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Esel

1) Der zahme Esel

Dieses bei uns so gering geachtete Tier war im Morgenland von jeher ein sehr geschätztes Haustier, ist aber auch in dem seiner Natur günstigern Klima und unter meist besserer Pflege stattlicher und wertvoller als bei uns. Seine Farbe ist braunrot ( Ri. 5,10 sind unter den „schönen Eselinnen“ die geschätzten rötlichen gemeint).

In der Patriarchenzeit bildeten Esel einen wesentlichen Bestandteil des Herdenbesitzes (1 Mo. 12,16; 24,35; 30,43; Hi. 1,3; 42,12), wobei die weiblichen Tiere wegen der Milch, wohl auch als leichter zu behandeln und wegen ihres sanfteren Tritts bevorzugt waren. David hatte nach 1 Chr. 27,30 einen besonderen Beamten als Auffeher über die Esel. Gebraucht wurde der Esel als Lasttier (2 Mo. 23,5; 1 Sa. 25,18; Neh. 13,15), als Zugtier, zum Beispiel beim Pflügen, wobei nach 5 Mo. 22,10 das Zusammenspannen von Ochs und Esel verboten ist, oder zum Treiben von Getreidemühlen (Mt. 18,6; Mk. 9,42, wörtlich „Eselsmühlstein“, das heißt ein Stein nicht bloß von der leichteren Handmühle), endlich vornehmlich als Reittier.

Das „Satteln“ oder „Gürten“, 1 Mo. 22,3; 4 Mo. 22,21, bestand jedoch neben dem Aufzäumen nur im Auflegen einer Decke oder eines Kleidungsstücks (Mt. 21,7), nicht eines eigentlichen Sattels. Auch bediente man sich häufig eines Treibers, 2 Kö. 4,24. Der Esel blieb bei den Israeliten beinahe das ausschließliche Reittier, auch nachdem David und Salomo, hauptsächlich zu Kriegszwecken, Pferde zu halten angefangen hatten (s. Pferd), zumal er auf Gebirgswegen einen sicherern Tritt hat als das Pferd. Gerade im Gegensatz zum Kriegsroß dient er denn auch, Sach. 9,9; Mt. 21,1-11, dem Friedenskönig Christus, und ebenso ist es ein Bild friedlichen Wohlstandes, wenn Juda nach 1 Mo. 49,11 seinen jungen Esel an den edlen Reben bindet. Wenn ebendort V. 49,14 Isaschar ein knochiger Esel genannt wird, so liegt in diesem Bilde an sich nichts Schimpfliches; erst darin liegt die Schande, daß er sich zum Lasttier für Fremde hergibt. V. 49,15.

Der Esel gehörte für die Israeliten nach 3 Mo. 11 unter die unreinen Tiere, das heißt er durfte nicht zum Opfer benutzt und nicht gegessen werden (vgl. dagegen die große Hungersnot 2 Kö. 6,25). Seine Erstgeburt war daher entweder mit einem Schafe zu lösen oder durch Brechen des Genicks zu töten, 2 Mo. 13,13. Gefallene Tiere wurden verscharrt, daher die Vergleichung Jer. 22,19: wie ein Esel begraben werden, das heißt ohne Trauerklage und Ehrenbezeigung.

2) Der Wildesel

Dieser ist ein noch stattlicheres Tier als der zahme morgenländische Esel. Er hat eine schmutziggelbe, seltener bräunliche Farbe, ist am Bauche fast weiss, während über die Länge des Rückens ein dunkler Streifen hinläuft bis zu dem einem schwarzen Haarbüschel endenden Schwanze. Den Kopf trägt er hoch, die Beine tun es an Schnelligkeit dem schnellsten Pferde zuvor. Zähmungsversuche sind noch nicht gelungen. Der wilde Esel lebt zwar nicht in Palästina, wohl aber in den umliegenden Steppen in großen Rudeln. Im Alten Testament ist er wiederholt genannt, so Hi. 39,5-8; 24,5; Jer. 14,6. In 1 Mo. 16,12 wird Ismael so genannt, ein treffendes Bild des ungebundenen Nomadenlebens.

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