Herr Präsident, einen guten Abend!
Ich freue mich, hier sein zu können. Besonders freut es mich, dass so viel Interesse besteht, mehr aus der Bibel über die Führung von Ehe und Familie zu lernen.
Mir ist vor Jahren aufgefallen, dass man eine Ausbildung macht, um ein Auto zu fahren, dass man eine Ausbildung benötigt, um im Beruf zu bestehen, und dass man Anleitung erhält, um bestimmte Geräte zu bedienen. Doch sehr wenige Menschen haben sich in Bezug auf Ehe und Familie von der Bibel her ausbilden lassen. Umso mehr freue ich mich heute Abend, dass so viele dieses Interesse zeigen.
Wir wollen nun gemeinsam beten und den Herrn bitten, uns in seinem Wort zu leiten.
Vater im Himmel, wir bitten Dich, dass Du uns in diesen Minuten hilfst, Dich richtig zu verstehen. Hilf uns, das Thema des Ehemannes im Lichte Deines Wortes zu sehen, damit wir falsche Einstellungen korrigieren und neu darüber nachdenken, was Du von uns Menschen willst.
Alles fügt sich in ein Gesamtbild ein, und wir möchten, dass wir heute Abend auch diese eine Seite nicht losgelöst von allem anderen betrachten. Deshalb bitten wir Dich um Deine Hilfe, damit wir die Ausgewogenheit Deines Wortes bewahren.
In Jesu Namen, Amen.
Herausforderungen und Realität der Ehe
Ein berühmter britischer General sagte einmal zu seinen Truppen: „Gentlemen, denkt niemals ans Heiraten, bis ihr Kriegserfahrung hinter euch habt.“ Leider können viele Menschen diesem Ausspruch zustimmen und sich damit identifizieren.
Es ist oft sehr schwer, mit anderen Menschen oder mit einem anderen Menschen auszukommen. Alles beginnt ja meist so gut: an warmen Sommerabenden die Spaziergänge im Park, die entfachten Gefühle, die Blicke der Liebe, der warme Händedruck. Doch irgendwann in der Zukunft trifft es dieses Paar und diese Ehe, die so gut in der Freundschaft begonnen hat, erkaltet und erstickt an sich selbst.
Niemand beginnt eine Ehe mit dem Plan, dass sie bald in die Brüche geht. Jeder startet mit Hoffnung. Man geht nicht vor einen Traualtar, um öffentlich zu bekennen: „Wir sind einander treu“, nur um dieses Versprechen später zu brechen.
Ein humorvoller Vergleich beschreibt die ersten sieben Jahre der Ehe anhand einer Erkältung. Im ersten Jahr sagt der Ehemann: „Süßes Schätzchen, ich mache mir Sorgen um dich wegen deines Schnupfens. Geh heute zum Krankenhaus, lass dich gründlich untersuchen und ruh dich gut aus. Ich besuche dich jeden Tag.“
Im zweiten Jahr sagt er: „Schatz, dein Husten gefällt mir gar nicht. Ruf doch Herrn Doktor Müller an, er kommt sofort her. Geh ins Bett und erhole dich, so wie es sich für einen Schatz gehört.“
Im dritten Jahr meint er: „Du sollst dich hinlegen, Schatz. Ruhe kann dir viel helfen, wenn es dir gar nicht gut geht. Soll ich dir vielleicht eine Suppendose öffnen?“
Im vierten Jahr sagt er: „Nun, Schatz, sei mal vernünftig. Nachdem du die Kinder ins Bett gebracht, das Geschirr gespült und den Boden gewischt hast, kannst du dich vielleicht hinlegen.“
Im fünften Jahr sagt er: „Nimm doch ein Aspirin.“
Im sechsten Jahr meint er: „Wenn du nur gurgeln würdest, würdest du aufhören, dich wie ein Seelöwe anzuhören.“
Im siebten Jahr sagt er schließlich: „Hör doch endlich auf zu niesen! Willst du mir etwa eine Lungenentzündung geben?“
Diese Darstellung mag krass wirken, doch aus der Seelsorge kenne ich leider viel zu viele Fälle, die gut begonnen haben, bei denen es nach kurzer Zeit nicht mehr so aussah wie am Anfang.
Scheidungsraten und gesellschaftliche Wahrnehmung
Im Jahr 1870 gab es in den Vereinigten Staaten 27 Scheidungen auf tausend Eheschließungen. Im Jahr 1972 stieg diese Zahl auf 455 Scheidungen auf tausend Eheschließungen, und der Prozentsatz steigt weiterhin. In Deutschland sieht die Situation nicht viel anders aus.
Wenn man sich vorstellt, dass die große Nobel-Firma in Stuttgart mit dem bekannten Stern Probleme mit 50 Prozent aller in Sindelfingen hergestellten Autos hätte, sodass diese nach kurzer Zeit vom Verkehr gezogen werden müssten, würde man schnell nach der Ursache suchen.
Viele Menschen scheinen jedoch nicht viel Mühe darauf zu verwenden, die Tatsache anzuerkennen, dass es in der Ehe große Mängel gibt und dass Lösungen gefunden werden müssen.
Heute Abend möchte ich noch einmal ermutigen: Es gibt Lösungen für Familienprobleme. Menschen suchen nach Lösungen, und es gibt Hilfe und Hoffnung, die wir aus der Bibel erhalten können.
Die biblische Rolle des Ehemannes
Die Bibel sagt sehr deutlich etwas über die Aufgabe des Ehemanns, den ersten Teil unseres Themas Familienaufseher. Ja, der Ehemann hat diese Rolle von Gott zugewiesen bekommen. In 1. Timotheus 3,4 sowie auch in Epheser 5 heißt es, dass der Ehemann der Aufseher oder Vorsteher der Familie ist. Er wurde von Gott in diese Rolle gestellt.
Ich habe mit einem Mann in der Seelsorge gesprochen, der sagte: „Ich will ja kein Aufseher sein.“ Ich antwortete: „Ob du willst oder nicht, du bist es. Es ist die Frage, ob du ein guter Aufseher bist oder nicht.“ Denn er selbst hat diese Rolle zugeteilt bekommen, als er heiratete.
Es kann sein, dass heute Abend jemand hier ist, der darüber etwas strittig denkt und sagt: „Ich sehe nicht ein, warum der Ehemann diese Rolle zugewiesen bekommen hat.“ Ich habe das oft mit der Zuweisung der physischen Fähigkeiten in der Ehe verglichen, die Gott so zugeteilt hat, wie er wollte.
Er gab dem Mann die Fähigkeit, Kinder zu zeugen, und der Frau die Fähigkeit, Kinder zu empfangen und zu gebären. Niemand ist heute Abend im Unklaren darüber, dass Gott diese physischen Fähigkeiten gegeben hat. Gott hat sie zugeteilt, wie er es wollte.
Die Rollenführung in der Ehe ist identisch mit der physischen Aufgabe eines jeden in der Ehe. Gott sah, dass es gut war, dass der Mann diese Aufgabe bekam: die Rolle der Aufsicht, der Versorgung und des Pflegens der Familie.
Viele Menschen denken: „Ja, ich versorge meine Familie, ich bringe das Geld schon nach Hause.“ Leider liegen sie falsch, wenn sie denken, Versorgung handle sich nur darum, Geld nach Hause zu bringen. Wir werden im Laufe dieser Woche noch viel mehr darüber sehen.
Missverständnisse und Extreme in der Rollenverteilung
Heute wird diese Rolle zunehmend infrage gestellt. Vor einigen Jahren kam ein junges Paar auf mich zu. Der junge Mann sagte: „Wir wollen eine Partnerschaftsehe. Wir möchten keine Ehe, in der ich das Haupt bin und meine Frau die Unterstützungsrolle übernimmt. Stattdessen wollen wir gemeinsam Entscheidungen treffen und Gleichberechtigung haben.“
Das klingt gut, sehr gut. An vielen Stellen ist eine solche Vorstellung richtig, gut und auch biblisch. Allerdings wird oft übersehen, dass die Bibel dem Mann diese Rolle zugewiesen hat. Das Problem ist, dass viele missverstehen, was mit „Aufsicht“ gemeint ist.
Worüber sich dieser junge Mann aufregte, war ein verzerrtes, verstelltes und unbiblisches Bild des Ehemannes. Darüber sollten wir uns alle aufregen und es ablehnen.
Ich sprach einmal mit einem älteren Herrn, der nach dem Tod seiner Frau wieder heiraten wollte. Er hatte eine Frau kennengelernt und sich in sie verliebt. Er sagte: „Ich denke, sie ist eine dominante Person, und in unserer Ehe wird sie die führende Rolle haben. Ich lasse mich gerne führen.“
Ich sprach weiter mit ihm über diese Vorstellung von Ehe und erklärte, dass Gott dem Mann die Aufgabe gegeben hat, die Aufsicht in der Ehe zu übernehmen.
Es gibt aber auch die andere Seite: das Extrem der rollenlosen Ehen. Das andere Extrem besteht darin, dass viele Ehemänner – sowohl in der Vergangenheit als auch heute – ihre Frauen in einem unerträglichen Maß unterdrücken, sodass deren Persönlichkeit praktisch zerstört wird.
Im vergangenen Jahr hatte ich mit vielen Paaren zu tun, bei denen dies der Fall war oder so schien. Der Mann benahm sich wie ein militärischer Befehlshaber, und alles musste nach seinem Kopf gehen, sonst ging gar nichts.
Das ist überhaupt nicht das, was die Bibel meint, wenn sie von der Aufsicht des Ehemannes spricht.
Beide Extreme sind falsch. Extremistisches Denken ist meist sehr gefährlich. In der heutigen Welt neigen wir dazu, von einem Extrem zum anderen zu wechseln. Das, was am einen Extrem falsch war, wird dadurch nicht aufgehoben, dass man ins andere Extrem verfällt.
Wir sprechen hier nicht von einem goldenen Mittelweg, bei dem beide Seiten Kompromisse eingehen, sondern von dem ausgewogenen Platz, den Gott für beide in der Ehe vorgesehen hat. Dort hat jeder seinen richtigen Platz.
Ursprung des Problems: Der Sündenfall und seine Folgen
Zunächst müssen wir heute Abend ein Problem behandeln: Woher kommt dieses unausgewogene Extremdenken? Wenn wir das einmal aus der Bibel erkannt haben – und das können wir durch die Praxis immer wieder bestätigen – dann hilft es uns zu verstehen, wie wir der Sache begegnen können.
Ich möchte bitten, wenn die Bibel irgendwo in der Nähe liegt, dass wir gemeinsam Erste Mose aufschlagen. Erste Mose Kapitel 2 haben wir heute Morgen kurz miteinander betrachtet. In dieser Bibelstelle, in Erste Mose 2, finden wir den Bericht – der historische Bericht, wohlgemerkt und betont – darüber, wie Gott Adam und Eva, die ersten zwei Menschen, schuf.
In diesem Bericht lesen wir, dass Gott Adam eine Gehilfin schuf, die ihm entsprach. In Erste Mose Kapitel 3 kommen wir zu einem großen Problem in ihrer Beziehung zueinander. Dort lesen wir:
„Und als nun das Weib sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen und ein wertvoller Baum wäre, weil er klug machte, da nahm sie von dessen Frucht und aß und gab zugleich ihrem Mann davon, und er aß. Da wurden ihre beide Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und sie banden Feigenblätter um und machten sich Schürzen.“
Wir lesen in den Versen gleich darauf, was die Folge dieser Handlung von Eva und Adam war. Es heißt hier, in Vers 16:
„Und zum Weibe sprach der Herr: Ich will dir viele Schmerzen durch häufige Empfängnis bereiten. Mit Schmerzen sollst du Kinder gebären. Und zweitens: Du sollst nach deinem Manne verlangen, er soll aber herrschen über dich.“
Und zum Adam sprach er:
„Dieweil du gehorcht hast der Stimme deines Weibes und von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen, verflucht sei der Erdboden um deinetwillen. Mit Mühe sollst du dich davon nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Gewächs des Feldes essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zur Erde kehrst, von der du genommen bist; denn du bist Staub und kehrst wieder zum Staub zurück.“
Dieser Fluch Gottes, der auf das erste Paar und nicht nur auf das erste Paar, sondern auf die gesamte Menschheit von Adam und Eva an gelegt wurde, wird nicht infrage gestellt. Denn mit dem Schweiße unseres Angesichts essen wir, und Dornen und Disteln gibt es überall.
Das ist ein Grund, warum ich kein Bauer bin. Ich komme vom Land, mein Bruder ist Farmer geworden, und die Landschaft war um mich herum. Er hat versucht, mich zu animieren, mit ihm auf die Farm zu gehen. Ich sagte jedoch nein, weil ich mitgeholfen hatte, im Sommer Unkraut zu ziehen. Sie waren bis Spätsommer fast kleine Bäume, und ich dachte jedes Mal, als ich auf die Felder ging: „Dieser Fluch, Adam, du Dummkopf, du musst trotzdem Unkraut ziehen.“
Auch die Frauen unter uns wissen um diese Schmerzen beim Kindergebären. Es gibt jedoch zwei Verse hier und zwei Dinge in der Aussage bei Eva, an denen viele falsch gedacht haben, viele Ausleger.
Es heißt in Vers 16, Gott sagte zu Eva: „Du sollst nach deinem Mann verlangen.“ Viele haben gemeint, sie werde ein warmes Gefühl in ihrem Herzen haben, wenn sie ihren Mann sieht. Doch bedenke: Das ist ein Fluch, kein Segen. Sie hat nicht die warmen, positiven Gefühle für ihren Mann, dass sie ihn will und ihn umarmen möchte, sondern es ist ein Fluch.
Und es heißt im zweiten Teil: „Er aber soll herrschen über dich.“ Das klingt negativ.
Nun gibt es eine einzige Bibelstelle im ganzen Alten Testament, die einen Parallel dazu hat. Das ist gleich im nächsten Kapitel, Vers 7, Kapitel 4, Vers 7. Beim Hass von Kain und Abel sagte Gott in Vers 6:
„Wenn du gut bist, so darfst du dein Haupt erheben. Bist du aber nicht gut, so lauert die Sünde vor der Tür, und ihre Begierde ist auf dich gerichtet. Sie will dich.“
Diese Begierde der Sünde will dich beherrschen, sie will dich einnehmen. Du aber sollst über die Sünde herrschen.
Wir haben hier grammatisch einen genauen Parallel zu dem, was in Kapitel 3, Vers 16 steht. Das heißt:
Eine gefallene Frau in der Ehe, ohne die Hilfe Gottes – wie wir es heute Morgen gehört haben –, ohne Gottes Hilfe wird sie tendieren, nach der Leitung in der Ehe zu greifen und sich an der Leitung der Ehe zu vergreifen.
Der Mann als gefallener Mann ohne Gottes Hilfe wird tendieren, sie stets sündhaft zu unterdrücken.
Ohne Jesus haben wir dieses leider sehr schrecklich verzerrte Bild in vielen Ehen, wo der Ehemann, um zu leiten, sie total unterdrückt. Oder das andere Extrem, wo die Frau die Leitung übernommen hat und der Ehemann entweder sich von seiner Frau scheiden ließ oder in der Ehe resignierte und sagte: „Leite du, mich interessiert es gar nicht mehr.“
Diese beiden Extreme gibt es, wenn wir die Hilfe Gottes nicht beanspruchen. Das ist ein Teil der Auswirkung des Sündenfalls.
Gesellschaftlicher Geschlechterkampf und Gottes ursprünglicher Plan
Woher kommt dann dieser Geschlechterkampf in unserer Gesellschaft?
Es ist kein deutsches oder westliches Phänomen, auch kein ausschließliches Problem der gebildeten Gesellschaft oder der Ersten Welt. Vielmehr ist es ein weltweites Phänomen, das von gefallenen Menschen ausgeht. Wir neigen ständig dazu, Fehler zu machen, uns in Gottes Plan einzumischen und uns falsch zu verhalten.
Ursprünglich gibt es einen anderen Plan, den Gott vorgesehen hat. Schau dir dazu Vers 29 aus Kapitel 1 an. Das ist das, was Gott ursprünglich geplant hat. Achte genau auf die Worte in diesem Vers: „Siehe, ich habe euch beiden alles Gewächs auf Erden gegeben, das Samen trägt, und alle, die Samen tragen, sollen euch zur Nahrung dienen. Über allen Tieren der Erde, allen Vögeln des Himmels, allem, was auf Erden kriecht, und allem, was eine lebendige Seele hat, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben.“
Gott sah, dass es gut war. Moment, ich lese falsch, ich denke an Vers 28. Ja, Vers 28: Gott segnete sie und sprach zu ihnen: „Seid fruchtbar und mehret euch, füllet die Erde, machet sie euch untertan und herrschet gemeinsam über die Fische im Meer, über die Vögel des Himmels und über alles Lebendige, das auf Erden kriecht.“
Es war ursprünglich geplant, dass Mann und Frau gemeinsam über die Schöpfung Gottes herrschen. Dieser ursprüngliche Plan wurde durch den Sündenfall zerstört. Seitdem gibt es eine Herrschaftssucht des Mannes und leider auch durch die gefallene Frau eine Abweichung vom ursprünglichen Plan Gottes für die Ehe.
Männer und Frauen sollten nach Gottes Plan gemeinsam führen. Doch der Egoismus der Menschheit führt heute zu diesem Problem. Jeder denkt nur egoistisch an sich selbst – das ist die Ursache.
Wenn man auf Hochzeiten ist – wir waren gestern auf einer Hochzeit, und es war schön – dann stellt sich mir immer die Frage: Hat dieses junge Paar oder auch das erfahrene, ältere Paar erkannt, welche Probleme in ihnen selbst liegen und was ihre Ehe zerstören könnte?
Hat dieses Paar verstanden, dass so schön der erste Tag der Ehe auch sein mag, sie dennoch scheitern kann, wenn sie nicht wissen, dass Egoismus die Ehe zerstören kann?
Egoismus als Hauptursache menschlicher Probleme
Ich habe vor Jahren auf der Königstraße in Stuttgart oft Umfragen gemacht. In einem dieser Fragebögen war die Frage enthalten: „Nach Ihrer Ansicht, was ist das Hauptproblem der Menschheit?“ Das ist eine gute Frage. Ich habe diese Frage manchen Leuten gestellt, und man bekommt interessante Antworten.
Manche Menschen haben erkannt, dass das Hauptproblem der Menschheit der Egoismus ist. Der Mensch lebt selbstbezogen und nicht zu Gottes Ehre. Dieser Egoismus, diese Selbstbezogenheit oder Selbstsucht, wenn man so will, ruiniert unsere Ehen und Familien. Dieses Problem stammt vom Sündenfall her. Es führt zu besonderen Reibungsflächen und Problemen innerhalb der Ehe.
Ehemänner neigen ohne Gottes Hilfe dazu, sich unterdrückt zu fühlen. Gott hat jedoch Folgendes in der Ehe geplant: Die Ehe sollte Gott verherrlichen. Erstens, weil sie sein Wesen darstellen soll. Zweitens, um die Einsamkeit zu beseitigen (1. Mose 2,18). Drittens, für Kinder und Fortpflanzung (1. Mose 1,28). Viertens, für gegenseitige physische Erfüllung in der Ehe (1. Mose 2,3-5). Und fünftens, für Freude miteinander (Hebräer 13,4).
Doch der wunderbare Plan Gottes wurde und wird durch die Sündhaftigkeit des Menschen verachtet. Die Freude, die Gott geplant hat, wird oft nicht erlebt. Viele Ehen werden mit Gewalt auf den Schutthaufen geworfen, weil die Menschen keine Hoffnung mehr in ihrem Zusammenleben sehen.
Die Herausforderung der Liebe in der Ehe
Männer – und das müssen wir deutlich hören – wir Ehemänner haben nicht von Natur aus den Hang, unsere Frauen zu lieben. Warum weiß ich das? Weil Gott uns den Befehl gegeben hat, unsere Frauen zu lieben. Und Gott verteilt keine Befehle, die nicht notwendig sind.
Gott hat uns diesen Befehl gegeben, weil wir lernen müssen, etwas zu tun, was uns nicht von Natur aus gelingt. Von Natur aus lieben wir vor allem uns selbst. Von Natur aus suchen wir unsere eigene Genugtuung und unsere eigene Bequemlichkeit. Wir dienen uns selbst.
„Bitte bring mir meine Pfeife, meine Zeitung und meine Pantoffeln, damit ich mich nach der Arbeit ein wenig ausruhen kann.“ So sieht das gängige Bild vom Ehemann aus, der sich von seiner Familie bedienen lässt. Dieses Bild entspricht jedoch nicht der biblischen Vorstellung.
Das müssen wir heute Abend mehrmals deutlich sagen: Das gängige Bild entspricht nicht dem, was die Bibel lehrt.
Schon im ersten Buch der Bibel finden wir viele Beispiele für die Auswirkungen des Problems der gefallenen Menschen. Ich habe hier sechs Beispiele aus dem ersten Buch der Bibel aufgelistet:
Erstens: Durch den Sündenfall litt die Familie an viel Weiberei (1. Mose 4,1).
Zweitens: Ehebruch (1. Mose 16).
Drittens: Homosexualität, wie bei Lot (1. Mose 19).
Viertens: Unzucht und Vergewaltigung (1. Mose 34).
Fünftens: Inzucht und Prostitution (1. Mose 38).
Sechstens: Boshafte Verlockung (1. Mose 39).
Dieser Katalog zeigt schon im ersten Buch der Bibel die Auswirkungen unseres Egoismus.
Umgang mit schwierigen familiären Problemen
Übrigens, bevor ich zum nächsten Thema übergehe, möchte ich noch kurz auf das fünfte Problem eingehen: Inzucht. Ich plane nicht, diese Woche viel mehr darüber zu sagen, aber es ist ein Thema, das oft vorkommt, mehr als man denkt.
Es ist häufiger der Fall, als man vermutet, dass manche Menschen Inzucht erlebt haben. Bis vor einigen Jahren habe ich selbst nie daran gedacht. Doch in den letzten Jahren sind mir in der Seelsorge immer wieder Fälle begegnet. Im letzten Jahr und in den vergangenen zwölf Monaten waren es mindestens drei oder vier Fälle. Erst vor wenigen Tagen kam erneut eine solche schreckliche Situation zu mir.
Diese Situationen sind oft Tabu. Menschen, die so gelitten haben, schämen sich, darüber zu sprechen. Sie wissen nicht, mit wem sie reden können. Deshalb möchte ich heute Abend ermutigen: Wenn jemand dieses Problem hat, sollte er Hilfe suchen. Es gibt Menschen in dieser Gemeinde, die kompetent sind und bereit, zu helfen.
Das wollte ich nur kurz ansprechen.
Die Gesellschaft hebt oft das Negative und das Schmutzige hervor. Sie lacht über diejenigen, die positive Erfahrungen gemacht haben. Eine Jungfrau wird belächelt. Ein junger Mann, der vor der Ehe keine sexuellen Erfahrungen gesammelt hat, wird als Schwächling dargestellt.
So wird Gottes Plan verdreht. Die Welt sieht alles falsch und erklärt das Falsche für positiv und das Positive für falsch.
Hoffnung und biblische Orientierung für Männer in der Ehe
Heute Abend möchte ich noch einmal betonen: Es gibt eine Antwort. Wir leben in einer Welt, in der der Strom des Denkens ganz falsch läuft – gegen Gottes Plan. Aber für uns wenige Menschen in der Gesellschaft, denen die Bibel wichtig ist, gibt es hier eine konkrete, handfeste Antwort, speziell für uns Männer in der Führung unserer Familien.
Ich möchte bitten, dass wir Epheser Kapitel 5 nachschlagen. Wir haben heute Morgen in diesem Abschnitt gesehen, wie wichtig es ist, ihn gründlich zu studieren, denn hier gibt es eine deutliche Aussage über unsere Aufgabe in der Familie.
Ich sehe viele ledige Männer unter uns, und das ist gut so. Junge Männer sollen hören: Väter, sagt es euren Söhnen! Sagt es ihnen, damit sie es zu Hause lernen. Wo sollten sie es sonst lernen, wenn sie es nicht von uns im Vorbild und in der Lehre hören – was Gott über dieses Thema zu sagen hat?
Kapitel 5, Vers 18 spricht von der Fülle des Heiligen Geistes: „Berauscht euch nicht mit Wein, was einer Liederlichkeit ist, sondern werdet voll Geistes.“ Als Christen sollen wir unter der Leitung des Heiligen Geistes stehen und uns von Gott beherrschen lassen. Das ist die Gesamtaussage an alle Gruppen, die hier genannt werden.
Eine Auswirkung davon ist Freude im Herzen, die sich durch Lieder zeigt. Redet miteinander in Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern. Dankbarkeit ist ein zweiter Punkt, der in Vers 20 genannt wird: „Sagt allezeit Gott, dem Vater, Dank für alles.“ Drittens kommt die Demut: „Seid dabei einander untertan in der Furcht Christi.“ Das ist eine gegenseitige Untertänigkeit.
Dieser Vers sollte so fest in deinem Gedächtnis verankert sein, dass du ihn nie wieder vergisst. Vergiss nicht, dass Vers 21 ein Schirmbegriff für alles ist, was in den folgenden Versen genannt wird: Seid demütig einander gegenüber.
Dann beginnt es mit den Frauen, und zum Zweiten geht es zu den Männern. Die Frauen sollen ihren eigenen Männern untertan sein (Epheser 5,22). Die Männer sollen ihre Frauen lieben (Epheser 5,25).
Schau auch in Kapitel 6, Vers 1: „Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern im Herrn.“ Das ist Demut den Eltern gegenüber. In Vers 4 heißt es: „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn.“ Eltern sollen ihren Kindern gegenüber demütig sein.
Und dann: „Ihr Knechte, gehorcht euren leiblichen Herren“ (Kapitel 6, Vers 5). Als letztes Gebiet steht in Vers 9: „Ihr Herren, erzeigt den Knechten dasselbe.“ Auch hier gilt Demut!
Gegenseitig sollen wir Christen durch Demut gekennzeichnet sein, einander gegenüber.
Die Liebe des Ehemannes als dienende Haltung
Wie soll ein Ehemann seiner Frau gegenüber demütig sein?
In Epheser 5,25 heißt es: „Ihr Männer, liebet eure Frauen!“ Viele Ehemänner haben diesen Vers leider so verstanden, dass sie ihre Frauen dirigieren, über sie herrschen oder sie unterdrücken sollen. Doch tatsächlich bedeutet es: „Ihr Männer, liebet eure Frauen.“
Das heißt für die Männer, demütig gegenüber ihren Frauen zu sein. Es ist Agape-Liebe – eine ganz besondere Art von Liebe. Diese Liebe ist bereit, sich dem Willen des geliebten Menschen unterzuordnen, für das Wohl der Frau da zu sein und sie zu tragen.
Diese Liebe ist so, wie Christus die Gemeinde geliebt hat. Nun eine Frage: Musste Christus vom Himmel kommen? Die Antwort lautet: Nein. Warum kam er dann? Er kam, um sich der Last seiner Braut zu unterwerfen. Er kam, um die Gemeinde zu erheben und zu tragen. Er kam nicht, um der Gemeinde den Kopf zu waschen, sondern um ihr die Füße zu waschen. Er kam, um der Gemeinde zu dienen.
Ihr Ehemänner, liebt eure Frauen mit der gleichen dienenden Liebe, mit der Christus der Gemeinde gedient und sie geliebt hat.
Ich weiß nicht, wie es dir als Ehemann damit geht, aber wenn ich das lese, werde ich sehr gedemütigt. Denn ich weiß, dass ich dieser Liebe nicht in vollem Maße in meinem Umgang mit meiner Frau gerecht werde.
Wir Ehemänner haben eine große Aufgabe, denn unser Vorbild als Ehemänner ist vollkommen. Christus hat vollkommen geliebt. Ich muss bereit sein, für meine Frau zu sterben. Bin ich bereit, nachts aufzustehen, wenn das Kind schreit? Natürlich kann ich das Kind nicht vollständig versorgen, denn ich bin nicht die Mutter. Aber bin ich bereit, wenn ich kann, aufzustehen und meiner Frau zu helfen?
Das ist die entscheidende Frage: Sind wir als Männer bereit, unseren Frauen zu dienen, so wie Christus der Gemeinde dient?
Warnung vor falscher Härte und Gewalt
Viele Männer erinnern mich an den Mann aus dem Wilden Westen. Ich selbst komme aus dem Wilden Westen der Vereinigten Staaten, genauer gesagt von einem Indianerreservat. Meine Eltern leben noch heute auf einem Indianerreservat im Bundesstaat Washington.
Es gibt eine Geschichte, von der ich hoffe, dass sie nicht wahr ist. Sie handelt von einem jungen Brautpaar. Der junge Ehemann machte mit seiner Braut eine Fahrt in einer Pferdekutsche. Irgendwann hielt das Pferd an, wurde bockig. Er schlug auf das Tier ein und redete auf es ein. Das Pferd begann wieder zu laufen, und er schrie laut: „Das war Nummer eins!“
Nach einer Weile hielt das Pferd erneut an. Mit großer Mühe brachte er das Tier wieder zum Laufen und rief sofort danach: „Das war Nummer zwei!“ Ein drittes Mal passierte dasselbe. Er schrie laut: „Das war Nummer drei!“, stieg ab, holte seinen Revolver und erschoss das Pferd auf der Stelle.
Seine Braut war in großer Aufregung und schrie: „Warum hast du das bloß getan?“ Darauf antwortete er laut: „Das war Nummer eins!“
Diese Geschichte ist schrecklich, und ich hoffe, sie stimmt nicht. Es gibt katastrophale Folgen, wenn ein Ehemann denkt, er könne seine Frau so unmenschlich, unfreundlich und lieblos behandeln.
Der Text sagt: „Liebet eure Frauen.“ Diese Liebe ist die stärkste Art der Liebe, denn sie ist nicht abhängig vom Gefühl.
Hoffnung auf Erneuerung in der Ehe
Vor vielleicht zehn Jahren war ein amerikanisches Ehepaar aus den USA in Stuttgart. Aufgrund ihrer Eheprobleme hörten sie von einem englischsprachigen Pastor in Stuttgart, riefen mich an und kamen dann zu einem Gespräch.
Sie waren über zwanzig Jahre verheiratet. Die Kinder waren inzwischen erwachsen, und in einem Jahr würde das letzte Kind das Nest verlassen. Beide, er als Dr. Tiedel, Professor an einer Universität in den USA, gaben offen zu: „Wir lieben uns nicht mehr, der Ofen ist aus, es ist eigentlich kein Gefühl mehr füreinander da.“
Viele Menschen glauben, wenn es so weit kommt, sei alles vorbei und man könne nichts mehr tun. Doch das stimmt nicht. Der Seelsorger Jay Adams sagt, wenn Paare zu ihm kommen und klagen: „Dr. Adams, der Ofen ist aus, wir haben keine Liebe mehr füreinander“, dann weiß er, was sie meinen. Meistens beziehen sie sich auf jene Art von Liebe, bei der das Herz ein bisschen schneller schlägt, wenn man den anderen sieht. Diese Gefühle sind nach einer Weile nicht mehr da.
Die Paare haben sich oft gestritten, so sehr, dass sie einander nicht mehr ertragen können. Sie sind nicht mehr Liebende, sondern Feinde geworden. Jeremias sagt dazu: „Wenn ihr in der Ehe keine Liebe mehr füreinander habt, dann habe ich eine Antwort für euch.“ Die Bibel fordert: „Ihr sollt euch in der Ehe lieben.“ Das kann man romantische Liebe nennen.
Es gibt aber auch ein zweites Niveau der Liebe: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Und er fügt hinzu: „Wenn ihr zu Feinden geworden seid, dann heißt es auch in der Bibel: Liebt eure Feinde.“ Man kommt also nicht darum herum, lernen zu müssen, einander in der Ehe zu lieben.
Heute Abend möchte ich mit Nachdruck betonen, dass es nie zu spät ist, erstens im Gebet um Vergebung zu bitten für das, was wir kaputt gemacht haben, und zweitens um die Liebe Gottes zu bitten. Gott kann uns mit dieser Liebe erfüllen, noch einmal neu für unseren Ehepartner.
Selbst wenn über längere Zeit der Ofen der Gefühle und der Liebe längst erloschen ist, kann Gott das Feuer neu entfachen. Gott kann das Feuer neu in unsere Herzen legen. Wir müssen aber bereit sein, dies in unseren Ehen zu wollen.
Die drei Dimensionen der Liebe des Ehemannes
Diese Liebe eines Ehemannes für seine Frau ist erstens eine selbstopfernde Liebe.
Vers 25 sagt: "Gleichwie Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat." Es ist eine sich selbst opfernde Liebe.
Was bist du bereit, als Ehemann für deine Ehefrau zu opfern? Was bist du bereit aufzugeben, damit es ihr gut geht? David sagte: "Ich wollte dem Herrn nichts opfern, was mich nichts kostet." Er erkannte, dass ein Opfer etwas kosten soll.
Was kostet dich deine Liebe für deine Frau, diese selbstopfernde Liebe? Sie soll Zeit kosten. Stell dich darauf ein, mit deiner Frau Zeit zu verbringen – Zeit weg von deinem Hobby, weg von deinen persönlichen Plänen, weg von deinen egoistischen, selbstbezogenen Zielen, um Zeit für deine Frau zu nehmen.
Ich habe nach kurzer Zeit entdeckt, dass die Frau, die der Herr mir gegeben hat, gerne Spaziergänge macht. Gestern Abend machten wir längere Spaziergänge. Um halb zehn machten wir uns auf, um einen Abendspaziergang in der schönen, sauberen Abendluft zu machen. Die Kinder waren alle im Bett, und wir konnten Hand in Hand, Arm in Arm durch die Stadt bummeln. Wir redeten miteinander und nahmen uns immer wieder Zeit füreinander. Solche Dinge, die man einst getan hat, vielleicht am Anfang der Ehe, sind im Laufe der Zeit oft eingeschlafen.
Selbstopfernde Liebe bedeutet auch, nicht nur Zeit zu haben, sondern auch zuzuhören, wenn sie spricht. Manche unserer größten Missverständnisse in unserer Ehe entstanden, weil ich nicht zugehört habe, als meine Frau sprach.
Es gibt das berühmte Bild von dem Ehemann, der sich hinter seiner Zeitung versteckt, während sie redet. Er sagt nur "mhm, mhm". Einmal sah ich im Fernsehen, wie die Frau durch den Raum lief, die Zeitung herunterreichte und sagte: "Du, ich will deine Ohren haben!" Sie will unsere Aufmerksamkeit, sie will wissen, was uns bewegt.
Darf ich an dieser Stelle eine andere Bibelstelle zeigen? Schreibt sie auf, sie ist wichtig: Römer 8, Vers 32 sagt uns Ehemännern etwas ganz Gewaltiges.
Was wollen wir hierzu sagen? "Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?" (Römer 8,31). Und weiter: "Er, der sogar seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken?" (Römer 8,32).
Die Frage ist beantwortet mit: Das wird er tun. Alles, was wir als Gemeinde Jesu brauchen, bekommen wir durch wen? Durch Christus.
Jesus sagte: "Was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, das wird er euch geben." Ich bin der Mittler, ich gebe es dir. Die Braut Jesu bekommt, was sie braucht, über den Bräutigam. Die Bedürfnisse der Braut Jesu werden durch den Bräutigam gestillt.
Demütigend, aber wahr ist es, dass unsere Ehefrauen zu uns kommen sollten, kommen können und von uns das bekommen, was sie brauchen.
Eine Frau braucht Geborgenheit. Wie stillst du das Bedürfnis nach Geborgenheit in deiner Frau? Eine Frau braucht Ermutigung. Wann hast du deine Frau zum letzten Mal ermutigt? Eine Frau braucht Zärtlichkeit. Wann hast du das letzte Mal deine Frau umarmt und ihr gesagt, dass du sie liebst?
Hier ist ein schreckliches Problem in vielen Ehen: Die Ehepartner umarmen sich nicht mehr, sie haben kein Interesse mehr aneinander.
Helga kam vor Jahren in die Seelsorge. Etwa eine Stunde zuvor am Telefon sagte sie: "Ich bin bereit, mir das Leben zu nehmen." Als sie in unserem Wohnzimmer saß, fragte ich sie, ob ihr Vater ihr je gesagt hätte, dass er sie liebe. Sie antwortete: "Nein."
Dann fragte ich: "Hast du je gesehen, dass dein Vater deiner Mutter Zärtlichkeit gezeigt hat? Hat er sie je umarmt oder geküsst in deinem Beisein?" Sie sagte: "Nein."
Eine, die diese Geschichte hörte, kam auf mich zu und sagte: "Das einzige Mal, dass er als Junge je gesehen hätte, dass sein Vater seine Mutter berührt hat, war, als er die Leiche berührt hat – im Sarg."
Gott gab uns Gefühle, und für die Ehe hat Gott diese Gefühle gemeint, damit wir als Ehemänner bereit sind, unsere Frauen zu lieben.
Christus kam und nahm die Kinder auf den Schoß. Er weinte zärtlich über die Not seiner Jünger, er weinte über die Not der Welt. Er nahm sich in Erbarmen die Not der Welt an.
Wenn wir Ehemänner der Liebe Jesu gleichen wollen, dann haben wir eine riesengroße Aufgabe: Wir müssen bereit sein, die Not unserer eigenen Frauen wie unsere eigene Not zu sehen und bereit sein, sie zu tragen, wie Christus uns trägt.
Das gibt uns einen Seufzer, wenn wir nur daran denken – eine Aufgabe, die zu groß für uns ist.
Es ist nicht nur eine selbstopfernde Liebe, es ist zweitens eine reinigende Liebe.
Vers 26 sagt: "Auf dass er sie heilige, nachdem er sie gereinigt hat durch das Wasserbad im Wort."
Ich will meiner Frau helfen, dass sie vorwärtskommt. Ich will in ihrem Leben reinigen. Ich will, dass sie eine bessere Frau wird.
Das ist, was Gott hier meint: Wir Ehemänner sollen das als unsere Ausrichtung haben und müssen eine reinigende Liebe für unsere Ehe leben.
Dass die schlechten Gewohnheiten wegfallen und sie in ihrer Persönlichkeit wächst. Wir sollen ihr helfen, zu wachsen.
Drittens, Vers 27, eine erhebende Liebe, damit er sich selbst die Gemeinde herrlich darstelle, so dass sie weder Flecken noch Runzel noch irgendetwas Ähnliches habe, sondern heilig und tadellos sei.
Man kann bald feststellen, wie ein Ehemann über seine Ehefrau denkt, wenn man hört, wie er über sie spricht.
Wenn ein Mann schreckliche Witze über seine Frau macht oder herabsetzende Bemerkungen oder einen herabsetzenden Ton gebraucht, um sie zu beschreiben, dann weiß ich, der Wurm ist in der Beziehung drin.
Kein Ehemann, der seine Frau liebt, tut etwas anderes, als sie zu erheben. Wenn er die Möglichkeit hat, spricht er positiv über sie, denkt positiv über sie und hat das im Auge, was in Vers 27 steht: dass sie heilig und tadellos sei.
Er erhebt sie und tut sie nicht herab, selbst wenn sie Fehler macht.
Warum weiß ich das? Weil Christus so darauf aus ist, uns als Gemeinde zu erheben, zu reinigen und zu erbauen.
Machen wir Fehler? Haben wir je gelogen? Haben wir ihn je betrübt? Sind wir je abgewichen von unserer Aufgabe in der Gemeinde Jesu? Leider ja.
Und trotzdem geht Christus seiner Gemeinde nach, liebt sie, vergibt ihr, dient ihr und hilft uns in unserer Not.
Eine erhebende Liebe.
Erweiterung der Verantwortung des Ehemannes
Ich möchte zum Schluss noch eine Bibelstelle erwähnen, und zwar einen Vers aus 1. Petrus 3,7. Die Aufgabe für uns Männer wird hier etwas erweitert, denn die Frau ist oft sehr herausgefordert.
Als Schlussgedanken möchte ich eine ernüchternde und vielleicht erstaunliche Tatsache aus Epheser 5 und 1. Petrus 3,7 weitergeben: Die Beziehung eines gläubigen Ehemannes zum Herrn ist nur so gut wie seine Beziehung zu seiner Frau – und zwar von seiner Seite her betrachtet.
Ich möchte diesen Satz ein wenig umformulieren und noch einmal betonen: Meine Beziehung zu Christus ist nur so in Ordnung, wie meine Beziehung zu meiner Frau von meiner Seite her gesehen ist. Das bedeutet, ich muss meiner Frau dienen – mit der Liebe, mit der Christus mein Herz durch den Geist erfüllt hat.
Ich muss bereit sein, ihr zu vergeben, sie zu tragen, sie zu Christus zu führen und alles zu tun, was in meiner Kraft und meinem Ermessen liegt, damit es ihr gut geht. Wenn ich das nicht tue, kann ich nicht behaupten, dass zwischen mir und Gott alles in Ordnung ist.
Wenn ich weiß, Gutes zu tun, es aber nicht tue – gerade meiner Frau gegenüber –, dann habe ich an ihr gesündigt. In diesem Fall kann ich eigentlich vergessen, Kraft zu haben, wenn ich mit anderen über Christus spreche.
Männer sind leider oft passive Versager, was ihre geistliche Pflicht in der Ehe angeht. Sie sitzen da und denken, irgendwie wird das schon von alleine richtig werden. Aber das tut es nicht von selbst.
Vielmehr sind wir als Ehemänner gefordert, bereit zu sein, uns unter die mächtige Hand eines liebevollen Vaters zu beugen und zu sagen: Herr, ich brauche einen neuen Anfang.
Persönliche Erfahrung und Ermutigung zum Neuanfang
Wir waren schon jahrelang in Deutschland, als ich bemerkte, dass ich in der Führung meiner eigenen Ehe völlig falsch lag. Ordiniert als Pastor und dienend in einer Gemeinde, habe ich im täglichen Familienbibel-Lesen und im täglichen Gebet mit der Familie versagt.
Ich kam zu meiner Frau Nancy und sagte: „Du Schatz, es tut mir leid, dass ich hier völlig versagt habe. Ich möchte um deine Vergebung bitten. Ich weiß, dass es unsere Beziehung zum Herrn und zueinander schwer beeinträchtigt hat, dass ich da versagt habe. Ich möchte aber jetzt und von jetzt an neu beginnen und mit Gottes Hilfe täglich dafür sorgen, dass wir als Familie die Schrift lesen und miteinander beten.“
Meine Frau hat mir vergeben und sagte mit wenigen Worten einen Satz, der mich sehr gedemütigt hat. Sie sagte: „Roger, ich habe das schon lange gesehen und habe lange darüber im Stillen gebetet.“ Sie hat nicht die Leitung übernommen, sie hat gebetet.
Ich bin sehr dankbar für die Frau, die der Herr mir gegeben hat, die ich nicht verdiene – ein Geschenk seiner Gnade. Ebenso bin ich sehr dankbar für die Ehe, die der Herr uns geschenkt hat.
Ich sagte heute Morgen: Es hat Engpässe und Missverständnisse gegeben. Wir sind keine Menschen mit irgendwelchen Flügeln oder Heiligenschein oder sonstigen besonderen Gaben. Wir sind Menschen wie alle anderen, die lernen, miteinander mit Gottes Hilfe zu rechnen.
Und ich möchte euch heute Abend wirklich ans Herz legen: Es gibt Grund zur Ermutigung, wenn wir bereit sind zu sagen: Herr, nicht mehr nach meinem Plan, sondern ab jetzt nach deinem Plan.
Ehemänner, wacht auf! Ich frage mit Nachdruck: Bist du bereit, als Ehemann, wenn du versagt hast, neu anzufangen? Bist du bereit, als Ehefrau für deinen Mann zu beten, dass er diesen Neuanfang macht? Bist du bereit, als lediger junger Mann zu sagen: Das ist mein Ziel, so will ich meine Frau lieben, so wie Christus seine Gemeinde liebt?
Eine große, unmögliche Aufgabe, die wir nur in der Fülle des Heiligen Geistes ausführen können. Wir müssen immer wieder zurückkommen zu der Erkenntnis, dass wir es nicht aus eigener Kraft können, sondern nur Christus durch uns.
Schlussgebet und Bitte um göttliche Hilfe
Wir beten zusammen.
Danke, Vater im Himmel, dass du an diesem Abend durch dein Wort zu uns sprichst. Danke für das Vorbild Jesu, der als Ehemann in seiner Familie seine Braut so liebt, dass er uns seine Hände entgegenstreckt und sagt: „Komm, folge mir nach!“
Vater im Himmel, hilf uns, als Ehemänner bereit zu sein, unseren Frauen die Liebe zu zeigen, die du uns in Christus gegeben hast. Lass sie spüren: Es ist etwas Neues in uns. Stärke unsere Liebe zu dir und mehre unsere Liebe zu unseren Frauen.
Ich bitte dich im Namen Jesu für die Frauen unter uns, deren Männer nicht so sind. Gib ihnen eine intensivere Bereitschaft zu beten, dass du eingreifst und die Veränderung schaffst, die nur du bewirken kannst.
Wo Schmerz, Herzeleid, Weinen und große Schwierigkeiten sind, bitte, Herr, greife ein in unsere Familien. Ändere das, was der Feind an Sieg gewonnen hat.
Wir beten dich an und danken dir für deine Hilfe.
Herr, diese Worte aus deinem Wort sind unser Maßstab, aber ohne deine Hilfe können wir es nicht schaffen. Wir bitten dich: Befähige uns durch deinen Geist, das zu tun.
In Jesu Namen, Amen.
