Guten Abend, ich möchte alle ganz herzlich begrüßen. Heute Abend haben wir das Thema „Vier Altäre im Leben Abrahams“ vor uns.
Ich beginne, indem wir aus 1. Mose 12,5-8 lesen: Abram, so lautet sein früherer Name, später heißt er Abraham. Abraham nahm Sarai, seine Frau, und Lot, den Sohn seines Bruders, sowie alle ihre Habe, die sie erworben hatten, und die Seelen, die sie in Haran gewonnen hatten. Dann zogen sie aus, um in das Land Kanaan zu gehen.
Sie kamen in das Land Kanaan. Abraham durchzog das Land bis zu dem Ort Sichem, bis zur Terebinte Mores. Zu dieser Zeit lebten die Kanaaniter im Land. Der Herr erschien Abram und sprach: „Deiner Nachkommenschaft oder deinem Samen will ich dieses Land geben.“
Daraufhin baute Abraham dort dem Herrn, der ihm erschienen war, einen Altar. Anschließend brach er von dort auf in das Gebirge östlich von Bethel. Dort schlug er sein Zelt auf, zwischen Bethel im Westen und Ai im Osten. Auch hier baute er dem Herrn einen Altar und rief den Namen des Herrn an.
Bis hierhin haben wir in diesen Versen bereits zwei Altäre im Leben Abrahams gefunden. Zwei weitere werden noch folgen. Diese Altäre markieren ganz wichtige Etappen im Leben dieses Glaubensvaters.
In der Geschichte Israels gibt es drei Patriarchen: Abraham, Isaak und Jakob. Deshalb wird Gott, der wahre Gott der Bibel, immer wieder genannt „der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“.
Im Leben Abrahams spielen, wie gesagt, vier Altäre eine ganz wichtige Rolle. Ebenso spielen im Leben Isaaks vier Brunnen eine bedeutende Rolle und im Leben Jakobs vier Steine.
Das Thema könnte also weiter ausgebaut werden, indem man die vier Altäre, die vier Brunnen und die vier Steine betrachtet. Diese markieren jeweils wichtige, ganz wesentliche Etappen in der geistlichen Entwicklung der drei Patriarchen, besonders im Leben Jakobs.
Die Berufung Abrahams und der erste Altar in Sichem
Nun haben wir in Vers 6 gelesen, wie Abraham nach Sichem kam und dort seinen ersten Altar baute.
Ganz kurz zur Vorgeschichte: Abraham wurde nach der strikten Chronologie der Bibel im Jahr 2111 geboren, in Ur in Chaldäa, dem heutigen Südirak. Dort ist ihm der wahre Gott erschienen. Ursprünglich verehrte Abraham in Ur sumerische Götter. In Josua 24 lesen wir, dass die Urväter ursprünglich Götzendiener waren. Doch dann erschien ihm der wahre Gott und rief ihn heraus.
Der Ruf in Kapitel 12, Vers 1 erfolgte damals in Ur. Darum wird Vers 1 in der Elberfelder Übersetzung mit Vorzeitlichkeit wiedergegeben: „Und der Herr hatte zu Abraham gesprochen.“ Wenn man die Verse davor liest, könnte man den Eindruck gewinnen, dass dieser Ruf in Haran erfolgte. Aber das ist nicht so. Hier greift Mose zeitlich zurück und beschreibt diese Berufung in Ur in Chaldäa. Das wird im Neuen Testament durch Apostelgeschichte 7 bestätigt, wo Stephanus ganz klar sagt, dieser Ruf kam damals in Ur.
Der Herr hatte zu Abraham gesprochen: „Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Haus in das Land, das ich dir zeigen werde. Ich will dich zu einer großen Nation machen und dich segnen, deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will die segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen. In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.“
Also wird Abraham, ein Götzendiener, von dem wahren Gott berufen. Übrigens sagt die Apostelgeschichte 7, dass er nicht nur die Stimme Gottes hörte, sondern auch seine Herrlichkeit sah. Es heißt ausdrücklich: „Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham.“ So verließ er die Verehrung des Mondgottes. In Ur wurde ganz speziell Nanna, der Mondgott, verehrt. Abraham wandte sich von dieser Religion der Sumerer ab und begann, dem wahren Gott zu folgen.
Dann kam er, wie wir in den letzten Versen von 1. Mose 11 lesen, zuerst nach Haran. Dort hielt er sich einige Zeit auf, bis zum Tod seines Vaters Terach. Nach dessen Tod zog Abraham weiter und kam schließlich ins Land, wie es in 12, Vers 4 beschrieben wird: „Abraham ging hin, wie der Herr zu ihm geredet hatte, und Lot ging mit ihm. Abraham war 75 Jahre alt, als er aus Haran zog.“
Er machte also diese Reise von Haran, dem heutigen Südosten der Türkei. Ursprünglich war Haran ein syrischer Ort, doch Atatürk schlug ihn im Ersten Weltkrieg im letzten Moment zur Türkei. Darum liegt Haran heute in der Südtürkei, eigentlich aber in Nordsyrien. Von dort ging Abraham weiter bis ins Land Kanaan.
Der erste Ort, der im verheißenden Land erwähnt wird, ist Sichem (Vers 6). Abraham durchzog das Land bis zum Ort Sichem, bis zu Terabinte-Mores, und baute dort seinen Altar, wie wir gelesen haben.
Sichem, hebräisch „Schechem“, bedeutet „Schulter“, also wie die Schulter des Körpers, aber gleichzeitig auch Bergabhang. Das Wort wird im Hebräischen auch als „Schulter“ bezeichnet. Die Ortschaft Sichem ist sehr speziell, denn sie liegt zwischen den zwei Schultern der Berge Garizim und Ebal.
Später in der biblischen Geschichte wird der Garizim als der Berg des Segens vorgestellt. Gott hatte Mose den Auftrag gegeben, wenn sie ins Land kommen, dann müssen Vertreter von sechs Stämmen vom Garizim aus das Volk Israel segnen, und Vertreter von sechs anderen Stämmen vom Ebal aus die Flüche aussprechen, die Israel treffen würden, wenn sie nicht auf Gottes Stimme hören.
So liegt Sichem also zwischen diesen markanten Bergschultern Garizim und Ebal. An diesem Ort erscheint Gott Abraham erneut. Gott war ihm damals in Ur erschienen, das war seine Bekehrung. Dort wandte er sich von der falschen Religion der Sumerer ab und dem biblischen Glauben zu.
Mit Bezug auf die Worte in der Einleitung spricht man heute von den abrahamitischen Religionen: Islam, Judentum und Christentum. Viele meinen heute, es gehe in allen Fällen um den gleichen Gott. Es geht natürlich in allen drei Fällen um den Gott Abrahams. Aber man muss spezifizieren: den Gott Abrahams vor seiner Bekehrung oder nach seiner Bekehrung?
Vor seiner Bekehrung verehrte Abraham Nanna, den Mondgott. Der Mond war das Symbol dieses Gottes. Doch von diesem wandte er sich ab und wandte sich dem Gott der Herrlichkeit zu, der sich in der Bibel offenbart hat.
So gibt es einen Unterschied: abrahamitische Religionen – aber mit Mond vor seiner Bekehrung und ohne Mond nach seiner Bekehrung. Wenn es heißt, dass der Gott der Herrlichkeit ihm erschienen war – wie ausdrücklich in Apostelgeschichte 7 gesagt wird – dann muss man in der Apostelgeschichte auch die Verbindung zu einem weiteren Ereignis herstellen, wo der Gott der Herrlichkeit jemandem erschien: Apostelgeschichte 9, die Bekehrung des Paulus.
Saulus wurde zu Paulus und sah ein Licht vom Himmel. Dieses Licht wird weiter beschrieben in Apostelgeschichte 22, wo die Bekehrungsgeschichte nochmals wiederholt wird, und in Apostelgeschichte 26. In allen Berichten zusammen wird das Licht immer heller beschrieben, schließlich in Kapitel 26 ein Licht um die Winterzeit vor Damaskus, ein Licht, das den Glanz der Sonne übertraf.
Das ist etwas ganz anderes als das aschfahle Licht des Mondes, das Abraham früher als Gott verehrt hatte. Der Gott der Herrlichkeit erschien ihm damals und jetzt wieder in Sichem. Denn wir haben in 1. Mose 12, Vers 7 gelesen: „Und der Herr erschien Abram und sprach: Deinem Samen will ich dieses Land geben.“
Dieser Gott der Herrlichkeit gibt Abraham und damit seiner Nachkommenschaft, dem Volk Israel, die Verheißung. Dieses Land, auf dem du stehst, ist ganz klar eine Gabe Gottes, dieses Gottes der Herrlichkeit, an Israel.
Heute ist Sichem Nablus, eine der größten palästinensischen Städte im sogenannten besetzten Westjordanland. Die UNO sagt, alle Siedlungen im Bezirk Nablus und generell im Westjordanland sollten evakuiert werden. Israel habe kein Anrecht auf dieses Land. Doch ausgerechnet in Nablus, in Sichem, erschien der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs und gab diese Verheißung: „Deiner Nachkommenschaft will ich dieses Land geben.“
Man könnte sagen, hier haben wir das Thema UNO kontra Bibel oder „Bibel contra UNO“. Das ist nicht der Wille des Menschen, sondern der Wille Gottes.
Aus Dankbarkeit dafür baut Abraham dort einen Altar. Er baute dem Herrn, der ihm erschien, einen Altar. Das ist also die erste Etappe im Leben Abrahams, die durch einen Altar charakterisiert wird. Der Moment, in dem Gott die Landverheißung an Abraham gegeben hatte.
Das war übrigens auch die erste Phase von Gottes Bundesschluss mit Abraham. In Galater 3 wird ausdrücklich gesagt, dass der Bund am Sinai 430 Jahre nach diesem Bund mit Abraham erfolgte.
Tatsächlich liegen zwischen diesem Moment des Bundesschlusses in Sichem und dem Bundesschluss am Sinai (2. Mose 19) exakt 430 Jahre.
Galater 3 spricht davon, dass dieser Bund bestätigt worden war. Tatsächlich gibt es sieben Bestätigungen dieses Bundes:
In 1. Mose 13 bestätigt Gott den Bund noch einmal gegenüber Abraham, dann auch in Kapitel 15 und 17. Dort wird er mit dem Beschneidungsbund verbunden. Schließlich gibt es nochmals eine Bestätigung in Kapitel 22.
Später wird dieser gleiche Bund gegenüber Isaak bestätigt, in 1. Mose 26, Verse 3-5 und Vers 24.
Noch später wird dieser Bund gegenüber Jakob, der später den Namen Israel erhielt, bestätigt – in 1. Mose 28, Vers 13 und folgende, und dann auch in Kapitel 35, Verse 9 und folgende.
So haben wir also diesen Bund und sieben Bestätigungen dazu.
Warum baut Abraham einen Altar? Um Gott anzubeten, für diese Verheißung, um ihm die Ehre zu geben.
Nun muss ich erklären, dass das hebräische Wort für Altar, Mizbeach, genau analysiert werden kann.
Es ist ein Wort, das mit M beginnt: Mizbeach. Viele Wörter im Hebräischen, die mit M beginnen, bezeichnen einen Ort. Zum Beispiel heißt Standort auf Hebräisch Makom. Das M und die Wurzel Kum bedeuten „stehen“. Makom ist also der Ort des Stehens.
Mizbeach besteht aus dem Anfangsbuchstaben M und den drei Konsonanten Z, B und Ch. Sabach heißt im Hebräischen „schlachten“. Mizbeach bedeutet also „der Ort des Schlachtens“, wo das stellvertretende Opfer geschlachtet wird.
Dieses Thema wird bereits in 1. Mose 3 nach dem Sündenfall vorbereitet. Gott kündigt dort an, dass der Erlöser kommen würde, ein Nachkomme von Eva, der Same der Frau. Er würde der Schlange, der Macht Satans, den Kopf zertreten, doch die Schlange würde ihm in die Ferse stechen.
Das heißt: Dieser Mensch, der als Erlöser kommen würde, ein Nachkomme von Eva, wird die Macht des Bösen brechen und Satan besiegen, aber dabei eine Todeswunde erleiden.
Gleich danach macht Gott richtige Kleider für Adam und Eva, die sich zuvor behelfsmäßig mit Feigenblättern bedeckt hatten. Er macht ihnen lange Kleider aus Tierfellen. Dafür musste Blut fließen, damit die Kleider passend sind, damit sie ohne Scham in der Gegenwart Gottes stehen konnten.
So verstanden sie schon einen Schritt weiter den Gedanken des stellvertretenden Opfers.
Das erklärt auch, warum später in 1. Mose 4 Abel, ein Mann des Glaubens, im Gegensatz zu Kain, wie das Neue Testament klar in Hebräer 11 sagt, ein vorzügliches Opfer darbringt, indem er Tiere schlachtet und opfert.
Dieser Gedanke des stellvertretenden Opfers setzt sich fort, wenn wir an die Bewahrung durch die Sintflut denken. Noah opfert von allen koscheren, also reinen Tieren, das jeweilige siebte Exemplar. Er hatte drei Paare und ein siebtes Exemplar mitgenommen. Von diesen sieben opferte er einige, und dieses Opfer war ein lieblicher Geruch für den Herrn.
Das betont wieder den Gedanken der Verschonung vor dem Gericht Gottes durch das stellvertretende Opfer.
Nun haben wir diesen Gedanken hier wieder mit dem Altar in Sichem, diesem Schlachtplatz.
So sehen wir: Der Altar ist, wie er später immer wieder im Alten Testament vorkommt, ein Hinweis auf Golgatha – den Ort, an dem der Erlöser sein Leben geben würde, um die Macht des Bösen zu brechen und die Menschen vor dem Gericht Gottes zu verschonen und zu retten.
Darum ist es bedeutsam, dass Abraham genau an dem Ort, wo Gott ihm diese wunderbare Verheißung gab, einen Altar baut.
Wichtig ist der Bund Gottes mit Abraham. Dann bestätigen Isaak und Jakob, dass dieser Bund ein einseitiger Bund war. Das heißt, ein Bund, bei dem sich Gott verpflichtet, während Abraham keine Verpflichtung eingeht.
Trotzdem bezeichnet die Bibel in Galater 3 das, was in Sichem geschah, als einen Bund – einen einseitigen Bund.
Das wird umso augenscheinlicher, wenn wir an die Bestätigung in 1. Mose 15 denken. Dort fiel Abraham in einen Tiefschlaf. Am Schluss des Kapitels heißt es, dass Gott an diesem Tag einen Bund schloss mit Abraham.
Abraham war passiv, er schlief, und Gott schloss den Bund. Das macht klar, dass die Erfüllung all dieser Zusagen im Abrahamsbund allein von Gott abhängt.
Gott übernimmt die Verantwortung, dass all diese Verheißungen in Erfüllung gehen.
Das macht diesen Bund in Sichem ebenso besonders.
Jakobs Rückkehr und die Bedeutung des Landes
In der Geschichte von Jakob hatte dieser seinen Vater auf brutale Weise betrogen und hereingelegt, indem er sich als Esau ausgab. Dabei war es niemand anderes als seine eigene Mutter, die ihn dazu angestiftet hatte. Jakob ging also einen wirklich üblen und hinterlistigen Weg.
Diese Tat führte dazu, dass Esau ihn töten wollte – was für eine dramatische Familiengeschichte! Jakob musste Hals über Kopf aus den prekären familiären Verhältnissen fliehen. Wohin ging er? In 1. Mose 29 wird berichtet, dass er nach Haran zog. Das war der Ort, an dem sein Großvater Abraham, nachdem er aus Ur ausgewandert war, eine Zeit lang verweilte. Abraham konnte sich erst nach dem Tod seines Vaters Tarah von Haran lösen, um schließlich ins verheißene Land zu ziehen und dort die Bundesverheißungen zu empfangen.
Jakob ging also nach Haran. Dort lernte er, was es bedeutet, betrogen zu werden. Sein Onkel Laban legte ihn auf brutalste Weise rein: Jakob glaubte, er würde Rahel heiraten, doch am Morgen stellte er fest, dass es ihre Schwester Lea war. In unserer heutigen Gesellschaft müsste man dafür wohl psychologische Hilfe suchen, doch Jakob musste weiterleben. So erlebte er zwanzig Jahre voller Kämpfe mit seinem Onkel Laban. Dabei lernte er, was es bedeutet, so betrogen zu werden, wie er es einst seinem Vater angetan hatte.
Schließlich kehrte Jakob wieder zurück ins Land Kanaan, von Haran aus zog er nach Sichem. Sein Weg wird genauer beschrieben: Er ging über das Gebirge Gilead. Dieses Gebirge sieht man, wenn man vom See Genezareth entlang des Jordanflusses in Israel nach Süden Richtung Totes Meer fährt. Gilead liegt auf der jordanischen Seite, linker Hand. Sobald das Gebirge Gilead endet, sieht man das Tal des Jabbok. Erst 1929 wurde klar, wie Jakob mit seiner ganzen Familie und all seinen Herden über den Jabbok zog.
Im Jabboktal, in Pniel, hatte Jakob eine ganz besondere Begegnung mit Gott. Der Mann, der mit ihm kämpfte und ihn schließlich segnete, weil Jakob unbedingt Gottes Segen haben wollte, war Gott selbst. Danach überquerte Jakob den Jordan und betrat das verheißene Land.
Wie war der Weg nach Sichem? Geografisch ist das klar: Kommt man vom Jabboktal über den Jordan, führt der Weg durch das Tirzatal. Das Tirzatal wiederum führt zum Berg Ebal. Man muss um den Ebal herumgehen, um nach Sichem zu gelangen. Das war Jakobs Weg: von Haran über Jabbok und das Tirzatal nach Sichem, an den Ort, wo Vater Abraham die Verheißung erhielt: „Ich werde deiner Nachkommenschaft dieses Land geben.“
Doch Jakob hatte dieses Land verloren. Er hätte die Aufgabe gehabt, in diesem Land zu wohnen, so wie sein Großvater Abraham und sein Vater Isaak. Aber er hatte es verloren – wegen seiner eigenen schweren Schuld. Doch er kam zurück ins Land. Warum? Weil Gott die Verheißung gegeben hatte: „Deiner Nachkommenschaft will ich dieses Land geben.“ Nicht aus Verdienst, sondern aus Gnade, einfach weil Gott es versprochen hatte.
Der Altar, den Jakob errichtete, macht uns noch etwas klar: Er weist auf das Kreuz von Golgatha hin. Denn der Ort des Schlachtens, wo der Herr Jesus als das Lamm Gottes geschlachtet wurde, war für unsere Sünden, aber auch für die Sünde Jakobs. Darum durfte Jakob aus reiner Gnade wieder heimkehren ins Land.
Wenn wir an Israel in der späteren Geschichte denken, sehen wir, dass das Volk Gottes Gesetz gebrochen hat und deshalb das Land verlor. Das wurde in 5. Mose 28 als Fluch angekündigt. Dort heißt es in Vers 64: „Und der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde.“ Das jüdische Volk wurde in den vergangenen zweitausend Jahren unter allen Völkern zerstreut.
Heute aber sehen wir, wie es zurückgekehrt ist – Millionen Menschen aus aller Welt – und der Staat Israel wurde wieder gegründet. Wie ist das möglich? Weil Gott Abraham in Sichem die Verheißung gegeben hatte: „Deiner Nachkommenschaft will ich dieses Land geben.“ Und all das basiert auf der Tatsache, dass der Herr Jesus gestorben ist.
Darum sollte Israel in der Endzeit eine Wiederherstellung erleben, eine Rückführung ins Land. Dazu lese ich noch aus Hesekiel 36, Vers 24: „Ich werde euch aus den Nationen holen und euch aus allen Ländern sammeln und in euer Land bringen.“ In den Versen davor erklärt Gott, dass Israel das nicht verdient hat, weil es versagt hat. Aber Gott tut es um seinetwillen.
Dann folgt der Vers 25: „Und ich werde reines Wasser auf euch sprengen, und ihr werdet rein sein von allen euren Unreinheiten; von allen euren Götzen will ich euch reinigen. Ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres legen.“ Das bedeutet: Das Volk sollte zuerst unrein ins Land zurückkehren, und dann sollte im Land eine Erneuerung stattfinden.
Genau das sehen wir auch bei Jakob: Er kehrt zurück ins Land, aber erst als er im Land war, kam der Tag, an dem er aufräumte. Man kann das in 1. Mose 35 nachlesen, wo er die Familie aufruft: „Alle Götzen her!“ Diese Götzen wurden aus der Familie entfernt. Nach der Rückkehr ins Land gab es also eine Reinigung.
Das deutet auf das hin, was noch mit Israel geschehen wird. Heute sehen wir ein zurückgekehrtes Volk, aber die Erneuerung ist noch nicht vollständig geschehen. Die Mehrheit erkennt den Messias noch nicht. Doch das wird in einer zweiten Phase kommen, die noch in der Zukunft liegt und erst nach der Entrückung der Gemeinde stattfinden wird.
Der zweite Altar bei Bethel und Ai: Zwischen Haus Gottes und Ruine
Wir gehen zu 1. Mose 12, Vers 8, zum zweiten Altar. Abraham brach von dort auf in das Bergland, östlich von Bethel, und schlug sein Zelt auf. Bethel lag im Westen, Ai im Osten. Dort baute er dem Herrn einen Altar und rief den Namen des Herrn an.
Von Sichem, ganz im Norden des israelischen Berglandes, das überwiegend im heutigen sogenannten besetzten Westjordanland liegt, zog er also nach Süden. Sichem befindet sich im Nordteil des Westjordanlandes. Von dort aus geht Abraham in das Gebiet von Bethel und Ai, das einige Kilometer nördlich von Jerusalem liegt. Dort baut er erneut einen Altar.
Übrigens befinden sich alle vier Altäre Abrahams im heutigen sogenannten besetzten Westjordanland. Dort ruft er den Namen des Herrn an – wieder ein Altar, diesmal bei Bethel und Ai. Bethel bedeutet auf Deutsch „Haus Gottes“, Ai hingegen „Steinhaufen“, „Trümmerhaufen“ oder „Ruine“. Abraham steht hier also in einem interessanten Spannungsfeld zwischen Haus Gottes und Ruine.
In der Bibel entwickelt sich an dieser Stelle das Thema vom Haus Gottes, das in der weiteren biblischen Geschichte immer mehr an Bedeutung gewinnt. Es zieht sich wie ein roter Faden bis zum Neuen Testament. Wir denken an das Volk Israel, das später die Stiftshütte als Haus Gottes bauen musste. Diese wurde sehr detailliert beschrieben. Später entstand der Salomonische Tempel als Haus Gottes aus Stein. Dieser wurde abgelöst durch den zweiten Tempel. Am Ende der zweiten Tempelzeit kam der Erlöser.
Dann entstand die Gemeinde, die sich anfangs im Tempel in Jerusalem versammelte, in der Säulenhalle Salomos, wie die Apostelgeschichte berichtet. So zieht sich das Thema „Haus Gottes“ als roter Faden durch die Bibel – vom Alten bis zum Neuen Testament.
Heute haben die Gläubigen den Auftrag, gemeinsam das Haus Gottes zu bilden und darzustellen. Jeder Gläubige ist nach 1. Petrus 2 ein lebendiger Stein an dem Haus Gottes. Örtliche Gemeinden sind der Ausdruck der Gesamtheit der Erlösten, die zur Gemeinde gehören. Diese umfasst die Gläubigen von Pfingsten (Apostelgeschichte 2) bis zur Entrückung. Sie haben den Auftrag, Ausdruck dieser weltweiten Gemeinde zu sein – an dem jeweiligen Ort, wo sie zusammenkommen.
Der Bauplan, wie Gemeinde gebaut werden soll, wird im Neuen Testament ausführlich beschrieben. In 1. Korinther 3,16 sagt Paulus zu den Korinthern: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ Doch es folgt auch die Warnung: „Wenn jemand den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören.“
Das bedeutet, man kann die Gemeinde auch zerstören oder schädigen – eine Ortsgemeinde zerrütten oder spalten. Das geschieht durch Irrlehre, durch Sünde aller Art, zum Beispiel Unmoral, aber auch durch Streitigkeiten usw. Was bleibt dann übrig? Ein Trümmerhaufen.
Wenn wir heute die Gemeinde Gottes weltweit in der Endzeit anschauen, wo sehen wir die Umsetzung dessen, was Gott als Bauplan ausführlich beschrieben hat? Wir sehen Ruinenfelder. So befinden wir uns im Spannungsfeld zwischen Gottes Plan für sein Haus und der Praxis, die zu einem Ruinenfeld geführt hat.
Und trotzdem – im Spannungsfeld zwischen Haus Gottes und Ruinenfeld – baut Abraham den Altar und ruft den Namen des Herrn an. Das ist eine Ermutigung: Es gibt keine Zeit, in der wir sagen könnten, es sei vorbei, es sei zu schwierig oder es ginge nicht mehr. Nein, gerade in diesem Spannungsfeld dürfen wir Gottesdienst feiern, nach den Gedanken der Bibel, und den Namen des Herrn anrufen.
Ganz interessant ist der Ausdruck „den Namen des Herrn anrufen“. Im Neuen Testament ist das ein typischer Ausdruck zur Bezeichnung einer Ortsgemeinde. Schlagen wir dazu den 1. Korintherbrief auf.
Der 1. Korintherbrief ist an die Gemeinde in Korinth geschrieben. In 1. Korinther 1,2 heißt es: „Der Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, den Geheiligten in Christus Jesus, den berufenen Heiligen. Aber nicht nur für sie, sondern auch für alle, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, ihres und unseres Herrn.“
Der 1. Korintherbrief hat also nicht nur eine örtliche Bedeutung für Korinth, sondern eine weltweite Bedeutung – für alle Gemeinden. Was bedeutet das? Es sind alle gemeint, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen.
Dabei geht es um das Gebet zum Sohn Gottes. Das ist eine klare Absage an diejenigen, die sagen, man solle nur zum Vater beten. In der Bibel finden wir Gebete sowohl zum Vater als auch zum Sohn. Und zwar in der Kraft des Heiligen Geistes. Wir müssen im Geist beten, das heißt in der Kraft des Heiligen Geistes, wie es in Epheser 6 und im Judasbrief, Vers 20, beschrieben wird.
Hier begegnet uns also der Ausdruck „den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen“. Abraham ist bereits ein alttestamentliches Beispiel als Vater der Gläubigen.
Der dritte Altar in Hebron: Trennung und neue Gemeinschaft
Nun gehen wir zum dritten Altar, der in Kapitel 13, Vers 14 erwähnt wird: „Und der Herr sprach zu Abram, nachdem Lot sich von ihm getrennt hatte: Erhebe doch deine Augen und schau von dem Ort, wo du bist, nach Norden und nach Süden und nach Osten und nach Westen. Denn das ganze Land, das du siehst, will ich dir geben, und deine Nachkommenschaft bis in Ewigkeit. Ich will deine Nachkommenschaft machen wie den Staub der Erde, so dass, wenn jemand den Staub der Erde zu zählen vermag, auch deine Nachkommenschaft gezählt werden kann. Mach dich auf und durchziehe das Land nach seiner Länge und nach seiner Breite, denn dir will ich es geben.“
Abraham schlug Zelte auf, kam und wohnte unter den Terebinten Mamres, die bei Hebron sind, und er baute dort dem Herrn einen Altar.
Damit kommen wir zum dritten Altar in Hebron, das im Süden des heutigen Westjordanlandes liegt. Wir haben jetzt im Norden Sichem, dann südlich davon Bethel und Ai, und nun den dritten in Hebron.
In Kapitel 12 war Abraham bei Bethel und Ai. Was wir nicht gelesen haben: Es gab eine traurige Geschichte. Abraham ging in der Zwischenzeit wegen Problemen von diesem Ort der Anbetung nach Ägypten, weil eine Hungersnot herrschte. Anstatt sich zu fragen, warum es jetzt Probleme an dem Ort gab, wo Gott ihn hingestellt hatte, ging er weg. Gott hatte ihn berufen: „Komm in das Land, das ich dir zeigen werde.“ So wird es übrigens in Apostelgeschichte 7 übersetzt, wenn Stephanus aus 1. Mose 12 zitiert. Das bedeutet, Gott war in dem Land und rief Abraham aus Ur in Chaldäa heraus, um dorthin zu kommen, wo er seine Gegenwart in besonderer Weise zeigen wollte. Darum erschien er ihm in Sichem, nicht in Haran, sondern in Sichem.
Abraham ging jedoch in der Zwischenzeit nach Ägypten, was ganz falsch war, und er brachte Schande über das Zeugnis Gottes in Ägypten. Fast hätte der Pharao ihm seine Frau weggenommen und sie geheiratet. Die Sache flog auf, weil Gott eingriff. Schließlich kehrte Abraham wieder aus Ägypten zurück und ging zurück nach Bethel.
Das lesen wir in Kapitel 13, Vers 3: „Und er zog auf seinen Zügen von Süden bis Bethel, bis zu dem Ort, wo sein Zelt am Anfang gewesen war, zwischen Bethel und Ai, zu der Stätte des Altars, den er dort zuvor gemacht hatte, und Abram rief dort den Namen des Herrn an.“
Ein wunderbarer Ort der Gemeinschaft und des Gottesdienstes war also wegen Problemen verlassen worden. Aber er hätte nicht weggehen sollen, sondern hätte fragen sollen: Herr, was möchtest du mir durch das Problem sagen? Das hat er nicht getan, sondern ist weggegangen, und es wurde alles viel schlimmer. Glücklicherweise gab es eine Umkehr im wörtlichen Sinn und eine Rückkehr an den Ort, wo er ursprünglich am richtigen Platz war. Dort, wo er weggegangen war, kehrte er zurück nach Bethel und Ai und rief beim Altar wieder den Namen des Herrn an. In Ägypten lesen wir nichts von einem Altar oder vom Anrufen des Namens des Herrn, aber hier lesen wir wieder davon.
Doch die Frage bleibt offen: Warum gab es diese Probleme mit der Hungersnot? Gerade danach lesen wir in Vers 5: „Auch Lot, der mit Abraham zog, hatte Kleinvieh und Rinder und Zelte, und das Land ertrug es nicht, dass sie beieinander wohnten, denn ihre Habe war groß, und sie konnten nicht beieinander wohnen. Es gab Zank zwischen den Hirten von Abrahams Vieh und den Hirten von Lots Vieh, und die Kanaaniter und Perisiter wohnten damals im Land.“
Lot war das Problem. Gott hatte klar gesagt, damals in Ur in Chaldäa, in 1. Mose 12, Vers 1: „Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Haus in das Land, das ich dir zeigen werde.“ Geh aus deiner Verwandtschaft. Aber Lot, der ein Neffe war, ging mit ihm, und das war klar falsch.
Darum sollte die Hungersnot Abraham deutlich machen: Du musst dich von Lot trennen. Er kommt aus Ägypten zurück, und jetzt gibt es Streit. Dieser Streit wäre nie entstanden, wenn Lot in Ur in Chaldäa geblieben wäre. Dort lag das Problem. Er hätte ihn damals gar nicht mitnehmen sollen, dann wäre es auch nicht zu diesem Streit gekommen.
In Vers 8 macht Abraham das klar: „Da sprach Abraham zu Lot: Lass doch kein Gezänk sein zwischen mir und dir und zwischen meinen Hirten und deinen Hirten, denn wir sind Brüder.“ Das heißt Verwandte. „Ist nicht das ganze Land vor dir? Trenne dich doch von mir! Willst du zur Linken, so will ich mich zur Rechten wenden; willst du zur Rechten, so will ich mich zur Linken wenden.“
Er ist großzügig und überlässt die Wahl seinem Neffen, sagt aber ganz klar: Wir müssen uns trennen.
Es gibt Trennungen, die Folge unserer sündigen Natur sind, unseres Fleisches. Darum steht in Sprüche 18, Vers 1: „Wer nach Absonderung trachtet, der trachtet nach Gelüsten.“ Böse Absichten liegen dahinter, wenn sich jemand absondert.
Im Judasbrief, Vers 19, lesen wir von solchen, die seelische Menschen sind, also nicht geistliche, sondern natürliche Menschen, die sich absondern und so unter den Gläubigen Trennungen anrichten. Diese sind es, die sich absondern oder Parteiungen machen, natürliche Menschen, die den Geist nicht haben.
Aber es gibt auch gottgemäße Trennungen, zum Beispiel in 2. Korinther 6, die Trennung von Ungläubigen in der Gemeinde. Die Gemeinde soll nur eine Gemeinde der Gläubigen sein. Die Ungläubigen sind eingeladen, zu Besuch zu kommen, aber sie gehören nicht zur Gemeinde.
In 2. Timotheus 2 lesen wir die Notwendigkeit, sich von solchen Leuten abzusondern, die falsche Lehren verbreiten. Es gibt also auch von Gott gewollte Trennungen, und das war eine solche Trennung, denn Gott wollte niemals, dass Lot und Abraham zusammen im Land sein würden. Lot hätte nie ausziehen sollen.
Nun lesen wir in Vers 14: „Und der Herr sprach zu Abram, nachdem Lot sich von ihm getrennt hatte.“ Interessant ist, dass Gott sofort zu ihm spricht, sobald er nachholt, was er schon längst hätte tun sollen. Gott ermutigt ihn.
Er sagt: „Erhebe doch deine Augen und schau von dem Ort, wo du bist, nach Norden und nach Süden und nach Osten und nach Westen.“ Dieser Ort ist also ein Gebiet bei Bethel und Ai, ein Ort, von dem man das Land in alle Himmelsrichtungen sehen kann.
Tatsächlich hat man von der heutigen Siedlung Betel, direkt neben Beytin – dem arabischen Ort von Betel – einen Blick hinüber zu einem Berg, der Ba'al Chatzor heißt. Dieser Ort wird auch in der Geschichte in 2. Samuel 13 erwähnt, wo Amnon von Absalom umgebracht wird. Auch in Nehemia 11 wird Chadsor am Schluss erwähnt. Das ist eben dieses Chadsor, das Ba'al Chadsor bei Bethel, der höchste Berg im gesamten Westjordanland mit 1016 Metern.
Darum ist der Berg heute militärisch besetzt. Die Armee hat dort viele große Radare. Es ist ein Spähort der israelischen Armee, um die Sicherheit des Westjordanlandes zu gewährleisten.
Dieser Ort Ba'al Hazor ist gigantisch. Bei guter Witterung sieht man von dort sogar den Berg Hermon ganz im Norden Israels. Dieser Berg ist heute das Skigebiet Israels und der höchste Gipfel dieses Gebirgszugs mit 2814 Metern. Man kann bei guter Sicht bis nach Tel Aviv, also bis zum Mittelmeer, sehen. Im Osten sieht man bis zum Berg Nebo jenseits des Jordans, von dem Mose am Ende seines Lebens das verheißene Land schauen konnte. Auch nach Süden Richtung Jerusalem hat man Sicht.
Dieser Ort Ba'al Hazor ist also der Ort, von dem Abraham aufgefordert wird, das Land zu betrachten.
Interessanterweise wurde in Qumran ein Manuskript gefunden, das die Geschichte des ersten Buchs Mose nacherzählt, das sogenannte Genesis-Apokryphon. Dort wird dieser Ort mit Baalchazor in Verbindung gebracht, was hier korrekt ist.
Abraham wird nun ermutigt, nachdem er gehorsam war und sich von Lot getrennt hatte, all den Segen anzuschauen, den Gott für ihn bereit hält. Das gehört auch zum Thema Altar bei Bethel und Ai, denn dort durfte Abraham die ganzen Segnungen sehen.
Es ist wichtig, dass wir als Gläubige uns bewusst machen, worin alle Segnungen bestehen, die durch das Opfer des Herrn Jesus entstanden sind. Wir können das vergleichen mit dem Blick, den Abraham in alle Himmelsrichtungen wirft, um zu sehen, was Gott uns geschenkt hat.
Dazu gehören der Reichtum der Erlösung von der Macht der Sünde in uns, die Erlösung von Satan, die Erlösung von der Macht der Welt, die auf uns eindringt. Ebenso die Gabe des ewigen Lebens, der Friede mit Gott, die Rechtfertigung aus Glauben und vieles mehr.
Wenn wir ins Detail gehen, werden wir immer mehr von diesen Reichtümern entdecken, so wie Abraham es hier sehen sollte.
Dann erhält Abraham einen Auftrag in Vers 17: „Mach dich auf!“ Er soll weggehen von Bethel und Ai, aber natürlich nicht das Land verlassen. Der Weg nach Ägypten war ein falscher Weg.
Er soll das Land durchziehen, nicht nur aus der Ferne betrachten, sondern die Orte konkret aufsuchen, das Land in seiner Länge und Breite erkunden.
Es ist wichtig, dass man die Segnungen in Jesus nicht nur theoretisch kennt, quasi wie ein Blick von Baal Hazor aus, sondern sich konkret daran erfreut. Das ist das, was Glauben ausmacht: die Segnungen in Besitz zu nehmen.
So soll er sich aufmachen, das Land durchziehen. Er geht von Bethel aus südlich, immer noch im heutigen Westjordanland, bis nach Hebron.
Dort haben wir den dritten Altar. Abram schlug Zelte auf, kam und wohnte unter den Terebinten Mamres, die bei Hebron sind, und er baute dort dem Herrn einen Altar.
Hebron, hebräisch ausgesprochen Hevron, heißt Gemeinschaft. Ein Haver ist ein Freund, Haverim bedeutet Freunde. Es gibt ja das Lied „Shalom Haverim“, das heißt „Friede, Brüder, Friede, Freunde, Friede euch Freunden.“
Hevron ist der Ort der Freundschaft, der Gemeinschaft.
Wir sehen, dass Abraham in seinem Glaubensleben vorankommt. Er hat ein wichtiges Hindernis beseitigt, und das vertieft die Gemeinschaft mit dem Herrn.
Auch hier wieder ein Altar, der auf Golgatha hinweist.
Ich möchte aus 1. Johannes 1 lesen, um diese Gemeinschaft zu erläutern, was das für uns heute bedeutet als Erlöste, als Gläubige.
1. Johannes 1, Vers 3 und 4: „Was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt. Unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Dies schreiben wir euch, damit eure Freude völlig sei.“
Wenn man diese Gemeinschaft mit dem Vater wirklich erlebt und genießt, wo Dinge im eigenen Leben geordnet sind, dann erlebt man Hebron, diese Gemeinschaft mit dem Vater, in der trennende und trübende Dinge beseitigt sind.
Das führt zur Gemeinschaft mit dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus.
Die Folge ist völlige Freude.
Alle Menschen haben den Wunsch und die Sehnsucht nach Freude. Die Bibel spricht von völliger Freude.
Das Geheimnis völliger Freude liegt darin, Hebron kennenzulernen und zu verstehen, was der Altar bedeutet: dass der Herr Jesus durch seinen Opfertod diese Gemeinschaft mit Gott möglich gemacht hat.
Der vierte Altar auf dem Berg Moria: Die höchste Prüfung und Vorschattung des Kreuzes
Wir kommen zum letzten Altar, Kapitel 22, und das ist in der gesamten Entwicklung im Glaubensleben von Abraham der absolute Höhepunkt. Wir wissen, dass Abraham 25 Jahre warten musste, bis Gott die Verheißung, ihm ein Kind zu schenken, erfüllte – einen Sohn, als er hundertjährig war. Diese Erfüllung war für beide, Abraham und seine Frau Sarah, etwas Gewaltiges.
Doch dann kam das Unerwartete in Kapitel 22: die größte von allen Prüfungen im Leben Abrahams. Vers 1: „Und es geschah nach diesen Dingen, dass Gott Abraham prüfte. Und er sprach zu ihm: Abraham! Und er sprach: Hier bin ich. Und er sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, Isaak, und zieh hin in das Land Moria und opfere ihn dort als Brandopfer auf einen der Berge, den ich dir sagen werde.“
Abraham stand frühmorgens auf, sattelte seinen Esel, nahm zwei seiner Knaben und Isaak, seinen Sohn, mit sich. Er spaltete Holz zum Brandopfer und machte sich auf den Weg zu dem Ort, den Gott ihm gesagt hatte. Am dritten Tag erhob Abraham seine Augen und sah den Ort von fern. Er sprach zu seinen Knaben: „Bleibt ihr hier mit dem Esel, ich aber und der Knabe wollen bis dorthin gehen, anbeten und dann zu euch zurückkehren.“
Abraham nahm das Holz des Brandopfers und legte es auf Isaak, seinen Sohn. In seiner Hand hielt er das Feuer und das Messer, und sie gingen beide miteinander. Isaak sprach zu seinem Vater Abraham: „Mein Vater!“ Und er antwortete: „Hier bin ich, mein Sohn.“ Isaak fragte: „Siehe, das Feuer und das Holz, aber wo ist das Schaf zum Brandopfer?“ Abraham erwiderte: „Gott wird sich ersehen das Schaf zum Brandopfer, mein Sohn.“
Sie gingen weiter und kamen an den Ort, den Gott ihm gesagt hatte. Abraham baute dort den Altar und schichtete das Holz auf. Er band seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz. Dann streckte Abraham seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten.
Da rief ihm der Bote des Herrn vom Himmel zu: „Abraham, Abraham!“ Er antwortete: „Hier bin ich.“ Und der Bote sprach: „Strecke deine Hand nicht aus nach dem Knaben und tu ihm nichts! Denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest, weil du deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast.“
Abraham erhob seine Augen und sah, und siehe, da war ein Widder im Gestrüpp, festgehalten durch seine Hörner. Abraham ging hin, nahm den Widder und opferte ihn als Brandopfer anstelle seines Sohnes. Abraham gab diesem Ort den Namen „Der Herr wird ersehen“. Daher sagt man heute: „Auf dem Berg des Herrn wird ersehen werden.“
Der Engel oder Bote des Herrn rief Abraham ein zweites Mal vom Himmel zu und sprach: „Ich schwöre bei mir selbst, spricht der Herr, dass, weil du dies getan und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast, ich dich reichlich segnen und deine Nachkommen sehr mehren werde, wie die Sterne des Himmels und wie der Sand am Ufer des Meeres. Deine Nachkommen werden das Tor ihrer Feinde besitzen, und in deinem Nachkommen werden sich alle Nationen der Erde segnen, weil du meiner Stimme gehorcht hast.“
Abraham kehrte zu seinen Knaben zurück, und sie machten sich gemeinsam auf den Weg nach Beerscheba. Dort wohnte Abraham.
Nun zum vierten Altar: Wo? Im Land Moria. Vers 2: Moria ist der bekannte Berg, auf dessen langgestrecktem Südabhang damals die Stadt Salem gebaut war, wo Melchisedek König war (1. Mose 14). Dieser Berg war bekannt, weil dort eine Königsstadt der Kanaaniter stand. Darum konnte Gott sagen: „Geh in das Land Moria“ – wörtlich im Hebräischen „Erez Ham Moria“, das Land des Moria – „und opfere ihn dort auf einem der Berge, den ich dir sagen werde.“
Wenn man genau liest, merkt man sofort, dass die ganze Tradition, die Opferung Isaaks sei auf dem Berg Moria, dem späteren Tempelberg von Jerusalem, nicht stimmt. Gott sagt: Geh ins Land, wo der bekannte Berg Moria ist, und auf einem der Berge dort, der dann noch spezifiziert wird, wenn Abraham hinkommt – ein namenloser Berg – soll er ihn opfern.
Erstaunlich ist, dass in diesem kurzen Abschnitt von 19 Versen zehnmal von Isaak als dem Sohn gesprochen wird. In einer so knappen Geschichte sieht man, dass der Heilige Geist Mose so inspiriert hat, ständig das Wort „Sohn“ zu verwenden. Zwölfmal wird ein Possessivpronomen benutzt, also „dein Sohn“ oder „mein Sohn“. Damit wird die Beziehung zu diesem Sohn besonders betont.
In Vers 2 heißt es: „Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast!“ So wird ausgedrückt, was Vater Abraham darbringen sollte: nichts anderes als seinen einzigen, geliebten Sohn. Damit sollte dies eine Vorschattung darauf sein, dass Gott, der Vater, einmal bereit sein würde, seinen einzigen Sohn als Opfer für die Welt zu geben. Es drückt aus, wie schrecklich es für Gott Vater war, seinen Sohn zu geben.
Interessant ist Vers 16, wo Gott sagt: „Weil du dies getan und deinen Sohn, deinen Einzigen, mir nicht vorenthalten hast.“ Die Septuaginta, die älteste griechische Übersetzung des Alten Testaments, die oft im Neuen Testament zitiert wird und den sprachlichen Gebrauch dort stark prägt, übersetzt dies mit: „Deinen Sohn nicht verschont hast.“
Man erkennt sofort die Parallele zu Römer 8, wo all die Segnungen in Christus beschrieben werden. Dort heißt es in Kapitel 8, Vers 31: „Was sollen wir nun hierzu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer gegen uns? Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat, wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“
Dieser Wortlaut ist genau übernommen aus 1. Mose 22. Der Heilige Geist macht damit ganz klar, dass 1. Mose 22 eine Vorschattung auf Golgatha ist. In diesen 19 Versen lassen sich mindestens 20 Parallelen zu Golgatha entdecken.
Ich möchte hier nur einige wenige Punkte herausarbeiten: Der Vater ist bereit, seinen geliebten Sohn als Opfer hinzugeben. Er legt ihn auf den Altar, oben auf das Holz, genauso wie später der Sohn Gottes auf dem Holz war, um das wahre Opfer zu werden. Es gibt viele weitere Parallelen in den Details.
Wichtig ist, dass Isaak ein Sünder war und nicht das Opfer werden konnte. Er war nicht der Same der Frau, der der Schlange den Kopf zertreten würde. Darum wurde er verschont; er sollte nur ein Bild sein.
Die Frage Isaaks: „Mein Vater!“ – und die Antwort Abrahams: „Hier bin ich, mein Sohn“ – ist interessant. Wenn Vater und Sohn kommunizieren, verwendet der Vater den Ausdruck „Hineni“, „Hier bin ich“, um seine Aufmerksamkeit zu signalisieren: „Jetzt höre ich zu.“
Manchmal sagen Kinder, ihr Vater höre nie oder oft nicht zu. Das passiert, wenn der Vater nicht weiß, dass er gerade angesprochen wird oder mit Arbeit beschäftigt ist. Aber wenn man miteinander kommuniziert, muss man klar machen, dass jetzt gesprochen wird. Dann werden Handy und anderes beiseitegelegt, und es wird kommuniziert.
So hat auch Abraham mit Gott gesprochen. Wenn Gott ihn ruft: „Abraham!“ (Vers 1), dann antwortet Abraham in Vers 2 mit „Hineni“, auf Hebräisch: „Hier bin ich.“ Damit ist er bereit, zuzuhören.
Genauso, wie Abraham auf Gott hört, hört er auch auf seinen Sohn. Er fragt: „Das Feuer, das Messer – wo ist das Schaf zum Brandopfer?“ Gott gibt ihm in diesem Moment prophetisch die Antwort. Abraham war völlig am Boden und sagt nur noch: „Gott wird sich ersehen das Schaf zum Brandopfer, mein Sohn.“
Isaak wird verschont – eine Überraschung für Abraham. Dann sieht er einen Widder hinter sich im Gestrüpp, den er anstelle seines Sohnes opfert. Mose erklärt in Vers 14: „Abraham gab diesem Ort den Namen ‚Der Herr wird ersehen‘.“ Das steht in engem Zusammenhang mit dem prophetischen Wort in Vers 8: „Gott wird sich ersehen das Schaf zum Brandopfer.“
Jetzt ist der Widder geopfert, und Abraham gibt diesem Ort einen Namen. Man kann fast sagen, neun Namen – der Berg war offensichtlich namenlos im Land Moria, einer der Berge. Abraham sagt damit prophetisch: „Hier wird Gott einmal das wahre Opfer geben.“ Adonai Jireh – so heißt dieser Ort.
Damit war klar für alle Zeiten: Wenn der Same der Frau, der verheißene Messias, der Erlöser, kommen wird, dann wird er sterben. Die Schlange wird ihm in den Fersen beißen, aber er wird der Schlange den Kopf zertreten.
Wo wird das geschehen? Im Land Moria, auf einem der Berge, dort beim späteren Tempelberg in Jerusalem, im Osten Jerusalems, im sogenannten besetzten Westjordanland. Dort wird er sterben.
Wir können 2000 Jahre zurückblicken und tatsächlich auf dem Nordwesthügel der Altstadt von Jerusalem heute diesen Ort sehen. Damals, im Jahr 32, war er noch außerhalb der Stadt. Dort, auf dem Golgatha-Felsen, ist der Herr Jesus gestorben – im Land Moria, auf einem der Berge.
Abraham durfte auf dem Höhepunkt seines Glaubenslebens vorausschauen, was einmal in Ostjerusalem geschehen würde – im Blick auf die ganze Welt.
Wir sehen also diese vier Altäre im sogenannten besetzten Westjordanland, für Israel unentbehrlich, denn das ist das Herzstück des Landes Israel, das Land, das Gott ihm verheißen hat. Die ganze Welt ruft: „Raus, ihr habt kein Recht!“ Doch für Israel ist es zentral, und für die ganze Welt von höchster Bedeutung, denn dort in Ostjerusalem hat der Herr Jesus das Heil der Welt vollbracht.
Gott sagt zu Abraham in Vers 18: „In deinem Samen werden gesegnet werden alle Nationen der Erde.“ Dieser Nachkomme, Same in der Einzahl, wird in Galater 3 aufgenommen und erklärt als Christus, der Messias. In ihm sollen alle Nationen der Erde gesegnet werden.
Warum heißt es nicht „alle Menschen der Erde“? Gott möchte alle Menschen retten und lädt sie ein. Er will nicht, dass jemand verloren geht, sondern dass alle zur Buße kommen (2. Petrus 3,9). Er ist ein Heiland, der will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1. Timotheus 2,4).
Der Herr Jesus sagt in Johannes, dass, wenn er auf dem Kreuz erhöht sein wird, er alle zu sich ziehen wird. Aber nur diejenigen kommen zu ihm, die sich wirklich zur Buße bekehren. Nicht alle Menschen werden das tun.
Die Bibel spricht davon, dass viele verloren gehen, weil sie das Opfer des Herrn Jesus nicht annehmen. Doch die Bibel macht klar, dass Menschen aus allen Nationen, Völkern, Stämmen und Sprachen gerettet werden (Offenbarung 5, Offenbarung 7).
Darum diese Verheißung: „In deinem Samen werden gesegnet werden alle Nationen der Erde, weil du meiner Stimme gehorcht hast.“
An diesem Punkt wollen wir schließen.
