Guten Abend, ich möchte alle herzlich begrüßen. Ich halte das Referat noch einmal auf Hochdeutsch beziehungsweise in Schriftsprache wegen der Aufnahme. Der anschließende Frage-Antwort-Teil soll dann wirklich im Dialekt sein, so wie es uns am wohlsten ist.
Beim letzten Mal haben wir uns eine Übersicht zur Schöpfungsordnung angesehen und uns mit den Diensten der Frau im Alten und im Neuen Testament beschäftigt. Heute kommen wir, wie angekündigt, zum Thema der kritischen Untersuchung der wichtigsten Argumente zugunsten eines Predigtdienstes für Frauen in der Gemeinde.
Dabei gehen wir in unserem Skript weiter und kommen nun zu einer der wichtigsten Stellen als Argument, dass das Predigtamt für die Frau nach der Bibel in der Gemeinde nicht erlaubt ist. Gerade im Blick auf diese Stelle, 1. Korinther 14,34-40, sind die stärksten Argumente zugunsten des Predigtamtes für Frauen in der Gemeinde erarbeitet worden.
Das heißt, man musste Argumente bringen, um zu erklären, warum diese Stelle nicht das bedeuten soll, was die Gegner sagen: Ein Predigtamt der Frau in der Gemeinde gehe nicht.
Wir lesen einfach zuerst mal den Text aus 1. Korinther 14. Ich beginne schon in Vers 33.
Einführung in die Thematik und Textvorstellung
Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens. Ich zitiere aus der Elberfelder Übersetzung:
Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen eure Frauen in den Gemeinden schweigen. Es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern unterwürfig zu sein, wie auch das Gesetz sagt. Wenn sie aber etwas lernen wollen, sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen. Denn es ist schändlich für eine Frau, in der Gemeinde zu reden.
Oder ist das Wort Gottes von euch ausgegangen, oder ist es zu euch allein gelangt? Wenn jemand sich dünkt, ein Prophet zu sein oder geistlich, so erkenne er, was ich euch schreibe: Es ist ein Gebot des Herrn. Wenn aber jemand unwissend ist, so sei er unwissend.
Historische Bedeutung und kirchengeschichtliche Entwicklung
In den vergangenen zweitausend Jahren Kirchengeschichte war diese Stelle sicher eines der wichtigsten Argumente gegen einen Predigtdienst der Frau in der Gemeinde. Das hat sich auch so ausgewirkt, dass für den größten Teil der Kirchengeschichte in der Christenheit Einigkeit darüber herrschte, dass es kein Predigtamt für die Frau in der Gemeinde geben sollte.
Es gab natürlich kirchengeschichtlich immer wieder Ausnahmen, aber diese waren eine Minderheit. Heute ist es genau umgekehrt: In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts und im beginnenden einundzwanzigsten Jahrhundert ist es in der Christenheit zu einem sehr großen Teil akzeptiert, dass Frauen das Predigtamt in der Gemeinde ausüben dürfen. Wer dies ablehnt, geht heute eher einen Minderheitsweg.
Das stellt die Frage, wie wir mit der Kirchengeschichte argumentieren sollen. Wir können mit der Kirchengeschichte sowohl dagegen als auch dafür argumentieren. Letztlich ist aber nicht die Kirchengeschichte entscheidend für die Wahrheit, sondern die Heilige Schrift.
Orientierung an der Heiligen Schrift als Maßstab
Darum müssen wir uns immer am Text selbst orientieren. Ich möchte nochmals betonen, was ich in der letzten Einleitung gesagt habe: Ein wichtiger Punkt ist die Haltung der Zuhörer in Apostelgeschichte 17.
Als Paulus zu diesen Menschen kam, heißt es, dass sie das Wort mit Bereitwilligkeit aufnahmen. Aber sie waren dabei nicht blauäugig oder blind. Es heißt weiter, dass sie täglich die Schriften untersuchten, um zu prüfen, ob das, was Paulus sagte, wirklich so war. So müssen auch wir es machen. Das ist der entscheidende Punkt: Wir dürfen uns niemals nur an Menschen festhalten.
Alles, was wir als Gläubige erkennen, müssen wir letztlich aus der Heiligen Schrift nehmen. Der Dienst von Gläubigen sollte immer dazu führen, dass die Menschen zum Wort Gottes hingeleitet werden. Wenn man einen Lehrdienst tut, sollte man immer wie ein Wegweiser sein. Ein Wegweiser weist nicht auf sich selbst, sondern auf das Ziel.
So sollte jeder Dienst der Auslegung und der Lehre auf das Wort Gottes hinweisen. Darin müssen wir verwurzelt sein. Ein weiterer Vorteil ist, dass man, wenn man etwas gehört hat und es mit der Bibel vergleicht und zur Überzeugung kommt: „Ja, natürlich, das sagt die Bibel“, dann muss man nicht mehr ständig die Person zitieren, die einen belehrt hat. Stattdessen glaubt man es aufgrund der Heiligen Schrift.
Das ist ähnlich wie bei der samaritanischen Frau. Sie ging ins Dorf und gab Zeugnis. Die Leute reagierten auf ihr Zeugnis und kamen zu Jesus Christus. Schließlich sagten sie: „Wir glauben nicht mehr nur um deines Wortes willen, sondern wir haben selbst erkannt, dass dieser der Heiland der Welt ist.“
Damit kommen wir zur Quelle, und das ist letztlich das, was Autorität hat und Geltung besitzt.
Erste Betrachtung der kritischen Auslegungen zu 1. Korinther 14,34-40
Nun zu den verlesenen Versen und den verschiedenen Auslegungen, die vorgebracht wurden, um zu sagen: Nein, das bedeutet eigentlich nicht das, was man auf Anhieb verstehen würde.
Wenn man den Text ganz offen und ehrlich liest, kommt man zunächst zum Schluss, dass ein Predigtdienst für Frauen in der Gemeinde nicht möglich ist.
Die andere Seite argumentiert jedoch, dass man den Text etwas genauer betrachten muss. Es gibt Stimmen, die behaupten, 1. Korinther 14,34-38 sei eine spätere Einfügung. Diese Verse stammen demnach nicht von Paulus, sondern seien eine spätere Hinzufügung, also eine Fälschung.
Als Argument wird angeführt, dass diese Worte nicht dem Stil und der Theologie von Paulus entsprechen. Außerdem gibt es einige wenige griechische Manuskripte, die die Verse 34 und 35 erst nach Vers 40 setzen. Das zeigt, dass es bei ganz wenigen Handschriften ein kleines Durcheinander gibt.
Bewertung der Handschriftenlage und Stilargumente
Nun, was können wir zu den Handschriften sagen? Der Handschriftenbefund ist klar. Für das Neue Testament liegen uns heute fünf griechische Handschriften vor, und die absolute Mehrheit zeigt sogar eine verblüffende Übereinstimmung.
Vom Handschriftenbefund her ist das Zeugnis überwältigend. Diese Verse sind echt und ursprünglich. Dann gibt es natürlich Verwirrung: „Ja gut, das sind wenige Manuskripte, aber das sind also nur ganz, ganz wenige.“ Die überwältigende Masse der Handschriften ist klar, sie sind echt. Es ist ja immer so: spätere Fehler beim Abschreiben müssen mathematisch gesehen einen Minderheitstext bilden und nicht einen Mehrheitstext.
Stellen wir uns vor, wir haben das Original, den ersten Korintherbrief von Paulus. Dieser wird sagen wir zehnmal abgeschrieben. Nun macht einer dieser zehn Abschreiber einen Fehler. Diese zehn Handschriften werden wiederum abgeschrieben, und nehmen wir an, jede Handschrift wird zehnmal kopiert. Natürlich wird auch die Handschrift mit dem Fehler zehnmal kopiert. So geht das weiter. Es ist ganz klar: Jede spätere Änderung, jeder spätere Schreibfehler wird unter normalen statistischen Umständen einen Minderheitstext bilden. Also können wir das vergessen.
Wie ist das mit dem Stil? Jedes Mal, wenn man das in der theologischen Literatur liest, heißt es: „Der Stil passt nicht.“ Da kann man hellhörig werden. Zum Beispiel wurde das auch für Jesaja behauptet. Das ganze Buch Jesaja sei nicht von einem Jesaja geschrieben worden, sondern der erste Jesaja habe bis Kapitel 39 geschrieben, dann der zweite Jesaja ab Kapitel 40, und am Schluss sogar noch ein dritter Jesaja. Warum? Weil der Stil anders sei.
Wenn man die Statistik der Wörter anschaut, ist der Stil tatsächlich anders. Aber warum? Weil das Thema anders ist. In Jesaja 1 bis 39 geht es vor allem um das Gericht Gottes über die Völker. Ab Kapitel 40 geht es stark um die Gnade Gottes für Israel und die Völker. Deshalb ist natürlich der Wortschatz anders.
Wenn jemand statistisch meine Bücher untersuchen würde – mein Buch über den Tempel, den Messias im Tempel, und dann mein Buch über Mozart – da würde man staunen. Es gibt viele Wörter in meinem Mozart-Buch, die im Tempelbuch kein einziges Mal vorkommen, und umgekehrt. Das hängt immer mit dem Thema zusammen. Immer wenn also gesagt wird, der Stil passe nicht, sind das ganz subjektive Argumente.
Vielleicht noch ein Beispiel: Der Schluss vom Markus-Evangelium fehlt in gewissen Manuskripten. Da wurde gesagt, das sei eine spätere Hinzufügung. Ganz schlaue Leute haben herausgefunden, dass in Markus 16,9-20 siebzehn Wörter vorkommen, die sonst in Markus nie vorkommen. Das sei ein klarer Beweis, dass das nicht Markus geschrieben hat.
Ein anderer war ebenfalls schlau und zählte aus der gleichen Anzahl von Versen davor, nämlich von Markus 15,44 bis 16,8. Er fand auch, dass es dort siebzehn Wörter gibt, die nur in diesem Abschnitt vorkommen. Man muss also sehr, sehr aufpassen, wenn mit Stil argumentiert wird.
Die Zitattheorie und ihre Probleme
Ein zweiter Versuch ist die sogenannte Zitattheorie, die durch Thomas Schirmacher bekannt wurde. Diese Theorie besagt, dass Paulus hier lediglich die Meinung der Korinther zitiert, selbst aber vom Gegenteil überzeugt ist. Das heißt, Paulus sagt nicht alles so, wie es im Text steht, sondern er nimmt bestimmte Sätze der Korinther auf, um letztlich das Gegenteil zu vertreten.
Es ist bekannt, dass der Apostel Paulus manchmal auf Dinge eingeht, die zum Beispiel die Korinther ihm geschrieben haben. Das wird ausdrücklich in 1. Korinther 7,1 erwähnt: „Was aber das betrifft, wovon ihr mir geschrieben habt, so ist es gut, für einen Menschen keine Frau zu berühren, aber um der Unzucht willen ...“ Die Korinther haben ihm tatsächlich Dinge geschrieben, und er reagiert darauf.
Wenn solche Fälle vorkommen, wird meist klar, dass Paulus auf etwas eingeht, was die Korinther gesagt haben. Im vorliegenden Text fehlen jedoch Strukturwörter, die deutlich machen, dass hier ein Zitat folgt oder dass nun seine eigene Meinung kommt.
Deshalb sind die meisten Menschen von dieser Zitattheorie nicht überzeugt, da sie zu künstlich wirkt. Außerdem muss man sich bewusst sein, dass man mit dieser Methode im Prinzip aus jedem biblischen Text das Gegenteil machen könnte. Das ist die Gefahr, die mit dieser Theorie verbunden ist.
Weitere Auslegungen zum Kontext der Verse
Eine weitere Auslegung zu 1. Korinther 14,34 besagt, dass es hier lediglich um die Beurteilung der Weissagung in der Gemeinde geht. Es wird also nicht behauptet, dass Frauen grundsätzlich nicht predigen dürfen. Vielmehr sollen Frauen bei der Beurteilung der Weissagungen in der Gemeinde nicht mitwirken. Das sei die Aussage dieses Verses.
Kritisch muss man jedoch anmerken, dass der Apostel Paulus dieses Thema nicht explizit anspricht. In Vers 29, einige Verse vorher, sagt er zwar: „Lasst zwei oder drei Propheten reden und die anderen sollen urteilen.“ Doch dann fährt er fort: „Wenn bei einem anderen, der da sitzt, eine Offenbarung kommt, so schweige der Erste. Denn ihr könnt einer nach dem anderen alle weissagen, damit alle lernen und alle getröstet werden.“ Außerdem heißt es: „Die Geister der Propheten sind den Propheten untertan; denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.“
Dann folgt der Satz: „Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen eure Frauen schweigen in den Gemeinden; denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden.“ Paulus spricht hier nichts von einer Beurteilung, er greift den Punkt aus Vers 29 nicht wieder auf. Doch das ist wichtig: „Die anderen sollen urteilen“ gilt für alle, nicht nur für Männer.
Genau das ist der Punkt: Wenn jemand Gottes Wort verkündet, müssen wir immer aufmerksam zuhören und nicht blind übernehmen. Wir müssen beurteilen, ob das Gesagte wirklich von Gott kommt und mit seinem Wort übereinstimmt. Das gilt übrigens nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen. Nirgends in der Bibel finden wir einen Hinweis darauf, dass Frauen nicht urteilsfähig wären.
Natürlich müssen Frauen beurteilen können. Gerade als Mütter werden sie oft mit vielen Herausforderungen konfrontiert – durch die Kinder und später durch die Jugendlichen. Dann wird es manchmal schwierig, und Mütter müssen Auskunft geben können. Sie müssen die Bibel gründlich kennen. Wie sonst könnten sie argumentieren und all die Strömungen beurteilen, die Kinder und Jugendliche aus der Schule oder von Freunden mit nach Hause bringen?
Ein weiterer Vorschlag besagt, dass es bei 1. Korinther 14,34 nur um die Beurteilung der Weissagung geht und Frauen sich daran nicht öffentlich beteiligen dürfen. Doch es wird nirgends gesagt, dass Frauen nicht beurteilen dürften. Und es ist auch nicht so, dass wir nach jeder Predigt eine öffentliche Beurteilung machen würden – das wäre ziemlich hart.
In der Praxis wissen wir, dass man manchmal einem Bruder sagen muss: „Die Verse, die du am Anfang gelesen hast, waren sehr schön.“ Aber die Predigt selbst hat dann nicht so viel gebracht. Doch eine öffentliche Kritik direkt nach der Predigt wäre entmutigend, besonders für jüngere Brüder. Kaum ist die Predigt vorbei, wird dann sofort gesagt, was nicht ganz richtig war.
Ein gutes Beispiel finden wir in Apostelgeschichte 18: Apollos kam in die Synagoge in Ephesus. Aquila und Priscilla hörten ihm zu und merkten, dass er nicht ganz auf dem neuesten Stand war. Dann luden sie ihn zu sich nach Hause ein, und gemeinsam, als Ehepaar, führten sie Apollos weiter. Es ist sehr wichtig, dass solche Korrekturen diskret geschehen und nicht entmutigen, sondern ermutigen.
Diskussion weiterer Interpretationen und kultureller Hintergründe
Es geht hier nur um das Lehren der Frauen; das dürfen sie nicht, nämlich gemäß 1. Timotheus 2,11-12. Weissagen dürfen sie aber in der Gemeinde, gemäß 1. Korinther 11,5. Dort wird auch wieder gesagt, dass dieses Schweigen nicht absolut gemeint ist.
Natürlich geht es nicht um das Beurteilen, aber einfach Frauen dürfen nicht lehren. Hier wird jedoch nichts vom Lehren gesagt, sondern nur vom Schweigen. Auf die Stelle aus 1. Timotheus 2 gehen wir gleich noch zusammen ein.
Auch zum Punkt, dass Frauen in der Gemeinde weissagen dürfen, gemäß 1. Korinther 11,5, möchte ich noch einmal vorlesen: „Jede Frau aber, die betet oder weissagt, mit unbedecktem Haupt, entehrt ihr Haupt; denn es ist dasselbe, als wenn sie geschoren wäre.“ Das schauen wir uns ebenfalls an, denn oft wurde gesagt, dass hier ein Widerspruch besteht. Einmal sagt der Apostel Paulus in 1. Korinther 11, Frauen können beten und weissagen, andererseits sagt er in 1. Korinther 14,34, sie sollen schweigen. Aber darauf gehen wir noch ein. Diesen Punkt lassen wir daher in der kritischen Beurteilung noch offen.
Der nächste Punkt ist, dass Frauen nicht schwatzen dürfen in der Gemeinde. Das griechische Wort für „reden“ oder „nicht reden“ ist laleó. Wir kennen das Wort „lallen“, damit verwandt. Laleó (1434) bedeutet Reden im Sinn von Schwatzen. Frauen dürfen also nicht schwatzen in der Gemeinde, und darum heißt es, sie müssen schweigen. Wenn sie aber etwas Vernünftiges sagen, wäre das natürlich erlaubt.
Auf diesen Punkt gehen wir ebenfalls gleich bei der gründlichen Studie der Sätze aus 1. Korinther 14 ein. Dann gibt es noch einen weiteren Vorschlag zu 1. Korinther 14,34: Es gehe um eine Gemeindebesprechung und nicht um eine Zusammenkunft zur Predigt. In einer Gemeindebesprechung dürfen Frauen nichts sagen, beim Predigen aber schon.
Ein weiteres Beispiel: 1. Korinther 14,34 spiegle lediglich die kulturelle Situation von damals wider. In diesem kulturellen Umfeld sei das nicht möglich gewesen, und darum habe der Apostel Paulus das mit Rücksicht auf die Kultur so unterstützt. Das sei aber heute nicht mehr verbindlich, denn Kultur sei ja nicht etwas Verbindliches.
Dieses Argument wird auch in anderen Zusammenhängen oft gebracht: der Hinweis auf die Kultur. Dabei muss man sich aber im Klaren sein, wie der Herr Jesus sich gegenüber Kultur verhalten hat. Er hat kulturelle Missstände ganz scharf angegriffen.
Man denke an Markus 7, wo der Herr Jesus auf die Überlieferung der Ältesten im Judentum eingeht. Diese Überlieferungen waren Auslegungen der alten Rabbiner, die verbindlich für das gesamte Volk Israel waren. Der Herr Jesus greift diese Überlieferungen stark an und zeigt sogar, dass sie zum Teil im Widerspruch zum Wort Gottes stehen. Das ist ein Beispiel aus Markus 7.
Er greift diese Überlieferungen also ganz vehement an. Man muss wissen, dass diese Überlieferung der Ältesten zu Jesu Zeiten mündlich überliefert wurde. Jeder Rabbiner gab sie an seine Schüler weiter, die sie auswendig lernen mussten.
Ab dem zweiten Jahrhundert nach Christus wurde diese Überlieferung der Ältesten schriftlich fixiert, weil der Tempel und der Staat Israel untergegangen waren. Man dachte, das gehe sonst verloren, und man müsse es schriftlich festhalten. Daraus entstand der Talmud mit vielen kulturellen Zusätzen aus dem Judentum zur Bibel.
Doch der Herr Jesus greift das ganz massiv an. Das zeigt uns: Wir können nicht einfach sagen, Kultur ist Kultur. Wir müssen kulturkritisch sein.
Es gibt kulturelle Dinge, auch in der Schweiz, die gut oder zumindest akzeptabel sind, weil sie nicht im Widerspruch zum Wort Gottes stehen oder sogar göttliche Grundsätze unterstützen. Aber wenn wir kulturelle Dinge sehen, auch heute, die im Widerspruch zur Bibel stehen, müssen wir sehr wohl kulturkritisch sein und nicht alles akzeptieren.
Persönliche Erfahrungen als Beispiel für Kulturkritik
Um ein Beispiel zu geben, ohne jemandem zu nahe zu treten: Mit 14 Jahren war für mich klar, dass ich Musik studieren werde. Damals begann ich auch zu komponieren – und zwar so, wie man im zwanzigsten Jahrhundert komponiert, nämlich atonal.
Das hat einige Zeit gedauert, bis ich feststellen musste, welche Ideologie eigentlich hinter dieser Musik steckt. Genau an der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert begann man, die traditionellen Harmonien aufzulösen. Doch dahinter steckte viel mehr. Es ging letztlich darum, alles Überkommene aufzubrechen – und damit auch die moralischen und ethischen Grundsätze der Bibel. All das sollte aufgelöst und hinterfragt werden. Es gab keine absoluten Standards mehr.
Früher war es klar: Wenn man in C-Dur komponiert, muss man am Ende wieder zu C-Dur zurückkehren. Es gab ganz genaue Gesetzmäßigkeiten, wie man Harmonien miteinander verbindet. Diese wurden nun alle aufgebrochen. Schließlich erkannte ich, dass dahinter ein gottwidriges Denken stand.
Daraufhin vernichtete ich alle meine Kompositionen. Von da an wurde ich gegenüber dieser Kultur sehr kritisch. Man kann nicht einfach alles übernehmen und sagen: Das ist Kultur. Im zwanzigsten Jahrhundert komponiert man in der klassischen Musik eben so.
Detailuntersuchung des Textes von 1. Korinther 14,34
Ja, jetzt gehen wir zur detaillierten Untersuchung des Textes von 1. Korinther 14,34. In Vers 33 heißt es: „Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.“
Vielleicht ist aufgefallen, dass es Bibelübersetzungen gibt, in denen der Satz weitergeht: „Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens, wie in allen Gemeinden der Heiligen.“ Danach folgt dann: „Eure Frauen sollen schweigen in den Gemeinden.“
Im ursprünglichen griechischen Text wurden jedoch keine Punkte und Kommas gesetzt. Das führt nur in Ausnahmefällen zu offenen Fragen – hier zum Beispiel: Wo gehört das Komma hin? Heute ist es üblich, dass Bibelübersetzer den Satz so verstehen, dass der Apostel sagt: „Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.“ Warum dann „wie in allen Gemeinden“? Dass Gott so ist, wie er ist, ist klar. Und es ist ebenso klar, dass er an keinem Ort anders wäre als an einem anderen.
Das ist also zuerst eine Aussage über Gott, der auch über dem Gottesdienst steht: „Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.“ Punkt.
Dann folgt: „Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen auch eure Frauen schweigen.“
Hier habe ich eine Fußnote gesetzt: „Wie in allen Gemeinden der Heiligen“ – in allen christlichen Gemeinden damals galt das Schweigen der Frauen in der Gemeindeversammlung. Korinth jedoch machte sich zu einem Sonderfall, wo dies nicht so praktiziert wurde. Deshalb kann der Apostel Paulus gegen Korinth argumentieren und sagen: „Das soll auch bei euch so sein, wie in allen Gemeinden, da wird das so gemacht.“
Es wurde jedoch gefragt: „Hier steht ‚Sollen eure Frauen schweigen‘ – aber was heißt denn schon ‚schweigen‘?“ Schweigen kann ja manchmal nicht ganz absolut sein, und das wurde in Frage gestellt.
In der Fußnote zwei habe ich geschrieben: „Siegau“ heißt schweigen, stumm oder ruhig sein. Es kommt von „Siegä“, einem Hauptwort, das Schweigen, stillschweigen, stille Ruhe bedeutet. Ich habe hier alle zehn Stellen angegeben, wo das sonst noch vorkommt. Also es heißt tatsächlich „schweigen“.
Interessant ist, dass der Apostel Paulus dann sagt: „Schweigen in den Gemeinden, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden.“ Wenn jemand nicht weiß, was Schweigen bedeutet, wird hier nochmals erklärt: „Nicht reden!“ Das ist ziemlich einfach, oder? Schweigen heißt also nicht reden, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden.
Zu „erlaubt“ habe ich noch eine Fußnote gemacht: „Nicht erlaubt“ heißt im Griechischen „uepitrepetai“. Das ist ein Ausdruck, der speziell „in göttlicher Verfügung verboten“ bedeutet. Deshalb habe ich auch die Stellen Apostelgeschichte 14,16, 16,7 und Markus 10,4 hinzugefügt. Es ist ihnen nicht erlaubt – es ist eine göttliche Verfügung –, zu reden.
Jetzt kommen wir zu dem Wort „laleo“ – reden. Ein Ansatz war, dass „reden“ auch „schwatzen“ bedeuten könnte. „Lallen“ ist etwas anderes als „laleo“. Im Griechischen heißt „laleo“ einfach sprechen, reden. Es ist eigentlich das allgemeinste Wort für sprechen oder reden.
Das gleiche Wort wird in 1. Korinther 14,21 verwendet. Paulus zitiert aus dem Propheten Jesaja: „Es steht im Gesetz geschrieben: Ich will in anderen Sprachen und durch andere Lippen zu diesem Volk reden. Und auch so werden sie nicht auf mich hören, spricht der Herr.“ „Laleo“ wird hier für Gott verwendet.
Man kommt also in die Nähe von Lästerung, wenn man sagt, „laleo“ bedeutet „schwatzen“. Aber noch stärker oder zusätzlich wäre das eigentlich schon sehr, sehr, sehr stark.
In 1. Korinther 14 kommt das Wort ständig vor für diejenigen, die weissagen (14,6 und 29), für diejenigen, die Erkenntnis weitergeben (14,6), für diejenigen, die lehren (14,6), für diejenigen, die in Sprachen reden und zur Erbauung sprechen (14,3). Das Wort kommt 24 Mal in 1. Korinther 14 vor.
Und jetzt plötzlich, am Schluss, soll es „schwatzen“ heißen? Das geht nicht auf. Das ist nicht akzeptabel.
Weiter heißt es also: „Wie in allen Gemeinden der Heiligen, aber Frauen schweigen, es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern unterwürfig zu sein.“
Wie auch das Gesetz sagt. Hier wird also noch mehr argumentiert. Es ist wichtig, dass Unterwürfigkeit ausgelebt wird.
Bedeutung von Unterwürfigkeit und das Gesetz
Das ist natürlich auch ein wichtiger Punkt. Ich habe in den Darstellungen in diesen ETG-Skripts über Dienst und Stellung der Frau in der Gemeinde einen Absatz gesehen, in dem gesagt wird, dass das Wort „untertan sein“ oder „unterwürfig sein“, das wir hier haben, nämlich Hypothasso, anders verstanden werden müsse. Nämlich im Sinne von „einordnen“ oder „sich einordnen“. Man könne aus diesem Wort nicht ableiten, dass es eine hierarchische Ordnung gebe. Die Idee einer Hierarchie entstehe nur, wenn man bereits eine vorgefasste Meinung habe, dass es Unterschiede gäbe. Wenn man diese vorgefasste Meinung nicht habe, sei klar, dass Hypothasso nicht „unterordnen“ bedeutet, sondern „einordnen“.
Schauen wir uns dazu kurz Epheser 5,22 an: „Ihr Frauen, ordnet euch euren eigenen Männern unter als dem Herrn, denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist.“ Hier haben wir das Wort Hypothasso. Nun soll das heißen: „Ihr Frauen, ordnet euch ein mit euren eigenen Männern“ und nicht „ordnet euch euren eigenen Männern unter“. Aber im Vers 23 wird ja gerade argumentiert: „Denn der Mann ist das Haupt der Frau.“ Der Ausdruck „Haupt“ drückt nicht etwa aus, dass es um eine Einordnung geht, sondern es geht um eine Unterordnung unter das Haupt, das die Hauptverantwortung tragen soll.
Nehmen wir dazu ein Standardwörterbuch für Griechisch von Menge, der übrigens auch die Menge-Bibelübersetzung erstellt hat. Dieses Wörterbuch ist eigentlich für die griechische Sprache allgemein gedacht, also nicht nur biblisch, sondern auch außerbiblisch. Menge hat aber natürlich das Neue Testament mit berücksichtigt. Schlagen wir unter „Y“ nach, was zu Hypothasso steht: Erstens aktiv: „darunter stellen“, „unterordnen“, „unterwerfen“. Zweitens im Medium/Passiv: „sich unterwerfen“, „gehorsam sein“, „gehorchen“. Fertig.
Es ist natürlich ein Wörterbuch, man muss viele benutzen. Nehmen wir noch das Wörterbuch zum Neuen Testament von Walter Bauer, auch ein Standardwörterbuch. Dort steht genau dasselbe. Nichts von „einordnen“. Hypothasso ist zusammengesetzt aus „Hypo“ (unter) und „Tasso“ (ordnen). Tasso bedeutet für sich tatsächlich „einordnen“. Die Griechen benutzten es auch, um sich in einer Schlachtreihe zum Beispiel einzuordnen – nebeneinander. Aber Hypothasso bedeutet wirklich „Unterordnung“, wobei auch der Gedanke des Gehorsams mit dabei ist.
Es wird aber noch weiter argumentiert, dass es nicht nur um Unterordnung, sondern um Unterwürfigkeit gehe, „wie auch das Gesetz sagt“. Hier wird oft kritisch gesagt: „Das Gesetz sagt nirgends, dass Frauen unterwürfig sein sollen. Woher kommt das?“ Möglicherweise ist da ein außerbiblisches, quasi kulturelles Gesetz gemeint. Aber in der Bibel sei das nicht so.
In der Fußnote verweise ich auf 1. Mose 3,16. Das haben wir letztes Mal ausführlich angeschaut, darum will ich das jetzt nicht nochmals im Detail aufwärmen. Auf Seite 1, „Die Geschlechter in der Schöpfungsordnung“, verweise ich einfach darauf, dass wir im nächsten Abschnitt, „Der Sündenfall und die Geschlechterordnung“, auf 1. Mose 3,16 ausführlich eingegangen sind.
Dort haben wir gesehen, dass die Frau das Verlangen nach dem Mann hat, ihn in seinen Besitz zu bekommen. Dann sagt Gott: „Er aber soll über dich herrschen“ – also regieren, vorstehen, Herr sein. Das ist ein Bezug auf 1. Mose 3,16.
Wichtig ist: Das Gesetz, hebräisch „Tora“, bezeichnet die fünf Bücher Mose. Darin sind auch die Teile in 1. Mose enthalten, die von der Zeit handeln, bevor Gott die Tora – das Gesetz, die Zehn Gebote und die Hunderte von Geboten am Sinai – Israel gab. Dieser Bund am Sinai (2. Mose 19 und folgende) wurde nur mit dem Volk Israel geschlossen, nicht mit den anderen Völkern.
Darum macht im Neuen Testament der Galaterbrief klar, dass man gläubige Menschen, die zum Glauben kommen – und das sind keine Juden –, nicht ins Judentum hineinführen und unter das Gesetz stellen darf. Das Gesetz war nur für Israel bestimmt und, nebenbei gesagt, nur bis der Messias kommen sollte.
Aber das davor ist nicht das Gesetz vom Sinai. Trotzdem heißen die ganzen fünf Bücher Mose „Tora“. So verweist Paulus also auf eine Stelle, die von Bedeutung ist für die ganze Menschheit. Denn alles, was in der Schöpfungsordnung begründet war, gilt für alle Menschen. Auch das, was mit Gottes Ordnungen ab dem Sündenfall zusammenhängt.
Das wird nochmals unterstützt und steht in Übereinstimmung mit 1. Mose 3,16. Wir haben letztes Mal gesehen, dass das Gebot „Er soll über dich herrschen“ nicht eine Folge des Sündenfalls ist, sondern eine Bestätigung davon, wie Gott die Führung schon in der Schöpfung dem Mann übergeben hatte.
Außerdem haben wir gesehen, dass die Unterordnung der Frauen nicht etwas Sklavisches ist. Darum wurde Eva ja aus der Rippe von Adam „geklont“, also aus dem Knochen, der dem Herzen am nächsten ist, und nicht etwa aus einem Fußknochen, damit sie möglichst weit unten gehalten werden könnte.
Hier wird einfach noch zusätzlich argumentiert, dass dies auch in Übereinstimmung mit dem steht, was wir in 1. Mose 3,16 ganz am Anfang der Menschheit von Gott verordnet finden.
Bedeutung des Lernens und der privaten Fragestellung
Jetzt zum nächsten Punkt: Wenn Sie aber etwas lernen wollen, so sollen Sie daheim Ihre eigenen Männer fragen.
Was bedeutet hier „lernen“? Wichtig ist, dass es nicht heißt „wenn Sie etwas lehren wollen“, sondern „lernen“. Das heißt, wenn Sie eine Frage stellen möchten, sollen Sie das nicht öffentlich in der Gemeinde tun, sondern im privaten Rahmen.
Das zeigt auch, dass es in den Gemeindezusammenkünften üblich war, direkt Fragen zu stellen. Dabei beteiligten sich vor allem die Männer aktiv an diesem Dialog. Ein Beispiel dafür finden wir in Apostelgeschichte 20, wo Paulus eine lange Predigt bis Mitternacht und darüber hinaus hielt. Dort heißt es, er unterredete sich bis Mitternacht. Das griechische Wort „dialegomai“ bedeutet Dialog. Es kann zwar auch einen Vortrag meinen, aber vor allem eine Zwiesprache oder einen Dialog.
Hier wird also gesagt, dass Frauen ihre Fragen nicht während der Gemeindeversammlung stellen sollen. Wichtig ist: Lernen bedeutet, Fragen zu stellen. Das hat nichts mit Führen oder Autorität ausüben zu tun. Wenn jemand eine Frage stellt, geschieht das unterwürfig, weil man gerne eine Antwort erhalten möchte.
Auch Schweigen bedeutet nicht nur, nicht zu lehren, sondern auch, keine Fragen zu stellen. Die Frauen sollen ihre Fragen im privaten Rahmen, also zuhause, stellen.
Warum heißt es „ihre eigenen Männer“? Warum sollen sie nicht andere Brüder fragen? Das ist eine kluge Nebenbemerkung des Apostels. Wenn Frauen ihre Fragen immer den Brüdern stellen, weil sie dort sofort eine Antwort erwarten, aber nicht dem eigenen Mann, der vielleicht gerade keine Antwort weiß, dann wird der Mann ständig geschont. Das ist nicht gut.
Wenn der Mann die Frage gestellt bekommt, wird er gefordert. Er muss sich bemühen, eine Antwort zu finden. Das hat eine pädagogische Wirkung in der Ehe. Die Frau hat dabei sowieso eine enorme Bedeutung als Anspornende.
Im Buch der Richter sehen wir, wie wichtig Frauen in diesem Zusammenhang sind. Die Zeit beginnt mit den Israeliten, die Fremdehen eingehen, also mit Götzendienern oder Götzendienerinnen. In diesem Abfall kommt dann der erste Richter Othniel.
Othniel hatte eine vorbildliche Ehe, weil er eine Israelitin geheiratet hatte, Aksa, eine Frau aus dem Volk Gottes. Aber nicht einfach so: Kaleb sagte, wer Kiryat Sefer erobert, bekommt seine Tochter Aksa zur Frau. Othniel eroberte die Stadt und setzte sich mit Energie dafür ein, dass das Land, das Gott seinem Volk versprochen hatte, auch tatsächlich in Besitz genommen wurde.
Das kann man in Richter 1 nachlesen. Dort steht, dass Aksa ihn antrieb, von Kaleb noch Quellen dazu zu fordern. Kiryat Sefer liegt ganz unten beim Negev, einem sehr heißen Gebiet. Sie wollte auch Quellen, diesen Segen von lebendigem Wasser.
Offensichtlich ging es Othniel zu langsam, denn es heißt, dass sie vom Esel sprang. Kaleb fragte: „Was ist mit dir?“ Und sie antwortete: „Du hast mir ein Mittagsland gegeben, gib mir auch Quellen, die oberen und die unteren Quellen.“
Sie hatte also Durchsetzungsvermögen. Man sieht ja am Verhalten, wie jemand vom Pferd oder Esel steigt, viel über den Charakter einer Person. Aksa war vom Esel abgestiegen – das war kein Ross, aber ähnlich. Es ging ihr zu langsam, und deshalb setzte sie sich selbst ein.
Wichtig ist: Sie hat ihn angetrieben, und das wird positiv bewertet. Viele Männer, die vielleicht in der Öffentlichkeit stehen, sollten zugeben, wie stark sie von ihren Frauen gefördert und ermutigt wurden.
Also zum Thema Fragenstellen: Das heißt nicht grundsätzlich, dass es falsch wäre, auch andere zu fragen. Aber der normale Weg ist zuhause, die eigenen Männer zu fragen.
Und dann folgt ein weiterer Satz: „Genügt das nicht?“ Bis jetzt...
Schärfe der Argumentation und die Bedeutung von Scham
Man merkt, die Dichte der Argumentation ist unglaublich. Denn es heißt: Es ist, was sage ich, es ist für Frauen schändlich, in der Gemeinde zu reden.
„Schändlich“, habe ich in der Fußnote hingeschrieben, „Eisross“. Das kommt viermal vor. Ich habe noch weitere Stellen angegeben, also etwas, das anstößig ist, aber nicht aus kultureller Sicht. Die Kultur ist nicht das, was uns leiten muss, sondern Gottes Empfinden.
Aber jetzt könnte es doch fertig sein, oder? Aber nein, es geht weiter.
Oder ist das Wort Gottes von euch ausgegangen? Was will das sagen? Es ist eine ironische Frage. Ich habe mir eine Fußnote dazu vermerkt: In allen Gemeinden schweigen die Frauen, in Korinth ist es anders.
Ja, jetzt muss man sich überlegen: Warum ist das dort anders? Vielleicht ist diesbezüglich in Korinth eine anderslautende Offenbarung empfangen worden, welche die anderen Gemeinden leider nicht kennen. Aber natürlich, es ist ironisch.
Warum macht ihr das anders, ihr Korinther? Ist das Wort Gottes von euch ausgegangen? Habt ihr eine Offenbarung bekommen, dass Frauen in der Gemeinde sprechen sollen? Wir haben leider nichts davon gehört.
Und dann kommt schon der nächste Satz: Oder ist es zu euch allein gelangt? Hier habe ich auch eine Fußnote gesetzt. Es ist wieder eine ironische Frage.
In allen Gemeinden schweigen zwar die Frauen, in Korinth ist es anders. Vielleicht ist irgendwo – nicht in Korinth, aber irgendwo – eine anderslautende Offenbarung empfangen worden, die leider einzig und allein nur nach Korinth gelangt ist. Und die anderen haben das alles verpasst. Darum machen sie es falsch, und die Frauen schweigen.
An Korinth ist es anders. Ist es nur zu euch gekommen? Ja, und jetzt ist es fertig? Nein, jetzt kommt noch Vers 37:
„Wenn jemand sich dünkt, ein Prophet zu sein oder geistlich, so erkenne er, dass die Dinge, die ich euch schreibe, Gebote des Herrn sind.“
Was ein Prophet ist, das ist klar: jemand, der in direkter Beziehung zu Gott steht. Geistlich ist jemand, der sich auch im Alltag ganz normal durch den Heiligen Geist leiten lässt, auch in Alltagsfragen.
Ich war in 1. Korinther 3, sagt der Apostel Paulus den Korinthern: Ihr seid fleischlich und nicht geistlich. Und das sieht man daran, dass bei euch so viel Eifersucht da ist und Streit untereinander. Ihr seid nicht geistlich.
Ein geistlicher Christ – eben da sieht man, dass der Heilige Geist ihn auch im Alltag leitet und ihm hilft, sich zu zügeln.
Wenn jemand sich dünkt, ein Prophet zu sein oder geistlich, so erkenne er – also dann muss er jetzt verstehen –, dass das, was hier steht, Gebote des Herrn sind. Und eben sagt er nicht einfach „so erkenne er, dass das richtig ist“, sondern jetzt wird noch stärker argumentiert: Die Dinge, die ich euch schreibe, sind Gebote des Herrn.
Damit ist es endgültig widerlegt, wenn jemand sagt, das ist kulturell. Das kann nicht kulturell sein. Das heißt, das sind Gebote des Herrn.
Aber ich würde so etwas nie wagen zu sagen. Aber wenn ich den Text so nehme, was wäre die Konsequenz, wenn jetzt jemand nicht erkennen würde, dass dies hier Gebote des Herrn sind? Was wäre dann der Umkehrschluss?
Also, wenn man geistlich ist, dann erkennt man es. Und wenn man es nicht erkennt? Versteht ihr, warum ich das nicht sagen würde? Das würde ich nie sagen. Aber so ist es da formuliert. Das ist unglaublich stark.
Dann kommt der nächste Satz, wir sind noch nicht fertig:
„Wenn aber jemand dies nicht versteht, so verstehe er es nicht.“
Also gewissermaßen: Wenn jemand das nicht anerkennen oder nicht begreifen will, dann gilt die göttliche Verordnung, er verstehe es nicht. Dann gibt Gott das Licht auch nicht.
Und es ist ja so: Woher kommt das, dass wir Erkenntnis bekommen aus dem Wort Gottes? Ich habe das auch letztes Mal am Anfang sehr betont: Das hängt nicht zusammen mit unserer Gelehrsamkeit.
Es gibt viele gelehrte Leute, Theologen, die sagen, die Bibel ist nicht Gottes Wort, und sie verwerfen einfach alles. Also macht das klar: Ihre Gelehrsamkeit hat sie nicht dazu gebracht, dass sie das Wort Gottes verstehen.
Ja, aber wie ist es denn mit Apollos? Das war ein sehr gelehrter Mann. Apostelgeschichte 18 beschreibt ihn, wie er kam: ein beredter Mann, der mächtig war in den Schriften, sorgfältig lehrte er die Dinge von Jesus.
Ja, es war ein gelehrter Mann, aber er hat die Gelehrsamkeit unter die Autorität Gottes und des Wortes Gottes gestellt. Dann ist es eine Hilfe.
Ich sage immer: Wenn man Griechisch lernt und Hebräisch und Archäologie des Nahen Ostens und so weiter, das ist wie ein Handwerk. Es ist genauso, wie ein Mechaniker weiß, wie man mit diesen und jenen Pfeilen umgeht, mit diesen Arten von Hämmern, mit diesen Schlüsseln. Die sind einfach da, um das Ziel zu erreichen – das ist das Handwerk.
Aber man kann natürlich mit Hämmern auch ganz dumme Sachen machen, ist klar. Man kann einem anderen den Kopf einschlagen.
Das muss ein Rüstzeug sein, aber es geht darum, das wirklich unter den Gehorsam Christi zu stellen.
Und wir sehen gerade im Leben von Daniel ab Kapitel 1 diesen Gedanken: Daniel wollte sich nicht verunreinigen und hat sich vorgenommen: „Ich werde dem Herrn treu bleiben.“ Und als Antwort dafür gab Gott ihm Weisheit.
Diese Weisheit hat ihn nicht stolz gemacht, denn falsche Erkenntnis macht stolz. Immer wenn wir merken, jetzt werden wir eingebildet, dann können wir wissen, das ist nicht die Erkenntnis, wie man erkennen soll (1. Korinther 8,1-2).
Demütig macht ihn die Erkenntnis, schlicht und freudig im Glauben. Er ist gut.
Dann sehen wir in Kapitel 2: Diese Weisheit führt dazu, dass er noch treuer ist, und dann gibt ihm Gott noch mehr Licht, erklärt ihm auch den Traum von Nebukadnezar.
Und dann ist es so eine Erkenntnisspirale: Treue und Gehorsam führen zu Erkenntnis, und diese Erkenntnis, wenn sie eben die richtige Erkenntnis ist, führt wieder neu zu Treue und Hingabe. So geht das weiter.
Am Schluss wurde Daniel ein alter Mann und hat schließlich das ganze Buch Daniel verfasst, von dem es heißt: Viele werden es durchforschen, und die Erkenntnis wird sich mehren.
Ja, auf der anderen Seite ist es so: Wenn wir in einer Sache nicht gehorsam sein wollen, dann ist es oft so, dass Gott uns das Licht wegnimmt.
Und ich habe schon Fälle gesehen, wenn es um irgendwelche Themen geht, wo ich mir sagen muss: Glücklicherweise kann die Person wirklich ehrlich sagen, mir ist das überhaupt nicht klar. Denn hätte diese Person Licht in dieser Sache, wäre das ja noch viel schlimmer, wenn sie ungehorsam ist.
Nicht wahr? Es ist weniger schlimm, wenn wir etwas nicht begreifen und dann falsch handeln, als wenn wir etwas wissen, es ist uns klar, und wir handeln falsch.
Darum ist es eigentlich die Liebe des Herrn zu uns, dass er uns in gewissen Fällen einfach das Licht wegnimmt.
Das ist gar nicht klar. Das ist etwas Geheimnisvolles: Wie können wir Gottes Wort überhaupt verstehen?
Damit ist das Thema abgeschlossen, jetzt geht er nicht mehr weiter.
„Wenn aber jemand es nicht versteht, so verstehe er es nicht.“ Dann ist der Fall so abgeschlossen.
Aber nochmals: Ich habe mir überlegt, ich kenne keine andere Stelle im Neuen Testament, wo so dicht argumentiert wird über einen Punkt.
Man könnte viele andere Stellen bringen, wo der Apostel Paulus logisch und zwingend argumentiert und aufbaut. Er benutzt ja viel kleine Strukturwörter – denn, und, weil und so weiter – und man muss den Gedankengang genau verfolgen.
Aber so dicht wie hier nirgends.
Da fragt man sich: Wieso ist das denn so geschrieben worden?
Gott wusste, dass am Ende der Kirchengeschichte gerade die Sache Stellung Mann und Frau sehr zentral werden wird.
Wir leben in einer Zeit, in der das enorm angefochten wird. Und zwar nicht mehr so, als ich Kind war. Da ging es ja einfach um den Feminismus: Mann und Frau sind gleich.
Später habe ich dann gelernt: Frauen sind besser.
Und jetzt muss ich von der Gesellschaft noch weiter lernen: Nein, Frauen sind nicht besser, sondern es ist eigentlich gar kein Unterschied, und man kann ja wählen, was man sein will.
Aber das wird so massiv angegriffen.
Woher kommt das? Das wäre jetzt ein Thema für sich, geistesgeschichtlich zu erklären, wo das herkommt. Man kann es ganz genau erklären, die Entwicklung.
Der Marxismus und der Neomarxismus haben eine ganz entscheidende Rolle darin gespielt.
Vielleicht möchte ich das noch antönen: Im marxistischen Denken – und heute in der abgewandelten Form im Neomarxismus – geht es um die Zerstörung jeglicher Autorität.
Karl Marx ist ausgegangen vom Klassenkampf: Da sind die Fabrikbesitzer, und da ist das Proletariat, das am Fließband arbeitet, unterdrückt wird, zu wenig Lohn bekommt.
Jetzt muss das Proletariat den Klassenkampf aufnehmen und die da oben stürzen.
So gibt es durch die Revolution These, Antithese und Synthese.
Die Antithese sind die Fabrikbesitzer, die These das Proletariat; sie stoßen zusammen, und dann gibt es eine neue Gesellschaft, eine Synthese.
Das soll die sozialistische Gesellschaft sein, wo der Staat den Sozialismus steuert. Das ist noch nicht das Paradies.
Aber dann soll es letztlich dazu führen, dass am Ende, nach einer langen sozialistischen Phase, das Paradies kommen soll.
Und da werden alle Gegensätze aufgelöst, und zwar nicht nur Arbeitnehmer und Arbeitgeber, sondern auch Mann und Frau. Da gibt es keine hierarchischen Strukturen mehr, auch nicht mehr Vater und Kinder.
Das Patriarchale muss zerstört werden.
Das Schlimmste, was es gibt, ist der Vater.
Darum ist auch das zwanzigste Jahrhundert zu Recht von Huntemann das Jahrhundert des Vaterhasses genannt worden.
Wenn man diese Entwicklungen sieht – und natürlich haben wir mit dem nichts zu tun, wir lehnen das ja alle ab –, aber wir müssen uns einfach immer kritisch fragen: Wie stark haben diese Entwicklungen eine Bedeutung für uns, wenn sie uns auch nur teilweise irgendwie beeinflussen?
Zusammenfassung des Rahmens und biblische Beispiele für Frauen im Dienst
Und jetzt gehen wir noch ein paar Minuten weiter auf dem Blatt. Wichtig ist, dass wir sehen: Der Apostel Paulus steckt den Rahmen ganz klar ab. Er sagt, wie in allen Gemeinden, sollen die Frauen in den Gemeinden schweigen. Später sagt er auch, dass es ihnen nicht erlaubt ist, in der Gemeinde zu reden. Der Rahmen wird also eindeutig festgelegt.
Es gab allerdings auch solche, die diese Stelle benutzt haben, um Frauen grundsätzlich zum Stillschweigen zu bringen. Das ist unbiblisch. Wir haben zahlreiche Stellen, die das Gegenteil belegen. Was ist mit der Prophetin Deborah, der Prophetin Hulda, der Prophetin Hanna in Lukas 2, und den vier Töchtern von Philippus, die alle weissagten? Was ist mit 1. Korinther 11,5, wo jede Frau, die betet oder weissagt, erwähnt wird? Das ist klar. Aber der Rahmen für das Reden in der Gemeinde ist gesetzt.
Auf dem letzten Blatt oben geht es in 1. Korinther 14 besonders um die Zusammenkunft als Gemeinde. Vers 4 sagt: „Wer aber weissagt, der erbaut die Gemeinde.“ Das ist nicht dasselbe, wie wenn wir in der Familie mit den Kindern die Bibel lesen. Dann sind wir nicht in der Gemeinde, sondern als Familie zusammen. Auch Jugendgruppen sind keine Gemeinde, sondern Zusammenkünfte von jungen Leuten. Es gibt also verschiedene Bedürfnisse und verschiedene Arten von Zusammenkünften. Hier geht es speziell um die Gemeinde.
In 1. Korinther 14,5 heißt es: „Wer aber weissagt, ist größer als der, der in Sprachen redet, es sei denn, dass er es auslegt, damit die Gemeinde Erbauung empfängt.“ In Vers 12 heißt es weiter: „Auch ihr, da ihr um geistliche Gaben eifert, sucht, dass ihr überströmend seid zur Erbauung der Gemeinde.“ Vers 19: „Aber in der Gemeinde will ich lieber fünf Worte reden mit einer verständlichen Aussage, damit ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in einer Fremdsprache.“
Vers 23: „Wenn nun die ganze Gemeinde an einem Ort zusammenkommt“ – das ist ein weiterer Punkt. Wenn die Gemeinde als Gemeinde zusammenkommt, ist es eigentlich zu erwarten, dass alle kommen. Deshalb sagt der Hebräerbrief 10,25: „Indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei etlichen Sitte ist.“
Dann 1. Korinther 14,26: „Was ist es nun, Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder von euch einen Psalm.“ Vers 28: „Wenn aber kein Ausleger da ist, so schweigt ihr in der Gemeinde, redet aber für euch selbst und für Gott.“
Und dann kommt 1. Korinther 14,33-34: „In allen Gemeinden der Heiligen sollen eure Frauen schweigen in den Gemeinden.“ Und Vers 35: „Denn es ist schändlich für Frauen, in der Gemeinde zu reden.“ Der Rahmen ist also ganz klar gesteckt.
Nun ist Folgendes zu beachten: In 1. Korinther 11 spricht der Apostel Paulus darüber, dass der Mann das Haupt der Frau ist, das Haupt des Mannes aber Christus ist – übrigens als Mensch – und das Haupt Christi ist Gott. In diesem Zusammenhang spricht er über Bedeckung oder Nichtbedeckung und sagt in Vers 5: „Jede Frau aber, die betet oder weissagt mit unbedecktem Haupt, entehrt ihr Haupt.“ Vers 4 sagt er vorher: „Jeder Mann, der betet oder weissagt, indem er etwas auf dem Haupt hat, entehrt sein Haupt.“
Es geht also um das Beten und Weissagen bei Mann und Frau. Der Rahmen wird in diesen Versen nicht genannt, er bleibt offen. Deshalb besteht kein Widerspruch zwischen 1. Korinther 11,5 und 1. Korinther 14,34. Der Rahmen ist offen.
Ist es ein Hauskreis? Kein Problem. Ist es ein Frauenfrühstück? Kein Problem. Ist es eine Gemeindezusammenkunft? Dann nicht. Die Einschränkung ist also ganz klar gegeben, und die Stellen beziehen sich aufeinander.
Detailuntersuchung des Texts von 1. Timotheus 2,8-15
Nun zur detaillierten Untersuchung des Textes aus 1. Timotheus 2,8-15. Der Apostel Paulus beginnt mit den Worten: „Ich will nun, dass die Männer an jedem Ort beten, indem sie heilige Hände aufheben, ohne Zorn und zweifelnde Überlegung.“
Im Anschluss sagt er: „Himso auch, dass die Frauen sich in bescheidenem Äußeren mit Schamhaftigkeit und Sitzsamkeit schmücken, nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbarer Kleidung, sondern mit dem, was Frauen geziemt, die sich zur Gottesfurcht bekennen durch gute Werke.“
Weiter heißt es: „Eine Frau lerne in der Stille, in aller Unterordnung. Ich erlaube aber einer Frau nicht zu lehren, noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein, denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva. Und Adam wurde nicht betrogen, die Frau aber wurde betrogen und fiel in Übertretung.“
Abschließend steht: „Sie wird aber gerettet werden beim Kindergebären, wenn sie bleiben in Glauben und Liebe und Heiligkeit mit Sitzsamkeit.“
Ich werde die Sätze ähnlich wie bei 1. Korinther 14 durchgehen. Hier ist es weniger nötig als bei der anderen Stelle, aber ich möchte kurz darauf hinweisen, dass im Zusammenhang mit diesem Text gesagt wurde, es sei fraglich, ob man ihn nicht eher kulturell verstehen müsse, bezogen auf die Situation in Ephesus, wo Timotheus war.
Wichtig ist jedoch, wenn man ein Bibelbuch liest, wie jetzt den ersten Timotheusbrief, dass man sich fragt: Was ist eigentlich der Hauptzweck dieses Buches? Das sollte man bei jedem Bibelbuch tun und aus dem Buch herausfinden. Die Antwort finden wir in 1. Timotheus 3,14-15: „Dies schreibe ich dir in der Hoffnung, bald zu dir zu kommen. Wenn ich aber zögere, damit du weißt, wie man sich verhalten soll im Haus Gottes, das ist die Gemeinde des lebendigen Gottes.“
Der Brief dient also dazu, zu wissen, wie es aus Gottes Sicht angemessen ist, sich im Haus Gottes, in der Gemeinde, zu verhalten. Mit dieser Voraussetzung gehen wir an Vers 8 heran.
Dort wird eine Aussage für Männer gemacht. Warum sagt Paulus nicht „Brüder“? Im Neuen Testament bedeutet „Brüder“ oft so viel wie „Geschwister“. Es gibt im Griechischen kein Wort für „Geschwister“. Deshalb sagte man im Altgriechischen auch „Adelfoi“ (Brüder), wenn Schwestern mitgemeint waren. Im Deutschen ist das etwas anders. Wir haben das Wort „Geschwister“, das von „Schwester“ mit der Kollektivvorsilbe „Ge-“ kommt. Es gibt viele Wörter mit „Ge-“ als Kollektivvorsilbe, zum Beispiel „Geschwister“. Das Wort enthält also eigentlich „Schwester“. Wenn Paulus jedoch im Neuen Testament die Geschlechter betonen will, sagt er „Männer“ und „Frauen“.
Er beginnt also mit: „Ich will nun, dass die Männer an jedem Ort beten.“ Dieses „Ich will“ ist sehr stark. Auf dem Skript habe ich unter Punkt zwei der Detailuntersuchung des Textes „Ich will“ mit „Boulomai“ erklärt. Das kommt von „Boulay“ und bedeutet Ratschluss, Beschluss, Plan. Dieses „Ich will“ drückt eine apostolische Erklärung des Ratschlusses Gottes aus.
Im Kontrast dazu steht Vers 4, wo steht, dass Gott will, dass alle Menschen gerettet werden. Dort wird „tello“ verwendet, was auch „wünschen“ bedeuten kann und weniger stark ist als „Boulomai“. Ich weiß, es gibt keine Allversöhnung. Gott will zwar, dass alle Menschen gerettet werden, aber das ist sein Liebeswille und Wunsch. Das ist nicht etwas, was er durchsetzt. „Boulomai“ hingegen ist der Ratschluss, den Gott souverän durchführt.
Hier sagt Paulus also: „Ich will nun.“ Und in Vers 9 heißt es „ebenso auch“. Das nimmt nochmals auf das „Ich will nun“ Bezug. Jetzt kommt ein Befehl für Frauen: „Ebenso auch ich will nun, dass die Frauen sich in bescheidenem Äußeren schmücken.“ Das ist ein langer Satz. So haben wir das im Lateinunterricht gelernt: Wenn man lange lateinische Sätze übersetzen muss, sucht man zuerst das Verb. Wo ist das Verb? Dann kann man das Subjekt finden und den Satz aufbauen. Das Verb hier ist „sich schmücken“. Der Satz lautet also: „Ich will nun, dass die Frauen sich schmücken.“ Das ist ein apostolisch erklärter Wille, Gott will, dass Frauen sich schmücken.
Das entspricht eigentlich auch dem Naturellen, was Gott als Schöpfer in die Frau hineingelegt hat. Paulus sagt, dass sie sich eben in bescheidenem oder ehrbarem Äußeren mit Schamhaftigkeit und Sitzsamkeit schmücken sollen.
Wenn er dann sagt, nicht mit Haarflechten, Gold, Perlen oder kostbarer Kleidung, meint er nicht, dass man sich die Haare nicht schön flechten oder Schmuck tragen darf. Das ist nicht gemeint. Es geht nicht darum, dass der Schmuck das Wesentliche ist.
Der Schmuck der Frau besteht darin, dass sie, wenn man sie sieht, eine Würde ausstrahlt. Sie gibt nicht einfach ihre sexuellen Reize preis. Das hebt ihren Wert.
So lautet der Befehl: „Ebenso ich will nun, dass sie sich so schmücken.“ Das ist das, was sich für Frauen geziemt, die sich zur Gottesfurcht bekennen durch gute Werke.
Nun zu Vers 11, der zentral ist: „Eine Frau lerne in der Stille, in aller Unterordnung. Ich erlaube aber einer Frau nicht zu lehren, noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein.“
Hier wird kein genauer Rahmen angegeben, aber es wird klargemacht, dass Lehren mit Autorität nicht die Aufgabe der Frau ist. Wenn man lehrt, wird man oft mit anderen Meinungen konfrontiert. Zum Beispiel kommt der Calvinismus in die Gemeinde, man muss Stellung dazu nehmen, dann die Charismatik und viele andere Themen. Das ist schwierig. Man muss dann argumentieren: Ist das biblisch oder nicht? Was sagt die Bibel?
Nicht die Frau hat diese Aufgabe zu lehren. Es wird in einem Satz gesagt: „Noch über den Mann zu herrschen“, also mit männlicher Autorität aufzutreten und zu sagen: „Nein, die Bibel sagt das, und das ist nicht richtig. Allversöhnung müssen wir ablehnen.“ Das wäre dann die Aufgabe der Männer.
Hier in 1. Timotheus 2 geht es nicht genau um das Gleiche wie in 1. Korinther 14. Dort geht es um das Verhalten in der eigentlichen Gemeindezusammenkunft. Hier geht es noch grundsätzlich um die Frage des Lehrens mit Autorität.
Wichtig ist, und das haben wir zuletzt schon gesehen, dass hier mit der Schöpfung argumentiert wird. Vers 13 lautet: „Denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva.“ Aus der Schöpfungsreihenfolge wird das abgeleitet.
Dann heißt es weiter, und das haben wir auch schon betrachtet: „Adam wurde nicht betrogen, die Frau aber wurde betrogen und fiel in Übertretung.“ Das Ereignis im Zusammenhang mit dem Sündenfall wird zur Begründung herangezogen.
Das macht klar, dass es nicht kulturell begründet ist, sondern von der Schöpfungsordnung und dem Sündenfall ausgeht.
Als letzte Zugabe noch der nächste Vers: „Sie wird aber gerettet werden durch Kindergebären, wenn sie bleiben in Glauben, Liebe, Heiligkeit und Sitzsamkeit.“
Wie soll man das verstehen? Wird man gerettet, wenn man viele Kinder hat? Manche haben das so verstanden. Dabei ist klar: Wir werden nur durch Glauben allein gerettet, ohne Werke, und auch nicht durch Kindergebären, das ist ebenfalls ein Werk und große Arbeit.
Die Sache ist die: Es wird Bezug genommen auf Eva. Das Problem bei Eva war, dass sie die schwierige Frage, ob sie vom Baum essen sollte oder nicht, selbst entschied. Damit setzte sie sich über ihren Mann völlig hinweg. Sie achtete ihn als Führer und Hauptverantwortlichen, der auch zuerst die Gebote bekam, nicht.
Hier wird gesagt: „Sie wird gerettet werden durch Kindergebären.“ Retten bedeutet in der Bibel nicht immer Retten für den Himmel. Wir finden viele Stellen, wo es um Rettung aus Gefahren und Versuchungen geht.
Wenn hier steht, die Frau wird gerettet durch Kindergebären, heißt das: Seit dem Sündenfall besteht die Gefahr, dass die Frau die Stellung des Mannes übernehmen möchte. Wenn sie Kinder hat und sie aufzieht, kann sie in dieser Aufgabe eine enorme Erfüllung erleben und aufgehen.
Wir haben das auch schon angeschnitten. Es ist sehr wichtig: Die nächste Generation wird dadurch geprägt. Wenn die Frau darin aufgeht, ist es für sie viel einfacher als für eine ledige Frau, ihre Stellung als Frau zu verwirklichen und nicht zu verlassen.
Darum sagt der Apostel Paulus: „Sie wird gerettet werden durch Kindergebären.“ Das geschieht aber nicht automatisch. Es gibt auch Frauen, die haben viele Kinder und haben trotzdem große Mühe.
Es heißt dann: „Wenn sie bleiben in Glauben und Liebe und Heiligkeit mit Sitzsamkeit.“ Es ist also kein automatisches Heilmittel, Kinder zu haben. Aber es kann eine große Hilfe sein, mit Freude Frau zu sein.
Das ist es, was wir dieser Gesellschaft entgegensetzen müssen. Wir müssen sagen: Ich finde es schön, ein Mann zu sein. Wenn sie mit ihrem Gender-Mainstreaming kommen, müssen wir nicht nur dagegen sein, sondern sagen: Es ist so schön, ein Mann zu sein.
Ich kenne auch viele, die bezeugen können: Ich finde es wunderbar, eine Frau zu sein, und ich möchte das auch so leben.
Es war uns auch wichtig, unseren Mädchen weiterzugeben, dass sie merken, dass es schön ist, ein Mädchen zu sein. Den Jungs haben wir das Gegenteil gesagt.
Ja, natürlich.
Jetzt möchte ich hier schließen und Gelegenheit für Fragen geben. Wir haben noch Zeit bis Viertel nach. Soll ich noch etwas Musikalisches einflechten, damit der Kopf weniger raucht? Danach legen wir los mit den Fragen.