
Wir haben gesehen, dass Mose am Ende noch einmal sagt: 4. Mose 11,14: "Ich allein mag dieses ganze Volk nicht tragen, denn es ist mir zu schwer."
Daraufhin erklärt der Herr in Vers 16: "Und der Herr sprach zu Mose: Versammle mir siebzig Männer aus den Ältesten Israels, von denen du weißt, dass sie die Ältesten des Volkes und seine Vorsteher sind. Führe sie zum Zelt der Zusammenkunft, damit sie sich dort mit dir hinstellen. Ich werde herabkommen und dort mit dir reden. Ich werde von dem Geist nehmen, der auf dir ist, und auf sie legen, damit sie mit dir an der Last des Volkes tragen und du sie nicht allein tragen musst."
Also, was ist geschehen? Mose hatte die Hauptverantwortung, und zwar so sehr, dass er völlig überlastet war. Nun sagt Gott, dass speziell siebzig Männer ihm beistehen sollen. Aber wir sehen, dass diese siebzig Männer nicht vorher untätig waren. Sie waren schon zuvor Älteste und Vorsteher. Das heißt, es war nie so, dass Mose quasi der Einzige war, der das Volk geleitet hat. Es waren immer viele mit ihm, aber er trug die Hauptverantwortung.
Das ist auch sehr wichtig bei anderen biblischen Geschichten. Wenn wir nämlich sehen, wie Josua schließlich zum Volksführer wird nach dem Tod von Mose, dann war er auch nicht der Einzige. Nein, auch da gab es über jeden Stamm, wie wir gleich noch sehen werden, einen Fürsten. Die Stämme waren wieder aufgeteilt in Tausendschaften, und an der Spitze der Tausendschaften standen wiederum Führer. Das war also nie ein Alleingang.
Das ist ganz genau so wie im Neuen Testament. Wir finden nirgends im Neuen Testament, dass eine Gemeinde von nur einem Mann geleitet wird, während sonst niemand mehr etwas zu sagen hat. Nirgends.
Wir finden immer Älteste, und zwar in der Mehrzahl. Nie wird in der Bibel von „dem Ältesten“ eines Ortes gesprochen, sondern immer von mehreren Ältesten.
Man könnte natürlich auf die Idee kommen – das ist ein kleiner Exkurs –, dass eine Gemeinde ohne Älteste keine Gemeinde sei. Das stimmt aber überhaupt nicht.
Vor kurzem musste ich Leute ermutigen, mit dem Gemeindebau fortzufahren, weil sie dachten, es gebe niemanden, der qualifiziert sei als Ältester. Das braucht es aber auch gar nicht.
Wir sehen, dass der Apostel Paulus auf seiner ersten Missionsreise (Apostelgeschichte 13 und 14) Gemeinden gegründet hat. Erst später hat er als Apostel – übrigens nicht durch Wahl der Gemeinde, sondern durch seine eigene Einsetzung – Älteste eingesetzt.
Diese Gemeinden waren vorher ohne Älteste und trotzdem Gemeinden.
Die Schlussfolgerung lautet: Es ist nicht davon abhängig, ob man Älteste hat oder nicht, ob es an einem Ort eine Gemeinde geben kann. Natürlich ist es wichtig, wenn es eine gesunde geistliche Leitung gibt.
Aber es gibt auch andere Möglichkeiten, Gemeindebau zu betreiben, wenn die so qualifizierten Personen, wie sie in 1. Timotheus 3 und Titus 1 beschrieben sind, gerade nicht vorhanden sind.
Also sehr wichtig: Das Einmannsystem kennt die Bibel nicht. Wenn man von Josua liest, hat man zwar den Eindruck, es sei ein Einmannsystem gewesen, aber das stimmt nicht. Auch dort waren die Ältesten Israels und die Fürsten Israels mit eingebunden.
Nicht einmal beim Königtum war es ein Einmannsystem. Wenn wir an die Geschichte des Königtums Israels denken – Saul, David, Salomo und dann die Könige von Israel und Juda – auch dort war es nie ein Einmannsystem. Denn immer waren die Fürsten mit dabei, und sie hatten ebenfalls ein Mitspracherecht.
Was man jedoch sieht, ist, dass es einen Führer gab unter seinesgleichen. Der Ausdruck lautet: ein Führer unter seinesgleichen. Mose hatte eine Hauptverantwortung, aber er war nicht allein.
Nun geschieht Folgendes: Gott stattet 70 dieser bereits vorhandenen Führer ganz besonders mit dem Heiligen Geist aus.
Im Alten Testament war es nicht so wie im Neuen Testament, dass jeder Erlöste den Heiligen Geist empfängt. Im Alten Testament war das anders. Hier werden jedoch diese siebzig Männer ganz speziell durch den Geist Gottes ausgerüstet, um Mose tatkräftig in seiner Aufgabe unterstützen zu können.
Nun geht es um Joshua, nicht um Mose. In Vers 24 heißt es: Mose ging hinaus und sprach zu dem Volk die Worte des Herrn. Er versammelte siebzig Männer aus den Ältesten des Volkes und stellte sie rings um das Zelt auf.
Der Herr kam in der Wolke herab, redete zu Mose und nahm von dem Geist, der auf ihm war. Diesen Geist legte er auf die siebzig Männer, die Ältesten. Sobald der Geist auf sie kam, weissagten sie.
Allerdings fuhren sie nicht alle fort, denn zwei Männer blieben im Lager zurück. Der Name des einen war Eldad, der Name des anderen Medad. Auch auf sie kam der Geist, obwohl sie unter den Aufgeschriebenen waren, aber nicht zum Zelt hinausgegangen waren. Im Lager weissagten sie.
Ein Jüngling lief zu Mose und berichtete ihm davon: Eldad und Medad weissagen im Lager. Joshua, der Sohn Nuns und Diener Moses von seiner Jugend an, antwortete darauf und sagte: „Mein Herr Mose, wehre ihnen!“
Doch Mose entgegnete ihm: „Eiferst du für mich? Möchte doch das ganze Volk des Herrn Propheten sein, dass der Herr seinen Geist auf sie legte.“
Eine sehr delikate Situation, nicht wahr? Mose ließ alle siebzig Ältesten zur Stiftshütte kommen. Dort wollte Gott seinen Geist auf sie legen, sodass auch sie Propheten wurden. Zwei von ihnen waren jedoch nicht gekommen, und trotzdem kam der Geist Gottes auch auf sie. In diesem Sinn begannen sie sehr unabhängig zu wirken.
Das wurde Mose gemeldet, und auch Josua bekam es mit. Das bereitete ihm Sorgen. Diese siebzig Männer hatten die Aufgabe, Mose zu unterstützen, nicht um ein Gegengewicht zu ihm zu bilden oder autonom zu handeln. Josua sah darin eine Gefahr und schlug Mose vor, die beiden zu stoppen.
Hier zeigt sich die Großherzigkeit von Mose. Er fragte: „Willst du für mich eifern?“ Josua war sein Diener von Jugend auf, wie wir gelesen haben. Diese Information macht deutlich, dass das Verhältnis zwischen Josua und Mose nicht erst mit Amalek begann, sich bei der Gesetzgebung auf dem Sinai fortsetzte oder im Austausch über die Musik, die sie zum Bösen verändert hatte. Es endete auch nicht damit, dass Josua sich in dem abgesonderten Zelt wohlfühlte.
Dort wurde deutlich, dass Josua ein Mann war, der den Herrn liebte und seine Nähe sowie Gemeinschaft suchte. Dieses Kennzeichen war der Grund, warum Mose erkannte, dass Gott mit Josua etwas vorhatte. Die Herzensbeziehung zum Herrn war ihm aufgefallen.
Nun sah Josua jedoch, wie Mose in seiner Autorität angegriffen wurde. Mose zeigte ihm jedoch, dass er das ganz dem Herrn überlassen könne. Es sei ja wunderbar, wenn sie weissagen.
Was ist Weissagen? Ganz grundsätzlich wird Weissagen in 1. Korinther 14 wie folgt beschrieben:
1. Korinther 14,3: Wer aber weissagt, redet den Menschen zur Erbauung, zur Ermahnung und zur Tröstung. Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst, wer aber weissagt, erbaut die Versammlung oder die Gemeinde.
Weissagen bedeutet grundsätzlich, so zu reden, dass das Wort den Glauben weiterbringt und erbaut. Im Griechischen kommt das Wort vom Hausbauen. Dabei wird Stein auf Stein gesetzt, es wird etwas gebildet und weitergeführt.
Dann folgt die Ermahnung, die im Griechischen gleichzeitig auch Ermutigung bedeutet. Es ist also ein Ermahnen, das Mut macht, den richtigen Weg zu gehen. Hinzu kommt die Tröstung.
Ich muss vielleicht grundsätzlich erklären: Weissagen, im Griechischen Prophetoio, heißt prophetisch reden. Im Deutschen haben wir zwei Wörter: Weissagen und Prophezeien. Das kann manchmal verwirrend sein, ist aber zum Teil auch hilfreich, wie wir noch sehen werden. Auf Französisch steht hier „Prophetiser“, also prophetisch reden.
Ich erkläre das Wort Prophetoio: „Pro“ bedeutet im Griechischen unter anderem „heraus“ und „heteio“ bedeutet „reden“. Prophezeien heißt also „herausreden“. Das bedeutet, etwas Verborgenes wird durch die Rede ans Licht gebracht.
Bei der Prophetie in der Bibel ist das so: Propheten enthüllen zum Beispiel, was verborgen ist in der Zukunft. Sie können aber auch offenbaren, was in der Gegenwart ist.
Als der Herr Jesus zur samaritanischen Frau in Johannes 4 sagt: „Rufe deinen Mann!“ und sie antwortet: „Ich habe keinen Mann“, sagt er: „Recht hast du. Fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann.“ Das heißt, sie war fünfmal verheiratet, und jedes Mal ist es in Brüche gegangen. Jetzt lebt sie mit ihrem Mann zusammen, aber das ist illegal vor Gott, er ist nicht ihr Mann.
Die Frau sagt daraufhin: „Ich sehe, dass du ein Prophet bist.“ Jesus hat nichts über die Zukunft gesagt, sondern über ihr Leben gesprochen. Das ist Herausreden, etwas, das in der Gegenwart versteckt ist und das die Frau am liebsten nicht in das Gespräch mit dem Fremden am Brunnen eingebracht hätte.
Propheten können auch etwas, das in der Vergangenheit verborgen ist, ans Licht bringen. Zum Beispiel in Jesaja 14,12 und Hesekiel 28,12 wird über den Fall Satans gesprochen, der weit in der Vergangenheit liegt. Dort wird das ans Licht gebracht, und durch diese Stellen erfahren wir, wie genau der Sündenfall in der Engelwelt war. Das ist ebenfalls Prophetie.
Ganz wichtig ist die Prophetie im Sinn, dass Gott etwas Neues enthüllt – das ist vorbei. Das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung, schließt als vollständig prophetisches Buch die Bibel ab.
Darum heißt es im letzten Kapitel, auf der letzten Seite der Bibel: Wer jetzt noch zu diesem Buch etwas hinzufügt, dem wird Gott die Plagen hinzufügen. Da die Offenbarung die Bibel abschließt, ist klar, dass man weder zur Offenbarung noch zu irgendeinem anderen Buch der Bibel jetzt noch etwas hinzufügen kann. Das ist vorbei.
Es wird auch in Epheser 2,20 gesagt, dass die Gemeinde auf der Grundlage der Apostel und Propheten aufgebaut ist. Dieses Fundament des Tempels wird gebildet durch die Apostel Jesu Christi – das sind die Zwölf für die zwölf Stämme Israels – sowie Paulus für die Heidenvölker und die Propheten. Die neutestamentlichen Propheten sind inspirierte Propheten, die von den Aposteln anerkannt waren, wie zum Beispiel Markus, der das Markus-Evangelium unter Inspiration geschrieben hat, Lukas, der keiner der Apostel Jesu Christi war, und auch Jakobus und Judas, die jeweils einen Brief der Bibel hinzugefügt haben.
Auf diesem Fundament ist die Gemeinde aufgebaut, und dieses Fundament ist abgeschlossen. Darum sagt Judas 4, dass wir jetzt für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben kämpfen sollen. Gott hat uns das Glaubensgut einmal gegeben in der Bibel. Er wird es nicht später nochmals enthüllen oder nochmals geben. Einmal überliefert, jetzt müssen wir dazu stehen und dafür kämpfen.
Wenn in diesem Sinn die Propheten aufgehört haben, macht das Neue Testament dennoch klar, dass es Weissagung bis zur Wiederkunft Christi gibt. Denn wenn er kommt, dann wird das Vollkommene kommen, und dann wird das Stückwerk der Weissagung, wie in 1. Korinther 13 gesagt wird, in einem Nu weggetan werden.
Übrigens heißt es bei den Sprachen nicht, dass sie weggetan werden, sondern in 1. Korinther 13, sie werden aufhören. Das griechische Wort bedeutet „abklingen“. Dieses Wort wird auch in einem ganz anderen Zusammenhang verwendet, zum Beispiel in Apostelgeschichte 20,1, nachdem der schlimme Tumult in Ephesus langsam zur Ruhe gekommen war und keiner mehr geschrien hat. Das ging nicht in einem Nu, sondern es gab eine Abklingphase.
So wird in 1. Korinther 13 gesagt, Sprachen werden verklingen. Das heißt, mit dem Weggang der Träger dieser Gabe im ersten Jahrhundert, die nach und nach zum Herrn gegangen sind, war es vorbei. Es ist abgeklungen.
Wenn aber der Herr bei der Entrückung kommt, dann werden die Gaben, die es dann noch gibt, weggetan werden. Das griechische Wort dafür bedeutet, dass dies in einem Nu geschehen wird. Alles, was Stückwerk ist, wird ersetzt durch etwas Vollständiges im Himmel.
Von der Weissagung wird ebenfalls gesagt, dass sie weggetan werden wird. In 1. Korinther 13,9 heißt es: „Denn wir erkennen stückweise und wir weissagen stückweise. Wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird, so wird das, was stückweise ist, weggetan werden.“
Also gibt es Weissagung doch bis heute. Was bedeutet das? Das bedeutet Folgendes: Wenn wir, geleitet durch den Heiligen Geist, das Wort Gottes an andere weitergeben – sei es in der Gemeinde, beim Evangelisieren, in persönlichen Gesprächen oder in der Sonntagsschule – und wenn wir uns durch den Heiligen Geist leiten lassen, das Richtige zur richtigen Zeit zur richtigen Person zu sagen, dann ist das Weissagen. Dabei reden wir zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung.
Interessant ist, dass in 1. Korinther 12 bis 14 über die Gabe der Weissagung gesprochen wird. In diesen drei Kapiteln wird betont, dass nicht alle dieselben Gaben haben. Die einen haben die eine Gabe, die anderen eine andere. Trotzdem heißt es in 1. Korinther 14,24: „Wenn aber alle weissagen und irgendein Ungläubiger oder Unkundiger kommt herein, so wird er von allen überführt, von allen beurteilt, das Verborgene seines Herzens wird offenbar, und so, auf sein Angesicht fallend, wird er Gott anbeten und verkündigen, dass Gott wirklich unter euch ist.“
In meiner Bibel habe ich speziell angemerkt: „alle“ – das ist überraschend. Denn Paulus sagt ja in diesen Kapiteln, etwa alle Propheten, 1. Korinther 12 am Schluss. Das Wort „etwa“ bedeutet, die Frage muss man mit Nein beantworten. Er sagt nicht, es seien alle Propheten, sondern etwa alle Propheten – nein. Trotzdem sagt er hier „alle weissagen“. Wie passt das zusammen?
Ganz einfach: Das ist wieder so ein Intelligenztest. Wir werden ständig geprüft, wenn wir die Bibel lesen. Wie bringt man Dinge zusammen, die scheinbar widersprüchlich sind? Die Gabe bedeutet, dass Gott jemandem eine ganz ausgesprochene Befähigung gibt, zum Beispiel zum Lehren. Aber lehrfähig sollten alle sein, auch Frauen.
In Sprüche 30 heißt es von der tugendhaften Frau: „Liebreiche Lehre ist auf ihrer Zunge.“ Lehre. Aber es steht doch in 1. Timotheus 2,8 und folgende, insbesondere Vers 12: „Ich erlaube aber einer Frau nicht zu lehren, noch über den Mann zu herrschen.“ Jawohl, „nicht zu lehren“, ja, im Zusammenhang mit „nicht zu lehren, noch über den Mann zu herrschen“ – lehren im Sinn von mit Autorität auftreten und sagen: „So ist das.“ So ist das nach dem Wort, und das müssen wir so in der Gemeinde stehen lassen. Das soll nicht eine Frau tun. Das ist die Aufgabe des Mannes, also mit Autorität.
Aber weissagen bedeutet ja, zu reden zur Erbauung, und das beinhaltet ja auch etwas von Lehren. Wenn eine Frau weissagt, dann soll es eben nicht mit dieser männlichen Autorität und dem abschließenden Wort sein: „So ist es.“ Und jetzt wird klar: 1. Korinther 11 sagt in Vers 4: „Jeder Mann, der betet oder weissagt, indem er etwas auf dem Haupt hat, entehrt sein Haupt.“ Vers 5: „Jede Frau aber, die betet oder weissagt mit unbedecktem Haupt, entehrt ihr Haupt.“
Da wird eigentlich davon ausgegangen, dass jeder Mann beten kann. Ja, natürlich, hoffentlich. Es ist eine Katastrophe, wenn Männer ständig passiv bleiben und nicht beten wollen – das geht gar nicht. Also jeder Mann, der betet und weissagt. Und dann auch jede Frau, die betet und weissagt. Also ist das doch irgendwie möglich. Ja, natürlich.
Genauso kann Lehren eine ausgesprochene Begabung sein. Hat jemand die Gabe des Lehrers, nach Epheser 4, wo fünf Gaben beschrieben werden. Und dann gibt es aber auch die Möglichkeit, dass jeder lehrfähig sein sollte und Dinge erklären kann. Zum Beispiel in der Apostelgeschichte 18: Aquila und seine Frau Priscilla haben zusammen bei sich zu Hause Apollos weitergeführt und ihn belehrt.
Aber beide, Mann und Frau – wir sehen, Priscilla hat das nicht in der Gemeinde gemacht. Nach 1. Korinther 14,34 geht das nicht in der Gemeinde, aber bei ihnen zu Hause. Und sie hat das nicht mit männlicher Autorität gemacht, das hat sie Aquila überlassen. Aber sie hat auch so das Richtige weitergegeben.
Und nun, ich habe den Faden nicht verloren, ich komme schon zurück. Aber manchmal machen wir Exkurse von den Exkursen, um dann wieder zur Hauptsache zurückzukehren. Am Schluss fasse ich alles zusammen.
Also: Nicht alle sind Propheten, und trotzdem könnten alle prophetisch reden. Das Gleiche gilt für das Lehren. Nicht alle sind Lehrer, aber alle sollten belehrend erklären können.
Ein noch besseres Beispiel: Nach gewisser Zeit hat Gott, hat Christus, gewisse Männer als Evangelisten für die Gemeinde gegeben. Da kann einer sagen: „Ich habe halt nicht die Gabe des Evangelisten, und darum sage ich eben nichts den anderen Leuten über das Evangelium.“ Okay, nicht alle sind Evangelisten, aber jeder hat einen Mund.
Als die Gemeinde in Jerusalem zerstreut wurde, so dass nur noch die zwölf Apostel zurückblieben, wurden alle aus der Gemeinde zerstreut (Apostelgeschichte 7 und 8). Dort heißt es, die Zerstreuten gingen umher und verkündigten das Wort. Wörtlich kann man sagen, sie evangelisierten das Wort.
Ja, nicht alle sind Evangelisten, aber alle können evangelisieren. Das ist ein wichtiger Punkt: Nicht alle sind Propheten, aber alle können prophetisch reden, also etwas weiß sagen. Und das setzt einfach voraus, dass man sich vom Herrn leiten lässt.
Man muss sich eben nicht nur in ganz besonderen Momenten des Lebens oder des Gottesdienstes vom Herrn leiten lassen, sondern auch am Montag, am Dienstag, am Mittwoch – in den täglichen Entscheidungen. So viele, die durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes, sagt Römer 8. Das ist ein Dauerzustand, das Normale: sich durch den Geist leiten lassen.
Also, sich leiten lassen: Welches Wort schreibe ich dieser Person in einem Brief, in einer E-Mail, welche Ermutigung? Und wenn man dann erlebt, wie der Herr so führt, dass es genau das richtige Wort war – die Rückmeldung kommt: „Genau jetzt habe ich das gebraucht.“ Wer hat das nicht immer wieder erlebt? Auch in Gemeindezusammenkünften? Niemand konnte von dieser oder jener Not wissen, und genau das wird angesprochen.
Das ist es. Das ist etwas Wunderbares.
Ich möchte gerne noch zwei Stellen aus den Sprüchen vorlesen, und zwar aus Kapitel 15.
Manchmal sage ich nur das Buch, und dann sucht man erst das Buch, dann das Kapitel und schließlich den Vers. Zum Beispiel Sprüche 15,23: „Man hat Freude an der Antwort seines Mundes.“
Das trifft besonders zu, wenn man jemandem auf eine seelsorgerliche Not oder eine biblische Frage antwortet und merkt, dass die Antwort ankommt und hilft. Dann hat man wirklich Freude daran.
Weiter heißt es: „Ein Wort zur rechten Zeit, wie gut ist ein Wort zur richtigen Zeit!“
Außerdem möchte ich noch Sprüche 25,11 vorlesen: „Goldene Äpfel in silbernen Prunkgefäßen – so ist ein Wort, geredet zur rechten Zeit.“
Ich muss mir das richtig vorstellen: goldene Äpfel in silbernen Prunkgefäßen. Gold ist wirklich ein schönes Metall. Ohne geldgierig zu sein, finde ich es einfach schön, wenn etwas aus Gold gemacht ist. Und blankes Silber ist ebenfalls sehr ansprechend.
Jetzt stelle man sich goldene Äpfel in einem Prunkgefäß aus Silber vor. So ist ein Wort, das zur rechten Zeit gesprochen wird.
Und warum habe ich jetzt diesen langen Exkurs gemacht? Eben um zu sehen, was Mose Joshua da beibringt. Nochmals 4. Mose 11,29: „Aber Mose sprach zu ihm: Eiferst du für mich? Möchte doch das ganze Volk des Herrn Propheten sein, dass der Herr seinen Geist auf sie legte.“
Joshua hatte Mühe, weil er sah: Mose, mein väterlicher Freund, wird da umgangen. Mose sagt: Es ist doch schön, und ich möchte, dass alle diese Millionen, ein ganzes Volk, nicht nur die Siebzig, weissagen könnten und das richtige Wort im richtigen Moment weitergeben.
Da sehen wir diesen Großmut von Mose, der eben nicht beharrt und sagt: „Oh ja, das ist wirklich eine Gefahr.“ Diese beiden, Eldad und Medad, erstens kommen sie nicht, obwohl ich sie alle rufe, sie kommen nicht. Und dann werden sie zwar Propheten, aber das machen sie völlig autonom. Man merkt, das ist eine heikle Sache. Doch Mose sieht darüber hinweg und sagt, es wäre doch schön, wenn alle weissagen könnten.
So spricht der Apostel Paulus eben in 1. Korinther 14 darüber. Er sagt auch als Ermahnung, dass wir nach Weissagung streben sollen. Also 1. Korinther 14. Übrigens, für alle, die Angst haben, wir kommen mit den vier Blättern nicht durch bis in einer Viertelstunde: Seid beruhigt, das war nur der erste Teil der Josua-Serie, die wir heute gemacht haben. Es kommt noch so viel Schönes nachher, das müssen wir genießen.
Darum war mir dieser Exkurs jetzt so wichtig, damit man in praktischer Hinsicht sieht, was das für uns bedeutet. 1. Korinther 14,1 sagt: „Strebt nach der Liebe, eifert aber nach den geistlichen Gaben. Vielmehr aber, dass ihr weissagt.“ Also Paulus sagt, ganz wichtig ist es, dass man danach strebt, zu weissagen.
Das heißt nicht, man muss ein Prophet werden, nein. Sondern sich bewusst im Alltag leiten lassen, auch beim Einkaufen. Das ist übrigens der beste Schutz gegen Kaufsucht: sich durch den Heiligen Geist leiten lassen. Es ist ein Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit (2. Timotheus 1,7).
Das Wort „Besonnenheit“ im Griechischen meint nüchternes Denken und auch Selbstbeherrschung. Der Heilige Geist hilft uns, zu sehen, was wichtig ist, was wir nicht brauchen, und dass man sich kontrolliert und immer mehr auch kontrollieren lernt.
So heißt es hier eben: „Strebt nach den geistlichen...“ Übrigens, in den Elberfelder Übersetzungen sieht man „Gaben“ – das Wort steht gar nicht im Urtext, darum ist es kursiv gedruckt. Die Übersetzer haben es eingesetzt, aber in der Fußnote glücklicherweise hinzugefügt „oder geistlichen Wirkungen“. Also wir sollen bestrebt sein, dass der Heilige Geist durch uns wirken kann.
Man muss nicht beten: „Herr, schenke mir die Gabe der Weissagung.“ Nein, vielmehr: „Führe mich im Alltag, so dass ich auch, wenn ich mit jemandem spreche oder mit mehreren spreche, wenn ich das Wort weitergebe, das Richtige zur richtigen Zeit sage.“
Und das ist der Wunsch von Mose. Das ist also so ein Wort, das man sich einprägen kann: „Möchte doch das ganze Volk des Herrn Propheten sein, dass der Herr seinen Geist auf sie legte.“
Bei uns ist es ja so: Jeder Erlöste, jeder, der bekehrt ist, ist nach Epheser 1,13 von dem Moment an, wo er dem Evangelium Glauben geschenkt hat, versiegelt mit dem Heiligen Geist. Und das ist die Voraussetzung, dass wir das richtige Wort zur richtigen Zeit sagen können.
Aber wir sehen schon bei Joshua diese Verbundenheit mit Mose. Er hat das Problem schon erkannt, das da war, aber Mose geht in seiner Großherzigkeit darüber hinweg.
Ich möchte noch ein Beispiel zeigen. Als ich in Korinth war, war es ganz, ganz schwierig. Paulus wurde zwar nicht von allen, aber von vielen Korinthern massiv in Frage gestellt, was seine Motive im Dienst betrifft. Es war wirklich schlimm, was der Apostel da durchgemacht hat. Trotzdem hat er seinen Dienst mit den Korinthern weitergeführt. Er hätte sagen können: Jetzt reicht es, ich gehe. Aber er hat es weitergeführt.
Dann war es so, dass die Korinther – nicht alle, aber viele – auch Brüder gegeneinander ausgespielt haben. In 1. Korinther 1 gab es solche, die sagten: „Ich bin des Apollos, ich bin des Paulus, ich bin des Kephas“ und dann „Ich bin des Christus“. Das sind diejenigen, die meinten, sie bräuchten gar keine Brüder, sondern nur Christus. Das ist eine sehr hinterhältige Idee. Natürlich brauchen wir Christus, und in ihm haben wir alles. Aber er will eben, dass sein Dienst durch Menschen wirkt.
Diese Ausspielung untereinander ist schwierig, wenn man das merkt. Wir Brüder sind in diesem Spannungsfeld, und man merkt: Die sind pro, die sind contra. Damit müssen wir leben. Dann werden andere Brüder, die eigentlich Freunde sind, gegeneinander ausgespielt. Das hat Paulus erlebt im Zusammenhang mit Apollos. Apollos ist in Korinth als Lehrer aufgetreten. Paulus hat gepflanzt, Apollos hat begossen.
Paulus hat als Evangelist den Samen gelegt, Apollos hat weitergeführt und begossen. Und diese beiden wurden gegeneinander ausgespielt. Aber wie geht Paulus damit um? Das zeigt 1. Korinther 3,3-9: „Denn wenn einer sagt: Ich bin des Paulus, der andere aber: Ich des Apollos – seid ihr nicht menschlich? Ja, so sind die Menschen dieser Welt. Wer ist denn Apollos, und wer ist Paulus? Diener, durch die ihr geglaubt habt, und zwar wie der Herr einem jeden gegeben hat. Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat das Wachstum gegeben. Also ist weder der pflanzt etwas, noch der begießt, sondern Gott, der das Wachstum gibt. Der aber pflanzt und der begießt sind eins. Jeder aber wird seinen eigenen Lohn empfangen nach seiner eigenen Arbeit.“
Man merkt: Paulus beginnt hier nicht, Apollos zurückzudrängen, sondern sagt: Er macht das, ich mache das, und wir sind eins.
Um dem noch eines draufzusetzen, zeigt 1. Korinther 16,12 die Gesinnung von Paulus, die genau so war wie die von Mose. Dort heißt es: „Was aber den Bruder Apollos betrifft: So habe ich ihm viel zugeredet, dass er mit den Brüdern zu euch komme. Er war durchaus nicht gewillt, jetzt zu kommen, doch wird er kommen, wenn er eine gelegene Zeit finden wird.“
Paulus hat Apollos zugeredet, nach Korinth zu gehen. Er hätte strategisch sagen können: Nein, eigentlich ist Apollos für mich eine Gefahr, denn man spielt ihn gegen mich aus. Aber er sagt: Apollos, geh doch! Apollos hätte es fleischlich gesehen als Gelegenheit nutzen können, seine Position in Korinth noch mehr zu befestigen. Aber er sagt: Nein, ich gehe nicht. Und du kannst ihnen sagen, ich komme, wenn ich es vor dem Herrn sehe – das heißt, wenn ich eine geeignete Zeit finde.
Beide hatten diese geistliche Gesinnung: Es geht nicht um einen Machtkampf, sondern darum, das zu tun, was der Herr von uns will. Und wir wollen das in Übereinstimmung und Gemeinschaft tun.
Genau so dachte Mose: Möge doch das ganze Volk des Herrn Propheten sein. Diese Lektion hat Joshua gelernt, und sie sollte ihm ganz, ganz wichtig sein. Denn auch damals wusste er nicht, dass er schließlich Mose ersetzen und seinen Dienst weiterführen würde, wenn Mose einmal nicht mehr da ist.
Jetzt gehen wir zur nächsten Stelle, Kapitel 13, und der Herr spricht ab Vers 1:
Und der Herr redete zu Mose und sprach: Sende dir Männer aus, die das Land Kanaan auskundschaften sollen, das ich den Kindern Israel geben werde. Je einen Mann für den Stamm seiner Väter sollt ihr aussenden, jeder ein Fürst unter ihnen.
Gott hat Israel versprochen, dass er sie in ein Land führen wird, das von Milch und Honig fließt. Das war klar. Damit war auch klar, dass Israel dieses Ziel erreichen wird. Doch Gott sieht den Kleinglauben bis hin zum Unglauben. Deshalb gab er hier die Anweisung, Kundschafter ins Land Kanaan zu schicken.
Diese sollen als Augenzeugen dem Volk später berichten, wie wunderbar das Ziel ist, auf das sie zusteuern. So sollen sie das Volk motivieren. Wenn man das Ziel vor Augen hat und sich darauf freut, kann man im Leben viel mehr aushalten, als wenn das Ziel nicht klar ist und die Freude auf die Zukunft mit dem Herrn nicht wirklich vorhanden ist.
Das wollte Gott durch diese Kundschafter bewirken: Die Freude auf das Ziel soll gestärkt werden. Sie sollen erklären, wie es dort aussieht, und als Führer des Volkes dem Volk Mut machen, zu glauben, dass der Herr versprochen hat, dass sie dieses Land wirklich in Besitz nehmen werden.
Dann lese ich weiter:
Es gibt diese zwölf Kundschafter, die Führer von jedem Stamm. Zwölf Männer, die hier Fürsten genannt werden.
Vers 3: Und Mose sandte sie aus der Wüste Paran aus, nach dem Befehl des Herrn, allesamt Männer, die Häupter der Kinder Israel waren.
Diese Männer hatten also noch den Titel „Häupter der Kinder Israel“ neben Mose. Man muss sagen, das waren wirklich die Obersten, die mit Mose Verantwortung trugen. Mose hatte zwar die Hauptverantwortung, aber er war bei weitem nicht allein. Das war ein Gemeinschaftswerk.
Dies sind ihre Namen: Für den Stamm Ruben, Shamua, der Sohn Sakurs; für den Stamm Simeon, Schafat, der Sohn Choris; für den Stamm Juda, Kaleb, der Sohn Jefunnes; für den Stamm Issachar, Jigal, der Sohn Josephs; für den Stamm Ephraim, Hosea, der Sohn Nun; für den Stamm Benjamin usw. So werden alle zwölf Stämme aufgezählt.
Und dann möchte ich noch Vers 16 lesen: Das sind die Namen der Männer, die Mose aussandte, um das Land auszukundschaften. Mose nannte Hosea, den Sohn Nun, Joshua.
Hier begegnet uns Joshua wieder. Ursprünglich hieß er Hosea. Ich habe auf einem Blatt erklärt, dass Hosea „Rettung“ bedeutet. Doch Mose änderte den Namen leicht ab. Er sollte Joshua heißen. Das bedeutet: Yahweh – Jo ist die Kurzform für Yahweh, der Ewige – ist Rettung.
Auf Deutsch sagen wir Josua, aber im hebräischen Text steht Jehoshua. Das ist der hebräische Name Josuas. Wenn man in Israel predigt, darf man nicht Josua sagen, sondern muss Jehoshua sagen. So hieß auch mein Kompositionslehrer, ein israelischer Komponist, Jehoshua Lackner. Der Ewige ist Rettung.
Warum hat Mose den Namen geändert? Er wollte Joshua etwas mitgeben: Denk daran, nicht einfach „Rettung“, sondern „Der Herr sei vom Herrn abhängig in allem, was du tust, und er wird Rettung schenken“. Das heißt auch: Rettung aus aller Not und allen Schwierigkeiten.
In Vers 8 lesen wir: Für den Stamm Ephraim war Hoshea – so spricht man das aus – Hosea bin Nun, Sohn von Nun. Jetzt heißt er Jehoshua bin Nun. „Ben“ bedeutet Sohn, und „bin“ heißt ebenfalls Sohn von. Also bedeutet „bin Nun“ Sohn von Nun.
Nun bedeutet Fisch und kommt von einer Wurzel, die „vermehren“ bedeutet. Das drückt Fruchtbarkeit aus. Joshua war also Stammesfürst von Ephraim. Und was bedeutet Ephraim? Doppelte Fruchtbarkeit.
Diese Namen deuten geistlich darauf hin, dass Joshua eine Aufgabe hatte, in der er viel Frucht für den Herrn bringt. Das möchte der Herr auch von uns. Darum sagt er in Johannes 15 zu den Jüngern, dass sie viel Frucht bringen sollen und dass der Vater sie zubereitet, damit sie mehr Frucht bringen. Und das ist bei Joshua der Fall.
Der Punkt ist folgender: Dieser Jüngling, von dem wir gelesen haben und der Moses so unterstützt hatte, hat einen unglaublichen Weg zurückgelegt. Er wurde Stammesfürst von Ephraim. Als solcher sollte er einer der zwölf Kundschafter sein, zusammen mit Kaleb.
Die weiteren Verse haben wir letztes Mal im Zusammenhang mit Kaleb angeschaut. Diese Kundschafter gehen ins Land, und es ist überwältigend zu sehen, wie fruchtbar das Land ist. In Vers 23 heißt es: Sie kamen bis in das Tal Eschkoll und schnitten dort eine Rebe mit einer Weintraube ab, die sie zu zweit an einer Stange trugen. Außerdem brachten sie Granatäpfel und Feigen mit. Das Land ist also wirklich fantastisch – eine Weintraube, die zwei Personen tragen müssen.
Nach vierzig Tagen kehren sie zurück. In Vers 26 steht: Sie gingen und kamen zu Mose, zu Aaron und zur ganzen Gemeinde der Kinder Israel in die Wüste Paran nach Kadesch. Sie brachten ihnen und der ganzen Gemeinde Nachricht und zeigten die Frucht des Landes. Sie erzählten: „Wir sind in das Land gekommen, wohin du uns gesandt hast, und wirklich, es fließt von Milch und Honig, und dies ist seine Frucht.“
Alle zwölf Fürsten schwärmen von diesem Land. Doch jetzt kommt das Problem. In Vers 28 heißt es: „Nur das Volk, das in dem Land wohnt, ist stark, und die Städte sind befestigt und sehr groß. Auch die Kinder Enaks haben wir dort gesehen, das sind Riesen.“ So machen sie dem Volk Angst im Sinne von: „Das schaffen wir nie.“
Vers 30 haben wir letztes Mal gesehen: Kaleb beschwichtigt das Volk gegenüber Mose und sagt: „Lasst uns nur hinaufziehen und es in Besitz nehmen, denn wir werden es gewiss überwältigen.“ Doch dann kommt ein schlimmes Wort – ein „Aber“. Dieses „Aber“ kann auch ein wunderbares Wort sein, wenn es um etwas Gutes geht, doch hier heißt es: „Aber die Männer, die mit ihm hinaufgezogen waren, sprachen: Wir vermögen nicht, gegen das Volk hinaufzuziehen.“
Mit ihrer weiteren Rede machen sie das Volk so verzagt, dass es nur noch herumheult. Man muss sich das mal vorstellen: Wenn drei bis vier Millionen Menschen heulen! In Vers 14,1 heißt es: Die ganze Gemeinde erhob ihre Stimme und schrie. Das Volk weinte in jener Nacht, und alle Kinder Israel murrten gegen Mose und Aaron. Die ganze Gemeinde sprach zu ihnen: „Wären wir doch im Land Ägypten gestorben oder wären wir doch in dieser Wüste gestorben! Warum bringt uns der Herr in dieses Land?“
Man merkt, sie greifen nicht nur Mose und Aaron an, sondern den Herrn selbst. Es ist eine dramatische Situation. In Vers 5 heißt es: Mose und Aaron fielen auf ihr Angesicht vor der ganzen Versammlung der Gemeinde der Kinder Israel. Joshua, der Sohn Nuns, und Kaleb, der Sohn Jefunes, von denen, die das Land ausgekundschaftet hatten, zerrissen ihre Kleider – beide auf der gleichen Linie.
Kaleb war offensichtlich älter. Er war ein Vorbild für Joshua. Wir haben in Vers 30 von Kapitel 13 gesehen, dass Kaleb das Volk beschwichtigt. Das hat Joshua ermutigt, die gleiche Position einzunehmen. Hier sind sie beide zusammen: Joshua, der Sohn Nuns, und Kaleb, der Sohn Jefunes, zerrissen ihre Kleider und sprachen zu der ganzen Gemeinde der Kinder Israel: „Das Land, das wir durchzogen haben, um es auszukundschaften, ist sehr, sehr gut. Wenn der Herr Gefallen an uns hat, wird er uns in dieses Land bringen und es uns geben. Ein Land, das von Milch und Honig fließt.
Empört euch nicht gegen den Herrn und fürchtet ja nicht das Volk des Landes, denn unser Brot werden sie sein. Ihr Schutz ist von ihnen gewichen, und der Herr ist mit uns. Fürchtet sie nicht!“ Die ganze Gemeinde aber sagte, man solle sie steinigen.
Was hat dieser Joshua hier durchgemacht? Er geriet ins totale Schussfeld. Nicht nur Mose und Aaron waren in Gefahr, sondern jetzt auch Kaleb und Joshua. Doch der Herr bekennt sich zu ihnen. Da erschien die Herrlichkeit des Herrn am Zelt der Zusammenkunft allen Kindern Israel. Gott bekennt sich zu ihnen.
Schließlich wird festgelegt, dass die Erwachsenengeneration, die aus Ägypten ausgezogen ist, nicht ins Land kommen wird. Nur Joshua und Kaleb werden hineinkommen, weil sie dem Herrn völlig nachgefolgt sind. Ich lese Vers 30: „Wenn ihr in das Land kommen werdet, in dem ihr wohnen sollt, habe ich meine Hand erhoben, außer Kaleb, dem Sohn Jefunnes, und Joshua, dem Sohn Nuns, und euren kleinen Kindern, von denen ihr gesagt habt, sie werden zur Beute werden. Die will ich hineinbringen, und sie sollen das Land kennenlernen, das ihr verschmäht habt.“
Dann sagt Gott, dass die Reise nicht so kurz wird wie geplant, sondern insgesamt 40 Jahre dauern wird – entsprechend den 40 Tagen, während der die Kundschafter im Land waren –, bis die ganze Generation aufgerieben ist. Zwei wussten: „Wir werden hineinkommen, wenn die 40 Jahre vollendet sind.“ Die anderen wussten: „Wir werden alle in dieser Zeitspanne sterben.“
So wurde die Wüstenwanderung eine Zeit, die vom Tod geprägt war. Man kann sich ausrechnen: 600.000 Erwachsene über 20 Jahre, die nicht hineinkommen sollten, und ihre Frauen – das sind schon 1,2 Millionen Menschen. Wenn man die Tage dieser Jahre, die damals noch blieben, etwa 1938, dividiert, sieht man, wie viele pro Tag gestorben sind. Es war im Durchschnitt ein tägliches Sterben.
Dann geschah noch etwas: Die zehn Kundschafter, die ein böses Gerücht über das Land verbreitet hatten, starben durch eine Plage. In Vers 37 heißt es: „Jene Männer, die ein böses Gerücht über das Land verbreitet hatten, starben durch eine Plage vor dem Herrn.“ Aber Joshua, der Sohn Nuns, und Kaleb, der Sohn Jefunes, blieben am Leben von jenen Männern, die gegangen waren, um das Land auszukundschaften.
Gott hat die anderen weggenommen – das war Sünde zum Tod. In 1. Johannes 5 wird gesprochen: Wenn man jemanden sieht, der eine Sünde zum Tod tut, dann muss man nicht mehr beten. Wir haben ein Beispiel im Neuen Testament: Ananias und Saphira sind gestorben. Das bedeutet nicht automatisch, dass man verloren gegangen ist. Aber es ist die stärkste Zucht, die Gott an Kindern Gottes üben kann – dass er das Leben verkürzt.
In 1. Korinther 11 lesen wir, wie von manchen Korinthern berichtet wird, die das Abendmahl wissentlich und bewusst unwürdig genommen haben. Deshalb sind etliche unter ihnen schwach und krank, ein Gutteil aber entschlafen. Es wird gesagt, diese Zucht des Herrn geschieht, damit wir nicht mit der Welt verurteilt würden.
Was diese zehn erlebt haben, ist vergleichbar. Man muss nicht fragen, ob sie verloren gegangen sind – echte Gläubige sind gerettet –, aber der Herr hat sie weggenommen und ihren Dienst hier auf Erden verkürzt. Joshua wusste und auch Kaleb, dass sie das Ziel erreichen würden.
Man merkt, warum sich der Fokus zusammenzieht: Wer wird Israel ins Land führen? Joshua wusste noch nicht, dass er der Führer sein wird. Damals war er Führer von einem Stamm, aber diese beiden – die Ü-60-Jährigen – waren die einzigen, die ins Land gingen. Sie würden in der Position sein zu führen.
Für Kaleb hätte das bedeuten können, dass seine große Aufgabe im Land liegen würde. Doch das sollte später klar werden. Nächstes Mal werden wir hier weitermachen. Kaleb wurde nicht eifersüchtig, und das haben wir letztes Mal schon behandelt. Er war voll zufrieden mit der Kompetenz und Aufgabe, die der Herr ihm gegeben hatte.
Kaleb war ein besonderer Fürst des Stammes Juda, aus dem der Messias kommen sollte. Joshua war aus dem Stamm Ephraim, aber er sollte schließlich der Erste in der Führung sein. Das hat Kaleb neidlos akzeptiert. Joshua wurde vorbereitet, und all die Stationen, die wir jetzt gesehen haben, waren Vorbereitungen für die riesige Aufgabe, die er bekommen sollte: das Volk ins Land zu führen.
Zum Schluss noch eine Perle. Ich habe gesagt, Joshua Jewel ist hebräisch Jehoshua. Jeho ist die Abkürzung für Yahweh, den Ewigen, und Shua bedeutet Rettung. Zusammengenommen heißt das: Der Ewige ist Rettung.
Es gibt eine Kurzform von Jehoshua. Man lese dazu Nehemia 8,17. Dort wird von Joshua gesprochen, aber im hebräischen Text steht nicht Jehoshua, sondern die Kurzform Jeshua. Das kommt uns bekannt vor. Jeshua ist der Name, den der Herr Jesus mit acht Tagen bekam, als er beschnitten wurde, kurz nach seiner Geburt.
Der Engel hat zu Maria gesagt, sie solle seinen Namen Jesus nennen. Auf Hebräisch heißt er jedoch Jeshua. Das Neue Testament ist ja auf Griechisch geschrieben, und dort musste man Jeshua mit griechischen Buchstaben schreiben. Das ist ein Problem, denn im griechischen Alphabet gibt es keinen Sch-Laut. Man kann Jeshua also nicht genau so schreiben. Stattdessen nimmt man das S, das dem Laut am nächsten kommt.
Darum heißt Jeshua auf Griechisch Jesu. Für griechische Ohren ist es typisch, dass Männernamen auf ein S am Ende enden. So wurde Jeshua im Griechischen zu Jesus umgeschrieben.
Jesus ist also einfach die griechische Aussprache von Jeshua. Manche glauben, wenn sie Jeshua statt Jesus sagen, seien sie geistlich besonders. Das ist aber nicht der Fall. Im Griechischen sagt man Jesus, und das Neue Testament ist nun einmal griechisch geschrieben. Im Deutschen ist das Wort über Griechisch und Lateinisch ins Deutsche gekommen.
In Israel sagt man in den Gemeinden Jeshua. Ich sage zum Beispiel Adonai Jeshua, Huamar – also „Der Herr Jesus, er hat gesagt“.
In italienischen Vorträgen sage ich nicht Jeshua, auch nicht Jesus, sondern Gesù, weil die italienische Sprache das so ausspricht. Im Englischen sagt man Jesus. Jede Sprache hat ihre eigenen Lautformen, und so passt man den Namen an. Das ist aber nicht weniger wert, wenn man Jesus auf Englisch sagt.
Wer im Deutschen meint, er müsse immer Jesus sagen, hat das vielleicht etwas falsch verstanden. Das Vorbild für Christen ist nicht die Jesus-People-Bewegung oder Ähnliches. So funktioniert das nicht.
Ich hatte eine Perle versprochen, und hier ist sie: Moses konnte das Volk nicht ins Land führen, sondern Joshua hat das getan. Darin liegt eine tiefe Belehrung. Mose war der Vertreter des Gesetzes, und er konnte das Volk nicht in den Segen Gottes bringen.
Wenn wir meinen, dass wir durch das Einhalten von biblischen Geboten errettet werden, dann sind wir völlig auf dem Holzweg. Das ist die Irrlehre von Rom und auch die des orthodoxen Judentums: Mit Werken kommt man ans Ziel. Nein, das Gesetz wurde gerade gegeben, um uns zu zeigen, dass wir gar nicht fähig sind, Gottes Forderungen zu erfüllen. Wir brauchen einen Retter: Jeho Schua, Jeschua, der Herr ist Rettung.
Zum Schluss sei Johannes 1,14 zitiert: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ In Vers 17 heißt es weiter: „Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.“
Also konnte uns das Gesetz nicht retten. Die Gnade und die Wahrheit sind durch Jesus gekommen. So musste Jesus eben das Volk ins Land führen – also Joshua. In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der Septuaginta, die im Neuen Testament oft zitiert wird, heißt das Buch Joshua „das Buch Jesus“. Diese Übersetzung stammt aus dem dritten Jahrhundert vor Christus und wurde von Juden angefertigt. Man wusste: Jesus führt in den Segen, Mose konnte das nicht.
In Hebräer 4,8 wird im griechischen Text des Neuen Testaments Joshua Jesus genannt. Das ist eine ganz wunderbare Sache. Dieser Joshua wurde vorbereitet, um das Volk in den Segen zu führen und damit ein Bild auf den Erlöser zu sein. Mose kann das nicht. Aber Jesus – durch ihn kam die Erfüllung und das Hineinführen in den vollkommenen Segen Gottes.
So wollen wir hier schließen.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
Noch mehr Inhalte von Roger Liebi gibt es auf seiner Webseite unter rogerliebi.ch