Einführung: Die Herausforderung der Bibelauslegung
Guten Morgen. Ich möchte alle ganz herzlich zu diesem Bibelstudientag begrüßen. Heute Morgen beschäftigen wir uns mit dem Thema: Gibt es Gewissheit in der Bibelauslegung?
Warum dieses Thema? Es ist hochaktuell. Wir hören so viele verwirrende und vielfältige Stimmen. Aussagen wie: „Es gibt so viele verschiedene Auslegungen. Man kann nicht mit Sicherheit wissen, welche richtig ist.“ Oder: „Es ist Hochmut, wenn man behauptet, dass man genau wisse, welche Auslegung richtig ist und welche nicht.“ Oder: „Man muss verschiedene Standpunkte einfach nebeneinander stehen lassen.“
Es wird auch gesagt: „Keiner kann behaupten, er habe die Wahrheit für sich gepachtet.“ Oder: „Die Bibel ist oft nicht so klar verständlich geschrieben worden. Deshalb lässt sie verschiedene Auslegungen zu.“ Und schließlich: „Erkenntnis ist immer Stückwerk, was korrekt ist, nach 1. Korinther 13,9. Aber der Satz geht weiter: Darum kann man nie sicher sein, dass man die Wahrheit erkannt hat.“
Manche dieser Sätze klingen einleuchtend, andere sind von Anfang an verwirrend, und manche scheinen sogar ein Ausdruck von Demut zu sein. Aber es gibt ein Grundsatzproblem: Kann das wirklich sein? Gott hat uns sein vollkommenes Wort gegeben, aber wir können nicht wissen, ob wir es richtig verstehen.
Das würde bedeuten, letztlich geht es hier um die Frage, ob Gott in der Lage ist, uns seine Botschaft so mitzuteilen, dass wir sie auch verstehen können. Also ist die Behauptung, es könne keine absolute Klarheit im Verständnis der Bibel geben, gar nicht Ausdruck von Demut, sondern ein Angriff auf Gott. Sie sagt nämlich aus, dass er nicht so kommunizieren kann mit uns, dass die Kommunikation auch funktioniert.
Und trotzdem: Es ist eine Tatsache, dass es in dieser Welt so viele verschiedene Meinungen gibt. Innerhalb der Christenheit gibt es so viele verschiedene Stimmen, und es ist wirklich verwirrend.
Aber wir müssen heute Morgen auch auf die Suche gehen: Woher kommt das? Woher kommt diese Vielfalt? Zuerst wollen wir uns Klarheit darüber verschaffen, was die Bibel grundsätzlich über Klarheit im Verständnis sagt.
Verheißung der Wahrheit durch den Heiligen Geist
Ich lese aus Johannes 14: Am Vorabend der Kreuzigung kündigte Jesus das Kommen des Heiligen Geistes an. In Johannes 16, nicht in Kapitel 14, Vers 16, sondern in Vers 13, spricht er von diesem Ereignis. Er kündigt an, dass der Heilige Geist am künftigen Pfingsttag kommen wird.
Ab Vers 12 sagt Jesus: "Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten." Das ist eine Verheißung. Im Moment sagt der Herr, gibt es vieles, das ihr noch nicht tragen könnt. Aber wenn der Heilige Geist dann an Pfingsten kommt, wird er euch in die Wahrheit leiten, ja noch mehr, in die ganze Wahrheit.
Paulus bringt sein Gebet für die Gläubigen in Laodizea und in Kolossä vor. Er sagt, dass er betet mit dem Ziel, in Kolosser 2, Vers 2, "damit eure Herzen getröstet sein mögen, vereinigt in Liebe und zu allem Reichtum der vollen Gewissheit des Verständnisses." Er wünscht ihnen die Vollerkenntnis des Geheimnisses Gottes, in welchem verborgen sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.
Hier spricht der Apostel über das Verständnis, also die Fähigkeit, zu begreifen, was Gott gesagt hat, als er uns seine Geheimnisse in seinem Wort offenbart hat. Doch er betet nicht nur darum, dass die Gläubigen zum Verständnis gelangen, sondern er bittet um "den ganzen Reichtum der vollen Gewissheit des Verständnisses." Das bedeutet, nicht nur Verständnis, sondern auch die Sicherheit in dem, was man verstanden hat.
Dabei sagt Paulus noch mehr: Er spricht von der "vollen Gewissheit des Verständnisses." Das ist enorm. Aber auch das ist nur ein Teil dessen, was er wirklich sagt. Er erwähnt, dass die Gläubigen "vereinigt in Liebe und zu allem Reichtum der vollen Gewissheit des Verständnisses" gelangen sollen. Er spricht also von einem großen Reichtum der vollen Gewissheit. Doch auch das ist noch nicht alles.
Er fügt als Apposition hinzu: "zur Vollerkenntnis des Geheimnisses Gottes." Hier steht das griechische Wort Epignosis, nicht nur Gnosis. Gnosis bedeutet Erkenntnis, Epignosis bedeutet verstärkte, volle Erkenntnis des Geheimnisses Gottes. Schließlich sagt er: "Und darin sind verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis."
Wenn man diesen Satz nimmt und mit den Beispielsätzen vergleicht, die ich am Anfang zitiert habe, dann sind das zwei vollkommen verschiedene Dinge. Die Frage ist jetzt: Was stimmt? Die Meinung so vieler Menschen und auch Christen – oder das, was Gottes Wort uns in Kolosser 2 sagt?
Erkenntnis als Stückwerk und die Möglichkeit klarer Übersicht
Ein weiterer Punkt ist folgender: In 1. Korinther 13,9 steht, dass wir heute stückweise erkennen. Es lohnt sich, diese Stelle genauer zu betrachten, besonders den gesamten Zusammenhang ab Vers 8.
Ab Vers 8 heißt es: Die Liebe vergeht niemals. Weissagungen aber werden weggetan, Sprachen werden abklingen, Erkenntnis wird weggetan werden. Denn wir erkennen jetzt stückweise und wir weissagen stückweise. Wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird, wird das, was stückweise ist, weggetan werden.
Paulus fährt fort: Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, tat ich das weg, was kindlich war. Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin.
Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber ist die Liebe.
Hier wird in Vers 9 klar gesagt, dass wir stückweise erkennen. Der griechische Ausdruck bedeutet „Stück um Stück“. „Egmerus“ heißt quasi Stück um Stück. Wir können also nicht alles auf einmal sehen, sondern Stücke nacheinander.
Paulus vergleicht das mit dem Sehen in einem Spiegel. In der Antike kannte man ganz blank polierte Bronzespiegel. Man sieht sich darin zwar deutlich, sogar alle Pickel und so weiter, aber es ist nicht dasselbe wie die Realität von Angesicht zu Angesicht. Das muss man mal mit einem echten Bronzespiegel ausprobieren.
Der Unterschied zwischen jetzt und dann, wenn der Herr Jesus kommt zur Entrückung der Gemeinde, wird so erklärt: Dann wird all das, was nur Stück um Stück erkannt wird, zu einer vollkommen vollständigen und zusammenhängenden Erkenntnis werden.
Das bedeutet jedoch nicht, dass man hier auf Erden keine klare Übersicht über Gottes Gedanken und Wege mit uns Menschen haben kann. Im Gegenteil.
Wenn wir beispielsweise Apostelgeschichte 20 aufschlagen, spricht der Apostel Paulus zu den Ältesten von Ephesus. Er blickt auf die Jahre seines Dienstes dort zurück, wo er täglich in der Schule des Tyrannus unterrichtet hat – eine Art Bibelschule, die aber zur örtlichen Gemeinde gehörte und nicht im Gegensatz zu ihr stand, sondern mit ihr übereinstimmte. Das ist ein wichtiger Unterschied.
In Apostelgeschichte 20,26 sagt Paulus: „Deshalb bezeuge ich euch an dem heutigen Tag, dass ich rein bin von dem Blut aller, denn ich habe nicht zurückgehalten, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen.“
Paulus betont also, dass er in all den Jahren in Ephesus den ganzen Ratschluss Gottes verkündigt hat, obwohl er in 1. Korinther 13 sagt, dass wir stückweise erkennen – Paulus schließt sich hier mit ein. Dennoch hat er den ganzen Ratschluss Gottes verkündet.
Er sagt weiter, dass er deshalb rein von dem Blut aller ist. Das ist eine Anspielung auf Ezechiel 3, wo Gott dem Propheten sagt: Wenn du den Gesetzlosen nicht warnst, wird er sterben, aber sein Blut werde ich von dir fordern.
Es geht also darum, dass Schweigen zu Blutschuld führen kann. Paulus meint hier nicht Gesetzlose, sondern die Gemeinde. Hätte er den ganzen Ratschluss Gottes nicht verkündet, hätte er Blutschuld auf sich geladen.
Das ist enorm. Es zeigt, wie wichtig es ist, dass in den Gemeinden der ganze Ratschluss Gottes gepredigt wird. Ansonsten macht man sich schuldig, weil man nicht alles gesagt hat, was gesagt werden muss, um die Gläubigen zu schützen.
Gleich im Anschluss spricht Paulus von kommenden Gefahren in Vers 29: „Denn ich weiß, dass nach meinem Abschied verderbliche Wölfe zu euch hereinkommen werden, die der Herde nicht schonen. Und auch aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger hinter sich her abzuziehen.“
Daraufhin fordert er die Ältesten auf, wachsam zu sein und sich an alles zu erinnern, was er ihnen gesagt hat. Das ist ein sehr ernstes Thema.
Die Rolle der Erleuchtung durch den Heiligen Geist
Der Apostel Paulus betet in Epheser 1,18, also gerade in diesem Brief, in dem er drei der acht Geheimnisse vorstellt, die er in seinen Briefen offenbart. Er sagt, dass er für die Epheser betet, und zwar, dass die Augen ihrer Herzen erleuchtet werden.
Beim Abfassen der Bibel ging es um Inspiration. Der Heilige Geist hat die Bibelschreiber so geleitet, dass sie genau das aufschrieben, was Gott uns sagen wollte. So ist jedes Wort von Gott inspiriert. Aber was nützt das inspirierte, vollkommene Wort, wenn die Gläubigen es nicht verstehen können? Darum braucht es Erleuchtung.
Das hat nichts mit Buddhismus zu tun, denn das ist eine ganz andere Art von Erleuchtung. Im Buddhismus ist es eine mystische Erleuchtung, bei der auch der Verstand im Weg steht und ausgeschaltet werden soll. Hier aber geht es darum, dass die Augen der Herzen, also die innere Fähigkeit des Erkennens, durch den Heiligen Geist geöffnet und erleuchtet werden – eben mit dem Licht Gottes versehen.
Genau das braucht es. Paulus kann von Timotheus sagen, in 2. Timotheus 3,10: „Du aber hast genau erkannt meine Lehre“, nicht nur ungefähr oder grob, sondern genau erkannt. Hier sehen wir ein Beispiel, wie das inspirierte Wort bei einem Hörer wirklich ankommt, sodass er auch das erkannt hat, was der Apostel Paulus aufschreiben musste.
In Epheser 4,15 sagt der Apostel ganz allgemein zu den Gläubigen, dass es das Ziel ist, die Wahrheit festzuhalten in Liebe. Aber wenn es wirklich so wäre, dass man alle Standpunkte nebeneinander stehen lassen muss und nicht genau wissen kann, welche Auslegung richtig ist, wie kann man dann die Wahrheit festhalten in Liebe?
Und wohlverstanden: Es heißt nicht „Wahrheit“ im Plural, sondern „die Wahrheit“. Es ist interessant, dass in der Bibel nie von Wahrheiten in der Mehrzahl gesprochen wird. Das ist eine Ausdrucksweise, die wir im Deutschen verwenden. Wenn man sich dessen bewusst ist, ist das kein Problem. Wir sprechen manchmal von Wahrheiten und meinen damit bestimmte Themen in der Bibel.
Die Bibel spricht jedoch immer von der Wahrheit in der Einzahl – die Wahrheit. Nicht, als ob es verschiedene Wahrheiten nebeneinander geben könnte. Also gilt: Die Wahrheit festhalten in Liebe.
In 2. Timotheus 1,13 sagt der Apostel zu Timotheus als Befehl – ein Imperativ, also eines der Gebote des Neuen Testaments: „Halte fest das Bild gesunder Worte!“ Dieser Ausdruck „Bild“ bedeutet im Griechischen auch Form, Umriss oder Muster gesunder Worte.
Das macht also klar: Das Wort Gottes in seinen großen Linien, in seinen großen Zusammenhängen müssen wir festhalten. Und das ist ein göttlicher Befehl.
Glaube als Gewissheit und die Einheit der Lehre
Natürlich wird oft gesagt: Ja, die Bibel sagt, wir müssen glauben, und Glauben ist doch eigentlich das Gegenteil von Wissen.
Ja, in der Umgangssprache ist das so. Wenn ich sage, ich glaube, er hatte eine grüne Jacke an, dann heißt das, ich bin mir nicht so sicher. Es könnte sein, aber vielleicht auch nicht.
Wir müssen jedoch schauen, wie die Bibel das Wort Glauben benutzt. Die Bibel beschreibt den Glauben als eine Gewissheit, als ein Wissen.
Nehmen wir nur mal den ersten Korintherbrief. Dort kommt an zehn Stellen zehnmal die Frage „Wisst ihr nicht?“ vor. Das ist eine herausfordernde Frage des Apostels: Was seid ihr euch über diesen Punkt nicht völlig im Klaren? Das müsste ja so sein.
So sagt er in 1. Korinther 3,16: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid?“
In 1. Korinther 5,6: „Wisst ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert?“ Das bedeutet, dass Sünde in der Gemeinde ansteckt und sich ausbreitet, wenn der Sauerteig nicht gestoppt wird.
Oder in 1. Korinther 6,2: „Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden?“ Das ist ein Thema, das zur Prophetie der Bibel gehört. Wir wissen, dass der Tag kommt, an dem die Gläubigen an der Seite von Jesus Christus als Richter auftreten werden. Das muss man wissen. „Wisst ihr nicht?“
In 1. Korinther 6,3 heißt es: „Wisst ihr nicht, dass wir Engel richten werden?“ Nicht nur Menschen, sondern auch Engel.
In 1. Korinther 6,9: „Wisst ihr nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht ererben werden?“
In 1. Korinther 6,15: „Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind?“
Im gleichen Kapitel, Vers 16: „Wisst ihr nicht, dass der, welcher der Hure anhängt, ein Leib mit ihr ist?“
Vers 19: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes ist?“
Und so weiter.
In 1. Korinther 9,13: „Wisst ihr nicht, dass die, welche mit den heiligen Dingen beschäftigt sind, aus dem Tempel essen?“ Hier geht es um Kenntnis von Grundsätzen im Alten Testament in Verbindung mit dem Gesetz und dem Tempeldienst, die die Korinther auch wissen sollten.
In 1. Korinther 9,24: „Wisst ihr nicht, dass die, welche in der Rennbahn laufen, zwar alle laufen, aber nur einer bekommt den Preis?“
Zehnmal so oder ich habe in einem weiteren Punkt auf dem Skript notiert: Achtmal im Römerbrief heißt es „Wir wissen, wir wissen“.
Die letzte Stelle beginnt mit Römer 8,2: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken.“
Das sind Glaubensinhalte, aber sie sind gewiss. Darum kann man sagen: Anstatt „wir glauben“ heißt es „wir wissen“.
So könnte man beliebig weitermachen. Ich möchte noch hinweisen, dass im ersten Johannesbrief elfmal „Wir wissen, wir wissen, wir wissen“ vorkommt und sechsmal im selben Brief „Ihr wisst, ihr wisst“. Dabei geht es um Dinge unseres Glaubens.
Damaskus: Paulus bekehrt sich, er wird vom Saulus zum Paulus. In der Bekehrungsgeschichte, Apostelgeschichte 9,5, sagt er: „Wer bist du, Herr?“
Am Ende seines Lebens, im zweiten Timotheusbrief, den er aus der Todeszelle in Rom geschrieben hat, schreibt er in 2. Timotheus 1,12: „Ich weiß, wem ich geglaubt habe.“
Das ist ein wunderbarer Satz, der Wissen und Glauben miteinander verbindet. Das gehört zusammen, das kann man nicht trennen.
Wenn man also über Glauben spricht, gerade mit Nichtchristen, muss man klar definieren, was das in der Bibel bedeutet – im Kontrast zum Sprachgebrauch im Alltag.
Eine weitere interessante Beobachtung: Wenn die Bibel über die Lehre spricht, dann immer in der Einzahl, wenn es um die wahre Lehre geht – also „die Lehre“.
Wenn es jedoch um falsche Lehren geht, dann ist der Plural, also die Mehrzahl, sehr bedeutsam.
Ich habe hier auf dem Skript eine ganze Serie von Stellen zusammengefügt, zuerst über die wahre Lehre, immer in der Einzahl.
Zum Beispiel 1. Timotheus 1,10: Dort ist die Rede von der gesunden Lehre, nicht von den gesunden Lehren, sondern von der gesunden Lehre.
Die Einzahl drückt aus, dass all das, was das Wort Gottes lehrt, eine Einheit bildet.
Das sind nicht einfach verschiedene Blöcke, die sich nur ein bisschen berühren, sondern sie bilden eine in sich geschlossene Einheit.
Darum ist auch der Ausdruck „gesunde Lehre“ so wichtig.
Das Wort für gesund im Griechischen, „hygienos“, kennen wir als Fremdwort „Hygiene“. Es bedeutet „keimfrei“.
Also gesund, dass keine krankmachenden Keime im Spiel sind.
Darum geht es ja in der Hygiene im Deutschen: Man entfernt krankmachende Keime.
Die gesunde Lehre ist also die Lehre, die frei ist von krankmachenden Keimen, Bakterien oder Viren.
Wir wissen, wie schlimm Viren in der Medizin sind und auch in der Informatik.
Wenn sie einmal drin sind, bekommt man sie kaum mehr raus, und sie machen am Ende alles kaputt.
So ist es auch, wenn krankmachende Dinge in der Verkündigung enthalten sind.
Dann ist das nicht statisch, also nicht am Ort bleibend, sondern es gibt immer eine Bewegung, eine Dynamik.
Es hat die Tendenz, sich auszubreiten und verschiedenste Themen zu beeinflussen.
Die gesunde Lehre – erst in 1. Timotheus 4,6 spricht der Apostel Paulus davon, dass ein Gläubiger „auferzogen ist durch die Worte des Glaubens und der guten Lehre, der du, Timotheus, genau gefolgt bist“.
Hier haben wir nicht die gesunde Lehre, sondern die gute Lehre – also das Gegenteil, kranke oder schlechte Lehre.
Und wieder: Timotheus ist nicht ungefähr, sondern genau dieser guten Lehre gefolgt.
In 1. Timotheus 4,16 heißt es: „Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre!“
Jeder Gläubige muss ein Auge auf sich selbst haben und sich im Klaren sein: Wir sind ständig in Gefahr.
Ja, wir sind ständig in Gefahr.
Dessen muss man sich bewusst sein und darum auf sich selbst Acht geben und auch beobachten, wo man steht.
Man muss sich immer wieder prüfen: Wo stehe ich? Wie entwickle ich mich? Wie verändere ich mich?
Natürlich verändern wir uns ständig, sonst wären wir keine Menschen.
Aber wir können uns in eine gute Richtung verändern oder in eine schlechte, die uns von der guten Lehre wegführt.
Darum ist es gerade in dem erwähnten Vers wichtig: „Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre!“ Also pass auf, dass keine Veränderungen hereinkommen, die nicht mehr gut sind.
In 1. Timotheus 5,17 geht es um Älteste, die „doppelter Ehre geachtet werden sollen, wenn sie treu sind“.
Dann wird hinzugefügt: „Besonders die, die in Wort und Lehre arbeiten.“ Auch hier ist „Lehre“ in der Einzahl.
In 1. Timotheus 6,1 heißt es: „Damit nicht der Name Gottes und die Lehre verlästert werde.“
Unser Verhalten ist ganz wichtig. Wenn das Verhalten schlecht ist, kann das dazu führen, dass die Ehre Gottes von den Menschen um uns herum geschmäht wird.
Auch die Lehre wird dann verlästert – man spricht schlecht über die gute Lehre der Bibel, weil wir uns falsch verhalten.
Im selben Kapitel, Vers 3, spricht Paulus über „die Lehre, die nach der Gottseligkeit ist“.
Gottseligkeit wird auch mit Frömmigkeit übersetzt. Beides ist richtig.
Das griechische Wort bezeichnet grundsätzlich Ehrfurcht vor Gott und auch die Furcht, nichts zu tun, was gegen Gott und seine Gedanken ist.
Es bedeutet auch ein Leben, das erfüllt ist durch die Beziehung und Gemeinschaft mit Gott.
Darum hat die Elberfelder Bibel „Gottseligkeit“ übersetzt – ein Ausdruck, den man heute nicht mehr oft hört.
Wenn man sich alte Ausdrücke wie „trüb“ oder „Seligkeit“ vor Augen führt, wird das verständlich.
Jemand, der redselig ist, schwatzt den ganzen Tag und hört nie auf.
Jemand, der leutselig ist, kann nicht allein sein, er muss immer von Leuten umgeben sein.
Gottseligkeit ist ein Leben, das von Gott erfüllt ist.
Der Gedanke der Ehrfurcht vor Gott ist zentral darin enthalten.
Die Lehre, die nach der Gottseligkeit ist, zeigt, dass die biblische Lehre nicht trocken sein darf, so dass sie die Herzen nicht ergreift.
Wenn das der Fall ist, machen wir etwas falsch.
Denn die wahre biblische Lehre führt immer dazu, dass unsere Herzen erwärmt oder betroffen werden.
Wenn die Lehre uns korrigiert, fühlt man sich nicht unbedingt warm im Herzen, aber man merkt, dass sie uns betrifft. Diese Betroffenheit muss immer da sein.
Darum lesen wir auch von Apollos in Apostelgeschichte 18 am Schluss, dass er ein Mann war, der sorgfältig die Dinge von Jesus lehrte.
Nicht nur ungefähr, sondern sorgfältig.
Dann heißt es weiter: „inbrünstig, im Geist“.
Man merkte, wenn Apollos sprach, dass ein Brennen in seinem Herzen war, die Wahrheit erfüllte sein Herz, die Lehre erfüllte sein Herz.
Das muss immer der Fall sein.
Man kann nicht sagen: „Ja gut, das war Apollos.“
In Römer 12 wird das als Gebot in einer ganzen Liste erwähnt, dass alle Gläubigen inbrünstig sein sollen im Geist.
Das ist die Lehre, die nach der Gottseligkeit ist.
In 2. Timotheus 3,10 habe ich heute schon zitiert, dass Paulus von Timotheus sagt, er habe genau seine Lehre erkannt.
2. Timotheus 3,16 sagt über die Bibel, dass sie inspiriert ist: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre.“
Aber eben in der Einzahl.
In 2. Timotheus 4,2 wird gesagt, dass man ermahnen muss mit aller Langmut und Lehre.
Das heißt, nicht einfach behaupten.
Wenn jemand ermahnt und einfach etwas behauptet, fragt man: „Wieso sagst du mir das?“
Man muss es begründen können.
Man kann nicht einfach etwas behaupten, sondern muss es mit der Lehre der Bibel belegen.
Ermahnen mit Lehre bedeutet, man muss begründen können, was man sagt.
Weiter heißt es: „mit aller Langmut“.
Das heißt, man muss beim Ermahnen auch Geduld mit dem anderen haben und verstehen, dass der andere vielleicht Zeit braucht, um Dinge zu überdenken.
Die Herausforderung falscher Lehren und die Notwendigkeit der Abgrenzung
In 2. Timotheus 4,3 spricht der Apostel Paulus von Menschen in der Endzeit, die die gesunde Lehre nicht ertragen. Gerade in der Endzeit ist das ein Phänomen, das allgemein nicht mehr gut ankommt. Es ist daher interessant, diese vielfältigen widersprüchlichen Stimmen zu beobachten, die ich am Anfang zitiert habe. Solche Stimmen hört man heute viel häufiger als in der Vergangenheit. Zwar gab es sie immer, doch heute sind sie sehr ausgeprägt.
Das ist die Erfüllung der Prophetie in 2. Timotheus 4,3, dass die gesunde Lehre nicht ertragen wird. Stattdessen häufen sie sich Lehr auf, die ihnen in den Ohren jucken. Die Menschen wollen hören, was ihnen gefällt, was ihrer sündigen Natur entspricht.
In Titus 1,9 geht es um eine Liste von Kennzeichen, die ein Ältester aufweisen soll. Eines dieser Kennzeichen ist, dass er an dem zuverlässigen Wort der Lehre anhängt, damit er fähig ist, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen. Das bedeutet, ein Ältester muss dem Wort Gottes fest verbunden sein. Es ist ihm ein Herzensanliegen.
Dabei heißt es ausdrücklich: Er soll an dem zuverlässigen Wort anhängen. Ein Ältester sagt nicht: „Das kann man so oder so sehen“, sondern er hält das Wort für zuverlässig und klebt daran fest. So ist er in der Lage, mit der gesunden Lehre zu ermahnen, wenn er sieht, dass davon abgewichen wird. Er muss dann genau begründen, warum das so ist, und zwar mit der Lehre in der Einzahl – der gesunden Lehre.
Es gibt auch Fälle, in denen Widerstand kommt. Dann ist es wichtig, die Widersprechenden zu überführen – ähnlich wie ein Richter mit harten Fakten den Angeklagten überführt. Das muss ein Ältester tun.
In Titus 2,1 sagt Paulus zu Titus: „Rede, was der gesunden Lehre geziemt.“ Das ist ein klarer Befehl. Und in Titus 2,7 wird gesagt, dass ein Kennzeichen der Gläubigen sein muss, dass sie in der Lehre Unverfälschtheit zeigen – also Eindeutigkeit und Klarheit.
Titus 2,11 fordert, dass die Gläubigen durch ihr Leben die Lehre unseres Rettergottes zieren sollen. Sie sollen durch ihr Verhalten die biblische Lehre schmücken.
In 2. Johannes 9 wird im Blick auf fundamentale Irrlehre gesagt, dass jeder, der nicht in der Lehre Christi bleibt, die Person des Herrn Jesus angreift. Hier wird klar, wie andere Lehren entstehen. Luther sagt in seinem berühmten Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“: „Das Wort, sie sollen lassen stehen und keinen Dank dafür haben.“ Das bedeutet, man soll die Bibel so stehen lassen, wie sie ist, und dafür nicht einmal Dank erwarten. Es ist selbstverständlich.
Doch die Irrlehre geht weiter und bleibt nicht in der Lehre Christi. In 2. Johannes 10 heißt es, wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt – es geht hier um fundamentale Irrlehre, die andere beeinflussen will –, dann soll man ihn nicht aufnehmen.
Im Zusammenhang mit falschen Lehren benutzt die Bibel typischerweise den Plural. Zum Beispiel in Markus 7,7 greift der Herr Jesus die Überlieferung der Ältesten an – eine Sammlung von Auslegungen, die später in der Mischna und der Gemara, also im Talmud, schriftlich fixiert wurden. Er sagt, dass sie als Lehren Menschengebote lehren. Damit weist er darauf hin, dass viele rabbinische Auslegungen keine Auslegungen des Wortes Gottes sind, sondern menschliche Hinzufügungen.
Er gibt sogar ein Beispiel für ein solches Gebot, das ausdrücklich ein Gebot Gottes in der Bibel aufhebt. Darum spricht er in der Mehrzahl, weil es eine Vielfalt von menschlichen falschen Lehren gibt.
In Kolosser 2,22 geht es um eine Irrlehre, mit der die Kolosser konfrontiert wurden. Es war eine Mischung aus gesetzlichem Judentum und Mystik. Dort heißt es: „Nach den Geboten und Lehren der Menschen.“
In 1. Timotheus 1,3 musste Paulus Timotheus zurückrufen und ihm den Befehl geben, bestimmten Leuten zu gebieten, „nicht andere Lehren zu lehren.“ Das zeigt, dass Verantwortliche, wie Timotheus, der kein Apostel war, aber besondere Verantwortung trug, solchen, die andere Lehren bringen, klar entgegentreten müssen. Es darf nicht gelehrt werden, was nicht dem Wort Gottes entspricht.
Interessant ist, dass hier nicht von „ihrer Lehre“ oder „falscher Lehre“ die Rede ist, sondern von „anderen Lehren“, also Lehren, die anders sind als das, was das Wort Gottes klar lehrt.
In 1. Timotheus 4,2 spricht Paulus von Menschen, die auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen achten. Dabei geht es um „spätere Zeiten“ – nicht die Endzeit. Das griechische Wort „hysteros“ meint nicht die letzten Zeiten, sondern die danach folgenden.
Paulus sagt, dass solche kommen werden, die verbieten zu heiraten und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat zur Annahme mit Danksagung. Das sind die zwei Elemente Zölibat und Askese.
Diese Lehren traten tatsächlich ab dem zweiten Jahrhundert stark auf, also nach der Zeit der Apostel. Der letzte Apostel, Johannes, starb um 100. Im dritten Jahrhundert wurde dieser Trend noch stärker. Er führte zur Entstehung der Bewegung der Einsiedler, die sich absonderten und die ersten Klöster gründeten.
Der Gedanke entstand, dass Ehelosigkeit geistlich gesehen eine höhere Stufe sei als die Ehe. So wurde diese Verpflichtung zu einem höheren Stand verbreitet, der für viele aber eine Falle wurde, über die sie stolperten.
Außerdem glaubte man, dass man durch Enthaltung von Essen eine höhere geistliche Stufe erreichen könne – das ist Askese.
Diese Lehren gehen auf die Philosophie zurück, besonders auf Platon, der das Natürliche verachtete. Deshalb kam die Verachtung der Ehe und der Sexualität in der Ehe sowie des Essens auf.
Der Apostel Paulus nennt diese Lehren „Lehren von Dämonen“. Er spricht nicht von der Lehre der Dämonen, sondern von Lehren der Dämonen, da sie so vielfältig und auf jede Art zugeschnitten sind.
In Hebräer 13,9 gibt es einen Befehl an die Gläubigen allgemein: „Lasst euch nicht fortreißen durch mancherlei und fremde Lehren.“ Auch hier wird nicht von „ihrer Lehre“ gesprochen, sondern von „mancherlei Lehren“. Das Besondere an falschen Lehren ist ihre Vielfalt.
Es gibt einfach alle möglichen Ideen. Warum? Weil nicht alles für alle gleich passend ist. Die einen bevorzugen dies, die anderen das. Deshalb gibt es diese Vielfalt.
Die Bibel sagt: Lasst euch nicht fortreißen durch mancherlei Lehren. Und zweitens: durch fremde Lehren. Sie sind fremd. Man merkt, dass sie anders sind als das, was das Wort Gottes lehrt. Sie sind fremd.
Die Bibel sagt also, es gibt eine klare biblische Lehre, die wir vertreten müssen. Doch warum ist das unter den Gläubigen nicht immer klar? Warum gibt es dennoch Verwirrung?
Das ist bemerkenswert, denn auch der Herr Jesus sagte, dass an Pfingsten der Heilige Geist kommen wird und euch in alle Wahrheit leiten wird.
Voraussetzungen für Klarheit im Bibelverständnis
Nun, der Punkt ist folgender: Es gibt Voraussetzungen, die der Bibelleser erfüllen muss, um zu dieser Klarheit zu gelangen. Das ist ähnlich wie beim Beten. Jesus hat auch ganz klare Verheißungen für erhörtes Gebet gegeben, aber er hat nicht einfach gesagt: Beten – und dann Erhörung. Stattdessen muss man in der Bibel all diese Stellen zusammensuchen, die Bedingungen nennen. Dort wird eine genannt, hier eine weitere, und an anderer Stelle noch eine andere. Am Ende hat man dann den ganzen Katalog.
Dann wird plötzlich klar: „Ach so, bei mir stimmt das und das nicht, deshalb kann ich mich auch nicht auf Gebetserhörung berufen.“ So ist es auch mit dem Bibellesen. Natürlich sagt die Heilige Schrift, dass der Heilige Geist gekommen ist, um uns in alle Wahrheit zu leiten. Aber die Frage ist, ob nicht Hindernisse da sind.
Ein erster Punkt, den ich erwähnen möchte, ist Gehorsam. Ausgangspunkt, um Zugang zur Bibel zu bekommen, ist der Wunsch, Gottes Willen zu tun. In Johannes 7,17 sagte Herr Jesus ganz grundsätzlich zu den Menschen – er spricht von dem Vater, der ihn gesandt hat (Vers 16) –: „Wenn jemand seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede.“ Also: Wenn jemand wirklich den Wunsch hat, Gott zu gehorchen – übrigens interessant, es heißt nicht, dass er schon gehorcht, sondern dass er den Wunsch hat, den Willen Gottes tun zu wollen –, dann bekommt er Klarheit und erkennt: Ja, dieses Wort von dem Mann aus Nazareth ist das Wort des Messias, das Wort des Sohnes Gottes.
Der Wunsch, gehorsam zu sein, ist die Voraussetzung.
In Johannes 14,21 sagt der Herr Jesus am Vorabend der Kreuzigung im Kreis der Jünger: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Wer mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden. Und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbaren.“ Also sagt der Herr Jesus, wer sein Wort hat und es auch einhält, der wird sich selbst ihm offenbaren. Seine Herrlichkeit, seine Größe, wie sie im Wort Gottes offenbart wird, wird dann klar. Aber das ist die Folge des Gehorsams gegenüber einzelnen biblischen Aussagen.
Darum ist hier in der Mehrzahl gesprochen: „Wer meine Gebote“, nicht „wer mein Gebot“ – so quasi umfassend. Diesen Ausdruck gibt es übrigens auch. Aber hier liegt die Betonung auf den einzelnen Aussagen des Wortes Gottes. Wer diese umsetzt, der hat die Verheißung, dass der Herr sich ihm offenbaren wird.
An dieser Stelle machen wir jetzt eine Viertelstunde Pause. Wir sind stehen geblieben bei den Voraussetzungen des Bibellesers, um richtig erkennen zu können, und haben Punkt eins betrachtet: Gehorsam.
Gehorsam ist auch ein Ausdruck von Demut. Denn gegenüber dem Wort gehorsam zu sein bedeutet, sich unter das Wort zu stellen und nicht über das Wort. Und das ist absolut wesentlich.
Weitere Voraussetzungen: Ehrfurcht und Wiedergeburt
Zweiter Punkt, und damit verbunden, ist die Ehrfurcht vor Gott. Sprüche 1,7 ist der Schlüsselvers zu diesem Buch der Weisheit. Salomo erklärt: Die Ehrfurcht vor dem Herrn ist der Anfang der Erkenntnis. Die Narren verachten Weisheit und Unterweisung.
Eine tiefe Ehrfurcht vor Gott, die auch Gott Recht gibt in Dingen, die man nicht versteht, führt dazu, dass Gott uns sein Wort und die Weisheit seines Wortes aufschließt.
Der dritte Punkt, den ich auch als ersten hätte bringen können, ist die Wiedergeburt und die Innewohnung des Heiligen Geistes. Grundsätzlich kann man sagen: Ohne Neugeburt, wie sie der Herr Jesus in Johannes 3 beschreibt, und ohne die Innewohnung des Heiligen Geistes, wie sie in Epheser 1,13-14 erklärt wird, ist ein echtes Verständnis der Bibel nicht möglich.
Dort erklärt der Apostel Paulus den Ephesern, dass sie, nachdem sie das Wort der Wahrheit geglaubt hatten, mit dem Heiligen Geist versiegelt wurden. Bekehrung führt also dazu, dass Gott neues Leben gibt – die Wiedergeburt (Johannes 3) – und zusätzlich den Heiligen Geist schenkt.
Ohne diese Voraussetzungen kann man die Bibel nicht wirklich verstehen. Das wird sehr deutlich in 1. Korinther 2,14. In diesem Zusammenhang teilt Gott die Menschheit in drei Gruppen ein.
In 1. Korinther 2,14 heißt es: Der natürliche Mensch nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist. Denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird.
Der geistliche Mensch aber beurteilt alles, er selbst aber wird von niemandem beurteilt. Denn wer hat den Sinn oder das Denken des Herrn erkannt, der ihn unterweise? Wir aber haben Christi Sinn oder Christi Denken.
Weiter geht es in Kapitel 3, Vers 1: "Und ich, Brüder, konnte nicht zu euch reden als zu geistlichen, sondern als zu fleischlichen, als zu unmündigen in Christus. Ich habe euch Milch zu trinken gegeben, nicht Speise, denn ihr konntet es noch nicht vertragen."
"Und ihr vermögt es auch jetzt noch nicht, denn ihr seid noch fleischlich. Denn da Neid und Streit unter euch ist, seid ihr nicht fleischlich und wandelt nach Menschenweise. Denn wenn einer sagt: Ich bin des Paulus, der andere aber: Ich des Apollos, seid ihr nicht menschlich?"
So werden drei Gruppen beschrieben:
- Der natürliche Mensch (1. Korinther 2,14), im Griechischen psychikos, also der seelische Mensch. Im Judasbrief, in den letzten Versen, wird von natürlichen Menschen gesprochen, die den Geist nicht haben.
Der psychische Mensch ist derjenige, der sich von seinen eigenen, natürlichen Trieben leiten lässt, nicht aber vom Geist Gottes. Das ist der unbekehrte, nicht wiedergeborene Mensch, der den Geist Gottes nicht hat.
Von ihm heißt es, dass er nicht annimmt, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit und er kann es nicht erkennen.
Das macht auch klar, warum die ganze liberale Theologie von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Menschen, die nicht wiedergeboren sind und in der Bibel Fehler und Irrtümer suchen, können Gottes Wort gar nicht verstehen.
Der geistliche Mensch ist der, der sich gewohnheitsmäßig durch den Heiligen Geist leiten lässt, auch im Alltag.
Der fleischliche Mensch ist der Christ, der sich gewohnheitsmäßig durch seine sündige Natur, das Fleisch in ihm (nach Römer 7), leiten lässt.
Dort sehen wir ein Hindernis. Paulus sagt: "Ich konnte zu euch nicht reden als zu Geistlichen, sondern als zu Fleischlichen." Er sagt auch: "Ich habe euch Milch zu trinken gegeben, nicht Speise."
Die Korinther waren fünf Jahre zuvor zum Glauben gekommen. Man kann sich das vorstellen wie ein Baby, das fünf Jahre alt ist, aber noch keine feste Speise zu sich nehmen kann – es geht nur um Muttermilch.
Das ist nicht mehr lieblich, sondern zeigt, dass sie geistlich krank sind. So spricht Paulus die Korinther an: Ihr habt Streit untereinander, und diese Streitigkeiten führen dazu, dass ihr die Gemeinde in Parteien spaltet.
Das hindert euch daran, die feste Speise des Wortes Gottes aufnehmen zu können. Ihr seid nicht in der Lage dazu, ihr versteht es nicht.
Darum habe ich im Skript geschrieben: Ohne Neugeburt und Innewohnung des Heiligen Geistes kann die Bibel nicht wirklich verstanden werden. Der natürliche Mensch kann es schon gar nicht.
Auf den fleischlichen Menschen komme ich noch ausführlicher zurück.
Die Öffnung der Schrift durch Jesus und die Erleuchtung des Verstandes
Der Herr Jesus muss die Bibel öffnen. Das sehen wir in Lukas 24,32, wo es heißt: „Brannte nicht unser Herz, als er zu uns redete auf dem Weg?“ Diese Emmausjünger sagen: „Er hat uns die Schriften geöffnet.“
Also muss der Herr Jesus die Schriften öffnen. In Lukas 24,45, als der Herr dann inmitten der Apostel war, heißt es, dass er ihr Verständnis öffnete, damit sie die Schriften verstehen würden. Das sind zwei verschiedene Dinge.
Der Herr muss also die Bibel öffnen. Sie ist zuerst ein geschlossenes Buch. Wenn er es auftut, dann wird die Schrift geöffnet. Aber das reicht noch nicht. Selbst eine geöffnete Schrift ist keine Garantie dafür, dass alle Hörer das Wort aufnehmen.
Der Herr muss auch unseren Verstand, unser Verständnis öffnen. Der Verstand ist eigentlich gegenüber dem Wort Gottes verschlossen. Deshalb braucht es ein spezielles Wirken von Gott, damit dieser Verstand durch den Herrn Jesus aufgeschlossen wird.
Hier schließt sich wieder der Kreis: Der Heilige Geist muss die Augen des Herzens erleuchten. Das kennen wir bereits aus Epheser 1,18. Er muss Erkenntnis schenken. Genau das finden wir auch in 1. Korinther 2,12.
Im Zusammenhang spricht Paulus über das Geheimnis Gottes und sagt in Vers 12: „Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, auf dass wir die Dinge kennen, die uns von Gott geschenkt sind.“
Es braucht also das Wirken des Heiligen Geistes, damit wir die Dinge erkennen können, die Gott uns geschenkt hat und die er in seinem Wort beschreibt – die Auswirkungen der Erlösung.
In Vers 15 heißt es weiter: „Von dem geistlichen Menschen. Der Geistliche aber beurteilt alles.“
Der Mensch, der durch den Geist Gottes geleitet wird, kann beurteilen, ob etwas richtig ist und dem Wort Gottes entspricht oder nicht. „Der Geistliche beurteilt alles. Er selbst aber wird von niemandem beurteilt.“
Das ist interessant: Man muss sich vorstellen, man macht eine psychologische Analyse von einem geistlichen Menschen. Das funktioniert nicht, weil der geistliche Mensch Dinge tut und sich Gedanken macht, die gar nicht in ein Psychogramm passen, wie man es lernt.
Jesus sagt grundsätzlich in Bezug auf den Geist Gottes in Johannes 3: „Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht.“
Das ist die Situation ohne Satellit. Wir stehen da, der Wind kommt, plötzlich dreht er. Niemand kann erklären, nur wenn man von ganz oben herabschaut, kann man etwas sagen, was da mit dem Wetter geschieht.
Aber der Mensch auf Erden erlebt es so: Der Wind kommt, plötzlich dreht er.
Der Herr Jesus sagt in Johannes 3: „So ist jeder, der aus Gott geboren ist.“
Der Wind weht, wo er will. Das meint den Heiligen Geist, denn das griechische Wort für Wind ist dasselbe wie für Geist, Pneuma.
Der Heilige Geist handelt anders, als der natürliche Mensch es erwarten würde. Gottes Handeln und Denken ist immer eine Überraschung für den Ungläubigen.
Aber der Herr Jesus sagt auch, dass der, der aus Gott geboren ist, jetzt genauso ist. Er passt nicht in ein Psychogramm hinein.
Von ihm heißt es: „Der Geistliche beurteilt alles, unterscheidet und beurteilt alles.“
Neutestamentliches Gebot und Leben im Selbstgericht
Noch eine interessante Stelle in diesem Zusammenhang ist 1. Korinther 14,37. Dort geht es um ein neutestamentliches Gebot, das heute in den Gemeinden weltweit sehr umstritten ist. Die Frage lautet: Sollen Frauen in den Gemeindezusammenkünften schweigen oder nicht?
Der Apostel Paulus erläutert das ab Vers 34 und den folgenden Versen. Dabei gibt es eine ganze Reihe von Argumenten. Schließlich sagt er in Vers 36 und Vers 37: Wenn jemand sich dünkt, ein Prophet zu sein oder geistlich, so erkenne er, was ich euch schreibe, dass es ein Gebot des Herrn ist.
Das heißt also, gerade diese Stelle ist sogar ein Test: Wenn jemand geistlich ist, dann akzeptiert er, dass das, was hier steht, ein Gebot Gottes ist und nicht nur kulturell bedingt. Das ist der Hammer, nicht wahr? Man kann auch heute noch Propheten testen: Ist das ein Gebot, das heute noch gültig ist? "Nein, das ist kulturell" – das war die Meinung von Paulus. "Okay, ich weiß Bescheid." Der Geistliche ist also derjenige, der sich unterordnet und erkennt, dass dies Gebote des Herrn sind.
Ein weiterer ganz wichtiger Punkt ist das Leben im Selbstgericht – ein ungeordnetes Christenleben, in dem Sünde nicht laufend bekannt und vor Gott geordnet wird. Nach 1. Johannes 1,9 gilt: Wenn wir unsere Sünden bekennen – hier ist im Griechischen ein Durativ, also "immer wieder bekennen" – ist die Treue Gottes gerecht, dass er uns die Sünden vergibt, ebenfalls im Durativ "immer wieder vergibt", und uns reinigt, "immer wieder reinigt" von aller Ungerechtigkeit.
Das gehört zum ABC eines Christen. Deshalb wird auch in 1. Korinther 11 im Zusammenhang mit dem Abendmahl erklärt: Wenn wir uns selbst beurteilen würden, kämen wir nicht unter das Gericht Gottes. Wenn wir uns selbst beurteilen und alles in unserem Leben in Ordnung ist, dann können wir am Abendmahl teilnehmen. Sind Dinge nicht in Ordnung, müssen wir sie in Ordnung bringen. Das gehört zum ABC des Christen.
Nun sehen wir aber, dass den Korinthern vorgeworfen wird, sie seien fleischlich. Das heißt, dass Dinge nicht in Ordnung gebracht wurden. Diese Unordnung ist ein Hindernis, um erkennen zu können.
Deshalb müssen wir uns die letzten Verse von Psalm 139 aneignen: "Prüfe mich und erforsche mich, und sieh, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist, und leite mich auf ewigem Weg." Dieses Gebet muss uns ständig begleiten.
Oder wie David in Psalm 19 betet: "Von verborgenen Sünden reinige mich." Oder wie Hiob sagt: "Was ich nicht sehe, zeige du mir." Und der Herr hat es ihm gezeigt. Am Schluss tut Hiob Buße (Kapitel 41) und erfährt dann wieder diese wunderbare Gemeinschaft mit dem Herrn (Kapitel 42).
Das ist eine ganz wesentliche Voraussetzung: das Leben im Selbstgericht. Fleischliche Christen verstehen das nicht. Gerade dort liegt der Schlüssel zu der Vielfalt von Meinungen – genau dort.
Die Bedeutung der grundlegenden Gaben und Gemeindezusammenkünfte
Es ist wichtig, dass wir Belehrung durch die grundlegenden Gaben empfangen. Diese grundlegenden Gaben sind die Apostel und Propheten im Neuen Testament. In Epheser 2,20 wird gesagt, dass die Gemeinde weltweit auf der Grundlage der Apostel und Propheten aufgebaut ist. Sie haben das Fundament gelegt und ihre Lehre im Neuen Testament niedergelegt.
In Epheser 4 heißt es dann, dass der Herr Jesus als der Auferstandene der Gemeinde Apostel und Propheten gegeben hat. Im ersten Jahrhundert wurde der Grund gelegt. Weiterhin werden Evangelisten, Hirten und Lehrer genannt. Das Ziel dieser Gaben ist in Vers 12 beschrieben: Warum hat er diese Gaben gegeben? Zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, zur Auferbauung des Leibes Christi.
Das Ziel ist, dass wir alle zur Einheit des Glaubens und zur Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, bis wir zum erwachsenen Mann heranwachsen, zum Maß des vollen Wuchses der Fülle Christi. So sollen wir nicht mehr Unmündige sein, die hin- und hergeworfen und umhergetrieben werden von jedem Wind der Lehre, die durch die Betrügerei der Menschen und ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum kommt.
Das Ziel dieser Gaben ist also, dass die ganze Gemeinde weltweit ausgerüstet wird, um Gott zu dienen und für das Werk des Dienstes. Sie sollen auferbaut werden, damit alle zur völligen Einheit des Glaubens und zur Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen. Paulus macht den Korinthern den Vorwurf, dass er nicht zu ihnen als zu Geistlichen sprechen konnte, sondern als zu Fleischlichen, zu Unmündigen in Christus. Das Ziel ist, dass sie erwachsen werden, richtig auswachsen, zum Maß des vollen Wuchses der Fülle Christi.
So wie wir im Natürlichen wachsen müssen – was übrigens nicht mit achtzehn Jahren erreicht ist, das ist nach dem Gesetz –, ist die Adoleszenz im Allgemeinen mit etwa 21 abgeschlossen. Bei manchen dauert es etwas länger. Das ist ganz normal. Die Stimme beispielsweise ist erst mit 25 Jahren vollständig entwickelt. Manche legen großen Wert darauf, mit 18 Jahren wirklich erwachsen zu sein, dabei ist vieles noch im Prozess. Auch geistlich wachsen wir kontinuierlich. Hier wird nicht nur vom erwachsenen Mann gesprochen, den man vielleicht mit achtzehn erreichen kann, sondern vom Maß des vollen Wuchses der Fülle Christi.
Das Ziel ist, nicht mehr hin- und hergeworfen und umhergetrieben zu werden von jedem Wind der Lehre. Dabei ist „Lehre“ in der Einzahl genannt, aber „jedem Wind“ bedeutet, dass ständig neue Lehren kommen, und das Schiffchen wird hin- und hergeworfen. Manche sagen demütig, man müsse alle Lehren nebeneinander stehen lassen, doch genau das möchte Gott nicht.
Es wird auch erklärt, woher solche Lehren kommen: durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum. Manchmal merkt man, dass Leute sich etwas ausgedacht und ausgeklügelt haben, um Gläubige auf eine falsche Fährte zu bringen.
Wir haben gesehen, dass der Apostel Paulus in der Schule des Tyrannus unterrichtete (Apostelgeschichte 19,9-10). Das diente gerade dazu, die Epheser so zu gründen, dass sie nicht mehr hin- und hergeworfen werden. Apostel und Propheten bilden die Grundlage. Heute, in der Endzeit, muss man beim Tempel Gottes nicht mehr oben beim Dach eine neue Grundlage legen. Eine Grundlage legt man nur unten, das ist Architektur. Heute brauchen wir keine Apostel und Propheten mehr, aber die Lehre der Apostel und Propheten des Neuen Testaments haben wir in der Bibel.
Von der ersten Gemeinde am Pfingsttag lesen wir in Apostelgeschichte 2,42 das erste Kennzeichen einer Serie: „Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel.“ Diese Stelle habe ich noch nicht erwähnt. Bei den Einzahlstellen wird die Lehre der Apostel genannt. Das war das erste Kennzeichen.
Es ist wichtig, dass die Lehre am Anfang genannt wird, weil es einfacher ist, eine Gemeinde zu korrigieren, wenn die Lehre wenigstens theoretisch richtig ist. In der Praxis kann einiges nicht stimmen, aber dann kann man sagen: „Die Lehre sagt doch das und das.“ So kann man die Praxis korrigieren. Wenn die Lehre jedoch schon nicht stimmt, kann man praktisch nicht mehr korrigieren. Nach welchem Maßstab? Das macht es so schwierig.
Die Apostel und Propheten haben wir in der Bibel. In Epheser 4 werden weitere grundlegende Gaben genannt: Evangelisten, Hirten und Lehrer. Der Evangelist muss die Lehre der Apostel und Propheten auf die Verkündigung des Evangeliums anwenden. Die Evangeliumsverkündigung muss richtig sein und der Lehre entsprechen.
Wir können nicht sagen: „Gott möchte, dass es dir gut geht.“ Dann dürfen wir nicht erstaunt sein, wenn Leute sagen: „Mir geht es gut, ich brauche Christus nicht.“ Das hat mir jemand so gesagt, und ich habe ihm geantwortet: „Es geht gar nicht darum. Das Evangelium geht nicht darum, dass es dir gut geht, sondern darum, dass du errettet wirst.“
Wenn es einem gut geht, wäre das gerade der Grund, Gott zu suchen – diesen Gott, der einem unverdient alles geschenkt hat. Zudem muss man sich bekehren, nicht aus Angst vor der Hölle, sondern aus Dankbarkeit für seine Liebe. Manche Menschen bekehren sich aus Angst vor dem Gericht Gottes, und das ist richtig. Aber man könnte sich auch bekehren, weil es einem so gut geht.
Die Lehre muss auch in der Evangelisationsverkündigung richtig sein. Die Evangelisten wenden die Lehre der Apostel und Propheten auf die Evangeliumsverkündigung an, damit Menschen in der Welt das verstehen. Ihre Aufgabe ist es auch, den Gläubigen zu erklären, wie man das Evangelium weitergibt, sodass es der Lehre der Bibel entspricht und die Menschen es verstehen.
Es reicht nicht aus, alles richtig zu sagen; die Leute müssen uns auch verstehen. Manchmal beantworten wir Fragen, die die Leute gar nicht haben. Das ist ein echtes Problem. Die Leute fragen sich heute nicht: „Wie kann ich von meiner Schuld frei werden?“ Im 19. Jahrhundert hatten viele diese Frage und bekehrten sich. Das geschah in der Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts.
Heute haben die Menschen ganz andere Fragen, und wir müssen Antworten auf diese Fragen geben. Die Evangelisten sind zur Vollendung der Heiligen und für das Werk des Dienstes da. Sie haben auch einen Dienst an der Gemeinde, um sie auszurüsten.
Die Hirten müssen die Lehre auf die individuellen Bedürfnisse der Einzelnen anwenden. Der Hirt kümmert sich um die Seelsorge und bemüht sich in der Verkündigung, das Wort auf die notwendigen Nöte und Bedürfnisse der Gläubigen anzuwenden.
Der Lehrer muss erklären, was die Apostel gesagt haben, und wie man das heute noch so verstehen muss, wie es damals gemeint war. So wirken diese Gaben zusammen und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Das war das Problem in Korinth. Die einen sagten: „Ich bin des Paulus“, die anderen: „Ich bin des Apollos“, und wieder andere: „Ich bin des Kephas.“ Paulus war in Korinth als Evangelist bekannt, denn er predigte dort und die Gemeinde entstand. Apollos kam später als Bibellehrer nach Korinth. Petrus war als Hirt bekannt, dem der Herr am See von Genezareth den Auftrag gab: „Liebst du mich mehr als diese? Liebst du mich? Hast du mich lieb?“ Dreimal gab der Herr ihm den Auftrag, die Lämmer zu weiden, die Schafe zu hüten und die Schafe zu weiden.
Diese drei Gruppierungen waren im Grunde genommen eine Ausspielung der Gaben Evangelist, Hirt und Lehrer gegeneinander. Dabei gehören sie alle zusammen. Die schlimmsten waren die, die sagten: „Ich bin des Christus.“ Sie meinten, sie bräuchten diese Menschen nicht, weil sie alles direkt von Christus hätten. Das klingt fromm, ist aber falsch. Epheser 4 sagt, dass der Herr diese Gaben gegeben hat.
Ich habe einmal jemanden kennengelernt, der sagte, er nehme keine Bibelkommentare mehr und studiere nur noch mit seiner Bibel. Er war der Meinung, er könne alles selbst erarbeiten. Das klingt gut, aber es ist nicht möglich.
Im Schweizerdeutschen gibt es ein Lied: „Warum geht es denn nicht als Solochrist? Warum geht es nicht als Solochrist? Ein Christ braucht den Anderen, der Andere braucht dich, so bringen wir einander Isis Riech.“ Es geht nicht alleine. Der eine braucht den anderen, und der andere braucht dich.
Diese scheinbar fromme Aussage „Ich kann das selber mit meiner Bibel“ verleugnet, dass die Gläubigen zusammengefügt sind in einem Leib und dass Gott der Gemeinde Gaben gegeben hat. Diese Gaben müssen einander dienen. Jeder Gläubige hat eine Gabe empfangen, heißt es in 1. Petrus 4. Je nachdem, wer eine Gnadengabe empfangen hat, dient damit einander.
Epheser 4 erwähnt die grundlegenden Gaben Evangelisten, Hirten und Lehrer, und sie sind zur Vollendung der Heiligen da. Darum sind auch die Zusammenkünfte der Gemeinde so wichtig.
Ich habe hier im Skript noch auf den regelmäßigen Besuch von biblisch ausgerichteten Gemeindezusammenkünften hingewiesen. Hebräer 10,24-25 sagt: „Und lasst uns aufeinander Acht haben, zur Anreizung zur Liebe und zu guten Werken, indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei einigen Sitte ist, sondern einander ermuntern, und das umso mehr, je mehr ihr den Tag näherkommen seht.“
Wenn „bei einigen“ übersetzt wird mit „die Gemeinde das Zusammenkommen nicht verlässt“, dann ist das nicht gemeint. Es geht nicht darum, die Gemeinde ganz zu verlassen. Es heißt vielmehr, das Zusammenkommen nicht zu versäumen, wie es bei manchen Sitte ist. Manchmal kommt man mal, mal nicht.
Wenn man in die Ferien fährt, überlegt man zuerst, wohin man fährt, und dann vielleicht: „Gibt es dort eine bibeltreue Gemeinde?“ Das hätte man sich vorher überlegen können. Man könnte es so einrichten, dass man genau dann am Sonntag eine bibeltreue Gemeinde besuchen kann.
Das ist so wichtig, denn dort werden wir geistlich vorangebracht. Natürlich ist es auch wichtig, dass die Gemeinde den Grundsätzen entspricht, die wir vorher gefunden haben, damit sie für den Einzelnen als Gemeinde passt.
Denn in einer Gemeinde, in der alles möglich ist, kommt man nicht voran, sondern wird selbst nur verwirrt.
Absonderung von Irrlehren als notwendige Voraussetzung
Ein wichtiger Punkt dazu ist die Absonderung von Irrlehren. In 2. Timotheus 2 wird die Christenheit mit einem großen Haus verglichen. In diesem großen Haus gibt es Gefäße zur Ehre und Gefäße zur Unehre. Innerhalb der Christenheit gibt es eine große Vermischung von echten und unechten Gläubigen.
In 2. Timotheus 2, Vers 20 heißt es: „In einem großen Haus sind nicht allein goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene; die einen zur Ehre, die anderen aber zur Unehre.“ Zuvor, in Vers 19, wird gesagt: „Doch der feste Grund Gottes, das Fundament, steht und hat dieses Siegel: Der Herr kennt die, die sein sind, und jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit.“
Es gibt also eine Vermischung von echten Gläubigen – den goldenen und silbernen Gefäßen – und solchen, die nur Bekenner sind und manchmal kaum als solche zu erkennen sind. Diese werden als hölzerne und irdene Gefäße bezeichnet.
Nun heißt es in Vers 21: „Wenn nun jemand sich von diesen reinigt, so wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereitet.“ Die Alte Elbefelder Bibel und die Elbefelder CSV Hückeswagen geben hierzu eine hilfreiche Fußnote zum Wort „reinigt“. Dort steht: „Eigentlich: sich von diesen wegreinigt.“ Das bedeutet, sich durch Absonderung zu reinigen.
Wenn man sich also von den Gefäßen zur Unehre trennt, sich von ihnen wegreinigt, wird man selbst ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt und nützlich dem Hausherrn, bereit für jedes gute Werk.
Was kann das konkret bedeuten? Das wird bereits in Vers 16 angedeutet: „Die ungöttlichen Lehrgespräche aber vermeide, denn sie werden zu weiterer Gottlosigkeit fortschreiten.“ Weiter heißt es: „Ihr Wort wird um sich fressen wie ein Krebs, unter welchem Hymenäus und Philetus sind, die von der Wahrheit abgeirrt sind, indem sie sagen, dass die Auferstehung schon geschehen sei und den Glauben einiger zerstören.“
Hier haben wir ein Beispiel von zwei falschen Lehrern, die den gesamten heilsgeschichtlichen Plan durcheinanderbringen. Sie behaupten, die Auferstehung sei bereits geschehen. Natürlich ist der Herr Jesus auferstanden, aber erst bei der Entrückung werden die Gläubigen der Gemeinde und des Alten Testaments auferstehen. Später werden die Märtyrer der Drangsalzeit auferstehen, am Anfang des Tausendjährigen Reiches. All diese Phasen gehören zur ersten Auferstehung, zur Auferstehung zum Leben.
Diese Lehrer aber sagen, die Auferstehung sei schon geschehen. Man könnte sagen, gut, aber die Gräber sind ja immer noch da, und die Gläubigen liegen noch darin. Man merkt, dass sie das irgendwie vergeistigt haben – die Auferstehung wird anders verstanden.
Die Frage ist, ob das eine fundamentale Irrlehre ist oder nicht. Jedenfalls ist es eine Irrlehre, die den ganzen Heilsplan durcheinanderbringt und klare Begriffe wie „Auferstehung“ plötzlich umdeutet. Der Apostel sagt, dieses Wort frisst um sich wie ein Krebs. Im Griechischen ist das Gangrän, eine üble Krankheit, bei der zum Beispiel das Gewebe an den Zehen fault.
Das Gangrän frisst immer weiter. Am Ende, nachdem man die Zehen amputiert hat, muss man den ganzen Fuß abnehmen. Wird es nicht gestoppt, breitet es sich weiter aus. Paulus erklärt, dass diese falschen Lehren wie Gangrän sind: infektiös, keine gesunde Lehre, sondern kranke Lehre. Sie bleiben nicht an einem Ort stehen, sondern breiten sich aus und zerstören immer mehr.
In einem großen Haus sind also ganz unterschiedliche Gefäße. Von diesen falschen Lehren muss man sich trennen, dann wird man selbst ein Gefäß zur Ehre.
Man könnte sagen: „Aber ich bin doch schon ein silbernes Gefäß.“ Es heißt jedoch, es gibt goldene und silberne Gefäße, aber auch hölzerne und irdene, die zur Unehre sind. Die Gefäße, die grundsätzlich zur Ehre Gottes gehören, müssen sich dennoch von den Irrlehren trennen. Dann werden sie ein Gefäß zur Ehre sein – geheiligt, nützlich dem Hausherrn und zu jedem guten Werk bereit.
So kann Gott auch das Verständnis für die richtige Lehre schenken. Ein wesentlicher Punkt ist also, dass die fehlende Absonderung von falschen Lehren ein großes Hindernis für Klarheit in der Lehre darstellt.
Die Bedeutung der Distanzierung von Irrlehren bei Lehrern und Hirten
Und jetzt sehen wir, dass dies gerade der nächste Punkt ist: Es reicht nicht aus, die Gabe eines Evangelisten, Hirten und Lehrers zu haben. Man muss auch 2. Timotheus 2,21 umsetzen.
Dabei ist es wichtig, wenn man auf Hirten und Lehrer hört, die sich selbst aber nicht von anderen Irrlehren distanzieren und trennen, bringen diese uns auch nicht weiter – obwohl sie die Gabe von Gott als Lehrer haben. Das verursacht viel Verwirrung in der Gemeinde.
Hier erkennen wir das Problem von Ökumene und auch der Allianz. In der heutigen Allianz ist, kann man sagen, jede Art von Irrlehre vorhanden. Selbst wenn es dem Allianz-Bekenntnis widerspricht, findet man dort Bibelkritik, Allversöhnung und vieles mehr. All das ist vorhanden.
Allianz bedeutet Verbindung, man ist miteinander verbunden und macht sich eins. Aber wir müssen uns von falschen Lehren trennen – von Allversöhnung, von Bibelkritik. Dann bekennt sich der Herr zu uns.
Das ist auch das schöne Prinzip, das man in der Geschichte sieht. Beim goldenen Kalb hat sich Mose vom Volk Gottes abgesondert, wie es in 2. Mose 32 beschrieben wird. Er ging mit seinem Zelt außerhalb des Lagers. Auch Josua, der Ermutigte, ging hinaus.
Was geschah dann? Eine lichte Wolke kam zu seiner Feuersäule. Diese Wolke entfernte sich vom Volk Gottes und ging zu diesem Zelt. Dieses Zelt wurde „Zelt der Zusammenkunft“ genannt, noch bevor es die Stiftshütte gab. Von Josua heißt es, dass er nicht mehr von diesem Ort wich. Er wollte dort sein, wo der Herr ist.
Es war aber nötig, sich vom Bösen zu trennen. Dann bestätigte der Herr diese Absonderung durch seine Gegenwart, durch seine spezielle Gegenwart.
Das erklärt, warum wir dieses Durcheinander haben. Zuerst müsste man das ganze Problem der Allianz aus der Welt schaffen. Dann können wir darüber sprechen, warum es so viele Meinungen und Ansichten gibt.
Grundsätze der Bibelauslegung und Gemeindeordnung
Als Bibelleser muss man nach biblischen Grundsätzen auslegen. Man kann nicht einfach nach Belieben einzelne Stellen herauspicken. Man muss als Facharbeiter das Wort in gerader Richtung schneiden. Das wird uns gerade in 2. Timotheus 2,15 gesagt. Nur ein Vers vor der Erwähnung der Irrlehren von Hymenäus und Philetus heißt es dort: „Bemühe dich, dich Gott bewährt darzustellen als ein Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat und das Wort der Wahrheit richtig teilt.“
Wenn man eine Lehre macht, ist das vergleichbar mit einem Spezialisten für Holz, wie einem Schreiner oder Zimmermann. Diese lernen, nach sehr strengen Maßstäben zu schneiden und zu arbeiten. Jemand, der das nur gelegentlich als Hobby macht, bringt natürlich nicht dieselben Leistungen. Aber ein Facharbeiter, der es wirklich gelernt hat, schneidet absolut korrekt und in gerader Richtung. So müssen wir auch mit dem Wort Gottes umgehen.
Das heißt, wir müssen Dinge unterscheiden, die die Bibel unterscheidet. Darauf komme ich gleich noch zurück. Hier wird uns ein ganz wesentlicher Grundsatz gegeben, wie wir die Bibel auslegen müssen.
Bevor wir zu diesem Punkt kommen, möchte ich unter Punkt sechzehn einige grundlegende Prinzipien der gesunden Bibelauslegung nennen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist: Wie kann man zur wirklichen Erkenntnis des Wortes Gottes gelangen? Was sind die Voraussetzungen für den Bibelleser?
Es ist auch wichtig, dass in der örtlichen Gemeinde eine biblische Leitung besteht, die einen Torhüterdienst ausübt, wie in 1. Chronik 26 beschrieben. Dort organisiert König David die Leviten, den Stamm Levi. Ein Teil dieses Stammes wird ausgesondert, um Torhüteraufgaben zu übernehmen. Diese müssen an den Toren stehen und kontrollieren, wer nach Jerusalem und in den Tempel hineingehen darf und wer nicht. Wer die Voraussetzungen der Bibel nicht erfüllt, um den Tempel zu besuchen, muss abgehalten werden.
Dieser Torhüterdienst ist eine Aufgabe von Ältesten oder Brüdern mit Führungsaufgaben in der Gemeinde. Das ist etwas Wachstümliches. Grundsätzlich lesen wir von einem Ältesten in 1. Timotheus 3,2, dass er lehrfähig sein muss. Er muss nicht unbedingt die Gabe des Lehrers haben, aber lehrfähig sein. Auch jemand ohne Lehrer-Gabe kann fähig sein, zu erklären, was die Lehrer der Bibel lehren. Das ist nicht dasselbe.
Im Prinzip sollte jeder lehrfähig sein, aber ganz besonders wird es vom Ältesten verlangt. Außerdem gilt für solche mit Verantwortung, dass sie anderen Gebote erteilen, aber keine anderen Lehren lehren dürfen (1. Timotheus 1,3).
Wir haben schon gesehen: Der Älteste muss dem zuverlässigen Wort folgen, damit er fähig ist, sowohl mit gesunder Lehre zu ermahnen als auch Widersprechende zu überführen (Titus 1,9). Paulus sagt zu Titus in Titus 2,15, nachdem er viele Punkte erläutert hat: „Rede das, ermahne und überführe mit aller Autorität!“ Die alte Elberfelder Übersetzung sagt: „mit aller Machtvollkommenheit“. Niemand soll Titus verachten. Das zeigt, dass Titus kein demütiger Bruder war, der verschiedene Ansichten einfach so stehen ließ. Das ist ein klarer Befehl an Titus.
In 2. Timotheus 2,1-2 sagt Paulus zu Timotheus: „Du nun, mein Kind, stärke dich in der Gnade, die in Christus Jesus ist. Und was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Leuten an, die tüchtig sind, auch andere zu lehren.“
Hier sehen wir, dass das weitergegeben werden muss. Paulus hat seine Lehre an Timotheus weitergegeben. Nun sagt er, dass Timotheus das, was er empfangen hat, wiederum treuen Leuten anvertrauen soll, die es auch treu an andere weitergeben. So haben wir in der Abfolge vier Generationen: Paulus, Timotheus, treue Leute und solche, die wieder andere lehren. So muss das in der Gemeinde weitergehen.
Das alles dient dazu, dass Einheit in der Gemeinde möglich ist. Nach 1. Korinther 1,10 ermahnt Paulus: „Ich ermahne euch aber, Brüder, durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle dasselbe redet und nicht Spaltungen unter euch seien, sondern dass ihr in demselben Sinn oder Denken und in derselben Meinung völlig zusammengefügt seid.“
Das steht im völligen Gegensatz zur Ansicht, man könne verschiedene Meinungen und Lehren einfach nebeneinander in der Gemeinde stehen lassen. Hier wird gesagt: Erstens sollen alle dasselbe reden, zweitens sollen keine Spaltungen da sein, drittens soll man im selben Sinn oder Denken sein, und viertens soll man in derselben Meinung völlig zusammengefügt sein.
Es gibt auch Stellen, die zeigen, wie Gefahren abgewehrt werden müssen. In Römer 16,17 heißt es: „Ich ermahne euch aber, Brüder, auf die zu achten, die Zwiespalt und Ärgernis – das heißt einen Fallstrick, wo man darüber stolpern kann – anrichten entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und wendet euch von ihnen ab! Denn solche dienen nicht unserem Herrn Christus, sondern ihrem eigenen Bauch und verführen mit süßen Worten und schönen Reden die Herzen der Arglosen.“
In Titus 3,10-11 steht: „Einen sektiererischen Menschen, der eine der Spaltungen in die Gemeinde bringt, weise ab nach ein- oder zweimaliger Ermahnung.“ Das ist im Prinzip wie eine gelbe Karte und dann eine rote Karte. Danach ist er aus der Gemeinde ausgeschlossen.
Und dann schreibt Judas in seinem Brief, dass er durch den Heiligen Geist gedrängt wurde, diesen Brief zu schreiben. Das Ziel war: „Ich fühlte mich genötigt, euch zu schreiben und zu ermahnen, für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen.“
Dieser überlieferte Glaube ist das Glaubensgut, die gesunde, gute Lehre der Apostel, die uns einmal in der Bibel gegeben wurde. Die Bibel ist abgeschlossen, und jetzt müssen wir dafür kämpfen. Man muss kämpfen, es braucht Energie. Es geht nicht von selbst.
Grundlegende Prinzipien der gesunden Bibelauslegung
Am Schluss habe ich unter dem Punkt sechs noch für die letzten zwei Minuten einige grundlegende Prinzipien der gesunden Bibelauslegung zusammengefasst. Warum komme ich dabei nicht unter Stress? Weil ich dieses Thema bereits ausführlich an einem früheren Bibelstudientag behandelt habe.
Das Thema lautete: Bibelauslegung – aber wie? Dort habe ich einige Punkte in Kurzform zusammengefasst, die man sich auch nachhören kann. Bei Itzion Nehemiah kann man das Material nachbestellen oder im Internet finden, zum Beispiel auf Sermon Online.
Zu den Prinzipien: Erstens ist die Bibel Gottes Wort, Gottes Offenbarung in sprachlicher Form. Wenn man weiß, dass die Bibel zu hundert Prozent Gottes Wort ist, dann erkennt man, dass man bei Verständnisschwierigkeiten einfach geduldig auf Lösungen warten muss. Man darf nicht ehrfurchtslos sein und der Bibel Irrtümer unterstellen.
Wenn man etwas nicht versteht, sollte man nicht sagen: „Das weiß niemand“ oder „Das kann man nicht verstehen.“ Stattdessen muss man sagen: „Ich verstehe das nicht, aber vielleicht gibt es jemanden in Japan, der es versteht, oder vielleicht auch in Amerika oder anderswo.“ Man sollte nicht einfach behaupten, es sei unklar. Man muss sagen: „Für mich ist es nicht klar.“
Jesus Christus ist das Zentrum der Bibel. Von Anfang bis Ende muss man den Sohn Gottes suchen, und man wird ihn finden – direkt und auch in Bildern.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Einheit und die Vielfalt der Bibel. Die Bibel spricht einerseits über die Schrift, andererseits über die Schriften. Die ganze Bibel zusammen ist die Schrift und besitzt eine totale göttliche Einheit.
Die verschiedenen Bibelschreiber aber hat Gott unterschiedlich ausgestattet. Darin offenbart sich eine gewaltige Vielfalt. Hosea schreibt ganz anders als Paulus, Paulus wiederum anders als Johannes, und Johannes anders als Mose. Diese Vielfalt an Klangfarben muss man entdecken.
Die Bibel unterscheidet verschiedene Heilszeitalter, und diese muss man ebenfalls unterscheiden. Das ist wieder das Thema: das Wort Gottes in gerader Richtung schneiden.
Wir müssen unterscheiden zwischen Israel, den Völkern und der Gemeinde. Außerdem muss man beachten, dass jedes Bibelbuch einen eigenen Charakter und eine ihm eigene Schönheit hat.
Man muss die Hauptbotschaft erarbeiten, Schlüsselverse herausfinden, den Gedankenverlauf und die Einteilung erkennen.
Weiterhin müssen wir unterscheiden zwischen Prosa und Poesie. Ebenso zwischen Geschichtsbüchern, Lehrbüchern und prophetischen Büchern. Auch verschiedene Gattungen gilt es zu unterscheiden: Ist es eine Erzählung, eine Vision, ein Lied, ein Gleichnis und so weiter?
All diese Punkte habe ich ausführlich in dem besagten Vortrag dargelegt. Diese Grundsätze zeigt uns die Bibel selbst. Daran müssen wir uns natürlich auch halten – aber eben geleitet durch den Heiligen Geist und mit einem Leben, das bereit ist, dem Herrn auch wirklich zu gehorchen in dem, was das Wort Gottes uns sagt.
