Einführung: Veränderung durch Jesus Christus
Am Mittwoch hatten wir das Thema Veränderung. Warum? Warum sollen wir uns verändern? Die Antwort war kurz und knapp, vielleicht in einem Satz: Weil Jesus Christus aus Liebe zu uns kam.
Das ist das Geheimnis – aus Liebe kam er, um uns hier auf der Erde zu begegnen, in unseren Herzen zu wohnen und uns frei zu machen von vielen Zwängen, denen wir hier unterliegen.
Am Donnerstag war das Thema „Du musst kein Held sein“. Was mache ich jetzt, wenn Jesus auf diese Erde kommt und ich angesprochen werde? Wenn ich merke, dass sich etwas in meinem Leben verändern muss, dann fange ich ganz klein an, mit Jesus zu leben.
Dabei haben wir festgestellt: Dafür braucht man Mut. Man muss kein Held sein, aber Mut ist trotzdem nötig. Vielleicht muss man gegen seine Gewohnheiten ankämpfen. Man braucht Demut und eine ganze Menge Ehrlichkeit.
Gestern war der Jugendgottesdienst, und heute geht es um das Thema Veränderung hin zu einem nachhaltigen Leben. Was möchte Gott von uns? Wenn ich mich auf ihn eingelassen habe und mit ihm lebe, dann hat er vielleicht eine Aufgabe für mich.
Wir haben gestern schon darüber gesprochen: Ich glaube nicht, dass Gott einen festen Plan für uns hat. Gott hat uns Gaben gegeben – schöne Gaben – und die sollen wir einsetzen.
Die Bedeutung von Frucht im Leben mit Jesus
Herr Präsident!
Ich möchte heute darüber sprechen, wie die Frucht aussehen könnte, wenn ich ganz bewusst und klar mit Jesus Christus lebe. Dazu habe ich mir einen Vers aus dem Johannesevangelium ausgesucht, und zwar aus Kapitel 15, Vers 16.
Ich lese aber schon ab Vers 12 vor, da geht es um das Gebot der Liebe.
„Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe. Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete. Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich euch alles kundgetan habe, was ich von meinem Vater gehört habe.
Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit, wenn ihr den Vater bittet in meinem Namen, er euch gebe. Das gebiete ich euch, dass ihr euch untereinander liebt.“
Frucht bringen, die bleibt – das bedeutet nachhaltige Arbeit.
Die Bestimmung und Berufung des Menschen
Wir haben bei uns zu Hause einen Zweckbetrieb, einen Garten- und Landschaftsbau. Dieser Betrieb dient einem bestimmten Zweck: Die Männer, die bei uns wohnen, sollen beschäftigt sein.
Stellen Sie sich vor, diese Männer kommen manchmal direkt aus dem Gefängnis oder aus dem Kinderheim, wenn sie mit 18 Jahren entlassen werden, oder sie kommen von der Straße. Dann fährt man mit ihnen auf die Baustelle. Die meisten oder viele von ihnen haben keine Ahnung von der Arbeit.
Im Moment haben wir eine richtig gute, super Truppe. So gut war sie in den 32 Jahren, in denen wir diese Arbeit machen, eigentlich nie. Das ist außergewöhnlich, aber es gab schon ganz andere Zeiten.
Wenn man mit den Leuten auf die Baustelle fährt, ist es nicht selten vorgekommen, dass man jemandem sagt: „Jetzt musst du hier den Rasen mähen.“ Dann kommt die Frage: „Womit?“ „Womit mäht man den Rasen?“ Natürlich nicht mit dem Rasierapparat, sondern mit einem Rasenmäher. Das ist immer auffällig, das steckt ja so dahinter.
Oder mitten im Winter, wenn die Temperaturen weit unter Null sinken: Da trat Arno auf, der 25 Jahre im Gefängnis gesessen hat. Wir hatten etwa zehn Grad Minus. Wir wollten in den Hauskreis gehen, da kommt er in kurzer Hose und T-Shirt heraus, die Bibel unterm Arm. Ich sagte: „Sag mal, wir haben zehn Grad unter Null.“ Er antwortete: „Ja, er wird nicht frieren, er wird so in den Hauskreis gehen.“
Ich erinnere mich auch an einen heißen Tag, vielleicht 28 Grad plus. Wir wollten ebenfalls in den Hauskreis gehen, da kam Simon, der damals bei uns wohnte, in einer roten Daunenjacke von Fjällräven heraus. Alle schwitzten, wir standen in Unterhemden, und er stand da mit einer Daunenjacke – immer gegen die Norm, so zu leben.
Das ist das große Problem. Ich sagte: „Mensch, was soll das denn?“ Zu Arno und Simon habe ich gesagt: „Wenn ihr mal richtig etwas Besonderes machen wollt, wenn ihr richtig dagegen leben wollt, dann besorgt euch ein Sauerstoffgerät und besteigt den kalten Bronnen.“ Das ist der Berg hinter uns, knapp tausend Meter hoch.
Ihr könntet etwa zwanzig Meter unter dem Kaiser-Wilhelm-Turm, der oben steht, ein Basislager einrichten und dort übernachten. Das letzte Stück geht ihr dann mit Pickel und Sauerstoffgerät hoch. Sie wollten es aber nicht machen.
Meinen Sie, das wäre zu viel des Guten? Ja, das habe ich ja gerade schon gesagt: Gehen tut das natürlich alles. Aber wir rauben den Dingen die Bestimmung. Jeder Gegenstand hat ja einen Zweck, eine Bestimmung.
Die Daunenjacke ist für kalte Tage, damit man nicht friert. Der Rasierapparat ist fürs Bad, damit man sich rasiert. Ich brauche keinen, schon seit dreißig Jahren nicht. Und das Sauerstoffgerät ist für Achttausender oder Siebentausender – ich weiß nicht genau ab wann. Der höchste Berg der Erde wurde ja schon ohne Sauerstoffgerät bestiegen, vom Reinhold Messner.
Aber dafür sind die Geräte und Sachen geschaffen. Wir haben eine Bestimmung. Jetzt ist die Frage: Was bestimmt uns? Welche Bestimmung haben wir als Menschen? Welche Bestimmung steht vor uns? Haben wir überhaupt eine Bestimmung? Und wenn ja, welche?
Gott hat uns ja ganz wunderbar geschaffen. Davon spricht die Bibel an ganz vielen Stellen. Die Frage ist nun: Warum und wofür hat Gott uns so wunderbar geschaffen?
Er hat uns gerettet. Wir sind auf diese Erde gekommen, haben uns ihm anvertraut. Jesus liebt uns, und wir lieben ihn auch. Nun müssen wir herausfinden, was wir für ihn tun können. Welche Bestimmung steht über meinem Leben? Wie sehen meine Gaben aus?
In dem Text, den ich eben gelesen habe, heißt es, dass Jesus uns erwählt hat, um Frucht zu bringen. Jesus sagt zu den Menschen, die ihm von ganzem Herzen nachfolgen wollen: „Nicht ihr habt mich erwählt“ – das ist schon etwas ganz Besonderes –, „sondern ich habe euch erwählt. Ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt.“
Das ist also etwas ganz Außergewöhnliches. Christen sollen für Gott Frucht bringen, Früchte bringen – das ist ihre Bestimmung. Ich denke, das ist ein wichtiger Punkt, über den man nachdenken sollte: Zu wissen, dass Gott mich erwählt hat. „Ich habe dich erwählt.“
Es ist hier nicht irgendeiner, der uns erwählt hat, sondern Jesus Christus hat uns erwählt. Das ist für mich phänomenal, wenn ich darüber nachdenke. Das ist eine Wahl.
Man muss sich einmal überlegen, was das für Gott bedeutet: Gott ist allmächtig, er kann alles, er hat alles, er braucht niemanden. Und dann wählt Gott einen Menschen zu seiner Ehre, der Gutes für ihn tun soll.
Diese Wahl entstammt nicht dem menschlichen Gehirn. Diese Wahl kann niemals von einem Menschen kommen. Ganz ehrlich: Wer hätte denn schon einen Wolfgang Isenburg gewählt?
Diese Wahl trifft Jesus allein, und das ist das Besondere. Das ist nach menschlichem Ermessen eine unmögliche Wahl, eigentlich eine katastrophale Wahl. So ganz anders, als wenn wir wählen müssten und wie wir das machen würden.
Gottes Wahl und menschliche Perspektiven
Stellen Sie sich vor, wir würden jetzt beschließen, morgen vor dem Gottesdienstabend nachmittags hier draußen auf dieser großen Wiese hinten ein Fußballspiel zu machen. Ulrich Holland wäre die eine Mannschaft. Wie viele Mitspieler sind das jetzt? Elf, also zehn. Ich sage jetzt einfach mal zehn Spieler aussuchen. Die andere Mannschaft wäre meine Mannschaft, und ich dürfte mir auch zehn aussuchen.
Dann könnten wir uns hier vorne hinstellen und wählen. Wir machen es wie früher in der Schule mit diesem Piss-Pott: Der Letzte, der seinen ganzen Fuß noch da reinkriegt, darf die erste Wahl treffen. Mensch, was würde ich denn für Leute wählen? Da würde ich ja gucken, wer sieht rank und schlank aus, wer kann rennen. Dann würde ich sagen: Also ich sehe von hier vorne jetzt keinen, aber ich würde dann sagen, du siehst so aus, als wenn du gut Fußball spielen könntest, komm du zu mir.
Das ist ja das große Problem, das würden wir machen. Aber wie wählt denn Gott? Wie wähle ich meine Frau? Meine Frau – natürlich habe ich nach Aussehen gewählt. Sie hat mir damals gut gefallen mit ihren langen blonden Haaren. Sie ist intelligent. Meine Frau ist viel schlauer als ich. Ich wollte immer eine schlaue Frau haben. Und ja, dann hat sie noch ein paar Vorteile, also ein paar – sie hat eine ganze Menge Vorteile. Sie ist von drei Kindern die Älteste, ich bin der Jüngste bei uns. Damals hat man ja schon immer gesagt, die Ältesten sind eigentlich sehr pfleglich, nicht so verwöhnt, können gut arbeiten und holen dir alles, wenn du was brauchst. Dann brauchst du es nicht selbst zu holen.
In diesem Genuss bin ich jetzt schon seit wie vielen Jahren? Wir sind verheiratet, ich sage mal 36 Jahre vielleicht. Wie wähle ich meine Freunde? Nach Sympathie, nach Hobbys oder was alles zählt, welchen Vorteil habe ich durch meine Freunde? Oder wie wählt mein Chef? Nach Leistung, Vertrauen, Schnelligkeit, Einsatz für die Firma: A-, B-, C-Mitarbeiter. A ist der beste Mitarbeiter, C muss man entlassen, weil er nur eine Belastung für die Firma ist.
Und jetzt lesen wir hier: Ich habe euch erwählt. Jesus wählt ganz anders. Er wählt doch, wenn man sich das mal überlegt, in gewisser Weise zu seinem eigenen Nachteil. Das ist ja unvorstellbar, indem er uns Menschen wählt. Das war ja schon im Alten Testament so, da heißt es von Israel: Dies ist mein auserwähltes Volk.
Ja, was war das denn für ein Volk? Er hat es erwählt, nicht weil es größer, besser und schneller war als die anderen Völker, sondern er hat es erwählt und gegründet, weil er es lieb hatte. Lieb hatte. Sie waren Hebräer, Umherziehende, hatten nichts, waren Sklaven in Ägypten, geschlagen, gebeutelt, gehasst – übrigens bis heute. Aber Gott hat sie nie vergessen.
Vierzig Jahre haben sie in der Wüste gelebt, zum Schluss zerstreut auf der ganzen Welt, in alle Winde. Aber halten wir fest: Ohne Grund, ohne Vorleistung, ohne Ansehen der Person hat Gott dieses Volk erwählt und an ihm festgehalten bis zum heutigen Tag. Israel, sagt man ja, ist die Weltenuhr. Wenn man wissen will, wie es um unsere Welt steht, soll man immer auf Israel schauen.
Im Neuen Testament ist das nicht anders. Ihr werdet meine Zeugen sein, sagt Jesus zu den Elfen kurz vor seiner Himmelfahrt: Ihr werdet meine Zeugen sein. Und dann schauen wir uns die Jünger mal ganz genau an. Viel Heer gemacht haben sie ja unbedingt nicht, als sie da so vor Jesus standen. Für überqualifiziert hat sie doch keiner gehalten. Sturköpfig waren sie, vergesslich, das waren sie gewiss.
Aber Botschafter, an Christi Statt, Zeugen des Allerhöchsten, Boten der Hoffnung, die die Welt aus den Angeln hebt. Wenn wir nur auf Petrus schauen: Seine Hände sind vielleicht schwierig und zerrissen von den Fischernetzen, die er da reinholen musste. Sein Schädel ist hart vor Sturheit. Sein größter Fang, den er in seinem Leben gemacht hat – ja, was war das? Der hatte Kiemen und Flossen.
Und wenn ich dann daran denke, dass genau dieser Petrus einmal das größte Werk Gottes leiten soll: Petrus verstand vielleicht etwas von Forellen und Barschen. Ich weiß jetzt nicht, ob die Fische da im See Genezareth umeinander schwimmen. Aber von römischer Kultur oder ägyptischen Machthabern – ob er davon Ahnung hatte?
Liebe Gemeinde, das ist doch genau das, was uns so unheimlichen Mut macht. Jesus ist doch so ganz anders als ein weltlicher Chef oder jemand, der es auf unsere Leistung abgesehen hat, für den ich nur dann etwas bedeute, wenn ich auch die Leistung bringe. Jesus braucht ganz normale Leute, und das waren sie, die Jünger damals. Normalos.
Studierte, Kenner des Auslandes, vielleicht einige. Aber hatten sie Demut? Zwei stritten zumindest um einen Ministerposten. Die wollten in der Ewigkeit rechts und links neben Jesus sitzen. Hatten sie Ahnung von alttestamentlichen Schriften? Petrus forderte Jesus auf, die ganze Sache mit dem Kreuz zu vergessen. Da war Jesus richtig erschrocken und sagte: Du weißt doch gar nicht, was du bittest.
Das ging so weit, dass er hinterher sogar gesagt hat: Satan, weiche von mir! Nicht weil der Petrus ein Satan war, sondern weil diese Bitte oder dieser Vorschlag einfach satanisch war. Die Rettung der Welt wäre verunglückt, wenn Jesus sich darauf eingelassen hätte. Johannes wollte die Nichtjuden abfackeln.
Erkennen Sie vielleicht die Geschichte? Sie stehen oben auf dem Berg, sagte Jesus zu Johannes und seinem Bruder Jakobus: Geht mal da runter, das ist ein samaritanisches Dorf. Schaut mal, ob wir da unten eine Übernachtungsmöglichkeit finden. Dann gehen die zwei los, klopfen an verschiedene Türen, hören überall: Nein, nein, wir wollen euch nicht, macht da weg, kommt, geht!
Dann kommen sie wieder hoch, ärgern sich, sind rot vor Zorn und machen einen unmöglichen Vorschlag. Sie sagen zu Jesus: Lass Feuer vom Himmel fallen und vernichte sie alle! Stellen Sie sich das mal vor. Dieser Wunsch wurde an Jesus herangetragen – fast unmöglich.
Als Jesus sie einmal brauchte, in seiner schwersten Stunde, waren drei Mann da. Da machten sie ein Nickerchen, schliefen ein. Als er verhaftet wurde, liefen sie davon. Bei seiner Kreuzigung hatte Jesus dank ihrer Feigheit mehr Feinde als Freunde um sich herum. Und doch steht – und das ist das Erstaunliche – das läuft mir fast kalt den Rücken runter wie ein Regenbogen hoch am Himmel: Ihr werdet meine Zeugen sein. Ihr werdet meine Zeugen sein.
Das ist unvorstellbar, unvorstellbar. Je einfachere Leute, je Hinterwärtiger, je Netzauswerfer, je Steuereintreiber – was es noch alles gibt. Ich habe euch erwählt, ich habe euch gerettet, ich habe euch verändert. Ihr habt euch verändert für mich, und ihr werdet meine Zeugen sein.
Mut und Ermutigung durch die Berufung
Liebe Gemeinde,
das macht mir Mut, das macht mir Mut. Plötzlich habe ich das Gefühl: Ich bin ja gar nicht so ein kleines Licht. Hinter mir steht der lebendige Sohn Gottes, Jesus Christus, der auferstanden ist. Anders ausgedrückt: Er lebt in mir, hier in meinem Herzen. Dort will er nämlich wohnen – für alle Zeit.
Das schöne Kindergebet kennen Sie alle. Früher haben wir es auch immer mit unseren Kindern gebetet:
„Ich bin klein, mein Herz mach rein,
soll niemand drin wohnen als Jesus allein.“
Jesus, der lebendige Gottessohn, soll in unseren Herzen wohnen. Das ist das Geheimnis, das sich durch das ganze Neue Testament zieht. Es ist der geheime Motor unseres Lebens.
Stellen Sie sich das mal vor: Diese Elf, die Speerspitze einer Bewegung, die von Jerusalem ausgeht, sich über die ganze Welt ausbreitet und selbst hier in Egenhausen angekommen ist. Genau dafür braucht Gott Menschen wie dich – gewöhnliche Leute. Auch wenn wir das vielleicht nicht gerne hören: ganz gewöhnliche Leute.
Ach, ich will doch ein gewöhnlicher Mann sein. Ich will Ihnen ganz ehrlich sagen: Ich bin Otto Normalverbraucher, sind wir doch eigentlich alle. Lieschen Müller. Ich esse am allerliebsten bei McDonald's. Wenn ich mit meiner Frau unterwegs bin, dann gehe ich schon mal feudal essen, aber immer bei McDonald's.
Wir tragen ganz normale Klamotten, da ist nichts Außergewöhnliches. Wenn ich gleich nach Hause fahre, jubeln mir keine Fans zu, die auf der Straße mit Fähnchen auf mich gewartet haben. „Ah, da kommt Wolfgang Isenburg!“ Das gibt es bei uns nicht.
Ich habe keinen Diener, der mir die Tür öffnet und mir Badewasser einlaufen lässt. Ich habe keinen Leibwäscher und auch keinen Pförtner. Und ich habe einen Hund, den ich heute Abend noch springen lassen muss. Da muss ich aufpassen, dass ich nicht in den Hundehaufen trete. Und wenn ich reintrete, kann ich meine Schuhe noch selber sauber machen.
Aber meine Schwiegermutter ist eine ganz fromme Frau, die Mama von meiner Frau. Sie hat mir etwas Gutes am Telefon gesagt, als ich frustriert war. Da habe ich auch gedacht: Das schaffe ich alles nicht, das ist mir alles viel zu viel. Dann jammere ich immer. Meine Frau sagt an, reißt mich am Riemen und spricht mir Mut zu. Aber manchmal ist sie auch zu viel.
Da rief gerade meine Schwiegermutter an und sagte: „Ach, weißt du, Wolfgang, Gott beruft doch nicht die Qualifizierten, sondern er qualifiziert die Berufenden.“ Das war ein schöner Satz. Meine Schwiegermutter hat sich das nicht ausgedacht, sie hat es irgendwo gelesen. Aber als sie es mir sagte, dachte ich: Mensch, das stimmt!
Gott beruft nicht die Qualifizierten, sondern er qualifiziert die Berufenden. Und wen Gott beruft, dem schenkt er auch das nötige Handwerkszeug für die Veränderung. Da muss ich mich darauf einlassen. Da muss ich beten und sagen: Herr Jesus, was soll ich tun? Hier bin ich, Herr, sende mich.
Das ist die Botschaft an uns. Das soll heute jeder hören: alle Angeschlagenen, alle Frustrierten, alle Verzweifelten, die von sich denken: Ich bin doch eigentlich ein Nichts. Wie kann der Herr Jesus mit mir überhaupt etwas anfangen? Was kann er mit mir anfangen? Ich bin doch das kleinste Licht von Egenhausen oder das kleinste Licht vom Nordschwarzwald.
Und dann kann man sich sagen: Trotzdem hat Jesus dich erwählt, wenn du dich auf ihn einlässt.
Persönliche Erfahrungen und die Chance zur Veränderung
Also, ich war wirklich ein ganz kleines Licht. Ich könnte Ihnen, ich habe das ja noch nie erzählt, von meiner Schulbildung berichten. Da schäme ich mich auch ein bisschen: Ich habe damals die Hauptschule ohne Abschluss beendet. Hauptschule ohne Abschluss – ich hatte eigentlich nichts.
Alles habe ich dann hinterher noch nachgeholt, weil ich meine Frau kennengelernt habe. Sie hat mir immer Mut zugesprochen: „Du schaffst das, reiß dich am Riemen, das kriegen wir hin. Kein Problem. Ach Wolfgang, ich glaube an dich.“
Und das war ja auch Petrus’ Chance. Jesus wollte ihn, ich will es einmal so nennen, für ein ganz neues Unternehmen gewinnen, eine ganz neue Karriere. Er sollte sein Leben für die Menschen einsetzen, denen er begegnet. Darum wurde er gerettet oder, wie Jesus es anders ausdrückte, zu einem Menschenfischer gemacht – Menschenfischer.
Wir haben gestern darüber gesprochen, das habe ich ganz kurz erwähnt: der Fischer und der Angler. Der Angler sitzt am Strand, hat eine Vorrichtung gesteckt oder in den Boden gerammt und dann einen Schwimmer rausgeschmissen. Dann liegt er im Liegestuhl, trinkt Bier und liest eine komische Zeitung.
Der Fischer hingegen fährt raus, raus aufs Meer, wirft die Netze aus und zieht sie wieder ein. Wenn er merkt, dass da nichts drin ist, fährt er an eine andere Stelle und wirft die Netze erneut aus. Das ist der Unterschied.
Fischer – Menschenfischer wollen wir sein. Das war Petrus’ Chance.
Liebe Gemeinde, egal was Sie beruflich machen, egal auf welcher Stufe Sie auf der Karriereleiter stehen: Sie stehen immer, wenn Sie gläubig an Jesus Christus sind, als Christ auf dieser Karriereleiter. Und Ihr Auftrag ist eigentlich immer derselbe: Menschen.
Den Menschen sollen wir von Jesus Christus erzählen, ihnen sollen wir nachgehen, Menschen sollen wir helfen und sie sollen wir einladen – einladen zu dem lebendigen Gottessohn, zu dem König, der lebt, der auferstanden ist und der wiederkommen wird. Das ist unsere Aufgabe.
Darüber müssen wir uns im Klaren sein. Wenn wir Jesus nachfolgen, dann heißt das, dass wir immer ganz direkt auf Menschen zugehen.
Es gibt nur ein einziges Unternehmen, das für Jesus Christus zählt, nur ein einziges. Ich möchte es mal so ausdrücken: Es ist die Hege und Pflege von Menschen. Keine Häuser bauen, keine Museen einrichten. Natürlich kann man das machen. Ich habe auch eine kleine Bibliothek. Ich habe ein paar tausend Bücher darin gestapelt, weil ich sehr gerne lese – das ist mein Hobby.
Aber ich weiß: In dem Moment, wo ich sterbe, nützen mir die Bücher nichts. Ich kann nicht vor Herrn Jesus hintreten und sagen: „Herr Jesus, ich habe zwanzig Bücher gelesen von dem und dem Autor, dreißig von dem und dem Autor, und dafür habe ich mich interessiert.“ Ich interessiere mich immer für so etwas, für zweihundert Jahre alte Bibelverse, die geglaubt wurden, wie sich die Theologie verändert hat. Aber Jesus bleibt.
Doch das nützt mir beim Sterben und in der Ewigkeit nichts. Menschen sollen mir am Herzen liegen. Ein dickes Bankkonto bringt nichts. Das ist das Problem: Viele glauben, ein dickes Bankkonto würde ihnen etwas nützen.
Ich möchte sogar mal überspitzt sagen: Genau deshalb macht Jesus uns zu Eltern, damit wir unsere Kinder im Glauben erziehen. Das ist sehr schwer, sehr schwer in der heutigen Zeit, Kinder im Glauben zu erziehen – bei dem ganzen Medienwust, den wir haben.
Deshalb macht er uns zu Ehegatten, damit wir uns um unseren Ehepartner kümmern. Freunde, denen wir von Jesus erzählen, Kollegen, die vielleicht nicht an Jesus glauben, aber denen wir den Glauben weitergeben können. Kirchenvorständen, Gruppenleitern, Leitern – egal was.
Deshalb sind wir mit Ohren zum Hören ausgestattet, damit wir die Not unserer Mitmenschen hören. Mit Stimmen zum Ermutigen, vielleicht auch zum Ermahnen. Arme zum Umarmen, damit man jemanden in den Arm nehmen kann, der am Weinen ist. Besitz, den wir teilen können, den wir weitergeben können.
Die Investition in Menschen ist die einzige nachhaltige Investition, die sich wirklich lohnt. Warum? Weil wir Menschen mit in die Ewigkeit nehmen. Da nehmen wir keine Bankkonten mit, keine Bibliotheken und keine Zeitungsberichte, in denen unser Name steht und wir über den grünen Klee gelobt werden. Das ist ja sowieso schon einen Tag später vergessen.
Eine dicke goldene Uhr vom Großvater habe ich bei mir im Kleiderschrank liegen. Die ziehe ich nie an, weil sie mir zu wertvoll ist. Aber im Himmel zählt das alles nicht.
Mensch, was habe ich schon erlebt: Menschen, die gestorben sind und hier einen Riesenwust hinterlassen haben. Einmal hatte ich ein grausames Erlebnis – na ja, was heißt grausam, aber ein interessantes Erlebnis. Da musste ich eine Wohnung leerräumen von einer Frau, die verstorben war. Ich kannte sie, wusste, wo sie gelebt hat. Dann war sie auf einmal tot.
Wir haben zwei Riesencontainer bestellt, und da flog alles rein. Fast alles wurde weggeworfen, was sie besaß. Da war ja nichts Wertvolles dabei. Damit war dieser ganze Mensch ausgelöscht, komplett ausgelöscht. Nichts ist übriggeblieben von dem, was sie besessen hat.
Und wenn ich mir dann überlege, dass sie vielleicht auch nicht an Gott geglaubt hat und dann irgendwo in die Dunkelheit kam – ich weiß nicht, wie es da um sie bestellt war – das ist doch fürchterlich.
Deswegen sagt Jesus: Menschen sind das Ziel. Menschen sind euer Ziel. Gehen Sie auf Menschen zu mit Ihrem Glauben. Auch in der heutigen Zeit ist das ganz besonders wichtig. Wir sind die Werkzeuge seiner Liebe, seiner Fürsorge, und die sollen wir zu den Menschen bringen, die Jesus im Auge hat.
Herausforderungen im Umgang mit Menschen
Liebe Gemeinde, da müssen wir allerdings eines beachten: Menschen sind schwierig, Menschen sind stressig. Jesus weiß das, denn er hat lange genug hier auf diesem Planeten gelebt und kennt daher die Schwierigkeiten, die es zeitweise mit Menschen gibt.
Wenn ich ehrlich bin, kenne ich keinen schnelleren Weg, sich als kompletter Versager vorzukommen, als sich auf die Hege und Pflege von Menschen zu konzentrieren, wenn Menschen arbeiten. Voller Elan habe ich mich vor 32 Jahren gemeinsam mit meiner Frau in die Arena der Bedürfnisse gestürzt – ich will es einfach mal so nennen – nur um dann zu entdecken, dass ich eigentlich immer zu viel versprochen, zu wenig gehalten, fast nie die richtigen Antworten gehabt habe und mir die Energie und auf lange Sicht auch oft die Begeisterung fehlten.
Aber wir wussten damals, dass hinter dem Drang aufzugeben etwas ganz Großes brodelte. Und das war eben die Tatsache, dass Jesus uns erwählt hat. Das haben wir nie vergessen. Als meine Frau und ich damals heirateten, haben wir ganz bewusst für uns gesagt: Wir wollen eine gute Spur im Leben ziehen, eine gute Spur, so dass andere Menschen, wenn sie unseren Spuren folgen, in den Himmel kommen oder sich an uns erinnern und sagen: „Der Isenburg, das war vielleicht ein Komiker, der hatte manchmal auch nicht alle Latten am Zaun, aber eins war er: ein frommer Mann. Und in Sachen Jesus konnte man von ihm lernen.“
Ich erinnere mich noch gut: Einmal hatte ich einen Dienst und kam abends fix und fertig nach Hause. Meine Frau sagte damals: „Ich höre auf, ich schaffe das alles nicht mehr.“ Wir hatten damals eine Wohngemeinschaft oben im Haus; inzwischen wohnen wir unten, weil oben zu klein war. Es war zwei Uhr nachts, ich machte den Ofen an, der schon aus war, weil meine Frau schon im Bett lag. Ich setzte mich an den Ofen und saß eine Zeit lang da. Da war alles schwierig.
Dann kam Gabi, meine Frau, setzte sich neben mich und sagte: „Wolfgang, pass mal auf: Wie viele Predigtdienste hast du im Jahr? So und so viele.“ Ich antwortete. „Und wie viele Menschen kannst du von dem lebendigen Sohn Gottes erzählen?“ Dann fragte sie: „Wie viele Konfirmanden kommen jedes Jahr hier zu uns ins Haus?“ So ungefähr waren es in dem Jahr etwa 350 Pfarrer – natürlich nicht alle auf einmal, sondern über die Monate verteilt –, die mit zwanzig, dreißig Konfirmanden kamen.
„Mensch“, sagte Gabi, „das ist der Traum eines jeden Evangelisten: so vielen jungen Menschen von Jesus zu erzählen.“ Dann haben wir unser Jugendcafé, das eigentlich immer sehr gut besucht war. Im Moment haben wir noch nicht geöffnet, weil wir uns irgendwie nicht trauten und wegen Corona. Aber damals kamen manchmal abends zwischen zwanzig und dreißig Jugendliche, in Stoßzeiten fünfzig, und wenn Weltmeisterschaft war, sogar manchmal hundert. Jeden Freitagabend, wenn es offen war, konnte man eine Andacht halten.
Da sagte Gabi: „Und das willst du alles aufgeben?“ Wir haben gemeinsam darüber gesprochen. Ich sagte hinterher: „Nein, nein, das gebe ich natürlich nicht auf. Es brodelt etwas ganz Gewaltiges hinter mir und hinter meiner Frau – nämlich der Wunsch, weiterhin eine gute Spur zu ziehen.“
Verändert hat uns Jesus Christus zum Dienst an Menschen, die keiner haben wollte. Für diese Menschen will ich ganz dicht bei Jesus Christus bleiben. Da will ich auch nicht aufhören. Ich will treu sein. Denn es ist natürlich nicht immer einfach, treu zu sein. Wie schnell unterliegen Christen auch den irdischen Annehmlichkeiten.
Wenn ich Urlaub habe – hier habe ich einen langen Urlaub gemacht: sechs Wochen bei meinen Schwiegereltern im Westerwald. Das ist sozusagen ein Abenteuerurlaub, zu dem wir jedes Jahr fahren. Es war ein richtig schöner Urlaub, bis zu dem Zeitpunkt, als meine Frau auf die Idee kam, dass ich abnehmen sollte. Aber das war noch nicht das Problem.
Das Problem war, dass ich dann jeden Morgen eine schleimige Suppe essen sollte, die mich immer an Moltofill erinnerte, diese Masse, mit der man Ritzen in der Wand füllt. Ich weiß nicht mehr genau, wie die Suppe hieß – Brokkoli oder so ähnlich –, aber ich brauchte viel Mut, um sie zu essen. Spiegelei mit Speck und zwei, drei Scheiben Brot wären mir lieber gewesen.
Die Annehmlichkeiten geraten sehr schnell aus dem Blickfeld, und das Leben dreht sich nur noch darum: „Ich will, was ich will, und das sofort.“
Ich habe im Urlaub viele Bücher gelesen, darunter auch ein gutes, in dem es um drei Punkte ging, wie man ganz langsam, aber sicher von Jesus weggezogen wird.
Der erste Punkt war: „Ich bin von Christen und meiner Gemeinde enttäuscht. Ich gehe nicht mehr hin. Ich habe mich über meinen Pfarrer geärgert, weil er mir eine seltsame Antwort gegeben hat. Ich möchte am liebsten gehen und mir eine andere Gemeinde suchen.“ Das ist keine Lösung. In allen Gemeinden ist der Wurm drin. Ein bedeutender Theologe – ich weiß nicht mehr, ob es Charles Haddon Spurgeon war – hat mal gesagt: Es gibt sicherlich Gemeinden, in denen fast überhaupt nicht gesündigt wird, gute Gemeinden. Aber sie sind nur so lange gut, wie ich nicht hingehe. Sobald ich dort eintrete, ist ein großer Sünder dazwischen, und dann beginnt die alte Leier wieder.
Das Denken unserer Zeit steht einem Vergnügungsaufschub in jeder Hinsicht entgegen.
Der zweite Punkt war: Nachdem ich enttäuscht bin, lasse ich mich von anderen Leuten beeinflussen und denke, ich muss mithalten. Ich fange an, mich zu vergleichen: Der hat das Auto, der hat die Wohnzimmereinrichtung und so weiter. Das geht ganz schnell.
Der dritte Punkt war: Wenn ich keine geistliche Anbindung mehr habe, werde ich sehr schnell tolerant gegenüber Dingen, von denen ich eigentlich weiß, dass sie auf dem Jesusweg nicht hingehören und mit Jesus Christus nicht zu vereinbaren sind. Das zieht viele Christen heraus.
Ich kenne so viele Menschen, bei denen ich sonntags predige, mit denen ich Handynummern austausche und von denen ich dann Nachrichten bekomme. Sie schicken WhatsApp-Nachrichten oder posten in ihrem Status nur Schimpfworte: „Alles ist schlecht, alles ist verdreht und komisch.“
Jetzt habe ich die Menschen bei Corona richtig kennengelernt: Keiner hat sich um mich gekümmert.
Ich persönlich stehe auch immer in der Gefahr, mich an Dinge zu hängen, die irdisch sind, die vergehen und mir in Bezug auf die Ewigkeit nie und nimmer helfen können. Ich schaue gerne Fernsehen, gehe auch schon mal ins Kino – in den letzten Jahren allerdings nicht mehr. Ich gehe mit meiner Frau gerne aus und fahre auch gerne in Urlaub, meistens in den Westerwald, denn sonst sind wir noch nie groß woanders hingekommen.
Ich könnte viele Dinge aufzählen, aber meine Frau und ich haben uns vorgenommen, bei allem Frust – und ich denke, das sollten Sie auch tun – immer wieder zu sagen: „Ich will durchhalten. Durchhalten für den Einen, der vom Himmel heruntergekommen ist, der am ersten Abend herunterstieg, der die sieben Stufen herabstieg. Er war Gott und landete hier im Dreck am Kreuz. Einen schändlichen Verbrechertod ist er damals auf Golgatha gestorben. Für den will ich mich verändern. Und da will ich nachhaltige Frucht bringen.“
Das können ja nur Menschen sein, denn die nehme ich mit in die Ewigkeit. Ich finde, so leben wir einfacher, leichter und unbeschwerter.
Jesus fordert uns ja auch auf, Schätze im Himmel zu sammeln – dauerhaft. Aber was sollen diese Schätze sein? Es können nur Menschen sein. Menschen nehmen wir mit über die allerletzte Grenze. Menschen werden wir im Himmel wiedersehen. Darum wollen wir uns in erster Linie für Menschen einsetzen.
Rückblick und Ausblick: Ein Leben für andere
Und so unterm Strich, wenn ich abends mit meiner Frau noch mit dem Hund spazieren gehe, dann sagen wir oft: Was für ein abenteuerliches Leben haben wir geführt! Ich habe Dinge erlebt, die ich nie erlebt hätte, wenn ich nicht bei der Gefährdetenhilfe gewesen wäre. Ich habe Menschen kennengelernt, die ich nie getroffen hätte, wenn ich nicht bei der Gefährdetenhilfe arbeiten würde.
Wenn ich nicht an Jesus glauben würde, dann wäre ich auch nicht bei der Gefährdetenhilfe. Jetzt haben wir uns vorgenommen, manchmal ganz bewusst zu verschiedenen Dingen auch Nein zu sagen, die uns gefangen nehmen wollen. Das ist natürlich nicht immer einfach, aber man kann das ganz leicht testen.
Ich habe das auch schon ein paar Mal in meinen Vorträgen gesagt: Man muss nur mal seine Kinder fragen. Sie sind, wenn sie nicht in Angst erzogen wurden, sehr ehrlich. Beim Abendessen kann man sie mal fragen: Was ist eigentlich dem Papa am wichtigsten? Wofür schlägt das Herz des Papas? Das habe ich bei mir mal gemacht, als meine Kinder noch klein waren. Ich wollte natürlich hören: Für den Herrn Jesus! Darauf hatte ich mich gefreut. Dann hätte ich gesagt: Richtig! Das musst du auch machen. Du musst so leben, dass Jesus immer ganz vorne steht.
Aber ich war mir nicht sicher. Vielleicht sagen sie auch: Für die Mama. Das hätte mich auch gefreut, denn die liebe ich ja und lebe schon so lange mit ihr zusammen. Wenn man verheiratet ist, dann hat man sich lieb. Also fragte ich Katharina: „Jetzt sag mal, wofür schlägt denn Papas Herz?“ Sie singt ja morgen hier. Da sagt Katharina: „Für den Hund!“ Da war ich geschockt, geschockt bis ins Mark. Für den Hund? Wie kommt sie denn darauf? Ja, man hört von dir nichts anderes: Ist der Hund schon gefüttert? Ist jemand mit dem Hund spazieren gegangen? Hat jemand den Hund gebürstet? Der Hund, der Hund, der Hund!
Da war ich geschockt und wusste, was ich falsch gemacht hatte. Man kann das auch als Opa mit den Enkeln machen, nicht nur als Vater oder Mutter mit seinen Kindern, sondern auch als Opa. Es ist interessant, wie Kinder die Dinge sehen.
Den jungen Menschen, die jetzt hier sitzen, möchte ich ans Herz legen: Lasst euch nicht von zeitlichen Dingen fangen nehmen. Setzt nicht eure ewige Bedeutung aufs Spiel. Ich habe so viele junge Leute kennengelernt und viele auch schon getraut. Viele haben nach der Devise gelebt: „Er nahm sie ein Weib und ward nie mäßig.“ Am Anfang vielleicht noch ein bisschen in der Gemeinde mitgemacht, dann immer seltener, immer seltener. Beide haben Karriere gemacht – weg vom Fenster.
Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Ich will nicht sagen, dass Jesus uns unsere Schätze wegnimmt. Aber er will unser Herz oder in unserem Herzen wohnen. Und daran müssen wir arbeiten, dass er dort bleibt. Eigentlich bleibt er auch dort. Es geht darum, dass ich mich nach außen so präsentiere, dass mir Dinge und Menschen wichtig sind, auch wenn es schwierig ist.
Wir haben so eine kleine Skala bei uns, die uns wichtig ist, wenn wir unsere Menschen trennen. Da ist der Punkt eins. Für uns, meine Frau und mich, können wir nicht jedem jederzeit helfen. Das ist ganz wichtig. Wir wollen auftragsorientiert arbeiten und nicht notorientiert. Wenn wir notorientiert arbeiten würden, könnten wir jeden Tag jemanden aufnehmen – das schaffen wir natürlich nicht.
Wir nehmen auch keine Leute auf, die psychische Probleme haben, denn da kennen wir uns nicht aus. Da muss man von Medikamenten Ahnung haben, das haben wir nicht. Unser Metier sind Drogen und Kriminalität.
Wir müssen Grenzen akzeptieren und Prioritäten setzen in unserer Arbeit. Grenzen müssen akzeptiert werden, wenn man mit Menschen arbeitet. Ich muss mich immer wieder fragen: Für welche Menschen bin ich in erster Linie verantwortlich? Das sind bei uns meine Frau und meine Kinder. Die darf ich nicht vernachlässigen, trotz der ganzen Arbeit, die wir machen. Das passiert nämlich sehr schnell.
Wenn ich erschöpft bin, muss ich eine Pause machen, egal was ansteht. Wenn der Tank leer ist, muss ich erst mal wieder auftanken. Und wir machen nur das, wozu wir auch Gaben haben. Das ist ganz wichtig. Ich habe nicht viele Gaben bekommen, aber ein paar Gaben habe ich, und die will ich einsetzen.
Wenn ich, wie gesagt, Gitarre spielen und singen würde, dann wäre im Nullkommanix der Saal leer. Deswegen fange ich gar nicht erst damit an.
Man muss vielleicht auch am Schluss akzeptieren, dass es Menschen gibt, die sich einfach nicht helfen lassen wollen. Die muss man dann, vielleicht auch in unserem Fall, darauf hinweisen, dass es nicht klappt und sie gehen müssen.
Annette Lusian, ich weiß nicht, ob Sie sie kennen, ist eine Sängerin, die ein paar gute Lieder gemacht hat. In einem Lied gibt es eine Strophe, die ein Problem beschreibt. Da singt sie:
„Ich habe da ein Problem, das kümmert mich extrem.
Es macht mich interessant, die Leute sind gespannt.
Ich brauche mein Problem, um der Verantwortung zu entgehen.
Ich packe es genüsslich aus und rede mich immer raus.“
Diesen Menschen kannst du nicht helfen. Die muss man lassen, weil es ja um Menschen geht.
Aber es gibt genug Menschen, die nach dem Wort Gottes hungern. Menschen sind eine Herausforderung, vielleicht schwierig, und manchmal muss man viel, viel einsetzen. Aber es ist auch ermutigend. Und wir brauchen einen festen Halt.
Hoffnung und Trost durch den Glauben an den Himmel
Sehen Sie, damit möchte ich schließen. Ich habe mich immer und oft mit dem Himmel beschäftigt. Der Himmel war für mich immer etwas ganz Besonderes.
Morgen Abend soll es ja auch um das Thema „Was hält an unerträglichen Tagen?“ oder „Was trägt mich an unerträglichen Tagen?“ gehen. Dazu will ich noch mehr sagen. Aber der Himmel war für mich immer präsent. Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass ich, wenn ich einmal sterben muss, danach bei Jesus sein werde.
Das habe ich von unserem Sohn gelernt, der gestorben ist: Am Ende meiner Reise wartet jemand auf mich, der mich dann in den Arm nimmt. Das war für mich immer sehr tröstlich. Ich kann sagen: Wenn der letzte Tag kommt und hier auf der Erde alle Wege für mich enden, dann kann ich nach Hause gehen – wie ein heimkehrender Soldat, der seine Frau sieht, seinen Rucksack fallen lässt und sie in die Arme nimmt.
So kann ich meinen Erdenrucksack fallen lassen und dann werde ich zuhause sein – zuhause für immer. Und dafür lohnt es sich doch, durchzuhalten.
Meine Tochter war einmal ein Jahr in Kanada. Das war ein schweres Jahr für mich, weil ich immer gedacht habe: „Mensch, sie ist doch noch viel zu klein für dieses riesengroße Land. Wie soll das funktionieren?“ Und dann wollte sie auch noch dort unter Indianerfrauen arbeiten, die Alkoholprobleme haben.
Na ja, wir haben sie fliegen lassen und natürlich fast jeden Tag miteinander telefoniert. Nach einem Jahr, am 1. November, kam sie dann zurück. Für mich war das unvorstellbar – ein ganzes Jahr hatte ich sie nicht gesehen.
Ich habe sie am Flughafen in Frankfurt abgeholt. Dabei dachte ich: „Irgendwie hat sie sich verändert. Vielleicht kennt sie mich gar nicht mehr.“ Deshalb habe ich ein Plakat geschrieben. Darauf stand: „Ich bin’s, dein Papa.“ Ich wollte noch darunter schreiben: „Der dich sehr, sehr lieb hat“, aber das habe ich dann doch nicht gemacht, weil sie ja schon Ende zwanzig war.
Dann stellte ich mich an die Stelle, wo alle herauskamen. Ich bin zwar ein Gegner vom Fliegen, aber das ist ein anderes Thema. Ich hielt das Plakat so hoch ich konnte.
Plötzlich kam sie heraus. Sie sah mich, warf ihren schweren Rucksack, den sie auf dem Rücken hatte, weg, lief auf mich zu und wir umarmten uns fest. Wir weinten beide. Da dachte ich: So wird es auch sein, wenn wir in den Himmel kommen.
Das Plakat, das ich hochgehalten hatte, war völlig überflüssig. Katharina kam sofort auf mich zu und sagte: „Papa, das brauchst du nicht. Aus Millionen von Männern hätte ich dich sofort erkannt.“
Stellen Sie sich nun vor, wenn Sie in den Himmel kommen. Selbst wenn Sie die anderen Menschen nicht sofort sehen, Jesus werden Sie sehen. Und er braucht kein Plakat hochzuhalten mit der Aufschrift: „Hallo Wolfgang, ich bin es, Jesus, der dich sehr, sehr lieb hat.“
Wenn ich ihn sehe, dann kann ich meinen Erdenrucksack mit allen Lasten in die Ecke werfen, auf Jesus zugehen und dann bin ich für immer bei ihm. Dann hat der Tod für mich seinen Schrecken verloren.
Einladung zum Leben mit Jesus
Ich möchte Ihnen einfach sagen: Ich weiß nicht, wie Sie zu Jesus stehen, aber mit Jesus kann man leben. Mit Jesus kann man richtig gut leben, sogar.
Ich lade Sie dazu ein. Natürlich, wenn Sie diese Entscheidung noch nicht getroffen haben, dann tun Sie es doch. Wenn Sie nicht mit Jesus leben, werden Sie etwas verpassen.
Es ist nicht immer einfach in der heutigen Zeit, weil viele Menschen dagegen sind. Aber die wichtigsten Fragen sind geklärt.
Ich muss immer an den Schächer am Kreuz denken, der mit dieser einen Entscheidung am Kreuz sagt: „Gedenke an mich, wenn du heute in dein Reich kommst.“ Mit dieser guten Entscheidung kann er tausend Fehlentscheidungen, die er getroffen hat, wegmachen.
Also: Mit Jesus kann man leben.
Ich habe das immer als schön und abenteuerlich empfunden, wenn wir als Familie gebetet haben oder wenn ich abends mit meiner Frau auf dem Bett sitze, die Hände falte, bete und den ganzen Tag Revue passieren lasse. Das ist einfach schön.
Wenn Sie das noch nicht so können, dann versuchen Sie es doch einfach mal. Sprechen Sie doch einfach mal Ihren Ehepartner darauf an: Sollen wir nicht heute Abend, vielleicht nach langer Zeit, mal wieder gemeinsam beten?
Das wird funktionieren, da bin ich mir hundertprozentig sicher.
Der Herr Jesus segne Sie, und vielen Dank fürs Zuhören.
