Einführung und Vorstellung der Praktikantin
Der Gast der Woche: Fünf Episoden mit einer echten Bibelschülerin. Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – Nachfolge praktisch, dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um Sara.
So, eine Woche mit einer echten Bibelschülerin geht zu Ende. Sarah macht ein Praktikum bei uns in der Gemeinde. Ich gebe zu, das ist immer wieder ein Gewinn für uns als Gemeinde. Das liegt daran, dass wir eine sehr kleine Gemeinde sind und ein altes Gemeindehaus mitten in der Stadt haben, wo immer viel zu tun ist.
Deshalb freuen wir uns immer über Praktikantinnen und Praktikanten, die vorbeikommen.
Erste Eindrücke und Erfahrungen im Praktikum
Du hast jetzt ein dreimonatiges Praktikum, und ungefähr sechs Wochen davon sind bereits vergangen. Das heißt, du bist ungefähr auf der Hälfte der Zeit. Wenn du schon ein erstes Resümee ziehen müsstest, was würdest du sagen, was du bisher mitgenommen hast?
Auf jeden Fall nehme ich den Gedanken mit, dass Treue unfassbar wichtig für eine Gemeinde ist. Es sind die Menschen, die treu sind und das tun, was niemand sieht, die wirklich zählen. Oft werden sie nicht bejubelt, im Gegenteil: Am Ende kommt vielleicht noch jemand und sagt, das hättest du aber besser machen können.
Es gibt immer jemanden, der nicht mitgemacht hat und einen Verbesserungsvorschlag hat. Das gehört im Gemeindebau einfach dazu, das habe ich gelernt. Genau das merke ich, und es fasziniert mich, wie treu trotzdem die Leute sind, mit denen ich arbeiten darf.
Das ist auf jeden Fall auch ein Vorbild für mich. Ich denke, dass ich dieses Vorbild, treu zu sein, später im Dienst gut weitergeben kann. Einfach treu sein – das ist etwas, was ich für den späteren Dienst mitnehme.
Die Bedeutung von Treue im Dienst
Ich denke, dass du da recht hast. Ich bin jetzt schon einige Jahre im vollzeitlichen Dienst, und ich würde genau dasselbe sagen: Am Ende gewinnen die Treuen. Treue ist eine Tugend, die in unserer Zeit wahrscheinlich nicht mehr den Stellenwert hat, den sie eigentlich verdient.
Ja, das ist ein toller Punkt. Hast du noch etwas, das du für besonders wichtig hältst?
Ein liebendes Herz zu haben – gerade in Situationen, in denen man wirklich sein Bestes gegeben hat und jemand mit einem liebevollen Verbesserungsvorschlag kommt. Dies nicht als Bösartigkeit zu sehen, sondern als Ausdruck von Liebe und Fürsorge. Offen und zugewandt gegenüber dem anderen zu bleiben.
Ich glaube, wenn man lange im vollzeitlichen Dienst arbeitet, besteht die Gefahr, dass diese Liebe für den anderen etwas weniger wird oder erkaltet. Das liegt einfach daran, dass Menschen nun einmal Menschen sind und sich gegenseitig verletzen können.
Ich merke das bei den Menschen, mit denen ich arbeite. Für mich ist es auf jeden Fall eine bewusste Entscheidung, das nicht zuzulassen. Und ich finde es gut, dass sie hier lernen darf, genau das zu tun.
Herausforderungen und Umgang mit Verletzungen in der Gemeinde
Ja, das ist ein sehr wichtiger Punkt. Ich denke, Gemeinde gibt einem oft genug Gründe, sie zu hassen. Das klingt zwar hart, aber es ist leider häufiger so, als einem lieb ist, dass Situationen entstehen, in denen man sich müht und trotzdem das Gefühl hat, nach all der Mühe noch einen Tritt in den Hintern zu bekommen.
Wenn man so etwas oft genug erlebt, kann man leicht zum Zyniker werden. Da muss man wirklich aufpassen. Ich merke, wie mir die Bibelstelle aus Psalm 16, besonders Vers 3, sehr hilft. Dort heißt es: „An den Heiligen, die auf Erden sind, an den Herrlichen ist all mein Wohlgefallen.“ Diese Worte muss ich mir oft vorsagen. Ich sage mir dann: Die Leute, die dich gerade verletzt haben – und das ist eine Verletzung, da muss man ehrlich sein und darf sie nicht einfach unter den Teppich kehren – diese Leute sind diejenigen, die der Herr Jesus sehr lieb hat.
Deshalb will ich sie auch liebhaben und nicht aufhören, sie zu lieben, egal was sie tun. Da gebe ich dir Recht: Der Rückzug ist immer die einfachste und zugleich gefährlichste Lösung. Ich glaube, jemand, der zum Zyniker wird, steht kurz davor, seinen Glauben zu verlieren. Das ist ein sehr kleiner Schritt.
Ich kenne einige Menschen, die rückblickend auf ihre Gemeindegeschichte, nachdem sie ausgestiegen sind, eigentlich nur noch Verachtung für Gemeinde übrig haben – egal wie viel Gutes sie in dieser Zeit erfahren haben. Da wird richtig Geschichte umgeschrieben.
Liebe zur Gemeinde trotz Schwierigkeiten
Was hast du noch? Das ist etwas, das ich aus der Bibelschule mitgenommen habe. Im letzten Jahr haben wir uns viel mit der Gemeinde beschäftigt. Meine Liebe zur Gemeinde ist dadurch einfach gewachsen. Ich freue mich sehr darauf, endlich wieder in meiner Heimatgemeinde mitarbeiten zu können.
Ich finde es großartig, dass ich jetzt schon für drei Monate in der Gemeinde hier arbeiten kann. Denn, wie du schon gesagt hast: Jesus liebt seine Gemeinde – Amen! Mit allen Konsequenzen, mit allem, was Lieben eben mit sich bringt. Mit Tiefen, mit Weinen, mit Leiden und mit Dingen, die man nicht versteht. Aber genau so ist es.
Wenn ich mir vorstelle, dass ich irgendwann vor Jesus stehen werde, möchte ich hören, wie er zu mir sagt: „Gut gemacht, mein treuer Knecht.“ Und dass ich an dem Punkt, an dem er mich jetzt gestellt hat – nämlich in eurer Gemeinde für diese drei Monate – treu gearbeitet habe. Dadurch habe ich an seinem Reich mitgebaut, an der Gemeinde, die er liebt. Das gibt mir ein gutes Gefühl.
Ja, das kann ich gut nachvollziehen. Ich wünsche mir, dass viele, viele junge Christen diese Liebe zur Gemeinde entwickeln. Ich glaube, das wird in den nächsten Jahren ein großes Problem werden: Dass immer mehr Menschen ihre Liebe zur Welt steigern. Die Ablenkungen nehmen zu, das übermäßige Eingebundensein in Arbeit und Gesellschaft wächst.
Dabei wird die tiefe Liebe zur Gemeinde, die der Herr Jesus hatte, als er am Kreuz starb, immer seltener.
Abschluss und Segenswünsche
Schön, dass du hier bist. Wir freuen uns von Herzen, dass du dein Praktikum bei uns machst. An dieser Stelle möchten wir dir auch im Namen der Gemeinde Gottes Segen wünschen.
Wir hoffen, dass du deinen Gedanken, in die Mission zu gehen, auch wirklich umsetzt. Viele von uns haben dich liebgewonnen und möchten deshalb gerne deinen Gebetsbrief erhalten. Sie wollen wissen, wie es mit dir, Sarah, weitergeht.
Vielleicht haben wir ja eines Tages eine Missionarin aus unserer Gemeinde im Ausland. Dann können wir sagen: „Ja, damals, im Jahr 2021, war sie hier und hat bei uns die Gemeindewohnung renoviert.“
Sarah, vielen herzlichen Dank für diesen Podcast mit fünf Episoden, in denen wir eine echte Bibelschülerin kennenlernen durften. Sehr gerne!
Das war es für heute und für diese Woche. Der Herr segne dich, lass seine Gnade dich erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.
