Einleitung und Gebet zum Beginn
Wir wollen noch beten: Herr Jesus, wir danken dir, dass du uns diesen Tag schenkst, an dem wir in Frieden und Ruhe dein Wort miteinander studieren dürfen.
Wir bitten dich, diesen Nachmittag zu segnen. Öffne uns dein Wort durch deinen Geist. Hilf uns, dieses Wort auch auf unser Leben zu übertragen.
Schenke uns die Kraft, dir entschieden nachzufolgen auf diesem kurzen Weg, der bleibt, bis du wiederkommst.
Amen.
Einführung in die letzte Phase des Gerichts
Wir haben wirklich alle dieses Offenbarungsskript. Wer braucht es noch?
Heute kommen wir zum zweiten Teil in Kapitel 15. Dabei geht es um die letzte Phase des Gerichts über diese Erde: die sieben Zornesschalen.
Ich lese aus Offenbarung 15, ab Vers 5:
„Und nach diesem sah ich, und der Tempel der Hütte des Zeugnisses im Himmel wurde geöffnet. Die sieben Engel, welche die sieben Plagen hatten, kamen aus dem Tempel hervor. Sie waren angetan mit reiner, glänzender Leinwand und um die Brust mit goldenen Gürteln gegürtet.
Eines der vier lebendigen Wesen gab den sieben Engeln sieben goldene Schalen, voll des Grimmes Gottes, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Und der Tempel wurde mit Rauch gefüllt von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Macht. Niemand konnte in den Tempel eintreten, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet waren.
Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Tempel zu den sieben Engeln sagen: ‚Geht hin und gießt die sieben Schalen des Grimmes Gottes aus auf die Erde.‘
Der Erste ging hin und goss seine Schale aus auf die Erde. Es kam ein böses und schlimmes Geschwür an die Menschen, welche das Malzeichen des Tieres hatten und die sein Bild anbeteten.
Der Zweite goss seine Schale aus auf das Meer, und es wurde zu Blut, wie von einem Toten. Jede lebendige Seele starb, alles, was im Meer war.
Der Dritte goss seine Schale aus auf die Ströme und auf die Wasserquellen, und sie wurden zu Blut.
Ich hörte den Engel der Wasser sagen: ‚Du bist gerecht, der da ist und der da war, der Heilige, dass du so gerichtet hast. Denn Blut von Heiligen und Propheten haben sie vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben. Sie sind es wert.‘
Und ich hörte den Altar sagen: ‚Ja, Herr, Gott Allmächtiger, wahrhaftig und gerecht sind deine Gerichte.‘“
Überblick über die Dreiteilung der Offenbarung
Zunächst eine Zusammenfassung beziehungsweise eine Einführung für diejenigen, die beim letzten Mal nicht dabei waren:
Die Offenbarung als abschließendes prophetisches Buch der Bibel besteht aus drei Teilen. Diese Dreiteilung wird im Buch selbst angegeben durch den Herrn Jesus in Kapitel 1, Vers 19. Dort sagt er: „Schreibe nun, was du gesehen hast und was ist und was geschehen wird nach diesem.“
Der erste Teil, „was du gesehen hast“, bezieht sich auf Kapitel 1, in dem Jesus Christus als Richter der Welt dem Johannes erscheint.
Der dritte Teil, „was geschehen wird nach diesem“, beginnt eindeutig ab Kapitel 4. Dort lesen wir in Vers 1: „Nach diesem sah ich, und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel, und die erste Stimme, die ich gehört hatte, wie die einer Posaune mit mir reden, sprach: Komm hierherauf, und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss.“
Somit ist klar, dass der dritte Teil, „was geschehen wird nach diesem“, nach Kapitel 1, Vers 19, ab Kapitel 4 beginnt.
Bleibt für den zweiten Teil, „was ist“, nur noch das, was zwischen Kapitel 1 und 4 zu finden ist. Das sind die Kapitel 2 und 3, welche die sieben Sendschreiben enthalten.
Die sieben Sendschreiben und die Endzeit
Und nun haben wir in den vergangenen Malen, in denen wir die Offenbarung betrachtet haben, wiederholt gesehen, dass alles ab Kapitel 4 noch zukünftig ist.
Wir leben zwar heute in der Endzeit. Die Endzeit ist in der Bibel jedoch nicht der Weltuntergang, sondern das Ende dieser langen Zwischenzeit zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen von Jesus Christus.
Die Endzeit ist ganz speziell gekennzeichnet durch die Rückkehr der Juden aus aller Welt zurück ins Land der Väter, um den Staat wieder neu zu gründen. Dies geschieht nach fast zweitausend Jahren Unterbrechung, um die Wüste wieder zum Aufblühen zu bringen.
1882 kamen die ersten Tausenden von Juden zurück ins Land der Väter. Und so haben sich bis heute über 175 Prophezeiungen über die Endzeit bereits erfüllt, aber noch nichts von dem, was wir in Offenbarung 4, Vers 1 haben.
Es ist so, dass wir ab Kapitel 4, Vers 1 die Zeit der Entrückung und das, was nach der Entrückung geschehen wird, vor uns haben. In Kapitel 4, Vers 1 wird Johannes in den Himmel entrückt. Er muss in den Himmel hinaufsteigen, und dann wird ihm gezeigt, was nach diesem Ereignis geschehen muss.
Nach seiner Entrückung erfährt er all das, was nach der Entrückung der Gemeinde geschehen wird.
Kapitel 2 und 3, die sieben Sendschreiben, die sich an sieben Gemeinden zur Zeit von Johannes richten, geben gleichzeitig prophetisch eine Übersicht über die ganze Kirchengeschichte. Diese reicht von der Zeit der Apostel, also der Zeit von Johannes, bis hin zur Entrückung. Dabei ist die Geschichte in sieben Abschnitte unterteilt.
Heute leben wir ganz ausdrücklich im Abschnitt von Laodizea.
Was bleibt? Das ist eben dieser Ruf: „Komm hier herauf!“ – die Entrückung der Gemeinde.
Die Gerichte nach der Entrückung
Im Weiteren wird gezeigt, dass Jesus im Himmel, das Lamm Gottes, das Buch mit den sieben Siegeln nimmt und öffnet. Mit jedem geöffneten Siegel kommt ein Gericht über diese Welt.
Diese Gerichte sind die, die Gott nach der Entrückung der Gemeinde über die Welt bringen wird. Wir haben gesehen, dass diese Gerichte aus sieben Siegelgerichten bestehen. Das siebte Siegelgericht umfasst sieben Posaunengerichte. Diese haben wir bereits zusammen betrachtet.
Dabei haben wir auch festgestellt, dass der Inhalt der siebten Posaune aus den sieben Zornesschalen besteht. Genau diese sieben Zornesschalen behandeln wir heute.
Damit wird klar, dass die gesamte Gerichtsserie der Siegel, Posaunen und Schalen ab Kapitel 15 sich auf die allerletzte Phase der Gerichte bezieht. Diese Phase folgt nach der Entrückung und liegt vor der Wiederkunft Jesu Christi als König und Richter der Welt.
Diese Wiederkunft wird dann ausführlich in Kapitel 19, ab Vers 11, beschrieben.
Hintergrundprophetien in der Offenbarung
Wir haben auch gesehen, dass in der Darstellung der Offenbarung ab Kapitel 4 der strenge zeitliche Verlauf der Siegelgerichte, Posaunen und Schalengerichte immer wieder durch Vorausblicke beziehungsweise Rückblicke unterbrochen wird.
Dabei folgt diese Unterbrechung einem ganz genauen Schema.
Zunächst gibt es eine erste Einschaltung, die ich im Skript als Hintergrundprophetie bezeichnet habe. Diese erste Hintergrundprophetie findet sich ganz am Schluss auf Seite 1 im Skript und umfasst die Kapitel 4 und 5. Es geht um die 24 Ältesten im Himmel, die als Bild aller entrückten Gläubigen verstanden werden. In dieser Hintergrundprophetie wird erklärt, warum Jesus Christus das Recht hat, das Buch mit den sieben Siegeln zu nehmen und das Gericht über diese Welt zu bringen. Dies beruht darauf, dass er bereit war, als das Lamm Gottes vor bald zweitausend Jahren für uns zu sterben. Er, der Retter, ist zugleich der Richter.
Dann beginnt in Kapitel 6 die Darstellung der Siegelgerichte. Es werden jedoch zunächst nur die ersten sechs Siegel beschrieben, bevor erneut ein Einschub folgt, den ich auf Seite 2 als Hintergrundprophetie zwei bezeichnet habe.
Anschließend wird in Kapitel 8 das siebte Siegel geöffnet. Noch bevor beschrieben wird, was dieses siebte Siegel als Gericht beinhaltet, folgt eine weitere Hintergrundprophetie, Nummer drei. Erst danach werden die Posaungerichte dargestellt. Diese sind der Inhalt des siebten Siegels. Dabei werden zunächst sechs Posaunen beschrieben, bevor es erneut zu einer Unterbrechung mit der Hintergrundprophetie Nummer vier kommt.
Nach diesem längeren Einschub wird am Ende von Kapitel 11 die siebte Posaune geblasen. Doch bevor erklärt wird, was der Inhalt der siebten Posaune ist – in Kapitel 11, Verse 14 bis 15 –, folgt ein sehr langer Einschub, die Hintergrundprophetie fünf. Dieser umfasst den gesamten Text von Kapitel 11, Vers 15 bis Kapitel 15, Vers 8. Es handelt sich um einen sehr großen Einschub.
Danach folgt der Inhalt der siebten Posaune mit Kapitel 16, wo wir bereits begonnen haben zu lesen. Die ersten sechs goldenen Schalen werden ausgegossen. Dann folgt eine ganz kurze Hintergrundprophetie, die als Nummer fünf bezeichnet wird: der Aufmarsch zur Schlacht von Harmagedon.
Ich lese diesen Abschnitt vorwegnehmend vor: In Kapitel 16 werden die sechs Schalen bis Vers 12 beschrieben, danach folgt die Hintergrundprophetie ab Vers 13: „Und ich sah aus dem Mund des Drachen und aus dem Mund des Tieres und aus dem Mund des falschen Propheten drei unreine Geister kommen wie Frösche; denn es sind Geister von Dämonen, die Zeichen tun, welche zu den Königen des ganzen Erdkreises ausgehen, um sie zu versammeln zu dem Krieg jenes großen Tages Gottes des Allmächtigen. Siehe, ich komme wie ein Dieb. Glückselig ist, der da wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt wandelt und man seine Schande sehe. Und er versammelte sie an den Ort, der auf Hebräisch Harmagedon heißt.“
Dies ist eine ganz kurze Einschiebung.
Danach folgt in Vers 17 die siebte Schale: „Und der Siebente goss seine Schale aus in die Luft.“ Dies erstreckt sich bis Vers 21.
Anschließend folgt wieder eine lange Einschiebung, nämlich die Kapitel 17 und 18. Dort ist das Thema die Hure Babylon, die wir uns heute anschauen wollen.
Wir betrachten also die sieben Schalen zusammen mit dem Einschub über Harmagedon. Danach sehen wir uns den letzten, übrigens siebten Einschub an: die Hure Babylon in den Kapiteln 17 und 18. Erst danach folgt in Kapitel 19 die Wiederkunft Christi und die Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches in Kapitel 20. Nach dem Tausendjährigen Reich folgt dann in Kapitel 21 der Neue Himmel und die Neue Erde, also eine neue Schöpfung.
So erkennt man, dass die Offenbarung nach einem sehr strikten, architektonisch durchdachten Plan aufgebaut ist. Sie ist nicht, wie manche kluge Leute geschrieben haben, ein reines Durcheinander. Nein, das Durcheinander sind jene, die so etwas über Gottes Wort sagen – das ist ja lästerlich. Sie sehen die Schönheit und Struktur der Bibel nicht.
Es ist wirklich so: Wir haben die sieben Sendschreiben, die Kirchengeschichte, und danach die Gerichte – sieben Siegel, sieben Posaunen, sieben Schalen – und dann die Wiederkunft Christi.
Der strenge zeitliche Ablauf der Gerichte, also der Siegel, Posaunen und Schalen, wird durch Hintergrundprophetien unterbrochen. Es sind genau sieben Hintergrundprophetien, die ganz schematisch eingesetzt sind: einmal vor dem ersten und zwischen dem sechsten und siebten Siegel; ebenso vor der ersten Posaune und zwischen der sechsten und siebten Posaune; dann vor der ersten Schale und wieder zwischen der sechsten und siebten Schale; nach der siebten Schale gibt es keinen weiteren Einschub.
So entsteht ein klar durchdachter Plan, der von der Zahl Sieben geprägt ist.
Der himmlische Tempel und die Priesterengel
Ja, aber jetzt sind wir ganz am Schluss dieses Einschubs, der gleichzeitig den zeitlichen direkten Verlauf der Schalen-Gerichte einleitet. Gehen wir zurück zu Kapitel 15, Vers 5:
„Und nach diesem sah ich, und der Tempel der Hütte des Zeugnisses im Himmel wurde geöffnet.“
Das haben wir ja schon längst in der Offenbarung gesehen. Im Himmel gibt es einen Tempel. Schon in Kapitel 11, Vers 19 hatten wir gelesen:
„Und der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet, und die Lade seines Bundes wurde in seinem Tempel gesehen.“
Also sehen wir, dass es im Himmel einen wirklichen Tempel gibt. Der Tempel auf der Erde war nur ein Abbild dieses Urbildes im Himmel. Darum lesen wir ja schon im Zusammenhang mit der Stiftshütte in 2. Mose, dass Mose auf dem Berg die himmlische Vorlage gezeigt wurde und ihm erklärt wurde, dass er genau nach dieser Vorlage bauen sollte.
Dann wurde die Stiftshütte gebaut (2. Mose 25 bis 40). Aber das war keine Phantasie, sondern dieser Tempel war eine Kopie des himmlischen Tempels. Das gilt auch später für den Salomontempel und den zweiten Tempel zur Zeit des Herrn Jesus.
Man muss sagen, die Stiftshütte war gewissermaßen eine Kopie, auf die einfachsten Linien reduziert. Es gab das Tempelhaus als Hütte mit dem Allerheiligsten und dem Heiligen sowie darum herum einen Vorhof. Später im Salomontempel ist das ähnlich: Das eigentliche Tempelhaus besteht aus Heiligem und Allerheiligstem, aber davor gibt es noch eine Vorhalle. Diese gab es in der Stiftshütte nicht.
Die Stiftshütte war gewissermaßen die allereinfachste Abbildung, eine Reduzierung auf das Allerwesentlichste. Im Salomontempel sehen wir eine Vorhalle und natürlich auch einen Vorhof mit Altar und einem riesigen Waschbecken, genannt das Meer. Dieses entspricht dem Waschbecken in der Stiftshütte, das aber kleiner war. Im Salomontempel gab es nochmals einen Vorhof darum herum.
Das entspricht genau der Stiftshütte, nur war die Stiftshütte das Einfachste, das Wesentlichste, und der Salomontempel hatte mehr Details. Der zweite Tempel zur Zeit des Herrn Jesus, den Jesus sogar in Johannes 2 „das Haus meines Vaters“ nennt, hatte noch mehr Details.
So können wir sagen, dass alle diese Tempel – die Stiftshütte, dann der erste Tempel aus Stein und der zweite Tempel in Jerusalem – Abbilder dieses Urbildes im Himmel sind.
Nun haben wir hier in Kapitel 15, Vers 5, einen ganz interessanten Ausdruck gefunden:
„Und nach diesem sah ich, und der Tempel der Hütte des Zeugnisses im Himmel wurde geöffnet.“
Die „Hütte des Zeugnisses“ war im Alten Testament ein Ausdruck für die Stiftshütte, die als Hütte bezeichnet wurde, weil sie ein transportabler Tempel war. Warum „Hütte des Zeugnisses“? Das Zeugnis ist in 2. Mose 25 die Bezeichnung für die zehn Gebote, also die zwei Tafeln, die als das Zeugnis genannt werden. Gott sagte in 2. Mose 25 zu Mose, dass er das Zeugnis in die Bundeslade hineinlegen sollte. So war die Stiftshütte eben die „Hütte des Zeugnisses“.
Wenn wir später in der Bibel lesen, zur Zeit von Samuel, in 1. Samuel 1, da haben wir noch die Geschichte, wie Elkanah mit seiner Familie nach Silo hinaufgeht zur Stiftshütte. Dort wird aber immer vom Tempel gesprochen. Wie ist das? Das war ja noch vor dem Salomontempel. Warum wird es Tempel genannt? Ganz einfach: Das war eben die Stiftshütte, aber die Stiftshütte ist der Tempel Gottes – einfach der transportable Tempel. Die Stiftshütte wurde also auch Tempel genannt.
Jetzt sehen wir hier den Ausdruck „der Tempel der Hütte des Zeugnisses“. Da ist also nichts Überraschendes drin, das entspricht genau dem Wortgebrauch im Alten Testament. Aber hier wird der himmlische Tempel sogar „Stiftshütte“ genannt.
Johannes sieht in der Vision, dass der himmlische Tempel geöffnet wird. Dann kommen sieben Engel aus dem himmlischen Tempel hervor. Was tragen sie als Kleider? Sie sind angetan mit reiner, glänzender Leinwand. Das sind Priesterkleider, genauso wie im Alten Testament die Priestergewänder aus Leinen waren – übrigens nicht aus Wolle.
Das muss Leinen sein, weil es nicht schweißtreibend sein sollte, wie es direkt auf der Haut bei Wolle der Fall wäre. Das hat eine tiefere Bedeutung: Der Schweiß ist in der Bibel der Ausdruck der Anstrengung und Mühe des Menschen („Im Schweiß deines Angesichts sollst du dein Brot essen“, 1. Mose 3). Wenn es um Heil und Rettung geht, kann der Mensch nichts aus eigener Leistung beitragen.
Darum hatten die Priester Leinengewänder. Es geht nicht um die Leistung des Menschen vor Gott, sondern um Gnade und das Opfer im Tempel.
Nun sehen wir also: Das sind Engel, die als Priester auftreten. Dann heißt es weiter, sie hätten um die Brust einen goldenen Gürtel.
Im Alten Testament bestand der Gürtel der Priester auch aus Leinen, aber mit den vier Farben Blau, Purpur, Karmesin und Byssus – dem natürlichen Weiß des Leinens. Diese vier Farben kommen im Tempel immer wieder vor, zum Beispiel auch im Scheidevorhang.
Im Gürtel waren zudem Goldfäden eingearbeitet, weshalb er „goldener Gürtel“ genannt wird. Es ist aber der typische Priester-Gürtel.
Außerdem wird gesagt, der Gürtel sei „um die Brust gegürtet“. Das macht nochmals klar, dass es sich um Priestergewänder handelt. Niemand von uns trägt den Gürtel um die Brust, aber die Priester mussten sich im Alten Testament so gürten, dass der lange Gürtel um die Brust gewickelt wurde.
Der Talmud erklärt, er musste eng um die Brust angeschnallt werden, um die Konzentration bei der Arbeit zu erhöhen.
So ist also ganz klar: Der Ausdruck „um die Brust gegürtet“ ist typisch für Priesterkleider. In Konzentration und Ehrfurcht vor Gott soll der Dienst ausgeführt werden.
Übrigens haben wir heute Morgen den Philipperbrief betrachtet und dort gelesen, dass die Gläubigen ihre Rettung „bewerkstelligen“ sollen. Gemeint ist die Rettung vor der Gefahr, in Hochmut und Parteisucht zu verfallen. Davor sollen sie bewahrt werden.
Dann heißt es: „mit Furcht und Zittern“. Dieser Ausdruck ist interessant. Er kommt auch in 1. Korinther 2 vor, wo der Apostel Paulus sagt, dass er in Korinth bei der Evangeliumsverkündigung „in Furcht und Zittern“ war.
Dieser Ausdruck ist interessant. Wer aus jüdischem Hintergrund stammt, kennt ihn aus der rabbinischen Literatur. Dort lehrten die Rabbiner, dass man, wenn man in den Tempel nach Jerusalem geht, barfuß gehen muss – aus Ehrfurcht vor dem heiligen Ort. Wie Mose, der beim brennenden Dornbusch die Schuhe auszog, weil der Boden heilig ist.
Alle mussten sich mit einer Gesinnung von Furcht und Zittern im Tempel aufhalten – nicht nur die Priester.
Das ist genau der Ausdruck in Philipper 2: Furcht und Zittern. Auch Paulus verwendet ihn, wenn er über seine Verkündigung spricht – eine innere Haltung von Furcht und Zittern. Das bedeutet eine tiefe Ehrfurcht und das Bewusstsein: Ich kann nicht irgendetwas plappern, sondern gebe Gottes Wort weiter.
Vor kurzem habe ich in Thailand etwas erlebt, das furchtbar war – schlimmer als in einer Disco. Da war jegliche Gottesfurcht verloren gegangen. Wie kann man so etwas überhaupt ertragen?
Die Musik war wild, mit Schlagzeug, das fast die Wände zum Beben brachte. Frauen vorne am Mikrofon sangen in kurzen Röcken und tanzten herum. Es war so unwürdig.
Wenn man sich dann überlegt, wie die Bibel über die Haltung „mit Furcht und Zittern“ spricht, ist klar: So etwas geht nicht.
Für jeden Juden im Tempel war diese Haltung klar: mit Furcht und Zittern. Das Neue Testament sagt, das ist die innere Haltung der Gläubigen. Es ist keine Angst, sondern tiefe Ehrfurcht und das Bewusstsein, nichts Eigenes oder Spaßiges zu verkündigen, sondern die Gegenwart des heiligen Gottes zu erleben und zu ehren.
Im Zusammenhang mit dem Gürtel um die Brust soll der Dienst in tiefer Konzentration und Ehrfurcht geschehen. Das wird hier auch von den Engeln gesagt: Sie waren umgürtet an der Brust mit goldenen Gürteln.
Die sieben goldenen Schalen und ihre Bedeutung
Vers 7: Und eines der vier lebendigen Wesen gab den sieben Engeln sieben goldene Schalen voll des Grimmes Gottes.
Die vier lebendigen Wesen kennen wir bereits aus Kapitel 4. Als Johannes in den Himmel entrückt wurde, wurde er direkt ins Allerheiligste des Tempels geführt. Dort sah er den Thron Gottes, der mit der Bundeslade gleichzusetzen ist, und darum herum vier lebendige Wesen. Diese Beschreibung entspricht genau der im Alten Testament von Cherubim, den Engeln, die den Thron Gottes umgeben. Diese Engel sind sehr speziell, wie wir bereits in Kapitel 4 gesehen haben.
Eines dieser vier lebendigen Wesen, also einer dieser Thronengel aus dem Allerheiligsten, gibt nun den sieben Engeln sieben goldene Schalen. Das zeigt also, woher diese Schalen kommen: Sie stammen aus dem Allerheiligsten und sind von Gottes Heiligkeit geprägt.
Doch was bedeuten diese sieben goldenen Schalen? Für Johannes war das klar, denn er war mit dem Tempeldienst vertraut. Er lebte noch vor dem Jahr 70 nach Christus, als der Tempel in Jerusalem noch stand. Die Schalen bezeichnen die Blutschalen, die beim Schächten benutzt wurden, um das Blut der Opfertiere aufzufangen. Je nach Opfer wurden diese Schalen dann zum Altar gebracht und dort ausgegossen.
Im Tempel zur Zeit Jesu gab es solche Schalen aus Silber, doch die wertvollsten waren die goldenen Schalen. Zum Beispiel am Jom Kippur, dem wichtigsten Opfertag des Jahres, verwendete der Hohepriester ausdrücklich eine goldene Opferschale.
Wir wissen genau, wie diese Schalen aussahen: Sie liefen unten spitz zu, damit man sie nicht irgendwo abstellen konnte. Sie hatten einen langen Griff, um sie herumzutragen, aber sie konnten nicht abgestellt werden, da die Spitze den Boden berührte. So mussten sie ständig in Bewegung gehalten werden. Das war wichtig, damit sich das Blut nicht absetzte. Durch das ständige Bewegen konnten die schweren Bestandteile nicht absinken, wodurch ein unwürdiges Aussehen des Blutes vermieden wurde.
Diese Beschreibung passt genau auf die goldenen Schalen in der Offenbarung. Übrigens fällt das Datum des heutigen Jom Kippur gut mit diesem Text zusammen.
Diese Opferschalen werden nun den Engeln gegeben, die sie auf die Erde ausgießen. Hier erkennen wir den Zusammenhang mit den Opferschalen: In Kapitel 16, Vers 3 heißt es: „Und der Zweite goss seine Schale aus auf das Meer, und es wurde zu Blut.“ Oder in Vers 4: „Und der Dritte goss seine Schale aus auf die Ströme und auf die Wasserquellen, und sie wurden zu Blut.“
Ein direkter Zusammenhang ist also gegeben. Das Blut der Opfer im Tempel diente zur Vergebung der Sünden. Doch hier werden die Schalen zum Symbol des Gerichts über diese Welt.
Das hat eine sehr tiefe Bedeutung: Es geht um das Gericht über eine Welt, die das Evangelium abgelehnt hat. Wenn wir den Herrn Jesus als unseren Retter, als Lamm Gottes, und sein vergossenes Blut nicht für uns annehmen, dann werden wir zum Schlachtopfer unter dem Gericht Gottes.
Darum ist es so eindrücklich, in der Offenbarung zu sehen, dass Gottes Gericht aus dem Tempel, dem Ort der Versöhnung und Vergebung, über eine Welt kommt, die dieses Opfer und die Versöhnung nicht annehmen wollte.
Die Herrlichkeit Gottes im Tempel und das Gericht
Bemerkenswerte Angabe in Vers 8, 15
Vers 8: Und der Tempel wurde mit Rauch gefüllt von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Macht, und niemand konnte in den Tempel eintreten, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet waren.
Die Herrlichkeit Gottes wird hier erwähnt. Im Alten Testament ist dies immer wieder die Bezeichnung für die Schechina, diese wunderbare Feuer- und Rauchsäule, die Israel nach dem Auszug aus Ägypten durch die Wüste geleitet hat – bei Tag und bei Nacht. Am Tag zeigte sie sich als Wolkensäule, nachts als Feuer- und Rauchsäule. Diese Schechina war auch über der Stiftshütte.
In 2. Mose 40 lesen wir, dass nachdem die Stiftshütte von den Kindern Israel vollendet worden war, die Schechina, die Wolke der Herrlichkeit Gottes, kam und den Tempel erfüllte. Niemand konnte hineingehen. Später, beim Salomonstempel, bei der Einweihung des Tempels, kam die Schechina erneut und erfüllte den Tempel, sodass niemand eintreten konnte.
Diese Wolken- und Feuersäule war eine ganz beeindruckende Erscheinung. Hier sehen wir genau, dass es die Schechina ist, die von Gottes Herrlichkeit spricht und den Tempel erfüllt. Es heißt genau wie damals bei der Stiftshütte und beim Salomonstempel: Niemand konnte in den Tempel eintreten, bis die sieben Plagen der Engel vollendet waren.
Das ist eine sehr wichtige Bemerkung, weil sie klar macht, dass Gott nicht nur in der Erlösung verherrlicht wird, indem er sündigen Menschen Vergebung, Annahme und ewiges Leben gibt. Sondern Gott wird auch verherrlicht werden, wenn er sein gerechtes Gericht über diese Welt bringt. Auch das dient zu Gottes Herrlichkeit.
Alle Fragen nach Gerechtigkeit, die heute noch gestellt werden – Warum greift Gott nicht ein? Warum lässt er zu, dass Kinder geschändet werden? – all diese offenen Fragen werden einmal beantwortet werden. Gott wird eingreifen und jedes Unrecht bestrafen.
Es wird dann sein wie bei der Sintflut. In Matthäus 24 sagte Jesus: Als die Flut kam, wurden alle hinweggerafft. Alle – die Reichen, die im Wohlleben waren, wurden weggerafft, aber auch alle Armen. Armut und Leiden aufgrund von Mangel können keinen Menschen retten. Auch sie wurden mit den Reichen weggerafft.
Es wurden die Intelligenten und Gebildeten damals weggerafft, aber auch die Ungebildeten. Wenn man keine Möglichkeit hatte, eine gute Ausbildung zu machen, rettet das nicht. Kein Mensch kann auf Gottes Erbarmen hoffen, nur weil er arm war oder keine Ausbildung hatte. Nein, nur das Blut Jesu Christi rettet uns.
Alle gingen im Gericht unter. So könnte man weiterführen: Was gab es nicht für Leute, als die Menschen bei Noah spotteten? Alle Spötter wurden weggerafft.
Spörtchen erklärt das sehr schön in einer Predigt über die Sintflut. Er sagt, dass auch solche Leute, die vielleicht sagten: „Ich finde es eigentlich ganz toll, dass es einen solchen Noah gibt. Er steht zu seinen Überzeugungen. Es gibt genug Leute heutzutage, die mal so, mal so sind. Natürlich hat Noah nicht Recht, aber es ist doch schön, wenn es Leute gibt, die für ihre Überzeugungen kämpfen und sich einsetzen.“ Auch diese wurden weggerafft.
Ihre Freundlichkeit gegenüber Noah hätte sie nicht retten können. Alle wurden weggerafft. Rettung gibt es nicht durch Freundlichkeit gegenüber Christen oder indem man das Positive bei ihnen anerkennt. Sie kommt nur durch den Glauben an den Herrn Jesus und die Annahme seines Blutes.
Darum sehen wir hier: Gott wird seine Gerechtigkeit zeigen, indem er wirklich alle Menschen und alle Schuld richtet. Nicht nur die Kinderschänder kommen unter das Gericht, sondern auch all die anständigen Bürger, die ihren eigenen Weg gelebt und Gott sowie sein Wort beiseitegelassen haben. Auch sie kommen unter das Gericht.
Gott wird in diesem Gericht verherrlicht werden als der gerechte Gott, der nichts in seiner Schöpfung ungestraft lässt.
Der göttliche Befehl zur Ausgießung der Schalen
In Kapitel sechzehn hören wir eine laute Stimme aus dem Tempel, die zu den sieben Engeln spricht: „Geht hin und gießt die sieben Schalen des Grimmes Gottes auf die Erde aus.“
Dies ist letztlich der göttliche Befehl für die letzte Phase des Gerichts. Es sind Schalen und keine Flaschen. Wenn man eine Flasche ausgießt, macht das Geräusche wie „bakbuk, bakbuk, bakbuk“. Deshalb heißt Flasche auf Hebräisch „Bakbuk“.
Das ist ein onomatopoetisches Wort, also ein wortmalerisches Wort. Die meisten Wörter sind das nicht, aber es gibt durchaus einige, auch im Deutschen, die wortmalerisch sind. „Bakbuk“ ist ein solches wortmalerisches Wort.
Doch hier handelt es sich um Schalen. Wenn man eine Schale kippt, kommt der gesamte Inhalt auf einmal heraus. So sind diese Zornesschalen die letzten, härtesten Schläge über diese Welt. Sie bereiten den Weg dafür, dass Jesus Christus, der bis heute in dieser Welt unwillkommen ist, als Herrscher der Welt kommen kann.
Diese Schalen treffen ganz besonders Europa.
Die erste Schale: Geschwür über die Menschen mit dem Malzeichen des Tieres
Und der Erste ging hin und goss eine Schale aus auf die Erde. Daraufhin kam ein böses und schlimmes Geschwür über die Menschen, die das Mahlzeichen des Tieres hatten und das Bild des Tieres anbeteten.
Da wir die ganze Offenbarung durchgearbeitet haben, wissen wir aus Kapitel 13, dass das Mahlzeichen des Tieres dieses Zeichen ist, das man in der Zeit nach der Entrückung annehmen wird, um überhaupt noch zahlen, also kaufen und verkaufen zu können.
Wir haben gesehen, dass der Antichrist alles verändern wird. Bargeld wird nicht mehr gelten, mit Euroscheinen ist dann nichts mehr zu machen, nicht einmal mit Euromünzen. Alles wird über den direkten Zahlungsverkehr laufen. Man muss ein Mahlzeichen, ein Zeichen an der rechten Hand oder an der Stirn annehmen, und nur damit kann man kaufen und verkaufen.
Heute wird bereits daran gearbeitet. Man möchte nicht mehr, dass Menschen irgendwo Geld hinterziehen können. Wenn alles nur noch über den direkten Zahlungsverkehr läuft, kann man alle Zahlungsflüsse transparent machen. Steuerbetrug und Steuerhinterziehung – das sind ja zwei verschiedene Dinge, wie man in der Schweiz sagt – sollen dann nicht mehr möglich sein.
Aber das wird nicht geschehen, weil ein gerechtes Regime an der Macht ist, sondern weil das Tier herrschen wird. Es geht ja um das Mahlzeichen des Tieres.
In Offenbarung 13, Vers 1 wird dieses Tier beschrieben. Es wird der kommende Diktator des widerstandenden römischen Reiches sein, also von Europa. Dieses Tier wird der Inbegriff des Bösen sein.
Wir dürfen also nicht glauben, dass die heutigen Bemühungen, Steuerbetrug und Steuerhinterziehung zu verhindern, aus dem Wunsch nach Gerechtigkeit geschehen. Nein, es geht darum, Geld zu kontrollieren.
Gerade jetzt, wo die Finanzkrise ein so großes Ausmaß angenommen hat, sucht man nach allen Lücken, durch die Geld noch fließen kann, außer es einfach zu drucken. Das weiß jeder Grundschüler: Geld einfach zu drucken führt zu Inflation – das ist wie ein Luftballon, der immer größer wird.
Wenn man dieses Zeichen annimmt, ist es das Zeichen des Tieres, denn es trägt die Zahl seines Namens, 666, oder den Namen des Diktators selbst. Mit der Annahme dieses Zeichens erklärt man sich bereit, diesen Mann göttlich zu verehren.
Darum wird hier gezeigt, dass ein schreckliches Gericht über alle kommen wird, die dieses Mahlzeichen annehmen.
Die weiteren Schalen und ihre Parallelen zu den Posaungerichten
Und dann werden sie auch dieses Götzenbild anbeten. Wir haben bereits in Offenbarung 13 gesehen, dass der Antichrist, dieses zweite Tier aus der Erde, das erste Tier kommt bildlich aus dem Völkermeer, das zweite Tier aus der Erde, also aus dem Land Israel. Das ist der Antichrist, der Herrscher in Israel sein wird, aber befreundet sein wird mit dem Diktator, dem Tier in Europa. Sie arbeiten zusammen.
Dieser Antichrist wird ein Bild machen, das sprechen kann. Damit wird alles auf den Kopf gestellt. Im Alten Testament haben wir immer wieder den klaren Beweis, dass Götzendienst töricht ist. Götzen haben zum Beispiel einen Mund, aber sie können nicht sprechen. In den vergangenen Wochen habe ich viele Götzenbilder in Thailand gesehen. Sie alle haben Mäuler, aber keinen Mucks hört man. Sie können nicht sprechen. Sie haben Beine, können aber nicht gehen. Die Menschen müssen ihre Götter selbst tragen.
Wir haben jedoch einen Gott, der uns durchs Leben trägt, einen Gott, der zu uns spricht durch sein Wort. Götzendienst ist also töricht. Doch Gott wird erlauben, dass in der Zeit nach der Entrückung, der Stunde der Versuchung, nach Offenbarung 3,10, die größte Verführungszeit kommt. Dann wird ein Götzenbild sprechen und die Menschen werden es anbeten. Deshalb kommt dieser Schlag über sie.
Während also die erste Schale auf die Erde ausgegossen wird, wird die zweite Schale, Vers 3, auf das Meer ausgegossen und die dritte Schale auf die Ströme und Wasserquellen. Merken wir etwas? Wenn wir uns an die Posaungerichte in Kapitel 8 erinnern, war es genau so: Das erste Posaungericht trifft die Erde, das zweite das Meer, das dritte die Ströme.
Man kann kurz nachschlagen in Offenbarung 8,7-10: „Und der erste Engel posaunte, und es kam Hagel und Feuer mit Blut vermischt und wurde auf die Erde geworfen. Und der zweite Engel posaunte, und wie ein großer, mit Feuer brennender Berg wurde ins Meer geworfen. Und der dritte Engel posaunte, und es fiel vom Himmel ein großer Stern, brennend wie eine Fackel, und er fiel auf den dritten Teil der Ströme und Wasserquellen.“
Ganz parallel werden alle Bereiche der Erde getroffen, die eigentlich Segensbereiche sind. Das Festland ist ein Segen – das weiß man spätestens, wenn man einmal Schiffbruch erlitten hat, wie wunderbar es ist, auf dem Festland zu stehen. Aber auch das Meer ist ein großer Segen. Man muss sich vorstellen: Hätten wir den Atlantik nicht mit dem Golfstrom, hätten wir im Winter Zustände wie in Sibirien, also fast unerträgliche Winter. Das Klima in Europa verdanken wir auch den Golfströmen.
Das Meer hat ökologisch eine gewaltige Bedeutung, ganz abgesehen vom Fischfang und so weiter. Es sind alles Segensbereiche, ebenso die Wasserquellen und Ströme. Alle Segensbereiche dieser Welt wurden schon durch die Posaungerichte getroffen und jetzt parallel in einer Steigerung nochmals durch die Schalengerichte.
Auch später sehen wir wieder Parallelen. Die vierte Schale, die wir noch nicht gelesen haben, goss der Engel in Kapitel 16, Vers 8, aus: „Und der vierte goss seine Schale aus auf die Sonne, und es wurde ihr gegeben, die Menschen mit Feuer zu versengen. Und die Menschen wurden von großer Hitze versengt und lästerten im Namen Gottes, der über diese Plagen Gewalt hat, und taten nicht Buße, ihm Ehre zu geben.“
Auch hier sehen wir eine Parallele zu den Posaungerichten. Ich möchte noch auf Kapitel 8, Vers 12 hinweisen: „Und der vierte Engel posaunte, und es wurde geschlagen der dritte Teil der Sonne und der dritte Teil des Mondes und der dritte Teil der Sterne.“ Auch hier ist wieder klar eine Parallele zu erkennen. Es ist aber nicht so, dass es das Gleiche wäre.
Der Ablauf ist folgender: Die Siegel enthalten das siebte Siegel, das aus sieben Posaunen besteht. Die siebte Posaune wiederum besteht aus sieben Schalengerichten. Man kann hier von einer Klimaänderung sprechen, wenn die Sonne sich plötzlich so verändert, dass die Menschen von ihrer Hitze versengt werden.
Dann lese ich weiter in Kapitel 16, Vers 10: „Und der fünfte goss seine Schale aus auf den Thron des Tieres, und sein Reich wurde verfinstert, und sie zerbissen ihre Zungen vor Pein und lästerten den Gott des Himmels wegen ihrer Pein und wegen ihrer Geschwüre und taten nicht Buße von ihren Werken.“
Es ist interessant, dass es möglich ist, vom Jenseits her einen Sichtkontakt zur Erde zu haben, zur diesseitigen Welt. Die Engel sind ja im Himmel, beim Tempel im Himmel. Wir haben schon in Vers 2 gelesen, dass der erste Engel seine Schale auf die Erde goss, dann auf das Meer und so weiter. Hier wird sogar ganz präzise der Thron des Tieres getroffen, also der Thron dieses kommenden Diktators.
Wir müssen uns wieder an Kapitel 13 erinnern, wo wir gelesen haben, dass Satan selbst diesem Mann seinen Thron geben wird. Da fragt man sich, wie es kommt, dass Europa in der Zukunft zu einer so unglaublichen Macht aufsteigen wird. Das Chaos musste ja kommen, das haben wir schon in den ersten Siegelgerichten nach der Entrückung gesehen.
Dann muss das wirtschaftliche Chaos kommen, das sicherheitspolitische Chaos muss kommen. Das bereitet den Weg, dass die Menschen sagen: „Ja, wir verzichten auf unseren Stolz, unser Lieblingskind, die Demokratie. Wir geben alle Macht einem Mann.“ Dieser Mann wird die Macht Satans erhalten, seinen Thron. Deshalb wird dieses Reich eine solche dämonische Kraft in der Zukunft haben.
Wir sind nun ganz am Ende der großen Drangsalzeit, und da kommt dieses Gericht. Der Thron wird getroffen, es kommt zu einer Verfinsterung. Nichts ist mehr klar, alles ist im Dunkeln, die ganze Regierung. Aber das ist ganz knapp vor dem letzten Schlag, der noch kommen wird.
Wie reagieren die Menschen? Anstatt in der Plage endlich Gott Recht zu geben, lästern sie Gott noch mehr und verschlimmern ihr Gericht. Wiederholt lesen wir, dass sie nicht Buße tun, ihm Ehre zu geben (Vers 9), und am Schluss in Vers 11: „Und taten nicht Buße von ihren Werken.“
Dann kommt die sechste Schale: „Und der sechste goss seine Schale aus auf den großen Strom Euphrat, und sein Wasser vertrocknete, auf dass der Weg der Könige bereitet würde, die von Sonnenaufgang herkommen.“ Der Euphrat war in der Geschichte der Antike eine markante Trennlinie zwischen Mittel- und Mittelasien sowie Fernost und dem Nahen Osten und Westen.
Indem dieser Fluss austrocknet, wird diese Trennlinie zwischen dem Westen, dem Mittleren Osten und Mittel- und Fernost beseitigt. Das öffnet den Königen von Sonnenaufgang den Weg, um einzumarschieren. Die große Drangsal wird eine Katastrophe für die ganze Welt sein.
Wir können kurz in Matthäus 24 nachschlagen. Dort sagt der Herr Jesus im Blick auf die letzten dreieinhalb Jahre, die mit dem siebten Siegel zusammenfallen und somit die Posaunen und die Schalen beinhalten: Diese dreieinhalb Jahre vor der Wiederkunft Christi werden als die große Drangsal beschrieben.
In Matthäus 24,21 lesen wir: „Denn dann wird große Drangsal sein, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist und auch nicht sein wird. Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden. Aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden.“
Das wird die schrecklichste Zeit der ganzen Menschheitsgeschichte sein. Aus unserer Sicht im Jahr 2013 ist klar, dass diese Zeit schlimmer sein wird als der Erste Weltkrieg mit 17 Millionen Toten und dem ersten großen Einsatz von chemischen Massenvernichtungswaffen. Sie wird schlimmer sein als der Zweite Weltkrieg mit 55 bis 70 Millionen Toten und dem ersten Einsatz von Atomwaffen in der Geschichte der Kriege.
Der Herr Jesus sagt, es wird so schlimm sein wie nie zuvor. Also muss es in der Zukunft schlimmer sein als alles, was es im zwanzigsten Jahrhundert gegeben hat.
In Psalm 46 wird diese große Drangsal ebenfalls beschrieben. Die Gläubigen aus Israel beten in dieser Zeit. Psalm 46,2 sagt: „Gott ist uns Zuflucht und Stärke, eine Hilfe reichlich gefunden in Drangsalen.“ Hier geht es um die große Drangsal.
Deshalb werden wir uns nicht fürchten, auch wenn die Erde gewandelt wird und die Berge wanken im Herzen des Meeres, wenn seine Wasser toben und schäumen und die Berge erbeben durch sein Ungestüm.
In Vers 7 lesen wir: „Es toben die Nationen, die Königreiche wanken, er lässt seine Stimme erschallen.“ Das ist die Wiederkunft Christi. Die Erde zerschmilzt. Der Herr der Hirscharen ist mit uns. Eine hohe Feste ist uns der Gott Jakobs.
Nach dem Zwischenspiel des Chors, Sela, also dem Zwischenspiel des Orchesters, kommt der Chor wieder: „Kommet, schauet die Großtaten des Herrn, der Verheerungen angerichtet hat auf der Erde, der die Kriege beschwichtigt bis an das Ende der Erde, den Bogen zerbricht und den Speer zerschlägt, die Wagen mit Feuer verbrennt.“
Wir sehen also, dass diese Kriege weltweit sein werden, bis an das Ende der Erde. Was bedeutet der Ausdruck „Ende der Erde“ in der Bibel? Er bezeichnet immer die Teile des Festlandes, die am weitesten von Israel entfernt sind.
Denn in Hesekiel 5,5 heißt es: „Dies ist Jerusalem, ich habe es mitten unter die Nationen gesetzt und Völker um es her.“ In Hesekiel 38 wird das Land Israel als der Nabel der Erde genannt. Sehr treffend, wenn man bedenkt, dass sich dieses Land am Knotenpunkt der drei Kontinente Europa, Asien und Afrika befindet – strategisch einzigartig, vor allem im Blick auf die Weltmission.
Es ist also klar: Wenn man nach Argentinien, Patagonien, Feuerland oder Chile geht, ist man am Ende der Erde. Ebenso in Australien, Neuseeland, Südafrika oder Fernost. Ich habe den Thailändern wiederholt erklärt, dass sie am Ende der Erde sind und in der Bibel erwähnt werden.
Ich habe ihnen auch Bibelstellen erklärt, in denen vom Ende der Erde gesprochen wird. Es ist wichtig, dass diese Menschen, die so weit weg von den biblischen Geschehnissen wohnen, wissen, dass sie auch gemeint sind. Es geht nicht nur um das römische Reich, Europa und den Nahen Osten.
Die Bibel spricht an vielen Stellen über das Ende der Erde, und das sind eben diese weit entferntesten Teile des Westlandes. Übrigens habe ich das auch denen in Kolumbien erklärt. Sie sind ebenfalls am Ende der Welt. Nicht nur die Thailänder und Indonesier, auch sie werden in der Bibel erwähnt.
Wenn wir also lesen, dass der Herr die Kriege bis ans Ende der Erde beschwichtigt, wird klar, dass die große Drangsal nicht nur auf den Nahen Osten, Europa und die arabischen Länder konzentriert sein wird. Diese werden zwar ausdrücklich in der biblischen Prophetie genannt – Syrien, Edom, Moab, Ammon im Blick auf Jordanien, Ägypten und Sudan (in der Bibel Kusch), Äthiopien, Irak (in den Begriffen Assyrien und Babylon) und Iran –, aber die ganze Welt wird eingeschlossen sein.
Wenn der Herr Jesus kommt, wird er die Kriege bis ans Ende der Erde beenden. Das entspricht Matthäus 24, wo der Herr sagt: „Wenn diese Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden.“ Er sagt nicht „keine Seele“, sondern „kein Fleisch“. Das heißt, kein Mensch würde überleben.
Die Menschheit würde sich selbst ausrotten. Die Waffen sind in Mengen vorhanden, um die Menschheit mehr als einmal auszurotten, vielleicht sogar mehrmals. Aber dann wird der Herr Jesus kommen. Gott wird diese Zeit verkürzen, nämlich auf genau dreieinhalb Jahre oder, wie wir in frühen Kapiteln der Offenbarung gesehen haben, auf 1260 Tage – kein Tag mehr.
Sonst würde die Menschheit ausgerottet werden. Das ist weniger als die Dauer des Zweiten Weltkriegs. Im Zweiten Weltkrieg wurden insgesamt 70 Millionen Menschen getötet, aber noch nicht die ganze Menschheit.
Wenn es länger als 1260 Tage dauern würde, macht der Herr klar, würde alles verwüstet werden.
Nun, der langen Rede kurzer Sinn: Wir haben gelesen, dass die Könige von Sonnenaufgang, von jenseits des Euphrat, kommen. Die Bibel sagt nicht, wie diese Länder heißen. Sie nennt weder Indien noch China oder Japan. Aber wir wissen natürlich, dass es Länder sind, die man nicht einfach als zu übergehende Minderheit oder Nebensache ignorieren kann.
So sehen wir also, dass die Mehrheit der Könige von Sonnenaufgang kommen und eingreifen werden. Das ist die sechste Schale.
Dann haben wir den Einschub gefunden – der Einschub mit Harmagedon.
Harmagedon: Der militärische Aufmarsch in Israel
Was ist Har Magedon?
Har Magedon ist eine geografische Bezeichnung für eine Ebene in Nordisrael, genau im Hinterland von Haifa. Im Alten Testament wird sie auch als die Ebene Jezreel genannt oder eben Har Magedon, was „Berg von Megiddo“ bedeutet. Megiddo ist eine Militärfestung innerhalb der Jezreel-Ebene. Wer schon in der Antike diesen strategisch wichtigen Ort in der Hand hatte, der hatte gewissermaßen den Krieg schon für sich entschieden. Das war strategisch von großer Bedeutung. Deshalb wird dieser Ort Har Magedon genannt.
Diese Festung Megiddo kann man auch heute noch besuchen. Es ist ein archäologisch hochinteressanter Ort in dieser Ebene. Die Ebene selbst ist riesengroß und kann als Kornkammer Israels bezeichnet werden. Darum heißt sie auch Ebene Jezreel. Jezreel bedeutet „Gott sät“ – die Kornkammer.
Wir wissen jedoch, dass in jener Zeit eine Hungersnot in Israel herrschen wird. Bereits die ersten dreieinhalb Jahre werden davon geprägt sein, dass in Israel kein Regen mehr fällt, wie es in Offenbarung 11 beschrieben wird. So wird sich dieser Ort, der eigentlich eine Kornkammer ist, nicht stark bebaut haben. Die riesigen Felder eignen sich daher für einen militärischen Aufmarsch.
In diesem Zusammenhang lesen wir, dass Dämonen ausgehen, um die Könige der Erde zu versammeln. Wer diese Könige sind, werden wir noch deutlicher in Kapitel 17 sehen. Es handelt sich um zehn Herrscher, die über Europa regieren werden, gerade bevor das Tier, der kommende Diktator, die Macht ganz an sich reißen wird.
Dazu lesen wir in Offenbarung 17, Vers 12:
„Und die zehn Hörner, die du sahst, sind zehn Könige, welche noch kein Königreich empfangen haben, aber Gewalt wie Könige empfangen. Eine Stunde mit dem Tier.“
Diese zehn Könige haben einen Sinn und geben ihre Macht und Gewalt dem Tier. Sie werden mit dem Lamm Krieg führen, doch das Lamm wird sie überwinden, denn es ist Herr der Herren und König der Könige. Die mit ihm sind, sind Berufene, Auserwählte und Treue.
Diese zehn Herrscher repräsentieren das widerständige römische Reich. Wir haben bereits in Kapitel 13 gesehen, dass dieses Tier das römische Reich darstellt, das wieder entstehen soll – die Wiedervereinigung Europas.
Diese zehn Könige stehen jedoch nicht für zehn Länder. Es heißt, sie haben noch kein Königreich empfangen, aber Gewalt wie Könige erhalten. Das entspricht dem europäischen Prinzip der Subsidiarität. Das neue Europa besteht heute aus 28 Nationen. Grundsätzlich soll jede Nation eine eigene Regierung haben, die für ihre Probleme zuständig ist. An der Spitze gibt es jedoch eine Kommission, die nicht ständig aktiv wird, sondern nur dann eingreift, wenn eine Nation mit ihren Problemen nicht mehr zurechtkommt.
Diese Kommission besteht nicht aus 28 Politikern, die alle 28 Staaten repräsentieren. Es ist eine Kommission mit Macht, und zwar unter Umständen enormer Macht. Wenn eine Nation nicht mehr zurechtkommt, hat diese Kommission die Macht über dieses Land – und auch über andere.
Die heutige Kommission ist noch nicht das letzte Wort. Es wird eine Änderung geben, sodass schließlich ein Zehnergremium an der Spitze stehen wird. Diese zehn repräsentieren nicht zehn Länder, sondern es wird klar gesagt, dass sie kein Königreich empfangen haben, aber mächtig sind wie Könige. So werden sie an der Spitze stehen – ganz nach dem subsidiären Prinzip.
Damals, in meiner Jugendzeit, kam die zehnte Nation zum vereinigten Europa hinzu, und manche sagten, das seien nun die zehn Könige. Das war jedoch falsch, denn hier steht klar: Es sind zehn Könige, welche noch kein Königreich empfangen haben. Es geht nicht um zehn Staatschefs. Danach kamen elf, zwölf, dann fünfzehn, später siebenundzwanzig und jetzt sogar achtundzwanzig dazu.
Das ist der Punkt: Die zehn sind noch nicht das letzte Wort über Europa. Denn wir lesen weiter in Vers 13:
„Diese haben einen Sinn und geben ihre Macht und Gewalt dem Tier.“
Sie geben also alle ihre Macht ab an einen Mann, damit dieser schnell und unbürokratisch handeln und regieren kann. Dieser Mann erhält den Thron direkt von Satan.
Nun sehen wir, wie Dämonen aus dem Mund des Drachen ausgehen. Satan selbst ist aus dem Mund des Tieres, das der Diktator Europas ist. Aus dem Mund des falschen Propheten, das ist der Antichrist, gehen sie aus der Erde hervor. Sie versammeln die zehn Könige der ganzen Erde.
Interessant ist, dass „Erde“ hier im Griechischen „Oikumene“ heißt. Im Neuen Testament ist das ein spezieller Begriff für das römische Reich. Schon in der Weihnachtsgeschichte, Lukas 2, wurde ein Erlass von Kaiser Augustus herausgegeben, um den ganzen Erdkreis, die ganze Oikumene, einzuschreiben. Damals wurden jedoch nicht die Indianer auf Feuerland oder die Schwarzafrikaner eingeschrieben. Oikumene war das römische Reich. Hier geht es also speziell um das römische Reich, und dort wird die Armee versammelt.
Wohin kommen sie? Nach Har Magedon. Warum dorthin?
Nach Daniel 9, Vers 27 wird der kommende Fürst, der Diktator über das römische Reich, mit der Masse des jüdischen Volkes in Israel einen Bund schließen – für sieben Jahre. Dieser Bund ist ein Militärbündnis, um Israel und den Antichristen vor der arabischen Gefahr zu schützen, insbesondere vor dem König des Nordens, also Syrien mit seinen Verbündeten.
In der erfüllten Prophetie in Daniel 11, Verse 1-35 bezeichnet der König des Nordens immer Großsyrien, also das Gebiet von Syrien, Libanon, Teilen der Türkei, Aserbaidschan, Turkmenistan, Tadschikistan, Afghanistan, Pakistan, Iran und Irak. Heute ist dieses Gebiet islamisch geprägt.
Daniel 11 sagt, dass der König des Nordens in der Endzeit Israel angreifen und das Land überrennen wird. Damit beginnt die große Drangsalzeit. Dieser Angriff wird unter der Führung Syriens und seiner Verbündeten erfolgen.
Was heute in Syrien geschieht, wird dazu führen, dass Syrien ein noch wilderer und böserer Feind Israels wird – zusammen mit der islamischen Welt von Syrien und Libanon bis nach Pakistan.
Deshalb wird der europäische Diktator einen Bund mit Israel und dem Antichristen schließen, um Israel zu schützen.
Am Anfang der großen Drangsalzeit wird der Antichrist das Götzenbild seines Freundes auf dem Tempelplatz aufstellen und somit das Opfer abschaffen, wie in Daniel 9,27 beschrieben. Das Opfer wird aufhören, weil der Tempel verunreinigt ist. Dann heißt es in Daniel 9,27, dass ein Verwüster kommen wird.
Dieser Verwüster wird Israel überrennen und das Land verbrennen. Joel 2 beschreibt diesen Angriff aus dem Norden: Das Land ist vor der Armee wie der Garten Eden, doch danach ist alles verbrannt, wo die Armee durchzieht.
Daraufhin muss Europa als Verbündeter in den Krieg eintreten.
Wo sollen diese Truppen hingehen?
In Daniel 11 lesen wir, dass der König des Nordens seine Front zwischen dem Mittelmeer und dem Tempelberg, also auf der Höhe von Jerusalem und Tel Aviv, aufstellen wird.
Das ist gut zu erklären, wenn man als Gruppe eine Israelreise macht. Man fährt von Tel Aviv mit dem Bus die Straße hoch nach Jerusalem und kann sagen: „Jetzt sind wir genau in dem Gebiet, wo der König des Nordens seine Front aufstellen wird.“
Die Verbündeten Europas müssen ihre Front weiter nördlich aufstellen, in Har Magedon. Dort werden sie sich versammeln.
Das ist naheliegend, denn wo ist der Militärhafen Israels? In Haifa – nicht in Tel Aviv bei Jaffa, wie früher im Alten Testament. Jaffa war der Ausgangspunkt von Jona, der von dort mit dem Schiff nach Tarsis reiste.
Heute ist der große Hafen bei Haifa, und im Hinterland liegt Har Magedon. Die großen Kriegsschiffe aus dem Westen kommen also automatisch nach Har Magedon.
Wenn man oben auf dem Karmel steht und in die Ebene blickt, sieht man einen der größten Militärflughäfen Israels mit Start- und Landebahnen in alle Himmelsrichtungen. Dort kann der Aufmarsch stattfinden.
Was dann geschehen wird, wird die größte Überraschung für das gottlose, moderne Europa sein.
Diese Mächte kommen nicht, um gegen Jesus Christus zu kämpfen, weil sie glauben, dass er bald zurückkommt. Sie lachen über die Gläubigen und sagen, der Nazaräer, wie sie ihn nennen, sei tot und werde nie wiederkommen.
Für sie ist es eine weltliche Politik mit Israel als Verbündetem. Aber das ist keine Liebe zu Israel, wie sie Gott liebt, sondern eine Liebe zu Israel, weil der Antichrist über dieses Volk herrschen wird.
Sie marschieren auf, doch hinter allen Mächten steckt der gleiche Satan. Es gibt keine Guten und Bösen, sondern alle sind böse.
Der Teufel ist der Menschenmörder von Anfang an, sagt Jesus in Johannes 8. Er will so viele Menschen wie möglich töten.
Dann kommt die Überraschung: Diese Mächte sind in Har Magedon versammelt, und plötzlich kommt der Herr Jesus mit allen Gläubigen zurück.
Wie reagiert das moderne römische Reich?
Das alte Reich reagierte mit Kreuzigung. Pilatus, als Vertreter des Kaisers von Rom, gab der Kreuzigung Jesu statt. Wer sagt, die Juden hätten Christus gekreuzigt, muss sagen: Die Juden und das römische Reich damals.
Jede Generation ist neu aufgefordert, sich zu entscheiden. Das neue Europa wird sich ebenfalls entscheiden.
In Offenbarung 17, Vers 14 lesen wir nochmals:
„Diese werden mit dem Lamm Krieg führen.“
Man muss sich vorstellen, der Herr kommt auf den Wolken des Himmels mit allen Erlösten, mit Millionen Gläubiger aus dem Alten Testament und der Gemeinde der vergangenen zweitausend Jahre.
Das wird ein Schock sein. Man glaubt, jemand sei tot, und Tote kommen nicht zurück – und plötzlich erscheint er lebendig vom Himmel.
In 2. Thessalonicher 1, Vers 7 lesen wir:
„Bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel mit den Engeln seiner Macht, die mit flammendem Feuer kommen, wenn er Vergeltung übt an denen, die Gott nicht kennen und dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen.“
Hier sind zwei Gruppen gemeint: Diejenigen, die evangelisiert wurden und es nicht angenommen haben, und diejenigen, die das Evangelium nie gehört haben, sondern nur das Zeugnis der Schöpfung hatten.
Diese werden ewiges Verderben erleiden, weg vom Angesicht des Herrn und der Herrlichkeit seiner Stärke.
Wenn Jesus an jenem Tag verherrlicht wird in seinen Heiligen und bewundert in allen, die geglaubt haben, dann werden die Gläubigen ihn sehen – den Herrn in flammendem Feuer.
Der Herr wird in ihnen bewundert werden – das sind die, für die er sein Blut gegeben hat und die ihm viel bedeuten. Jetzt stehen sie auf seiner Seite.
Das war doch mein Nachbar, den ich immer gehasst habe, der mir Taktik gegeben hat, um bewundert zu werden in seinen Heiligen und allen, die geglaubt haben.
Diese Gläubigen werden tatsächlich ihre schweren Waffen einsetzen und schießen. Das nützt jedoch nichts.
Jesus kommt wirklich körperlich zurück, aber auch nach seiner Auferstehung konnte er durch verschlossene Türen gehen. Munition und Bomben helfen also nichts.
Sie werden mit dem Lamm Krieg führen, doch das Lamm wird sie überwinden, denn er ist Herr der Herren und König der Könige. Die mit ihm sind, sind Berufene, Auserwählte und Treue.
Nun machen wir eine halbe Stunde Pause.
Vor der Pause haben wir uns mit Har Magedon in Offenbarung 16 beschäftigt.
Das Kommen des Herrn wie ein Dieb und die siebte Schale
Was ich noch erwähnen möchte, steht in Vers 15: „Siehe, ich komme wie ein Dieb.“
Wie kommt dieser Vergleich zustande? Ein Dieb ist etwas ganz Negatives, ein böser Mensch. Aber hier geht es um den Vergleich: Wenn ein Dieb kommt, dann ist er immer unerwünscht. Es ist eine böse Überraschung. Und Diebe kommen unangemeldet. Man weiß nicht, wann genau. Der Zeitpunkt ist immer überraschend. Deshalb wird an manchen anderen Stellen ebenfalls über das Kommen des Herrn Jesus „wie ein Dieb in der Nacht“ gesprochen.
Dies bezieht sich immer auf sein Kommen als König und Richter der Welt. Es wird ein Kommen sein, mit dem die Welt nicht rechnet, eine böse Überraschung zu einem Zeitpunkt, an dem niemand damit gerechnet hätte.
Darum ist dieser Vergleich ein Schlüssel und eine Hilfe, wenn man im Neuen Testament immer wieder über die Wiederkunft Christi liest. Das ganze Neue Testament ist voll von Hinweisen auf die Wiederkunft Christi. Es ist jedoch nicht immer einfach zu unterscheiden, ob gerade von der Entrückung die Rede ist – also vom Kommen des Herrn Jesus für die Gemeinde, vor der Drangsal und sogar vor der Stunde der Versuchung – oder ob vom Kommen mit allen Gläubigen gesprochen wird, also nicht für die Gläubigen, sondern mit allen Gläubigen zum Gericht.
Doch dieser Vergleich ist eine Hilfe: Wo gesagt wird, dass er kommt wie ein Dieb oder wie ein Dieb in der Nacht, bezieht sich das auf sein Kommen als Richter der Welt. So ist es auch hier, sein Kommen nach Harmagedon.
Nun kommen wir zur siebten Schale, Offenbarung 16, Vers 17: „Und der Siebente goss seine Schale aus in die Luft, und es ging eine laute Stimme aus vom Tempel des Himmels.“
Da haben wir wieder den himmlischen Tempel erwähnt, den Thron Gottes, die Bundeslade im Allerheiligsten, welche sprach: „Es ist geschehen.“
Ich habe im Skript unter Besonderheiten Punkt 13 aufgeführt, dass der Ausdruck „der Thron“ (griechisch Thronos), der Thron Gottes, vierzigmal vorkommt. Ich habe alle Stellen hier angegeben. Der Begriff des Thrones Gottes steht natürlich im Kontrast zu dem Thron Satans, der in Offenbarung 2,13 erwähnt wird, und dem Thron des Tieres, der in Offenbarung 13,2 und 16,10 genannt wird. Besonders in 16,10 wird der Thron des Tieres erwähnt.
Es ist wunderbar zu sehen, dass gerade in der Offenbarung, wo es um die Zeit des größten Chaos auf dieser Welt geht, der Thron Gottes so oft erwähnt wird. Das zeigt, dass Gottes Herrschaft fest und unerschütterlich ist, auch in Zeiten, in denen alles drunter und drüber geht.
Das ist ein besonderer Trost für die Gläubigen. Wenn wir so oft den Thron Gottes in der Offenbarung lesen, auch wenn wir durch schwierige Zeiten hindurchgehen und uns manchmal fragen: Warum greift der Herr jetzt nicht ein? – dürfen wir wissen: Sein Thron steht.
So wie man vor Jahren schon dieses Lied gesungen hat, das heute leider kaum mehr bekannt ist: „Gott ist noch auf dem Plan, und alles ist ihm untertan.“ Das drückt diesen Gedanken so schön aus.
Auch dieses letzte Gericht, die siebte Schale, steht in Verbindung mit diesem Thron Gottes, der im Gegensatz zu dem Thron Satans steht, der geschlagen wird – wie wir in Offenbarung 16,10 gesehen haben. Dort heißt es, der Fünfte goss seine Schale auf den Thron des Tieres, und sein Reich wurde verfinstert.
Gottes Thron steht, und da kommt das Wort: „Es ist geschehen.“ Mit diesem letzten Schlag ist der Weg bereit für die Wiederkunft Christi.
Wir haben viele Hinweise auf den Tempel, auf Opfer, auf Priesterdienst und so weiter gefunden, doch hier hat alles nichts mehr mit Versöhnung zu tun, sondern es geht um das Gericht.
Woran erinnert uns das Wort „Es ist geschehen“? An das Wort des Erlösers in Johannes 19,30: „Es ist vollbracht.“ Dort wurde er zum Schlachtopfer für uns, Gottes Gericht kam über ihn, und es wurde vollendet. Die Gläubigen wissen dadurch, dass Gott nichts mehr gegen sie hat. Es gibt keinen Grund mehr zur Verdammnis, wie Römer 8,1 sagt: „Da ist keine Verdammnis mehr für die, welche in Christus Jesus sind.“
Hier aber sehen wir, dass über die, die das Evangelium verworfen haben, das Gericht kommt. Auch dann wird es einmal heißen: „Es ist geschehen.“
Und es geschah in Vers 18: „Blitze und Stimmen und Donner und ein großes Erdbeben geschah, desgleichen nicht geschehen, seitdem Menschen auf der Erde waren – solch ein Erdbeben, so groß!“
Die große Stadt wurde in drei Teile geteilt, und die Städte der Nationen fielen. Die große Babylon kam ins Gedächtnis vor Gott, weil sie den Kelch des Weines des Grimmes seines Zornes zu trinken gab. Jede Insel entfloh, und Berge wurden nicht gefunden.
Große Hagelsteine, wie ein Talent schwer, fielen aus dem Himmel auf die Menschen hernieder. Die Menschen lästerten Gott wegen der Plage des Hagels, denn seine Plage ist sehr groß.
Was hier in wenigen Worten beschrieben wird, ist inhaltlich sehr schwer. Ein Erdbeben so groß, wie es noch nie eines gegeben hat – das kann sich niemand vorstellen.
Herr Jesus spricht in Matthäus 24 in der Endzeitrede über Erdbeben als Zeichen der Endzeit. Von 1882 bis heute kann man eine Liste verheerender Erdbeben aufzeigen. Jesus vergleicht diese Zeichen in Matthäus 24 mit Wehen.
Wehen nehmen immer mehr zu, und darum wird das letzte Erdbeben in dieser Serie von endzeitlichen Erdbeben dieses große sein.
Dann wird in kurzen Worten mitgeteilt: „Die Städte der Nationen fielen.“ (Vers 19)
Die große Stadt wurde in drei Teile geteilt, und die Städte der Nationen fielen. Was heißt das? New York wird fallen, Moskau wird fallen, Kairo wird fallen, Bern wird fallen, Zürich wird fallen, Berlin wird fallen – einfach die Städte der Nationen fallen.
Alle Kulturen werden zusammenbrechen. Auch all diese vielen Türme – man denkt an den Stolz der Menschen beim Turmbau von Babel. Das war eine Ziggurat. Wenn man sie mit den hohen Türmen in der ganzen Welt vergleicht, will jeder den anderen übertreffen.
Es gibt beispielsweise die Doppeltürme in Malaysia, und der Stolz, der damit verbunden ist. Andere wollen diese Türme noch übertreffen. Aber alles wird fallen, auch Kuala Lumpur wird fallen. All diese Türme werden fallen.
Dann wird noch speziell erwähnt: „Die große Babylon kam ins Gedächtnis vor Gott.“
Was ist das für eine Stadt? Diese Frage entsteht hier. Sie wird nun im siebten Einschub, im siebten prophetischen Hintergrundsbericht in Kapitel 17 und 18 gesondert beantwortet. Dazu kommen wir jetzt.
Das Gericht über die Hure Babylon
Es kam einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, und redete mit mir und sprach: "Komm her, ich will dir das Urteil über die große Hure zeigen, die auf den vielen Wassern sitzt, mit welcher die Könige der Erde Hurerei getrieben haben, und die auf der Erde wohnen, sind trunken geworden von dem Wein ihrer Hurerei."
Er führte mich im Geist hinweg in eine Wüste, und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, voll Namen der Lästerung, das sieben Köpfe und zehn Hörner hatte. Die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold, Edelgestein und Perlen. Sie hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voll Gräuel und Unreinigkeit ihres Hurerei, und an ihrer Stirn war ein Name geschrieben: "Geheimnis Babylon, die Große, die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde."
Ich sah die Frau betrunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu, und ich verwunderte mich mit großer Verwunderung, als ich sie sah.
Im Zusammenhang mit den Städten der Nationen, in Kapitel 16, Vers 19, haben wir gelesen: "Die große Babylon." Es ist klar, dass es um eine Stadt geht. Aber jetzt lesen wir in Kapitel 17 von einer Frau, einer Hure. Babylon, die Große, die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde (Vers 5). Babylon wird also als Stadt beschrieben und hier in Kapitel 17 als eine Frau. In Kapitel 18 wird Babylon dann speziell als Stadt beschrieben.
Sowohl in Kapitel 17 als auch in Kapitel 18 wird das Gericht Gottes über Babylon beschrieben: In Kapitel 17 das Gericht über diese Hure Babylon, und in Kapitel 18 das Gericht über die Stadt Babylon. Wenn man genau liest, erkennt man, dass hier ein Unterschied besteht.
In Kapitel 17 werden es die Könige sein – diese zehn Könige des römischen Reiches –, die diese Hure zerstören. Wir lesen in Kapitel 17, Vers 15: "Und er spricht zu mir: Die Wasser, die du sahst, wo die Hure sitzt, sind Völker, Völkerschaften, Nationen und Sprachen. Die zehn Hörner, die du sahst, und das Tier – diese werden die Hure hassen, werden sie öde und nackt machen, ihr Fleisch fressen und sie mit Feuer verbrennen."
Hier sehen wir also den Diktator und seine zehn Kollegen, die das Gericht über diese Hure ausüben.
In Kapitel 18 geht es um den Untergang von Babylon. Ich möchte nur kurz aus Vers 15 lesen: "Die Kaufleute dieser Dinge, die an ihr reich geworden sind, werden aus Furcht vor ihrer Qual von ferne stehen, weinend und trauernd, und werden sagen: Wehe, wehe, die große Stadt, die bekleidet war mit feiner Leinwand und Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold und Edelgesteinen und Perlen, denn in einer Stunde ist der so große Reichtum verwüstet worden."
Hier ist es ganz anders: Die Menschen sind traurig, dass diese Stadt unter das Gericht Gottes kommt.
Beim Lesen tauchen also einige Rätsel auf, die wir zuerst beobachten und später erklären müssen.
In Kapitel 17 geht es um das Gericht über die Frau. Ihre Feinde hassen sie und vernichten sie. In Kapitel 18 dagegen wird das Gericht über die Stadt beschrieben, und die Kaufleute sind traurig über den Untergang. Wir werden sehen, dass es sich um zwei verschiedene Phasen des Gerichts handelt, die man nicht miteinander verwechseln darf, sondern unterscheiden muss.
Es sind jedoch nicht zwei verschiedene Dinge: Die Frau wird als Stadt beschrieben, und die Stadt wird als Frau beschrieben.
Nun haben wir gesehen, wer dem Johannes die Hure zeigt: In Kapitel 17, Vers 1 heißt es: "Und es kam einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, und redete mit mir und sprach: Komm her, ich will dir das Urteil über die große Hure zeigen." Dann führt er ihn in die Wüste (Vers 3): "Und da führte er mich im Geist hinweg in eine Wüste, und ich sah eine Frau usw."
Schauen wir ein wenig voraus in Kapitel 21, Vers 9: "Und es kam einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, voll der sieben letzten Plagen," – merken wir, es ist genau gleich formuliert – "und redete mit mir und sprach: Komm her." Genau so hat er auch gesagt: "Komm her." Aber hier sagt er weiter: "Und ich will dir die Braut, das Weib des Lammes, zeigen." Keine Hure, sondern der schönste Gegensatz: die Braut, die Frau des Lammes.
Dann heißt es weiter: "Und er führte mich im Geist hinweg, nun nicht in eine Wüste, sondern auf einen großen und hohen Berg, und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, herniederkommend aus dem Himmel von Gott. Sie hatte die Herrlichkeit Gottes, und ihr Lichtglanz war gleich einem sehr kostbaren Edelstein, wie ein kristallheller Jaspisstein usw."
An der ganzen Präsentation merken wir: Das sind zwei Gegensätze – die Hure Babylon und die Braut, die Frau des Lammes, das neue Jerusalem. In beiden Fällen geht es um eine Frau und eine Stadt, aber man kann sich keinen schrecklicheren und größeren Kontrast vorstellen als dieses Babylon, die Große, und das neue Jerusalem.
Jerusalem heißt "Gründung des Friedens." "Jeru" bedeutet Gründung, "Salem" hängt zusammen mit "Shalom", Frieden – Jerusalem ist also die Gründung des Friedens.
Babylon: Die Griechen haben die Stadt Babel, die wir aus dem Alten Testament, aus 1. Mose 11, kennen, in ihrer Sprache Babylon genannt. Babel bedeutet Verwirrung. Der griechische Name Babylon geht eigentlich auf die Benennung zurück, wie später die Babylonier Babel nannten. Babel war der Name bereits im Zusammenhang mit der Sprachenverwirrung.
Später haben die Babylonier, die die Stadt Babel wieder ausbauten, ihr den Namen in ihrer Sprache gegeben: Akkadisch Bab Ilani, "Tor der Götter", weil es ähnlich klang wie der vorsumerische Name Babel. In ihrer Sprache hieß es dann "Babilani". Aus "Babilani Babylon" entstand dann "Babylon", das heißt "Tor der Götter".
Der Name Babylon im Neuen Testament weist also auf beides hin: Die griechische Entsprechung für Babel, "Verwirrung", und den direkten Bezug zum akkadischen "Tor der Götter".
Kann man sich einen größeren Gegensatz vorstellen zwischen Babylon, der Großen, und Jerusalem, dem neuen Jerusalem? Ja.
Das hilft uns zu verstehen, was mit Babylon in der Offenbarung gemeint ist. Es ist einfacher herauszufinden, was das neue Jerusalem ist, die Braut des Lammes.
Die Braut des Lammes ist die Gemeinde im Neuen Testament. In 2. Korinther 11, Vers 2 sagt der Apostel Paulus zur Gemeinde in Korinth, zu den Heiligen dort: "Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer; denn ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen."
Hier wird die Gemeinde ganz klar als Braut Christi vorgestellt.
Darum ist klar: Wenn in Offenbarung 19 von der Hochzeit des Lammes im Himmel die Rede ist (Offenbarung 19, Vers 7), heißt es: "Lasst uns fröhlich sein und frohlocken und ihm Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Frau hat sich bereitet, und es wurde ihr gegeben, dass sie sich kleide in feiner Leinwand, glänzend und rein; denn die feine Leinwand sind die Gerechtigkeiten der Heiligen."
Er spricht zu mir: "Schreibe: Glückselig, die geladen sind zum Hochzeitsmahl des Lammes," und er spricht zu mir: "Dies sind die wahrhaftigen Worte Gottes."
Heute ist also die Gemeinde die Verlobte des Herrn Jesus.
In der Verlobung leben Mann und Frau noch nicht zusammen, sie sind getrennt. Erst bei der Hochzeit kommt die Heimführung. Das drückt aus: Heute ist der Herr Jesus als Mensch im Himmel zur Rechten Gottes, und die Gemeinde ist hier auf Erden. Die Gemeinde wartet auf den Moment, in dem der Herr Jesus zurückkehren wird.
Darum lesen wir in Offenbarung 22, Vers 17: "Und der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es hört, spreche: Komm!" Und dann in Vers 20: "Der diese Dinge bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald. Amen. Komm, Herr Jesus!"
Hier sehen wir, dass die Gemeinde ruft, dass der Herr Jesus als Bräutigam für sie wiederkommen soll, um die Gemeinde heimzuführen zur Hochzeit des Lammes.
Der Herr Jesus wird also bei der Entrückung kommen und die Gemeinde in den Himmel bringen (Kapitel 4, Vers 1). Am Ende der großen Drangsalzeit im Verhältnis zu dem, was auf Erden geschieht, wird im Himmel die Hochzeit des Lammes stattfinden.
Wenn wir in Offenbarung 19 weiterlesen, Vers 11, sehen wir, dass der Herr Jesus wiederkommt als König der Welt: "Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, genannt treu und wahrhaftig, und er richtet und führt Kriege in Gerechtigkeit."
In Vers 14 heißt es: "Und die Kriegsheere, die im Himmel sind, folgen ihm auf weißen Pferden, angetan mit weißer reiner Leinwand."
Diese Hochzeit des Lammes wird also stattfinden, bevor der Herr Jesus mit der Gemeinde, das sind diese Kriegsheere im Himmel, auf Pferden kommt.
Noch etwas: Die Gemeinde wird hier als Frau beschrieben (Offenbarung 19, Vers 7) und trägt dann ein Hochzeitskleid, ein weißes Kleid.
Man sieht, woher dieses weiße Hochzeitsgewand kommt. Ich war vor einiger Zeit zu einer Hochzeit eingeladen. Vor der Kirche fragte ein kleines Mädchen seine Mutter: "Warum ist die Frau so weiß angezogen?" Die Antwort, die ich hörte, lautete: "Das war früher ein Symbol von Reinheit."
Das ist beeindruckend, was das ausdrückt – eine gewisse Wehmut. Früher hatte es noch eine Bedeutung, wenn man in Weiß heiratete. Das bedeutete: Diese Frau ist unberührt, hat nie sexuellen Verkehr mit einem Mann gehabt, und jetzt geht sie als reine Jungfrau in die Ehe.
Hier in der Bibel finden wir das weiße Hochzeitsgewand. Es wird erklärt als feine Leinwand, glänzend und rein – also der gleiche Stoff und die gleiche Farbe wie die Priestergewänder im Alten Testament. Dann wird erklärt: "Denn die feine Leinwand sind die Gerechtigkeiten der Heiligen."
Warum die Mehrzahl "Gerechtigkeiten"? Das ist die Ausdrucksweise für gerechte Taten oder gerechte Werke.
Mit anderen Worten: Alles, was wir als Gläubige heute tun, aus Liebe für den Herrn Jesus, ist gewissermaßen ein Beitrag zu diesem Hochzeitskleid. Das wird einmal die Herrlichkeit der Gemeinde ausmachen.
Es gibt aber noch einen Geladenen (Offenbarung 19, Vers 9): "Und er spricht zu mir: Schreibe, glückselig die geladen sind zum Hochzeitsmahl des Lammes."
Wir sind die Geladenen.
Das sind die, die auch entrückt werden, die alttestamentlichen Heiligen. In Hebräer 11 werden die Glaubenshelden des Alten Testaments beschrieben, und am Schluss des Kapitels heißt es, dass sie noch nicht vollendet worden sind – das heißt, sie haben das eigentliche Ziel noch nicht erreicht, die Auferstehung, sodass die Seelen im Paradies wieder den Körper zurückbekommen.
Dort wird gesagt, in Hebräer 11 am Schluss, dass sie nicht ohne uns vollkommen gemacht werden. "Ohne uns" (griechisch choris) bedeutet "getrennt von". Das heißt, die alttestamentlichen Heiligen sollen erst zum Ziel kommen, wenn sie wieder auferstehen und Seele und Körper vereinigt sind – bei der Entrückung und zwar in Verbindung mit der Gemeinde.
Dann sind das die Eingeladenen an der Hochzeit des Lammes im Himmel.
Es ist schön, eingeladen zu sein, aber es ist natürlich nicht dasselbe, wie zur Braut zu gehören.
Warum gehören wir zur Braut und nicht nur zu den Eingeladenen? Hier spielt der Gedanke der Erwählung eine Rolle.
Ich habe nicht gewählt, in welcher Zeit ich geboren werden sollte. Ich hätte zur Zeit von David geboren werden können. Aber Gott hat souverän gewählt, in dieser Zeit zu leben. Die Gläubigen, die in dieser Zeit zum Glauben kommen und das Evangelium hören, gehören zur Gemeinde.
Diese umfasst nur die Gläubigen von Pfingsten (Apostelgeschichte 2) bis zur Entrückung.
Das ist Gottes Souveränität. Das hat aber nichts mit der Lehre Calvins zu tun, als hätte Gott gewisse Menschen einfach für die Verdammnis bestimmt. Calvin hat gesagt, Gott hat nur für gewisse Menschen vorgesehen, dass sie gerettet werden, und die anderen rettet er nicht. Manche Nachfolger Calvins sind noch weitergegangen und haben gesagt, Gott habe auch die anderen einfach zur Verdammnis bestimmt. Das ist nicht biblisch.
Die positive Erwählung ist eine biblische Lehre.
Nun also etwas Wunderbares: Die Gemeinde jetzt als Braut auf der Erde sehnt sich nach dem Tag der Hochzeit: "Komm, Herr Jesus!" Und er sagt: "Ja, ich komme."
Und nun dieser Gegensatz: die Hure Babylon.
Die Hure Babylon als falsche Kirche
Ich muss natürlich noch erklären: Die Gemeinde ist die Braut, die Frau des Lammes, die Frau von Jesus Christus. Ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen. Diese Frau wird auch als eine Stadt bezeichnet, das neue Jerusalem.
Nun gibt es einen anderen Aspekt der Gemeinde. Wenn von der Braut gesprochen wird, drückt das die Herzensbeziehung der Gläubigen zu Jesus Christus aus beziehungsweise seine Herzensbeziehung zu den Gläubigen in der heutigen Zeit. Wenn es um die Stadt geht, spricht das von einem anderen Thema.
Das Wort Stadt heißt auf Griechisch „polis“. Wir kennen den Begriff „Politik“, der damit zusammenhängt. Politik bedeutet eigentlich Stadtverwaltung, also die Verwaltung der Polis, das regierende Verwalten des Zusammenlebens. Die Gemeinde wird den Auftrag haben, einmal mit Jesus Christus über diese Welt zu regieren, zu herrschen – nicht jetzt, aber in der Zukunft. Deshalb wird die Gemeinde als eine Stadt beschrieben, als eine Stadt, in der Gott wohnt, eine Stadt, die von Jesus Christus, dem Lamm, erhellt und erleuchtet wird. So wird das in Offenbarung 21 beschrieben, wenn wir weiterlesen würden, dort wo wir schon gelesen haben.
Also sind das zwei verschiedene Aspekte der Gemeinde.
Der Kontrast dazu ist die Hure Babylon, die Stadt Babylon, die Stadt der Menschen. In Offenbarung 18 wird diese Stadt als ein gewaltiges Wirtschaftssystem beschrieben, das am Ende der Drangsal vollkommen kollabieren wird.
Jetzt stellt sich die Frage: Was ist diese Hure Babylon? Ist es die Stadt Babylon im Irak, die wieder neu aufgebaut wird und dann Sitz der UNO und des Antichristen wird? Solche Dinge hört man immer wieder, aber das ist ein reines Märchen, das hat überhaupt keine Basis in der Bibel. Nirgends finden wir einen Hinweis, dass der Antichrist Babylon als Stadt zu seinem Sitz machen wird.
Die Bibel macht klar, dass der Antichrist in Israel regieren wird, nicht im heutigen Irak. Es geht nicht um die Stadt Babylon, die oft im Alten Testament beschrieben wird, Babel oder Babylon im Irak – genauso wenig wie das neue Jerusalem die Hauptstadt Israels heute meint. Das neue Jerusalem, die Stadt in Israel, Jerusalem, war im Alten Testament die erwählte Stadt Gottes. Sie ist ein Bild der Gemeinde und weist geistlich und bildlich auf die Gemeinde als die Gründung des Friedens hin.
So ist Babylon in der Offenbarung nicht die Stadt im Irak, die der Kontrast zum irdischen Jerusalem in Israel war, sondern im übertragenen Sinn ein Bild des Kontrasts zur Gemeinde.
Wenn das neue Jerusalem, die Braut des Lammes, die Gemeinde ist – die wahre Gemeinde, die aus allen wahren Gläubigen von Pfingsten bis zur Entrückung besteht – dann ist Babylon in der Offenbarung ein Bild der falschen Gemeinde, der falschen Kirche. Diese wird ausführlich beschrieben.
Wir lesen weiter in Kapitel 17, Vers 17: „Denn Gott hat in ihre Herzen gegeben, seinen Sinn zu tun und in einem Sinn zu handeln und ihr Königreich dem Tier zu geben, bis die Worte Gottes vollbracht sein werden. Und die Frau, die du sahst, ist die große Stadt, welche das Königtum hat über die Könige der Erde.“
Hier haben wir wieder einen Hinweis: Die Frau ist auch eine Stadt, und diese Stadt hat das Königtum über die Könige der Erde. Welche Stadt hatte das Königtum über alle Unterkönige? Das war Rom. Diese Frau ist Rom.
Noch mehr dazu finden wir in Kapitel 17, Vers 7, den wir noch nicht gelesen haben: „Und der Engel sprach zu mir: Warum verwunderst du dich? Ich will dir das Geheimnis der Frau sagen und des Tieres, das sie trägt, welches die sieben Köpfe und die zehn Hörner hat. Das Tier, welches du sahst, war und ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen und ins Verderben gehen. Und die auf der Erde wohnen, deren Namen nicht im Buch des Lebens geschrieben sind von Grundlegung der Welt an, werden sich verwundern, wenn sie das Tier sehen, dass es wahr und nicht ist und da sein wird. Hier ist der Verstand, der Weisheit hat: Die sieben Köpfe sind oder bedeuten sieben Berge, auf welchen die Frau sitzt. Es sind sieben Könige, das bedeutet auch sieben Könige: fünf von ihnen sind gefallen, der eine ist, der andere ist noch nicht gekommen, und wenn er kommt, muss er eine kleine Weile bleiben. Und das Tier, welches war und nicht ist, er ist auch ein Achter und ist von den sieben und geht ins Verderben. Und die zehn Hörner, die du sahst, sind oder bedeuten zehn Könige.“
Übrigens kann man hier gut illustrieren, was den Konflikt zwischen Luther und Zwingli im Zusammenhang mit dem Abendmahl betraf. Luther sagte zu Zwingli: „Es steht doch ganz klar in den Evangelien, dieser Kelch ist mein Blut, oder von dem Brot, dieses Brot ist mein Leib, also ist Christus hier gegenwärtig.“ Zwingli entgegnete, dass das symbolisch von dem Leib Christi und dem Blut Christi spricht. Luther sagte: „Aber es steht ja, dieses Brot ist mein Leib.“ Das ist die ganz normale Sprache der Bibel, wenn es um Bilder geht, die gedeutet werden.
Die zehn Hörner, die du sahst, sind zehn Könige, das heißt bedeutend zehn Könige. Oder wir haben gelesen von den sieben Köpfen in Vers 9: Die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf welchen die Frau sitzt.
Der Apostel Paulus sagt in Galater 4: Hagar ist der Berg Sinai in Arabien. Abraham war in seiner zweiten Ehe nicht mit einem Berg verheiratet, aber Hagar war eine Sklavin, und sie symbolisiert die Knechtschaft des Gesetzes vom Sinai. Darum bedeutet sie dasselbe wie der Berg Sinai, der Inbegriff der Knechtschaft des Gesetzes ist.
Das ist die ganz normale Sprache der Bibel. Wenn der Herr sagt: „Dieses Brot ist mein Leib“, bedeutet das „mein Leib“. Nun sind sie beide nicht mehr da, nicht wahr? Das Problem hätte man so einfach lösen können. Dafür gibt es ja den Richterstuhl Christi, wo all diese Streitigkeiten auf der Erde einmal behandelt und gelöst werden.
Das war nur ein kleiner Exkurs. Jetzt gehen wir weiter, Schritt für Schritt wollen wir uns das erarbeiten.
Wir haben also gesehen: In Vers 9 sind die sieben Köpfe sieben Berge, auf welchen die Frau sitzt. Rom ist von alters her bekannt als die Siebenhügelstadt. Das bestätigt nochmals, dass es richtig ist, was in 17, Vers 18 steht: „Die Frau, die du siehst, ist die große Stadt, welche das Königtum über die Könige der Erde hat.“ Das ist Rom.
Dann wird gesagt, diese sieben Köpfe, auf denen die Frau sitzt, sind sieben Berge. Das weist nochmals auf Rom hin. Also muss man sich vorstellen: Im Jahr 95, als Johannes das schrieb, konnten die Empfänger wissen, dass Rom gemeint ist. Das mussten auch die Gemeinden in Rom wissen, nicht nur die, die zuerst die Offenbarung bekamen – Ephesus, Myrna, Pergamos, Thyatira usw.
Die Brüder in Rom mussten das auch wissen: Rom würde der Sitz der falschen Kirche, der Hure Babylon, werden. Man muss sich das plastisch vorstellen. Damals war noch nichts davon zu sehen. Es waren treue Brüder in Rom, die gar nicht so viele Jahre vorher von Paulus den Römerbrief bekommen hatten, der ganz besonders erklärte, dass man nicht durch Werke gerechtfertigt wird vor Gott, sondern allein durch Glauben.
Dann sollte aber so ein Machtsystem entstehen – eine Hure.
In der Bibel ist Hurerei immer wieder ein Bild für Götzendienst. Gerade im Propheten Hosea wird der Götzendienst ständig mit Hurerei verglichen. Also wird das eine Kirche werden, eine falsche Kirche in Rom, die die Menschen zum Götzendienst verführt.
Dazu gibt es noch ein paar Farben, die diese Kirche charakterisieren: In Vers 4 heißt es: „Und die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold und Edelgesteinen und Perlen und hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voll Gräuel und Unreinigkeit ihrer Hurerei.“
Ich bin einmal mit meiner Frau nach Rom gegangen, in den Vatikan, in den Petersdom. Man muss das einmal gesehen haben, wenn man über diese Dinge spricht. Besonders interessant war für mich der Titusbogen in Rom, wo noch aus dem ersten Jahrhundert original dargestellt sind diese Tempelgeräte, die die Römer nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 mitgenommen hatten. Dort sieht man Teile vom Schaubrotisch, silberne Posaunen und auch den goldenen Leuchter. Man sieht jüdische Sklaven, die im Triumphzug das durch Rom tragen mussten.
Dann waren wir auch im Vatikan, im Petersdom, und in einer Schatzkammer des Vatikans – eine riesige Schatzkammer. Was sieht man dort? Priestergewänder der hohen Kardinäle, Gewänder in scharlachrotem, hellem leuchtendem Rot und in dunklem Purpurrot. Man sieht viele Edelgesteine, Kästen mit Edelsteinen, Knochen sogenannter Heiliger und viele Perlen. Natürlich auch goldene Becher.
Das ist das Zentrum der römischen Kirche, der Messekult, konzentriert in dem goldenen Becher der Messe. Aber es wird gesagt, die Frau hat nicht nur einen goldenen Becher in ihrer Hand, sondern er ist voll Gräuel und Unreinigkeit ihrer Hurerei. Das ist also nicht der Kelch der Segnung, wie es im 1. Korinther 10 heißt, sondern ein goldener Becher voller Götzendienst.
Man wird wissen können: Oh, Brüder in Rom, was kommt auf euch zu?
Wie ist das gegangen? In der Frühzeit der Christenheit, wie wir in der Apostelgeschichte und in den Briefen sehen, wurden von Ort zu Ort Gemeinden gegründet. Zum Beispiel auf der ersten Missionsreise in Apostelgeschichte 13 gründete Paulus verschiedene Gemeinden. Später kam er zurück und setzte Älteste ein, zusammen mit Barnabas. Nicht die Gemeinde wählte sie, sondern sie wurden eingesetzt.
Man sieht daraus: Man kann eine Gemeinde sein, auch wenn man keine Ältesten hat. Das hängt nicht von der Ältestenfrage ab.
In einem weiteren Schritt kamen die Ältesten dazu. Dieser Ältestendienst wird in 1. Timotheus 3 und Titus 1 erklärt. Dort wird deutlich, dass es Männer sein müssen, die ein besonderes geistliches Format haben, um in der Gemeinde nicht zu herrschen, sondern als Vorbild voranzugehen und die Gemeinde wie Hirten zu leiten.
Der Ausdruck ist immer in der Mehrzahl. Es wird nie von einem Ältesten der Gemeinde gesprochen, sondern immer von den Ältesten.
Wir haben heute Morgen den Philipperbrief gelesen. Der Brief richtet sich an alle Heiligen in Philippi samt den Aufsehern und Diakonen. Aufseher ist ein anderes Wort für Ältester. In Apostelgeschichte 20 spricht Paulus zu den Ältesten und nennt sie Aufseher. Der Heilige Geist hat sie als Aufseher eingesetzt.
So war das im ersten Jahrhundert.
Dann kamen immer mehr Irrlehren, besonders von der Gnosis. Sie leugneten die Gottheit Christi und seine wahre Menschheit. Im zweiten Jahrhundert sagten sich die Gemeinden: Um besser gegen diese Irrtümer vorgehen zu können, brauchen wir einen starken Mann in den örtlichen Kirchen oder Gemeinden. So wurde plötzlich ein Ältester als Bischof bezeichnet.
Übrigens: Bischof kommt vom Wort Aufseher, Episkopos. Ältester heißt Presbyteros, ein relativ alter Mann. Aufseher bedeutet einer, der ein offenes Auge hat und die Nöte und Bedürfnisse der Geschwister sieht und ihnen nachgeht, wie ein Hirte, der den Schafen nachgeht.
Bischof, Episkopos, Aufseher und Älteste waren ursprünglich dasselbe. Plötzlich wurde ein Ältester herausgenommen und zum Bischof erklärt. So wurden zwei Ämter getrennt.
Man sah, dass man noch straffer vor Irrtum schützen kann, wenn ein Bischof nicht nur Oberster einer Gemeinde ist, sondern über eine Region mit mehreren Gemeinden. Das finden wir nirgends in der Bibel.
Mit der Zeit wurden die Bischöfe in besonders großen Städten zu Oberaufsehern über die regionalen Aufseher. Zum Beispiel ein Bischof in Jerusalem, Alexandria oder Konstantinopel.
Sie erhielten eine besondere Macht.
Um 440 nach Christus erklärte der Bischof von Rom: „Ich bin der Oberste, auch über die Bischöfe von Jerusalem, Alexandria und Konstantinopel. Ich bin der Vater der ganzen Christenheit.“ Damit war die Kirche der römisch-katholischen Kirche als Papstkirche geboren.
Wir sehen also: Im Anfangsbedürfnis, dem Irrtum entgegenzutreten, geriet man selbst in einen Irrtum.
Diese Kirche in Rom betrachtet sich selbst als eine Frau.
Das Glaubensbekenntnis wurde nach dem Konzil von Trient verfasst, dem Konzil im 16. Jahrhundert, das aufgestellt wurde, um gegen die Reformation zu kämpfen. Dort findet man das Wichtigste zusammengefasst. Man kann es auf Wikipedia herunterladen, indem man „Glaubensbekenntnis Trient“ eingibt.
Dort heißt es unter anderem: „Die apostolischen und kirchlichen Überlieferungen und übrigen Bräuche und Bestimmungen der Kirche anerkenne und halte ich ganz fest.“ Das ist heute noch ein Bekenntnis, das von einem Bischof abgelegt werden muss.
Ebenso heißt es: „Ich anerkenne die Heilige Schrift gemäß jenem Sinn, den die heilige Mutterkirche festgehalten hat und festhält, deren Aufgabe es ist, über den wahren Sinn und die Auslegung der Heiligen Schrift zu urteilen.“
Diese Kirche ist eine Mutter, eine Frau, und sie hat quasi die Wahrheit. In Vers 5 heißt es: „Geheimnis Babylon, die Große, die Mutter, Mutter der Huren und der Gräuel der Erde.“ Schon frappant diese Parallelen, nicht wahr?
Und dann dieser Becher.
Ich lese weiter aus diesem Glaubensbekenntnis: „Gleichfalls bekenne ich, dass in der Messe Gott ein wahres, eigentliches und sühnendes Opfer für Lebende und Verstorbene dargebracht wird, dass im heiligsten Sakrament der Eucharistie wahrhaft, wirklich und wesenhaft der Leib und das Blut zusammen mit der Seele und Gottheit unseres Herrn Jesus Christus gegenwärtig sind und dass eine Wandlung der ganzen Brotsubstanz in den Leib und der ganzen Weinsubstanz in das Blut geschieht.“
Diese Wandlung nennt die katholische Kirche Wesensverwandlung.
„Ich bekenne, dass man auch unter lediglich einer der beiden Gestalten …“ Also dieses Brot ist Jesus Christus, und zwar als Gott und Mensch zusammen.
Jetzt versteht man auch, warum im katholischen Ritus das Brot angebetet wird, ganz besonders bei der Fronleichnamsprozession. Wenn das Brot nach der sogenannten Wandlung erhoben wird, kniet die ganze Kirche, die Anwesenden nieder. Das ist hundertprozentiger Götzendienst.
Da wird gesagt: „Dieses Brot ist Gott.“ Was ist Götzendienst? Die Verehrung der Natur anstatt des Schöpfers, so zeigt uns Römer 1.
Jetzt verstehen wir, dass diese Hure eben diesen goldenen Becher hat, voll Gräuel und Unreinigkeit – Götzendienst.
Diese Messe wird jeden Tag dargebracht. Sie ist quasi jeden Tag die Wiederholung des Opfers und wird als ein wahres, eigentliches und sühnendes Opfer für Lebende und Verstorbene dargebracht.
Das ist auch eine Lästerung des vollbrachten Opfers des Herrn Jesus.
Johannes sieht diese Frau, diese Mutter. In Vers 6 lesen wir: „Und ich sah die Frau betrunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu. Und ich verwunderte mich, als ich sie sah, mit großer Verwunderung.“
Damals hätte man wissen können, was auf die Kirche in Rom zukommt: Sie wird Verfolgerin der Gläubigen sein, betrunken vom Blut der Erlösten.
Wenn man aus unserer Sicht die Geschichte überschaut – die Jahrhunderte 440, dann 5., 6., 7., 8. Jahrhundert usw. – sieht man, wie Tausende, Zehntausende, Hunderttausende von Gläubigen durch diese Kirche umgebracht wurden.
Allein in der Verfolgung der Waldenser, einer Erweckungsbewegung innerhalb der katholischen Kirche noch vor der Reformation, wurden gläubige Menschen verfolgt, die in der Bibel entdeckt hatten, dass man nicht durch eigene Taten gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus. Die katholische Kirche tötete damals eine halbe Million Menschen.
Dann kam die Reformation, und es ging wieder los mit Krieg und Verfolgung. Denken wir nur an die Verfolgung der Hugenotten in Frankreich. Allein in der Bartholomäusnacht wurden Abertausende abgeschlachtet.
Die Frau ist betrunken vom Blut der Heiligen und der Zeugen Jesu.
Wenn man das vor Augen hält und heute sieht, welche Annäherungen evangelikale Gemeinden mit der Kirche von Rom machen und welche Abkommen geschlossen werden, ist das kaum zu fassen.
Wenn man das, was ich jetzt über Offenbarung 17 gesagt habe, irgendwo in Gemeinden verkündigen würde, käme es darauf an, an welchem Ort, zu einem Riesenkrach. „Das stimmt überhaupt nicht, das ist falsch, die Auslegung stimmt doch gar nicht!“
Luther hat doch schon gesagt, die katholische Kirche sei die Hure Babylon. Ja, natürlich, aber das muss man aus der damaligen Zeit heraus verstehen.
Wenn wir es aus der Bibel heraus verstehen, haben wir die Braut, das Weib des Lammes, das neue Jerusalem – das ist die Gemeinde.
Und dann haben wir die Hure Babylon, diese Stadt, die das Königtum hat, die auf sieben Hügeln sitzt, betrunken vom Blut der Heiligen, mit dem goldenen Becher voller Gräuel und in Kleidern aus Scharlachrot und Purpur, übergoldet mit Edelgestein und Perlen – genau das!
Das ist so treffend!
Dann stellt sich die Frage: Was ist mit dieser Stadt und ihrem Reichtum, ihrem Handel in Kapitel 18?
Das ist die andere Seite. Es ist nicht nur eine Kirche, sondern eine der reichsten Institutionen der ganzen Welt. Über Jahrhunderte haben sie ihren Angehörigen Geld für die Messe gegeben, Milliarden wurden aufgehäuft.
Die Priester sollten ab einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte nicht mehr verheiratet sein. Sie konnten nicht mehr vererben, der Besitz blieb in der Kirche.
Das ist auch ein Aspekt. Es gibt noch viele andere.
Ein weiterer ist der, den der Apostel Paulus in 1. Timotheus 4 erwähnt: Die Zeit wird kommen, in der man auf betrügerische Geister und Dämonen hören wird. Diese werden verbieten zu heiraten und gebieten, sich von Speisen zu enthalten – Askese und Zölibat, eine Lehre von Dämonen.
Warum ist das eine Lehre von Dämonen? 1. Korinther 7 zeigt es: Es gibt den Fall, wo ein Gläubiger oder eine gläubige Frau innerlich feststeht, den Weg der Ehelosigkeit zu gehen, um dem Herrn besser dienen zu können mit Kraft und Zeit. Das ist ein besonderer Weg, aber kein Gelübde.
Der Apostel Paulus erklärt: „Aber jemand, der die Sexualität als brennend empfindet, ist nicht dafür vorgesehen.“ Viele, die ein Gelübde ablegten, wurden überfordert und fielen in Hurerei.
Darum sagt Paulus in 1. Korinther 7: „Um der Hurerei willen habe jeder seine eigene Frau und jede ihre eigene Mann.“
Die Ehe kann also ein Schutz vor Unzucht sein.
Durch das eingeführte Zölibat wurden unzählige Menschen in die Hurerei und Unzucht als Fallstrick geworfen.
Das gehört mit zu dem Namen „Hure Babylon“.
Wir sehen, wie aktuell das ist bis zu den ganzen Missbrauchsgeschichten heute.
Das Ganze ist ein riesiges Wirtschaftssystem. Durch Bankenskandale hat man entdeckt, dass diese Verbindungen gedeckt waren über Mittelorganisationen.
Die Kirche ist noch viel reicher, als man denkt. Es war schon vor Jahren klar, dass große Teile von Fiat dem Vatikan gehörten.
Über Jahrhunderte wurde Reichtum angehäuft. Wenn man an die Immobilien weltweit, die Goldschätze, Silber, Perlen und Edelsteine denkt, ist das ein riesiges Machtsystem.
Wir sehen zwei Dinge: ein religiöses System und ein Wirtschaftssystem.
Die künftigen Führer Europas hassen die Kirche als religiöses System. Das merken wir heute dauernd in der Politik. Es verbreitet sich Hass auf die Kirche von Rom. Aber weil sie ein Machtfaktor ist, müssen sie mit ihr kokettieren.
Das ist genau das, was wir hier lesen: Diese Könige der Erde haben mit ihr Hurerei getrieben. Es ist unwahrhaftig, denn sie ist ein Machtfaktor, sie werden sie hassen, und in der Drangsalzeit wird es kommen, dass die Führer Europas die Kirche zerstören.
Sie werden die Hure hassen und verbrennen. Aber das Wirtschaftssystem bleibt noch.
Denn Geld liebt man in Europa, Religion hasst man, aber Geld liebt man.
Gott wird das Gericht über Babylon bringen, und Babylon wird fallen als Wirtschaftssystem. In einer Stunde wird der Schlag kommen.
Dann wird der ganze Welthandel zusammenbrechen, wie in Kapitel 18 beschrieben. Nächstes Mal werden wir dort weitermachen.
Nur damit man das abschließend versteht: Das Wirtschaftssystem wird ganz am Schluss im Zusammenhang mit der siebten Schale zusammenbrechen.
Dann werden sie heulen, wenn es ans Geld geht.
Aber beide Aspekte – die Stadt und die Frau – werden gerichtet, und im Himmel gibt es große Freude, denn die wahren Erlösten sind dort oben.
Was ist mit denen, die in der katholischen Kirche sind? Gibt es dort wahre Gläubige? Natürlich gibt es sie.
Luther war bekehrt, bevor er aus der Kirche austrat. Er erkannte die Rechtfertigung des Glaubens als Katholik. Erst danach kam der Bruch.
Damit möchte ich schließen mit Offenbarung 18, Vers 4: „Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel sagen: Geht aus ihr hinaus, mein Volk, auf dass ihr nicht ihrer Sünden mitteilhaftig werdet und nicht empfangt von ihren Plagen; denn ihre Sünden sind bis zum Himmel gestiegen, und Gott hat ihre Ungerechtigkeit bedacht.“
Gott hat durch alle Jahrhunderte hindurch sein Volk gesehen – Menschen, die ihre Sünden bekannt haben, die an den Herrn Jesus geglaubt haben und dass er dafür gestorben ist.
Darum sagt Gott: „Mein Volk, geht aus ihr hinaus!“
Dieser Ruf kam ganz besonders in der Reformation. Tausende von Mönchen und Nonnen gingen hinaus und erkannten die Gnade Gottes.
Diese Gläubigen gibt es bis heute.
Es ist jedoch ein Unrecht zu sagen, man müsse sie nicht auffordern, die Kirche zu verlassen. Sie sollen dort ein Zeugnis sein?
Die Bibel sagt: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht ihrer Sünden mitteilhaftig werdet.“
Das müssen wir weitergeben.
Natürlich gibt es bekehrte Katholiken, und Gott zieht sein Volk heraus. Aber er ruft sie dazu auf, sich vom Falschen zu trennen.
Wir müssen unbedingt schließen.
Schlussgebet
Wir wollen zum Schluss beten.
Herr Jesus, wir danken dir für dein Wort, das alles durchleuchtet und durchdringt. Wir danken dir auch, dass du uns damit Licht für unseren Weg schenkst.
Du siehst, wir leben in einer komplizierten Welt und in einer schwierigen Zeit. Doch dein Wort hilft uns, den richtigen Weg zu finden. Deine Gnade begleite uns, damit wir den Weg, den du uns durch dein Wort zeigst, gehen können. Dein Wort ist wie eine Lampe für unseren Fuß.
Lass uns diesen Weg mit Freude gehen, in Gemeinschaft mit dir und mit allen, die von Herzen deinen Weg gehen möchten.
Amen.