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Daniel 7-8

Das Buch Daniel, Teil 8/14
12.02.2016Daniel 7,25-8,27
SERIE - Teil 8 / 14Das Buch Daniel

Die Bedeutung der Zeitangaben in der Vision

Wir sind jetzt bei Kapitel 7, Vers 26 bis Vers 25 am Ende. Dort wird gesagt, dass sie in seine Hand gegeben werden für „eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit“. Das Wort „Zeiten“ könnte als Dualform, also als Zweizahl, verstanden werden. Dann würde es heißen: eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit. Das ergibt dreieinhalb Zeiten.

Wieso kommt man darauf? Weil später in Kapitel 12 die Zeit nochmals angegeben wird, und zwar in Tagen. In Kapitel 12, Vers 7 und Vers 11 wird das noch einmal erwähnt. Dort heißt es, die Zeit sei sieben, dann eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit. Diese Zeit wird in Tagen angegeben: 1.290 Tage beziehungsweise 1.290 Tage. Wenn man das ausrechnet, kommt man auf 1.290 Tage, was etwa 43 Monaten entspricht, wenn man einen Monat mit 30 Tagen rechnet. Dreiundvierzig Monate entsprechen dreieinhalb Jahren.

Dabei muss man allerdings wissen, dass die Juden immer wieder Schaltmonate eingefügt haben. Sie haben sich nicht genau nach einem Dreißigtagerhythmus gerichtet, sondern nach dem Mondrhythmus. Der Mondrhythmus bestimmt, wann Vollmond und Neumond sind. Ein Mondmonat dauert etwa 28,5 Tage, soweit ich mich erinnere. Dabei passen die Mondjahre und die Sonnenjahre nicht genau zusammen.

Ein Mondjahr hat etwa 354 Tage, während ein Sonnenjahr 365 Tage hat. Das bedeutet, es fehlen elf Tage. Um diese elf Tage auszugleichen und zu verhindern, dass das Laubhüttenfest im Winter gefeiert wird, schiebt man alle zwei bis drei Jahre einen zusätzlichen Monat ein. Dreimal elf Tage ergeben 33 Tage, was etwa einem Monat entspricht, der 30 oder 28 Tage hat. Da das nicht ganz genau passt, wird der Schaltmonat nicht alle drei Jahre, sondern in bestimmten Abständen eingefügt.

Dieser Zyklus ist bei den Juden exakt festgelegt und dauert 19 Jahre. In den Jahren 2, 6, 9 und weiteren werden jeweils Schaltmonate eingeschoben. Dieser Schaltmonat heißt Ve'adar, also der zweite Dezembermonat, wenn man es mit unserem Kalender vergleicht. Wenn man also die 1.290 Tage als 43 Monate rechnet, und einen Schaltmonat einfügt, kommt man auf 42 Monate. Das entspricht genau dreieinhalb Jahren.

Somit passt die Angabe von 1.290 Tagen zu „eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit“, also dreieinhalb Jahren. Abgesehen davon müssen wir bei den Zählungen vorsichtig sein, denn sie sind nicht immer ganz exakt. Wenn die Zeit in Tagen angegeben ist, ist das klar. Aber bei Angabe in Jahren muss man vorsichtig sein.

Die Juden zählen ein Jahr auch dann, wenn es nur teilweise angebrochen ist. Was wir als zweieinhalb Jahre bezeichnen würden, können die Juden als drei Jahre zählen. Zum Beispiel, wenn man vom September bis zum Frühling rechnet, würden wir sechs Monate sagen. Die Juden hingegen zählen das als zwei Jahre, weil das eine Jahr angebrochen ist und das andere Jahr ebenfalls. So sind es zwei Jahre.

Der Herr Jesus selbst hat so gerechnet. Er sagte einmal, dass er am dritten Tag auferstehen werde, und an anderer Stelle, dass er drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein werde. Wie kann das zusammenpassen? Drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde und gleichzeitig am dritten Tag auferstehen? Das würde bedeuten, es wäre der vierte oder sogar fünfte Tag.

Das liegt daran, dass die Juden drei Tage und drei Nächte als drei Tageseinheiten zählen, die ganz gezählt werden, obwohl es in Wirklichkeit nur Teile sind. Zum Beispiel kam Jesus am Freitag vor dem Sabbat ins Grab, also vor 18 Uhr. Der Donnerstag zählt dann schon als ganzer Tag, der Freitag zählt ebenfalls als ganzer Tag, obwohl er nur wenige Stunden umfasst. Der Samstag zählt sowieso als ganzer Tag, und der Sonntag, an dem er am Morgen auferstand, zählt auch als ganzer Tag. So ergeben sich drei Tage und drei Nächte.

Dass drei Nächte nicht genau passen, ist bekannt. Es handelt sich hier um eine Einheit, die drei Tageseinheiten umfasst, also praktisch drei 24-Stunden-Einheiten. Das ist eine jüdische Inklusivzählung. Diese Art der Zählweise finden wir auch bei den sieben Jahrwochen, den siebzig Jahrwochen und bei anderen Zeitangaben. Zum Beispiel die siebzig Jahre Gefangenschaft: Tatsächlich waren es 67 Jahre, wenn man es genau berechnet. Dennoch wird die Zahl 70 verwendet, weil sie symbolträchtig ist.

Die Zahl 70 steht hier als Symbol für Ganzheit. Sieben ist die Zahl der Fülle, multipliziert mit zehn. Daher müssen wir vorsichtig sein, wenn wir diese Zahlen arithmetisch verstehen wollen. Sie sind häufig symbolisch gemeint und nicht als exakte Zeitangaben zu verstehen.

Die Verkürzung der Zeit durch Gott und das Gericht

Aber zurück zum Text. Die Zeit, diese dreieinhalb Zeiten, ist schon interessant, wie es hier auch gesagt wird. Er sagt nicht zwei Zeiten und eine Zeit und eine halbe oder drei Zeiten und eine halbe, das sagt er auch nicht. Er sagt: Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit.

Also ist es so: Wenn man eine schwere Zeit durchmacht, dann hat man die erste Zeit, das erste Jahr. Und jetzt verlängert sich das um das Doppelte. Es wird noch länger, zwei Jahre, eins, zwei Jahre hinzu. Das nächste wären dann vier Jahre hinzu, dann käme man auf sieben. Zwei, eins, zwei, vier. Aber die letzte wird abgekürzt: eins, zwei, halb. Gott kürzt die Zeit ab. Es wird nicht immer länger und länger und länger. Nein, Gott bricht ab.

Das heißt, die Krankheitszeit hat ein jähes Ende. Wunderbar, welch ein Trost für diese Juden hier, das zu wissen. Es wird nicht allzu lange gehen, Gott bricht ab.

Vers 26: Aber das Gericht wird sich niederlassen. Hier natürlich im Sinne – das ist ja eine Vision, vergessen wir nicht. Er hat in der Vision gesehen, wie die Bücher geöffnet wurden. Eine Gerichtsverhandlung wurde aufgestellt, Stühle wurden schnell hingestellt, eine Gerichtsverhandlung, und die Gerichtsdiener haben sich gesetzt. Die Bücher wurden aufgeschlagen. Das ist eine Vision von einem Gericht.

Wie das Gericht tatsächlich aussieht, in der Geschichte, in der Historie, ist etwas anderes.

Nun, wie hat das Gericht tatsächlich ausgesehen? Das Gericht hat so ausgesehen, dass Gott Antiochus einfach erlegt hat. So ist Schluss. Und das Seleukidenreich ist nach dem Tod des Antiochus sukzessive verfallen.

Das kann man richtig feststellen, dieses ganze große Reich hatte keinen Bestand mehr. Von Baktrien und von den Parthern und so weiter, vom Osten her, ist es abgebröckelt. Vom Westen her kamen dann die Römer mehr und mehr.

Also mit dem Tod des Antiochus verfiel die Macht des Seleukidenreiches zusehends, bis die Römer ein Ende bereiteten. Das Gericht Gottes hat sich historisch so erfüllt, dass Gott Antiochus getötet, also erlegt hat, und dass das Seleukidenreich sich schließlich auflöste.

Es gab kein Seleukidenreich mehr, als dann die Römer da waren. Da waren dann die Parther im Osten, hinter dem Euphrat, und westlich vom Euphrat waren die Römer. Das war das Ende.

Das Gericht wird sich niederlassen, und seine Herrschaft wird man wegnehmen, die Herrschaft dieses kleinen Hornes, sodass sie vernichtet und vertilgt sei bis zum Ende. Er steht nicht mehr wieder auf.

Vers 27: Und das Königreich und die Herrschaft und die Größe der Königreiche und des ganzen Himmels wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden. Wahn steht nicht da, aber es wird ihnen gegeben werden, und sie regieren in alle Ewigkeit.

Nun, wenn man den Blick der Ewigkeit einnimmt, dann sind ein paar Jahre Plus oder Minus gar nichts mehr, ein paar Jahrhunderte Plus oder Minus auch nichts mehr.

Sein Königreich, das Königreich dieses Volkes oder dieses Gottes, ist ein ewiges Königreich, und alle Herrschaften werden ihm, dem Messias, und seinem Volk dienen und gehorchen. Also eine ewige Herrschaft, wo alles untertan ist.

Sogar die Engel sind untertan in der Ewigkeit.

Das war Kapitel sieben.

Die innere Unruhe und die Bedeutung der Vision

Es fällt zu sehr auf, und er steigert sich dann sogar noch.

Vor etwa 15 Jahren sagte mein Geist zutiefst unruhig, und die Gesichter sind dabei nicht ängstlich. Hier erschreckte mich mein Gedanke sehr. Dann kamen auch noch die Gedanken hinzu. Ich frage mich: Sind das Gedanken? Visionen sind ja keine Gedanken.

Na ja, aber der Bereich, aus dem sie kommen, sind die Gedanken, oder? Ja, letztlich geht Gott immer, wenn er spricht, auf unsere Gedanken ein. Es ist immer unser Denken, das er erreicht. Hier ist es durch Visionen sein Denken.

Er ist deshalb natürlich beunruhigt, weil das, was dem Volk Gottes widerfahren wird, furchtbar ist. Das ist sein Volk, und es gibt einen Krieg gegen die Gläubigen. Sie werden überwunden, sie werden getötet. All das war sehr beunruhigend.

Er weiß nicht, wann das kommt, aber es kommt. Dass es noch 350 Jahre dauern würde, weiß er nicht. Das ist Spekulation, weil es ihn in seinem Fall nicht so sehr erschreckt hat. Wir verstehen trotzdem, was er jetzt niedergeschrieben hat, aber es ist eine Zusammenfassung.

Es muss nicht so sein, dass es genau so gewesen ist. Es kann auch sein, dass er genau die Daten bekommt, wenn er den Auftrag hat, das, was er gesehen hat, niederzuschreiben. Dann wird er auch alles niedergeschrieben haben.

Er bewahrte die Sache in seinem Herzen, das heißt, er hat sich das gemerkt und hat es dann natürlich auch notiert.

Die zweite Vision: Das Tier mit zwei Hörnern und der Ziegenbock

In Kapitel 8 lesen wir, dass es auch versiegelt werden soll. Das heißt, es soll aufbewahrt, also notiert und bewahrt werden. Kapitel 8 enthält die zweite Vision von den Tieren. Hier sind es zwei Tiere und ein kleines Horn – wiederum ein kleines Horn. Wir werden gleich merken, dass es dasselbe kleine Horn ist, nicht ein anderes.

Im dritten Jahr der Herrschaft des Königs Belsazar, das war im Jahr 551 v. Chr., erschien Daniel ein Gesicht, ähnlich dem, das ihm anfangs erschienen war. Eindeutig hängt das eine mit dem anderen zusammen. Hier heißt es, nach dem vorherigen Gesicht kommt jetzt ein neues, und es wird eine Verbindung zu dem anderen Gesicht hergestellt. Inhaltlich schließt es also an das von Kapitel 7 an.

Ich sah im Gesicht, und es geschah, als ich sah, da war ich in der Burg Susa, die in der Landschaft Elam liegt. Susa war die Sommerresidenz des Königs; während der Wintermonate residierte er dort, da es etwas wärmer war. Ich sah im Gesicht und befand mich am Fluss Ulai. Ulai, auch Oileus genannt, ist ein künstlich angelegter Kanal in der Nähe von Susa, der zwei Flüsse verband.

In Vers 3 heißt es: „Und ich hob meine Augen auf und sah, und siehe, ein Widder stand vor dem Fluss. Er hatte zwei Hörner.“ Die Hörner stehen hier für Mächte, nämlich Medo und Persien, Medien und Persien. Die zwei Hörner sind hoch, und das eine ist höher als das andere. Das Persische Reich war stärker als das Medische, und das höhere Horn steigt später empor.

Ich sah, wie der Widder nach Westen, Norden und Süden stieß. Nach Westen bedeutet Syrien und Kleinasien, die er ebenso besiegte. Nach Norden vielleicht bis Armenien, wo sich skythische Völker den Persern unterwarfen, und nach Süden, klar nach Ägypten. Der Osten wird nicht erwähnt, da er von dort kommt und dorthin zurückstößt.

Alle Tiere hielten ihm nicht stand, und niemand rettete ihn aus seiner Hand. Er handelte nach seinem Gutdünken und wurde groß. Dann gab ich acht, und siehe, ein Ziegenbock kam vom Sonnenuntergang, vom Westen her, über die ganze Erde. Er berührte die Erde nicht, also flog er. Das ist wie der Panther in der vorigen Vision mit den vier Flügeln – er war sehr schnell. Alexander der Große kam gleichsam im Flug.

Der Ziegenbock hatte ein ansehnliches Horn zwischen seinen Augen, ein großes Horn. Er kam bis zu dem Widder mit den zwei Hörnern, den ich vor dem Fluss hatte stehen sehen, und rannte gegen ihn an in der Glut seiner Kraft, also mit Zorn und Hitze. Ich sah, wie er den Widder erreichte, gegen ihn erbittert wurde, ihn stieß und seine beiden Hörner zerbrach.

Der Widder hatte keine Kraft, ihm standzuhalten. Der Ziegenbock warf ihn zu Boden, zertrat ihn, und niemand rettete den Widder aus seiner Hand. Der makedonische Alexander kam und überwand das medopersische Reich. Der König von Makedonien war Alexander; Darius III. war der persische König. Die Entscheidungsschlacht bei Granikus war 334 v. Chr., davor die Schlacht bei Issos 333 v. Chr. und später Gaugamela 331 v. Chr. Darius III. wurde getötet.

Vers 8: Der Ziegenbock wurde groß über alle Maße, und es wuchsen vier ansehnliche Hörner an seiner Statt nach den vier Winden des Himmels hin. Der Ziegenbock hatte also ein riesengroßes Reich. Nach dem einen Horn, das Alexander war, wachsen vier Hörner – die vier Nachfolger des Königs. Antigonos wurde getötet, und es blieben Cassandros, Lysimachos, Seleukos und Ptolemaios übrig. Diese vier Generäle aus Alexanders Heer bleiben übrig.

Cassandros und Lysimachos sterben bald, und ihre Reiche werden nicht von großer Bedeutung, aber die zwei anderen Reiche bleiben bedeutend. Die vier Diadochenreiche werden hier also ganz klar in der Vision gesehen.

Vers 9: Aus einem von ihnen, aus einem der vier, aus dem kydonischen Reich, kam ein kleines Horn hervor – unbedeutend, aber es wurde übermäßig groß gegen Süden und gegen Osten. Dieses kleine Horn stieß gegen Süden, das sind die Ägypter, die er im sechsten syrischen Krieg fast unterwarf. Gegen Osten festigte er sein Reich.

Gegen die Zierde – und was ist die Zierde aller Länder? Israel. Israel wird in Daniel und anderen prophetischen Texten oft als die Zierde aller Länder bezeichnet. Zum Beispiel heißt es in Hesekiel 20, Vers 6: „Die Zierde ist es von allen Ländern.“ Auch in Hesekiel 20, Vers 15, und Sacharja 7, Vers 14, wird Israel als köstliches Land beschrieben. Jeremia 3, Vers 19 sagt: „Wie will ich mich stellen unter den Söhnen und dir ein köstliches Land geben, ein Erbteil, das ist die herrlichste Zierde der Völker.“

Dieses Land wird also mehrfach in der Bibel als Zierde genannt, besonders in der Prophetie. Israel wird also bekämpft und unterworfen. Manche Kritiker sagen, das stimme nicht, das habe nicht Antiochus IV. getan, sondern sein Vater Antiochus III. Zunächst war Israel tatsächlich vom Vater unterworfen, aber die Juden erhoben sich immer wieder und wollten die syrische Herrschaft nicht akzeptieren. Dann kam Antiochus IV. und unterdrückte Israel mit brutaler Gewalt. Es passt also sehr gut auf ihn.

Vers 10: Das kleine Horn wurde groß bis zum Heer des Himmels. Dieses Horn wuchs und wuchs bis zu den Sternen hinauf. Warum sind die Sterne das Heer des Himmels? Parallelstellen machen das klar, zum Beispiel Jeremia 33, Vers 22: „Wie das Heer des Himmels nicht gezählt werden kann und wie der Sand des Meeres nicht gemessen werden kann, so werde ich den Samen Davids mehren.“ Die Sterne werden oft als das Heer des Himmels bezeichnet.

Hier in der Symbolik sind es die Sterne, in der Anwendung ist es das Volk Gottes. Der Höchste, der über dem Heer des Himmels steht, ist Gott selbst. Das Heer des Himmels stellt also das Volk Gottes dar. Das Horn wurde groß bis zum Heer des Himmels und warf von den Sternen einige zur Erde nieder und zertrat sie.

Die Sterne in der Vision sind Sterne, in der Realität sind es Menschen, nämlich israelitische Menschen. Es steht nicht im Text, ob es einige oder viele sind, aber es ist klar, dass ein Teil des Volkes Israel getötet wurde. Die Übersetzung des hebräischen Teilungsgenitivs ist schwierig: großer Teil, kleiner Teil oder irgendein Teil. Etliche ist vielleicht die beste Übersetzung.

Vers 11: Selbst bis zum Fürsten des Heeres wurde es groß und nahm ihm das beständige Opfer weg. Es gibt zwei Theorien: Die einen sagen, der Fürst des Heeres ist Gott, die anderen, der Fürst des Heeres ist der von Gott eingesetzte Hohepriester. Ich meine, es ist Gott, denn das beständige Opfer wurde Gott genommen, nicht dem Hohenpriester. Wenn Opfer verboten werden, wird Gott geschädigt.

Das beständige Opfer war das tägliche Morgen- und Abendopfer im Tempel. Jeden Tag wurde es dargebracht. Antiochus verbot die Opfer am 15. Dezember 168 v. Chr., am 15. Chislev, dem hebräischen Monat. Die tägliche Opferdarbringung und die religiösen Festfeiern wurden verboten.

In 1. Makkabäer 1, Vers 44 heißt es: „Nun schickte der König durch Boten den schriftlichen Befehl nach Jerusalem und in die Stätte Judas, man solle fortan die ausländischen Schatzsatzungen und Bräuche beobachten. Brand- und Schlachtopfer sollen im Heiligen Heiligtum wegfallen und dürfen nicht mehr dargebracht werden, Sabbate und Feste bleiben ungefeiert.“

So bestahl er den Herrn, nahm ihm das Opfer weg, und entweihte den Altar. Er machte ihn zu einem Götzenaltar. Auf dem Brandopferaltar stellte er eine Statue von Zeus auf und weihte den Altar dem Zeusgott. Die Stätte des Heiligtums, also die Tempelstätte, wurde verwüstet – im Sinne von entweiht. Wenn Gottes Tempel zu einem Götzentempel wird, ist er wirklich verwüstet.

In 1. Makkabäer 1, Vers 37 heißt es: „Unschuldig Blut vergossen sie rings um das Heiligtum und entweihten dadurch das Heiligtum.“ Nicht nur stellte er Götzen auf, sondern er ließ auch Priester töten und vergoss unschuldiges Blut.

Vers 38: „Darum flohen die Bewohner Jerusalems, und Ausländer wohnten in der Stadt, denn den Einheimischen wurde sie fremd. Ihre eigenen Kinder verließen sie, ihr Heiligtum wurde öde wie die Wüste, ihre Feste verwandelten sich in Trauertage, ihre Sabbate wurden geschändet, und ihre Ehre wurde zur Verachtung.“

In 1. Makkabäer 3, Vers 45 heißt es: „Jerusalem lag unbewohnt da wie eine Wüste. Niemand ging mehr ein und aus von seinen Kindern. Das Heiligtum war zertreten, Fremdlinge hausten in der Burg Zions, in der Davidsstadt, in der Festung. Eine Herberge der Heiden war die Stadt geworden, die Freude war verschwunden aus Jakob, es schwiegen Flöte und Zither.“

Das Volk war geflohen. Die Anhänger Antiochos und die liberalen Juden hatten sich breitgemacht und bauten eine Festung für die Soldaten Antiochos, um die ganze Stadt in Schach zu halten.

Ich habe einen Fehler gemacht: Das Datum, das ich genannt habe, ist das Datum der Aufstellung des Gräuels der Verwüstung, nicht das Verbot der Opfer. Am 15. Dezember, dem 15. Chislev 168 v. Chr., stellte Antiochus den Götzen auf dem Tempelaltar auf. Das Verbot der Opfer ist nicht genau datiert, es geschah wahrscheinlich schon vorher.

In Kapitel 11 wird das noch einmal erwähnt. Kapitel 11, Vers 31: „Streitkräfte werden erstehen von ihm, und das Heiligtum und die Burgfeste werden entweiht, das beständige Opfer wird abgeschafft und der verwüstende Gräuel aufgestellt.“

Das Abschaffen des beständigen Opfers und das Aufstellen des Gräuels geschahen nicht am selben Tag. Das Aufstellen des Gräuels geschah an einem bestimmten Tag, das Verbot der Opfer schon vorher.

Was tut Antiochus noch? Er verbietet nicht nur die mosaischen Opfer, die Sabbatfeier und die Beschneidung, sondern auch das Einhalten der Tora. Wer sich noch an das Gesetz Gottes hält, bekommt die Todesstrafe.

Schweine werden geopfert, im ganzen Land werden Altäre zu Ehren des Zeus errichtet, und bewusst werden Schweine geopfert – unreine Tiere überall im Land. Sind die Israeliten verpflichtet, an den Zeusopfern teilzunehmen? Wer nicht teilnimmt, wird mit dem Tod bestraft.

Es ist eine radikale Hellenisierung mit aller Härte. Im Text heißt es: „Er nahm ihm das beständige Opfer weg“ (Vers 11). Die Stätte seines Heiligtums wurde niedergeworfen, also verwüstet.

Vers 12: „Und ein Heer wird hingegeben werden, samt dem beständigen Opfer des Frevels wegen.“ Hier gibt es Unterschiede in den Übersetzungen. Kapitel 8, Vers 12: Ein Heer wird hingegeben oder preisgegeben werden samt dem beständigen Opfer des Frevels wegen. Die Übersetzer tun sich schwer mit dem Vers, da er im Hebräischen nicht einfach ist.

Die Hauptaussage ist klar: Das israelitische Heer wird dahingegeben, also geschlachtet, getötet, und das beständige Opfer hört wegen eines Frevels auf. Dieser Frevel ist der Gräuel der Verwüstung, das Götzenbild, das aufgestellt wird.

Das Horn wird die Wahrheit zu Boden werfen. Die Wahrheit ist das Wort Gottes. Alles, was Gott eingerichtet hat als wahren Gottesdienst, wird er zu Boden werfen und in seinem Tun Erfolg haben. Niemand wird ihm in seinem bösen Wirken widerstehen. So geschah es, als Antiochus kam.

Vers 13: „Und ich hörte einen Heiligen reden.“ Ein Heiliger, also ein Engel, sprach zu einem anderen, der redete: „Bis wann dauert das Gesicht vom beständigen Opfer und vom verwüstenden Frevel und vom Hingeben sowohl des Heiligtums als auch des Heeres zur Zertretung?“

Die Frage ist: Wie lange dauert das? Die Antwort lautet: „Bis zweitausenddreihundert Abendmorgen sind vergangen, dann wird dem Heiligtum sein Recht widerfahren.“ Das sind fast sechseinhalb Jahre. Ein Abendmorgen ist eine Opfereinheit: morgens und abends wird ein Opfer dargebracht, also ein Tag.

2300 Abendmorgen sind 2300 Tage, umgerechnet etwa sechs Jahre und zwei bis vier Monate, je nachdem, ob Schaltmonate berücksichtigt werden.

Interessant ist, dass ein Heiliger die Frage stellt, aber Daniel die Antwort erhält. Es scheint, dass zwei Engel miteinander sprechen, und Daniel hört zu. Der zweite Engel richtet sich direkt an Daniel und sagt, dass es 2300 Tage dauern wird.

Was bedeutet das? Es sind etwa sechseinhalb Jahre. Vorher war von dreieinhalb Jahren die Rede, von Zeit, Zeiten und einer halben Zeit. In Kapitel 12, Vers 11, lesen wir von 1290 Tagen. Wie passt das zusammen?

Hier ist Vorsicht geboten. Es ist nicht nur die Zeit, in der das beständige Opfer aufhört oder der Gräuel der Verwüstung steht. Es ist auch die Zeit, in der das Heer der Heiligen dahingegeben wird. Es geht also um mehr: den Groll der Verwüstung, das Aufhören des Opfers und das Dahingeben des Heeres, also Krieg.

Historisch begann der Krieg, als Antiochus den Hohenpriester Onias III. absetzte, etwa 171 v. Chr. Der Hohepriester floh in ein Heiligtum in Daphne, wo er sicher war. Ein gewisser Andronikus lockte ihn heraus und ließ ihn töten. Von da an begannen die Angriffe Antiochus’ gegen die Juden.

Rechnet man von 171 v. Chr. bis Dezember 165 v. Chr., kommt man auf knapp sechseinhalb Jahre. Das passt gut zur Zeitangabe.

Warum wird hier „Abendmorgen“ verwendet und nicht einfach „Tage“? Der Ausdruck „Abendmorgen“ bezieht sich auf die Opfer, die am Abend und am Morgen dargebracht wurden. Es ist eine Einheit, kein halber Tag. So sind 2300 Abendmorgen 2300 Tage.

Im Griechischen gibt es einen ähnlichen Ausdruck: „Nüch Temera“ bedeutet Nacht und Tag, also 24 Stunden. Zum Beispiel in 2. Korinther 11, Vers 25 heißt es: „Eine Nacht und einen Tag lang.“ Im Griechischen ist das ein Wort, das Nacht und Tag zusammenfasst.

Der Ausdruck „Abendmorgen“ ist also eine Einheit, die sich auf die tägliche Opferzeit bezieht.

Die Zeit von sechseinhalb Jahren passt gut zur Bedrängnis unter Antiochus, von der Tötung des Onias bis zur Wiedereinweihung des Tempels.

Dann heißt es: „Dann wird dem Heiligtum sein Recht widerfahren.“ Das bedeutet, das Heiligtum wird wieder eingeweiht und in seinen rechten Zustand versetzt. Das ist ein Ausdruck für Reinigung und Wiederherstellung.

Diese Wiedereinweihung ist das Chanukka-Fest, das Fest der Wiedereinweihung des Tempels, das die Juden seitdem jährlich feiern.

Johannes X. Sogarsted erwähnt ebenfalls das Hanukka-Fest, das Einweihungsfest, das immer im Dezember gefeiert wird, am 25. Dezember, dem Fest der Wiedereinweihung.

Parallelen zu anderen biblischen Zeitangaben

Noch eine Bestätigung: In 1. Mose 7,4 heißt es, dass es 40 Tage und 40 Nächte regnen wird. Diese Angabe bedeutet, dass es 40 Tage lang, jeweils 24 Stunden pro Tag, ununterbrochen regnen soll. Solche Ausdrücke kommen in der Bibel öfter vor.

In Vers 14 wird gesagt, dass dem Heiligten sein Recht widerfahren wird. Der Tempel wurde wieder eingeweiht, und alle heiligen Geräte wurden an ihren richtigen Platz zurückgebracht. Auch der Opferdienst wurde wieder aufgenommen.

Wenn man nun vom 25. Dezember 2300 Tage zurückzählt, kommt man auf den 5. August 171 v. Chr. Am 15. August 171 v. Chr. gibt es keine weltlichen Aufzeichnungen darüber, was genau geschah. Offensichtlich begann zu dieser Zeit, dass Antiochus den Hohenpriester abzusetzen begann und andere einzusetzen. Die Aggressionen gegen das jüdische Volk begannen tatsächlich im Jahr 171 v. Chr.

Allerdings fehlen in der weltlichen Geschichte genaue Daten, die genau angeben, was am 5. August geschah. Da wir jedoch an die inspirierte Schrift glauben, gehen wir davon aus, dass es tatsächlich dieser Tag war, an dem die Unterdrückung des jüdischen Volkes begann.

Der Tod des Onias und die politischen Verhältnisse

Vielleicht noch etwas zum Tod des Onias:

Der Onias war der Hohepriester, den Antiochus abgesetzt hat. Er setzte einen anderen ein, der Jason hieß, ein Bruder des Onias III. Jason blieb jedoch nicht lange im Amt, denn ein anderer bot Antiochus viel Geld an. Antiochus hatte oft finanzielle Probleme, und als dieser Mann ihm eine hohe Summe anbot, stimmte Antiochus zu.

Dieser Mann hieß Menelaos. Er war nicht einmal aus dem hohen priesterlichen Geschlecht. Doch da er Antiochus so viel Geld versprach, ernannte ihn dieser zum neuen Hohenpriester. Menelaos versprach das Geld, gab es aber zunächst nicht sofort. Als er das Geld nicht rechtzeitig lieferte, setzte Antiochus ihn wieder ab. Schließlich zahlte Menelaos doch, und Antiochus setzte ihn erneut ein. Es war ein Hin und Her, aber letztlich nur eine äußere Angelegenheit.

Für die Juden war das nur ein Spielchen. Denn Antiochus wollte den Tempeldienst eigentlich schon im Jahr 171 v. Chr. abschaffen. Die harten Maßnahmen folgten dann 168 v. Chr., als das jüdische Opfern verboten wurde.

Onias selbst suchte sich in der Stadt Daphne eine Zuflucht, einem Vorort von Antiochien, und wurde dort getötet.

Im 2. Makkabäer 4,33-38 heißt es dazu:

„Als Onias dies sicher erfahren hatte, rückte er aus, nachdem er sich in eine Freistatt bei Daphne zurückgezogen hatte. Der Herr nahm Menelaos den Andronikus beiseite, Menelaos war der eigens ernannte Hohepriester, und forderte ihn auf, Onias umzubringen. Dieser begab sich also zu Onias, empfahl ihm eine List und unter Eid den Handschlag. Er überredete ihn, obwohl die Sache dem Onias verdächtig erschien, aus der Freistadt herauszukommen. Er schwor ihm, ihm nichts zu tun, doch als Onias herauskam, erstach er ihn ohne Scheu vor dem Recht sofort. Über diese Tat waren nicht nur die Juden, sondern auch viele andere Völker entrüstet über die ruchlose Ermordung des Mannes.“

Das ist eine schreckliche Sache. Man sieht, wie zu dieser Zeit das Gottesgesetz für die Juden nichts mehr galt. Menelaos war zwar Jude, aber ein gottloser Jude.

Es ist auch etwas bekannt über die Männer, die damals in den Schätzern waren. Nach Serubbabel gibt es einige Berichte, die sich auf seine leiblichen Nachfahren beziehen. Diese hatten jedoch keine königliche Herrschaft. Die Herrschaft übernahmen nach Serubbabel zunehmend die Hohenpriester.

Das bedeutet, die Hohenpriester waren nicht nur die religiösen Führer, sondern mit der Zeit auch die politischen Herren. Ab der Makkabäerzeit war das besonders ausgeprägt. Die eingesetzten Hohenpriester waren gleichzeitig die Führer des Volkes.

Diese Zeit reicht bis zu den Hasmonäern, den Verwandten von Herodes. Es kam sogar vor, dass jemand aus dem Hohepriesterhaus eine Person aus dem Geschlecht der Herodianer heiratete. So vermischten sich die hohen Priester mit den Herodianern durch Heirat, was ihnen wieder Einfluss über das Volk verschaffte.

Bis zur Zeit Jesu waren die Hohenpriester die eigentlichen politischen Machthaber. Die Römer hatten zwar die eigentliche Macht, doch von den jüdischen Machthabern standen die Hohenpriester an der Spitze. Die hohe priesterliche Familie war die höchste Führungsschicht des jüdischen Volkes.

Das Hohepriestertum war zur Zeit Jesu ein wichtiges politisches Machtzentrum.

Was die Nachkommen von Serubbabel zur Zeit Antiochus betrifft, so weiß ich nicht genau, welche von ihnen damals lebten.

Die Deutung der Vision durch Gabriel

Jetzt kommen wir zur Deutung, Vers 15: Und es geschah, als ich Daniel das Gesicht sah, da suchte ich Verständnis darüber. Und siehe, da stand einer vor mir, der wie ein Mann aussah, also ein Engel. Ich hörte eine Menschenstimme zwischen den Ufern des Ulay, die rief und sagte: „Gabriel, deute diesem das Gesehene.“ Also heißt der Mann Gabriel.

Er trat neben meinen Standort, und als er herzutrat, erschrak ich und fiel nieder auf mein Angesicht. Es ist interessant: Wenn Menschen mit der göttlichen Welt in Berührung kommen, fallen sie nieder. Sie werden überwältigt von dieser Macht, die hier da ist und die man spürt, von der Heiligkeit Gottes wahrscheinlich. Furcht bekommt man, wenn man einem Engel Gottes begegnet.

Und er sagte zu mir: „Verstehe, Sohn des Menschen.“ Hier wird Daniel als „Sohn des Menschen“ bezeichnet. Gabriel heißt übrigens „Held Gottes“. Hier steht also der Held Gottes und ein Sohn des Menschen, der starke Gottes, Daniel. Er sagte zu mir: „Verstehe, Sohn des Menschen, denn das Gesicht geht auf die Zeit des Endes.“

Hier haben wir einen Ausdruck „Zeit des Endes“, der viele Bibelstudenten durcheinandergebracht und in Verwirrung versetzt hat. Sie sagen: „Ah, siehst du, es geht ja doch um die Endzeit.“ Dann meinen sie, Daniel 8 spricht über die Endzeit. Nun, man muss Acht geben: Solche Begriffe wie „Zeit des Endes“ sind immer relative Begriffe. Man muss sie schon im Buch selbst definieren lassen. Das heißt, das Buch selbst sagt uns, was die Zeit des Endes ist, von welchem Ende denn, von der Zeit welches Endes.

Das bedeutet nicht gleich die Zeit des Weltendes oder das Ende aller Geschichte. Das war es ja nicht. Aber was war es für ein Ende? Denken wir daran: Es war Antiochus. Mit Antiochus begann eigentlich der Verfall dieses vierten Weltreiches. Ab Antiochus war das Weltreich nicht mehr von Bedeutung. Es waren nur noch unbedeutende Seleukidenherrscher. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Römer kamen und das alles einnahmen.

Wir wissen von vier Reichen, die in Daniel Kapitel 2 genannt werden. Auch in Daniel Kapitel 7 wissen wir von vier Reichen. Hier ist das Ende dieses vierten Reiches beschrieben. Er ist der letzte bedeutende König der Seleukiden. Also bezieht sich das auf diese Zeit, nicht auf irgendeine ferne Zukunft von Antiochus aus gesehen. Es bezieht sich genau auf Antiochus. Und was er auch beschreibt, ist ja genau dann die Zeit des Antiochus. Also soll uns der Ausdruck „Zeit des Endes“ nicht irritieren.

Und als er mit mir redete, sank ich bedäubt auf mein Angesicht zur Erde. Er aber rührte mich an und stellte mich wieder auf meinen Standort. Also er bekommt eine Berührung, erhält wieder Kraft vom Engel.

Und er sagte, Vers 19: „Siehe, ich werde dir kundtun, was geschehen wird in der letzten Zeit des Zornes.“ Wieder so ein Ausdruck: „in der letzten Zeit der Verfluchung“ heißt es bei anderen Übersetzungen. Es war eine Zornzeit Gottes. Gott war zornig. Worauf war Gott zornig? Auf sein Volk. Das Volk Israel hatte sich zutiefst versündigt und war total in den Liberalismus abgeglitten. Es gab nur wenige Treue, die wirklich orthodox und richtig gläubig am Wort Gottes festhielten.

Daniel hat erkannt, dass der Engel im Auftrag Gottes sagt, dass das eine Zeit des Zornes ist. Dieses Gericht, das hier kam, war gleichzeitig auch ein Gericht über das Gottesvolk. Durch Antiochus hat Gott es zugelassen zur Läuterung des Volkes, wie wir später erfahren. Also: „Gib Acht, Daniel, ich werde dir kundtun, es geht um die Zeit des Endes, in der letzten Zeit des Zornes“, der göttlichen Zorngerichte über Israel.

Später, in Kapitel 10, Vers 14, kommt das nochmals vor: „Ich bin gekommen, um dich verstehen zu lassen, was deinem Volk widerfahren wird in der Späte der Tage oder in der letzten Zeit der Tage.“ Das ist nicht, wie manche meinen, der Tag X in der Zukunft. Nein, das ist die spätere Zeit. Diesen Ausdruck haben wir schon, wenn wir uns erinnern, in Kapitel 2, Vers 28. Dort wird Daniel gesagt, dass die Deutung des Traumes die Zeit des Endes oder die Zeit der letzten Tage betrifft.

In Daniel 2, Vers 28, tut Daniel dem König Nebukadnezar kund, was sein wird in der Späte der Tage, in der letzten Zeit der Tage. Gemeint ist, was in fernerer Zukunft geschehen wird: das babylonische Reich fällt, das medo-persische Reich, das griechische Reich und das geteilte griechische Reich. Auch hier heißt es nicht „ferne Zukunft“ im Sinne davon, dass es von uns aus immer noch in der Zukunft sei, sondern es geht um die Zeit von Antiochus.

Das bestätigt sich in der Schlachter-Übersetzung. Nicht in Antioch, sondern in Schlachter haben wir Probleme, sich auf die bestimmte Zeit des Endes zu beziehen. Im Synodal steht genau umgekehrt: „zu Ende der bestimmten Zeit.“ In Vers 19 geht es um die festgesetzte Zeit des Endes. Da hat die Schlachter-Übersetzung schon richtig übersetzt: Es ist eine festgesetzte Zeit. Und es ist das Ende, aber das Ende von was? Von diesem letzten Reich, dem vierten Reich. Es geht um das vierte Reich und dessen Endphase, die Endphase des vierten Reiches.

Der Widder mit den zwei Hörnern, Vers 20, den du gesehen hast, sind die Könige von Medien und Persien. Jetzt haben wir es ganz klar, wortwörtlich: die Könige von Medien und Persien. Ganz deutlich gesagt. Wir sind also richtig unterwegs. Das zweite Reich ist Medien und Persien.

Weiter: Der Ziegenbock, der Zottige, ist der König von Griechenland. Wir sind also richtig unterwegs. Es ist Alexander, der König von Griechenland. Und das große Horn, das zwischen seinen Augen ist, das ist der erste König, also Alexander, der erste König von Griechenland.

Dann weiter: Und da es zerbrach und vier an seiner Statt erstanden, vier Königreiche werden aus dem Volke stehen, aber nicht mit seiner Kraft. Das sind die vier Diadochenreiche, wo wir gesagt haben: der König des Nordens, der König des Südens und dann die zwei wenig bedeutenden, das sind Lysimachos in Kleinasien und Kassandros in Peloponnes, im griechischen Land, in Makedonien. Vier Königreiche, das waren die vier Diadochen.

Dann weiter, Vers 23: Und gegen Ende ihres Königtums – es geht also um diese Diadochenreiche und vor allem um das Reich des Königs des Nordens und das Reich des Königs des Südens, das waren die zwei Starken – und gegen Ende ihres Königtums, also dieses vierte Reich, das geteilte griechische Reich, geht zu Ende. Genau das ist das Ende.

Gegen Ende ihres Königtums, wenn die Abtrünnigen – jetzt sind die Abgefallenen aus Israel gemeint – das Maß vollgemacht haben, wird ein König erstehen, frechen Angesichts und der Ränke kundig. Stark wird seine Kraft, aber nicht durch seine eigene Kraft. In erstaunlicher, außergewöhnlicher Weise wird er Verderben anrichten, und in seinem Tun wird er Erfolg haben. Er wird Mächtige und das Volk der Heiligen verderben.

Das ist exakt dieser Antiochus IV. Er wird viele Israeliten zum Abfall bewegen, viele mit Geld, andere dann mit Druck. Vers 25: „Und infolge seiner Klugheit wird ihm der Trug in seiner Hand gelingen, und er wird in seinem Herzen Großes tun und viele unversehens verderben, in ihrer unbesorgten Sicherheit.“ Ich erinnere an 1. Makkabäer 1, Vers 30: „Er ließ vor den Stadtbewohnern in hinterlistiger Weise friedliche Worte verlauten, sodass sie ihm Glauben schenkten. Plötzlich aber überfiel er die Stadt, richtete ein großes Blutbad an und brachte viele Israeliten im Lande um.“ 1. Makkabäer 1, Vers 30 bestätigt, was Daniel Kapitel 8, Vers 25 sagt.

Dann: „Und gegen den Fürsten der Fürsten wird er aufstehen, gegen Gott selbst. Aber ohne Menschenhand wird er zerschmettert werden.“ Also nicht im Krieg umgebracht, sondern von Gottes Hand erlegt, durch Krankheit in dem Fall, wie wir schon gesehen haben. Das war irgendwann im Frühling 164 v. Chr. Man hat das Todesdatum nicht genau überliefert. Wir wissen nicht exakt, ob es im Februar oder März war, aber es muss etwa um diese Zeit gewesen sein. Einer der Überlieferer schreibt, es war noch Winter, es gab noch Schnee, also irgendwo in dieser Zeit.

Vers 26: „Und das Geschaute von den Abenden und von den Morgen, wovon gesprochen worden ist, ist Wahrheit.“ Also dieser Zeitabschnitt, wie lange es dauern wird, ist Wahrheit. „Du aber verschließe das Gesicht.“ Verschließen heißt hier bewahren, aufbewahren. Denn es geht um viele Tage. Das heißt, die Erfüllung ist nicht sofort, lieber Daniel. Es geht noch längere Zeit bis dorthin. Wie viele Jahre? Es wird ihm nicht gesagt. In Wirklichkeit waren es mehr als 350, 370 Jahre, bis Antiochus dann kam. Viele Tage.

Von 551 bis 168 gerechnet, sind es fast 400 Jahre, etwa 380, mehr als 380 Jahre. Von 551, da war die Vision, bis zum Jahr 168, als dann diese Tempelentweihung geschah. Das sind 382, 383 Jahre.

Vers 27: „Und ich, Daniel, war dahin und wurde krank auf einige Tage. Dann stand ich auf und verrichtete die Geschäfte des Königs. Und ich war entsetzt über das Geschaute, und niemand verstand es.“ Die Tatsache, dass es niemand versteht, zeigt, dass Daniel dieses Gesicht nicht geheim gehalten hat. Das heißt, sie haben darüber gesprochen, aber verstanden haben sie es nicht.

„Verschließen“ heißt nicht, es geheim halten. Verschließen heißt, es bewahren, aufschreiben und dafür sorgen, dass es nicht verloren geht. Denn es wird einmal wichtig sein. Wenn die Zeit dann kommt, brauchen die Treuen Israels dieses Wort Gottes für ihren Kampf, damit sie nicht unterliegen und wissen, wie lange es dauert, wenn die Zeit kommt.

Er wirft die Wahrheit zu Boden. Ist heute auch so, oder? Vieles geschieht heute, um die Wahrheit zu Boden zu werfen. Es gibt keine absolute Wahrheit mehr. Aber Gott ist hier ganz klar und sagt, es gibt wohl eine absolute Wahrheit. Und wir müssen für die Wahrheit kämpfen. Der Herr Jesus hat gesagt: „Ich bin dazu auf die Welt gekommen, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen. Und wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.“ (Johannes 18)

Also müssen wir für die Wahrheit kämpfen. Hier werden die Israeliten aufgefordert, für die Wahrheit zu kämpfen. Die Wahrheit darf nicht unter den Tisch gekehrt werden.

Sind Fragen zu Kapitel 8?

Fragen zu Kapitel 8: Alexander und die Nachfolger

Alexander war nicht der Erste; vor ihm war bereits sein Vater der Leiter. Alexander wird als der erste König im griechischen Reich genannt. Es wird erzählt, dass er von seinem Vater unterrichtet wurde. Sein Vater, Philipp von Makedonien, herrschte nur in Makedonien. Ich erinnere mich gut daran, dass im Geschichtsunterricht der Lehrer sagte, Philipp von Makedonien habe zu dem jungen Alexander gesagt: „Junge, such dir ein größeres Reich, Makedonien ist zu klein für dich.“

Der Vater erkannte also schon früh, dass Alexander besonders begabt war. Das eigentliche griechische Reich beginnt man mit Alexander zu zählen, weil er den ganzen Osten griechisch gemacht, also hellenisiert hat. So steht es in der Geschichte, und offensichtlich gilt Alexander auch in der biblischen Geschichte als der erste dieses Griechenreiches.

Die Griechen gab es natürlich auch vor Philipp von Makedonien. Sie bestanden schon lange als Stadtstaaten in Griechenland und kämpften auch gegeneinander. Doch diese Stadtstaaten hatten keine große Bedeutung für die Weltgeschichte. Hier geht es um Weltgeschichte, vor allem darum, wie sie mit Israel in Verbindung steht. Es wird gezeigt, wie diese Könige Israel berühren, was sie Israel antun und wie Israel unter ihre Herrschaft kommt.

Ich denke, ich habe das bis jetzt nie ganz durchgelesen, ich war auch da etwas nachlässig. Aber man kann immer wieder die Apokryphen lesen. Dabei liest man ja nicht das Wort Gottes, sondern einfach ein Geschichtsbuch. Aus diesem Buch sollen wir keine Lehren ziehen, es ist kein Religionsbuch oder Gotteswort für uns.

Wir lesen ja auch, manche von uns kennen Josephus Flavius. Dort gibt es viele gute geschichtliche Informationen, besonders über den jüdisch-römischen Krieg. Josephus Flavius hat ein ganzes Buch darüber geschrieben, das sehr hilfreich ist, um die Geschichte der Makkabäer zu verstehen.

Wie kam es überhaupt zu der deutschen Umstandsgegend über Israel? Gott hat offenbar gesehen, wie das Volk tief in die Liberalisierung geriet und sich stark vom griechischen Weltlichen beeinflussen ließ. Deshalb schickte Gott dieses Gericht durch Antiochus zur Läuterung. In Kapitel 11 wird das erwähnt, und in Kapitel 12 heißt es, dass diese große Not zur Läuterung des Gottesvolkes diente.

Eine Not, die Gott schickt, kann also auch etwas Positives haben. Hier hatte sie eine gewaltig positive Auswirkung. Durch die Kämpfe der Makkabäer wurde das Volk neu belebt. Es gab einige Mutige, wenn auch nur wenige, die den Mut hatten. Einer davon war Matatias, der Vater von Judas Makkabäus.

Matatias widerstand den Feinden. Es ist so erzählt: Ein Gesandter der Syrer kam in die Stadt Modin, wo Matatias wohnte, und befahl den Juden, Opfer zu bringen. Matatias weigerte sich offiziell, dem Zeus zu opfern. Ein anderer Jude tat es demonstrativ, verriet also seinen Glauben. Das ärgerte Matatias so sehr, dass er diesen Mann niederstach. Auch den syrischen Gesandten tötete er.

Damit begann der Aufstand, der Widerstand der Hebräer. Die Söhne des Matatias wurden mutig und steckten andere mit ihrem Mut an. So flohen sie ins Hügelland, wo sie sich gut verstecken konnten.

Die Syrer waren jedoch clever. Sie griffen die Juden am Sabbat an, weil sie wussten, dass die religiösen Juden am Sabbat nicht kämpfen. Die Juden kämpften nicht, und so wurden tausend von ihnen abgeschlachtet.

Als Matatias das erfuhr, sagte er, sie hätten sich vor dem Herrn gedemütigt. Er erklärte, dass sie nun auch am Sabbat kämpfen würden. Ob das richtig oder falsch war, ist hier nicht die Frage, sondern einfach Geschichte.

Jedenfalls kämpften sie dann am Sabbat und errangen mit Gottes Hilfe große Siege. Sie wurden immer mutiger. Gott half ihnen, wie es in Daniel 11 beschrieben ist, mit einer kleinen Hilfe. Es war also Gottes Hilfe, die sie im Makkabäerkrieg unterstützte.

Vielleicht denken wir heute anders und fragen, warum sie kämpfen sollten. Wir sind ja im Neuen Testament, sagen wir oft. Aber hier ist das Alte Testament. Vergessen wir nicht: Josa kämpfte auch, er hatte das Schwert in der Hand. Von daher war das Kämpfen an sich im Alten Testament nicht verboten.

Übergang zu Kapitel 9: Parallelen zu Kapitel 4

Ja, dann kommen wir zu Kapitel neun. In Kapitel neun gibt es eine Parallele zu Kapitel vier. Ganz in der Reihe der Parallelen findet man zwischen Kapitel neun und Kapitel vier einige Verbindungen. Man kann das in der Gliederungstabelle, die ich euch gegeben habe, nachschlagen. Dabei ist nicht nur die Zahl sieben von Bedeutung.

In Kapitel vier war es Nebukadnezar, der sieben Jahre lang gedemütigt wurde und ein Strafgericht erhielt, bis er Buße tat und wiederhergestellt wurde. Das ist eine Parallele zu Kapitel neun, wo Jerusalem ein Strafgericht Gottes erhält – nicht sieben, sondern siebzig Jahre – bis es Buße tut und Gott ihm die Verheißung der Wiederherstellung gibt.

Es gibt noch mehr. Für uns ist es wichtig zu sehen, dass Nebukadnezar in Kapitel 4 ein Heide ist, um den sich Gott kümmert, den Gott züchtigt und zu dem Gott möchte, dass er sich bekehrt. Deshalb erhält Nebukadnezar diese sieben Jahre Züchtigung, bis er Buße tut und wiederhergestellt wird. Er hat Buße getan. Das zeigt, dass Gott sich auch um die Heiden kümmert. Gott kümmert sich nicht nur im Alten Testament um sein Volk Israel, sondern er will auch, dass andere zu ihm kommen.

Man fragt sich: Warum bekommt Nebukadnezar eine Strafe von sieben Jahren, aber Jerusalem eine Strafe von siebzig Jahren – und sogar siebzig mal siebzig? Warum ist die Strafe für Jerusalem so viel größer als die für Nebukadnezar? Was könnte der Grund sein?

Nebukadnezar hat gesündigt, und Gott hat ihn gewarnt – dreimal oder sogar öfter. Jerusalem hat ebenfalls gesündigt, und Gott hat es gewarnt. Aber warum bekommt Jerusalem eine größere Strafe als der Heide? Sie wurden nicht nur dreimal gewarnt, sondern unzählige Male. Die Propheten, die Gott geschickt hat, haben immer wieder gewarnt und Israel ihre Sünden vor Augen gehalten.

Dabei handelt es sich um Gottes Volk, das viel mehr Erkenntnis hat als Nebukadnezar. Wer mehr Erkenntnis hat und dennoch ungehorsam ist, bekommt eine größere Strafe als jemand, der weniger Erkenntnis hat und ungehorsam ist. Gott ist weise und gerecht und weiß genau, wie er handelt.

Bei beiden Fällen ist es schön zu sehen, dass auf Buße Wiederherstellung folgt. Buße ist immer die Bedingung Gottes für Wiederherstellung. Es gibt keine Sammlung Israels ohne Buße. Das kommt in der Bibel nicht vor, dass Gott sein zerstreutes Volk sammelt, obwohl sie keine Buße tun. Das ist absolut unbiblisch.

Als sie in der Verbannung in den vielen Ländern Babylons, wo sie verstreut waren, Buße taten, antwortete Gott und brachte sie zurück an ihren Ort – so wie es bei Hesekiel und bei Jeremia verheißen wurde.

Das ist eine gute Frage, aber oft handelt es sich um Politik. Es ist nicht biblisch, sondern politisch. Viele meinen, es sei biblisch, aber es ist Politik. Wichtig ist: Biblisch gesehen gibt es keine Sammlung ohne Buße.

Die Stelle, die ihr wissen solltet, ist 5. Mose 30,1: „Es wird geschehen, wenn alle diese Worte über dich kommen, der Segen und der Fluch, die ich dir vorgelegt habe, und du es dir zu Herzen nimmst unter all den Völkern, wohin der Herr, dein Gott, dich vertrieben hat, und du umkehrst zum Herrn, deinem Gott, und seiner Stimme gehorchst nach allem, was ich dir heute befehle, du und deine Kinder mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele, dann wird der Herr, dein Gott, dein Geschick wenden und sich über dich erbarmen. Er wird dich wieder sammeln aus allen Völkern, wohin der Herr, dein Gott, dich zerstreut hat.“

Die Bedingung ist also klar.

Beginn von Kapitel 9: Daniel sucht Gott im Gebet

Zurück zum Text Daniel 9, Vers 1:

Im ersten Jahr des Königs Darius, des Sohnes Ahasverus, aus dem Samen der Meder, der über das Königreich der Chaldäer König geworden war, im ersten Jahr seiner Regierung, bemerkte ich, Daniel, in den Schriften die Zahl der Jahre, betreffend welcher das Wort Jahwe zu dem Propheten Jeremia geschehen war, nämlich dass siebzig Jahre für die Verwüstung Jerusalems vollendet werden sollten.

Das Erste, was uns auffällt, ist, dass jetzt der Gottesname Jahwe vorkommt. Bis jetzt war er noch nie vorgekommen und wird auch später nicht mehr erscheinen. Nur in diesem Kapitel neun kommt er vor, und zwar oft. Früher hieß es immer „der Herr“, also Adonai, der Gebieter. Jetzt ist es Jahwe – nur hier.

Wenn wir Bibeln haben, gibt es manche Ausgaben, in denen das „Herr“ mit großem H geschrieben ist. Das ist, glaube ich, bei Schlachter so, in Blockschrift oder Großbuchstaben. Dort steht im Hebräischen Jahwe, hier ist der Gottesname.

Warum gerade hier? Weil in diesem Kapitel Daniel Jahwe an den Bund erinnert. Jahwe ist immer der Bundesgott, der Gott, der mit Israel einen Bund geschlossen hat, der sie aus Ägypten geführt hat. „Ich bin Jahwe, das ist mein Name, und ich denke an meinen Bund, ich bin der Ewige, ich bin der, der ich bin, der seine Verheißungen wahrhält.“

So nennt Daniel im Gebet diesen Jahwe jetzt und hält ihm das immer wieder vor: Du, du bist der Bundesgott. Wenn wir uns demütigen und Buße tun, dann bringst du uns doch zurück, hast du gesagt. Und dann demütigt er sich und tut Buße.

Also hier, im ersten Jahr des Königs Darius, im Jahre 539 v. Chr., im ersten Jahr seiner Regierung, bemerkte ich, Daniel, in den Schriften die Zahl der Jahre, betreffend welcher das Wort Jahwes zu dem Propheten Jeremia geschehen war. Er hat Jeremia studiert, zwei Stellen muss er gelesen haben. Das sind Jeremia 25, Verse 11 und 12, und Jeremia 29, Vers 10.

Lesen wir diese Stellen, ich denke, es ist sehr wichtig für uns, dass wir uns ein bisschen hineinversetzen, was er damals gelesen hat:

 Jeremia 25, Verse 11 und 12:
„Und dieses ganze Land wird zur Einöde, zur Wüste werden, und diese Völker werden dem König von Babel dienen siebzig Jahre. Und es wird geschehen, wenn die siebzig Jahre voll sind, werde ich an dem König von Babel und an jenem Volk“, sagt Jahwe, „ihre Schuld heimsuchen, und an dem Land der Chaldäer, und ich werde es zur ewigen Wüste machen.“

Gott wird also die Chaldäer, die Babylonier, richten, und sein Volk wird er zurückführen. Das steht dann in Jeremia 29, Vers 10:
„Denn so sagt Jahwe: Sobald die siebzig Jahre für Babel voll sind, werde ich mich eurer annehmen, um mein gutes Wort an euch zu erfüllen, euch an diesen Ort zurückzubringen.“

Das, was Hesekiel vorausgesagt hatte, wird jetzt erfüllt, wenn sie Buße tun nach diesen siebzig Jahren. Auch Jeremia sagt oft, dass er sie zurückführen wird. Hier ist die Rückführung Israels aus den Völkern, die Sammlung Israels.

Wie kann es wortwörtlich sein, dass man sagt, es ist nicht so genau? Die Geschichte beweist, dass das babylonische Reich im Jahr 605 v. Chr. begann. Nebukadnezar kam im September 605 an die Regierung. Wenn man jetzt rechnet vom September 605 bis zum Jahr 539, dann kommt man höchstens auf 66 oder 67 Jahre.

Auch nach jüdischer Zählweise, wenn man inklusive zählt und das erste Jahr mitrechnet, also 605 ganz zählt und 539 ganz zählt, kommt man auch nicht auf mehr als 67 Jahre.

Was lernen wir daraus? Gottes Wort ist nicht falsch, Gott macht keine Fehler. Man könnte sagen, wir haben uns in der Geschichte getäuscht. Aber gerade hier ist die Überlieferung sicher. Es ist schwierig zu sagen, wir haben uns in der Geschichte geirrt. Es sind Wirklichkeiten, trotzdem siebzig Jahre.

Wenn wir bedenken, dass Gott bewusst Zahlen verwendet, die auch eine Symbolbedeutung haben, dann versteht man, warum er statt 67 siebzig sagen kann.

Ich nenne ein anderes Beispiel: In Matthäus 1 ist ein Geschlechtsregister, und darin werden dreimal vierzehn Glieder aufgeführt. Es wird extra betont: 14 Geschlechter, 14 Geschlechter, 14 Geschlechter – von den ersten 14 bis auf David, die zweiten 14 bis auf Zerubbabel, die dritten 14 von Zerubbabel bis auf Jesus.

Warum 14? Weil 14 eine besondere Zahl ist. 14 ist nicht nur zweimal sieben, sondern auch der Zahlenwert von David. Das Wort David besteht aus drei Buchstaben: D (der vierte Buchstabe), W (der sechste Buchstabe) und nochmal D. Zusammen ergibt das 14.

Nicht umsonst hat Matthäus im Auftrag Gottes, in der Inspiration des Heiligen Geistes, hier gesagt: Schaut, vierzehn, vierzehn, vierzehn – das spricht alles von David, und Jesus ist der Sohn Davids.

So beginnt ja das Matthäusevangelium: „Jesus Christus, Sohn Abrahams, Sohn Davids.“ Umgekehrt: Sohn Davids, Sohn Abrahams. Die Vierzehn war ihm wichtig.

Wenn man die Geschlechtsregister im Alten Testament zählt, merkt man, dass Matthäus drei Könige ausgelassen hat – nicht irgendwelche Personen, sondern drei Könige, die jeder Israelit kennt. Es sind siebzehn, nicht vierzehn.

Warum macht er das? Er will auf die Zahl vierzehn kommen. Er schreibt dann, der zeugte den, obwohl in Wirklichkeit der Großvater den Enkel zeugte. Die Hebräer können das so sagen. Das ist erlaubt, wenn man in einem Geschlechtsregister etwas systematisch darstellen will und die Symbolkraft der Zahl 14 verwenden möchte.

Das macht die Zahl einprägsam und unterstreicht, dass es die Davidslinie ist.

Gott nimmt sich heraus, manche Unexaktheiten in Kauf zu nehmen, um eine besondere Zahl zu haben, die einprägsam ist.

Und 70 ist einprägsamer als 67. Siebzig hat auch eine Symbolkraft, ebenso wie die Sieben in der Bibel – die Zahl der Fülle, des Vollendens, des Abschlusses.

Für uns Deutsche ist das unverständlich, für andere Völker ist das kein Problem. Aber wir sind halt Deutsche, und bei uns geht so etwas nicht. Da sagt man einfach: 17 ist nicht 14.

Ich möchte auch erwähnen, dass das Wort „viele“ manchmal auch „alle“ bedeuten kann, je nach Zusammenhang. Jesus hat viele geheilt – im Sinne von alle. Ja, das stimmt, „viele“ kann manchmal alle heißen, aber nicht jedes Mal.

Zum Beispiel: Auf dieser Erde leben viele Menschen – das sind alle. Viele kann also alle bedeuten, je nach Zusammenhang.

Wir werden auf diese Zahlenspiele am Ende von Kapitel 9 noch zurückkommen, da haben wir ja siebenmal die siebzig.

Wenn wir verstehen, wie der Jude denkt und wie Gott mit Zahlen denkt, hilft uns das. Dann gehen wir nicht deutsch, sondern jüdisch an die Sache heran.

Also: siebzig Jahre voll.

Vers 2:
Dass nämlich siebzig Jahre für die Verwüstung Jerusalems vollendet werden sollten. Und ich richtete mein Angesicht zu Gott, meinem Herrn, um ihn zu suchen mit Gebet und Flehen, in Fasten und Sacktuch und Asche.

Hier demütigt sich Daniel, nachdem er biblische Prophetie studiert hat. Das ist schön, oder? Hier können wir feststellen: Wohin soll Studium biblischer Prophetie führen? Ins Gebet. Nicht zum Streiten, das sicher nicht.

Noch ganz kurz zu diesem Vers: Ist das wirklich eine ausdrucksfeindliche Lesung für tiefe Trauer, oder war das ein Ritual, das bei den Juden üblich war, also das Sacktuch und die Asche?

Es gibt einige Stellen, wo man sieht, dass sie ein Sacktuch angezogen haben. Einmal hat ein König ein Sacktuch angezogen.

Aber jetzt bei Daniel – er ist in einem ganz fremden Land, in einer fremden Kultur. War das jetzt eine Ritualbewegung? Ist es bekannt, dass er das auch so richtig für die Stiftung hatte?

Ich glaube, ich nehme es so, wie es hier steht. Ich nehme an, dass er sich abgeschlossen hat und dass er sich wirklich auch äußerlich gedemütigt hat, nicht nur innerlich. Dass er sich tatsächlich schmutzig gemacht hat, Asche auf den Kopf gestreut hat, und das Sacktuch ist ja etwas Raues, etwas Ungemütliches.

Also gehe ich davon aus, dass es so ist.

Er merkt, diese Strafzeit Israels ist bald um, diese siebzig Jahre sind bald um. Jetzt könnte man denken, er hätte sich gefreut: „Okay, wunderbar, siebzig Jahre sind bald um, jetzt wartet man, bis die Juden ganz um sind, und dann wird der Herr uns zurückführen.“

Nein, was tut er? Er betet um Gottes Handeln. Wir lesen dann: „Handel, Herr, handel, jetzt tu was, mach du jetzt.“ im Lauf dieses Gebetes.

Er bittet also um etwas, das Gott versprochen hat, dass er tun wird. Das ist so wichtig.

Gebet ist trotzdem nötig, auch wenn Gott versprochen hat, dass er es tun wird. Es ist nicht automatisch. Gott will erbeten sein, auch die Dinge zu tun, die er versprochen hat.

Es führt ihn also jetzt ins Gebet.

Was schön ist bei diesem Gebet: Es ist ein Gebet, in dem er sich wirklich mit Israel, mit dem Volk Israel identifiziert. Er betet so, als ob er Israel wäre, als ob er das Volk Israel wäre, er als Repräsentant des Volkes.

„Ich betete zu Jahwe, meinem Gott, und ich bekannte und sagte: Ach, mein Herr, Adonai, du großer und furchtgebietender Gott, der den Bund und die Huld bewahrt, die Freundlichkeit bewahrt denen, die ihn lieben und seine Gebote halten.“

Wir haben gesündigt.

Er beginnt damit, dass er Gott erzählt, wie Gott ist. Er sagt dem Herrn seine Eigenschaften: Du, Herr, du bist ein Gott, der den Bund bewahrt, der die Güte bewahrt denen, die ihn lieben und seine Gebote halten. Du bist ein furchtgebietender Gott, du bist ein großer Gott.

Als ob Gott das nicht wüsste. Gott weiß es schon. Aber Daniel muss sich daran erinnern. Es ist gut, wenn man so betet, dass man dem Herrn sagt, was er ist, wer er ist und wie er ist.

Das führt einen hinein. Auch in den Psalmen sieht man das ja, wie der Psalmist betet. Er spricht zu Gott über Gott, das ist Anbetung. Er spricht zu Gott über Gottes Wesen und Eigenschaften.

„Wir haben gesündigt und verkehrt und ehrfurchtslos oder frevelhaft gehandelt. Wir haben uns empört und sind von deinen Geboten und von deinen Rechten abgewichen. Und wir haben nicht auf deine Knechte, die Propheten, gehört, die mit deinem Namen zu unseren Königen, unseren Propheten und unseren Vätern, zu allem Volk des Landes gesprochen haben.“

Das ist ein interessanter Ausdruck: „die mit deinem Namen“. Ich weiß nicht, wie das bei euch übersetzt ist. Die Propheten haben mit deinem Namen zu uns gesprochen, in deinem Namen.

Es ist hier mehr noch. Nicht nur, dass sie im Namen Gottes reden, sie reden auch mit dem Namen Gottes. Das heißt, sie nehmen diesen Namen Gottes in den Mund, sie erklären das Wesen Gottes. Der Name ist das Wesen.

Und sie sprechen nicht nur im Auftrag, sie sprechen sicher auch im Auftrag, aber sie sprechen auch mit diesem Gott zusammen.

„Dein, o Herr, ist die Gerechtigkeit, und unser ist die Schande angesichts unseres Angesichts, wie es an diesen Tagen ist, Schande der Männer von Juda, der Bewohner von Jerusalem und des ganzen Israel, der Nahen und der Fernen in allen Ländern, wohin du sie vertrieben hast.“

Hier haben wir es: Sie sind in vielen Ländern vertrieben. Manche Ausleger sagen, all die Stellen, wo von der Sammlung aus den Ländern die Rede ist, könne sich nicht auf die damalige Sammlung beziehen, denn damals waren sie ja nur in einem Land.

Nein, sie waren in vielen Ländern. Hier steht es: „in der ganzen Welt waren sie verstreut damals, in der damals bekannten Welt, in allen Ländern, wohin du sie vertrieben hast, wegen ihrer Treulosigkeit, die sie gegen dich begangen haben.“

„Jahwe, unser ist es angesichts der Schande unserer Könige, unserer Fürsten und unserer Väter, denn gegen dich haben wir gesündigt.“

Also, Herr, es geht um dich, um deinen Namen, und was uns betrifft, wir haben uns nur zu schämen.

Das ist richtig demütigend, aber es ist gut, es ist gesund, sich so vor dem Herrn zu demütigen.

„Dem Herrn, unseres Gottes, aber gehört das Erbarmen und die Vergebung, denn gegen ihn haben wir uns empört. Auf die Stimme Jahwes, unseres Gottes, haben wir nicht gehört, in seinen Weisungen zu wandeln, die er uns durch seine Knechte, die Propheten, gab.“

„Ganz Israel hat deine Weisung übertreten und ist abgewichen, sodass es auf deine Stimme nicht gehört hat. So hat sich über uns ergossen der Fluch und der Schwur, der in der Weisung Mose, des Knechtes Gottes, geschrieben steht, weil wir gegen ihn gesündigt haben, und er hat seine Worte erfüllt.“

Was macht er? Er sagt Gott einfach: Herr, du hast das getan, was dein Wort sagt, und wir haben nur deine Treue zu deinem Wort gesehen.

Wir waren böse, und du hast genau das erfüllt, was du uns längst angekündigt hast, dass du tun würdest.

In 5. Mose 28 hat er sie angekündigt: Wenn sie nicht hören, wird er sie zerstreuen in alle Länder.

Das hat er getan, damals in Babylon.

Und er hat seine Worte erfüllt. Keine Frage.

Aber wenn Sie mir etwas sagen, dann würde ich sagen: Schande auf mein Haupt, auf unser Haupt.

Hier steht: Schande auf mein oder unser Gesicht, auf das Angesicht.

Hat das etwas damit zu tun, dass man auch Kippa trägt und so weiter, dass man sagt: Schande auf unser Haupt? Oder hat es mit dem Kopf zu tun?

Hm, gute Frage.

Das Gesicht ist etwas Besonderes. Das Gesicht ist der Teil unseres Hauptes, mit dem wir auf andere Eindruck machen, mit dem wir unseren Worten Ausdruck und Betonung verleihen.

Ich habe zu wenig darüber nachgedacht, aber es ist noch stärker als „Haupt“. „Beschämung über das Angesicht“ klingt noch stärker.

Wir haben uns im Boden vergraben, wir müssen unser Gesicht vor dir verstecken. Wir schämen uns.

Auch Kinder, wenn sie sich schämen, verstecken sie das Gesicht. Wenn wir uns schämen, geht automatisch die Hand zum Gesicht. So ist das einfach.

Gesichtsverlust – ja.

Ich kann die Frage jetzt nicht beantworten, aber es kommt mir stärker vor, als wenn wir vom Haupt sprechen würden.

Die Bedeckung des Hauptes ist erst aus dem 6. Jahrhundert nach Christus, aus dem späteren Judentum.

Jedenfalls: Er hat seine Worte erfüllt, die er über uns und unsere Richter gesprochen hat, die uns richteten. So brachte er ein großes Unglück über uns, wie es unter dem ganzen Himmel nicht geschehen ist, wie es an Jerusalem geschehen ist, so wie es in der Weisung Mose geschrieben steht.

All dieses Unheil ist über uns gekommen. Das war die Wegführung nach Babylon, die Zerstörung des Tempels, die Zerstörung der Stadt.

Vers 13, Mitte:
„Und wir besänftigten nicht das Angesicht Jahwes, unseres Gottes.“

Was heißt das? Wir besänftigten nicht das Angesicht Gottes.

Das Besänftigen heißt, den Zorn von jemandem wieder zu mildern, jemanden vom Zorn herunterzubringen.

Man bringt ihn nur vom Zorn herunter, wenn man ihm gehorsam wird.

Man besänftigt das Angesicht des zornigen Gottes dadurch, dass man sich vor ihm demütigt und um Verzeihung bittet.

Dann wird das Angesicht wieder sanfter, die Falten werden weicher, und der Zorn verfliegt.

„Wir besänftigten nicht das Angesicht Jahwes, unseres Gottes, dass wir uns von unseren Vergehen abgekehrt hätten und verständig geworden wären in deiner Wahrheit.“

Das ist interessant hier: Durch Abkehr von der Sünde, durch Buße tun, besänftigen wir das Angesicht Gottes.

Wenn wir ein sanftes Angesicht Gottes über uns haben wollen, dann seien wir Menschen, die schnell sind mit Sündenbekenntnis.

So hat denn auch Jahwe darüber gewacht, das Unheil über uns kommen zu lassen, denn Jahwe, unser Gott, ist gerecht in all seinem Tun, das er tut.

Auch hier wieder betont er die Gerechtigkeit Gottes.

Er sagt nicht: „Gott, wie kannst du nur so etwas zulassen? Dein Volk, deine Stadt, deinen Tempel – schau, was du für ein Unheil angerichtet hast!“

Nichts davon.

Gott ist absolut gerecht in dem, was er getan hat.

Denn Jahwe ist gerecht in all seinem Tun, das er tut.

Hier denkt man an 5. Mose 32, Vers 4:
„Vollkommen ist sein Tun, er ist ein Fels, vollkommen ist sein Tun, alle seine Wege sind recht. Ein Gott der Treue und der Beständigkeit ist er, ohne Falschheit, gerecht und gerade.“

Immer wieder betont Daniel die Gerechtigkeit Gottes in diesem Gebet.

Vers 14, Mitte:
„Aber wir haben auf seine Stimme nicht gehört.“

Das kommt immer wieder vor: „Wir haben nicht gehört, wir haben nicht gehört.“

Das ist wie bei Nebukadnezar. Nebukadnezar hat nicht gehört, hat nicht getan, hat sich nicht warnen lassen.

Hier: „Wir haben nicht gehört auf die Stimme.“

Und nun, Herr,

Vers 15:
„Und nun, Herr, unser Gott, du hast dein Volk aus dem Land Ägypten mit starker Hand herausgeführt und dir einen Namen gemacht, wie es an diesem Tage ist.“

Wir haben gesündigt.

Merken wir, dass Daniel immer wieder auf den Punkt zurückkommt, wo Gott mit dem Volk angefangen hat.

Damals hast du angefangen, dort in Ägypten, dort am Sinai, dort hast du den Bund mit uns geschlossen, du hast uns herausgeholt aus dem Sklavenhaus, du hast uns mit starker Hand herausgeführt.

Du hast uns zu deinem Volk gemacht, hast dir einen Namen gemacht, wie es an diesem Tage ist.

Wir haben gesündigt, wir haben frevelhaft oder ehrfurchtslos gehandelt.

Herr, ich sage noch einmal Adonai, ich sage Herr, Gebieter.

Vers 16:
„Gemäß all deinen Gerechtigkeitserweisungen, bitte, lass deinen Zorn und deinen Grimm sich wenden von deiner Stadt Jerusalem und deinem heiligen Berg.“

Der Berg ist der Tempelberg hier.

„Denn wegen unserer Sünden und der Vergehen unserer Väter ist Jerusalem und dein Volk zum Spott geworden bei all denen, die uns umgeben.“

Er sagt nicht: „Ach, Herr, diese vorige Generation damals, vor siebzig Jahren, die waren die böse Generation. Aber wir sind jetzt besser und wegen uns kannst du uns jetzt zurückführen.“

Nein, wir sind dieses Volk. Wir sind die Schuldigen, obwohl die Kinder dieser Leute mittlerweile schon alt geworden sind.

Es ist ein Bewusstsein: Wir sind eine große Familie, und wir sind mitschuldig an dem, was unsere Väter getan haben.

Ich meine, eigentlich bei Adam und Eva ist es auch so: Wir sind mitschuldig an dem, was unsere Urväter, Adam und Eva, also Urvater und Urmutter, getan haben.

In dem Sinne.

Aber hier ist es das Volk. Wir als Volk, als israelitisches Volk, wir sind dein Volk, und wir haben gesündigt.

Also er identifiziert sich mit einem ganzen Volk.

Du musst mir immer die Zeit sagen, ich schaue nie auf die Uhr.

Beten wir zum Abschluss.