Ich möchte, bevor wir die Bibel aufschlagen, noch ein Wort zum prophetischen Durchblick für unsere heutige Zeit sagen. Die meisten Menschen verstehen das Prophetenwort so, dass sie darin Enthüllungen über die Zukunft sehen. Das führt oft dazu, dass man das Prophetenwort sehr wundersüchtig betrachtet und sich davon distanziert.
Wie läuft das ab? Man sieht auf einem Panorama etwas und sagt: „Aha, so wird das einmal laufen.“ Genau so ist das prophetische Wort jedoch nicht gemeint. Deshalb scheitern alle Versuche, das prophetische Wort so auszulegen, wenn man meint, man könnte einfach mit dem Finger zeigen: „Aha, dann passiert das, dann passiert das“ – und das Ganze unbeteiligt betrachten.
Propheten haben immer so gesprochen, dass es für die Gegenwart gilt. Natürlich reden sie auch von der Zukunft, aber von der Zukunft nur im Hinblick auf das Heute. Wenn ich ein modernes Wort verwenden soll: Das prophetische Wort ist immer konkret – konkret für heute.
Man erkennt schon daran, dass eine falsche Auslegung vorliegt, wenn man das prophetische Wort nur distanziert für die Zukunft betrachtet. Es hat auch für heute Bedeutung. Wenn wir zum Beispiel sagen, es kommt zu Weltgerichten, dann hat das für mich heute eine Bedeutung, und das zeigen die Propheten.
So war es etwa auch in der urchristlichen Gemeinde. Das prophetische Reden war so, dass einem jungen Mann gesagt wurde: „Was du tust, ist falsch.“ Das redet konkret in seine Lebenssituation hinein. Warum ist es falsch? Weil Gott uns eine andere Lebensordnung gibt.
Die Propheten haben das natürlich aus dem gesamten Zusammenhang der Gottesoffenbarung genommen. Übrigens ist auch die Offenbarung des Johannes stark als Trostbuch für die Gemeinden gedacht. Denken Sie nur an die Sendschreiben.
Die Bedeutung des prophetischen Wortes für die Gegenwart
Gerade im Blick auf die Zukunft müssen wir heute unsere Situation neu verstehen.
Bei den Worten der Propheten werden wir immer wieder erkennen, wie sehr sie uns heute betreffen. Auch das, was über die Sammlung Israels gesagt wird, ist nicht nur etwas, das wir wie im Schaufenster oder im Kino betrachten. Es hat heute für uns Konsequenzen, denn so ist unser Gott.
Das hat auch für mich eine tröstliche Bedeutung. Es ist für mich eine Ermutigung, dem gehorsamen Gott nicht zu widerstehen. Das fordert heute von mir Glauben, weil ich mich nicht gegen Gott versündigen soll.
Ich bin schon vom Hesekiel abgewichen. Deshalb freue ich mich, dass beim nächsten Mal Hesekiel noch einmal dran ist. Es gibt viele Bilder, und auch die Berufung Hesekiels haben wir, glaube ich, gar nicht behandelt. Aber ich habe durch die schönen Losungsworte neuen Mut bekommen.
Die Bedeutung der Losung und der Umgang mit der Bibel
Was gibt es zu sagen? Heute hatten wir so eine schöne Losung. Sie haben alle nicht gelesen. Na, gemein! Ich wüsste sie natürlich auch nicht mehr. Ja, ich weiß es immer noch. Es war schön, aber ich erinnere mich auch nicht mehr genau, wo sie stand.
Meine Mutter hatte den Brauch, immer das ganze Kapitel zu lesen, aus dem die Losung entnommen war. Das ist schon mal gut. Als Sohn habe ich diesen Brauch meiner Mutter natürlich nicht übernommen. Jedes Kind will sich ja freischwimmen.
Aber ich denke doch, es war gar nicht dumm. Jetzt, mit 55 Jahren, komme ich darauf, dass es gar nicht so dumm war. Manche brauchen eben ein bisschen länger. Aber das lasse ich mir nicht veräppeln. Das ist genauso interessant.
Ich muss dem Jan nachschlagen: "Der Herr hat darauf, dass er euch gnädig sei." Der Herr hat darauf, dass er euch gnädig sei. Jesaja 30,18. Schlagen wir das mal auf.
Mit Markus, das habe ich auch noch, müssen wir nachher noch dran denken. Hier oben auch noch. Wer braucht noch Bibeln?
Darum hat der Herr darauf, dass er euch gnädig sei.
Die Bedeutung des Harrens auf Gott
Wir haben das Harren in der Bibel normalerweise immer nur als unser eigenes Harren verstanden. Es ist ein Wort, das man heute kaum noch in Zeitungen findet – ein altmodisches Wort. In der Bibel lässt es sich schwer anders wiedergeben.
Harren bedeutet: geduldig und ausdauernd warten. Es ist ein ganz bestimmtes Warten, ein langanhaltendes. Zum Beispiel eine Frau, die im Krieg gehört hat, ihr Mann sei vermisst, und die dennoch harrt, in der Hoffnung, dass er heimkommt. Oder ein Inhaftierter, der auf den Tag seiner Befreiung harrt. Das ist Harren – ein schönes Wort.
Für uns ist es sehr wichtig, denn man kann es nicht anders umschreiben, wie man auf Gott harren muss. „Harre des Herrn“, „harre meine Seele“, oder „die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft“ – so wird es in der Bibel gesagt. Es ist ein ganz bestimmtes Warten, das auch durch Zeiten der Anfechtung hindurchgeht, wie es Hiob getan hat.
Aber hier ist etwas Besonderes: Gott harrt. Haben Sie das bemerkt? Warum harrt Gott? Weil er mit seiner Gnade bei uns nicht zum Zuge kommt. Gott wird abgewiesen, Gott bekommt einen Korb von uns. Und dennoch wartet Gott geduldig Jahr um Jahr, bis er bei uns ein bisschen seiner Gnade wirken kann.
Das ist beeindruckend. Deshalb lohnt es sich, einmal einen ganzen Abend über so eine Losung nachzudenken.
Die Herausforderung der Gotteserkenntnis heute
Ich setze das mal ganz praktisch an.
Wir hören immer wieder im Gespräch mit unseren Freunden, dass das heutige Problem die Gotteserkenntnis ist. Leute fragen: Wie kann man Gott erkennen?
Das große Problem in unserem europäischen Hintergrund – oder im gesamten westlichen Hintergrund, wahrscheinlich auch in Russland und anderen östlichen Gruppierungen – lautet: Wo kann ich Gott finden? Wie kann ich Gott finden?
Viele sagen, sie hätten Gott gesucht. So führen sie oft Gespräche mit ihren Bekannten und Freunden. Das Problem ist jedoch: Wie kann man Gott wirklich ergründen?
Die Bibel sagt, dass Gott Schwierigkeiten hat, überhaupt bei uns „den Fuß in die Tür zu bekommen“. Er bemüht sich darum, dass er uns gnädig sei. Mit seiner Liebe und Güte versucht er, zu uns zu kommen, aber er dringt nicht ein.
Gott drängt, er brennt darauf, uns Gnade zu schenken. Er will helfen, beschenken und überschütten.
Was hält Gott also auf? Das ist die Frage unserer Bibelstunde heute: Warum kommt Gott nicht durch?
Gottes Geduld und das ungehorsame Volk Israel
Er bezieht sich zuerst auf das Volk Israel, und hinter diesem Volk Israel stehen wir dann plötzlich mit. Deshalb möchte ich noch einmal die vorhergehenden Verse lesen. Wir fangen vielleicht bei Vers 8 an:
„So geh nun hin und schreib es vor ihnen nieder auf eine Tafel und zeichne es in ein Buch, dass es bleibe für immer und ewig.“
Und dieses Buch haben wir jetzt ja.
Denn sie sind ein ungehorsames Volk und verlogene Söhne, die nicht hören wollen die Weisung des Herrn. Ich habe die Lutherübersetzung von 1984, und wenn die Formulierungen bei anderen Übersetzungen etwas abweichen, macht das nichts aus.
Sie sind verlogene Söhne, ein ungehorsames Volk, die nicht hören wollen die Weisung des Herrn, sondern sagen zu den Sehern: „Ihr sollt nicht sehen!“ Das sind also die, die Gottes Offenbarung empfangen haben, die Seher. Schon bei Samuel wurden diese Menschen Seher genannt. Als Saul zu Samuel kam, sagte man ihnen, sie sollten nicht sehen und nicht schauen, was wahr ist. Stattdessen sollten sie nur das sagen, was angenehm ist, und das, was das Herz begehrt.
Das ist ja so, als würde unsere moderne Zeit dargestellt. Wenn man sich die kirchliche Verkündigung und die Diskussionen in den Kirchen anschaut, zum Beispiel auf dem Kirchentag, wo man den Puls der Zeit fühlt, geht es immer darum, dass die Kirche das sagen soll, was die Menschen hören wollen. Das ist erschütternd.
„Sagt uns, was ihr hören wollt!“ In der kirchlichen Jugendarbeit fragt man: „Was wollen die jungen Leute heute hören? Das müssen wir ihnen bieten.“ Aber man sagt auch: „Bitte sagt uns nichts, was nur Gott offenbart, was man nur sehen kann und was man nur durch seine Wortoffenbarung hören kann.“
Denn es geht immer wieder darum, dass Gott uns etwas Neues zeigen will, was wir noch nicht kennen. Darum ist das Wort Gottes eben nicht bloß das, was uns angenehm ist und was unser Herz begehrt.
Und dann heißt es: Sie weichen ab vom Weg, gehen aus der rechten Bahn und sagen: „Lasst uns doch in Ruhe mit dem Heiligen Israels!“
Die Konsequenzen des Verwerfens von Gottes Wort
Darum spricht der Heilige Israels: Weil ihr das Wort verwerft und euch auf Frevel, Mutwillen und Trotz verlasst, soll euch diese Sünde wie ein Riss sein.
Wenn es beginnt, an einer hohen Mauer zu rieseln, die plötzlich und unerwartet einstürzt – das kennen Sie vielleicht noch vom Krieg. Man stand in einem Trümmergrundstück, was immer gefährlich war. Dann merkt man plötzlich, dass der Kalk herunterfällt, und wenig später stürzt die ganze Giebelwand ein.
Über euch kündigt sich schon das Gottesgericht an, weil ihr nicht hören wollt. Es ist wie bei einem Topf, der zerschmettert wird – man zerstört ihn ohne Erbarmen, so dass man nicht einmal eine Scherbe findet, die man benutzen könnte, um Feuer vom Herd zu holen oder Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen.
Diese Bilder muss man nicht mehr deuten. Das Wort Gottes ist so klar und deutlich, dass es jedes Kind verstehen kann.
Die Einladung zur Umkehr und das Versagen der Menschen
Denn so spricht Gott, der Herr, der heilige Israel: Wenn ihr umkehrt und still bleibt, wird euch geholfen. Durch Stille und Vertrauen würdet ihr stark sein, aber ihr wollt nicht.
Sehen Sie, es ist gesagt, warum Gott bei uns nicht durchkommt. Das hat sich durch die ganze Menschheitsgeschichte hindurch so vollzogen. Heute ist das für jeden von Ihnen ganz einfach zu beobachten.
Wir wollen unser Leben ohne Gott selbst gestalten. Wir haben nichts dagegen, an Weihnachten noch einige Zeremonien zu feiern, ein bisschen Krippenspiel und so weiter. Aber wir wollen unser Leben nicht von Gott bestimmen lassen.
Wir wollen selbst entscheiden, wie wir unser Leben ordnen. Wir wollen wissen, was gut ist, und auch festlegen, wie heute Gesetze gemacht werden. Wir wollen die Werte bestimmen. Der Mensch kann sich doch nicht vorschreiben lassen, wie er zu leben hat.
Das sieht man auch in der Zeitung: Plötzlich gibt es Leute, die meinen, der moderne Mensch müsse seine Weisungen wirklich aus der Bibel holen. Ja, genau das meinen wir. Dort ist festgeschrieben, was gut ist und was uns fördert.
Der moderne Mensch kommt nicht weiter, wenn er die Ordnungen Gottes verlässt.
Die Notwendigkeit der Umkehr
Jetzt möchte ich an dem Thema Umkehr stehenbleiben. Umkehr ist notwendig. Jesus hat dieses Wort „Umkehren“ als das am häufigsten gebrauchte Wort in seiner Predigt verwendet. Er benutzte nur ein Wort, das in der deutschen Übersetzung oft missverständlich mit „Buße“ wiedergegeben wird. Es bedeutet Umkehren oder Bekehren, also eine vollständige Umkehr.
Selbst gläubige Menschen müssen dauernd umkehren. Für mich war die Losung heute eine große Hilfe. Deshalb dachte ich, ich möchte darüber sprechen, wie schnell wir uns etwas einbilden – zum Beispiel ich an meinem Arbeitsplatz. Ich meine, ich könnte für Gott etwas bewirken. Aber in Wirklichkeit kann ich gar nichts bewirken, gar nichts.
Ich habe einen alten Predigtband von Traugott Hahn herausgeholt. Er hat zu Jesaja 30, insbesondere den Versen 15 bis 18, eine Predigt gehalten. Er war ein Märtyrer aus dem Baltikum. Zu dieser Stelle sagt er etwas sehr Wichtiges: Die meisten Menschen machen sich nicht klar, dass neun Zehntel dessen, was sie am Tag erleben, von ihnen nicht verändert werden kann. Wenn man morgens beginnt, sind die meisten Dinge bereits festgelegt. Im besten Fall kann man nur ein Zehntel des Tages beeinflussen, und das ist schon eine große Anstrengung. So dürfte Täuschung entstehen.
Die meisten Dinge laufen einfach ab. Was man mit seiner Arbeit letztlich bewirken kann, ist immer recht minimal. Die meisten Abläufe folgen fast einer unheimlichen Gesetzmäßigkeit. Nur Gott kann sie ändern. Er sagt: Traue Gottes Hand zu. Man versteht eigentlich nicht, warum wir alle so töricht sind und nicht mehr mit der Gegenwart Gottes rechnen. Schon das Gottesvolk Israel hatte damals Schwierigkeiten, aus der Nähe Gottes zu leben.
Umkehren bedeutet, still zu werden. Ja, wir wollen doch etwas tun und schaffen. Ich erlebe das bei jeder Predigtvorbereitung: Man denkt, das ist ein schöner Text, daraus mache ich eine schöne Predigt. Doch dann gerät man manchmal in Verzweiflung. Man rennt herum, macht kranke Besuche und ist überall unterwegs. Dann kniet man nieder und sagt: Herr, du musst eingreifen, sonst wird das alles nichts.
Das werden Sie merken, auch im Religionsunterricht oder anderswo. Ich kann nur von meinem Beruf sprechen. Überall stoßen wir an Grenzen, wo wir merken, dass es keinen Wert hat, was wir tun. Sie werden das erleben, wenn Sie Ihre Kinder erziehen, mit Ihren Nachbarn zusammenleben oder im Beruf Schwierigkeiten haben. Überall ist der Weg blockiert und kompliziert.
Umkehren heißt nicht einfach, sich umzudrehen. Es heißt, zu Gott hinzutragen und zu sagen: Herr, jetzt bin ich in einer Sackgasse. Jetzt brauche ich dich.
Die politische und geschichtliche Situation Israels zur Zeit Jesajas
Nun wenden wir uns der politischen und geschichtlichen Situation Israels zu, insbesondere Jesaja 30. Dazu muss ich kurz ausholen. Ich habe keine Karte zur Hand, aber Sie haben sicher eine Bibelkarte oder zumindest die Karte des Vorderen Orients im Kopf.
Israel war damals ein sehr kleines Land. Wenn wir hier von Juda sprechen, dann meinen wir nur noch ein Bruchstück des gesamten Israel von heute. Es war nur noch der südliche Teil. Die Grenze verlief wenige Kilometer nördlich von Jerusalem. Es war also nur dieses kleine Gebiet, das noch bestand.
Dieses kleine Völkchen mit dem Mini-Staat Jerusalem, den Gott erwählt hatte und der sein Land war, konnte sich im Spiel der mächtigen Politik nicht behaupten. Bosnien ist größer als Juda, Bosnien ist tatsächlich größer. Ganz Israel heute ist ungefähr so groß wie Hessen. Das damalige Juda war nur ein Bruchteil von Hessen. Man muss sich also erst einmal klarmachen, was für ein Miniland hier existierte.
Wie sollte sich dieses Juda in der Weltgeschichte behaupten?
Damals gab es zwei Großmächte, vergleichbar mit heute Russland und Amerika. Diese zwei Mächte waren Babylon und Assur. Assur wird heute als Gebiet des Irak bezeichnet – genau dasselbe Gebiet, das zwischen den beiden Flüssen Euphrat und Tigris liegt. Dieses Land, Mesopotamien, hatte in der Bibel verschiedene Namen. Wir nennen es Babylon, weil das die wichtigste Stadt dort war. Es gab dort bedeutende Ausgrabungen, die sehr schwer zugänglich sind, da sie im Irak liegen.
Die andere Großmacht war Ägypten. Juda konnte überhaupt nur zwischen diesen beiden Machtblöcken existieren.
Die Abhängigkeit von Großmächten und der Glaube an Gott
Wenn man die Geschichte betrachtet und Gott einmal außen vorlässt, muss man sagen, dass sich Juda oder Israel nur in Zeiten entfalten konnten, in denen die großen Mächte relativ schwach waren.
Sobald die Babylonier aktiv wurden, konnten sie nicht anders, als in diesen Machtkreis einzugreifen. Sie zogen nicht in die saudi-arabische Wüste, sondern in den Bereich Ägyptens. Dort spielten sich die Ereignisse ab, während andere Mächte im Norden agierten. Das war der alte Machtkampf zwischen den Pharaonen Ägyptens und den Babyloniern. In diesem Kräftespiel fand alles statt.
Wir haben hier König Hiskia in Juda, in Jerusalem. Hiskia war ein Mann des Glaubens. Er ist bekannt dafür, dass er den Tunnel durch den Gihon gegraben hat, als die Assyrer Jerusalem belagerten. Der Prophet Jesaja stand ihm in dieser Zeit bei und ermutigte ihn mit den Worten: „Bleib doch fest!“
Hiskia war ein großer König. Während der Belagerung – wir haben das in einer Predigt behandelt – spottete der assyrische Gesandte Rabschak, als die Soldaten auf der Mauer standen. Er sagte so etwas wie: „Ihr könnt ja gleich euren eigenen Urin trinken“, was in der Bibel so steht. Er meinte, sie hätten nichts mehr zu trinken. Außerdem sagte er: „Wenn ich euch Pferde gebe, könnt ihr nicht darauf reiten, denn ihr habt keine Reiter.“
Daraufhin bat der König, auf Englisch zu sprechen, damit seine Soldaten nicht alles verstehen. Doch Rabschak erwiderte, dass er wolle, dass die Soldaten wissen, woran sie sind: Sie seien verloren.
König Hiskia ging dann in den Tempel und legte einen Brief dorthin. Daraufhin schenkte Gott ein Wunder und befreite Juda von Assur. Es handelt sich um eine wirklich wunderbare Rettungstat Gottes, die unter der Führung des Propheten Jesaja erlebt wurde.
Die Geschichte der Könige Hiskia und Josia
Wir haben die ganze Geschichte noch einmal beim Josia betrachtet. Wenn ich richtig gezählt habe, war er Urenkel von Hiskia. Hiskia starb etwa im Jahr 607 vor Christus. Josia war ein sehr frommer König. Er ließ den Tempel von allen Götzenfiguren reinigen.
Es ist erschreckend, dass am Eingang des Tempels immer wieder assyrische Pferde gefunden wurden. Diese waren am Tempeleingang aufgestellt. Erst dadurch erkennt man, welche Macht die Assyrer mitbrachten. Sie verlangten nämlich, dass ihre Präsenz durch ihre Götzen dargestellt wird, die dort aufgerichtet waren. Josia hat diese Götzen herausgeschmissen und sich getraut, sich gegen Ashur aufzulehnen.
Beim Hiskia steht jedoch, dass seine Versündigung im Alter geschah, als er starb. Er zeigte den babylonischen Gesandten seine Schatzkammer. Vermutlich war das Teil eines diplomatischen Machtspiels, um zu signalisieren: Ich kann bezahlen. Jesaja sagte ihm daraufhin, dass er das nicht hätte tun sollen. Hiskia habe sein Vertrauen auf Geld gesetzt und wollte Politik damit machen.
In Jesaja 39 wird davon berichtet, aber man sollte diese Stelle nicht überlesen. Hiskia war also der König, der etwa hundert Jahre vor Josia lebte. Josia wollte ganz anders Politik machen. Er bekämpfte komischerweise die Ägypter, um den Assyrern zu helfen. Das war ungewöhnlich.
Josia zog den Ägyptern bei Megiddo entgegen. Megiddo ist ein Ort an der Ebene Israels, den man oft besucht, dort befindet sich die Festung Megiddo. Der ägyptische König warnte Josia und bat ihn, keinen Krieg anzufangen. Doch der Krieg hatte noch gar nicht begonnen. Plötzlich schoss ein Schütze einen Pfeil ab, der Josia traf und tötete.
Jeremia nahm sogar an der Beerdigung teil und hielt eine bewegende Ansprache für König Josia. Juda war gelähmt. Der fromme König Josia fiel durch eine unglückliche politische Handlung gegen Ägypten. Die beiden Mächte waren Assyrien und Ägypten. Man muss die Hintergründe nicht unbedingt verstehen, es sei denn, man möchte die biblische Geschichte für sich selbst aufarbeiten. Dann wird vieles klarer werden.
Die Warnung vor weltlichen Bündnissen und das Vertrauen auf Gott
Dieses Kapitel Jesaja 30 wurde verfasst, um deutlich zu machen, auf welche Seite man sich verlassen soll. Es wird gesagt: Verlasst euch nicht auf irgendwelche weltlichen politischen Mächte, sei es Assyrien oder andere.
Im Kapitel 31 heißt es: „Nicht Ägypten“ – das ist die Überschrift. Nicht Ägypten, sondern der Herr rettet Jerusalem.
Damals gab es die Versuchung, ein Bündnis mit den Ägyptern einzugehen, um sich gegen die Babylonier zu verteidigen. So wie heute manche sagen, sie müssten mit Russland oder Amerika, mit einer Großmacht, zusammenarbeiten. Gott hat aber durch seine Propheten gesagt: Ihr könnt allein mit mir das wagen. Das war der große Wurf – durch Stille sein und Hoffen, durch Starksein.
Was damals an Ägypten besonders verlockend war, waren die Pferde. Schon Salomo hatte seine Pferde eingekauft. In der Bibel steht sogar genau, was ein Pferd bei Salomo gekostet hat. Das kann man alles nachlesen.
Im Kapitel 31, Vers 3 heißt es: „Ägypten ist Mensch und nicht Gott, und seine Rosse sind Fleisch und nicht Geist.“ Der Herr wird seine Hand ausstrecken, sodass die Helfer straucheln. Derjenige, dem geholfen wird, fällt, und alle kommen miteinander um.
Das Gericht Gottes über Assyrien wird kommen. Gott wird Geschichte machen.
Die Anwendung auf die heutige politische Lage und das Vertrauen auf Gott
Wir hatten in den letzten zwanzig Jahren immer wieder Diskussionen in den Christengemeinden. Die Leute fragten oft, wie man biblische Aussagen auf unsere politische Lage übertragen kann. Dabei ging es zum Beispiel um die Wiederbewaffnung Deutschlands oder um Raketenrüstung.
Man muss wissen, dass man solche Aussagen nicht auf die deutsche Bundesrepublik übertragen kann. Sie gelten nur für das Gottesvolk. Das Gottesvolk soll niemals auf weltliche Macht vertrauen, egal in welcher Situation.
Wir brauchen keinen Fußballspieler vom VfB, damit er das Evangelium hochhält. Manchmal ist es auch ein Krampf, wenn man denkt, dass es besser ankommt, wenn ein Politiker in unserer Versammlung ein Zeugnis gibt. Aber wir brauchen keine weltliche Macht, sondern den Herrn selbst.
Er kämpft für seine Gemeinde. Es geht nicht um Geld oder darum, mit irgendwelchen Dingen zu protzen. Es geht um das Gottesvolk, und das ist der entscheidende Punkt. Als Nation in Deutschland sind wir nicht mit Israel vergleichbar. Das Gottesvolk soll allein auf den Herrn bauen.
Wenn ihr umkehrt und still bleibt, so wird euch geholfen. Das ist mir wichtig für eine Gemeinde. Wenn wir heute Licht und Salz sein wollen, was sollen wir tun? Umkehren, allein den Herrn suchen und ihm vertrauen.
Ich halte das für den einzigen Weg, auch in einer Zeit, in der unsere Kirchen leer werden und man Erneuerung sucht. Umkehren und still sein, allein aus dem Wort leben und dem Herrn vertrauen.
Wer das tut, wird erleben, wie Gott seinen Hauskreis segnet, wie Kinderarbeit beginnen darf und wie man aufbauen kann. Umkehren und dem Herrn allein vertrauen.
Es geht nicht mit irgendwelchen Tricks oder Methoden, sondern durch Umkehren, durch still sein und hoffen. So werdet ihr stark sein.
Die Kraft des Vertrauens auf Gott im Alltag
Wenn sie in allen Kleinigkeiten ihres Lebens mit Gott rechnen – sei es in beruflichen Schwierigkeiten, in Krankheitsnöten, in menschlichen Spannungen oder auch dort, wo sie für Gott etwas bewirken wollen – werden sie es erleben.
Wie wir heute Morgen in unserem Büro gelesen haben, hat uns das sehr bewegt, besonders im Blick auf unsere Mitarbeiter. Ob sie nun in Äthiopien, Angola, Mosambik, Sair, im Südsudan oder an einem anderen Ort sind: Wenn sie begreifen, dass der Pilot an seiner Maschine sitzt, und verstehen, dass ihnen nichts geschehen kann außer dem, was Gott zulässt, dann verändert das alles.
Unsere Mitarbeiter stehen oft vor der Gefahr zu denken: „Ich bin jetzt eine Fachkraft und bringe den Afrikanern etwas bei.“ Doch häufig geht vieles schief – ähnlich wie in der Entwicklungspolitik. Wenn Gott nicht Wunder tut und durch seine schwachen Boten wirkt, bleibt nur das Umkehren und Stillschweigen als Geheimnis.
Dann merken sie, dass Gott doch etwas tun will. Jeder Tag kann so beginnen: Wenn Sie morgen in den Tag hineingehen und diese Losung mit sich tragen, dann hat Gott die Möglichkeit, Ihnen Gnade zu schenken.
Die Bedeutung der Gnade Gottes
Was bedeutet es, Gnade zu geben? Er will uns mit Gutem und Gnade überschütten. Gnade heißt, dass wir fehlerhafte, schwierige und eigenartige Menschen sind, und dennoch will Gott uns segnen. Er will uns zu Königskindern machen und zu Menschen, die Frucht bringen können.
Über uns steht geschrieben: Gott will Gnade geben. Er krönt dich mit Gnade und Barmherzigkeit. Diese Worte sind zahlreich. Wenn man sie nachschlägt, findet man Sätze wie: "Mögen Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen."
Das Geheimnis meines Lebens ist nicht, dass ich irgendetwas kann oder besser wäre als andere, sondern dass die Gnade des Herrn da ist. Deshalb möchte ich etwas für ihn bewirken. Das gilt für jeden Menschen.
Manchmal sind wir glücklich, doch wir sehen auch die Schwächen eines Menschen. Für Gott ist das nicht schlimm. Er will mit seiner Gnade wirken, auch bei Menschen, die tief in Schuld stecken, die viel falsch gemacht haben und sich in falschen Dingen verrannt haben. Er will sie herausholen und befreien.
Die Gnade ist wunderbar. Jesus hat in der Geschichte vom verlorenen Sohn sehr schön dargestellt, was Umkehr bedeutet. Der Sohn kommt vom Schweinestall zurück ins Vaterhaus und ist wieder Sohn beim Vater. So sollen wir leben.
Gott wartet darauf, dies zu tun. Ich bin überzeugt, dass Gott darauf wartet, unsere Christenheit in Deutschland noch einmal zu segnen. Er will erneut Gnade geben und wunderbar wirken – wie zu Martin Luthers Zeiten, wie zu Bodelschwings Zeiten und überall sonst. Er will es noch einmal tun.
Und wir sind oft so unvernünftig und...
Die Gefahr der Betriebsamkeit und die Notwendigkeit der Stille
Und da sitzt man zusammen in Gremien, macht Resolutionen, schreibt Papier voll und hat gar keine Zeit zum Stillsein. Jetzt müssen wir uns noch einmal ansehen, was Stillsein eigentlich bedeutet. Stillsein heißt: nichts tun, nichts tun.
Haben Sie in Ihrem Alltag Zeit für Stille? Ich habe zum Beispiel immer einen schönen Probedurchlauf meiner Bibelstunde. Die findet mittags statt, um halb drei. Dabei kann ich schon einmal üben, damit ich abends nicht ins Stocken gerate. Das ist ganz schön, denn so kann ich den Text besser auswendig lernen.
Heute Mittag habe ich zu den Älteren gesagt: Niemand hat so wenig Zeit wie ihr Alten. Ihr habt überhaupt keine Zeit mehr, das ist ja furchtbar. Wenn man im Ruhestand ist, hat man keine einzige freie Minute mehr. Das ist wirklich grässlich.
Dann sagte tatsächlich jemand: Es ist noch viel schlimmer. Ich bin heute Morgen um halb sechs aufgestanden und hatte keine einzige freie Minute. Er meinte, wer sagt denn, dass er einfach ausruhen kann? Er tut nur für die ganze Familie Wäsche waschen. Da sollte man alte Socken noch einmal anziehen.
So haben wir heute Mittag unsere Bibelstunde kalt gemacht. Was ist das für eine Diktatur, auch bei vielen Frauen? Ich weiß, meine Frau hat heute herrlich Fenster geputzt.
Aber wissen Sie, man sagt einfach: An der Stille darf es nicht fehlen. An der Stille darf es nicht fehlen. Und dafür brauche ich einfach eine Stille. Gerade in der Stille wird bei uns so viel wieder wach – aber das ist herrlich. Wir dürfen die Stille über dem Wort verbringen und im Gebet.
Die Stille brauchen wir, denn erst dort geht es uns wieder auf. Wir sind nicht die Macher. Oft finden wir zur Stille erst durch gewisse Schläge, durch Leiden oder durch Krankheiten. Das ist schade.
Dennoch ist die Stille so wichtig.
Die Kraftquelle in der Stille und im Wort Gottes
Und die Stille, die ich nun einfach praktiziere, indem ich bei der Losung einen Zusammenhang lese und mir die Zeit dafür nehme – wir sind doch einfach betrogen, wenn wir heute Morgen sagen, es reicht bloß die Losung, und wir haben den Zusammenhang nicht erkannt.
Das passiert mir oft auch. Da müssen wir aufpassen, denn dann fehlt uns etwas, und wir haben die Kraftquelle gar nicht entdeckt.
So viel, was wir tun: Plötzlich streiken vielleicht die Beschäftigten im öffentlichen Dienst, und man steht an der Straßenbahnhaltestelle still. Oder das Auto geht kaputt, und man steht den ganzen Morgen da, bis der ADAC kommt und einen abschleppt. Auf einmal hat man so viel Zeit.
Und dann regt man sich auf und sagt: Heute geht alles schief.
Als ob wir ein bisschen klüger wären und sagen könnten: Ja, aus der Stille heraus würdet ihr stark sein. Nicht, dass Gott nicht auch die Tat von uns wollte, ja. Aber dann, wenn die Hand geführt ist und etwas bewirken kann – doch ihr wollt nicht. Ich...
Die Bedeutung des Lernens von anderen und der seelsorgerlichen Erkenntnis
Mir war es in der Predigt von Traugott Hahn interessant, dass er sagte: Wenn ich einen guten Gedanken habe, habe ich ihn immer von irgendwo geklaut. Das sei immer das Beste.
Neulich traf ich einen jungen Vikar, der meinte, das wolle er nicht. Er wolle alles selbst erarbeiten. Ich dachte: Armer Mann, da hat er der Gemeinde nicht viel zu sagen. Man sollte doch schauen, wo man etwas Gutes lernen kann. Es geht darum, das weiterzugeben, was man selbst gehört hat.
Dabei muss man in der Bücherei stöbern und herausfinden, wo der Segen fließt. Ich kann doch nichts Neues erfinden. Ich kann hören, wo Gott schon geredet hat, und diese Botschaft weitergeben.
Was mich an Traugotts Worten besonders beeindruckt hat, war, dass er sagte: Zu Beginn des Jahrhunderts gibt es viele Menschen, die sich minderwertig fühlen. Viele machen sich selbst Vorwürfe. Ich dachte, das sei super erkannt. Das hat er seelsorgerlich schon damals erkannt, und heute ist das ein großes Thema geworden.
Die Gefahr der großen Sprüche und die Notwendigkeit der Vergebung
Ich denke immer wieder an die großen Sprüche, die jetzt am Ende des Jahrhunderts kommen, wie zum Beispiel: „Ich brauche doch nicht Gott, und ich will auch mit meiner Tat etwas tun.“ Solche Aussagen stammen meist von Menschen, deren Leben von außen betrachtet nur noch Schrott ist – rostiger Schrott.
Diese Sprüche sind oft nur leere Worte. Dahinter steckt nichts mehr, das ganze Leben ist gescheitert. Wir Menschen sind große Sprücheklopfer und behaupten, vor Gott bräuchten wir nichts mehr.
Dann merkt man wieder, wie schade es ist, dass man heute nicht offen über Schuld reden kann. Selbstvorwürfe brauchen wir uns auch nicht zu machen.
Wer Vergebung erlangt hat und die Nähe Gottes erfahren durfte, der darf sich wieder freuen: „Ich bin ein von Gott angenommener Mensch.“ Jeder Tag meines Lebens ist wertvoll.
Die Bedeutung jedes Lebensalters und der Dienst für Gott
Liebe Freunde, ich sage es Ihnen wieder: Auch im hohen Alter, auch wenn Ihre Kraft geschwunden ist, auch wenn Sie 100 Jahre alt sind – jeder Tag ist von Gott gefüllt und wertvoll. So wertvoll wie der Tag eines jungen Menschen, der vor Kraft strotzt.
Gott braucht Sie. Er wird Sie mit anderen Aufgaben brauchen. Sie müssen nicht mehr einen Marathon laufen oder 50 Kilometer gehen. Gott wird Sie für andere Dinge brauchen. Sie müssen nicht mehr einen Marathon laufen oder das Matterhorn hochklettern. Stattdessen wird Gott Sie an Ihrem Platz brauchen.
Und Sie dürfen für ihn wirken. Es ist so wichtig, dass man das erkennt und nicht in Selbstvorwürfen lebt, sondern sagt: Mein Leben ist neu geworden. Seien Sie gewiss, dass die Gnade Gottes Sie trägt – die Gnade Gottes, die mit mir ist.
Wie in Ulm die Reformation eingeführt wurde, habe ich die Geschichte ja schon oft erzählt. Württemberg wurde nicht durch den Hof hier in Stuttgart evangelisch. Hier herrschten die Österreicher. Unser Herzog Ulrich wurde vertrieben. Er ging nach Frankreich, weil er eine Frauengeschichte hatte und seinen Stallmeister ermordet hatte. Das war kein gutes Vorbild.
Dieser Herzog Ulrich hat später Württemberg evangelisch gemacht. Das ist also keine ruhmreiche Geschichte. Sein Sohn Christoph war besser, aber Ulrich war es, der die Reformation einleitete. Deshalb wurde die Reformation durch das Volk eingeführt.
Das Land war offiziell noch katholisch, da es von der österreichisch-habsburgischen Regierung übernommen worden war. Doch in den Reichsstädten wurde die Reformation eingeführt. Reichsstädte waren zum Beispiel Reutlingen, Esslingen, Rottweil und Ulm.
Die Entscheidung für Gottes Gnade in Ulm
In Ulm wurde die Reformation nicht so eingeführt, wie man sich das heute vorstellt – katholisch oder evangelisch. Diese Unterscheidung gibt es erst seit unserer Zeit. Darum ging es damals auch gar nicht. Es ging nicht um eine Kirche, sondern um die Frage: Wollt ihr lieber Gottes Gnade und die Ungnade des Kaisers? Oder Gottes Ungnade und die Gnade des Kaisers?
Ganz einfach: Wollt ihr euch mit Menschen gutstellen, also mit dem Kaiser und seiner Macht, der verboten hat, dass das Evangelium zur Richtschnur des Lebens der Kirche wird? Wollt ihr dem entgegentreten oder wollt ihr Gottes Gnade verlieren?
Die Ulmer haben sich zu über 90 Prozent für Gottes Gnade entschieden – eine herrliche Formulierung. Die Bäcker hatten damals ein schlechtes Wahlergebnis mit 87 Prozent, aber seitdem es eine christliche Bäckervereinigung gibt, hat sich das verbessert.
Damit man das einmal weiß: Die schöne Formulierung, Gottes Gnade zu wählen und die Ungnade der Menschen zu tragen, tut ihnen dann nicht mehr weh. So hat eine Reichsstadt – Ulm war ja nur eine kleine Stadt – den Mut gehabt, dem Kaiser „Nein“ zu sagen.
Es ist beeindruckend, wenn man das heute noch einmal sieht: Beim Augsburger Reichstag 1530, das kann man sich kaum vorstellen, da haben alle großen Landesherren dem Kaiser endlich gesagt: „Nun wird das Evangelium endgültig wieder unterdrückt und kommt wieder unter die Hierarchie der Bischöfe.“
Und der Rat von Reutlingen sagte: „Wir unterschreiben das Augsburger Bekenntnis, wir setzen unseren Namen darunter.“ Was für ein Mut das war! Ein kleines Städtchen, das sich entschieden hat, weil es die Gnade Gottes nicht verlieren wollte.
Die Grundlage des Lebens und der Glaube an Gottes Gnade
Und das ist eine Frage an Sie: Worauf bauen Sie? Ihr Leben wird doch nicht bestimmt durch günstige oder ungünstige Umstände. Auch nicht durch die sündigen Verführungen unseres Lebens, die man hier und da erlebt. Man erhält sein Lebensstück nicht durch solche Dinge. Sie brauchen vielmehr die Gnade Gottes.
Vers 18 sagt: „Darum harrt der Herr darauf, dass er euch gnädig sei. Er will euch seine Gnade geben und macht sich auf, dass er sich euer erbarme; denn der Herr ist ein Gott des Rechts und Wohlwollens allen, die auf ihn harren.“
Du Volk, das in Jerusalem wohnt, du wirst nicht weinen; er wird dir gnädig sein. Wenn du rufst, wird er dir antworten, sobald er es hört. Diese Worte dürfen sie jetzt auf sich beziehen.
Doch über diesem zerstörten Jerusalem klingt dies. Es hat noch die assyrische Bedrohung, die später noch zur Belagerung führt. Danach folgt die ägyptische Bedrohung, und schließlich die Zerstörung Jerusalems.
Das alles reicht bis zum endzeitlichen Jerusalem. So ist es beim prophetischen Wort: Wir können die Zeiten nicht mehr klar auseinanderhalten. Dieser Abschnitt führt bis zur Wiederkunft Jesu.
Die Verheißung der Versorgung und Führung Gottes
Ich lese mal weiter:
Der Herr wird euch in Trübsal Brot geben und im engsten Wasser. Euer Lehrer wird es nicht mehr verbergen müssen, sondern eure Augen werden euren Lehrer sehen, und eure Ohren werden hinter euch das Wort hören. Dies ist der Weg, den ihr gehen sollt. Ihr könnt ganz sicher gehen, weil Gott euch den Weg weist. Ihr werdet weder nach rechts noch nach links abweichen.
Ihr werdet eure silbernen Götzen und die goldenen Hüllen eurer Bilder entweihen und sie wie Unrat wegwerfen. Ihr werdet ihnen sagen: „Hinaus!“ Und er wird dem Samen, den ihr auf dem Acker gesät habt, Regen geben. Er wird euch Brot geben vom Ertrag des Ackers in voller Genüge.
Selbst wenn es fünfmal Benzin gibt, wird der Herr noch euren Tank im Auto füllen. Euer Vieh wird zu der Zeit weiden auf Weideauen. Die Rinder und Esel, die durch die Felder ackern, werden gesalzenes, gemischtes Futter fressen. Das Geworfene mit Schaufeln und Wurfkappen ist nicht rührend, wie Gott sagt.
Er wird für alles sorgen, damit das Essen gut bekommt, die Speisekammer gefüllt ist und alles funktioniert. Auf allen großen Bergen und hohen Hügeln werden Wasserbäche und Ströme fließen. Das wird zur Zeit der großen Schlacht sein, wenn die Türme fallen und der Mond scheint.
Jetzt wird es endzeitlich. Gott wird irgendwo die ganze Geschichte walten lassen, wenn der Mond die Helligkeit der Sonne bekommt. Der Sonnenschein wird siebenmal heller sein zu der Zeit, wenn der Herr den Schaden seines Volkes verbinden und seine Wunden heilen wird.
Aber die Gnade Gottes ist das Herrlichste, was wir heute schon haben.
Begrüßung und Hinweis auf weitere Materialien
Jetzt ist es ganz furchtbar, dass ich dich nicht begrüßt habe. Du bist da, das wäre wunderbar. Der liebe Lars aus Halle, herzlich willkommen aus dem Studium! Es hat uns sehr gefreut, immer wieder die Berichte zu hören, dass du heute unter uns bist.
Und noch einmal: Niemand wollte dich willkommen heißen in dieser Runde. Wenn, dann war es nicht so. Ich schaue immer wieder erst einmal bei allen unseren Leuten herum. Ich wollte natürlich alle willkommen heißen.
Aber immer wieder – man muss das sagen – gibt es diese Hefte noch. Der Doktor Heintz, Peter Hempelmann, ein Pfarrer, hat einen Vortrag gehalten in einem Kreis von württembergischen Pfarrern. Thema: „Die Einzigartigkeit Jesu Christi und das Problem der Toleranz“. Das ist ein philosophisch-biblischer Vortrag.
Für Leute, die sich mit solchen Fragen beschäftigen und sagen: „Ich will das mal philosophisch, wissenschaftlich ganz sauber wissen, wie das eigentlich ist“, ist das sehr interessant. Er sagt nämlich, aus dem Denken heraus geht Toleranz gar nicht, wie heute alle sagen, dass alle Religionen zu Gott führen.
Wir haben diese Hefte frei da. Wer sich dafür interessiert, darf gern eins mitnehmen. Das haben wir vorhin vergessen bekanntzugeben. Oder soll man sie hinten noch hinlegen? Das kann man auch hinten noch hinlegen.
Aber nur die, die es lesen wollen. Sonst ist es schade. Das sind keine erbaulichen Artikel, sondern wirklich für jemanden, der es mal wissenschaftlich so richtig verstehen will, was Toleranz bedeutet, warum Jesus allein die Wahrheit ist und warum man das auch philosophisch durchhalten muss.
Das ist eine ganz tolle Sache für denkende Leute, die das einmal schaffen wollen.
