Ich möchte Sie alle ganz herzlich begrüßen. Wir haben ein interessantes Thema vor uns: Die Weisen der Endzeit. Wer sind sie?
Als Einführung möchte ich ein paar Bibelverse lesen, und zwar aus dem Buch Daniel. Es beginnt mit Kapitel 11, Vers 36, und dann besonders Kapitel 12, Vers 1.
Ich lese nun Daniel 12,1:
„Und in jener Zeit wird Michael aufstehen, der große Fürst, der für die Kinder deines Volkes steht. Es wird eine Zeit der Drangsal sein, wie sie nicht gewesen ist, seitdem eine Nation besteht bis zu jener Zeit. Und in jener Zeit wird ein Volk errettet werden, jeder, der im Buch geschrieben gefunden wird. Viele von denen, die im Staube der Erde schlafen, werden erwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zur Schande, zum ewigen Abscheu.“
Im Hebräischen heißt es: Die Maskilim werden leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste, und die, welche viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich.
Dann heißt es weiter: „Und du, Daniel, verschließe die Worte und versiegel das Buch bis zur Zeit des Endes. Viele werden es durchforschen, und die Erkenntnis wird sich mehren.“
Nun kommt noch Vers 9:
„Und er sprach: Gehe hin, Daniel, denn die Worte sollen verschlossen und versiegelt sein bis zur Zeit des Endes. Viele werden sich reinigen, weiß machen und läutern, aber die Gottlosen werden gottlos handeln, und keine der Gottlosen werden es verstehen. Die Verständigen, hebräisch die Maskilim, aber werden es verstehen.“
Weiter heißt es: „Von der Zeit an, da das beständige Opfer abgeschafft wird und der verwüstete Gräuel aufgestellt wird, sind tausendzweihundertneunzig Tage. Glückselig ist der, welcher hart bleibt und tausenddreihundertfünfunddreißig Tage erreicht.“
Abschließend: „Du aber gehe hin bis zum Ende. Und du wirst ruhen und auferstehen zu deinem Los am Ende der Tage.“
Einführung in das Thema und Begriffsklärung der Endzeit
Der Titel lautet: Die Weisen der Endzeit – Wer sind sie?
Zunächst müssen wir einige Begriffe klären. Was bedeutet Endzeit? Endzeit ist nicht die Zeit des Weltuntergangs. Wenn Gläubige heute sagen: „Wir leben in der Endzeit“, dann bedeutet das nicht, dass wir den baldigen Weltuntergang erwarten. Manche Journalisten meinen, dass fundamentalistische Christen auf den baldigen Weltuntergang warten. Doch hier muss erklärt werden, dass dies ein Missverständnis ist. Keiner von uns glaubt an so etwas. Trotzdem sagen wir, dass wir in der Endzeit leben.
Die Endzeit, wie ich hier auf dem Skript unter Begriffe Punkt eins aufgeführt habe, ist die Zeit der Rückkehr der Juden bis zur Wiederkunft Jesu als König der Welt.
Nun muss ich erklären: Das Alte Testament hat angekündigt, dass einmal der Erlöser, der Messias, in diese Welt kommen wird. Das Alte Testament beschreibt den Messias auf zwei ganz verschiedene Arten. Viele Stellen präsentieren ihn als den leidenden Messias, der kommen würde, um als Opfer stellvertretend für unsere Sünden zu sterben – der Gerechte für die Ungerechten –, damit er uns zu Gott führt.
Andere Stellen sprechen hingegen über den Messias als den König, der in Macht und Herrlichkeit kommen wird, um Gerechtigkeit und Frieden in diese chaotische Welt zu bringen. Beispiele hierfür sind Jesaja 53, Daniel 9,25 und Psalm 22.
Die Propheten erklärten, dass, wenn der Messias als der Leidende kommt, die Mehrheit seines eigenen Volkes ihn verwerfen wird. Als Konsequenz dieser Ablehnung wird das jüdische Volk aus seinem Land herausgerissen und unter alle Völker zerstreut werden.
Das ist tatsächlich geschehen: Vor etwa zweitausend Jahren kam der Herr Jesus, aber die Mehrheit lehnte ihn ab. Er wurde schließlich gekreuzigt. Einige Jahre später, im Jahr 70, zerstörten die Römer Jerusalem und den Tempel. Von da an wurde das jüdische Volk in einem Prozess aus dem Land herausgerissen und auf alle fünf Kontinente zerstreut.
Die Propheten sagten aber auch, dass in Verbindung mit dem Kommen des Messias als König der Welt das jüdische Volk aus der weltweiten Zerstreuung wieder heimkehren wird ins Land der Väter. Dieses Land wird in der Zwischenzeit zur Wüste geworden sein.
Die Juden werden es wieder aufbauen, zum Grünen bringen und den Staat wieder gründen. Deshalb habe ich auf dem Blatt unter Begriffe Punkt eins geschrieben: Endzeit ist die Zeit der Rückkehr der Juden bis zur Wiederkunft Jesu als König der Welt.
Konkret begann 1882 die erste Aliyah, die erste Rückwanderungswelle, als die ersten Juden zu Tausenden massiv ins Land der Väter zurückkehrten. Diese Welle dauerte bis 1903. Ab 1904 begann die zweite Aliyah, die bis 1914 andauerte. Dann gab es einen Unterbruch wegen des Ersten Weltkriegs. Danach, 1918, folgte die dritte Aliyah, dann die vierte, die fünfte und so weiter. Bis heute sind etwa drei Millionen Juden aus allen fünf Kontinenten zurückgekehrt.
Sie haben die Wüste wieder zum Aufblühen gebracht und den Staat gegründet. In meinem jüngsten Buch Leben wir wirklich in der Endzeit stelle ich dar, dass sich seit 1882 bis heute bereits über 175 Prophezeiungen über die Endzeit erfüllt haben. Damit leben wir heute in der Endzeit.
Wir leben in dieser Zeit, von der der Apostel Paulus in 2. Timotheus 3,1 spricht. Dort warnt er die Gläubigen der Gemeinde: „Dieses aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten da sein werden.“
Er beschreibt die Menschen als eigenliebig, geldliebend, prahlerisch, hochmütig, lästerlich, den Eltern ungehorsam, undankbar, heillos, mit unnatürlicher Liebe und so weiter.
Also leben wir in diesen letzten Tagen, in dieser Endzeit.
Die grosse Drangsal und die Entrückung der Gemeinde
Eingangs haben wir aus Daniel 12 gelesen, und zwar von dieser schrecklichen großen Drangsal, die so schlimm sein wird, wie es sie noch nie gegeben hat. Seitdem eine Nation besteht, wird es diese Drangsal bis zu jener Zeit geben. Das ist noch zukünftig, und wir können ganz klar sagen, dass sie erst nach der Entrückung der Gemeinde stattfinden wird.
Die Entrückung der Gemeinde ist ein Geheimnis im Alten Testament, aber im Neuen Testament offenbart. In 1. Korinther 15,51 und folgende, 1. Thessalonicher 4,13 und folgende sowie an anderen Stellen wird deutlich gemacht, dass der Herr Jesus noch vor der Drangsal wiederkommen wird. Er wird die Gemeinde, also die heutigen Gläubigen, in die Herrlichkeit entrücken und sie vor dieser schrecklichsten Zeit bewahren, die danach kommen wird.
Das prophetische Wort macht aber auch klar, dass nach der Entrückung der Gemeinde in Israel eine Erweckung stattfinden wird. Heute gibt es in Israel mehr als sechs Millionen Juden, aber nur etwa zehntausend bekehrte Juden, eine kleine Minderheit, die auch zur Gemeinde gehört und ebenfalls entrückt wird.
Nach der Entrückung wird es im Land eine Erweckung geben. Zunächst werden sich 144.000 bekehren. Das sind die 144.000 aus Offenbarung 7 und folgende. Doch diese Zahl ist nur die Vorhut. Deshalb werden sie in Offenbarung 14 als die Erstlingsfrucht bezeichnet.
Die Erstlingsfrucht sind die Früchte, die man noch vor der Haupternte an den Bäumen erntet. Dabei wird die Frucht mit einem Band umwickelt, um sie als Erstlingsfrucht zu kennzeichnen. Diese Früchte müssen zuerst geerntet werden, bevor die Haupternte beginnt.
So wird von diesen 144.000 gesagt, dass sie eine Erstlingsfrucht sind. Das bedeutet, dass sie nur der Anfang der Erweckung in Israel nach der Entrückung sind. Danach geht es weiter, und zwar so, dass in der großen Drangsal von dreieinhalb Jahren, gerade bevor der Herr Jesus als König mit der Gemeinde zurückkehren wird, ein Drittel des jüdischen Volkes in Israel zum Glauben kommen wird.
In Sacharja 13,8 lesen wir: „So wird das Geschehen im ganzen Land sein: Zwei Drittel werden ausgerottet und vertilgt, aber ein Drittel wird verschont werden.“ So wird also ein Drittel in der größten Not, wenn man auf nichts mehr vertrauen kann – weder auf Europa noch auf Amerika oder eigentlich auf irgendjemanden – zum Glauben kommen.
Auf wen vertraut man in Israel dann noch? Auf die eigene Armee. Doch es wird so sein, dass man auf gar nichts mehr vertrauen kann. In dieser Not wird sich ein Drittel bekehren. Jesus wird wiederkommen und sie ins Tausendjährige Reich führen.
Die Verständigen der Endzeit – die Maskilim
Und nun haben wir in Daniel 12 von Verständigen gelesen, die in dieser Zeit ein ganz besonderes Zeugnis ablegen werden. Der Ausdruck „die Verständigen, die dann auch andere unterweisen“ weist ganz besonders auf diese 144 hin. Diese sind noch zukünftig, aber wir können jetzt schon von ihnen lernen, weil wir ja auch in der Endzeit leben, einfach noch vor der Entrückung.
Diese Verständigen werden auch in der Endzeit leben, nämlich nach der Entrückung. Die Entrückung könnte jeden Tag stattfinden – heute Abend oder morgen früh. Es braucht kein weiteres Ereignis vorher. Wir können die Entrückung jederzeit erwarten.
Daher müssen wir uns fragen: Warum sollen eigentlich nur diese Gläubigen nach der Entrückung weise sein und nicht vorher? Genau das ist ja das Kennzeichen der Gläubigen der Endzeit in Daniel 12 – dass sie Maskilim sind, also Verständige. Von diesen Leuten können wir heute enorm viel lernen, damit auch wir solche Weisen der Endzeit sind oder werden.
Jetzt muss ich heute Abend ein bisschen hebräischen Unterricht geben. Unter Punkt zwei steht das hebräische Wort für Weise oder Verständige: Maskilim. Das ist eigentlich ein Partizip, also „verständig seiend“. Maskil ist die Einzahl, Maskilim die Mehrzahl. Dieses Wort bedeutet erstens die Verständigen, die Einsichtigen. Zweitens bedeutet es auch „die verständig oder einsichtig Handelnden“. Das Wort hat also eine breite Bedeutung. Es sind nicht nur Leute, die Verstand im Kopf haben, sondern die diesen Verstand auch ausleben – verständig und einsichtig handelnd.
Drittens bedeutet Maskilim auch „die verständigmachenden“. Das heißt, im Wort ist enthalten, dass sie andere dazu führen, anleiten und belehren, damit diese auch verständig werden. Maskil ist ein Partizip, das vom Verb hiskil kommt. Dieses Verb bedeutet ebenso viel wie verständig sein, zweitens verständig handeln und drittens verständig machen.
Endlich verstehen wir ein Wort, über das wir beim Bibellesen immer wieder gestolpert sind. In den Psalmen steht manchmal ein Maskil. Das ist keine Nebensache, denn diese Titel in den Psalmen sind ursprünglich und inspiriert durch Gottes Geist. Sie haben also eine besondere Bedeutung.
Es gibt eine ganze Serie von Psalmen, die als Maskil bezeichnet werden: Psalm 32, 42, 44, 45, 52, 53, 54, 74, 78, 88, 89 und 142. Für die, die die digitale Aufnahme hören, können diese Psalmen im Auto oder zu Hause nachgelesen werden. Jedes Mal steht dort Maskil. Hier bedeutet Maskil ein Lied, das verständig macht. Was in diesen Psalmen gelehrt wird, hilft also, verständig zu werden.
Interessanterweise beginnt es mit Psalm 32, einem Bußpsalm von David. Darin beschreibt er die Glückseligkeit dessen, dessen Schuld vergeben und zugedeckt ist. Er zeigt auch, wie es in seinem Leben eine Zeit gab, in der er Schuld zugedeckt und nicht zugegeben hat. Das machte ihn unglücklich, bis er sein Leben ordnete und die Schuld wieder aufdeckte.
In Vers 8 sagt Gott, dass man nicht so unverständlich sein soll wie ein Ross oder ein Esel, die mit dem Zaumzeug gezügelt werden müssen, damit sie den richtigen Weg gehen. Stattdessen sagt Gott: „Mein Auge auf dich richtend will ich dir raten, den Weg, den du gehen sollst.“ Das ist ganz anders als bei Pferden, die manchmal nur leicht mit dem Absatz angetippt werden müssen, damit sie richtig reagieren. Aber nicht alle Pferde sind so.
Gott fährt fort: „Mein Auge auf dich richtend.“ Es gibt Kinder, die kann man so führen, man muss es nur tun, und sie wissen Bescheid. Andere müssen ständig erklärt und geleitet werden, zuerst leise, dann vielleicht etwas lauter und strenger. Manche sind einfach führbar, wenn man sie mit den Augen leitet. So möchte Gott uns führen.
Das beinhaltet natürlich, dass wir unseren Blick auf den Herrn richten. Wenn wir nicht zu denen gehören, von denen es heißt, sie schauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, dann fehlt der Augenkontakt, der für die Leitung notwendig ist.
In der Musik ist das ganz wichtig, zum Beispiel bei Kammermusik. Wenn man eine Bach-Sonate für Klavier und Violine spielt, funktioniert das nicht, wenn man ständig Zeichen geben muss. Alles läuft über die Augen. Die Musiker sind vollkommen im Gleichtakt. Der Augenkontakt ist entscheidend, besonders wenn man ein Ritardando spielt, also verlangsamt. Da hilft kein Metronom, das kann keine Musik machen. Man muss sich anschauen, um genau im Gleichschritt zu bleiben.
So möchte Gott uns führen, damit wir solche Maskilim werden. Die weiteren Psalmen sind dazu da, uns zu lehren, wie wir verständig werden können.
Die Bedeutung des Leuchtens der Verständigen und das Studium der Schrift
Nun komme ich nochmals zurück auf Daniel 12, wo wir in Vers 3 gelesen haben: Dort heißt es, dass die Weisen in der Endzeit nach der Entdrückung leuchten werden wie der Glanz der Himmelsfeste. Was bedeutet das mit anderen Worten? Sie sind wie Sterne. Das ist der Glanz der Himmelsfeste. Nachts sieht man die Sterne, und man kann sich an ihrer Position orientieren.
Das war im Altertum sehr wichtig, besonders auf hoher See oder auch in der Wüste. Man konnte sich genau an der Position der Sterne orientieren. Dasselbe wird auch von den Gläubigen der Gemeinde gesagt. In Philipper 2, besonders in den Versen 14 bis 16, heißt es:
„Tut alles ohne Murren und zweifelnde Überlegungen, auf dass ihr tadellos und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter welchem ihr scheinet wie Lichter in der Welt.“
Die alten Elberfelder übersetzten „Lichter“ in einer Fußnote mit „Himmelslichter“, also Sterne. So sehen wir, dass ein Kennzeichen der Maskilim in der Endzeit ist, dass man sich an ihnen orientieren kann. Wenn man mit ihnen spricht und ihnen Fragen stellt oder wenn man sieht, wie sie leben, dann lernt man etwas über den richtigen Weg.
Diese Verständigen weisen viele zur Gerechtigkeit, wie die Sterne, immer und ewiglich. Sie zeigen anderen, wie man gerecht lebt nach Gottes Geboten. Sie unterweisen andere, weil sie es selbst vom Herrn empfangen haben und es weitergeben.
Ein weiteres wichtiges Wort finden wir in Vers 4. Dort wird erklärt, dass das prophetische Wort in der Zeit Daniels noch nicht so gut verstanden wurde. Aber in der Endzeit wird man es besonders gut verstehen. Wie kommt das? Daniel soll das Buch versiegeln bis zur Zeit des Endes. Dann heißt es: „Viele werden es durchforschen, und die Erkenntnis wird sich mehren.“
Auf dem Blatt mit dem zweiten Titel „die Maskilim“ habe ich diesen Text im Text der alten Elberfelder wiedergegeben. Dort sieht man: „Viele werden es durchforschen“. Das hebräische Wort dafür ist „yeschottetou“. Es bedeutet „hin und her gehen“. Das hat nichts mit Weltreisen zu tun.
Es gibt tatsächlich Leute, die aufgrund dieses Verses behaupten, die Bibel prophezeie eine Globalisierung in der Endzeit, mit viel Reisen von Amerika bis Thailand. Das machen heute zwar manche Leute, aber das ist hier nicht gemeint.
Hier geht es um das Studieren des prophetischen Wortes. Daniel verschließt die Worte und versiegelte das Buch bis zur Zeit des Endes. Dann muss man das prophetische Wort besonders studieren. Es heißt: „Viele werden es durchforschen, und die Erkenntnis wird sich mehren.“
Wie forscht man die Bibel durch? Indem man hin und her geht. Die Bibel liest man nicht wie einen guten Roman einmal von Anfang bis zum Schluss. Ich sage „guten Roman“, denn einen schlechten sollte man gar nicht lesen. Für gute Romane habe ich auch keine Zeit.
Beim Bibellesen muss man ständig springen. Man liest erst in Daniel 12, dann wieder in Kapitel 1, dann vielleicht in Kapitel 9, dann zurück zu Kapitel 1. Man vergleicht Bibelstellen. Manche ärgern sich, wenn so in der Gemeinde gepredigt wird, weil man ständig in der Bibel blättern muss.
Am Anfang werden oft auch Stellen aus den kleinen Propheten angegeben, und dann raschelt es laut. Man müsste die Reihenfolge der Bücher auswendig lernen, dann raschelt es nicht mehr so. Oder eben die kleinen Propheten auch lesen. Aber man muss immer hin und her gehen.
Viele ärgern sich darüber, sie möchten lieber einen Text am Stück vorgelesen bekommen und einfach zuhören. Aber das ist nicht die biblische Art des Studiums. Man muss in der Bibel hin und her reisen, ständig blättern und die Zusammenhänge immer besser verstehen.
Das ist gerade ein Kennzeichen der Maskilim: Sie gehen hin und her in ihrer Bibel, bis die Bibel kaputt ist. Dann kann man eine neue kaufen. Das Ergebnis ist, dass die Erkenntnis sich mehrt. Das nimmt zu.
Das macht auch klar, dass es nicht nur die tägliche Bibellese ist, die nötig ist. Die tägliche Bibellese ist unbedingt notwendig, aber sie reicht nicht aus. Dann kommt noch das intensive Bibelstudium dazu.
Zeit hat niemand einfach so, man muss sie sich nehmen. Es ist unglaublich, was man manchmal erreicht, wenn man sich Zeit nimmt und plötzlich merkt, was eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre.
So kann man die Bibel studieren, und die Erkenntnis vermehrt sich.
Weiter haben wir in Vers 9 gelesen: „Und er sprach: Gehe hin, Daniel! Denn die Worte sollen verschlossen und versiegelt sein bis zur Zeit des Endes. Viele werden sich reinigen und weiß machen und läutern.“
Das ist ein weiteres Kennzeichen: Sie ordnen ihr Leben, das heißt, sie reinigen sich, machen sich weiß und läutern sich.
Übrigens die Leute in Qumran – das sind die, die ihre Schriften kurz bevor die Römer im Jahr 68 Qumran zerstörten, in elf Höhlen versteckt haben – diese Menschen trugen immer weiße Kleider. Und zwar aufgrund von Daniel 12. Sie wollten solche Maskilim sein.
Deshalb kleideten sie sich weiß, weil es hier heißt, viele werden sich reinigen, weiß machen und läutern. Darum nahmen sie auch täglich zwei Ritualbäder, denn es steht ja hier, sie werden sich reinigen.
Die Ritualbäder haben eine bildliche Bedeutung für uns: Das heißt, das Leben ordnen. Wenn wir sehen, dass etwas nicht in Übereinstimmung mit dem Herrn und seinem Wort ist, dann bekennen wir es nach 1. Johannes 1,9 und nehmen die Vergebung an.
So bringen wir im eigenen Leben immer mehr Ordnung hinein. Das ist ein Kennzeichen der Maskilim.
Dann heißt es weiter: „Aber die Gottlosen werden gottlos handeln, und keiner der Gottlosen wird es verstehen.“ Das ist der Punkt.
Gottlose verstehen die Bibel nicht. Deshalb gibt es so viele Leute, die über die Bibel spotten, weil sie sie nicht verstehen.
In 1. Korinther 2,14 heißt es: „Der natürliche Mensch nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird.“
Dann wird erklärt, dass der Geistliche – das ist der Mensch, der sich regelmäßig durch den Heiligen Geist leiten lässt – alles beurteilt.
Die Gottlosen verstehen das Wort Gottes nicht, auch wenn sie sehr gebildet sind.
Aber die Verständigen, die Maskilim, werden es verstehen.
Was sehen wir hier angedeutet? Das praktische Leben in Übereinstimmung mit dem Herrn und das Verstehen der Bibel gehören zusammen. Man kann sie nicht voneinander trennen.
Genau das ist im Wort Maskilim enthalten: Es heißt die Verständigen, aber zweitens auch die verständig Handelnden, die auch danach leben.
Man kann kein Maskil sein, wenn man nur Bibelwissen anhäuft und es nicht im Leben umsetzt. Das ist kein Maskil.
Weiter haben wir Hinweise auf die Endzeit, die uns jetzt nicht weiter beschäftigen sollen. Aber das macht uns schon mal klar, wie diese Verständigen sein werden und wie wichtig diese Dinge für uns sind.
Daniel als Vorbild der Maskilim
Nun, wer hat das Buch Daniel geschrieben, das über diese verständigende Endzeit berichtet? Daniel! Und warum gerade Daniel?
In Daniel 1 lesen wir von der Wegführung der Juden durch Nebukadnezar aus Jerusalem nach Babylon. In Vers 3 steht: „Der König befahl dem Aschpenas, dem Obersten seiner Kämmer, dass er von den Kindern Israel sowohl vom königlichen Samen als auch von den vornehmen Jünglingen solche brächte, an welchen keinerlei Fehl wäre, schön von Ansehen, unterwiesen in aller Weisheit, kenntnisreich und mit Einsicht begabt, und welche tüchtig wären, im Palast des Königs zu stehen, und dass man sie die Schriften und die Sprache der Chaldäer lehre.“
Unter diesen Weggeführten war Daniel, wie in Vers 6 erwähnt, zusammen mit seinen Freunden Hananja, Misael und Asarja, alle aus dem Stamm Juda.
Ich habe hier bei den zitierten Stellen Daniel und seine Freunde als Vorbild der Maskilim in der Endzeit angeführt, insbesondere Vers 4, den ich wiederhole: „an welchen keinerlei Fehl wäre und schön von Ansehen und Maskilim in aller Weisheit und kenntnisreich.“ Das Wort „unterwiesen“ entspricht dem Wort „Maskilim“. Das bedeutet, man sollte auf Maskilim aus Juda achten.
Natürlich ging es Nebukadnezar und den Babyloniern nicht darum, geistliche Leute am Hof zu haben. Sie drückten es so aus, dass sie bei diesen jungen Leuten schauen wollten, wer intelligent und auffassungsfähig ist, und sagten, sie seien „unterwiesen in aller Weisheit“. Daniel wurde ausgewählt und musste eine Vorbildung mitbringen, um dann in Babylon an der Universität zu studieren – geplant waren sechs Semester, also bis zum Bachelor. In der Bibel steht drei Jahre, aber das ist dasselbe (siehe Vers 5). Die jungen Leute mussten also eine Vorbildung mitbringen.
Was war diese Vorbildung eines Juden aus Jerusalem? Das ist interessant, wenn man biblische Archäologie betreibt. In Israel wurden über tausend Siegel gefunden, viel mehr als bei den Philistern in Gaza, den Ammonitern, Moabitern und Edomitern im heutigen Jordanien oder bei den Kananitern und Phöniziern im Libanon. Nirgendwo sonst findet man eine solche Dichte an Siegeln wie in Israel.
Was bedeutet das? Israel war in der Zeit der Könige, besonders aus dieser Zeit stammen die Siegel (ca. 1500 bis 500 v. Chr.), ein Volk, das schreibfähiger war als die umliegenden Völker. Israel war wirklich ein Volk der Schrift. Warum? Weil sie die Heilige Schrift hatten, das Alte Testament. Das motivierte sie, lesen und schreiben zu lernen, sodass man zuhause sogar auf einem Scherben einen Bibelvers aufschreiben konnte.
Das Schreiben war wichtig, nicht nur religiös, sondern auch wirtschaftlich. Man musste sich vorstellen, wie schwierig es wäre, wenn man auf der Bank nicht schreiben könnte. Diese Siegel wurden gebraucht, um beim Kaufen und Verkaufen alles klar zu benennen: Wer ist Eigentümer? Wer hat gekauft? Dann kann das Siegel gebrochen werden. So war die Vorbildung gegeben.
Man muss sagen, die Bildung der Israeliten war wesentlich durch die Bibel geprägt. Das war der Hintergrund von Daniel, einem Maskil, der schon früh gelernt hatte. Wir können davon ausgehen, dass Daniel damals ein Teenager war, vielleicht 14 oder 15 Jahre alt. Das lässt sich aus der Lebenslänge Daniels im Buch Daniel ableiten.
Nun mussten sie noch Aramäisch lernen, die Schrift der Chaldäer, die Keilschriftzeichen umfasst. Man muss etwa sechshundert Zeichen kennen, um einen Text lesen zu können, nicht alle, aber viele. Jedes Zeichen ist eine Silbe, das ist viel schwieriger als die hebräische Schrift mit ihren 22 Zeichen. Die Sprache ist komplizierter und hat viel mehr Formen als Hebräisch. Als ich Aramäisch lernte, musste ich für ein Verb fast tausend Formen lernen. Sehr schwierig, aber sie haben es gelernt.
In Vers 8 heißt es: „Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, sich nicht mit der Tafelkost des Königs und mit dem Wein, den er trank, zu verunreinigen, und er erwarb sich von dem Obersten der Kämmer, dass er sich nicht verunreinigen müsse.“
Daniel kam also an den Hof, wo diese jungen Leute eine Elite bilden sollten. Sie durften am Königstisch essen, in Babylon. Daniel wusste, was das bedeutete: Das Essen war zuvor den Göttern Babylons vorgelegt worden. Wenn er davon aß, drückte er aus, dass er Gemeinschaft mit diesen Göttern hatte. Er wusste aus 5. Mose, dass hinter den Göttern der Heiden Dämonen stehen, gefallene Engel und Satan selbst. Das konnte er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren.
Er fasste deshalb den Beschluss in seinem Herzen, das Essen nicht zu berühren. Das war nicht die Entscheidung von Eltern oder anderen, sondern seine eigene innere Überzeugung. Er wollte sich nicht verunreinigen.
Natürlich hätte er auch warten können, ob der Herr ihm eine Gelegenheit gibt, das abzulehnen, aber das war unrealistisch. Er hat sich im Voraus festgelegt: Ich werde nichts davon essen.
Ein Beispiel aus Thailand zeigt Ähnliches: Ein gläubiger Thai wurde zu einem Dorf-Fest eingeladen, bei dem das Essen vorher den Göttern vorgelegt worden war. Ein heidnischer Thai bereitete ihm extra ein spezielles Essen vor. Die Frage, ob man dann gemeinsam am Tisch sitzen darf, ist schwierig. Gemeinschaft besteht, aber es ist ein Problem, wenn man Götzenopfer isst.
Daniel ergriff die Initiative und bat den Obersten der Kämmer, ihm eine Ausnahme zu gewähren, damit er sich nicht verunreinigen müsse. Das ist bemerkenswert: Zuerst muss der Mensch einen Schritt machen, dann greift Gott ein.
In Vers 9 heißt es: „Und Gott gab Daniel Gnade und Barmherzigkeit vor dem Obersten der Kämmer.“
Der Oberste der Kämmer war besorgt, weil der König die Speisen und Getränke genau vorschrieb. Er fürchtete, dass Daniel und seine Freunde, wenn sie anders essen würden, blass und schwach aussehen und er dadurch seinen Kopf verlieren könnte.
Daniel jedoch sprach zu dem Aufseher: „Versuche es doch mit deinen Knechten zehn Tage, und ergebe uns Gemüse zu essen und Wasser zu trinken. Dann mögen unser Aussehen und das Aussehen der Jünglinge, welche die Tafelkost des Königs essen, vor dir geprüft werden, und tue mit deinen Knechten nach dem, was du sehen wirst.“
Der Aufseher stimmte zu und versuchte es zehn Tage lang. Daniel führte hier ein wissenschaftliches Experiment durch – sensationell, denn in der alten Welt gab es wenig empirische Forschung. Empirisch bedeutet, die Natur zu beobachten, eine Hypothese aufzustellen und die Ergebnisse zu prüfen. Das war bei den Griechen kaum verbreitet, die hauptsächlich theoretisch philosophierten.
Erst durch das Christentum, etwa im Mittelalter mit Roger Bacon, kam die Idee auf, die Natur zu beobachten und Experimente durchzuführen. So ging Daniel vor.
Während der zehn Tage aß die Versuchsgruppe nur Gemüse und trank Wasser, während die anderen das Fleisch der Götter aßen. Übrigens, wenn die Götter das Fleisch schon gegessen hatten, warum konnten die Menschen es dann noch essen? Ganz einfach: Das Gewicht des Fleisches blieb nach dem „Essen“ durch die Götter gleich. In Babylon wurde das Fleisch den Göttern vorgelegt, dann wurde ein Vorhang gezogen, und die Menschen durften nicht zuschauen.
In Thailand hingegen kann man überall beobachten, wie die Götter angeblich essen sollen – mit Trinkröhrchen und Reis. Vor fast jedem Haus gibt es zwei Vogelhäuschen, eines für Ortsgeister, das andere für Buddha. Aber ich habe noch nie gesehen, dass eine Figur tatsächlich etwas trank.
Man sieht also sofort den Betrug. In Babylon gab es wenigstens den Vorhang. Wenn man gefragt hätte, wie das funktioniert, hätte man gesagt, die Götter genießen die Nahrung nur geistig. Die Menschen am Königstisch aßen dann richtig und drücken damit aus, dass sie mit den Göttern Gemeinschaft haben.
In Vers 15 steht: „Am Ende der zehn Tage zeigte sich ihr Aussehen besser und sie waren kräftiger als alle Jünglinge, welche die Tafelkost des Königs aßen.“
Der Aufseher gab ihnen daraufhin die Tafelkost und den Wein nicht mehr, sondern nur noch Gemüse. Es hat also funktioniert. Obwohl Gemüse natürlich nicht die gleiche Kalorienanzahl wie Fleisch hat, haben die jungen Männer so viel gegessen, dass sie am Ende besser aussahen als die anderen mit Fleisch.
Das zeigt, dass sie wirklich den Weg des Herrn gehen wollten und bereit waren, mehr Gemüse als gewöhnlich zu essen, damit es gelingt.
Wo begann das? Im Herzen Daniels, wie in Vers 8 beschrieben: „Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, sich nicht mit der Tafelkost des Königs und mit dem Wein, den er trank, zu verunreinigen.“ Das war nicht seine Bekehrung; Daniel war bereits bekehrt. Auch die Alten waren nicht gläubig, sie mussten sich bekehren. Zu allen Zeiten wurde man nur durch Bekehrung gerettet.
Daniel war bekehrt, aber jetzt fasste er diesen Entschluss in seinem Herzen. Das erinnert an die Apostelgeschichte 11. Dort entstand gerade eine neue Gemeinde in Antiochia im Nordsyrien, heute Türkei. Am Ende des Ersten Weltkriegs hatten die Türken das Gebiet von den Syrern übernommen.
In Apostelgeschichte 11,22 heißt es: „Es kam die Rede von ihnen zu den Ohren der Versammlung in Jerusalem, und sie sandten Barnabas aus, dass er nach Antiochien ziehe. Als er kam und die Gnade Gottes sah, freute er sich und ermahnte alle, mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren. Er war ein guter Mann, voll Heiligen Geistes und Glaubens, und viele wurden dem Herrn hinzugefügt.“
Das war eine schwierige Sache, denn es war die erste Gemeinde, die nur aus Heiden bestand. Sie kannten das Alte Testament kaum, das hätte schiefgehen können. Barnabas sah zuerst nicht die Probleme, sondern die Gnade Gottes und freute sich darüber. Er ermahnte die Gläubigen, mit Herzensentschluss beim Herrn zu bleiben.
Das erinnert an Daniel, der bereits bekehrt war und nun in Babylon in seinem Herzen beschloss, sich nicht unrein zu machen. Der Herr half ihm.
In Daniel 1,17 heißt es: „Diesen vier Jünglingen gab Gott Kenntnis und Einsicht in aller Schrift und Weisheit. Daniel hatte Verständnis für alle Gesichte und Träume.“
Nach den Tagen, die der König ihnen gegeben hatte, brachte der Oberste der Kämmerer sie zu Nebukadnezar. Der König sprach mit ihnen, und keiner wurde gefunden wie Daniel, Hananja, Misael und Asarja. Sie standen vor dem König und waren in aller Weisheit, die der König von ihnen erfragte, zehnmal klüger als alle Schriftgelehrten und Beschwörer im ganzen Königreich.
Daniel blieb bis zum ersten Jahr des Königs Kores.
Das ist sensationell: Daniel suchte Reinheit, weil er bereits ein Verständiger war. Dieses Trachten nach Reinheit führte dazu, dass Gott ihm noch mehr Weisheit gab. Das war ein großer Erfolg.
Nach den drei Jahren kam die Prüfung, die Nebukadnezar persönlich abnahm. Es war eine mündliche Prüfung. Daniel und seine Freunde beantworteten die Fragen souverän und waren zehnmal klüger als die lang ausgebildeten Schriftgelehrten Babylons.
Woher kam das? Gott schenkte es ihm als Antwort auf sein Trachten nach Reinheit.
So entsteht eine Spirale: Er trachtet nach Reinheit, Gott gibt Weisheit, und in weiteren Kapiteln sehen wir, wie Daniel noch mehr nach Treue und Reinheit strebt, und der Herr ihm noch mehr Weisheit gibt.
Schon in Kapitel 2, beim Traum Nebukadnezars, geht das so weiter. Jahrzehnte später, in Daniel 9, betet Daniel als alter Mann. Daniel 1 war 606 v. Chr., Daniel 9 ist 539 v. Chr.
Er betet und tut Buße für die Untreue seines Volkes. In Vers 13 sagt er: „So wie es im Gesetz Moses geschrieben steht, ist all dieses Unglück über uns gekommen, und wir flehten den Herrn, unseren Gott, nicht an, dass wir von unseren Missetaten umkehrten und Einsicht erlangten.“
Das hebräische Wort für „Einsicht erlangen“ ist „kiel“. Es bedeutet, sich bemühen, verständig zu werden. Daniel sagt: Wir haben uns nicht bemüht, verständig zu sein.
Deshalb ließ der Herr das Unglück über sie kommen.
Nach dem Gebet kommt ein Engel zu ihm in Vers 22: „Und er gab mir Verständnis und redete mit mir und sprach: ‚Daniel, ich bin ausgegangen, um dir Weisheit und Verständnis zu bringen.‘“
Das Wort „Le Haskil“ bedeutet, dass Daniel noch mehr ein Maskil wird.
Er ging in seinem ganzen Leben weiter diesen Weg. Das geschah im Zusammenhang mit seinem Gebet, seiner Buße für das Volk und auch persönlicher Schuld, die er bekannte, obwohl diese im Buch Daniel nicht konkret erwähnt wird.
In Vers 25 folgt die berühmte Prophetie über den genauen Zeitpunkt, wann Jesus Christus kommen sollte: „So wisse denn und verstehe, und sei ein Verständiger! Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zum Messias, dem Fürsten, ...“ Er erhält noch mehr maskil Verständnis.
Man könnte sagen, das ist eine Spirale, die sich fortsetzt.
Erkenntnis und Weisheit im biblischen Kontext
In 1. Korinther 8 lesen wir etwas sehr Kritisches über das Wissen. Es gibt tatsächlich Gläubige, die eher abgeneigt sind, sich Bibelwissen anzueignen, weil sie die Praxis für wichtiger halten.
In 1. Korinther 8,1 heißt es: „Was aber die Götzenopfer betrifft, so wissen wir, denn wir alle haben Erkenntnis; die Erkenntnis bläht auf. Die Liebe aber erbaut.“ Hier wird deutlich: Erkenntnis kann ein Problem sein. Sie ist gefährlich, denn sie führt dazu, dass man aufgebläht, eingebildet und arrogant wird. Ich kenne viele Menschen, die aufgrund ihrer theologischen Ausbildung arrogant sind – nicht als Ingenieure, sondern durch Bibelschulen. Genau das ist gemeint: „Die Erkenntnis bläht auf, die Liebe aber erbaut.“
Doch wir müssen weiterlesen: „Wenn jemand sich dünkt, er erkenne etwas, so hat er noch nicht erkannt, wie man erkennen soll. Wenn aber jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt.“ Hier werden zwei Arten von Erkenntnis unterschieden. Die eine Art ist falsch, sie macht arrogant, stolz, eingebildet und hochmütig. Die andere Art macht demütig. Sie führt dazu, dass man sein Leben mehr auf den Herrn ausrichtet und täglich treu mit ihm geht.
Das hängt davon ab, ob eine echte Herzensbeziehung zu Gott besteht. Darum steht hier: „Wenn aber jemand Gott liebt“ – das ist der entscheidende Punkt. Wenn es nur darum geht, einen Bachelor zu machen, dann nach Amerika zu gehen, eine weitere Schule zu besuchen, einen Master zu absolvieren und vielleicht noch ein Postgraduiertenstudium anzuhängen, dann macht das eingebildet.
Das ist aber nicht die richtige Erkenntnis. Richtig ist, den Herrn zu lieben, sein Wort zu lieben, seine Nähe zu suchen und darauf bedacht zu sein, das eigene Leben immer wieder neu mit dem Herrn in Übereinstimmung zu bringen. Ein positives Beispiel dafür finden wir bei Daniel.
Anderes müssen wir ebenfalls sehen: Es ist wirklich hässlich, wenn ein Gläubiger stolz und eingebildet auf sein Bibelwissen ist, aber ihm die richtige Erkenntnis fehlt. Übrigens ist das oft eine Erkenntnis, die so funktioniert: Es gibt in der Literatur zu diesem Abschnitt in 1. Korinther 14 etwa sechs verschiedene Auslegungen.
Auslegung A versteht den Text historisch, also in der damaligen Situation in Korinth. Auslegung B sieht nicht Paulus als Sprecher, sondern meint, er zitiert die Korinther. Es gibt noch weitere Deutungen, und ich persönlich tendiere zu Interpretation vier, habe aber auch Verständnis für zwei.
Was stimmt also? Manche sagen, Auslegung sechs sei richtig. Das sind meist Leute, die die Bibel nicht richtig verstanden haben. Die Bibel ist nicht immer ganz klar, sie ist oft nur eine Annäherung und Erkenntnis ist stets teilhaftig.
Wenn man aber so bescheiden zugibt, dass die eigene Erkenntnis nur ein Stückwerk ist, sollte man nicht stolz sein. Das gilt auch für Ungläubige. Es gibt Menschen, die sich Agnostiker nennen, weil sie nicht wissen, ob es Gott gibt. Nicht alle sind so, aber manche sind unglaublich stolz darauf, nichts zu wissen – weil sie glauben, die Einzigen zu sein, die das erkannt haben.
Der Herr hat uns jedoch ein Wort gegeben, um Sicherheit, Gewissheit und Klarheit zu erlangen. Das ist ein Prozess, viele werden forschen und ihre Erkenntnis wird wachsen. Das geschieht ein Leben lang. Deshalb ist Bibellesen so spannend – es wird nie langweilig und man entdeckt immer wieder Neues.
Den Ausdruck „Maschilim“ finden wir noch an einer Stelle in Daniel, nämlich in Daniel 11. Dieser Abschnitt ist schon längst erfüllt. Daniel 11,1-35 beschreibt Ereignisse vor der Endzeit, von der Zeit Chores über Alexander den Großen bis zur Makkabäerzeit im zweiten Jahrhundert vor Christus.
Ich habe die prophetischen Aussagen in diesen 35 Versen gezählt und bin auf über 150 einzelne Prophezeiungen gekommen, die sich alle in der richtigen Reihenfolge exakt und wörtlich erfüllt haben – nachweislich mit der Geschichtsliteratur. Das ist fantastisch!
Porphyrius, ein Gegner des Christentums, der um 300 nach Christus lebte, schrieb in seinem zwölften Buch „Gegen das Christentum“, dass Daniel 11 eine Fälschung sei, weil die Prophetie viel zu genau sei. Das könne nicht echt sein, so seine Behauptung.
Wir lesen aber von den Makkabäern im zweiten Jahrhundert, zu der Zeit, als Antiochus Epiphanes Israel überfallen hatte. Der Tempel wurde entweiht, ein Schwein geopfert, und die Juden durften ihre Kinder nicht mehr beschneiden – bei Todesstrafe verboten.
In der Schweiz gibt es heute zwar noch kein solches Verbot, aber eine bekannte SP-Politikerin hat angekündigt, einen Vorstoss zu machen, der die Beschneidung am achten Tag verbieten soll. Man müsse das den Kindern überlassen. Das Gesetz schreibt jedoch vor, dass die Beschneidung am achten Tag nach der Geburt erfolgen muss. Ein paar Jahre zu warten, ist nicht möglich.
Das sind sanfte Vorformen von Verboten, wie wir sie schon damals kannten, inklusive Todesstrafen. Die jüdischen Jungen durften nicht beschnitten werden, und Bibeln zu besitzen war lebensgefährlich.
In dieser Zeit des Elends gab es einen Mann namens Mattathias, der fünf Söhne hatte, darunter Judas Makkabäus. Dieser Vater sagte sich: „Das kann nicht sein!“ Antiochus lästerte das Volk Gottes und den höchsten Gott, und sie sollten einfach zusehen?
Mattathias und seine fünf Söhne begannen den Widerstandskampf gegen die syrische Armee – mit Erfolg. Mattathias wohnte in Modein. Wenn man von Tel Aviv mit dem Auto die Hauptstraße nach Jerusalem fährt, sieht man das Schild „Modein“. Ich denke jedes Mal daran, dass dort Mattathias mit seinen fünf Söhnen lebte.
Sie hatten so viel Erfolg, dass sich immer mehr anschlossen. Am Ende schafften sie es, die gesamte syrische Besatzungsarmee aus dem Land zu vertreiben, den Tempel neu zu weihen und das Tempelweihfest einzuführen, das der Herr Jesus in Johannes 10 auch besucht hat – im Dezember.
Ich möchte kurz aus Daniel 11,32 lesen: „Und diejenigen, welche gottlos handeln gegen den Bund, also gegen den Bund vom Sinai, wird er durch Schmeichelei zum Abfall verleiten. Antiochus war mit all diesen Juden, die so liberal waren, ganz nett und freundlich. Aber das Volk, welches seinen Gott kennt, wird sich stark erweisen und handeln.
Die Verständigen des Volkes werden viele, das ist die Masse des jüdischen Volkes, unterweisen. Doch sie werden fallen durch Schwert und Flamme, durch Gefangenschaft und Raub eine Zeit lang. Wenn sie fallen, wird ihnen mit kleiner Hilfe geholfen werden, und viele werden sich ihnen mit Heuchelei anschließen. Von den Maskilim, das sind die Verständigen, werden einige fallen, um sie zu läutern, zu reinigen und weiß zu machen bis zur Zeit des Endes, denn es verzieht sich noch bis zu einer bestimmten Zeit.“
Diese Makkabäer lebten also in einer Art Endzeit – der Endzeit des Alten Testaments. Nachdem Gott vielfach und auf vielerlei Weise zu den Vätern durch die Propheten gesprochen hatte, hat er am Ende dieser Tage zu uns im Sohn geredet.
Nicht am Ende der Tage, das wäre die Endzeit, sondern am Ende dieser Tage, den Tagen, in denen Gott durch die Propheten sprach – also am Ende des Alten Testaments. So waren die Makkabäer am Abschluss des Alten Testaments solche Verständigen.
Sie waren selbsterkennend, unterwiesen andere und gaben sich selbst völlig hin. Das Ziel war, sie zu läutern, zu reinigen und weiß zu machen – mit den Kennzeichen Treue, Reinheit und Erkenntnis, die Hand in Hand gehen.
Das war also wieder die richtige Erkenntnis. So haben wir in Daniel und seinen Freunden Prototypen der Endzeitweisen. Dann gibt es eine Vorausführung dieser Prototypen in der Makkabäerzeit und schließlich die eigentlichen Endzeitweisen in Daniel 12.
Der Messias als Vorbild der Maskilim
Und nun habe ich noch einen Titel gesetzt: Der Messias, das vollkommene Vorbild der Maskilin. Schauen wir mal in Jesaja 52. Eigentlich würde ich lieber sagen Jesaja 53, aber Kapitel 53 beginnt schon in Jesaja 52, Vers 13.
Das ist ein Beispiel, wo man sieht, dass die Kapiteleinteilung, die menschlich ist und nur als Hilfe dient, nicht immer ganz gelungen ist. Denn diese Prophetie auf den Herrn Jesus, den Knecht Gottes, beginnt bereits in Jesaja 52, Vers 13.
Interessant ist auch die vollständige Jesajarolle in Qumran. Ich habe vor ein paar Tagen wieder ein Original gesehen. Dort gibt es keine Verseinteilung und keine Kapiteleinteilung. Aber Jesaja 52, Vers 13 beginnt gerade in einer neuen Spalte oben. Schön, oder?
So beginnt es, bevor die Leiden des Herrn Jesus beschrieben werden: „Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln, er wird erhoben und erhöht werden und sehr hoch sein.“
„Gleich wie sich viele über dich entsetzt haben, so entstellt war sein Aussehen mehr als irgendeines Mannes und seine Gestalt mehr als der Menschenkinder.“
Von Anfang an richtet der Vater unsere Blicke auf den Herrn Jesus: „Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln.“ Das Wort „Maskil“ bedeutet dies. Es ist das hebräische Wort „Hiskiel“ im Futur.
Mein Knecht wird ein Maskil sein. Aber was bedeutet das genau? Er wird einsichtig sein, kann man übersetzen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten: „Siehe, mein Knecht wird einsichtig sein“, oder „Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln“, oder „Siehe, mein Knecht wird einsichtig machen.“ Alle drei Übersetzungen sind korrekt.
Und das hat der Herr Jesus auch in seinem Leben so ausgelegt. Wir sehen, dass er schon als Zwölfjähriger die Bibel so gut kannte, dass die großen Lehrer des Sanhedrins im Tempel außer sich gerieten.
Normalerweise stellte damals das Volk den Gelehrten an den Festen Fragen. Aber in Lukas 2 lesen wir, dass die Gelehrten begannen, auch dem Jungen aus Nazareth Fragen zu stellen. Keiner kannte die Bibel so gut wie er.
Man kann sagen: Ja gut, der Herr Jesus ist der Sohn Gottes. Natürlich war er wahrer Mensch, aber er war doch der Sohn Gottes.
Man muss betonen, dass diese Geschichte ausgerechnet im Lukasevangelium erzählt wird, und zwar nur dort. Im Lukasevangelium liegt die Betonung mehr auf seiner Menschheit als in Markus, Matthäus oder Johannes. Gerade dort wird gezeigt, wie der Zwölfjährige Jesus die Schrift beherrschte.
Darum sage ich immer wieder, wenn ich etwas über Lukas 2 erzähle: Das ist so wichtig für die Jungs und Mädchen in unserer Mitte, die zwölf sind. Man muss ihnen sagen, dass jetzt die Zeit ist, in der sie die Bibel studieren müssen. Denn das Gehirn funktioniert in dieser Zeit besonders gut.
Gerade jetzt beginnt das Gehirn, sich völlig neu aufzubauen und neue Verknüpfungen zu machen. Deshalb „spinnt“ es manchmal ein bisschen – es ist eine Baustelle. Aber wenn das Gehirn gebraucht wird, werden die Verknüpfungen nach Bedarf aufgebaut.
Wenn man aber viele Computerspiele spielt, fährt das Gehirn herunter und das macht dement. Deshalb hat vor kurzer Zeit ein angesehener Neurologe in Deutschland ein Buch geschrieben mit dem Titel „Die digitale Demenz“.
Wenn man den Jungs und Mädchen sagt: „Studiert die Bibel nicht nur in der morgendlichen Andacht, sondern auch zwischendurch, nehmt auch Bibelkommentare zu Hilfe“, dann ist es unglaublich, was man in der Zeit von zwölf bis zwanzig Jahren aufbauen kann.
Danach hoffen wir, dass sie bald heiraten, also Ausbildung fertig machen und dann heiraten – nicht warten, bis man tausend Reisen gemacht hat und vielleicht erst mit dreißig heiratet. Ich bin so froh, dass ich die Kinder früh bekommen habe.
Jetzt noch etwas anfangen zu müssen, ist schwierig. Man hat einfach nicht mehr die Kraft. Teenagerzeit braucht Kraft. Darum muss man ihnen sagen: Das ist wirklich die Gelegenheit, jetzt müsst ihr lernen. Das ist ein Schatz fürs ganze Leben.
Oft denke ich bei Wortverkündigungen: So war es bei mir damals als Jugendlicher. So vieles kommt aus dieser Zeit von zwölf bis zwanzig Jahren – unglaublich!
So ist der Herr Jesus unser Vorbild: „Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln.“
Noch etwas in diesem Kapitel: Es gibt eine Anspielung auf Daniel – oder besser gesagt, in Daniel eine Anspielung auf Jesaja. So muss ich sagen, in Jesaja 53, Vers 11, in der Mitte: „Durch seine Erkenntnis wird mein gerechter Knecht die Vielen zur Gerechtigkeit weisen.“
Das haben wir doch in Daniel 12 gelesen. Ich habe es gar nicht auf dem Blatt, aber ich lese noch einmal vor aus Daniel 12:3: „Und die Verständigen werden leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste, und die, welche die Vielen zur Gerechtigkeit weisen, wie Sterne immer und ewiglich.“
„Die Vielen zur Gerechtigkeit weisen“ – das ist genau die Parallele.
Jesus ist das vollkommene Vorbild für die Maskillim. Darum müssen wir aus dieser Perspektive auch die Evangelien neu studieren und von dem Herrn Jesus lernen: Wie wird man ein Maskil in der Endzeit?
Wichtige Stellen zur Weisheit und Erkenntnis
Und jetzt wirklich zum Schluss habe ich noch als Titel hinzugefügt: „Wichtige Stellen zur Weisheit“.
Sprüche 1,7 ist der Schlüsselvers für das Weisheitsbuch der Sprüche. Dort steht: „Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis.“ Die Narren verachten Weisheit und Unterweisung. Der Ausgangspunkt echter Erkenntnis, die nicht stolz und arrogant macht, ist also eine tiefe Ehrfurcht vor dem Herrn. Ebenso die Überzeugung, wer der Herr ist, und der Wunsch, ihn nicht durch ein falsches Leben oder falsche Handlungen zu betrüben. Eine tiefe Ehrfurcht vor seiner Majestät und Größe ist der Ausgangspunkt für echte Erkenntnis.
Jakobus 3,17 beschäftigt sich sehr stark mit praktisch gelebter Weisheit. Dort steht etwas ganz Bemerkenswertes: „Die Weisheit aber von oben ist zuerst rein.“ Mit diesem Hinweis wird schon angedeutet, dass wir eigentlich erzählen könnten. Erstens rein – das ist genau das, was wir bei Daniel gesehen haben. Er nahm sich in seinem Herzen vor, sich nicht zu verunreinigen. Die Weisheit von oben ist also zuerst rein.
Weiter heißt es: „friedfertig, gütig, folgsam“. Und jetzt folgt „voll Barmherzigkeit und guter Früchte“. Hier werden die Wörter verbunden, nicht einzeln genannt. Das zeigt, dass wir offensichtlich zusammenleben sollen. Voll Barmherzigkeit und gute Früchte und unparteiisch, ohne Heuchelei – das ist die echte Weisheit, die Weisheit von oben.
In Sprüche 9 wird die Weisheit als Aufgabe dargestellt. Man muss ja auch noch Aufgaben geben nach einer Lektion. Dort heißt es von Frau Weisheit, dass sie ihr Haus gebaut und ihre sieben Säulen ausgehauen hat. Die Weisheit ist im Hebräischen „Chochma“ und weiblich, daher wird sie dort als Frau dargestellt. Sie hat ihr Haus gebaut und sieben Säulen errichtet. Jetzt weiß ich, was die Inschriften auf jeder Säule sind: Die erste Säule steht für Reinheit, dann Friedsamkeit, Sanftmut, Folgsamkeit und so weiter. Das ist die Weisheit von oben.
Diese wird hier kontrastiert und gegenübergestellt zu einer anderen Art von Weisheit. Jakobus fragt in Vers 13: „Wer ist weise und verständig unter euch?“ Also wer von euch ist ein Maskil oder eine Maskila (weiblich)? Wer ist weise und verständig unter euch, der seine Werke durch einen guten Wandel in Sanftmut der Weisheit zeigt?
Wenn ihr aber bitteren Neid und Streitsucht in eurem Herzen habt, so rühmt euch nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit. Das ist nicht die Weisheit, die von oben herabkommt, sondern eine irdische, sinnliche und teuflische. Denn wo Neid und Streitsucht sind, da ist Zerrüttung und jede schlechte Tat. Das ist die Weisheit von unten – teuflisch und sinnlich, geprägt von Neid, Streitsucht und Zerrüttung.
Wenn wir das auf unsere Bildungsinstitute übertragen, sehen wir, dass es dort oft nicht darauf ankommt, wie ein Professor oder Dozent lebt. Er kann gottlos sein, im Privatleben im Dreck stecken oder sogar pervers sein. Das wird als Privatsache betrachtet und hat mit dem Bildungsinstitut nichts zu tun. Er kann zu Hause mit seiner Frau streiten und trotzdem Karriere machen. Doch die Weisheit Gottes geht so nicht. Man kann nicht ein Maskil sein und ständig mit seiner Frau streiten oder eifersüchtig auf andere Brüder oder Schwestern sein. Das ist nicht die Weisheit von oben.
Eine sehr wichtige Stelle ist auch 1. Korinther 1,18-24. Dort wird ausführlich über die Weisheit Gottes gesprochen. Die Torheit ist für die Welt, aber umgekehrt ist die Weisheit der Welt Torheit bei Gott. Es geht also um Weisheit und Torheit. Was Gott uns gibt, ist Weisheit. Die Welt aber hält das für Torheit, weil sie es nicht versteht.
Ein wichtiger Hinweis ist der zweitletzte Punkt: Erkenntnis als Folge des Gehorsams (Johannes 14,21; Offenbarung 1,1). Der Herr Jesus sagt in Johannes 14: „Wer mich liebt, der hält meine Gebote.“ Und auch in Johannes 15,14: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch sage.“ Die Erkenntnis des Wortes Gottes steht also ganz direkt in Zusammenhang mit Gehorsam gegenüber dem Herrn.
In Offenbarung 1,1, einem wichtigen Endzeitbuch, mit dem die Bibel abgeschlossen und gekrönt wird, heißt es: „Offenbarung Jesu Christi, welche Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss.“ Einmal hat mir ein Mitschüler auf dem Gymnasium gesagt, er habe die Offenbarung gelesen und nichts verstanden. Ich antwortete ihm, dass er die Offenbarung auch nicht lesen müsse, da sie gar nicht für ihn geschrieben sei. Sie ist nur für Leute geschrieben, die gehorsam sind – nicht für alle Gläubigen allgemein, sondern für die, die dem Herrn wirklich dienen wollen. Jeder Gläubige sollte ein Knecht sein, aber nicht alle sind es. Für die Gehorsamen und die, die den Herrn lieben, ist dieses Buch geschrieben.
Ich sagte ihm, er solle das Johannesevangelium lesen, denn das sei für ihn. Es ist geschrieben, damit man erkennen kann, dass Jesus der Sohn Gottes ist.
Dann noch Epheser 4,14-15, das ich ebenfalls lesen möchte. Es ist fast neun Uhr. Dort geht es um das Wachstum der Gläubigen durch Unterweisung und das Wort. Es heißt: „Bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum erwachsenen Mann, zu dem Maß des vollen Wuchses, der Fülle Christi. Damit wir nicht mehr unmündig sind, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre, die durch die Betrügerei der Menschen entsteht, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum. Sondern die Wahrheit festhalten in Liebe. Lasst uns in allem zu ihm heranwachsen, der das Haupt ist, Christus.“
Hier wird gesagt, unmündig zu sein bedeutet, niemals sicher zu wissen, was gilt. Man wird hin- und hergeworfen. Das möchte der Herr nicht. Er möchte, dass wir Sicherheit bekommen und wissen, was wirklich gilt und wie er es gemeint hat. Deshalb wird gesagt, dass wir diesen Wachstumsstand erreichen sollen, wo wir nicht mehr durch alle möglichen neuen Ideen hin- und hergetrieben werden, sondern die Wahrheit in Liebe festhalten.
Liebe und Wahrheit gehören Hand in Hand, Treue und Erkenntnis gehören zusammen. Aber nur die richtige Erkenntnis ist verbunden mit wahrer Treue.
Wer sind also die Weisen der Endzeit? Jetzt können wir uns selbst fragen, ob wir dazugehören möchten oder nicht.
