Die Bedeutung des Gebets des Gerechten als Voraussetzung für Gebetserhörung
Wir haben jetzt als Abschluss das Thema „Keine Hilfe ohne echte Buße“. In Verbindung mit diesem Thema möchte ich auf die Wichtigkeit und Bedeutung des Gebets des Gerechten eingehen, weil ich glaube, dass dies die Voraussetzung dafür ist, dass der Herr unsere Gebete erhören kann.
Zunächst lese ich aus 1. Petrus 5,5-7 eine Stelle, die wir sicher alle sehr gut kennen. Dort heißt es: „Alle aber umkleidet euch mit Demut im Umgang miteinander, denn Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade. Demütigt euch nun unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zur rechten Zeit, indem ihr alle eure Sorge auf ihn werft, denn er ist besorgt für euch.“
Eine wunderbare Verheißung, die an ein bestimmtes Verhalten unsererseits geknüpft ist.
Und in Jakobus 5, da geht es um das Gebet des Glaubens mit dem Kranken: „Bekennt nun einander die Sünden, betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Viel vermag eines Gerechten Gebet in seiner Wirkung.“
Aus dem Propheten Daniel, Daniel 9, einige Verse: Daniel entdeckt im Wort Gottes die siebzig Jahre, die von Jeremia prophezeit wurden. Jeremia und Daniel lebten zur gleichen Zeit, Jeremia war etwas älter, aber es war als Gotteswort bekannt. Dann heißt es in Vers 3: „Und ich richtete mein Gesicht zu Gott dem Herrn hin, um ihn mit Gebet und Flehen zu suchen, in Fasten und Sack und Asche. Und ich betete zum Herrn, meinem Gott, und ich bekannte und sprach: Ach Herr, du großer und furchtbarer Gott, der Bund und Güte bewahrt, Leben und seine Gebote hält. Wir haben gesündigt und uns vergangen und gottlos gehandelt, wir haben uns aufgelehnt und sind von deinen Geboten und Rechtsbestimmungen abgewichen.“
Dieses Gebet erstreckt sich über fast ein Kapitel. Daniel erinnert noch einmal an die Geschichte Israels, wie Gott immer wieder geholfen hat, obwohl das Volk abwich. Gott ließ als Rechtweisung Strafe folgen, doch wenn das Volk umkehrte, vergab er wieder.
Am Ende dieses wirklich bewegenden Gebets – ich bin immer wieder überwältigt, wenn ich es lese – kommt ganz zum Schluss: „Herr, höre, Herr, vergib, Herr, merke auf und handle, zögere nicht um deiner selbst willen, mein Gott, denn dein Name ist über deiner Stadt und deinem Volk ausgerufen worden. Während ich noch redete und betete und meine Sünde und die Sünde meines Volkes bekannte, mein Flehen für den heiligen Berg meines Gottes vor den Herrn, mein Gott, hinlegte,“ da kam der Engel Gabriel und gab ihm diese wunderbare Antwort Gottes, in der von Versöhnung und dem Ratschluss Gottes bis in alle Ewigkeit die Rede ist.
Das ist also ein ganz wunderbares Kapitel, Daniel 9. Man kann es sich auch gut merken. In Nehemia 9 und Esra 9 finden wir Ähnliches, wo Esra und Nehemia in ähnlicher Weise vor dem Herrn bekennen, wo sie versagt haben. Auch in diesen Fällen werden sie als Menschen geschildert, die in großer Gottesfurcht dem Herrn dienten, sich aber mit der Schuld des Volkes eins machten.
Das ist mein Hauptgedanke, wenn es darum geht, das zu praktizieren, was wir heute hörten: Gegenmaßnahmen zu ergreifen durch wahre Gottesfurcht und durch das Vorbild. Gerade was wir auch von Eberhard hörten, dass unsere Ehen, wenn sie auf diese Weise funktionieren und sich artikulieren, deutlich machen, dass eine christlich geführte Ehe, in der Jesus Christus wirklich die Mitte ist, sehr stark von dem abweicht, was man heute in der Welt sieht – vor allem in Deutschland.
Dadurch geschehen wirklich solche Dinge, wie das, was Bruder Platte von der Journalistin erzählte. Sie merkte beim Nachfragen plötzlich: „Das ist ja eigentlich das, was ich immer schon gewollt habe.“ Die Leute müssen neidisch werden auf uns, auf das, was wir haben, anstatt nur darüber zu lachen und diese mittelalterlichen Vorstellungen zu belächeln. Ich habe mich gefreut, dass er das auch deutlich gemacht hat: Das kommt nicht aus dem Mittelalter, es ist viel älter als das Mittelalter. Und so wollen wir diese Dinge auch sehen.
Aber eben: Das Gebet eines Gerechten vermag viel. Ich denke, wenn wir eine Antwort geben wollen auf die Entwicklungen, die wir hörten, wo wir schon den Eindruck haben, wir befinden uns allmählich in einem Tollhaus – Größe und Unsinn sind kaum vorstellbar –, dann ist es ja nicht nur Unsinn, sondern geradezu bösartig, was sich dort abspielt. Zumindest, wenn man es an dem misst, was die Bibel darüber sagt. Es ist der Versuch, alle Ordnungen zu sprengen, die von Gott aufgestellt wurden.
„Nein, wenn die Festen umgestoßen werden“, heißt es in Psalm 11, wenn ich mich recht erinnere, dann kommt die Frage: „Was tut dann der Gerechte?“ Was ist unsere Antwort? Sollen wir auf die Straße gehen und mit Bannern herumlaufen? Mag tun, wer will, aber ich glaube nicht, dass das die entscheidende Antwort ist. Das kann man vielleicht auch machen, aber die entscheidende Antwort ist, dass wir selbst uns wieder neu rufen lassen in die Nachfolge des Herrn. Dass wir authentisch werden, um diesen Ausdruck zu gebrauchen, dass auch unsere Kinder an uns merken, dass wir echt sind und nicht etwas vortäuschen, was wir selbst nicht praktizieren. Wir dürfen von den Kindern nicht etwas erwarten, was uns selbst fremd ist.
Die erste Stelle, die wir gelesen haben, spricht mehrfach davon, dass wir uns demütigen sollen und dass Gott dem Demütigen Gnade erweist und dem Hochmütigen widersteht. Das ist für Christen ein sehr bedeutsames Wort, denn wir sind auch in Gefahr, uns über andere zu erheben. Letztendlich hat Gott uns natürlich die Augen geöffnet, wir haben den Durchblick, wie wir so sagen, für die wesentlichen Dinge. Wir haben einen guten Ausblick und auch einen schönen Aufblick. Für uns ist die Zukunft schon sehr erhellt, und wir wissen mehr als Leute, die nicht im lebendigen Glauben stehen.
Das kann natürlich in uns ein gewisses Elitebewusstsein wecken, ein elitäres Denken. Wir können mehr, wir wissen mehr, wir schaffen mehr als andere – und das ist ja auch nicht ganz von der Hand zu weisen. Aber wir müssen immer wieder daran denken, was Paulus den Korinthern schreibt in 1. Korinther 4: „Was hast du, was du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich, als ob du es nicht empfangen hättest?“ Das gilt für jeden Einzelnen persönlich. Je nachdem, welche Gaben wir haben, können wir uns über andere erheben. Das gilt natürlich auch für unsere Gemeinden und unser Verhältnis zu Menschen, die nicht im Glauben stehen.
Wir müssen uns dessen bewusst werden: Alles, was lobenswert ist in unserem Leben, ist das Werk unseres Herrn und nicht unser Verdienst. Wer sich rühmt, schreibt Paulus den Korinthern im 2. Korintherbrief, der rühme sich des Herrn. Niemand soll höher von sich denken, als es gebührt, sondern sich demütigen unter die Hand Gottes.
Der Anlass hier im Petrusbrief ist natürlich der, dass vorher von den Ältesten die Rede ist und von den Älteren und Jüngeren. Die Jüngeren sollen den Älteren gehorchen. Am Ende sagt Petrus: „Aber alle seid mit Demut fest umgürtet“, alle – auch die Älteren, die Ältesten, die Verantwortlichen in den Gemeinden –, denn alles Gute kommt von oben.
Wenn wir diese Haltung der Demut haben, das Bewusstsein, dass wir nichts aus eigener Kraft können, auch im Hinblick auf die Entwicklung in Deutschland, ob wir etwas stoppen oder ändern können mit Unterschriften, Aktionen oder Ähnlichem, bleibt dahingestellt. Es ist ja nicht verboten, aber wie viel Aussicht auf Erfolg das hat, ist fraglich. Bisher hat es nicht viel gebracht. Vielleicht bringt es eines Tages etwas.
Das Entscheidende ist, so wie es in Sprüche heißt: „Wo Gott nicht baut, bauen vergeblich die Bauleute.“ Das Entscheidende ist, dass Gott eingreift, dass er die Sache in die Hand nimmt.
Damit das geschieht, hat Gott uns die Waffe des Gebets gegeben: das Gebet des Gerechten. Seht mal, wenn Daniel ein Mann gewesen wäre, dem man viele böse Dinge hätte nachweisen können, hätte man gesagt: „Ja, das hat er auch nötig, der hat ja so viel Dreck am Stecken.“ Aber von Daniel wird gesagt, schon zu seinen Lebzeiten war er eine Legende – wenn man diesen Ausdruck gebrauchen kann. Er war schon zu seinen Lebzeiten als besonders gottesfürchtig bekannt, und sein Gebet galt als besonders wirksam.
Er wird mit einem anderen großen Heiligen des Alten Testaments genannt, und es heißt, selbst wenn er für ein bestimmtes Land beten würde, würde Gott nicht hören. Damit wird Daniel sozusagen als der größte Beter dargestellt, auf den der Herr normalerweise hört.
Aber es kann Situationen geben, in denen auch das nichts nützt. Das Gebet Daniels in Daniel 9 wird für mich gerade deswegen so bedeutungsvoll, weil hier ein Mann, von dem nichts Negatives in der Bibel mitgeteilt wird – ich sage nicht, dass er kein Sünder war, das bekennt er ja selbst –, aber es wird auf jeden Fall nichts Negatives über ihn berichtet, und zwar über ein langes Leben hinweg. Von manchen Männern und Frauen haben wir nur kurze Einblicke in ein Leben, von ein, zwei, drei Jahren, und vom Rest wissen wir nichts. Aber von Daniel, von Jugend an bis zum Schluss, ist er ein Vorbild in jeder Hinsicht.
Und der Mann sagt am Ende: „Ich bekenne meine Schuld.“ Wenn das da nicht stehen würde, könnte man sagen, er stellt sich allgemein unter die Schuld des Volkes, aber er selbst ist natürlich über jeden Zweifel erhaben. Aber er bekennt ganz deutlich: „Auch ich bin ein Sünder.“ Selbst wenn nichts Außergewöhnliches bekannt geworden ist, auch er braucht Vergebung.
Das, was Gabriel ihm dann sagt – der Engel Gabriel –, geht um Versöhnung, Vergebung, um das Allerheiligste, das gesalbt wird und die Endlösung Gottes, wie er alles wunderbar hinausführt. Das wird Daniel infolge seines Gebets mitgeteilt, und er bekennt ganz klar: „Auch ich bin ein Sünder, auch ich brauche Vergebung.“
Wir haben übrigens etwas Ähnliches im Buch Hiob, was ich auch bemerkenswert finde. Gott sagt von Hiob, er sei der gerechteste Mensch, der zurzeit auf der Erde lebt. Und Hiob sagt in Hiob 19, Vers 25: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ Er könnte sagen: „Ich brauche keinen Erlöser, ich bin doch der Gerechteste von allen, ich verdiene mir den Himmel selbst.“ Nein, er spricht von seinem Erlöser und gibt damit zu: „Auch ich bin ein Sünder, ich brauche die Erlösung.“
Worauf ich hinaus möchte, ist dies: Wenn wir persönlich in der Nachfolge des Herrn stehen und das auch als Ehepaar praktizieren, diese enge Gemeinschaft mit Jesus Christus, dann haben unsere Gebete eine ganz andere Wirkung, weil wir zu den Gerechten gehören.
Ich glaube, dass mit dem Gerechten in Jakobus 5 nicht nur die Rechtfertigung aus Glauben gemeint ist, sondern auch das Leben in praktischer Gerechtigkeit, natürlich aufgrund der Rechtfertigung des Glaubens – sonst wäre niemand von uns gerecht. Es ist ein Leben in wahrer Gottesfurcht und in Liebe zum Herrn.
Deshalb ist es mir ein Anliegen, heute zum Abschluss auf Voraussetzungen für Gebetserhöhung hinzuweisen. Ich werde das nicht ausführlich tun, weil es da sehr viel zu sagen gibt. Ich habe auch eine Broschüre dabei, die man sich hinterher mitnehmen kann. Sie heißt „Erhörliches Gebet – Einbildung oder Wirklichkeit?“, wo wir noch mehr Voraussetzungen sehen und erarbeiten können.
Aber ich möchte auf einige Dinge aufmerksam machen, auch auf solche, die in diesem Heft nicht stehen. Das Erste, was mir dazu einfällt, ist Psalm 1: „Glückselig der Mann, der nicht …“ Da ist die Rede vom Weg der Gottlosen, vom Sitz der Spötter und vom Rat der Gottlosen, dem Weg der Sünder.
Und da wollen wir uns fragen: Wie sieht das bei uns aus? Wer sind unsere Berater für unseren Lebensweg? Im Psalm 1 wird das sehr deutlich: Er nimmt nicht den Rat der Gottlosen an, sondern den Rat Gottes. Der Rat Gottes ist in Vers 2 Gottes Wort, sein Gesetz.
Es wird von ihm gesagt, der darüber sinnt Tag und Nacht. Welchen Stellenwert hat die Bibel in unserer persönlichen Lektüre? Wie viele Stunden haben wir in der letzten Woche dafür reserviert? Haben wir wirklich einen inneren Drang, uns mit dem Wort Gottes zu beschäftigen? Können wir sagen, wie David: „Ich freue mich über dein Wort, wie einer, der große Beute findet“ – immer wieder neue Entdeckungen?
Ich muss sagen, ich lese gerade nach der Übertragung von Karl Heinz van Eyden, einer neuen evangelistischen Übersetzung oder Übertragung – es ist eher eine Übertragung – die Psalmen. Da werden mir die Psalmen ganz neu. Er hat sie ganz anders übersetzt als gewohnt, und das macht mir eine solche Freude, wieder Neues beim Lesen des Wortes Gottes zu entdecken. Es ist einfach herrlich.
Was bedeutet mir Gottes Wort? Wenn ich davon begeistert bin, kann ich das auch an andere weitergeben, die das merken, wenn ich in der Bibel zu Hause bin. Das war der Mann, der vollkommen glücklich gepriesen wird im Psalm 1. Glückselig heißt ja vollkommen glücklich. Die Bibel war sein Zuhause, und er sann Tag und Nacht darüber nach.
Damals war die Bibel noch relativ klein. Die ganzen Propheten gab es noch nicht, die Geschichtsbücher nur zum Teil, das Neue Testament war noch unbekannt. Wir haben viel mehr Reichtümer und Schätze in Gottes Wort.
Ja, ihr Lieben, wenn wir vom Malachi-Kreis sprechen – das ist ja diese Veranstaltung –, wenn wir uns treffen und die Themen vorbereiten, dann ist uns immer ein großes Anliegen, dass es Themen sind, die zum einen zeigen, wie aktuell die Bibel ist und wie sie in unsere Zeit hinein spricht, und zum anderen, wie hilfreich sie für die tägliche Nachfolge ist.
Wenn wir Psalm 1 mit 2. Timotheus 3,16 verbinden, wo von Gottes Wort die Rede ist: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben,“ dann merken wir, wie Paulus das schätzt und der Heilige Geist uns durch ihn belehrt. Er sagt, die Schrift ist nützlich zur Unterweisung, Überführung und Zurechtweisung.
Die Bibel gibt uns die notwendige Information für alles, was wichtig ist für unser Leben: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist der Sinn des Lebens? Wie ist das Böse in die Welt gekommen? Und wie werde ich frei von Schuld? Das sind die entscheidenden Fragen. Die Bibel gibt darauf sehr klare Antworten.
Das ist nichts für vorwitzige Leute, aber für solche, denen es ein Anliegen ist, ihr Leben nicht nutzlos verstreichen zu lassen. Und ich denke, zu solchen Leuten gehören wir hier.
Deshalb schauen wir in Gottes Wort hinein. Die Bibel unterweist uns und leitet uns zum rechten Beten. Wir haben das Dreieck hoffentlich noch im Ohr – Gott an der Spitze, Mann und Frau rechts und links –, und die rechte Kommunikation unter uns auf der Horizontalen geht immer über die Vertikale. Jesus Christus muss die Mitte in unserem Leben sein.
Ich erinnere mich an den letzten Satz, der darunter stand: „Die Ehe wird glücklich, wenn Jesus die Mitte wird.“ So war das etwa formuliert.
Das haben wir auch in Verbindung mit dem Gebet: Johannes 15,7. Ich zitiere nur: Jesus sagt: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann könnt ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen.“
Da haben wir die Verbindung von Jesus und der Bibel. Vor einigen Jahren hat Alexander Seibl, glaube ich, oder zumindest hat er mir einen Aufsatz dazu gegeben, einen Artikel veröffentlicht mit dem Titel „Jesus oder die Bibel“, weil von den Evangelikern das mittlerweile zum Teil getrennt wird. Natürlich nicht alle, Gott sei Dank, aber gewisse Richtungen meinen: „Jesus natürlich, aber wozu die Bibel?“ Das sei nicht dasselbe.
Aber wir kennen unseren Herrn nur durch die Bibel. Wenn wir das abkoppeln, behalten wir vielleicht einen Jesus, der aber nicht identisch ist mit dem Jesus der Bibel. Das ist vielleicht der Isa des Korans, der dann übrig bleibt oder was auch immer.
Unser Herr Jesus Christus kann nicht von Gottes Wort getrennt werden. In Johannes 15,7, wo es um das Bleiben im Weinstock geht, heißt es: „In ihm bleiben“, um Frucht zu bringen, genau wie der Mann aus Psalm 1, der viel Frucht bringt. Jesus sagt: „In mir bleiben“, und das heißt „Meine Worte in euch bleiben.“ Meine Worte sind die Worte der Heiligen Schrift.
Je vertrauter wir mit der Bibel sind, je mehr sie uns täglich neu dirigiert und anleitet, je mehr wir unser Vertrauen auf Gottes Wort setzen, desto lebendiger wird Christus in uns.
Es müsste eigentlich so sein, wie Paulus sagt: „Betet allezeit.“ Damit meinte er nicht, dass wir ständig die Hände falten und die Augen schließen – das wäre schlecht beim Autofahren, da wäre ich schon früher in der Ewigkeit als bisher. Aber ich bete auch am Steuer, ohne gefaltete Hände und mit offenen Augen.
Diese Haltung, ständig im Gebet zu sein, das Bewusstsein, dass Jesus mir nah ist, gilt auch, wenn ich den Computer anschalte und mich ins Internet einlogge. Das Bewusstsein: Er schaut mir über die Schulter, sieht, was ich anklicke. Man kann dort viele gute Sachen finden, aber auch ganz andere Dinge.
Jesus in uns zu haben, ist die Grundvoraussetzung, dass der Herr unsere Gebete hören kann. Er sagt, wo das der Fall ist, da kann man bitten, was man will, und es wird geschehen.
Er wird aber niemals so bitten wie der eine Bibelschüler, der mich vor Jahren anschrieb und sagte: „Bruder Martin, ich habe so intensiv gebetet und ganz fest daran geglaubt, endlich mal sechs Richtige im Lotto zu gewinnen, und nichts ist passiert.“
Dem habe ich etwas anderes geschrieben, nämlich Jakobus, der davon spricht, dass, wenn die Motive nicht in Ordnung sind, so wird niemand beten, der Gemeinschaft mit dem Herrn hat.
Vielleicht sagt der eine oder andere: „Wenn ich doch darum bitte, damit ich das alles der Zentralafrika-Mission spende.“ Ja, das wäre an sich eine gute Idee, aber ich glaube, wir würden die Spende nicht annehmen, weil sie auf eine ungute Art zustande gekommen wäre. Gott hat uns verheißen: Ohne Fleiß keinen Preis.
Wer in Jesus bleibt, der lernt, wie er zu beten hat. Jesus sagt bei derselben Gelegenheit – das war auf dem Abendmahlssaal kurz vor seiner Verhaftung –, Johannes 15, und etwa eine Viertelstunde später in Johannes 16 spricht er davon, dass wir in seinem Namen zum Vater beten sollen.
Er sagt: „Wenn ihr das tut, wird eure Freude vollkommen sein, und der Vater wird auf euch hören, wenn ihr in meinem Namen betet.“
Aber es wird auch sehr deutlich an anderen Stellen, was das bedeutet. Es heißt nicht, wie man in Amerika oft hört, als eine Formel: Sie beten zum Vater, wir beten meistens zum Sohn, und am Ende eines Gebets heißt es: „Wir bitten dich im Namen Jesu unseres Herrn.“
Ist das damit gemeint? Ich will nicht sagen, dass es nicht so gemeint ist, aber es ist auf keinen Fall als magisches Gebet gemeint.
Ein Bibelschüler schrieb mir einmal: „Du, ich habe einen Nachbarn, der will mich verhexen. Schick mir mal ein richtig kräftiges Gebet, damit ich mich dagegen wehren kann.“ So kann man das auch betrachten. Beten im Namen Jesu, wenn ich das einfach nur ausspreche, würde der Herr in jedem Fall erhören – das ist sicher nicht gemeint.
Ich glaube, es ist so gemeint wie ein Prokurist. Einen Vertrag unterschreibt ein Prokurist im Namen des Firmenchefs, er ist dazu berechtigt. Wenn der Azubi das tut, dann kann er die Klinke von außen sehen, er wird entlassen, weil er nicht berechtigt ist.
Der Herr hebt uns in diese Würde hinein: Wir dürfen zu Gott, dem Vater, beten, als ob sein eigener Sohn sich an ihn wenden würde. Dazu hat er uns befähigt, aber natürlich nur, wie es in seinem Sinne ist.
Ein Prokurist, der nicht im Sinne des Firmenchefs handelt, wird nicht lange Prokurist bleiben. Aber ein Prokurist weiß, was sein Chef will und handelt in Übereinstimmung mit ihm.
So heißt „im Namen Jesu beten“: So beten, wie Jesus an meiner Stelle in dieser Situation beten würde.
Wie können wir das wissen? Hören wir eine laute Stimme vom Himmel? Ich auf jeden Fall nicht.
Aber wenn wir mit dem Herrn leben, wenn wir ihn in der Schrift suchen, wenn wir ihm gefallen wollen, wenn uns das unsere größte Freude ist, ihm Freude zu bereiten – ich sage es ganz einfach, wie wir es den Kindern weitersagen –, dann lenkt er durch sein Wort und den Heiligen Geist unsere Sinne und Gedanken immer mehr in seine Richtung.
Wir lernen, auf der Antenne Gottes zu senden. Das ist der vertraute Umgang mit Gott, wie Gott von Mose sagt: „Ich rede mit ihm wie mit einem Freund, von Angesicht zu Angesicht.“ Und von Abraham sagt Gott: „Vor meinem Freund sollte ich nichts verbergen.“
Haben wir diese Übung, diese Gemeinschaft mit unserem Gott im Himmel, bedeutet uns Jesus mehr als alles.
Wie wir eben hörten, wie seine kommende Verlobte ihm sagte: „Du bist mir zwar sehr lieb, aber ich habe noch einen Lieber.“ Und er hat sofort verstanden, worum es ging.
Genau das muss es sein. Wenn ich bei jemandem die Trauerrede halte und darauf zu sprechen komme, dann sage ich auch nicht: „Jesus muss der Dritte in eurem Bunde werden.“ Ich sage: „Er muss der Erste in eurem Bunde sein, der Erste.“ Über ihn muss alles laufen.
Also im Namen Jesu beten heißt, in seinem Sinne beten, oder wie Johannes das formuliert in 1. Johannes 5, im Willen Gottes beten.
Woher kennen wir den Willen Gottes? Haben wir Visionen, ekstatische Erlebnisse, Träume? In der Regel nicht, sondern durch sein Wort.
Suchen wir den Willen Gottes zu erkennen, indem wir in der Bibel forschen. Was gefällt meinem Herrn? Das ist der Ausdruck echter Gottesfurcht.
Die Bibel sagt an mehreren Stellen, zum Beispiel in Sprüche 1: „Die Furcht des Herrn ist der Weisheitsanfang.“
So reift die Gottesfurcht in unserem Leben. Die Vertrautheit mit Gott, der Umgang mit unserem Vater im Himmel und unserem Herrn Jesus Christus wird immer enger.
Wir lernen, so zu beten, dass er antworten kann. Dann können wir auch für unser Volk einstehen, für unsere Kinder, dass der Herr sie bewahrt bei all den vielen negativen Einflüssen und Miterziehern, von denen wir eine Menge aufzählen könnten, die alle nach unseren Kindern greifen.
Wenn der Herr darüber wacht, brauchen wir uns nicht zu viel Sorgen machen. Dass wir Sorgen haben können, ist durchaus in der Schrift gesehen. Wir betreiben keine Vogel-Strauß-Politik: Wenn Gefahr kommt, einfach den Kopf in den Sand stecken.
In Urin habe ich vor einiger Zeit gelesen, dass das nicht stimmt, aber ich habe es noch nie ausprobiert.
Wir sehen die Realität: Was geschieht um uns herum? Wie sollen wir darauf reagieren? Dass uns das Sorgen bereitet, ist nicht negativ zu sehen. Nur wenn wir uns in Sorgen vergraben und nicht mehr herauskommen, dann haben wir nicht mehr den im Blick, der darüber steht.
„Alle eure Sorgen werft auf ihn“, schreibt Petrus, denn „er ist besorgt für euch.“
Er sagt: „Werft sie auf ihn.“ Nicht vorsichtig ablegen und wieder zurücknehmen, weil sie so kostbar sind, sondern wegwerfen wie Müll. Sie sind es nicht wert, dass sie uns den Lebensmut nehmen, dass sie uns das Licht verdunkeln, dass wir nicht mehr sehen, wie es weitergeht.
Dass wir nur noch die Gefahren um uns herum sehen, was alles noch entstehen könnte, und nicht mehr den Herrn sehen, der über allem steht und uns ganz klar zusichert, dass er uns nicht über Vermögen versuchen wird, sondern uns die Kraft gibt, das Ertragen zu können.
Glauben wir das? Trauen wir ihm das zu?
Ich denke, auch in der Beschäftigung mit dem Herrn und im Gebet kann die Anbetung sehr viel beitragen, ja der Lobpreis ist sehr wichtig.
Wir sollten uns mit der Größe des Herrn befassen, als Schöpfer und als Versöhner. Je mehr wir darüber nachdenken, desto unfasslicher wird es uns.
In den letzten Jahren habe ich viel über den Schöpfer nachgedacht, über die Größe der Schöpfung, des Makrokosmos und Mikrokosmos. So gewaltig!
Ich denke an die Zeit im Medizinstudium, als wir durch das Elektronenmikroskop die Zellen sehen konnten, wie alles in Bewegung ist und sich ergänzt.
Das kann man kaum begreifen, wie das möglich ist, wie alles aufgebaut ist, im Kleinsten wie im Größten.
Die Bibel sagt: Gott hat das alles geschaffen, und er ist auch der Erhalter von allem.
Wenn ich daran denke, dass Jesus am Kreuz hing, war er immer noch der Schöpfer und Erhalter aller Dinge.
Das heißt, unser Herr musste den Nägeln die Kraft geben, ihn zu halten, den Folterknechten die Kraft, ihn zu schlagen. Das hätten sie ohne ihn gar nicht gekonnt.
Er hat ihnen nicht die Bosheit ins Herz gegeben, dass sie es tun wollten, das ist ihre eigene Sache. Aber dass sie es konnten, dazu musste er die Kraft geben.
Wie groß ist seine Liebe! Unfassbar groß! Das ist unser Herr, ihr Lieben!
Wir können nur staunend und anbetend immer wieder vor ihm niederfallen.
Die Antwort sollte so sein, und dann werden wir auch im Hinblick auf unsere Kinder die richtige Haltung haben, wenn wir an unsere eigene Nachfolge denken.
Wie weit wir unter Druck bekehrt wurden oder freiwillig – das war unterschiedlich. Manche bekehren sich aus Angst vor der Hölle, vor allem bei Kinderbekehrungen ist das oft so.
Manchmal sagt man, so eine Bekehrung hat keinen Wert. Das würde ich nicht sagen. Aber es muss weitergehen.
Wir müssen dahin kommen, dass wir wieder neu ergriffen werden von der Liebe unseres Herrn, dieser unfassbaren Liebe.
Da fällt mir eine Geschichte ein, die vor einiger Zeit an der Ostküste Afrikas spielte, denn in der Geschichte kommt ein Swahili-Wort vor.
Ein zwölfjähriger Sklavenjunge stand auf einem Sklavenmarkt, noch zur Zeit der Sklaverei.
Ein Missionar kam vorbei, sein Herz wurde voll Erbarmen. Er fragte den Sklavenhändler: „Was soll der kosten?“ Der Händler nannte einen ziemlich hohen Preis.
Der Missionar sagte: „Ich kann jetzt nicht bezahlen. Ich gehe nach Hause, werde einiges verkaufen, zu Geld machen, ich komme wieder. Behalten Sie mir den Jungen, ich muss ihn unbedingt haben.“
Er machte alles zu Geld, was er konnte, bekam die Summe zusammen, kam zurück. Der Junge war noch da, er bezahlte und nahm ihn mit.
Vielleicht denkt der eine oder andere: „Das ist aber ein eigenartiger Missionar, der sich einen Sklaven kauft.“
Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Als sie zu Hause ankamen, sagte der Missionar zum Jungen: „Ich habe dich nicht gekauft, damit du mein Sklave wirst, ich habe dich gekauft, um dir die Freiheit zu geben.“
Da fiel der Junge vor dem Missionar auf die Knie und sagte: „Masa, weil du mich so lieb hast, will ich mein Leben lang freiwillig dir dienen, dein Sklave sein.“
Ihr Lieben, dahin müssen wir alle kommen. Manche von uns haben das bei der Bekehrung schon erlebt, manche erst später.
Je älter ich werde, desto größer wird mir der Wert des Blutes Jesu, seiner Liebestat und Hingabe.
Je mehr ich das schätze, desto größer wird auch mein Wunsch, ihm zu dienen. Das ist der entscheidende Punkt.
Dann wissen wir auch einen Herrn, der uns so geliebt hat – bis in den Tod hinein – und jetzt so unendlich viel Geduld mit uns hat.
Ihr Eltern, Brüder und Schwestern, habt ihr euch noch nie über die Geduld des Herrn mit euch gewundert? Mir wird das immer größer.
Es ist normal, dass wir mit zunehmendem Alter mehr begreifen, dass manche Dinge, die wir früher als normal sahen, in Gottes Augen doch nicht ideal waren.
Ich sage das vorsichtig. Wir werden sensibler im Gewissen – so sollte es zumindest sein.
Manche Dinge, die wir früher ohne Nachdenken taten, meiden wir jetzt, weil wir merken, dass es nicht das ist, was der Herr möchte.
Dann frage ich mich: Wie viel Geduld hatte er früher mit mir, als ich das noch nicht begriff und ihn traurig machte?
Wie viel Geduld, welch ein wunderbarer Herr er ist!
Je mehr wir das begreifen, desto überzeugter sind wir vom erhörlichen Gebet.
Wenn sich etwas zum Positiven ändern soll – sei es in unserem Leben, in der Ehe, Familie, Gemeinde oder Gesellschaft – kann das nur geschehen, wenn der Herr eingreift, wenn unser Herr Jesus Christus die Weichen umstellt.
Das geht nur über das Gebet des Gerechten.
„Das Gebet eines Gerechten vermag viel, wenn es nur einer ist.“ Wie viele sind hier? Wenn der Herr uns gewisse Dinge aufs Herz legt und wir gemeinsam vor ihn treten, sagt er in Matthäus 18,19: „Wenn zwei oder drei von euch übereinkommen, über welche Sache sie auch bitten, wird sie ihnen von meinem Vater im Himmel gegeben werden. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.“
Ist das nicht wunderbar? Wie viel mehr sind wir hier! Wir dürfen mit seinem Eingreifen rechnen.
Je näher wir beim Herrn sind, desto wichtiger wird uns das Gebet – sowohl das Gebet als auch Gottes Wort.
Das Gebet ist unsere Antwort auf das, was der Herr uns durch sein Wort sagt.
Wenn wir so mit dem Wort leben und im Gebet einen vertrauten Umgang mit unserem Herrn führen, dann erleben wir auch das Dritte, was typisch ist für echte, authentische Kinder Gottes: Gemeinschaftspflege.
Dann merken wir plötzlich: Das, was der Herr in mir groß gemacht hat, hat er auch in anderen gewirkt, und zwar über unsere Gemeindegrenzen hinaus.
So dürfen wir uns gemeinsam dienen, vielleicht in gemeinsamer Aktion oder wenn wir uns anrufen.
Heute hat fast jeder eine Flatrate, man kann so viel telefonieren, wie man will, und bekommt jeden Monat dieselbe Rechnung, egal wie viel oder wenig.
Wie viele Möglichkeiten haben wir, einander Gutes zu tun und uns zu ermutigen, denn unser Herr ist immer noch derselbe.
Ach, wie war das bei unserem Bruder Martin Luther, als er älter wurde und oft mit Depressionen zu tun hatte?
Er hatte wieder so eine depressive Phase und jammerte den ganzen Tag.
Katharina, seine kluge Frau – wie oft sind Frauen klüger als wir Männer, auch wenn wir das oft nicht merken –, dachte sich: „Ich werde ihm jetzt eine Lektion erteilen.“
Sie zog sich Trauerkleidung an, zog die Vorhänge zu, jammerte die Treppe herunter zu seinem Büro.
Martin wurde unruhig und fragte: „Was hast du? Was ist los?“
Katharina sagte: „Du kannst es dir nicht vorstellen, es ist etwas ganz Furchtbares passiert.“
„Was denn?“ fragte er.
„Ich kann es dir nicht sagen.“
„Sag es endlich! Ich will wissen, was los ist.“
„Stell dir vor, Gott ist gestorben.“
Martin entgegnete: „Gott ist gestorben? Bist du …?“
„Irrsinnig oder so? Was ist los mit dir? Das kann doch nicht sein. Wie kommst du darauf, dass Gott gestorben ist?“
Katharina sagte: „Wenn ich dich so jammern höre, dann habe ich wirklich das Gefühl, Gott ist gestorben.“
Das war eine Radikalkur, so kann das auch sein.
Manchmal hat man den Eindruck, unser Herr ist irgendwie nicht mehr da, wir sehen ihn nicht mehr.
Da müssen wir uns fragen: Warum sehen wir ihn nicht mehr? Warum haben wir diesen vertrauten Umgang verloren?
Ich rede nicht von Depressionen mit körperlicher Ursache, das ist eine andere Geschichte. Aber wir brauchen das.
Wenn wir auf diese Herausforderung reagieren wollen, können wir mit David sagen: „Mit meinem Gott kann ich eine Mauer überspringen. Wenn Gott für uns ist, wer wider uns?“
Dafür müssen wir sorgen, dass Gott für uns ist, dass wir uns nah beim Herrn aufhalten.
Das tun wir, indem wir immer wieder bekennen: Nichts habe ich zu bringen, alles bist du, Herr. Wir setzen unsere ganze Hoffnung allein auf den Herrn, auf sein Eingreifen.
Ohne ihn sind wir ohnmächtig. Wir dürfen uns nicht auf unsere Erfahrungen verlassen – wir haben wahrscheinlich alle viele Glaubenserfahrungen, können stundenlang erzählen, was wir mit dem Herrn erlebt haben.
Gott sei Dank ist das wunderbar, wenn wir das unseren Enkeln und Kindern erzählen.
Aber wir dürfen uns nicht darauf verlassen, sondern allein auf unseren Herrn.
Er wird eingreifen, wie auch immer das aussehen mag, ich weiß es nicht.
Diese ganze Entwicklung mit Gender-Mainstreaming kann auch eine Vorbereitung für den Antichristen sein, damit die Leute diesen Unsinn leid werden, wie in der Weimarer Zeit, den wilden Zwanzigern.
Dann kam der Ruf nach dem starken Mann, der für Ordnung sorgen sollte, und dann kam Adolf Hitler.
Er sorgte für Ordnung, aber welche? Eine Leichenordnung.
So kann es auch sein, dass das eine Vorbereitung ist, dass die Leute, die den heutigen Blödsinn satt haben, nach dem starken Mann rufen.
Es kommt darauf an, wie lange es noch dauert, bis unser Herr wiederkommt.
Wir haben eine Broschüre da unten liegen, die heißt „Vielleicht heute“. Wir dürfen jeden Tag auf die Wiederkunft des Herrn warten und sollten jeden Tag bereit sein, ihm zu begegnen.
Solange er das hinauszögert, solange die Letzten noch nicht hinzugerufen sind, wollen wir nicht den Kopf hängen lassen, nicht verzweifeln, nicht resignieren.
Unser Herr ist größer als alles, was in der Welt ist.
Johannes sagt schon: „Der mit uns ist, ist stärker als der, der in der Welt ist.“
Das wollen wir auch in unser Leben mit hineinnehmen.
Das Gebet eines Gerechten – wir wollen so mit dem Herrn leben, dass wir nicht selbst der Erhöhung unserer Gebete im Wege stehen.
Die Macht des Gebets und das Vorbild Daniels
Das Entscheidende ist, dass Gott eingreift, dass er die Sache in die Hand nimmt. Damit das geschieht, hat Gott uns die Waffe des Gebets gegeben – das Gebet des Gerechten.
Seht mal: Wenn Daniel ein Mann gewesen wäre, dem man viele böse Dinge hätte nachweisen können, hätte man bei seinem Bittgebet gesagt: „Ja, das hat er auch nötig, der hat ja so viel Dreck am Stecken.“ Aber von Daniel wird gesagt, dass er schon zu seinen Lebzeiten eine Legende war – wenn man überhaupt diesen Ausdruck gebrauchen kann. Ich hoffe, ihr versteht, wie ich das meine. Er war schon zu Lebzeiten als besonders gottesfürchtig bekannt. Auch sein Gebet galt als besonders wirksam, sodass er mit einem anderen großen Heiligen des Alten Testaments genannt wird. Es wird gesagt, dass selbst wenn er für ein bestimmtes Land betet, Gott nicht hören würde.
Damit wird Daniel sozusagen als der größte Beter hingestellt, auf den der Herr normalerweise hört. Aber es kann Situationen geben, in denen auch das nichts nützt. Das Gebet Daniels in Daniel 9 wird für mich gerade deswegen so bedeutungsvoll, weil hier ein Mann betet, von dem nichts Negatives in der Bibel berichtet wird. Ich sage nicht, dass er kein Sünder gewesen ist – das bekennt er ja selbst –, aber es wird auf jeden Fall nichts Negatives über ihn mitgeteilt, und zwar über ein langes Leben hinweg.
Wir haben von manchen Männern und Frauen nur kurze Lebensabschnitte, nur kurze Einblicke in ihr Leben, von vielleicht ein, zwei oder drei Jahren. Vom Rest wissen wir gar nichts. Aber von Daniel kennen wir ihn von Jugend an bis zum Schluss als ein Vorbild in jeder Hinsicht.
Und der Mann sagt am Ende: „Ich bekenne meine Schuld.“ Wenn das da nicht stehen würde, könnte man ja sagen: Gut, er stellt sich allgemein unter die Schuld des Volkes, aber er selbst sei natürlich über jeden Zweifel erhaben. Aber er bekennt ganz deutlich: Auch ich bin ein Sünder. Selbst wenn nichts Außergewöhnliches über ihn bekannt ist, auch ich brauche Vergebung.
Und das, was Gabriel ihm dann sagt – der Engel Gabriel –, das betrifft Versöhnung, Vergebung, das Allerheiligste, das gesalbt wird, und die Endlösung Gottes, wie er alles wunderbar hinausführt. Das wird Daniel infolge seines Gebets mitgeteilt. Er schließt sich selbst mit ein und bekennt ganz klar: Auch ich bin ein Sünder, auch ich brauche Vergebung.
Wir haben übrigens etwas Ähnliches im Buch Hiob, was ich auch bemerkenswert finde. Gott sagt von Hiob, er sei der gerechteste Mensch, der zurzeit auf der Erde lebt. Und Hiob sagt in Hiob 19,25: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ Das bedeutet, er könnte nicht sagen: „Ich brauche keinen Erlöser, ich bin doch der Gerechteste von allen, ich verdiene mir den Himmel selbst.“ Nein, er spricht von seinem Erlöser und gibt damit zu: Auch ich bin ein Sünder, ich brauche Erlösung.
Und seht, worauf ich hinaus möchte, ist dies: Wenn wir persönlich in der Nachfolge des Herrn stehen – und das als Ehepaar praktizieren –, wenn wir diese enge Gemeinschaft mit Jesus Christus leben, dann haben unsere Gebete eine ganz andere Wirkung, weil wir zu den Gerechten gehören.
Ich glaube, dass mit diesem Gerechten in Jakobus 5 nicht nur die Rechtfertigung aus Glauben gemeint ist, sondern auch das Leben in praktischer Gerechtigkeit. Natürlich basiert diese auf der Rechtfertigung durch den Glauben, sonst wäre niemand von uns gerecht. Aber es geht eben auch um ein Leben in wahrer Gottesfurcht und in der Liebe zum Herrn. Und...
Voraussetzungen für Gebetserhörung und die Bedeutung der Bibel
Deswegen ist es mir ein Anliegen, heute zum Abschluss auf Voraussetzungen für Gebetserhörung hinzuweisen. Ich werde das nicht so ausführlich tun, weil es dazu sehr viel zu sagen gibt. Ich habe auch eine Broschüre dabei, die man sich hinterher mitnehmen kann. Das ist dieses gelbe Heft „Erhörliches Gebet – Einbildung oder Wirklichkeit“, in dem wir noch mehr Voraussetzungen sehen und erarbeiten können.
Aber ich möchte auf einige Dinge aufmerksam machen, auch auf solche, die in diesem Heft nicht stehen.
Das Erste, was mir dazu einfällt, ist Psalm 1: „Glückselig der Mann, der nicht ...“ Und dann ist dort die Rede von dem Weg der Gottlosen, von dem Sitz der Spötter und auch vom Rat der Gottlosen, dem Weg der Sünder, dem Rat der Gottlosen. Da wollen wir uns sofort fragen: Wie sieht das bei uns aus? Wer sind unsere Berater für unseren Lebensweg?
Im Psalm 1 wird das sehr deutlich: Er nimmt nicht den Rat der Gottlosen an, sondern den Rat Gottes. Und der Rat Gottes ist in Vers 2 Gottes Wort, sein Gesetz. Es wird von ihm gesagt, dass er darüber sinnt, Tag und Nacht.
Welchen Stellenwert hat die Bibel in unserer persönlichen Lektüre? Wie viele Stunden haben wir in der letzten Woche dafür reserviert? Haben wir wirklich einen inneren Drang, uns mit dem Wort Gottes zu beschäftigen? Können wir sagen, wie David: „Ich freue mich über dein Wort“, wie einer, der große Beute findet – immer wieder neue Entdeckungen?
Ich muss sagen, ich lese im Augenblick nach der Übertragung von Karl-Heinz van Eyden. Diese neue evangelistische Übersetzung oder Übertragung ist mehr eine Übertragung. Ich lese gerade die Psalmen, und da werden mir die Psalmen ganz neu. Er hat das ganz anders übersetzt, als man es so gewohnt ist. Das macht mir eine solche Freude, wieder Neues zu entdecken beim Lesen des Wortes Gottes. Es ist einfach etwas Herrliches.
Was bedeutet mir Gottes Wort? Wenn ich davon begeistert bin, kann ich das auch weitergeben an andere, die das dann merken, wenn ich in der Bibel zu Hause bin. Das war der Mann, der vollkommen glücklich gepriesen wird im Psalm 1. Denn „glückselig“ heißt ja vollkommen glücklich. Die Bibel war sein Zuhause, darüber sann er Tag und Nacht.
Und die Bibel war bei ihm noch relativ klein. Die ganzen Propheten gab es noch nicht, die Geschichtsbücher auch nur zum Teil. Das Neue Testament kannte er noch nicht. Wir haben viel mehr Reichtümer und Schätze in Gottes Wort.
Ja, ihr Lieben, wenn wir vom Malachi-Kreis sprechen – das ist ja diese Veranstaltung –, wenn wir uns treffen und die Themen vorbereiten, dann ist uns das immer ein ganz großes Anliegen, dass es auch Themen sind, die zum einen zeigen, wie aktuell die Bibel ist und auch in unsere Zeit hinein spricht, und zum anderen auch, wie hilfreich sie für die tägliche Nachfolge ist.
Wenn wir Psalm 1 mit 2. Timotheus 3,16 verbinden, wo vom Wort Gottes die Rede ist – „Alle Schrift ist von Gott eingegeben“ –, dann merken wir, wie Paulus das schätzt und der Heilige Geist uns durch ihn belehrt. Er sagt, die Schrift ist nützlich zur Unterweisung, zur Überführung, zur Zurechtweisung.
Die Bibel gibt uns die notwendige Information für alles, was wichtig ist für unser Leben: Woher komme ich, wohin gehe ich, was ist der Sinn des Lebens, wie ist das Böse in die Welt hineingekommen, und wie werde ich frei von der Schuld? Das sind doch die entscheidenden Fragen. Wo werde ich die Ewigkeit zubringen? Auf all diesen Fragen gibt die Bibel eine sehr klare Antwort.
Sie ist nichts für vorwitzige Leute, aber für Leute, denen es ein Anliegen ist, ihr Leben nicht nutzlos verstreichen zu lassen. Und ich denke, zu solchen Leuten gehören wir hier.
Deswegen schauen wir in Gottes Wort hinein, und die Bibel unterweist uns. Sie leitet uns zum rechten Beten. Wir haben das Dreieck hoffentlich noch im Ohr – oder besser gesagt vor unseren Augen: Gott an der Spitze, Mann und Frau rechts und links. Die rechte Kommunikation unter uns, also auf der Horizontalen, geht immer über die Vertikale. Jesus Christus muss die Mitte in unserem Leben sein.
Ich erinnere mich an den letzten Satz, der darunter stand: „Die Ehe wird glücklich, wenn Jesus die Mitte wird“ – so war das etwa formuliert.
Das haben wir auch in Verbindung mit dem Gebet in Johannes 15,7. Ich zitiere das einfach nur: Jesus sagt: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann könnt ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen.“ Hier haben wir die Verbindung von Jesus und der Bibel.
Vor einigen Jahren – ich glaube, Alexander Seibl hat das formuliert oder mir zumindest den Aufsatz besorgt – wurde mal ein Artikel veröffentlicht mit dem Titel „Jesus oder die Bibel“. Denn von den Evangelikern wird das mittlerweile zum Teil getrennt, natürlich nicht alle, Gott sei Dank. Aber gewisse Richtungen wollen sagen: Jesus, natürlich, aber wozu die Bibel? Das sei nicht dasselbe.
Aber wir kennen unseren Herrn nur durch die Bibel. Wenn wir das abkoppeln, behalten wir vielleicht einen Jesus, der aber nicht identisch ist mit dem Jesus der Bibel. Das ist vielleicht der Isa des Koran, der dann übrig bleibt oder was auch immer.
Unser Herr Jesus Christus kann nicht von Gottes Wort getrennt werden. Und in Johannes 15,7, wo es ja um das Bleiben im Weinstock geht, heißt es: „In ihm bleiben“, um Frucht zu bringen – genau wie der Mann von Psalm 1, der viel Frucht bringt.
Jesus sagt: „Bleibt in mir“, und das heißt: „Meine Worte bleiben in euch.“ Meine Worte sind die Worte der Heiligen Schrift. In dem Maße, wie wir mit der Bibel vertraut sind, die Bibel uns dirigiert und anleitet, täglich neu, und wir unser Vertrauen auf Gottes Wort setzen, in dem Maße wird Christus in uns lebendig.
Es müsste eigentlich so sein, so wie Paulus sagt: „Betet allezeit.“ Damit meinte er nicht, dass wir ständig die Hände falten und die Augen schließen. Das wäre schlecht bei mir, zum Beispiel bei Autofahrten. Da wäre ich schon etwas früher in der Ewigkeit angekommen, als es bisher der Fall ist.
Aber ich bete auch am Steuer, ohne gefaltete Hände und mit offenen Augen. Diese Haltung – ständig im Gebet zu sein, das Bewusstsein, dass Jesus mir nah ist – gilt auch, wenn ich den Computer anschalte und mich ins Internet einlogge. Das Bewusstsein, dass er mir über die Schulter schaut und sieht, was ich anklicke.
Man kann dort sehr viele gute Sachen finden, aber auch ganz andere Dinge. Dass Jesus in uns bleibt, ist die Grundvoraussetzung dafür, dass der Herr unsere Gebete hören kann. Er sagt: Wenn das der Fall ist, kann man bitten, was man will. Es wird einem geschehen.
Er wird aber niemals so bitten wie der eine Bibelschüler, der mich vor Jahren anschrieb und sagte: „Bruder Martin, ich habe so intensiv gebetet und ganz fest daran geglaubt, dass ich endlich mal sechs Richtige im Lotto gewinne – und nichts ist passiert.“ Ich wusste damals gar nicht, dass die Lotto spielten in Afrika.
Dem habe ich etwas anderes geschrieben: Jakobus spricht davon, dass, wenn die Motive nicht in Ordnung sind, niemand so beten wird, der Gemeinschaft mit dem Herrn hat.
Vielleicht sagt der eine oder andere: „Wenn ich doch darum bitte, damit ich das alles der Zentralafrika-Mission spende.“ Ja, das wäre an sich eine gute Idee, aber ich glaube, wir würden die Spende nicht annehmen. Denn sie wäre auf eine ungute Art und Weise zustande gekommen, denn Gott hat uns verheißen: Ohne Fleiß kein Preis.
Wer in Jesus bleibt, lernt, wie er zu beten hat.
Jesus sagt bei derselben Gelegenheit – das ist ja auf dem Obergemach, wo er das sagt, am Gründonnerstag, einige Stunden später wird er verhaftet und sind seine letzten Worte vor seinem Tod – etwa eine Viertelstunde später kommt dann Johannes 16. Dort spricht er davon, dass wir in seinem Namen zum Vater beten.
Er sagt: „Wenn ihr das tut, wird eure Freude völlig sein, und der Vater wird auf euch hören, wenn ihr in meinem Namen betet.“
Aber es wird auch an anderen Stellen sehr deutlich, was das heißt. Das heißt nicht, wie man in Amerika immer wieder hört, als Formel: Sie beten zum Vater, viel mehr als wir. Wir beten meistens zum Sohn, und sie beten zum Vater. Am Ende eines Gebets heißt es: „Wir bitten dich im Namen Jesu, unseres Herrn.“
Ist das damit gemeint? Ich will nicht sagen, dass es nicht damit gemeint ist. Aber es ist auf jeden Fall nicht als eine Art magisches Gebet gemeint.
Ein Bibelschüler schrieb mir mal – es waren aber alles Bibelschüler am Anfang, habt ihr schon gemerkt, wir waren noch nicht so weit – er schrieb: „Du, ich habe da einen Nachbarn, der will mich verhexen. Schick mir mal ein richtig kräftiges Gebet, damit ich mich dagegen wehren kann.“
So kann man das auch betrachten: Beten im Namen Jesu. Wenn ich das einfach nur ausspreche, würde der Herr in jedem Fall erhören? Das ist sicher nicht gemeint.
Ich glaube, es ist so gemeint wie ein Prokurist. Ein Prokurist unterschreibt im Namen des Firmenchefs, er ist dazu berechtigt. Wenn der Azubi das tut, dann kann er die Klinke von außen nur noch sehen, denn er wird entlassen. Er ist nicht berechtigt dazu.
Der Herr hebt uns in diese Würde hinein: Wir dürfen zu Gott, dem Vater, beten, als ob sein eigener Sohn sich an ihn wenden würde. Dazu hat er uns befähigt, aber natürlich nur, wie es in seinem Sinne ist.
Ein Prokurist, der nicht im Sinne des Firmenchefs einen Vertrag abwickelt, bleibt auch nicht lange Prokurist. Aber ein Prokurist weiß, was sein Chef will und handelt in Übereinstimmung mit ihm.
So heißt „im Namen Jesu beten“: So beten, wie er an meiner Stelle in dieser Situation beten würde.
Und wie können wir das wissen? Hören wir eine laute Stimme vom Himmel? Ich auf jeden Fall habe noch keine gehört.
Aber wenn wir mit dem Herrn leben, wenn wir ihn suchen in der Schrift, wenn wir suchen, ihm zu gefallen – wenn uns das unsere größte Freude ist, ihm Freude zu bereiten –, dann lenkt er durch sein Wort und durch seinen Heiligen Geist unsere Sinne und Gedanken immer mehr in seine Richtung.
Wir lernen, auf der Antenne Gottes zu senden. Das ist der vertraute Umgang mit Gott, wie Gott von Mose sagt: „Ich rede mit ihm wie mit einem Freund, von Angesicht zu Angesicht.“ Und mit Abraham: „Sollte ich vor meinem Freund etwas verbergen?“
Haben wir diese Übung? Haben wir diese Gemeinschaft mit unserem Gott im Himmel? Bedeutet uns Jesus mehr als alles?
Wie wir eben hörten, wie seine kommende Verlobte ihm sagte: „Du bist mir zwar sehr lieb, aber ich habe noch einen Lieben.“ Und er hat sofort kapiert, worum es ging.
Genau das muss es sein.
Wenn ich bei jemandem die Trauerrede halte und darauf zu sprechen komme, dann sage ich auch nicht: „Jesus muss der Dritte in eurem Bunde werden.“ Ich sage: Er muss der Erste in eurem Bunde sein – der Erste. Über ihn muss alles laufen.
Also: Im Namen Jesu beten heißt, in seinem Sinne beten oder, wie Johannes das formuliert, in 1. Johannes 5,14: Nach dem Willen Gottes beten.
Woher kennen wir den Willen Gottes? Haben wir Visionen, ekstatische Erlebnisse, in Träumen oder Ähnliches? In der Regel doch nicht, sondern durch sein Wort.
Suchen wir den Willen Gottes zu erkennen, indem wir in der Bibel forschen: „Was gefällt meinem Herrn?“ Das ist der Ausdruck echter Gottesfurcht.
Die Bibel sagt an mehreren Stellen – das steht nicht nur in Sprüche 1 –: Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit.
Seht, in dieser Weise reift die Gottesfurcht in unserem Leben.
Die Vertrautheit mit Gott, der Umgang mit unserem Vater im Himmel und mit unserem Herrn Jesus Christus wird immer enger. Und wir lernen, in einer Weise zu beten, dass er antworten kann.
Gemeinschaftspflege und gegenseitige Ermutigung in der Gemeinde
Und dann können wir auch für unser Volk einstehen. Wir können auch für unsere Kinder einstehen, damit der Herr sie bewahrt – trotz all der vielen negativen Einflüsse, die von verschiedenen Seiten kommen. Davon könnten wir jetzt eine Menge aufzählen, die alle nach unseren Kindern greifen. Wenn der Herr darüber wacht, brauchen wir uns nicht zu viele Sorgen machen.
Dass wir Sorgen haben können, wird durchaus in der Schrift gesehen. Wir betreiben keine Vogelstrauß-Politik, das heißt, wenn Gefahr kommt, stecken wir einfach den Kopf in den Sand. In Ürin habe ich vor einiger Zeit gelesen, dass das gar nicht stimmt, aber ich habe es noch nie ausprobiert. Doch wir sehen die Realität: Was geschieht um uns herum? Wie sollen wir darauf reagieren?
Dass uns das Sorgen bereitet, ist eigentlich nicht negativ zu sehen. Nur wenn wir uns in Sorgen vergraben und nicht mehr herauskommen, dann verlieren wir den Blick auf den, der über allem steht. „Alle eure Sorgen werft auf ihn“, schreibt Petrus, „denn er ist besorgt für euch.“ Er sagt: Werft sie auf ihn. Er sagt nicht: Legt sie ganz vorsichtig auf den Herrn und nehmt sie später wieder zurück, weil sie so kostbar sind, sondern werft sie weg, wie man Müll wegwirft.
Diese Sorgen sind es nicht wert, dass sie uns den Lebensmut nehmen, dass sie unser Licht verdunkeln und wir nicht mehr sehen, wie es weitergeht. Dass wir nur noch die Gefahren um uns herum sehen, was da alles noch entstehen könnte, und nicht mehr den Herrn sehen, der über allem steht und uns ganz klar zusichert, dass er uns nicht über unser Vermögen versuchen oder prüfen wird.
Er wird uns die Kraft geben, den Ausgang zu ertragen. Glauben wir das? Trauen wir ihm das zu? Und da denke ich auch an die Beschäftigung mit dem Herrn, zu der das Gebet sehr viel beitragen kann – nämlich die Anbetung, ja, der Lobpreis ist sehr wichtig. Wir sollten uns mit der Größe des Herrn befassen, sowohl als Schöpfer als auch als Versöhner.
Je mehr wir darüber nachdenken, desto unfasslicher wird uns das. In den letzten Jahren habe ich viel über den Schöpfer nachgedacht, über die Größe der Schöpfung, des Makrokosmos und des Mikrokosmos. So gewaltig! Ich denke auch an die Zeit zurück, als ich mich auf die Missionszeit im Medizinstudium vorbereitete und wir durch das Elektronenmikroskop die Zellen sehen konnten – wie alles in Bewegung ist und sich ergänzt.
Das kann man kaum begreifen, wie das möglich ist, wie alles aufgebaut ist – im Kleinsten wie im Größten. Die Bibel sagt mir, dass Gott das alles geschaffen hat und auch der Erhalter von allem ist. Wenn ich daran denke, dass Jesus am Kreuz hing, war er ja immer noch der Schöpfer und Erhalter aller Dinge.
Das heißt, unser Herr musste den Nägeln die Kraft geben, ihn zu halten, und den Folterknechten die Kraft geben, ihn zu schlagen. Ohne ihn hätten sie das überhaupt nicht gekonnt. Er hat ihnen nicht die Bosheit ins Herz gegeben, dass sie das machen wollten – das ist ihre eigene Sache. Aber dass sie es konnten, dazu musste er ihnen die Kraft geben. Wie groß ist seine Liebe! Unfassbar groß!
Das ist unser Herr, ihr Lieben! Wir können nur staunend und anbetend immer wieder vor ihm niederfallen. Ja, und die Antwort sollte so sein. Dann werden wir auch im Hinblick auf unsere Kinder die rechte Haltung haben, wenn wir noch einmal an unsere eigene Nachfolge denken.
Wie weit wir uns unter Druck bekehrt haben oder freiwillig – das mag unterschiedlich gewesen sein. Manche bekehren sich, weil sie Angst vor der Hölle haben. Vor allem bei Kinderbekehrungen ist das öfter der Fall. Manchmal sagt man auch, so eine Bekehrung habe überhaupt keinen Wert – das würde ich nicht sagen. Aber es muss natürlich weitergehen.
Wir müssen dahin kommen, jeder von uns, dass wir wieder neu ergriffen werden von der Liebe unseres Herrn, dieser unfasslichen Liebe. Da fällt mir eine Geschichte ein, die vor einiger Zeit, vor längerer Zeit, an der Ostküste Afrikas gespielt hat. In der Geschichte kommt ein Swahili-Wort vor.
Ein zwölfjähriger Sklavenjunge stand noch zur Zeit der Sklaverei auf einem Sklavenmarkt. Ein Missionar kam vorbei – wohl in der Frühzeit der Missionsgeschichte. Er sah den Jungen, sein Herz wurde voll Erbarmen, und er fragte den Sklavenhändler: „Was soll der kosten?“ Der Sklavenhändler sah, dass er sehr interessiert war, und nannte einen ziemlich hohen Preis.
Der Missionar sagte: „Ich kann leider jetzt nicht bezahlen. Ich gehe nach Hause, werde einiges verkaufen, zu Geld machen, und komme wieder. Behalten Sie mir diesen Jungen, ich muss ihn unbedingt haben.“ Er machte alles zu Geld, was er zu Geld machen konnte, bekam die Summe zusammen, kam zurück, und der Junge war noch da. Er bezahlte die Summe und nahm ihn mit.
Nun denken vielleicht einige: „Das ist aber ein eigenartiger Missionar, der sich einen Sklaven kauft.“ Doch die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Sie kommen nach Hause, und vor der Haustür sagt der Missionar zum Jungen: „Du, ich habe dich nicht gekauft, damit du mein Sklave wirst. Ich habe dich gekauft, um dir die Freiheit zu geben.“
Da fällt der Junge vor dem Missionar auf die Knie und sagt: „Masa, weil du mich so lieb hast, will ich mein Leben lang freiwillig dir dienen, dein Sklave sein.“ Ihr Lieben, dahin müssen wir alle kommen. Manche von uns haben das bei der Bekehrung schon erlebt, manche erst später.
Ich muss sagen: Je älter ich werde, desto größer wird mir der Wert des Blutes Jesu, seiner Liebestat, seiner Hingabe. Je mehr ich das lerne zu schätzen, desto größer wird auch der Wunsch, ihm zu dienen. Das ist der entscheidende Punkt.
Und, ihr Lieben, dann wissen wir auch einen Herrn, der uns so geliebt hat – bis in den Tod hinein. Und jetzt hat er so unendlich viel Geduld mit uns. Ihr Eltern, Brüder und Schwestern, habt ihr euch noch nie über die Geduld des Herrn mit euch gewundert?
Ich muss sagen, mir wird das immer größer bewusst. Es ist doch eigentlich ganz normal, auch in unserem Leben, dass wir je älter wir werden, desto mehr begreifen, dass manche Dinge, die wir früher als normal gesehen haben, in Gottes Augen doch nicht so ideal waren. Ich sage das mal ganz vorsichtig.
Wir werden doch immer sensibler in unserem Gewissen – so sollte es zumindest sein. Manche Dinge, die wir früher getan haben, ohne uns Gedanken zu machen, meiden wir jetzt, weil wir merken, dass sie nicht das sind, was der Herr gerne hätte.
Dann frage ich mich: Wie viel Geduld hatte er denn früher mit mir, als ich noch nicht begriffen habe, dass ich etwas tat, was dem Herrn traurig machte? Wie viel Geduld – welch ein wunderbarer Herr er ist!
Und in dem Maße, wie wir das begreifen, werden wir auch überzeugt vom erhörten Gebet. Das heißt: Wenn sich irgendetwas zum Positiven ändern soll – sei es in unserem eigenen Leben, in der Ehe, in der Familie, in der Gemeinde oder auch in der Gesellschaft –, dann kann es nur geschehen, wenn der Herr eingreift.
Wenn unser Herr Jesus Christus hier die Weichen umstellt. Und das geht nur über das Gebet des Gerechten. Das Gebet eines Gerechten vermag viel – auch wenn es nur einer ist.
Wie viele sind hier? Wenn der Herr uns gewisse Dinge aufs Herz legt und wir gemeinsam vor ihn treten, sagt er schon in Matthäus 18,19: „Wenn zwei oder drei von euch übereinkommen über irgendeine Sache, um die sie bitten, wird sie ihnen von meinem Vater im Himmel gegeben werden. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“
Ist das nicht wunderbar? Wie viel mehr sind wir hier! Wir dürfen mit seinem Eingreifen rechnen, und ich denke, das werden wir alle nachvollziehen können.
Je näher wir beim Herrn sind, desto wichtiger wird uns auch das Gebet – sowohl das Gebet als auch Gottes Wort. Das Gebet ist unsere Antwort auf das, was der Herr uns durch sein Wort sagt.
Wenn wir so mit dem Wort leben und im Gebet einen vertrauten Umgang mit unserem Herrn führen, dann erleben wir auch das Dritte, das eigentlich typisch ist für echte, authentische Kinder Gottes – nämlich Gemeinschaftspflege.
Dann merken wir plötzlich: Das, was der Herr in mir groß gemacht hat, hat er auch in anderen gewirkt – und zwar über unsere Gemeindegrenzen hinaus.
So dürfen wir uns gemeinsam dienen, vielleicht in gemeinsamer Aktion oder wenn wir uns anrufen. Heutzutage hat doch fast jeder eine Flatrate und kann so viel telefonieren, wie er will. Ich bekomme jeden Monat dieselbe Rechnung, egal, wie viel ich telefoniere.
Wie viele Möglichkeiten haben wir, einander Gutes zu tun und uns zu ermutigen! Denn unser Herr ist immer noch derselbe.
Die Bedeutung von Gemeinschaft und Ermutigung am Beispiel Martin Luther
Ach, wie war das denn bei unserem Bruder Martin Luther? Als er schon etwas älter wurde, hatte er öfter mit Depressionen zu kämpfen. Da durchlebte er wieder so eine depressive Phase und jammerte den ganzen Tag. Die Katharina war eine sehr kluge Frau – wie ja oft unsere Frauen klüger sind als wir Männer, auch wenn wir das leider oft nicht merken.
Auf jeden Fall war es so: Katharina dachte sich, mein lieber Martin, denen werde ich jetzt mal eine gute Lektion erteilen. Sie zog sich Trauerkleidung an. Zuerst schloss sie oben die Türen, dann zog sie die Vorhänge zu. Anschließend kam sie jammernd die Treppe herunter. Martin hatte wohl sein Büro unten, sein Stübchen, sie war oben. Sie kam dann jammernd herunter in sein Stübchen und zog dort auch noch die Vorhänge zu.
Martin wurde schon ganz unruhig und fragte: „Was hast du denn? Was ist los?“
Katharina antwortete: „Du kannst es dir nicht vorstellen, es ist etwas ganz Furchtbares passiert.“
„Ja, was denn? Was denn?“
„Ich kann es dir gar nicht sagen.“
Martin drängte: „Nun sag es doch endlich! Ich will jetzt wissen, was los ist.“
Katharina sagte: „Stell dir vor, Gott ist gestorben.“
Martin entgegnete: „Gott ist gestorben? Bist du irre? Oder was ist mit dir los? Das kann doch nicht sein! Wie kommst du darauf, dass Gott gestorben ist?“
Katharina meinte: „Wenn ich dich so jammern höre, dann habe ich wirklich das Gefühl, dass Gott gestorben ist.“
Das war eine Radikalkur, so kann das auch sein. Manchmal hat man tatsächlich den Eindruck, unser Herr ist irgendwie nicht mehr da. Wir sehen ihn nicht mehr. Da müssen wir uns fragen: Warum sehen wir ihn nicht mehr? Warum haben wir diesen vertrauten Umgang nicht mehr? Was ist da los?
Ich rede jetzt nicht von Depressionen, die eine körperliche Ursache haben – das ist eine andere Geschichte. Aber das brauchen wir. Wenn wir auf diese Herausforderung reagieren möchten, von denen wir heute Morgen hörten, dann können wir mit David sagen: „Mit meinem Gott kann ich eine Mauer überspringen.“
„Mit meinem Gott – wenn Gott für uns ist, wer wider uns?“ Dafür müssen wir sorgen, dass Gott für uns ist. Wir müssen uns nah beim Herrn aufhalten. Das tun wir in dem Maß, indem wir immer wieder bekennen: „Nichts habe ich zu bringen, alles bist du, Herr.“ Wir setzen unsere ganze Hoffnung auf den Herrn allein, auf sein Eingreifen.
Wir müssen uns bewusst sein, dass wir ohne ihn wirklich ohnmächtig sind. Wir dürfen uns auch nicht auf unsere eigenen Erfahrungen verlassen. Wahrscheinlich haben wir alle viele Glaubenserfahrungen gemacht und könnten stundenlang erzählen, was wir mit dem Herrn erlebt haben. Gott sei Dank ist das wunderbar, wenn wir das unseren Enkeln und Kindern gegenüber tun. Aber wir dürfen uns nicht darauf verlassen. Verlassen dürfen wir uns allein auf unseren Herrn, und er wird eingreifen – wie immer das auch aussehen mag, das weiß ich nicht.
Diese ganze Entwicklung mit dem Gender Mainstreaming kann auch eine Vorbereitung für den Antichristen sein. Die Leute werden so leid von dem Unsinn, der da verbreitet wird – ähnlich wie in der Weimarer Zeit, den wilden zwanziger Jahren. Und dann kam der Ruf nach dem starken Mann, der endlich wieder für Ordnung sorgte – und dann kam Adolf Hitler. Er sorgte zwar für Ordnung, aber für welche Ordnung? Das war eine Leichenordnung.
So kann es auch sein, dass das eine Vorbereitung ist. Die Leute sind satt von all diesem Blödsinn, den wir heute erleben, und dann kommt der Ruf nach dem starken Mann. Das kann so sein. Es kommt darauf an, wie lange es noch dauert, bis unser Herr wiederkommt.
Wir haben eine Broschüre da unten liegen, die heißt „Vielleicht heute“. Wir dürfen jeden Tag auf die Wiederkunft des Herrn warten und sollten jeden Tag bereit sein, ihm zu begegnen. Solange er das noch hinauszögert, solange eben die Letzten noch nicht hinzugerufen sind, wollen wir nicht den Kopf hängen lassen. Wir wollen nicht verzweifeln, nicht resignieren.
Unser Herr ist größer als alles, was in der Welt ist. Johannes sagt schon: „Der mit uns ist, ist stärker als der, der in der Welt ist.“ Das wollen wir auch in unser Leben mit hineinnehmen.
Das Gebet eines Gerechten – wir wollen so mit dem Herrn leben, dass wir nicht selbst der Erhöhung unserer Gebete im Wege stehen.
