiyah, das heißt Stein des Fundaments), war eben das Fundament, auf dem die Südmauer aufgebaut wurde.
Aber komisch: Im Westen und Norden findet man keine solche Spur, wo der Felsen bearbeitet war. Jetzt ist es aber so, dass der Fels im Westen und Norden eine natürliche, ganz scharfe Kante hat. Wenn man sich sagt, dort entlang der natürlichen Kante im Westen und Norden war die Mauer, dann gibt es eine interessante Entdeckung.
Das hat Lehn Rittmayr in den 1990er Jahren entdeckt. Er ist Architekt und Archäologe – selten, ja, entweder ist man Archäologe oder Architekt, aber beides, ja, das kann schon mal vorkommen. Darum hat er als Archäologe den Felsen genau untersucht. Als Architekt hat er sich im Flugzeug einmal ein Bild gemacht: Jetzt mache ich mal die Südmauer dahin, wo die Steine aufgelegt waren, und dann entlang des Felsens.
Und da entlang des Felsens – wow – ergibt sich ein Abstand der Mauer von Südmauer zu Nordmauer von genau zwanzig Königsellen. Die Königselle ist 52,5 cm. Aber das ist genau die Größe, wie es in der Bibel steht, in 1. Könige schon vom Salomontempel: Das Allerhöchste war ein Quadrat von 20 × 20 Ellen.
Dann hat er festgestellt, dass diese Vertiefung genau die Länge der Bundeslade hat, nämlich 130 Zentimeter, das entspricht den zweieinhalb Ellen der Länge der Bundeslade. Diese Vertiefung auf dem Felsen hat Salomo gemacht, nach 1. Könige 8, um dort die Bundeslade hinzusetzen. Das fällt genau in die Mitte.
Wenn man die Diagonale durch dieses 20-Ellen-Quadrat zieht, kommt man genau auf diese Vertiefung. Das regt die Phantasie an: Ein Quadrat, 20 × 20 Ellen, die Diagonale – das ist genau im Zentrum die Vertiefung für die Bundeslade.
Jetzt ist klar: Ausnahmsweise war dieser Fels, dieser riesige Stein, das Fundament des Tempels, denn die Südmauer war darauf gebaut. Aber gleichzeitig war das der Eckstein, denn im Westen und Norden baute man die Mauern entlang der natürlichen Kante. Darum ist die Ostmauer mit dem goldenen Tor, die ihre Linie seit Salomo nie geändert hat, parallel zur Westkante des Felsens.
Als ich das zum ersten Mal gelesen habe, ging mir ein Licht auf: Jesaja 28 – das ist wirklich beeindruckend gewesen. Ich erinnere nur: Auch die alten Rabbiner haben Jesaja 28, Vers 16 auf den Messias bezogen. Dort steht:
„Darum spricht der Herr, der Ewige: Siehe, ich gründe einen Stein in Zion.“
Zion ist in der Bibel der Name für den Tempelberg. Nicht zu verwechseln mit dem Nachbarhügel heute, der auch Zion heißt. Zion in der Bibel ist der Tempelberg.
„Siehe, ich gründe einen Stein in Zion, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, festester Gründung. Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen.“
Ein Stein auf dem Berg Zion, und er ist ein Eckstein, aber gleichzeitig ein Fundament, denn er wird genannt „ein Grund gegründeter Gründung“, also ein Grundfelsen. Das ist genau die Situation in Jerusalem. Ausnahmsweise ist der Fels sowohl Fundament des Tempels als auch Eckstein.
Jetzt ist klar, in Epheser 2 ist das Bild, dass Christus Jesus selbst Eckstein ist. Das erklärt die Bedeutung dieses Felsens, der im Allerheiligsten war. Das ist der Eckstein, der auf Jesus Christus hinweist. Aber der Herr Jesus ist auch gleichzeitig der Grundfelsen.
In Matthäus 16, wenn der Herr Jesus zu Petrus sagt: „Auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen“, nachdem er zu Petrus gesagt hat: „Du bist Petrus“ (griechisch Petros) und „auf diese Petra werde ich meine Gemeinde bauen“ – der Herr sagt nicht: „Du bist Petros, ein Stein, und auf diesen Petros werde ich meine Gemeinde bauen“, sondern: „Du bist Petros, ein Stein, und auf diese Petra, diesen Felsen, werde ich meine Gemeinde bauen.“
Wer ist dann mit dem Felsen gemeint? Petrus ist einfach ein Baustein. Wer ist mit dem Felsen gemeint? Ganz einfach: In Psalm 18 heißt es: „Wer ist ein Fels als nur unser Gott?“ Der Begriff „Fels“ darf nie für einen Menschen verwendet werden, er meint Gott.
Petrus hat ja gerade vorher gesagt in Matthäus 16: „Du bist Christus, der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Der Herr Jesus sagt: „Du bist Petros, ein Stein, und auf diese Petra, das ist er selber, der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes, werde ich meine Gemeinde bauen.“
Übrigens, in 1. Petrus 2, Vers 8 wird dieser Fels des Ärgernisses, wenn Petrus ihn erwähnt, auf Griechisch Petra genannt. Also Petra, Fels, wird in 1. Petrus 2, Vers 8 von Petrus selbst für den Herrn Jesus verwendet. Er nennt sich im ersten Wort des ersten Petrusbriefes Petros, ein Stein. Ich bin ein Baustein an diesem Bau, aber der Fels ist Christus.
Der Herr Jesus sagt also: „Du bist Petros, ein Stein, und auf diese Petra, das bin ich selber, werde ich meine Gemeinde bauen.“
Paulus sagt in 1. Korinther 3, Vers 11:
„Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“
Der Herr Jesus ist also dieser Fundamentfelsen.
Nun wird noch etwas klar: Am Jom Kippur wurde dieser Fels siebenmal mit dem Blut des Opfers besprengt, so wurde der Fels zum blutbesprengten Felsen. Jetzt versteht man auch, warum Gott in Psalm 89 genannt wird: „Der Gott meines Heils, der Fels meines Heils.“ Ja, das ist der blutbesprengte Fels, auf dem wir vor Gott stehen und bestehen können, so wie der Hohepriester auf dem Felsen stand, blutbesprengt.
Wunderbare Bilder: Der Herr Jesus ist der Eckstein und das Fundament der Gemeinde – nicht Petrus.
Da hätte man einen Sensationsartikel in der Zeitung schreiben können, als das archäologisch bekannt wurde, wie das in Jerusalem war: Der Grundfels ist zugleich der Eckstein. Man könnte schreiben: „Vatikan stürzt definitiv!“ Das ist eine so falsche Lehre. Dort wird behauptet – und ich habe es im Vatikan gesehen –, dass das auf Petrus bezogen wird, als wäre er der Fels.
Petrus war ein Mensch, der sich geirrt hatte, der auch gefehlt hatte und seinen Herrn verleugnet hatte. Der Herr musste ihm auch einmal sagen: „Geh hinter mich, Satan, du sinnst nicht auf das, was Gottes ist.“
Wenn die Gemeinde auf einen fehlbaren Menschen gegründet wäre, dann wehe uns. Die Gemeinde Gottes ist gegründet auf den Herrn Jesus. Darum konnte der Herr Jesus auch sagen:
„Und des Haares Pforten werden sie die Gemeinde nicht überwältigen.“
So ist die Gemeinde durch all diese Stürme und Verfolgungen hindurch zweitausend Jahre bis zum heutigen Tag erhalten geblieben. Der Herr hat die Gemeinde erhalten, weil sie auf dem Felsen Christus gebaut ist.
Und jetzt? Hier heißt es doch Vers 20, Epheser 2, Vers 20:
„Aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten.“
Ja, aber das sind doch die Apostel und Propheten als Grundlage. Paulus sagt in 1. Korinther 3, Vers 11:
„Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“
Wie geht das? Mal nachschauen, wie das war beim Tempel.
Ich habe gesagt, das Allerheiligste war gebaut auf dem Felsen, heute im Felsendom. Das 20-Ellen-Quadrat des Allerheiligsten kann man ganz genau einzeichnen. Wir wissen also ganz genau, wo der Scheidevorhang durchgegangen ist. Wenn wir nochmals reingehen könnten – es war möglich bis zum Jahr 2000 und es gibt eventuell eine Möglichkeit mit Geld, dass man immer noch reinkäme. Ein Bekannter von mir hat es vor nicht langer Zeit geschafft.
Können wir genau zeigen, wo der Scheidevorhang durchgegangen ist? Gegen Osten geht der Fels natürlicherweise runter wie eine Rampe, und dann geht der Felsboden wieder gerade weiter. Der Unterschied von dem Felsen zu dem Niveau unterhalb ist 3,15 Meter.
Phantastisch! Eine Route ist das, sechs Königsellen. Der Hesekiel-Tempel wird beschrieben, der zukünftige Tempel, dass es beim Tempel eine Steinauffüllung gibt von einer Route höher. Das verstehen wir gut, denn schon im zweiten Tempel zur Zeit des Herrn Jesus hat man diesen Höhenunterschied ausgeglichen, indem man große Bausteine auf das Felsfundament im Heiligen auflegte, um die Höhe dann anzugleichen an das Niveau des Allerheiligsten.
Diese Bausteine auf dem Grundfelsen, diese Auffüllung, sind ein Bild der Apostel und Propheten. Sie werden hier genannt: „aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, in dem Christus Jesus selbst Eckstein ist.“
Also der Fels überhaupt vom Berg Zion – und das ist ein Stück mit diesem großen Felsen im Felsendom – symbolisiert den Herrn Jesus. Er ist das Fundament, der Fels, der Eckstein. Diese Steine auf dem Fundament unten sind die Apostel und Propheten. Sie mussten den Grund legen für die Gemeinde.
Die Apostel und Propheten haben uns das Neue Testament gegeben als Vollendung der Bibel zusammen mit dem Alten Testament. Die Apostel haben keine Nachfolger gehabt, sie haben keine Nachfolger eingesetzt. Sie sind gestorben, wir haben keine Apostel mehr.
Aber wir haben ihr Wort, und darum sagt der Judasbrief, dass wir für den ein für allemal überlieferten heiligen Glauben kämpfen sollen. Wir müssen für das kämpfen, was wir schon haben.
Die Apostel und Propheten bilden diese Steinlage ganz unten. Welcher Architekt würde nochmals eine solche Steinlage oben am Dach machen? Das geht natürlich nicht. Eine solche Grundlage, so eine Auffüllung, macht man unten.
Aber die, die heute kommen und sagen: „Jetzt ist Endzeit, Gott stellt das Amt der Propheten und Apostel wieder her, wir haben wieder neue Apostel“, das sind neue Apostoren. Nicht nur die, in der charismatischen Bewegung weltweit wird gesprochen: „Jetzt haben wir wieder Apostel.“ Und das prophetische Amt haben wir heute auch wieder, wir haben wieder Propheten wie früher.
Gut, die wollen oben den Grund nochmals legen. Aber der Judasbrief sagt, wir sollen kämpfen für den ein für allemal überlieferten Glauben, den heiligen überlieferten Glauben – die Apostel und Propheten des Neuen Testaments.
Paulus war ein Apostel, aber Lukas war kein Apostel, aber ein neutestamentlicher Prophet, der inspiriert war, um zu schreiben, so wie auch Markus, Jakobus und Judas, die jeweils einen Brief geschrieben haben. Die sind da unten.
So kann man erklären: Wenn Leute mit neuen Propheten und neuen Aposteln kommen, brauchen wir die nicht. Wir haben schon alles. So wie die Hausierer, die mit Dingen kommen, die man nicht braucht. Wir haben alles, und das hilft uns zu verstehen: Nein, es gibt keinen neuen Apostel, keinen neuen Propheten. Das ist unten bereits gelegt.
Was wir aber noch erwarten, ist der letzte Stein, der noch nicht eingefügt ist. Wir können wirklich jedes Mal denken, wenn wir jemanden zum Herrn führen – das heißt ja so schön in Johannes 1 von Andreas in Bezug auf Petrus: Er führte ihn zu Jesus –, wir können Menschen zu Jesus führen und immer denken, vielleicht ist das der letzte Stein.
In Römer 11, Vers 25 spricht der Apostel Paulus darüber, dass wenn die Vollzahl der Nationen eingegangen ist, dann wird ganz Israel gerettet werden. Die Vollzahl der Nationen bedeutet, dass Gott eine ganz bestimmte Zahl festgelegt hat, die durch ihre Bekehrung zur Gemeinde gehören werden.
Solche, die sich nach der Entrückung bekehren, aus Israel zum Beispiel, werden dann nicht mehr zur Gemeinde gehören. Sie werden wieder als Israeliten das Zeugnis als Israel aufnehmen. Israel wird gerettet werden.
Der Letzte, der nach Gottes Ratschluss zur Gemeinde gehören wird, ist der Schlussstein. Und das wird etwas sein, wenn der Letzte eingefügt wird.
Wir wissen nicht, wer das ist, und auch nicht, welche Zahl sich Gott festgelegt hat. Aber es wird klar gesagt: Wenn die Vollzahl der Nationen eingegangen ist, dann wird ganz Israel gerettet werden, dann wird die Entrückung geschehen.
Wenn der Schlussstein eingesetzt wird, und unter diesem Vorzeichen nochmals Vers 7:
„Wer bist du, großer Berg? Vor Serubabel sollst du zur Ebene werden, und er wird hinausbringen den Schlussstein unter Jubelrufen: Gnade, Gnade ihm!“
Dann werden wir gehen. Das ist einfach eine Übertragung von dieser Stelle. Das spricht nicht von der Entrückung, sondern vom Tempel damals. Aber ich übertrage das Bild auf die Gemeinde, den letzten Gläubigen, den Schlussstein.
Dann steht weiter in Vers 8:
„Und das Wort des Herrn geschah zu mir, indem er sprach: Die Hände Serubabels haben dieses Haus gegründet.“
In Esra 3 kann man nachlesen, wie das geschehen ist. Sie haben begonnen mit dem Tempel, und seine Hände werden es vollenden. So ist es geschehen, dann in Esra 6.
„Und du wirst erkennen, dass der Herr, der Heerscharen, mich gesandt hat zu euch.“
Und jetzt so schön, Vers 10:
„Denn wer verachtet den Tag kleiner Dinge?“
Was ist der Tag kleiner Dinge? Das ist die Zeit, Epoche, in der man sich sagt: Wir sind so schwach, wir haben nicht mehr dieses Potenzial. Wie damals die Gläubigen in der ersten Zeit der Apostelgeschichte. Das Zeugnis war so klar, kraftvoll und überzeugend. Die ganze Menge der Gläubigen war beieinander, sie waren ein Herz und eine Seele.
Wir sehen heute diese ganze Zersplitterung der Gläubigen, dieses Durcheinander, dieses Chaos. Dort heißt es in Apostelgeschichte 2, Vers 42:
„Sie verharrten in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brechen des Brotes und in den Gebeten.“
Ja, es ist der Tag kleiner Dinge. Jetzt wird hier gewarnt, den Tag kleiner Dinge nicht zu verachten. Das kann zum Beispiel so aussehen, dass man sagt: Wir leben heute am Tag kleiner Dinge, und darum können wir auch nicht mehr erwarten, dass der Herr Großes wirkt.
Das ist falsch, das wäre den Tag kleiner Dinge verachten. Natürlich gilt: „Wer bist du, großer Berg? Vor Serubabel sollst du zur Ebene werden.“ Wir sind schwach, es ist der Tag kleiner Dinge, aber der Herr kann Großes wirken.
Darum geht es weiter, und sie freuen sich und sehen den Zinnstein in der Hand Serubabels. Diese sieben sind sehr geheimnisvoll, nicht wahr? Was ist der Zinnstein? In der Fußnote habe ich erklärt, dass der Zinnstein in der Funktion eines Senkbleis benutzt wurde. Die Mauern müssen ganz gerade gebaut werden, und Serubabel hat da mitgewirkt. Das Lot, der Senkblei, wurde angewendet.
So ist es wichtig, dass wir die Gemeinde bauen – nicht einfach so ein bisschen fantasievoll, da ein Stein drauf und so –, nein, genau nach dem Wort Gottes.
Hier heißt es: Sie freuen sich und sehen den Zinnstein in der Hand Serubabels, diese sieben. Wer sind diese sieben? Wir kennen doch die sieben Augen Gottes schon aus dem Kapitel vorher, die gerichtet sind auf den Grundfelsen. Gottes Augen sind geöffnet über dem Tempelplatz, das ist Gottes Anliegen.
So ist es auch: Gott schaut auf den Gemeindebau, und die Augen Gottes sehen, wenn wir nach der Bibel so genau bauen – nicht einfach nach Fantasie, nach modernen Büchern oder modernem Management –, nein, das ist Bauen nach dem Senkblei, nach den Plänen des Wortes Gottes. Gottes Augen schauen darauf, und Gott freut sich, wenn der Tempel nach Gottes Gedanken gebaut wird.
Die nächste Verszeile:
„Die Augen des Herrn, sie durchlaufen die ganze Erde.“
Das ist wie in der Musik ein Leitmotiv. Ein Leitmotiv ist ein musikalisches Motiv, das immer wieder in einem Werk vorkommt und an eine frühere Stelle erinnert. Wenn wir das hier lesen: „Die Augen des Herrn, sie durchlaufen die ganze Erde“, haben wir das doch schon einmal gelesen.
Ich habe das auf dem Blatt hier angegeben, ja, 2. Chronik 16, Vers 9. Das beschreibt eine frühere Zeit. Schlagen wir auf:
2. Chronik 16, Vers 8 sagt am Schluss:
„Aber weil du dich auf den Herrn stütztest, gab er sie in deine Hand; denn des Herrn Augen durchlaufen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist.“
Hier in Sacharja steht nur: „Die Augen des Herrn, sie durchlaufen die ganze Erde.“ Das ist das Leitmotiv, um zurückzudenken an dieses prophetische Wort in 2. Chronik 16, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf den Herrn, auf sein Wort, ausgerichtet ist.
Dann kommt Vers 11:
„Und ich hob an und sprach zu ihm: Was bedeuten diese zwei Ölbäume zur Rechten des Leuchters und zu seiner Linken?“
Der Prophet stellt wieder Fragen. Merken wir, wie oft der Prophet Fragen stellt. Der Engel hat begonnen, ihm Fragen zu stellen, und dann sagt er: „Ich weiß es nicht“, da kommt die Antwort. Dann beginnt der Prophet selbst, Fragen zu stellen.
Auch hier wieder: Er stellt Fragen. Ein ganz gescheiter Mann, ein amerikanischer Politiker, wurde einmal gefragt, warum er so viel Allgemeinwissen habe. Da sagte er: „Ich habe mich nicht geschämt zu fragen.“ Das ist der Schlüssel.
Wer Fragen stellt, bekommt auch Antworten. Und das geht nur so. Fragen stellen – auch beim Lesen des Wortes Gottes müssen wir immer Fragen stellen.
Das Wort Gottes wird ja auch mit dem Manna verglichen, 2. Mose 16, dem Brot vom Himmel, das uns am Morgen ernährt. Was haben die Israeliten gesagt, als sie zum ersten Mal das Manna sahen? Sie kamen aus den Zelten und sagten: „Man hu, was ist das?“ Darum wurde es „Manna“ genannt, was einfach „was“ heißt.
So ist es beim Bibellesen: Wir müssen ständig Fragen stellen, dann bekommen wir Antworten. Diese neuen Antworten wecken wieder neue Fragen, und so wächst das Verständnis in Gottes Wort.
Also sagt er:
„Was bedeuten diese zwei Ölbäume zur Rechten des Leuchters und zu seiner Linken?“
Ich hob zum zweiten Mal an und sprach zu ihm:
„Was bedeuten die zwei Zweigbüschel der Ölbäume, die neben den goldenen Röhren sind, die das Gold von sich aus ergießen?“
Was ist mit dem Gold gemeint? Also das sind diese Ölbäume, dann diese goldenen Röhren zu den Lampen der Menorah, und dann heißt es: „Sie ergießen Gold.“
Man muss wieder einmal das Olivenöl so richtig anschauen beim Ausgießen. Dieses Gelbliche im Olivenöl wird hier als Gold bezeichnet. Das ist das Gold, das vom Ölbaum her ergossen wird.
Er sprach zu mir:
„Weißt du nicht, was diese bedeuten?“
Der Engel ist wieder erstaunt, dass der Prophet das nicht weiß. Er weiß nicht, was die Menorah bedeutet, er weiß nicht, was die Ölbäume bedeuten.
Ich sprach: „Nein, mein Herr.“ Keine Komplexe, er weiß es nicht.
Er sprach:
„Diese bedeuten die zwei Söhne des Öls, die stehen vor dem Herrn der ganzen Erde.“
Glücklicherweise haben wir das ganze Wort Gottes. Offenbarung 11 nennt die Söhne des Öls, die vor dem Herrn der ganzen Erde stehen.
Offenbarung 11, Vers 3:
„Und ich werde meinen zwei Zeugen Kraft geben, und sie werden tausendzweihundertsechzig Tage weiss sagen, mit Sacktuch bekleidet. Diese sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen. Und wenn jemand sie beschädigen will, so geht Feuer aus ihrem Mund und verzehrt ihre Feinde. Wenn jemand sie beschädigen will, so muss er getötet werden. Diese haben Gewalt, den Himmel zu verschließen, dass während der Tage ihrer Weissagung kein Regen falle. Und sie haben Gewalt, über die Wasser sie in Blut zu verwandeln und die Erde zu schlagen mit jeder Plage, so oft sie wollen. Wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, wird das Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, Krieg mit ihnen führen, sie überwinden und töten.“
Diese zwei Ölbäume bedeuten die zwei Zeugen, die Gott in der Endzeit erwecken wird. Sie werden in Jerusalem dieses mächtige Zeugnis ablegen in den ersten dreieinhalb Jahren der letzten sieben Jahre vor der Wiederkunft des Herrn Jesus. Sie werden mit gewaltigen Zeichen auftreten: Sie können den Himmel verschließen, es regnet nicht mehr dreieinhalb Jahre, sie können Wasser in Blut verwandeln.
Manche sagen, das sind Mose und Elija, die wiederkommen. Nein, beide können Wasser in Blut verwandeln. Dann wären beide Mose. Wie geht das? Mose war nur einer. Beide verschließen den Himmel, Elija hat den Himmel verschlossen. Dann sind beide Elija und beide Mose? Nein, so geht das nicht.
Beide haben Kennzeichen von Mose, dem Geber des Gesetzes, und von Elija, dem Propheten. Das Alte Testament wird immer wieder genannt: Lukas 16, das Gesetz und die Propheten.
So werden diese zwei Zeugen in Jerusalem in der letzten Zeit, wenn Gott Israel führt hin zu diesem kommenden Segen, Zeugnis ablegen – für das Gesetz und die Propheten. Es wird klar gesagt: Sie sind diese zwei, sie bedeuten diese zwei Ölbäume.
So ist diese Prophetie gegeben, um zu zeigen: Gott wird Israel bis zum Schluss führen, um schließlich Israel zu segnen. Alle Schwierigkeiten vor Israel wird er schließlich beseitigen.
Eine wunderbare Verheißung für Jerusalem und Israel in der Zukunft.
Abschluss mit Blick auf den Heiligen Geist und die Ermutigung
Und zum Schluss noch: Wir haben bereits etwas über die Bedeutung des Leuchters und die sieben Wörter gesehen: Nicht durch Kraft und nicht durch Macht, sondern durch meinen Geist.
In Jesaja 11 wird Jesus als der Messias beschrieben, auf dem der Geist Gottes ruht. Dort wird der Heilige Geist mit sieben Namen genannt (Jesaja 11,2): „Und auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn.“ Das ist der allgemeine Name des Heiligen Geistes. Dann folgen jeweils zwei Namen, die mit „und“ verbunden sind: der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn.
Das Öl im siebenarmigen Leuchter symbolisiert den Heiligen Geist, meinen Geist. Hier haben wir sieben Namen des Heiligen Geistes. Der mittlere Leuchter entspricht dem Geist des Herrn, auf dem Ruhe liegt. Aus dem siebenarmigen Leuchter in der Mitte kommen immer zwei Arme hervor. Das entspricht sprachlich dem Geist der Weisheit und des Verstandes, dem Geist des Rates und der Kraft sowie dem Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn.
So weist der siebenarmige Leuchter auf den Messias hin, der Israel Kraft und Licht für die Zukunft gibt. Er wird eine lichte Zukunft durch alle Nöte und Schwierigkeiten hindurch schenken.
Zum Schluss möchte ich noch auf Apostelgeschichte 26 hinweisen. Paulus stand vor Agrippa, um sich zeugnishaft zu verantworten. Ihm wurde vorgeworfen, er lehre Abfall von der Bibel, von der Tora. Paulus sagt in Apostelgeschichte 26,22: „Da mir nun der Beistand von Gott zuteil wurde, stehe ich bis zu diesem Tage bezeugend, sowohl klein als groß, indem ich nichts sage außer dem, was auch die Propheten um Moses geredet haben, dass es geschehen werde, nämlich dass der Christus, der Gesalbte, der Messias, leiden sollte, dass er als Erster durch Totenauferstehung Licht verkündigen sollte, sowohl dem Volk als auch den Nationen.“
Paulus sagt, das habe Mose gesagt. Doch wo sagt Mose, dass der Christus leiden und als Erster durch Totenauferstehung Licht verkündigen werde? Man kann die fünf Bücher Mose bis zum Schluss durchlesen und findet nichts. Auch ein Rückblick auf das Buch Exodus bringt nichts, außer wenn man bei Exodus 25 stehen bleibt, bei der Beschreibung des siebenarmigen Leuchters.
Der Leuchter durfte nicht gegossen werden, sondern musste in Schmiedearbeit durch Hammerschläge von Bezaleel getrieben werden. Jeder Hammerschlag bedeutete das siebenfache Öl des Messias auf dem Leuchter: Der Messias, der Gesalbte, wird leiden.
Vorgeschrieben waren außerdem 22 Mandelblüten, Knauf und Blume, die an den Armen angebracht werden mussten. Der Mandelbaum mit seinen weißen Blüten kündigt als Erster Ende Januar, Anfang Februar das neue Leben des Frühlings an. So spricht der Mandelbaum von der Auferstehung – aber eben von dem, der als Erster auferstehen sollte.
Hier haben wir es: Der Christus sollte leiden (Hammerschläge), und er blüht als Erster wie der Mandelbaum. Er soll als Erster durch Totenauferstehung Licht verkündigen – siebenfaches Licht. Olivenöl ist das Pflanzenöl, das das hellste Licht produziert. Gott hat genau dieses Olivenöl für die Menorah, den siebenarmigen Leuchter, gewählt.
Paulus sagt nicht direkt zu König Agrippa, aber wenn man eine Vorliebe für Typologie hat, also das Deuten von Bildern im Alten Testament, dann könnte man darin einen Hinweis auf Christus finden. Ich möchte nicht zu weit gehen, aber für mich persönlich ist das ein klarer Hinweis.
Paulus macht klar: Es war Gottes Absicht, diese Bildersprache in die Tempelgeräte des Alten Testaments hineinzulegen. Wir sind die Narren, wenn wir uns dem verschließen und mit dem Licht des Neuen Testaments diese Schätze nicht heben.
So wird das Bild vom goldenen Leuchter, den Sacharja sieht, umso größer. Es schenkt uns viel praktische Ermutigung, um voranzugehen. Der Herr wirkt durch seinen Geist. Er kann die Herzen lenken wie Wasserbäche, Berge vor uns zur Ebene erniedrigen und uns helfen, den Bau seiner Gemeinde weiterzuführen.
Wir warten auf den wunderbaren Moment, in dem der letzte Stein ihm mit Gnade eingefügt wird.
Hier schließen wir für heute.