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Teste deine Schätze

14.08.2005Matthäus 6,19-24

Einführung: Die Bedeutung von Tests im Leben und Glauben

Gerade eben, noch vor dem Gottesdienst, konnte mein Bäffchen noch einmal richtig fest angebracht werden. Der Knopf war abgerissen – gut, dass meine Frau das nicht gesehen hat. Vielleicht hätte ich das heute früh zu Hause noch einmal testen sollen.

Manche haben auch über die Mission des Raumschiffs Discovery gesprochen, die Anfang August in einige Schwierigkeiten geraten ist. Dann meldeten sich Experten zu Wort, die sagten, es habe für bestimmte technische Fragen keine ausreichenden Testverfahren gegeben.

Ich kann das nicht beurteilen, aber offensichtlich ist doch, dass in manchen Situationen das richtige Testverfahren zur richtigen Zeit über Tod und Leben entscheiden kann.

Das ist der Grund, warum Jesus uns in der Bibel auch bestimmte Testverfahren für unser Leben an die Hand gibt. Bestimmte Verfahren, die wir anlegen sollen an unser Leben.

Letzten Sonntag haben wir bereits über den Echtheitstest gesprochen, den Jesus unserem Glauben unterzieht (Matthäus 6,1-4). Heute wollen wir diesem Echtheitstest den Haltbarkeitstest hinzufügen (Matthäus 6,19-24).

Am kommenden Sonntag, wie Sie schon gehört haben, geht es dann weiter mit unserer Reihe über den Efeserbrief. Heute also: Nach dem Echtheitstest der Haltbarkeitstest.

Haltbarkeitstest: Die Vergänglichkeit unserer Schätze

Da könnten wir alle etwas mit anfangen, wenn wir Quark, Joghurt oder andere Frischprodukte einkaufen. Dann schauen wir uns die Verpackung genau an und suchen nach ein paar Zahlen – hoffentlich. Diese Zahlen markieren das Haltbarkeitsdatum.

Neulich hat meine Frau im Kühlschrank die Joghurts neu geordnet und uns angewiesen, sie so zu essen, dass die mit dem Haltbarkeitsdatum, das am nächsten liegt, als Erste gegessen werden. Kennen Sie das? Bei Lebensmitteln achten wir auf das Haltbarkeitsdatum, schon um uns nicht den Magen zu verderben. Wir fragen uns: Wie lange werden sie halten? Wie lange haben wir etwas davon?

Die meisten Dinge, die wir sonst besitzen – und die sind meistens wertvoller als Joghurt, Quark oder Buttermilch – haben kein Haltbarkeitsdatum. Sie tragen keinen solchen Aufdruck, keine sechs oder acht Zahlen mit einem Datum. Es gibt keine Warnung, die uns schwarz auf weiß an das Ende erinnert.

Wie lange hält unsere Gesundheit? Wie lange hält unser Wohlstand? Wie lange hält unser Erfolg? Wie beständig ist meine Arbeitsstelle? Was ist das Haltbarkeitsdatum meines Lebens? Wann ist die Zeit abgelaufen?

Stellen Sie sich vor, an allem, was wir besitzen, würde ein Haltbarkeitsdatum stehen. Das wäre interessant. Dann wäre eine Gefahr nicht so groß, nämlich die Gefahr, dass wir meinen, wir würden diese Dinge auf ewig besitzen. Wie lange halten sie wirklich?

Jesus drängt uns, diese Frage zu stellen – diesen Haltbarkeitstest zu machen mit allem, was wir haben. Damit wir uns nicht verrechnen, damit es uns nicht so ergeht wie jenem reichen Kornbauern, von dem wir eben in der Lesung hörten.

Teste deine Schätze – das ist die Aufforderung, die uns heute Morgen im Predigttext entgegenkommt. In diesem Text, wie Sie sehen werden, stellt Jesus uns drei Testfragen, drei Festfragen, die uns helfen wollen, mit unserem Leben eine ehrliche Bestandsaufnahme zu machen.

Die Aufforderung zur Bestandsaufnahme: Drei Testfragen Jesu

Wir wollen diesen Text lesen. Sie haben ihn alle vor sich auf ihrem grünen Gottesdienstblatt.

Da sagt Jesus: Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie Motten und Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.

Das Auge ist das Licht des Leibes. Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib Licht sein. Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein?

Niemand kann zwei Herren lieben. Entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird an dem einen hängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.

Herr Jesus Christus, nun bitten wir dich: Hilf uns, dass wir diese Worte, die du selbst gesagt hast, so verstehen, wie du es willst. Lass uns unser Leben im Licht dieser Worte ehrlich prüfen. Bitte hilf uns dabei. Amen.

Was sind unsere Schätze? – Das Herz als Maßstab

Teste deine Schätze. Zunächst müssen wir fragen: Was sind eigentlich unsere Schätze? Geht es nur um Geld und Häuser? Jesus sagt in Vers 21, was die Definition ist: „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ Es geht also um alles, woran unser Herz hängt. Wo dein Schatz ist, da ist dein Herz.

Natürlich zählt auch das sogenannte liebe Geld dazu. Wir müssen ja nicht gleich so geldgierig sein wie jener Mann in New York, der von einem bewaffneten Gangster bedroht wurde mit der Frage: „Geld oder Leben?“ Und der geantwortet haben soll: „Nehmen Sie mein Leben, mein Geld möchte ich unbedingt behalten.“

Es gibt auch andere Leute, die lassen das Geld völlig kalt. Sie finden andere Schätze viel attraktiver: Erfolg, Ansehen, Aussehen, Sportlichkeit, Bildung, Kultur, Familie, Gesundheit. Alles, woran unser Herz hängt. Jeder hat da seine eigenen Schwerpunkte. Diese Schätze haben alle eines gemeinsam: Sie sind uns ans Herz gewachsen. Wir können uns ein Leben ohne sie kaum noch vorstellen.

Darum kommen wir meistens gar nicht auf die Idee, sie einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen. Aber gerade dazu fordert Jesus uns auf. Er will, dass wir mal einen Schritt zurücktreten, gewissermaßen, und unsere Schätze genauer ins Visier nehmen. Teste deine Schätze.

Erste Testfrage: Wie lange halten meine Schätze?

Und die erste Testfrage lautet: Wie lange halten sie sich?

Erstens, teste deine Schätze: Wie lange halten sie sich? Ihr solltet euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen.

Jesus sagt also, alle Schätze lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Es gibt die eine Sorte, die wir sehr nüchtern und kritisch betrachten müssen, und die andere, die wir unbedingt anstreben sollten. Der Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen liegt in ihrem Haltbarkeitsdatum.

Die einen werden von Motten und Rost zerfressen und können gestohlen werden. Die anderen sind von Motten und Rost nicht kleinzukriegen und können nicht gestohlen werden. Das Ganze hängt zusammen mit ihrem unterschiedlichen Aufbewahrungsort.

Ich würde sagen, es gibt E-Schätze und H-Schätze: Erdenschätze und himmlische Schätze! Vers 19 spricht von den E-Schätzen: „Ihr solltet euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen.“ Und Vers 20 spricht von den H-Schätzen: „Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen.“

Also die E-Schätze, von denen sagt Jesus, dass Motten und Rost sie fressen. Schöne Wollkleider galten damals als Zeichen für besonderen Reichtum, aber die Motten waren stärker. Münzen und Metalle waren so etwas wie Wertpapiere oder Geldanlagen. Aber früher oder später frisst der Rost sie trotzdem auf.

Jesus will sagen: Leute, alle Schätze, die diese Erde bietet, alle E-Schätze, sind vergänglich. Alle tragen ein unsichtbares Haltbarkeitsdatum und Verfallsdatum, nach dem sie nicht mehr genießbar sind oder sogar gar nicht mehr vorhanden sind.

Es gibt nichts auf der Welt, was nicht irgendwann von Motten oder Rost weggefressen wird – im direkten oder im übertragenen Sinne. Geld, Wohlstand, Schönheit, Bildung, Gesundheit, Familie – wir können das alles eine Zeit lang genießen, aber es bleibt nicht ewig.

An allem nagt der Zahn der Zeit. Alles ist gefährdet durch Motten, Rost und durch andere Diebe: Inflation, Krankheit, menschliche Untreue – alles ist gefährdet. Und selbst das, was wir bis zum neunzigsten Geburtstag zusammenhalten, wird uns spätestens vom letzten großen Dieb weggenommen: dem Tod.

Beispiel Howard Hughes: Der Preis des irdischen Reichtums

Teste deine Schätze, sagt Jesus. Wie steht es mit ihrem Haltbarkeitsdatum?

Von Howard Hughes wird berichtet, dass er einer der reichsten und mächtigsten Männer der Welt war. Er war ein kühner Amerikaner, ein Flieger und ein Wissenschaftler. Er besaß die militärische Firma Hughes Aircraft sowie die bedeutende Fluggesellschaft TWA. Sein Vermögen wurde auf 2,3 Milliarden Dollar geschätzt. Doch in seinen letzten Lebensjahren wurde das Leben dieses Mannes dunkel und freudlos. Er wurde fast wahnsinnig und zu einem Gefangenen seiner lähmenden Angst und Schwäche.

Er, der immer forsch und in Bewegung war und allen anderen voranging, verlor seine Gesundheit, hörte auf, auf sein Äußeres zu achten, und ein Biograf bezeichnete ihn als einen gefolterten und bequälten Mann. Er vernachlässigte sich immer mehr, erschien manchmal fast wahnsinnig und lebte ohne Komfort oder Freude in gefängnisartigen Verhältnissen. Drogensüchtig wurde er schließlich, und so starb Howard Hughes am 5. April 1976 als ein einsamer Milliardär.

Das ist natürlich eine extreme Biografie. Ich denke, wir stehen nicht in der Gefahr, als einsame Milliardäre zu sterben, aber wir haben auch genug zu verlieren.

Und warum sagt Jesus das nun so deutlich? Will er uns unseren Genuss madig machen? Das wäre ein totales Missverständnis. Jesus sagt nicht, ihr sollt überhaupt keinen Besitz auf Erden haben, ihr sollt nicht genießen. Nein, er sagt, ihr sollt euch keine Schätze sammeln. Verstehen Sie den Unterschied?

Wir sollen unser Herz nicht an das hängen, was wir besitzen. Wir sollen unsere letzte Hoffnung nicht darauf setzen. Wir sollen in unseren Gedanken nicht nur darum kreisen und nicht den Sinn des Lebens darauf aufbauen – eben weil es dazu nicht taugt.

Aber das Problem ist nicht unser Besitz, sondern unsere Einstellung dazu. Das haben wir hier schon oft gesehen. Die Bibel hat eine sehr unverkrampfte Einstellung zum Geld. Sie berichtet auch von etlichen reichen Leuten, die als Christen Gutes tun konnten. Abraham, Hiob und auch andere im Alten Testament waren offensichtlich reiche, ausgesprochen wohlhabende Männer. Der Besitz an sich ist nicht das Problem.

Schauen Sie: Zwei Leute können ein gleich hohes Bankkonto haben und doch ganz anders damit umgehen. Für den einen ist es ein Schatz, an dem sein Herz hängt und um den von morgens bis abends seine Gedanken kreisen. Der andere nimmt es als ein Geschenk Gottes, das ihm anvertraut ist, und fragt sich: Wie kann ich Gott damit dienen?

Jesus zeigt den Leuten, dass wer irdische Schätze sammelt und sich auf den diesseitigen Besitz verlässt – sei es materiell, sei es ideell, sei es Geld, Besitz, Menschen oder besondere Wertvorstellungen, an denen er hängt –, der steht am Ende mit leeren Händen da.

Er verrechnet sich, wie der reiche Kornbauer. Der sagt: „Jetzt hast du Ruhe auf viele Jahre.“ Und Jesus sagt: „Du Narr, heute Nacht wird man deine Seele von dir fordern.“ Dann hast du nichts mehr da – nicht dein Besitz, nicht deine Fähigkeiten, gar nichts mehr.

Die Warnung und das Beispiel einer sterbenden Frau

Vor einiger Zeit sprach ich mit einer Frau, die nicht mehr lange zu leben hatte und das auch wusste. Sie sagte: „So was hatten wir eigentlich, das ganze Leben haben wir gearbeitet. Ja, und unsere Kinder haben wir großgezogen, aber nicht einmal für sie hatten wir viel Zeit.“

Diese Frau hat das noch rechtzeitig bemerkt und ihr Leben mit Gott in Ordnung gebracht. Sie erkannte, dass sie ihr Leben an falsche Schätze gehängt hatte. Jesus fordert uns heute Morgen dazu auf, unsere Schätze rechtzeitig zu prüfen.

Die erste Testfrage, die er uns stellt, lautet: Wie lange halten sie sich? Dann nennt er zwei Gruppen von Schätzen. Die erste Gruppe sind die irdischen Schätze, die er in Vers 19 nennt. Die zweite Gruppe sind die himmlischen Schätze, die er in Vers 20 beschreibt.

Er sagt: Diese himmlischen Schätze sind unvergänglich. Das sind Schätze, die alle mit Gott zu tun haben. Sie haben kein Verfallsdatum. Diese himmlischen Schätze kann man noch nicht sehen, weil ihr Aufbewahrungsort im Himmel ist, in Gottes ewiger Welt. Trotzdem kann man sie schon jetzt besitzen, gewissermaßen wie mit einem Gutschein.

Jesus hat einmal gesagt: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben. Man kann diese Schätze, die im Himmel aufbewahrt sind, schon jetzt besitzen.

Der Hauptschatz, den die Bibel uns verspricht, ist das ewige Leben selbst. Wer sein Leben an Jesus Christus bindet und ihn als seinen Herrn annimmt, der erhält schon jetzt die gültige Eintrittskarte für den Himmel. Er bekommt die Garantie, dass er nicht in der ewigen Verlorenheit enden wird, sondern direkt bei Jesus sein wird.

Das ist der Hauptschatz: dass wir auf ewig im Himmel dabei sein werden.

Nebenschätze im Himmel und die Belohnung Gottes

Die Bibel spricht auch von Nebenschätzen, die wir erhalten sollen. Gott will uns das ewige Leben in seiner Gegenwart schenken. Darüber hinaus möchte er uns unverdient zusätzlich belohnen. Alles, was wir aus Liebe zu ihm getan haben, wird nicht vergessen sein.

Jeder Mensch, auf den wir hingewiesen haben, den wir im Glauben stärken konnten oder mit Jesus bekannt gemacht haben, wird uns gewissermaßen wie ein Schatz im Himmel wieder begegnen. Wäre es nicht großartig, wenn Gott zu uns sagen würde: „Du warst ein treuer Knecht. Du hast deine Begabung für mich eingesetzt. Du hast es ernst gemeint mit meinem Wort und mich lieb gehabt.“

Natürlich weiß Gott auch um unsere Sünden. Wir haben seine Vergebung genauso gebraucht wie jeder andere auch. Dennoch waren wir ihm treu. Wir haben sein heiliges Wort höher geachtet als alle menschlichen Parolen.

Wäre es nicht herrlich, wenn der Herr das zu uns sagen würde? Sammelt euch Schätze im Himmel! Setzt euer Herzblut dafür ein, denn diese Schätze werden in Ewigkeit Bestand haben. Keine Motte und kein Rost wird sie jemals annagen oder ihnen Schaden zufügen können.

Zweite Testfrage: Wie stark prägen mich meine Schätze?

Teste deine Schätze, sagt Jesus. Zu welcher dieser beiden Gruppen gehörst du? Wie lange werden deine Schätze halten? Merke dir: Die Frage nach unseren Schätzen ist keine Nebensächlichkeit unseres Lebens. Hier geht es um die große Richtung. Woran hängst du dein Herz? Worauf baust du deine Sicherheit? Worum kreist dein Leben? Das musst du klären.

Es gibt Leute, die halten sich für sehr nüchtern, wenn sie den H-Faktor, den Himmel, aus ihren Überlegungen ausschließen. So wie jene Wissenschaftlerin: Ihr Kollege war ein bekannter Genforscher, der sich viel mit Fruchtfliegen, mit Drosophila, beschäftigte. Gleichzeitig war er überzeugter Christ und hielt immer wieder Vorträge über den Glauben. Als seine Kollegin das mitbekam, sagte sie entsetzt zu einem anderen: „Stell dir vor, der lässt die Arbeit mit Fruchtfliegen im Stich und widmet sich Gott. Das ist seltsam.“

Nun, die Fruchtfliegenforschung in allen Ehren, würde ich sagen. Aber wer sie für wichtiger hält als die Frage nach Gott, der beweist damit eine seltsame Weltfremdheit. Er verlässt seine Fruchtfliegen, um sich der Frage nach Gott zu widmen. Darum stellt Jesus diese erste Testfrage an alle unsere Schätze: Er sagt, sei nüchtern und frage dich, wie lange sie halten. Das ist die erste Testfrage.

Ein junger Mann, dem in einem weltlichen Beruf eine ziemlich steile Karriere bevorstand, wusste, dass Gott ihn in einen Verkündigungsdienst gerufen hatte. Er entschied sich für das Letztere. Als man ihn dann fragte: „Willst du dir denn gar keinen Namen in der Welt machen?“, antwortete er ganz souverän: „Gentlemen, in welcher Welt willst du dir einen Namen machen?“

Teste deine Schätze, teste deine Ziele: Wie lange werden sie halten? Setzt du auf den E-Faktor oder auf den H-Faktor? Das ist die erste Frage, die Jesus uns mit diesen ernsten Fährten stellt.

Dann fügt er eine zweite Testfrage hinzu. Erstens also, wenn Sie mitschreiben: Wie lange halten deine Schätze? Teste deine Schätze erstens danach. Und zweitens: Wie stark prägen sie mich? Wie stark prägen sie mich?

Das ist doch logisch: Die Dinge, mit denen wir umgehen, mit denen wir regelmäßig zu tun haben, wirken auf uns zurück. Das, was wir ständig anschauen, prägt sich auch in unserer eigenen Physiognomie ein. Deswegen sagt man ja auch oft, dass Ehepaare einander immer ähnlicher werden, einfach weil sie sich regelmäßig anschauen – hoffentlich.

Oder wenn jemand ständig Fußball spielt und sich mit Fußball beschäftigt, dann kann er durchaus dazu neigen, O-Beine zu bekommen. Oder wenn jemand dauernd auf dem Pferd sitzt und täglich reitet, dann wird sich das auch irgendwie auf seine Anatomie in der einen oder anderen Weise auswirken. Es muss ja nicht jedem so gehen, wir haben bestimmt auch Ausnahmen.

Aber womit wir uns beschäftigen, das wirkt auf uns zurück. Das prägt uns mit unseren Gedanken. Womit beschäftigen wir uns? Worum kreist unser Leben? Was lesen wir? Worüber sinnen wir nach? Was sind die Inhalte unserer Gespräche, die wir führen? Was erfüllt uns? Wo schlägt unser Herz?

Das ist die zweite Frage, die Jesus uns stellt: Wie stark prägen sie mich? Er sagt: „Wo dein Schatz ist, da ist dein Herz.“ Das heißt, deine Schätze sind nicht nur wichtig für deine Gegenwart, sondern auch für deine Zukunft. Und sie sind auch wichtig für deine Gegenwart.

Merke dir: Jesus beginnt diesen Vers 21 mit dem Wort „denn“. Er sagt: Prüfe, ob du dich mit dem H- oder mit dem E-Faktor in erster Linie befasst, denn „wo dein Schatz ist, da ist dein Herz“. Das heißt: Womit du dich jeweils befasst, woran du dein Leben in erster Linie orientierst, das wird jetzt dein Herz prägen.

Und Herz, das weißt du, ist in der Bibel die Schaltzentrale für den ganzen Menschen. Herz, Kardia, das ist nicht einfach nur das Gefühl, sondern unsere gesamte Persönlichkeit: unser Wollen, unser Denken, unser Trachten, alles, was uns ausmacht – bis in den letzten Winkel unseres Denkens und Fühlens hinein. Das bin ich selbst.

Jesus sagt: Woran du dein Herz hängst, das wird dein Herz prägen und ausfüllen. Die Schätze, für die du dich entscheidest, werden deine Persönlichkeit in die eine oder andere Richtung wachsen, sich entfalten und reifen lassen – so oder so.

Teste deine Schätze: Wie stark prägen sie mich? Wohin führen sie mich?

Besitz und Wohlstand zum Beispiel können eine starke Faszination auf Menschen ausüben. Sie können das Herz eines Menschen total mit Beschlag belegen. Dann dreht sich das ganze Leben immer nur um die Frage: Was kann ich mir leisten? Wie kann ich mir den nächsten Wunsch erfüllen? Kaum ist ein Wunsch erfüllt, lockt schon wieder der nächste. Auf diese Weise nehmen die Schätze des Wohlstandes das Herz immer mehr gefangen, und das Leben wird immer mehr davon bestimmt.

Aber es gibt auch andere Herzensanliegen: der berufliche Erfolg. Das kann unser Herzensanliegen sein, vielleicht gar nicht einmal um des Geldes willen, sondern einfach, weil wir uns diesem Thema und dieser Sache so sehr verschrieben haben. Es kann unser Herz völlig in den Griff nehmen, sodass alle unsere Gedanken nur darum kreisen und sich alles andere dem unterordnen muss.

Oder Kultur, Kunst, Musik bekommen für manche Menschen eine derart starke Bedeutung, dass sie dem alles andere unterordnen würden. Für andere wiederum ist ihre Bequemlichkeit ihr Herzensanliegen und ihr höchstes Gut. Sie würden sagen: „Ach, ist egal, sowas mit dem Beruf ist nicht so wichtig, und wie viel Geld ich habe und beruflicher Erfolg – das ist alles nicht so wichtig. Wenn ich nur meine Ruhe habe, das ist mein höchster Wert, das ist mein Herzensanliegen.“ Und dem ordnen sie alles andere unter.

Wieder bei anderen ist es die Familie, ihr Herzensanliegen. Das ist ja etwas Gutes. Gott sagt ja, die Familie ist eine ganz entscheidende Aufgabe. Hier haben wir als Christen unsere allererste Verantwortung. Deshalb macht auch das Neue Testament deutlich: Es kann nur so ein Mensch Leitungsverantwortung in der Gemeinde wahrnehmen, der auch liebevoll und verantwortlich für seine Familie sorgt. Wer sich um sein eigenes Haus nicht in verantworteter Weise kümmert, der taugt erst recht nicht dazu, sich um die Gemeinde Jesu Christi zu kümmern.

Aber auch die Familie kann zu so einem Schatz im Sinne von Vers 19 werden, dass alles nur darum kreist, dass alles dem untergeordnet wird und dass ich mich so abschotte nach außen, dass ich sage: „Egal, und wenn einer vor meiner Haustür verreckt – Hauptsache, ich halte die Tür geschlossen und mein kleines Idyll rein und fern von allem anderen.“

Verstehe: Das alles sind eigentlich gute Dinge – dass ich Ruhe finde, dass ich Kultur schätze, dass ich mich für meine Familie einsetze, dass ich mich im Beruf richtig einsetze. Auch als Christ sollten wir da Vorbilder sein. Wir sollten nicht die Schlechtesten sein in unserem Zusammenhang, wo wir arbeiten. Auch mit Geld kann man eine Menge Gutes tun.

Aber die Frage ist wirklich: Ist es mein Schatz? Ist es das, was mein Herz prägt, woran ich mich hänge, worüber ich von morgens bis abends ständig nachdenke?

Teste deine Schätze, sagt Jesus. Wie stark prägen sie mich? Wohin führen sie mich? Was machen sie mit meinem Herzen?

Kann es sein, dass deine Karriere dich so bestimmt, dass deine Familie darüber zerbricht? Oder kann es sein, dass deine Familie dein Herz so total mit Beschlag belegt, dass du Gott darüber vergisst?

Dein Schatz prägt dein Herz, und weil dein Herz die Schaltzentrale deines Lebens ist, prägt dein Schatz dein ganzes Leben. Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.

Das innere Auge als Bild für das Herz

Und jetzt wollen wir kurz auf die komplizierten Verse 22 und 23 eingehen. Da bin ich ziemlich sicher, dass die meisten von Ihnen beim ersten Lesen nicht gleich alles verstehen konnten. Ich musste mich auch sehr lange hineindenken, um zu begreifen, was Jesus meint.

Jesus sagt, dass das Herz so entscheidend ist, dass er noch einmal ein Bild verwendet, um das mit dem Herzen weiter zu erklären. Er vergleicht das Auge mit dem Herzen. Was das Herz für den Menschen ist, das ist das Auge für den Körper.

Deswegen sagt Jesus in Vers 22: „Das Auge ist das Licht des Leibes.“ Jesus vergleicht also das Herz mit dem Auge. Das Auge hat für den ganzen Körper eine ganz entscheidende Funktion. Durch das Auge weiß der Fuß, wohin er gehen soll, und die Hand weiß, wo sie hingreifen soll.

Wenn ich kein Auge hätte, könnte ich diese Uhr hier nicht in die Hand nehmen und ich könnte sie auch nicht sehen. Dann würde die Predigt noch viel länger dauern. Durch das Auge wissen wir, in welche Richtung wir uns orientieren sollen. Das Auge ist also wichtig für alle anderen Körperfunktionen.

Wenn wir das Essen nicht sehen würden, würde uns auch nicht das Wasser im Mund zusammenlaufen. Wenn unsere Augen nicht funktionieren, sind wir hilflos. Und das sagt Jesus hier: Wenn dein Auge gut funktioniert, wenn dein Auge lauter ist, dann wird dein ganzer Leib hell sein. Wenn aber dein Auge finster ist, so wird dein ganzer Leib Dunkelheit sein.

Das heißt: Wenn dein Auge richtig funktioniert, dann kommt dein Körper gut klar. Aber wenn das Auge getrübt ist, bekommst du die größten Probleme. Davon können Leute ein Lied singen, deren Augenlicht immer schlechter wird und die erst wieder vernünftig sehen können, wenn sie eine ordentliche Brille bekommen haben.

Jesus meint hier das innere Auge, das Herz. Er sagt, wenn unser inneres Auge lauter ist, dann tut das unserem ganzen Leben gut. Was bedeutet „lauter“? Wenn dein Auge lauter ist, steht hier in Vers 22 – das ist im Griechischen ein ganz seltenes Wort, „haplus“ – und das bedeutet so viel wie einseitig ausgerichtet, zielgerichtet. Das meint „lauter“.

Das heißt: Wenn dein inneres Auge zielgerichtet ist, wenn dein inneres Auge klar auf Gott ausgerichtet ist, wenn dein inneres Auge sich eindeutig an ihn hängt und an ihn orientiert, dann kommt dein ganzes Leben sicher ans Ziel. Das ist in 1. Korinther 5,22 gemeint.

Das Auge, also das Herz, ist das Licht des Leibes, also die Zentrale der Persönlichkeit. Wenn dein Herz eindeutig auf Gott ausgerichtet ist, wird dein ganzes Leben in Ordnung kommen.

Wenn dein Schatz Gott im Himmel ist und wenn sich deine Konzentration auf die unvergänglichen Schätze richtet, dann wird das dein Herz, dein inneres Auge bestimmen. Und dann wird das dein tägliches Leben beeinflussen.

Es wird dir wichtig sein, dir Zeit für Gott zu nehmen. Es wird dir wichtig sein, anderen Menschen von ihm weiterzusagen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt, weil du weißt, dass das die wichtigste Sache für dein Leben ist.

Dann wirst du auch mit den vergänglichen Dingen in dieser Welt viel besser umgehen können. Wenn Gott unser Leben prägt, werden wir dadurch nicht weltfremd. Gott hat doch diese Welt geschaffen. Deswegen dürfen wir auch vieles, was Gott uns geschaffen hat, in dieser Welt genießen.

Gott macht uns das nicht alles madig, aber erst durch Gott können wir den richtigen Stellenwert erkennen und mit den Dingen in verantworteter Weise umgehen. Man kann sagen: Wer den „H-Faktor“ ernst nimmt, der sieht auch die irdischen Dinge in einem ganz anderen Licht.

Dann werden wir zum Beispiel wissen, dass unsere Begabung, das, was wir besonders gut können, uns von Gott geschenkt ist. Es ist gut, daran zu arbeiten, diese Begabung weiter auszufeilen und sie auch für Gott einzusetzen.

Auch als Christ kann es durchaus sein, dass ich Karriere mache. Die Karriere wird dann aber nicht zum Selbstzweck, sondern zu einem Feld, auf dem ich mich als Diener Jesu Christi bewähren will.

Die Kinder, die Gott mir anvertraut, sind Gottes Leihgabe auf Zeit. Es ist meine größte Verantwortung, meine Kinder auf den lebendigen Gott hinzuweisen und ihnen, wenn Gott das schenkt, ein einigermaßen ordentliches Vorbild zu sein. Ich soll sie an die Hand nehmen und ihnen erklären, wo die Schätze für ihr Leben sind, die nicht vergänglich sind.

Verstehen Sie: Alles, was wir haben und alles, was wir sind, wird im Licht Gottes gesehen – wenn Gott es schenkt. Wir müssen uns da sicher auch immer wieder korrigieren, von Zeit zu Zeit.

Aber das will Jesus hier sagen: Wenn dein inneres Auge lauter ist, also einseitig auf Gott ausgerichtet, dann kommt dein ganzes Leben in Ordnung. Dann kannst du auch die irdischen Dinge richtig verwalten.

Du kannst mit allem, was dir hier in der Welt an Stühlen, Tischen und Bänken vor die Füße gelegt wird, richtig umgehen.

Aber wenn dein inneres Auge verdunkelt ist, wenn deine Ziele und Wünsche beim Diesseitigen stehenbleiben, dann wird dein ganzes Leben in der Finsternis enden.

Wenn dein Herz von vergänglichen Dingen zugeschüttet wird, wenn es von Besitz und Ehrgeiz gefesselt ist oder von Trägheit und Ignoranz oder von Kleinkariertheit, die dich nicht loslässt, dann weißt du nicht mehr, wo es langgeht.

Dann geht dein ganzes Leben in die Irre. Du wirst taub für Gott, immun gegenüber seinem Rufen und blind für die wahren Schätze.

Darum sagt Jesus: Teste deine Schätze. Frag dich erstens, wie lange sie halten, und zweitens, wie stark sie dich prägen. Beeinflussen sie dein Herz so, dass es auf Jesus ausgerichtet ist? Oder bleiben sie bei vergänglichen Dingen stehen?

Jesus sagt, wenn Letzteres passiert, hat das dramatische Folgen. Deshalb nimmt er dieses Bild noch einmal auf in Vers 23: „Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein?“

Das heißt: Wenn das, was eigentlich Lichtquelle sein sollte, finster ist, wo willst du dann noch Licht herbekommen? Das ist schlimm. Wenn die Quelle des Lichts, die Quelle der Orientierung dicht ist, bleibt nur noch Finsternis.

Man könnte auch sagen: Wenn der Kompass nicht mehr ausschlägt, wie willst du dann den Weg noch finden? Oder wenn die einzige Wasserleitung im Haus verstopft ist, wo willst du dann noch Wasser herbekommen?

Wenn nun dein Herz, deine Persönlichkeit, dein Denken, deine ganze Person, mit der du dich um Gott kümmern solltest, von lauter anderen Dingen besetzt, dominiert und abgelenkt wird; wenn dein Herz dich von Gott wegzieht – wie willst du dann überhaupt noch klarkommen?

Welche Chance gibt es überhaupt noch für dich, von der Verlorenheit, von der Finsternis gerettet zu werden? So sehr spitzt Jesus die Situation zu.

Er sagt: Wer die falschen Schätze hortet, der wird erstens nicht lange etwas davon haben – siehe Haltbarkeitsdatum. Und zweitens wird er schon jetzt in seinem Herzen so falsch geprägt, dass er sich sein Herz verbaut und verbarrikadiert.

Es ist vollgestopft mit lauter Dingen, die Gott nicht mehr reinlassen.

Dritte Testfrage: Wem will ich dienen?

Und dann kommt der letzte Vers in unserem Abschnitt, der genauso ernst klingt, und doch öffnet er noch einmal eine Tür. Bis hierher hat Jesus zwei Lebensrichtungen gezeigt: den E-Faktor und den H-Faktor. Die Frage lautet: Will ich mich auf diese Welt verlassen oder auf Gott?

Am Ende scheint es, als ob Jesus uns sagen würde: „So, und nun sag du doch mal, nachdem ich dir beide Lebensmöglichkeiten vorgelegt habe, welchen Weg willst du jetzt gehen?“ Das ist die letzte Frage heute Morgen.

Teste deine Schätze und frage dich drittens: Was will ich jetzt? Jesus sagt: Niemand kann zwei Herren dienen. Entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird an dem einen hängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.

Es ist wichtig, dass wir das am Ende noch einmal ganz klar und konzentriert sehen. Alles, was wir bis jetzt besprochen haben, zieht sich nun zusammen auf diese einzige Frage. Es läuft gewissermaßen in diesem einen Punkt zusammen, und der lautet schlicht und einfach: Wem gehört mein Leben? Jesus sagt, das ist die Kernfrage, die allem, was wir bis hier verhandelt haben, zugrunde liegt.

Wem gehört dein Leben? Niemand kann zwei Herren dienen. In unserer Sprache kann man kaum vermitteln, was hier im Griechischen steht. Die deutsche Übersetzung ist viel zu harmlos. Jesus meint hier nicht, dass niemand zwei Arbeitgeber haben kann. Natürlich ist es heute mehr denn je möglich, zwei Arbeitgeber zu haben.

Jesus sagt hier nicht, niemand kann zwei Lehrer oder zwei Vorbilder haben. Das ist alles möglich. Aber hier steht eine Redewendung, mit der das Verhältnis zwischen einem Sklaven und seinem Herrn bezeichnet wird. Niemand kann gleichzeitig zwei Herren als Sklave gehören. Das ist hier gemeint. Das geht einfach nicht.

Genauso wenig, wie jemand gleichzeitig in zwei verschiedene Richtungen laufen kann. Sie können diesen Hörsaal später entweder nur über den hinteren oder über den vorderen Gang verlassen. Sie können nicht gleichzeitig hinten und vorne rausgehen – zumindest nicht in einem Akt. Sie können einmal vorne rausgehen, zurückkommen und dann wieder hinten rausgehen, das geht. Aber nicht gleichzeitig. Das schließt sich aus, das ist eine Tatsache.

So meint Jesus das hier: Es geht nur das eine oder das andere. Und mit derselben Ausschließlichkeit sagt Jesus, du kannst nicht zwei verschiedenen Besitzern gehören. Jesus sagt nicht, du solltest nicht, sondern er sagt, du kannst nicht. Es geht gar nicht. Ihr könnt nicht Gott dienen und gleichzeitig dem Mammon.

Wissen Sie, was Mammon eigentlich bedeutet? Es bedeutet wörtlich „das, worauf man sein Vertrauen setzt“. Ursprünglich heißt Mammon das, worauf man sein Vertrauen setzt. Weil die meisten oder sehr viele Leute auf das Geld ihr Vertrauen setzen, wurde Mammon dann zu einem Begriff, den man für Geld verwendet: der schnöde Mammon.

Aber Mammon bedeutet vom Grundbegriff her etwas viel Grundsätzlicheres. Mammon heißt das, worauf man sein Vertrauen setzt. Das kann Geld sein, aber auch etwas ganz anderes. In diesem grundsätzlichen Sinne sagt Jesus jetzt: Ihr könnt nicht Gott dienen und gleichzeitig dem Mammon, gleichzeitig einer anderen Macht in eurem Herzen vertrauen. Das geht nicht.

Niemand kann zwei Herren dienen. Dann folgt eine ganz typische jüdische Redewendung: Er wird den einen lieben und den anderen hassen. Das hat Jesus schon einmal ganz ähnlich gesagt: „Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht Vater, Mutter und Frau, der kann nicht mein Jünger sein.“

Hassen bedeutet hier nicht, böse auf jemanden zu sein, sondern eine ganz eindeutige Rangfolge, eine klare Über- und Unterordnung vorzunehmen. Jesus sagt damit: Du musst dir darüber klar sein, wem du gehörst, wem du die letzte Treue schwörst, wem du den entscheidenden Vorzug gibst, wem du Gehorsam schenkst und bei wem du dein Leben festmachst.

Ich muss an jenen Jungen denken, der uns das erzählt hat. Er war schon ein junger Mann, aber er erzählte, wie er als kleiner Junge im Winter mit dem Schlitten auf dem Weiher gewesen wäre. Sie können sich vorstellen, was passiert: Plötzlich knackt das Eis, und er versucht, noch ans Ufer zu kommen. Aber seinen geliebten Schlitten, der noch ziemlich neu war, will er nicht loslassen.

Nun kämpft er mit der einen Hand, um ans Ufer zu kommen, und mit der anderen, um den Schlitten festzuhalten. Dann bekommt er einen Grasbüschel am Ufer zu fassen und will sich damit an Land ziehen, aber er merkt: Ich schaffe es nicht. Doch er will den Schlitten nicht loslassen.

So hängt er jetzt zwischen diesen beiden Möglichkeiten. In dem Augenblick wird ihm klar: Du musst den Schlitten loslassen und mit beiden Händen zupacken. Nur dann kannst du dich ans Ufer ziehen. Er kämpft mit sich selbst. Irgendwann ist er so weit, dass er den Schlitten gewissermaßen fallen lässt, mit der anderen Hand zugreift und sich dann ans rettende Ufer zieht.

Er hat diese Situation später mit seiner Entscheidung verglichen, Christ zu werden. Er sagte: Ich musste mein altes Leben loslassen. Niemand kann zwei Herren dienen. Ich kann meine Loyalität, mein Vertrauen und meine Hingabe an Jesus nicht aufteilen. Entweder ist er mein Herr, oder andere Herren regieren über mein Leben.

Das ist die dritte und entscheidende Frage, die Jesus uns hier in Vers 24 vorlegt: Wem gehört mein Leben? Die ganz praktische Frage, die damit verbunden ist, lautet: Was muss ich loslassen, um ganz nach Jesus Christus zu greifen?

Wenn ein Mensch das nicht kennt und dieses hört, wird er wahrscheinlich denken, das ist völlig unmöglich, mein Leben so Gottes Herrschaft zu unterwerfen. Das ist viel zu steil. Ich bin so eingebunden in mein normales Leben, in meinen Trott. Ich habe mich so an meine alten Schätze gewöhnt, mein Herz ist so voll mit anderen Dingen, ich schaffe diese Kehrtwende gar nicht.

Darauf sagt dir Jesus: Gerade die Tatsache, dass du das einsiehst, zeigt, dass du auf dem besten Wege bist. Du musst das auch nicht allein schaffen, du kannst es auch nicht selbst schaffen. Du musst nur zugeben, dass du ohne mich gelebt hast.

Du musst zugeben, dass es Schuld war, anderen Herren zu dienen, und du darfst mich um Vergebung bitten und umkehren. Alles Weitere kannst du dann mir überlassen. Du musst mich nicht krampfhaft in dein kleines Leben hineinziehen, sondern du musst mich bitten, zu dir zu kommen und dein Leben frei zu machen von allen anderen Herrschaften, die sich dort eingenistet haben.

Vielleicht geht es einem von Ihnen so wie dem kleinen Jungen mit dem Schlitten. Er liebte diesen Schlitten. Vielleicht sind in Ihrem Leben auch bestimmte alte Dinge, die Sie lieben, die Sie nicht loslassen wollen. Ohne sie können Sie sich ein lebenswertes Leben nicht vorstellen, und Sie wollen die Kontrolle darüber nicht abgeben.

Doch Jesus sagt: Niemand kann zwei Herren dienen. Er will nicht unser ganzes anderes Leben zerschlagen, indem er uns alles wegnimmt und uns dann alles verdirbt. Sondern er besteht darauf, alles so zu ordnen, dass es seinem Ziel und seiner Herrschaft dient.

Dann können wir uns erst richtig darüber freuen. Aber es kommt auf die entscheidende Frage an: Wer hat die Kontrolle? Wer ist mein Herr?

Schlussgedanken: Was können wir verlieren und gewinnen?

Und im Übrigen lassen Sie mich zum Schluss noch Folgendes sagen: Was können Sie denn verlieren? Das Haltbarkeitsdatum Ihrer weltlichen Schätze läuft doch sowieso ab – etwas früher oder etwas später, aber es läuft ab.

Jim Elliot hatte Recht, der berühmte Indianermissionar, als er damals sein Leben riskierte, um die Aukerindianer zu Gott zu rufen. Viele kluge Leute waren da und warnten ihn vor den Gefahren. Sie sagten: „Bedenke doch, was du riskierst.“ Da antwortete Jim Elliot: „Der ist kein Narr, der hergibt, was er sowieso nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nie mehr verlieren kann.“

Er ist kein Narr, der hergibt, was er sowieso nicht behalten kann – nämlich dieses selbstbestimmte alte Leben –, um zu gewinnen, was er nicht verlieren kann: das ewige Leben, das schon jetzt beginnt und nie mehr enden wird.

Was wollen Sie gewinnen? Wovon erwarten Sie das große Glück und die letzte Geborgenheit?

Bitte testen Sie Ihre Schätze und stellen Sie sich diese drei Fragen, die Jesus uns heute Morgen in diesem Bibeltext vorgelegt hat:

Erstens: Wie lange halten sich meine Schätze?
Zweitens: Wie stark prägen sie mich?
Und drittens, dann in Vers 24: Welchem Herrn will ich dienen? Wem gehört mein Leben?

Vielleicht sagen Sie: Diese Grundsatzentscheidung in meinem Leben ist gefallen – vor vielen Jahren schon. Mein Leben gehört dem Herrn. Aber es kann sein, dass Gott Ihnen und mir durch diesen Bibeltext zeigen will: Jawohl, das stimmt, du bist mein Kind, ich bin dein Herr, du läufst in meiner Spur. Und trotzdem haben sich unterwegs bei dir die einen oder anderen größeren oder kleineren Schätze eingeschlichen, die du loslassen solltest.

Lassen Sie uns doch ehrlich werden vor Jesus. Das kann uns kein Mensch abnehmen, denn kein anderer schaut in unser Herz als der Herr Jesus selbst. Lassen Sie uns Jesus darum bitten: „Herr, zeige mir das, bitte zeige mir, wo sich in meinem Leben möglicherweise Dinge eingeschlichen haben, die mir vielleicht gar nicht mehr bewusst sind, die so selbstverständlich dazugehören, dass ich in ihnen schon gar kein Problem mehr erkennen kann. Mache du mir klar, Herr, wo noch etwas sein sollte, das heraus muss in meinem Leben.“

Und dann gib mir doch den Mut und die Bereitschaft, loszulassen – so wie der Junge den Schlitten loslassen musste. Jesus wird uns davon auch freimachen und froh machen darüber, dass er unser Leben trägt.

Teste deine Schätze und sammle dir Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Und niemand kann zwei Herren dienen.

Herr, erbarme Dich. Amen.