Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 631: Gesegnete Singles, Teil 1
Einführung in das Thema Ehe und Single-Sein
Nachdem Jesus den Pharisäern erklärt hat, dass man seine Frau nicht aus jeder beliebigen Ursache einfach so entlassen darf, fragen die Jünger Jesu noch einmal nach. Dann formulieren sie: Matthäus 19,10: Seine Jünger sagen zu ihm: „Wenn die Sache des Mannes mit der Frau so steht, ist es nicht ratsam zu heiraten.“
So denken die Jünger Jesu. Und was macht Jesus? Er stimmt ihnen zu. Matthäus 19,11: „Er aber sprach zu ihnen: Nicht alle fassen dieses Wort, sondern die, denen es gegeben ist.“
Die Jünger haben tatsächlich etwas ganz Richtiges gesagt. Aber nicht jeder kann die Wahrheit, die sich hinter den Worten der Jünger verbirgt, sofort erfassen.
Paulus wird Jahre später auf dieselbe Sache zu sprechen kommen, wenn er den Korinthern Ratschläge gibt, wie sie mit der Frage „Heiraten oder nicht heiraten“ umgehen sollen.
Die Vorteile des Single-Daseins aus biblischer Sicht
Auch wenn es für viele Menschen vielleicht ungewöhnlich klingt, hat das Single-Sein seine Vorteile.
In 1. Korinther 7,7-8 schreibt Paulus: „Ich wünsche aber, alle Menschen wären wie ich. Doch jeder hat seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so. Ich sage aber den Unverheirateten und den Witwen, es ist gut für sie, wenn sie bleiben wie ich.“
Es ist bemerkenswert, wie klar Paulus hier formuliert. Er sagt, dass es für Unverheiratete und Witwen gut ist, wenn sie nicht heiraten. Dabei betrachtet er das Unverheiratetsein keineswegs als Makel oder als unvollständig. Paulus glaubt nicht, dass der Mensch erst in der Ehe ganz wird. Stattdessen wünscht er sich, dass alle Menschen seinem Beispiel folgen könnten.
Er setzt niemanden unter Druck, denn nicht jeder hat diese Gnadengabe. Dennoch ist es für Paulus ein durchaus erstrebenswertes Ziel, unverheiratet zu bleiben. Klingt das vielleicht merkwürdig? Irgendwie schon, aber so ganz falsch kann es nicht sein. Auch Jesus hat nie geheiratet.
In gewisser Weise ist es tatsächlich nicht immer ratsam zu heiraten. Eine Ehe sollte gut überlegt sein. Nicht zuletzt deshalb, weil unser Leben nicht allein darin besteht, Kinder zu bekommen, eine Wohnung zu mieten und einen Schrebergarten anzulegen.
Die Spannung zwischen Ehe und Berufung zum Reich Gottes
Lasst mich deshalb an dieser Stelle noch einen Gedanken nachschieben.
1. Korinther 7,29: „Dies aber sage ich, Brüder, die Zeit ist begrenzt, dass künftig die, die Frauen haben, seien, als hätten sie keine.“
Ein ganz ungewöhnlicher Vers. Was will Paulus damit zum Ausdruck bringen? Ganz einfach: Die Zeit, die ich in dieser Welt habe, um meine Berufung zu leben, ist begrenzt. Deshalb kann ich als Ehemann nicht dieselbe Energie für meine Ehe aufbringen, wie es mein ungläubiger Nachbar tut. Ein bisschen muss ich immer, obwohl verheiratet, so leben, als wäre ich noch Single.
Ich muss meine Zeit aufteilen zwischen der Verantwortung für meine Frau, der ich Exklusivität, Fürsorge und Intimität versprochen habe, und meinem Auftrag, das Reich Gottes zu bauen. Diese Spannung besteht nur deshalb, weil ich verheiratet bin. Wäre ich es nicht, könnte ich mich hundertprozentig ins Reich Gottes investieren.
Der Unverheiratete ist für die Sache des Herrn besorgt, wie er dem Herrn gefallen möge. Der Verheiratete aber ist um die Dinge der Welt besorgt, wie er der Frau gefallen möge, und so ist er geteilt. Die unverheiratete Frau und die Jungfrau ist für die Sache des Herrn besorgt, damit sie heilig ist an Leib und Geist. Die Verheiratete aber ist für die Sache der Welt besorgt, wie sie dem Mann gefallen möge.
Merkt ihr die Spannung? Der Unverheiratete kann seinen Fokus darauf legen, Gott zu gefallen. Die unverheiratete Frau kann sich ganz in die Sache des Herrn investieren. In dem Moment, in dem ich heirate, geht das nicht mehr. Plötzlich gilt es, Gott und meiner Frau beziehungsweise meinem Mann zu gefallen.
Und das ist keine Sünde. Ich soll als Ehemann meiner Ehefrau gefallen, und umgekehrt. Wir haben einander versprochen, dass wir uns im Rahmen unserer Möglichkeiten glücklich machen. Dazu gehört natürlich, dass ich die Bedürfnisse und Wünsche meiner Frau zu meinen eigenen mache. Aber damit bin ich geteilt. Ich will Gott gefallen und meiner Frau.
Es mag Konstellationen geben, in denen Ehepaare einander beflügeln und zusammen leistungsfähiger sind als allein. Es mag auch Aufgaben im Reich Gottes geben, die zwingend nach einem Ehepaar verlangen. Aber grundsätzlich gilt: Wer heiratet, verliert erst einmal Zeit und Fokus für das Reich Gottes. Deshalb sollte man sich gut überlegen, ob man es tut.
An anderer Stelle formuliert Paulus sogar noch deutlicher: „Niemand, der Kriegsdienste leistet, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefällt, der ihn angeworben hat.“ Wer die Begrenztheit der Zeit und die Ernsthaftigkeit seiner Berufung vor Augen hat, wird sich gut überlegen, ob er heiratet. Nicht zuletzt auch deshalb, weil er weiß, wie viele Ehen unglücklich sind.
Die besondere Bedeutung der „Verschnittenen“ in Jesu Worten
Matthäus 19,11: Er aber sprach zu ihnen: Nicht alle fassen dieses Wort, sondern nur die, denen es gegeben ist.
Wem ist es also gegeben, das Wort der Jünger zu verstehen? Jesus stellt uns hier drei Gruppen vor.
Matthäus 19,12: Denn es gibt Verschnittene, die von Mutterleib so geboren sind, und es gibt Verschnittene, die von den Menschen verschnitten worden sind, und es gibt Verschnittene, die sich selbst verschnitten haben um des Reiches der Himmel willen. Wer es fassen kann, der fasse es.
Die Verschnittenen sind Eunuchen. Eunuchen sind Männer, die kastriert wurden. In Israel durften sie nicht als Priester dienen und auch nicht am kultisch-religiösen Leben der Gemeinschaft teilnehmen.
Fünfte Mose 23,2: Einer, dem die Hoden zerstossen sind oder die Harnröhre abgeschnitten ist, darf nicht in die Versammlung des Herrn kommen.
Und doch sind es die Verschnittenen, denen es gegeben ist, das Wort der Jünger zu fassen. Der Herr Jesus verwendet dabei den Begriff „Verschnittene“ sowohl im realen als auch im bildhaften Sinn.
Er hat hier nämlich drei Gruppen von Menschen vor Augen. Alle drei verbindet dieselbe Sache: ihre Unfähigkeit oder Unwilligkeit, Ehe zu leben. Weil sie Ehe nicht leben können oder wollen, verstehen sie auf besondere Weise, wie wahr die Worte der Jünger sind.
Merken wir uns das gut: Der Fokus liegt auf Ehe und Familie. In einer Gesellschaft kann dieser Fokus so stark werden, dass Menschen überhaupt nicht mehr verstehen, dass es etwas viel Wichtigeres gibt als einen Ehepartner zu finden und Kinder zu zeugen.
Es ist völlig richtig, was Jesus hier sagt: Nicht alle fassen dieses Wort.
Schlussgedanken und Ermutigung zur Nachfolge
Und doch gilt bis heute: Die Zeit ist begrenzt, die Arbeiter sind wenige, und wir sollen zuerst nach Gottes Reich und seiner Gerechtigkeit trachten. Möge Gott es uns schenken, dass wir unseren Herrn ein wenig besser verstehen.
Was könntest du jetzt tun? Überlege dir, welche Vorteile Singles haben, wenn es darum geht, das Reich Gottes zu bauen.
Das war's für heute. Falls du es noch nicht getan hast, schreibe deine Bekehrungsgeschichte auf. Vielleicht kannst du sie schon bald jemandem erzählen.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.
