Danke euch! Jetzt hören wir auf die Predigt von Andre.
In dieser Woche, genauer gesagt am 1. November, wurde in Israel gewählt. Ich weiß nicht, ob ihr das mitbekommen habt. Aber es ist immer wieder interessant: Wenn in Israel gewählt wird, berichten auch die großen deutschen Medien darüber. Das machen sie nicht, wenn in einem anderen Land vergleichbarer Größe gewählt wird.
Es ist schon bemerkenswert, dass die ganze Welt immer wieder mal auf Israel schaut, obwohl es ein so kleines Land ist. Die Frage dabei ist: Wie entwickeln sich die Dinge in Israel? Was passiert dort?
Auch für uns Christen ist Israel von besonderem Interesse. Und zwar nicht in erster Linie politisch, sondern heilsgeschichtlich. Wir schauen auf Israel und fragen, wie sich die Dinge dort entwickeln. In Römer 9 bis 11 macht Paulus genau das. Er lenkt den Scheinwerfer, den er vorher sehr stark auf die systematische Darlegung des Evangeliums gerichtet hat, jetzt auf Israel. Er verwendet das Beispiel Israel, um das Evangelium zu verteidigen.
Wir sind in Römer 11 angelangt, in unserer Römerreihe. Der Abschnitt, den wir uns heute anschauen, ist kein einfacher Abschnitt, das möchte ich vorab sagen. Es ist mal wieder Schwarzbrot im Römerbrief. Wir betrachten 32 Verse in 35 Minuten. Also schneidet euch an, wir müssen da durch.
Der Text ist nicht ganz einfach zu verstehen. Ganz ehrlich: Bei freier Textwahl würde ich überlegen, ob ich ihn predige. Aber das Wunderbare ist, wenn man sich entscheidet, einfach durch biblische Bücher durchzupredigen, dann predigt man alles. Damit setzen wir den ganzen Ratschluss Gottes frei.
Der Text ist so wichtig, um Gottes größeren Plan zu sehen. Schaut mal: Wir alle neigen dazu, sehr individuell unser Heil zu betrachten – ich und Jesus, Punkt. Das ist nicht verkehrt, das so zu sehen, weil es ja um mich und Jesus geht. Aber was Paulus in diesem Kapitel macht, ist etwas anderes: Er zoomt mal zurück. Er will uns das größere Bild zeigen, seine Heilsgeschichte, die Makroperspektive der göttlichen Heilsgeschichte. Genau da setzt der Text heute an.
Ich kann nicht auf jedes Detail eingehen, ich möchte euch vielmehr die Gesamtbotschaft vermitteln.
Gottes Plan und die aktuelle Situation
Im ersten Punkt geht es um Gottes Plan und die aktuelle Situation. Mein Predigtthema lautet: Gottes Plan geht weiter – und er geht weiter, als du denkst.
Zum Kontext: Paulus legt ab Römer 9,30 bis Römer 9,21 den Unglauben Israels dar. Israel hat den Messias nicht angenommen. Ein großer Teil der Juden hat sich am Messias gestoßen. Paulus hat gepredigt, sie haben es gehört, aber sie haben es nicht angenommen.
Menschlich betrachtet könnte man nun zu dem Ergebnis kommen, dass Gott sein Volk als Ganzes abgeschrieben hat. Dass Israel in der göttlichen Heilsgeschichte vom Tisch ist. Diese rhetorische Frage stellt Paulus in Vers 1 und verneint sie vehement: „Hat Gott etwa sein Volk verstossen? Das ist ausgeschlossen.“
Paulus sagt also, dass die Tatsache, dass so viele Juden das Evangelium ablehnten – eine unbestreitbare Beobachtung – nicht dazu führen darf, dass man schlussfolgert, Israel als Ganzes sei jetzt vom Tisch. Auf keinen Fall! Gott hat keinen Schlussstrich mit Israel gezogen.
Dafür nennt Paulus drei Argumente.
Die drei Argumente für Gottes Treue zu Israel
Das erste Argument ist das sogenannte Paulusargument. Hat Gott etwa sein Volk verworfen? Das ist ausgeschlossen, denn auch ich bin ein Israelit aus der Nachkommenschaft Abrahams vom Stamm Benjamin. Paulus sagt: Ich bin jüdischer Christ. Das heißt, ich bin ein empirischer Beweis dafür, dass Gott Israel nicht als Ganzes verworfen hat. Er hat sich ja meiner erbarmt, als Israelit.
Argument Nummer zwei ist das Erwählungsargument, Vers zwei: Gott hat sein Volk nicht verworfen, das er vorher erkannt hat. Vorher erkannt bedeutet, er wählt. Das heißt, Gott hat sich für Israel entschieden – und zwar nicht, weil Israel so toll war oder weil Israel ein so großes Volk ist, sondern einfach aus freier göttlicher Gnade. Gott hat entschieden: Ich nehme dich. Göttliche Entscheidung.
Und wenn Gott sich in der Vergangenheit für Israel entschieden hat, lautet das Argument, wird er es nicht in der Gegenwart oder in der Zukunft verwerfen. Gott macht seine Entscheidungen, die er trifft, nicht rückgängig.
Argument Nummer drei ist das Elija-Argument. Oder wisst ihr nicht, was die Schrift bei Elija sagt? Wie er vor Gott auftritt gegen Israel. Paulus verweist hier auf eine Begebenheit aus dem Leben des Propheten Elija in 1. Könige 19. Elija hat als Mann Gottes die Baalspropheten vernichtet. Der König Ahab, ein ziemlich gottloser König zu der Zeit, sagt es seiner mindestens ebenso gottlosen Frau Isebel. Und Isebel sagt: Ich werde diesen Elija umbringen.
Elija gerät daraufhin in Panik und flieht kilometerweit alleine in die Wüste. Gott ist so gut und schickt einen Engel, um seinen verzweifelten Diener zu trösten – so ist Gott. Aber Elija hat immer noch nicht die ganze Perspektive. Elija betet zu Gott genau das, was Paulus hier in Vers drei zitiert: „Herr, das sind die Worte Elias, Herr, sie haben deine Propheten getötet, deine Altäre niedergerissen, und ich allein bin übrig geblieben, sie trachten nach meinem Leben.“
Elias Sicht ist ziemlich beschränkt. Elija sagt: Ich bin der einzige, der noch treu ist, ich bin alleine übrig geblieben (Vers 4). Aber was sagt ihm die göttliche Antwort? „Ich habe mir siebentausend Mann übriggelassen, die vor Baal das Knie nicht gebeugt haben.“ Gott sagt zu Elija: Du bist nicht alleine. Das denkst du vielleicht, aber das ist deine begrenzte Sichtweise. Ich habe mir siebentausend weitere übriggehalten.
Und Paulus sagt, dieses Handlungsprinzip, dass Gott sich einen Überrest beibehält, liegt auch in der jetzigen Zeit vor (Verse 5 und 6): „So ist nun auch in der jetzigen Zeit ein Überrest nach Auswahl der Gnade entstanden. Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken; sonst ist die Gnade nicht mehr Gnade.“
Das heißt, Paulus sagt: Gott hat sich auch in der jetzigen Zeit, in der Zeit, in der wir leben, im Neuen Testament, einen Überrest übriggelassen. Gott hat nicht einfach diejenigen übriggelassen, die treu waren, sondern er hat sich einige übriggelassen – deswegen sind diese treu.
Gott sagt ja auch nicht: „Zum Glück sind siebentausend übrig geblieben.“ Gott sagt: „Ich habe sie mir übriggelassen.“ Gott ist aktiv, Gott erwählt, Gott setzt seinen Plan fort. Er handelt gemäß seinem Plan.
Ihr Lieben, Gottes Plan geht weiter.
Die Verstockung Israels und ihre Bedeutung
Aber was ist mit dem übrigen Vers sieben?
Was nun? Was Israel sucht, das hat es nicht erlangt, aber die Auswahl hat es erlangt; die übrigen jedoch sind verstockt worden.
Das heißt, Paulus sagt, Israel – und damit ist das gesamte Volk gemeint – hat als Ganzes die Gerechtigkeit nicht erreicht. Sie versuchten, die Gerechtigkeit über das Gesetz zu erlangen. Paulus hat das ja bereits in Kapitel zehn erklärt: Du kannst die Gesetzlichkeit nicht erarbeiten; die Gerechtigkeit Gottes erhältst du nur geschenkt durch den Glauben.
Dementsprechend gibt es im Volk Israel eine Teilung. Es gibt den übrig gebliebenen Überrest, den Gott sich aktiv übriggehalten hat. Diese Menschen haben den Messias angenommen. Aber es gibt leider auch eine große Gruppe zur Zeit von Paulus, die verstockt sind.
Paulus begründet dies mit einigen Zitaten aus dem Alten Testament ab Vers 8: „Wie geschrieben steht: Gott hat ihnen einen Geist der Schlafsucht gegeben, Augen, um nicht zu sehen, und Ohren, um nicht zu hören, bis auf den heutigen Tag.“
Und David sagt: „Es werde ihr Tisch ihnen zur Schlinge und zum Falschdruck und zum Anstoß und zur Vergeltung; verfinstert seien ihre Augen, um nicht zu sehen, und ihre Rücken beuge alle Zeit.“
Aus Zeitgründen kann ich hier nicht auf alle Details eingehen, aber alle Zitate – ob man jetzt schläft oder keine hörenden Ohren hat oder keine sehenden Augen – zielen auf eine Sache ab: Geistliche Wahrheiten können nicht verstanden werden. Sie haben keine Antenne für das Wort Gottes. Sie können es nicht verstehen, weil Gott sie verstockt hat. Das hat er so beabsichtigt.
Ich sehe einige Fragezeichen auf euren Köpfen: Moment mal, Andrei, will Gott nicht, dass jeder Mensch errettet wird?
Doch, will er auf jeden Fall, das sagt die Bibel ganz deutlich.
Wir müssen hier sehen: Die Verstockung Israels war nicht von Anfang an da. Gott hat sich Israel offenbart, Israel hat Gottes Heilsangebot abgelehnt. Infolgedessen hat Gott sie verstockt.
Das heißt, der Unglaube Israels war der Grund für die aktuelle Verstockung. Aber die aktuelle Verstockung ist der Grund, dass sie auch nicht mehr zum Glauben kommen können.
Das lehrt die Bibel ganz klar, auch im Neuen Testament. Jesus sagt in Matthäus 13: „Ich rede jetzt in Gleichnissen, damit sie es nicht verstehen.“
Das ist Gericht. Wenn Gott sagt: „Ich gebe dir jetzt nicht mehr die Kapazitäten, Geistliches zu verstehen“, dann hat er verstockt.
Die Sicherheit von Gottes Plan trotz Verstockung
Die gegenwärtige Situation möchte ich noch einmal zurückblickend betrachten. Was Paulus hier eigentlich sagen möchte, ist: Gott hält an seinem Plan fest. Das ist die zentrale Aussage in den ersten zehn Versen.
Er erklärt, dass die Tatsache, dass einige wenige Juden das Evangelium angenommen haben, während viele es ablehnen, ganz nach Gottes Plan verläuft. Die wenigen, die es angenommen haben, sind der Überrest, mit dem Gott weitermachen möchte. Die, die es verworfen haben, gehören ebenfalls zum Plan Gottes. Es mag so aussehen, als ob Gott die Kontrolle verliert, weil so viele Juden das Evangelium nicht annehmen. Doch Paulus betont: Genau das ist Gottes Plan. Gott zieht sein Vorhaben durch.
Ich durfte als Teenager einmal in einer Cessna mitfliegen. Mein Vater ist Pilot und hat mich mitgenommen. Stellt euch die Situation so vor: Vorne im Cockpit sitzen mein Vater und der Fluglehrer, ich sitze hinten. Wir fliegen über die Wüste Arizonas. Plötzlich geht mitten in der Luft der Propeller aus. Es ist ein Propellerflugzeug, also ist es auf den Propeller angewiesen. Hoch über der Wüste fällt der Propeller aus.
In diesem Moment sehe ich mein Leben an mir vorbeiziehen. Das Flugzeug beginnt zu fallen. In diesem Augenblick macht mein Vater den Schlüssel wieder an. Es war klar, dass es nur eine Übung war, aber man hatte mir nichts gesagt.
Ein paar Tage später, oder ich weiß nicht genau wann, sitze ich wieder mit meinem Vater in der Cessna. Er sitzt vorne und fliegt das Flugzeug. Plötzlich geht das Flugzeug steil nach unten. Sie trainieren gerade eine Notlandung, ohne mir Bescheid zu geben.
Beide Situationen sind wahr. Ich sitze hinten und habe panische Angst. Ich habe das Gefühl, mein Vater verliert die Kontrolle über das Flugzeug, weil die Umstände so aussehen.
Weißt du was? Auch wenn die gegenwärtigen Umstände so erscheinen, verliert Gott niemals die Kontrolle über seine Heilsgeschichte. Alles läuft nach Plan. Und das ist eine wichtige Anwendung für dein Leben.
Wenn Gott das Evangelium sichert und zu seinem Wort steht, dann hält er auch alle seine Verheißungen, die er dir gegeben hat, im Heil ein. In Römer 8,30 heißt es: "Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen; die er berufen hat, die hat er gerecht gemacht; die er gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht."
Dein Heil ist sicher im Evangelium, das Evangelium ist sicher. Paulus begründet dies am Beispiel Israels. In den ersten zehn Versen bekräftigt er, dass Gott sein Volk nicht völlig verworfen hat, aber ein Teil davon schon.
Die Verstockung ist eigentlich eine Tragödie. Aber Gottes Plan geht weiter, als du denkst. Selbst mit der Verstockung verfolgt Gott eine gute Absicht. Gott ist durch und durch Retter. Er verstockt nicht einfach so zum Selbstzweck, sondern immer mit dem Ziel zu retten. Und...
Gottes Absicht in der aktuellen Verstockung
Dazu kommen wir jetzt zu Punkt zwei: Gottes Absicht in der aktuellen Verstockung. Paulus stellt zunächst die rhetorische Frage: Ist diese Verstockung endgültig? (Vers 11).
Ich sage nun: Sind sie etwa gestrauchelt, damit sie fallen sollten? Das ist ausgeschlossen. Paulus fragt, ob die Ablehnung Israels, also dass sie den Messias abgelehnt haben, dazu geführt hat, dass Israel seinen besonderen Platz bei Gott für immer verloren hat. Die Antwort lautet: Nein, die Verstockung ist nicht endgültig. Gott hat eine Absicht damit (Vers 11).
Sondern durch ihren Fall ist den Nationen das Heil geworden, um sie zu Eifersucht zu reizen. Das heißt, Gottes Absicht war, dass wir – ich möchte es individuell ausdrücken – errettet werden können. Das ist seine Absicht mit der Verstockung der Juden.
Er sagt: Ich wende mich jetzt ab von den Israeliten, die es nicht hören wollten, und jetzt kommt das Evangelium zu den Heiden. Diese sollen von Jesus hören, von seiner rettenden Botschaft, auch wenn sie kein jüdisches Erbe haben. Auch sie sollen es hören. Das ist Gottes gute Absicht mit der Verstockung Israels.
Er wendet sich zum Teil ab, aber er wendet sich den Heiden zu. Und selbst da geht Gott noch einen Schritt weiter. Er plant nicht nur, die Heiden zu retten, sondern er will wiederum, dass, wenn die Heiden gerettet werden, Israel zu Eifersucht gereizt wird. So sollen auch sie wieder gerettet werden.
Also Gottes Plan geht weiter, als du denkst.
Vers 12: Wenn aber ihr Fall der Reichtum der Welt ist und ihr Verlust der Reichtum der Nation, wie viel mehr ihre Vollzahl? Paulus verwendet hier eine „Wie viel mehr“-Logik. Er sagt: Schaut mal, wenn die Heiden schon profitiert haben durch Israels Verlust, wenn Israels Verlust für die Heiden Gewinn war, dann wird ja, wenn die Vollzahl kommt, das heißt, wenn Israel sich wieder bekehren wird, die Situation für die Heiden noch besser sein.
Und da macht er weiter in Vers 15: Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt ist, was wird die Annahme anders sein als Leben aus den Toten? Paulus sagt, dass Gott irgendwann in der Zukunft sich noch einmal Israel ganz besonders annehmen wird. Und wenn schon ihre Verwerfung für die Heiden ein Segen war, wie viel mehr, wenn Gott sich seinem Volk wieder annimmt.
Die Bedeutung von „Leben aus den Toten“
Die Wendung „Leben aus den Toten“ muss erklärt werden, da sie nicht ganz einfach zu verstehen ist. Wie vieles in diesem Text, ist auch diese Formulierung nicht leicht zu deuten.
Man kann sie entweder bildlich oder wörtlich verstehen. Einige Ausleger nehmen sie wörtlich und meinen damit die Totenauferstehung am Ende der Zeit, im Zusammenhang mit der Wiederkunft Jesu. Diese Deutung passt gut, denn Gott wird sich am Ende der Zeit wieder Israel zuwenden. Dies geschieht im Kontext der Wiederkunft Jesu und damit auch der Auferstehung der Toten.
Es ist jedoch auch möglich, die Wendung geistlich zu verstehen. So wird das Wort in Römer 6 verwendet, wo es eine geistliche Wiederbelebung beschreibt.
Meiner Ansicht nach schließen sich diese beiden Deutungen nicht gegenseitig aus. Paulus denkt sicherlich an eine Wiederbelebung Israels, eine geistliche Wiederbelebung am Ende der Zeit, die dann auch ein Segen für die Heiden sein wird.
Paulus’ Dienst im grösseren Plan Gottes
Und zwischen diesen großartigen Aussagen ordnet Paulus nun seinen Dienst ein, den er in der gegenwärtigen Zeit ausübt. Er fügt ihn in den größeren Plan Gottes ein (Verse 13 und 14).
Denn ich sage euch, den Nationen, insofern ich der Apostel der Nationen bin, bringe ich meinen Dienst zu Ehren. Dabei geht es darum, auf irgendeine Weise jene, die mein Fleisch sind – damit meint er die Juden – zur Eifersucht zu reizen und einige von ihnen zu erretten.
Was macht Paulus hier? Diejenigen von uns, die die Bibel etwas besser kennen, wissen, dass Paulus einen besonderen Auftrag für die Heiden hatte. Er ist der Apostel der Heiden.
Aber Paulus sagt: Okay, wenn Gottes Plan ist, dass die Heiden zum Glauben kommen, damit die Juden zur Eifersucht gereizt werden, dann will ich meinen Dienst auch aus dieser Perspektive tun. Ich bin Apostel der Heiden und möchte diesen Dienst ausüben, damit Heiden zum Glauben kommen. Dadurch sollen wiederum die Israeliten gereizt werden, damit auch einige von ihnen zum Glauben kommen.
Die Bedeutung von Eifersucht in Gottes Plan
Was ist hier mit Eifersucht gemeint? Es geht um eine sündige Eifersucht. Eifersucht kann sündig sein, aber das ist hier nicht gemeint.
Stell dir vor, du hast Kinder im Teenageralter. Sie lösen sich völlig unberechtigt von dir, verlassen das Haus und wollen nichts mehr mit dir zu tun haben. Du sagst: „Ich liebe Kinder so sehr. Meine eigenen Kinder sind weg, deshalb werde ich einige Kinder adoptieren. Ich möchte ihnen ein Zuhause geben.“
Dann sitzt du an Heiligabend gemütlich mit deinen Adoptivkindern zuhause. Du feierst Weihnachten, die Geschenke liegen auf dem Tisch, eine wunderbare Atmosphäre herrscht im Wohnzimmer. Draußen im Schnee kommen deine leiblichen Kinder, die dich verlassen haben. Sie nähern sich dem Haus, schauen durchs Fenster und sehen dieses wunderbare Bild von Familie.
Sie stehen vor dem Fenster und sagen: „Was habe ich da verworfen? Ich möchte zurück zu meinen Eltern. Ich möchte die Beziehung zu ihnen wieder haben. Ich möchte die Segnungen wieder genießen können. Bitte nehmt mich wieder auf.“ Diese Form von Eifersucht ist gemeint.
Ihr Lieben, kann es sein, dass wir Evangelisation manchmal zu klein denken? Ich muss sagen, ich habe Evangelisation bisher vor allem so verstanden: Ich möchte meine Nachbarn für Christus gewinnen, damit sie gerettet werden. Punkt. Und das stimmt, darum geht es auf jeden Fall.
Aber unser heutiger Text zeigt: Gottes Plan geht weiter, als du denkst. Gott möchte, wenn ein Arbeitskollege oder dein Nachbar zum Glauben kommt, das gebrauchen, um wiederum Israeliten, Juden, zur Eifersucht zu reizen, damit auch sie zum Glauben kommen.
Lass uns das jetzt mal weiterdenken. Vielleicht fragst du: „Okay, wie soll das praktisch aussehen?“ Das können wir Gott überlassen. Fakt ist aber: Gott wird unsere Evangelisation unter Heiden gebrauchen, um Juden zu retten. Deshalb brauchen wir diese größere Perspektive, die Makroperspektive.
Lass uns das weiterdenken. Wenn wir also als Gemeinde nicht evangelisieren, versündigen wir uns in erster Linie an Gott. Evangelisation ist keine Option für eine Gemeinde, sondern ein Befehl. Wir sprechen vom Missionsbefehl.
Das heißt: Wenn wir als Gemeinde nicht evangelisieren, versündigen wir uns zuerst an Gott. In zweiter Linie versündigen wir uns an den Menschen in unserem Umfeld, denen wir das Evangelium nicht sagen.
Aber dieser Text sagt, es gibt noch einen weiteren Grund: Ihr versündigt euch auch an den Juden. Oha! Das heißt, eine Gemeinde in Deutschland – und ich denke da auch an unsere großen Kirchen, vor allem an die evangelische Kirche, die nicht mehr evangelisiert – kann von diesem Text her vorgeworfen werden, dass sie sich an den Juden versündigt.
Ich möchte dich einladen, diese größere Perspektive im Blick zu behalten. Wir evangelisieren in erster Linie aus Liebe zu Gott, um ihn zu verherrlichen. Wir evangelisieren aus Liebe zu unseren ungläubigen Klassenkameraden, Arbeitskollegen und Nachbarn. Aber wir evangelisieren auch aus Liebe zu Israel, damit sie gereizt werden und zum Glauben kommen.
Gottes Plan geht weiter, als du denkst.
Gottes Lektionen resultierend aus dem Plan
In den folgenden Versen möchte Paulus den Heidenchristen in Rom einige Lektionen mit auf den Weg geben, die sich aus dem Heilsplan Gottes ergeben.
Wir kommen nun zu Punkt drei: Gottes Lektionen, die sich aus diesem Plan ableiten lassen.
Warnung vor Überheblichkeit
Die erste Lektion lautet: Es gibt keinen Platz für Überheblichkeit. Ich lese die Verse 16 bis 20, die schwer zu verstehen sind.
„Wenn aber das Erstlingsbrot heilig ist, so ist auch der Teig heilig; und wenn die Wurzel heilig ist, so sind es auch die Zweige. Wenn aber einige der Zweige herausgebrochen worden sind und du, der du ein wilder Ölbaum warst, unter sie eingepropft und der Wurzel und der Fettigkeit des Ölbaumes teilhaftig geworden bist, so rühme dich nicht gegen die Zweige. Wenn du dich aber gegen sie rühmst, du trägst nicht die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich. Du wirst nun sagen: Die Zweige sind herausgebrochen worden, damit ich eingepropft werde, richtig? Sie wurden herausgebrochen wegen des Unglaubens, du aber stehst durch den Glauben. Sei nicht hochmütig.“ (Römer 11,16-20)
Paulus verwendet hier das Bild eines Ölbaumes, der in der damaligen Welt nicht nur in Israel, sondern auch in Rom sehr weit verbreitet war. Er schreibt ja an die Römer. Der Ölbaum steht hier für Israel, wie wir auch in Hosea 14,6 sehen können. Daneben gibt es einen wilden Ölbaum, der für die Heiden steht.
Paulus spricht in diesen Versen von herausgebrochenen und eingepfropften Zweigen. Damit greift er eine Methode der Kultivierung auf, die es damals gab und die es bis heute bei Obstbäumen gibt. Man nimmt Zweige von einem Baum heraus und pfropft sie in den Stamm eines anderen Baumes ein, damit sie dort weiter gedeihen können. Damals hat man das so gemacht: Man nahm einen Zweig aus einem guten Ölbaum und pfropfte ihn in einen wilden Ölbaum, um den wilden Ölbaum zu veredeln.
Paulus dreht dieses Bild um, weil er heilsgeschichtlich denkt. Er sagt: Wir Heiden waren wie ein wilder Ölbaum und hatten nichts mit dem Segen zu tun, der durch Abraham kommt. Die Wurzel, die hier erwähnt wird, steht für den Segen und die Verheißung, die Gott Abraham gegeben hat. Diese Verheißung galt zuerst den Juden, aber wir Heiden wurden nachträglich eingepfropft.
Paulus betont, dass dies uns nicht dazu führen darf, stolz zu sein. Die Juden wurden herausgebrochen, und wir wurden eingepropft, aber das gibt uns keine Berechtigung zur Überheblichkeit. Genau davor warnt Paulus die Christen in Rom eindringlich: Warnung vor Überheblichkeit ist angesagt.
Eckhart Schnabel sagt dazu: Wer weiß, dass es allein der Glaube an Gott und seinen Messias ist, der die Zugehörigkeit zum Heilsvolk Gottes garantiert – und dass diese Zugehörigkeit nicht Folge eigener Vorzüge oder Leistungen ist –, der kann niemals hochmütig auf Menschen herabschauen, die noch nicht zum Glauben gekommen sind.
Diese Mahnung richtet sich an die Judenchristen, damit sie sich nicht über die Juden erheben, die den Messias noch nicht angenommen haben. Prinzipiell gilt dies auch für alle anderen Menschen, die noch nicht zum Glauben gekommen sind.
Kann es sein, dass du manchmal mit einem gewissen Stolz durchs Leben gehst? Mit dem Gefühl der Überheblichkeit: „Zum Glück bin ich nicht so wie mein Arbeitskollege, ich bin ja errettet.“ Das Evangelium lässt keinen Raum für Stolz.
Stolz kann eigentlich nur entstehen, wenn wir etwas selbst geleistet haben. Aber genau das ist im Evangelium nicht der Fall. Wir haben nichts geleistet, sondern sind mit leeren Händen gekommen und haben empfangen.
Wir können nicht stolz sein auf das, was Christus in uns getan hat.
Die besondere Beziehung der Christen zu den Juden
Diese Verse lehren uns auch einiges über die christliche Beziehung zu den Juden insgesamt.
Ihr Lieben, ob ihr es wusstet oder nicht: Unser Glaube hat ein jüdisches Erbe. Wir glauben an einen jüdischen Messias. Deshalb sagt Paulus, dass die Beziehung eines Christen zu einem Juden immer etwas ganz Besonderes ist. Ein Christ sollte immer ein Freund Israels sein, ein Christ sollte immer ein Freund der Juden sein und herzlich für sie beten.
Ich möchte das Beispiel von Kerem erwähnen. Kerem, unser Bruder hier in der Gemeinde, ist als Moslem aufgewachsen und ist irgendwann zum Glauben gekommen. Er erzählte, dass er als Moslem einen großen Hass auf die Juden hatte. Als er dann zum Glauben kam, war das Erste, was der Pastor ihm beigebracht hat: „Kerem, wir beten jetzt für Israel. Kerem, wir müssen Israel lieben.“
Der Heilige Geist hat dieses Bewusstsein vollbracht. Ein Christ liebt Israel und ist sich seiner jüdischen Wurzeln bewusst – durch Abraham. Es sind geistliche Wurzeln, die uns durch den gemeinsamen Vater Abraham verbinden.
Gottes Furcht und andauernder Glaube sind angesagt
Es gibt eine weitere Lektion: Gottes Furcht und andauernder Glaube sind gefragt.
Vers 20 sagt: „Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich, denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht geschont hat, wird er auch dich nicht schonen.“
Schauen wir uns nun die Güte und die Strenge Gottes an. Paulus stellt hier Gottes Güte und Strenge gegenüber. Gegenüber denen, die gefallen sind, steht die Strenge Gottes. Gegen dich, der du gläubig bist, steht die Güte Gottes.
„Wenn du an der Güte bleibst, sonst wirst du auch herausgeschnitten werden.“ Oha! Paulus wählt hier Israel als warnendes Beispiel und mahnt die Christen. Es geht um wiedergeborene Christen, die in Vers 20 als die bezeichnet werden, die glauben. Er betont, wie wichtig es ist, in Gottesfurcht zu leben und im Glauben zu bleiben.
Vielleicht denkst du jetzt: „Moment mal, André, ich erinnere mich an deine Predigt zu Römer 8, die den Titel ‚Pure Sicherheit‘ trug. Ist unser Heil jetzt doch nicht sicher?“ Wenn wir diese Verse lesen, erkennen wir, dass es sich um eine Warnung handelt. Was machen wir damit?
Eines kann ich dir sagen: Dein Heil ist sicher in Christus, und zwar ganz sicher. Das lehrt die Bibel ganz klar: Nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen. Nichts.
Aber es gibt auch Verse, die ganz offensichtlich an Christen gerichtet sind und die die menschliche Verantwortung betonen. Es kann niemals darum gehen, dass ich die Eintrittskarte in den Himmel habe, mein Heil sicher ist und ich jetzt leben kann, wie ich will. Darum geht es an keiner Stelle in der Bibel.
Wer das denkt, hat die Heilssicherheit nicht verstanden. Es gibt viele Verse, die das klar machen. Ich möchte noch einmal betonen: Unser Heil ist sicher.
Früher dachte ich immer, ich müsste im Moment von Jesu Wiederkunft oder meines Todes absolut sündlos sein, keinen schlechten Gedanken haben, um dabei zu sein. Das ist absolute Werksgerechtigkeit. Unser Heil hängt nicht von unserer Leistung ab, sondern von seiner Leistung, auf die wir vertrauen. Darum geht es.
Dennoch sagt Paulus: Biblischer Glaube, also echter Glaube im biblischen Sinne, ist immer ein andauernder Glaube.
Beim biblischen Glauben geht es nicht um eine anfängliche Begeisterung, sondern um einen Glauben, der durchhält und dabei bleibt. Natürlich ist es Christus, der uns dabei hilft und hält. Aber wir finden viele Warnungen, die auch die menschliche Verantwortung betonen.
Ich möchte euch Kolosser 1 noch einmal bringen. Paulus sagt den Christen in Kolossä: „Er hat euch versöhnt in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und tadellos und unsträflich vor sich hinzustellen, sofern ihr im Glauben gegründet und fest bleibt und euch nicht abbringen lasst von der Hoffnung des Evangeliums.“
Echter Glaube im biblischen Sinne ist immer ein Glaube, der bleibt, ein Glaube, der durchhält.
Ich habe es schon in der Morgenandacht erwähnt: Wir waren als Familie in diesem Sommer an einem Strand, an dem auch Rettungsschwimmer im Einsatz waren. Sie kamen auch zum Einsatz, als einige Badegäste versuchten, mit einer Luftmatratze aufs offene Meer hinauszufahren.
Sofort kamen die Rettungsschwimmer auf Jetskis angefahren und holten diese Badegäste zurück. Warum? Denn die Gefahr, auf dem offenen Meer abzudriften, ist enorm groß.
Das ist es, was Paulus sagt: Für einen Christen gibt es die reale Gefahr, abzudriften.
Darf ich dir die Frage stellen: Bist du vielleicht gerade dabei, abzudriften? Abdriften ist ein langsamer Prozess, keine plötzliche Entscheidung. Dein Herz wird immer kälter, Jesus begeistert dich immer weniger, du machst selten stille Zeit und begibst dich nicht mehr in Ruhe in das Wort Gottes.
Vielleicht bist du so frustriert von negativen Lebensumständen, dass du Gott nicht mehr vertraust, nicht mehr daran glaubst, dass Gott gute Absichten für dein Leben hat, und gibst den Glauben immer mehr auf. Vielleicht liebäugelst du mit der Welt, und die Sünde scheint dir viel attraktiver als der Wille Gottes für dein Leben.
Wenn du dich heute darin wiedererkennst, möchte ich dich mit diesem Vers nicht nur ermutigen, sondern auch ermahnen: Kehr um!
Weißt du, wenn du die Strenge Gottes in deinem Leben erleben willst, mach weiter so! Wenn du aber die Güte Gottes erleben willst, kehr um. Vertraue ihm dein Leben wieder ganz an, auch wenn du nicht alles verstehst, was er für Absichten für dein Leben hat.
Vertraue ihm ganz und sag: Herr, ich will für dich leben. Ich will wieder neu vom Kreuz begeistert sein.
Die Hoffnung auf die Wiederaufnahme Israels
Es gibt eine weitere Lektion, die wir aus diesem Text lernen können: Wenn Gott Heiden retten kann und möchte, dann erst recht Juden.
In den Versen 23 und 24 heißt es: Auch jene, wenn sie nicht im Unglauben bleiben – damit sind die Juden gemeint –, werden eingepfropft werden. Denn Gott ist imstande, sie wieder einzupfropfen.
Paulus schreibt: Wenn du, der von Natur ein Zweig des wilden Ölbaums warst, herausgeschnitten und gegen die Natur in den edlen Ölbaum eingepfropft worden bist, wie viel mehr werden dann diese, also die Juden, die natürlichen Zweige, in ihren eigenen Ölbaum eingepfropft werden.
Das heißt, was Paulus hier sagt, betrachten wir jetzt wieder aus der Makroperspektive: Die Verstockung der Übrigen, von der Paulus am Anfang gesprochen hat, ist nicht endgültig. Gott wird sich in Zukunft Israel ganz besonders zuwenden.
Das bringt uns zum letzten Punkt meiner Predigt: Gottes umfassendes Erbarmen über Israel.
Gottes umfassendes Erbarmen über Israel
Die zeitliche Begrenzung der Verstockung
Vers 25: Denn ich will nicht, Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt sei, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet. Verstockung ist Israel zum Teil widerfahren, bis die Vollzahl der Nationen hineingekommen sein wird.
Das heißt: Paulus sagt, die Verstockung Israels ist nur zeitlich begrenzt. Sie dauert an, bis die Vollzahl der Nationen eingegangen ist.
Wisst ihr, was uns das über Gottes Plan lehrt? Gott hat eine Zahl festgelegt. Gott zählt, und er sagt: Ich zähle. Wenn die Zahl erreicht ist, wenn so viele Heiden zum Glauben gekommen sind, dann fällt die Decke vor den Augen der Juden, und sie werden Jesus erkennen.
Was sagt uns das über Gott? Gott ist ein Rettergott, ein Gott voller Erbarmen. Wenn wir an Verstockung denken, fragen wir uns vielleicht: Wie kann das mit Gottes Wesen vereinbar sein?
Ja, schau dir mal den ganzen Plan an. Die Verstockung ist zeitlich begrenzt. Am Ende will er Israel zu seiner Zeit retten.
Die zukünftige Rettung Israels
Dann heißt es ab Vers 26: „Und so wird ganz Israel errettet werden, wie geschrieben steht: Es wird aus Zion der Erretter kommen, er wird die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden, und dies ist für sie der Bund von mir, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde.“
Hinsichtlich des Evangeliums sind sie zwar Feinde um eurer willen, hinsichtlich der Auswahl aber Geliebte um der Väter willen. Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unberäubar. Wie ihr einst Gott nicht gehorcht habt, jetzt aber Erbarmen gefunden habt infolge ihres Ungehorsams, so sind jetzt auch sie dem euch geschenkten Erbarmen gegenüber ungehorsam gewesen, damit auch sie jetzt Erbarmen finden.
Denn Gott hat alle zusammen in den Ungehorsam eingeschlossen, damit er sich aller erbarmt. Gottes Plan geht weiter, und er geht weiter, als du denkst.
Vers 26 hat eine theologische Diskussion ausgelöst. Was ist damit gemeint? „Und so wird ganz Israel gerettet werden.“ Wie ist das zu verstehen?
Wir müssen Folgendes festhalten: Es gibt für Israel keinen zweiten Heilsweg. Das hat Paulus im Römerbrief so klar gemacht. Errettet wird man nur, indem man Jesus Christus annimmt und von ihm Sündenvergebung empfängt. Punkt!
Weil es Ausleger gibt, die sagen, Gott wird am Ende Israel einfach zu sich nehmen, weil es Israel ist – auf keinen Fall! Nicht deswegen, sondern weil sie an Jesus glauben. Nur über Jesus läuft das Heil, in keinem anderen Namen ist das Heil.
Was hier, was die Bibel auch deutlich lehrt, ist, dass jeder Mensch, der im Unglauben stirbt, für immer verloren ist und in die Hölle kommt. Ich möchte hier auf die Predigt von Daniel Siemens vor einigen Wochen verweisen. Das lehrt die Bibel ganz klar.
Das heißt, mit diesem Vers kann nicht gemeint sein, jeder Israelit, der zu jeder Zeit gelebt hat und auch schon gestorben ist, wird am Ende doch noch gerettet werden. Das meint der Text nicht.
Der Text bezieht sich auf eine Generation in der Zukunft. Und diese Generation wird den Messias erkennen. Genau das macht ihr das Zitat deutlich: Sie werden den Retter erkennen, und er wird ihnen ihre Sünden wegnehmen.
Aber warum steht denn da „ganz Israel“? Die Frage bleibt ja ein Stück weit. Gemeint ist Israel als Ganzes. Es bedeutet nicht, dass jeder Einzelne zum Glauben kommt.
Ich möchte das mal illustrieren anhand einer weiteren Stelle in Apostelgeschichte 8. Da lesen wir: „Als die Apostel in Jerusalem gehört hatten, dass Samaria das Wort angenommen hat, sandten sie Petrus und Johannes zu ihnen.“
Damit ist nicht jeder einzelne Samariter gemeint. Das geht ganz klar aus dem Kontext hervor. Hier geht es eben um diesen heilsgeschichtlichen Shift.
Jetzt kommen auch Nichtjuden zum Glauben, und zwar kommen so viele zum Glauben, dass man sagen kann: Samaria ist zum Glauben gekommen. Aber es meint nicht jeden einzelnen.
Und genau so ist das hier mit „ganz Israel“ zu verstehen. Gott wird sich Israel als Ganzes wieder zuwenden, und sehr, sehr viele werden zum Glauben kommen.
J. D. Greer fasst es gut zusammen. Er sagt: „Ganz Israel“ bedeutet nicht, dass jeder einzelne lebende Jude Christ wird, sondern dass es eine Zeit geben wird, in der es eine so massive Bewegung zum Evangelium geben wird, dass man es als eine nationale Bekehrung betrachten kann.
Es ist nicht nur der Überrest, ihr Lieben, in Zukunft werden scharenweise Juden wieder zum Glauben kommen.
Gottes Erbarmen für alle Menschen
Und dann heißt es in Vers 32: „Denn Gott hat alle zusammen in den Ungehorsam eingeschlossen, damit er sich aller erbarmt.“
Zuerst waren die Heiden ungehorsam, dann die Juden. Gott hat das gebraucht, um die Heiden wieder zum Gehorsam zu führen. Sie sind zum Glauben gekommen, und am Ende werden auch die Juden wieder zum Glauben kommen.
In diesem Sinne erbarmt sich Gott aller Gruppen. Schauen wir uns an, was uns das sagt, wenn wir einen Schritt zurückgehen und die drei Stadien der Heilsgeschichte betrachten.
Stadium Nummer eins: Israels negative Reaktion auf das Evangelium hat den Heiden die Tür geöffnet.
Stadium zwei: Die Heiden kommen zum Glauben und reizen Israel zur Eifersucht.
Stadium drei: In Zukunft wird Israel als Nation umkehren und das Evangelium annehmen.
Diese Verse lehren uns so viel über Gottes Rettung. Israel hat abgelehnt, Gott will die Heiden retten, aber er hat Israel nie aus den Augen verloren. Am Ende holt er sich sein Volk, seine Anbeter zurück.
Und wisst ihr, was uns das über unseren wunderbaren Herrn lehrt? Er steht zu all seinen Verheißungen. In ihm sind alle Verheißungen enthalten, ja, alle – auch die, die er dir gibt.
Wenn wir diese Makroperspektive betrachten, befinden wir uns aktuell im Stadium zwei. Das bedeutet, du bist ein Teil des großen Plans Gottes. Was Gott jetzt in Stadium zwei für dein Leben will, ist, dass du zum Glauben kommst. Dass du zum Glauben kommst an Jesus Christus, der sein Leben für dich am Kreuz gegeben hat.
Ich möchte diese Einladung aussprechen: Wenn du heute hier sitzt und bisher noch nie erkannt hast, dass du Jesus brauchst, und wenn dir das heute durch die Predigt deutlich geworden ist, dann lade ich dich ein, zu ihm zu kommen. Sage: „Jesus, ich brauche Rettung, ich bin ein Sünder, ich brauche dich. Ich habe verstanden, dass du für mich am Kreuz gestorben bist, und das nehme ich im Glauben an.“
Es wäre so schön, wenn du diese Entscheidung heute triffst. Wenn du sie treffen möchtest, bleib einfach noch einen Moment zurück. Denn du bist Teil eines größeren Plans.
Amen.
