Der Gottesdienst bringt mir nichts – fünf Anmerkungen
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um das vorbereitende Gebet.
In einem Artikel im Ideaspektrum habe ich gelesen, dass in vielen Gemeinden der Gottesdienstbesuch im Rahmen der Corona-Pandemie nachgelassen hat. Geschwister kommen seltener oder bleiben ganz weg.
Ich fand das interessant, weil diese Entwicklung einhergeht mit einer Formulierung, die mir gerade aus dem Mund von jungen Geschwistern immer wieder begegnet. Es geht um die Bemerkung: „Der Gottesdienst bringt mir nichts.“
Persönliche Haltung zum Gottesdienstbesuch
Und als echter Boomer, der den Individualismus der jungen Generationen mit deutlicher Skepsis betrachtet, habe ich natürlich darüber nachgedacht, wie man darauf antworten könnte. „Der Gottesdienst bringt mir nichts“ – so eine Formulierung wird oft verwendet, um zu begründen, warum man nicht zum Gottesdienst kommt.
Ich bin von meiner Art her ein Typ, der sich eng an Gottes Wort hält. Ich lerne unglaublich gern Bibelverse auswendig, um mein Denken fortwährend mit geistlichen Gedanken zu beschäftigen. Irgendwann habe ich verstanden, dass es für mich als Mensch in einer gefallenen Schöpfung nichts Besseres gibt, als mich so eng wie möglich an Gottes Wort auszurichten.
Meine bevorzugte Methode ist das Auswendiglernen von vielen Bibelversen. Diese prägen sich im Prozess des Lernens, aber vor allem im Prozess der Wiederholung, immer tiefer in mein Denken, mein Reflektieren und mein Verhalten ein. Wenn man so will, betrachte ich die Welt, das, was mir passiert, und auch mich selbst durch eine biblische Brille.
Ich habe mich entschieden, Gott zu vertrauen und nicht meinen Gedanken oder meinen Gefühlen. Was vor Gottes Wort keinen Bestand hat, fliegt aus meinem Leben hinaus. Für mich ist also ein Thema wie der Gottesdienstbesuch tatsächlich mit einer Bibelstelle geklärt: Hebräer 10,24-25. Dort heißt es: „Und lasst uns aufeinander Acht haben, um uns zur Liebe und zu guten Werken anzureizen, indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen.“
Hier steht, dass Gott nicht möchte, dass ich das Zusammenkommen der Geschwister versäume. Damit ist für mich das Thema Gottesdienstbesuch geklärt. Geklärt, weil ich so gestrickt bin, dass ich tun will, was ich verstanden habe.
Die Frage „Was bringt mir der Gottesdienst?“ ist für mich deshalb nicht relevant, weil ich Gott vertraue, dass seine Gebote für mich gut sind. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Wenn er will, dass ich mich regelmäßig mit Geschwistern treffe, dann werde ich das tun, weil Gott weiß, warum das für sein Reich gut ist.
Mir muss der Gottesdienst nämlich erst einmal gar nichts bringen. Aber das ist ein anderes Thema.
Ich wollte nur zeigen, wie ich „ticke“ und warum ich die Formulierung „Der Gottesdienst bringt mir nichts“ ganz grundsätzlich schwierig finde. Trotzdem möchte ich fünf Anmerkungen zu diesem Thema machen, die all denen helfen sollen, die manchmal denken, der Gottesdienst bringt mir nichts – und für die dieser Gedanke womöglich der Grund ist, nicht zum Gottesdienst zu kommen.
Anmerkung Nr. 1: Vorbereitendes Gebet
Einfluss des Gebets auf das Leben
1. Vorbereitendes Gebet
Als Christen erhalten wir das Leben, das unserem Gebet entspricht. Damit möchte ich nicht sagen, dass wir alle Probleme und Schwierigkeiten einfach wegbeten können. Wenn der Herr Jesus es nicht konnte, können wir es auch nicht.
Ich möchte jedoch betonen, dass unser Gebetsleben einen wesentlichen Einfluss darauf hat, wie sich unser Leben entwickelt. Jakobus 4, Verse 2b und 3 sagt: „Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet; ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, um es in euren Lüsten zu vergeuden.“
Seht ihr, wie Jakobus eine Verbindung zieht zwischen dem, was wir bitten, und dem Empfang guter Gaben? Einerseits darf ich nicht böse bitten; beim Beten darf ich nicht gierig werden. Böse Lust bleibt böse Lust, auch wenn sie sich hinter frommen Floskeln versteckt. Andererseits gilt auch: Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet.
Ich trage also für manchen Mangel in meinem Leben selbst Verantwortung. Natürlich darf Gott zu meinem Gebet immer Nein sagen. Immerhin ist er Gott und weiß, was wirklich gut für mich und sein Reich ist. So wie Garth Brooks es in seinem Lied „Unanswered Prayers“ anschaulich beschreibt: Nicht beantwortete Gebete können Gottes größter Liebesbeweis an mich sein.
Aber auch wenn Gott meine Gebete nicht erhören muss, will er dennoch gebeten werden. Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet. Dieses Prinzip gilt meines Erachtens besonders stark für den Gottesdienst. Wenn ich merke, dass mir der Gottesdienst nichts bringt, ist mein erster Gedanke: Habe ich überhaupt dafür gebetet, dass er mir etwas bringt?
Deshalb möchte ich euch fünf Gebetsanliegen skizzieren, die man gut für jeden Gottesdienst beten kann.
Gebetsanliegen für den Gottesdienst
Erstens, bete dafür, dass alle Geschwister – dich selbst eingeschlossen – mit einem hörenden Herzen und gutem Gewissen am Gottesdienst teilnehmen. Bete für eine Offenheit gegenüber Gottes Wort. Ungeklärte Verhältnisse, sei es unter den Christen oder mit Gott, sind nicht selbstverständlich.
Zweitens, bete dafür, dass der Teufel niemanden davon abhält, am Gottesdienst teilzunehmen. Das kann zum Beispiel geschehen, wenn Kinder krank werden oder sich jemand emotional von der Gemeinde distanziert. Lasst uns nie vergessen: Der Teufel will nicht, dass wir uns treffen.
Drittens, bete für den Prediger, dass er das Wort Gottes richtig auslegt. Bete dafür, dass er die Vorbereitungen schafft und selbst das lebt, was er predigt. Und wenn du für den Prediger betest, vergiss auch die Techniker, die Moderatoren, die Musiker, das Auf- und Abbauteam und alle, die sich sonst noch einbringen, nicht.
Viertens, bete für das ganze Drumherum des Gottesdienstes. Bete für ein gutes Miteinander der Geschwister. Dass die Gespräche beim Kaffee nicht oberflächlich sind. Dass ungläubigen Besuchern das Evangelium gepredigt wird. Und dass Gott uns vor Streit und Missverständnissen bewahrt.
Fünftens, danke vielmals dafür, dass du einen Gottesdienst besuchen darfst. Danke für Religionsfreiheit und für die Ideegemeinde. Danke vor allem dann, wenn dir Gemeinde noch nicht so wichtig ist. Danke, weil das Danken deiner Seele gut tut und dein Denken prägen wird.
Also, der Gottesdienst bringt mir nichts? Okay, Rückfrage: Betest du schon dafür, dass sich das ändert? Was könntest du jetzt tun? Du könntest die fünf Anliegen für den Gottesdienst auf einen Zettel schreiben und jeden Freitag dafür beten.
Das war's für heute. Morgen geht es weiter. Wenn dir der Podcast gefällt, erzähle doch einer anderen Person davon. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.