Einführung in das Thema und biblische Warnungen vor Götzendienst
Dem Bibelstudientag vorab eine Frage: Wer hat das Skript für heute Morgen noch nicht? Hand hoch, dann können wir es gerade verteilen. Es sind doch noch ein paar. Es ist nötig, dass man das Skript hat, sonst ist es schwierig, zu folgen.
Heute Morgen wollen wir uns mit dem Thema Israel in der Konfrontation mit den Religionen der Babylonier und der Assyrer beschäftigen. Bevor wir in dieses Thema richtig einsteigen, wollen wir uns einige Warnungen der Bibel im Hinblick auf die Religionen dieser Welt im Allgemeinen vor Augen führen.
In 2. Mose 20,2-3 finden wir das erste Gebot der Tora, das erste Gebot der zehn Gebote, die die hunderten Gebote des Gesetzes Mose zusammenfassen: „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Das ist also eine Aussage, die in der heutigen Gesellschaft politisch nicht mehr korrekt ist, wie man so schön sagt. Diese Ausschließlichkeit, diese Eindeutigkeit, dieser Absolutheitsanspruch.
Dann das zweite Gebot, 2. Mose 20,5-6: „Du sollst dir kein Bild machen oder kein Gleichnis, du sollst ihnen nicht dienen“, also keine Bilder, keine Skulpturen zur gottesdienstlichen Verehrung.
Und dann 1. Johannes 5,21: „Kinder, hütet euch vor den Götzen!“ Das ist der letzte Vers des ersten Johannesbriefes. Sehr eindrücklich, so ein letztes Vermächtnis kann man sagen in diesem Brief.
Und schließlich 1. Korinther 10,20: Der Apostel Paulus erklärt ganz grundsätzlich im Blick auf heidnischen Kult, dass das, was die Nationen opfern, sie den Dämonen opfern und nicht Gott. „Ich will aber nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen.“
Das Neue Testament erklärt also ausdrücklich, dass hinter all den verehrten Götzenbildern in den verschiedensten Religionen der Welt tatsächlich geistliche Mächte stehen, versteckte Dämonen – also die mit Satan gefallenen Engel. Man kann sagen, ein Götzenbild ist in dem Sinn eine Maske für Dämonen, die sich hinter dieser Maske verehren lassen, weil sie sein wollen wie Gott. Das war ja die Ursünde Satans, die zu seinem Fall geführt hat: Er wollte sein wie Gott (Jesaja 14,12; Hesekiel 28,12). Also das muss man vor Augen haben.
Nur so eine praktische Illustration: Letzte Woche flog ich nach Indien, und dann in Bombay hatte eine Frau aus der Schweiz etwas Mühe, zu wissen, wie das so geht da mit dem Flughafen. Ich habe ihr geholfen, und dann sind wir ins Gespräch gekommen. Da habe ich gefragt: „Besuchen Sie Bekannte in Indien?“ Da sagt sie: „Ja, ja schon, aber ich gehe, ich mache dort ein Seminar, ein hinduisches Seminar.“ Dann habe ich gefragt: „Aha, dann haben Sie sich so für Hinduismus geöffnet?“ „Ja, ja, das kann man so sagen.“ Dann habe ich gefragt: „Haben Sie einen christlichen Hintergrund?“ „Ja, ja, ja, ja.“ Empfinden Sie nicht so eine Spannung zwischen Hinduismus und Christentum? „Nein, nein, aber wenn Sie sich so überlegen, das erste Gebot in der Bibel heißt doch: ‚Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben.‘ Und dann das zweite Gebot: ‚Du sollst dir kein Bild machen, noch ein Gleichnis, du sollst ihnen nicht dienen.‘“ „Ja, ich möchte keine hinduistischen Götter verehren. Gefällt mir einfach so, dass man sich loslassen kann und so.“ Da habe ich gesagt: „Ja gut, aber das lässt sich nicht trennen, das gehört einfach zusammen.“ Aber sie war in dem Sinn ganz offen, ist nicht zornig oder wütend geworden, hat das so zur Kenntnis genommen. Ich habe sie dann noch eingeladen für einen Vortrag nach ihrer Rückkehr hier in der Schweiz.
Die Geschichte Babylons und Assyriens: Herkunft und Bedeutung der Reiche
Wir gehen weiter und kommen zu unserem eigentlichen Morgenthema, das unter Punkt zwei im Skript zur Geschichte Babylons und Assyriens behandelt wird.
Das Kerngebiet der Babylonier war von jeher der Südirak. In 1. Mose 10, Verse 8-10 lesen wir Folgendes: „Und Kusch, das war ein Sohn von Ham, einem der drei Noah-Söhne, und Kusch zeugte Nimrod. Sein Name bedeutet übrigens ‚Lasst uns rebellieren‘. Er fing an, ein Gewaltiger zu sein auf der Erde; er war ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn. Darum sagt man: ‚Wie Nimrod ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn.‘ Und der Anfang seines Königreiches war Babel, und Erek, und Akkad, und Kalne im Lande Sinear.“
Hier haben wir diese wichtigen Städte. Das Land Sinear ist also eine andere Bezeichnung für das Land Babylonien im Südirak mit den bedeutenden Städten Babylon, Erek, Akkad und Kalne.
Das Kerngebiet der Assyrer war von alters her der Nordirak. In 1. Mose 10, Vers 11 heißt es: „Von diesem Land, vom Land Sinear im Südirak, zog er aus nach Assur und baute Ninive und Rechobothir und Kalach und Resen zwischen Ninive und Kalach, das ist die große Stadt.“
Also das Land Assur oder Assyrien ist hier gekennzeichnet durch die wichtigen alten Städte Ninive, Rechobothir, Ir, Kalach und Resen. Das ist wichtig, auch im Blick auf das Verständnis der biblischen Prophetie.
Wenn die Bibel über die Endzeit und die Bedeutung Babylons beziehungsweise Babyloniens in der Endzeit spricht, dann ist es wichtig zu wissen, dass das Kerngebiet Babyloniens der Südirak ist. Und wenn es um Assyrien oder Assur geht, dann deutet das auf den Nordirak hin. Diese Länder erleben in der Prophetie unterschiedliche Schicksale in der Endzeit.
Die Sprache der Babylonier war Akkadisch. Dabei gibt es zwei Dialekte: Babylonisch und Assyrisch. Der Dialekt, der durch die Assyrer gesprochen wurde, war Assyrisch. Die Assyrer und Babylonier konnten sich also gut verstehen, denn der Unterschied war nur ein Dialektunterschied.
Die Schrift wurde mit Keilschrift geschrieben, eine sehr komplizierte Schrift, bei der man mindestens die Kenntnis von siebenhundert Silbenzeichen haben muss, um Texte lesen zu können.
Assur, der Stammvater der Assyrer, war ein Sohn Sems. Das lesen wir ebenfalls in diesem außergewöhnlichen Kapitel zehn von 1. Mose. Hier finden wir die Ursprünge der Völker dieser Welt; siebzig Namen sind hier verzeichnet. Man muss sagen, es gibt in der ganzen Weltliteratur keine Parallele zu diesen sogenannten Völkertafeln.
Was wir hier finden, ist also sensationell und sehr bedeutsam, auch im Blick auf die Archäologie, um die alten Völker auf ihren Ursprung zurückführen zu können.
In 1. Mose 10, Vers 22 heißt es: „Die Söhne Sems: Elam und Assur und Arpachschad und Lud und Aram.“ Assur war ein Sohn Sems.
Nach der Sintflut, beschrieben in 1. Mose 6-9, und nach der Sprachenverwirrung von Babel, wo sich die Nachkommen von Sem, Ham und Jafet vereint hatten, bauten die Sumerer im Südirak ihre Hochkultur auf.
Wichtig ist, dass die Kultur, die in 1. Mose 11 beim Turmbau von Babel erwähnt wird, noch eine vorsumerische Kultur war. Danach kommen die Sumerer, die dort die Kultur weiterführen. Später treten dann semitische Stämme in Mesopotamien als Machtfaktor auf.
Semitisch bedeutet Menschen, die eine semitische Sprache sprechen. Sumerisch ist eine ganz andere Sprache und gehört zu einem Sprachstamm, der mit keiner bekannten anderen Sprache verwandt ist.
Diese Semiten treten im Zweistromland als Machtfaktor auf. Das Königreich von Sargon und Naramsin in Akkad wird aufgebaut. Hier taucht wieder der Name Akkad auf, den ich schon vorher aus 1. Mose 10, Vers 10 erwähnt habe. Übrigens kommt der Name der Sprache Akkadisch von dieser Stadt Akkad.
Dieses Königreich war nur von kurzer Dauer. Danach erlebte die sumerische Kultur eine Renaissance, eine Wiederbelebung.
Ab dem 19. Jahrhundert vor Christus, also bereits nach Abraham (den wir beim Thema Chronologie der Bibel letztes Mal besprochen haben; Abraham wurde um 2111 v. Chr. geboren), werden die Semiten wieder zum Machtfaktor.
Es entsteht ein Reich namens Mari am oberen Euphrat. Das war ein westsemitisches, amoritisches Reich. Daneben gibt es das assyrische Königreich am oberen Tigris im Nordirak und drittens das Babylonische Reich mit der amoritischen Dynastie in Babylon unter Hammurappi, dem berühmten altbabylonischen König.
Dieses Reich bestand ab 1728 v. Chr., also deutlich nach Abraham, aber noch etwas vor dem Auszug der Israeliten aus Ägypten.
Ab dem 14. Jahrhundert vor Christus wächst die Macht Assyriens hin zu einer Weltmacht. Die Glanzzeit wird im 9. und 8. Jahrhundert vor Christus erreicht. Das war die Zeit des Untergangs der zehn Stämme von Israel.
2. Könige 17 beschreibt das: Wegen ihres Götzendienstes ließ Gott die Assyrer kommen. Sie zerstörten das Nordreich Israel und führten die zehn Stämme in die Gefangenschaft nach Assyrien.
Bald war diese Macht Assyriens jedoch wieder vorüber. Assyrien wurde durch die Babylonier gestürzt, die 612 v. Chr. Ninive eroberten.
Es folgten noch ein paar Jahre Krieg, aber um 609 v. Chr. waren die letzten Truppenreste des assyrischen Reiches geschlagen, wie gesagt durch die Babylonier. So konnte Babylonien im Südirak an die Stelle Assyriens als Weltmacht treten.
Wir haben hier die Zeit des sogenannten Neubabylonischen Weltreiches, das von 609 bis 539 v. Chr. dauerte – exakt siebzig Jahre. So, wie es in Jeremia 27 vorausgesagt wurde, dass die Zeit der Herrschaft Babylons siebzig Jahre betragen soll.
Das war auch die Zeit der babylonischen Gefangenschaft der Juden. Diese begann mit der ersten Belagerung Jerusalems durch Nebukadnezar im Jahr 606 v. Chr. und dauerte bis 539 v. Chr.
In dem Traum Nebukadnezars über die vier Weltreiche in Daniel 2 wird dieses neubabylonische Reich durch Nebukadnezar selbst verkörpert, bezeichnet als der „Kopf aus Gold“.
Im prophetischen Traum Daniels in Kapitel 7 seines Buches wird dieses Reich dargestellt als ein Löwe mit Adlersflügeln – also doppelt majestätisch: der Löwe ist majestätisch, ebenso der Adler.
Im Jahr 539 v. Chr. kam es zur Eroberung Babylons durch die Perser in wenigen Kriegen. Damit endeten die exakt siebzig Jahre aus Jeremia 25,11 und 29,10.
Die babylonische Kultur und Religion lebten jedoch weiter. Das ist interessant, wenn man in Daniel 7, Vers 4 liest, wo das babylonische Weltreich zur Zeit Daniels als Löwe mit Adlersflügeln dargestellt wird. Dort heißt es: „Ich schaute, bis seine Flügel ausgerissen wurden und es von der Erde aufgehoben und wie ein Mensch auf seine Füße gestellt wurde und ihm eines Menschen Herz gegeben wurde.“
Der Löwe hat ja kein Menschenherz; man könnte denken, er kenne keine Furcht. Wenn der majestätische Löwe mit den ausgerissenen Adlersflügeln jedoch ein Menschenherz bekommt, dann beginnt er, sich vor anderen zu fürchten.
Er existiert weiter, aber die ganze Macht und der ganze Glanz sind vorüber.
Diese Entwicklung war geschehen, aber die babylonische Kultur existierte weiterhin. So gibt es sogar Ritualtexte der babylonischen Religion aus der Seleukidenzeit, also bereits aus der Zeit nach Alexander dem Großen, von seinen Nachfolgern in Syrien, aus dem 3. Jahrhundert vor Christus.
Das Ganze lebte weiter, aber allmählich ging diese Religion unter. Um das Jahr 70 nach Christus stirbt mit der Keilschrift die babylonische Sprache Akkadisch aus. Die letzten Keilschriftdokumente stammen aus dieser Zeit.
Die Grundelemente der babylonischen Religion, die letztlich auf den Turmbau von Babel aus vorsumerischer Zeit unter Nimrod zurückgehen, lebten jedoch weiter.
Diese Grundelemente leben eigentlich in allen Religionen der Welt weiter. Darum gibt es so viele Übereinstimmungen weltweit in den Religionen.
Diese Grundelemente durchdringen später auch das Christentum. Ganz früh in der Geschichte der Christenheit dringen diese Dinge hinein – Bilderverehrung, Götzendienst und auch bestimmte Rituale aus der babylonischen Religion.
Deshalb wird im Neuen Testament die römisch-katholische Kirche in Offenbarung 17, Vers 5 als „Babylon die Große, die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde“ bezeichnet, in dieser dramatischen Prophetie in Offenbarung Kapitel 17 und 18.
Die Religionen Babylons und Assyriens: Ursprung und Wandelbarkeit
Die Religionen der Babylonier und Assyrer sind im Wesentlichen eine Übernahme der sumerischen Religion, allerdings mit nationalen Abwandlungen und Ergänzungen. Bei einem früheren Bibelstudientag haben wir das Thema „Abraham und die Religion der Sumerer“ behandelt. Bereits dort wurde deutlich, wie viele subtile Anspielungen auf die sumerische Religion in der Abrahamsgeschichte enthalten sind. Diese Anspielungen werden zwar nicht ausdrücklich genannt, doch wer die sumerische Religion kennt und die Abrahamsgeschichte liest, erkennt diese feinen Hinweise.
Dies ist indirekt auch ein wichtiges Argument für die Geschichtlichkeit der Abrahamsgeschichte. Sie ist demnach keine spätere Erfindung, wie liberale Theologen oft behaupten, sondern basiert auf echten historischen Ereignissen.
Die sumerische Religion geht, wie bereits angedeutet, auf die Religion Nimroths im Zusammenhang mit dem Turmbau von Babel zurück. In der babylonischen und assyrischen Religion waren die Tempel im Grunde Nachbildungen des Turmbaus von Babel. Um 2000 v. Chr., also zur Zeit Abrahams, starb die sumerische Sprache als gesprochene Sprache aus. Sie wurde jedoch weiterhin als religiöse Sprache bei den Babyloniern und Assyrern verwendet – ähnlich wie das Latein in der katholischen Kirche, das längst ausgestorben ist, aber als Kultsprache erhalten blieb.
Sumerische Götter wurden unter akkadischen, also babylonischen und assyrischen Namen weiter verehrt. Man kann sagen, dass die sumerische Religion den ersten Teil bildet und die babylonische und assyrische Religion einen zweiten Teil ergänzen. Bei den Babyloniern und Assyrern kamen neue Götter hinzu, besonders wichtig waren die Nationalgötter Marduk, der Stadtgott und Nationalgott von Babylon, und Assur, der Gott der Stadt Assur im Nordirak sowie Nationalgott der Assyrer.
Vergleicht man dies mit 1. Mose 10,22, wo Assur als Sohn Sems genannt wird, wird deutlich, dass Assur eine Vergottung dieses Menschen, des Sohnes Sems, darstellt. Die Babylonier integrierten auch Götter aus dem westsemitischen Bereich, wo Kanaaniter und Syrer lebten. Besonders wichtig sind Had, der den syrischen Had entspricht, und Ba'al bei den Kanaaniten. Auch Dagan, der dem Dagon entspricht, ist integriert. Dagon ist besonders bekannt aus der Geschichte der Philister in den Samuelbüchern, worauf wir später noch kurz zurückkommen.
In der sogenannten kassitischen Periode, von 1530 bis 1155 v. Chr., erlangte das Volk der Kassiten im Zweistromland Macht. In dieser Zeit kam es zu einer Revision der Literatur: Ältere Texte wurden aussortiert, neue Texte entstanden. Das zeigt, wie sich Religionen im Lauf der Zeit verändern und wandelbar sind. Sie werden nicht als unveränderliche Wahrheiten angesehen, sondern können erheblich verändert und mit anderen Religionen vermischt werden. So können Elemente aus der kanaanitischen oder syrischen Religion übernommen werden, und neue Götter kommen hinzu – das wird nicht als innerer Widerspruch empfunden, sondern als normal.
Ein eindrückliches Beispiel dafür ist der Hinduismus. Diese etwa 3500 Jahre alte Religion wird heute oft als ein „Religionsmuseum“ beschrieben. Sie nimmt ständig neue Elemente auf, ohne Probleme, auch wenn die Ansichten innerhalb der Religion widersprüchlich sind. Ein Guru sagt dies, ein anderer das – und diese Widersprüchlichkeit wird gerade als besonders religiös empfunden.
In Indien wird die katholische Kirche nicht verfolgt, wohl aber evangelische oder evangelikale Gläubige, je nach Situation. Das liegt daran, dass die katholische Kirche dort die Technik anwendet, die schon früher an anderen Orten genutzt wurde: Sie übernimmt hinduistische Rituale, ersetzt aber die Verehrung von Vishnu, Ganesh oder anderen Göttern durch die Verehrung von Maria, Joseph und den Heiligen. So werden sie als Teil des Hinduismus wahrgenommen und nicht als Fremdkörper. Evangelikale Christen, die hingegen behaupten, Jesus Christus sei der einzige Weg, erfahren Verfolgung, die bis zum Tod führen kann.
Das Typische an Religionen ist also ihre Wandelbarkeit. Das lässt sich auch in unserer Kultur beobachten: Wer heute liberal, modern oder reformiert ist, empfindet es nicht als Problem, dass er nicht mehr dieselben Dinge glaubt wie Zwingli, Bullinger oder Luther. Die Bibel gilt heute nicht mehr als absolute Autorität, sondern muss im historischen Kontext verstanden und an heutige Bedürfnisse angepasst werden. Absolute Gebote oder eine absolute Moral aus der Bibel werden nicht mehr als zwingend angesehen. Religion kann sich im Lauf der Zeit wandeln.
Wenn man einen liberalen Theologen fragt, warum er sich überhaupt noch protestantisch nennt, obwohl er ganz anderes glaubt als die Reformatoren, wird das nicht als Verrat empfunden. Früher war das anders, heute nicht mehr. Wandelbarkeit ist ein Kennzeichen aller Religionen weltweit.
Dem steht der biblische Glaube entgegen. Jesus Christus sagt in Johannes 14,6: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ Diese Aussage stößt nicht nur auf dem indischen Subkontinent oder anderswo in der Welt auf Ablehnung, sondern auch in Europa. In einer multikulturellen, postchristlichen Gesellschaft führt das zu erheblichen Spannungen.
Offenbarung 22,18 betont, dass es keine Zusätze zur biblischen Offenbarung gibt. Das letzte Buch der Bibel schließt alles ab. Jesus Christus spricht: „Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buchs hört: Wenn jemand zu diesen Dingen hinzufügt, wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, die in diesem Buch geschrieben sind. Und wenn jemand von den Worten dieses Buchs der Weissagung wegnimmt, wird Gott seinen Teil wegnehmen von der Erbauung des Lebens und aus der heiligen Stadt, die in diesem Buch geschrieben ist.“ Die Offenbarung schließt als letzte Neuoffenbarung die gesamte Heilige Schrift ab – keine Zusätze sind erlaubt.
1. Johannes 2,24 betont am Ende des ersten Jahrhunderts, als der Apostel Johannes der letzte noch lebende Apostel war: „Ihr, was ihr von Anfang gehört habt“ – der Anfang meint hier das Kommen von Jesus Christus (vgl. Kapitel 1, Vers 1) – „bleibt in euch. Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang gehört habt, so werdet auch ihr in dem Sohn und in dem Vater bleiben.“ Das bedeutet, dass wir an dem festhalten müssen, was durch Jesus Christus und seine Apostel geoffenbart wurde. Es gibt keine Weiterentwicklung.
Im 2. Johannesbrief, Vers 9, schreibt der betagte Apostel: „Jeder, der weitergeht und nicht bleibt in der Lehre des Christus, hat Gott nicht. Wer in der Lehre bleibt, dieser hat sowohl den Vater als auch den Sohn.“ Wer also den Glauben weiterentwickeln will, hat hier das Urteil: Er hat Gott nicht.
Im Judasbrief, Vers 3, finden wir die wichtige Erklärung, dass der biblische Glaube nur einmal von Gott überliefert wurde. Es gibt keine spätere Offenbarung, die diese nochmals wiederholt oder abschließt – anders als der Koran, der sich als Wiederholung und Bestätigung der früheren Heiligen Schriften versteht. Judas schreibt: „Geliebte, indem ich allen Fleiß anwandte, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, war ich genötigt, euch zu schreiben und zu ermahnen, für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen.“
Die Basis des christlichen Glaubens ist also die Lehre der Apostel und Propheten, die das Alte und Neue Testament umfasst. Epheser 2,20 sagt: „Die Kirche, die Gemeinde, ist aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten.“ Die ersten Christen am Pfingsttag werden in Apostelgeschichte 2,42 so charakterisiert: „Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten.“ Vier Kennzeichen: die Lehre, die Gemeinschaft, das Brotbrechen und die Gebete.
Nicht umsonst wird als Erstes die Lehre der Apostel genannt – sie ist die Basis. Wenn diese verändert wird, zerfällt auch die Gemeinschaft, das Brotbrechen und das Gebet. Das stellt den Gegensatz zur Wandelbarkeit anderer Religionen dar.
Allgemeine Vorstellungen über die Götter in Babylonien und Assyrien
Nun gehen wir weiter und kommen zu Punkt drei: Allgemeine Vorstellungen über die Götter in Babylonien und Assyrien.
Das arkadische Wort für Gott ist Ilu, was so viel bedeutet wie „Mächtiger“ oder „Erster“. Es ist verwandt mit dem hebräischen Wort El, das im Alten Testament häufig für Gott verwendet wird, zum Beispiel in 1. Mose 14,16. El kann man als einen allgemeinsemitischen Ausdruck für Gott bezeichnen. Das heißt, dieser Ausdruck kommt in verschiedenen semitischen Sprachen vor, zum Beispiel auch im Arabischen.
Ila ist verwandt mit El beziehungsweise Ilu. Übrigens ist der Name Allah Ilu mit dem bestimmten Artikel, also Ila auf Arabisch, mit dem bestimmten Artikel. Al-Ila ergibt zusammengezogen Allah, was „der Gott“ bedeutet. Dieses Wort Ila ist im Arabischen einfach der allgemeine Begriff für Gott. Es ist kein Eigenname. Genau wie im Deutschen das Wort Gott, das aus dem Altgermanischen übernommen wurde und einfach das normale Wort für Gott ist, ohne ein Eigenname zu sein.
Das Keilschriftzeichen für Ilu, Gott, war bei den Babyloniern und Assyrern ein Zeichen, das ursprünglich einen Stern darstellte. Interessant ist, dass die Sterne im Schöpfungsepos der Babylonier und Assyrer Tamchilu genannt werden, was „Abbilder“ oder „Symbole“ bedeutet. Denn sie waren quasi Abbilder der Götter.
In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass die Engel zum Beispiel in Hiob 38,7 als die Morgensterne bezeichnet werden. Der Zusammenhang zwischen Stern und Engel ist also ein direkter. Die Babylonier und Assyrer bezeichnen quasi Götter mit dem Symbol der Sterne, was eigentlich auf Engel hinweist. Dämonen sind ja nach der Bibel gefallene Engel.
Die Götter werden mit menschlichen Eigenschaften beschrieben, gleichzeitig aber als erhaben, mächtig und vollkommen dargestellt. Lesen wir dazu aus der scharfen Religionskritik in Römer 1,23. Ich lese ab Vers 22: „Indem sie sich für Weise ausgaben, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unverweslichen Gottes verwandelt oder ausgetauscht, verwandelt in die Gleichheit eines Bildes von einem verweslichen Menschen und von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren.“
Götter werden also mit menschlichen Eigenschaften beschrieben, sind aber gleichzeitig mächtig, vollkommen, unsterblich und unergründlich. Sie sehen und wissen fast alles, wenn nicht wirklich alles. Sterben ist für die babylonischen und assyrischen Götter eine Ausnahme.
Es gibt einen wichtigen Mythos, auf den wir, wenn wir Zeit haben, noch zu sprechen kommen: Tamuz, der Gott, der starb und dann wieder auferstanden ist. Man lehrte, die Götter würden von einem schreckeneinflößenden Glanz umgeben. Dieser Glanz wird im Sumerischen mit Melammu bezeichnet.
In diesem Zusammenhang ist interessant, wie ein Engel in Matthäus 28,3 beschrieben wird: „Sein Ansehen aber war wie der Blitz, und sein Kleid weiß wie Schnee. Aber aus Furcht vor ihm bebten die Hüter und wurden wie Tote.“
Dieser Glanz beschreibt die Bibel als eine Eigenschaft von Engeln. Hier wird dieser Glanz den Göttern zugeschrieben.
Das führt uns nun zum nächsten Punkt: die Reaktion der Menschen auf diese schreckeneinflößenden Götter, sei es Furcht oder Verehrung, im Akkadischen Puluchtu genannt.
Ein interessanter Name eines der drei Freunde Daniels, den wir in Daniel 1,7 finden, ist Shadrach. Dieser Name stammt von Shuduraku und bedeutet „Ich bin sehr in Furcht versetzt vor einem babylonischen Gott.“
Interessant ist ein Dokument, das man die große Götterliste aus der Bibliothek von Assurbanipal im Nordirak nennt. Sie umfasst mehr als dreitausend Götternamen. Dabei sind wohl alte Ortsgötter, Geister, Halbgötter und Ähnliches eingeschlossen.
Niemand kann genau sagen, wie viele Götter es gab. Das ist genauso wie im Hinduismus, wo niemand die genaue Zahl kennt. Es wird allgemein gesagt, es gibt etwa 300 bis 400 Millionen Götter.
Ich habe letzte Woche einen sehr gebildeten Inder gefragt, ob das so stimmt. Er sagte, ja, das sei die Zahl, die man nennt, aber Inder übertreiben immer. Wenn er quasi Namen aufzählen könnte, käme er auf etwa dreißig. Wenn man aber alle möglichen Geister und Lokalgeister dazunimmt, wird die Zahl immer höher.
Das ist ähnlich wie bei der römischen und griechischen Religion. In der Schule hat man ja die Namen Jupiter, Merkur und andere gelernt. Zählt man sie zusammen, kommt man auf ein paar Dutzend. Trotzdem gibt es Überlieferungen aus der Antike, die von etwa dreißigtausend Göttern sprechen. Aber wo sind die genauen Hinweise? Wo sind die Namen? Niemand kennt sie wirklich.
Hier haben wir wenigstens eine Namensliste von mehr als dreitausend Göttern. Das bedeutet aber nicht, dass diese zweitausendvierundvierzig Götter besonders wichtig waren. Vielmehr ist es eine sehr begrenzte Zahl, die von großer Bedeutung war.
Das führt uns nun zum nächsten Punkt: Bemerkungen zu einzelnen Göttern.
Bemerkungen zu einzelnen Göttern
Zunächst ist Anu zu nennen, den wir bereits bei der Behandlung der sumerischen Religion kennengelernt haben. Anu stammt vom sumerischen Wort für Himmel oder Himmelsgott. Er war der oberste Gott, allerdings nur theoretisch, denn in der Praxis tritt er völlig zurück hinter Marduk, dem Hauptgott von Babylon. In Assyrien ist es ähnlich: Dort tritt Anu hinter Assur zurück, dem Hauptgott von Assyrien.
Anu wurde als Gott des Königstums und als König der Götter angesehen, steht aber dennoch eher im Hintergrund. Dann gibt es Antu, die Frau von Anu. Antu ist einfach die weibliche Form von Anu.
Wichtig ist auch der dritte Gott, Enki. Er war der Gott der Weisheit, der König der Weisheit und des Verstandes. Enki wurde wörtlich beschrieben als „der, der alles kennt, was einen Namen hat“, oder auch als „der Erfahrene unter den Göttern“. Er gibt dem König Weisheit. Ob er aber wirklich Weisheit geben kann, wenn es darauf ankommt, werden wir noch sehen.
Ganz wichtig ist auch Bel. Dieser Name bedeutet nichts anderes als „der Herr“ und entspricht dem kanaanitischen hebräischen Baal. Wir haben ihn bereits unter dem sumerischen Namen Enlil kennengelernt, der Gott der Atmosphäre. Interessant ist, dass Satan in Epheser 2,2 als „der Geist der Luft“ bezeichnet wird. Dort heißt es:
„Ihr habt einst gewandelt nach dem Zeitlauf dieser Welt, nach dem Fürsten der Gewalt, der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams“ (Epheser 2,2).
Satan wird hier also als Fürst der Gewalt der Luft beschrieben. Und Bel war der Gott der Atmosphäre, der Luft. In Johannes 12,31 und weiteren Stellen wird Satan als „Fürst dieser Welt“ bezeichnet.
Bel wurde als Göttervater und Götterkönig verehrt. Von ihm wird gesagt, dass er zusammen mit anderen die Königswürde verleiht. Ein weiterer wichtiger Punkt: Ich gehe hier nicht auf alles ein, was auf den Blättern steht, da man das in zwei Stunden nicht schaffen kann. Ihr habt einfach mehr Informationen als das, was heute behandelt wird.
Von Bel wird gesagt, er sei der Urheber der Sintflut, sein Befehl sei unwiderruflich, er wache über die Ordnung der Welt und sei Besitzer der Schicksalstafeln. Diese Tafeln waren sozusagen Dokumente, mit denen ein Gott Autorität über das Schicksal der Welt hatte.
Interessant ist auch Belsazar, der letzte König von Babylon, in Daniel 5. Sein Name ist eine direkte Anspielung auf den Gott Bel. Akkadisch heißt sein Name Bel Schara Uzzur, was bedeutet: „Bel schütze den König“.
Wir kennen die Geschichte aus Daniel 5: Bei Belsazars letzter Party erschien die Schrift an der Wand, und noch in derselben Nacht wurde er von den Persern getötet. Wo war Bel, der die Schicksalstafeln in der Hand hat? Dies war ein Schlag gegen den babylonischen Gott Bel, der eigentlich Herr der Geschichte und des Schicksals sein sollte. Doch er war nicht einmal in der Lage, Belsazar zu schützen.
Ich denke, das ist ein erster Hinweis. Wir werden gleich noch ausführlicher behandeln, wie viele direkte Bezüge in den biblischen Geschichten zu diesen Göttern vorhanden sind. So soll gezeigt werden, warum diese Götter keine Götter sind, sondern falsche Götter.
Israel und die Religion der Babylonier: Historischer Kontext und biblische Perspektive
Wir gehen jetzt, bevor wir mit der Liste der babylonischen Götter wie Marduk, Nabu, Sin usw. weitermachen, direkt zum Punkt acht und kommen danach wieder zurück. Unter Punkt acht beschreibe ich Israel und die Religion der Babylonier. All das, was hier beschrieben wird, auf den früheren Seiten des Skripts, hilft, um das nun richtig zu verstehen.
Wir beginnen in der neubabylonischen Zeit, als Israel in engen Kontakt mit den Babyloniern kam. Mit der ersten Belagerung Jerusalems durch Nebukadnezar im Jahr 606 v. Chr., beschrieben in Daniel 1,1, 2. Könige 24,1 und folgende sowie 2. Chronik 36,5 und folgende, kam Juda unter den Druck der babylonischen Religion.
Schauen wir nun auf Daniel 1: Im dritten Jahr der Regierung Jojakims, des Königs von Juda, kam Nebukadnezar, der König von Babel, nach Jerusalem und belagerte es. Der Herr gab Jojakim, den König von Juda, in seine Hand sowie einen Teil der Geräte des Hauses Gottes. Diese brachte er in das Land Sinear, in das Haus seines Gottes. Die Geräte brachte er in das Schatzhaus seines Gottes.
Das jüdische Volk kam also unter den Druck dieser Religion. Die Religion stand hier sehr stark im Vordergrund. Denn wir sehen, Nebukadnezar raubte die Tempelschätze, die Tempelgeräte – einen Teil davon aus dem Tempel des wahren Gottes in Jerusalem – und brachte diese Geräte nach Babylon in das Haus seines Gottes, den Tempel von Marduk.
Wenn man kurz unter Punkt sechs, „Tempel und Kult“, nachschlägt, steht dort am Anfang: Tempel tragen bis in spätere Zeit sumerische Namen, zum Beispiel E-Temenanki. „E“ heißt im Sumerischen Haus oder Tempel. Das bedeutet „Tempel der Grundlage Himmels und der Erde“. Das war der Turm von Babel aus 1. Mose 11. Er wurde zwar nicht vollendet, aber Nebukadnezar ließ ihn in seiner Zeit wieder restaurieren. Er war als Stufenturm, als Ziggurat, in Babylon zu sehen.
Der zweite Stufenturm nach dem Vorbild des ersten war Esagila, was „Tempel mit hohem Haupt“ bedeutet. Das war der Marduk-Tempel in Babylon. Man muss sich also ganz klar vorstellen, dass dies die Nachbildung des Turmes aus 1. Mose 11 war. In diesem Tempel wurden die Tempelschätze aus Jerusalem gebracht.
Was konnte das bedeuten? Die Götter Babylons seien mächtiger als der Gott Israels. Man merkt, dass der Glaube unter Druck kam, wenn die Babylonier als Sieger über die Juden dastehen.
Das führt uns zu Punkt zwei unter Punkt acht: Sind die Götter Babylons stärker als der Herr? Mit „Herr“ ist hier Yahweh gemeint, der Ewige, der Unwandelbare.
Die Antwort lautet: Nein. Der Herr ließ durch seine Propheten im Voraus den Sieg Babylons über das Königreich Juda verkünden – und zwar als Gericht über Judas Abfall von ihm. Das Buch Jeremia ist voll davon. Auch das Buch Habakuk behandelt dieses Thema ganz wesentlich.
Dann gibt es noch Prophezeiungen wie Micha 4,10 oder 5. Mose 28,36. Dort hat Mose in seiner Abschiedsrede bereits gesagt: Wenn Israel nicht auf das Wort Gottes hört, wird es geschehen, dass der Herr dich und deinen König, den du über dich setzen wirst, zu einer Nation führen wird, die du und deine Väter nicht gekannt habt. Dort wirst du anderen Göttern dienen, Holz und Stein.
Mose hat also etwa tausend Jahre im Voraus die babylonische Wegführung der Juden vorausgesagt – als Folge für Ungehorsam gegenüber dem Herrn.
Die Götter Babylons haben den Untergang Jerusalems nicht vorausgesagt, aber der Herr. Und zwar, weil das jüdische Volk abgefallen, untreu geworden war und anderen Göttern gedient hatte.
Wir sehen daraus: Der Gott Israels hat die Geschichte in seiner Hand. Er sagt sie voraus, und sie erfüllt sich auch so.
Ein weiterer Punkt: Die weggeführten Juden bekamen von Jeremia zuvor noch eine Botschaft in der damaligen Weltsprache Aramäisch mit auf den Weg – als Zeugnis für die Babylonier.
Jeremia 10,11: Das Buch Jeremia war ja auf Hebräisch geschrieben, aber hier in 10,11 wechselt plötzlich die Sprache, weil damals die Weltsprache bei den Babyloniern Aramäisch war. Die Juden, die weggeführt werden sollten, sollten, bevor sie die Weltsprache gelernt hatten, bereits etwas auswendig lernen, um dort den Babyloniern etwas zu sagen.
Das wäre so, als könnten die Schweizer kein Englisch, würden aber plötzlich in einem Krieg nach Amerika deportiert. Dann sollten sie einen Satz auf Englisch mitnehmen, um gleich dort Zeugnis geben zu können.
Es heißt also: So sollt ihr zu ihnen sprechen, zu den Babyloniern: „Die Götter, die Himmel und Erde nicht gemacht haben, werden von der Erde und unter diesem Himmel verschwinden.“
Man kann das ganze Jeremia 10 Kapitel durchlesen, dort finden wir den Kampf gegen die falschen Götter Babylons.
Ich lese den Satz mal so vor, wie es damals geklungen haben könnte: „So sollt ihr zu ihnen sprechen, Le Hom.“ So mussten sie das lernen.
Jetzt machen wir eine Pause von einer Viertelstunde, und dann geht es weiter – immer mehr ins Zentrum des Themas.
Die Juden wurden aufgerufen, zum wahren Gott, zum Gott Israels, umzukehren und sich von ihrem praktizierten Götzendienst abzuwenden.
Wir sehen aus Jeremia 7,18 und auch Kapitel 44, dass viele Juden damals der „Königin des Himmels“ geopfert haben. Das war nichts anderes als die Göttin Ishtar von Babylon.
Wenn wir jetzt bei der Götterliste, Punkt vier, nachschlagen, finden wir Ishtar auf Seite vier ziemlich oben. Ishtar, gleich sumerisch Inanna, ist die Vergöttlichung des Planeten Venus, Abend- und Morgenstern.
Sie entspricht der Astarte der Westsemiten. Ishtar war die Göttin der Liebe und der Fruchtbarkeit. Ihre geweihte Stadt war Uruk, das Erek, das wir aus 1. Mose 10 kennen – bekannt als die Stadt der Kurtisanen, der Dirnen und der Prostituierten.
Sie war auch die Göttin des Krieges und wurde eben „die Königin des Himmels“ genannt.
Dieser babylonischen Göttin haben sie geopfert. Sie hätten also erwarten können, dass sie vor dem Untergang durch die Babylonier bewahrt werden. Aber sie konnte nicht helfen. Dieser Götzendienst nützte nichts.
Das war ein ganz wichtiger Beweis, dass es nicht die Kraft der Götter Babylons war, die über den Herrn gesiegt haben. Denn selbst diejenigen, die die babylonischen Götter verehrten, erlebten keine Hilfe.
Interessant ist eben diese Verehrung einer Himmelskönigin. Später, im Marienkult, der sich in der Christenheit eingeschlichen hat, gibt es eine Fortsetzung dieses Ishtar-Kultes unter einem neuen Namen: Maria, genannt lateinisch Regina Coelis, die Königin des Himmels.
Nichts anderes als der babylonische Astarte-Kult, der weitergeführt wurde.
Das erklärt zum Beispiel auch die Bezeichnung in Offenbarung 17,18 für die Kirche mit Sitz in Rom als „Babylon, die Große“.
Tempel, Kult und der Götzendienst Babylons
Der nächste Punkt auf dem Blatt: Wir haben bereits darüber gesprochen, dass Nebukadnezar gemäß Daniel 1, Vers 2 Tempelgeräte aus dem Tempel des Herrn geraubt und sie in den Stufenturm, den Tempel Marduks, nach Babylon gebracht hat. In Daniel 1, Vers 2 steht lediglich „in den Tempel, in das Haus seines Gottes“. Warum erwähne ich Marduk? Weil wir aus den Inschriften, den originalen Inschriften von Nebukadnezar, wissen, dass er besonders Marduk verehrte. Die damaligen Leser des Buches Daniel verstanden natürlich sofort: Sein Gott war eben Marduk, der Stadtgott von Babylon, der Nationalgott von Babylonien.
Wichtig ist nun, wenn wir genau lesen: In Daniel 1, Vers 2 belagert Nebukadnezar Jerusalem. Dann heißt es: „Und der Herr“ – hebräisch Adonai – „gab Joachim, den König von Juda, in seine Hand und einen Teil der Geräte des Hauses Gottes.“ Adonai ist der Gott Israels, der Herr, der Autorität hat. Hier wird deutlich: Nicht die Götter Babylons haben die Eroberung Jerusalems möglich gemacht, sondern der Gott Israels selbst. Er gibt es in die Macht Nebukadnezars.
So wird hier am Anfang des Buchs Daniel Gott, der Gott Israels, als der Herr der Geschichte vorgestellt. Das ist besonders wichtig, denn gerade das Buch Daniel zeichnet sich durch seine Prophetie über die Weltgeschichte aus. Ich habe einmal nachgezählt: Über zweihundert erfüllte Prophezeiungen über die Weltgeschichte findet man in diesem Buch, die nachweislich eingetroffen sind. Aber das Buch Daniel geht noch weiter in die Zukunft und enthüllt uns die Weltgeschichte bis zur Wiederkunft Christi.
Der Gott Israels ist also der Herr, der Herr der Geschichte, der alles in seiner Hand hat – und eben auch sein Volk züchtigt für seinen Ungehorsam.
Unter den Weggeführten dieser ersten Wegführung in Daniel 1 waren Teenager: Daniel und seine drei Freunde. Weil sie aus königlichem Geschlecht waren, also Nachkommen von König David, wurden sie gezwungen, drei Jahre an der Universität von Babylon zu studieren, um danach in Staatsdienste gestellt zu werden. Sie mussten die Schriften und die Sprache der Chaldäer, das ist die Sprache der Babylonier, lernen. Außerdem sollten sie am Tisch des Königs essen.
Warum sage ich Teenager? Wir lesen in Daniel 1, Vers 21: „Und Daniel blieb bis zum ersten Jahr des Königs Chores.“ In Daniel 10 geht es sogar noch bis ins dritte Jahr von Chores. Das sind also ungefähr siebzig Jahre später, und Daniel lebt immer noch. Wenn man für ihn ein Alter von etwa zwölf, dreizehn oder vierzehn Jahren annimmt, dann war Daniel in Daniel 10 etwa 84 Jahre alt und immer noch am Leben.
Es ist also vernünftig zu denken, dass diese jungen Leute, die auch eine Ausbildung bekommen sollten, eben jung waren. Sie sollten nun richtige Babylonier werden. In Daniel 1, Vers 6 lesen wir: „Und es waren unter ihnen von den Kindern Judas Daniel, Hananiah, Misael und Nazarja.“ Der Oberste der Kämmerer gab ihnen Namen und nannte Daniel Belsazar, Hananiah Sadrach, Misael Mesach und Nazarja Abednego.
Ihre ursprünglichen Namen sprachen vom wahren Gott: Daniel bedeutet „Gott ist mein Richter“ oder „mein Advokat, der mir Recht verschafft“. Er bekam den Namen Belsazar. Hier habe ich auf dem Skript erklärt: Versuch zur Entwurzelung Daniels und seiner Freunde durch Namensänderung. Dani'el – „Gott ist mein Richter, Gott verschafft mir Recht“ – wird ausgewechselt mit Beldsazar, was arkadisch Balazu-Uzur bedeutet. Das heißt so viel wie „Marduk, schütze sein Leben!“ Marduk kommt zwar nicht direkt im Namen vor, aber in Daniel 4, Vers 8 sagt Nebukadnezar zu Daniel: „Ich habe dir diesen Namen gegeben entsprechend dem Namen meines Gottes.“ Also ist mit „Schütze sein Leben“ Marduk gemeint.
Hananiah, „der Herr ist gnädig“, bekommt den Namen Sadrach, das entspricht Shuduraku, „Ich bin sehr in Furcht versetzt vor einem babylonischen Gott“. Davon habe ich ja schon gesprochen. Misael bedeutet „Wer ist wie Gott?“ und bekommt den Namen Meschak, „Wer ist wie Akku?“. Akku ist der Mondgott, der auch Sin genannt wurde. Asarja, „der Herr hilft“, bekommt den Namen Abednego, was „Knecht oder Sklave von Nebo“ heißt. „Nego“ entspricht Nebo.
Mit diesen götzendienerischen Namen sollte ihre Identität vernichtet werden. Sie sollten sich als Babylonier fühlen, die diese babylonischen Götter verehren.
Diese vier sollten nun am Tisch des Königs Nebukadnezars essen. Daniel nimmt sich in seinem Herzen vor, in Kapitel 1, Vers 8, sich nicht mit der Tafelkost des Königs und mit dem Wein, den er trank, zu verunreinigen. Dann bietet er einem hohen Beamten an, nur Gemüse zu essen.
Warum will er kein Fleisch? Schlagen wir auf Seite fünf unter Punkt sechs „Tempelkult“ nach, in der unteren Hälfte, dort wo fettgedruckte Wörter vorkommen. Dort heißt es: Die Götter in Babylon erhielten zwei Mahlzeiten mit zwei Gängen, am Morgen und am Abend. Die Mahlzeit bestand aus Fleisch, Geflügel, Fisch, Früchten, Öl, Milch, Wein, Honig etc. Während des Essens wurde ein Vorhang gezogen. Niemand durfte sehen, wie die Götter dieses Essen quasi geistlich genossen.
Es gibt Belege dafür, dass die Gerichte der Götter danach auf den Tisch des Königs gesandt wurden. Daniel war kein Vegetarier, sondern wollte Gemüse essen, weil er sich nicht mit den Götzenopfern verunreinigen wollte.
Wir müssen wissen: Der König, das steht auch unter Punkt sechs, war der oberste Priester von Babylon. Er wurde als Göttersohn gesehen, als Sohn eines Gottes. Er aß also das Fleisch, das diese Götzen nicht essen konnten, denn sie haben – nach Psalm 115 – einen Mund, können aber nicht reden, und geschweige denn essen. Sie haben Ohren, können aber nicht hören, sie haben Augen, können aber nicht sehen, sie haben Füße, können aber nicht gehen.
Letzte Woche haben wir wieder gesehen, wie das große zehntägige Fest von Lord Ganesh gefeiert wurde – das ist der Gott mit dem Elefantenkopf und dem dicken Menschenwanst und Beinen. Dabei wurde dieser Elefantengott mit Autos überall in die Dörfer gebracht und aufgestellt. Aber der Herr Ganesh konnte nicht gehen, er musste Auto fahren.
So können diese Götter eben nicht essen. Aber sie bekamen dieses Essen so vorgesetzt. Danach wurde dieses Essen auf den Tisch des Königs gebracht. Als oberster Priester sollte er das Fleisch wirklich essen, und so hatte er Gemeinschaft mit den Göttern. Das war ein Gemeinschaftsmahl, und Daniel sollte auch daran teilnehmen.
Daniel hatte Eltern, die ihm bereits durch die Namensgebung den Glauben an den wahren Gott mitgegeben hatten: Daniel – „der Herr“, also „Gott ist mein Richter, der mir Recht verschafft“. Auch bei Azaria und den drei Freunden war das so. Ihre Namen wiesen auf den wahren Gott hin. Aber nun waren Mama und Papa nicht in Babylon.
Das war der Moment der großen Freiheit. Jetzt konnten sie tun und lassen, was sie wollten. Und welche Ehre, tagtäglich am Tisch des größten Weltherrschers von damals zu essen! Was wäre das für Zwölf- bis Vierzehnjährige, wenn sie täglich bei Mr. Bush eingeladen wären?
Daniel hatte den Mut, als Vierzehnjähriger einem Minister zu sagen: „Ich möchte das nicht essen.“ Unhörbare Frechheit, oder? Er wollte lieber Gemüse.
Dann heißt es: „Und Gott gab Daniel Gnade und Barmherzigkeit vor dem Obersten“ (Daniel 1,9). Daniel musste zuerst die Entscheidung fassen: „Ich will mich mit Götzenopfern nicht verunreinigen.“ Das ist auch ein neutestamentliches Gebot, Apostelgeschichte 15, wo auf der Besprechung der Apostel in Jerusalem ganz klar festgehalten wurde, dass alle Gläubigen sich von Götzenopfern enthalten sollen. Auch Paulus behandelt das Thema in 1. Korinther 8 und Kapitel 10.
Dieser Mut ist gewaltig, aber Gott hilft Daniel erst, als er den Schluss gefasst hatte. Er hätte sich ja sagen können: „Falls Gott wirklich nicht will, dass ich dieses Fleisch esse, kann er ja irgendwie dafür sorgen, dass ich jeden Tag darum herumkomme.“ Nein, nicht so. Er hätte es bekommen. Aber weil er den Entschluss gefasst hatte: „Ich will damit nichts zu tun haben“, dann hat Gott geholfen.
Das ist sehr wichtig. Wir können nicht einfach so denken: „Ja, der Herr wird schon irgendwie...“ Nein, es gibt Situationen, in denen wir sagen müssen: „Nein, das geht nicht, das können wir nicht mit unserem Glauben vereinbaren.“
Natürlich hätte der Beamte denken können: „Ist der engstirnig, und das schon mit vierzehn, was wird denn mal mit siebzig?“ Das Schöne ist, das Beispiel von Daniel hat seine drei Freunde motiviert, den gleichen Weg zu gehen. Hätte er gekniffen, was wäre mit den anderen gewesen? Aber das Beispiel ihres Freundes hat ihnen Mut gemacht.
So führten sie einen wissenschaftlichen Test durch. Daniel sagte: „Versuche es doch einmal zehn Tage mit Gemüse.“ Der Beamte hatte Angst, wenn sie nur Gemüse essen, hätten sie viel weniger Kalorien und würden immer eingefallener im Gesicht aussehen. Für die Babylonier war es wichtig, dass diese Studenten sehr schön waren.
Dann sagte er: „Machen wir doch einen wissenschaftlichen Test – zehn Tage mit Gemüse.“ Das überzeugte ihn. Nach zehn Tagen sahen Daniel und seine Freunde besser aus als die Fleischesser. Dann sagte er: „Gut, jetzt könnt ihr so weitermachen.“
Daniel hat also Gemüse gegessen, weil das nicht auf dem Speisezettel der Götter Babylons stand. Er hat nicht gesagt: „Gib uns Früchte“, denn die Früchte waren auch auf dem Speisezettel. Das war also eine ganz klare Überlegung: „Damit will ich nichts zu tun haben, keine Gemeinschaft mit den Göttern Babylons.“
Nach drei Jahren gab es eine Prüfung. Am Schluss von Daniel 1 sehen wir, dass die vier Freunde allen Intellektuellen und Angehörigen der vielen Priesterkasten überlegen und weiser waren. Es gab etwa dreißig verschiedene Spezialistenkasten, das habe ich alles aufgeführt und darauf hingewiesen unter Punkt sechs „Tempel und Kult“. Sie konnten besser Akkadisch lesen als alle Gelehrten damals, nach drei Jahren Unterricht.
Und wie hieß ihr König? Nebukadnezar.
Weitere Götter Babylons und ihre Bedeutung
Unter viertens, Bemerkung zu den Göttern, Seite drei, haben wir als zweiten Gott Nabu genannt. Nabu bedeutet so viel wie „Sprecher“, also der sich offenbarende Gott. Nabu war der Sohn Marduks, des Gottes der Stadt Porsipa in der Nähe von Babylon. Er wurde mit dem Planeten Merkur assoziiert.
Der Name Nebukadnezar – es gibt beide Formen – kommt insgesamt 91 Mal in der Bibel vor. Was bedeutet dieser Name? Er ist akkadisch und lautet Nabu Kuduri Uzur oder Nabu beziehungsweise Nebo. Die Bedeutung ist „Schütze die Krone!“ So oft wird dieser Gott Nebo in der Bibel erwähnt, allein schon im Namen Nebukadnezar.
In der Bibel gibt es außerdem einen Feldherrn von Nebukadnezar namens Nebusaradan, Nabu-ser-itin, was bedeutet „Nabu hat Samen gegeben“. Er kommt vor in 2. Könige 25. Außerdem gibt es einen obersten Eunuchen von Nebukadnezar namens Nebuschaspan, das ist Nabu Schizib Anni, „Nabu errette mich“, zu finden in Jeremia 39,13.
Interessanterweise wurde dieser Gott auch als Gott der Weisheit und der Schreibkunst gesehen, als Erfinder der Schrift. Alle diese Priester hatten Gemeinschaft mit diesem Gott Nebo, dem Erfinder der Schrift und Gott der Weisheit. Doch Daniel und seine Freunde, die nachweislich keine Gemeinschaft mit Nabu hatten, waren zehnmal weiser in Schrift und Weisheit als all diese Priester.
Damit wurde bewiesen, wer der wahre Gott ist. Trotz der Katastrophe von Jerusalem – der Stadt, die durch Nebukadnezar zerstört wurde – war dies das Gericht Gottes über sein Volk wegen dessen Ungehorsam. Für diese treuen jungen Leute aber hat der Herr Hilfe geschenkt. Das war ganz entscheidend, um den Gott, der im Namen von Nebukadnezar vorkam, zutiefst zu demütigen.
Nebukadnezar selbst nimmt die Prüfung ab und stellt fest, dass sie zehnmal intelligenter und weiser sind. Gehen wir weiter zum nächsten Punkt unter achtens, wo ich bereits hingewiesen habe: Diese drei Freunde und Daniel übertrafen alle an Weisheit. Wo war Nabu, der Gott der Weisheit, der Schrift und der Offenbarung?
Man bedenke, einer der Freunde hieß Abednego, was „Knecht von Nebo“ bedeutet, aber er hatte mit dem Gott nichts zu tun. Wo war Marduk, der Gott der Weisheit und Unergründlichkeit? Denn diese jungen Leute waren ja weiser als diejenigen, die sich auf Marduk beriefen.
Wo war der weise und unergründliche Mondgott Sien? Man kann unter viertens nachschauen, wo ich Sien beschreibe und was ihm alles zugeschrieben wurde. Sien wurde dargestellt als abnehmender Mond, zum Beispiel als alter Mann mit Bart. Das war der weise, unergründliche Gott, dessen Pläne kein Gott kennt.
Doch diese jungen Leute hatten nichts mit dem Mondgott Sien zu tun und haben trotzdem alle übertroffen. Daniel 1 ist somit eine ganz pointierte Darstellung und Widerlegung der Götter Babylons.
Die Träume und Prüfungen Nebukadnezars: Gottes Offenbarung und Macht
Gehen wir nun weiter zu Daniel 2, immer noch unter Achtens. Letzter Punkt auf Seite sechs: Nebukadnezar hatte einen beunruhigenden Traum. Die Babylonier glaubten, dass sich die Götter durch Träume offenbarten. Dieser Glaube steht unter Abschnitt sechs, Tempel und Kult. Träume waren also sehr wichtig in Babylon.
Nun hat Nebukadnezar einen Traum, und er merkt, dass dieser Traum eine ganz besondere Bedeutung haben muss. Deshalb hat er alle Weisen von Babel aus den verschiedenen Priesterklassen zusammengerufen. Das wird in Daniel 2, Vers 2 angedeutet: Der König befahl, dass man die Schriftgelehrten, die Beschwörer, die Zauberer und die Kaldäer rufen sollte, um ihm seine Träume kundzutun. Er merkte, dass dies eine göttliche Offenbarung sein musste.
Die Weisen und Priester sagten daraufhin: „Erzähl uns den Traum, und wir werden ihn deuten.“ Doch Nebukadnezar war sehr schlau und antwortete: „Wenn ihr den Traum deuten könnt, dann sagt mir zuerst, was ich geträumt habe.“ Das ist ein kluger Einwand, denn wer den Traum wirklich deuten kann, sollte auch wissen, was geträumt wurde, ohne dass man es ihm sagt. Niemand konnte den Traum jedoch nennen.
Daraufhin drohte Nebukadnezar, alle Weisen umzubringen. Das Töten der Priester begann bereits. Daniel war offensichtlich damals noch nicht zum Hof gerufen worden. Als er hörte, dass auch er ermordet werden sollte, fragte er sich, was eigentlich los sei. Es ging um die Traumdeutung. Daniel bat nur um etwas Zeit. Er sagte, man solle ihnen etwas Zeit geben, dann würden sie den Traum nennen.
Daniel und seine drei Freunde gründeten eine Gebetsgemeinschaft. Hier lernt man, was wahre Freunde sind: Freunde, mit denen man gemeinsam beten kann. Wenn man Freunde hat, mit denen man nicht beten kann, sind das keine echten Freunde, sondern eher Kollegen. Die vier beteten also gemeinsam.
Dann offenbarte Gott Daniel in einem Traum, was Nebukadnezar geträumt hatte und welche Bedeutung der Traum hat. Daniel trat vor den König und erklärte den Traum. Schließlich musste Nebukadnezar den Herrn als den höchsten Gott anerkennen.
Ich lese aus Daniel 2, Vers 47: Der König antwortete Daniel und sprach: „In Wahrheit, euer Gott ist der Gott der Götter und der Herr der Könige und ein Offenbarer der Geheimnisse. Da du vermochst, dieses Geheimnis zu offenbaren.“
Das war gewaltig. Obwohl Nebukadnezar ein Göttersohn sein sollte, konnte er seinen eigenen Traum nicht deuten. Wo war Nabu, der Offenbarer der verborgenen Dinge? Wo war Behl, der über die Ordnung der Welt wacht und die Schicksalstafeln besitzt? Daniel erklärt, dass dieser Traum eine Bedeutung bis in die Endzeit hat und zeigt, was der Gott des Himmels mit dieser Welt tun will.
Er beschreibt in diesem Traum die ganzen Weltreiche bis zur Wiederkunft Christi. Wo war Sin oder Akku, der das Schicksal für weit entfernte Tage festlegt? In dem Kapitel kommt übrigens Aryoch vor, ein Name, der mit Akku, dem Mondgott, zusammenhängt.
Wo war Marduk, der Gott Babylons, der verhindern sollte, dass nach Babel ein anderes Reich komme? Daniel deutet in der Statue den goldenen Kopf als das Reich von Nebukadnezar. Danach folgen die Brust und die Arme aus Silber. Daniel sagt: Nach dir wird ein anderes Reich aufstehen.
Das war demütigend für Babylon. Babylon bleibt nicht ewig bestehen. Marduk konnte nicht verhindern, dass Babylon untergeht. So musste Nebukadnezar den wahren Gott anerkennen.
Daniels Freunde und der Feuerofen: Treue trotz Verfolgung
Gehen wir weiter zu Daniel 3. Die drei Freunde Daniels werden gezwungen, Götzen anzubeten. Nebukadnezar lässt ein Standbild errichten, entsprechend seinem früheren Traum, jedoch ganz aus Gold, nicht nur der Kopf aus Gold. Dieses Standbild stellte ihn selbst dar – als Göttersohn.
Alle Minister des gesamten Reiches sollten sich vor dieser Statue verbeugen. Alle taten es ohne Probleme. Doch als sich alle verbeugten, konnte man drei Männer sehen, die sich nicht beugten. So stur! Dabei war es ja erlaubt, andere Götter anzubeten, nur sollte man eben auch diesen verehren.
Das war genau das Problem der frühen Christen im Römischen Reich. Sie durften Jesus Christus als Gott verehren, sollten aber auch dem Kaiser Räucherwerk darbringen. Dieser gemeinsame Kult sollte das Reich zusammenhalten. Wenn es jedoch Leute gab, die sagten: „Wir machen das nicht“, galten sie als Rebellen, die die Einheit des Reiches zerstörten. Deshalb wurden die Christen verfolgt, in Massen den Löwen vorgeworfen, gekreuzigt und den Gladiatoren vorgeführt.
Sie hätten sich sagen können: „Ich mache das ja innerlich nicht, ich räuchere einfach nur. Das ist nur eine Handlung, die für mich keine Bedeutung hat.“ Doch für die Christen war das klar: Das war Abfall. Das hatte auch Exkommunikation zur Folge, also den Ausschluss aus den Gemeinden.
Auch wenn man es nur äußerlich tat, war das ein klarer Verstoß. Heute würden viele Christen sagen: „Kein Problem, es ist nur ein bisschen Räucherstäbchen verbrennen, und man muss ja nicht viel dabei denken, oder?“ Aber wegen so etwas ein solches Theater zu machen – das war für die frühen Christen ganz selbstverständlich. Für Daniels Freunde war es auch klar: Das tun wir nicht.
Es war deutlich gesagt: Wer das nicht tut, wird in den Feuerofen geworfen. Schließlich kommen die drei Freunde in den Feuerofen. Nebukadnezar schaut hinein und sieht plötzlich vier Personen. Wer ist dieser Vierte? Er sieht aus wie einer der Söhne der Götter.
Ja, Nebukadnezar bezeichnet sich selbst als Göttersohn. Nun sieht er einen anderen, der aussieht wie einer der Söhne der Götter. Das war Gott selbst, der Engel des Herrn, also der Sohn Gottes, der ewige Sohn Gottes, der im Alten Testament in menschlicher Gestalt auftreten konnte. Er war bei ihnen – nicht als ein Sohn der Götter, sondern als der Sohn Gottes, und zwar der ewige Sohn Gottes, ohne Anfang und ohne Ende.
Also sieht er ihn. Es ist also auch pointiert: Er, der Göttersohn, sieht den Sohn Gottes, der diese drei Feinde des Reiches aus seiner Hand rettet. Nun muss man auch wieder fragen: Wo war Nabu, der Gott des Feuers?
In der Götterliste erkläre ich unter Punkt vier, dass Nabu auch der Gott des Feuers war. Nabu konnte die drei Feinde der Götter Babylons nicht verbrennen. Stattdessen rettet der Sohn Gottes sie aus der Hand Nabus, des Gottes, dessen Name in Nebukadnezar enthalten ist.
So muss schließlich Nebukadnezar den wahren Gott anerkennen. Ich lese aus Daniel 3,28: „Nebukadnezar hob an und sprach: Gepriesen sei der Gott Sadrachs, Mesachs und Abednego, der seinen Engel – oder man kann auch übersetzen: seinen Boten – gesandt und seine Knechte errettet hat, die auf ihn vertrauten und das Wort des Königs übertraten und ihre Leiber dahingaben, um keinem Gott zu dienen noch ihn anzubeten, als nur ihren Gott.
Und von mir wird Befehl gegeben, dass jedes Volk, jede Völkerschaft und Sprache, die Unrechtes gegen den Gott Sadrachs, Mesachs und Abednego spricht, zerschlagen wird, und dass ihr Haus zu einer Kotstätte gemacht werde, weil es keinen anderen Gott gibt, der auf solche Weise zu erretten vermag.“
Jetzt muss man sich vorstellen, was das in weltmissionsmäßiger Hinsicht zu sagen hatte: Der König von Babylon machte das im ganzen Reich bekannt. Es gibt nur einen, der wirklich so retten kann. Das war also ein Missionszeugnis für den ganzen Nahen Osten – vom Irak bis nach Ägypten, über Libanon, Syrien und Jordanien – ganz gewaltig.
Der Untergang Babylons und die Rolle Gottes in der Geschichte
Nun wenden wir uns dem nächsten Punkt zu: Daniel 5. Am Ende der siebzig Jahre Weltherrschaft Babylons veranstaltet Belsazar eine Party. Dabei holt er die Tempelgeräte des Herrn aus dem Marduk-Tempel und entweiht sie während dieser Feier, um Alkohol zu trinken. Man muss sagen, es war ein regelrechtes Zechgelage.
Diese Entweihung der Tempelgeräte des Herrn aus dem Marduk-Tempel zum Lob der babylonischen Götter führt in Daniel 5 zum unmittelbaren Untergang des babylonischen Reiches. Plötzlich, während des Festes, erscheint eine Menschenhand, die Worte auf den Kalkverputz schreibt. Keiner der babylonischen Priester kann sagen, wie man das lesen soll, geschweige denn, was es bedeutet.
Wo ist Nabu, der Gott der Schrift? Das ist eigentümlich. Und wo ist Bel, der Gott, dessen Name in Belsazar enthalten ist? Bel, der Schützer? Doch Bel, der die Schicksalstafeln besitzen soll, kann das Schicksal des Königs nicht abwenden. Nur Daniel kann die prophetische Schrift des Herrn an der Wand deuten. Dabei wird deutlich: Der Herr übergibt nun die Weltherrschaft Babylons den Persern.
Der Erfinder der Schrift, Nabu, kann nicht einmal die Schrift an der Wand lesen, geschweige denn deuten. Wo war Marduk, der Gott Babylons, der verhindern sollte, dass nach Babel ein anderes Reich entsteht? Wo war Bel, der über die Ordnung der Welt wacht und die Schicksalstafeln besitzt? Wo war Sin, der das Schicksal für weit entfernte Tage festlegt?
Man könnte hinzufügen: Wo war Shamash? Er war der Sonnengott und speziell der Gott des Rechts und der Gerechtigkeit der Gerichte. Die Schrift wurde so gedeutet: Daniel erklärt in Daniel 5, mene tekel ufasin bedeutet „gezählt, gezählt, gewogen und zerteilt“.
Er erklärt, dass Gott Belsazar auf der Waage des Gerichts gewogen hat. Er ist zu leicht befunden worden und muss weg, denn er wird gerichtet. Doch Shamash, der Gott der Gerechtigkeit in Babylon, kann nichts gegen das Gerichtsurteil des Herrn ausrichten. Das war also auch ein Schlag gegen den Sonnengott.
Wichtig ist: Der Herr ließ den Untergang des babylonischen Reiches prophetisch verkünden – wegen ihres Götzendienstes und ihres Hasses gegenüber seinem Volk. Das hat Daniel getan, aber auch schon Jeremia zuvor. In Jeremia 25,11-12 wurde gesagt, dass es siebzig Jahre dauern wird und dann ist es vorbei. Jeremia spricht sogar von drei Generationen.
Es gab jedoch von Nebukadnezar bis Belsazar mehr als drei Könige. Effektiv ist die Generationenabfolge so: Nebukadnezar war die erste Generation, dann kam Evil-Merodach – das heißt „Mann des Marduk“, was ich auch bei „Unter Marduk“ erkläre – und dann Nabonid, der Vater von Belsazar. Nabonid war nicht so politisch interessiert, zog sich zurück und setzte Belsazar als Stellvertreter ein.
Belsazar sagt zu Daniel: Wenn du diese Schrift deuten kannst, wirst du der Dritte im Königreich werden. Man fragt sich, warum nicht der Zweite? Weil Belsazar selbst der Zweite war. Daniel konnte ihm nur den dritten Platz geben. So sind es drei Generationen: Nebukadnezar, Evil-Merodach, Nabonid – das macht die ganze Zeit von siebzig Jahren aus.
Ich habe noch weiter darauf hingewiesen: Der Untergang Babylons wird auch in Jesaja 44,27 und folgenden Versen prophezeit. Dort wird Kyros, der König der Perser, mit Namen erwähnt – hundert siebzig Jahre bevor er in der Geschichte auftrat. Er wird beschrieben als großer Eroberer und Befreier der Juden.
Genau so ist es gekommen. Wegen Kyros konnten die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft zurückkehren und Jerusalem wieder aufbauen. Habakuk 2 beschreibt ebenfalls dieses Gericht über die Babylonier. Der Herr ist der Herr der Geschichte – das beweist die Prophetie.
Er hat nicht nur vorausgesagt, dass die Juden in die Gefangenschaft kommen würden, sondern auch, dass die Babylonier, ihre Eroberer, selbst gerichtet werden. Wichtig im Zusammenhang mit Babylon ist noch Folgendes: Die Propheten haben auch vorausgesagt, dass Babylonien einen endzeitlichen Totaluntergang erleben wird (Jesaja 13,14; Jeremia 50,51).
Das bedeutet, dieses Gebiet soll in der Endzeit unbewohnbar werden. Selbst der Araber wird nicht mehr seine Schafherde durch das Gebiet führen können. Es wird auch erwähnt, dass internationale Hilfe versucht, Babylonien zu heilen – das steht in Jeremia 51. Man sagt dort: „Wir haben Babylonien heilen wollen.“ Das versuchen sie heute noch, doch es hat sich nicht heilen lassen.
„Lasst uns jeder in sein Land zurückkehren, denn sein Gericht steigt bis zu den Wolken.“ Das steht also noch bevor. So weit reicht die Prophetie über Babylon.
Der Untergang der römischen Kirche als Hure Babylon wird in Offenbarung 17,18 für die Endzeit, unmittelbar vor der Wiederkunft Christi, beschrieben. Das darf man jedoch nicht mit dem Untergang Babylons im Alten Testament verwechseln – es sind zwei verschiedene Dinge.
Die Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft und geistlicher Neuanfang
Die Zucht der Gefangenschaft in Babylon führte viele Juden zur Umkehr zum Herrn und zu einem geistlichen Neuanfang. Man lese Psalm 137: Dort findet man die Stimmung der Juden in Babylon, die nicht einmal mehr singen wollten, aber sich wieder nach Zion sehnten – nach dem Ort, an dem der eine wahre Gott verehrt wurde.
Im Buch Esra sieht man, wie die Juden eine Erweckung erleben und in Scharen zurückkehren (Nehemia 1 und folgende; Haggai 1 und folgende; Sacharja 1 und folgende). All dies spielt in der Zeit der Rückkehr aus Babylon und des Neuanfangs. So erkannten sie, dass der Herr der wahre Gott ist. Sie wollten zurückkehren und ihm nun mit ganz neuer Treue und Hingabe dienen.
Das Interessante an dieser Zeit war, dass das Dienen und der Götzendienst – also das Verehren von Bildern – in Israel im Allgemeinen kein Problem mehr war. Diese Zeit brachte eine grundsätzliche Heilung von der Bilderverehrung.
Umso schlimmer ist es, dass im Christentum, besonders im vierten und fünften Jahrhundert, die Bilderverehrung wieder umfassend praktiziert wurde. Für Juden ist das immer etwas Abstoßendes. Wenn sie die Christenheit sehen, begegnen ihnen die Bilder und die Ikonenverehrung. Sie fragen sich, wie das die Wahrheit sein kann, wenn dadurch die ersten beiden Gebote so offensichtlich übertreten werden.
Dies war sicher für viele Juden in den letzten zweitausend Jahren ein Hindernis, den Messias, Jesus Christus, zu erkennen. Der babylonische Götzendienst innerhalb der Christenheit hat dies erschwert.
Israel und die Religion der Assyrer: Konfrontation und Gottes Eingreifen
Wir kommen nun zu Punkt sieben: Israel und die Religion der Assyrer.
Ich habe bereits erklärt, dass im achten bis neunten Jahrhundert vor Christus Assyrien zur Weltmacht Nummer eins aufstieg. In dieser Zeit, unter König Jerobeam II. von Israel (825 bis 785 v. Chr., beschrieben in 2. Könige 14,16-29), musste Jona in der Hauptstadt Ninive mit einer Gerichtsbotschaft evangelisieren. Das Buch Jona, das wir beim letzten Bibelschulentag durchgenommen haben, fällt genau in diese Zeit.
Jonas Predigt führte zu einer Erweckung in der assyrischen Hauptstadt Ninive. Das ist die zentrale Botschaft des Buches Jona von Kapitel 1 bis 4. Es ist eindrücklich, wie der wahre Gott sein Wort mitten in den assyrischen Religionen hat verkündigen lassen. Diese Predigt bewirkte damals eine Massenumkehr.
Man sieht jedoch, dass dieser Aufbruch und die Erkenntnis des wahren Gottes später wieder verflogen sind. Der Grund, warum man kaum Hinweise auf diese Erweckung in den assyrischen Inschriften findet, liegt darin, dass es bei den alten Völkern üblich war, unangenehme Dinge zu vernichten. Zum Beispiel Niederlagen wurden nicht festgehalten. Es ist logisch: Die assyrischen Könige, ebenso wie die ägyptischen Pharaonen, haben nur ihre Erfolge dokumentiert. Niederlagen wurden möglichst vertuscht.
Daher darf man in den Inschriften dieser Völker keine negativen Ereignisse erwarten, sondern nur ihre Siege. Die Umkehr zu dem Gott Israels in Ninive wurde als Affront empfunden, und deshalb wurden auch diese Spuren sorgfältig verwischt.
Kommen wir zum nächsten Punkt: In der Zeit von König Menachem bis Hosea, den Königen von Israel (772 bis 721 v. Chr., beschrieben in 2. Könige 15,17 bis Kapitel 17 Schluss), geriet das Nordreich in den Würgegriff des assyrischen Reiches. Es kam zu ersten Konfrontationen mit der Großmacht Assyrien. Israel versuchte, sich irgendwie mit den Assyrern zu arrangieren. Dadurch wurde deren Religion eine Gefahr für Israel.
Zum Thema Konfrontation mit den Göttern Assyriens möchte ich aus 2. Könige 18 lesen, um die Drastik zu zeigen. Dort sieht man, wie die Assyrer auch gegen das Südreich Juda vorgingen.
Ich lese aus 2. Könige 18,19: Ein hoher Minister kam mit der assyrischen Armee nach Jerusalem und sprach zu König Hiskia. Der Rab Schake sagte zu ihnen: „Sage doch zu Hiskia, so spricht der große König, der König von Assyrien – Assur, also das Land des Gottes Assur: Was ist das für ein Vertrauen, womit du vertraust? Du sagst doch nur ein Wort der Lippen. Da ist Rat und Macht zum Krieg. Nun, auf wen vertraust du, dass du dich wider mich empört hast? Siehe, du vertraust auf jenen geknickten Rohrstab, auf Ägypten, der, wenn jemand sich auf ihn stützt, ihm in die Hand fährt und sie durchbohrt. So ist der Pharao, der König von Ägypten, allen, die auf ihn vertrauen.“
Weiter heißt es in Vers 20: „Und wenn ihr zu mir sprecht: ‚Auf den Herrn, unseren Gott, vertrauen wir‘ – ist er es nicht, dessen Höhen und dessen Altäre Hiskia hinweggetan hat? Der zu Judäa und zu Jerusalem sprach: ‚Vor diesem Altar sollt ihr anbeten in Jerusalem‘?“
Und weiter in Vers 32 bis 35: „Aber hört nicht auf Hiskia, der eben auf den Gott Israels vertraute, denn er verführt euch, wenn er spricht: ‚Der Herr wird uns retten.‘ Haben denn irgend die Götter der Nationen jeden sein Land von der Hand des Königs von Assyrien errettet? Wo sind die Götter von Hamath und Arpad, wo die Götter von Sepharwaim, von Hena und Iwa? Haben sie Samaria von meiner Hand errettet? Welche sind es unter allen Göttern der Länder, die ihr Land von meiner Hand errettet haben, dass der Herr Jerusalem von meiner Hand erretten sollte?“
Man merkt, dass es hier nicht nur um eine politische oder militärische Konfrontation ging, sondern um die Frage: Wer ist der wahre Gott? Das führt uns zu Punkt sieben, Unterpunkt drei: Sind die Götter der Assyrer stärker als der Herr?
Auch hier können wir sagen: Nein. Der Herr ließ durch seine Propheten den Sieg Assyriens über die zehn Stämme verkündigen – und zwar als sein Gericht über Israels Abfall von ihm. Viele Stellen in Jesaja, Hosea und Micha (welches wir heute Nachmittag betrachten werden) behandeln genau dieses Thema. Das Morgenthema ist also schön mit dem Nachmittagsthema verknüpft.
Diese assyrische Wegführung wurde bereits von Mose in 5. Mose 28,25 prophezeit. Das macht klar, dass der Gott Israels die Geschichte in seiner Hand hatte. Es war kein Sieg der Götter Assyriens.
Doch Assyrien wurde auch zur Gefahr für das Südreich Juda. König Ahas von Juda (742–727 v. Chr.) suchte Hilfe bei Assyrien gegen das Nordreich Israel und gegen Syrien, die Aramäer. Deshalb brachte er deren Religion nach Jerusalem in den Tempel des Herrn.
Ich lese aus 2. Könige 16,7: „Da sandte Ahas Boten an Tiglath-Pileser, den König von Assyrien, und ließ ihm sagen: ‚Ich bin dein Knecht und dein Sohn. Komm herauf und rette mich aus der Hand des Königs von Syrien und aus der Hand des Königs von Israel, die sich gegen mich erhoben haben.‘“
Ahas nahm das Silber und Gold, das im Haus des Herrn und in den Schätzen des Königshauses war, und sandte es als Geschenk an den König von Assyrien. Der König von Assyrien hörte auf ihn, zog hinauf nach Damaskus, nahm die Stadt ein und führte ihre Einwohner nach Kir weg. Rezin tötete er.
König Ahas ging Tiglath-Pileser, dem König von Assyrien, entgegen nach Damaskus. Als er den assyrischen Götzenaltar sah, der in Damaskus stand, sandte Ahas dem Priester Uria eine architektonische Abbildung dieses Altars und dessen Nachbildung nach seiner ganzen Bauart. Der Priester Uria baute den Altar nach allem, was der König Ahas von Damaskus gesandt hatte.
Dann kam der König von Damaskus, sah den Altar, trat an ihn heran und opferte darauf. Er räucherte sein Brandopfer und Speisopfer, goss sein Trankopfer aus und sprengte das Blut seiner Friedensopfer an den Altar – den ehrwürdigen Altar, der vor dem Herrn stand. Diesen rückte er weg von der Vorderseite des Hauses, weg von der Stelle zwischen seinem Altar und dem Haus des Herrn, und setzte ihn an die Seite seines Altars gegen Norden.
Der König Ahas befahl dem Priester Uria, auf dem großen Altar das Morgen- und Abendbrandopfer zu räuchern.
Damit war die assyrische Religion ins Herz des Südreiches vorgedrungen.
Der nächste Punkt: Nach Ahas, dem Treulosen, kam Hiskia, sein Sohn, von 727 bis 698 v. Chr. Er unterwarf sich Assyrien nicht, sondern leistete Widerstand im vorbildlichen Vertrauen auf den Herrn.
Hiskia entschied sich, keine Steuern mehr an Assyrien zu zahlen. Er wusste, dass dann die assyrische Armee kommen und Jerusalem erobern würde. Deshalb ließ er Jerusalem im Eiltempo befestigen.
Außerhalb der Stadt, im Kidrontal, befindet sich die Gihonquelle. Wenn eine feindliche Armee diese Quelle sieht, hat sie genügend Versorgung und kann die Stadtbewohner verdursten lassen.
Hiskia ließ deshalb die Quelle so abdecken, dass sie von außen nicht mehr sichtbar war. Durch den karstigen Felsen hindurch wurde ein 533 Meter langer Tunnel gebaut, um das Wasser der Quelle in die Stadt zu leiten. Am Ende baute er den Silorteich, sodass man in der Stadt Wasser trinken konnte.
Dann kam die assyrische Armee und verspottete den Gott Israels. Sie sagten, sie würden die Stadt verdursten lassen, und die Bewohner würden ihren eigenen Hahn trinken – eine ziemlich unflätige und primitive Bemerkung. Doch Hiskia befahl, keine Antwort zu geben.
Er betete im Tempel vor dem Herrn um Hilfe. Daraufhin kam das direkte Eingreifen Gottes.
Hiskia hatte auch alle Götzenbilder aus Jerusalem entfernen lassen und eine wirkliche Reformation eingeleitet.
Gott schlug an einem Tag 185.000 Soldaten, eine Zahl, die etwa der Anzahl der Gefallenen im ersten Golfkrieg im Irak entspricht. Sanherib zog daraufhin mit Schande ab.
In seinen Inschriften erwähnt Sanherib natürlich nicht, dass er besiegt wurde. Man muss immer darauf achten, was er nicht schreibt. Er berichtet, wie er Städte Judas eroberte, was auch Micha genau vorausgesagt hatte – das sehen wir heute Nachmittag.
Micha sagte voraus, dass die Gefahr nur bis zum Tor Jerusalems kommen würde, und dort wäre Schluss.
Deshalb beschreibt Sanherib nicht, dass er Jerusalem erobert hätte – weil er dort geschlagen wurde.
Das direkte Eingreifen Gottes führte zur Befreiung Jerusalems und zu einem gewaltigen Sieg über Sanherib und seine Armee.
Das kann man in Jesaja 36-39, 2. Könige 18-20 und 2. Chronik 29-32 nachlesen. Das zeigt, wie wichtig dieses Ereignis war.
Es zeigt auch, wie bedeutend es ist, zu sehen, was diese Götter Assyriens in der Konfrontation mit dem wahren Gott bedeuteten.
Viele Städte Judas wurden zuvor von den Assyrern verwüstet, wie Micha es vorausgesagt hatte. Das war Gottes Zucht über Judas Untreue und Götzendienst, besonders wegen Hiskias Vater Ahas.
Aber halten wir fest: Der Herr ließ den Untergang des assyrischen Reiches prophetisch verkünden – wegen ihres Götzendienstes und ihres Hasses gegenüber seinem Volk.
Das Buch Nahum, das wir in Zukunft an einem Bibelstudientag behandeln werden, beschreibt den Untergang Ninives. Dieses Buch hat sich wortwörtlich im Jahr 612 v. Chr. erfüllt.
Auch Zephanja 2,13 spricht vom Untergang Assyriens, ebenso Jesaja 7-8 und Kapitel 10.
So zeigte sich erneut, wer der wahre Gott ist – der Gott, der nicht nur die Zucht über sein Volk, sondern auch das Gericht über die Fremdvölker und ihren Götzendienst vorausgesagt hatte.
Anhand der Bibel können wir zeigen, dass es nicht so ist, wie unsere Gesellschaft oft sagt: Wenn es um Religion geht, müssen wir nicht nach Wahrheit, nach richtig oder falsch fragen. Jeder könne seine Religion ausüben, und das habe nichts mit Logik zu tun.
Aber Wahrheit hat sehr viel mit Logik zu tun. Die Logik der Bibel zeigt, dass all diese Götter und Religionen, die verschwunden sind, im Staub und Schutt der Geschichte liegen. Das war nicht die Wahrheit.
Der Glaube an den Gott der Bibel aber ist aktuell und besteht bis zum heutigen Tag.
An dieser Stelle machen wir Schluss.
